Gartenmagie Herbst 2023
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<strong>Gartenmagie</strong><br />
beider Basel<br />
N°6 <strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong><br />
Pflanzenverwendung<br />
Unbeschadet<br />
überwintern<br />
Gartentipp<br />
Immergrüne<br />
Bodendecker<br />
Balkon<br />
Blühende Pflanzen<br />
im Winter<br />
Tiere<br />
Hilfe zu Überwintern<br />
Wanderung<br />
Im hinteren Laufental<br />
ISSN 2673-8589<br />
CHF 6.50<br />
Ausbildung<br />
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T +41 (0)52 305 22 11<br />
T +41 (0)61 378 79 80<br />
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IMPRESSUM<br />
<strong>Gartenmagie</strong> Nr. 6<br />
<strong>Herbst</strong> <strong>2023</strong><br />
ISSN 2673-8589<br />
Auflage: 45 000<br />
Herausgeber:<br />
LIEBE<br />
GARTEN<br />
LIEBHABER:INNEN<br />
Die Tage werden kürzer, die Luft ist deutlich kühler und<br />
viele Pflanzen beginnen, in den Farben des <strong>Herbst</strong>es<br />
zu erstrahlen: Gelbe, orange, rote und sogar violette<br />
oder blauschwarze Blätter leuchten einem entgegen,<br />
wenn das warme Sonnenlicht durch die Baumkronen<br />
fällt. Es ist eine gute Zeit, um den eigenen Garten auf<br />
die kalte Jahreszeit vorzubereiten und bei der Gelegenheit<br />
vielleicht auch etwas zum Schutz der Natur<br />
und zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Pflanzen<br />
und Tiere haben ganz eigene Strategien, um gut durch<br />
den Winter zu kommen. Doch wir können sehr viel tun,<br />
um sie dabei zu unterstützen. Daniel Reichmuth gibt<br />
in dieser Ausgabe von «<strong>Gartenmagie</strong>» praktische Tipps<br />
für die Überwinterung von empfindlichen Topfpflanzen<br />
und Pflanzenknollen. Susanne Büchler erklärt, wie<br />
eine «natürliche Unordnung» im Garten mit Totholz,<br />
Steingärten, kleinen Wasserstellen und Haufen von<br />
Laub die Biodiversität fördert. Wie man einen gastfreundlichen<br />
Ort für Vögel, Eichhörnchen, Igel und<br />
Frösche einrichten kann, erläutert Michael Studer in<br />
seinem Beitrag. So ist es zum Beispiel wichtig, Igel<br />
im <strong>Herbst</strong> nicht zu füttern, sondern ihnen einen guten<br />
Platz für den Winterschlaf zur Verfügung zu stellen.<br />
Falls eine Fütterung nötig wird, ist hochwertiges Katzenfutter<br />
eine gute Wahl. Wer Freude am Gärtnern hat,<br />
muss auch bei kalten Temperaturen nicht darauf verzichten,<br />
wie Christian Brenner in seinem Artikel über<br />
winterharte Balkonpflanzen zeigt. Bestückt mit Beeren<br />
oder Samen sind einige davon sogar eine wichtige<br />
Nahrungsquelle für Vögel. Mit vielen weiteren Tipps<br />
von Fachleuten, einem Bericht über den Winkelriedplatz<br />
im Gundeldingen und einem Porträt der goldenen<br />
Atlantikinsel Madeira bietet diese sechste Ausgabe<br />
von «<strong>Gartenmagie</strong>» wieder jede Menge Inspiration und<br />
Hintergrundwissen. Die Gartenprofis stehen wie immer<br />
gern für weitere Informationen und für professionelle<br />
Unterstützung zur Verfügung. Wir wünschen Ihnen<br />
viel Freude beim Lesen und prächtige Momente in der<br />
