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Ausgabe <strong>31</strong><br />
30.04.2019<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
Der ewige Eigenbrötler<br />
INTERVIEW: Blasco Pisapia<br />
REZENSION: DuckTales Comics #2 + #3<br />
INTERVIEW: Roberto Gagnor<br />
REZENSION: Die schönsten GuteNachtGeschichten<br />
Disneys Aufruhr in der Spielzeugkiste<br />
REZENSION: Walt Disneys Fröhliche Weihnachten<br />
INTERVIEW: Paolo De Lorenzi<br />
REZENSION: Micky Holmes und Donald Watson<br />
90 JAHRE MICKY MAUS<br />
REZENSION: Mickey's Craziest Adventures<br />
REZENSION: Darkenblot — Eine Kritik in drei Akten<br />
INTERVIEW: Andrea Castellan<br />
REZENSION: Die jungen Jahre von Micky<br />
REZENSION: Micky und der verlorene Ozean<br />
REZENSION: Micky Maus — Das ist mein Leben<br />
COMICS<br />
Die TalentShow<br />
In der Schusslinie<br />
Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
Das ElsternGleichnis<br />
1964<br />
LYRICS: I'm lookin' out for me<br />
Impressum<br />
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Der ewige Eigenbrötler<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Unter den Entenhausenern nimmt Goofy eine besondere Stellung ein. Obwohl er als stadtbekannter<br />
Sonderling verschrien ist, hat er viele Freunde, dafür aber auch keine Freundin. Sein JunggesellenLeben<br />
sieht er aber nicht als etwas für die Ewigkeit: Am Ende der GottfredsonGeschichte „Das Haus der sieben<br />
Geister“ träumt er davon, die richtige Frau zu treffen und zu heiraten.<br />
Einer der Gründe, warum das noch nicht geschah, kann sein mangelndes Feingefühl sein. Als Klarabella<br />
in „Klarabellas großes Geheimnis“ ihr Alter verschweigt, versteht Goofy ihre Drohungen nicht und platzt<br />
gegen Ende sogar mit der ihr verhassten Zahl heraus. Die geplante Schatzsuche kann er in „Die<br />
Verschwiegenheit in Person“ auch nicht so recht für sich behalten, in „Die chinesische Vase“ beleidigt er<br />
als Detektiv seinen Klienten Colonel Bassett sogar mehrfach direkt ins Gesicht.<br />
Mit besonders viel Bargeld kann Goofy auch nicht beeindrucken: Je nach Übersetzung hat er mal nur 27<br />
Kreuzer und einen alten, verrosteten Zehner in der Tasche und mal zwei Taler und alte, verrostete Münzen<br />
(„Not macht erfinderisch“). Über einen Fund von fünf Talern freut er sich allemal („Die Genickstarre“).<br />
Man kann aber davon ausgehen, dass Micky wie am Ende von „Das Haus der sieben Geister“ keinen<br />
unerheblichen Teil von Goofys Vermögen verwahrt.<br />
Die wenigen Frauen, die Goofy verfallen, haben vielmehr seine positiven Eigenschaften miterlebt, unter<br />
anderem seine fast schon gleichgültige Akzeptanz von Gefahr oder überirdischen Phänomenen. So macht<br />
er sich in „Das Fest der fröhlichen Strandräuber“ über einen Banditen lustig, der ihm seine Waffe zeigt:<br />
„Glauben Sie, wir hätten noch nie ein Schießeisen gesehen?“<br />
In „Abenteuer auf Alpha“ erschrickt er weder vor Außerirdischen noch vor Riesenspinnen, aber dafür vor<br />
einem Auto mit stillem Motor. Goofy zeigt seine Angst in „Der Stolz des Shogun“ auch im Flugzeug, hat<br />
aber keine Flugangst: „Ich habe Absturzangst, das finde ich viel logischer.“<br />
3
Der ewige Eigenbrötler<br />
Man gönnt Goofy auch seine Verehrer. „Das VielzweckInstrument“ berichtet davon, wie ihm ein<br />
Missgeschick nach dem anderen widerfährt, als er eigentlich nur als TubaSpieler mit der Stadtkapelle<br />
spielen möchte. Immer wieder wird er bei unbeabsichtigten Fehlern kritisiert, bis er dank seiner Tuba, die<br />
wie ein Rettungsring um seinen Oberkörper geht, ein sinkendes Boot rettet. Plötzlich wird Goofy dank<br />
seines Heldenmuts ein Ehrengast des Bürgermeisters und wird auch vom Kapellmeister gerne wieder<br />
gesehen: „Denn ohne ihn und seine Kapriolen ist unsere Kapelle irgendwie nicht komplett!“<br />
Auch als Supergoof wird er von Fremden geschätzt und gelobt, doch ausgerechnet seine Freunde<br />
bekommen das nicht immer hin. Während der ganzen „Insel der Mythen“Reihe beleidigt Micky Goofy<br />
immer wieder und lacht, sobald Goofy ein Missgeschick widerfährt. In „Dem Yeti auf der Spur“ belügt<br />
Micky Goofy über lange Zeit und als er Goofy doch die Wahrheit verrät, ist er zufrieden, denn es hat ja<br />
alles geklappt und er als Plaudertasche hätte vermutlich vorher schon alles ruiniert. In der Comicreihe<br />
„Mittwochs bei Goofy“ geht Micky seinem angeblich besten Freund aus dem Weg, dabei braucht Goofy<br />
ihn doch nur an einem Abend in der Woche. (Dass Goofy Geschichten verfasst, widerspricht übrigens<br />
seiner Darstellung in „Goofys großer Boxkampf“, in der er nicht einmal seinen Namen schreiben kann.)<br />
In zahllosen MickyGeschichten wird Goofy zur Nebenfigur, welche die Handlung nicht beeinflusst und<br />
nur der Belustigung des Lesers dient. Wird das Goofy wirklich gerecht? Hat Goofy kein Ehrgefühl oder<br />
liegt ihm wirklich so viel an Micky, dass er sich von ihm so behandeln lässt?<br />
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Der ewige Eigenbrötler<br />
Nicht nur Micky zeigt sich mal als Freund und mal als Kameradenschwein. Als Moritz/Mortimer in<br />
„Ungeahnte Talente“ über Goofy hinter dessen Rücken lästert, weist Klarabella ihn sofort zurecht. Als<br />
Micky hingegen davon berichtet, dass Goofy für den Zirkus übt, bezeichnet sie ihren Kumpel als dummen<br />
August („Alfi, der Wunderfloh“). Kommissar Hunter zeigt in „Denken mit Durchblick“ wenigstens<br />
Manieren und spricht nicht aus, dass Goofy dank seiner GedankenleseBrille blöde aussieht.<br />
Doch die Behandlung als unwichtige Nebenfigur zeigt sich leider nicht nur in den Comics. Goofy ist eine<br />
der wenigen Hauptfiguren, die zu ihrem Jubiläum keine Sonderbände bekommt. Selbst die Panzerknacker<br />
bekamen eine vierbändige LTBSonderreihe, aber Goofy bekommt gerade mal eine Ausgabe der<br />
AnthologieReihe. Dabei ist die Reihe „Eine komische Historie“ doch so ein schönes Beispiel von der<br />
Kombination von Goofy mit unterhaltsamen Geschichten, die sich nicht über ihren Titelhelden lustig<br />
machen.<br />
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Interview mit Blasco Pisapia<br />
VON MALTE MORGENSTERN UND TOPOLINO<br />
Blasco Pisapia, geboren in Irpinia, heute in Neapel lebend, wo er auch Architektur studierte, zeichnet seit<br />
1998 Comics für Disney Italia. Seine große Liebe zu den Comics offenbarte sich bei ihm bereits im<br />
Kindesalter und ist bis heute in seinen Geschichten sichtbar: Ich persönlich halte ihn gerade deshalb für<br />
einen der interessantesten italienischen DisneyKünstler unserer Zeit, weil man in jedem Panel bemerkt,<br />
dass er mit Spaß bei der Sache ist. Man sehe sich zum Beispiel seinen Zeichenstil an, der zwar an gewisse<br />
andere Künstler angelehnt ist, aber dennoch durch seine Eigenheit besticht. Auch seine Skripts –<br />
mittlerweile schreibt er nämlich mehr Comics, als er zeichnet, früher war es umgekehrt – glänzen mit<br />
Originalität und einer besonderen Art von Humor, die Eins zu Eins zu seinen Zeichnungen passt. Seine<br />
neueste in Deutschland erschienene Geschichte ist „Die Legende der rollenden Steine“ in LTB 503, für<br />
die sich aus meiner Sicht der Kauf des Bandes bereits lohnt!<br />
Doch nun genug der Vorrede: Wir hatten das Privileg erhalten, Pisapia exklusiv für das Magazin zu<br />
befragen; das Interview kann im Folgenden begutachtet werden. Vielen Dank dafür an Blasco.<br />
1998 wurde im Heft „Paperinik“ 63 Ihre erste Geschichte „Paperinik e il Natale tranquillo“ (dt. „Ein<br />
ruhiges Fest“ in LTB Weihnachten 12) veröffentlicht. Die Geschichte handelt von Phantomias, der<br />
Einbrüche während der Weihnachtszeit verhindert. Wie lange dauerte Ihr Zeichentraining, bis Sie<br />
diese Geschichte zeichnen durften?<br />
Tatsächlich war die erste vollständige Geschichte, die ich jemals gezeichnet habe, „Paperinik e il sospetto<br />
di Ciccio“ (dt. „Franz schöpft Verdacht“ in LTB 365, Spezial 46 und Ultimate 19), veröffentlicht im<br />
„Paperinik“ #57 (Italien, Juni 1998), ein paar Monate früher als die, die du erwähnt hast. Eigentlich<br />
hatte ich kein richtiges Zeichentraining. Alles, was ich getan habe, war seit meiner Kindheit alle Disney<br />
Comics zu kopieren, die ich in die Hände bekommen konnte. Ich war so glücklich wie nie, als Massimo<br />
Marconi, damals Chefredakteur des „Topolino“, meine Zeichnungen begutachtete und mir die<br />
Gelegenheit gab, diese Geschichte festzuhalten.<br />
6
Interview mit Blasco Pisapia<br />
Seit 1999 zeichnen Sie auch Geschichten, die Sie selbst geschrieben haben. Wie ist das passiert?<br />
Nachdem ich über neue Pläne für PhantomiasGeschichten gesprochen hatte, war es Massimo Marconi<br />
(ja, schon wieder!), der mich ermutigte, eine Story zu schreiben. Das Ergebnis dieses Experiments war<br />
„Paperinik e il peggior incubo“ (dt. „Sein ärgster Feind“ in LTB 392 und Ultimate 20), erstveröffentlicht<br />
im „Paperinik“ #66.<br />
Was bevorzugen Sie, zeichnen oder schreiben?<br />
Ich mag beides sehr gern. Außerdem teile ich den Prozess der Erschaffung einer Geschichte nicht in zwei<br />
klar getrennte Phasen auf. In Wirklichkeit lege ich eine Handlung in Form eines sehr detaillierten<br />
Storyboards vor, in dem die meisten Probleme mit der Inszenierung und Zeichnung bereits gelöst sind.<br />
Was macht eine gute Geschichte Ihrer Meinung nach aus?<br />
Das ist eine sehr gute Frage! Ich denke, um eine gute Geschichte zu schreiben (und insbesondere eine<br />
DisneyGeschichte), sollte der Autor zwei grundlegende Anforderungen erfüllen. Erstens: Bleibe bei den<br />
Eigenschaften der Charaktere. Zweitens: Viel Spaß beim Arbeiten.<br />
In der von Ihnen geschriebenen und gezeichneten Geschichte „Paperino, Paperina e l'escalation<br />
virtuale“ (in Deutschland bisher unveröffentlicht) tauchen die eher seltenen Besucher Klara Kluck,<br />
Sergei und Dolly Duck auf. Warum haben Sie diese ungewöhnliche Figurenkonstellation gewählt?<br />
In dieser Geschichte beschäftigen sich Donald und Daisy mit ihrer Sucht nach sozialen Netzwerken. Um<br />
auf die vielen „Freunde“ anzuspielen, die in jedem sozialen Profil gezeigt werden, egal wie oft man sie im<br />
wirklichen Leben antrifft, wählte ich einige sehr selten verwendete Charaktere in kurzen Szenen. Einige<br />
treten nur im Akt des „Likens“ der „Posts“ auf.<br />
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Interview mit Blasco Pisapia<br />
Dolly Duck ist beispielsweise eine Kreation von Romano Scarpa. Ist Scarpa ein Vorbild für dich?<br />
Romano Scarpa ist zweifellos einer der Künstler, die ich am meisten schätze, sowohl als Autor, als auch<br />
als Zeichner.<br />
Sie haben sich im Maus-Universum eingespielt und sogar zwei neue Charaktere erschaffen: Zia Nena<br />
und Balthazar Headstrong. Wir in Deutschland konnten diese Geschichten noch nicht lesen: Was sind<br />
das für zwei Charaktere?<br />
Zia Nena und Headstrong spielen in einer Reihe von Geschichten (bisher vier), die auf „Tante Mame“<br />
Büchern von Patrick Dennis (USamerikanischer Autor; 1921–1976) basieren, die Mitte der fünfziger<br />
Jahre veröffentlicht wurden und deren Popularität zu einem Theaterstück, einem Film (beide mit Rosalind<br />
Russell) sowie einem sehr beliebten Musical (mit Angela Lansbury) führte. Die Hauptfigur ist eine sehr<br />
exzentrische Dame, die versucht, ihrem jungen Neffen extrem unkonventionelle Ausbildung zu vermitteln.<br />
In der DisneyVersion versucht der dickköpfige Anwalt Balthazar Headstrong, die kleine Klarabella aus<br />
dem Einfluss ihrer extravaganten und skurrilen Tante Zia Nena zu bringen.<br />
Es braucht ein bisschen Mut, neue Charaktere zu erfinden, oder?<br />
In meinem Fall war das Lesen von Patrick Dennis' Büchern und das Nachdenken über eine fehlende Figur<br />
im DisneyKonzept entscheidend!<br />
Werden Sie sich eines Tages auch an klassische Micky-Detektivabenteuer trauen?<br />
Ich bin sehr bereit, so etwas bald zu versuchen!<br />
Letzte Frage: Wie lange können wir Sie noch im Comicgeschäft sehen?<br />
Ich hoffe, dass ihr mich noch sehr lange sehen könnt!<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
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Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
DuckTales #2<br />
Im November 2017 erschien die zweite Ausgabe der DuckTalesComicreihe und gleichzeitig die erste, in<br />
der Della Duck auftritt. Nach den Covern zu urteilen, spielt auch Ausgabe 3 noch vor der aktuellen<br />
DuckTalesSerie, indem Ausgaben 2 und 3 die früheren Abenteuer von Donald, Dagobert und Della<br />
zeigen. Die nachfolgenden Hefte spielen hingegen ihrem Cover nach gleichzeitig mit der Serie, da statt<br />
Della nun die Drillinge und Nicky mit auf Schatzsuche genommen werden.<br />
Auch diese Ausgabe hat mehrere Cover. Zwei davon sind wie gewohnt stimmungsvoll von Marco<br />
Ghiglione gezeichnet und beziehen sich auf je einen der beiden enthaltenen Comics. Das Retailer<br />
IncentiveCover zeigt wieder den knappen Steckbrief einer Figur. Diesmal handelt es sich um Tick Duck<br />
mit den Anmerkungen „The Oldest Triplet (by three seconds)“, „has more Junior Woodchuck merit<br />
badges than everyone in his troop combined“, „constantly seeking the fact behind the fiction“ und<br />
„confident, quick thinking“.<br />
Wie in den vorherigen Ausgaben sind zwei Geschichten in DuckTales #2, beide wurden von Joey Cavalieri<br />
geschrieben. Beide Geschichten haben ein kleines Vorwort: „Awesome exploits and quests for rare and<br />
wonderful artifacts culled from foreboding terrain and forbidden lands! These are our journeys, these are:<br />
The Daring Adventures of Scrooge, Donald and Della Duck!“<br />
9
Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
In der ersten Geschichte „Old Monteplumage had a chicken!“ (in der deutschen Fassung "Der Fluch des<br />
goldenen Huhns") finden die Ducks in Monteplumages südamerikanischem Tempel ein goldenes Huhn im<br />
goldenen Käfig. Doch als Della das Huhn aus seinem Käfig befreit, fängt dieses an zu wachsen. Ob die<br />
Ducks einen Weg finden, es zum Transport wieder auf handliche Größe zu schrumpfen?<br />
1 0
Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
Die Wüste von Doom Valley ist der Handlungsort der zweiten Geschichte „A Viking at my Door!“ (auf<br />
deutsch als "Wikinger in der Wüste" veröffentlicht). Ungewöhnlicherweise wurden dort nämlich Wikinger<br />
gesichtet, die man sonst eher mit kälteren Gefilden und älteren Zeiten verbindet. Doch tatsächlich finden<br />
Dagobert, Della und Donald dort ein Team nordischer Krieger, das dringend Hilfe in der plagenden Hitze<br />
benötigt.<br />
Das Schema, nach dem die Geschichten in Ausgabe #0 und #1 aufgebaut wurden, wurde hier durch ein<br />
neues Muster ausgetauscht. Nun wird das Abenteuer zu einer Erinnerung, an die Donald, Della und<br />
Dagobert auf dem Heimweg denken. Donald hat dank dem Abenteuer einen körperlichen Schaden<br />
genommen, meist weil ihn seine Verwandten zu einer unangenehmen Arbeit zwangen. Ob Della ihn zwingt,<br />
ihren Fehler auszulöffeln, oder ob Dagobert ihn in einen EisStrahl schubst, das Reisen mit Schwester und<br />
Onkel scheint keine gute Idee für Donald zu sein.<br />
Von Della bekommt man über die beiden Geschichten einen ganz guten ersten Eindruck. Ähnlich wie<br />
Dagobert ist sie neugierig und impulsiv, aber eher auf Relikte der Menschengeschichte fokussiert als auf<br />
goldene Schätze. Sie vertraut ihrem Bruder Donald in „Old Monteplumage had a chicken!“ das<br />
wachsende goldene Hühnchen an, während sie versucht, es wieder zum Schrumpfen zu kriegen. Das zeigt<br />
ordentliches Vertrauen in Donald, was zum Beispiel Dagobert nicht zeigt. Während Dagobert entnervt auf<br />
Donalds Feigheit reagiert, ignoriert Della solche Ausflüchte, ist aber immer in seiner Nähe und kümmert<br />
sich um ihn, wenn Donald durch das gemeinsame Abenteuer körperlichen Schaden nahm.<br />
1 1
Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
Trotz guter Teamarbeit ist der Fokus in beiden Geschichten nicht auf der Familie, sondern eher auf den<br />
abgedrehten Geschichten. Die fernen Orte sind detailliert gezeichnet und wie gewohnt hervorragend<br />
atmosphärisch eingefärbt. Kontraste wie goldene Hühner oder Wikinger in der Wüste lassen sich so sehr<br />
leicht vom Leser akzeptieren und werfen ihn nicht aus der Handlung.<br />
Auftretende historische Figuren werden mit Wortwitzen kombiniert. Aus Montezuma, dem Herrscher der<br />
Azteken, wird dank Gefieder (engl. plumage) Monteplumage. Hilarius Goosesson könnte gut von Harald<br />
Sigurdsson inspiriert worden sein, bekannter als Harald III.<br />
Die ungewöhnlichen Ideen der DuckTalesComics wissen zu gefallen, nur würde ich mir ein bisschen<br />
mehr Herz in den Geschichten wünschen. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.<br />
Die ersten drei DuckTalesAusgaben (also #0, #1 und #2) wurden in dem Paperback „Treasure Trove“<br />
mit einer Galerie aller Cover nachgedruckt.<br />
1 2
Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
DuckTales #3<br />
November 2017 erschien mit DuckTales #3 die vorerst letzte Ausgabe, die von Dagoberts und Donalds<br />
vergangenen Abenteuern mit Della berichtet. Wer weiß, wann die Vergangenheit der Ducks in den<br />
DuckTalesComics wieder beleuchtet wird.<br />
Die Ausgabe konnte wieder mit mehreren Covern auf sich aufmerksam machen, zwei davon sind wie<br />
gewohnt voller Action und Spannung fantastisch gezeichnet von Marco Ghiglione, das dritte ist „retailer<br />
incentive“ und stammt vom DuckTalesCreativeTeam. Auf diesem sieht man diesmal nach Dagobert,<br />
Donald und Tick nun Trick Duck, „the second brother hatched and dealing with classic middlechild<br />
