Leichtathletik INFORMationen 03/2023

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„Hier gefällt es mir am besten“ Spitzensportler erklären, warum sie gerne am Bundesstützpunkt München ihre schweißtreibenden Programme absolvieren und deuten an, worum es geht: Bundesstützpunkte sind besondere Leistungszentren, an denen die Kräfte gebündelt, Rahmenbedingungen optimiert und kurze Wege ermöglicht werden sollen. Tobias Potye (Vize-Europameister 2022): München bedeutet für mich Heimat. Ich bin im Vorort aufgewachsen, dann für den Sport in die Stadt gezogen. Mein Trainer Sebastian Kneifel ist hier; meine Trainingsgruppe ist hier; einfach alle Personen aus meinem sportlichen Umfeld sind hier bzw. in der Nähe. Auch der Olympiastützpunkt Bayern (OSP) mit seiner Direktversorgung für Laufbahnberatung und Physiotherapie befindet sich direkt gegenüber. Solche kurzen Wege sind überaus praktisch, insbesondere wenn man mehrmals am Tag am Bundesstützpunkt ist. Darüber hinaus ist es echt schön hier. Der Olympiapark ist einladend und es ist schon etwas Besonderes, im Schatten des altehrwürdigen Olympiastadions trainieren zu dürfen. Springen wird man überall können, aber hier gefällt es mir am besten. Katharina Trost (10. Platz EM 2022): Ich bin 2016 aufgrund der Trainingsgruppe nach München gekommen. Und das ist nach wie vor der Hauptgrund: Meine Trainingsgruppe und meine Trainer Andreas Knauer und Jonas Zimmermann stehen im Mittelpunkt. Wir haben hier einfach alles, was wir für das Training brauchen: das Stadion draußen, die Leichtathletikhalle und auch die Physiotherapie am OSP. Ich liebe die Laufstrecken hier und laufe am liebsten am Kanal zum Nymphenburger Schloss und in dessen Schlosspark. Mona Mayer (5. Platz EM 2022 in der 4x400m Staffeln): Es ist motivierend, im Olympiapark zu trainieren. Man hat hier u. a. das Olympiastadion, in das man einen Abstecher machen kann, um beispielsweise lange Treppenläufe durchzuführen. Wobei die auch fies sein können … Das Gemeine daran ist, je höher man kommt, desto größer werden die einzelnen Stufen. Die Bahn am Bundesstützpunkt ist supercool, in der Werner-von- Linde-Halle gibt es u. a. einen Kraft- und einen Gymnastikraum Leichtathletik INFORMationen 18
und der Olympiastützpunkt mit seinen Leistungen ist auch vor Ort. Neben meiner Trainerin macht das den Bundesstützpunkt für mich besonders. Georg Harpf (U18-Vize-Europameister 2022): Die Trainingsbedingungen sind für mich sehr gut hier. Der Kraftraum und die Möglichkeiten zum Stoßen – sogar im Winter – sind top. Durch die Eliteschule des Sports habe ich die Chance, auch in der Früh zu trainieren und mein Trainer und ich bekommen an diesen Tagen gut zwei Einheiten unter. Das übergeordnete Ziel eines Leichtathletik-Bundesstützpunktes (BSP) ist, für die perspektivreichsten Leistungssportler mithilfe eines Stützpunktnetzwerks bestmögliche Trainingsund Umfeldbedingungen für die Entwicklung und Vorbereitung internationaler Höchstleistungen zur Verfügung zu stellen. Neben gemeinsamen Maßnahmen und Trainingslagern ist das Bundesstützpunktsystem für den Deutschen Leichtathletik-Verband ein zentrales Strukturmerkmal. Es wird – mit Blick auf das College-System, wie es in den USA gelebt wird und international renommierten Trainingszentren – ständig weiterentwickelt und optimiert. Neben dem Bundesstützpunkt München gibt es aktuell 15 weitere herausgehobene Standorte, die vom Fachverband ausgewählt und vom DOSB und BMI für den aktuellen Olympiazyklus bestätigt wurden. Durch das Scannen des QR-Codes gelangen Sie zu einer Landkarte mit allen BSPs: Diese Seite bietet darüber hinaus Informationen, welche Disziplinen von den jeweiligen Bundesstützpunkten abgedeckt werden, welche Trainer und Betreuer an den Standorten im Einsatz sind sowie weitere Details zu den einzelnen Angeboten und Leistungen. Synergien nutzen, um Leistungssport betreiben zu können Je nach den vorhandenen Rahmenbedingungen, leistungssportfördernden Vereinen und Trainerpersonal werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Der Bundesstützpunkt München ist beispielsweise ausschließlich Bundesstützpunkt für die Disziplinblöcke Sprint/Hürde, Lauf/Gehen, Wurf/Stoß und Sprung. Das heißt, der Mehrkampf wird hier demnach momentan nicht schwerpunktmäßig bedient. Das DLV-Konzept sieht vor, dass sich ambitionierte Zehnkämpfer