sich wandelnden Natur.<br />
Ihre<br />
<br />
Denise Erb<br />
Friedrich Reinhardt Verlag<br />
Rheinsprung 1 | 4001 Basel<br />
Telefon +41 61 264 64 64<br />
Mail: verlag@reinhardt.ch | www.reinhardt.ch<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
Ansprechpartner:<br />
Felix Werner<br />
Geschäftsführer Bildungszentrum<br />
JardinSuisse beider Basel AG<br />
Hammerstrasse 25 | 4410 Liestal<br />
Telefon +41 (0)61 905 20 60<br />
E-Mail bz@jsbb.ch | www.jsbb.ch<br />
Chefredaktorin<br />
Denise Erb<br />
Autor:innen dieser Ausgabe<br />
Christian Brenner, Susanne Büchler<br />
Paula Gürtler, Sarah Isler, Georg Minder<br />
Daniel Reichmuth, Pascal Ryf-Stocker<br />
Sascha Sisti, Melanie Stohler, Michael Studer<br />
Luca Thoma, Emanuel Trueb, Felix Werner<br />
Anzeigen<br />
Reinhardt Media Service<br />
Rheinsprung 1 | 4001 Basel<br />
Telefon +41 (0)79 646 74 72<br />
Anzeigenverantwortliche<br />
Selina Montanaro | gartenmagie@reinhardt.ch<br />
Layout<br />
Friedrich Reinhardt Verlag<br />
Siri Dettwiler | s.dettwiler@reinhardt.ch<br />
Einzelpreis<br />
CHF 6.50/EUR 6.00<br />
«<strong>Gartenmagie</strong>» ist das offizielle zwei Mal jährlich<br />
erscheinende Magazin des JardinSuisse beider<br />
Basel. Das Magazin ist via Kioskverkauf oder<br />
direkt beim Verlag erhältlich. Der Nachdruck<br />
von Text und/oder Illustrationen ist nicht erlaubt.<br />
Für unverlangt erhaltene Manuskripte oder<br />
Illustrationen lehnen Verlag und Redaktion jede<br />
Haftung ab.
INHALT<br />
BIODIVERSITÄT S. 6–9<br />
Nachhaltige, biodiverse Gärten<br />
STANDPUNKT S. 16<br />
Landratspräsident Pascal Ryf-Stocker<br />
ÖKOLOGIE S. 17<br />
Gärtnern mit der Natur<br />
PRAXISTIPP S. 18–20<br />
Verpassen Sie Ihrem Rasen<br />
ein neues Grün<br />
PFLANZEN S. 10–11<br />
Sträucher/Stauden<br />
GARTENTIPPS S. 22–24<br />
Nützliche immergrüne Bodendecker<br />
PFLANZEN-<br />
VERWENDUNG S. 12–15<br />
Damit die Gartenpflanzen<br />
unbeschadet überwintern können
BALKON/TERRASSE S. 26–29<br />
Blühende Balkonpflanzen im Winter<br />
PARKANLAGEN S. 34–37<br />
Verstecktes Idyll im Grossbasel<br />
AUSBILDUNG S. 38–41<br />
Frust beim Lehrabschluss muss nicht sein<br />
TIERE IM GARTEN S. 30–32<br />
Wie Sie Tieren über den Winter<br />
helfen können<br />
REISEN/AUSFLÜGE S. 42–44<br />
Die Goldene Insel im Atlantik<br />
BUCHTIPP S. 45<br />
Neue Bücher für den Hobbygärtner<br />
WANDERUNG S. 46–49<br />
Die schöne <strong>Herbst</strong>wanderung im<br />
hinteren Laufental
BIODIVERSITÄT<br />
Artenvielfalt in Ihrer<br />
grünen Oase<br />
Ein Garten kann weit mehr sein als nur ein Erholungsort für uns Menschen. Er bietet eine wertvolle<br />
Gelegenheit, die Artenvielfalt zu fördern und aktiv zum Schutz der Natur beizutragen.<br />
Biodiversität im Garten bezieht sich auf die<br />
Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen,<br />
die in einem Gartenlebensraum existieren.<br />
Sie ist von entscheidender Bedeutung<br />
für das Funktionieren der Ökosysteme und den Erhalt<br />
der natürlichen Ressourcen. Ein blühender Garten<br />
