Leichtathletik INFORMationen 03/2023
Inhalt: Hochklassige DM in Kassel + Mitgliederversammlung und FREUNDE-Abend in Kassel + Team-EM in Chorzów + Brot oder Spiele: die WM in Budapest + "Meet & Greet" zur WM in Budapest + Neuer Sprintstern Chelsea Kadiri + Hochsprung-Camp mit erfolgreichem Formtest + DLV-Jugendlager bei der DM in Kassel + Aus dem Alltag eines NADA-Kontrolleurs + Training am Bundesstützpunkt München + Berufswunsch Sportjournalist: Samuels Praktikum bei der RP + Vorgestellt: leichtathletiktraining
Inhalt: Hochklassige DM in Kassel + Mitgliederversammlung und FREUNDE-Abend in Kassel + Team-EM in Chorzów + Brot oder Spiele: die WM in Budapest + "Meet & Greet" zur WM in Budapest + Neuer Sprintstern Chelsea Kadiri + Hochsprung-Camp mit erfolgreichem Formtest + DLV-Jugendlager bei der DM in Kassel + Aus dem Alltag eines NADA-Kontrolleurs + Training am Bundesstützpunkt München + Berufswunsch Sportjournalist: Samuels Praktikum bei der RP + Vorgestellt: leichtathletiktraining
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Heft <strong>03</strong>/<strong>2023</strong><br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend
Liebe Mitglieder, liebe <strong>Leichtathletik</strong>freunde,<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Förderverein FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
Alfred Maasz<br />
Am Steinlein 2b, 97753 Karlstadt<br />
Telefon: 0 93 53 / 9 98 86, Fax / 99888<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fdlsport.de<br />
Internet: www.fdlsport.de<br />
FB: www.facebook.com/freundederleichtathletik<br />
Instagram: www.instagram.com/fdlsport<br />
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Die Anzeigenpreisliste finden Sie online.<br />
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Erscheint viermal jährlich. Der Bezug dieser<br />
Zeitung ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Redaktion (V.i.S.d.P.):<br />
Fabienne Engels<br />
Frühlingstraße 35<br />
97753 Karlstadt-Gambach<br />
E-Mail: f.engels@fdlsport.de<br />
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete<br />
Beiträge sind die Verfasser verantwortlich.<br />
In dieser Zeitschrift sind selbstverständlich<br />
immer alle Geschlechter gemeint, auch wenn<br />
explizit nur eines angesprochen wird. Die<br />
Autorinnen und Autoren formulieren ihre Beiträge<br />
in dieser Hinsicht nach freiem Ermessen.<br />
Gestaltung und Druck:<br />
color-offset-wälter GmbH & Co. KG<br />
Oberste-Wilms-Straße 18, 44309 Dortmund<br />
Telefon: 02 31 / 97 67 64 - 0<br />
E-Mail: kontakt@color-offset-waelter.de<br />
Internet: www.color-offset-waelter.de<br />
Titelfoto:<br />
Torben Flatemersch<br />
Titelseite:<br />
Enttäuschung und Freude gehören zur Welt von<br />
Sportlern und Fans. Im 70-köpfigen deutschen<br />
Team bei der WM in Budapest überwog die<br />
Enttäuschung. Sind die Erwartungen zu hoch<br />
gesteckt? Mehr dazu auf den Seiten 8 und 9.<br />
gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung im Rahmen der DM in Kassel stürmten<br />
die Teilnehmer*innen des DLV-Jugendlagers unter der Leitung von Uta Götze<br />
den Saal. Die Jugendlichen wollten sich mit ihrem Auftritt für die Unterstützung des<br />
Camps bedanken.<br />
„Ohne den Zuschuss der FREUNDE würde es das Jugendlager nicht geben. Ich führe<br />
das Treffen unseres Nachwuchses schon lange durch, aber solch eine Begeisterung<br />
wie in Kassel habe ich bisher noch nicht erlebt,“ berichtete Uta Götze, die sich seit<br />
1997 verantwortlich für das Camp engagiert.<br />
Das Jahr <strong>2023</strong> steht bei den FREUNDEN im Zeichen ihres 60-jährigen Bestehens. Seit<br />
1963 haben die FREUNDE den <strong>Leichtathletik</strong>-Nachwuchs mit einer Gesamtsumme<br />
von 1,5 Millionen Euro gefördert. Diese Zahl nannte Roland Frey bei seinem Rückblick.<br />
„Die Gründung unseres Vereins hat eine Erfolgsgeschichte eingeleitet. Wir<br />
konnten manches im DLV anstoßen und auch erfolgreich durchführen.“ Die Corona-<br />
Pandemie hat zwar verhindert, dass Hilfen für die Jahre 2021 und 2022 in vollem<br />
Umfang ausgezahlt werden konnten. Aber inzwischen ist jedoch wieder Normalität<br />
eingekehrt.<br />
Joachim Höller stellte die Projekte vor, die in diesem Jahr gefördert werden. Dazu<br />
zählen das Fair-Play-Camp für die U18-Nationalmannschaft, das Jugendlager<br />
anlässlich der DM sowie die Fördermaßnahmen in den Disziplinen Hochsprung,<br />
Stabhochsprung und Gehen. Unterstützt wurde auch eine Veranstaltung des<br />
DLV, der Sporthochschule Köln und der Deutschen Vereinigung der Sportwissenschaft.<br />
Ziel des Expertenaustausches war, die <strong>Leichtathletik</strong> in den Schulen wieder<br />
populärer zu machen. Gefördert werden zudem das Projekt „Hochsprung im<br />
Norden“, die Kooperation des Saarländischen <strong>Leichtathletik</strong>-Verbandes mit den<br />
Schulen und die Unterstützung des Mehrkampf-Nachwuchses des USC Mainz mit<br />
Ausrüstungsgegenständen.<br />
Bei den Neuwahlen gab es keine Überraschungen. So wurde Roland Frey, der<br />
seit 2017 an der Spitze steht, einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt. Ihm zur<br />
Seite stehen Christiane Offel (stellvertretende Vorsitzende), Paul Paszyna (Schatzmeister),<br />
Joachim Höller (Projekte), Wilfried Walter (Internationales), Thomas Kuntke<br />
(Veranstaltungen), Corinne Kohlmann (Homepage), Fabienne Engels, Peter Middel<br />
(beide Medien) und Danny Schott (kooptiertes Mitglied).<br />
Peter Middel<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 2
Kassel erlebte hochklassige DM<br />
Improvisation bei der Ticketverteilung, tolle sportliche Leistungen bei großer Hitze im<br />
Auestadion und durstige Probleme beim FREUNDE-Abend prägten das Wochenende in Kassel.<br />
Einer der Vorzüge einer Mitgliedschaft der FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong><br />
ist die Beschaffung und Versendung der Tickets zu den<br />
Meisterschaften durch die Geschäftsstelle. Wir sind es gewohnt,<br />
rechtzeitig unsere Tickets mit der Post oder per E-Mail zu Hause<br />
zu empfangen und beruhigt zum jeweiligen Event zu fahren.<br />
Diesmal war jedoch alles anders.<br />
Durch die Erkrankung unseres Geschäftsführers und die späte<br />
Versendung der Tickets an die Geschäftsstelle konnten die<br />
122 Tickets nicht mehr rechtzeitig an die Mitglieder versandt<br />
werden. Viele besorgte Anrufe und E-Mails gingen in den Tagen<br />
vor der DM beim Vorstand ein. Improvisation war angesagt. Die<br />
Tickets wurden nach Kassel mitgenommen und dort an verschiedensten<br />
Stellen an die Frau und an den Mann gebracht.<br />
Die letzten Tickets übergaben Roland Frey und seine Frau an<br />
einem für uns reservierten Tickethäuschen. Alle Ticketinhaber<br />
waren letztendlich zufrieden und auch gewünschte Platzkombinationen<br />
konnten erreicht werden.<br />
27.000 Zuschauer erlebten intensive <strong>Leichtathletik</strong>tage<br />
Die 123. Deutschen Meisterschaften hatten bei Sonnenschein<br />
mit sehr hohen Temperaturen dieses Mal einiges zu bieten:<br />
heiße Entscheidungen, Athleten auf Weltklasseniveau, Rekorde<br />
und Normerfüllungen. Absoluter Höhepunkt der Deutschen<br />
Meisterschaften war der 200-m-Sprint der Männer am Ende<br />
3 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
der Veranstaltung. Zwei intensive <strong>Leichtathletik</strong>tage lagen da<br />
bereits hinter den Anwesenden, da setzte Joshua Hartmann<br />
dem Ganzen noch eine Krone auf. Der Sprinter vom ASV Köln<br />
stürmte am Sonntagabend durch die Kurve, baute seinen Vorsprung<br />
auf der Geraden aus und hatte sogar noch die Muße, ein<br />
paar Schritte vor dem Ziel zu jubeln. Mit 20,02 s stellte er einen<br />
neuen deutschen Rekord über 200 m auf und verbesserte die<br />
18 Jahre alte Bestmarke von Tobias Unger um 18 Hundertstel.<br />
Eine beachtliche Leistung für den deutschen Männersprint.<br />
Auch die Zeit von 48,45 s über die 400 m Hürden von Constantin<br />
Preis (VfL Sindelfingen) und Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt)<br />
war außergewöhnlich. Damit erreichten sie Platz 2 der ewigen<br />
deutschen Bestenliste. Ebenfalls beeindruckend war die<br />
400-m-Zeit von Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)<br />
mit 45,07 s. Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen)<br />
zeigte mit seinem Siegsprung von 5,82 m im Rahmen der ausgelagerten<br />
Stabhochsprungwettbewerbe in Düsseldorf bereits<br />
am Freitag eine gute Leistung und begeisterte die zahlreichen<br />
Menschen am Rheinufer. Überraschende Siege bei den Männern<br />
gab es für Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) über<br />
100 m in 10,19 s und für Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch)<br />
über 5.000 m in 13:35,65 min.<br />
Bei den Frauen überzeugte Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen)<br />
im Vor- und im Endlauf mit tollen Zeiten (54,47 s und 54,87 s)<br />
und wurde verdient deutsche Meisterin über 400 m Hürden.<br />
Ihr kämpferischer Laufstil und ihre herzliche Art kam bei den<br />
Zuschauern besonders gut an. Gina Lückenkemper (SCC Berlin)<br />