syndrome“. Weitere Anmerkungen zum blautragenden Drilling: Er sei „completely fearless“, er „reminds<br />
Donald and Scrooge of his Mom“ und sei „desperate to get out of Duckburg and make a name for<br />
himself“. Wie es mit den „retailer incentive“Covern wohl weitergeht, wenn die Hauptfiguren der Serie<br />
alle behandelt wurden?<br />
1 3
Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
Die erste Geschichte „Cheating like Nostradogmus“ („Die Fliesen des Nostradamus“ in der deutschen<br />
Fassung) führt Dagobert, Della und Donald auf die Spur des titelgebenden Nostradogmus, dessen<br />
magische Jellybeans einen sechs Minuten in die Vergangenheit schicken können, damit man eine andere<br />
Entscheidung als bisher treffen kann. Doch Nostradogmus' Geist erwartet die drei Schatzsucher in seinem<br />
Schloss und stellt ihnen sieben Fallen, aus denen es kein Entrinnen gibt...<br />
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Rezension: DuckTales Comics (IDW)<br />
Im zweiten Comic „Beware of the phenomenal Pumpkin People!“ (in Deutschland als "Plötzlich<br />
Kürbiskönig" veröffentlicht) bruchlanden die Ducks im Dschungel des Amazonas', wo sie nicht nur<br />
Kürbisse in ungewöhnlichen Farben finden, sondern auch ein kleinwüchsiges Volk, welches in ebendiesen<br />
Kürbissen wohnt. Zwar heißt das KürbisVolk die Ducks mit offenen Armen willkommen, aber nur, damit<br />
diese die blauen Monster bekämpfen, welche im Dschungel randalieren.<br />
Wer Ausgabe zwei gelesen hat, erkennt dasselbe GeschichtenMuster auch hier wieder: Donald erzählt die<br />
Geschichte, an dessen Ende er durch ein Missgeschick auf seine beiden Begleiter angewiesen ist. Doch<br />
die bizarren Ideen, mit denen ComicAutor Joey Cavalieri dieses Schema auffrischt, sorgt für gute<br />
Unterhaltung mit unvorhersehbaren Wendungen und viel Humor im Dialog.<br />
So hat der NostradogmusComic trotz Ähnlichkeiten nur sehr wenig mit den Prophezeiungen des<br />
Nostradamus zu tun, auch die zweite Geschichte wächst über das Klischee des bedrohten<br />
Eingeborenenvolkes hinaus.<br />
Bei den geborgenen Schätzen fragt man sich langsam, ob die beiden ComicAutoren Joey Cavalieri und<br />
Joe Caramagna auf etwas Bestimmtes hinauswollen. Vielleicht sollen uns die bisherigen Geschichten, die<br />
alle nach einem bestimmten Muster abliefen, nur in Sicherheit wiegen, vielleicht sind alle Artefakte<br />
notwendig, um einen weiteren Schatz zu erlangen, vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken. Es lässt<br />
sich viel mit magischen Jellybeans und Kürbissen anstellen, ganz zu schweigen von den magischen<br />
Kakaobohnen und Schafen der vorherigen Ausgabe.<br />
Ähnlich wie in den vorherigen Ausgaben wird hier oft auf die Familie eingegangen. Della Duck erwähnt<br />
in beiden Comics Oma Duck, Donald wird endlich gegen Ende einer Geschichte aus seiner Misere befreit<br />
und Dagobert kommt auf sein Familienmotto „Fortune favors the bold“ (sinngemäß „Das Glück ist mit<br />
dem Tüchtigen“) zu sprechen.<br />
Die lateinische Version des Mottos „Fortuna favet fortibus“ tauchte übrigens schon auf Barks' Skizzen<br />
und Don Rosas „Whatever happened to Scrooge“Illustration auf. Von Dorette wird nur die Backkunst<br />
erwähnt. Wie Della und Donald zu ihr stehen und ob die Dame vielleicht erstmals in den DuckTales<br />
auftreten wird, bleibt vorerst offen.<br />
— REZENSIONEN DER HEFTE #4 UND #5 IN DER NÄCHSTEN AUSGABE! —<br />
1 5
Interview mit Roberto Gagnor<br />
VON DONALD DUCK34, SPECTACULUS, ENTENFAN UND TOPOLINO<br />
ÜBERSETZUNG: DÜMPELFRIED UND TOPOLINO<br />
Roberto Gagnor macht bereits seit einigen Jahren als Autor mit neuen Ideen aufsich aufmerksam. So<br />
trifft etwa ein schlafloser Donald in „Nacht der tollen Träume“ aufalte Bekannte, die ganz neue<br />
Facetten von sich preisgeben - und aufsein eigenes Alter Ego Phantomias. Apropos Alter Ego: Gitta<br />
Gans bekam von ihm auch eines verpasst, denn sie tritt im Kostüm zunächst als „Romantische<br />
Rächerin“ auf, dann als „Hüterin der Herzen“. Oder mal ist ganz Entenhausen aufder Suche nach<br />
einer neuen Himmelsrichtung namens „Nowesüst“. Ein echtes Ausrufezeichen setzte er mit dem in<br />
LTB 503 veröffentlichten, hochdramatischen und von Giorgio Cavazzano meisterhaft gezeichneten<br />
Maus-Abenteuer „Der unbezwingbare Berg“ (im selben Band stammte auch das kurzweilige „Ein<br />
schwerwiegendes Problem“ rund um Grundeinheiten von ihm). Aber auch mit seiner Reihe „Mickys<br />
Kunstgeschichte“, von welcher viele Teile bei uns in LTB Spezial 73 erschienen sind, sorgte er bereits<br />
für viel Lesevergnügen. Mittlerweile widmet er sich zudem auch noch der Kinogeschichte, und ganz<br />
offensichtlich hat dieser Autor sein Pulver definitiv noch nicht verschossen.<br />
Wie würdest du reagieren, wenn wir „Der unbezwingbare Berg“ (LTB 503; original als „Topolino e il<br />
passagio al Tor Korgat“ in Topolino 3013) als einen der besten Micky-Comics aller Zeiten bezeichnen<br />
würden? Und hast du beim Schreiben geahnt, dass die Geschichte so gut ankommen würde, oder war<br />
das vielleicht sogar beabsichtigt?<br />
Ich wäre äußerst geschmeichelt und glücklich, denn man kann wirklich nur hoffen, eine beständige<br />
Geschichte zu schreiben. Es ist wahrscheinlich die Geschichte, auf welche ich am meisten stolz bin.<br />
Cavazzano, mein DisneyHeld, seit ich 12 bin, hat eine unglaubliche Arbeit geleistet und mein Plan ist es,<br />
mehr solcher breitgefächerten Storys zu zeichnen. Natürlich kann ein Autor niemals vorhersagen, ob eine<br />
Story gut oder schlecht ankommt. Wie meine Kollegen hatte ich immer das Gefühl, die beste Disney<br />
Geschichte überhaupt zu schreiben. Aber während ich an einer Geschichte schrieb, arrangierte sich alles<br />
von selbst: die Story, meine Arbeit mit meinem Editor Davide Catenacci und unserer Direktorin Valentina<br />
De Poli, und Cavazzanos brillante Arbeit. Ich wollte definitiv weiter gehen als das, was in einer üblichen<br />
DisneyStory gemacht wird. Topolino gab mir die Zustimmung und es zahlte sich aus.<br />
1 6
Interview mit Roberto Gagnor<br />
Welche Disney-Figur magst du am meisten?<br />
Mein Favorit? Wahrscheinlich Gitta. Dieser tragikomische, romantische Charakter, der immer verliert,<br />
aber irgendwie auch gewinnt. Voll von Leidenschaft. Oder Dussel, ein Wunder der Komik. Eigentlich liebe<br />
ich sie alle. Ich fange sogar an, Gustav zu mögen …<br />
Welche Disney-Autoren und -Zeichner magst du am meisten?<br />
Auch hier gibt es sehr viele! Ich bin mit Cavazzano aufgewachsen, er ist DER Meister. Dann Bruno Sarda,<br />
Giorgio Figus, Artibani, Enna, Valentini, Bosco. In der Vergangenheit Concina und Marconi. Ebenso<br />
Sciarrone, Zanchi, Mottura, Usai und viele mehr. Es sind nicht nur Kollegen, die ich verehre, die meisten<br />
sind gute Freunde.<br />
Wie und wann kam es dazu, dass du Disney-Autor wurdest?<br />
2003 wurde ich im RAIScriptDrehbuchautorschreibekurs in Rom aufgenommen. Hier habe ich Giulia<br />
Conti und Giorgio Martignoni, damalige DisneyAutoren, kennengelernt. Ich hatte mit Topolino lesen<br />
gelernt und auch schon viele (schlechte) Geschichten gezeichnet, und nun drängte ich die beiden dazu,<br />
mich in das Schreiben einzuführen. Freundlicherweise haben sie mir haufenweise Anweisungen<br />
mitgegeben (Danke Giulia und Giorgio). Daraufhin habe ich Ezio Sisto, dem stellvertretenden<br />
Chefredakteur des TopolinoMagazins, meine ersten Versuche einer DisneyStory zugeschickt. Ihm gefiel<br />
meine Arbeit, woraufhin ich zu einem, meiner Meinung nach schrecklichen, Vorstellungsgespräch in<br />
Mailand geladen wurde. Nichtsdestotrotz wurde ich angenommen. Aber dann lernte ich den Beruf erst<br />
richtig kennen. Viele, viele meiner Plots wurden damals abgelehnt. Ezio lehrte mich einiges auf die harte<br />
Tour, aber dafür bin ich ihm sehr dankbar. Und so begann ich das Schreiben! Danach besuchte ich zwar<br />
eine Akademie für DisneyZeichner, aber den Anfang machte ich auf die alte Weise: als Schreiber für das<br />
Topolino, mitten auf dem Schlachtfeld.<br />
Warst du schon als Kind comicbegeistert?<br />
Ja, ziemlich. Mit dem Topolino habe ich gelernt zu lesen und kenne die meisten Ausgaben zwischen 1400<br />
und 1700 im Grunde auswendig. Dort findet sich meine ganze, definitiv glückliche Kindheit, wieder. Ich<br />
habe sie regelrecht verschlungen, schrieb und zeichnete meine eigenen, schrecklichen, Geschichten. Das<br />
Lustige daran ist, dass ich damals Gelerntes auch heute noch anwende. Ich fühle mich sehr glücklich und<br />
privilegiert: Ich mache das, was ich schon als kleines Kind tat und werde sogar dafür bezahlt!<br />
Hast du auch vor, mal Disney-Comics zu zeichnen oder ist das nicht deins?<br />
Ich würde gerne, aber mir fehlt einiges an formellem und DisneyTraining. Dennoch zeichne ich ziemlich<br />
viel, um Seitenlayouts zu skizzieren. (Damit ich im Voraus einzelne Szenen und einen Teil der Geschichte<br />
erarbeiten kann, um dem Zeichner seine Arbeit zu erleichtern.) Ich arbeite außerdem als Drehbuchautor<br />
für deutsche und italienische Kinos. Manchmal leite ich sogar kurze Filmprojekte. Im Moment arbeite ich<br />
an einem ComicBuch für die Letterbox Gmbh in Hamburg! Ich denke aber auch daran, öfters zu<br />
zeichnen. Vielleicht kein DisneyMaterial, aber das werden wir sehen …<br />
1 7
Interview mit Roberto Gagnor<br />
Du bist alleiniger Autor der Serie „Mickys Kunstgeschichte“. Was hat dich dazu bewogen, dich mit<br />
Kunst zu befassen? Sind weitere Teile der Serie geplant?<br />
Mir kam die Idee, nachdem ich „Topolino e il surreale viaggio nel Destino“ (Topolino 2861; in<br />
Deutschland unveröffentlicht, Anm. d. Redaktion) schrieb, die DalìGeschichte, die Cavazzano wieder<br />
einmal wundervoll umgesetzt hat. Nachdem diese sehr gut angekommen war, schlug ich die<br />
KunschgeschichteSerie meiner Chefredakteurin, Valentina De Poli, meinem Redakteur Davide Catenacci<br />
sowie Gabriella Valera, einer brillanten „Topolino“Journalistion seit den 80ern mit abgeschlossenem<br />
Kunststudium, vor. Sie liebten sie und halfen mir immens: Gabriella schrieb viele begleitende Texte über<br />
die Künstler, auf die ich in den Geschichten anspielte, um den Lesern einen lehrreichen Einblick zu geben.<br />
Ich kann den dreien nicht genug danken, ebenso wie den brillanten Zeichnern, die meine Geschichten<br />
umgesetzt haben: Paolo De Lorenzi, Vitale Mangiatordi, Stefano Zanchi und dann die vielen anderen aus<br />
den neueren Reihen: Roberto Vian, Giampaolo Soldati, Luca Usai, Renata Castellani, Emilio Urbano,<br />
Giada Perissinotto, Libero Ermetti und Stefano Intini (hoffentlich habe ich niemanden vergessen!). Die<br />
Geschichten der Reihe, die jetzt gerade in Italien veröffentlicht werden, werden wahrscheinlich die letzten<br />
sein: Fast 30 von ihnen sind fertig und ich habe auch noch andere Ideen im Ärmel. Aber ich genoss jede<br />
Minute.<br />
Was ist deiner Meinung nach deine beste Geschichte?<br />
Vielleicht der „unbezwingbare Berg“; aber ich gab immer mein Bestes. Geschichten mit diesen Figuren zu<br />
schreiben, ist ein riesiges Privileg für mich, und ich fühle mich glücklich, dass ich das darf. Es ist wie die<br />
Frage nach dem Lieblingssohn: Hier habe ich fast 200 zur Auswahl!<br />
Mit welchem Zeichner arbeitet du am liebsten zusammen, wen lässt du am liebsten deine Ideen<br />
umsetzen?<br />
Jeder Zeichner ist wie ein Regisseur, also hängt es vom Plot ab. Hast du ein großes, umfassendes<br />
Abenteuer? Nimm unseren Spielberg: Cavazzano. Hast du einen hyperkinetischen, schnellen,<br />
futuristischen Plot? Nimm unseren Zack Snyder: Sciarrone. Luca Usai ähnelt Wes Anderson ein wenig,<br />
Valerio Held ist ein klassischer HollywoodMeister ... Mein Redakteur bringt meine Geschichten<br />
normalerweise mit der richtigen künstlerischen „Stimme“ zusammen, und das funktioniert.<br />
2013 hast du in der Geschichte „Die Romantische Rächerin“ (LTB 458; italienisch als „Paperinik,<br />
Paperinika e la romantica vendicatrice“ in Topolino 2986) die Romantische Rächerin als<br />
Geheimidentität von Gitta eingeführt. Leider ist deine letzte Geschichte mit ihr vor vier Jahren<br />
erschienen. Was sind die Gründe dafür?<br />
Die Romantische Rächerin WIRD zurückkehren! Vitale Mangiatordi ist ein großartiger, wenn auch<br />
pedantischer Künstler: Ich schrieb eine vierte Geschichte mit der Romantischen Rächerin und er<br />
zeichnete sie, also sollte sie sehr bald erscheinen.<br />
Dann werdet ihr die Romantische Rächerin gegen Gundel Gaukeley sehen, mit einem unerwarteten Gast<br />
...<br />
1 8
Interview mit Roberto Gagnor<br />
Was macht es so spannend und faszinierend, (natur-)wissenschaftliche Hintergründe in die Comics um<br />
Entenhausen einfließen zu lassen?<br />
Faktisch ist es mir ziemlich egal … Aber so kann ich es als StoryMaterial einbauen. Ich nutze die<br />
Wissenschaft, um einen menschlichen Faktor in die Geschichten einzubauen. Ich war nie einer, der sich<br />
großartig für Wissenschaft interessiert hat, aber in den Storys gibt das den Charakteren eine gewisse<br />
Lebendigkeit. Donald und Micky sind nicht nur einfache Witzfiguren, nein, sie sind menschliche<br />
Lebewesen mit einem Schnabel und Mauseohren. Wenn du es schaffst, die Menschlichkeit aufzunehmen,<br />
und sie ebenso zu respektieren, dann kannst du wahre Wunder mit den DisneyCharakteren bewirken.<br />
Claudio Sciarrone, mit dem du bereits mehrmals zusammengearbeitet hast, ist einer der wichtigsten<br />
PKNA-Zeichner. Würdest Du dich auch mal mit dem neuen Phantomias befassen wollen?<br />
Liebend gerne! Aber die Entscheidung liegt ganz allein beim PaniniVerlag. Was soll ich sagen,<br />
momentan arbeite ich mit Claudio an einem NonDisneyComic … Er ist ein guter Freund, darum hat er<br />
immer was am Laufen, was uns zusammenbringt.<br />
Offenbar deutlich weniger gut angekommen ist das bei uns (noch) unveröffentlichte "Raceworld".<br />
Kannst du uns ein paar Einblicke in diese, zumindest den aufInducks zu sehenden Scans zufolge, sehr<br />
ungewöhnliche Story geben?<br />
Raceworld ist etwas, auf das ich ziemlich stolz bin, selbst wenn es dem TopolinoMagazin oder dessen<br />
Lesern nicht gefiel. Claudio Sciarrone hat allen gezeigt, wie brillant er ist und wie experimentell er sein<br />
kann. Wieder einmal wollte ich etwas komplett anderes erschaffen, die Grenzen der DisneyComics<br />
überschreiten, indem ich meine Liebe zu Marvel zu Papier brachte. Ich wollte eine MickyVersion der<br />
MarvelSaga kreieren, so wie Secret Wars. Das ist definitiv etwas, was man nicht alle Tage sieht. Klar, es<br />
hat seine Mängel, aber ich hoffe, dass eure Leser es schon bald in Händen halten, um zu schauen, ob sie<br />
es mögen. Eine gute Sache hat das Ganze auch noch: jeder kann sehen, welch erstaunliches Talent<br />
Claudio in sich trägt.<br />
1 9
Rezension<br />
Die schönsten GuteNachtGeschichten<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Die Herausgeber von DisneyWerken<br />
bemühen sich immer, diese für Kinder und<br />
Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam zu<br />
gestalten. Das gelingt natürlich nicht immer.<br />
Deshalb bitte ich um Verständnis für „Die<br />
schönsten GuteNachtGeschichten“, dessen<br />
Zielgruppe einige Jahre unter der vom<br />
Lustigen Taschenbuch und dem Micky<br />
MausMagazin liegt. 1998 erschien der<br />
Band im MeritVerlag und scheint<br />
tatsächlich ein Auftrag aus Deutschland und<br />
keine bloße Übersetzung gewesen zu sein:<br />
Die Texte stammen von den Kinderbuch<br />
Autoren und Ehepartnern Bettina Grabis<br />
und Günter W. Kienitz, die vorher schon gemeinsam an „Lass es spuken Das Gruselbuch zum<br />
Mitmachen“ und einigen Bücher der „Disney Stars“ arbeiteten. Mit den Illustrationen wurde Comicon in<br />
Barcelona beauftragt.<br />
„Spiele Geschichten Rätsel“ bietet der Band laut Titelbild, und obwohl das Buch mit 80 Seiten dünner<br />
ist als jede MickyMausComicsAusgabe, beschreibt das den Inhalt nicht komplett. Denn außer Spielen,<br />
Geschichten und Rätseln sind auch Basteleien, Lieder und Gedichte zu finden.<br />
Beim Basteln bemerkt man schon die Altersgruppe, für die das Buch gedacht ist. Man kann ein<br />
SternenMobile malen und aufhängen, ein kuscheliges<br />
Schaf als Schlafwächter fertigen oder eine Schlafmaus<br />
aus einem Waschlappen.<br />
Die Abbildungen und kleinen Einleitungen zu den<br />
BastelAnleitungen sind ziemlich niedlich. Daisy<br />
bastelt Bettpüppchen für ihre Nichten Dicky, Dacky<br />
und Ducky, während Donald noch mit der Schlafmaus<br />
kuschelt, die Oma Duck ihm damals nähte. Minnie<br />
zimmert für Mack und Muck kleine Schafe, während<br />
die beiden ein Fensterbild von ihrem Onkel Micky<br />
malen.<br />
Spiele sind nur zwei zu finden. Micky bemalt seine<br />
Fingerspitzen und erfindet so sein eigenes kleines<br />
Fingertheater, Mack und Muck versuchen hingegen mit<br />
ihren großen Lauschern herauszufinden, was sich<br />
hinter den abendlichen Geräuschen verbirgt. Zum<br />
Glück sind die beiden keine Angsthasen, sonst wäre ein<br />
solches Spiel keine gute Methode zum Einschlafen!<br />
20
Rezension<br />
Auch Gedichte sind nur zwei im Buch: In „Sternenreiter“ träumt das lyrische Ich davon, im Nachthimmel<br />
zu fliegen, während sich Goofy in „Goofys Schlaftheater“ seine Zehen anmalt und sich so abends die Zeit<br />
bis zum Einschlafen vertreibt.<br />
Andere Methoden zum Einschlafen sind die sieben Lieder, die ebenfalls abgedruckt sind. Anders als die<br />
Gedichte sind die Lieder aber bekannte Klassiker: „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius<br />
fehlen die letzten beiden Strophen, in denen Claudius den Tod thematisiert. Bei „Die Blümelein, sie<br />
