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Bertel-Express 31

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Ausgabe <strong>31</strong><br />

30.04.2019<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

Der ewige Eigenbrötler<br />

INTERVIEW: Blasco Pisapia<br />

REZENSION: DuckTales Comics #2 + #3<br />

INTERVIEW: Roberto Gagnor<br />

REZENSION: Die schönsten Gute­Nacht­Geschichten<br />

Disneys Aufruhr in der Spielzeugkiste<br />

REZENSION: Walt Disneys Fröhliche Weihnachten<br />

INTERVIEW: Paolo De Lorenzi<br />

REZENSION: Micky Holmes und Donald Watson<br />

90 JAHRE MICKY MAUS<br />

REZENSION: Mickey's Craziest Adventures<br />

REZENSION: Darkenblot — Eine Kritik in drei Akten<br />

INTERVIEW: Andrea Castellan<br />

REZENSION: Die jungen Jahre von Micky<br />

REZENSION: Micky und der verlorene Ozean<br />

REZENSION: Micky Maus — Das ist mein Leben<br />

COMICS<br />

Die Talent­Show<br />

In der Schusslinie<br />

Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

Das Elstern­Gleichnis<br />

1964<br />

LYRICS: I'm lookin' out for me<br />

Impressum<br />

3<br />

6<br />

9<br />

16<br />

20<br />

24<br />

28<br />

32<br />

35<br />

39<br />

42<br />

48<br />

52<br />

54<br />

57<br />

59<br />

63<br />

64<br />

70<br />

83<br />

84<br />

85<br />

2


Der ewige Eigenbrötler<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Unter den Entenhausenern nimmt Goofy eine besondere Stellung ein. Obwohl er als stadtbekannter<br />

Sonderling verschrien ist, hat er viele Freunde, dafür aber auch keine Freundin. Sein Junggesellen­Leben<br />

sieht er aber nicht als etwas für die Ewigkeit: Am Ende der Gottfredson­Geschichte „Das Haus der sieben<br />

Geister“ träumt er davon, die richtige Frau zu treffen und zu heiraten.<br />

Einer der Gründe, warum das noch nicht geschah, kann sein mangelndes Feingefühl sein. Als Klarabella<br />

in „Klarabellas großes Geheimnis“ ihr Alter verschweigt, versteht Goofy ihre Drohungen nicht und platzt<br />

gegen Ende sogar mit der ihr verhassten Zahl heraus. Die geplante Schatzsuche kann er in „Die<br />

Verschwiegenheit in Person“ auch nicht so recht für sich behalten, in „Die chinesische Vase“ beleidigt er<br />

als Detektiv seinen Klienten Colonel Bassett sogar mehrfach direkt ins Gesicht.<br />

Mit besonders viel Bargeld kann Goofy auch nicht beeindrucken: Je nach Übersetzung hat er mal nur 27<br />

Kreuzer und einen alten, verrosteten Zehner in der Tasche und mal zwei Taler und alte, verrostete Münzen<br />

(„Not macht erfinderisch“). Über einen Fund von fünf Talern freut er sich allemal („Die Genickstarre“).<br />

Man kann aber davon ausgehen, dass Micky wie am Ende von „Das Haus der sieben Geister“ keinen<br />

unerheblichen Teil von Goofys Vermögen verwahrt.<br />

Die wenigen Frauen, die Goofy verfallen, haben vielmehr seine positiven Eigenschaften miterlebt, unter<br />

anderem seine fast schon gleichgültige Akzeptanz von Gefahr oder überirdischen Phänomenen. So macht<br />

er sich in „Das Fest der fröhlichen Strandräuber“ über einen Banditen lustig, der ihm seine Waffe zeigt:<br />

„Glauben Sie, wir hätten noch nie ein Schießeisen gesehen?“<br />

In „Abenteuer auf Alpha“ erschrickt er weder vor Außerirdischen noch vor Riesenspinnen, aber dafür vor<br />

einem Auto mit stillem Motor. Goofy zeigt seine Angst in „Der Stolz des Shogun“ auch im Flugzeug, hat<br />

aber keine Flugangst: „Ich habe Absturzangst, das finde ich viel logischer.“<br />

3


Der ewige Eigenbrötler<br />

Man gönnt Goofy auch seine Verehrer. „Das Vielzweck­Instrument“ berichtet davon, wie ihm ein<br />

Missgeschick nach dem anderen widerfährt, als er eigentlich nur als Tuba­Spieler mit der Stadtkapelle<br />

spielen möchte. Immer wieder wird er bei unbeabsichtigten Fehlern kritisiert, bis er dank seiner Tuba, die<br />

wie ein Rettungsring um seinen Oberkörper geht, ein sinkendes Boot rettet. Plötzlich wird Goofy dank<br />

seines Heldenmuts ein Ehrengast des Bürgermeisters und wird auch vom Kapellmeister gerne wieder<br />

gesehen: „Denn ohne ihn und seine Kapriolen ist unsere Kapelle irgendwie nicht komplett!“<br />

Auch als Supergoof wird er von Fremden geschätzt und gelobt, doch ausgerechnet seine Freunde<br />

bekommen das nicht immer hin. Während der ganzen „Insel der Mythen“­Reihe beleidigt Micky Goofy<br />

immer wieder und lacht, sobald Goofy ein Missgeschick widerfährt. In „Dem Yeti auf der Spur“ belügt<br />

Micky Goofy über lange Zeit ­ und als er Goofy doch die Wahrheit verrät, ist er zufrieden, denn es hat ja<br />

alles geklappt und er als Plaudertasche hätte vermutlich vorher schon alles ruiniert. In der Comicreihe<br />

„Mittwochs bei Goofy“ geht Micky seinem angeblich besten Freund aus dem Weg, dabei braucht Goofy<br />

ihn doch nur an einem Abend in der Woche. (Dass Goofy Geschichten verfasst, widerspricht übrigens<br />

seiner Darstellung in „Goofys großer Boxkampf“, in der er nicht einmal seinen Namen schreiben kann.)<br />

In zahllosen Micky­Geschichten wird Goofy zur Nebenfigur, welche die Handlung nicht beeinflusst und<br />

nur der Belustigung des Lesers dient. Wird das Goofy wirklich gerecht? Hat Goofy kein Ehrgefühl oder<br />

liegt ihm wirklich so viel an Micky, dass er sich von ihm so behandeln lässt?<br />

4


Der ewige Eigenbrötler<br />

Nicht nur Micky zeigt sich mal als Freund und mal als Kameradenschwein. Als Moritz/Mortimer in<br />

„Ungeahnte Talente“ über Goofy hinter dessen Rücken lästert, weist Klarabella ihn sofort zurecht. Als<br />

Micky hingegen davon berichtet, dass Goofy für den Zirkus übt, bezeichnet sie ihren Kumpel als dummen<br />

August („Alfi, der Wunderfloh“). Kommissar Hunter zeigt in „Denken mit Durchblick“ wenigstens<br />

Manieren und spricht nicht aus, dass Goofy dank seiner Gedankenlese­Brille blöde aussieht.<br />

Doch die Behandlung als unwichtige Nebenfigur zeigt sich leider nicht nur in den Comics. Goofy ist eine<br />

der wenigen Hauptfiguren, die zu ihrem Jubiläum keine Sonderbände bekommt. Selbst die Panzerknacker<br />

bekamen eine vierbändige LTB­Sonderreihe, aber Goofy bekommt gerade mal eine Ausgabe der<br />

Anthologie­Reihe. Dabei ist die Reihe „Eine komische Historie“ doch so ein schönes Beispiel von der<br />

Kombination von Goofy mit unterhaltsamen Geschichten, die sich nicht über ihren Titelhelden lustig<br />

machen.<br />

5


Interview mit Blasco Pisapia<br />

VON MALTE MORGENSTERN UND TOPOLINO<br />

Blasco Pisapia, geboren in Irpinia, heute in Neapel lebend, wo er auch Architektur studierte, zeichnet seit<br />

1998 Comics für Disney Italia. Seine große Liebe zu den Comics offenbarte sich bei ihm bereits im<br />

Kindesalter und ist bis heute in seinen Geschichten sichtbar: Ich persönlich halte ihn gerade deshalb für<br />

einen der interessantesten italienischen Disney­Künstler unserer Zeit, weil man in jedem Panel bemerkt,<br />

dass er mit Spaß bei der Sache ist. Man sehe sich zum Beispiel seinen Zeichenstil an, der zwar an gewisse<br />

andere Künstler angelehnt ist, aber dennoch durch seine Eigenheit besticht. Auch seine Skripts –<br />

mittlerweile schreibt er nämlich mehr Comics, als er zeichnet, früher war es umgekehrt – glänzen mit<br />

Originalität und einer besonderen Art von Humor, die Eins zu Eins zu seinen Zeichnungen passt. Seine<br />

neueste in Deutschland erschienene Geschichte ist „Die Legende der rollenden Steine“ in LTB 503, für<br />

die sich aus meiner Sicht der Kauf des Bandes bereits lohnt!<br />

Doch nun genug der Vorrede: Wir hatten das Privileg erhalten, Pisapia exklusiv für das Magazin zu<br />

befragen; das Interview kann im Folgenden begutachtet werden. Vielen Dank dafür an Blasco.<br />

1998 wurde im Heft „Paperinik“ 63 Ihre erste Geschichte „Paperinik e il Natale tranquillo“ (dt. „Ein<br />

ruhiges Fest“ in LTB Weihnachten 12) veröffentlicht. Die Geschichte handelt von Phantomias, der<br />

Einbrüche während der Weihnachtszeit verhindert. Wie lange dauerte Ihr Zeichentraining, bis Sie<br />

diese Geschichte zeichnen durften?<br />

Tatsächlich war die erste vollständige Geschichte, die ich jemals gezeichnet habe, „Paperinik e il sospetto<br />

di Ciccio“ (dt. „Franz schöpft Verdacht“ in LTB 365, Spezial 46 und Ultimate 19), veröffentlicht im<br />

„Paperinik“ #57 (Italien, Juni 1998), ein paar Monate früher als die, die du erwähnt hast. Eigentlich<br />

hatte ich kein richtiges Zeichentraining. Alles, was ich getan habe, war seit meiner Kindheit alle Disney­<br />

Comics zu kopieren, die ich in die Hände bekommen konnte. Ich war so glücklich wie nie, als Massimo<br />

Marconi, damals Chefredakteur des „Topolino“, meine Zeichnungen begutachtete und mir die<br />

Gelegenheit gab, diese Geschichte festzuhalten.<br />

6


Interview mit Blasco Pisapia<br />

Seit 1999 zeichnen Sie auch Geschichten, die Sie selbst geschrieben haben. Wie ist das passiert?<br />

Nachdem ich über neue Pläne für Phantomias­Geschichten gesprochen hatte, war es Massimo Marconi<br />

(ja, schon wieder!), der mich ermutigte, eine Story zu schreiben. Das Ergebnis dieses Experiments war<br />

„Paperinik e il peggior incubo“ (dt. „Sein ärgster Feind“ in LTB 392 und Ultimate 20), erstveröffentlicht<br />

im „Paperinik“ #66.<br />

Was bevorzugen Sie, zeichnen oder schreiben?<br />

Ich mag beides sehr gern. Außerdem teile ich den Prozess der Erschaffung einer Geschichte nicht in zwei<br />

klar getrennte Phasen auf. In Wirklichkeit lege ich eine Handlung in Form eines sehr detaillierten<br />

Storyboards vor, in dem die meisten Probleme mit der Inszenierung und Zeichnung bereits gelöst sind.<br />

Was macht eine gute Geschichte Ihrer Meinung nach aus?<br />

Das ist eine sehr gute Frage! Ich denke, um eine gute Geschichte zu schreiben (und insbesondere eine<br />

Disney­Geschichte), sollte der Autor zwei grundlegende Anforderungen erfüllen. Erstens: Bleibe bei den<br />

Eigenschaften der Charaktere. Zweitens: Viel Spaß beim Arbeiten.<br />

In der von Ihnen geschriebenen und gezeichneten Geschichte „Paperino, Paperina e l'escalation<br />

virtuale“ (in Deutschland bisher unveröffentlicht) tauchen die eher seltenen Besucher Klara Kluck,<br />

Sergei und Dolly Duck auf. Warum haben Sie diese ungewöhnliche Figurenkonstellation gewählt?<br />

In dieser Geschichte beschäftigen sich Donald und Daisy mit ihrer Sucht nach sozialen Netzwerken. Um<br />

auf die vielen „Freunde“ anzuspielen, die in jedem sozialen Profil gezeigt werden, egal wie oft man sie im<br />

wirklichen Leben antrifft, wählte ich einige sehr selten verwendete Charaktere in kurzen Szenen. Einige<br />

treten nur im Akt des „Likens“ der „Posts“ auf.<br />

7


Interview mit Blasco Pisapia<br />

Dolly Duck ist beispielsweise eine Kreation von Romano Scarpa. Ist Scarpa ein Vorbild für dich?<br />

Romano Scarpa ist zweifellos einer der Künstler, die ich am meisten schätze, sowohl als Autor, als auch<br />

als Zeichner.<br />

Sie haben sich im Maus-Universum eingespielt und sogar zwei neue Charaktere erschaffen: Zia Nena<br />

und Balthazar Headstrong. Wir in Deutschland konnten diese Geschichten noch nicht lesen: Was sind<br />

das für zwei Charaktere?<br />

Zia Nena und Headstrong spielen in einer Reihe von Geschichten (bisher vier), die auf „Tante Mame“­<br />

Büchern von Patrick Dennis (US­amerikanischer Autor; 1921–1976) basieren, die Mitte der fünfziger<br />

Jahre veröffentlicht wurden und deren Popularität zu einem Theaterstück, einem Film (beide mit Rosalind<br />

Russell) sowie einem sehr beliebten Musical (mit Angela Lansbury) führte. Die Hauptfigur ist eine sehr<br />

exzentrische Dame, die versucht, ihrem jungen Neffen extrem unkonventionelle Ausbildung zu vermitteln.<br />

In der Disney­Version versucht der dickköpfige Anwalt Balthazar Headstrong, die kleine Klarabella aus<br />

dem Einfluss ihrer extravaganten und skurrilen Tante Zia Nena zu bringen.<br />

Es braucht ein bisschen Mut, neue Charaktere zu erfinden, oder?<br />

In meinem Fall war das Lesen von Patrick Dennis' Büchern und das Nachdenken über eine fehlende Figur<br />

im Disney­Konzept entscheidend!<br />

Werden Sie sich eines Tages auch an klassische Micky-Detektivabenteuer trauen?<br />

Ich bin sehr bereit, so etwas bald zu versuchen!<br />

Letzte Frage: Wie lange können wir Sie noch im Comicgeschäft sehen?<br />

Ich hoffe, dass ihr mich noch sehr lange sehen könnt!<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

8


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

DuckTales #2<br />

Im November 2017 erschien die zweite Ausgabe der DuckTales­Comicreihe und gleichzeitig die erste, in<br />

der Della Duck auftritt. Nach den Covern zu urteilen, spielt auch Ausgabe 3 noch vor der aktuellen<br />

DuckTales­Serie, indem Ausgaben 2 und 3 die früheren Abenteuer von Donald, Dagobert und Della<br />

zeigen. Die nachfolgenden Hefte spielen hingegen ihrem Cover nach gleichzeitig mit der Serie, da statt<br />

Della nun die Drillinge und Nicky mit auf Schatzsuche genommen werden.<br />

Auch diese Ausgabe hat mehrere Cover. Zwei davon sind wie gewohnt stimmungsvoll von Marco<br />

Ghiglione gezeichnet und beziehen sich auf je einen der beiden enthaltenen Comics. Das Retailer­<br />

Incentive­Cover zeigt wieder den knappen Steckbrief einer Figur. Diesmal handelt es sich um Tick Duck<br />

mit den Anmerkungen „The Oldest Triplet (by three seconds)“, „has more Junior Woodchuck merit<br />

badges than everyone in his troop combined“, „constantly seeking the fact behind the fiction“ und<br />

„confident, quick thinking“.<br />

Wie in den vorherigen Ausgaben sind zwei Geschichten in DuckTales #2, beide wurden von Joey Cavalieri<br />

geschrieben. Beide Geschichten haben ein kleines Vorwort: „Awesome exploits and quests for rare and<br />

wonderful artifacts culled from foreboding terrain and forbidden lands! These are our journeys, these are:<br />

The Daring Adventures of Scrooge, Donald and Della Duck!“<br />

9


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

In der ersten Geschichte „Old Monteplumage had a chicken!“ (in der deutschen Fassung "Der Fluch des<br />

goldenen Huhns") finden die Ducks in Monteplumages südamerikanischem Tempel ein goldenes Huhn im<br />

goldenen Käfig. Doch als Della das Huhn aus seinem Käfig befreit, fängt dieses an zu wachsen. Ob die<br />

Ducks einen Weg finden, es zum Transport wieder auf handliche Größe zu schrumpfen?<br />

1 0


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

Die Wüste von Doom Valley ist der Handlungsort der zweiten Geschichte „A Viking at my Door!“ (auf<br />

deutsch als "Wikinger in der Wüste" veröffentlicht). Ungewöhnlicherweise wurden dort nämlich Wikinger<br />

gesichtet, die man sonst eher mit kälteren Gefilden und älteren Zeiten verbindet. Doch tatsächlich finden<br />

Dagobert, Della und Donald dort ein Team nordischer Krieger, das dringend Hilfe in der plagenden Hitze<br />

benötigt.<br />

Das Schema, nach dem die Geschichten in Ausgabe #0 und #1 aufgebaut wurden, wurde hier durch ein<br />

neues Muster ausgetauscht. Nun wird das Abenteuer zu einer Erinnerung, an die Donald, Della und<br />

Dagobert auf dem Heimweg denken. Donald hat dank dem Abenteuer einen körperlichen Schaden<br />

genommen, meist weil ihn seine Verwandten zu einer unangenehmen Arbeit zwangen. Ob Della ihn zwingt,<br />

ihren Fehler auszulöffeln, oder ob Dagobert ihn in einen Eis­Strahl schubst, das Reisen mit Schwester und<br />

Onkel scheint keine gute Idee für Donald zu sein.<br />

Von Della bekommt man über die beiden Geschichten einen ganz guten ersten Eindruck. Ähnlich wie<br />

Dagobert ist sie neugierig und impulsiv, aber eher auf Relikte der Menschengeschichte fokussiert als auf<br />

goldene Schätze. Sie vertraut ihrem Bruder Donald in „Old Monteplumage had a chicken!“ das<br />

wachsende goldene Hühnchen an, während sie versucht, es wieder zum Schrumpfen zu kriegen. Das zeigt<br />

ordentliches Vertrauen in Donald, was zum Beispiel Dagobert nicht zeigt. Während Dagobert entnervt auf<br />

Donalds Feigheit reagiert, ignoriert Della solche Ausflüchte, ist aber immer in seiner Nähe und kümmert<br />

sich um ihn, wenn Donald durch das gemeinsame Abenteuer körperlichen Schaden nahm.<br />

1 1


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

Trotz guter Teamarbeit ist der Fokus in beiden Geschichten nicht auf der Familie, sondern eher auf den<br />

abgedrehten Geschichten. Die fernen Orte sind detailliert gezeichnet und wie gewohnt hervorragend<br />

atmosphärisch eingefärbt. Kontraste wie goldene Hühner oder Wikinger in der Wüste lassen sich so sehr<br />

leicht vom Leser akzeptieren und werfen ihn nicht aus der Handlung.<br />

Auftretende historische Figuren werden mit Wortwitzen kombiniert. Aus Montezuma, dem Herrscher der<br />

Azteken, wird dank Gefieder (engl. plumage) Monteplumage. Hilarius Goosesson könnte gut von Harald<br />

Sigurdsson inspiriert worden sein, bekannter als Harald III.<br />

Die ungewöhnlichen Ideen der DuckTales­Comics wissen zu gefallen, nur würde ich mir ein bisschen<br />

mehr Herz in den Geschichten wünschen. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.<br />

Die ersten drei DuckTales­Ausgaben (also #0, #1 und #2) wurden in dem Paperback „Treasure Trove“<br />

mit einer Galerie aller Cover nachgedruckt.<br />

1 2


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

DuckTales #3<br />

November 2017 erschien mit DuckTales #3 die vorerst letzte Ausgabe, die von Dagoberts und Donalds<br />

vergangenen Abenteuern mit Della berichtet. Wer weiß, wann die Vergangenheit der Ducks in den<br />

DuckTales­Comics wieder beleuchtet wird.<br />

Die Ausgabe konnte wieder mit mehreren Covern auf sich aufmerksam machen, zwei davon sind wie<br />

gewohnt voller Action und Spannung fantastisch gezeichnet von Marco Ghiglione, das dritte ist „retailer<br />

incentive“ und stammt vom DuckTales­Creative­Team. Auf diesem sieht man diesmal nach Dagobert,<br />

Donald und Tick nun Trick Duck, „the second brother hatched and dealing with classic middle­child<br />

syndrome“. Weitere Anmerkungen zum blau­tragenden Drilling: Er sei „completely fearless“, er „reminds<br />