gewann in guten 11,<strong>03</strong> s den 100-m-Sprint und ließ dem auch<br />
noch einen Titel in der Staffel folgen. Im Weitsprung gelangen<br />
der Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) zwei Sprünge<br />
von 6,93 m, dadurch die Erfüllung der Olympianorm und endlich<br />
die erhoffte Steigerung. Beim Anlauf zum vierten Versuch<br />
zog sie sich leider eine Oberschenkelverletzung zu, was zum<br />
Saisonaus und somit auch zum Verzicht auf die Teilnahme an<br />
der WM in Budapest führte. Lea Meyer (Bayer Leverkusen)<br />
sorgte vor allem mit zwei absoluten Energieleistungen für Aufsehen.<br />
Die Spezialistin über 3.000 m Hindernis ging auch über<br />
5.000 m an den Start und räumte bei den besonderen klima-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 4
Gut besuchter FREUNDE-Abend<br />
tischen Bedingungen (35 Grad) beide Titel (9:33,19 min und<br />
15:26,82 min) ab. Über 400 m, 800 m und 1500 m der Frauen<br />
konnten die jeweiligen Favoritinnen nicht gewinnen. Deutsche<br />
Meisterinnen wurden Skadi Schier (SCC Berlin) in einer<br />
Zeit von 51,82 s, Alina Ammann (TuS Esingen) in 2:01,42 min und<br />
Katharina Trost (LG Stadtwerke München) in 4:09,05 min. Für<br />
eine ganz besondere Überraschung sorgte die erst 17-jährige<br />
Chelsea Kadiri vom SC Magdeburg. Hinter Gina Lückenkemper<br />
spurtete sie im Endlauf über 100 m in einer Zeit von 11,33 s zur<br />
Silbermedaille.<br />
Im Vergleich mit der globalen Konkurrenz liegen die größten<br />
Hoffnungen bei den Diskuswerferinnen sowie beim Speerwurf<br />
der Männer. Kristin Pudenz (SC Potsdam) untermauerte ihre<br />
Weltklasse mit einer Siegesweite von 65,98 m. Mit einer Weite<br />
von 88,72 m und großem Vorsprung gewann Julian Weber (USC<br />
Mainz) den deutschen Meistertitel und befindet sich mit dieser<br />
Leistung in der absoluten Weltspitze. Bei beiden ist die Hoffnung<br />
auf eine Medaille bei den Weltmeisterschaften durchaus<br />
realistisch.<br />
Resümee<br />
Insgesamt wurden an den vier DM-Tagen – inklusive der ausgelagerten<br />
Stabhochsprung-Wettbewerbe in Düsseldorf –<br />
85 persönliche Bestleistungen gezählt. Doch neben persönlichen<br />
Erfolgen und internationalen Top-Leistungen erkannte<br />
die DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein auch Schwächen:<br />
„In manchen Disziplinen ist die Breite in der Spitze nicht<br />
befriedigend. Da haben wir nur eine Leistungsträgerin oder<br />
einen Leistungsträger.“<br />
Das Resümee auf der Tribüne lautete: „Die Leistungen waren<br />
deutlich besser als erwartet, die Organisation war gut, die Tribünen<br />
waren trotz der großen Hitze gut gefüllt, sehr erfreulich war<br />
die positive Unterstützung der Athleten durch viele Zuschauer“.<br />
Dem kann ich nur zustimmen.<br />
FREUNDE-Abend im Hotel Credé<br />
Der Gastwirt servierte ein gutes und ausreichendes Grillbuffet<br />
für die 60 anwesenden FREUNDE in einem netten Außenbereich<br />
des Hotels. Bei den hohen Temperaturen und der schwülen Luft<br />
war der Durst der Anwesenden sehr groß. Leider waren zu wenig<br />
Servicekräfte im Einsatz und dieser Durst konnte zunächst nicht<br />
ausreichend gelöscht werden. Viele warteten umsonst auf ein<br />
Getränk und zogen durstig und enttäuscht davon. Diese Situation<br />
trübte leider die Stimmung an einem warmen Sommerabend.<br />
Nachdem die Teilnehmerzahl sich halbiert hatte, klappte<br />
es dann auch mit dem Service und die Stimmung bei den Verbliebenen<br />
verbesserte sich. Der Gastwirt entschuldigte sich im<br />
Nachhinein und erklärte, dass er für die Veranstaltung kein weiteres<br />
Personal habe bekommen können. Auf was man bei der<br />
Organisation eines FREUNDE-Abends so alles achten soll …<br />
Text: Joachim Höller<br />
Fotos: Busse (5), Flatemersch, Gantenberg, Höller (je 1)<br />
5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Ende gut, alles gut!?<br />
Polen war erneut Gastgeber der Team-Europameisterschaften, die seit 2009 ausgetragen werden.<br />
Deutschland ging 6-mal als Sieger hervor, 2-mal Polen, einmal Russland und dieses Jahr<br />
gewann Italien mit Mannschaftskapitän und Hochsprung-Olympiasieger Gianmarco Tamberi<br />
als engagiertem Antreiber. Das deutsche Team belegte den dritten Platz. Lohnte sich für die<br />
angereisten FREUNDE die Reise ins schlesische Chorzów?<br />
Bereits 2021 fand der Wettbewerb unter Corona-Bedingungen<br />
in Chorzów statt, das kurzfristig für Minsk eingesprungen war.<br />
Fans waren nicht angereist, im Gegensatz zu 2019, als sich rund<br />
50 FREUNDE nach Bydgoszcz aufgemacht hatten. Diesmal hatte<br />
lediglich ein gutes Dutzend Hotels in Kattowitz gebucht, um<br />
von dort bequem mit dem Bus in das benachbarte Schlesische<br />
Stadion zu fahren. Was war der Grund für die Zurückhaltung?<br />
Offensichtlich war es bereits 2019 nicht mehr das Ziel des<br />
DLV, die Europameisterschaft mit dem stärksten Team zu verteidigen.<br />
„Individuelle Vorbereitungsmodelle einiger Spitzenathleten<br />
für die WM“ wurden seinerzeit als Grund angeführt<br />
sowie die verstärkte Ausrichtung auf Nachwuchstalente, um<br />
internationale Erfahrung zu sammeln. Angestrebt werde folglich<br />
ein Podiumsplatz, nicht mehr der Sieg.<br />
Wie machte sich das konkret bemerkbar bei einem Format<br />
mit diesmal 16 Mannschaften? In 9 von 37 Disziplinen gingen<br />
Neulinge an den Start, die erstmals das Nationaltrikot trugen.<br />
Kurzfristig waren drei in den USA Studierende eingeflogen worden;<br />
von den sieben deutschen Europameistern von München<br />
war lediglich Julian Weber dabei. Überwiegend kämpften also<br />
durchaus Routiniers um die Punkte. Das reichte erwartbar nicht<br />
aus, um die EM zu gewinnen. Der zweite DLV-Anzug ist zu dünn,<br />
hinzukommen deutliche Schwächen in einzelnen Disziplinen.<br />
Höchst unverbindlich hatte es deshalb DLV-Cheftrainerin<br />
Annett Stein in die Worte gekleidet: „Unser Anspruch ist es, so<br />
weit wie möglich vorn zu landen.“<br />
Es gilt unbedingt, dem Nachwuchs internationale Starts zu<br />
ermöglichen, um Erfahrungen sammeln zu können. Bei Diamond-League-Meetings<br />
wird das mangels Einladungen nicht<br />
der Fall sein, jedoch ist zu wünschen, dass deutsche Talente<br />
mehr noch als bisher bei kleineren Meetings im europäischen<br />
Ausland antreten. Es ist sicher besonders enttäuschend für<br />
junge Leute, ausgerechnet bei einer Team-Europameisterschaft<br />
nicht die erhoffte Leistung abliefern zu können und damit die<br />
Mannschaft zu schwächen.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 6
Da stellt sich erneut die Frage, wieso eigentlich zahlreiche<br />
deutsche Top-Sportler*innen gefehlt haben. Die anderen<br />
Teams brachten immerhin neun aktuelle Olympiasieger und elf<br />
Europameister von München an den Start. Laufen deren WM-<br />
Vorbereitungen so völlig anders als die der deutschen Athleten<br />
und Athletinnen? Jörg Büngner, der neue DLV-Sportdirektor<br />
prophezeite in Chorzów zu Recht: „Am Ende wird bei der WM<br />
abgerechnet.“<br />
Vielleicht kommt man ja doch noch zum Schluss, irgendwann<br />
in die Nominierungsrichtlinien die Teilnahme an einer Europameisterschaft<br />
für verpflichtend zu erklären. Zumal, wenn sie<br />
acht Wochen vor einer WM stattfindet. Klar doch, Schlupflöcher<br />
ließen sich immer finden und es handelt sich hier auch nicht<br />
um Vertragssportler*innen des DLV, die beliebig an den Start<br />
gebracht werden können. Es hilft nichts: Warten wir dazu die<br />
WM ab und entscheiden später, ob wir in zwei Jahren eventuell<br />
doch zur nächsten Team-EM nach Madrid reisen.<br />
Wo bleibt das Positive?<br />
Erich Kästner antwortete (allerdings 1930): „Ja, weiß der Teufel,<br />
wo das bleibt.“ Wir aber können es durchaus benennen. Da<br />
gab es bei 37 Disziplinen immerhin vier deutsche Einzelsiege<br />
mit ansehnlichen Leistungen durch Kristin Pudenz (66,84 m Diskus),<br />
Carolina Krafzik (54,47 s über 400 m Hürden), Julian Weber<br />
(86,26 m Speer) und die 4x100-m-Staffel der Männer (38,34 s)<br />
mit dem bemerkenswerten Kurvenlauf von Joshua Hartmann<br />
und den Vorsprung verteidigenden Yannick Wolf.<br />
Pure Freude bereiteten die 18,85 m von Yemisi Ogunleye mit<br />
der Kugel und der 400-m-Lauf von Manuel Sanders (PB in<br />
45,25 s) – wenn auch nicht Weltklasse. Besonders positiv zudem<br />
die Vorstellungen von Sarah Vogel (4,40 m mit dem Stab – PB)<br />
und Majtie Kolberg (2:00,72 über 800 m), aber u.a. auch Henrik<br />
Janssen, Merlin Hummel, Hanna Klein, Gillian Ladwig, Manuel<br />
Mordi, Blessing Enatoh und Christin Hussong konnten zufrieden<br />
sein. Selbst der Mannschaftsgeist war nicht zu beanstanden.<br />
Einigen verhilft offensichtlich gerade die Teamwertung zu<br />
guten Leistungen, was sie bewusst erleben und genießen. Dazu<br />
tragen sicherlich Typen wie Carolina Krafzik kräftig bei.<br />
Trotzdem hätten wir uns eine Jolien Boumkwo in der deutschen<br />
Auswahl gewünscht, die als Werferin für Belgien immerhin<br />
2 Punkte als Ersatzfrau über die Kurzhürden holte. Ob man<br />
diese Einstellung Joshua Abuaku hätte anempfehlen sollen, der<br />
