Standpunkt 563, 11. August 2023
Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland
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8 | <strong>Standpunkt</strong> der Wirtschaft BERUFSBILDUNG <strong>11.</strong> <strong>August</strong> <strong>2023</strong><br />
FAKTENCHECK – Das Kompetenzzentrum Berufsbildung prüft Vorurteile gegen die Berufslehre.<br />
Mythos Nr. 6: «Die aktuelle demografische Entwicklung führt zu einem Mangel an Lehrlingen».<br />
Anstieg der Schülerzahlen ist Chance<br />
SCHREINERMEISTER-VERBAND<br />
Verbände ehren<br />
Schreinernachwuchs<br />
MYTHEN AUF PRÜFSTAND<br />
Der demografische Wandel ist in<br />
den meisten Industrienationen<br />
mit einer Alterung und Schrumpfung<br />
der Erwerbsbevölkerung<br />
verbunden. Daher erscheint<br />
Mythos Nr. 6 nachvollziehbar, der<br />
angesichts der demografischen<br />
Entwicklung von einem künftigen<br />
Mangel an Lehrlingen ausgeht.<br />
Faktencheck mit Überraschung<br />
Unser Faktencheck bringt überraschende<br />
Informationen zutage. Wer<br />
hätte schliesslich gedacht, dass in<br />
der Schweiz die Schülerzahlen demnächst<br />
ansteigen?<br />
Der Beleg für diese Zahlen und<br />
Prognosen findet sich im kürzlich<br />
erschienenen «Bildungsbericht<br />
Schweiz <strong>2023</strong>» und zeigt Zweierlei:<br />
Der Anteil der Schülerinnen und<br />
Schüler, die sich nach der obligatorischen<br />
Schule für eine berufliche<br />
Grundbildung entscheiden, bleibt in<br />
etwa bei zwei Dritteln. Und die Zahl<br />
der Schülerinnen und Schüler steigt<br />
in der Schweiz bis 2029. Dies bringt<br />
einen Anstieg von Lernenden in der<br />
beruflichen Grundbildung und in der<br />
Allgemeinbildung mit sich.<br />
Für die berufliche Grundbildung<br />
Die Prognosen des BFS (Bundesamt<br />
für Statistik) gehen davon aus, dass<br />
sich auch künftig zwei Drittel der<br />
Schülerinnen und Schüler für eine<br />
berufliche Grundbildung entscheiden<br />
wird.<br />
Nach dem Abschluss der obligatorischen<br />
Schule beginnen knapp<br />
die Hälfte der Schulabgängerinnen<br />
und -abgänger direkt eine berufliche<br />
Grundbildung. Knapp jede dritte<br />
Person nimmt direkt eine Ausbildung<br />
an einer gymnasialen Maturitätsschule<br />
oder einer Fachmittelschule<br />
auf. Rund 10 Prozent besuchen<br />
eine Übergangsausbildung und<br />
weitere 8 Prozent treten nicht sofort<br />
in die Sekundarstufe II über; die<br />
meisten jungen Menschen in diesen<br />
beiden Gruppen entscheiden sich<br />
dann später für eine berufliche<br />
Grundbildung.<br />
Anstieg der Schülerzahlen<br />
Aufgrund der seit 2004 gestiegenen<br />
Geburtenzahlen wird für die kommenden<br />
Jahre ein genereller Anstieg<br />
der Schülerzahlen erwartet: Die<br />
Zahl der 16-Jährigen wird zwischen<br />
2019 und 2029 um 14 Prozent ansteigen.<br />
Steigende Schülerzahlen führen zu<br />
steigenden Lehrlingszahlen: Für die<br />
berufliche Grundbildung wird zwischen<br />
2019 und 2029 ein Anstieg der<br />
Lernendenzahlen um 14 Prozent<br />
prognostiziert, für die Allgemeinbildung<br />
ein Anstieg um 18 Prozent.<br />
In der beruflichen Grundbildung<br />
ist die vorhergesagte Entwicklung<br />
der Schülerzahlen grösseren Unsicherheiten<br />
unterworfen als in der<br />
Die Bandbreite an Meinungen,<br />
Überzeugungen, aber auch an Vorbehalten<br />
und Vorurteilen gegenüber<br />
einer Berufslehre ist gross. Vorbehalte<br />