Donald and Scrooge of his Mom“ und sei „desperate to get out of Duckburg and make a name for<br />

himself“. Wie es mit den „retailer incentive“­Covern wohl weitergeht, wenn die Hauptfiguren der Serie<br />

alle behandelt wurden?<br />

1 3


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

Die erste Geschichte „Cheating like Nostradogmus“ („Die Fliesen des Nostradamus“ in der deutschen<br />

Fassung) führt Dagobert, Della und Donald auf die Spur des titelgebenden Nostradogmus, dessen<br />

magische Jellybeans einen sechs Minuten in die Vergangenheit schicken können, damit man eine andere<br />

Entscheidung als bisher treffen kann. Doch Nostradogmus' Geist erwartet die drei Schatzsucher in seinem<br />

Schloss und stellt ihnen sieben Fallen, aus denen es kein Entrinnen gibt...<br />

1 4


Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />

Im zweiten Comic „Beware of the phenomenal Pumpkin People!“ (in Deutschland als "Plötzlich<br />

Kürbiskönig" veröffentlicht) bruchlanden die Ducks im Dschungel des Amazonas', wo sie nicht nur<br />

Kürbisse in ungewöhnlichen Farben finden, sondern auch ein kleinwüchsiges Volk, welches in ebendiesen<br />

Kürbissen wohnt. Zwar heißt das Kürbis­Volk die Ducks mit offenen Armen willkommen, aber nur, damit<br />

diese die blauen Monster bekämpfen, welche im Dschungel randalieren.<br />

Wer Ausgabe zwei gelesen hat, erkennt dasselbe Geschichten­Muster auch hier wieder: Donald erzählt die<br />

Geschichte, an dessen Ende er durch ein Missgeschick auf seine beiden Begleiter angewiesen ist. Doch<br />

die bizarren Ideen, mit denen Comic­Autor Joey Cavalieri dieses Schema auffrischt, sorgt für gute<br />

Unterhaltung mit unvorhersehbaren Wendungen und viel Humor im Dialog.<br />

So hat der Nostradogmus­Comic trotz Ähnlichkeiten nur sehr wenig mit den Prophezeiungen des<br />

Nostradamus zu tun, auch die zweite Geschichte wächst über das Klischee des bedrohten<br />

Eingeborenenvolkes hinaus.<br />

Bei den geborgenen Schätzen fragt man sich langsam, ob die beiden Comic­Autoren Joey Cavalieri und<br />

Joe Caramagna auf etwas Bestimmtes hinauswollen. Vielleicht sollen uns die bisherigen Geschichten, die<br />

alle nach einem bestimmten Muster abliefen, nur in Sicherheit wiegen, vielleicht sind alle Artefakte<br />

notwendig, um einen weiteren Schatz zu erlangen, vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken. Es lässt<br />

sich viel mit magischen Jellybeans und Kürbissen anstellen, ganz zu schweigen von den magischen<br />

Kakaobohnen und Schafen der vorherigen Ausgabe.<br />

Ähnlich wie in den vorherigen Ausgaben wird hier oft auf die Familie eingegangen. Della Duck erwähnt<br />

in beiden Comics Oma Duck, Donald wird endlich gegen Ende einer Geschichte aus seiner Misere befreit<br />

und Dagobert kommt auf sein Familienmotto „Fortune favors the bold“ (sinngemäß „Das Glück ist mit<br />

dem Tüchtigen“) zu sprechen.<br />

Die lateinische Version des Mottos „Fortuna favet fortibus“ tauchte übrigens schon auf Barks' Skizzen<br />

und Don Rosas „Whatever happened to Scrooge“­Illustration auf. Von Dorette wird nur die Backkunst<br />

erwähnt. Wie Della und Donald zu ihr stehen und ob die Dame vielleicht erstmals in den DuckTales<br />

auftreten wird, bleibt vorerst offen.<br />

— REZENSIONEN DER HEFTE #4 UND #5 IN DER NÄCHSTEN AUSGABE! —<br />

1 5


Interview mit Roberto Gagnor<br />

VON DONALD DUCK34, SPECTACULUS, ENTENFAN UND TOPOLINO<br />

ÜBERSETZUNG: DÜMPELFRIED UND TOPOLINO<br />

Roberto Gagnor macht bereits seit einigen Jahren als Autor mit neuen Ideen aufsich aufmerksam. So<br />

trifft etwa ein schlafloser Donald in „Nacht der tollen Träume“ aufalte Bekannte, die ganz neue<br />

Facetten von sich preisgeben - und aufsein eigenes Alter Ego Phantomias. Apropos Alter Ego: Gitta<br />

Gans bekam von ihm auch eines verpasst, denn sie tritt im Kostüm zunächst als „Romantische<br />

Rächerin“ auf, dann als „Hüterin der Herzen“. Oder mal ist ganz Entenhausen aufder Suche nach<br />

einer neuen Himmelsrichtung namens „Nowesüst“. Ein echtes Ausrufezeichen setzte er mit dem in<br />

LTB 503 veröffentlichten, hochdramatischen und von Giorgio Cavazzano meisterhaft gezeichneten<br />

Maus-Abenteuer „Der unbezwingbare Berg“ (im selben Band stammte auch das kurzweilige „Ein<br />

schwerwiegendes Problem“ rund um Grundeinheiten von ihm). Aber auch mit seiner Reihe „Mickys<br />

Kunstgeschichte“, von welcher viele Teile bei uns in LTB Spezial 73 erschienen sind, sorgte er bereits<br />

für viel Lesevergnügen. Mittlerweile widmet er sich zudem auch noch der Kinogeschichte, und ganz<br />

offensichtlich hat dieser Autor sein Pulver definitiv noch nicht verschossen.<br />

Wie würdest du reagieren, wenn wir „Der unbezwingbare Berg“ (LTB 503; original als „Topolino e il<br />

passagio al Tor Korgat“ in Topolino 3013) als einen der besten Micky-Comics aller Zeiten bezeichnen<br />

würden? Und hast du beim Schreiben geahnt, dass die Geschichte so gut ankommen würde, oder war<br />

das vielleicht sogar beabsichtigt?<br />

Ich wäre äußerst geschmeichelt und glücklich, denn man kann wirklich nur hoffen, eine beständige<br />

Geschichte zu schreiben. Es ist wahrscheinlich die Geschichte, auf welche ich am meisten stolz bin.<br />

Cavazzano, mein Disney­Held, seit ich 12 bin, hat eine unglaubliche Arbeit geleistet und mein Plan ist es,<br />

mehr solcher breitgefächerten Storys zu zeichnen. Natürlich kann ein Autor niemals vorhersagen, ob eine<br />

Story gut oder schlecht ankommt. Wie meine Kollegen hatte ich immer das Gefühl, die beste Disney­<br />

Geschichte überhaupt zu schreiben. Aber während ich an einer Geschichte schrieb, arrangierte sich alles<br />

von selbst: die Story, meine Arbeit mit meinem Editor Davide Catenacci und unserer Direktorin Valentina<br />

De Poli, und Cavazzanos brillante Arbeit. Ich wollte definitiv weiter gehen als das, was in einer üblichen<br />

Disney­Story gemacht wird. Topolino gab mir die Zustimmung und es zahlte sich aus.<br />

1 6


Interview mit Roberto Gagnor<br />

Welche Disney-Figur magst du am meisten?<br />

Mein Favorit? Wahrscheinlich Gitta. Dieser tragikomische, romantische Charakter, der immer verliert,<br />

aber irgendwie auch gewinnt. Voll von Leidenschaft. Oder Dussel, ein Wunder der Komik. Eigentlich liebe<br />

ich sie alle. Ich fange sogar an, Gustav zu mögen …<br />

Welche Disney-Autoren und -Zeichner magst du am meisten?<br />

Auch hier gibt es sehr viele! Ich bin mit Cavazzano aufgewachsen, er ist DER Meister. Dann Bruno Sarda,<br />

Giorgio Figus, Artibani, Enna, Valentini, Bosco. In der Vergangenheit Concina und Marconi. Ebenso<br />

Sciarrone, Zanchi, Mottura, Usai und viele mehr. Es sind nicht nur Kollegen, die ich verehre, die meisten<br />

sind gute Freunde.<br />

Wie und wann kam es dazu, dass du Disney-Autor wurdest?<br />

2003 wurde ich im RAI­Script­Drehbuchautorschreibekurs in Rom aufgenommen. Hier habe ich Giulia<br />

Conti und Giorgio Martignoni, damalige Disney­Autoren, kennengelernt. Ich hatte mit Topolino lesen<br />

gelernt und auch schon viele (schlechte) Geschichten gezeichnet, und nun drängte ich die beiden dazu,<br />

mich in das Schreiben einzuführen. Freundlicherweise haben sie mir haufenweise Anweisungen<br />

mitgegeben (Danke Giulia und Giorgio). Daraufhin habe ich Ezio Sisto, dem stellvertretenden<br />

Chefredakteur des Topolino­Magazins, meine ersten Versuche einer Disney­Story zugeschickt. Ihm gefiel<br />

meine Arbeit, woraufhin ich zu einem, meiner Meinung nach schrecklichen, Vorstellungsgespräch in<br />

Mailand geladen wurde. Nichtsdestotrotz wurde ich angenommen. Aber dann lernte ich den Beruf erst<br />

richtig kennen. Viele, viele meiner Plots wurden damals abgelehnt. Ezio lehrte mich einiges auf die harte<br />

Tour, aber dafür bin ich ihm sehr dankbar. Und so begann ich das Schreiben! Danach besuchte ich zwar<br />

eine Akademie für Disney­Zeichner, aber den Anfang machte ich auf die alte Weise: als Schreiber für das<br />

Topolino, mitten auf dem Schlachtfeld.<br />

Warst du schon als Kind comicbegeistert?<br />

Ja, ziemlich. Mit dem Topolino habe ich gelernt zu lesen und kenne die meisten Ausgaben zwischen 1400<br />

und 1700 im Grunde auswendig. Dort findet sich meine ganze, definitiv glückliche Kindheit, wieder. Ich<br />

habe sie regelrecht verschlungen, schrieb und zeichnete meine eigenen, schrecklichen, Geschichten. Das<br />

Lustige daran ist, dass ich damals Gelerntes auch heute noch anwende. Ich fühle mich sehr glücklich und<br />

privilegiert: Ich mache das, was ich schon als kleines Kind tat und werde sogar dafür bezahlt!<br />

Hast du auch vor, mal Disney-Comics zu zeichnen oder ist das nicht deins?<br />

Ich würde gerne, aber mir fehlt einiges an formellem und Disney­Training. Dennoch zeichne ich ziemlich<br />

viel, um Seitenlayouts zu skizzieren. (Damit ich im Voraus einzelne Szenen und einen Teil der Geschichte<br />

erarbeiten kann, um dem Zeichner seine Arbeit zu erleichtern.) Ich arbeite außerdem als Drehbuchautor<br />

für deutsche und italienische Kinos. Manchmal leite ich sogar kurze Filmprojekte. Im Moment arbeite ich<br />

an einem Comic­Buch für die Letterbox Gmbh in Hamburg! Ich denke aber auch daran, öfters zu<br />

zeichnen. Vielleicht kein Disney­Material, aber das werden wir sehen …<br />

1 7


Interview mit Roberto Gagnor<br />

Du bist alleiniger Autor der Serie „Mickys Kunstgeschichte“. Was hat dich dazu bewogen, dich mit<br />

Kunst zu befassen? Sind weitere Teile der Serie geplant?<br />

Mir kam die Idee, nachdem ich „Topolino e il surreale viaggio nel Destino“ (Topolino 2861; in<br />

Deutschland unveröffentlicht, Anm. d. Redaktion) schrieb, die Dalì­Geschichte, die Cavazzano wieder<br />

einmal wundervoll umgesetzt hat. Nachdem diese sehr gut angekommen war, schlug ich die<br />

Kunschgeschichte­Serie meiner Chefredakteurin, Valentina De Poli, meinem Redakteur Davide Catenacci<br />

sowie Gabriella Valera, einer brillanten „Topolino“­Journalistion seit den 80ern mit abgeschlossenem<br />

Kunststudium, vor. Sie liebten sie und halfen mir immens: Gabriella schrieb viele begleitende Texte über<br />

die Künstler, auf die ich in den Geschichten anspielte, um den Lesern einen lehrreichen Einblick zu geben.<br />

Ich kann den dreien nicht genug danken, ebenso wie den brillanten Zeichnern, die meine Geschichten<br />

umgesetzt haben: Paolo De Lorenzi, Vitale Mangiatordi, Stefano Zanchi und dann die vielen anderen aus<br />

den neueren Reihen: Roberto Vian, Giampaolo Soldati, Luca Usai, Renata Castellani, Emilio Urbano,<br />

Giada Perissinotto, Libero Ermetti und Stefano Intini (hoffentlich habe ich niemanden vergessen!). Die<br />

Geschichten der Reihe, die jetzt gerade in Italien veröffentlicht werden, werden wahrscheinlich die letzten<br />

sein: Fast 30 von ihnen sind fertig und ich habe auch noch andere Ideen im Ärmel. Aber ich genoss jede<br />

Minute.<br />

Was ist deiner Meinung nach deine beste Geschichte?<br />

Vielleicht der „unbezwingbare Berg“; aber ich gab immer mein Bestes. Geschichten mit diesen Figuren zu<br />

schreiben, ist ein riesiges Privileg für mich, und ich fühle mich glücklich, dass ich das darf. Es ist wie die<br />

Frage nach dem Lieblingssohn: Hier habe ich fast 200 zur Auswahl!<br />

Mit welchem Zeichner arbeitet du am liebsten zusammen, wen lässt du am liebsten deine Ideen<br />

umsetzen?<br />

Jeder Zeichner ist wie ein Regisseur, also hängt es vom Plot ab. Hast du ein großes, umfassendes<br />

Abenteuer? Nimm unseren Spielberg: Cavazzano. Hast du einen hyperkinetischen, schnellen,<br />

futuristischen Plot? Nimm unseren Zack Snyder: Sciarrone. Luca Usai ähnelt Wes Anderson ein wenig,<br />

Valerio Held ist ein klassischer Hollywood­Meister ... Mein Redakteur bringt meine Geschichten<br />

normalerweise mit der richtigen künstlerischen „Stimme“ zusammen, und das funktioniert.<br />

2013 hast du in der Geschichte „Die Romantische Rächerin“ (LTB 458; italienisch als „Paperinik,<br />

Paperinika e la romantica vendicatrice“ in Topolino 2986) die Romantische Rächerin als<br />

Geheimidentität von Gitta eingeführt. Leider ist deine letzte Geschichte mit ihr vor vier Jahren<br />

erschienen. Was sind die Gründe dafür?<br />

Die Romantische Rächerin WIRD zurückkehren! Vitale Mangiatordi ist ein großartiger, wenn auch<br />

pedantischer Künstler: Ich schrieb eine vierte Geschichte mit der Romantischen Rächerin und er<br />

zeichnete sie, also sollte sie sehr bald erscheinen.<br />

Dann werdet ihr die Romantische Rächerin gegen Gundel Gaukeley sehen, mit einem unerwarteten Gast<br />

...<br />

1 8


Interview mit Roberto Gagnor<br />

Was macht es so spannend und faszinierend, (natur-)wissenschaftliche Hintergründe in die Comics um<br />

Entenhausen einfließen zu lassen?<br />

Faktisch ist es mir ziemlich egal … Aber so kann ich es als Story­Material einbauen. Ich nutze die<br />

Wissenschaft, um einen menschlichen Faktor in die Geschichten einzubauen. Ich war nie einer, der sich<br />

großartig für Wissenschaft interessiert hat, aber in den Storys gibt das den Charakteren eine gewisse<br />

Lebendigkeit. Donald und Micky sind nicht nur einfache Witzfiguren, nein, sie sind menschliche<br />

Lebewesen mit einem Schnabel und Mauseohren. Wenn du es schaffst, die Menschlichkeit aufzunehmen,<br />

und sie ebenso zu respektieren, dann kannst du wahre Wunder mit den Disney­Charakteren bewirken.<br />

Claudio Sciarrone, mit dem du bereits mehrmals zusammengearbeitet hast, ist einer der wichtigsten<br />

PKNA-Zeichner. Würdest Du dich auch mal mit dem neuen Phantomias befassen wollen?<br />

Liebend gerne! Aber die Entscheidung liegt ganz allein beim Panini­Verlag. Was soll ich sagen,<br />

momentan arbeite ich mit Claudio an einem Non­Disney­Comic … Er ist ein guter Freund, darum hat er<br />

immer was am Laufen, was uns zusammenbringt.<br />

Offenbar deutlich weniger gut angekommen ist das bei uns (noch) unveröffentlichte "Raceworld".<br />

Kannst du uns ein paar Einblicke in diese, zumindest den aufInducks zu sehenden Scans zufolge, sehr<br />

ungewöhnliche Story geben?<br />

Raceworld ist etwas, auf das ich ziemlich stolz bin, selbst wenn es dem Topolino­Magazin oder dessen<br />

Lesern nicht gefiel. Claudio Sciarrone hat allen gezeigt, wie brillant er ist und wie experimentell er sein<br />

kann. Wieder einmal wollte ich etwas komplett anderes erschaffen, die Grenzen der Disney­Comics<br />

überschreiten, indem ich meine Liebe zu Marvel zu Papier brachte. Ich wollte eine Micky­Version der<br />

Marvel­Saga kreieren, so wie Secret Wars. Das ist definitiv etwas, was man nicht alle Tage sieht. Klar, es<br />

hat seine Mängel, aber ich hoffe, dass eure Leser es schon bald in Händen halten, um zu schauen, ob sie<br />

es mögen. Eine gute Sache hat das Ganze auch noch: jeder kann sehen, welch erstaunliches Talent<br />

Claudio in sich trägt.<br />

1 9


Rezension<br />

Die schönsten Gute­Nacht­Geschichten<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Die Herausgeber von Disney­Werken<br />

bemühen sich immer, diese für Kinder und<br />

Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam zu<br />

gestalten. Das gelingt natürlich nicht immer.<br />

Deshalb bitte ich um Verständnis für „Die<br />

schönsten Gute­Nacht­Geschichten“, dessen<br />

Zielgruppe einige Jahre unter der vom<br />

Lustigen Taschenbuch und dem Micky­<br />

Maus­Magazin liegt. 1998 erschien der<br />

Band im Merit­Verlag und scheint<br />

tatsächlich ein Auftrag aus Deutschland und<br />

keine bloße Übersetzung gewesen zu sein:<br />

Die Texte stammen von den Kinderbuch­<br />

Autoren und Ehepartnern Bettina Grabis<br />

und Günter W. Kienitz, die vorher schon gemeinsam an „Lass es spuken ­ Das Gruselbuch zum<br />

Mitmachen“ und einigen Bücher der „Disney Stars“ arbeiteten. Mit den Illustrationen wurde Comicon in<br />

Barcelona beauftragt.<br />

„Spiele ­ Geschichten ­ Rätsel“ bietet der Band laut Titelbild, und obwohl das Buch mit 80 Seiten dünner<br />

ist als jede Micky­Maus­Comics­Ausgabe, beschreibt das den Inhalt nicht komplett. Denn außer Spielen,<br />

Geschichten und Rätseln sind auch Basteleien, Lieder und Gedichte zu finden.<br />

Beim Basteln bemerkt man schon die Altersgruppe, für die das Buch gedacht ist. Man kann ein<br />

Sternen­Mobile malen und aufhängen, ein kuscheliges<br />

Schaf als Schlafwächter fertigen oder eine Schlafmaus<br />

aus einem Waschlappen.<br />

Die Abbildungen und kleinen Einleitungen zu den<br />

Bastel­Anleitungen sind ziemlich niedlich. Daisy<br />

bastelt Bettpüppchen für ihre Nichten Dicky, Dacky<br />

und Ducky, während Donald noch mit der Schlafmaus<br />

kuschelt, die Oma Duck ihm damals nähte. Minnie<br />

zimmert für Mack und Muck kleine Schafe, während<br />

die beiden ein Fensterbild von ihrem Onkel Micky<br />

malen.<br />

Spiele sind nur zwei zu finden. Micky bemalt seine<br />

Fingerspitzen und erfindet so sein eigenes kleines<br />

Fingertheater, Mack und Muck versuchen hingegen mit<br />

ihren großen Lauschern herauszufinden, was sich<br />

hinter den abendlichen Geräuschen verbirgt. Zum<br />

Glück sind die beiden keine Angsthasen, sonst wäre ein<br />

solches Spiel keine gute Methode zum Einschlafen!<br />

20


Rezension<br />

Auch Gedichte sind nur zwei im Buch: In „Sternenreiter“ träumt das lyrische Ich davon, im Nachthimmel<br />

zu fliegen, während sich Goofy in „Goofys Schlaftheater“ seine Zehen anmalt und sich so abends die Zeit<br />

bis zum Einschlafen vertreibt.<br />

Andere Methoden zum Einschlafen sind die sieben Lieder, die ebenfalls abgedruckt sind. Anders als die<br />

Gedichte sind die Lieder aber bekannte Klassiker: „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius<br />

fehlen die letzten beiden Strophen, in denen Claudius den Tod thematisiert. Bei „Die Blümelein, sie<br />

schlafen“ von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio fehlt ebenfalls die letzte Strophe, hier hat diese aber kein<br />

so negatives Thema.<br />

„Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“ von Johann Friedrich Anton Fleischmann, „Wer hat die schönsten<br />