schon vor der ersten Hürde sein Rennen wegen einer drohenden<br />
Verletzung beendete, lassen wir offen.<br />
Das Echo bei Medien und Zuschauern<br />
In der Presse wurde über Hürdensprinterin Jolien in Bild und<br />
Wort teilweise mehr berichtet als über die gesamte Team-EM.<br />
Die überregionalen deutschen Blätter veranlasste die Abwesenheit<br />
von Klosterhalfen, Lückenkemper, Farken, Heß, Ringer,<br />
Schwab, Lita Bähre u. a. die drei Tage von Chorzów weitgehend<br />
zu ignorieren. In den Regionalzeitungen, wie zum Beispiel<br />
der Rheinischen Post, fand sich nicht ein Artikel, weil offenbar<br />
auch keine Erfolgsmeldung über einen heimischen Athleten<br />
verkündet werden konnte. Immerhin berichtete das Magazin<br />
<strong>Leichtathletik</strong> auf zwei Seiten über die EM und das ZDF übertrug<br />
zeitweise live.<br />
Das Zuschauerinteresse in Polen war eine Katastrophe. Im weiten<br />
Rund (Fassungsvermögen 55.000) verloren sich wenige<br />
hundert <strong>Leichtathletik</strong>anhänger. Niemand hatte dafür eine<br />
Erklärung parat. Die Würstchenverkäufer waren allerdings vorgewarnt.<br />
Nur an zwei Buden im Stadion wurden Speisen und<br />
Getränke angeboten, es bildeten sich sogar Schlangen. Das<br />
Sicherheitspersonal war dagegen nicht reduziert worden und<br />
tat manchmal übereifrig seine Pflicht.<br />
Ansonsten waren die angereisten FREUNDE mit dem Reiseveranstalter,<br />
Hotel und Organisation hoch zufrieden. Das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis für deutsche Touristen in Polen ist<br />
weiterhin Spitze, die Gastgeber freundlich wie immer. Das quicklebendige<br />
Kattowitz überraschte die Besucher positiv. Vor allem<br />
das neue Schlesische Museum, ein weitläufiges Areal, überragt<br />
von einem Förderturm; die Ausstellungsräume liegen allesamt<br />
unter der Erde. Noch beeindruckender aber war die ganztägige<br />
Exkursion nach Krakau. Allein wegen eines deutschen B-Teams<br />
wird kaum noch jemand eine solche Reise antreten – der Zielort<br />
sollte zusätzlich kräftig locken. Madrid klingt da nicht schlecht.<br />
Deshalb mag es schließlich doch wieder heißen „Ende gut, alles<br />
gut“.<br />
Text und Fotos: Peter Busse<br />
7 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Brot oder Spiele<br />
Budapest war meine 14. Weltmeisterschaft als Zuschauer und die Erwartung hinsichtlich der<br />
deutschen Erfolgsbilanz bescheiden. Zuletzt war ich 1966 während der Europameisterschaften<br />
in der ungarischen Hauptstadt, als die beiden deutschen Mannschaften 38 von 108 Medaillen<br />
gewannen.<br />
Das war eine andere Zeit. Damals verspätete sich der Zug bei<br />
der Anreise aus der ČSSR wegen mir am Grenzübergang. Auf<br />
meinem Passbild fehlte der Urlaubsbart – es herrschte kalter<br />
Krieg in Europa. Bis eine Nagelschere sowie ein Spiegel im Bahnwärterhäuschen<br />
gefunden und die Grenzbeamten zufriedengestellt<br />
waren, verging eine Stunde. Angesichts des heutigen<br />
Ministerpräsidenten Viktor Orbán war mir auch 57 Jahre später<br />
bei der Einreise nicht ganz wohl.<br />
Ungarn hat sich die WM, so wird kolportiert, rund eine halbe<br />
Milliarde Euro kosten lassen und bewirbt sich mit ganzer Kraft<br />
um die Olympischen Spiele 2<strong>03</strong>6. In Deutschland werden nach<br />
der Nullnummer von Budapest die Rufe nach einer Austragung<br />
von Olympischen Spielen als Impulsgeber für eine Leistungsexplosion,<br />
der finanziellen Förderung der Top-Sportler*innen „wie<br />
in den Niederlanden“ (heißt 5.000 Euro im Monat) oder überhaupt<br />
des Spitzensports („allein dem College von Leo Neugebauer<br />
stehen dafür 300 Millionen Dollar zur Verfügung“) immer<br />
lauter. Motto: No money, no medals!<br />
Liegt in dieser Richtung tatsächlich die Lösung für die in Budapest<br />
gezeigten Leistungen des deutschen Teams? Hier ist nicht der<br />
Ort, um Einzelkritik an den 70 deutschen Teammitgliedern zu<br />
üben. Bei der Bewertung und der Ursachenforschung wird man<br />
nicht viel streiten müssen, bei den notwendigen Konsequenzen<br />
umso mehr. Für Optimismus besteht derzeit wenig Anlass, trotz<br />
internationaler Top-Leistungen bei der U18/U20. In zu wenigen<br />
Fällen gelingt der erfolgreiche Übergang vom Jugend- in den<br />
Erwachsenenbereich. Es ist nicht erkennbar, wie auf diesem<br />
Feld kurzfristig Besserung eintreten soll.<br />
Zur Einordnung einige Zahlen. Die Zuwendungen des Bundes<br />
zur Förderung der olympischen Sportverbände betrugen im<br />
vergangenen Jahr 95,3 Millionen Euro (2013: 51,6), davon für<br />
<strong>Leichtathletik</strong> 10,4 Millionen Euro (2013: 6,0). Diese Summen<br />
umfassen in erster Linie die Ausgaben für das Leistungssportpersonal<br />
sowie Organisationskosten für Großveranstaltungen.<br />
Hinzu kommen Leistungen der Kommunen für Sportstätten,<br />
der Länder für den Schulsport und die Förderung bei Zoll,<br />
Bundespolizei und Bundeswehr.<br />
Diese Entwicklung hat nicht dazu beitragen können, den Sinkflug<br />
des deutschen Sports bzw. der <strong>Leichtathletik</strong> zu bremsen.<br />
Nach den Plänen der Bundesregierung soll noch in dieser<br />
Legislaturperiode eine unabhängige Sportagentur künftig zentraler<br />
Bestandteil des Spitzensportfördersystems werden. Das<br />
Bundesinnenministerium (BMI) und der DOSB sollen für die<br />
strategischen Vorgaben zuständig sein. In dem Rahmen trifft<br />
die Agentur dann eigenständig ihre Entscheidungen. Ziel ist<br />
eine potenzialorientierte Förderung. Sprich: Medaillen sollen<br />
her.<br />
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Nischensportarten das<br />
größte Potenzial aufweisen könnten. Die Globalisierung hat<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 8
Da leidet man mit. Sam Parsons beim Zieleinlauf des 5.000-m-Vorlaufs, nachdem er zwei Runden vor Schluss gestürzt war.<br />
die <strong>Leichtathletik</strong> längst erreicht und entsprechend ist der<br />
Konkurrenzdruck hier mit den Jahren erkennbar gestiegen – das<br />
gilt für andere Sportarten nur bedingt. Ist aber unsere Gesellschaft<br />
überhaupt bereit, erhebliche Millionen oder sogar Milliarden<br />
Euro Steuermittel bereit zu stellen, um diesen Trend zu<br />
stoppen? Zweifel sind angebracht. So schön es auch für die Fans<br />
ist, einen Medaillenspiegel zu betrachten, wo die eigene Nation<br />
mit vorne auftaucht, hört beim Geld meist die Freundschaft auf.<br />
Vielleicht sind wir gezwungen, das Ganze künftig genügsamer<br />
zu betrachten. Natürlich ist es einfacher, sich an Europa- oder<br />
Weltmeister*innen zu erinnern. Meine Erinnerung an Budapest<br />
1966 ist geprägt von Namen wie Werner von Moltke, Manfred<br />
Matuschewski, Bodo Tümmler oder Wolfgang Nordwig. Was<br />
wird von Budapest <strong>2023</strong> an Positivem haften bleiben? Der erste<br />
Tag von Leo Neugebauer oder die Leistung von Sophie Weißenberg?<br />
Die beiden herzerfrischenden Läufe von Olivia Gürth?<br />
Die überraschenden 1,94 m von Christina Honsel oder die überragenden<br />
2,33 m von Tobias Potye? Die zwei deutschen Rekorde<br />
von Christopher Linke oder der famose Finaleinzug von Joshua<br />
Abuaku? Zugegeben, dann doch wohl eher der unglaubliche<br />
Endspurt vom Femke Bol bei der abschließenden 4 x 400-m-Staffel<br />
und die zahlreichen Entscheidungen im letzten Versuch wie<br />
beim Dreisprung der Frauen oder Diskus der Männer.<br />
Erstaunlich schwach übrigens auch das Abschneiden unserer<br />
einst starken Nachbarn Frankreich (1 x Silber am letzten Tag)<br />
und Polen (lediglich 2 x Silber). Ich träume jetzt natürlich wieder<br />
von einem Länderkampf Deutschland, Frankreich, Polen<br />
und den Niederlanden. Ein Podiumsplatz für Team D dürfte kein<br />
ernsthaftes Problem sein.<br />
Und klar doch, sollten tatsächlich die Olympischen Spiele 2<strong>03</strong>6<br />
an Rhein und Ruhr vergeben werden, wäre ich dabei. Dann<br />
allerdings mit 93 – ich war immer schon Optimist. Ich fände es<br />
allerdings reizvoll und der olympischen Idee angemessener,<br />
die Spiele den Dänen zu überlassen, die ebenfalls an einer Austragung<br />
interessiert sind. Wir müssen uns nämlich entscheiden:<br />
Brot oder Spiele, denn Brot und Spiele überfordert dieses Land<br />
momentan. Wer ständig deutsche Sieger*innen sehen möchte,<br />
sollte im kommenden Jahr unbedingt nach Braunschweig fahren.<br />
Da finden die Deutschen Meisterschaften statt. Man sieht sich!<br />
Text: Peter Busse <br />
Fotos: Torben Flatemersch<br />
Endlauf erreicht! Das wird noch ein Weile ein Höhepunkt für deutsche Fans bei int. Meisterschaften sein.<br />
9 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
→ Mit uns beginnt Begeisterung.<br />
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Telefon: +49 (25 34) 62 17 - 10<br />
Telefax: +49 (25 34) 62 17 - 20<br />
E-Mail: info@sportschaeper.de<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 10
„Meet & Greet“ in Budapest<br />
Auch in der ungarischen Hauptstadt Budapest gelang es unserem scheidenden „Außenminister“<br />
Wilfried Walter wieder, ein „Meet & Greet“ der europäischen Fangruppen zu organisieren,<br />
