Titelträger: Hendrik Müller (oben) überwand 5,40 m, Steven Freund sprang 15,43 m weit und Johanna Göring 1,87 m hoch. Talentschau bei Jugend-Hallen-DM Eine Woche nach den DM der Aktiven fanden die 54. Deutschen Hallenmeisterschaften der U20 ebenfalls in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle statt. Insgesamt 764 Nachwuchstalente gingen an den Start. FREUNDE-Vorstandsmitglied Peter Middel ist ein 16-jähriger Langstreckenläufer ganz besonders aufgefallen. Keinen Respekt vor der teilweise zwei Jahre älteren Konkurrenz hatte Tristan Kaufhold bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Dortmund. Der 16-jährige Nachwuchs-Langstreckler des SSC Hanau-Rodenbach überraschte als einer der jüngsten Teilnehmer der Jugend-Titelkämpfe mit seinem Erfolg über 3.000 m. Eine Woche später pulverisierte er beim Lauf „Rund um das Bayer-Kreuz“ in Leverkusen seinen eigenen deutschen U18-Rekord über 10 km um 16 Sekunden auf erstklassige 30:03 min. Der am 13. November 2<strong>02</strong>2 in Alter von 86 Jahren verstorbene Langstrecken-Pionier Harry Arndt hätte sicherlich seine große <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 4
Freude daran gehabt, wenn er bei den deutschen Jugend- Hallenmeisterschaften den 3.000-m-Lauf der männlichen Jugend U20 gesehen hätte. Dort begeisterte Tristan Kaufhold auf der 15-Runden-Distanz mit einem großartigen Finish, aus dem er als Sieger in 8:29,33 min vor Silas Zahlten (LG Brillux Münster, 8:30,57 min) und Jonas Kulgemeyer (OTB Osnabrück, 8:31,31 min) hervorging. „Harry Arndt war in der Anfangszeit mein Mentor. Er hat seine große Laufleidenschaft auf viele übertragen – auch auf mich. Ihm und seinem Sohn Sascha Arndt, der mich inzwischen betreut, habe ich sehr viel zu verdanken“, betonte der letztjährige Teilnehmer der U18-WM in Jerusalem. Der Erfolg in Dortmund kam für Tristan Kaufhold überraschend, denn er hatte im Vorfeld der Titelkämpfe noch nicht die Zeiten abgeliefert, die er sich erhofft hatte. „Zudem habe ich gesehen, dass meine direkten Konkurrenten im Kampf um die Medaillen schon einige starke Rennen absolviert hatten. Daher war ich verwundert, dass niemand mit mir mitgehen konnte, als ich in der letzten Runde das Tempo forciert habe“, berichtete der Schützling von Sascha Arndt. Dass der Erfolg von Dortmund kein Zufallstreffer war, bewies der hoffnungsvolle Langstreckler des SSC Hanau-Rodenbach eine Woche später beim 10-km-Lauf „Rund um das Bayerkreuz“ in Leverkusen, als er als U18-Sieger seine eigene deutsche U18-Bestleistung von 30:19 min auf die für sein Alter erstklassige Zeit von 30:03 min verbesserte. „Darüber habe ich mich unwahrscheinlich gefreut. Ich stufe diese Leistung für mich genauso hoch ein wie den Gewinn meines 3000-m-Titels in Dortmund,“ erklärte der alte und neue U18-Rekordler über 10 Kilometer. „Entdeckt“ wurde Tristan Kaufhold im Alter von sechs Jahren, als er bei einem Volkslauf in seinem Wohnort Großkrotzenburg (Hessen) beim Bambini-Volkslauf über 1.000 m vorn lag. Sein Vater meldete ihn daher auch beim Hanauer Citylauf an. Klein- Tristan überquerte wieder als Sieger die Ziellinie. Er erhielt eine Einladung zum Schnuppertraining beim SSC Hanau-Rodenbach und in dem Verein eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft. „Die ganze Wettkampfatmosphäre bei dem Citylauf hat mir sehr gut gefallen. Sie war für mich eine willkommene Abwechslung zum Fußball, bei dem ich damals zunächst mein sportliches Glück finden wollte. Ich jage gelegentlich auch heute noch dem runden Leder nach, aber meine Einsätze werden immer weniger, weil die <strong>Leichtathletik</strong> für mich inzwischen im Vordergrund steht und die Verletzungsgefahr beim Fußball