Schäfchen“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ von<br />

Wilhelm Hey, „Schlaf, Kindlein, schlaf!“ in der Fassung aus „Des Knaben Wunderhorn“ und „Kein<br />

schöner Land in dieser Zeit“, ebenfalls von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, sind hingegen komplett. In<br />

einigen der Lieder wird Gott thematisiert, in „Schlaf, Kindlein, schlaf!“ wird sogar angekündigt, dass<br />

schnarchende Kinder vom Schäferhund gebissen werden.<br />

Neues Material bieten wiederum die sieben Geschichten, welche immerhin den Buchtitel „Die schönsten<br />

Gute­Nacht­Geschichten“ verdienen wollen.<br />

Angefangen wird mit „Ein ganz besonderer Tag“: Donald hat Daisy für einen romantischen Tag zu zweit<br />

eingeladen, doch leider tauchen überraschend immer mehr Verwandte bei ihm auf. Kann der Tag noch<br />

gerettet werden?<br />

„Minnies fantastischer Traum“ ist eine Adaption von Cinderella mit Micky in der Rolle des Prinzen.<br />

Spoiler­Warnung: Am Ende wacht Minnie auf, denn ihr fantastischer Traum war nur ein Traum.<br />

„In einer Vollmondnacht“ kann Dagobert nicht einschlafen. Das stellt sich als vorteilhaft heraus, denn die<br />

Panzerknacker wollen die helle Nacht dazu nutzen, ihn um sein Vermögen zu erleichtern. Bemerkenswert<br />

an dieser Geschichte ist der Auftritt von Butler Johann aus den DuckTales, den man auch in der späteren<br />

Geschichte „Der Schneefiguren­Wettbewerb“ wieder sieht.<br />

„Der vollautomatische Putzroboter“, gebaut von Daniel Düsentrieb, soll seine Werkstatt mal auf<br />

Vordermann bringen. Doch ob seiner Maschine das gelingt, was dem Erfinder schon schwerfällt? Hier<br />

besucht ausgerechnet Goofy den zerstreuten Erfinder, und auch in der folgenden Geschichte sind beide<br />

zusammen zu sehen. Ein sympathisches Duo, das anscheinend keinerlei Vorurteile übereinander hat.<br />

21


Rezension<br />

Die Drillinge zeigen Donald aufgeregt die Zeitung. Heute wäre „Der Schneefiguren­Wettbewerb“, bei<br />

dem sie gerne teilnehmen wollen. Donald möchte sich die Gelegenheit aber auch nicht entgehen lassen<br />

und versucht sich gemeinsam mit Daisy an eine Skulptur. Doch Donald scheint anspruchsvoller zu sein,<br />

als Daisy lieb ist.<br />

In „Goofy hebt ab“ baut Goofy einen gewaltigen Drachen. Ob sich der Titel wohl bewahrheitet?<br />

Donald versucht, die Drillinge mit gruseligen „Geschichten am Lagerfeuer“ zu beeindrucken. Ob das so<br />

klug ist?<br />

Bei den Liedern und Geschichten sind kleinere Rätsel zu finden, die meistens ziemlich leicht sind. Welche<br />

Teile gehören hier nicht hin? Wo hat der Zeichner die kleine Maus versteckt? Nur die Frage, warum die<br />

Torte für Daisy Kerzen trägt, wenn in der Geschichte kein Geburtstag erwähnt wird, ist nicht zu finden.<br />

Wie eingangs schon angedeutet, sollte man in „Die schönsten Gute­Nacht­Geschichten“ keine<br />

hochwertige Literatur erwarten. Die Geschichten sind unterhaltsam, aber wie für Gute­Nacht­<br />

Geschichten typisch nur mäßig spannend. Die Basteltipps können ein Kind nur minutenlang beschäftigen,<br />

aber mit den Liedern lernt der Nachwuchs nicht nur Kultur, sondern auch einige seltenere Begriffe der<br />

deutschen Sprache.<br />

Nicht schlecht!<br />

22


Lösungen für „Die schönsten Gute­Nacht­Geschichten“<br />

Der Geschichtenband hat zwar etliche Rätsel, aber nirgendwo die Lösungen dazu. Deshalb hier eine<br />

kleine Liste an möglichen Antworten.<br />

SEITE 6: Das Bild über Donalds Bett steht auf dem Kopf, sein Wecker rechts hat keine Zeiger, auf dem linken<br />

Nachttisch steht ein Fläschchen für Säuglinge, zwischen den Vögeln draußen fliegt auch ein Fisch.<br />

SEITE 8: In beiden Bildern dieser Seite findet man einen Vogel (oben links, unten auf dem Kalender), eine kleine<br />

Maus (oben zwischen Track und Trick, unten unter dem Kalender), eine lila Vase (oben rechts von Trick, unten<br />

links) und einen Apfel (oben in Tracks Rucksack, unten vor der offenen Türe).<br />

SEITE 11: Auf dem Tisch gehören vermutlich nicht die Socke (links an der Ecke), der Ball (zwischen Limonade<br />

und Kuchen) und der Schuh (zwischen Kaffeekanne und den zwei Gläsern).<br />

SEITE 16: Die fünf kleinen Mäuschen sind relativ offensichtlich zwischen dem Geschirr versteckt.<br />

SEITE 18: Im Bild finden sich zwei Rollschuhe (unter dem Vorhang), ein Püppchen (im linken Blumentopf), ein<br />

Fußball (unter dem Tisch), ein blauer Teddy (hinter der Vase auf dem Tisch), ein Schaukelpferd (hinter dem<br />

Treppengeländer) und ein Dreirad (auf der zweiten Etage).<br />

SEITE 21: Die drei doppelten Geschenke sind der Diamantenring, die Vase in Orange und ein Teller.<br />

SEITE 25: Die schlafenden Tiere sind von links nach rechts eine Schildkröte, ein Vogel, Hund Pluto, eine Katze,<br />

ein Eichhörnchen, ein Igel und eine Maus.<br />

SEITE 27: Der Hammer liegt auf dem Bilderrahmen links, die Säge hängt links neben dem Fenster an der Wand,<br />

die Feile liegt auf dem Fenster, die Zange liegt in der Blumenvase links und der Schraubenzieher ist unten links<br />

zu finden.<br />

SEITE 29: Zu den anderen Schätzen Dagoberts zählen zwei Truhen voller Kostbarkeiten, zwei güldene Teller,<br />

eine Edelsteinkette und ein Ring, zwei goldene Kelche, ein Armreif und eine Krone sowie eine Vase.<br />

SEITE 32: Merkwürdig in diesem Bild ist die Schlafmütze auf dem Kopf eines Polizisten, der Kochlöffel in der<br />

Hand des anderen und der Rollschuh am Fuß eines Panzerknackers.<br />

SEITE 35: Die sechs Küken sind ziemlich offensichtlich versteckt: Eines steckt im Heuhaufen, drei verstecken<br />

sich zwischen den Schafen und zwei sind unter und auf dem Baum.<br />

SEITE 40: Auf dem unteren Bild fehlt die Pinnwand.<br />

SEITE 43: Der Löffel ist unten rechts im Bild auf dem Tisch zu finden, das Messer klemmt unter der Unterseite<br />

des Putzroboters und die Gabel liegt auf dem Schrank links.<br />

SEITE 46-47: Auf der Doppelseite sind sechs rote Blumen zu finden (zwei auf der linken, eine auf dem Falz und<br />

drei auf der rechten).<br />

SEITE 48: Ticks rote Mütze liegt hinter der Blumenvase auf dem Schrank, Tricks blaue Mütze versteckt sich unter<br />

dem Teppich und Tracks grüne Mütze findet sich hinter der Obstschale auf dem Tisch unten rechts im Bild.<br />

SEITE 53: Die fünf Schneehasen sind recht offensichtlich im Bild versteckt, links stecken drei im Schnee und<br />

rechts zwei im Holzbottich.<br />

SEITE 56-57: Wenn man die Sterne am Seitenrand ignoriert, sind 45 Sterne auf der Doppelseite zu finden (19<br />

Sterne links und 26 rechts). Sollte man die Seitenrand­Sterne mitzählen, kommt man mit 67 weiteren Sternen auf<br />

112 Sterne insgesamt.<br />

SEITE 60-61: Auf allen vier Bildern ist ein kleiner, gelber Vogel zu sehen. Auf Bild eins fliegt er zwischen den<br />

Drachen, auf Bild zwei und drei sitzt er auf dem Regalbrett und auf Bild vier ist er rechts oben im Bild zu sehen.<br />

SEITE 65: Goofys Drachen, der „fliegende Adler“, steckt in der Hecke links von Goofy.<br />

SEITE 66-67: Goofy hütet acht Schafe (eins links, eins auf dem Falz, sechs rechts).<br />

SEITE 70: Die Ducks verstecken sich alle im Bildhintergrund, etwa auf derselben Höhe.<br />

SEITE 75: Die Eule sitzt auf einem Ast auf dem Baum, der Bär guckt hinter dem Zelt links hervor, das<br />

Eichhörnchen versteckt sich hinter dem Baumstamm und der Waschbär sitzt vorne rechts im Gebüsch.<br />

SEITE 76-77: Die fünf Mäuschen sind überall auf der Doppelseite versteckt. Eins liegt auf dem Kopfkissen, eins<br />

auf der Bettdecke und eins auf dem Nachttisch. Eins steht auf dem Teppich und eins hinter dem Bild von Daisy<br />

auf dem Schrank.<br />

23


Rezension<br />

Disneys Aufruhr in der Spielzeugkiste<br />

VON DIETER DÜSENTRIEB<br />

Da Skeletor einen Ziegenkopf auf seinem Stab hat, verführt er Minderjährige zum Satanismus. Wenn<br />

Batman als Vigilant den Kampf gegen das Verbrechen in die eigene Hand nimmt, handelt er gegen den<br />

Willen Gottes. Figurbetonte Puppen wie Barbie zeigen präpubertären Mädchen, wie sie niemals aussehen<br />

werden, während mit Puppen wie den Cabbage Patch Kids zu sehr auf Augenhöhe gespielt wird, was fast<br />

in Götzenanbetung endet.<br />

Als 1986 Phil Phillips' Buch „Turmoil in the toy box“ erschien (und 1988 die deutsche Fassung „Aufruhr<br />

in der Spielzeugkiste“), bekamen diese Thesen viel Aufmerksamkeit von besorgten Eltern, die ihre Kinder<br />

nach christlichen Werten erziehen wollten. Phillips wurde nicht nur in Talkshows eingeladen – seinem<br />

Buch wurde ein Fernsehspecial mit ihm als Stargast gewidmet, in dem einige Beispiele zeigen, wie gottlos<br />

nicht nur Spielsachen, sondern auch Filme, Trickserien und Comics sein können. „Turmoil in the toy box“<br />

folgten noch weitere Werke, die Angst in die Herzen guter Christen jagen sollten, nämlich unter anderem<br />

„Halloween and Satanism“ von 1987, „Saturday Morning Mind Control“ von 1991 und „Dinosaurs: The<br />

Bible, Barney, and Beyond“ aus dem Jahr 1994. Meines Wissens erschien keines seiner anderen Werke auf<br />

Deutsch.<br />

Dafür schaffte es „Turmoil in the toy box II“ von Joan Hake Robie 1991 als „Neuer Aufruhr in der<br />

Spielzeugkiste“ in den deutschen Buchhandel. Auch sie greift einige Beispiele auf, beschreibt aber eher<br />

die Geschichte des Spielzeugs und dessen Gegenwart als lizenziertes Must­have, das mit Trickserien und<br />

Fernsehwerbung vermarktet wird. Sie zitiert viel aus Phillips' Werk, geht aber auch selbst auf neue<br />

Beispiele wie Batman in Comic und Film sowie auf das Rollenspiel „Dungeons and Dragons“ ein.<br />

Das Haus der Maus kam dabei recht gut weg. Phillips betont, wie harmlos auch bedrohliche Szenen in<br />

Disney­Filmen im Vergleich zu (damals) modernen Filmen waren: „Selbst Märchenfilme oder auch<br />

bekannte Disney­Filme – Schneewittchen und Dumbo zum Beispiel – enthalten […] angsteinflößende<br />

24


Rezension<br />

Passagen. Der Unterschied zu modernen Filmen liegt also nicht im Inhalt, sondern in der Art und Weise,<br />

wie die Geschichte erzählt wird.“ Denn die brutalen Szenen bei Disney hätten einen Grund, eine<br />

Daseinsberechtigung, zumindest laut Neil Postman: „In den Walt­Disney­Filmen wurde ein Weltbild<br />

vermittelt, in dem es moralische Werte gab.“<br />

Disney ist also ein gutes Vorbild und nicht zu vergleichen mit den gewaltverherrlichenden Filmen der<br />

Konkurrenz – oder etwa doch? Robie verurteilt den Mickey­Mouse­Club als Vorreiter der Kinder­<br />

Gehirnwäsche: „Der Mickey­Mouse­Club zeigte die erste an Kinder gerichtete Fernsehanzeige; sie war<br />

1956 von der Spielwarenfirma Mattel für die Werbung ihrer Barbiepuppen geschaffen worden. Von da an<br />

wurde die Spielzeugwerbung auf dem Bildschirm ein riesiges, dauerhaftes und massives Geschäft, was<br />

Kritiker zu dem Schluss brachte, dass die knallharte Werbung um Kinder ungeeignet ist und sie in übler<br />

Weise beeinflusst.“<br />

Auch Phillips sieht das Fernsehprogramm von Disney kritisch. Zu Disneys Gummibärenbande schreibt er<br />

„Natürlich sind die Bärchen niedliche Geschöpfe, aber ihre Geschichten sind voller Magie und<br />

Okkultismus.“ Dabei bezieht er sich vor allem auf den Zaubertrank, mit dem die Gummibären wie ein<br />

Gummiball hüpfen können. Den Roger­Rabbit­Cartoon „Roger in Nöten“ als Vorfilm zu „Liebling, ich<br />

habe die Kinder geschrumpft“ interpretiert Robie als Aufforderung an Kinder, sich maßlos Spielsachen<br />

aus „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ zu wünschen.<br />

Der Löwenteil der Kritik wurde den Filmen zuteil, die noch nicht zu Disney gehörten, nämlich den Star­<br />

Wars­Filmen. (Etwas bizarr, denn die Star­Wars­Trilogie ist mit einer FSK­Freigabe ab 12 versehen.<br />

Robie benennt als vom Spielzeug bedrohte Kinder aber nur die Altersgruppe bis 12 Jahre.)<br />

So würden Kinder dank Droid­ und Ewok­Serie andauernd mit den Figuren der Filmreihe konfrontiert und<br />

so darauf gedrillt, die beliebten Figuren auch daheim besitzen zu wollen. Phillips schreibt dazu: „Der<br />

Sprecher der Lucasfilm Ltd – die Firma, die Krieg der Sterne produzierte – geht allerdings davon aus,<br />

dass die enorme Nachfrage nach Produkten, die sich auf diese Trilogie beziehen, letztlich auf die Qualität<br />

des Films zurückzuführen ist und nicht auf die massiven Werbekampagnen.“ (Wie der Lucasfilm­Sprecher<br />

nun heißt oder welche Quellen Phillips benutzt, wird im Buch nicht geklärt.)<br />

Als erstes wirft er „Die Rückkehr der Jedi­Ritter“ „Hektik und Brutalität“ vor, was bei einem Film mit<br />

„Krieg“ im Titel wenig überraschen sollte. Yodas Lehren reduziert Phillips darauf, Gott mit der Macht<br />

gleichzusetzen, was Pantheismus wäre. „Yoda spricht nicht von der Nachfolge Christi, sondern empfiehlt<br />

Luke, sich auf sich selbst und die ihm innewohnende Macht zu verlassen, um Gutes zu tun. Auch das<br />

widerspricht der Lehre Gottes, denn Luke wird hiermit mit Gott gleichgestellt. Er soll seine<br />

Lebenssituationen ohne Gottes Hilfe meistern.“ Nicht nur, dass Luke seine Probleme ohne Gottes Hilfe<br />

meistern möchte, seine Kenntnisse der Macht bezeichnet Phillips zudem als Zauberei, eine der „elf<br />

verbotenen Praktiken“. Der Spruch „Möge die Macht mit dir sein“ wird mit einer Segnung gleichgesetzt.<br />

„Diese Filme haben einen enormen Einfluss auf unsere Jugend. Sie sehen den sanften Yoda, der Luke hilft,<br />

Gutes zu tun. Sie erkennen aber nicht die okkulten Philosophien, die Yoda vermittelt. Satan hat seinen Fuß<br />

in der Tür...“<br />

Es wäre sehr leicht, beide Werke als christliche Paranoia zu bezeichnen, als einen einmaligen<br />

Ausrutscher, den es vorher und nachher nie wieder gab. Nur stimmt das nicht ganz. Bei den Zeugen<br />

Jehovas gibt es noch immer einen strengen Blick auf das Kinderspielzeug, damit es nicht Gott betrübt.<br />

Auch wurden „Harry Potter“ und Pokemon als Einstieg in den Satanismus bezeichnet, ob nun von<br />

Journalisten und Buchautoren oder vom Comiczeichner Jack Chick. Ein wiederkehrendes Thema in<br />

Werken dieses Genres ist es, zu den Spielsachen der Vergangenheit zurückzukehren. Ein Teddy wäre nicht<br />

gewalttätig und eine Puppe könne kein Schönheitsideal auf kleine Mädchen projizieren. Außerdem würden<br />

diese realitätsnahen Spielsachen einem noch Dinge beibringen. Eine Puppe lehrt Verantwortung für das<br />

eigene Kind (warum auch immer ein Kleinkind das braucht) und ein Teddy lehrt, dass wilde<br />

25


Rezension<br />

Bären kuschelig und weich sind. Deshalb auch die Unterscheidung zwischen selbstbestimmten Figuren in<br />

klassischen Disneyfilmen und in Star Wars, obwohl sie sich streng genommen kaum unterscheiden. Denn<br />

anscheinend war bei Spielzeug früher alles besser und konnte nur ausgeglichene Christen fördern.<br />

Übrigens wurde bei Phillips Jahre später ADHS diagnostiziert (er schrieb mit seiner Frau das Buch<br />

„ADD: Welcome to Our World“ darüber) und Chick wird auf Wikipedia als evangelischer Fundamentalist<br />

bezeichnet.<br />

Selbst in klassischen Comics aus Entenhausen finden sich viele Ideen, die auch von Phillips und Robie<br />

angesprochen wurden. Barks' „Feldeinsamkeit“ (1947) berichtet, wie Donald auf den Vorschlag der<br />

Drillinge reagiert, im Kino einen Western zu sehen: „Das hab ich gern! Donnernde Hufe, rauchende<br />

Colts, Mord und Totschlag! All diese Gewalttätigkeiten in Film und Fernsehen sind der Grund dafür, dass<br />

die Tobsuchtzellen in den Irrenhäusern überfüllt sind.“ In „Der Supermensch“ (1949) lesen die Drillinge<br />

Comics über den titelgebenden Superhelden. Donald tut sie als „törichtes Zeug“ und „Unsinn“ ab und<br />

scheint zu glauben, dass die Drillinge die Geschichten für bare Münze statt für simple Unterhaltung<br />

nehmen. In beiden Geschichten wird Donalds Perspektive aber als die falsche dargestellt, am Ende der<br />

Geschichten lernt er eine Lektion.<br />

Dem gegenüber stehen andere Barks­Comics wie „Moderne Erziehungsmethoden“ (1947), in denen<br />

Donald versucht, mit dem Rohrstock den Drillingen Vernunft einzubläuen, während die drei ohne<br />

Drohungen durch den Rohrstock das Haus demolieren und Donald um sein Geld bringen. Gegen Ende<br />

behält keiner aus dem Hause Duck recht und Kindererziehung wird als das dargestellt, was es auch ist,<br />

nämlich verdammt schwierig.<br />

Es gibt keinen perfekten Weg, Kinder zu erziehen. Das weiß Donald und das wissen auch Phillips und<br />

Robie Jahrzehnte später. Phillips' Fazit lautet: „Ich sage nicht, dass ich richtig und alle anderen falsch<br />

liegen. Aber ich behaupte, dass sich viele haben täuschen lassen.“ Er gibt danach auch Tipps, die damals<br />

wie heute vernünftig sind: „Informieren Sie sich, was Ihre Kinder sehen.“ „Sprechen Sie mit Ihren<br />

Kindern über die Handlung, die vermittelten Werte und Verhaltensweisen.“ Solange die drei Ducks<br />

wissen, dass in den Comics nur Unterhaltung ist und dass die Gewalt in den Western kein vernünftiger<br />

Lösungsvorschlag sind, ist diese Unterhaltung harmlos.<br />

Und der vielleicht wichtigste Punkt: „Erkennen Sie die Verantwortung, die Sie als Eltern haben.“<br />