diesmal an ganz exklusiver und attraktiver Stätte: dem „Museum of World Athletics“<br />
(MOWA).<br />
In einer beeindruckenden 600 m² großen Ausstellung präsentierte<br />
das MOWA eine einzigartige Sammlung von Kleidung,<br />
Schuhen, Auszeichnungen und Ausrüstung, die von den<br />
weltbesten Athleten wie Paavo Nurmi, Jesse Owens und Emil<br />
Zatopek bis hin zu Usain Bolt, Shelly-Ann Fraser-Pryce und<br />
Karsten Warholm gespendet worden waren.<br />
Um die Veranstaltung weiter aufzuwerten, wurden von Chris<br />
Taylor, dem Direktor des MOWA, zum 40-jährigen Jubiläum der<br />
WM auch sechs Medaillen-Gewinner von den ersten <strong>Leichtathletik</strong>-Weltmeisterschaften<br />
1983 in Helsinki eingeladen: Heike<br />
Drechsler (Weitsprung, Gold), Daley Thompson (Zehnkampf,<br />
Gold), Steve Cram (1.500 m, Gold), Eamonn Coghlan (5.000 m,<br />
Gold), Arto Bryggare (110 m Hürden, Silber/Ehemann von Heike<br />
Drechsler) und Willie Banks (Dreisprung, Silber), ehemaliger<br />
Weltrekordler und heute Mitglied im Executive Committee<br />
der <strong>Leichtathletik</strong>-Weltorganisation World Athletics. Für die<br />
anwesenden <strong>Leichtathletik</strong>-Fans eine tolle Gelegenheit, ihre<br />
Idole einmal aus nächster Nähe und in privater Atmosphäre<br />
näher kennenzulernen und Fotos mit ihnen zu machen.<br />
Der Empfang, an dem 170 <strong>Leichtathletik</strong>-Fans aus acht Nationen<br />
teilnahmen, beinhaltete kostenloses Fingerfood (sehr lecker!)<br />
und jede Menge Getränke, darüber hinaus gab es eine Tragetasche<br />
mit seltenen und wertvollen <strong>Leichtathletik</strong>-Souvenirs für<br />
alle Teilnehmer.<br />
Nach den Begrüßungsworten von MOWA-Direktor Chris Taylor<br />
und Wilfried Walter (Sprecher der European Supporters Platform)<br />
sorgte vor allem World Athletics-Repräsentant Willie<br />
Banks (als Vertreter von Sebastian Coe) mit einer launigen und<br />
emotionalen Rede für viel Beifall.<br />
Die Anwesenheit der vielen Ehrengäste und erfolgreichen Athleten<br />
brachte zum Ausdruck, dass die Initiativen der „European<br />
Supporters Platform“, in der die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong><br />
eine führende Rolle spielen, von den höchsten <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Organisationen und deren Repräsentanten mit viel Respekt<br />
und Anerkennung wahrgenommen werden. Der DLV war mit<br />
Vize-Präsident Peter Westermann vertreten.<br />
Leider waren einige befreundete Fan-Clubs zahlenmäßig<br />
nur spärlich vertreten (die holländischen Fans kamen nur<br />
mit 15 Besuchern) oder kamen mit Verspätung (die finnische<br />
Medaillengewinnerin im Stabhochsprung, Wilma Murto, hatte<br />
die finnischen Fans zur gleichen Zeit zur Feier ihrer Medaille<br />
eingeladen) – dem Gelingen der Veranstaltung stand dies aber<br />
nicht im Wege. Sogar auf der Homepage von „World Athletics“<br />
wurde dieser Veranstaltung ein längerer Beitrag gewidmet.<br />
Nach vielen intensiven Fachgesprächen, und nachdem viele<br />
neue Freundschaften geschlossen worden waren, gab es für die<br />
Teilnehmer nach zwei Stunden die erwähnten Geschenke, und<br />
das MOWA öffnete seine Tore wieder für das breite Publikum.<br />
Unsere Freunde vom „British Athletics Supporters Club“ haben<br />
bereits angekündigt, dass es 2024 in Glasgow (Hallen-WM<br />
01.–<strong>03</strong>.<strong>03</strong>.) ein weiteres „Meet & Greet“ geben wird.<br />
Text: Wilfried Walter<br />
Foto: Torben Flatemersch<br />
11 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Malik Skupin-Alfa<br />
Neuer Sprintstern: Chelsea Kadiri<br />
Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Lisa Mayer, Tatjana Pinto und Alexandra<br />
Burghardt wird die personelle Decke in diesem Jahr im Sprintbereich der Frauen, die noch im<br />
vergangenen Jahr bei der EM in München den Titel über 4×100 m gewannen, immer dünner. Da<br />
leuchtet gerade zur rechten Zeit ein neuer Stern am Sprinthimmel auf.<br />
Bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock kam die<br />
17-jährige Magdeburgerin Chelsea Kadiri nicht an ihre persönliche<br />
Bestzeit von 11,25 s heran, doch bei nasskaltem Wetter war<br />
ihr im 100-m-Endlauf die verdiente Goldmedaille nach ihrem<br />
souveränen Erfolg in 11,54 s vor Laura Mier (SC Potsdam, 11,73 s)<br />
und Nele Jaworski (VfL Wolfsburg, 11,78 s) nicht zu nehmen.<br />
„Für das Wetter geht die Zeit in Ordnung. Mir kam es bei diesen<br />
schlechten Bedingungen in erster Linie auf den Sieg an“, befand<br />
die hoffnungsvolle Sprinterin des SC Magdeburg, die bereits<br />
zwei Wochen zuvor bei der DM in Kassel im 100-m-Finale als<br />
Zweite in 11,33 s hinter der achtfachen deutschen Meisterin<br />
Gina Lückenkemper (SCC Berlin, 11,<strong>03</strong> s) ihre Klasse unterstrichen<br />
hatte. Die letztjährige 100-m-Europameisterin von<br />
München war übrigens die Erste, die Chelsea Kadiri in Kassel<br />
gratulierte. „Megastolz“ auf die Leistung der 17-Jährigen war ihr<br />
Trainer Matthias Lindner: „Das war eine unfassbare Vorstellung,<br />
die wir selbst so nicht erwartet hatten“, betonte Lindner.<br />
Während sich bei der weiblichen Jugend U20 in Rostock über<br />
100 m mit Newcomerin Chelsea Kadiri die haushohe Favoritin<br />
durchsetzte, gab es bei der männlichen Jugend U20 auf der<br />
kurzen Sprintstrecke eine Riesensensation. Gold ging nämlich<br />
überraschend nach Münster. Aufgrund von technischen Problemen<br />
hatte sich der Start im 100-m-Finale verzögert. Als dann<br />
der Startschuss fiel, stürmte der krasse Außenseiter Leonard<br />
Horstmann (LG Brillux Münster) in 10,72 s als Erster über die<br />
Ziellinie und konnte diesen Erfolg im ersten Moment kaum fassen.<br />
Schließlich war er im Vorfeld lediglich als Siebter gemeldet.<br />
„Mir bedeutet der Titel sehr viel, denn ich hatte mit ihm auf keinen<br />
Fall gerechnet. Das lag vielleicht auch daran, dass sich der<br />
Start etwas verzögert hatte und ich dann einfach im Gegensatz<br />
zu meinen Konkurrenten einen kühlen Kopf bewahrt habe.<br />
Ich habe im Endeffekt im Finale einfach nur reingehauen“,<br />
berichtete der überglückliche Leonard Horstmann.<br />
Im 800-m-Lauf der männlichen Jugend U20 ließ Malik<br />
Skupin-Alfa (LG Offenburg) keinen Zweifel bei seinem souveränen<br />
Erfolg in 1:51,37 min vor Elija Ziem (SC Neubrandenburg,<br />
1:52,47 min) und Tom Stöber (TV Wetzlar, 1:52,59 min) aufkommen.<br />
„Das Rennen verlief für mich genau nach Plan. Zuerst<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 12
efand ich mich nicht ganz vorne, aber dann hinten heraus<br />
konnte ich meine Attacke erfolgreich starten“, freute sich der<br />
Offenburger. Die Norm für die U20-EM hatte er schon im Vorfeld<br />
abgehakt. „Ich wollte mich daher in Rostock nur gut platzieren.<br />
Nun bin ich Erster, besser konnte es für mich nicht laufen“,<br />
strahlte er nach seinem Triumph.<br />
Die U20-Europameisterschaften in Jerusalem waren nicht Malik<br />
Skupin-Alfas erster Start auf internationalem Parkett. 2021<br />
sicherte er sich nämlich bei der U20-EM in Tallinn (Estland) mit<br />
der 4×400-m-Staffel die Bronzemedaille.<br />
Malik Skupin-Alfa stammt aus einer leichtathletikbegeisterten<br />
Familie. So haben sich sein Vater Marcus (52), seine Mutter Natalie<br />
(51) sowie seine Geschwister Milo, Vanda und Magnus mit Haut<br />
und Haaren der olympischen Kernsportart verschrieben.<br />
Meisterschaften zahlreiche Erfolge errangen, erinnern. Anna<br />
Malias Mutter Tina Balke wurde das <strong>Leichtathletik</strong>talent daher<br />
in die Wiege gelegt. Aus ihr wurde eine leistungsstarke Langsprinterin,<br />
die auch über 800 m in Westfalen vorne mitmischen<br />
konnte. Ihr größter Erfolg: Sie wurde mit der 4×400-m-Staffel<br />
des OSC Thier Dortmund deutsche Meisterin. Anna Malias<br />
Vater Olaf Hense nahm an den olympischen Spielen 1992 als<br />
400-m-Hürdenläufer teil. Er zählte bei den Weltmeisterschaften<br />
1991 und 1993 zum deutschen Team und trug 1993 in Stuttgart<br />
zu WM-Bronze des deutschen 4×400-m-Quartetts bei. Als<br />
Langhürdler trumpfte er mit der Weltklassezeit von 48,48 s über<br />
400-m-Hürden auf.<br />
Wie heißt es so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.<br />
Text: Peter Middel<br />
Fotos; Dirk Gantenberg (3), Yoshi Müller (1)<br />
Aus einer bekannten <strong>Leichtathletik</strong>-Familie kommt auch Anna<br />
Malia Hense, die sich in der Klasse U20 in der neuen persönlichen<br />
Bestzeit von 53,58 s den 400-m-Titel sicherte. Die 19-jährige<br />
Viertelmeilerin der LG Olympia Dortmund, die auf der<br />
Stadionrunde bereits im Vorlauf mit 54,47 s die U20-EM-Norm<br />
für Jerusalem unterboten hatte, verbesserte im Finale ihre drei<br />
Jahre alte 400-m-Bestmarke um 6 Hundertstelsekunden.<br />
Leichte muskuläre Probleme hatten die Athletin von Coach<br />
Thomas Kremer vor einigen Wochen noch gehandicapt. „Ich<br />
habe in beiden Rennen versucht, schnell anzugehen und dann<br />
alles zu geben – vor allem im Finale“, erklärte Anna Malia Hense<br />
nach ihrem souveränen Titelgewinn. Sie setzte mit ihrem Erfolg<br />
