Leichtathletik INFORMationen 02/2023
Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE
Inhalt: Frühjahrstagung des FREUNDE-Vorstands + Tristan Kaufhold: Talentschau bei Jugend-Hallen-DM + Hallen-EM '23 in Istanbul + Kommentar zur Langstaffel-DM + Erinnerungen an die EM 1988 in Budapest + Mitgliederportrait: Klaus Habelt + Vereinsportrait: SSC Schwerin + Erfolgreiches Athletik-Team Holger Menne + Nachwuchs-Speerwerferin Mirja Lukas + Fanny Blankers-Koen Games + SpoHo Köln: Campustag und Konferenz "Schulsport im Fokus" + Quiz: 60 Jahre FREUNDE
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Heft <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend
Mitgliederversammlung<br />
„Förderverein FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.“<br />
Wir laden hiermit ein zur ordentlichen Mitgliederversammlung unseres Vereins am<br />
Sonntag, dem 09. Juli 2<strong>02</strong>3, 11:30 Uhr<br />
Tagungsort: Eppos Gastro, Damaschkestraße 35, 34121 Kassel<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadion.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Förderverein FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
Alfred Maasz<br />
Am Steinlein 2b, 97753 Karlstadt<br />
Telefon: 0 93 53 / 9 98 86, Fax / 99888<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fdlsport.de<br />
Internet: www.fdlsport.de<br />
FB: www.facebook.com/freundederleichtathletik<br />
Instagram: www.instagram.com/fdlsport<br />
Spenden und Anzeigen sind willkommen.<br />
Die Anzeigenpreisliste finden Sie online.<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse Mainfranken<br />
IBAN: DE25 7905 0000 0047 4317 21<br />
Erscheint viermal jährlich. Der Bezug dieser<br />
Zeitung ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Redaktion (V.i.S.d.P.):<br />
Peter Busse<br />
Dr.-Gemmert-Str. 24<br />
40882 Ratingen<br />
E-Mail: busse-ratingen@t-online.de<br />
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete<br />
Beiträge sind die Verfasser verantwortlich.<br />
Die FREUNDE sind bemüht alle Artikel in<br />
einer gendergerechten Sprache zu verfassen.<br />
Trotzdem kann auch die Redaktion eine solche<br />
Textpassage übersehen. Sollte das geschehen,<br />
bitten wir dies zu entschuldigen. Wenn bei<br />
Artikeln keine gendergerechte Anpassung<br />
vorgenommen wurde, so geschah dies auf<br />
ausdrücklichen Wunsch des Autors.<br />
Gestaltung und Druck:<br />
color-offset-wälter GmbH & Co. KG<br />
Oberste-Wilms-Straße 18, 44309 Dortmund<br />
Telefon: <strong>02</strong> 31 / 97 67 64 - 0<br />
E-Mail: kontakt@color-offset-waelter.de<br />
Internet: www.color-offset-waelter.de<br />
Titelfoto:<br />
Dirk Gantenberg<br />
Tagesordnung<br />
1. Eröffnung der Mitgliederversammlung und Begrüßung der Anwesenden<br />
– Feststellen der Teilnehmer und Stimmberechtigten<br />
2. Wahl des Protokollführers, einer Wahlkommission, eines Versammlungs- und<br />
Wahlleiters<br />
3. Bericht des Vorstandes einschließlich des Kassenberichtes<br />
4. Stellungnahme und Aussprache zu den Berichten<br />
5. Berichte der Kassenprüfer<br />
6. Entlastung des Schatzmeisters<br />
7. Satzungsänderung<br />
8. Neuwahlen<br />
9. Allgemeine Anträge<br />
10. Informationen über Veranstaltungen (national und international)<br />
11. Verschiedenes<br />
Anträge bitten wir bis spätestens 25.06.2<strong>02</strong>3 schriftlich an die Geschäftsstelle<br />
der FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>, Am Steinlein 2b, 97753 Karlstadt zu richten.<br />
Wir hoffen auf eine rege Teilnahme und würden uns freuen, möglichst viele Mitglieder<br />
begrüßen zu können. Näheres auch unter www.fdlsport.de<br />
Roland Frey<br />
Vorsitzender<br />
Vorschlag des Vorstands zu einer Satzungsänderung:<br />
ALT<br />
§ 7 Mitgliederversammlung<br />
Die ordentliche Mitgliederversammlung findet jährlich an einem Ort der Bundesrepublik<br />
Deutschland statt. Der/die Vorsitzende oder die Geschäftsstellenleitung<br />
muss mindestens zwei Wochen vorher unter Bekanntgabe des Zeitpunktes, des<br />
Tagungsortes und der Tagesordnung alle Mitglieder einladen. Die Bekanntgabe<br />
erfolgt in der Zeitschrift <strong>Leichtathletik</strong><strong>INFORMationen</strong> und auf der Internetseite<br />
des Vereins.<br />
NEU<br />
§ 7 Mitgliederversammlung<br />
Die ordentliche Mitgliederversammlung findet jährlich an einem Ort der Bundesrepublik<br />
Deutschland statt. Der/die Vorsitzende oder die Geschäftsstellenleitung<br />
muss mindestens zwei Wochen vorher unter Bekanntgabe des Zeitpunktes, des<br />
Tagungsortes und der Tagesordnung alle Mitglieder einladen. Die Bekanntgabe<br />
erfolgt über die Medien des Vereins.<br />
Titelseite:<br />
Bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften<br />
in Dortmund gewann der 16-jährige<br />
Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach)<br />
souverän den Titel über 3.000 m. Peter Middel<br />
portraitiert das Lauf-Talent in seinem Bericht auf<br />
Seite 4/5.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 2
FREUNDE-Vorstand tagte im Kurort<br />
Die Wahl des Tagungsortes der Frühjahrssitzung, Bad Schönborn in Baden-Württemberg, war<br />
kein Zufall. Nach den Corona-Jahren freuten sich die FREUNDE-Vorstandsmitglieder auf ein<br />
gemeinsames Wochenende in der Heimatgemeinde ihres Vorsitzenden Roland Frey.<br />
Von einer ungebrochenen Reiselust der FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong><br />
nach den coronabedingten Einschränkungen konnte<br />
der Vorsitzende Roland Frey berichten. So werden die FREUNDE<br />
bei den <strong>Leichtathletik</strong>-Weltmeisterschaften vom 19. bis<br />
27. August in Budapest mit mehr als 100 Dauerkarten-Inhabern<br />
wahrscheinlich eine der größten Fangruppen stellen.<br />
Für den FdL-Vorsitzenden kommt das große Interesse der Mitglieder<br />
nicht überraschend: „Die Anreise nach Budapest ist<br />
nicht so aufwendig wie zuletzt bei der WM in Eugene, und die<br />
Eintrittspreise halten sich dieses Mal im Rahmen. Da wollen<br />
viele von uns noch einmal die Chance nutzen, <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Weltmeisterschaften hautnah mitzuerleben. Das wird in zwei<br />
Jahren sicherlich anders sein, wenn die WM 2<strong>02</strong>5 in Tokio stattfinden<br />
wird.“<br />
Vorstandsmitglied Wilfried Walter, der bei den FREUNDEN für<br />
die Außenkontakte zuständig ist, wird dafür sorgen, dass bei der<br />
WM in der ungarischen Metropole ähnlich wie bei den Europameisterschaften<br />
in München wieder ein interessantes „Meet@<br />
Greet“ stattfinden wird. Zu diesem Treffen am 24. August werden<br />
bis zu 200 <strong>Leichtathletik</strong>-Fans aus mehreren europäischen<br />
Nationen erwartet. Veranstaltungsort ist das „Museum of World<br />
Athletics“ (MOWA) im Stadtzentrum von Budapest.<br />
Auf dem Reisezettel der FREUNDE, die vom 2. bis 5. März 2<strong>02</strong>3<br />
schon zu Gast bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul<br />
(Türkei) mit 20 Fans waren, stehen in diesem Jahr noch die<br />
Team-Europameisterschaften vom 21. bis 26. Juni im polnischen<br />
Chorzów. Das Interesse der FREUNDE an einem Besuch<br />
der Olympischen Spiele 2<strong>02</strong>4 in Paris hält sich dagegen wegen<br />
der horrenden Eintrittspreise in Grenzen.<br />
In diesem Jahr feiern die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> ihren<br />
60. Geburtstag. Zu den zentralen Aufgaben der gemeinnützigen<br />
Initiative zählt die Förderung des <strong>Leichtathletik</strong>nachwuchses.<br />
So unterstützen die mehr als 1.000 Mitglieder im Jubiläumsjahr<br />
mit einem Gesamtbetrag von 50.000 Euro vor allem das<br />
Fair-Play-Camp, das Jugendlager der Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Jugend (DLJ), den Geher-Cup für 11- bis 15-jährige Nachwuchstalente<br />
sowie die Fördermaßnahmen im Hammerwerfen, im<br />
Hochsprung und Stabhochsprung. In den letzten 60 Jahren<br />
stellten die FREUNDE die stolze Summe von 1,5 Millionen Euro<br />
für verschiedene Nachwuchsprojekte zur Verfügung.<br />
Anlässlich der 123. Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-Meisterschaften<br />
am 8./9. Juli in Kassel findet die Mitgliederversammlung der<br />
FREUNDE statt. In diesem Jahr stehen Wahlen an. FdL-Vorsitzender<br />
Roland Frey freut sich, dass sich alle Vorstandsmitglieder<br />
zur Wiederwahl stellen. Der FREUNDE-Abend wird am 8. Juli<br />
im Hotel Crede in Kassel durchgeführt. Er wird im Zeichen des<br />
60-jährigen Vereinsjubiläums stehen.<br />
Wer viel sitzt, sollte sich auch viel bewegen. Roland Frey nahm<br />
daher die Frühjahressitzung zum Anlass, den Vorstandsmitgliedern<br />
seine Heimatgemeinde näherzubringen. So zeigte<br />
er ihnen in Bad Schönborn bei einem Ortsrundgang den Kurpark,<br />
eine Schiefergrube, die zweitälteste Tankstelle der Welt<br />
und sein Elternhaus. Einen Tag später erwies sich Roland Frey<br />
auch als fachkundiger Fremdenführer in Speyer.<br />
Text und Foto: Peter Middel<br />
3 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Titelträger: Hendrik Müller (oben) überwand 5,40 m, Steven Freund sprang 15,43 m weit und Johanna Göring 1,87 m hoch.<br />
Talentschau bei Jugend-Hallen-DM<br />
Eine Woche nach den DM der Aktiven fanden die 54. Deutschen Hallenmeisterschaften der U20<br />
ebenfalls in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle statt. Insgesamt 764 Nachwuchstalente gingen<br />
an den Start. FREUNDE-Vorstandsmitglied Peter Middel ist ein 16-jähriger Langstreckenläufer<br />
ganz besonders aufgefallen.<br />
Keinen Respekt vor der teilweise zwei Jahre älteren Konkurrenz<br />
hatte Tristan Kaufhold bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften<br />
in Dortmund. Der 16-jährige Nachwuchs-Langstreckler<br />
des SSC Hanau-Rodenbach überraschte als einer der<br />
jüngsten Teilnehmer der Jugend-Titelkämpfe mit seinem Erfolg<br />
über 3.000 m. Eine Woche später pulverisierte er beim Lauf<br />
„Rund um das Bayer-Kreuz“ in Leverkusen seinen eigenen deutschen<br />
U18-Rekord über 10 km um 16 Sekunden auf erstklassige<br />
30:03 min.<br />
Der am 13. November 2<strong>02</strong>2 in Alter von 86 Jahren verstorbene<br />
Langstrecken-Pionier Harry Arndt hätte sicherlich seine große<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 4