schlafen“ von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio fehlt ebenfalls die letzte Strophe, hier hat diese aber kein<br />
so negatives Thema.<br />
„Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“ von Johann Friedrich Anton Fleischmann, „Wer hat die schönsten<br />
Schäfchen“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ von<br />
Wilhelm Hey, „Schlaf, Kindlein, schlaf!“ in der Fassung aus „Des Knaben Wunderhorn“ und „Kein<br />
schöner Land in dieser Zeit“, ebenfalls von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, sind hingegen komplett. In<br />
einigen der Lieder wird Gott thematisiert, in „Schlaf, Kindlein, schlaf!“ wird sogar angekündigt, dass<br />
schnarchende Kinder vom Schäferhund gebissen werden.<br />
Neues Material bieten wiederum die sieben Geschichten, welche immerhin den Buchtitel „Die schönsten<br />
GuteNachtGeschichten“ verdienen wollen.<br />
Angefangen wird mit „Ein ganz besonderer Tag“: Donald hat Daisy für einen romantischen Tag zu zweit<br />
eingeladen, doch leider tauchen überraschend immer mehr Verwandte bei ihm auf. Kann der Tag noch<br />
gerettet werden?<br />
„Minnies fantastischer Traum“ ist eine Adaption von Cinderella mit Micky in der Rolle des Prinzen.<br />
SpoilerWarnung: Am Ende wacht Minnie auf, denn ihr fantastischer Traum war nur ein Traum.<br />
„In einer Vollmondnacht“ kann Dagobert nicht einschlafen. Das stellt sich als vorteilhaft heraus, denn die<br />
Panzerknacker wollen die helle Nacht dazu nutzen, ihn um sein Vermögen zu erleichtern. Bemerkenswert<br />
an dieser Geschichte ist der Auftritt von Butler Johann aus den DuckTales, den man auch in der späteren<br />
Geschichte „Der SchneefigurenWettbewerb“ wieder sieht.<br />
„Der vollautomatische Putzroboter“, gebaut von Daniel Düsentrieb, soll seine Werkstatt mal auf<br />
Vordermann bringen. Doch ob seiner Maschine das gelingt, was dem Erfinder schon schwerfällt? Hier<br />
besucht ausgerechnet Goofy den zerstreuten Erfinder, und auch in der folgenden Geschichte sind beide<br />
zusammen zu sehen. Ein sympathisches Duo, das anscheinend keinerlei Vorurteile übereinander hat.<br />
21
Rezension<br />
Die Drillinge zeigen Donald aufgeregt die Zeitung. Heute wäre „Der SchneefigurenWettbewerb“, bei<br />
dem sie gerne teilnehmen wollen. Donald möchte sich die Gelegenheit aber auch nicht entgehen lassen<br />
und versucht sich gemeinsam mit Daisy an eine Skulptur. Doch Donald scheint anspruchsvoller zu sein,<br />
als Daisy lieb ist.<br />
In „Goofy hebt ab“ baut Goofy einen gewaltigen Drachen. Ob sich der Titel wohl bewahrheitet?<br />
Donald versucht, die Drillinge mit gruseligen „Geschichten am Lagerfeuer“ zu beeindrucken. Ob das so<br />
klug ist?<br />
Bei den Liedern und Geschichten sind kleinere Rätsel zu finden, die meistens ziemlich leicht sind. Welche<br />
Teile gehören hier nicht hin? Wo hat der Zeichner die kleine Maus versteckt? Nur die Frage, warum die<br />
Torte für Daisy Kerzen trägt, wenn in der Geschichte kein Geburtstag erwähnt wird, ist nicht zu finden.<br />
Wie eingangs schon angedeutet, sollte man in „Die schönsten GuteNachtGeschichten“ keine<br />
hochwertige Literatur erwarten. Die Geschichten sind unterhaltsam, aber wie für GuteNacht<br />
Geschichten typisch nur mäßig spannend. Die Basteltipps können ein Kind nur minutenlang beschäftigen,<br />
aber mit den Liedern lernt der Nachwuchs nicht nur Kultur, sondern auch einige seltenere Begriffe der<br />
deutschen Sprache.<br />
Nicht schlecht!<br />
22
Lösungen für „Die schönsten GuteNachtGeschichten“<br />
Der Geschichtenband hat zwar etliche Rätsel, aber nirgendwo die Lösungen dazu. Deshalb hier eine<br />
kleine Liste an möglichen Antworten.<br />
SEITE 6: Das Bild über Donalds Bett steht auf dem Kopf, sein Wecker rechts hat keine Zeiger, auf dem linken<br />
Nachttisch steht ein Fläschchen für Säuglinge, zwischen den Vögeln draußen fliegt auch ein Fisch.<br />
SEITE 8: In beiden Bildern dieser Seite findet man einen Vogel (oben links, unten auf dem Kalender), eine kleine<br />
Maus (oben zwischen Track und Trick, unten unter dem Kalender), eine lila Vase (oben rechts von Trick, unten<br />
links) und einen Apfel (oben in Tracks Rucksack, unten vor der offenen Türe).<br />
SEITE 11: Auf dem Tisch gehören vermutlich nicht die Socke (links an der Ecke), der Ball (zwischen Limonade<br />
und Kuchen) und der Schuh (zwischen Kaffeekanne und den zwei Gläsern).<br />
SEITE 16: Die fünf kleinen Mäuschen sind relativ offensichtlich zwischen dem Geschirr versteckt.<br />
SEITE 18: Im Bild finden sich zwei Rollschuhe (unter dem Vorhang), ein Püppchen (im linken Blumentopf), ein<br />
Fußball (unter dem Tisch), ein blauer Teddy (hinter der Vase auf dem Tisch), ein Schaukelpferd (hinter dem<br />
Treppengeländer) und ein Dreirad (auf der zweiten Etage).<br />
SEITE 21: Die drei doppelten Geschenke sind der Diamantenring, die Vase in Orange und ein Teller.<br />
SEITE 25: Die schlafenden Tiere sind von links nach rechts eine Schildkröte, ein Vogel, Hund Pluto, eine Katze,<br />
ein Eichhörnchen, ein Igel und eine Maus.<br />
SEITE 27: Der Hammer liegt auf dem Bilderrahmen links, die Säge hängt links neben dem Fenster an der Wand,<br />
die Feile liegt auf dem Fenster, die Zange liegt in der Blumenvase links und der Schraubenzieher ist unten links<br />
zu finden.<br />
SEITE 29: Zu den anderen Schätzen Dagoberts zählen zwei Truhen voller Kostbarkeiten, zwei güldene Teller,<br />
eine Edelsteinkette und ein Ring, zwei goldene Kelche, ein Armreif und eine Krone sowie eine Vase.<br />
SEITE 32: Merkwürdig in diesem Bild ist die Schlafmütze auf dem Kopf eines Polizisten, der Kochlöffel in der<br />
Hand des anderen und der Rollschuh am Fuß eines Panzerknackers.<br />
SEITE 35: Die sechs Küken sind ziemlich offensichtlich versteckt: Eines steckt im Heuhaufen, drei verstecken<br />
sich zwischen den Schafen und zwei sind unter und auf dem Baum.<br />
SEITE 40: Auf dem unteren Bild fehlt die Pinnwand.<br />
SEITE 43: Der Löffel ist unten rechts im Bild auf dem Tisch zu finden, das Messer klemmt unter der Unterseite<br />
des Putzroboters und die Gabel liegt auf dem Schrank links.<br />
SEITE 46-47: Auf der Doppelseite sind sechs rote Blumen zu finden (zwei auf der linken, eine auf dem Falz und<br />
drei auf der rechten).<br />
SEITE 48: Ticks rote Mütze liegt hinter der Blumenvase auf dem Schrank, Tricks blaue Mütze versteckt sich unter<br />
dem Teppich und Tracks grüne Mütze findet sich hinter der Obstschale auf dem Tisch unten rechts im Bild.<br />
SEITE 53: Die fünf Schneehasen sind recht offensichtlich im Bild versteckt, links stecken drei im Schnee und<br />
rechts zwei im Holzbottich.<br />
SEITE 56-57: Wenn man die Sterne am Seitenrand ignoriert, sind 45 Sterne auf der Doppelseite zu finden (19<br />
Sterne links und 26 rechts). Sollte man die SeitenrandSterne mitzählen, kommt man mit 67 weiteren Sternen auf<br />
112 Sterne insgesamt.<br />
SEITE 60-61: Auf allen vier Bildern ist ein kleiner, gelber Vogel zu sehen. Auf Bild eins fliegt er zwischen den<br />
Drachen, auf Bild zwei und drei sitzt er auf dem Regalbrett und auf Bild vier ist er rechts oben im Bild zu sehen.<br />
SEITE 65: Goofys Drachen, der „fliegende Adler“, steckt in der Hecke links von Goofy.<br />
SEITE 66-67: Goofy hütet acht Schafe (eins links, eins auf dem Falz, sechs rechts).<br />
SEITE 70: Die Ducks verstecken sich alle im Bildhintergrund, etwa auf derselben Höhe.<br />
SEITE 75: Die Eule sitzt auf einem Ast auf dem Baum, der Bär guckt hinter dem Zelt links hervor, das<br />
Eichhörnchen versteckt sich hinter dem Baumstamm und der Waschbär sitzt vorne rechts im Gebüsch.<br />
SEITE 76-77: Die fünf Mäuschen sind überall auf der Doppelseite versteckt. Eins liegt auf dem Kopfkissen, eins<br />
auf der Bettdecke und eins auf dem Nachttisch. Eins steht auf dem Teppich und eins hinter dem Bild von Daisy<br />
auf dem Schrank.<br />
23
Rezension<br />
Disneys Aufruhr in der Spielzeugkiste<br />
VON DIETER DÜSENTRIEB<br />
Da Skeletor einen Ziegenkopf auf seinem Stab hat, verführt er Minderjährige zum Satanismus. Wenn<br />
Batman als Vigilant den Kampf gegen das Verbrechen in die eigene Hand nimmt, handelt er gegen den<br />
Willen Gottes. Figurbetonte Puppen wie Barbie zeigen präpubertären Mädchen, wie sie niemals aussehen<br />
werden, während mit Puppen wie den Cabbage Patch Kids zu sehr auf Augenhöhe gespielt wird, was fast<br />
in Götzenanbetung endet.<br />
Als 1986 Phil Phillips' Buch „Turmoil in the toy box“ erschien (und 1988 die deutsche Fassung „Aufruhr<br />
in der Spielzeugkiste“), bekamen diese Thesen viel Aufmerksamkeit von besorgten Eltern, die ihre Kinder<br />
nach christlichen Werten erziehen wollten. Phillips wurde nicht nur in Talkshows eingeladen – seinem<br />
Buch wurde ein Fernsehspecial mit ihm als Stargast gewidmet, in dem einige Beispiele zeigen, wie gottlos<br />
nicht nur Spielsachen, sondern auch Filme, Trickserien und Comics sein können. „Turmoil in the toy box“<br />
folgten noch weitere Werke, die Angst in die Herzen guter Christen jagen sollten, nämlich unter anderem<br />
„Halloween and Satanism“ von 1987, „Saturday Morning Mind Control“ von 1991 und „Dinosaurs: The<br />
Bible, Barney, and Beyond“ aus dem Jahr 1994. Meines Wissens erschien keines seiner anderen Werke auf<br />
Deutsch.<br />
Dafür schaffte es „Turmoil in the toy box II“ von Joan Hake Robie 1991 als „Neuer Aufruhr in der<br />
Spielzeugkiste“ in den deutschen Buchhandel. Auch sie greift einige Beispiele auf, beschreibt aber eher<br />
die Geschichte des Spielzeugs und dessen Gegenwart als lizenziertes Musthave, das mit Trickserien und<br />
Fernsehwerbung vermarktet wird. Sie zitiert viel aus Phillips' Werk, geht aber auch selbst auf neue<br />
Beispiele wie Batman in Comic und Film sowie auf das Rollenspiel „Dungeons and Dragons“ ein.<br />
Das Haus der Maus kam dabei recht gut weg. Phillips betont, wie harmlos auch bedrohliche Szenen in<br />
DisneyFilmen im Vergleich zu (damals) modernen Filmen waren: „Selbst Märchenfilme oder auch<br />
bekannte DisneyFilme – Schneewittchen und Dumbo zum Beispiel – enthalten […] angsteinflößende<br />
24
Rezension<br />
Passagen. Der Unterschied zu modernen Filmen liegt also nicht im Inhalt, sondern in der Art und Weise,<br />
wie die Geschichte erzählt wird.“ Denn die brutalen Szenen bei Disney hätten einen Grund, eine<br />
Daseinsberechtigung, zumindest laut Neil Postman: „In den WaltDisneyFilmen wurde ein Weltbild<br />
vermittelt, in dem es moralische Werte gab.“<br />
Disney ist also ein gutes Vorbild und nicht zu vergleichen mit den gewaltverherrlichenden Filmen der<br />
Konkurrenz – oder etwa doch? Robie verurteilt den MickeyMouseClub als Vorreiter der Kinder<br />
Gehirnwäsche: „Der MickeyMouseClub zeigte die erste an Kinder gerichtete Fernsehanzeige; sie war<br />
1956 von der Spielwarenfirma Mattel für die Werbung ihrer Barbiepuppen geschaffen worden. Von da an<br />
wurde die Spielzeugwerbung auf dem Bildschirm ein riesiges, dauerhaftes und massives Geschäft, was<br />
Kritiker zu dem Schluss brachte, dass die knallharte Werbung um Kinder ungeeignet ist und sie in übler<br />
Weise beeinflusst.“<br />
Auch Phillips sieht das Fernsehprogramm von Disney kritisch. Zu Disneys Gummibärenbande schreibt er<br />
„Natürlich sind die Bärchen niedliche Geschöpfe, aber ihre Geschichten sind voller Magie und<br />
Okkultismus.“ Dabei bezieht er sich vor allem auf den Zaubertrank, mit dem die Gummibären wie ein<br />
Gummiball hüpfen können. Den RogerRabbitCartoon „Roger in Nöten“ als Vorfilm zu „Liebling, ich<br />
habe die Kinder geschrumpft“ interpretiert Robie als Aufforderung an Kinder, sich maßlos Spielsachen<br />
aus „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ zu wünschen.<br />
Der Löwenteil der Kritik wurde den Filmen zuteil, die noch nicht zu Disney gehörten, nämlich den Star<br />
WarsFilmen. (Etwas bizarr, denn die StarWarsTrilogie ist mit einer FSKFreigabe ab 12 versehen.<br />
Robie benennt als vom Spielzeug bedrohte Kinder aber nur die Altersgruppe bis 12 Jahre.)<br />
So würden Kinder dank Droid und EwokSerie andauernd mit den Figuren der Filmreihe konfrontiert und<br />
so darauf gedrillt, die beliebten Figuren auch daheim besitzen zu wollen. Phillips schreibt dazu: „Der<br />
Sprecher der Lucasfilm Ltd – die Firma, die Krieg der Sterne produzierte – geht allerdings davon aus,<br />
dass die enorme Nachfrage nach Produkten, die sich auf diese Trilogie beziehen, letztlich auf die Qualität<br />
des Films zurückzuführen ist und nicht auf die massiven Werbekampagnen.“ (Wie der LucasfilmSprecher<br />
nun heißt oder welche Quellen Phillips benutzt, wird im Buch nicht geklärt.)<br />
Als erstes wirft er „Die Rückkehr der JediRitter“ „Hektik und Brutalität“ vor, was bei einem Film mit<br />
„Krieg“ im Titel wenig überraschen sollte. Yodas Lehren reduziert Phillips darauf, Gott mit der Macht<br />
gleichzusetzen, was Pantheismus wäre. „Yoda spricht nicht von der Nachfolge Christi, sondern empfiehlt<br />
Luke, sich auf sich selbst und die ihm innewohnende Macht zu verlassen, um Gutes zu tun. Auch das<br />
widerspricht der Lehre Gottes, denn Luke wird hiermit mit Gott gleichgestellt. Er soll seine<br />
Lebenssituationen ohne Gottes Hilfe meistern.“ Nicht nur, dass Luke seine Probleme ohne Gottes Hilfe<br />
meistern möchte, seine Kenntnisse der Macht bezeichnet Phillips zudem als Zauberei, eine der „elf<br />
verbotenen Praktiken“. Der Spruch „Möge die Macht mit dir sein“ wird mit einer Segnung gleichgesetzt.<br />
„Diese Filme haben einen enormen Einfluss auf unsere Jugend. Sie sehen den sanften Yoda, der Luke hilft,<br />
Gutes zu tun. Sie erkennen aber nicht die okkulten Philosophien, die Yoda vermittelt. Satan hat seinen Fuß<br />
in der Tür...“<br />
Es wäre sehr leicht, beide Werke als christliche Paranoia zu bezeichnen, als einen einmaligen<br />
Ausrutscher, den es vorher und nachher nie wieder gab. Nur stimmt das nicht ganz. Bei den Zeugen<br />
Jehovas gibt es noch immer einen strengen Blick auf das Kinderspielzeug, damit es nicht Gott betrübt.<br />
Auch wurden „Harry Potter“ und Pokemon als Einstieg in den Satanismus bezeichnet, ob nun von<br />
Journalisten und Buchautoren oder vom Comiczeichner Jack Chick. Ein wiederkehrendes Thema in<br />
Werken dieses Genres ist es, zu den Spielsachen der Vergangenheit zurückzukehren. Ein Teddy wäre nicht<br />
gewalttätig und eine Puppe könne kein Schönheitsideal auf kleine Mädchen projizieren. Außerdem würden<br />
diese realitätsnahen Spielsachen einem noch Dinge beibringen. Eine Puppe lehrt Verantwortung für das<br />
eigene Kind (warum auch immer ein Kleinkind das braucht) und ein Teddy lehrt, dass wilde<br />
25
Rezension<br />
Bären kuschelig und weich sind. Deshalb auch die Unterscheidung zwischen selbstbestimmten Figuren in<br />
klassischen Disneyfilmen und in Star Wars, obwohl sie sich streng genommen kaum unterscheiden. Denn<br />
anscheinend war bei Spielzeug früher alles besser und konnte nur ausgeglichene Christen fördern.<br />
Übrigens wurde bei Phillips Jahre später ADHS diagnostiziert (er schrieb mit seiner Frau das Buch<br />
„ADD: Welcome to Our World“ darüber) und Chick wird auf Wikipedia als evangelischer Fundamentalist<br />
bezeichnet.<br />
Selbst in klassischen Comics aus Entenhausen finden sich viele Ideen, die auch von Phillips und Robie<br />
angesprochen wurden. Barks' „Feldeinsamkeit“ (1947) berichtet, wie Donald auf den Vorschlag der<br />
Drillinge reagiert, im Kino einen Western zu sehen: „Das hab ich gern! Donnernde Hufe, rauchende<br />
Colts, Mord und Totschlag! All diese Gewalttätigkeiten in Film und Fernsehen sind der Grund dafür, dass<br />
die Tobsuchtzellen in den Irrenhäusern überfüllt sind.“ In „Der Supermensch“ (1949) lesen die Drillinge<br />
Comics über den titelgebenden Superhelden. Donald tut sie als „törichtes Zeug“ und „Unsinn“ ab und<br />
scheint zu glauben, dass die Drillinge die Geschichten für bare Münze statt für simple Unterhaltung<br />
nehmen. In beiden Geschichten wird Donalds Perspektive aber als die falsche dargestellt, am Ende der<br />
Geschichten lernt er eine Lektion.<br />
Dem gegenüber stehen andere BarksComics wie „Moderne Erziehungsmethoden“ (1947), in denen<br />
Donald versucht, mit dem Rohrstock den Drillingen Vernunft einzubläuen, während die drei ohne<br />
Drohungen durch den Rohrstock das Haus demolieren und Donald um sein Geld bringen. Gegen Ende<br />
behält keiner aus dem Hause Duck recht und Kindererziehung wird als das dargestellt, was es auch ist,<br />
nämlich verdammt schwierig.<br />
Es gibt keinen perfekten Weg, Kinder zu erziehen. Das weiß Donald und das wissen auch Phillips und<br />
Robie Jahrzehnte später. Phillips' Fazit lautet: „Ich sage nicht, dass ich richtig und alle anderen falsch<br />
liegen. Aber ich behaupte, dass sich viele haben täuschen lassen.“ Er gibt danach auch Tipps, die damals<br />
wie heute vernünftig sind: „Informieren Sie sich, was Ihre Kinder sehen.“ „Sprechen Sie mit Ihren<br />
Kindern über die Handlung, die vermittelten Werte und Verhaltensweisen.“ Solange die drei Ducks<br />
wissen, dass in den Comics nur Unterhaltung ist und dass die Gewalt in den Western kein vernünftiger<br />
Lösungsvorschlag sind, ist diese Unterhaltung harmlos.<br />
Und der vielleicht wichtigste Punkt: „Erkennen Sie die Verantwortung, die Sie als Eltern haben.“<br />
Lassen sich Phillips' Kritikpunkte auch auf EntenhausenComics anwenden? Verderben diese Comics<br />
unsere Kinder? Das wird sich an einigen Punkten entscheiden.<br />
Kinder wissen vielleicht nicht, dass es Zauberei nicht wirklich gibt. In den frühen GundelComics wird sie<br />
als Scharlatan gezeigt, so hat sie in „Der MidasEffekt“ eine Visitenkarte, BlendBomben und<br />
Verkleidungen, was gar nicht recht nach Magie klingen will. In „Glück und Glas“ verlässt sie sich völlig<br />
