ebito September 2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Interview: Marina Bänke<br />
AHAUSER JUGENDAMT LEITERIN<br />
Seit dem 1. April ist Marina Bänke die neue Leiterin des Fachbereichs<br />
Jugend bei der Stadt Ahaus. Sie trat die Nachfolge<br />
von Wilfried Hollekamp an, der nach 32 Jahren im Jugendamt<br />
und zule zehn Jahren als Leiter in den Ruhestand gegangen<br />
ist. Marina Bänke ist 44 Jahre jung und war zuvor als stellvertretende<br />
Leiterin im Jugendamt der Stadt Ahlen aktiv. Anfang<br />
der Woche war sie 100 Tage im neuen Amt. Zeit für ein erstes<br />
Zwischenfazit in einem Interview.<br />
Frau Bänke, die ersten 100 Tage im Amt sind rum,<br />
welche Herausforderungen sind Ihnen in dieser Zeit<br />
schon begegnet?<br />
Die Herausforderung war es auf jeden Fall, den Wunsch nach<br />
einem "ruhigen" Ankommen und die Realität im Jugendamt<br />
zusammenzubringen. Ich habe mir gewünscht, dass ich ein<br />
bisschen mehr Ruhe und auch Zeit nehmen kann, meinen<br />
Fachbereich kennenzulernen. Das sind immerhin mehr als<br />
120 Mitarbeiter, einer der größten Fachbereiche in der Stadtverwaltung<br />
mit ca. 14 einzelnen Fachdiensten bzw. Sachgebieten.<br />
Was sind die Themen? Woran wird aktuell gearbeitet?<br />
Aber vor allem um die Menschen persönlich geht es mir. Wer<br />
sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Wie ticken sie?<br />
Was brauchen sie? Wie kann ich mich gut auf sie einstellen<br />
und sie kennenlernen? Und dann kam die Realität – der ganz<br />
normale Wahnsinn eines Alltags im Jugendamt. Es hieß dann<br />
direkt, die Ärmel hochkrempeln und loslegen. Der Alltag im<br />
Jugendamt ist nun mal geprägt von vielen Herausforderungen,<br />
auch mal Problemen, die gelöst werden müssen, Entscheidungen<br />
müssen getroffen werden, es ist jeden Tag was<br />
los. Der Tag läuft nie so, wie man ihn eigentlich plant. Daher<br />
ist es schon eine Herausforderung gewesen, diesen Spagat<br />
hinzukriegen, direkt loszulegen und auch trotzdem für jede<br />
und jeden Zeit zu nehmen. Am Ende hat es dann doch ganz<br />
gut geklappt.<br />
Was hat Ihnen bis je am meisten Spaß gemacht?<br />
Die Zusammenarbeit mit meinem Team. Ich habe wirklich<br />
Glück. Das sind fachlich total fitte Leute, ganz gleich in welchem<br />
Bereich, und gleichzeitig sind sie auch ein sehr eingespieltes<br />
Team. Die stehen füreinander ein, es gibt einen sehr<br />
starken Zusammenhalt und auch eine extreme Bereitschaft,<br />
sich gegenseitig zu unterstützen, zu helfen.<br />
Da geht es manchmal wirklich um menschliche<br />
Schicksale – wieviel nimmt man davon mit nach Hause,<br />
wie kommen Sie damit klar?<br />
Natürlich nimmt man schon mal Dinge mit nach Hause, aber<br />
was hilft, ist wiederum ein starkes Team, das einem den Rücken<br />
stärkt und ein guter Austausch. Dinge werden sehr viel<br />
und intensiv besprochen, „Was macht das mit einem? Wie<br />
geht es dir und wie kriegst du das gut geregelt?“. Das ist sehr<br />
hilfreich. Mir hilft meine langjährige Erfahrung, auch professionelle<br />
Unterstützung in Form von Supervision oder Fortbildungen<br />
– das sind einige Dinge, die helfen, sich abzugrenzen<br />
und nicht so viel nach Hause mitzunehmen. Aber auch nach<br />
all den Jahren, die ich je im Jugendamt gearbeitet habe, gibt<br />
es dennoch manche Dinge, die mir schlaflose Nächte bereiten.<br />
Deswegen, was für andere Bereiche in der Stadtverwaltung<br />
vielleicht selbstverständlich ist, zum Beispiel Homeoffice,<br />
kann für uns im Jugendamt eher schwierig werden, weil<br />
dann die Grenze total verwischt. Eine Meldung für mögliche<br />
Kindeswohlgefährdung am heimischen Küchentisch entgegenzunehmen<br />
ist nicht wirklich empfehlenswert.<br />
Sie haben bisher in der Stadt Ahlen gearbeitet, was<br />
hat Sie dazu bewegt, sich auf diese Stelle in Ahaus<br />
zu bewerben?<br />
Tatsächlich die Stelle an sich. Ich war ja die stellvertretende<br />
Jugendamtsleitung bzw. Fachbereichsleitung und es war<br />
für mich ein konsequenter Schritt und Wunsch, mich weiterzuentwickeln.<br />
Das hat damit zu tun, dass man als Fachbereichsleitung<br />
viel mehr Möglichkeiten hat, zu gestalten, strategisch<br />
zu denken und Dinge zu entwickeln, Entscheidungen<br />
zu treffen. Es war für mich schon immer klar, dass irgendwann<br />
aus der stellvertretenden auch dann die Fachbereichsleitung<br />
wird, und das mache ich sehr, sehr gerne.<br />
Nun haben Sie die Zusammenarbeit intern beschrieben,<br />
aber es gibt ja auch externe Einrichtungen,<br />
Partnerschulen, Jugendverbände, soziale Einrichtungen<br />
– wie sehen Sie da die Zusammenarbeit?<br />
Da konnte ich noch nicht ganz so viele Erfahrungen sammeln.<br />
Ich konnte bis je leider erst einige wenige Einrichtungen,<br />
Träger und Institutionen besuchen und kennenlernen.<br />
Aber was ich bis je erlebt habe, ist ausschließlich positiv. Alle<br />
Gespräche und Besuche waren geprägt von einer guten Atmosphäre,<br />
partnerschaftlichen Zusammenarbeit, Kommunikation<br />
auf Augenhöhe, wobei man über alle Themen offen<br />
und respektvoll sprechen konnte. Einige Träger haben die<br />
Kennenlernbesuche genu, um inhaltliche Themen anzusprechen<br />
und darüber in den fachlichen Austausch zu gehen. Und<br />
das finde ich total positiv. Ich freue mich auf mehr.<br />
Wirtschaft & Ausbildung I 53