bzw. Siebenkämpferinnen ab einem gewissen Niveau – wenn gewünscht – zu einem Standort wie z. B. Frankfurt, Leverkusen oder Stuttgart orientieren. Neben einer möglichst reibungslosen Vorbereitung von Spitzensportlern auf die Olympischen Spiele ist es das Ziel eines jeden Bundesstützpunktes, mit Hilfe des Netzwerks vor Ort talentierte Athleten zu identifizieren und so zu unterstützen, dass sie ihr volles Potenzial entfalten. Durch einen bestmöglichen Athleten-Service soll eine optimale Lebensbestleistung erzielt, erfolgreich an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen und zum lebenslangen Sporttreiben animiert werden. Zu diesen Partnern gehören in München neben dem DLV u. a. der Bayerische Leichtathletik-Verband, die Vereine der Region (insbesondere LG Stadtwerke München und TSV Gräfelfing), der Olympiastützpunkt Bayern, der Träger der Trainingsstätte (Olympiapark GmbH), die Landeshauptstadt München, die nahegelegenen Hochschulen (insbesondere TU und LMU München) sowie die Eliteschulen des Sports (FOS Unterschleißheim sowie Gymnasium München Nord) und das lokale Internat (Haus der Athleten). Ebenso ist die Spitzensportförderung bei der Bayerischen Polizei und die Unterstützung von beispielsweise der Stiftung Deutsche Sporthilfe, der Bayerischen Sportstiftung und der Bundeswehr auch für die Leichtathleten vor Ort ein Segen. Wie sieht die Förderung konkret aus? Ein gezielter, langfristiger Leistungsaufbau beginnt in der Regel in den Vereinen, in deren Vereinsgruppen vielseitige Bewegungserfahrungen und die Freude an Wettkämpfen vermittelt werden. Talentierte Nachwuchsathleten werden hier identifiziert. Ab ca. 14 Jahren wird am Bundesstützpunkt ein sogenanntes Stützpunkttraining angeboten, bei dem die stärksten Nachwuchssportler der Region unter fachkundiger Anleitung und in leistungsstarken Trainingsgruppen ein umfassendes Trainingsprogramm in Abstimmung mit den Heimtrainern erhalten. Die Inhalte konzentrieren sich fortan auf die spezifischen Bedürfnisse und individuellen Ziele. Talentierte Sportler von außerhalb haben ab 15 Jahren die Möglichkeit, über das Sportinternat und den Eliteschulen des Sports Teil des BSP-Systems zu werden. Denn: Nicht überall im Freistaat haben angehende Läufer, Springer oder Werfer die Option, gemeinsam mit Gleichgesinnten ihrer Leidenschaft nachzugehen und den Weg für eine Leistungssportkarriere zu ebnen. Insbesondere wenn kein regelmäßiges Training angeboten wird oder die Lieblingsdisziplinen kaum gefördert werden, profitieren Sportler von einem Wechsel an einen Bundesstützpunkt, an dem hauptamtliche, hoch qualifizierte Trainer tätig sind, die über langjährige Erfahrung verfügen und eng mit den Athleten zusammenarbeiten. In München sind aktuell zehn hauptamtliche Trainer im Einsatz. Dazu kommen weitere Honorarkräfte und ehrenamtliche Übungsleiter. Durch den regelmäßigen Austausch am Standort soll der Wissenstransfer zwischen den Trainern angeregt werden. Kraftexperten kümmern sich disziplingruppenübergreifend um die Belange der Leichtathleten. Auch die Sportler profitieren vom Blick über den Tellerrand in andere Disziplinen bzw. Disziplingruppen. Wie bereits erwähnt, bietet das Bundesstützpunktsystem darüber hinaus auch eine breite Palette von Unterstützungsdiensten an, um den Athleten zu helfen bzw. Spitzenleistung zu ermöglichen. Dazu gehören medizinische und physiotherapeutische Betreuung, Mentoring und Beratung in den Bereichen Sportpsychologie, Ernährung und Karriereplanung sowie finanzielle Unterstützung. Wenn alle Räder ineinandergreifen, bietet das System den Sportlern eine professionelle Umgebung für ihr Training und ihre Duale Karriere. Text und Foto: Michael Wilms Über den Autor: Seit Juli 2021 ist Michael Wilms für den Bundesstützpunkt München als DLV-Bundesstützpunktleiter verantwortlich. Davor war der studierte Sportwissenschaftler (M. Sc. in Training und Diagnostik) mehrere Jahre als Chefredakteur der Zeitschrift leichtathletiktraining beim philippka-Verlag im Einsatz. Während seiner Aktivenzeit wurde er u. a. deutscher Vizemeister über 3.000 m Hindernis und deutscher Meister mit der 4×400-m-Staffel. Für seinen Standort möchte er u.a. die Zusammenarbeit innerhalb der Trainerschaft im Sinne von „Coach-the-Coach-Programmen“ weiter fördern. 19 Leichtathletik INFORMationen
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