auf Instrumente, Vogelgesang und eine kleine Maschine, die sie am Handgelenk trägt. Erst ab „Anschlag<br />
auf den Glückstaler“ nutzt Barks die Gelegenheit, Dagobert gegen die übernatürlichen Fähigkeiten<br />
Gundels kämpfen zu lassen, was sich in den Comics bis heute etablierte. Damit verstößt Gundel<br />
inzwischen gegen einige der „elf verbotenen Praktiken“, die Phillips aufzählt und die allesamt okkult<br />
sind. Totenbeschwörung ist sogar das titelgebende Thema in „WuduHuduZauber oder Ein Zombie geht<br />
durch die Stadt“.<br />
Obwohl Zauberei in Entenhausen also offenbar nicht unmöglich ist, reagiert jeder Bürger so, als wäre sie<br />
es. Jungen Lesern wird gezeigt, dass es nicht normal ist, wenn eine Hexe Meteorite auf den Geldspeicher<br />
lenkt oder ein Zombie durch die Stadt geht. Dagobert lacht Gundel beim ersten Treffen aus und Donald<br />
reagiert ebenfalls verwundert auf seine abergläubischen Mitbürger. Phillips' Befürchtung, dass Magie als<br />
reizvolle Lösung aller Probleme gezeigt wird, trifft also zumindest in diesen Comics nicht zu.<br />
26
Rezension<br />
Gewalt ist auch nicht selten in Barks' Geschichten. Ob Dagobert nun Donald mit seinem Stöckchen<br />
verfolgt oder Donald die Drillinge mit einem Rohrstock, Gewalt wird oft angedeutet und in humorvollem<br />
Umgang auch oft gezeigt. „In jeder halbstündigen HeManFolge können 37 gewalttätige Szenen<br />
registriert werden, andere Serien bringen es auf 80 Gewaltaktionen in einer halben Stunde“, so Phillips.<br />
In „Der letzte Moribundus“ zähle ich 27 Gewaltakte auf 22 Seiten, ein namenloser Einseiter (im Original<br />
„Fractious Fun“) basiert sogar völlig darauf, dass Daisy als schlechte Verliererin Donald attackiert. In<br />
den meisten Fällen provoziert Gewalt in den Comics wie im echten Leben Gegengewalt, was unerfahrenen<br />
Lesern also direkt die Lektion zeigt, dass Gewalt sich nicht lohnt.<br />
Geldgier wird weder von Phillips noch von Robie als Gotteslästerung betont, dennoch sind Nächstenliebe<br />
und Geldspenden wichtige Pfeiler der meisten Religionen.<br />
In Entenhausen lebt die personifizierte Geldgier prominent auf einem Hügel und drängt sich in den<br />
Mittelpunkt zahlreicher Geschichten. Doch seine Gier wird nie als positive Charaktereigenschaft<br />
dargestellt: In „Der arme reiche Mann“ beschreibt Dagobert seinem Erbneffen die Vorteile und<br />
Annehmlichkeiten seines Vermögens, während er es alle halben Sätze vor Motten, Ratten, Spinnen und<br />
Panzerknackern schützen muss. In „Die Trommel des Bugubu“ springt Donald lieber in die Gumpe, als<br />
sich von Dagobert zum Geschäftsmann ausbilden zu lassen. Beide Geschichten zeigen den einfachen<br />
Mann Donald als Identifikationsfigur, der sich über die Marotten und Paranoia seines Onkels amüsiert.<br />
Umgekehrt wird Donalds Nächstenliebe, seine Spenden an Ärmere und das bekannteste christliche Fest,<br />
nämlich Weihnachten, als vorbildlich und immer lohnend gezeigt.<br />
Natürlich kann man schlecht für alle sprechen. Phillips wird kaum für alle Christen gesprochen haben und<br />
meine Interpretationen, was Phillips sagen würde, sind nur Interpretationen.<br />
Wäre Phillips zufrieden mit DisneyComics als KinderUnterhaltung? Magie wird kaum thematisiert, die<br />
meisten Comics behandeln Alltagsthemen oder Abenteuergeschichten, oft kann man sogar noch etwas<br />
dank der Handlung lernen. Manchmal sogar aus der Handlung: Die Hauptfigur handelt nicht immer<br />
richtig und aus fremden Fehlern lässt es sich gefahrloser lernen als aus eigenen.<br />
Oder um es mit Phillips' Worten zu sagen: „Das Ziel christlicher Eltern sollte nicht sein, perfekte Kinder<br />
zu erziehen, sondern vielmehr, sie in die Welt der Erwachsenen einzuführen, und zwar gesund, glücklich,<br />
kritikfähig und geistlich lebendig.“ Und bis auf den letzten Punkt, den ich nicht hundertprozentig verstehe,<br />
trifft das ja auf jede Familie zu, egal welchem Glauben sie angehört.<br />
Möge die Macht mit euch sein.<br />
27
Rezension<br />
Das atmosphärische Cover von DisneyZeichner<br />
Carpi verrät zwar wenig, aber „Walt Disney<br />
Fröhliche Weihnachten“ beinhaltet neun<br />
Geschichten aus allen möglichen Bereichen, ob<br />
nun Adaptionen von Cartoons, festliche<br />
Fortsetzungen von Spielfilmen oder komplett<br />
eigenständige Geschichten. Die dazugehörigen<br />
Illustrationen stammen von Federico Fiecconi,<br />
dessen eingefärbte Bleistiftzeichnungen ein<br />
wenig an den Stil der im XerosProzess<br />
animierten Zeichentrickfilme erinnern (zum<br />
Beispiel „101 Dalmatiner“, „Die Hexe und der<br />
Zauberer“, „Das Dschungelbuch“ und<br />
„Aristocats“).<br />
Eingeleitet wird der Band mit „DIE WERKSTATT<br />
DES WEIHNACHTSMANNS“, einer Adaption vom<br />
fast gleichnamigen Cartoon „Santa's Workshop“<br />
von 1932 und dem ein Jahr später erschienenem<br />
„The Night Before Christmas“. Die Geschichte<br />
erzählt, wie im hohen Norden Spielzeug für alle<br />
Kinder der Welt produziert wird. Nun, nicht ganz<br />
alle. Rudi wäscht sich die Ohren nicht, deshalb<br />
bekommt er nur ein Stück Seife.<br />
Disneys Fröhliche Weihnachten<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Nicht nur die Weihnachten auf dem Buchdeckel<br />
sind fröhlich, auch der Weihnachtsmann grüßt<br />
gut gelaunt den Leser, während seine vier<br />
Rentiere (Comet, Cupid, Donner und Blitzen<br />
machen wohl gerade mit Rudolph einen drauf)<br />
seinen Schlitten hoch über ein Einfamilienhaus<br />
ziehen. Fußspuren auf dem Dach und zwei<br />
lachende Kinder darunter zeigen, dass der<br />
Weihnachtsmann diesen Zwischenstopp schon<br />
hinter sich hat.<br />
Nachdem alle Spielsachen vom Weihnachtsmann persönlich kontrolliert wurden, liefert er sie aus.<br />
Nichts Neues, aber ein sehr angenehmer und altbewährter Anfang für eine Sammlung diverser<br />
Weihnachtsgeschichten.<br />
„DAS ENTLEIN UND DAS WEIHNACHTSFEST DER ARMEN KINDER“ verwandelt Carl Barks' Weihnachtscomic<br />
„Weihnachten für Kummersdorf“ in Prosa. Leider gelingen dem Übersetzer Hans Kägi in seiner deutsche<br />
Fassung nicht ganz die deutschen Namen des DuckClans. Trick und Track (Tick wird gezeigt, aber nie<br />
benannt) reden mit dem „kleinen Entlein“ (Daisy), die Mitglied im Entenclub (DamenKränzchen) ist.<br />
Gemeinsam besuchen sie den „Entenvater“, dem fünf Mark fehlen, um „seinen Enkelkindern“ ein Geschenk<br />
zu kaufen. Der „kleine Enterich“ geht zum „alten Enterich“ Onkel Dagobert, um ihn um Geld zu bitten „für<br />
die armen Kinder aus Entenhausen“. „Unser kleiner Entenmann“ überbringt den „Nichten und Neffen“.<br />
Die Jungs wollen „die jungen Murmeltiere“ versammeln lassen, „eine Entendame“ verkauft ihre<br />
28
Rezension<br />
Häkelarbeit, und „der Enterich“? Der muss sich an seinen glücklichen Vetter Heinrich (Gustav) wenden.<br />
Wie kann eine so gute Geschichte sich auf einmal so schlecht anfühlen?<br />
Die nächste Geschichte ist wieder leichtere Unterhaltung. „DER WEIHNACHTSBAUM VON AHÖRNCHEN<br />
UND BEHÖRNCHEN“ wurde geplündert von einem hungrigen Flughörnchen. Es hat sich verlaufen und ist<br />
auf die Hilfe von den beiden Backenhörnchen angewiesen, wieder seine heimische Höhle zu finden. Eine<br />
originelle Geschichte mit einem humorvollen Ende!<br />
In „DIE WEIHNACHTSNACHT“ begegnet ein Familienvater dem Weihnachtsmann beim abendlichen<br />
Rundgang. Den ernsthaften Mann erfüllt wieder kindliche Freude, was Übersetzer Hans Kägi auf eine<br />
klassische und sehr stimmungsvolle Weise ausdrückt. So wirkt die Geschichte von 1988 auf einmal<br />
mindestens so alt wie „Die Werkstatt des Weihnachtsmanns“ wenige Seiten vorher. Dabei basierte „Die<br />
Werkstatt des Weihnachtsmanns“ auf einen Cartoon von 1932, während „Die Weihnachtsnacht“ eine<br />
eigens für den Sammelband geschriebene Geschichte ist.<br />
„PLUTOS PULLOVER“ bildet im Buch die Mitte. Hier hat Kägi die Stadt Entenhausen in<br />
Anführungszeichen gesetzt (obwohl sie in „Das Entlein und das Weihnachtsfest der armen Kinder“ ohne<br />
Anführungszeichen genannt wurde), Micky und Minnie werden außerdem als „die zwei Mickymäuse“<br />
bezeichnet. Die Geschichte ist eine Adaption vom Cartoon „Pluto's Sweater“ (1949) und zeigt, wie Pluto<br />
zu Weihnachten einen von Minnie gestrickten Overall geschenkt bekommt, den er jedoch nicht ganz zu<br />
schätzen weiß. Ein wilder Mix aus Versteckspiel und Slapstick beginnt!<br />
„PETER PAN UND DER GERAUBTE WEIHNACHTSMANN“ ist leider nicht halb so unterhaltsam. Käpt'n Hook<br />
entführt den Weihnachtsmann und erpresst Peter Pan damit. Moment, sagte ich Käpt'n Hook? Laut Kägi<br />
ist das natürlich Kapitän Haken, der die Insel Nirgendwo ansteuert, um Peter Pan und die verirrten<br />
Kinder zu suchen. Verständlich. Wenn Peter Pan seine kleine Fee allerdings durchgehend mit Wendy<br />
anspricht, ist der Übersetzer dem Film wohl völlig aus dem Weg gegangen.<br />
Bei „MICKYS WEIHNACHTSERZÄHLUNG“ hingegen konnte man bei den Namen schlecht etwas falsch<br />
übersetzen, denn Ebenezer Scrooge und Bob Cratchit heißen die Figuren ja überall. Die Erzählung<br />
basiert auf dem Trickfilm „Mickey's Christmas Carol“ von 1983, der wiederum eine der vielen<br />
Adaptionen von Dickens' „A Christmas Carol“ ist. Hier wird die bekannte Geschichte auf nur zehn Seiten<br />
und knackiger Klassiker!<br />
29
Rezension<br />
zusammengekürzt, leidet darunter aber kein Stück. Ein kurzer und knackiger Klassiker!<br />
Eine eigene Story mit viel Slapstick kann „EIN UNFALL UND SEINE FOLGEN“ bieten. Darin hat der<br />
Weihnachtsmann einen kleinen Unfall in Goofys Haus und muss deswegen ihm und Micky das Ausliefern<br />
der letzten Geschenke überlassen. Ob sich Goofys Meinung, dass der Weihnachtsmann mit nur einem Tag<br />
Arbeit im Jahr zu beneiden wäre, bis zum Ende der Geschichte hält? Abgesehen davon, dass Micky<br />
während der ganzen Geschichte als „Mickymaus“ bezeichnet wird, ist die Geschichte sehr unterhaltsam!<br />
Wenn man ein Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen möchte, dann muss man ihm von mindestens<br />
einer guten Tat im Jahr berichten, so erzählt es Schneewittchen in „DIE SIEBEN ZWERGE UND DER BRIEF<br />
AN DEN WEIHNACHTSMANN“. Zum Glück haben alle Zwerge von einer guten Tat zu berichten. Alle<br />
Zwerge? Nein, ausgerechnet Brummbär weiß nicht recht, was er als gute Tat rechtfertigen kann. Doch<br />
Schneewittchen hat da schon eine Idee.<br />
In dieser letzten Geschichte fällt dank den Illustrationen schnell auf, dass keiner der Zwerge den richtigen<br />
Namen zugeordnet bekam. Der erste Dialog in der Geschichte stammt ausgerechnet vom sonst stummen<br />
Seppl, und Happy wird zwischendurch mit seinem italienischen Namen Gongolo beschrieben. Wenige<br />
Seiten weiter wird im Text beschrieben, wie Brummbär Chef mit einem Stein bewirft, weil er ihn für einen<br />
Wolf hält. Das Bild daneben zeigt aber Seppl, der Brummbär mit einem Stein bewirft. Eine Seite später<br />
wird Chef zum Fundament einer menschlichen Pyramide, im Text wird aber Schlafmütz genannt.<br />
Abgesehen davon hat der Sammelband sich nicht gerade die beste Geschichte für den Schluss aufgehoben.<br />
Es kommt zwar zu absurden Stunts, aber nicht annähernd so pointiert und zahlreich wie zum Beispiel in<br />
„Ein Unfall und seine Folgen“. Schade.<br />
An für sich sind die Geschichten unabhängig voneinander, aber als Leser bekommt man den Eindruck, den<br />
sehr langen WeihnachtsAbend mit dem Weihnachtsmann nachverfolgen zu können. Er wird immer<br />
kaputter, obwohl seine Tour so vielversprechend begann. In der letzten Geschichte taucht er nicht einmal<br />
mehr auf, nur noch von seinen Geschenken wird berichtet.<br />
Ein richtiges Juwel sind hingegen die<br />
Illustrationen von Federico Fiecconi, der seine<br />
Liebe zu Disney zu Papier brachte. Und bei den<br />
vielen Zeichnungen konnte er es sich auch nicht<br />
nehmen lassen, einige Anspielungen zu verstecken,<br />
die nicht aus dem Text stammen. So sind unter den<br />
Geschenken, die der Weihnachtsmann verteilt,<br />
auch Puppen von Micky und Donald. In Goofys<br />
Wohnzimmer hängt ein Bild von seinem alten<br />
Kumpel Maxi Smart an der Wand. Und der Knabe,<br />
der Goofy in derselben Geschichte mit einer<br />
Schleuder malträtiert, sieht seinem Sohn (zum<br />
Beispiel aus dem Cartoon „Fathers Are People“<br />
von 1951, „Father's Lion“ von 1952, „Father's<br />
Day Off“ und „Father's Weekend“ von 1953)<br />
verblüffend ähnlich.<br />
30
Rezension<br />
Zu keinem anderen Fest passt das Buch also so gut wie zu Weihnachten. Es vermischt Altes mit Neuem, ist<br />
nicht immer die anspruchsvollste oder gar intelligenteste Literatur, aber hat das Herz am rechten Fleck.<br />
Und wenn das mal nicht dem Geist der Weihnacht entspricht!<br />
<strong>31</strong>
Interview mit Paolo De Lorenzi<br />
VON MALTE MORGENSTERN<br />
EINLEITUNG: SPECTACULUS<br />
Paolo De Lorenzi ist bereits seit vielen Jahren Disney-Zeichner, aber erst seit einiger Zeit wird er etwas<br />
mehr wahrgenommen. Dazu beigetragen haben sicher die Tatsache, dass er eine DoppelDuck-Folge<br />
sowie einen von vier Teilen des „großen Rennens“ zeichnen durfte, in LTB 500 hat er zudem gleich<br />
noch eine weitere Story umgesetzt.<br />
Im Jahr 2016 erschien die 64seitige Geschichte „Il<br />
Principe Duckleto“ (auf Deutsch unveröffentlicht), eine<br />
ShakespeareParodie, in Topolino <strong>31</strong>84. Diese<br />
Geschichte wurde von den INDUCKSUsern mit einer<br />
überdurchschnittlichen Punktzahl von 7,3 Punkten<br />
bewertet. Wie schätzen Sie Ihre eigene Geschichte ein?<br />
Sie haben sie komplett gezeichnet und zudem den zweiten<br />
Teil selbst geschrieben.<br />
Es ist eine große Freude, dass diese Geschichte diese<br />
Bewertung erhalten hat. Ich persönlich fand es sehr<br />
schwierig, den Schlüsselhumor zu gewinnen, den Giorgio<br />
Salati fand, um eine Parodie auf Shakespeare<br />
anzufertigen, eine sehr schwierige Aufgabe, ich lachte<br />
viel, als ich sie zum ersten Mal las. Die Geschichte wurde<br />
vollständig von Giorgio geschrieben, sowohl im ersten<br />
als auch im zweiten Teil, ich erkannte „nur“ die<br />
Zeichnungen, es war sehr spannend, sich mit einer Säule der Literatur und des Theaters zu beschäftigen,<br />
die so wichtig war, dass in der Vergangenheit eine weitere Parodie auf diese Tragödie von Giovanni<br />
Battista Carpi angefertigt wurde, von dem ich das Glück hatte, ein Schüler zu sein.<br />
Sie haben bisher (Stand Mai 2018) zwei „DoppelDuck“-Geschichten geschrieben. DoppelDuck ist<br />
heute 10 Jahre alt und gehört zu den beliebtesten Nebenfiguren in Europa. Wie bewerten Sie den<br />
Agenten-Donald als Charakter?<br />
Doppelduck, DoubleDuck in Italien, ist ein guter Charakter und dieser Erfolg beweist es. Persönlich war<br />
es sehr lustig, die ihm gewidmeten Geschichten auch für die größere Freiheit zu zeichnen, die er bietet,<br />
indem er den Cartoons andere Ansichten als die Klassischen und Traditionellen gab. Außerdem enthalten<br />
die DoppelDuckGeschichten aus naheliegenden Gründen Actionszenen, die meine Favoriten sind.<br />
Vergessen wir jedoch nicht, dass er, auch wenn er das Kleid des Geheimagenten trägt, immer unser<br />
geliebter und unwiderstehlicher Donald Duck ist.<br />
In der Jubiläumsausgabe des LTB 500 erschien „La grande Corsa“ (dt.: Das große Rennen), eine<br />
verrückte Zeitreisegeschichte auf144 Seiten. Der Comic ist hier sehr gut angekommen — nicht zuletzt<br />
durch Ihren Anteil, den zweiten Abschnitt. Kannten Sie die Plots der anderen drei Teile oder haben Sie<br />
den vierten Teil ohne Vorkenntnisse gezeichnet?<br />
Ich zeichnete die zweite Episode, während der Bearbeitung war ich in Kontakt mit Alessandro Perina, der<br />
die erste Episode zeichnete, die die Bilder der Autos hatte, die in meiner Episode einen Schritt zurück in<br />
die Zeit mit den Enten machen und wir sie grafisch anpassen mussten, im Übrigen war die Handlung<br />
32
Interview mit Paolo De Lorenzi<br />
unabhängig, so dass ich arbeiten konnte, ohne die gesamte Entwicklung zu kennen.<br />
Wie sind Sie zu Disney Italia gekommen?<br />
1997 hatte ich die große Gelegenheit, an einem Cartoon und Illustrationskurs in Genua teilzunehmen,<br />
der von dem großen Giovan Battista Carpi organisiert wurde. Nach seinem plötzlichen Tod traf ich<br />
Andrea Freccero, den ich für meinen zweiten Meister halte und viel verdanke, ich fing an, einige Seiten<br />
von Andrea zu kolorieren, einige Geschichten von Andrea Ferraris ich erinnere mich an ein Cover von<br />
Enrico Faccini — dann wurde ich mit den ersten eigenständigen Comicseiten beauftragt, die ich im<br />
Januar 2001 erstellte, als ich mit Disney Italia zusammenarbeitete.<br />
Im Jahr 2007 erschien der Comic „Zio Paperone e il vortice del tempo“ (dt. als „Im Wirbel der Zeit“ in<br />
LTB Enten-Edition 40), geschrieben von Carlo Panaro und von Ihnen gezeichnet. Wie sind Sie an<br />
diese Aufgabe herangegangen? Schließlich ist der Comic eine Hommage an Großmeister Carl Barks.<br />
Ich erinnere mich gut an diese Geschichte voller Zitate aus den Geschichten von Barks, der bei dieser<br />
Gelegenheit Klavier spielt, geschrieben von Carlo Panaro. Ich versuchte, so viel wie möglich zu<br />
dokumentieren, um das Skript optimal zu nutzen. Wenn ich diese Geschichte heute wieder sehe, kann ich<br />
die Mängel sehen, aber ich sehe auch meine Begeisterung und viel guten Willen.<br />
Sie haben auch im Bereich „PK3“ gearbeitet und Geschichten über den neuen Phantomias und die<br />
Evrons gezeichnet. Würden Sie heute noch neue PKNA-Geschichten zeichnen?<br />
Natürlich, zeichnen der Abenteuer von Phantomias ist viel Spaß, sicherlich ist es ein Charakter, der noch<br />
viel zu sagen hat, die Autoren, die die Serie durchführen, sind sehr gut, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was<br />