Lassen sich Phillips' Kritikpunkte auch auf Entenhausen­Comics anwenden? Verderben diese Comics<br />

unsere Kinder? Das wird sich an einigen Punkten entscheiden.<br />

Kinder wissen vielleicht nicht, dass es Zauberei nicht wirklich gibt. In den frühen Gundel­Comics wird sie<br />

als Scharlatan gezeigt, so hat sie in „Der Midas­Effekt“ eine Visitenkarte, Blend­Bomben und<br />

Verkleidungen, was gar nicht recht nach Magie klingen will. In „Glück und Glas“ verlässt sie sich völlig<br />

auf Instrumente, Vogelgesang und eine kleine Maschine, die sie am Handgelenk trägt. Erst ab „Anschlag<br />

auf den Glückstaler“ nutzt Barks die Gelegenheit, Dagobert gegen die übernatürlichen Fähigkeiten<br />

Gundels kämpfen zu lassen, was sich in den Comics bis heute etablierte. Damit verstößt Gundel<br />

inzwischen gegen einige der „elf verbotenen Praktiken“, die Phillips aufzählt und die allesamt okkult<br />

sind. Totenbeschwörung ist sogar das titelgebende Thema in „Wudu­Hudu­Zauber oder Ein Zombie geht<br />

durch die Stadt“.<br />

Obwohl Zauberei in Entenhausen also offenbar nicht unmöglich ist, reagiert jeder Bürger so, als wäre sie<br />

es. Jungen Lesern wird gezeigt, dass es nicht normal ist, wenn eine Hexe Meteorite auf den Geldspeicher<br />

lenkt oder ein Zombie durch die Stadt geht. Dagobert lacht Gundel beim ersten Treffen aus und Donald<br />

reagiert ebenfalls verwundert auf seine abergläubischen Mitbürger. Phillips' Befürchtung, dass Magie als<br />

reizvolle Lösung aller Probleme gezeigt wird, trifft also zumindest in diesen Comics nicht zu.<br />

26


Rezension<br />

Gewalt ist auch nicht selten in Barks' Geschichten. Ob Dagobert nun Donald mit seinem Stöckchen<br />

verfolgt oder Donald die Drillinge mit einem Rohrstock, Gewalt wird oft angedeutet und in humorvollem<br />

Umgang auch oft gezeigt. „In jeder halbstündigen He­Man­Folge können 37 gewalttätige Szenen<br />

registriert werden, andere Serien bringen es auf 80 Gewaltaktionen in einer halben Stunde“, so Phillips.<br />

In „Der letzte Moribundus“ zähle ich 27 Gewaltakte auf 22 Seiten, ein namenloser Einseiter (im Original<br />

„Fractious Fun“) basiert sogar völlig darauf, dass Daisy als schlechte Verliererin Donald attackiert. In<br />

den meisten Fällen provoziert Gewalt in den Comics wie im echten Leben Gegengewalt, was unerfahrenen<br />

Lesern also direkt die Lektion zeigt, dass Gewalt sich nicht lohnt.<br />

Geldgier wird weder von Phillips noch von Robie als Gotteslästerung betont, dennoch sind Nächstenliebe<br />

und Geldspenden wichtige Pfeiler der meisten Religionen.<br />

In Entenhausen lebt die personifizierte Geldgier prominent auf einem Hügel und drängt sich in den<br />

Mittelpunkt zahlreicher Geschichten. Doch seine Gier wird nie als positive Charaktereigenschaft<br />

dargestellt: In „Der arme reiche Mann“ beschreibt Dagobert seinem Erbneffen die Vorteile und<br />

Annehmlichkeiten seines Vermögens, während er es alle halben Sätze vor Motten, Ratten, Spinnen und<br />

Panzerknackern schützen muss. In „Die Trommel des Bugubu“ springt Donald lieber in die Gumpe, als<br />

sich von Dagobert zum Geschäftsmann ausbilden zu lassen. Beide Geschichten zeigen den einfachen<br />

Mann Donald als Identifikationsfigur, der sich über die Marotten und Paranoia seines Onkels amüsiert.<br />

Umgekehrt wird Donalds Nächstenliebe, seine Spenden an Ärmere und das bekannteste christliche Fest,<br />

nämlich Weihnachten, als vorbildlich und immer lohnend gezeigt.<br />

Natürlich kann man schlecht für alle sprechen. Phillips wird kaum für alle Christen gesprochen haben und<br />

meine Interpretationen, was Phillips sagen würde, sind nur Interpretationen.<br />

Wäre Phillips zufrieden mit Disney­Comics als Kinder­Unterhaltung? Magie wird kaum thematisiert, die<br />

meisten Comics behandeln Alltagsthemen oder Abenteuergeschichten, oft kann man sogar noch etwas<br />

dank der Handlung lernen. Manchmal sogar aus der Handlung: Die Hauptfigur handelt nicht immer<br />

richtig und aus fremden Fehlern lässt es sich gefahrloser lernen als aus eigenen.<br />

Oder um es mit Phillips' Worten zu sagen: „Das Ziel christlicher Eltern sollte nicht sein, perfekte Kinder<br />

zu erziehen, sondern vielmehr, sie in die Welt der Erwachsenen einzuführen, und zwar gesund, glücklich,<br />

kritikfähig und geistlich lebendig.“ Und bis auf den letzten Punkt, den ich nicht hundertprozentig verstehe,<br />

trifft das ja auf jede Familie zu, egal welchem Glauben sie angehört.<br />

Möge die Macht mit euch sein.<br />

27


Rezension<br />

Das atmosphärische Cover von Disney­Zeichner<br />

Carpi verrät zwar wenig, aber „Walt Disney<br />

Fröhliche Weihnachten“ beinhaltet neun<br />

Geschichten aus allen möglichen Bereichen, ob<br />

nun Adaptionen von Cartoons, festliche<br />

Fortsetzungen von Spielfilmen oder komplett<br />

eigenständige Geschichten. Die dazugehörigen<br />

Illustrationen stammen von Federico Fiecconi,<br />

dessen eingefärbte Bleistiftzeichnungen ein<br />

wenig an den Stil der im Xeros­Prozess<br />

animierten Zeichentrickfilme erinnern (zum<br />

Beispiel „101 Dalmatiner“, „Die Hexe und der<br />

Zauberer“, „Das Dschungelbuch“ und<br />

„Aristocats“).<br />

Eingeleitet wird der Band mit „DIE WERKSTATT<br />

DES WEIHNACHTSMANNS“, einer Adaption vom<br />

fast gleichnamigen Cartoon „Santa's Workshop“<br />

von 1932 und dem ein Jahr später erschienenem<br />

„The Night Before Christmas“. Die Geschichte<br />

erzählt, wie im hohen Norden Spielzeug für alle<br />

Kinder der Welt produziert wird. Nun, nicht ganz<br />

alle. Rudi wäscht sich die Ohren nicht, deshalb<br />

bekommt er nur ein Stück Seife.<br />

Disneys Fröhliche Weihnachten<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Nicht nur die Weihnachten auf dem Buchdeckel<br />

sind fröhlich, auch der Weihnachtsmann grüßt<br />

gut gelaunt den Leser, während seine vier<br />

Rentiere (Comet, Cupid, Donner und Blitzen<br />

machen wohl gerade mit Rudolph einen drauf)<br />

seinen Schlitten hoch über ein Einfamilienhaus<br />

ziehen. Fußspuren auf dem Dach und zwei<br />

lachende Kinder darunter zeigen, dass der<br />

Weihnachtsmann diesen Zwischenstopp schon<br />

hinter sich hat.<br />

Nachdem alle Spielsachen vom Weihnachtsmann persönlich kontrolliert wurden, liefert er sie aus.<br />

Nichts Neues, aber ein sehr angenehmer und altbewährter Anfang für eine Sammlung diverser<br />

Weihnachtsgeschichten.<br />

„DAS ENTLEIN UND DAS WEIHNACHTSFEST DER ARMEN KINDER“ verwandelt Carl Barks' Weihnachtscomic<br />

„Weihnachten für Kummersdorf“ in Prosa. Leider gelingen dem Übersetzer Hans Kägi in seiner deutsche<br />

Fassung nicht ganz die deutschen Namen des Duck­Clans. Trick und Track (Tick wird gezeigt, aber nie<br />

benannt) reden mit dem „kleinen Entlein“ (Daisy), die Mitglied im Entenclub (Damen­Kränzchen) ist.<br />

Gemeinsam besuchen sie den „Entenvater“, dem fünf Mark fehlen, um „seinen Enkelkindern“ ein Geschenk<br />

zu kaufen. Der „kleine Enterich“ geht zum „alten Enterich“ Onkel Dagobert, um ihn um Geld zu bitten „für<br />

die armen Kinder aus Entenhausen“. „Unser kleiner Entenmann“ überbringt den „Nichten und Neffen“.<br />

Die Jungs wollen „die jungen Murmeltiere“ versammeln lassen, „eine Entendame“ verkauft ihre<br />

28


Rezension<br />

Häkelarbeit, und „der Enterich“? Der muss sich an seinen glücklichen Vetter Heinrich (Gustav) wenden.<br />

Wie kann eine so gute Geschichte sich auf einmal so schlecht anfühlen?<br />

Die nächste Geschichte ist wieder leichtere Unterhaltung. „DER WEIHNACHTSBAUM VON AHÖRNCHEN<br />

UND BEHÖRNCHEN“ wurde geplündert von einem hungrigen Flughörnchen. Es hat sich verlaufen und ist<br />

auf die Hilfe von den beiden Backenhörnchen angewiesen, wieder seine heimische Höhle zu finden. Eine<br />

originelle Geschichte mit einem humorvollen Ende!<br />

In „DIE WEIHNACHTSNACHT“ begegnet ein Familienvater dem Weihnachtsmann beim abendlichen<br />

Rundgang. Den ernsthaften Mann erfüllt wieder kindliche Freude, was Übersetzer Hans Kägi auf eine<br />

klassische und sehr stimmungsvolle Weise ausdrückt. So wirkt die Geschichte von 1988 auf einmal<br />

mindestens so alt wie „Die Werkstatt des Weihnachtsmanns“ wenige Seiten vorher. Dabei basierte „Die<br />

Werkstatt des Weihnachtsmanns“ auf einen Cartoon von 1932, während „Die Weihnachtsnacht“ eine<br />

eigens für den Sammelband geschriebene Geschichte ist.<br />

„PLUTOS PULLOVER“ bildet im Buch die Mitte. Hier hat Kägi die Stadt Entenhausen in<br />

Anführungszeichen gesetzt (obwohl sie in „Das Entlein und das Weihnachtsfest der armen Kinder“ ohne<br />

Anführungszeichen genannt wurde), Micky und Minnie werden außerdem als „die zwei Mickymäuse“<br />

bezeichnet. Die Geschichte ist eine Adaption vom Cartoon „Pluto's Sweater“ (1949) und zeigt, wie Pluto<br />

zu Weihnachten einen von Minnie gestrickten Overall geschenkt bekommt, den er jedoch nicht ganz zu<br />

schätzen weiß. Ein wilder Mix aus Versteckspiel und Slapstick beginnt!<br />

„PETER PAN UND DER GERAUBTE WEIHNACHTSMANN“ ist leider nicht halb so unterhaltsam. Käpt'n Hook<br />

entführt den Weihnachtsmann und erpresst Peter Pan damit. Moment, sagte ich Käpt'n Hook? Laut Kägi<br />

ist das natürlich Kapitän Haken, der die Insel Nirgendwo ansteuert, um Peter Pan und die verirrten<br />

Kinder zu suchen. Verständlich. Wenn Peter Pan seine kleine Fee allerdings durchgehend mit Wendy<br />

anspricht, ist der Übersetzer dem Film wohl völlig aus dem Weg gegangen.<br />

Bei „MICKYS WEIHNACHTSERZÄHLUNG“ hingegen konnte man bei den Namen schlecht etwas falsch<br />

übersetzen, denn Ebenezer Scrooge und Bob Cratchit heißen die Figuren ja überall. Die Erzählung<br />

basiert auf dem Trickfilm „Mickey's Christmas Carol“ von 1983, der wiederum eine der vielen<br />

Adaptionen von Dickens' „A Christmas Carol“ ist. Hier wird die bekannte Geschichte auf nur zehn Seiten<br />

und knackiger Klassiker!<br />

29


Rezension<br />

zusammengekürzt, leidet darunter aber kein Stück. Ein kurzer und knackiger Klassiker!<br />

Eine eigene Story mit viel Slapstick kann „EIN UNFALL UND SEINE FOLGEN“ bieten. Darin hat der<br />

Weihnachtsmann einen kleinen Unfall in Goofys Haus und muss deswegen ihm und Micky das Ausliefern<br />

der letzten Geschenke überlassen. Ob sich Goofys Meinung, dass der Weihnachtsmann mit nur einem Tag<br />

Arbeit im Jahr zu beneiden wäre, bis zum Ende der Geschichte hält? Abgesehen davon, dass Micky<br />

während der ganzen Geschichte als „Mickymaus“ bezeichnet wird, ist die Geschichte sehr unterhaltsam!<br />

Wenn man ein Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen möchte, dann muss man ihm von mindestens<br />

einer guten Tat im Jahr berichten, so erzählt es Schneewittchen in „DIE SIEBEN ZWERGE UND DER BRIEF<br />

AN DEN WEIHNACHTSMANN“. Zum Glück haben alle Zwerge von einer guten Tat zu berichten. Alle<br />

Zwerge? Nein, ausgerechnet Brummbär weiß nicht recht, was er als gute Tat rechtfertigen kann. Doch<br />

Schneewittchen hat da schon eine Idee.<br />

In dieser letzten Geschichte fällt dank den Illustrationen schnell auf, dass keiner der Zwerge den richtigen<br />

Namen zugeordnet bekam. Der erste Dialog in der Geschichte stammt ausgerechnet vom sonst stummen<br />

Seppl, und Happy wird zwischendurch mit seinem italienischen Namen Gongolo beschrieben. Wenige<br />

Seiten weiter wird im Text beschrieben, wie Brummbär Chef mit einem Stein bewirft, weil er ihn für einen<br />

Wolf hält. Das Bild daneben zeigt aber Seppl, der Brummbär mit einem Stein bewirft. Eine Seite später<br />

wird Chef zum Fundament einer menschlichen Pyramide, im Text wird aber Schlafmütz genannt.<br />

Abgesehen davon hat der Sammelband sich nicht gerade die beste Geschichte für den Schluss aufgehoben.<br />

Es kommt zwar zu absurden Stunts, aber nicht annähernd so pointiert und zahlreich wie zum Beispiel in<br />

„Ein Unfall und seine Folgen“. Schade.<br />

An für sich sind die Geschichten unabhängig voneinander, aber als Leser bekommt man den Eindruck, den<br />

sehr langen Weihnachts­Abend mit dem Weihnachtsmann nachverfolgen zu können. Er wird immer<br />

kaputter, obwohl seine Tour so vielversprechend begann. In der letzten Geschichte taucht er nicht einmal<br />

mehr auf, nur noch von seinen Geschenken wird berichtet.<br />

Ein richtiges Juwel sind hingegen die<br />

Illustrationen von Federico Fiecconi, der seine<br />

Liebe zu Disney zu Papier brachte. Und bei den<br />

vielen Zeichnungen konnte er es sich auch nicht<br />

nehmen lassen, einige Anspielungen zu verstecken,<br />

die nicht aus dem Text stammen. So sind unter den<br />

Geschenken, die der Weihnachtsmann verteilt,<br />

auch Puppen von Micky und Donald. In Goofys<br />

Wohnzimmer hängt ein Bild von seinem alten<br />

Kumpel Maxi Smart an der Wand. Und der Knabe,<br />

der Goofy in derselben Geschichte mit einer<br />

Schleuder malträtiert, sieht seinem Sohn (zum<br />

Beispiel aus dem Cartoon „Fathers Are People“<br />

von 1951, „Father's Lion“ von 1952, „Father's<br />

Day Off“ und „Father's Weekend“ von 1953)<br />

verblüffend ähnlich.<br />

30


Rezension<br />

Zu keinem anderen Fest passt das Buch also so gut wie zu Weihnachten. Es vermischt Altes mit Neuem, ist<br />

nicht immer die anspruchsvollste oder gar intelligenteste Literatur, aber hat das Herz am rechten Fleck.<br />

Und wenn das mal nicht dem Geist der Weihnacht entspricht!<br />

<strong>31</strong>


Interview mit Paolo De Lorenzi<br />

VON MALTE MORGENSTERN<br />

EINLEITUNG: SPECTACULUS<br />

Paolo De Lorenzi ist bereits seit vielen Jahren Disney-Zeichner, aber erst seit einiger Zeit wird er etwas<br />

mehr wahrgenommen. Dazu beigetragen haben sicher die Tatsache, dass er eine DoppelDuck-Folge<br />

sowie einen von vier Teilen des „großen Rennens“ zeichnen durfte, in LTB 500 hat er zudem gleich<br />

noch eine weitere Story umgesetzt.<br />

Im Jahr 2016 erschien die 64­seitige Geschichte „Il<br />

Principe Duckleto“ (auf Deutsch unveröffentlicht), eine<br />

Shakespeare­Parodie, in Topolino <strong>31</strong>84. Diese<br />

Geschichte wurde von den INDUCKS­Usern mit einer<br />

überdurchschnittlichen Punktzahl von 7,3 Punkten<br />

bewertet. Wie schätzen Sie Ihre eigene Geschichte ein?<br />

Sie haben sie komplett gezeichnet und zudem den zweiten<br />

Teil selbst geschrieben.<br />

Es ist eine große Freude, dass diese Geschichte diese<br />

Bewertung erhalten hat. Ich persönlich fand es sehr<br />

schwierig, den Schlüsselhumor zu gewinnen, den Giorgio<br />

Salati fand, um eine Parodie auf Shakespeare<br />

anzufertigen, eine sehr schwierige Aufgabe, ich lachte<br />

viel, als ich sie zum ersten Mal las. Die Geschichte wurde<br />

vollständig von Giorgio geschrieben, sowohl im ersten<br />

als auch im zweiten Teil, ich erkannte „nur“ die<br />

Zeichnungen, es war sehr spannend, sich mit einer Säule der Literatur und des Theaters zu beschäftigen,<br />

die so wichtig war, dass in der Vergangenheit eine weitere Parodie auf diese Tragödie von Giovanni<br />

Battista Carpi angefertigt wurde, von dem ich das Glück hatte, ein Schüler zu sein.<br />

Sie haben bisher (Stand Mai 2018) zwei „DoppelDuck“-Geschichten geschrieben. DoppelDuck ist<br />

heute 10 Jahre alt und gehört zu den beliebtesten Nebenfiguren in Europa. Wie bewerten Sie den<br />

Agenten-Donald als Charakter?<br />

Doppelduck, DoubleDuck in Italien, ist ein guter Charakter und dieser Erfolg beweist es. Persönlich war<br />

es sehr lustig, die ihm gewidmeten Geschichten auch für die größere Freiheit zu zeichnen, die er bietet,<br />

indem er den Cartoons andere Ansichten als die Klassischen und Traditionellen gab. Außerdem enthalten<br />

die DoppelDuck­Geschichten aus naheliegenden Gründen Actionszenen, die meine Favoriten sind.<br />

Vergessen wir jedoch nicht, dass er, auch wenn er das Kleid des Geheimagenten trägt, immer unser<br />

geliebter und unwiderstehlicher Donald Duck ist.<br />

In der Jubiläumsausgabe des LTB 500 erschien „La grande Corsa“ (dt.: Das große Rennen), eine<br />

verrückte Zeitreisegeschichte auf144 Seiten. Der Comic ist hier sehr gut angekommen — nicht zuletzt<br />

durch Ihren Anteil, den zweiten Abschnitt. Kannten Sie die Plots der anderen drei Teile oder haben Sie<br />

den vierten Teil ohne Vorkenntnisse gezeichnet?<br />

Ich zeichnete die zweite Episode, während der Bearbeitung war ich in Kontakt mit Alessandro Perina, der<br />

die erste Episode zeichnete, die die Bilder der Autos hatte, die in meiner Episode einen Schritt zurück in<br />

die Zeit mit den Enten machen und wir sie grafisch anpassen mussten, im Übrigen war die Handlung<br />

32


Interview mit Paolo De Lorenzi<br />

unabhängig, so dass ich arbeiten konnte, ohne die gesamte Entwicklung zu kennen.<br />

Wie sind Sie zu Disney Italia gekommen?<br />

1997 hatte ich die große Gelegenheit, an einem Cartoon­ und Illustrationskurs in Genua teilzunehmen,<br />

der von dem großen Giovan Battista Carpi organisiert wurde. Nach seinem plötzlichen Tod traf ich<br />

Andrea Freccero, den ich für meinen zweiten Meister halte und viel verdanke, ich fing an, einige Seiten<br />

von Andrea zu kolorieren, einige Geschichten von Andrea Ferraris ­ ich erinnere mich an ein Cover von<br />

Enrico Faccini — dann wurde ich mit den ersten eigenständigen Comicseiten beauftragt, die ich im<br />

Januar 2001 erstellte, als ich mit Disney Italia zusammenarbeitete.<br />

Im Jahr 2007 erschien der Comic „Zio Paperone e il vortice del tempo“ (dt. als „Im Wirbel der Zeit“ in<br />