eine große Familientradition fort: Ältere <strong>Leichtathletik</strong>-Fans<br />
werden sich sicherlich noch an ihre Großeltern Rosi (geborene<br />
Klute) und Jörg Balke, die von 1959 bis 1975 bei deutschen<br />
Chelsea Kadiri<br />
Anna Malia Hense<br />
Leonard Horstmann<br />
13 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Camp mit erfolgreichem Formtest<br />
Deutschland hat Sprungtalente – diese will der DLV gemeinsam mit den FREUNDEN frühzeitig<br />
kennenlernen, sichten und fördern.<br />
Aufgrund dessen förderten die FREUNDE in diesem Jahr erneut<br />
das Talent-Hochsprung Camp des DLV. Das Camp fand im Juni<br />
auf der Sportanlage des TV Wattenscheid 01 in Bochum statt.<br />
Während der zweitägigen Maßnahme gaben die Nachwuchsbundestrainer*innen<br />
sowie weitere erfahrene Trainer*innen<br />
ihre Philosophie im gemeinsamen Training und in theoretischen<br />
Vorträgen weiter. Unter Anleitung von Brigitte Kurschilgen,<br />
Jan-Pablo Oehl und Hans-Jörg Thomaskamp vom DLV wurde<br />
dem Nachwuchs der Altersklassen U16 und U14 gemeinsam mit<br />
deren Heimtrainer*innen wertvolle Trainingsinhalte vermittelt.<br />
Abgedeckt wurden beispielsweise Steigesprünge, Stabilisation,<br />
Beweglichkeit, Koordination, Sprungspiele und Übungen zum<br />
geschwindigkeitsorientiertem Hochsprung.<br />
Erfahrungsaustausch mit Mateusz Przybylko<br />
Besonderes Highlight an Tag zwei: als prominenter Gast überraschte<br />
Mateusz Przybylko, Europameister von 2018, die Teilnehmer*innen<br />
in Wattenscheid. Der Athlet des TSV Bayer 04<br />
Leverkusen berichtete über sein Leben als Leistungssportler<br />
und stand Rede und Antwort für zahlreiche Fragen. Mit einem<br />
geselligen Grillabend gingen zwei ereignisreiche Tage zu Ende.<br />
Formtest im Rahmen des „Tag der Überflieger“<br />
Angeknüpft wurde die Fördermaßnahme bewusst an<br />
den angrenzenden Wettkampf „Tag der Überflieger“ in<br />
Essen-Überruhr. Im Vorprogramm der Station der World Athletics<br />
Continental Tour des Weltverbandes (WA) hatte der Nachwuchs<br />
die erste Chance, den Input des vorangestellten Talent-<br />
Camps mitzunehmen und unter Wettkampfbedingungen zu<br />
testen.<br />
Auf der Bezirksportanlage Überruhr stellten einige Hochspringer*innen<br />
neue persönliche Bestleistungen auf. Als Sieger<br />
des Vorprogramms setzte sich Jakob Höhnow vom SC<br />
Potsdam höhengleich gegen den ein Jahr älteren Niklas Quast<br />
(SV Leonardo-da Vinci Nauen) durch. Mit 1,83 m steigerte der<br />
14-Jährige Potsdamer nicht nur seinen Meldewert von 1,74 m<br />
deutlich, sondern setzte sich auch an die Spitze der deutschen<br />
Bestenliste in der Altersklasse M14. Gleich um zehn Zentimeter<br />
im Vergleich zum Meldewert verbesserte sich die erst 13-Jährige<br />
Bevin Asemota. Die Athletin der LG Menden positionierte<br />
sich mit übersprungenen 1,65 m auf Rang drei der deutschen<br />
Bestenliste der nächsthöheren Altersklasse W14.<br />
Bemerkenswert war zudem die Leistung von Pelle Rück (Jahrgang<br />
2010) vom SV Eidelstedt Hamburg. Der „Hochsprung-<br />
Neuling“ trainiert den Hochsprung aktiv seit etwa drei Monaten<br />
und stellte seine Technik erst in der Vorwoche auf den „Flop“<br />
um. Auf Anhieb steigerte der 13-Jährige seine Bestleistung von<br />
1,41 m auf 1,50 m.<br />
Die Siegerehrung wurde vorgenommen durch FREUNDE-Mitglied<br />
Thomas Kuntke, der von Seiten des Fördervereins für die<br />
Projektbetreuung Hochsprung verantwortlich ist.<br />
Text: Thomas Kuntke/Danny Schott<br />
Fotos: Brigitte Kurschilgen, Peter Busse<br />
Bundestrainern Brigitte Kurschilgen in Aktion<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 14
Nachwuchs erlebt DM hautnah<br />
Nach den Heim-Europameisterschaften in München im vergangenen Jahr reisten in diesem<br />
Jahr Talente der Jahrgänge 2006, 2007 und 2008 zu den deutschen Meisterschaften.<br />
Deutsche <strong>Leichtathletik</strong>meisterschaften heißt auch: DLV-<br />
Jugendlager. Hierzu wird der <strong>Leichtathletik</strong>nachwuchs aus<br />
allen Landesverbänden eingeladen, um gemeinsam die Deutschen<br />
Meisterschaften zu schauen, tatkräftig anzufeuern und<br />
miteinander eine tolle Zeit zu erleben. Zusätzlich wird ein<br />
abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit viel Spaß und<br />
Action geboten.<br />
Am 5. Juli machten sich 77 Athleten und Athletinnen aus ganz<br />
Deutschland sowie sechs Betreuer*innen auf den Weg nach<br />
Kassel ins DLV-Jugendlager, um gemeinsam eine ereignisreiche<br />
Zeit zu verbringen und die Deutschen Meisterschaften<br />
zu erleben. Nach dem Kennenlernabend startete das Jugendlager<br />
abenteuerlich. Wegen eines Feueralarms mussten die<br />
Jugendlichen und Betreuer um ein Uhr nachts die Jugendherberge<br />
kurzzeitig verlassen. Zum Glück war nichts Großes<br />
passiert, sodass alle nach kurzer Zeit wieder zurück in die Betten<br />
konnten!<br />
Leidenschaft für die <strong>Leichtathletik</strong><br />
Für viele der Athletinnen und Athleten stehen die Deutschen<br />
Jugendmeisterschaften noch vor der Tür. Um sich vorzubereiten<br />
und wer weiß, vielleicht auch schon einmal gegen<br />
die Konkurrenz bei den Meisterschaften im Training zu laufen,<br />
konnten die Teilnehmenden am Donnerstag und am Sonntag<br />
direkt neben dem Auestadion auf dem Aufwärmplatz trainieren.<br />
Die einen liefen Hürden, andere warfen Speer, sprangen<br />
hoch oder sprinteten gegeneinander. Bei bestem Wetter entstand<br />
eine großartige Dynamik und die Leidenschaft für die<br />
<strong>Leichtathletik</strong> wurde bei allen deutlich. Bei einer Challenge<br />
mit verschiedenen Spielen traten die Jugendlichen am Donnerstag<br />
gegeneinander an und konnten so ihre Teamfähigkeit<br />
und Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Am Freitag ging es<br />
ins Freibad. Bei bestem Wetter tat eine Abkühlung allen gut.<br />
Es wurde Volleyball gespielt, gerutscht und mal nicht hoch<br />
oder weit gesprungen, sondern vom Sprungturm, unter anderem<br />
auch vom Zehn-Meter-Turm. Empfangen wurden alle am<br />
Beckenrand mit einem tosenden Applaus!<br />
Input zu Doping-Prävention und Sportpsychologie<br />
Dank der Jugendbotschafter*innen Doping-Prävention und<br />
Sportpsychologie konnten zwei tolle Workshops stattfinden.<br />
Sie thematisierten die Inhalte: Wie läuft eine Dopingkontrolle<br />
ab? Welche Medikamente sind wann erlaubt? Welche Werte<br />
machen den Sport aus? Zudem vermittelten sie allgemeines<br />
Hintergrundwissen zur Doping-Prävention. Im Bereich der<br />
Sportpsychologie standen die Themen „Umgang mit Stress“<br />
und „Zielsetzung“ auf der Agenda. Alle Teilnehmenden konnten<br />
ihre eigenen Ziele formulieren, darüber sprechen und sich<br />
mit diesen intensiv auseinandersetzen.<br />
Auch der deutsche 60- und 100-Meter-Rekordler Julian Reus<br />
stattete dem Jugendlager einen Besuch ab. Er berichtete von<br />
seiner sportlichen Laufbahn, seinen Erlebnissen und Verbindungen<br />
mit der <strong>Leichtathletik</strong> sowie von Erfahrungen bei<br />
internationalen Meisterschaften. Anschließend beantwortete<br />
Julian Reus, der mittlerweile beim DLV als Referent für den Olympischen<br />
Leistungssport tätig ist, die Fragen der jungen Talente.<br />
Auch für Fotos und Autogrammwünsche stand er bereit.<br />
Dank an die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong><br />
Das Jugendlager bedankte sich mit einem lauten „DANKE,<br />
FREUNDE“ bei dem Förderverein. Nur durch ihre finanzielle<br />
Unterstützung ist es möglich, das Jugendlager in dieser Form<br />
durchzuführen. Diese Unterstützung ist nicht selbstverständlich<br />
und sorgt nicht nur in den fünf Tagen für tolle Erlebnisse.<br />
Dank dieser Unterstützung werden Erlebnisse geschaffen, die<br />
den Jugendlichen sehr lange in Erinnerung bleiben und ihren<br />
sportlichen Weg begleiten werden.<br />
Text und Foto: Linus Berszuck<br />
15 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Foto: Nada<br />
Wenn es mal nicht so läuft<br />
… oder: Das lange Warten auf ein bisschen Körperflüssigkeit. Unser Autor (der in diesem Fall<br />
nicht genannt werden soll) berichtet, wie akribisch heutzutage die Kontrolleure der Nationalen<br />
Anti Doping Agentur (NADA) arbeiten und was man dabei alles erleben kann.<br />
Dass Dopingkontrollen so ihre Eigenarten haben können, war<br />
mir nicht unbekannt. Selbst zu Beginn der 1990er Jahre Objekt<br />
dieser Kontrollen, musste ich unlängst feststellen, dass sich seit<br />
damals doch einiges in dem Prozedere verändert hat. Waren früher<br />
die Kontrollen nach heutigen Kriterien eher lasch und möglichen<br />
Tricksereien immer noch Tür und Tor geöffnet, erscheint<br />
einem das heute gut dreißig Jahre später fast unmöglich. Ein<br />
Beispiel gestattet? Letzter Wettkampf der Deutschen Hochschulmeisterschaften<br />
in Darmstadt im Mai. Die 5.000 Meter der<br />
Männer sind gerade vorbei, die Medaillen verteilt und der Sieger<br />
zur Dopingkontrolle ausgelost. An sich nichts Besonderes.<br />
Ein Ablauf, wie er immer wieder so oder ähnlich passiert. Kaum<br />