mich in Zukunft erwartet. Wenn es passiert, würde ich, wie immer, versuchen, mein Bestes zu geben.<br />
Wie haben andere Zeichner — wie Scarpa, Cavazzano oder Carpi — Ihre heutige Arbeit beeinflusst?<br />
Wie ich bei anderen Gelegenheiten sagte, gibt es zwei Geschichten, die mir sehr am Herzen liegen, eine ist<br />
die Parodie auf „Krieg und Frieden“ [in LTB 122; original als „Guerra e pace“ in Topolino 1604; Anm.<br />
d. Red.], die von Carpi geschrieben und gezeichnet wurde, und die andere ist „Uncle Scrooge and the<br />
formula 1“, die von Cavazzano entworfen wurde, die mich schon als Kind inspiriert haben, als Einflüsse<br />
der italienischen DisneyDesigner neben Carpi und Cavazzano sicherlich auch Scarpa und Massimo De<br />
Vita, als ich begann, natürlich Freccero, aber auch Intini und Mastantuono. Dann gibt es sicherlich noch<br />
andere Vorschläge, die aus anderen Genres von Comics oder aus dem Kino für die Aufnahmen kommen<br />
können, alles, denke ich, wird durch meine Persönlichkeit gemischt und interpretiert.<br />
Du hast an einigen Teilen von Roberto Gagnors Kunstgeschichte-Serie mitgewirkt, einschließlich des<br />
ersten. Wie kam es dazu?<br />
Als ich das erste Skript zeichnete, wusste ich nicht, dass es eine Serie werden würde, erinnere ich mich,<br />
dass Davide Catenacci, Chefredakteur, mir sagte, dass es sich um eine heikle Geschichte mit wenig<br />
Sprache und einer bestimmten Sequenz handelte, die grafisch von prähistorischen Felsgraffitis inspiriert<br />
war, eine schöne Herausforderung. Dann kam die zweite Episode und die folgende, die Arbeit an diesen<br />
Geschichten war herausfordernd, aber auch lustig, die Kunstgeschichte hat mich schon immer fasziniert.<br />
33
Interview mit Paolo De Lorenzi<br />
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, einen Einseiter zu schreiben/zu zeichnen, oder hast du<br />
schon Einseiter geschrieben?<br />
Ich dachte mehrmals darüber nach, besonders in den ersten Tagen, als ich mich in der Redaktion<br />
präsentierte, hatte ich ein paar in sich geschlossene Seiten vorbereitet, die ganz von mir selbst bearbeitet<br />
wurden, ich wurde auch gedrängt, weiterzumachen, aber dann tat ich nichts, weil ich immer sehr mit dem<br />
Zeichnen beschäftigt war, auch im Laufe der Jahre bin ich mir immer mehr bewusst geworden, wie<br />
anspruchsvoll die Arbeit des Skriptschreibers ist, da ich sehe, dass es eine ebenso große Herausforderung<br />
für mich ist, Zeichner zu sein: Es ist okay, aber niemals nie sagen.<br />
Abschließend die klassische Frage: Micky oder Donald?<br />
Ehrlich gesagt weiß ich wirklich nicht, wen ich wählen soll, sie sind jetzt fast meine Freunde. In meinem<br />
Fall habe ich sicherlich mehr Geschichten in der Welt der Enten entworfen, die ich auch wirklich mag,<br />
Onkel Dagobert und Daniel Düsentrieb, aber auch Goofy oder Kater Karlo.<br />
Manchmal treffen sich diese Charaktere in besonderen Geschichten wie Donald Quest.<br />
Grüße an alle, wenn ihr über meine Arbeit auf dem Laufenden bleiben wollt oder sehen wollt, wie von Zeit<br />
zu Zeit ein paar Zeichnungen kommen: paolodelorenzi.tumblr.com.<br />
Vielen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit und Geduld, ich stehe Ihnen auch in Zukunft für jede<br />
andere Neugierde zur Verfügung.<br />
34
Rezension<br />
„Micky Holmes und Donald Watson“<br />
VON TOPOLINO<br />
In dem Band „Micky Holmes & Donald Watson“, welcher im<br />
Januar 2018 in der Egmont Comic Collection zum Neupreis von<br />
20€ (Deutschland) erschien, dreht sich alles rund um Parodien<br />
von Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv. Dass ich<br />
Detektivgeschichten mag und die neue BBCReihe „Sherlock“<br />
gesehen habe, ist Grund genug, hier einmal einen Blick zwischen<br />
die Buchdeckel zu werfen.<br />
Doch zunächst einmal bleiben wir beim Äußeren: Das Titelbild<br />
zeigt Micky Maus und Donald Duck in traditioneller Kleidung<br />
mit dem London des 19. Jahrhundert im Hintergrund.<br />
Bemerkenswert ist, dass Micky überhaupt auf dem Cover und<br />
sogar im Titel auftaucht, denn das ist bei den deutschen Disney<br />
Publikationen eine echte Seltenheit! Der Rest des Umschlags<br />
fällt dann im samtgrünen Kunstlederüberzug mit goldener<br />
Schrift eher schlicht aus, was meines Erachtens jedoch sehr zum<br />
Thema passt. Als der Band bei mir ankam, fiel jedoch auf, dass<br />
er etwas klein geraten ist – der direkte Vergleich mit der<br />
„Entenhausener Weltbibliothek“ bestätigt diese Vermutung: In<br />
der Tat ist er wenige Millimeter schmäler und niedriger.<br />
Der Band eröffnet mit dem fünfseitigen Artikel „SHERLOCKS ERBE“ von Wolfgang Fuchs (der Schreiber<br />
der „Entenhausener Geschichte(n)“ im TGDDSH), in dem er chronologisch auf die Historie des<br />
Krimigenres und insbesondere auf Doyles Holmes eingeht. Zwar war mir einiges neu, doch ich hätte mir<br />
gewünscht, dass er mehr auf die Geschichten des Buches einginge, denn das geschieht lediglich auf der<br />
letzten Seite in Form von Inhaltsangaben. Das ist mir leider etwas zu wenig. Aber dafür, dass der Rest<br />
informativ ist, gibt es von mir ein Gut.<br />
Die erste Geschichte des Bandes heißt „DAS ROTE ZIMMER“ von Salvatori/Intini und ist einziger Teil der<br />
„Serie“ „Aus den Tagebüchern der Daisy Holmes“. Wie der Titel bereits verrät, stellt das Werk eine<br />
direkte Parodie auf Doyles Roman dar. Doyle taucht hier sogar direkt auf, und zwar in Gestalt des<br />
Schuljungen Artie, den vor Daisy Holmes noch kein Lehrer ausgehalten hat... Positiv sind auf jeden Fall<br />
Intinis Zeichnungen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht so ... ähem ... ausgeprägt waren wie heute,<br />
negativ ist vor allem die erste Seite, die eine miserable Druckqualität hat, was leider häufig in ECC<br />
Bänden vorzukommen scheint.<br />
Außerdem ist bemerkenswert, dass ich den Abdruck dieser<br />
Geschichte lange vor Erscheinungstermin Jano Rohleder<br />
vorschlug, der jedoch nicht für die Ausgabe verantwortlich war.<br />
Umso glücklicher bin ich daher, dass es „Das rote Zimmer“<br />
dennoch in den Band geschafft hat, da es die meiner Meinung<br />
nach beste SherlockHolmesParodie im Lustigen Taschenbuch<br />
darstellt. Top–.<br />
35
Rezension<br />
Weiter geht es mit einer Geschichte, die ebenfalls direkt Sherlock Holmes parodiert und die ebenfalls seit<br />
über 20 Jahren nicht mehr in Deutschland veröffentlicht: „DER HUND VON BASKETVILLE“ von Vic<br />
Lockman und Tony Strobl hat mittlerweile bereits über 50 Jahre „auf dem Buckel“, erscheint hier jedoch<br />
in der neukolorierten Fassung. Fast meinte ich, es muss ein Irrtum vorliegen, dass die Zeichnungen von<br />
Strobl seien, da ich solche sauber und detailreich gezeichneten Bildchen selten von Strobl sehen kann.<br />
Doch auch die Handlung ist unterhaltsam und atmosphärisch, wenngleich die Identität des Verbrechers<br />
bereits früh feststeht. Daher gibt es insgesamt ein Gut.<br />
Die nächste Geschichte ist „DAS DETEKTIVSPIEL“, ein Achtseiter von Carl Barks, den ich tatsächlich noch<br />
nicht kannte, aber mit dem typischen BarksHumor aufwarten kann. Hier sind Tick, Trick und Track die<br />
Detektive, während Donald versucht, ihnen falsche Fährten zu legen. Insgesamt Gut+.<br />
Anschließend folgt mit dem „VERSCHWUNDENE[N] TEUFELSAUGE“ eine MickyMausGeschichte aus<br />
dänischer Produktion, in der Micky und Goofy zusammen mit (angeblichen) Nachfolgern von Sherlock<br />
Holmes für das Verschwinden eines Diamanten ermitteln. Dabei muss gesagt werden, dass die<br />
vorliegende Story eine der besseren EgmontMäuse ist, vor allem, da sie noch vor der Zeit des<br />
„Kaschperls“ geschrieben und von Ferioli schön umgesetzt wurde. Jedoch wirkt der Diebstahl des<br />
Diamanten an sich viel zu zufällig konstruiert, sodass ich beim Lesen dachte, die Zufälle seien vom Täter<br />
so ausgelegt worden – sind sie aber nicht! Wegen dieser Abstriche vergebe ich ein Gut–.<br />
In „DIE AUFSPÜRAGENTUR“ berichtet uns Gorm Transgaard, wie Donald dank eines Detektivbuches<br />
meisterhaft Fälle löst, bis er auf einer Feier des Bürgermeisters eingeladen wird, als er leider zuvor etwas<br />
vergaß ... was wohl? Da die Handlung sehr unoriginell aufgebaut ist, das Ende so vorhersehbar ist und ich<br />
kein großer Fan von Vicars Zeichnungen bin, stufe ich diese Story als Mittelmäßig ein.<br />
„DIE REISE NACH NO-ISTAN“ ist eine solide Abenteuergeschichte aus der Feder Paul Murrys, in der Micky<br />
und Goofy wieder einmal auf der Jagd nach einem Edelstein sind und dabei einige Hindernisse zu<br />
überwinden haben. Die Übersetzung stammt hier noch von der legendären Dr. Erika Fuchs. Stellenweise<br />
ist die Handlung fesselnd und spannend, am Ende wurde es mir jedoch etwas zu abstrus und einfach. So<br />
bleibt unterm Strich ein Gut.<br />
In „EIN FALL FÜR SHERLOCK BOHNS“ geht es schon wieder um den Fall eines verschwundenen<br />
Edelsteines, für welchen die Ducks den berühmten Meisterdetektiv aus der Vergangenheit holen. Dabei<br />
endet die Geschichte wieder mit einem interessanten Zeitparadoxon, wie es in vielen Geschichten auftritt:<br />
Sherlock Bohns wird nur deshalb Meisterdetektiv, weil Donald ihm eines seiner Bücher in die<br />
Vergangenheit mitgab, in denen seine Fälle geschildert sind. Insgesamt ganz nett, aber nicht mehr:<br />
36
Rezension<br />
Als nächstes folgt der 26Seiter „SHERGLUCK GOOF UND DER KICHERGEIST VON NOTTENY MOOR“ aus<br />
der USamerikanischen „Goofy Adventures“Heftreihe von den weniger bekannten Autoren Moore,<br />
Fugate und Mayer. Jedoch hat mich die vorliegende Geschichte sehr positiv überraschen können: Vor<br />
allem wäre hier der Kontrast zwischen düsterer Atmosphäre, die durch die Zeichnungen unterstrichen<br />
wird, und urkomischem Humor zu nennen. Allein die Namensgebung (Goofy als Shergluck Goof, Micky<br />
als Mr. Wattislos, Donald als Inspektor Laquacke) ist köstlich. Schade, dass der Übersetzer nicht bekannt<br />
ist. Weiterhin auffällig ist hier wohl der Tabubruch: Kater Karlo – oder Jacky Kater, wie er hier genannt<br />
wird – fällt am Ende einen Schacht hinunter und wird weder gerettet noch gibt er überhaupt irgendeinen<br />
Laut von sich.<br />
Die Zeichnungen sind auch ansprechend gestaltet, besonders die Schraffuren und die Perspektivwahl<br />
überzeugen. Jetzt will ich mehr von den Zeichnern lesen! Nach „Das rote Zimmer“ die beste Geschichte<br />
im Band. Gut+.<br />
„EIN MANN SIEHT ROT“ bildet den ersten Teil einer italienischen Serie „Elementare, Paperoga“ (also<br />
„Elementar, Dussel“) aus Geschichten von Gianfranco Cordara, in denen Hubert Bogart zusammen mit<br />
Dussel Duck ermittelt, hier speziell im Fall eines entführten Professors. Und ich muss mich wiederholen:<br />
Wieder sind hier Giorgio Cavazzanos Zeichnungen am besten, während die Handlung zwar interessant<br />
beginnt, aber im Verlauf immer weiter nachlässt. So wird der Entführte gar nicht clever befreit, sondern<br />
lediglich durch einen absurden Zufall, der dermaßen unlogisch ist, dass er meiner Meinung nach den<br />
gesamten Plot verdirbt: Mittelmäßig–.<br />
Anschließend wird uns mit „EIN MUSIKALISCHER<br />
FALL“ von Cal Howard und dem JaimeDiaz<br />
Studio eine weitere Erstveröffentlichung geliefert,<br />
diesmal aus der Reihe „Mickey and the Sleuth“<br />
(„Micky und der Detektiv“), die regelrecht in einem<br />
Paralleluniversum spielt: Außer Micky tauchen hier<br />
nämlich nur eigens für die Serie erschaffene<br />
Figuren auf, darunter unter anderem Sir Dionys,<br />
bei dem Micky wohnt, drei Verbrecher sowie der<br />
sympathische Professor Weinderl, der in einem<br />
solchen Dialekt „schwätzt“, dass – wette ich – ihn<br />
die Hälfte der Leser nicht verstehen wird. Die<br />
Übersetzung von Sergio Presta ist genial und schon<br />
allein deshalb lohnt die Geschichte. Die Handlung<br />
ist meines Erachtens zwar ordentlich, wenngleich<br />
sie auch auf 44 Seiten deutlich zu lange ausgewälzt wurde. Insgesamt jedoch auf jeden Fall ein Gut+.<br />
„EIN FALL FÜR GOOFY“ heißt die PaulMurryErstveröffentlichung im Band, die so unspektakulär ist, dass<br />
ich sie mittlerweile sogar bereits vergessen habe. Daher bewerte ich Lockmans Vierseiter nicht.<br />
Die längste Geschichte im Band trägt den Titel „DIE VERSCHWUNDENE ERBIN“ und stammt von Langhans<br />
und Pennati, wobei ich von letzterem noch nie etwas gehört habe. Sein Stil ist auch meiner Meinung nach<br />
nicht besonders herausragend, aber immerhin nett anzusehen. Zudem hat die Handlung auf den knapp 50<br />
Seiten genug Platz, um sich frei zu entfalten; die Tochter des „reichste[n] und einflussreichste[n]<br />
Anwalt[s]“ wurde hier entführt. Mir persönlich kam die Auflösung zu vorhersehbar, was jedoch auch<br />
daran liegen könnte, dass ich die Geschichte bereits gelesen hatte. Ansonsten unterhält sie Gut.<br />
37
Rezension<br />
„DER FLUCH DER CHEESEBURGERS“ sah ich und dachte, hier sei<br />
dem Übersetzer ein ähnlicher Fehler unterlaufen wie bei<br />
„Fliegende Onkels“, beide Plurale bildet man nämlich ohne „s“.<br />
Beim Lesen stellte sich jedoch heraus, dass der Titel doch legitim<br />
ist, da mit „Cheeseburgers“ hier die Sippe der Personen mit<br />
diesem seltenen Nachnamen gemeint war. Jedenfalls finde ich diese<br />
Geschichte um mysteriöse Begegnungen mit einem Monster<br />
überzeugender als die erste mit Basil, da sie vergleichsweise<br />
spannender und besser aufgebaut, wenngleich jedoch auch sehr<br />
kurz ist. Doch generell ist der Abdruck der beiden BasilStorys sehr<br />
lobenswert, man kann nur hoffen, dass auch noch weitere<br />
Abenteuer den Weg nach Deutschland finden werden! Gut+.<br />
Um meine Bewertung zu verdeutlichen, reihe ich nun sämtliche<br />
Geschichten nach ihrer Qualität:<br />
1) Das rote Zimmer<br />
2) Shergluck Goof und der Kichergeist von Notteny Moor<br />
3) Ein musikalischer Fall<br />
4) Der Fluch der Cheeseburgers<br />
5) Das Detektivspiel<br />
6) Der Hund von Basketville<br />
7) Die verschwundene Erbin<br />
8) Die Reise nach Noistan<br />
9) Das verschwundene Teufelsauge<br />
10) Die KorridoorAffäre<br />
11) Ein Fall für Sherlock Bohns<br />
12) Ein Mann sieht rot<br />
Insgesamt fällt nicht nur auf, dass die MausGeschichten mal wieder besser waren als die mit den Enten,<br />
sondern auch, dass sie hier nicht nur spärlich gesät, sondern in einem ausgewogenen Verhältnis zu den<br />
Duckcomics stehen: Von den 285 Comicseiten sind 134 mit Micky und seinen Freunden, wohingegen 135<br />
mit Figuren aus dem Entenuniversum bebildert sind und Basil auf 16 Seiten auftritt.<br />
Dieser bunten Mischung ist es zu verdanken, dass das Buch trotz des thematisch eingeschränkten Themas<br />
den Leser nicht langweilt oder ermüdet – ihm wird die ganze Zeit spannende Unterhaltung geboten. Aus<br />
diesem Grund ist dieser Band nicht nur denjenigen, die keine der Geschichten im Band kennen, die<br />
Mausfans sind, die mal wieder etwas von Basil lesen wollen, die eine Schwäche für Detektivgeschichten<br />
oder Sherlock Holmes haben oder die schlicht und ergreifend Komplettsammler sind, zu empfehlen,<br />
sondern auch allen anderen Personen, die diese <strong>Bertel</strong><strong>Express</strong>Ausgabe lesen.<br />
38
Rezension<br />
„Mickey’s Craziest Adventures“<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Die USamerikanische Heftreihe "Mickey's Quest" erschien monatlich vom Mai 1962 bis zum Februar<br />
1969. Zusätzlich zu den Geschichten im Heft fand der Leser auch je eine Seite der Fortsetzungsgeschichte<br />
"Mickey's Craziest Adventures", die von der ersten bis zur letzten Ausgabe andauerte.<br />
Die einfallsreiche Geschichte war lange Zeit verschollen, da sie außer in dieser inzwischen seltenen Reihe<br />
nie nachgedruckt wurde. Das heißt, nicht bevor die beiden ComicZeichner und Enthusiasten Lewis<br />
Trondheim und Nicolas Keramidas einen fast kompletten Satz auf einem französischen Trödelmarkt fanden<br />
und wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen konnten.<br />
Fast komplett ist etwas übertrieben: Von 82 Ausgaben haben sie nur 44 erwischt, die<br />
Fortsetzungsgeschichte hat einige Lücken. Auch nagte die Zeit an den Ausgaben: Die Seiten sind vergilbt<br />
und eine sogar angerissen. Dennoch lässt sich die Geschichte gut lesen und die Handlung halbwegs<br />
verfolgen.<br />
Soweit alles verstanden? Nein?<br />
Das ist auch egal, denn das haben sich Trondheim und Keramidas nur ausgedacht, um ihrer Micky<br />
Hommage eine realistische Hülle zu geben. Ihr gemeinsames Werk "Mickey's Craziest Adventures" ist<br />
quasi ein FoundFootageFilm unter den Comicheften.<br />
Dessen Handlung ist sehr fantasievoll: Während Micky auf der Jagd nach Kater Karlo und den<br />
Panzerknackern ist, haben diese eine Verkleinerungsmaschine von Daniel Düsentrieb gestohlen und sich<br />
mit Dagoberts Vermögen aus dem Staub gemacht. Donald und Mickys Wege kreuzen sich bald, und<br />
gemeinsam entdecken sie planetenzerstörende Meteoriten, fliegende Pilze und unterirdische Städte. Ob die<br />
beiden das Chaos richten können und das Geld unbeschadet zurück nach Entenhausen bringen können?<br />
39
Rezension<br />
Trondheim und Keramidas sind enorme DisneyFans und haben zahlreiche Entenhausener Figuren<br />
auftreten lassen und sich über einige Klischees der DisneyComics amüsiert.<br />
Schon alleine das ungleiche Duo Micky und Donald sind heute selten in gemeinsamen Geschichten zu<br />
sehen. In den Cartoons war Donald schon im Jahr seines ersten Auftritts schon an Mickys Seite zu sehen<br />
(„Orphan's Benefit“, auf Deutsch „Die Kindervorstellung“, 1934), allerdings wurden diese animierten<br />
Begegnungen nach 1950 seltener. Während der Sechziger gab zwar keinen Cartoon mit Micky und<br />