LTB Enten-Edition 40), geschrieben von Carlo Panaro und von Ihnen gezeichnet. Wie sind Sie an<br />

diese Aufgabe herangegangen? Schließlich ist der Comic eine Hommage an Großmeister Carl Barks.<br />

Ich erinnere mich gut an diese Geschichte voller Zitate aus den Geschichten von Barks, der bei dieser<br />

Gelegenheit Klavier spielt, geschrieben von Carlo Panaro. Ich versuchte, so viel wie möglich zu<br />

dokumentieren, um das Skript optimal zu nutzen. Wenn ich diese Geschichte heute wieder sehe, kann ich<br />

die Mängel sehen, aber ich sehe auch meine Begeisterung und viel guten Willen.<br />

Sie haben auch im Bereich „PK3“ gearbeitet und Geschichten über den neuen Phantomias und die<br />

Evrons gezeichnet. Würden Sie heute noch neue PKNA-Geschichten zeichnen?<br />

Natürlich, zeichnen der Abenteuer von Phantomias ist viel Spaß, sicherlich ist es ein Charakter, der noch<br />

viel zu sagen hat, die Autoren, die die Serie durchführen, sind sehr gut, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was<br />

mich in Zukunft erwartet. Wenn es passiert, würde ich, wie immer, versuchen, mein Bestes zu geben.<br />

Wie haben andere Zeichner — wie Scarpa, Cavazzano oder Carpi — Ihre heutige Arbeit beeinflusst?<br />

Wie ich bei anderen Gelegenheiten sagte, gibt es zwei Geschichten, die mir sehr am Herzen liegen, eine ist<br />

die Parodie auf „Krieg und Frieden“ [in LTB 122; original als „Guerra e pace“ in Topolino 1604; Anm.<br />

d. Red.], die von Carpi geschrieben und gezeichnet wurde, und die andere ist „Uncle Scrooge and the<br />

formula 1“, die von Cavazzano entworfen wurde, die mich schon als Kind inspiriert haben, als Einflüsse<br />

der italienischen Disney­Designer neben Carpi und Cavazzano sicherlich auch Scarpa und Massimo De<br />

Vita, als ich begann, natürlich Freccero, aber auch Intini und Mastantuono. Dann gibt es sicherlich noch<br />

andere Vorschläge, die aus anderen Genres von Comics oder aus dem Kino für die Aufnahmen kommen<br />

können, alles, denke ich, wird durch meine Persönlichkeit gemischt und interpretiert.<br />

Du hast an einigen Teilen von Roberto Gagnors Kunstgeschichte-Serie mitgewirkt, einschließlich des<br />

ersten. Wie kam es dazu?<br />

Als ich das erste Skript zeichnete, wusste ich nicht, dass es eine Serie werden würde, erinnere ich mich,<br />

dass Davide Catenacci, Chefredakteur, mir sagte, dass es sich um eine heikle Geschichte mit wenig<br />

Sprache und einer bestimmten Sequenz handelte, die grafisch von prähistorischen Felsgraffitis inspiriert<br />

war, eine schöne Herausforderung. Dann kam die zweite Episode und die folgende, die Arbeit an diesen<br />

Geschichten war herausfordernd, aber auch lustig, die Kunstgeschichte hat mich schon immer fasziniert.<br />

33


Interview mit Paolo De Lorenzi<br />

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, einen Einseiter zu schreiben/zu zeichnen, oder hast du<br />

schon Einseiter geschrieben?<br />

Ich dachte mehrmals darüber nach, besonders in den ersten Tagen, als ich mich in der Redaktion<br />

präsentierte, hatte ich ein paar in sich geschlossene Seiten vorbereitet, die ganz von mir selbst bearbeitet<br />

wurden, ich wurde auch gedrängt, weiterzumachen, aber dann tat ich nichts, weil ich immer sehr mit dem<br />

Zeichnen beschäftigt war, auch im Laufe der Jahre bin ich mir immer mehr bewusst geworden, wie<br />

anspruchsvoll die Arbeit des Skriptschreibers ist, da ich sehe, dass es eine ebenso große Herausforderung<br />

für mich ist, Zeichner zu sein: Es ist okay, aber niemals nie sagen.<br />

Abschließend die klassische Frage: Micky oder Donald?<br />

Ehrlich gesagt weiß ich wirklich nicht, wen ich wählen soll, sie sind jetzt fast meine Freunde. In meinem<br />

Fall habe ich sicherlich mehr Geschichten in der Welt der Enten entworfen, die ich auch wirklich mag,<br />

Onkel Dagobert und Daniel Düsentrieb, aber auch Goofy oder Kater Karlo.<br />

Manchmal treffen sich diese Charaktere in besonderen Geschichten wie Donald Quest.<br />

Grüße an alle, wenn ihr über meine Arbeit auf dem Laufenden bleiben wollt oder sehen wollt, wie von Zeit<br />

zu Zeit ein paar Zeichnungen kommen: paolodelorenzi.tumblr.com.<br />

Vielen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit und Geduld, ich stehe Ihnen auch in Zukunft für jede<br />

andere Neugierde zur Verfügung.<br />

34


Rezension<br />

„Micky Holmes und Donald Watson“<br />

VON TOPOLINO<br />

In dem Band „Micky Holmes & Donald Watson“, welcher im<br />

Januar 2018 in der Egmont Comic Collection zum Neupreis von<br />

20€ (Deutschland) erschien, dreht sich alles rund um Parodien<br />

von Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv. Dass ich<br />

Detektivgeschichten mag und die neue BBC­Reihe „Sherlock“<br />

gesehen habe, ist Grund genug, hier einmal einen Blick zwischen<br />

die Buchdeckel zu werfen.<br />

Doch zunächst einmal bleiben wir beim Äußeren: Das Titelbild<br />

zeigt Micky Maus und Donald Duck in traditioneller Kleidung<br />

mit dem London des 19. Jahrhundert im Hintergrund.<br />

Bemerkenswert ist, dass Micky überhaupt auf dem Cover und<br />

sogar im Titel auftaucht, denn das ist bei den deutschen Disney­<br />

Publikationen eine echte Seltenheit! Der Rest des Umschlags<br />

fällt dann im samtgrünen Kunstlederüberzug mit goldener<br />

Schrift eher schlicht aus, was meines Erachtens jedoch sehr zum<br />

Thema passt. Als der Band bei mir ankam, fiel jedoch auf, dass<br />

er etwas klein geraten ist – der direkte Vergleich mit der<br />

„Entenhausener Weltbibliothek“ bestätigt diese Vermutung: In<br />

der Tat ist er wenige Millimeter schmäler und niedriger.<br />

Der Band eröffnet mit dem fünfseitigen Artikel „SHERLOCKS ERBE“ von Wolfgang Fuchs (der Schreiber<br />

der „Entenhausener Geschichte(n)“ im TGDDSH), in dem er chronologisch auf die Historie des<br />

Krimigenres und insbesondere auf Doyles Holmes eingeht. Zwar war mir einiges neu, doch ich hätte mir<br />

gewünscht, dass er mehr auf die Geschichten des Buches einginge, denn das geschieht lediglich auf der<br />

letzten Seite in Form von Inhaltsangaben. Das ist mir leider etwas zu wenig. Aber dafür, dass der Rest<br />

informativ ist, gibt es von mir ein Gut.<br />

Die erste Geschichte des Bandes heißt „DAS ROTE ZIMMER“ von Salvatori/Intini und ist einziger Teil der<br />

„Serie“ „Aus den Tagebüchern der Daisy Holmes“. Wie der Titel bereits verrät, stellt das Werk eine<br />

direkte Parodie auf Doyles Roman dar. Doyle taucht hier sogar direkt auf, und zwar in Gestalt des<br />

Schuljungen Artie, den vor Daisy Holmes noch kein Lehrer ausgehalten hat... Positiv sind auf jeden Fall<br />

Intinis Zeichnungen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht so ... ähem ... ausgeprägt waren wie heute,<br />

negativ ist vor allem die erste Seite, die eine miserable Druckqualität hat, was leider häufig in ECC­<br />

Bänden vorzukommen scheint.<br />

Außerdem ist bemerkenswert, dass ich den Abdruck dieser<br />

Geschichte lange vor Erscheinungstermin Jano Rohleder<br />

vorschlug, der jedoch nicht für die Ausgabe verantwortlich war.<br />

Umso glücklicher bin ich daher, dass es „Das rote Zimmer“<br />

dennoch in den Band geschafft hat, da es die meiner Meinung<br />

nach beste Sherlock­Holmes­Parodie im Lustigen Taschenbuch<br />

darstellt. Top–.<br />

35


Rezension<br />

Weiter geht es mit einer Geschichte, die ebenfalls direkt Sherlock Holmes parodiert und die ebenfalls seit<br />

über 20 Jahren nicht mehr in Deutschland veröffentlicht: „DER HUND VON BASKETVILLE“ von Vic<br />

Lockman und Tony Strobl hat mittlerweile bereits über 50 Jahre „auf dem Buckel“, erscheint hier jedoch<br />

in der neukolorierten Fassung. Fast meinte ich, es muss ein Irrtum vorliegen, dass die Zeichnungen von<br />

Strobl seien, da ich solche sauber und detailreich gezeichneten Bildchen selten von Strobl sehen kann.<br />

Doch auch die Handlung ist unterhaltsam und atmosphärisch, wenngleich die Identität des Verbrechers<br />

bereits früh feststeht. Daher gibt es insgesamt ein Gut.<br />

Die nächste Geschichte ist „DAS DETEKTIVSPIEL“, ein Achtseiter von Carl Barks, den ich tatsächlich noch<br />

nicht kannte, aber mit dem typischen Barks­Humor aufwarten kann. Hier sind Tick, Trick und Track die<br />

Detektive, während Donald versucht, ihnen falsche Fährten zu legen. Insgesamt Gut+.<br />

Anschließend folgt mit dem „VERSCHWUNDENE[N] TEUFELSAUGE“ eine Micky­Maus­Geschichte aus<br />

dänischer Produktion, in der Micky und Goofy zusammen mit (angeblichen) Nachfolgern von Sherlock<br />

Holmes für das Verschwinden eines Diamanten ermitteln. Dabei muss gesagt werden, dass die<br />

vorliegende Story eine der besseren Egmont­Mäuse ist, vor allem, da sie noch vor der Zeit des<br />

„Kaschperls“ geschrieben und von Ferioli schön umgesetzt wurde. Jedoch wirkt der Diebstahl des<br />

Diamanten an sich viel zu zufällig konstruiert, sodass ich beim Lesen dachte, die Zufälle seien vom Täter<br />

so ausgelegt worden – sind sie aber nicht! Wegen dieser Abstriche vergebe ich ein Gut–.<br />

In „DIE AUFSPÜRAGENTUR“ berichtet uns Gorm Transgaard, wie Donald dank eines Detektivbuches<br />

meisterhaft Fälle löst, bis er auf einer Feier des Bürgermeisters eingeladen wird, als er leider zuvor etwas<br />

vergaß ... was wohl? Da die Handlung sehr unoriginell aufgebaut ist, das Ende so vorhersehbar ist und ich<br />

kein großer Fan von Vicars Zeichnungen bin, stufe ich diese Story als Mittelmäßig ein.<br />

„DIE REISE NACH NO-ISTAN“ ist eine solide Abenteuergeschichte aus der Feder Paul Murrys, in der Micky<br />

und Goofy wieder einmal auf der Jagd nach einem Edelstein sind und dabei einige Hindernisse zu<br />

überwinden haben. Die Übersetzung stammt hier noch von der legendären Dr. Erika Fuchs. Stellenweise<br />

ist die Handlung fesselnd und spannend, am Ende wurde es mir jedoch etwas zu abstrus und einfach. So<br />

bleibt unterm Strich ein Gut.<br />

In „EIN FALL FÜR SHERLOCK BOHNS“ geht es schon wieder um den Fall eines verschwundenen<br />

Edelsteines, für welchen die Ducks den berühmten Meisterdetektiv aus der Vergangenheit holen. Dabei<br />

endet die Geschichte wieder mit einem interessanten Zeitparadoxon, wie es in vielen Geschichten auftritt:<br />

Sherlock Bohns wird nur deshalb Meisterdetektiv, weil Donald ihm eines seiner Bücher in die<br />

Vergangenheit mitgab, in denen seine Fälle geschildert sind. Insgesamt ganz nett, aber nicht mehr:<br />

36


Rezension<br />

Als nächstes folgt der 26­Seiter „SHERGLUCK GOOF UND DER KICHERGEIST VON NOTTENY MOOR“ aus<br />

der US­amerikanischen „Goofy Adventures“­Heftreihe von den weniger bekannten Autoren Moore,<br />

Fugate und Mayer. Jedoch hat mich die vorliegende Geschichte sehr positiv überraschen können: Vor<br />

allem wäre hier der Kontrast zwischen düsterer Atmosphäre, die durch die Zeichnungen unterstrichen<br />

wird, und urkomischem Humor zu nennen. Allein die Namensgebung (Goofy als Shergluck Goof, Micky<br />

als Mr. Wattislos, Donald als Inspektor Laquacke) ist köstlich. Schade, dass der Übersetzer nicht bekannt<br />

ist. Weiterhin auffällig ist hier wohl der Tabubruch: Kater Karlo – oder Jacky Kater, wie er hier genannt<br />

wird – fällt am Ende einen Schacht hinunter und wird weder gerettet noch gibt er überhaupt irgendeinen<br />

Laut von sich.<br />

Die Zeichnungen sind auch ansprechend gestaltet, besonders die Schraffuren und die Perspektivwahl<br />

überzeugen. Jetzt will ich mehr von den Zeichnern lesen! Nach „Das rote Zimmer“ die beste Geschichte<br />

im Band. Gut+.<br />

„EIN MANN SIEHT ROT“ bildet den ersten Teil einer italienischen Serie „Elementare, Paperoga“ (also<br />

„Elementar, Dussel“) aus Geschichten von Gianfranco Cordara, in denen Hubert Bogart zusammen mit<br />

Dussel Duck ermittelt, hier speziell im Fall eines entführten Professors. Und ich muss mich wiederholen:<br />

Wieder sind hier Giorgio Cavazzanos Zeichnungen am besten, während die Handlung zwar interessant<br />

beginnt, aber im Verlauf immer weiter nachlässt. So wird der Entführte gar nicht clever befreit, sondern<br />

lediglich durch einen absurden Zufall, der dermaßen unlogisch ist, dass er meiner Meinung nach den<br />

gesamten Plot verdirbt: Mittelmäßig–.<br />

Anschließend wird uns mit „EIN MUSIKALISCHER<br />

FALL“ von Cal Howard und dem Jaime­Diaz­<br />

Studio eine weitere Erstveröffentlichung geliefert,<br />

diesmal aus der Reihe „Mickey and the Sleuth“<br />

(„Micky und der Detektiv“), die regelrecht in einem<br />

Paralleluniversum spielt: Außer Micky tauchen hier<br />

nämlich nur eigens für die Serie erschaffene<br />

Figuren auf, darunter unter anderem Sir Dionys,<br />

bei dem Micky wohnt, drei Verbrecher sowie der<br />

sympathische Professor Weinderl, der in einem<br />

solchen Dialekt „schwätzt“, dass – wette ich – ihn<br />

die Hälfte der Leser nicht verstehen wird. Die<br />

Übersetzung von Sergio Presta ist genial und schon<br />

allein deshalb lohnt die Geschichte. Die Handlung<br />

ist meines Erachtens zwar ordentlich, wenngleich<br />

sie auch auf 44 Seiten deutlich zu lange ausgewälzt wurde. Insgesamt jedoch auf jeden Fall ein Gut+.<br />

„EIN FALL FÜR GOOFY“ heißt die Paul­Murry­Erstveröffentlichung im Band, die so unspektakulär ist, dass<br />

ich sie mittlerweile sogar bereits vergessen habe. Daher bewerte ich Lockmans Vierseiter nicht.<br />

Die längste Geschichte im Band trägt den Titel „DIE VERSCHWUNDENE ERBIN“ und stammt von Langhans<br />

und Pennati, wobei ich von letzterem noch nie etwas gehört habe. Sein Stil ist auch meiner Meinung nach<br />

nicht besonders herausragend, aber immerhin nett anzusehen. Zudem hat die Handlung auf den knapp 50<br />

Seiten genug Platz, um sich frei zu entfalten; die Tochter des „reichste[n] und einflussreichste[n]<br />

Anwalt[s]“ wurde hier entführt. Mir persönlich kam die Auflösung zu vorhersehbar, was jedoch auch<br />

daran liegen könnte, dass ich die Geschichte bereits gelesen hatte. Ansonsten unterhält sie Gut.<br />

37


Rezension<br />

„DER FLUCH DER CHEESEBURGERS“ sah ich und dachte, hier sei<br />

dem Übersetzer ein ähnlicher Fehler unterlaufen wie bei<br />

„Fliegende Onkels“, beide Plurale bildet man nämlich ohne „s“.<br />

Beim Lesen stellte sich jedoch heraus, dass der Titel doch legitim<br />

ist, da mit „Cheeseburgers“ hier die Sippe der Personen mit<br />

diesem seltenen Nachnamen gemeint war. Jedenfalls finde ich diese<br />

Geschichte um mysteriöse Begegnungen mit einem Monster<br />

überzeugender als die erste mit Basil, da sie vergleichsweise<br />

spannender und besser aufgebaut, wenngleich jedoch auch sehr<br />

kurz ist. Doch generell ist der Abdruck der beiden Basil­Storys sehr<br />

lobenswert, man kann nur hoffen, dass auch noch weitere<br />

Abenteuer den Weg nach Deutschland finden werden! Gut+.<br />

Um meine Bewertung zu verdeutlichen, reihe ich nun sämtliche<br />

Geschichten nach ihrer Qualität:<br />

1) Das rote Zimmer<br />

2) Shergluck Goof und der Kichergeist von Notteny Moor<br />

3) Ein musikalischer Fall<br />

4) Der Fluch der Cheeseburgers<br />

5) Das Detektivspiel<br />

6) Der Hund von Basketville<br />

7) Die verschwundene Erbin<br />

8) Die Reise nach No­istan<br />

9) Das verschwundene Teufelsauge<br />

10) Die Korr­i­door­Affäre<br />

11) Ein Fall für Sherlock Bohns<br />

12) Ein Mann sieht rot<br />

Insgesamt fällt nicht nur auf, dass die Maus­Geschichten mal wieder besser waren als die mit den Enten,<br />

sondern auch, dass sie hier nicht nur spärlich gesät, sondern in einem ausgewogenen Verhältnis zu den<br />

Duckcomics stehen: Von den 285 Comicseiten sind 134 mit Micky und seinen Freunden, wohingegen 135<br />

mit Figuren aus dem Entenuniversum bebildert sind und Basil auf 16 Seiten auftritt.<br />

Dieser bunten Mischung ist es zu verdanken, dass das Buch trotz des thematisch eingeschränkten Themas<br />

den Leser nicht langweilt oder ermüdet – ihm wird die ganze Zeit spannende Unterhaltung geboten. Aus<br />

diesem Grund ist dieser Band nicht nur denjenigen, die keine der Geschichten im Band kennen, die<br />

Mausfans sind, die mal wieder etwas von Basil lesen wollen, die eine Schwäche für Detektivgeschichten<br />

oder Sherlock Holmes haben oder die schlicht und ergreifend Komplettsammler sind, zu empfehlen,<br />

sondern auch allen anderen Personen, die diese <strong>Bertel</strong>­<strong>Express</strong>­Ausgabe lesen.<br />

38


Rezension<br />

„Mickey’s Craziest Adventures“<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Die US­amerikanische Heftreihe "Mickey's Quest" erschien monatlich vom Mai 1962 bis zum Februar<br />

1969. Zusätzlich zu den Geschichten im Heft fand der Leser auch je eine Seite der Fortsetzungsgeschichte<br />

"Mickey's Craziest Adventures", die von der ersten bis zur letzten Ausgabe andauerte.<br />

Die einfallsreiche Geschichte war lange Zeit verschollen, da sie außer in dieser inzwischen seltenen Reihe<br />

nie nachgedruckt wurde. Das heißt, nicht bevor die beiden Comic­Zeichner und ­Enthusiasten Lewis<br />

Trondheim und Nicolas Keramidas einen fast kompletten Satz auf einem französischen Trödelmarkt fanden<br />

und wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen konnten.<br />

Fast komplett ist etwas übertrieben: Von 82 Ausgaben haben sie nur 44 erwischt, die<br />

Fortsetzungsgeschichte hat einige Lücken. Auch nagte die Zeit an den Ausgaben: Die Seiten sind vergilbt<br />

und eine sogar angerissen. Dennoch lässt sich die Geschichte gut lesen und die Handlung halbwegs<br />

verfolgen.<br />

Soweit alles verstanden? Nein?<br />

Das ist auch egal, denn das haben sich Trondheim und Keramidas nur ausgedacht, um ihrer Micky­<br />

Hommage eine realistische Hülle zu geben. Ihr gemeinsames Werk "Mickey's Craziest Adventures" ist<br />

quasi ein Found­Footage­Film unter den Comicheften.<br />

Dessen Handlung ist sehr fantasievoll: Während Micky auf der Jagd nach Kater Karlo und den<br />