Freude daran gehabt, wenn er bei den deutschen Jugend-<br />
Hallenmeisterschaften den 3.000-m-Lauf der männlichen<br />
Jugend U20 gesehen hätte. Dort begeisterte Tristan Kaufhold<br />
auf der 15-Runden-Distanz mit einem großartigen Finish, aus<br />
dem er als Sieger in 8:29,33 min vor Silas Zahlten (LG Brillux<br />
Münster, 8:30,57 min) und Jonas Kulgemeyer (OTB Osnabrück,<br />
8:31,31 min) hervorging. „Harry Arndt war in der Anfangszeit<br />
mein Mentor. Er hat seine große Laufleidenschaft auf viele übertragen<br />
– auch auf mich. Ihm und seinem Sohn Sascha Arndt,<br />
der mich inzwischen betreut, habe ich sehr viel zu verdanken“,<br />
betonte der letztjährige Teilnehmer der U18-WM in Jerusalem.<br />
Der Erfolg in Dortmund kam für Tristan Kaufhold überraschend,<br />
denn er hatte im Vorfeld der Titelkämpfe noch nicht die Zeiten<br />
abgeliefert, die er sich erhofft hatte. „Zudem habe ich gesehen,<br />
dass meine direkten Konkurrenten im Kampf um die Medaillen<br />
schon einige starke Rennen absolviert hatten. Daher war ich<br />
verwundert, dass niemand mit mir mitgehen konnte, als ich<br />
in der letzten Runde das Tempo forciert habe“, berichtete der<br />
Schützling von Sascha Arndt.<br />
Dass der Erfolg von Dortmund kein Zufallstreffer war, bewies<br />
der hoffnungsvolle Langstreckler des SSC Hanau-Rodenbach<br />
eine Woche später beim 10-km-Lauf „Rund um das Bayerkreuz“<br />
in Leverkusen, als er als U18-Sieger seine eigene deutsche<br />
U18-Bestleistung von 30:19 min auf die für sein Alter erstklassige<br />
Zeit von 30:03 min verbesserte. „Darüber habe ich<br />
mich unwahrscheinlich gefreut. Ich stufe diese Leistung für<br />
mich genauso hoch ein wie den Gewinn meines 3000-m-Titels<br />
in Dortmund,“ erklärte der alte und neue U18-Rekordler über<br />
10 Kilometer.<br />
„Entdeckt“ wurde Tristan Kaufhold im Alter von sechs Jahren,<br />
als er bei einem Volkslauf in seinem Wohnort Großkrotzenburg<br />
(Hessen) beim Bambini-Volkslauf über 1.000 m vorn lag. Sein<br />
Vater meldete ihn daher auch beim Hanauer Citylauf an. Klein-<br />
Tristan überquerte wieder als Sieger die Ziellinie. Er erhielt eine<br />
Einladung zum Schnuppertraining beim SSC Hanau-Rodenbach<br />
und in dem Verein eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft.<br />
„Die ganze Wettkampfatmosphäre bei dem Citylauf hat mir sehr<br />
gut gefallen. Sie war für mich eine willkommene Abwechslung<br />
zum Fußball, bei dem ich damals zunächst mein sportliches<br />
Glück finden wollte. Ich jage gelegentlich auch heute noch dem<br />
runden Leder nach, aber meine Einsätze werden immer weniger,<br />
weil die <strong>Leichtathletik</strong> für mich inzwischen im Vordergrund<br />
steht und die Verletzungsgefahr beim Fußball einfach zu groß<br />
ist“, erläutert der Kicker des FC Germania Großkrotzenburg, der<br />
auf dem Platz immer zu den ausdauerndsten und meist auch zu<br />
den schnellsten Spielern zählt.<br />
Tristan Kaufhold versucht inzwischen, täglich zu trainieren.<br />
Wenn es sein Stundenplan erlaubt, läuft der Zehntklässler des<br />
Franziskaner-Gymnasiums manchmal auch vor dem Unterricht.<br />
Nach den Sommerferien wird er zur Carl-von-Weinberg-Schule<br />
in Frankfurt, einer Elite-Schule des Sports, wechseln, wo er eine<br />
optimale schulische und sportliche Förderung erhalten wird.<br />
70 km. Je nach Jahreszeit können es auch einmal 120 km werden.<br />
Tempoläufe absolviert er meist zwei- oder dreimal in der<br />
Woche. An wettkampffreien Wochenenden steht bei ihm in der<br />
Regel ein Tempodauerlauf auf dem Programm. Noch nicht ausgeschöpft<br />
hat er seine Möglichkeiten im koordinativen Bereich.<br />
Auf den Unterdistanzen hat er mit Bestzeiten von 1:57,67 min<br />
über 800 m und 3:56,82 min über 1.500 m auch noch Luft nach<br />
oben. Auch seine Hausrekorde über 3.000 m (8:24,03 min) und<br />
5.000 m (14:46,40 min) werden in der Freiluftsaison nicht lange<br />
Bestand haben, legt man einmal seinen aktuellen deutschen<br />
U18-Rekord von 30:03 min zugrunde.<br />
Seinen Fokus im Sommer richtet er auf die 5.000 m, um sich<br />
für die U20-Europameisterschaften vom 7. bis 10. August in<br />
Jerusalem zu qualifizieren. „Obwohl ich noch der Klasse U18<br />
angehöre, starte ich bewusst in der höheren Alterskategorie,<br />
weil ich weitere internationale Erfahrungen sammeln möchte.<br />
Bei den unter 18-Jährigen wird nämlich in diesem Jahr keine<br />
EM oder WM angeboten“, erläutert Tristan Kaufhold, der im<br />
vergangenen Jahr bei der U18-EM in Jerusalem den 18. Platz<br />
belegte. Dass er sich auf dem richtigen Weg nach Jerusalem<br />
befindet, unterstrich der Schützling von Sascha Arndt bei den<br />
deutschen Langstreckenmeisterschaften am 6. Mai 2<strong>02</strong>3 in<br />
Mittweida, als er den 5.000-m-Titel in 14:38,69 min knapp vor<br />
Lukas Ehrle (LG Brandenkopf,14:39,03) gewann.<br />
Neben Tristan Kaufhold gefiel bei den Hallen-Titelkämpfen in<br />
Dortmund vor allem Hochspringerin Johanna Göring (Salamander<br />
Kornwestheim), die als überlegene Siegerin 1,87 m „überflog“<br />
und damit den Titel vor Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck,<br />
1,81 m) gewann. Hoch hinaus ging es auch für Hendrik<br />
Müller (TSV Bayer Leverkusen), der sich im Stabhochsprung<br />
über ausgezeichnete 5,40 m schwang und damit dem Sindelfinger<br />
Marc Metzger (5,15 m) keine Chance ließ. Den Dreisprung<br />
gewannen die Mannheimerin Ruth Hildebrand mit ihrer neuen<br />
Hallen-Bestweite von 12,92 m und Steven Freund (LC Chemnitz)<br />
mit herausragenden 15,43 m – 40 cm weiter als seine Freiluft-<br />
Bestweite. Im zurückliegenden Winter sprang allein der deutsche<br />
Hallenmeister Max Heß weiter.<br />
Gleich zwei Titel nahm Rosina Schneider (TV Sulz) mit nach<br />
Hause. Sie war Favoritin über 60 m Hürden und hatte bereits im<br />
Halbfinale eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. Im<br />
Finale siegte sie vor der Rostockerin Lia Flotow und Line Schröder<br />
(Hamburger SV). Über 200 m überraschte sie alle, nicht<br />
zuletzt sich selbst. Einen Tag nach ihrem Sieg über die Hürdenstrecke<br />
pulverisierte sie ihren Hausrekord (24,63 s) um nahezu<br />
eine Sekunde und gewann den Titel in 23,70 s – eine Zeit, die<br />
auch bei den deutschen Hallenmeisterschaften der Aktiven für<br />
eine Medaille gereicht hätte. Line Schröder (Hamburger SV), die<br />
Dritte über die Hürden, gewann Silber in 23,97 s, Bronze holte<br />
Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf).<br />
Text: Peter Middel<br />
Fotos: Peter Busse<br />
Der deutsche Jugend-Hallenmeister über 3.000 m kommt<br />
auf einen wöchentlichen Trainingsumfang von mindestens<br />
5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Die Hallen-EM 2<strong>02</strong>3 in Istanbul<br />
Nach der Hallen-WM 2012 fand in der seinerzeit neu errichteten Ataköy Athletics Arena mit der<br />
37. Hallen-EM bereits die zweite <strong>Leichtathletik</strong>-Großveranstaltung in der türkischen Metropole<br />
statt. Der DLV war mit 32 Sportlern bei den insgesamt 26 Entscheidungen vertreten, und auch<br />
ca. 20 FREUNDE waren live vor Ort, um die deutschen Athleten anzufeuern.<br />
Spannende Wettkämpfe auf hohem Niveau<br />
Zu feiern gab es in der Ataköy Athletics Arena dann auch genug:<br />
Neben durchgehend spannenden Wettkämpfen gab es einen<br />
Hallen-Weltrekord (Nafissatou Thiam/BEL im Fünfkampf mit<br />
5.055 Pkt., gleichzeitig Hallen-Europarekord) und vier Meisterschaftsrekorde<br />
(durch Jakob Ingebrigtsen/NOR, Mujinga<br />
Kambundji/SUI, Nafissatou Thiam/BEL und die Niederlande in<br />
der 4×400-m-Staffel der Frauen). Zusätzlich wurden vier Weltjahresbestleistungen,<br />
39 Nationalrekorde und 83 persönliche<br />
Bestleistungen aufgestellt (dabei zwei durch Majtie Kolberg<br />
über 800 m der Frauen und Manuel Eitel mit 6.047 Pkt. im<br />
Siebenkampf).<br />
Das Highlight der viertägigen Veranstaltung bildete der Fünfkampf<br />
der Frauen, in dem sowohl Nafissatou Thiam als auch<br />
Adrianna Sulek aus Polen den bestehenden Weltrekord überboten.<br />
Dieser Weltrekord wurde übrigens 2012 in der Ataköy-<br />
Arena aufgestellt, als Nataliya Dobrynska bei der Hallen-WM<br />
2012 Gold für die Ukraine gewann. Der Wettkampf entwickelte<br />
sich zu einem wahren Krimi: Sulek, die im Laufe des Wettkampfes<br />
persönliche Bestleistungen im 60-m-Hürdenlauf (8,21 s), im<br />
Kugelstoßen (13,89 m), Hochsprung (1,89 m) und Weitsprung<br />
(6,62 m) aufgestellt hatte, lief auch über 800 m das Rennen ihres<br />
Lebens und gewann den Lauf in 2:07,17 min, deutlich unter ihrer<br />
Bestzeit von 2:09,56 min. Damit war sie für wenige Sekunden<br />
Weltrekordhalterin – bis Thiam nach ihr ins Ziel kam und ihre<br />
bisherige Hallenbestzeit (2:18,80 min) mit 2:13,60 min ebenfalls<br />
pulverisierte. Thiam verbesserte den alten Weltrekord schließlich<br />
um 41 Pkt., und auch Sulek blieb mit 5.014 Pkt. um einen<br />
Zähler über der alten Marke.<br />
Historischer Doppelsieg über 3.000 m<br />
Höhepunkt aus deutscher Sicht war der 3.000-m-Lauf der<br />
Frauen. Nachdem die Niederländerin Sifan Hassan nicht<br />
gemeldet war und Titelverteidigerin Laura Muir sich allein auf<br />
die 1.500 m konzentrierte, war der Weg frei für Hanna Klein<br />
und Konstanze Klosterhalfen, die – einmalig in der Historie der<br />
Europameisterschaften – als Nummer eins und zwei der europäischen<br />
Jahresbestenliste angereist waren. Es entwickelte<br />
sich bald ein spannendes Rennen zwischen den beiden Deutschen,<br />
aber anders als bei den deutschen Hallenmeisterschaften<br />
wenige Tage zuvor konnte Klosterhalfen ihre spurtstarke<br />
Konkurrentin aus Tübingen diesmal nicht abschütteln,<br />
und so war es Hanna Klein, die 150 m vor dem Ziel an Konstanze<br />
Klosterhalfen vorbeizog und mit PB von 8:35,87 min ihren ersten<br />
Europameistertitel holte.<br />
Im Weitsprung, dem vielleicht hochklassigsten und spannendsten<br />
Wettkampf der Veranstaltung, lag Weitsprung-Olympiasiegerin<br />
Malaika Mihambo bis zum fünften Versuch mit 6,83 m<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 6
in Führung, bis noch ein Trio an ihr vorbeizog – wobei die Britin<br />