kommen von allen Seiten:<br />
von Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen<br />
und Betrieben. Gemäss dem<br />
Motto «Jeder hat ein Recht auf eine<br />
eigene Meinung, aber nicht auf eine<br />
eigene Wahrheit» stellt das Kompetenzzentrum<br />
Berufsbildung in jedem<br />
<strong>Standpunkt</strong> der Wirtschaft ein<br />
gängiges Vorurteil auf den Prüfstand<br />
und testet, ob es dem Faktencheck<br />
standhält. Den Anfang<br />
machen die von Unternehmerseite<br />
gehegten Vorurteile gegen eine<br />
Lehrlingsausbildung, danach folgen<br />
die Vorurteile von Jugendlichen und<br />
Eltern gegen eine Berufslehre. mw<br />
Allgemeinbildung. Im tiefen Szenario<br />
wird für die berufliche Grundbildung<br />
lediglich ein Wachstum von<br />
1,5 Prozent vorhergesagt, während<br />
dieses im hohen Szenario beinahe<br />
27 Prozent beträgt. In der Allgemeinbildung<br />
liegt das prognostizierte<br />
Wachstum bei 11 Prozent im tiefen<br />
und 25 Prozent im hohen Szenario.<br />
Chance für Lehrbetriebe<br />
Für die Schweizer Lehrbetriebe ergeben<br />
sich dadurch demnächst<br />
Chancen, bei denen sie von dieser<br />
demografischen Entwicklung profitieren<br />
können.<br />
Bildungsexperten wie Prof. Stefan<br />
C. Wolter von der Universität Bern<br />
rechnen sogar mit einer Trendwende<br />
und damit, dass sich der Wettbewerb<br />
um die Lehrstellen intensivieren<br />
wird, und einen Dominoeffekt auslösen<br />
könnte, der letztlich allen Firmen<br />
nütze. Dr. Monika Wilhelm<br />
Die erfolgreichen Jungschreinerinnen und -schreiner<br />
wurden im Pantheon geehrt.<br />
Bild: mwb<br />
Der Schreinermeister-Verband Baselland und<br />
die VSSM-Sektion Basel-Stadt ehrten ihre diesjährigen<br />
Lehrabgänger gemeinsam. Die Abschlussfeier<br />
fand im Pantheon Basel in Muttenz<br />
statt. Die Oldtimer-Sammlung bot die Kulisse<br />
für das freudige Ereignis.<br />
Namens des Schreinermeister-Verbands Baselland<br />
begrüsste Präsident Dieter Zwicky die<br />
Kolleginnen und Kollegen aus Basel-Stadt und<br />
natürlich die 55 Lehrabgängerinnen und -abgänger<br />
aus den beiden Kantonen. Er gratulierte<br />
den neuen Jungschreinerinnen und -schreinern<br />
zum Lehrabschluss und dankte den Lehrbetrieben<br />
und deren Ausbildnern für ihr wichtiges<br />
Engagement in der Berufsbildung.<br />
Die 20 EFZ- und 9 EBA-Absolventen aus Basel-Stadt<br />
wurden von den städtischen Co-Präsidenten<br />
Romy Calleger-Schweizer und Bruno<br />
Grossenbacher mit Handschlag und einem Geschenk<br />
geehrt. Mit einer Note von 5,7 errang<br />
Kian Bürge (Stiftung LBB) den besten EBA-Abschluss.<br />
Bei den EFZ-Abschlüssen gebührte der<br />
Spitzenplatz mit je 5,4 zwei Absolventen: Jens<br />
Tim Nielsen (Stiftung LBB) und Dario Wittig<br />
(Voellmy AG).<br />
Auf Baselbieter Seite übernahmen den Gratulationspart<br />
Präsident Dieter Zwicky und LAP-<br />
Obmann Ralph Spillmann. Hier belegten bei den<br />
EFZ-Abschlüssen ebenfalls zwei Absolventen<br />
die Spitzenplätze: mit einer Note von je 5,2 reüssierten<br />
Madeleine Montagne (Schreinerei Häfelfinger<br />
AG, Sissach) und Luca Wagner (Schreinerei<br />
Zwicky AG, Aesch). Und mit der Note 5,0<br />
gab es auch zwei Spitzenreiter bei den EBA-Abschlüssen:<br />
Lars Stephan Handschin (Zentrum<br />
Erlenhof, Reinach) und Bannet Kenneth Zakeyu<br />
(Stöcklin Möbel AG, Aesch). Marcel W. Buess<br />
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