Donald, aber dafür einige Menge Comics von Paul Murry und Jack Bradbury, welche die Grenzen<br />
zwischen dem Maus und dem EntenUniversum verschwimmen ließen. Micky als gutherziger Abenteurer<br />
und Donald als vorsichtiger Egoist ergeben ein unterhaltsames Duo, das die eigentliche Geschichte<br />
manchmal zweitrangig macht.<br />
Zusätzlich zu den beiden Hauptfiguren (von denen seltsamerweise nur Micky im Titel genannt wird)<br />
tauchen noch jede Menge Nebenfiguren aus beiden Universen auf. Neben den bekannten wie Dagobert<br />
und Goofy, Daisy und Minnie sowie Gustav und Pluto auch noch Daniel Düsentrieb und Professor<br />
Wunderlich, sogar das Fähnlein Fieselschweif und Kommissar Hunter. Jeder hat seinen kleinen bis<br />
großen Auftritt, alle sind sinnvoll in die Handlung eingewoben und haben nicht nur kurze Gastauftritte.<br />
Sehenswert ist deren Umsetzung im dynamischen Zeichenstil von Karamidas, der etwas zu modern für<br />
einen USamerikanischen Comic aus den Sechzigern ist. Neben Comics von Strobl, Murry und auch Barks<br />
würden die Zeichnungen von Karamidas auffallen mit ihren ungleich großen Augen und verzerrten<br />
Perspektiven. Das wiederum macht die Geschichte optisch schneller und interessanter als einige<br />
Geschichten aus den Sechzigern.<br />
Mit Unterstützung von Brigitte Findakly wurden die Comics auf alt getrimmt: Fleckige Seiten und<br />
verschmierte Farbaufträge, wenige Abstufungen und leichte Farbstiche helfen alle dabei, den Band älter<br />
aussehen zu lassen, als er in Wirklichkeit ist. Bei einer Seite fehlt beim Schlussgag ein Stück Seite, was<br />
unter Umständen einen Disneyuntypischen FäkalienGag versteckt.<br />
Zwei Anachronismen schaffen es aber, die Fassade des SechzigerJahreComics zu durchbrechen:<br />
Professor Wunderlich spricht von der Theorie, dass Dinosaurier Federn hatten (eine These, die erst in den<br />
Neunzigern dank neuer Funde an Belegen gewann), nur ein Bild weiter spricht er von Handys (dieses<br />
wurde auch erst in den Neunzigern verbreitet). Zwar ist Wunderlich ein talentierter Wissenschaftler und<br />
Erfinder, aber Zeitreisen beherrscht er nicht.<br />
40
Rezension<br />
Generell konnte das ZeichnerDuo die Chance nutzen,<br />
die Figuren ein wenig durch den Kakao zu ziehen. In<br />
Mickys Kleiderschrank sind nur kurze Hosen zu sehen<br />
(obwohl er in den Sechzigern schon lange Hemd und<br />
Hose trug), Donald und Micky stoßen andauernd auf<br />
vergessene Zivilisationen und antike Dörfer und<br />
Dagoberts Geiz treibt unerwartete Blüten.<br />
Dadurch, dass die gesammelten Onepager nicht<br />
komplett sind, springt die Handlung von Ort zu Ort,<br />
was sie noch etwas absurder wirken lässt. Die Lücken<br />
lassen sich dank EpisodenNummern zwar problemlos<br />
erkennen, aber manchmal bekommt man doch das<br />
Gefühl, dass Trondheim es sich ein bisschen einfacher<br />
damit gemacht hat, nicht jede Situation auflösen zu<br />
müssen.<br />
Meistens erreicht dieser Aufbau aber genau das,<br />
weswegen er wahrscheinlich auch eingebaut wurde:<br />
Durch kleinere und größere Lücken mit je einem Gag<br />
am Ende der Seite fühlt man sich an die Zeitungsstrips<br />
von Gottfredson und an die Fortsetzungsgeschichten<br />
alter „Micky Maus“Ausgaben erinnert. Gerade<br />
ComicSammler werden solche Lücken kennen.<br />
Insgesamt ist die MickyHommage von Trondheim und<br />
Keramidas sehr liebevoll gemacht und humorvoll. Mit<br />
dem recht hohen Preis der deutschen Ausgabe bietet<br />
sich der Band geradezu als Geschenk an, allerdings<br />
nur für Fans: Obwohl viele Figuren auftauchen, wird<br />
kaum eine davon näher erläutert. Ein Kaffeetisch<br />
Buch ist „Mickey's Craziest Adventures“ also nicht.<br />
41
Kritik<br />
Castys Darkenblot — Eine Kritik in drei Akten<br />
VON HUWEY<br />
PROLOG:<br />
Über Casty lässt sich viel schreiben. Nicht<br />
umsonst sind sechs der 33 M.O.U.S.E.Rezension<br />
über ihn – das sind mehr als von irgendeinem<br />
anderen Autoren. Der Grund dafür ist so simpel<br />
wie aussagekräftig, denn Castys Geschichten sind<br />
einfach anders. Sie sind besser geschrieben, sie<br />
sind tiefgründiger, sie äußern Gesellschaftskritik<br />
und sie bewegen den Leser. Als ganz besondere<br />
Serie ist da wohl die DarkenblotTrilogie<br />
hervorzuheben. Denn sie ist ein 454seitiger Epos,<br />
der es Wert ist, hier eine ausführliche Besprechung<br />
zu bekommen. Um dem Leser erst einmal einen<br />
Überblick über die Handlung dieses Monstrums zu<br />
geben, fangen wir mit einer Rückblende an.<br />
1. AKT: DIE HANDLUNG<br />
Die erste Geschichte „Darkenblot: Die Zukunft<br />
hat begonnen“ startet mit Micky, der eigentlich<br />
aus seinem Europaurlaub zurückkommen will,<br />
aufgrund einer technischen Störung allerdings<br />
einen Zwangsaufenthalt in Avantgarde City, der<br />
selbsternannten „Stadt der Technik“ machen muss<br />
(die Stadt hat komischerweise mehrere Untertitel,<br />
„Die Stadt der Roboter“ heißt es noch im<br />
Inhaltsverzeichnis). Mickys Aufenthalt verlängert sich, als er am Flughafen um seine Tasche beraubt wird.<br />
Doch keine Sorge: in der Stadt der Zukunft sind natürlich direkt die PolizeiRoboter zur Stelle, die<br />
sogenannten „Schubots“. Leider müssen diese aber auf die drei Gesetze der Robotik hören, die besagen,<br />
dass Roboter einem Lebewesen etwas zuleide tun dürfen, sie müssen aber auf jegliche Anweisungen von<br />
Lebewesen hören, solange das nicht dem ersten Gesetz zuwiderläuft. Das dritte und letzte Gesetz besagt,<br />
dass Roboter sich verteidigen dürfen, wenn ihre Existenz bedroht ist, solange das nicht den ersten beiden<br />
Gesetzen widerspricht. Deswegen dürfen die Roboter den Gauner nicht zwingen sich festnehmen zu<br />
lassen. Zum Glück gibt es aber auch noch menschliche Polizisten, die Micky in dieser Instanz helfen<br />
können. In einer nicht durchdachten Aktion springt Micky dem Dieb in den Rücken und schmeißt ihn auf<br />
den Boden. Zwar kann der Polizist ihn so festnehmen, Mickys waghalsiger Sprung wird von den Schubots<br />
allerdings als Straftat bewertet, schließlich verletzt er den Räuber. Micky kommt also erstmal mit auf die<br />
Streife, wo der Richter die ganze Sache klären wird. Dieser kann sich allerdings nicht zwischen schuldig<br />
und unschuldig entscheiden.<br />
Spulen wir sechs Wochen zurück: Das schwarze Phantom ist um diese Zeit aus dem berühmten Gefängnis<br />
Alkaselz ausgebrochen und das nicht unspektakulär. In monatelanger Arbeit baute er sich einen Roboter<br />
namens Darkenblot zusammen, mit dem er einen bemerkenswerten Abgang hinlegt.<br />
Zurück in der Gegenwart begibt sich Micky mit Komissar Zark auf die Suche nach Robotern, die<br />
Menschen ausrauben, was eigentlich aufgrund der drei Gesetze der Robotik undenkbar ist. Schnell finden<br />
sie heraus, dass mehr dahintersteckt als nur das offensichtliche – das schwarze Phantom hat sich in den<br />
Katakomben von Avantgarde City eine geheime Zentrale aufgebaut, aus der er als Darkenblot seine<br />
42
Kritik<br />
Roboter steuern kann. Der renommierte Roboterbauer Peer Perofrma scheint mit ihm unter einer Decke<br />
zu stecken. Und dann gibt es noch ein großes Event, dass am nächsten Tag passieren soll, bei dem<br />
Avantgarde City in Robopolis umgenannt werden soll und zu dem die mächtigsten Männer der Welt<br />
eingefolgen wurden…<br />
Der zweite Teil „Darkenblot 2.0 – Regeneration“ handelt vom Wahlkampf zwischen dem amtierenden<br />
Bürgermeister Persis und dem Großindustriellen und Superreichen Max Mich, der komischerweise<br />
ziemlich verquere Körperproportionen hat. Micky wird ursprünglich von einem obskuren Professor nach<br />
Robopolis geholt, bleibt dann aber aufgrund der bevorstehenden Wahl und verschiedenen Angriffen des<br />
Darkenblots. Wegen einiger Komplikationen wird Micky auch noch von der Polizei und deren<br />
Hauptkomissarin Lara B. Lond gesucht. Zum Glück findet er Unterschlupf bei seinen Freunden von der<br />
alten Robopolischen Polizei, die ihm auch in der ersten Episode schon helfen konnten. Zudem gibt es da<br />
noch eine Geheimorganisation mit dem Namen „KRR“. Wofür das steht, muss Micky auch erstmal<br />
herausfinden.<br />
Zwischen Episode zwei und drei gibt es auch noch zwei Zwischensequenzen, einmal „Darkenblot 2.1 –<br />
Neue Kräfte“ und „Darkenblot II – Die Rückkehr“. In 2.1 geht es um Micky und Minnie, die eigentlich auf<br />
die Mahamas fliegen wollten, jetzt aber wegen erneuten Anschlägen des Darkenblots nach Robopolis<br />
müssen. Wieder einmal kann der Bürgermeister nicht für Sicherheit sorgen, weshalb ein witerer<br />
Großindustrieller, der Peer Performa nicht unähnlich ist, seine sogenannten „Grrrüstungen“ vorstellt.<br />
Diese fördern agressives Verhalten, was die Bürger vor dem Darkenblot schützen soll. Leider bewirken sie<br />
das komplette Gegenteil, denn die Brutalos in den Grrrüstungen bauen ein autoritäres System auf, in dem<br />
jeder auf sie hören muss. Außerdem besitzt das Phantom mittlerweile wohl einen Teletransporter, mit dem<br />
es sich durch die ganze Stadt beamt.<br />
„Darkenblot II“ ist nur ein kurzes Intermezzo, in dem Micky und Minnie „Regeneration“ auf der großen<br />
Leinwand anschauen. Der Unterschied: Minnie wurde von der Drehbuchautorin Daisy in den Film<br />
reingeschrieben, was für eine lange Diskussion zwischen Micky und Minnie sorgt, während Top Kruse, der<br />
Micky spielt, auf der Leinwand in Blockbustermanier das Phantom niedermetzelt.<br />
Kommen wir nun zur finalen Geschichte dieser Trilogie: „Darkenblot 3 – Nemesis“. „Nemesis“ spielt<br />
nicht, wie die ihm zuvorkommenden Episoden, in Robopolis, sondern in der japanischen Stadt Miraitoshi,<br />
in der dieses Jahr die Technologieweltausstellung stattfindet. Dort angekommen findet Micky ein<br />
draufgängerisches Superheldenteam aus Robopolis auf, das ihn für altbacken und spießig hält. Ein<br />
weiterer Teil dieser Ausstellung ist ein Museum, in dem alte Roboter stehen, unter anderem auch<br />
neuronale. Das Prinzip dieser ist nicht anders als das künstlicher Intelligenzen, sie lernen durch äußere<br />
Einflüsse. Im DarkenblotUniversum wurden diese von einem gewissen Professor Nobuo erfunden, der in<br />
den 80erJahren die Insel „Roboterama“ gründete, auf der sich zahlreiche solcher neuronaler Roboter<br />
tummelten, die aber am Tag der Öffnung für Publikum unterging, als der eigentlich stille Vulkan auf der<br />
Insel erneut ausbricht. Nobuo gibt seinem Ingenieur Kuku, dem jetzigen Bürgermeister von Miraitoshi, die<br />
Schuld dafür, da dieser die Berechnungen am Vulkan durchführte. Zudem zieht sich Nobuo nach dem<br />
Scheitern seines Projektes zurück und führt ein von der Realität abgeschottetes Leben. Eines Tages wird er<br />
von einem Piraten namens Lingel und einem mysteriösen anderen Besucher heimgesucht, von dem wir<br />
noch nicht wissen, wer es ist. In Miraitoshi greift nun, ein paar Monate später, während der Ausstellung<br />
das schwarze Phantom in seiner DarkenblotRüstung an. Zwar kann er in seine Schranken verwiesen<br />
werden, dennoch steckt mehr dahinter. Micky begibt sich mit dem Superheldenteam aus Robopolis auf die<br />
Suche.<br />
43
Kritik<br />
2. AKT: ANALYSE<br />
Der Werdegang dieses Epos‘ ist beeindruckend:<br />
schon 2004 hatte Lorenzo Pastrovicchio die Idee, das<br />
schwarze Phantom etwas umzustülpen, um es einer<br />
neuen Generation an Lesern zugänglicher zu<br />
machen. Man muss dazu sagen, dass es die<br />
moderneren Geschichten mit dem Phantom, in dem<br />
es eine komplexe Beziehung mit Micky hat, im Jahr<br />
2004 noch nicht gab. Das Ende der 90er und der<br />
Anfang der Nuller Jahre markierten einen Wandel –<br />
nicht nur in den bekannten dänischen „Kurzhosen<br />
Geschichten“, sondern auch in Italien. Die Storys<br />
wurden durchdachter, tiefgründiger, und versuchten<br />
die Entenhausener Charaktäre zu durchleuchten und<br />
weiter zu entwickeln. Beispiele dafür sind „Im<br />
Strudel der Zeit“ oder auch „Villa der<br />
verschwundenen Dinge“, die an anderer Stelle schon<br />
in die Höhe gelobt worden sind. Hervorgehoben sei<br />
hier noch „Wer Ohren hat zu hören“, hier wird das<br />
Phantom unterschwellig sympathisiert und nahbarer<br />
gemacht. Den Großteil der Geschichte verbringt<br />
Plattnase ohne seine typische schwarze Kutte. Bei<br />
Egmont scheint man diese Entwicklung kritisch zu<br />
sehen – laut interner Regelung der ECN (Egmont<br />
Comic creatioN) darf das Phantom angeblich nicht<br />
ohne Maske auftreten. Vielleicht will Egmont damit<br />
eine Vermenschlichung vorbeugen, die auf jüngere Kinder eventuell einschüchternd oder zu komplex<br />
erscheint im Gegensatz zu der schwarzweißen Darstellung der Beziehung zwischen Micky und Plattnase.<br />
Dies führt im deutschen teilweise zu sehr abstrusen Fällen. In der großartigen Geschichte “Komissar<br />
Issels lange Nacht“, geschrieben von Tito Faraci, dem Meister eben jener intercharaktären Beziehungen,<br />
wurde Plattnase schwarz retuschiert, damit die Darstellung nicht mit dem in Deutschland herrschenden<br />
Bild des Phantoms kollidiert. Heutzutage wird so etwas zum Glück gelassen.<br />
Lorenzo Pastrovicchios neues Phantom würde sich in diese Serie an tiefgründigen Geschichten perfekt<br />
einreihen, doch wurden seine Skizzen zu „Darkenblot“ nie beachtet. Aus diesem Grund fertigte er<br />
zwischen 2010 und 2011 drei verschiedene Testpaneele an, um die TopolinoChefredakteurin Valentina De<br />
Poli und ihren Stab an Redakteuren davon zu überzeugen, eine ernsthafte Ausarbeitung der Idee in<br />
Betracht zu ziehen. Hier kommt Casty ins Spiel: er zeigte sich direkt interessiert an Pastrovicchios Idee<br />
und fing an ein Skript für „Darkenblot“ zu schreiben, das im Gegensatz zu den ursprünglich geplanten<br />
vier Episoden gerade einmal drei beinhaltete. Laut Davide Catenacci, einem Redakteur des „Topolino“,<br />
machte dies die Geschichte „rationell organisierter und strukturierter“. Als weiteres Merkmal sei hier<br />
noch hervorgehoben, dass man Darkenblot immer wieder benutzen könnte, um dem ewigen Kampf<br />
zwischen Micky und Plattnase einen neuen Anstrich zu verleiehen. Casty schrieb seine Geschichten<br />
innerhalb eines strengen narrativen Rahmens, so dass die Geschichten mit dem Darkenblot in einem Kreis<br />
bleiben, so wie alle DisneyComics. Zwar sind bisher „nur“ drei Episoden herausgekommen, doch ist das<br />
Ende der letzten offen, so kann immer noch etwas kommen.<br />
44
Kritik<br />
Interessant sind auch die drei Gesetze der Robotik, die im ersten Teil genannt werden – diese wurden von<br />
Isaac Asimov erfunden, einem russischamerikanischen Biochemiker und ScienceFictionSchriftsteller. In<br />
der deutschen Übersetzung zu Darkenblot wurden die Worte Asimovs allerdings etwas abgeändert,<br />
während es im Original noch hieß „1.) Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch<br />
Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird. 2.) Ein Roboter muss den<br />
ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel<br />
eins kollidieren. 3.) Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel<br />
eins oder zwei kollidiert.“, so steht im LTB Premium #17 folgendes: „1.) Ein Roboter darf einem<br />
Lebewesen unter keinen Umständen Schaden zufügen. 2.) Roboter haben Menschen uneingeschränkt zu<br />
gehorchen. Es sei denn, deren Anweisungen verstoßen gegen das erste Gesetz. 3.) Roboter dürfen sich<br />
verteidigen, wenn ihre eigene Existenz bedroht ist. Es sei denn, das liefe den ersten beiden Gesetzen<br />
zuwider.“ Ich mutmaße einfach mal, dass dieser Entscheidung die Zugänglichkeit der Geschichte zu<br />
Grunde lag.<br />
3. AKT: REZENSION<br />
Alle drei Episoden von „Dakenblot“ sind sehr dich erzählt und stehen älteren Meisterwerken in keinerlei<br />
Hinsicht nach. Es gab allerdings doch einige Sachen, die mich mehr als nur verwundert zurückgelassen<br />
haben. Zuerst ist da wohl die Rolle Minnies in der zweiten Episode und „Darkenblot II – Die Rückkehr“.<br />
Minnie scheint sich hier zu einer eifersüchtigen und unausstehbaren Person verwandelt zu haben. Ihre<br />
gesamte Präsens in „Darkenblot“ beruht darauf, dass sie und Micky sich eine Verfilmung des ersten<br />
Abenteuers anschauen, in der der MickyDarsteller Top Kruse (Topolino ist der italienische Name von<br />
Micky Maus und bedeutet ebenso Mäuschen) zu Ende des Filmes Sara Saturn küsst, eine Bekannte Mickys<br />
aus Robopolis. Minnie behauptet daraufhin, ihr öffentliches Image sei zerstört, während andauernd<br />
Machos durchs Bild laufen, die Micky zu seinem Kuss mit dem „heißen Feger“ Sara Saturn<br />
beglückwünschen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll. Erstmal ist es doch eine<br />
Unverschämtheit, so ein stereotypisches Bild von Männern zu zeichnen, die in Castys verquerem Weltbild<br />
anscheinend nur von der Seite pfeifende und oberflächliche Machos sind. Und ich dachte, wir hätten die<br />
Zeiten, in denen Daisy als mansomnische Hardcorefeministin mit der Bratpfanne in der Hand die drei<br />
Chauvis Donald, Dussel und Dagobert jagend durch Guido Martinas Entenhausen lief hinter uns<br />
gelassen! Noch viel schlimmer als diese verallgemeinernde Darstellung des modernen Mannes ist<br />
45
Kritik<br />
allerdings Minnie. Es wurde ja schon von einigen<br />
Fans in diversen Foren hervorgehoben, dass Casty<br />
Minnie des öfteren als eifersüchtiges Kleinkind<br />
darstellt. In „Die Schatten der Finsternis“ (I TL<br />
<strong>31</strong>462) zum Beispiel, in dem sie sich zuerst mit<br />
dem altbekannten Lover Mortimer einlässt und<br />
dann bildsprachlich auf Händen und Füßen zu<br />
Micky zurücksucht, nachdem der sich als mutiger<br />
herauststellte. Ich weiß nicht ob Casty damit<br />