Jazmin Sawyers im fünften Versuch erstmals in ihrer Karriere<br />
7 m weit sprang und damit eine neue Weltjahresbestleistung<br />
aufstellte.<br />
Europas Superstars in Topform<br />
Über 400 m gewannen die Favoriten Femke Bol und Karsten<br />
Warholm wie erwartet, doch während Femke Bol souverän ihr<br />
Rennen als Europameisterin beendete (in 49,85 s, ihrer dritten<br />
Zeit unter 50 s in dieser Hallen-Saison), hatte 400-m-Hürden-<br />
Weltrekordler Karsten Warholm auf der Zielgeraden Schwierigkeiten<br />
und konnte sich nur durch einen Zielsprung und<br />
anschließenden Sturz vor dem starken Belgier Julien Watrin ins<br />
Ziel retten.<br />
Etwas überraschend war hingegen, wie souverän der norwegische<br />
Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen sowohl über 1.500 m als<br />
auch über 3.000 m gewann – und damit (im Alter von 22 Jahren)<br />
bereits seine Europameistertitel Nummer 10 und 11 im Aktivenbereich<br />
holte! Ingebrigtsen hatte noch im Frühjahr mit erheblichen<br />
Verletzungsproblemen zu kämpfen und musste u. a.<br />
krankheitsbedingt ein geplantes Trainingslager absagen. Dessen<br />
ungeachtet stellte er bei seinem zweiten Titelgewinn am<br />
Schlusstag über 3.000 m sogar einen norwegischen Rekord auf.<br />
Weitere Höhepunkte in der Ataköy Arena<br />
Laut und emotional wurde es in der Halle beim Dreisprung der<br />
Frauen. Die 22-jährige Türkin Tugba Danismaz sprang bereits<br />
im ersten Versuch vor heimischem Publikum mit 14,31 m türkischen<br />
Rekord und holte die Goldmedaille – die einzige Medaille<br />
der Gastgeber bei diesen Titelkämpfen.<br />
Über 60 m der Männer gewann nicht der haushohe Favorit,<br />
Olympiasieger und Hallen-Weltmeister Lamont Marcel<br />
Jacobs (ITA), sondern sein Landsmann Samuele Ceccarelli, der<br />
ihn schon bei den italienischen Hallenmeisterschaften überraschend<br />
geschlagen hatte. Ceccarelli, der vor dieser Saison nur<br />
eine Bestzeit von 6,72 s über 60 m aufzuweisen hatte, steigerte<br />
sich von Wettkampf zu Wettkampf, bevor er im Halbfinale 6,47 s<br />
lief und diese Zeit im Finale mit 6,48 s bestätigte. Jacobs wurde<br />
mit 6,50 s in Saisonbestzeit Zweiter.<br />
Im Mittelstreckenlauf der Frauen dominierten wie erwartet<br />
die britischen Ausnahmeläuferinnen Laura Muir und Keely<br />
Hodgkinson. Laura Muir verteidigte ihren Titel über 1.500 m<br />
in europäischer Jahresbestzeit von 4:03,40 min und sicherte<br />
sich damit ihren fünften Europameistertitel in der Halle, während<br />
die erst 21-jährige Keely Hodgkinson ihren Titel von<br />
Torun über 800 m ungefährdet in 1:58,66 min verteidigte. Eine<br />
bemerkenswerte Leistung erbrachte Majtie Kolberg aus Ahrweiler,<br />
die sowohl im Vorlauf (2:01,94 min) als auch im Halbfinale<br />
(2:01,49 min) persönliche Hallenbestzeit lief und mit dem Finaleinzug<br />
belohnt wurde.<br />
Wilma Murto, die Tochter von Sari Murto, der Vorsitzenden<br />
des mit uns befreundeten finnischen Fan-Clubs „Supporters of<br />
Finland“, verbesserte den eigenen Landesrekord im Stabhochsprung<br />
gleich zweimal und wurde – wie in München 2<strong>02</strong>2 – nun<br />
auch in der Halle Europameisterin.<br />
Im Weitsprung der Männer sicherte sich Olympiasieger Miltiádis<br />
Tentóglou (GRE) den Titel mit 8,30 m und avancierte zum ersten<br />
Weitspringer, der drei Hallen-EM-Titel in Folge gewinnen<br />
konnte.<br />
Enttäuschungen nach starkem Auftakt<br />
Nachdem es am ersten Wettkampftag gleich vier deutsche<br />
Medaillen für das deutsche Team gegeben hatte (Doppelsieg<br />
über 3.000 m der Frauen, Silbermedaille für Sara Gambetta im<br />
Kugelstoßen und Bronze für Max Heß im Dreisprung), waren<br />
die Erwartungen für weitere Erfolge hoch – doch bei den vier<br />
Medaillen sollte es leider bleiben …<br />
Besonders enttäuschend der letzte Wettkampftag, an dem<br />
die Deutschen mit vier vierten Plätzen mehrfach nur hauchdünn<br />
an einer Medaille vorbeischrammten: Tobias Potye (Hochsprung<br />
Männer), Manuel Eitel (Siebenkampf), Torben Blech<br />
(nomen est omen) im Stabhochsprung und Malaika Mihambo<br />
im Weitsprung.<br />
Mit nur 4 Medaillen erzielte das deutsche Team das schlechteste<br />
Ergebnis seit 2007, landete jedoch dank der Goldmedaille<br />
von Hanna Klein im Medaillenspiegel auf dem 10. Platz (2<strong>02</strong>1<br />
belegte Deutschland in Torun mit 6 Medaillen nur den 16. Platz:<br />
0/2/4 = 6).<br />
Kulturelle Höhepunkte Istanbuls<br />
Neben dem Besuch der Wettkämpfe in der Ataköy-Arena blieb<br />
für die 20 mitgereisten FREUNDE-Fans noch genügend Zeit, die<br />
kulturellen Höhepunkte Istanbuls zu erkunden. So wurde im<br />
Rahmen verschiedener Halbtagestouren – teilweise geführt,<br />
teilweise „auf eigene Faust“ – auch der Hagia Sophia, der Blauen<br />
Moschee, dem Taksim-Platz oder dem Galata-Turm ein ausführlicher<br />
Besuch abgestattet.<br />
Auch von den Repressionen des autoritären Erdogan-Regimes,<br />
die etliche FREUNDE-Mitglieder von einer Reise abgehalten<br />
hatten, war nichts zu bemerken. Allerdings war die überproportionale<br />
Polizeipräsenz, vor allem im Stadtzentrum, nicht<br />
zu übersehen. Auch die Kontrollen am Flughafen waren deutlich<br />
strenger als in Deutschland gewohnt.<br />
Die nächsten Halleneuropameisterschaften finden vom 6. bis<br />
9. März in Apeldoorn/NL statt. 2<strong>02</strong>4 werden die Hallenweltmeisterschaften<br />
in Glasgow/GB ausgetragen (1. bis 3. März).<br />
Text und Foto: Wilfried Walter<br />
7 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Anmerkungen zur DM Langstaffeln<br />
Im letzten Heft des vergangenen Jahres hatte Timo Benitz die kritische Frage gestellt: „Staffeln<br />
auf’s Abstellgleis?“, nachdem der frühe Meisterschaftstermin für 2<strong>02</strong>3 bekannt geworden war.<br />
Andreas Grieß zieht ein Fazit der Titelkämpfe.<br />
Die diesjährigen deutschen Meisterschaften<br />
Langstaffeln könnten durchaus<br />
als eine mehrfache Wette gewertet<br />
werden. Eine Wette darauf, dass es schon<br />
gut geht. Warum? Da ist zunächst einmal<br />
der Termin zu nennen, der in dieser<br />
Zeitschrift bereits thematisiert wurde<br />
und der Trainer und Athleten sowohl in<br />
der Periodisierung des Trainings als auch<br />
psychologisch mit einer DM zum Saisoneinstieg<br />
vor eine ganze Reihe an Herausforderungen<br />
stellte.<br />
Der extrem frühe Termin brachte in<br />
der Folge den dazugehörigen Qualifikationsstress<br />
mit sich. Innerhalb der<br />
Freiluftsaison vorab die nötige Norm zu<br />
laufen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit<br />
und wurde tatsächlich auch nur von<br />
einer Hand voll Vereinen (erfolgreich)<br />
angegangen. Eine Norm aus dem Vorjahr<br />
konnten angesichts von Vereinswechseln und insbesondere in<br />
der Jugend auch aus jüngeren Altersklassen erst aufrückende<br />
Sportler freilich nicht alle Teams vorweisen. Immerhin ermöglichte<br />
der DLV es dieses Jahr erstmals, auch in der Halle die nötigen<br />
Qualifikationen zu laufen, was durchaus genutzt wurde<br />
und als erfreulichen Nebeneffekt für mehr Staffelwettbewerbe<br />
unter dem Dach gesorgt hat.<br />
Dennoch darf man sich fragen, warum wir im Einzel den<br />
nationalen Spitzenathleten in den Bundeskadern (durchaus<br />
zurecht) den Qualifikationsdruck für nationale Titelkämpfe<br />
durch Sonderzulassungen nehmen, andererseits aber Jugendmannschaften,<br />
die oft keine <strong>Leichtathletik</strong>halle zum Trainieren<br />
haben und die gleich mehrere Personen fit an die Startlinie<br />
bringen müssen, diesem Druck aussetzen. Es wäre ja auch eine<br />
Option gewesen, auf Normen für Staffeln ganz zu verzichten,<br />
zumindest solange ein Verein nicht mehrere Staffeln im gleichen<br />
Wettbewerb melden will. Das nähme der Veranstaltung<br />
jedoch freilich auch Wertigkeit. Das Argument, dass die Meisterschaft<br />
dadurch schwer planbar wäre, kann hingegen nicht geltend<br />
gemacht werden, immerhin verzichtete man als DLV beim<br />
deutlich größeren und unkalkulierbaren Teil der Veranstaltung,<br />
den Seniorenklassen, anders als bei Jugend und Hauptklasse<br />
nämlich völlig auf Zulassungsbeschränkungen.<br />
Neben dem Termin wusste der Austragungsort zu überraschen:<br />
Bietigheim-Bissingen. Dort fanden die Teilnehmer ein Stadion<br />
ohne Tribüne oder Überdachung vor, was Ende April in<br />
einem feucht-kalten Fiasko hätte enden können. Noch am Vortag<br />
hatte es stark geregnet. Die mit viel Herzblut engagierten<br />
und freundlichen örtlichen Veranstalter zauberten in diesem<br />
Umfeld eine reibungslose Meisterschaft. Schade war, dass die<br />
Daheimgebliebenen keine Chance hatten, per Livestream mit<br />
ihren Teamkollegen mitzufiebern.<br />
Wie hoch der Wert der Staffeln und einer DM-Teilnahme für<br />
viele ist, zeigte sich in mehreren Fällen in von den Teams eigens<br />
kreierten Team-Shirts. Und entgegen anderer Befürchtungen<br />
waren auch mehrere Spitzenathleten am Start, wie zum Beispiel<br />
Hallen-Europameisterin Hanna Klein, Christoph Kessler oder die<br />
Langsprinterinnen Carolina Krafzik, Alica Schmidt und Jessica-<br />
Bianca Wessolly.<br />
Es bleibt das Fazit: Eine Staffel-DM kann ein gutes Event werden.<br />
In diesem Jahr hatte der Verband zum Teil Glück, welches<br />
nicht übersehen werden sollte, damit man diese Probleme im<br />
kommenden Jahr aus dem Weg räumt. Hört man sich bei den<br />
Trainern und Athleten um, überwiegt aber nach wie vor eine<br />
Meinung: Fügt die Hauptklasse-Langstaffeln wieder bei den<br />
Jugendmeisterschaften ein und vor allem die Jugend-Staffeln<br />
bei den großen deutschen Meisterschaften der Männer und<br />
Frauen!<br />
Text und Foto: Andreas Grieß<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 8
Vor 25 Jahren – Gedankensplitter<br />
Kinder, wie die Zeit vergeht! Henning Wedderkop erinnert sich lebhaft an das sehr ungewöhnliche<br />
<strong>Leichtathletik</strong>jahr 1998. Der Höhepunkt im Sommer, nachdem ein gewisser Viktor Orbán<br />
als Ministerpräsident die Europameisterschaften in Budapest eröffnet hatte. 25 Jahre später<br />
reisen mehr als 100 FREUNDE zu den <strong>Leichtathletik</strong>-Weltmeisterschaften in die ungarische<br />
Hauptstadt.<br />