einfach zu groß ist“, erläutert der Kicker des FC Germania Großkrotzenburg, der auf dem Platz immer zu den ausdauerndsten und meist auch zu den schnellsten Spielern zählt. Tristan Kaufhold versucht inzwischen, täglich zu trainieren. Wenn es sein Stundenplan erlaubt, läuft der Zehntklässler des Franziskaner-Gymnasiums manchmal auch vor dem Unterricht. Nach den Sommerferien wird er zur Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt, einer Elite-Schule des Sports, wechseln, wo er eine optimale schulische und sportliche Förderung erhalten wird. 70 km. Je nach Jahreszeit können es auch einmal 120 km werden. Tempoläufe absolviert er meist zwei- oder dreimal in der Woche. An wettkampffreien Wochenenden steht bei ihm in der Regel ein Tempodauerlauf auf dem Programm. Noch nicht ausgeschöpft hat er seine Möglichkeiten im koordinativen Bereich. Auf den Unterdistanzen hat er mit Bestzeiten von 1:57,67 min über 800 m und 3:56,82 min über 1.500 m auch noch Luft nach oben. Auch seine Hausrekorde über 3.000 m (8:24,03 min) und 5.000 m (14:46,40 min) werden in der Freiluftsaison nicht lange Bestand haben, legt man einmal seinen aktuellen deutschen U18-Rekord von 30:03 min zugrunde. Seinen Fokus im Sommer richtet er auf die 5.000 m, um sich für die U20-Europameisterschaften vom 7. bis 10. August in Jerusalem zu qualifizieren. „Obwohl ich noch der Klasse U18 angehöre, starte ich bewusst in der höheren Alterskategorie, weil ich weitere internationale Erfahrungen sammeln möchte. Bei den unter 18-Jährigen wird nämlich in diesem Jahr keine EM oder WM angeboten“, erläutert Tristan Kaufhold, der im vergangenen Jahr bei der U18-EM in Jerusalem den 18. Platz belegte. Dass er sich auf dem richtigen Weg nach Jerusalem befindet, unterstrich der Schützling von Sascha Arndt bei den deutschen Langstreckenmeisterschaften am 6. Mai 2<strong>02</strong>3 in Mittweida, als er den 5.000-m-Titel in 14:38,69 min knapp vor Lukas Ehrle (LG Brandenkopf,14:39,03) gewann. Neben Tristan Kaufhold gefiel bei den Hallen-Titelkämpfen in Dortmund vor allem Hochspringerin Johanna Göring (Salamander Kornwestheim), die als überlegene Siegerin 1,87 m „überflog“ und damit den Titel vor Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck, 1,81 m) gewann. Hoch hinaus ging es auch für Hendrik Müller (TSV Bayer Leverkusen), der sich im Stabhochsprung über ausgezeichnete 5,40 m schwang und damit dem Sindelfinger Marc Metzger (5,15 m) keine Chance ließ. Den Dreisprung gewannen die Mannheimerin Ruth Hildebrand mit ihrer neuen Hallen-Bestweite von 12,92 m und Steven Freund (LC Chemnitz) mit herausragenden 15,43 m – 40 cm weiter als seine Freiluft- Bestweite. Im zurückliegenden Winter sprang allein der deutsche Hallenmeister Max Heß weiter. Gleich zwei Titel nahm Rosina Schneider (TV Sulz) mit nach Hause. Sie war Favoritin über 60 m Hürden und hatte bereits im Halbfinale eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. Im Finale siegte sie vor der Rostockerin Lia Flotow und Line Schröder (Hamburger SV). Über 200 m überraschte sie alle, nicht zuletzt sich selbst. Einen Tag nach ihrem Sieg über die Hürdenstrecke pulverisierte sie ihren Hausrekord (24,63 s) um nahezu eine Sekunde und gewann den Titel in 23,70 s – eine Zeit, die auch bei den deutschen Hallenmeisterschaften der Aktiven für eine Medaille gereicht hätte. Line Schröder (Hamburger SV), die Dritte über die Hürden, gewann Silber in 23,97 s, Bronze holte Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf). Text: Peter Middel Fotos: Peter Busse Der deutsche Jugend-Hallenmeister über 3.000 m kommt auf einen wöchentlichen Trainingsumfang von mindestens 5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>