Panzerknackern ist, haben diese eine Verkleinerungsmaschine von Daniel Düsentrieb gestohlen und sich<br />

mit Dagoberts Vermögen aus dem Staub gemacht. Donald und Mickys Wege kreuzen sich bald, und<br />

gemeinsam entdecken sie planetenzerstörende Meteoriten, fliegende Pilze und unterirdische Städte. Ob die<br />

beiden das Chaos richten können und das Geld unbeschadet zurück nach Entenhausen bringen können?<br />

39


Rezension<br />

Trondheim und Keramidas sind enorme Disney­Fans und haben zahlreiche Entenhausener Figuren<br />

auftreten lassen und sich über einige Klischees der Disney­Comics amüsiert.<br />

Schon alleine das ungleiche Duo Micky und Donald sind heute selten in gemeinsamen Geschichten zu<br />

sehen. In den Cartoons war Donald schon im Jahr seines ersten Auftritts schon an Mickys Seite zu sehen<br />

(„Orphan's Benefit“, auf Deutsch „Die Kindervorstellung“, 1934), allerdings wurden diese animierten<br />

Begegnungen nach 1950 seltener. Während der Sechziger gab zwar keinen Cartoon mit Micky und<br />

Donald, aber dafür einige Menge Comics von Paul Murry und Jack Bradbury, welche die Grenzen<br />

zwischen dem Maus­ und dem Enten­Universum verschwimmen ließen. Micky als gutherziger Abenteurer<br />

und Donald als vorsichtiger Egoist ergeben ein unterhaltsames Duo, das die eigentliche Geschichte<br />

manchmal zweitrangig macht.<br />

Zusätzlich zu den beiden Hauptfiguren (von denen seltsamerweise nur Micky im Titel genannt wird)<br />

tauchen noch jede Menge Nebenfiguren aus beiden Universen auf. Neben den bekannten wie Dagobert<br />

und Goofy, Daisy und Minnie sowie Gustav und Pluto auch noch Daniel Düsentrieb und Professor<br />

Wunderlich, sogar das Fähnlein Fieselschweif und Kommissar Hunter. Jeder hat seinen kleinen bis<br />

großen Auftritt, alle sind sinnvoll in die Handlung eingewoben und haben nicht nur kurze Gastauftritte.<br />

Sehenswert ist deren Umsetzung im dynamischen Zeichenstil von Karamidas, der etwas zu modern für<br />

einen US­amerikanischen Comic aus den Sechzigern ist. Neben Comics von Strobl, Murry und auch Barks<br />

würden die Zeichnungen von Karamidas auffallen mit ihren ungleich großen Augen und verzerrten<br />

Perspektiven. Das wiederum macht die Geschichte optisch schneller und interessanter als einige<br />

Geschichten aus den Sechzigern.<br />

Mit Unterstützung von Brigitte Findakly wurden die Comics auf alt getrimmt: Fleckige Seiten und<br />

verschmierte Farbaufträge, wenige Abstufungen und leichte Farbstiche helfen alle dabei, den Band älter<br />

aussehen zu lassen, als er in Wirklichkeit ist. Bei einer Seite fehlt beim Schlussgag ein Stück Seite, was<br />

unter Umständen einen Disney­untypischen Fäkalien­Gag versteckt.<br />

Zwei Anachronismen schaffen es aber, die Fassade des Sechziger­Jahre­Comics zu durchbrechen:<br />

Professor Wunderlich spricht von der Theorie, dass Dinosaurier Federn hatten (eine These, die erst in den<br />

Neunzigern dank neuer Funde an Belegen gewann), nur ein Bild weiter spricht er von Handys (dieses<br />

wurde auch erst in den Neunzigern verbreitet). Zwar ist Wunderlich ein talentierter Wissenschaftler und<br />

Erfinder, aber Zeitreisen beherrscht er nicht.<br />

40


Rezension<br />

Generell konnte das Zeichner­Duo die Chance nutzen,<br />

die Figuren ein wenig durch den Kakao zu ziehen. In<br />

Mickys Kleiderschrank sind nur kurze Hosen zu sehen<br />

(obwohl er in den Sechzigern schon lange Hemd und<br />

Hose trug), Donald und Micky stoßen andauernd auf<br />

vergessene Zivilisationen und antike Dörfer und<br />

Dagoberts Geiz treibt unerwartete Blüten.<br />

Dadurch, dass die gesammelten Onepager nicht<br />

komplett sind, springt die Handlung von Ort zu Ort,<br />

was sie noch etwas absurder wirken lässt. Die Lücken<br />

lassen sich dank Episoden­Nummern zwar problemlos<br />

erkennen, aber manchmal bekommt man doch das<br />

Gefühl, dass Trondheim es sich ein bisschen einfacher<br />

damit gemacht hat, nicht jede Situation auflösen zu<br />

müssen.<br />

Meistens erreicht dieser Aufbau aber genau das,<br />

weswegen er wahrscheinlich auch eingebaut wurde:<br />

Durch kleinere und größere Lücken mit je einem Gag<br />

am Ende der Seite fühlt man sich an die Zeitungsstrips<br />

von Gottfredson und an die Fortsetzungsgeschichten<br />

alter „Micky Maus“­Ausgaben erinnert. Gerade<br />

Comic­Sammler werden solche Lücken kennen.<br />

Insgesamt ist die Micky­Hommage von Trondheim und<br />

Keramidas sehr liebevoll gemacht und humorvoll. Mit<br />

dem recht hohen Preis der deutschen Ausgabe bietet<br />

sich der Band geradezu als Geschenk an, allerdings<br />

nur für Fans: Obwohl viele Figuren auftauchen, wird<br />

kaum eine davon näher erläutert. Ein Kaffeetisch­<br />

Buch ist „Mickey's Craziest Adventures“ also nicht.<br />

41


Kritik<br />

Castys Darkenblot — Eine Kritik in drei Akten<br />

VON HUWEY<br />

PROLOG:<br />

Über Casty lässt sich viel schreiben. Nicht<br />

umsonst sind sechs der 33 M.O.U.S.E.­Rezension<br />

über ihn – das sind mehr als von irgendeinem<br />

anderen Autoren. Der Grund dafür ist so simpel<br />

wie aussagekräftig, denn Castys Geschichten sind<br />

einfach anders. Sie sind besser geschrieben, sie<br />

sind tiefgründiger, sie äußern Gesellschaftskritik<br />

und sie bewegen den Leser. Als ganz besondere<br />

Serie ist da wohl die Darkenblot­Trilogie<br />

hervorzuheben. Denn sie ist ein 454­seitiger Epos,<br />

der es Wert ist, hier eine ausführliche Besprechung<br />

zu bekommen. Um dem Leser erst einmal einen<br />

Überblick über die Handlung dieses Monstrums zu<br />

geben, fangen wir mit einer Rückblende an.<br />

1. AKT: DIE HANDLUNG<br />

Die erste Geschichte „Darkenblot: Die Zukunft<br />

hat begonnen“ startet mit Micky, der eigentlich<br />

aus seinem Europaurlaub zurückkommen will,<br />

aufgrund einer technischen Störung allerdings<br />

einen Zwangsaufenthalt in Avantgarde City, der<br />

selbsternannten „Stadt der Technik“ machen muss<br />

(die Stadt hat komischerweise mehrere Untertitel,<br />

„Die Stadt der Roboter“ heißt es noch im<br />

Inhaltsverzeichnis). Mickys Aufenthalt verlängert sich, als er am Flughafen um seine Tasche beraubt wird.<br />

Doch keine Sorge: in der Stadt der Zukunft sind natürlich direkt die Polizei­Roboter zur Stelle, die<br />

sogenannten „Schubots“. Leider müssen diese aber auf die drei Gesetze der Robotik hören, die besagen,<br />

dass Roboter einem Lebewesen etwas zuleide tun dürfen, sie müssen aber auf jegliche Anweisungen von<br />

Lebewesen hören, solange das nicht dem ersten Gesetz zuwiderläuft. Das dritte und letzte Gesetz besagt,<br />

dass Roboter sich verteidigen dürfen, wenn ihre Existenz bedroht ist, solange das nicht den ersten beiden<br />

Gesetzen widerspricht. Deswegen dürfen die Roboter den Gauner nicht zwingen sich festnehmen zu<br />

lassen. Zum Glück gibt es aber auch noch menschliche Polizisten, die Micky in dieser Instanz helfen<br />

können. In einer nicht durchdachten Aktion springt Micky dem Dieb in den Rücken und schmeißt ihn auf<br />

den Boden. Zwar kann der Polizist ihn so festnehmen, Mickys waghalsiger Sprung wird von den Schubots<br />

allerdings als Straftat bewertet, schließlich verletzt er den Räuber. Micky kommt also erstmal mit auf die<br />

Streife, wo der Richter die ganze Sache klären wird. Dieser kann sich allerdings nicht zwischen schuldig<br />

und unschuldig entscheiden.<br />

Spulen wir sechs Wochen zurück: Das schwarze Phantom ist um diese Zeit aus dem berühmten Gefängnis<br />

Alkaselz ausgebrochen und das nicht unspektakulär. In monatelanger Arbeit baute er sich einen Roboter<br />

namens Darkenblot zusammen, mit dem er einen bemerkenswerten Abgang hinlegt.<br />

Zurück in der Gegenwart begibt sich Micky mit Komissar Zark auf die Suche nach Robotern, die<br />

Menschen ausrauben, was eigentlich aufgrund der drei Gesetze der Robotik undenkbar ist. Schnell finden<br />

sie heraus, dass mehr dahintersteckt als nur das offensichtliche – das schwarze Phantom hat sich in den<br />

Katakomben von Avantgarde City eine geheime Zentrale aufgebaut, aus der er als Darkenblot seine<br />

42


Kritik<br />

Roboter steuern kann. Der renommierte Roboterbauer Peer Perofrma scheint mit ihm unter einer Decke<br />

zu stecken. Und dann gibt es noch ein großes Event, dass am nächsten Tag passieren soll, bei dem<br />

Avantgarde City in Robopolis umgenannt werden soll und zu dem die mächtigsten Männer der Welt<br />

eingefolgen wurden…<br />

Der zweite Teil „Darkenblot 2.0 – Regeneration“ handelt vom Wahlkampf zwischen dem amtierenden<br />

Bürgermeister Persis und dem Großindustriellen und Superreichen Max Mich, der komischerweise<br />

ziemlich verquere Körperproportionen hat. Micky wird ursprünglich von einem obskuren Professor nach<br />

Robopolis geholt, bleibt dann aber aufgrund der bevorstehenden Wahl und verschiedenen Angriffen des<br />

Darkenblots. Wegen einiger Komplikationen wird Micky auch noch von der Polizei und deren<br />

Hauptkomissarin Lara B. Lond gesucht. Zum Glück findet er Unterschlupf bei seinen Freunden von der<br />

alten Robopolischen Polizei, die ihm auch in der ersten Episode schon helfen konnten. Zudem gibt es da<br />

noch eine Geheimorganisation mit dem Namen „KRR“. Wofür das steht, muss Micky auch erstmal<br />

herausfinden.<br />

Zwischen Episode zwei und drei gibt es auch noch zwei Zwischensequenzen, einmal „Darkenblot 2.1 –<br />

Neue Kräfte“ und „Darkenblot II – Die Rückkehr“. In 2.1 geht es um Micky und Minnie, die eigentlich auf<br />

die Mahamas fliegen wollten, jetzt aber wegen erneuten Anschlägen des Darkenblots nach Robopolis<br />

müssen. Wieder einmal kann der Bürgermeister nicht für Sicherheit sorgen, weshalb ein witerer<br />

Großindustrieller, der Peer Performa nicht unähnlich ist, seine sogenannten „Grrrüstungen“ vorstellt.<br />

Diese fördern agressives Verhalten, was die Bürger vor dem Darkenblot schützen soll. Leider bewirken sie<br />

das komplette Gegenteil, denn die Brutalos in den Grrrüstungen bauen ein autoritäres System auf, in dem<br />

jeder auf sie hören muss. Außerdem besitzt das Phantom mittlerweile wohl einen Teletransporter, mit dem<br />

es sich durch die ganze Stadt beamt.<br />

„Darkenblot II“ ist nur ein kurzes Intermezzo, in dem Micky und Minnie „Regeneration“ auf der großen<br />

Leinwand anschauen. Der Unterschied: Minnie wurde von der Drehbuchautorin Daisy in den Film<br />

reingeschrieben, was für eine lange Diskussion zwischen Micky und Minnie sorgt, während Top Kruse, der<br />

Micky spielt, auf der Leinwand in Blockbustermanier das Phantom niedermetzelt.<br />

Kommen wir nun zur finalen Geschichte dieser Trilogie: „Darkenblot 3 – Nemesis“. „Nemesis“ spielt<br />

nicht, wie die ihm zuvorkommenden Episoden, in Robopolis, sondern in der japanischen Stadt Miraitoshi,<br />

in der dieses Jahr die Technologieweltausstellung stattfindet. Dort angekommen findet Micky ein<br />

draufgängerisches Superheldenteam aus Robopolis auf, das ihn für altbacken und spießig hält. Ein<br />

weiterer Teil dieser Ausstellung ist ein Museum, in dem alte Roboter stehen, unter anderem auch<br />

neuronale. Das Prinzip dieser ist nicht anders als das künstlicher Intelligenzen, sie lernen durch äußere<br />

Einflüsse. Im Darkenblot­Universum wurden diese von einem gewissen Professor Nobuo erfunden, der in<br />

den 80er­Jahren die Insel „Roboterama“ gründete, auf der sich zahlreiche solcher neuronaler Roboter<br />

tummelten, die aber am Tag der Öffnung für Publikum unterging, als der eigentlich stille Vulkan auf der<br />

Insel erneut ausbricht. Nobuo gibt seinem Ingenieur Kuku, dem jetzigen Bürgermeister von Miraitoshi, die<br />

Schuld dafür, da dieser die Berechnungen am Vulkan durchführte. Zudem zieht sich Nobuo nach dem<br />

Scheitern seines Projektes zurück und führt ein von der Realität abgeschottetes Leben. Eines Tages wird er<br />

von einem Piraten namens Lingel und einem mysteriösen anderen Besucher heimgesucht, von dem wir<br />

noch nicht wissen, wer es ist. In Miraitoshi greift nun, ein paar Monate später, während der Ausstellung<br />

das schwarze Phantom in seiner Darkenblot­Rüstung an. Zwar kann er in seine Schranken verwiesen<br />

werden, dennoch steckt mehr dahinter. Micky begibt sich mit dem Superheldenteam aus Robopolis auf die<br />

Suche.<br />

43


Kritik<br />

2. AKT: ANALYSE<br />

Der Werdegang dieses Epos‘ ist beeindruckend:<br />

schon 2004 hatte Lorenzo Pastrovicchio die Idee, das<br />

schwarze Phantom etwas umzustülpen, um es einer<br />

neuen Generation an Lesern zugänglicher zu<br />

machen. Man muss dazu sagen, dass es die<br />

moderneren Geschichten mit dem Phantom, in dem<br />

es eine komplexe Beziehung mit Micky hat, im Jahr<br />

2004 noch nicht gab. Das Ende der 90er und der<br />

Anfang der Nuller Jahre markierten einen Wandel –<br />

nicht nur in den bekannten dänischen „Kurzhosen­<br />

Geschichten“, sondern auch in Italien. Die Storys<br />

wurden durchdachter, tiefgründiger, und versuchten<br />

die Entenhausener Charaktäre zu durchleuchten und<br />

weiter zu entwickeln. Beispiele dafür sind „Im<br />

Strudel der Zeit“ oder auch „Villa der<br />

verschwundenen Dinge“, die an anderer Stelle schon<br />

in die Höhe gelobt worden sind. Hervorgehoben sei<br />

hier noch „Wer Ohren hat zu hören“, hier wird das<br />

Phantom unterschwellig sympathisiert und nahbarer<br />

gemacht. Den Großteil der Geschichte verbringt<br />

Plattnase ohne seine typische schwarze Kutte. Bei<br />

Egmont scheint man diese Entwicklung kritisch zu<br />

sehen – laut interner Regelung der ECN (Egmont<br />

Comic creatioN) darf das Phantom angeblich nicht<br />

ohne Maske auftreten. Vielleicht will Egmont damit<br />

eine Vermenschlichung vorbeugen, die auf jüngere Kinder eventuell einschüchternd oder zu komplex<br />

erscheint im Gegensatz zu der schwarz­weißen Darstellung der Beziehung zwischen Micky und Plattnase.<br />

Dies führt im deutschen teilweise zu sehr abstrusen Fällen. In der großartigen Geschichte “Komissar<br />

Issels lange Nacht“, geschrieben von Tito Faraci, dem Meister eben jener intercharaktären Beziehungen,<br />

wurde Plattnase schwarz retuschiert, damit die Darstellung nicht mit dem in Deutschland herrschenden<br />

Bild des Phantoms kollidiert. Heutzutage wird so etwas zum Glück gelassen.<br />

Lorenzo Pastrovicchios neues Phantom würde sich in diese Serie an tiefgründigen Geschichten perfekt<br />

einreihen, doch wurden seine Skizzen zu „Darkenblot“ nie beachtet. Aus diesem Grund fertigte er<br />

zwischen 2010 und 2011 drei verschiedene Testpaneele an, um die Topolino­Chefredakteurin Valentina De<br />

Poli und ihren Stab an Redakteuren davon zu überzeugen, eine ernsthafte Ausarbeitung der Idee in<br />

Betracht zu ziehen. Hier kommt Casty ins Spiel: er zeigte sich direkt interessiert an Pastrovicchios Idee<br />

und fing an ein Skript für „Darkenblot“ zu schreiben, das im Gegensatz zu den ursprünglich geplanten<br />

vier Episoden gerade einmal drei beinhaltete. Laut Davide Catenacci, einem Redakteur des „Topolino“,<br />

machte dies die Geschichte „rationell organisierter und strukturierter“. Als weiteres Merkmal sei hier<br />

noch hervorgehoben, dass man Darkenblot immer wieder benutzen könnte, um dem ewigen Kampf<br />

zwischen Micky und Plattnase einen neuen Anstrich zu verleiehen. Casty schrieb seine Geschichten<br />

innerhalb eines strengen narrativen Rahmens, so dass die Geschichten mit dem Darkenblot in einem Kreis<br />

bleiben, so wie alle Disney­Comics. Zwar sind bisher „nur“ drei Episoden herausgekommen, doch ist das<br />

Ende der letzten offen, so kann immer noch etwas kommen.<br />

44


Kritik<br />

Interessant sind auch die drei Gesetze der Robotik, die im ersten Teil genannt werden – diese wurden von<br />

Isaac Asimov erfunden, einem russisch­amerikanischen Biochemiker und Science­Fiction­Schriftsteller. In<br />

der deutschen Übersetzung zu Darkenblot wurden die Worte Asimovs allerdings etwas abgeändert,<br />

während es im Original noch hieß „1.) Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch<br />

Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird. 2.) Ein Roboter muss den<br />

ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel<br />

eins kollidieren. 3.) Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel<br />

eins oder zwei kollidiert.“, so steht im LTB Premium #17 folgendes: „1.) Ein Roboter darf einem<br />

Lebewesen unter keinen Umständen Schaden zufügen. 2.) Roboter haben Menschen uneingeschränkt zu<br />

gehorchen. Es sei denn, deren Anweisungen verstoßen gegen das erste Gesetz. 3.) Roboter dürfen sich<br />

verteidigen, wenn ihre eigene Existenz bedroht ist. Es sei denn, das liefe den ersten beiden Gesetzen<br />

zuwider.“ Ich mutmaße einfach mal, dass dieser Entscheidung die Zugänglichkeit der Geschichte zu<br />

Grunde lag.<br />

3. AKT: REZENSION<br />

Alle drei Episoden von „Dakenblot“ sind sehr dich erzählt und stehen älteren Meisterwerken in keinerlei<br />

Hinsicht nach. Es gab allerdings doch einige Sachen, die mich mehr als nur verwundert zurückgelassen<br />

haben. Zuerst ist da wohl die Rolle Minnies in der zweiten Episode und „Darkenblot II – Die Rückkehr“.<br />

Minnie scheint sich hier zu einer eifersüchtigen und unausstehbaren Person verwandelt zu haben. Ihre<br />

gesamte Präsens in „Darkenblot“ beruht darauf, dass sie und Micky sich eine Verfilmung des ersten<br />

Abenteuers anschauen, in der der Micky­Darsteller Top Kruse (Topolino ist der italienische Name von<br />

Micky Maus und bedeutet ebenso Mäuschen) zu Ende des Filmes Sara Saturn küsst, eine Bekannte Mickys<br />

aus Robopolis. Minnie behauptet daraufhin, ihr öffentliches Image sei zerstört, während andauernd<br />

Machos durchs Bild laufen, die Micky zu seinem Kuss mit dem „heißen Feger“ Sara Saturn<br />

beglückwünschen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll. Erstmal ist es doch eine<br />

Unverschämtheit, so ein stereotypisches Bild von Männern zu zeichnen, die in Castys verquerem Weltbild<br />

anscheinend nur von der Seite pfeifende und oberflächliche Machos sind. Und ich dachte, wir hätten die<br />