Schon der Auftakt ließ auf ein gutes <strong>Leichtathletik</strong>jahr hoffen.<br />
Bei der Hallen-DM in Sindelfingen feierte Dieter Baumann<br />
einen Doppelsieg, der 19-jährige Nils Schumann schlug den<br />
erfahrenen Nico Motchebon und über die Hürden dominierte<br />
Falk Balzer. Bei den Frauen gewann Melanie Paschke beide<br />
Kurzstrecken; Grit Breuer und Alina Astafei beeindruckten mit<br />
guten Leistungen. Bei der Hallen-EM wenig später in Valencia<br />
bestätigten die Deutschen mit fünf Titeln ihre Top-Form. Nils<br />
Schumann, Tim Lobinger, Oliver Buder, Melanie Paschke und<br />
Grit Breuer gewannen Goldmedaillen.<br />
Im Juli fanden die Deutschen Meisterschaften bei kaltem und<br />
regnerischem Wetter im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in<br />
Berlin statt. Die Zuschauerzahlen blieben vierstellig, für damalige<br />
Zeiten rätselhaft wenig. Dieter Baumann wurde erneut<br />
Doppelsieger, diesmal lag Motchebon vor Schumann, und<br />
Charles Friedeck, Heinz Weis, Boris Henry, Heike Dechsler und<br />
Tanja Damaske warteten trotz der widrigen Umstände mit Leistungen<br />
auf, die für die EM einiges erhoffen ließen. Der Stabhochsprung<br />
fiel dem schlechten Wetter zum Opfer und die<br />
Meisterschaft fand eine Woche später in Nürnberg statt; Tim<br />
Lobinger übersprang 5,92 m und scheiterte dreimal an der<br />
Rekordhöhe von 6,01 m.<br />
Höchst bemerkenswert noch die Rede zum 100-jährigen<br />
Verbandsjubiläum des DLV. Beim Sommerfest im Maritim-<br />
Hotel lauschte die Festversammlung dem großen Rhetor und<br />
Gelehrten Walter Jens, emeritierter Professor für Allgemeine<br />
Rhetorik und Klassische Philologie an der Universität Tübingen.<br />
Er referierte über Odysseus, den „Ahnherrn aller Leicht-<br />
9 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Die <strong>Leichtathletik</strong> in Deutschland stand<br />
1998 blendend da. Das verleitete Heide<br />
Ecker-Rosendahl, DLV-Vizepräsidentin<br />
Marketing, zu Aussagen, die aus heutiger<br />
Sicht recht übermütig wirken: „7,66 Millionen<br />
Zuschauer verfolgen in der ARD<br />
am Schlusstag der <strong>Leichtathletik</strong>-Europameisterschaften<br />
in Budapest die großen<br />
sportlichen Erfolge der deutschen<br />
Nationalmannschaft.<br />
Laut TV-Movie-Umfrage im Juli 1998<br />
wollen die TV-Zuschauer vor allem mehr<br />
<strong>Leichtathletik</strong> sehen, gefolgt von Tanzen<br />
und Turnen.<br />
athleten“ und ging dabei auf Vorbild und Unabhängigkeit der<br />
<strong>Leichtathletik</strong> ein, aber auch auf aufkommende Probleme zwischen<br />
Doping und Kommerzialisierung. Ausführlich zitierte<br />
Prof. Jens aus Manfred Germars Traktat „Lob der Sports“: „Wir<br />
haben, als wir mit dem Sport begonnen haben, an unseren Körper<br />
gedacht. Aber am Ende hat auch unser Charakter durch das<br />
Beispiel von Fairness und Unfairness viel mitbekommen und<br />
sogar unsere Seele in den feinen Schwingungen<br />
zwischen Sieg und Niederlage.<br />
... Das bedeutet keineswegs, dass wir die<br />
sportliche Höchstleistung leugnen sollten,<br />
aber dem Streben sollten Grenzen<br />
gesetzt sein.“ Bravo! Der Vortrag von Prof.<br />
Jens wurde mit Riesenbeifall bedacht, im<br />
DLV-Jahrbuch und auch dem Magazin<br />
„<strong>Leichtathletik</strong>“ komplett abgedruckt<br />
(das damals übrigens 32 Seiten hatte und<br />
zur EM auch schon mal 56).<br />
Im August reisten dann zahlreiche<br />
FREUNDE eine Woche nach Budapest,<br />
um im umgebauten NEP-Stadion die<br />
Europa-Meisterschaften zu erleben.<br />
Das Wetter spielte wieder nicht mit<br />
und die Gegentribüne war nicht überdacht.<br />
Aber das deutsche Team übertraf<br />
alle Erwartungen: 8 Gold-, 7 Silberund<br />
8 Bronzemedaillen und Rang eins in der Punktwertung<br />
nach Endkampfplätzen. Die Titelträger von 1998 verdienen es,<br />
genannt zu werden:<br />
Nils Schumann 1:44:89 min (Schumann lässt Kipketer stehen)<br />
Damian Kallabis 8:13:10 min (Sensationell!)<br />
Lars Riedel 67.07 m (Riedel triumphiert vor Schult)<br />
Grit Breuer 49.93 s (Überlegen zum Titel)<br />
Heike Drechsler 7.16 m (4-mal Europameisterin in Folge)<br />
Franka Dietzsch 67.49 m (Gold im letzten Durchgang)<br />
Tanja Damaske 69.10 m (Konkurrenz geschockt)<br />
A. Feller, U. Rohländer, S. Rieger, G. Breuer 3:23:03 min<br />
Eine weitere Repräsentativumfrage verdeutlicht:<br />
76 % Akzeptanz krönen die<br />
<strong>Leichtathletik</strong> zur beliebtesten Sponsor-Disziplin.<br />
König Fußball wird zu einem der Thronfolger<br />
degradiert.“<br />
Generalausrüster war damals adidas, Generalsponsor IBM und<br />
dazu kamen als Hauptsponsoren des DLV die Deutsche Lufthansa,<br />
Mercedes-Benz, Sony, Fuji-Film, Canon, Krombacher,<br />
Gerolsteiner und Bauhaus. Eine illustre Ansammlung von<br />
Wirtschaftspartnern. Wie schnell sich der Globus doch dreht:<br />
35 Jahre zuvor waren die FREUNDE die ersten Sponsoren überhaupt.<br />
Heute, 25 Jahre später, dominiert der Fußball alles. Er<br />
hat nicht nur Sponsoren abgezogen, sondern vor allem auch<br />
Zuschauer. Wenn FREUNDE-Mitglied Kurt Ring, seit fast einem<br />
Vierteljahrhundert Orga-Chef der längst international renommierten<br />
Gala in Regensburg, noch immer davon träumt, dass<br />
mal 5.000 Zuschauer ins Stadion kommen mögen, dann sagt<br />
das viel, wenn nicht alles aus.<br />
Text: Henning Wedderkop <br />
Fotos: Gladys Chai von der Laage<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 10
Einer, der von Anfang an dabei war<br />
In unserer jüngsten Jubiläumsliste fanden sich etliche Namen, die erfreulicherweise seit Jahrzehnten<br />
als Mitglieder der FREUNDE den <strong>Leichtathletik</strong>-Nachwuchs fördern und den meisten<br />
als ehemalige Aktive etwas sagen dürften. So zum Beispiel Bärbel Wöckel, mit vier olympischen<br />
Goldmedaillen erfolgreichste deutsche Leichtathletin, oder Dieter Baumann, Olympiasieger<br />
über 5.000 m und damit 1992 sogar „Sportler des Jahres“.<br />
Wer aber ist Klaus Habelt, der bereits seit Gründung unseres<br />
Vereins Mitglied der FREUNDE ist? Klaus Habelt, Jahrgang 1933,<br />
begleitete seinen Vater am 15. Februar 1963 zur Gründungsversammlung<br />
des Fördervereins FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> nach<br />
München. Max Habelt war einer der Gründungsmitglieder. Sein<br />
Sohn Klaus trat noch am gleichen Tag dem Verein bei.<br />
Klaus Habelt: „Man vertrat die Notwendigkeit, dass zur Förderung<br />
der Spitzensportler mehr geschehen muss. Vor allem<br />
benötigten diese finanzielle Unterstützung zu Fahrten des täglichen<br />
Trainings, auch zu Wettkämpfen, zur Aufbesserung der<br />
Ernährung sowie für Ausrüstung und Anschaffung von Sportgeräten.<br />
Direkte Unterstützung an die Athleten war aufgrund<br />
des Amateurstatus nicht möglich. Dies musste und sollte über<br />
einen Förderverein geschehen, damit das alles seine Legalität<br />
hat.“<br />
Max Habelt war Inhaber der Sportgerätefabrik Berg in Nürnberg,<br />
die in ihrer Geschichte weltweit nationale wie internationale<br />
Meisterschaften und Olympische Spiele bestückte.<br />
Sohn Klaus beerbte seinen Vater in dieser Funktion, die er bis zu<br />
deren Verkauf 1988 innehatte. Daraus entstand eine tiefe Verbindung<br />
zu Funktionären und Athleten aus der <strong>Leichtathletik</strong>.<br />
„Bei uns zuhause waren Athleten wie Wolfermann, Lauer, Fütterer<br />
oder Funktionsträger wie Dr. Danz, Martens, Bechthold<br />
und viele mehr öfters zu Gast“, so Habelt.<br />
„<strong>Leichtathletik</strong> ist und war mein Leben. Habe Tausende von<br />
Stunden mit verbracht“. Klaus Habelt war auch langjährig<br />
der Präsident des Verbandes der Europäischen Sportgeräteindustrie<br />
und konnte hier sein Wissen und seine Erfahrungen<br />
einbringen.<br />
Heute verfolgt er die <strong>Leichtathletik</strong> meist über das Fernsehen,<br />
den Besuch der Team EM in Chorzow/Polen in diesem Jahr zieht<br />
er zumindest in Erwägung.<br />
Die Informationen über die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> bezieht<br />
er vorwiegend über unsere Zeitschrift. Die Fördermaßnahmen<br />
findet er prima: „Sonst wäre ich schon längst aus dem Verein<br />
ausgetreten.“ Diese Verbundenheit zeigt er auch durch den FdL-<br />
Aufkleber an seinem Auto. Wünschen wir Klaus Habelt, dass er<br />
seine Freude an der <strong>Leichtathletik</strong> und an unseren Förderverein<br />
noch lange beibehält.<br />
Text: Roland Frey<br />
Fotos: FdL und privat<br />
11 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Vorgestellt: Der SSC Schwerin<br />
Unser Mitglied Uli Stegmann aus Essen reist nicht nur gern zu internationalen <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Veranstaltungen, sondern auch öfter nach Mecklenburg. Kürzlich sprach er dort mit Jan Kalcher,<br />
der seit 30 Jahren dem Vorstand des Schweriner Sportclubs (SSC) angehört.<br />
Die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern mit<br />
ihren knapp 100.000 Einwohnern hat eine große <strong>Leichtathletik</strong>-Tradition.<br />
Neben Olympiasieger Gerd Wessig, Weltmeister<br />
Thorsten Voß oder Weltrekordhalter Jürgen Schult<br />
könnten noch viele andere erwähnt werden. Sieht man sich<br />
die Vereinsrekorde an, kann man nur staunen. Heute hat die<br />
LA-Abteilung des Großvereins rund 200 Mitglieder und steht<br />
damit an 35. Stelle der Vereinsrangliste des DLV. Volleyball<br />
(Frauen Bundesliga), Fußball, Hockey, Radsport sind andere<br />
Abteilungen.<br />
Ich hatte mich mit Jan Kalcher verabredet, um mir die Sportanlage<br />
zeigen zu lassen und mehr über die gegenwärtige Situation<br />
der <strong>Leichtathletik</strong> in Schwerin zu erfahren.<br />
Der kann sich offenbar über Arbeit nicht beklagen. Als wir durch<br />
die <strong>Leichtathletik</strong>-Halle gingen, wurde er ständig angesprochen.<br />
Mal wurde ihm eine Quittung in die Hand gedrückt, es folgte<br />
ein kurzes Gespräch mit einem Trainer, ein Telefonat wurde<br />
angenommen und mir die Halle gezeigt. Der Verein verfügt<br />
über zwei hauptamtliche Trainer – morgens in der Schule und<br />
am Nachmittag auf den Anlagen. Insgesamt 14 Trainerinnen<br />
und Trainer gewährleisten den Übungsbetrieb.<br />