jemand hätte zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass es für den Läufer<br />
als auch für die begleitenden Angehörigen noch ein langer<br />
Abend werden könnte. Vor allem dann, wenn es nicht läuft, wo<br />
es doch laufen soll …<br />
Nahm man anfangs den Kontrollprozess noch mit einem<br />
lachenden Auge, änderte sich das Ganze mit fortschreitender<br />
Zeit. Getränke aller Art waren schnell beschafft, aber die Wirkung<br />
wollte sich einfach nicht einstellen. Da ist guter Rat teuer.<br />
Nur die Kontrolleure nahmen es weiter gelassen. Alles schon<br />
dagewesen und für diese nichts Neues. Geduldig sein und bleiben,<br />
so der Tenor der Offiziellen. Als dann langsam die Dämmerung<br />
einsetzte und immer noch kein Erfolgserlebnis vermeldet<br />
werden konnte, war Kreativität gefragt. Die Idee: Eine<br />
Urinabgabe an einer Raststätte auf der Autobahn. Was sich<br />
für den einen oder anderen wie ein Scherz anhören mag, hat<br />
Strategie. Letztendlich eine Taktik mit Erfolgsplan. Der Sportler<br />
fährt zusammen mit dem Kontrolleur im Auto die nächste Rastanlage<br />
an und sie versuchen jeweils ihr Glück. Die Angehörigen<br />
immer in einer Fahrzeugkolonne hintendran. Und was nur die<br />
wenigsten für möglich gehalten hätten, brachte schon an der<br />
ersten BAB-Raststätte den gewünschten Erfolg. „Weißer Rauch“<br />
über einer Tank & Rast in der Nähe von Frankfurt. Die Meldung<br />
des Offiziellen: „Genügend Flüssigkeit im Glas. Die Testung ist<br />
beendet.“ Man hätte Steine fallen hören können und das gut<br />
fünf Stunden nach Beendigung des Wettkampfes. Dopingkontrollen<br />
haben es manchmal eben in sich. Aber sie sind nun<br />
einmal notwendig, sollten die Begleitumstände auch manchmal<br />
noch so nervig sein.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 16
Doping-Kontrolle kurz erklärt<br />
Zur Überprüfung der Anti-Doping-Regeln werden Athletinnen<br />
und Athleten nach einem Wettkampf oder für die Zeit<br />
außerhalb des Wettkampfes ausgewählt und zur Abgabe<br />
einer Urin- und/oder Blutprobe aufgefordert. Die Auswahl<br />
für die Dopingkontrolle erfolgt nach dem jeweiligen Reglement<br />
des zuständigen Sportverbandes oder der zuständigen<br />
Anti-Doping-Organisation.<br />
Wettkampfkontrollen finden grundsätzlich nach Beendigung<br />
des Wettkampfes statt. Ist der Wettkampf am betreffenden Tag<br />
für die ausgewählte Athletin oder den ausgewählten Athleten<br />
beendet, wird sie oder er von einem sogenannten Chaperon<br />
über die Dopingkontrolle informiert. Hierbei werden ihr oder<br />
ihm ihre oder seine Rechte und Pflichten vorgetragen und zur<br />
Unterschrift ausgehändigt. Die Athletin oder der Athlet muss –<br />
unter ständiger Begleitung durch einen Chaperon – unverzüglich<br />
die Dopingkontrollstation aufsuchen. Von dem Moment<br />
der Benachrichtigung zur Dopingkontrolle bis zum Eintreffen<br />
in der Kontrollstation wird die Athletin oder der Athlet von der<br />
Kontrollperson oder von einem Chaperon begleitet und beaufsichtigt,<br />
um Manipulationen auszuschließen.<br />
Bei Wettkampfkontrollen sind Kontrollstationen eingerichtet,<br />
zu denen nur autorisierte Personen Zutritt haben. Die Kontrollstation<br />
muss die Privatsphäre der Athletin oder des Athleten ausreichend<br />
schützen und darf für die Dauer des Wettkampfes einzig<br />
als Dopingkontrollstation genutzt werden. Die Auswahl der<br />
Athletin oder des Athleten wird von der NADA festgelegt und<br />
kann sowohl nach Platzierung, nach Namen (Zielkontrolle) als<br />
auch per Los erfolgen. Bei internationalen Wettkämpfen arbeitet<br />
die NADA mit den zuständigen internationalen Verbänden<br />
zusammen. Erst wenn die Kontrolle endgültig abgeschlossen<br />
ist, endet auch die Beaufsichtigung durch das Kontrollpersonal.<br />
2022 nahm die Nada 12.387 Kontrollen mit 15.465 Proben (79 %<br />
Urinproben und 21 % Blutproben). Davon waren 6.678 Trainingskontrollen<br />
und 5.709 Wettkampfkontrollen.<br />
Von den 15.465 Proben insgesamt betrafen 3.093 die <strong>Leichtathletik</strong>,<br />
davon 1.892 Trainings- und 1.201 Wettkampfkontrollen.<br />
Verhängt wegen Dopingverstößen wurden eine 3-jährige<br />
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17 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
„Hier gefällt es mir am besten“<br />
Spitzensportler erklären, warum sie gerne am Bundesstützpunkt München ihre schweißtreibenden<br />
Programme absolvieren und deuten an, worum es geht: Bundesstützpunkte sind<br />
besondere Leistungszentren, an denen die Kräfte gebündelt, Rahmenbedingungen optimiert<br />
und kurze Wege ermöglicht werden sollen.<br />
Tobias Potye (Vize-Europameister 2022): München bedeutet<br />
für mich Heimat. Ich bin im Vorort aufgewachsen, dann für den<br />
Sport in die Stadt gezogen. Mein Trainer Sebastian Kneifel ist<br />
hier; meine Trainingsgruppe ist hier; einfach alle Personen aus<br />
meinem sportlichen Umfeld sind hier bzw. in der Nähe. Auch der<br />
Olympiastützpunkt Bayern (OSP) mit seiner Direktversorgung<br />
für Laufbahnberatung und Physiotherapie befindet sich direkt<br />
gegenüber. Solche kurzen Wege sind überaus praktisch, insbesondere<br />
wenn man mehrmals am Tag am Bundesstützpunkt<br />
ist. Darüber hinaus ist es echt schön hier. Der Olympiapark ist<br />
einladend und es ist schon etwas Besonderes, im Schatten des<br />
altehrwürdigen Olympiastadions trainieren zu dürfen. Springen<br />
wird man überall können, aber hier gefällt es mir am besten.<br />
Katharina Trost (10. Platz EM 2022): Ich bin 2016 aufgrund der<br />
Trainingsgruppe nach München gekommen. Und das ist nach<br />
wie vor der Hauptgrund: Meine Trainingsgruppe und meine<br />
Trainer Andreas Knauer und Jonas Zimmermann stehen im<br />
Mittelpunkt. Wir haben hier einfach alles, was wir für das Training<br />
brauchen: das Stadion draußen, die <strong>Leichtathletik</strong>halle und<br />
auch die Physiotherapie am OSP. Ich liebe die Laufstrecken hier<br />
und laufe am liebsten am Kanal zum Nymphenburger Schloss<br />
und in dessen Schlosspark.<br />
Mona Mayer (5. Platz EM 2022 in der 4x400m Staffeln): Es<br />
ist motivierend, im Olympiapark zu trainieren. Man hat hier u. a.<br />
das Olympiastadion, in das man einen Abstecher machen kann,<br />
um beispielsweise lange Treppenläufe durchzuführen. Wobei<br />
die auch fies sein können … Das Gemeine daran ist, je höher<br />
man kommt, desto größer werden die einzelnen Stufen. Die<br />
Bahn am Bundesstützpunkt ist supercool, in der Werner-von-<br />
Linde-Halle gibt es u. a. einen Kraft- und einen Gymnastikraum<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 18
und der Olympiastützpunkt mit seinen Leistungen ist auch vor<br />
Ort. Neben meiner Trainerin macht das den Bundesstützpunkt<br />
für mich besonders.<br />
Georg Harpf (U18-Vize-Europameister 2022): Die Trainingsbedingungen<br />
sind für mich sehr gut hier. Der Kraftraum und die<br />
Möglichkeiten zum Stoßen – sogar im Winter – sind top. Durch<br />
die Eliteschule des Sports habe ich die Chance, auch in der Früh<br />
zu trainieren und mein Trainer und ich bekommen an diesen<br />
Tagen gut zwei Einheiten unter.<br />
Das übergeordnete Ziel eines <strong>Leichtathletik</strong>-Bundesstützpunktes<br />
(BSP) ist, für die perspektivreichsten Leistungssportler<br />
mithilfe eines Stützpunktnetzwerks bestmögliche Trainingsund<br />
Umfeldbedingungen für die Entwicklung und Vorbereitung<br />
internationaler Höchstleistungen zur Verfügung zu stellen.<br />
Neben gemeinsamen Maßnahmen und Trainingslagern ist das<br />
Bundesstützpunktsystem für den Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-Verband<br />
ein zentrales Strukturmerkmal. Es wird – mit Blick auf das<br />
College-System, wie es in den USA gelebt wird und international<br />
renommierten Trainingszentren – ständig weiterentwickelt und<br />
optimiert. Neben dem Bundesstützpunkt München gibt es<br />
aktuell 15 weitere herausgehobene Standorte, die vom Fachverband<br />
ausgewählt und vom DOSB und BMI für den aktuellen<br />
Olympiazyklus bestätigt wurden.<br />
Durch das Scannen des QR-Codes gelangen Sie zu einer Landkarte<br />
mit allen BSPs: Diese Seite bietet darüber hinaus Informationen,<br />
welche Disziplinen von den jeweiligen Bundesstützpunkten<br />
abgedeckt werden, welche Trainer und Betreuer an<br />
den Standorten im Einsatz sind sowie weitere Details zu den<br />
einzelnen Angeboten und Leistungen.<br />
Synergien nutzen, um Leistungssport betreiben zu können<br />
Je nach den vorhandenen Rahmenbedingungen, leistungssportfördernden<br />
Vereinen und Trainerpersonal werden unterschiedliche<br />
Schwerpunkte gesetzt. Der Bundesstützpunkt<br />
München ist beispielsweise ausschließlich Bundesstützpunkt<br />
für die Disziplinblöcke Sprint/Hürde, Lauf/Gehen, Wurf/Stoß<br />
und Sprung. Das heißt, der Mehrkampf wird hier demnach<br />
momentan nicht schwerpunktmäßig bedient. Das DLV-Konzept<br />
sieht vor, dass sich ambitionierte Zehnkämpfer bzw. Siebenkämpferinnen<br />
ab einem gewissen Niveau – wenn gewünscht –<br />
zu einem Standort wie z. B. Frankfurt, Leverkusen oder Stuttgart<br />