Zeiten, in denen Daisy als mansomnische Hardcorefeministin mit der Bratpfanne in der Hand die drei<br />

Chauvis Donald, Dussel und Dagobert jagend durch Guido Martinas Entenhausen lief hinter uns<br />

gelassen! Noch viel schlimmer als diese verallgemeinernde Darstellung des modernen Mannes ist<br />

45


Kritik<br />

allerdings Minnie. Es wurde ja schon von einigen<br />

Fans in diversen Foren hervorgehoben, dass Casty<br />

Minnie des öfteren als eifersüchtiges Kleinkind<br />

darstellt. In „Die Schatten der Finsternis“ (I TL<br />

<strong>31</strong>46­2) zum Beispiel, in dem sie sich zuerst mit<br />

dem altbekannten Lover Mortimer einlässt und<br />

dann bildsprachlich auf Händen und Füßen zu<br />

Micky zurücksucht, nachdem der sich als mutiger<br />

herauststellte. Ich weiß nicht ob Casty damit<br />

irgendeine Geschichte aus seiner Jugend<br />

verarbeitete, jedenfalls befindet sich Herr Castella<br />

damit auf einer Linie mit der Darstellung Minnies<br />

des Mouseman Floyd Gottfredson. Diesem sei es<br />

jedoch hier verziehen, schließlich war das noch<br />

eine andere Zeit.<br />

Machen wir hier einen Schnitt und kommen auf<br />

Darkenblot zurück, die hier gezeigte Minnie toppt<br />

nämlich alles, was wir bisher von ihr gesehen<br />

haben. Nicht nur beschwert sie sich über Mickys<br />

fiktiven Kuss mit Sara Saturn, nein, sie bittet<br />

Micky auch noch um ein Autogramm von Top<br />

Kruse, nachdem sie mit Micky fast Schluss<br />

gemacht hat. Was bitte hat sich Casty hierbei<br />

gedacht? Seine Vostellung von Frauen scheint fast<br />

aus r/redpill kopiert zu sein, was soll denn das? Es<br />

ist doch genau dieser Alltagssexismus, der diese<br />

unsere Gedanken und unsere Gesellschaft vergiftet, und ich hätte im Jahre 2013 ehrlich gesagt einen etwas<br />

differenzierteren und sensibleren Umgang mit so einem heiklen Thema erwartet. Doch auch hiermit ist es<br />

nicht genug, tatsächlich wird Minnie in der dritten Episode so dargestellt, als ob sie es genießen würde, dass<br />

Micky keinen Spaß hat und zuhause bleibt anstatt wie sie Spaß zu haben und in den Urlaub zu fliegen. Ich<br />

lasse das jetzt einfach mal so stehen, man soll davon denken was man will, aber ich verstehe wirklich nicht<br />

was das ganze soll, denn auch erzähltechnisch macht das überhaupt keinen Sinn und gibt der Story keinen<br />

Mehrwert oder entwickelt sie wenigstens weiter, nein diese kleinen Szenen scheinen keinen Sinn zu<br />

verfolgen, sondern einfach nur so eingestreut zu sein.<br />

Das mag jetzt vielleicht etwas negativ wirken, das Genie und den unglaublichen Esprit, den diese<br />

Geschichte aber inne hat, will ich überhaupt nicht abstreiten. Ja, soviel schlechtes ich auch zu sagen habe,<br />

soviel gutes gibt es auch an dieser Geschichte. Ziemlich gut fand ich es zum Beispiel, wie Casty die<br />

japanische Mythologie in sein Werk eingebunden hat. Allgemein gefällt mir der dritte Teil der Saga um<br />

einiges mehr, als die ersten beiden. Nicht nur ist Nemo als Gegenspieler interesanter als immer nur der<br />

Darkenblot/das schwarze Phantom, sondern auch die Fragen die diese Story stellt sind tiefschürfender.<br />

Über allem steht da wohl „Schadet es uns künstliche Intelligenzen zu entwickeln, oder bringt es uns<br />

ausschließlich Vorteile?“ Casty nähert sich dieser Frage auf eine sehr interessante Weise; während die<br />

meisten Leute, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben die erste Antwort auf die Frage<br />

bevorzugen, so gibt Casty uns einen neuen Ansatz: „ist es überhaupt moralisch, KIs daran zu hindern zu<br />

existieren? Denn irgendwie sind sie ja auch Lebewesen, sie lassen sich schließlich erziehen und können<br />

Gefühle haben.“ Darüber, ob sie Gefühle haben, lässt sich natürlich streiten, Nemo scheint aber welche zu<br />

haben, sonst würde er keinen Hass gegenüber seinem Erschaffer spüren. Wo wir schon dabei sind, die<br />

Spielerei mit den Namen gefällt mir auch sehr gut, auch wenn ich es ein bisschen unnötig finde, dass in der<br />

46


Kritik<br />

Geschichte selber zu erklären, wie es hier gemacht wird. Der Name „Nemesis“ zeigt die Entfremdung, die<br />

bei einer nüchternen Betrachtung unserer Gesellschaft ziemlich angebracht ist.<br />

Nemesis beschreibt in der griechischen Mythologie den gerechten Zorn, das ausgleichende Böse<br />

sozusagen. Nemesis ist so im Prinzip das Gute, welches die Ungerechtigkeit, Hedonismus, etc. der<br />

Menschen ausgleicht. Casty schafft hiermit Parallelen zu Steampunk­Meisterwerken wie „Blade Runner“<br />

oder Ähnlichen. Auch wenn ich persönlich hier nicht die Ansicht teile, dass Künstliche Intelligenzen als<br />

funktionierende Mitglieder unserer Gesellschaft angesehen werden sollten, ist das ein nachvollziehender<br />

Gedankengang. Wenn aber Nemesis in echt „gut“ ist, wieso bekämpft der Held Micky ihn dann? Und jetzt<br />

wird es erst recht spannend, wie ich finde. Ich glaube, dass Casty uns eben doch sagen möchte, dass die<br />

Menschen ihre Probleme selber lösen müssen. Es wird keine Maschine geben, die das Denken für uns<br />

übernehmen wird.<br />

Ich denke, es ist hier auch an der Zeit, diese Analyse abzuschließen. Darkenblot ist eine großartige<br />

Geschichte, die sowohl auf erzählerischer Perspektive, als auch im Subtext auf einer bedeutungsvolleren<br />

Ebene sehr gut ist. Casty schafft es (mal wieder), einem Disney­Comic einen inhaltsvollen Kern zu geben,<br />

der sehr vielseitig ist und viele Facetten zeigt.<br />

47


Interview mit Andrea Castellan<br />

VON MALTE MORGENSTERN, HERRN DUCK, PRIMUS,<br />

FLOYD MONEYSAC UND DONALD-PHANTOMIAS<br />

IM JULI 2018<br />

Inwieweit haben Künstler wie Scarpa oder Gottfredson Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst?<br />

Casty: Gottfredson (und Scarpa auf seinen Spuren) war derjenige, der Mickys Persönlichkeit definiert hat:<br />

für mich war es also logisch und natürlich, dieser Art von Micky zu folgen. Kein „I­know­it­all“­Typ,<br />

sondern ein normaler Typ, der in Mysterien und Abenteuern gefangen ist, die ihm oft zu groß erscheinen.<br />

Micky ist kein Detektiv: Er kann Sci­Fi­Abenteuer, Thriller und sogar Komödien leben, in denen er sich<br />

mit seinem Nachbarn oder einem verliebten Rivalen auseinandersetzt ...<br />

Also, ja: Sie haben meine Arbeit an Micky enorm beeinflusst. Aber es gibt auch andere Autoren, die ich<br />

wirklich liebe und die mich inspiriert haben: Barks, Cimino, Pezzin, um nur einige zu nennen. Und was<br />

die Zeichnung angeht, ich liebe Meister wie Cavazzano, De Vita, Bottaro ... Ich versuche, von diesen<br />

Meistern die Dinge, die ich mag, aufzugreifen und sie in einem Stil wieder zusammenzusetzen, in dem ich<br />

immer noch versuche, persönlicher zu werden.<br />

Es ist eine wichtige politische Frage: Gleichberechtigung! Achten Sie in Ihren Comics aufeine<br />

„Frauenquote“;<br />

Bringen Sie absichtlich regelmäßig starke weibliche Charaktere in die Comics ein?<br />

Ja, ich liebe es (weibliche Charaktere einzubringen, d. Red.), weil ich denke, dass der übliche Archetyp<br />

der „Jungfrau in Not“ oder des „unnützen Mädchens“ beim Schreiben komplizierter Geschichten<br />

begrenzt ist. Mädchen in Moustown/Duckburg wurden immer als oberflächlich dargestellt, immer mit dem<br />

Gedanken an Mode und Klatsch. Aber Frauen, besonders heute, sind nicht alle so. Ich bin nicht daran<br />

interessiert, zu behaupten: „Hey, Frauen haben die gleichen Fähigkeiten wie Männer!“ Ich zeige nur, dass<br />

sie sie tatsächlich haben.<br />

Außerdem versuche ich jedes Mal, eine Rolle auch für Minni als starkes Mädchen zu finden, wie es auf der<br />

Insel Quandomai oder dem kommenden „Tutto questo accadde domani“ (Topolino 3280­3284, d. Red.)<br />

geschah.<br />

Ich habe gewisse Ähnlichkeiten zwischen Darkenblot 2.0/2.1 und politischen Ereignissen in Italien<br />

festgestellt. Nehmen Sie aktiv politische und/oder ethische Botschaften in Ihre Geschichten auf? Was<br />

halten Sie von der aktuellen Situation in der Welt?<br />

Ich schreibe Geschichten, die Situationen beschreiben, und manchmal ähneln diese Situationen unserer<br />

realen Welt ...<br />

Aber es ist nicht wirklich politische Satire, ich denke, dass Micky sich von diesen Dingen fernhalten sollte:<br />

es ist nur ein Weg, die Leser dazu zu bringen, über Dinge nachzudenken, die passieren, unabhängig von<br />

der politischen Farbe oder wer zu dieser Zeit in der Regierung ist. Kurz gesagt, ich denke, in der Welt<br />

haben wir die Guten und die Bösen, aber sie sind nicht alle auf der gleichen Seite der Barrikade ... und es<br />

gibt selbst Gute, die schlecht werden und Schlechte, die gut werden. Was für ein Chaos, hm? Aber eines ist<br />

sicher: Micky ist immer auf der guten Seite.<br />

48


Interview mit Andrea Castellan<br />

Können Sie den Prozess der Entwicklung einer Handlung beschreiben?<br />

Es beginnt immer mit einer einfachen, aber starken Grundidee: Zum Beispiel, okay, machen wir eine<br />

Geschichte mit ... einer mysteriösen Insel mit einem Zeitloch in seiner Mitte. Dann fange ich an, eine<br />

Handlung zu entwerfen: Der Bösewicht könnte dies tun, der Held könnte das tu .... Ich fange an, eine<br />

Besetzung von Charakteren zusammenzustellen, wobei ich immer daran denke, dass die Hauptrolle für<br />

Micky ist.<br />

Am Ende dieser Arbeit finde ich mich immer mit vielen verworfenen Ideen und Situationen wieder, und<br />

manchmal ist es schwer, sie abzuschneiden, weil sie normalerweise sehr gut sind.<br />

Aber eine Geschichte braucht einen Anfang und ein Ende, in einem bestimmten Raum.<br />

Eine weitere wichtige persönliche Regel ist: Wenn man ein „Problem“ (zum Beispiel das Zeitloch) erstellt,<br />

muss man zuerst herausfinden, wie man es lösen kann, bevor man die ganze Geschichte schreibt (natürlich<br />

auf plausible Weise). Manchmal lese und sehe ich Geschichten, die einen tollen Plot haben, aber ein<br />

schwaches Finale. Das Finale ist genauso wichtig wie die Grundidee.<br />

Wie sind Sie zu Disney-Comics gekommen?<br />

Seit 1993 arbeite ich als Comiczeichner für „Cattivik“ und „Lupo Alberto“, zwei bekannte italienische<br />

Figuren. Es sind hauptsächlich lustige Comics, und ich habe es wirklich genossen, für sie zu schreiben:<br />

Insbesondere Cattivik hat einen Humor, der wirklich zu mir passt.<br />

Aber nach zehn Jahren hatte ich den Wunsch, etwas komplizierteres, epischeres zu schreiben: Ich mag Sci­<br />

Fi, Thriller und Abenteuer, und Mickey war der perfekte Typ für die, die ich im Sinn hatte. Also schickte<br />

ich 2002 ein Paket von Skripten mit Micky (und auch Ducks) an Disney Italia: Sie akzeptierten das mit<br />

Micky, und da fing alles an.<br />

Warum konzentrieren Sie sich aufMaus-Comics und was gefällt Ihnen an Micky?<br />

Ich denke gerne an Micky als Schauspieler, der fast jede Rolle spielen kann: Früher hieß es, er sei eine Art<br />

James Stewart, aber heute sehe ich ihn gerne als eine Art Harrison Ford (als er jünger war, natürlich).<br />

Also rede ich mit ihm, bevor ich eine neue Geschichte schreibe. „Micky, was würdest du in deinem<br />

nächsten Abenteuer tun? Auf die Suche nach einer verlorenen Stadt gehen? Auf den Mars? Oder unter<br />

Wasser? Oh, du willst lieber zu Hause bleiben und ein Buch lesen? Okay, aber Vorsicht, ich habe bemerkt,<br />

dass ein seltsames Objekt vom Himmel gefallen ist, nicht weit von deinem Haus ...“<br />

Ich habe mich auf Micky konzentriert, weil ich ihn wirklich liebe: Er ist ehrlich, loyal und selbstlos. Er ist<br />

neugierig, er gibt sich nie mit der ersten Erklärung zufrieden und möchte herausfinden, was dahinter<br />

steckt.<br />

Was halten Sie von den oft geäußerten Vorwürfen, Micky sei langweilig, ein Nerd, zu perfekt ...?<br />

Wie kann ich ihnen die Schuld geben? Es gibt hunderte, tausende von Geschichten mit so einem Micky.<br />

Schon als Kind waren die Geschichten mit Micky aus dem regulären „Topolino“ oft langweilig und/oder<br />

unsinnig. Damals zog ich Ducks vor. Aber dann entdeckte ich die alten Geschichten, die von Gottfredson,<br />

Scarpa und anderen, und ich verliebte mich in sie. Aber ich muss zugeben: Es sind nur ein paar Dutzend<br />

im Vergleich zu Tausenden von hässlichen Geschichten.<br />

49


Interview mit Andrea Castellan<br />

Gibt es Figuren, die Sie gerne verwenden oder gar nicht gerne?<br />

Ich mag Atömchen, Gamma und Fips, Goofy. Ich mag Minni sehr, wenn sie aufhört, das „vergebliche<br />

Mädchen“ zu spielen und Micky hilft, Rätsel zu lösen. Fast jeder im Mousetown­Set hat seine positive<br />

Seite, also gibt es niemanden, den ich nicht benutzen würde, wenn nötig.<br />

Gibt es für Sie neben den allgemeinen Anforderungen (kein Tod, kein Sex, keine Drogen, etc.) Dinge,<br />

die Sie nicht schreiben würden?<br />

Ich mag es nicht, wenn die Charaktere unhöflich sind: Es gab in der Vergangenheit Dutzende von<br />

Geschichten, in denen Micky Goofy als dumm dargestellt hat, und das konnte ich wirklich nicht ertragen.<br />

Und ich kann es nicht leiden, wenn jemand wegen eines körperlichen Defekts gehänselt wird: Es bringt<br />

mich nicht wirklich zum Lachen, und ich denke, es ist ein sehr schlechtes Beispiel für Kinder.<br />

Welche anderen Ideen haben Sie, die Sie unbedingt umsetzen wollen?<br />

Ich habe einen Ordner (und mehr) voller Ideen, Skripte, etc. Dieses Zeug ist mehr oder weniger der<br />

übliche Casty­Stil, aber in Zukunft möchte ich ab und zu etwas anderes machen: Ich meine eine seltsame<br />

Geschichte, vielleicht a là Jerry Siegel (US­amerikanischer Autor, †1996, d.Red.), etwas, das eine<br />

Mischung aus Onirischem, Surrealem und Science Fiction ist ... Ich glaube nicht, dass es von<br />

gewöhnlichen Lesern so geschätzt wird, also erspare ich mir diese Geschichten, wenn ich älter werde.<br />

Woran arbeiten Sie gerade?<br />

Es gibt ein paar Geschichten, die darauf warten, veröffentlicht zu werden, zwei davon sind meine ... in<br />

dem Sinne, dass es sich um Geschichten in zwei Episoden mit Mysterien, Intrigen usw. handelt. Dann habe<br />

ich diese wirklich schöne (und sehr lange) Geschichte mit Massimo Bonfatti gemacht, die für Oktober<br />

geplant ist, um Mickys Geburtstag zu feiern: Es ist eine Art Fortsetzung von „Tutto questo accadrà ieri“<br />

(Topolino <strong>31</strong>30, deutsch als „Was gestern geschah...“ in LTB 513, d. Red.). Normalerweise hasse ich<br />

Fortsetzungen, aber die vorherige Geschichte hatte einen so großen Erfolg, dass wir nicht anders konnten.<br />

Wir haben große Anstrengungen unternommen, um eine Geschichte zu schaffen, die die Vorherige nicht<br />

entstellt.<br />

In einem Interview haben Sie erwähnt, dass Sie mit Atömchen an einer weiteren Geschichte namens<br />

„La citta senza cielo“ arbeiten. Könnten Sie uns schon ein paar Informationen dazu geben?<br />

Die Geschichte ist schon seit ... Jahren geschrieben, aber im Moment ist es schwer zu sagen, wann sie<br />

tatsächlich in Produktion gehen wird. Ich kann nur sagen, das ist KEINE Fortsetzung von „Frozen<br />

Empire“ (wie ich irgendwo gelesen habe), es ist ein brandneues, eigenständiges Abenteuer, sehr dunkel<br />

und klaustrophobisch.<br />

Sind weitere Geschichten mit Tabea Trifftig geplant?<br />

Ja, die nächste sollte den Titel „MM and the vestiges of Z“ tragen, aber sie ist derzeit nicht in Produktion.<br />

Es liegt nicht an mir, den Zeitplan zu bestimmen, also kann ich nur die Geschichte schreiben und auf den<br />

richtigen Moment warten.<br />

50


Interview mit Andrea Castellan<br />

Welchen Teil Ihrer Arbeit bevorzugen Sie — Autor oder Illustrator — und warum?<br />

Ich mag beides. Eine Geschichte zu erschaffen ist immer erfüllend, man nimmt Dinge auf, die unsinnig in<br />

seinem Gehirn umherwandern und bringt sie zu Papier, indem man ihnen eine Logik gibt, bis man sich mit<br />

einer neuen Geschichte wiederfindet. Und dann möchten Sie dieses Zeug visualisieren, also fangen Sie an<br />

zu skizzieren und zu zeichnen, Sie sehen Ihre Geschichte wie ein Kind wachsen ... Und schließlich haben<br />

Sie sie befreit. Das ist der umstrittenste Moment, denn vielleicht möchte ich es besser machen, dies oder<br />

jenes ändern ... aber unweigerlich kommt der Moment, wo man es beenden und loslassen muss.<br />

Wie ist es für Sie, wenn Ihre Geschichten von anderen gezeichnet werden?<br />

Manchmal gut, manchmal weniger gut ... manchmal fantastisch! Ich hatte die Ehre, mit zwei Meistern wie<br />

Cavazzano und Massimo De Vita zusammenzuarbeiten, die meine Vorstellungen perfekt umsetzen. Und<br />

dann hatte ich die Chance, mit Leuten zu arbeiten, die ich respektiere, wie Faccini und mein Freund<br />

Lorenzo Pastrovicchio, der die Darkenblot­Saga großartig illustrierte.<br />

In „Darkenblot 3 — Nemesis“ (dt. in LTB Premium 17) gibt es eine Art Anspielung aufeinen anderen<br />

Teil. Ist das wirklich geplant oder bleibt es bei 3 Hauptfolgen?<br />

Nein, es wird nie einen Darkenblot IV geben! Ich und Lorenzo waren uns vollkommen einig, die Handlung<br />

mit diesem dritten Teil abzuschließen. Aber eine ungeschriebene Regel des Unterhaltungssystems zwingt<br />

Sie dazu, ein Schlupfloch für eine mögliche Fortsetzung einzufügen.... Also haben wir es geschafft.<br />

Vielleicht finden es unsere Nachfolger in einer (sehr fernen) Zukunft nützlich....<br />

Vielen Dank für das Interview, Herr Castellan!<br />

51


Rezension<br />

Die jungen Jahre von Micky<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Diverse Disney­Künstler haben ganz bestimmte Interpretationen von Micky Maus, die sie mit dem Leser<br />

teilen. Bei Gottfredson wurde Micky zu einem gewitzten Durchschnittsbürger, der zufällig in abgedrehte<br />