Wie bekommt man das hin? Gibt es hier keine Probleme?<br />
Leichtathleten sagt man ja nach, sie seien Einzelkämpfer; ich<br />
versichere Ihnen, wir sind eine Mannschaft im Vorstand. Die<br />
Zusammenarbeit ist hervorragend. Wir haben fünf Leute, die<br />
sich sehr gut ergänzen. Unser Kummer ist, wir bilden aus und<br />
können nach dem Abitur keine Universität anbieten. Schwerin<br />
ist seit Jahrhunderten eine Beamtenstadt. Dann verlieren wir<br />
die Athleten. Das tut weh. Später, so haben wir die Feststellung<br />
gemacht, kommen einige zurück und stellen sich dem Verein<br />
zur Verfügung. Daran kann man erkennen, dass wir vieles richtig<br />
machen.<br />
Eine imponierende Sportstätte. Acht Rundbahnen in<br />
einem gepflegten Stadion mit Zuschauerrängen. Eine<br />
große Halle mit mehreren Anlagen für sämtliche Sprungdisziplinen,<br />
einer Wurfwand, Turngeräten und Kraftraum.<br />
Dazu zwei 200 m Rundbahnen, eine Sprintgerade<br />
für 6 Läufer. Daneben das Internat mit Unterbringungsmöglichkeiten<br />
und Mensa. Wie finanzieren sie das denn?<br />
Es macht uns schon stolz, was da zur Verfügung steht. Die<br />
Bedingungen sind optimal. Aber Geld kostet es in der Tat.<br />
Durch die Corona-Zeit zu kommen, war für uns sehr heraus-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 12
fordernd. Kein Training, keine Wettkämpfe. Das Geld floss nicht<br />
so wie sonst. Die Anlage gehört einer Betreibergesellschaft. Wir<br />
bezahlen dort Miete. Geld bekommen wir von den Stadtwerken,<br />
der Sparkasse, dem LSB, durch Spenden und Mitgliedsbeiträge.<br />
Manchmal greifen auch die Eltern unserer Schützlinge tief in die<br />
Taschen. Wir kommen mit Anstrengung über die Runden.<br />
Wie hoch sind denn die Mitgliedsbeiträge?<br />
Zwischen 15 und 25 Euro.<br />
Das erscheint sehr hoch.<br />
Das Geld brauchen wir, sonst kriegen wir es nicht gestemmt.<br />
Wenn jemand nicht in der Lage ist, das zu leisten, finden wir<br />
Wege der Finanzierung. Die Anlage ist von morgens 8 Uhr bis<br />
zum Abend offen. Das gilt für Trainer, plus Physiotherapie, plus<br />
Arzt. Vorhin waren in der Halle auch Alterssportler. Wir sind ein<br />
gefragter Anlaufpunkt.<br />
Meisterschaften erreicht, dann fährt der auch dahin. Außerdem<br />
kriege ich viel mit der jahrzehntelange Erfahrung auf die Reihe.<br />
Man muss natürlich schon ganz schön leichtathletikverrückt<br />
sein, um 3- oder auch 5-mal in der Woche nach Feierabend, wie<br />
unser Trainerteam, eine Einheit von 90 Minuten zu leiten. Oder,<br />
wenn wir zu Wettkämpfen fahren, uns samstags um 5 Uhr treffen<br />
und am Sonntag gegen 22 Uhr zurückkommen. Wir haben<br />
im Winter oft weit über 100 Athleten in der Halle beim Training<br />
– das alles macht Spaß und motiviert mich.<br />
Ist der Verein prosperierend oder ist es schwer, den Standard<br />
zu halten?<br />
Es gibt eine konstante Entwicklung. Im letzten Jahr waren wir<br />
sehr zufrieden.<br />
Eliteschule und Internat – erzählen Sie mal.<br />
Es gibt 43 Eliteschulen des Sports in Deutschland. Wir versuchen<br />
hier stets eine reine <strong>Leichtathletik</strong>klasse zu bekommen.<br />
Das gelingt nicht in jedem Jahrgang, aber oft. Über die Medien<br />
und Schulen bieten wir Sichtungstermine ab der 4. Schulklasse<br />
zur Aufnahme auf das Sportgymnasium an. Dann gibt<br />
es den Sprint- und Sprungtest, Medizinballschocken und einen<br />
600-m-Lauf. Sind wir uns im Einzelfall nicht sicher, wird noch<br />
einmal gesichtet und dann gibt es ein endgültiges Urteil.<br />
Zwei Athleten sind im Perspektivkader des DLV?<br />
Gillian Ludwig, der Stabhochspringer, und Owe Fischer-Breiholz,<br />
ein hervorragender Läufer über 400 m Hürden, Jahrgang 2004.<br />
Owe lief über 400 Meter in der Halle in diesem Jahr 47,88 s. Und<br />
steht damit vorn in der Hallenbestenliste 2<strong>02</strong>3. Trainiert wird er<br />
durch einen erfahrenen Mann, Thomas Schuldt, der auch schon<br />
Athleten zu internationalen Meisterschaften gebracht hat.<br />
In ihren Reihen haben sie zwei Stabhochspringer der<br />
deutschen Spitzenklasse. Wie vereinbart sich das mit dem<br />
Beruf?<br />
Gillian Ludwig, Jahrgang 1998, Bestleistung 5,72 m, Europameisterschaftsteilnehmer<br />
von Istanbul, ist bei der Polizei und<br />
Jan Linus Human, der 2<strong>02</strong>2 gemeinsam mit Torben Blech Deutscher<br />
Hallenmeister wurde, ist ebenfalls Jahrgang 1998, hat eine<br />
Ausbildung bei der Stadt gemacht und ist dort angestellt. Unser<br />
Trainer Andreas Rändler ist der Garant für eine gute Ausbildung.<br />
Martina Strutz, 2011 Vize-Weltmeisterin mit einer PB von 4,80 m,<br />
kommt ja auch von hier. Es ist uns schon wichtig, dass wir Aushängeschilder<br />
mit Strahlkraft haben. Das ist gut für unseren Verein,<br />
damit wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.<br />
Wie kriegt man das hin und was treibt Sie dabei an?<br />
Die <strong>Leichtathletik</strong> in Mecklenburg-Vorpommern muss leben!<br />
Es ist uns wichtig, dass wir viele Aktive in die Landeskader<br />
bekommen. Im Landeskader Sprint sind z. B. von uns vom<br />
Jahrgang 2005 bis 2008 allein neun Nachwuchstalente. Wir<br />
brauchen eine gute Breite, um daraus etwas für die Spitze zu<br />
entwickeln. Ich habe nichts dagegen, wenn wir in den Trainingsgruppen<br />
eine Hackordnung haben. Das fördert die Leistung. Ich<br />
freue mir ein Loch in den Bauch, wenn ich strahlende Athletengesichter<br />
sehe. Wenn jemand die Norm für die Deutschen<br />
Für mich eine imponierende Arbeit, die dort geleistet wird.<br />
Hilfreich ein Blick auf den ausgehängten Trainingsplan. Am<br />
Montagnachmittag gibt es in der Zeit von 14.30 Uhr bis<br />
18.30 Uhr neun Trainingsgruppen in Sprung, Stoß/Wurf,<br />
Sprint und allgemeiner Ausbildung. Dauer der Einheiten<br />
60 Minuten bis 3 1/2 Stunden. Das spricht für sich. Dazu sind<br />
gute Strukturen erforderlich und ein funktionierendes Team.<br />
Mehr als 100 gleichzeitig trainierende Athleten werden für<br />
mich dadurch erklärlich. Die <strong>Leichtathletik</strong> ist in Schwerin<br />
sehr gut aufgehoben. Wenn man sich ein paar Stunden auf<br />
der Anlage und in der Halle aufhält, sieht man ein höchst<br />
lebendiges Treiben.<br />
Übrigens: Im März 2012 wurde die alte <strong>Leichtathletik</strong>halle<br />
Opfer eines Brandstifters. Er wurde gefasst und auch verurteilt.<br />
Die FREUNDE stifteten spontan 5.000 Euro. Das half<br />
damals sehr. Die neue Halle wurde an anderer Stelle, aber<br />
auf diesem Areal neu gebaut. Sie ist ihren Ausmaßen größer.<br />
Die Kombination mit dem Stadion ist ideal. Sie wird<br />
auch durch andere Vereine, zum Beispiel für Trainingslager<br />
genutzt. Schwerin ist folglich nicht nur wegen der Seenplatte<br />
und das außergewöhnliche Schloss eine Reise wert.<br />
Text und Interview: Uli Stegmann<br />
Fotos: Uli Stegmann und SSC<br />
13 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Athletik-Team-Holger-Menne<br />
„Begeisterung und Ehrgeiz, das ist Sport für mich. Als Trainer habe ich mich dem Leistungssport<br />
verschrieben. Meine Motivation ist die Motivation der Athletinnen, denn sie bringen die Bereitschaft<br />
zum täglichen Training mit.“<br />
Im Dezember 2019 lernte ich Holger Menne (FREUNDE-Mitglied)<br />
mit seinen Athletinnen beim Talent-Mehrsprungcup in<br />
Köln kennen. Über dieses Treffen berichtete ich in dem Artikel<br />
„Wo findet man Talente“ in unserer Zeitung. Im April 2<strong>02</strong>3<br />
besuchte ich ihn und seine Athletinnen beim Training im Parkstadion<br />
in Baunatal. In den mehr als drei Jahren ist viel passiert.<br />
Das Athletik-Team besteht inzwischen aus vier Athletinnen mit<br />
unterschiedlichem Leistungsspektrum. Holly Okuku (Jg. 2005),<br />
Masha-Sol Gelitz (Jg. 2006), Finja Krug (Jg. 2005) und Lilly Müller<br />
(Jg. 2003). Sie werden vom Heimatverein in Baunatal großzügig<br />
unterstützt und haben hervorragende Trainingsmöglichkeiten.<br />
Aufgrund der herausragenden Leistungen wechselte Holly<br />
Okuku kürzlich zum Sprintteam Wetzlar. Sie wird aber weiter<br />
voll umfänglich von Holger Menne in Baunatal trainiert.<br />
Holly Okuku ist inzwischen in der deutschen Sprintszene<br />
angekommen (100 m in 11,59 s, 200 m in 23,62 s). Im letzten Jahr<br />
wurde sie in der U18 deutsche Meisterin und U18-Vizeeuropameisterin<br />
über 200 m. Masha-Sol Gelitz gewann den Titel bei<br />
den deutschen U16-Meisterschaften 2<strong>02</strong>1 im Dreisprung und<br />
Weitsprung und qualifizierte sich für die U18-EM in Jerusalem.<br />
Darüber hinaus gab es für die Athletinnen bei vielen Meisterschaften<br />
Medaillenplatzierungen und weitere Erfolge. Die Trainings-<br />
und Wettkampfergebnisse der Wintersaison lassen eine<br />
weitere Steigerung für 2<strong>02</strong>3 erhoffen.<br />
Bei dem Treffen in Baunatal sprach ich mit Holger Menne<br />
über die von ihm trainierten Athletinnen, seine Trainingsvorstellungen<br />
und seine Ziele.<br />
Deine Trainingsgruppe ist klein, aber fein. Was ist das<br />
Besondere an deinem Team?<br />
Die Bereitschaft zum täglichen Training verbindet sie. Als Trainer<br />
im Hochleistungssport hast du die Aufgabe, jemanden auf<br />
seinem Weg zu begleiten, vielleicht bis zu den Olympischen<br />
Spielen oder anderen großen <strong>Leichtathletik</strong>events. Gleichzeitig<br />
hat man aber auch eine soziale Verantwortung. Ich habe eine<br />
Athletin wie Holly, die sicherlich internationalen Ansprüchen<br />
gerecht werden kann, aber ich habe auch Athletinnen, die<br />
weit unter dem sind. Aber in so einer Trainingsgruppe muss<br />
auch nicht jede dieses Niveau haben. Für diese Athletinnen<br />
bedeuten das Erreichen einer Landesmeisterschaft oder deutschen<br />
Jugendmeisterschaft eine enorme Anstrengung. Das ist<br />
auch das Besondere an dem Team und das macht es auch aus.<br />
Es ist nicht notwendig, dass alle das gleiche Niveau haben. Die<br />
„Schwächere“ kann sich dann an der „Stärkeren“ orientieren.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 14
An diesem Wochenende steht das technische Sprinttraining<br />
an. Ich stelle fest, dass hierfür sehr viel Trainingszeit<br />
aufgewendet werden muss.<br />
Was ist erforderlich, um jemanden erfolgreich nach oben zu<br />