orientieren.<br />
Neben einer möglichst reibungslosen Vorbereitung von Spitzensportlern<br />
auf die Olympischen Spiele ist es das Ziel eines jeden<br />
Bundesstützpunktes, mit Hilfe des Netzwerks vor Ort talentierte<br />
Athleten zu identifizieren und so zu unterstützen, dass<br />
sie ihr volles Potenzial entfalten. Durch einen bestmöglichen<br />
Athleten-Service soll eine optimale Lebensbestleistung erzielt,<br />
erfolgreich an nationalen und internationalen Wettkämpfen<br />
teilgenommen und zum lebenslangen Sporttreiben animiert<br />
werden. Zu diesen Partnern gehören in München neben dem<br />
DLV u. a. der Bayerische <strong>Leichtathletik</strong>-Verband, die Vereine der<br />
Region (insbesondere LG Stadtwerke München<br />
und TSV Gräfelfing), der Olympiastützpunkt<br />
Bayern, der Träger der Trainingsstätte<br />
(Olympiapark GmbH), die Landeshauptstadt<br />
München, die nahegelegenen Hochschulen<br />
(insbesondere TU und LMU München) sowie<br />
die Eliteschulen des Sports (FOS Unterschleißheim sowie Gymnasium<br />
München Nord) und das lokale Internat (Haus der Athleten).<br />
Ebenso ist die Spitzensportförderung bei der Bayerischen<br />
Polizei und die Unterstützung von beispielsweise der Stiftung<br />
Deutsche Sporthilfe, der Bayerischen Sportstiftung und der<br />
Bundeswehr auch für die Leichtathleten vor Ort ein Segen.<br />
Wie sieht die Förderung konkret aus?<br />
Ein gezielter, langfristiger Leistungsaufbau beginnt in der<br />
Regel in den Vereinen, in deren Vereinsgruppen vielseitige<br />
Bewegungserfahrungen und die Freude an Wettkämpfen<br />
vermittelt werden. Talentierte Nachwuchsathleten werden<br />
hier identifiziert. Ab ca. 14 Jahren wird am Bundesstützpunkt<br />
ein sogenanntes Stützpunkttraining angeboten, bei<br />
dem die stärksten Nachwuchssportler der Region unter fachkundiger<br />
Anleitung und in leistungsstarken Trainingsgruppen<br />
ein umfassendes Trainingsprogramm in Abstimmung mit den<br />
Heimtrainern erhalten. Die Inhalte konzentrieren sich fortan<br />
auf die spezifischen Bedürfnisse und individuellen Ziele. Talentierte<br />
Sportler von außerhalb haben ab 15 Jahren die Möglichkeit,<br />
über das Sportinternat und den Eliteschulen des Sports Teil<br />
des BSP-Systems zu werden. Denn: Nicht überall im Freistaat<br />
haben angehende Läufer, Springer oder Werfer die Option,<br />
gemeinsam mit Gleichgesinnten ihrer Leidenschaft nachzugehen<br />
und den Weg für eine Leistungssportkarriere zu ebnen.<br />
Insbesondere wenn kein regelmäßiges Training angeboten wird<br />
oder die Lieblingsdisziplinen kaum gefördert werden, profitieren<br />
Sportler von einem Wechsel an einen Bundesstützpunkt,<br />
an dem hauptamtliche, hoch qualifizierte Trainer tätig sind, die<br />
über langjährige Erfahrung verfügen und eng mit den Athleten<br />
zusammenarbeiten. In München sind aktuell zehn hauptamtliche<br />
Trainer im Einsatz. Dazu kommen weitere Honorarkräfte<br />
und ehrenamtliche Übungsleiter. Durch den regelmäßigen Austausch<br />
am Standort soll der Wissenstransfer zwischen den Trainern<br />
angeregt werden. Kraftexperten kümmern sich disziplingruppenübergreifend<br />
um die Belange der Leichtathleten.<br />
Auch die Sportler profitieren vom Blick über den Tellerrand in<br />
andere Disziplinen bzw. Disziplingruppen. Wie bereits erwähnt,<br />
bietet das Bundesstützpunktsystem darüber hinaus auch eine<br />
breite Palette von Unterstützungsdiensten an, um den Athleten<br />
zu helfen bzw. Spitzenleistung zu ermöglichen. Dazu gehören<br />
medizinische und physiotherapeutische Betreuung, Mentoring<br />
und Beratung in den Bereichen Sportpsychologie, Ernährung<br />
und Karriereplanung sowie finanzielle Unterstützung. Wenn<br />
alle Räder ineinandergreifen, bietet das System den Sportlern<br />
eine professionelle Umgebung für ihr Training und ihre Duale<br />
Karriere.<br />
Text und Foto: Michael Wilms<br />
Über den Autor: Seit Juli 2021 ist Michael Wilms für den Bundesstützpunkt<br />
München als DLV-Bundesstützpunktleiter verantwortlich.<br />
Davor war der studierte Sportwissenschaftler (M. Sc. in Training<br />
und Diagnostik) mehrere Jahre als Chefredakteur der Zeitschrift<br />
leichtathletiktraining beim philippka-Verlag im Einsatz. Während<br />
seiner Aktivenzeit wurde er u. a. deutscher Vizemeister über 3.000 m<br />
Hindernis und deutscher Meister mit der 4×400-m-Staffel. Für seinen<br />
Standort möchte er u.a. die Zusammenarbeit innerhalb der<br />
Trainerschaft im Sinne von „Coach-the-Coach-Programmen“ weiter<br />
fördern.<br />
19 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Wir über uns – Geburtstage<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 20
Meldungen<br />
Niklas Kaul ausgezeichnet<br />
Der Sieger des Ratinger Mehrkampf-Meetings konnte letztlich<br />
mit 8.484 Punkten zufrieden sein, denn am zweiten Tag ließ er mit<br />
Stab und Speer noch sehr viel liegen. Aber mit einem engagierten<br />
1.500-m-Lauf packte Niklas Kaul auch die Norm (8.460 Pkt.) für die<br />
Olympischen Sommerspiele in Paris. Zudem wurde ihm in Ratingen<br />
noch die Auszeichnung zur Wahl des Leichtathleten des Jahres 2022<br />
von der stellv. FREUNDE-Vorsitzenden Christiane Offel überreicht.<br />
Weniger zufrieden war FREUNDE-Mitglied Tim Nowak, bei dem am<br />
Samstag beim Kugelstoßen und im Weitsprung gar nichts klappte.<br />
Dank starker Leistungen am Sonntag („Das war mit Abstand der beste<br />
zweite Tag meiner Karriere“) sicherte er sich aber mit 8.075 Punkten<br />
noch Rang sechs.<br />
Deutlich spannender ging es bei den Frauen zu, wo schließlich<br />
Carolin Schäfer mit 6.369 Punkten vor Sophie Weißenberg mit<br />
6.247 Punkten gewann. Die belgische Olympiasiegerin und Weltmeisterin<br />
Zafissatou Thiam bereicherte mit ihren Starts in fünf Einzeldisziplinen<br />
den Wettkampf. Einen Rekord stellten noch die Ratinger<br />
Zuschauer*innen auf: Knapp 7.000 Tickets wurden an den beiden<br />
sommerlichen Tagen verkauft.<br />
Fotos: Peter Skala (2), Peter Busse (1)<br />
FREUNDE-Statistiker wurde überrascht<br />
In unserem Quiz aus Heft 2 steckte der Wurm. Der zu findende Fehler<br />
war die von Autor Reinhard Stein völlig frei erfundene Geschichte von<br />
der goldenen Uhr der Londoner Uhrmacher-Innung für die Stundenweltrekordler.<br />
Zahlreiche Einsendungen vermuteten allerdings die<br />
100 m Hürden in der Geschichte um Martin Lauer als Lösung. Das<br />
war aber nur ein dummer Tippfehler und wäre auch etwas zu simpel<br />
gewesen. Nur einer, nämlich „Statistik-Professor“ Stefan Hirschter<br />
aus Hannover hat gleich in drei Geschichten einen Fehler gefunden.<br />
Nämlich zusätzlich, dass Sergej Bubka seinen Weltrekord vor dem<br />
ersten 6-m-Sprung am 13.7.1985 in Paris um 6 cm, nicht um 5 cm,<br />
gesteigert hat. Der alte Weltrekord von ihm waren die 5,94 m vom<br />
31.8.1984 in Rom. Sein Sohn Sergej, Tennisspieler, ist am 10.2.1987 in<br />
Donezk/UKR geboren, also nicht vier Tage (9.7.1985) vor dem ersten<br />
6-m-Sprung seines Vaters Sergej Bubka.<br />
Stefan Hirschter, der auf seinen rekordverdächtig vielen <strong>Leichtathletik</strong>-Reisen<br />
schon weltweit selbst Experten mit seinem Wissen<br />
verblüfft hat, wurde während der Deutschen Meisterschaften in Kassel<br />
überrascht. Die Deutsche <strong>Leichtathletik</strong> Marketing GmbH (DLM)<br />
hatte freundlicherweise ein Nationaltrikot zur Verfügung gestellt,<br />
das unsere Vorsitzenden von Malaika Mihambo und Niklas Kaul, der<br />
Leichtathletin bzw. dem Leichtathleten des Jahres 2022, mit ihren<br />
Unterschriften versehen ließen. Christiane Offel, stellvertretende<br />
FREUNDE-Vorsitzende, überreichte das Trikot während der Mitgliederversammlung<br />
an Stefan Hirschter.<br />
Foto: Dirk Gantenberg<br />
Terminhinweise (international)<br />
10.12.<strong>2023</strong><br />
01.–<strong>03</strong>.<strong>03</strong>.2024<br />
10.–11.02.2024<br />
07.–12.06.2024<br />
18.–21.07.2024<br />
26.07.–11.08.2024<br />
26.–31.08.2024<br />
08.12.2024<br />
Cross-EM (Brüssel/Belgien)<br />
Hallen-WM (Glasgow/Großbritannien)<br />
Cross-WM (Pula Medulin/Kroatien)<br />
EM (Rom/Italien)<br />
U18 EM (Bánska Bystrica/Slowakei)<br />
Olympische Spiele (Paris/Frankreich)<br />
U20 WM (Lima/Peru)<br />
Cross-EM (Antalya/Türkei)<br />
06.–09.<strong>03</strong>.2025<br />
Hallen-EM (Appeldoorn/Niederlande)<br />
März 2025<br />
Hallen-WM (Nanjing/China)<br />
12.–13.04.2025 Running-EM (Brüssel/Belgien) - neu -<br />
27.–29.06.2025<br />
Team-EM (Madrid/Spanien)<br />
17.–20.07.2025<br />
U23 EM (Bergen/Norwegen)<br />
07.–10.08.2025<br />
U20 EM (Tampere/Finnland)<br />
13.–21.09.2025<br />
WM (Tokio/Japan)<br />
2026<br />
Februar 2026<br />
16.–19.07.2026<br />
10.–16.08.2026<br />
Hallen-WM (Torun/Polen)<br />
Cross-WM (Tallahassee/USA)<br />
U18 EM (Rieti/Italien)<br />
EM (Birmingham/Großbritannien)<br />
Olympische Spiele 2028 und 2<strong>03</strong>2<br />
20.07.–06.08.2028<br />
Los Angeles/USA<br />
2<strong>03</strong>2Brisbane/Australien<br />
21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Mein Praktikum bei der RP<br />