zieht nicht nur Insekten wie Bienen, Schmetterlinge<br />
und andere Bestäuber an, sondern dient auch als Lebensraum<br />
für Vögel, Kleinsäuger und eine Vielzahl von<br />
Kleinlebewesen. Indem wir die Vielfalt an Pflanzen und<br />
Tieren in unserem Garten unterstützen, tragen wir<br />
zum Erhalt der gesamten Biodiversität bei und schaffen<br />
eine nachhaltige Umgebung. Die Vorteile einer<br />
biodiversitätsreichen Gartenlandschaft sind vielfältig.<br />
Eine breite Palette von Pflanzen zieht eine ebenso<br />
breite Tierwelt an. Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge<br />
sind für die Pflanzenvermehrung unerlässlich,<br />
während natürliche Schädlingsbekämpfer wie<br />
Marienkäfer und Spinnen dazu beitragen können, den<br />
Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Vögel, die im<br />
Garten nisten und sich von Insekten ernähren, tragen<br />
zur biologischen Schädlingskontrolle bei und sorgen<br />
für ein ausgeglichenes Ökosystem.<br />
SUSANNE BÜCHLER<br />
Projektleiterin Botanik<br />
Die Biodiversität im Garten fördern<br />
Damit die Biodiversität im Garten gefördert wird, sollten<br />
Sie einige Punkte beachten. Bevorzugen Sie einheimische<br />
Pflanzen. Sie sind an die lokalen Bedingun-<br />
gen angepasst und bieten Nahrung und Lebensraum<br />
für heimische Tiere. Sie sind oft pflegeleichter und<br />
widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankhei-<br />
ten. Pflanzen Sie verschiedene Arten. Je grösser die<br />
Vielfalt in Ihrem Garten ist, umso unterschiedlicher<br />
breiter ist das Spektrum der Tiere, die Ihren Garten<br />
aufsuchen. Von Blumen über Sträucher bis hin zu Bäumen<br />
sollten Ebenen geschaffen werden, um den Le-<br />
bensraum für verschiedene Tiere zu erweitern.<br />
6
Totholz<br />
Nistplätze für Insekten<br />
Totholz und Steinhaufen<br />
Lassen Sie zudem Totholz und Steinhaufen liegen. Totholz<br />
spielt eine wesentliche Rolle in unserem Ökosystemen.<br />
Es bezieht sich auf abgestorbene Bäume, um-<br />
gestürzte Stämme und Äste, die ihren natürlichen<br />
Lebenszyklus abgeschlossen haben. Obwohl es auf<br />
den ersten Blick wie ein trauriges Bild wirken mag, ist<br />
Totholz von grosser Bedeutung für die Biodiversität.<br />
Es bietet eine ideale Umgebung für zahlreiche Pilze,<br />
Flechten und vor allem Insekten. Totholzbiotope sind<br />
somit wahre Hotspots für die Artenvielfalt, in denen<br />
eine vielfältige und oft seltene Tier- und Pflanzenwelt<br />
anzutreffen ist. Trotz seiner zahlreichen Vorteile wird<br />
Totholz in vielen Gärten immer noch entfernt, vor al-<br />
lem aus ästhetischen Gründen. Es ist jedoch wichtig<br />
zu erkennen, dass der Verlust von Totholz negative<br />
Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben kann.<br />
Daher ist es entscheidend, dass wir lernen, Totholz zu<br />
schätzen und als einen wertvollen Bestandteil unserer<br />
Gärten zu betrachten.<br />
7
Versteck- und Nistplätze<br />
Totholz und Steingärten dienen als Versteck- und Nist-<br />
plätze für Insekten, Kleinsäuger und Amphibien. Die<br />
Schaffung dieser im Garten ist eine wunderbare Mög-<br />