bringen? Hierbei spielt die Herangehensweise eine besondere<br />
Rolle. Natürlich muss auch der konditionelle Level immer etwas<br />
angehoben werden, aber mit Technik im Sprint ist gemeint,<br />
wie ich jemanden läuferisch entwickele, z. B. Laufstil, Fußaufsatz,<br />
Armführung, Schrittlänge, Frequenz. Diese Ausbildung<br />
ist deswegen so schwierig und zeitaufwendig, weil der junge<br />
Mensch sich immer wieder verändert und entwickelt. Bis in den<br />
Erwachsenenbereich ist es praktisch kein Leistungstraining,<br />
sondern die Vorbereitung auf ein Leistungstraining. Das ist für<br />
mich der entscheidende Faktor. Wir machen oft den Fehler, in<br />
der <strong>Leichtathletik</strong> nur ergebnisorientiert zu denken. Wir müssen<br />
sehen, dass wir die Ergebnisse etwas hintanstellen, damit wir<br />
zugunsten der technischen Anforderungen im Sprint uns auch<br />
entwickeln können. Wenn wir konditionelle Dinge zu weit vorholen,<br />
dann geht das zu Ungunsten der Technik und man kann<br />
im jungen Erwachsenenalter nicht mehr so viel draufpacken<br />
und es kommt zur endgültigen Stagnation.<br />
Holly ist vereinsmäßig zum Sprintteam Wetzlar gewechselt.<br />
Besteht eine Gefahr, dass die Athletinnen zu Großvereinen<br />
abwandern?<br />
Die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten hier beim GSV<br />
Eintracht Baunatal und die größtmögliche Unterstützung des<br />
Teams im privaten, aber auch im sportlichen Bereich durch den<br />
Vorstand ist eine hervorragende Basis und Voraussetzung für<br />
gute Leistungen. Man muss der Realität ins Auge sehen und die<br />
Dinge auf sich zukommen lassen. Zum einen steht man natürlich<br />
auch immer im Gespräch mit dem Verein und den Athletinnen,<br />
aber solche Ergebnisse und Leistungen wecken Begehrlichkeiten,<br />
beim Bundestrainer und auch bei Großvereinen. Das<br />
ist ja ganz normal, aber ob diese Begehrlichkeit berechtigt ist,<br />
das ist fraglich. Ich arbeite jetzt 10 Jahre mit Holly zusammen<br />
und kenne sie sehr gut. Ich kenne ihre Stärken, ihre Schwächen,<br />
ich weiß genau, wie man sie trainieren muss, und ich habe auch<br />
eine Vision, wie man sie dann auch vielleicht in einen Endlauf<br />
bei den Olympischen Spielen bekommt. Wir suchen nicht den<br />
Europameister, wir suchen den Olympiasieger! Einen wissenschaftlichen<br />
Beweis für eine Leistungssteigerung bei einem<br />
Großverein gibt es nicht. Usain Bolt hat auch immer mit seinem<br />
Heimtrainer zusammengearbeitet und der hat ihn zum schnellsten<br />
Läufer der Welt gebracht. Trainiert Holly auf diesem Niveau<br />
in meinem Team so weiter, kann der Wunsch nach einem olympischen<br />
Finale in Erfüllung gehen. Dies gelang im Kurz-Flachsprint<br />
unzählige Jahre keiner Frau.<br />
Mit den Athletinnen unterhielt ich mich über ihren Trainer,<br />
ihre persönlichen Stärken und ihre sportlichen Ziele. Was<br />
zeichnet Holger als Trainer und Mensch aus?<br />
Er ist sehr zielstrebig, aber auch sehr einzigartig und unterscheidet<br />
sich sehr von anderen Trainerinnen und Trainern<br />
(das wissen wir von den anderen Athletinnen). Er ist auch sehr<br />
gefühlvoll und super fleißig in Bezug auf unser Training und<br />
die Betreuung bei Wettkämpfen. Er erklärt und begründet die<br />
Trainingspläne und denkt in die Zukunft. Er schaut auch auf<br />
jede Einzelne.<br />
Als persönliche Stärken gaben Holly, Masha, Finja und Lilly<br />
in unterschiedlicher Gewichtung den persönlichen Ehrgeiz,<br />
die Freude am Sport, die individuelle Kraft und auch<br />
die mentale Stärke an.<br />
Die Ziele für diese Sommersaison sind für die Athletinnen<br />
unterschiedlich. Das große Ziel für Holly ist neben der Teilnahme<br />
an den deutschen Meisterschaften in Kassel, der<br />
Gewinn der Goldmedaille über 200 m bei der U20-EM in Jerusalem.<br />
Masha möchte nach ihrem schwierigen Jahr 2<strong>02</strong>2 in diesem<br />
Jahr gesund bleiben und Bestleistungen im Weitsprung<br />
und Dreisprung erreichen. Über einen Titel bei den deutschen<br />
U18-Meisterschaften würde sie sich sehr freuen. Für Finja und<br />
Lilly steht die Gesundheit ebenfalls an erster Stelle. Beide wünschen<br />
sich die Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft.<br />
Alle haben für die Zukunft ein großes Ziel. Sie wünschen sich,<br />
bei internationalen Meisterschaften starten zu können. Für<br />
Holly und Masha sind die avisierten Ziele die Olympischen<br />
Spiele 2<strong>02</strong>8 in Los Angeles.<br />
Text: Joachim Höller<br />
Fotos: Iris Hensel und Joachim Höller<br />
15 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Vom „Wumms“ im Sport<br />
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in letzter Zeit wiederholt der Sprache des Sports bedient.<br />
FREUNDE-Mitglied Peter Middel, der uns immer wieder Talente im Portrait vorstellt, hat hingegen<br />
kürzlich eine junge Sportlerin interviewt, die den „Doppel-Wumms“ bereits seit einem<br />
Jahrzehnt praktiziert.<br />
Neben der <strong>Leichtathletik</strong> zählt Handball zu den großen Leidenschaften<br />
von Mirja Lukas. Wenn sich die Spielerin der DJK Eintracht<br />
Coesfeld dem Strafraum der gegnerischen Mannschaften<br />
nähert, werden die Torhüterinnen nervös, denn die 18-Jährige<br />
verfügt über eine enorme Sprungkraft und einen richtigen<br />
„Wumms“.<br />
Von dieser enormen Wurfkraft profitierte Mirja Lukas, die in<br />
der <strong>Leichtathletik</strong> für die LG Coesfeld startet, auch bei den<br />
letztjährigen deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm, als sie<br />
im letzten Versuch des Speerwerfens das Wurfgerät auf ausgezeichnete<br />
50,37 m beförderte und damit den Titel vor der<br />
Gladbeckerin Pia Meßing (49,16 m), gewann. Diese Leistung<br />
toppte sie dann noch Ende Juli 2<strong>02</strong>2 bei den FICEP-Games im<br />
österreichischen Klagenfurt, als sie sich in ihrer Spezialdisziplin<br />
auf hervorragende 51,16 m verbesserte.<br />
Dass Mirja Lukas ihren Titelgewinn bei den Jugend-Titelkämpfen<br />
in Ulm erst im letzten Durchgang sicherstellen konnte, hängt<br />
unter anderem mit ihrer mentalen Stärke zusammen, denn sie<br />
ist bei Wettkämpfen hochmotiviert und hochfokussiert. Beim<br />
Speerwerfen hilft ihr dabei immer, dass sie ein bestimmtes Ritual<br />
hat. „Ich stelle mich vor den Würfen an meine Ablaufmarke,<br />
schließe meine Augen und gehe den gesamten Bewegungsablauf<br />
noch einmal gedanklich durch. Dann atme ich einige<br />
Male tief durch und los geht’s. Dieser Ablauf hilft mir enorm,“<br />
betont die letztjährige deutsche U18-Speerwurfmeisterin.<br />
Da Mira aus einem sportlichen Elternhaus stammt – ihr Vater<br />
und ihr drei Jahre älterer Bruder sind Handballer –, begann sie<br />
bereits im Alter von vier Jahren bei der DJK Eintracht Coesfeld<br />
mit der <strong>Leichtathletik</strong>. Zunächst schnupperte sie in alle Disziplinen<br />
hinein. Ihre Veranlagung für das Speerwerfen, das zu<br />
den technisch anspruchsvollsten Wurfdisziplinen in der <strong>Leichtathletik</strong><br />
zählt, entdeckte sie vor fünf Jahren. Bei ihrer anfänglichen<br />
Tour durch die <strong>Leichtathletik</strong> machte sie Bekanntschaft<br />
mit dieser Wurfdisziplin, die der jungen Leichtathletin von<br />
Anfang an gut gefiel. „Das hing sicherlich damit zusammen,<br />
dass ich damals auch schon Handball spielte und dadurch einen<br />
recht schnellen und kräftigen Wurfarm habe,“ erläutert Mirja<br />
Lukas, die seit ihrem sechsten Lebensjahr schon doppelgleisig<br />
fährt.<br />
Ihre handballerischen Aktivitäten musste sie wegen ihrer<br />
Erfolge in der <strong>Leichtathletik</strong> zuletzt jedoch ein wenig zurückschrauben.<br />
Schließlich hat sie 2<strong>02</strong>2 neben ihrem DM-Titel in<br />
Ulm noch bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in<br />
Sindelfingen im Speerwerfen der Klasse U18 die Silbermedaille<br />
gewonnen und belegte bei den U18-Europameisterschaften in<br />
Jerusalem in ihrer Spezialdisziplin mit 49,59 m einen respektablen<br />
sechsten Rang.<br />
Das Bemerkenswerte: Aufgrund ihrer vielseitigen leichtathletischen<br />
Ausbildung versteht Mirja Lukas nicht nur<br />
im Speerwerfen, sondern auch in einigen anderen leichtathletischen<br />
Disziplinen ihr Metier. Dies bewies die Allrounderin<br />
im vergangenen Jahr 2<strong>02</strong>2 unter anderem auch bei den NRW-<br />
Mehrkampfmeisterschaften in Lage, als sie in ihrer Alterskategorie<br />
überlegen den Titel im Siebenkampf mit 4.694 Punkten<br />
gewann.<br />
Ganz Abschied vom Mehrkampf, den sie schon in der Schülerklasse<br />
in ihr Herz geschlossen hat, möchte Mirja Lukas nicht<br />
nehmen. „Meine Hauptambitionen gelten in Zukunft natür-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 16
lich weiterhin dem Speerwerfen, aber mir gefallen auch viele<br />
andere Disziplinen in der <strong>Leichtathletik</strong>, sodass ich sie nicht<br />
missen möchte“, betont die vielseitige Coesfelderin, die unter<br />
anderem auch schon 1,60 m im Hochsprung und 5,03 m im<br />
Weitsprung erzielte.<br />
Auch wenn Mirja Lukas die Saison 2<strong>02</strong>2 wegen ihrer lädierten<br />
Schulter vorsichtshalber vorzeitig abschloss, will sie in diesem<br />
Jahr wieder voll angreifen und ähnlich erfolgreich wie 2<strong>02</strong>2<br />
sein, „Ich habe noch viel Verbesserungspotenzial. So muss ich in<br />
Zukunft vor allem weiter an meiner Technik feilen“, erklärt die<br />
letztjährige Sechste der U18-EM. Um ihren Bewegungsablauf in<br />
der technisch aufwändigen Wurfdisziplin zu optimieren, stehen<br />
ihr mit ihren beiden Heimtrainern Bernd Bohmert und Sandra<br />
Bertels sowie Landesdisziplin-Trainer Thomas Stienemeier drei<br />
erfahrene Fachleute mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Auf durchschnittlich fünf Trainingseinheiten pro Woche kommt<br />
Mirja Lukas. Davon sind meist nur zwei Einheiten mit dem Speer,<br />
denn in ihrem Alter steht bei ihr die athletische Ausbildung<br />
weiterhin im Vordergrund.<br />
Mirja Lukas hat den großen Vorteil, dass sie in Coesfeld wohnt<br />
und alles schnell mit dem Fahrrad erreichen kann. Nach ihrem<br />
Abitur am Gymnasium Nepomucenum möchte sie ihre Möglichkeiten<br />