irgendeine Geschichte aus seiner Jugend<br />
verarbeitete, jedenfalls befindet sich Herr Castella<br />
damit auf einer Linie mit der Darstellung Minnies<br />
des Mouseman Floyd Gottfredson. Diesem sei es<br />
jedoch hier verziehen, schließlich war das noch<br />
eine andere Zeit.<br />
Machen wir hier einen Schnitt und kommen auf<br />
Darkenblot zurück, die hier gezeigte Minnie toppt<br />
nämlich alles, was wir bisher von ihr gesehen<br />
haben. Nicht nur beschwert sie sich über Mickys<br />
fiktiven Kuss mit Sara Saturn, nein, sie bittet<br />
Micky auch noch um ein Autogramm von Top<br />
Kruse, nachdem sie mit Micky fast Schluss<br />
gemacht hat. Was bitte hat sich Casty hierbei<br />
gedacht? Seine Vostellung von Frauen scheint fast<br />
aus r/redpill kopiert zu sein, was soll denn das? Es<br />
ist doch genau dieser Alltagssexismus, der diese<br />
unsere Gedanken und unsere Gesellschaft vergiftet, und ich hätte im Jahre 2013 ehrlich gesagt einen etwas<br />
differenzierteren und sensibleren Umgang mit so einem heiklen Thema erwartet. Doch auch hiermit ist es<br />
nicht genug, tatsächlich wird Minnie in der dritten Episode so dargestellt, als ob sie es genießen würde, dass<br />
Micky keinen Spaß hat und zuhause bleibt anstatt wie sie Spaß zu haben und in den Urlaub zu fliegen. Ich<br />
lasse das jetzt einfach mal so stehen, man soll davon denken was man will, aber ich verstehe wirklich nicht<br />
was das ganze soll, denn auch erzähltechnisch macht das überhaupt keinen Sinn und gibt der Story keinen<br />
Mehrwert oder entwickelt sie wenigstens weiter, nein diese kleinen Szenen scheinen keinen Sinn zu<br />
verfolgen, sondern einfach nur so eingestreut zu sein.<br />
Das mag jetzt vielleicht etwas negativ wirken, das Genie und den unglaublichen Esprit, den diese<br />
Geschichte aber inne hat, will ich überhaupt nicht abstreiten. Ja, soviel schlechtes ich auch zu sagen habe,<br />
soviel gutes gibt es auch an dieser Geschichte. Ziemlich gut fand ich es zum Beispiel, wie Casty die<br />
japanische Mythologie in sein Werk eingebunden hat. Allgemein gefällt mir der dritte Teil der Saga um<br />
einiges mehr, als die ersten beiden. Nicht nur ist Nemo als Gegenspieler interesanter als immer nur der<br />
Darkenblot/das schwarze Phantom, sondern auch die Fragen die diese Story stellt sind tiefschürfender.<br />
Über allem steht da wohl „Schadet es uns künstliche Intelligenzen zu entwickeln, oder bringt es uns<br />
ausschließlich Vorteile?“ Casty nähert sich dieser Frage auf eine sehr interessante Weise; während die<br />
meisten Leute, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben die erste Antwort auf die Frage<br />
bevorzugen, so gibt Casty uns einen neuen Ansatz: „ist es überhaupt moralisch, KIs daran zu hindern zu<br />
existieren? Denn irgendwie sind sie ja auch Lebewesen, sie lassen sich schließlich erziehen und können<br />
Gefühle haben.“ Darüber, ob sie Gefühle haben, lässt sich natürlich streiten, Nemo scheint aber welche zu<br />
haben, sonst würde er keinen Hass gegenüber seinem Erschaffer spüren. Wo wir schon dabei sind, die<br />
Spielerei mit den Namen gefällt mir auch sehr gut, auch wenn ich es ein bisschen unnötig finde, dass in der<br />
46
Kritik<br />
Geschichte selber zu erklären, wie es hier gemacht wird. Der Name „Nemesis“ zeigt die Entfremdung, die<br />
bei einer nüchternen Betrachtung unserer Gesellschaft ziemlich angebracht ist.<br />
Nemesis beschreibt in der griechischen Mythologie den gerechten Zorn, das ausgleichende Böse<br />
sozusagen. Nemesis ist so im Prinzip das Gute, welches die Ungerechtigkeit, Hedonismus, etc. der<br />
Menschen ausgleicht. Casty schafft hiermit Parallelen zu SteampunkMeisterwerken wie „Blade Runner“<br />
oder Ähnlichen. Auch wenn ich persönlich hier nicht die Ansicht teile, dass Künstliche Intelligenzen als<br />
funktionierende Mitglieder unserer Gesellschaft angesehen werden sollten, ist das ein nachvollziehender<br />
Gedankengang. Wenn aber Nemesis in echt „gut“ ist, wieso bekämpft der Held Micky ihn dann? Und jetzt<br />
wird es erst recht spannend, wie ich finde. Ich glaube, dass Casty uns eben doch sagen möchte, dass die<br />
Menschen ihre Probleme selber lösen müssen. Es wird keine Maschine geben, die das Denken für uns<br />
übernehmen wird.<br />
Ich denke, es ist hier auch an der Zeit, diese Analyse abzuschließen. Darkenblot ist eine großartige<br />
Geschichte, die sowohl auf erzählerischer Perspektive, als auch im Subtext auf einer bedeutungsvolleren<br />
Ebene sehr gut ist. Casty schafft es (mal wieder), einem DisneyComic einen inhaltsvollen Kern zu geben,<br />
der sehr vielseitig ist und viele Facetten zeigt.<br />
47
Interview mit Andrea Castellan<br />
VON MALTE MORGENSTERN, HERRN DUCK, PRIMUS,<br />
FLOYD MONEYSAC UND DONALD-PHANTOMIAS<br />
IM JULI 2018<br />
Inwieweit haben Künstler wie Scarpa oder Gottfredson Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst?<br />
Casty: Gottfredson (und Scarpa auf seinen Spuren) war derjenige, der Mickys Persönlichkeit definiert hat:<br />
für mich war es also logisch und natürlich, dieser Art von Micky zu folgen. Kein „Iknowitall“Typ,<br />
sondern ein normaler Typ, der in Mysterien und Abenteuern gefangen ist, die ihm oft zu groß erscheinen.<br />
Micky ist kein Detektiv: Er kann SciFiAbenteuer, Thriller und sogar Komödien leben, in denen er sich<br />
mit seinem Nachbarn oder einem verliebten Rivalen auseinandersetzt ...<br />
Also, ja: Sie haben meine Arbeit an Micky enorm beeinflusst. Aber es gibt auch andere Autoren, die ich<br />
wirklich liebe und die mich inspiriert haben: Barks, Cimino, Pezzin, um nur einige zu nennen. Und was<br />
die Zeichnung angeht, ich liebe Meister wie Cavazzano, De Vita, Bottaro ... Ich versuche, von diesen<br />
Meistern die Dinge, die ich mag, aufzugreifen und sie in einem Stil wieder zusammenzusetzen, in dem ich<br />
immer noch versuche, persönlicher zu werden.<br />
Es ist eine wichtige politische Frage: Gleichberechtigung! Achten Sie in Ihren Comics aufeine<br />
„Frauenquote“;<br />
Bringen Sie absichtlich regelmäßig starke weibliche Charaktere in die Comics ein?<br />
Ja, ich liebe es (weibliche Charaktere einzubringen, d. Red.), weil ich denke, dass der übliche Archetyp<br />
der „Jungfrau in Not“ oder des „unnützen Mädchens“ beim Schreiben komplizierter Geschichten<br />
begrenzt ist. Mädchen in Moustown/Duckburg wurden immer als oberflächlich dargestellt, immer mit dem<br />
Gedanken an Mode und Klatsch. Aber Frauen, besonders heute, sind nicht alle so. Ich bin nicht daran<br />
interessiert, zu behaupten: „Hey, Frauen haben die gleichen Fähigkeiten wie Männer!“ Ich zeige nur, dass<br />
sie sie tatsächlich haben.<br />
Außerdem versuche ich jedes Mal, eine Rolle auch für Minni als starkes Mädchen zu finden, wie es auf der<br />
Insel Quandomai oder dem kommenden „Tutto questo accadde domani“ (Topolino 32803284, d. Red.)<br />
geschah.<br />
Ich habe gewisse Ähnlichkeiten zwischen Darkenblot 2.0/2.1 und politischen Ereignissen in Italien<br />
festgestellt. Nehmen Sie aktiv politische und/oder ethische Botschaften in Ihre Geschichten auf? Was<br />
halten Sie von der aktuellen Situation in der Welt?<br />
Ich schreibe Geschichten, die Situationen beschreiben, und manchmal ähneln diese Situationen unserer<br />
realen Welt ...<br />
Aber es ist nicht wirklich politische Satire, ich denke, dass Micky sich von diesen Dingen fernhalten sollte:<br />
es ist nur ein Weg, die Leser dazu zu bringen, über Dinge nachzudenken, die passieren, unabhängig von<br />
der politischen Farbe oder wer zu dieser Zeit in der Regierung ist. Kurz gesagt, ich denke, in der Welt<br />
haben wir die Guten und die Bösen, aber sie sind nicht alle auf der gleichen Seite der Barrikade ... und es<br />
gibt selbst Gute, die schlecht werden und Schlechte, die gut werden. Was für ein Chaos, hm? Aber eines ist<br />
sicher: Micky ist immer auf der guten Seite.<br />
48
Interview mit Andrea Castellan<br />
Können Sie den Prozess der Entwicklung einer Handlung beschreiben?<br />
Es beginnt immer mit einer einfachen, aber starken Grundidee: Zum Beispiel, okay, machen wir eine<br />
Geschichte mit ... einer mysteriösen Insel mit einem Zeitloch in seiner Mitte. Dann fange ich an, eine<br />
Handlung zu entwerfen: Der Bösewicht könnte dies tun, der Held könnte das tu .... Ich fange an, eine<br />
Besetzung von Charakteren zusammenzustellen, wobei ich immer daran denke, dass die Hauptrolle für<br />
Micky ist.<br />
Am Ende dieser Arbeit finde ich mich immer mit vielen verworfenen Ideen und Situationen wieder, und<br />
manchmal ist es schwer, sie abzuschneiden, weil sie normalerweise sehr gut sind.<br />
Aber eine Geschichte braucht einen Anfang und ein Ende, in einem bestimmten Raum.<br />
Eine weitere wichtige persönliche Regel ist: Wenn man ein „Problem“ (zum Beispiel das Zeitloch) erstellt,<br />
muss man zuerst herausfinden, wie man es lösen kann, bevor man die ganze Geschichte schreibt (natürlich<br />
auf plausible Weise). Manchmal lese und sehe ich Geschichten, die einen tollen Plot haben, aber ein<br />
schwaches Finale. Das Finale ist genauso wichtig wie die Grundidee.<br />
Wie sind Sie zu Disney-Comics gekommen?<br />
Seit 1993 arbeite ich als Comiczeichner für „Cattivik“ und „Lupo Alberto“, zwei bekannte italienische<br />
Figuren. Es sind hauptsächlich lustige Comics, und ich habe es wirklich genossen, für sie zu schreiben:<br />
Insbesondere Cattivik hat einen Humor, der wirklich zu mir passt.<br />
Aber nach zehn Jahren hatte ich den Wunsch, etwas komplizierteres, epischeres zu schreiben: Ich mag Sci<br />
Fi, Thriller und Abenteuer, und Mickey war der perfekte Typ für die, die ich im Sinn hatte. Also schickte<br />
ich 2002 ein Paket von Skripten mit Micky (und auch Ducks) an Disney Italia: Sie akzeptierten das mit<br />
Micky, und da fing alles an.<br />
Warum konzentrieren Sie sich aufMaus-Comics und was gefällt Ihnen an Micky?<br />
Ich denke gerne an Micky als Schauspieler, der fast jede Rolle spielen kann: Früher hieß es, er sei eine Art<br />
James Stewart, aber heute sehe ich ihn gerne als eine Art Harrison Ford (als er jünger war, natürlich).<br />
Also rede ich mit ihm, bevor ich eine neue Geschichte schreibe. „Micky, was würdest du in deinem<br />
nächsten Abenteuer tun? Auf die Suche nach einer verlorenen Stadt gehen? Auf den Mars? Oder unter<br />
Wasser? Oh, du willst lieber zu Hause bleiben und ein Buch lesen? Okay, aber Vorsicht, ich habe bemerkt,<br />
dass ein seltsames Objekt vom Himmel gefallen ist, nicht weit von deinem Haus ...“<br />
Ich habe mich auf Micky konzentriert, weil ich ihn wirklich liebe: Er ist ehrlich, loyal und selbstlos. Er ist<br />
neugierig, er gibt sich nie mit der ersten Erklärung zufrieden und möchte herausfinden, was dahinter<br />
steckt.<br />
Was halten Sie von den oft geäußerten Vorwürfen, Micky sei langweilig, ein Nerd, zu perfekt ...?<br />
Wie kann ich ihnen die Schuld geben? Es gibt hunderte, tausende von Geschichten mit so einem Micky.<br />
Schon als Kind waren die Geschichten mit Micky aus dem regulären „Topolino“ oft langweilig und/oder<br />
unsinnig. Damals zog ich Ducks vor. Aber dann entdeckte ich die alten Geschichten, die von Gottfredson,<br />
Scarpa und anderen, und ich verliebte mich in sie. Aber ich muss zugeben: Es sind nur ein paar Dutzend<br />
im Vergleich zu Tausenden von hässlichen Geschichten.<br />
49
Interview mit Andrea Castellan<br />
Gibt es Figuren, die Sie gerne verwenden oder gar nicht gerne?<br />
Ich mag Atömchen, Gamma und Fips, Goofy. Ich mag Minni sehr, wenn sie aufhört, das „vergebliche<br />
Mädchen“ zu spielen und Micky hilft, Rätsel zu lösen. Fast jeder im MousetownSet hat seine positive<br />
Seite, also gibt es niemanden, den ich nicht benutzen würde, wenn nötig.<br />
Gibt es für Sie neben den allgemeinen Anforderungen (kein Tod, kein Sex, keine Drogen, etc.) Dinge,<br />
die Sie nicht schreiben würden?<br />
Ich mag es nicht, wenn die Charaktere unhöflich sind: Es gab in der Vergangenheit Dutzende von<br />
Geschichten, in denen Micky Goofy als dumm dargestellt hat, und das konnte ich wirklich nicht ertragen.<br />
Und ich kann es nicht leiden, wenn jemand wegen eines körperlichen Defekts gehänselt wird: Es bringt<br />
mich nicht wirklich zum Lachen, und ich denke, es ist ein sehr schlechtes Beispiel für Kinder.<br />
Welche anderen Ideen haben Sie, die Sie unbedingt umsetzen wollen?<br />
Ich habe einen Ordner (und mehr) voller Ideen, Skripte, etc. Dieses Zeug ist mehr oder weniger der<br />
übliche CastyStil, aber in Zukunft möchte ich ab und zu etwas anderes machen: Ich meine eine seltsame<br />
Geschichte, vielleicht a là Jerry Siegel (USamerikanischer Autor, †1996, d.Red.), etwas, das eine<br />
Mischung aus Onirischem, Surrealem und Science Fiction ist ... Ich glaube nicht, dass es von<br />
gewöhnlichen Lesern so geschätzt wird, also erspare ich mir diese Geschichten, wenn ich älter werde.<br />
Woran arbeiten Sie gerade?<br />
Es gibt ein paar Geschichten, die darauf warten, veröffentlicht zu werden, zwei davon sind meine ... in<br />
dem Sinne, dass es sich um Geschichten in zwei Episoden mit Mysterien, Intrigen usw. handelt. Dann habe<br />
ich diese wirklich schöne (und sehr lange) Geschichte mit Massimo Bonfatti gemacht, die für Oktober<br />
geplant ist, um Mickys Geburtstag zu feiern: Es ist eine Art Fortsetzung von „Tutto questo accadrà ieri“<br />
(Topolino <strong>31</strong>30, deutsch als „Was gestern geschah...“ in LTB 513, d. Red.). Normalerweise hasse ich<br />
Fortsetzungen, aber die vorherige Geschichte hatte einen so großen Erfolg, dass wir nicht anders konnten.<br />
Wir haben große Anstrengungen unternommen, um eine Geschichte zu schaffen, die die Vorherige nicht<br />
entstellt.<br />
In einem Interview haben Sie erwähnt, dass Sie mit Atömchen an einer weiteren Geschichte namens<br />
„La citta senza cielo“ arbeiten. Könnten Sie uns schon ein paar Informationen dazu geben?<br />
Die Geschichte ist schon seit ... Jahren geschrieben, aber im Moment ist es schwer zu sagen, wann sie<br />
tatsächlich in Produktion gehen wird. Ich kann nur sagen, das ist KEINE Fortsetzung von „Frozen<br />
Empire“ (wie ich irgendwo gelesen habe), es ist ein brandneues, eigenständiges Abenteuer, sehr dunkel<br />
und klaustrophobisch.<br />
Sind weitere Geschichten mit Tabea Trifftig geplant?<br />
Ja, die nächste sollte den Titel „MM and the vestiges of Z“ tragen, aber sie ist derzeit nicht in Produktion.<br />
Es liegt nicht an mir, den Zeitplan zu bestimmen, also kann ich nur die Geschichte schreiben und auf den<br />
richtigen Moment warten.<br />
50
Interview mit Andrea Castellan<br />
Welchen Teil Ihrer Arbeit bevorzugen Sie — Autor oder Illustrator — und warum?<br />
Ich mag beides. Eine Geschichte zu erschaffen ist immer erfüllend, man nimmt Dinge auf, die unsinnig in<br />
seinem Gehirn umherwandern und bringt sie zu Papier, indem man ihnen eine Logik gibt, bis man sich mit<br />
einer neuen Geschichte wiederfindet. Und dann möchten Sie dieses Zeug visualisieren, also fangen Sie an<br />
zu skizzieren und zu zeichnen, Sie sehen Ihre Geschichte wie ein Kind wachsen ... Und schließlich haben<br />
Sie sie befreit. Das ist der umstrittenste Moment, denn vielleicht möchte ich es besser machen, dies oder<br />
jenes ändern ... aber unweigerlich kommt der Moment, wo man es beenden und loslassen muss.<br />
Wie ist es für Sie, wenn Ihre Geschichten von anderen gezeichnet werden?<br />
Manchmal gut, manchmal weniger gut ... manchmal fantastisch! Ich hatte die Ehre, mit zwei Meistern wie<br />
Cavazzano und Massimo De Vita zusammenzuarbeiten, die meine Vorstellungen perfekt umsetzen. Und<br />
dann hatte ich die Chance, mit Leuten zu arbeiten, die ich respektiere, wie Faccini und mein Freund<br />
Lorenzo Pastrovicchio, der die DarkenblotSaga großartig illustrierte.<br />
In „Darkenblot 3 — Nemesis“ (dt. in LTB Premium 17) gibt es eine Art Anspielung aufeinen anderen<br />
Teil. Ist das wirklich geplant oder bleibt es bei 3 Hauptfolgen?<br />
Nein, es wird nie einen Darkenblot IV geben! Ich und Lorenzo waren uns vollkommen einig, die Handlung<br />
mit diesem dritten Teil abzuschließen. Aber eine ungeschriebene Regel des Unterhaltungssystems zwingt<br />
Sie dazu, ein Schlupfloch für eine mögliche Fortsetzung einzufügen.... Also haben wir es geschafft.<br />
Vielleicht finden es unsere Nachfolger in einer (sehr fernen) Zukunft nützlich....<br />
Vielen Dank für das Interview, Herr Castellan!<br />
51
Rezension<br />
Die jungen Jahre von Micky<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Diverse DisneyKünstler haben ganz bestimmte Interpretationen von Micky Maus, die sie mit dem Leser<br />
teilen. Bei Gottfredson wurde Micky zu einem gewitzten Durchschnittsbürger, der zufällig in abgedrehte<br />
Abenteuer gerät, die er nur mit Intelligenz und Spontanität bestehen konnte. Eine modernere Ansicht ist<br />
es, dass Micky ein langweiliges StadtfrackLeben hat und deshalb jede Chance nutzt, um durch ein Rätsel<br />
oder eine Unstimmigkeit dieser Einöde zu entgehen.<br />
Tébo dreht diese Abenteuer auf dem Kopf, indem er sie zu Erzählungen eines älteren Mickys macht, denen<br />
man Glauben schenken kann, aber nicht muss. Ob im Wilden Westen, im Dschungel oder im Weltraum,<br />
Micky erzählt wie Käpt'n Blaubär auf seinem Sofa sitzend die haarsträubendsten Abenteuer, die nie im<br />
Leben wahr sein können – oder etwa doch?<br />
Im Verlagshaus Glénat ist Frédéric Thébault als Zeichner Tébo schon lange bekannt: Er gestaltet dort die<br />
Comics „Samson et Néon“, mit Zep (dem Erfinder von Titeuf) die Superheldenparodie „Captain Biceps“<br />
und zusammen mit Nicolas Keramidas („Mickey's Craziest Adventures“) die Reihe „Alice au pays des<br />
singes“. Obwohl in Frankreich sowohl „Samson et Néon“ als auch „Captain Biceps“ sogar als<br />