Abenteuer gerät, die er nur mit Intelligenz und Spontanität bestehen konnte. Eine modernere Ansicht ist<br />

es, dass Micky ein langweiliges Stadtfrack­Leben hat und deshalb jede Chance nutzt, um durch ein Rätsel<br />

oder eine Unstimmigkeit dieser Einöde zu entgehen.<br />

Tébo dreht diese Abenteuer auf dem Kopf, indem er sie zu Erzählungen eines älteren Mickys macht, denen<br />

man Glauben schenken kann, aber nicht muss. Ob im Wilden Westen, im Dschungel oder im Weltraum,<br />

Micky erzählt wie Käpt'n Blaubär auf seinem Sofa sitzend die haarsträubendsten Abenteuer, die nie im<br />

Leben wahr sein können – oder etwa doch?<br />

Im Verlagshaus Glénat ist Frédéric Thébault als Zeichner Tébo schon lange bekannt: Er gestaltet dort die<br />

Comics „Samson et Néon“, mit Zep (dem Erfinder von Titeuf) die Superheldenparodie „Captain Biceps“<br />

und zusammen mit Nicolas Keramidas („Mickey's Craziest Adventures“) die Reihe „Alice au pays des<br />

singes“. Obwohl in Frankreich sowohl „Samson et Néon“ als auch „Captain Biceps“ sogar als<br />

Trickserien umgesetzt wurden, ist Tébo in Deutschland kaum bekannt, es erschienen 2001 nur zwei Bände<br />

„Samson & Neon“ bei Carlsen­Comics auf Deutsch.<br />

Sein „Die jungen Jahre von Micky“ ist sowohl eine Hommage an die vielleicht vielseitigste Maus der Welt<br />

als auch eine leichte Parodie davon.<br />

Opa Micky lebt mit seiner Frau Minnie in einer ruhigen Hütte auf dem Land, aber sobald sein<br />

Urgroßneffe Norbert zu Besuch kommt, blüht er auf: „Ich war bei allen historischen Augenblicken<br />

unseres Landes dabei und hab alles schon gemacht: Feuerwehrmann, Erfinder, Cowboy...“ Um Norbert<br />

bei Laune zu halten, schmückt er seine Geschichten etwas aus und versucht, sein tollpatschiges und<br />

hungriges jüngeres Ich etwas heldenhafter aussehen zu lassen.<br />

„Die jungen Jahre von Micky“ wurde als Sammelband einiger Kurzgeschichten mit je einer Titelseite<br />

konzipiert, das etwas an andere frankobelgische Comics wie Spirou und Fantasio oder Tim und Struppi<br />

erinnert. Ähnlich wie bei „Mickey's Craziest Adventures“ wird suggeriert, dass es sich um Nachdrucke<br />

schon veröffentlichter Werke handelt, was natürlich nicht stimmt.<br />

52


Rezension<br />

Tébos Umgang mit dem Seitenlayout wirkt spielerisch, gibt aber in Kombination mit seinem Design von<br />

Micky und dessen Freunden der Geschichte eine Dynamik und einen Charme, dem man sich kaum<br />

entziehen kann. Die verrückten Ideen von Micky werden auf einmal noch verrückter, die Grenze zwischen<br />

Anspielungen und Humor verschwimmt, sodass man am Ende jeder Geschichte wie Norbert verwirrt<br />

zurück bleibt mit der Frage, wie viel von alledem Micky nun wirklich passierte und wie viel davon von ihm<br />

ausgedacht wurde. Minnie und Norbert müssen Micky manchmal ermahnen, bei der Wahrheit zu bleiben,<br />

die oft noch verrückter ist als die Lüge, die er vorher noch erzählte.<br />

Und nach fünf wahnwitzigen Kurzgeschichten und einem Epilog mit Cliffhanger lehnt man sich zurück und<br />

muss verdauen, was für ein absurdes Leben so ein Mäuserich doch führen muss, wenn man mal genauer<br />

darüber nachdenkt. Reisen in ferne Länder und auf ferne Planeten, die dunkle Vergangenheit und die ferne<br />

Zukunft, das abgelegene Landleben und die hochmoderne Großstadt – Micky hat sie alle erlebt, ob in<br />

seinen fast achtzig Jahren Comic­Geschichte oder in den wirren Fantasien eines greisen Mannes, der nur<br />

seinen Urgroßneffen unterhalten möchte.<br />

53


Rezension<br />

Micky und der verlorene Ozean<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Siebzehn Jahre nach dem großen Konflikt verwerten Micky, Minnie und<br />

Goofy noch immer dessen Marinewracks auf verwertbare Teile und den<br />

radioaktiven Treibstoff Koralit. Auch Kater Karlo ist hinter dem<br />

wertvollen Treibstoff her und nutzt jedes Mittel, um den dreien einen<br />

Strich durch die Rechnung zu machen. Als sie aber davon erfahren,<br />

dass der bekannte Wissenschaftler Professor Wunderlich eine<br />

Belohnung verspricht, wenn man ihm ein Artefakt aus dem tiefen<br />

Nemeidengraben bringt, wussten sie nicht, dass dies Auswirkungen auf<br />

die Ozeane des gesamten Planeten haben wird ...<br />

„Micky und der verlorene Ozean“ von Denis­Pierre<br />

Filippi und Silvio Camboni ist der inzwischen fünfte<br />

Band der „Disney by Glénat“­Reihe und bricht<br />

etwas mit dessen jungen Tradition. Während die<br />

vorherigen Bände von Künstlern gestaltet wurden,<br />

die zuvor keine oder nur wenig Disney­Figuren<br />

zeichneten, ist Camboni bereits ein etablierter<br />

Disney­Zeichner, dessen Geschichten sowohl in den<br />

Lustigen als auch den dünnen Taschenbüchern<br />

veröffentlicht wurden. Dagegen ist „Micky und der<br />

verlorene Ozean“ für den Comic­Autor Filippi eine<br />

Disney­Premiere.<br />

54


Rezension<br />

Schon auf dem Titelblatt fällt die gewaltige Bildmacht auf, mit der Camboni die Geschichte gestaltet. Sehr<br />

detailliert wird man in eine Welt im Steampunk­Stil entführt, dessen liebevolle Koloration von Caspard<br />

Yvan und Jessica Boulard die altmodisch, aber fremde Atmosphäre nur unterstützt. Die Kleidung, Zimmer,<br />

ja, die ganze Welt ist so liebevoll ausgearbeitet, dass einem so schnell kein Werk aus dem Haus der Maus<br />

einfällt, das eine ähnliche Qualität aufweist.<br />

Die Charaktere sind der Geschichte leicht angepasst worden. Minnie leitet das Team an, das aus dem<br />

Maschinen­Tüftler Goofy und dem Mann der Tat Micky besteht. Dadurch bekommt Minnie viel Text und<br />

mehr Aufmerksamkeit als in vielen anderen Geschichten mit ihr. So zeigt sie sich an Anführerin des Trios<br />

oft pessimistisch und deshalb auch vorsichtig, was im direkten Kontrast zu Mickys unbedachten<br />

Draufgängertums steht. Goofy zeigt sich ungewöhnlich kompetent, gerade im Umgang mit den vielen<br />

Fremdworten in der Geschichte. Als einzige Schrulle hat ihm Camboni seine Star­Wars­Tassen<br />

zugestanden, die das Steampunk­Setting der Geschichte minimal stören. Ein weiteres Zitat zu unserer Welt<br />

bildet das Frachter­Modell Asimov IV, anscheinend nach dem bekannten Science­Fiction­Autoren Isaac<br />

Asimov benannt.<br />

Nach diesen Frachtern ist auch Kater Karlo her, der nach der Hälfte der Geschichte zur Überraschung<br />

aller mit den drei Hauptfiguren kooperiert, und das über Jahre hinweg. Obwohl Karlo vorher ein<br />

Konkurrent war, hilft er den dreien ohne eigenen Vorteil aus den größten Gefahren. Der Dank dafür sind<br />

aber Sticheleien und Misstrauen vom Trio, sodass sie am unausweichlichen Verrat auch ihre Mitschuld<br />

tragen.<br />

Das bringt uns zu der größten Schwäche des Bands, nämlich zur Story. Die ist zwar durchdacht,<br />

ausgearbeitet und unvorhersehbar, aber auch irgendwie langweilig. Schwebende Ozeane, per Gedanken<br />

gesteuerte Autoskaphe, die ganze Welt ist in Gefahr ­ aber dennoch kann man nicht mitfiebern. Wie soll<br />

man mit Figuren empfinden, die zwar alle einen dreidimensionalen Charakter aufweisen, aber dafür nicht<br />

unsere Sympathien erarbeiteten? Der Comic arbeitet zu sehr darauf auf, dass der Leser jede der Figuren<br />

kennt und schon Vorurteile über die Figuren hat. Micky ist der Held, Karlo der Schurke. Und das, selbst<br />

wenn Karlo Micky das Leben rettet und Micky seine Crew gegen Karlo aufhetzt. Und diese an für sich<br />

interessante Wendung der üblichen Klischees wirkt bis zum Schluss unbeabsichtigt und zufällig, statt<br />

durchdacht und clever. Der Schluss selbst ist nur drei Seiten lang, also etwa 5% der gesamten Geschichte,<br />

in denen der Leser über einige noch offene Handlungsfäden über Gespräche der drei Hauptfiguren<br />

aufgeklärt wird und andere völlig ignoriert werden.<br />

55


Rezension<br />

Mit diesem Band hat die Glénat­Reihe in ihrer deutschen Egmont­Fassung auch endlich einen Namen: Als<br />

„Nouvelle Maus“ („die neue Maus“) bewirbt man die französischen Disney­Hommagen in einem<br />

Prospekt, das auch erste Blicke in „Mickys Reisen durch die Zeit“ von Fabrizio Petrossi und Dab's sowie<br />

„Donald's Happiest Adventures“ von Trondheim und Keramidas gewährt, beide noch unübersetzt. Wie<br />

genau ein Band über Donalds Abenteuer nun in eine Reihe mit dem Titel „Nouvelle Maus“ passt, wird<br />

sich noch zeigen.<br />

56


Rezension<br />

Micky Maus — Das ist mein Leben<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Zum 60sten Geburtstag von Micky Maus erschien 1988<br />

beim Unipart­Verlag „Micky Maus – Das ist mein<br />

Leben“. Verfasst wurde das über 200 Seiten dicke Werk<br />

von Wolfgang J. Fuchs und umfasst Mickys Cartoons,<br />

Comics und weiteres Merchandise. Inspiriert wurde der<br />

Band anscheinend von zwei Donald­Bänden, die vier<br />

Jahre vorher ebenfalls beim Unipart­Verlag erschienen,<br />

nämlich „Donald Duck – eine Ente wie du und ich“ (auf<br />

dessen Cover auch „Das ist mein Leben“ stand) und<br />

„Donald Duck – 50 Jahre und kein bisschen leise“.<br />

„Donald Duck – 50 Jahre und kein bisschen leise“ ist<br />

ein reich bebildertes Sachbuch über die (damals) fünfzig<br />

Jahre, die Donald schon in zahlreichen Medien<br />

bewohnte, während „Donald Duck – eine Ente wie du<br />

und ich“ eine weitgehend fiktiven Biografie von Donald<br />

und beinahe ohne Parallelen zu seiner langen<br />

Geschichte ist. In „Micky Maus – Das ist mein Leben“<br />

kombiniert Fuchs beide Aspekte zu einem einzigen<br />

Band. Beide Donald­Bände waren außerdem deutsche<br />

Übersetzungen ursprünglich englischer Bücher,<br />

während Wolfgang J. Fuchs „Micky Maus – Das ist<br />

mein Leben“ komplett eigenständig recherchierte und<br />

verfasste.<br />

Fuchs war in einer ungewöhnlichen Situation.<br />

Einerseits sollte das Buch informativ und korrekt<br />

werden, mit Jahreszahlen, Designänderungen und<br />

vielen Bildern, aber andererseits wollte (oder<br />

sollte) er die Geschichte aus Mickys Perspektive<br />

erzählen. Aber wie erklärt man die<br />

Leinwandpremiere, das wechselnde Aussehen und<br />

das enorme Alter einer Zeichentrick­Maus? Fuchs<br />

versucht dies, indem er Micky zu einer Idee macht,<br />

die sich Disney aussuchte, um von ihm unter<br />

Einflussnahme Dritter als Zeichentrickfigur<br />

geboren zu werden.<br />

Das klappt nur nicht ganz. Um Fuchs' Entstehung<br />

der Maus als die einzig wahre zu verdeutlichen,<br />

verurteilt er andere Versionen (speziell die des<br />

Verlages Bibo & Lang von 1930) als nicht der<br />

Wahrheit entsprechend. Dafür sollen die<br />

Verwandten von Micky (welcher zu dem Zeitpunkt<br />

nur eine Idee war) als echte Mäuse Walt Disney im<br />

Atelier besucht haben und als Trickmäuse schon<br />

bei Disneys Alice­ und Oswald­Cartoons<br />

mitgespielt haben. Das wäre aber zu einem<br />

57


Rezension<br />

Zeitpunkt vor Mickys eigentlicher Entstehung als Maus gewesen, es wäre also ein enormer Zufall, dass<br />

Mickys Ideen­Verwandtschaft ganz zufällig auch zu Mäusen wurde, sowohl gezeichnete als auch reale.<br />

Außerdem hätten Walt und seine Gattin Lillian Disney seinen Namen auf Anhieb richtig erraten, da Micky<br />

zur Stummfilmzeit noch nicht reden konnte.<br />

Aber natürlich ist das nur ein Kunstgriff, um den jungen Lesern dennoch eine Geschichte von Micky über<br />

Micky bieten zu können.<br />

Nach dieser Einleitung beginnt nämlich der interessante Aufstieg der Maus, angefangen mit dem Cartoon<br />

„Plane Crazy“, inspiriert von Charles Lindberghs Transatlantikflug, der sein Testpublikum nicht recht<br />

begeistern wollte. Erst ein anderer Cartoon, inspiriert von Buster Keatons Stummfilm „Steamboat Bill<br />

Jr.“, brachte nicht zuletzt durch seinen Einsatz von Ton mehr Erfolg.<br />

Keine Sorge, der Cartoon dazwischen wurde nicht vergessen. Genau genommen ist eine Liste aller<br />

Cartoons und Kinoauftritte der Maus von 1928 bis 1988 im Buch, inklusive Originaltitel und kurzer<br />

Zusammenfassung. Filmplakate und Stillframes dekorieren die ausführliche Sammlung, dabei wird explizit<br />

auf Mickys Zauberlehrling­Sequenz in Fantasia (1940) und auf den Kurzfilm „Das tapfere Schneiderlein“<br />

(1938) eingegangen. Außerdem werden Mickys Fernsehauftritte (vor allem im Mickey­Mouse­Club) und<br />

seine Comics besprochen (egal, ob diese in Zeitungen oder Comicheften abgedruckt wurden). Im Band<br />

abgedruckt sind einige Zeitungs­Strips (manche sogar im englischen Original) und die kompletten Comics<br />

„Auf Gangsterjagd“, „Das Rätsel des roten Hutes“ sowie „Die verschwundene Eisenbahn“. Etwas<br />

ungewöhnlicher sind die Kapitel über Micky in den Disney­Parks und in der Mode, das Buch lässt nichts<br />

zu wünschen übrig.<br />

Obwohl Micky eine Figur US­amerikanischen Ursprungs ist, bemerkt man in „Das ist mein Leben“<br />

manchmal die deutsche Perspektive. Deutsche Stars wie Roy Black und Thomas Gottschalk werden mit<br />

Micky­Mode oder einem Disneyland­Maskottchen gezeigt, viele Bilder dokumentieren das Theaterstück<br />

„Micky Maus und Einstein“ und bei den Fernsehauftritten darf natürlich die Werbung für Fanta nicht<br />

fehlen.<br />

Wolfgang J. Fuchs vereint die vielen Facetten von Micky Maus in einem dicken Brocken, der dadurch aber<br />

nicht trocken oder stark widersprüchlich wird. Die Arbeit dahinter muss enorm gewesen sein, aber das<br />

Ergebnis kann sich sehen lassen: „Das ist mein Leben“ ist ein 200 Seiten dicker Liebesbrief an die<br />

vielleicht berühmteste Maus der Welt.<br />

Auf die nächsten sechzig, nein, Moment, die nächsten neunzig Jahre, Micky!<br />

58


Comic: Die Talent­Show<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />

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Comic: Die Talent­Show<br />

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Comic: Die Talent­Show<br />

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Comic: Die Talent­Show<br />

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Comic: In der Schusslinie<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: John Arapis; Übersetzung: David Bühring<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: Scroogey; Übersetzung: David Bühring<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

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Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: Das Elstern­Gleichnis<br />

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Comic: 1964<br />

Story, Zeichnungen und Kolorierung: William Van Horn<br />

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Lyrics<br />

I'm looking out for me / Ich zieh alleine los<br />

That's it!<br />

I've had it!<br />

I hate to be dramatic,<br />

But it's time for me to fly the coop<br />

Terrific!<br />

Fine!<br />

I'm drawin' the line<br />

Before I wind up in a parrot soup!<br />

I was a fool to let you run the show<br />

I'm cuttin' ya loose, pal!<br />

Look out below!<br />

Arrividerci!<br />

C'est la vie!<br />

Hope all goes well!<br />

I'm lookin' out for me!<br />

Okay! I'm little,<br />

Been playin' second fiddle,<br />

And I don't get no respect<br />

I turn the other cheek,<br />

But this busted beak<br />

Is the only thanks that I get!<br />

I never found a friend that I can trust<br />

They promise caviar,<br />

And leave me eatin' dust!<br />

That's some reward for loyalty<br />

From here on in,<br />

I'm lookin' out for me!<br />

Oh, I don't need nobody else<br />

I'll never fail<br />

I'll cover my own tail<br />

I can take care of myself!<br />

You know, it just don't pay<br />

To give a hoot<br />

I'm givin' all my heart<br />

What do I get? Da boot!<br />

I'm through with that,<br />

I'm flappin' free<br />

From here on in,<br />

I'm lookin' out for me!<br />

Das reicht!<br />

Ich gehe!<br />

Und tut's auch schrecklich weh,<br />

doch ich hab's satt und ich ergreif die Flucht<br />

Fantastisch!<br />

Toll!<br />

Ich heg keinen Groll<br />

Doch ich hau ab bevor er mich zerrupft!<br />

Ich war ein Vollidiot auf dich zu hören<br />

Wir trennen uns, Freundchen!<br />

Vorsicht da unten!<br />

Arrividerci!<br />

C'est la vie!<br />

Schönen Tag noch!<br />

Ich zieh alleine los!<br />

Ich werd's euch zeigen,<br />

Spiel nie mehr zweite Geige,<br />

Ich will endlich mal Respekt<br />

Ich halt die Rübe hin,<br />

Doch als Dankeschön<br />

Steckt der Schnabel immer im Dreck!<br />

Ich traue niemandem, ich weiß Bescheid!<br />

Auf Freunde bau ich nie,<br />

Die bringen mir nur Leid!<br />

Die Freundschaft ist ein schwacher Trost,<br />

's ist höchste Zeit,<br />

Ich zieh' alleine los!<br />

Alleine bin ich gar nicht schlecht<br />

Ich hab was drauf<br />

Ich pass auf mich selbst auf<br />

Ich komm im Leben zurecht!<br />

Und mit Gefühlen hab ich<br />

Nichts am Hut<br />

Ich zahle immer drauf<br />

Dafür bin ich zu gut!<br />

Ich schwöre euch,<br />

Ich werd ganz groß<br />

Mich packt die Wut,<br />

Ich zieh' alleine los!<br />

— aus "Aladdin 2: Dschafars Rückkehr" (1994) —<br />

Text und Musik von Randy Petersen und Kevin Quinn<br />

Deutscher Text von Frank Lenart<br />

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Impressum<br />

Ausgabe <strong>31</strong> — 30.04.2019<br />

Chefredakteur (V. i. S. d. P.):<br />

Donald Duck34<br />

Stellvertretung: David Bühring, Topolino<br />

Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />

Stefan Binter, Floyd Moneysac, Huwey, Donald-<br />

Phantomias, Malte Morgenstern, Dümpelfried,<br />

Björn, Primus, Dieter Düsentrieb, Topolino<br />

Lektorat:<br />

Primus<br />

Titelbild:<br />

Zeichnung: Tony Fernandez<br />

Tusche und Layout: Stefan Binter<br />

Illustration auf Seite 2:<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Eumenidi<br />

Illustration auf Seite 27:<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Steffi Jungmann<br />

Bild Rückseite:<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Diego Bernardo<br />

Gestaltung:<br />

Karsten Bracker, Dagolart, Topolino<br />

Internet:<br />

bertelexpress.blogspot.com<br />

www.issuu.com/bertel-express<br />

www.twitter.com/<strong>Bertel</strong>_<strong>Express</strong><br />

Dieses Dokument wurde mit Scribus Open-Source Desktop<br />

Publishing 1 .4.7 erstellt.<br />

Alle Bilder und Zeichnungen, sofern nicht anders angegeben,<br />

© The Walt Disney Company<br />

DANKE AN ALLE, DIE DIESES PROJEKT MÖGLICH GEMACHT HABEN ...<br />

Idee, Zeichnung und Kolorierung: Eumenidi<br />

https://eumenidi.deviantart.com/<br />

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