Unser FREUNDE-Mitglied Samuel Mathiot (15) hat sein zweiwöchiges Schulpraktikum bei der<br />
Lokalsportredaktion der Rheinischen Post (RP) in Düsseldorf verbracht. Er will unbedingt Sportjournalist<br />
werden. Durch das Praktikum hat sich Samuel einen ersten Eindruck vom Alltag einer<br />
Sportredaktion verschafft.<br />
Der imposante graue Klotz ist von Weitem zu sehen. Es ist das<br />
Pressehaus der Rheinischen Post, der zweitgrößten regionalen<br />
Tageszeitung in Deutschland. Sie hat eine gedruckte Auflage<br />
von 230.000 Exemplaren, hinzukommen 40.000 digitale Abos.<br />
Von den durchschnittlich 30 Zeitungsseiten widmen sich ca.<br />
20 Prozent dem Sport.<br />
Als ich dort ankam, hatte ich nur bedingt von einem Cyberangriff<br />
gehört, der zwei Tage zuvor stattfand. Der hatte jedoch<br />
erhebliche Auswirkungen. „Ich bin seit vielen Jahren bei der RP<br />
und habe sowas noch nie erlebt“, berichtete mir mein Ansprechpartner.<br />
Von dieser Ausnahmesituation bemerkte ich Neuling<br />
allerdings zunächst nur wenig. Angespannte Stimmung war<br />
im Großraumbüro mit zehn Arbeitsplätzen nicht festzustellen,<br />
ganz im Gegenteil. Trotz der fleißigen Arbeit herrschte eine<br />
entspannte Atmosphäre. Für mich überraschend, dass überall<br />
Berge alter Sportzeitungen herumlagen. Wie ich es hingegen<br />
erwartete, bestand die Redaktion überwiegend aus<br />
Männern; jedoch war eine Frau stellvertretende Leiterin der<br />
Sportredaktion.<br />
Allmählich wurde mir dann klar, was der Cyberangriff bewirkt<br />
hatte. Homeoffice war durch den Hackerangriff unmöglich<br />
geworden, daher waren die Plätze im Redaktionsbüro gefragt<br />
wie selten. An „normalen“ Tagen sind durchschnittlich drei<br />
Journalisten vor Ort. Außer montags und mittwochs, wenn<br />
üblicherweise eine Redaktionssitzung stattfindet, bei der alles<br />
für die Woche geplant wird. Ich nahm jeweils den Platz eines<br />
Abwesenden ein, denn schließlich wird hier auch am Wochenende<br />
gearbeitet, zumal beim Sport.<br />
Jetzt gab es auch keinen WLAN-Zugang und es fehlte der<br />
Zugriff auf die Seite, wo normalerweise alle Texte ablegt werden.<br />
Es war also viel zeitaufwendiger, die Seiten zusammenzustellen.<br />
Zudem war die Seite von RP-Online nicht verfügbar und<br />
die Informatiker „bastelten“ eine Notfallausgabe. Trotz dieser<br />
Schwierigkeiten hatte ich einiges zu tun. Meine Hauptaufgabe<br />
war, für den Lokalsport zu recherchieren: anstehende Termine<br />
abklären, Fakten über Athleten sammeln, kleinere Meldungen<br />
sowie Titel und Untertitel zu den Artikeln schreiben. Außerdem<br />
mussten wir passende Bilder aus dem Fotoarchiv suchen.<br />
Wurde auch etwas von mir veröffentlicht? Immerhin ein längerer<br />
Beitrag über ein 3×3-Basketball-Turnier für die Print-Ausgabe<br />
und ein Online-Artikel über die Tour de France. Außerdem<br />
etliche kleinere Meldungen mithilfe von eingegangenen<br />
Pressemitteilungen.<br />
Zwei Ereignisse haben mich aus dem üblichen „Arbeitsalltag“<br />
gerissen. Zum einen konnte ich bei zwei Redaktionskonferenzen<br />
dabei sein. Daran nehmen ein Vertreter aus jeder Abteilung<br />
und der Chefredakteur der RP, Moritz Döbler, teil. Er leitete das<br />
Ganze und machte häufiger Änderungsvorschläge. Auffallend<br />
auch hier, wie unterrepräsentiert Frauen bei der Presse sind.<br />
An meinem letzten Tag traf ich mich dann mit dem Fortuna-<br />
Düsseldorf-Redakteur im Trainingslager der Rot-Weißen, wo wir<br />
das Training des Zweitligisten genau unter die Lupe nehmen<br />
konnten. Anschließend gab es ein Pressegespräch mit Fortuna-<br />
Coach Daniel Thioune, an dem auch der Pressesprecher der Fortuna<br />
und zwei Reporter von Sky Sport teilnahmen.<br />
Doch was ist jetzt mit der <strong>Leichtathletik</strong>? Es wurde wenig über<br />
diese schöne Sportart geschrieben. Sie war kaum präsent. Es<br />
hatte zur Folge, dass nur zwei kleine Artikel über das Mehrkampf-Meeting<br />
in Ratingen zustande kamen und eine noch<br />
kleinere Meldung über die Team-EM in Polen. Die kam nicht<br />
aus unserer Redaktion, sondern von der Deutschen Presse<br />
Agentur (DPA). Fußball, Radsport und Tennis beherrschten die<br />
Sportseiten.<br />
Text und Fotos: Samuel Mathiot<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 22
Vorgestellt: leichtathletiktraining<br />
Auf die Beilage „Lehre der <strong>Leichtathletik</strong>“ der Zeitschrift „Leichtathetik“ folgte 1989 die Zeitschrift<br />
„leichtathletiktraining“. Sie versorgt seitdem Lehrende aller Leistungsbereiche, vor allem im<br />
Jugendbereich, monatlich mit Trainings-, Übungs- und Spielformen für ein abwechslungsreiches<br />
und leistungsförderndes Training.<br />
Die <strong>Leichtathletik</strong> ist wohl so vielschichtig wie keine andere<br />
Sportart. Ihre Trainerinnen und Trainer müssen deshalb unterschiedlichste<br />
Fähigkeiten mit sich bringen und sind nicht selten<br />
Spezialisten für einen Bereich. Es gibt die Übungsleiterinnen<br />
und Übungsleiter, die den Jüngsten Freude an spielerischer und<br />
vielfältiger Bewegung vermitteln. Es gibt die Coaches im Grundlagentraining,<br />
wenn sich schrittweise die leichtathletischen Disziplinen<br />
herauskristallisieren und bei den Talenten erkennbar<br />
wird, in welchem Disziplinblock ihre Stärken liegen. Und es gibt<br />
die Trainerinnen und Trainer im Aufbau- und Leistungstraining,<br />
die sich ihrerseits nicht selten in Spezialisten für Wurf, Sprung,<br />
Sprint oder Lauf aufteilen. Natürlich gibt es auch die Generalisten,<br />
die in einem Verein fast alles machen – oft, weil es an weiteren<br />
Ehrenamtlichen mangelt.<br />
Dementsprechend ist es nicht einfach, die wichtigsten Aspekte<br />
der Trainertätigkeit in der <strong>Leichtathletik</strong> in einer Ausbildung<br />
oder Publikation zu bündeln. Stetige Weiterbildung ist ohnehin<br />
der Schlüssel, um ein leistungsförderndes und verletzungsfreies<br />
Training zu ermöglichen. Genau hier setzt die Zeitschrift<br />
leichtathletiktraining an, die der Verlag Philippka monatlich<br />
herausgibt. Das Unternehmen hat gemeinsam mit dem DLV<br />
auch die Rahmentrainingspläne Kinderleichtathletik, Grundlagentraining<br />
sowie Jugendleichtathletik Basics, Mehrkampf,<br />
Lauf, Sprint, Sprung und Wurf herausgegeben. Die Zeitschrift<br />
schließt hier nahtlos an und bietet Theorie und Praxis für alle<br />
Altersklassen und Disziplinen. Die regulären Ausgaben haben<br />
48 Seiten, die beiden Doppelausgaben im Jahr, die meist einen<br />
Themenschwerpunkt haben, entsprechend mehr.<br />
Zu lesen sind darin unter anderem Einblicke in das Training aktueller<br />
Leistungsträger. In diesem Jahr berichteten zum Beispiel<br />
bereits die Trainer von Joshua Hartmann und Yemisi Ogunleye<br />
über das Training ihrer Schützlinge. Ein Stoß der Mannheimerin<br />
und der 200-Meter-Rekordlauf von Joshua Hartmann aus Kassel<br />
waren zudem als Lehrbildreihen abgedruckt. Im Frühjahr<br />
stand sogar Laurent Meuwly, unter anderem Trainer der niederländischen<br />
Sprinterin und Hürdenläuferin Femke Bol, in einem<br />
Interview Rede und Antwort.<br />
Darüber hinaus stellen erfahrene Trainerinnen und Trainer<br />
praxisnahe Trainingsübungen vor, z. B. für den Tiefstart, die<br />
Hürdenüberquerung oder die Einführung in den Schlagball-<br />
Wurf. Auch Spiele für die Kinderleichtathletik oder vielfältige<br />
Übungen mit bestimmten Trainingsutensilien, ob Sprungseil,<br />
Kartenspiel oder Küchenrolle gehören zum Mix. Den runden<br />
Ausführungen von Experten aus der Sportwissenschaft und<br />
Theoriebeiträge zu weiteren Aspekten des Trainerseins ab, beispielsweise<br />
zum Umgang mit Eltern oder der Vermittlung von<br />
Werten. Stets mitgedacht wird der Aspekt der langfristigen<br />
Leistungsentwicklung, sodass die jeweiligen Übungen und<br />
Inhalte in das größere Bild eingefügt sind. Denn: Es ist nicht nur<br />
wichtig, was in der kommenden Trainingsstunde passieren soll,<br />
sondern auch, welche Fähig- und Fertigkeiten über die Jahre<br />
ausgeprägt und entwickelt werden sollen.<br />
leichtathletiktraining gibt es im Print- und Digitalabo. Als<br />
Digitalausgabe können auch einzelne Hefte gekauft werden<br />
sowie vergangene Jahrgänge. Das reguläre Abo, bestehend<br />
aus 12 Ausgaben im Jahr, kostet 64,80 Euro. Alternativ gibt es<br />
die Möglichkeit, ein Kennenlern-Abo mit drei Ausgaben für<br />
12,50 Euro zu bestellen und man erhält noch einen 5 Euro-Gutschein<br />
für den Shop dazu, den man beispielsweise beim Kauf<br />
eines der DLV-Rahmentrainingspläne einlösen kann.<br />
Text: Andreas Grieß<br />
Foto: Peter Busse<br />
23 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Foto hochladen und innerhalb<br />
von 48 Stunden eine hautärztliche<br />
Einschätzung erhalten<br />
So geht zeitgemäße Gesundheitsversorgung: Als BARMER-Versicherter<br />
kannst du den digitalen Haut-Check der Teledoktor-App kostenlos<br />
nutzen. Bei Bedarf erhältst du dazu das passende Rezept und alle Infos<br />
zur weiteren Behandlung. Damit deine Genesung schnell vorangeht.<br />
barmer.de/stark-mit-hautcheck<br />
Wir machen euch stark.