Trickserien umgesetzt wurden, ist Tébo in Deutschland kaum bekannt, es erschienen 2001 nur zwei Bände<br />
„Samson & Neon“ bei CarlsenComics auf Deutsch.<br />
Sein „Die jungen Jahre von Micky“ ist sowohl eine Hommage an die vielleicht vielseitigste Maus der Welt<br />
als auch eine leichte Parodie davon.<br />
Opa Micky lebt mit seiner Frau Minnie in einer ruhigen Hütte auf dem Land, aber sobald sein<br />
Urgroßneffe Norbert zu Besuch kommt, blüht er auf: „Ich war bei allen historischen Augenblicken<br />
unseres Landes dabei und hab alles schon gemacht: Feuerwehrmann, Erfinder, Cowboy...“ Um Norbert<br />
bei Laune zu halten, schmückt er seine Geschichten etwas aus und versucht, sein tollpatschiges und<br />
hungriges jüngeres Ich etwas heldenhafter aussehen zu lassen.<br />
„Die jungen Jahre von Micky“ wurde als Sammelband einiger Kurzgeschichten mit je einer Titelseite<br />
konzipiert, das etwas an andere frankobelgische Comics wie Spirou und Fantasio oder Tim und Struppi<br />
erinnert. Ähnlich wie bei „Mickey's Craziest Adventures“ wird suggeriert, dass es sich um Nachdrucke<br />
schon veröffentlichter Werke handelt, was natürlich nicht stimmt.<br />
52
Rezension<br />
Tébos Umgang mit dem Seitenlayout wirkt spielerisch, gibt aber in Kombination mit seinem Design von<br />
Micky und dessen Freunden der Geschichte eine Dynamik und einen Charme, dem man sich kaum<br />
entziehen kann. Die verrückten Ideen von Micky werden auf einmal noch verrückter, die Grenze zwischen<br />
Anspielungen und Humor verschwimmt, sodass man am Ende jeder Geschichte wie Norbert verwirrt<br />
zurück bleibt mit der Frage, wie viel von alledem Micky nun wirklich passierte und wie viel davon von ihm<br />
ausgedacht wurde. Minnie und Norbert müssen Micky manchmal ermahnen, bei der Wahrheit zu bleiben,<br />
die oft noch verrückter ist als die Lüge, die er vorher noch erzählte.<br />
Und nach fünf wahnwitzigen Kurzgeschichten und einem Epilog mit Cliffhanger lehnt man sich zurück und<br />
muss verdauen, was für ein absurdes Leben so ein Mäuserich doch führen muss, wenn man mal genauer<br />
darüber nachdenkt. Reisen in ferne Länder und auf ferne Planeten, die dunkle Vergangenheit und die ferne<br />
Zukunft, das abgelegene Landleben und die hochmoderne Großstadt – Micky hat sie alle erlebt, ob in<br />
seinen fast achtzig Jahren ComicGeschichte oder in den wirren Fantasien eines greisen Mannes, der nur<br />
seinen Urgroßneffen unterhalten möchte.<br />
53
Rezension<br />
Micky und der verlorene Ozean<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Siebzehn Jahre nach dem großen Konflikt verwerten Micky, Minnie und<br />
Goofy noch immer dessen Marinewracks auf verwertbare Teile und den<br />
radioaktiven Treibstoff Koralit. Auch Kater Karlo ist hinter dem<br />
wertvollen Treibstoff her und nutzt jedes Mittel, um den dreien einen<br />
Strich durch die Rechnung zu machen. Als sie aber davon erfahren,<br />
dass der bekannte Wissenschaftler Professor Wunderlich eine<br />
Belohnung verspricht, wenn man ihm ein Artefakt aus dem tiefen<br />
Nemeidengraben bringt, wussten sie nicht, dass dies Auswirkungen auf<br />
die Ozeane des gesamten Planeten haben wird ...<br />
„Micky und der verlorene Ozean“ von DenisPierre<br />
Filippi und Silvio Camboni ist der inzwischen fünfte<br />
Band der „Disney by Glénat“Reihe und bricht<br />
etwas mit dessen jungen Tradition. Während die<br />
vorherigen Bände von Künstlern gestaltet wurden,<br />
die zuvor keine oder nur wenig DisneyFiguren<br />
zeichneten, ist Camboni bereits ein etablierter<br />
DisneyZeichner, dessen Geschichten sowohl in den<br />
Lustigen als auch den dünnen Taschenbüchern<br />
veröffentlicht wurden. Dagegen ist „Micky und der<br />
verlorene Ozean“ für den ComicAutor Filippi eine<br />
DisneyPremiere.<br />
54
Rezension<br />
Schon auf dem Titelblatt fällt die gewaltige Bildmacht auf, mit der Camboni die Geschichte gestaltet. Sehr<br />
detailliert wird man in eine Welt im SteampunkStil entführt, dessen liebevolle Koloration von Caspard<br />
Yvan und Jessica Boulard die altmodisch, aber fremde Atmosphäre nur unterstützt. Die Kleidung, Zimmer,<br />
ja, die ganze Welt ist so liebevoll ausgearbeitet, dass einem so schnell kein Werk aus dem Haus der Maus<br />
einfällt, das eine ähnliche Qualität aufweist.<br />
Die Charaktere sind der Geschichte leicht angepasst worden. Minnie leitet das Team an, das aus dem<br />
MaschinenTüftler Goofy und dem Mann der Tat Micky besteht. Dadurch bekommt Minnie viel Text und<br />
mehr Aufmerksamkeit als in vielen anderen Geschichten mit ihr. So zeigt sie sich an Anführerin des Trios<br />
oft pessimistisch und deshalb auch vorsichtig, was im direkten Kontrast zu Mickys unbedachten<br />
Draufgängertums steht. Goofy zeigt sich ungewöhnlich kompetent, gerade im Umgang mit den vielen<br />
Fremdworten in der Geschichte. Als einzige Schrulle hat ihm Camboni seine StarWarsTassen<br />
zugestanden, die das SteampunkSetting der Geschichte minimal stören. Ein weiteres Zitat zu unserer Welt<br />
bildet das FrachterModell Asimov IV, anscheinend nach dem bekannten ScienceFictionAutoren Isaac<br />
Asimov benannt.<br />
Nach diesen Frachtern ist auch Kater Karlo her, der nach der Hälfte der Geschichte zur Überraschung<br />
aller mit den drei Hauptfiguren kooperiert, und das über Jahre hinweg. Obwohl Karlo vorher ein<br />
Konkurrent war, hilft er den dreien ohne eigenen Vorteil aus den größten Gefahren. Der Dank dafür sind<br />
aber Sticheleien und Misstrauen vom Trio, sodass sie am unausweichlichen Verrat auch ihre Mitschuld<br />
tragen.<br />
Das bringt uns zu der größten Schwäche des Bands, nämlich zur Story. Die ist zwar durchdacht,<br />
ausgearbeitet und unvorhersehbar, aber auch irgendwie langweilig. Schwebende Ozeane, per Gedanken<br />
gesteuerte Autoskaphe, die ganze Welt ist in Gefahr aber dennoch kann man nicht mitfiebern. Wie soll<br />
man mit Figuren empfinden, die zwar alle einen dreidimensionalen Charakter aufweisen, aber dafür nicht<br />
unsere Sympathien erarbeiteten? Der Comic arbeitet zu sehr darauf auf, dass der Leser jede der Figuren<br />
kennt und schon Vorurteile über die Figuren hat. Micky ist der Held, Karlo der Schurke. Und das, selbst<br />
wenn Karlo Micky das Leben rettet und Micky seine Crew gegen Karlo aufhetzt. Und diese an für sich<br />
interessante Wendung der üblichen Klischees wirkt bis zum Schluss unbeabsichtigt und zufällig, statt<br />
durchdacht und clever. Der Schluss selbst ist nur drei Seiten lang, also etwa 5% der gesamten Geschichte,<br />
in denen der Leser über einige noch offene Handlungsfäden über Gespräche der drei Hauptfiguren<br />
aufgeklärt wird und andere völlig ignoriert werden.<br />
55
Rezension<br />
Mit diesem Band hat die GlénatReihe in ihrer deutschen EgmontFassung auch endlich einen Namen: Als<br />
„Nouvelle Maus“ („die neue Maus“) bewirbt man die französischen DisneyHommagen in einem<br />
Prospekt, das auch erste Blicke in „Mickys Reisen durch die Zeit“ von Fabrizio Petrossi und Dab's sowie<br />
„Donald's Happiest Adventures“ von Trondheim und Keramidas gewährt, beide noch unübersetzt. Wie<br />
genau ein Band über Donalds Abenteuer nun in eine Reihe mit dem Titel „Nouvelle Maus“ passt, wird<br />
sich noch zeigen.<br />
56
Rezension<br />
Micky Maus — Das ist mein Leben<br />
VON DAVID BÜHRING<br />
Zum 60sten Geburtstag von Micky Maus erschien 1988<br />
beim UnipartVerlag „Micky Maus – Das ist mein<br />
Leben“. Verfasst wurde das über 200 Seiten dicke Werk<br />
von Wolfgang J. Fuchs und umfasst Mickys Cartoons,<br />
Comics und weiteres Merchandise. Inspiriert wurde der<br />
Band anscheinend von zwei DonaldBänden, die vier<br />
Jahre vorher ebenfalls beim UnipartVerlag erschienen,<br />
nämlich „Donald Duck – eine Ente wie du und ich“ (auf<br />
dessen Cover auch „Das ist mein Leben“ stand) und<br />
„Donald Duck – 50 Jahre und kein bisschen leise“.<br />
„Donald Duck – 50 Jahre und kein bisschen leise“ ist<br />
ein reich bebildertes Sachbuch über die (damals) fünfzig<br />
Jahre, die Donald schon in zahlreichen Medien<br />
bewohnte, während „Donald Duck – eine Ente wie du<br />
und ich“ eine weitgehend fiktiven Biografie von Donald<br />
und beinahe ohne Parallelen zu seiner langen<br />
Geschichte ist. In „Micky Maus – Das ist mein Leben“<br />
kombiniert Fuchs beide Aspekte zu einem einzigen<br />
Band. Beide DonaldBände waren außerdem deutsche<br />
Übersetzungen ursprünglich englischer Bücher,<br />
während Wolfgang J. Fuchs „Micky Maus – Das ist<br />
mein Leben“ komplett eigenständig recherchierte und<br />
verfasste.<br />
Fuchs war in einer ungewöhnlichen Situation.<br />
Einerseits sollte das Buch informativ und korrekt<br />
werden, mit Jahreszahlen, Designänderungen und<br />
vielen Bildern, aber andererseits wollte (oder<br />
sollte) er die Geschichte aus Mickys Perspektive<br />
erzählen. Aber wie erklärt man die<br />
Leinwandpremiere, das wechselnde Aussehen und<br />
das enorme Alter einer ZeichentrickMaus? Fuchs<br />
versucht dies, indem er Micky zu einer Idee macht,<br />
die sich Disney aussuchte, um von ihm unter<br />
Einflussnahme Dritter als Zeichentrickfigur<br />
geboren zu werden.<br />
Das klappt nur nicht ganz. Um Fuchs' Entstehung<br />
der Maus als die einzig wahre zu verdeutlichen,<br />
verurteilt er andere Versionen (speziell die des<br />
Verlages Bibo & Lang von 1930) als nicht der<br />
Wahrheit entsprechend. Dafür sollen die<br />
Verwandten von Micky (welcher zu dem Zeitpunkt<br />
nur eine Idee war) als echte Mäuse Walt Disney im<br />
Atelier besucht haben und als Trickmäuse schon<br />
bei Disneys Alice und OswaldCartoons<br />
mitgespielt haben. Das wäre aber zu einem<br />
57
Rezension<br />
Zeitpunkt vor Mickys eigentlicher Entstehung als Maus gewesen, es wäre also ein enormer Zufall, dass<br />
Mickys IdeenVerwandtschaft ganz zufällig auch zu Mäusen wurde, sowohl gezeichnete als auch reale.<br />
Außerdem hätten Walt und seine Gattin Lillian Disney seinen Namen auf Anhieb richtig erraten, da Micky<br />
zur Stummfilmzeit noch nicht reden konnte.<br />
Aber natürlich ist das nur ein Kunstgriff, um den jungen Lesern dennoch eine Geschichte von Micky über<br />
Micky bieten zu können.<br />
Nach dieser Einleitung beginnt nämlich der interessante Aufstieg der Maus, angefangen mit dem Cartoon<br />
„Plane Crazy“, inspiriert von Charles Lindberghs Transatlantikflug, der sein Testpublikum nicht recht<br />
begeistern wollte. Erst ein anderer Cartoon, inspiriert von Buster Keatons Stummfilm „Steamboat Bill<br />
Jr.“, brachte nicht zuletzt durch seinen Einsatz von Ton mehr Erfolg.<br />
Keine Sorge, der Cartoon dazwischen wurde nicht vergessen. Genau genommen ist eine Liste aller<br />
Cartoons und Kinoauftritte der Maus von 1928 bis 1988 im Buch, inklusive Originaltitel und kurzer<br />
Zusammenfassung. Filmplakate und Stillframes dekorieren die ausführliche Sammlung, dabei wird explizit<br />
auf Mickys ZauberlehrlingSequenz in Fantasia (1940) und auf den Kurzfilm „Das tapfere Schneiderlein“<br />
(1938) eingegangen. Außerdem werden Mickys Fernsehauftritte (vor allem im MickeyMouseClub) und<br />
seine Comics besprochen (egal, ob diese in Zeitungen oder Comicheften abgedruckt wurden). Im Band<br />
abgedruckt sind einige ZeitungsStrips (manche sogar im englischen Original) und die kompletten Comics<br />
„Auf Gangsterjagd“, „Das Rätsel des roten Hutes“ sowie „Die verschwundene Eisenbahn“. Etwas<br />
ungewöhnlicher sind die Kapitel über Micky in den DisneyParks und in der Mode, das Buch lässt nichts<br />
zu wünschen übrig.<br />
Obwohl Micky eine Figur USamerikanischen Ursprungs ist, bemerkt man in „Das ist mein Leben“<br />
manchmal die deutsche Perspektive. Deutsche Stars wie Roy Black und Thomas Gottschalk werden mit<br />
MickyMode oder einem DisneylandMaskottchen gezeigt, viele Bilder dokumentieren das Theaterstück<br />
„Micky Maus und Einstein“ und bei den Fernsehauftritten darf natürlich die Werbung für Fanta nicht<br />
fehlen.<br />
Wolfgang J. Fuchs vereint die vielen Facetten von Micky Maus in einem dicken Brocken, der dadurch aber<br />
nicht trocken oder stark widersprüchlich wird. Die Arbeit dahinter muss enorm gewesen sein, aber das<br />
Ergebnis kann sich sehen lassen: „Das ist mein Leben“ ist ein 200 Seiten dicker Liebesbrief an die<br />
vielleicht berühmteste Maus der Welt.<br />
Auf die nächsten sechzig, nein, Moment, die nächsten neunzig Jahre, Micky!<br />
58
Comic: Die TalentShow<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />
59
Comic: Die TalentShow<br />
60
Comic: Die TalentShow<br />
61
Comic: Die TalentShow<br />
62
Comic: In der Schusslinie<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: John Arapis; Übersetzung: David Bühring<br />
63
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: Scroogey; Übersetzung: David Bühring<br />
64
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
65
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
66
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
67
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
68
Comic: Eine geheimnisvolle Gefahr<br />
69
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: Sarah Jolley; Übersetzung: David Bühring<br />
70
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
71
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
72
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
73
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
74
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
75
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
76
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
77
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
78
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
79
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
80
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
81
Comic: Das ElsternGleichnis<br />
82
Comic: 1964<br />
Story, Zeichnungen und Kolorierung: William Van Horn<br />
83
Lyrics<br />
I'm looking out for me / Ich zieh alleine los<br />
That's it!<br />
I've had it!<br />
I hate to be dramatic,<br />
But it's time for me to fly the coop<br />
Terrific!<br />
Fine!<br />
I'm drawin' the line<br />
Before I wind up in a parrot soup!<br />
I was a fool to let you run the show<br />
I'm cuttin' ya loose, pal!<br />
Look out below!<br />
Arrividerci!<br />
C'est la vie!<br />
Hope all goes well!<br />
I'm lookin' out for me!<br />
Okay! I'm little,<br />
Been playin' second fiddle,<br />
And I don't get no respect<br />
I turn the other cheek,<br />
But this busted beak<br />
Is the only thanks that I get!<br />
I never found a friend that I can trust<br />
They promise caviar,<br />
And leave me eatin' dust!<br />
That's some reward for loyalty<br />
From here on in,<br />
I'm lookin' out for me!<br />
Oh, I don't need nobody else<br />
I'll never fail<br />
I'll cover my own tail<br />
I can take care of myself!<br />
You know, it just don't pay<br />
To give a hoot<br />
I'm givin' all my heart<br />
What do I get? Da boot!<br />
I'm through with that,<br />
I'm flappin' free<br />
From here on in,<br />
I'm lookin' out for me!<br />
Das reicht!<br />
Ich gehe!<br />
Und tut's auch schrecklich weh,<br />
doch ich hab's satt und ich ergreif die Flucht<br />
Fantastisch!<br />
Toll!<br />
Ich heg keinen Groll<br />
Doch ich hau ab bevor er mich zerrupft!<br />
Ich war ein Vollidiot auf dich zu hören<br />
Wir trennen uns, Freundchen!<br />
Vorsicht da unten!<br />
Arrividerci!<br />
C'est la vie!<br />
Schönen Tag noch!<br />
Ich zieh alleine los!<br />
Ich werd's euch zeigen,<br />
Spiel nie mehr zweite Geige,<br />
Ich will endlich mal Respekt<br />
Ich halt die Rübe hin,<br />
Doch als Dankeschön<br />
Steckt der Schnabel immer im Dreck!<br />
Ich traue niemandem, ich weiß Bescheid!<br />
Auf Freunde bau ich nie,<br />
Die bringen mir nur Leid!<br />
Die Freundschaft ist ein schwacher Trost,<br />
's ist höchste Zeit,<br />
Ich zieh' alleine los!<br />
Alleine bin ich gar nicht schlecht<br />
Ich hab was drauf<br />
Ich pass auf mich selbst auf<br />
Ich komm im Leben zurecht!<br />
Und mit Gefühlen hab ich<br />
Nichts am Hut<br />
Ich zahle immer drauf<br />
Dafür bin ich zu gut!<br />
Ich schwöre euch,<br />
Ich werd ganz groß<br />
Mich packt die Wut,<br />
Ich zieh' alleine los!<br />
— aus "Aladdin 2: Dschafars Rückkehr" (1994) —<br />
Text und Musik von Randy Petersen und Kevin Quinn<br />
Deutscher Text von Frank Lenart<br />
84
Impressum<br />
Ausgabe <strong>31</strong> — 30.04.2019<br />
Chefredakteur (V. i. S. d. P.):<br />
Donald Duck34<br />
Stellvertretung: David Bühring, Topolino<br />
Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />
Stefan Binter, Floyd Moneysac, Huwey, Donald-<br />
Phantomias, Malte Morgenstern, Dümpelfried,<br />
Björn, Primus, Dieter Düsentrieb, Topolino<br />
Lektorat:<br />
Primus<br />
Titelbild:<br />
Zeichnung: Tony Fernandez<br />
Tusche und Layout: Stefan Binter<br />
Illustration auf Seite 2:<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Eumenidi<br />
Illustration auf Seite 27:<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Steffi Jungmann<br />
Bild Rückseite:<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Diego Bernardo<br />
Gestaltung:<br />
Karsten Bracker, Dagolart, Topolino<br />
Internet:<br />
bertelexpress.blogspot.com<br />
www.issuu.com/bertel-express<br />
www.twitter.com/<strong>Bertel</strong>_<strong>Express</strong><br />
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Alle Bilder und Zeichnungen, sofern nicht anders angegeben,<br />
© The Walt Disney Company<br />
DANKE AN ALLE, DIE DIESES PROJEKT MÖGLICH GEMACHT HABEN ...<br />
Idee, Zeichnung und Kolorierung: Eumenidi<br />
https://eumenidi.deviantart.com/<br />
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