im Sport erst einmal weiter ausloten. In der <strong>Leichtathletik</strong><br />
ist ihr der Wechsel in die Alterskategorie U20, in der sie mit<br />
dem 600 Gramm schweren Speer (bisher 500 Gramm werfen<br />
muss, wegen ihrer enormen Wurfkraft problemlos gelungen,<br />
denn beim Werfertag am 1. Mai in Bochum erreichte sie in ihrer<br />
Spezialdisziplin vielversprechende 48,01 m und schob sich<br />
damit auf Anhieb in der Klasse U20 auf Platz eins der deutschen<br />
Bestenliste.<br />
Demnächst möchte Mirja Lukas ihr Hobby gerne zu ihrem Beruf<br />
machen – ob in der Schule als Lehrerin oder in einem anderen<br />
Bereich, weiß sie noch nicht. Sie wird auf jeden Fall ihren Weg<br />
gehen, denn in Sachen Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit liegt<br />
sie jetzt schon in vielen Bereichen ganz vorn.<br />
Text: Peter Middel<br />
Foto: LG Coesfeld<br />
Julian Weber mit starken Würfen<br />
Seit 1981 findet in Hengelo ein international bedeutendes <strong>Leichtathletik</strong>-Meeting statt, das<br />
nach Fanny Blankers-Koen benannt ist, die 1999 zur Leichtathletin des Jahrhunderts gewählt<br />
worden war. Am ersten Juni-Wochenende machte sich deshalb ein halbes Dutzend FREUNDE<br />
auf zu unseren Nachbarn, um u. a. Weltklasseathleten im Speerwurf zu sehen.<br />
Kurzfristig absagen musste Olympiasieger<br />
Neeraj Chopra (Indien), auch<br />
Andreas Hofmann verschob seinen<br />
Saison-Einstieg. Triumphator war Julian<br />
Weber, dem Würfe von 86,78 m und<br />
87,14 m gelangen. Der Olympiasieger<br />
von 2012 und Olympia-Dritte von 2016<br />
Keshorn Walcott belegte mit 83,56 m<br />
den zweiten Platz. Der beste Finne,<br />
Oliver Helander, wurde mit 80,50 m<br />
Dritter, während sich Johannes Vetter<br />
nach einjähriger Wettkampfpause mit<br />
72,85 m begnügen musste.<br />
Ansprechende Leistungen zeigten<br />
auch die 18-jährige Johanna Göring mit<br />
1,90 m im Hochsprung, Laura Müller in<br />
52,08 s über 400 m und Joshua Abuaku<br />
in 49,23 s über 400 m Hürden. Glänzen<br />
konnten hier Yaroslava Mahuchikh<br />
mit 2,00 m, Femke Bol in 50,11 s und CJ<br />
Allen in 48,24 s.<br />
Eine Galavorstellung lieferte Armand<br />
Duplantis ab; bis einschließlich 6,11 m<br />
sprang er ohne Fehlversuch, danach<br />
versuchte er sich vergeblich an der<br />
Weltrekordhöhe von 6,23 m.<br />
Bejubelt von ihren rund 15.000 Landsleuten<br />
im ausverkauften (!) Fanny-Blankers-Koen-Stadion<br />
wurde Sifan Hassan,<br />
die bereits am Vorabend die 10.000 m<br />
in 29:37.80 min gewonnen hatte. Sie<br />
siegte am Sonntag über 1.500 m in<br />
3:58,12 min.<br />
Text und Foto: Peter Busse<br />
17 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
→ Wir haben schon Sportgeräte gebaut, da<br />
haben andere noch damit gespielt!<br />
LAUFEN<br />
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HOCHSPRUNG<br />
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beraten Sie gerne.<br />
Schäper Sportgerätebau GmbH<br />
Nottulner Landweg 107, 48161 Münster<br />
Telefon: +49 (25 34) 62 17 - 10<br />
Telefax: +49 (25 34) 62 17 - 20<br />
E-Mail: info@sportschaeper.de
Meldungen<br />
FREUNDE-Abend während der Deutschen Meisterschaften<br />
Der FREUNDE Abend anlässlich der DM findet am 8. Juli (Beginn:<br />
19:30 Uhr) im Hotel Crede, Knorrstraße 13, 34134 Kassel statt. Das<br />
Hotel Crede ist vom Auestadion ca. 1,7 km entfernt.<br />
Das Hotel bietet uns ein reichhaltiges und vielfältiges Grillbuffet<br />
an. Der Preis beträgt 19 Euro pro Person (ohne Getränke) und wird<br />
wegen des FREUNDE-Jubiläums sogar etwas subventioniert. Damit<br />
das Hotel eine Planungssicherheit hat, bitten wir, der Geschäftsstelle,<br />
Mail: geschaeftsstelle@fdlsport.de, bis zum 27. Juni Eure Teilnahme<br />
zu bestätigen.<br />
Denkt bitte daran, Euch rechtzeitig Karten bei Alfred Maasz für die<br />
Deutschen Meisterschaften zu kaufen. Die Dauerkarte für beide Veranstaltungstage<br />
kostet 65,50 Euro pro Person. Noch Fragen? Thomas<br />
Kuntke, Tel: 0171-7561153, Mail: freightconsulantkuntke@gmx.de,<br />
beantwortet sie gerne.<br />
Die FREUNDE fördern den Hochsprung<br />
In diesem Jahr erhält das Projekt „Entwicklung einer leistungsorientierten<br />
Trainingsgruppe Hochsprung (U16/U18) am Standort<br />
Hamburg unter Einbeziehung von Athlet*innen aus den anderen<br />
norddeutschen Bundesländern“ einen finanziellen Zuschuss unseres<br />
Fördervereins. Initiatoren sind Markus Köchling (HSV-Nachwuchstrainer<br />
Sprint und Sprung), Mario Kral (Landestrainer Sprung) und Nils<br />
Winter (Leistungssport-Koordinator beim HSV). FREUNDE-Projektbetreuer<br />
ist Thomas Kuntke (Duisburg), der in der Hallensaison<br />
die Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein<br />
besuchte und dabei Markus sowie seiner Athletin Karla Schymura<br />
(Jg. 2007) zum Titelgewinn gratulieren konnte.<br />
Heft 1/2<strong>02</strong>0<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend<br />
Heft 04/2<strong>02</strong>1<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend<br />
Heft 2/2019<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
Freunde der <strong>Leichtathletik</strong> und Vereinigung Ehemaliger Leichtathleten<br />
Dieses FREUNDE-Mitglied hat Ahnung von <strong>Leichtathletik</strong>!<br />
Die meisten Leser sind vor Ostern an unserem <strong>Leichtathletik</strong>-Quizfinale<br />
gescheitert. Es gab sechs Geschichten – in eine war der Fehler<br />
eingebaut, den es zu finden galt. Gleich zu Beginn war zum Beispiel<br />
zwar richtig, dass der Paderborner Osterlauf Deutschlands ältester<br />
Straßenlauf ist, aber die traditionelle Flasche Eierlikör für die Nummer<br />
1111 hatte unser Autor, FREUNDE-Mitglied Reinhard Stein, erfunden.<br />
Vollends vergebens war die Fehlersuche in den fünf übrigen<br />
Geschichten. Thomas Fechner (unser Bild) erhielt als ausgewiesener<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-Experte jetzt eine Flasche Eierlikör im Rahmen eines<br />
sportlichen Dinners im Golfclub Hösel. Auf Seite 23 findet sich eine<br />
weitere Chance, Euer <strong>Leichtathletik</strong>wissen unter Beweis zu stellen.<br />
Unsere Themen:<br />
+ Herbstklausur der Vorstands<br />
+ FREUNDE-Abend in Leipzig<br />
+ Förderung Mehrsprung<br />
+ Förderung Stabhochsprung<br />
+ Förderung Hammerwurf<br />
Die <strong>Leichtathletik</strong><strong>INFORMationen</strong> nachlesen?!<br />
Alle Ausgaben der letzten Jahre unserer FREUNDE-<br />
Zeitung findet man auf der Website fdlsport.de.<br />
Noch schneller geht es, wenn nebenstehender<br />
QR-Code eingelesen wird. Er führt direkt zum<br />
Zeitungsarchiv der FREUNDE.<br />
Unsere Themen:<br />
+ Einladung MV<br />
+ Satzungsänderung<br />
+ Der Fall Semenya<br />
+ „Die Stimme“<br />
Bei den FREUNDEN Mitglied werden<br />
Mitglied werden ist wirklich leicht:<br />
1.) Antrag downloaden – https://fdlsport.de/formulare/FdL_Antrag-Mitgliedschaft.pdf.<br />
2.) den Antrag ausfüllen, dabei den von Ihnen gewünschten Jahresbeitrag festlegen (für Personen, Vereine und Firmen<br />
liegt der jährliche Mindestbeitrag bei 60 € – ab einem Betrag von 100 € werden Firmen oder Vereine auf unserer Website<br />
als unser Partner genannt – Partner von Mitgliedern zahlen fest 20 € jährlich und Neumitglieder bis zum 27. Lebensjahr<br />
2 € im Monat).<br />
3.) den ausgefüllten Antrag an unsere Geschäftsstelle senden (siehe Impressum Seite 2).<br />
Wichtig: Den oberen Teil des Antrags bitte unbedingt vollständig ausfüllen, da sonst keine Mitgliedschaft erfolgen kann.<br />
Schön wäre es, wenn wir Sie telefonisch oder per Mail kontaktieren dürften, zum Beispiel bei Rückfragen.<br />
Falls wir auch Fotos oder Videos, auf denen Sie abgebildet sind, veröffentlichen dürfen, füllen Sie bitte auch den unteren<br />
Teil mit der Einverständniserklärung aus.<br />
19 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Ein Besuch an der SpoHo Köln<br />
Unser FREUNDE-Mitglied Samuel Mathiot ist 15 Jahre alt, lebt in Magdeburg und kam mit Eltern<br />
und Geschwistern vor acht Jahren aus Frankreich zunächst ins Rheinland. Berufswunsch: Sportjournalismus.<br />
Deshalb besuchte er kürzlich den Campustag der Sporthochschule (SpoHo) Köln.<br />
Sport fasziniert mich. Im Verein habe ich mit <strong>Leichtathletik</strong><br />
begonnen, danach als Säbelfechter an vielen Turnieren teilgenommen.<br />
Tischtennis und Basketball wurden nebenbei<br />
meine Hobbys in der Schule. Mit 12 Jahren habe ich montags<br />
für meine Freunde eine „Sportzeitung“ geschrieben und verteilt.<br />
Momentan spiele ich vornehmlich als rechter Verteidiger<br />
Fußball in der Landesliga der U17 des TuS 1860 Magdeburg-<br />
Neustadt. Gerne würde ich später irgendetwas mit Sport zu<br />
meinem Beruf machen. Mein Traum: Sportjournalist. Deshalb<br />
bin ich im Frühjahr zum Campustag nach Köln gefahren.<br />
Um 9 Uhr war der Hörsaal 1 der SpoHo. mit gut 100 bis 150 Leuten<br />
gefüllt. Außerdem gab es einen Livestream, damit die Interessierten,<br />
die weiter weg wohnen, trotzdem den Campustag<br />
mitverfolgen konnten. Zur Einleitung gab es ein Spiel, wobei<br />
der Moderator bestimmte Aussagen aufrief; die Betroffenen<br />
sollten dann aufstehen. Das betraf Angaben über die wöchentliche<br />
Sportaktivität, den späteren Studienwunsch oder auch<br />
die Strecke der Anreise. Ich war überrascht, wie viele sehr weite<br />
Wege zurückgelegt hatten.<br />
In einem allgemeinen Teil wurden dann die verschiedenen<br />
Studienangebote, der Studienaufbau und die Zulassungsbedingungen<br />
vorgestellt. Ich fand die Vorstellung der fünf<br />
Bachelor-Abschlüsse sehr spannend: Management und Kommunikation,<br />
Prävention und Therapie, Freizeitsport, Sportanalyse<br />
und – für mich besonders wichtig – Sportjournalismus.<br />
Daneben ist es auch möglich, an der SpoHo für das Lehramt<br />
aller fünf Schulformen zu studieren.<br />
Später haben zwei Studenten den Sporteignungstest vorgestellt.<br />
Um an der SpoHo zu studieren, muss er bestanden<br />
werden. Bei diesem Eignungstest (ET) werden fünf Sportarten<br />
(<strong>Leichtathletik</strong>, Mannschaftsspiele, Rückschlagspiele, Turnen<br />
und Schwimmen) mit 20 Einzelleistungen geprüft. Man<br />
darf maximal ein Defizit haben. Der ET ist drei Jahre lang gültig,<br />
wobei der letzte Teil in einem Ausdauerlauf besteht, der<br />
unbedingt bestanden werden muss.<br />
Es ging weiter mit Informationen über die verschiedenen<br />
Bachelorabschlüsse. Diese wurden von Koordinatoren der<br />
jeweiligen Studiengänge gegeben. Dort erfuhren wir Einzelheiten<br />
über den Aufbau und Inhalt des jeweiligen Studiums,<br />
die Klausuren und späteren Berufsmöglichkeiten. Die Campusführung<br />
begann nach der Mittagspause. Ich fand den Rundgang<br />
sehr beeindruckend. Beim ersten Blick realisiert man<br />
nicht die komplette Größe des Campus. Die SpoHo Köln ist die<br />
größte Sporthochschule Europas und das erkennt man gut an<br />
ihren 22 Hallen, dem Schwimmzentrum und vielen weiteren<br />
Einrichtungen. Es gibt eine Halle für fast jede Sportart, sogar<br />
Fechten und Radsport! Sie werden teilweise auch von Vereinen<br />
benutzt, aber auch jeder Student kann dort trainieren. Man<br />
muss die Halle nur zuvor buchen und seinen Studentenausweis<br />
als Pfand abgeben. Ich war wirklich überrascht, dass diese<br />
Hochschule so groß und so gut ausgestattet ist, besonders<br />
mit dem eigenen Sportpark, wo man jederzeit Fußball, <strong>Leichtathletik</strong><br />
oder andere Outdoor-Aktivitäten ausüben kann.<br />
Zu guter Letzt ging es zurück in Hörsaal 1, wo drei Studenten<br />
uns einen Blick in ihren Alltag gegeben haben. Für sie ist Köln<br />
die perfekte Studienstadt, wo es einem nie langweilig wird.<br />
Außerdem betonten sie, dass sie Phasen haben, wo ausreichend<br />
Zeit für ihren Lieblingssport beziehungsweise Leistungsschwerpunkt<br />
bleibt. Dieser Besuch hat mich sehr überzeugt, mir ernsthaft<br />
Gedanken über ein Studium an der SpoHo Köln zu machen.<br />
Jetzt aber freue ich mich schon auf mein zweiwöchiges Schulpraktikum,<br />
das ich demnächst in der Sportredaktion der Rheinischen<br />
Post in Düsseldorf antreten werde. Bericht folgt!<br />
Text: Samuel Mathiot<br />
Foto: SpoHo Köln<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 20
Wir über uns – Geburtstage<br />
21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Schulsport im Fokus<br />
Sind die Lehrkräfte eigentlich gut vorbereitet, um <strong>Leichtathletik</strong> in der Schule unterrichten zu<br />
können? Was können die Dozierenden der Universitäten voneinander lernen? Und wie kann<br />
der DLV seine Expertise in den Prozess der Lehrkräfteausbildung einbringen?<br />
Diese und weitere Fragestellungen wurden im Mai an der<br />
Deutschen Sporthochschule (SpoHo) Köln diskutiert. Der DLV,<br />
die Kommission <strong>Leichtathletik</strong> der Deutschen Vereinigung für<br />
Sportwissenschaft (dvs) und die SpoHo hatten gemeinsam die<br />
Tagung „<strong>Leichtathletik</strong> in der Schule – Herausforderungen an<br />
eine zeitgemäße Lehrkräfteausbildung“ organisiert. Finanziell<br />
unterstützt wurde die Veranstaltung von den FREUNDEN, die<br />
mit Joachim Höller und Peter Busse an der Tagung teilnahmen<br />
und von den engagierten Beiträgen, diskussionsfreudigen<br />
Arbeitsgruppen und neuen Einsichten mehr als angetan waren.<br />
Insgesamt 27 Teilnehmende von 18 Hochschulen waren der Einladung<br />
gefolgt, vornehmlich Dozierende beziehungsweise Verantwortliche<br />
der Universitäten für die Sportart <strong>Leichtathletik</strong><br />
in der Sportlehrkräfteausbildung. Prof. Dr. Harald Lange von<br />
der Universität Würzburg hielt den Eröffnungsvortrag. Darin<br />
stellte er die Bedeutung der sportpraktischen Ausbildung an<br />
den Universitäten heraus und machte deutlich, wie wichtig der<br />
Erkenntnisgewinn durch das eigene praktische Tun für die spätere<br />
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist.<br />
Im Anschluss stellten der DLV-Vizepräsident Jugend Dominic<br />
Ullrich und Michael Siegel, Senior Manager DLV-Akademie, den<br />
Anwesenden den DLV als Bildungspartner vor. Dabei machte<br />
Dominic Ullrich über die Präsentation der Bedeutung der „4B“<br />
deutlich, wie wichtig eine gute leichtathletische Ausbildung der<br />
Sportlehrkräfte für die Bewegung, Begeisterung, Bildung und<br />
Bindung der Schüler*innen an den Sport und besonders die<br />
<strong>Leichtathletik</strong> ist.<br />
wurde. Einblicke in ihre Sicht zur Lehrkräfteausbildung gaben<br />
Sophie Hill, Referendarin am Goethe-Gymnasium Dortmund,<br />
Dr. Anne Huber, Leiterin FD <strong>Leichtathletik</strong> an der Johannes-<br />
Gutenberg-Universität Mainz, Carolin Kubbe, Direktorin der<br />
Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt, Maite Pasdzior, Lehrertrainerin<br />
am Goethe-Gymnasium Dortmund, und Jens Rosenstock,<br />
Konrektor der Lessing-Grundschule Dortmund.<br />
Nachdem der erste Tag mit einem gemeinsamen Abendessen<br />
und vertiefenden persönlichen Gesprächen geendet hatte,<br />
startete Dr. Stefan Letzelter (dvs) mit einem kurzen Rückblick in<br />
den zweiten Teil der Tagung. Manuel Odey (Frankfurt) gab in<br />
seinem Vortrag einen Überblick über die Situation zur <strong>Leichtathletik</strong>ausbildung<br />
an den Universtäten und Hochschulen,<br />
der in einer Studie erfasst wurde. Im Anschluss daran hatten<br />
die Teilnehmenden die Gelegenheit, drei Workshops zu den<br />
Themen „Theorie und Praxis der Lehrkräfteausbildung“, „Digitale<br />
Medien“ und „Diversität und Inklusion im Lehrberuf“ zu<br />
besuchen.<br />
Dr. Ralf Buckwitz (DLV-Vorstand Sportentwicklung) beschloss<br />
die Tagung am Samstag mit einem sehr zufriedenen Resümee.<br />
Aufgabe sei es nun, die Erkenntnisse in ein Positionspapier<br />
münden zu lassen, in dem die Forderungen an eine zeitgemäße<br />
Sportlehrkräfteausbildung in der <strong>Leichtathletik</strong> und<br />
im Bewegungsfeld „Laufen, Springen, Werfen“ formuliert sind.<br />
Festzuhalten sei jedoch jetzt schon, dass eine ausreichende<br />
praktische Ausbildung der Sportlehrkräfte in der <strong>Leichtathletik</strong><br />
essenziell für einen qualitativ hochwertigen Sportunterricht ist.<br />
Es folgte eine Podiumsdiskussion, die von Dr. Marlen<br />
Schapschröer (Köln) und Dr. Marcus Schmidt (dvs) moderiert<br />
Text: Katharina Schulz <br />
Fotos: Peter Busse<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 22
FINALE „60“<br />
Die FREUNDE feiern in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen – daher geht es heute im Finale um<br />
die Zahl „60“ in der <strong>Leichtathletik</strong> – mit eingebautem Fehler. Nur: Wo steckt er? Einsendungen mit<br />
der Lösung bitte bis zum 1. Juli an die Geschäftsstelle – es wartet eventuell eine Überraschung.<br />
1. Die „Sechziger“ sind mehr als die Fußballer des TSV 1860<br />
München. Gegründet wurde der Verein 1848 von turnbegeisterten<br />
Männern in der „Brauerei zum bayerischen<br />
Löwen“. Ungezählt sind die Meistertitel bis zum Olympiasieg<br />
Marina Kiehls im alpinen Skisport. In der <strong>Leichtathletik</strong><br />
lief die Vereinsstaffel dreimal Weltrekord über 4×100 m. Beim<br />
olympischen Debüt von Frauen in der <strong>Leichtathletik</strong> 1928<br />
in Amsterdam holte Deutschlands Sprintstaffel Bronze, mit<br />
dabei: Rosl Kellner von 1860. Auch sie brachte die Schaufel<br />
zum Startlochgraben selbst mit.<br />
2. Der Sommer 60 war überstrahlt von einem Allzeithoch der<br />
deutschen Sprinter. Blitzstarter Armin Hary wurde Olympiasieger<br />
und Weltrekordler über 100 m, Martin Lauer war 13 Jahre<br />
im Besitz des Weltrekords über 100 m Hürden. Zusammen mit<br />
Cullmann und Mahlendorf holten beide Olympiagold in Rom,<br />
Carl Kaufmann gewann Silber, sein Weltrekord von 44,9 s über<br />
400 m auf der Aschenbahn ist nach 60 Jahren noch „mega“.<br />
Kongenial die Sprints von Jutta Heine gegen Wilma Rudolph<br />
– 1960 war ein Jahrhundertsommer für „Amateure“, die als<br />
Persönlichkeiten Vorbilder wurden.<br />
3. Wie weit kann ein Mensch in 60 Minuten laufen? Diese Frage<br />
trieb 1852 den Briten William Jackson zum ersten Stunden-<br />
Weltrekord mit 17.703 m. Dafür erhielt er eine goldene Uhr,<br />
gestiftet von der Londoner Uhrmacher-Innung. Eine solche<br />
Uhr in Form des Big Ben bekommen auch heute die Stunden-<br />
Weltrekordler, zuletzt Sir Mo Farah, der 2<strong>02</strong>0 in Brüssel<br />
21.330 m in 60 Minuten zurücklegte.<br />
4. 60 Meter im Diskuswerfen erzielte als erste Liesel Westermann<br />
1967 in São Paulo. Als Kind widmete sich Deutschlands<br />
einzige „Weltsportlerin des Jahres“ dem Schwimmen, doch<br />
weil ihr im Winter in Sulingen ein Hallenbad fehlte, kam sie<br />
zur <strong>Leichtathletik</strong>, siegte im Waldlauf und wurde deutsche<br />
Meisterin mit der 4×100-m-Staffel. Kugelstoßtraining lehnte<br />
sie ab, weil man davon „dicke Arme bekommt“, doch als<br />
„Diskus-Liesel“ gewann sie Silber bei Olympia und EM. Auch<br />
danach blieb sie dem Sport verbunden – im Kampf gegen<br />
Doping und für Fitness von Kindern.<br />
5. Mit über 60 Prozent wurde Anke Rehlinger zur Ministerpräsidentin<br />
des Saarlands gewählt und führt seit 2<strong>02</strong>2 die einzige<br />
Ein-Parteien-Regierung eines deutschen Bundeslands.<br />
Ebenso bemerkenswert ist, dass sie immer noch den Landesrekord<br />
im Kugelstoßen hält. 1996 erzielte Rehlinger 16,03 m,<br />
ein Jahr zuvor saarländischen Jugendrekord im Diskuswerfen<br />
mit 49,18 m – beide aufgestellt in Rehlingen.<br />
6. 60 Jahre wird Sergej Bubka, 6-mal Weltmeister und 35-mal<br />
Weltrekordler, honoriert u. a. mit 100.000 Dollar Prämie und<br />
75.000 Dollar Antrittsgage, zuletzt mit Ferrari Spider und<br />
Ehrenrunde im Stadion mit Familie. Seine Salami-Rekordtaktik<br />
durchbrach er 1985 beim ersten Sechs-Meter-Sprung:<br />
Er steigerte um 5 cm und widmete den „Jahrhundertsprung“<br />
seinem vier Tage zuvor geborenen Sohn Sergej. So etwas wie<br />
Bob Beamons Jahrhundertsprung wäre Bubka nie passiert,<br />
denn der Millionär meinte: „Ich säge mir doch nicht den Ast<br />
ab, auf dem ich sitze“. Erst 2014 wurde er von Renaud Lavillenie<br />
übertroffen, ausgerechnet bei Bubkas Meeting in Donezk,<br />
das danach Russlands Krieg zum Opfer fiel.<br />
Autor: Reinhard Stein<br />
23 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
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