lichkeit, die Vielfalt der Tierwelt zu fördern. Indem wir<br />
unseren Garten zu einem gastfreundlichen Ort für<br />
Tiere machen, können wir zur Erhaltung der lokalen<br />
Ökosysteme beitragen und das Gleichgewicht in der<br />
Natur unterstützen. Eine der einfachsten Möglichkei-<br />
ten, Steck- und Nistplätze zu schaffen, ist das Belassen<br />
von natürlichen Elementen im Garten. Neben Totholz<br />
und Steingärten können Laubhaufen, die im <strong>Herbst</strong><br />
zusammengerecht werden, als Winterquartiere die-<br />
nen. Solche natürlichen «Unordnungen» im Garten<br />
sind ein Paradies für Insekten wie Marienkäfer,<br />
Schmetterlinge und Bienen. Nistkästen sind eine weitere<br />
fantastische Möglichkeit, Vögeln eine sichere Um-<br />
gebung zum Brüten zu bieten. Stellen Sie sicher, dass<br />
die Nistkästen so platziert sind, dass sie vor starkem<br />
Wind, Regen und direkter Sonneneinstrahlung ge-<br />
schützt sind. Hecken und Sträucher sind nicht nur eine<br />
hervorragende Ergänzung zur Gartengestaltung, sondern<br />
bieten auch viele Tieren Schutz und Nistmöglich-<br />
keiten. Indem wir Versteck- und Nistplätze in unseren<br />
Gärten schaffen, tragen wir dazu bei, die lokale Tier-<br />
welt zu unterstützen und einen wichtigen Beitrag zum<br />
Naturschutz zu leisten.<br />
Eine kleine Wasserstelle wie ein Teich oder ein Vogel-<br />
bad kann zahlreiche Tiere anziehen und ihnen eine<br />
lebenswichtige Wasserquelle bieten. Ganz wichtig ist,<br />
dass Sie auf den Einsatz von Pestiziden und Chemika-<br />
lien verzichten. Pestizide können nützliche Insekten<br />
und Mikroorganismen abtöten und das gesamte Ökosystem<br />
schädigen. Stattdessen können natürliche Me-<br />
thoden wie die Förderung von Nützlingen verwendet<br />
werden, um Schädlinge in Schach zu halten. Anstatt<br />
einen akkuraten Rasen zu pflegen, können bestimmte<br />
Bereiche des Gartens in eine wilde Blumenwiese um-<br />
gewandelt werden, die Lebensraum für eine Vielzahl<br />
von Insekten bietet. Nistkästen für Vögel und Fleder-<br />
mäuse sowie Futterstellen für Vögel unterstützen die<br />
Populationen und ermöglichen es den Tieren, auch in<br />
städtischen Gebieten zu überleben.<br />
Kompost für Ihren Garten<br />
Auch die Verwendung von Kompost anstelle von chemischen<br />
Düngemitteln verbessert die Bodengesund-<br />
heit und fördert das Bodenleben. Im Garten kann man<br />
verschiedene Arten von Kompost verwenden, je nach<br />
den verfügbaren Materialien und den spezifischen Bedürfnissen<br />
der Pflanzen. Kompost ist ein ausgezeich-<br />
neter natürlicher Dünger und Bodenverbesserer, der<br />
reich an Nährstoffen ist und die Bodenstruktur verbessert.<br />
Gartenkompost entsteht durch die Kompostierung<br />
von Gartenabfällen wie Laub, Grasschnitt, Un-<br />
kraut, Gemüseresten und anderen organischen<br />
Materialien aus dem Garten. Er ist ein vielseitiger<br />
Kompost, der für die meisten Pflanzenarten geeignet<br />
8
ist. Stellen Sie sicher, dass der Kompost gut abgebaut<br />
und reif ist, bevor Sie ihn auf Ihre Beete auftragen.<br />
Küchenkompostierung andererseits ermöglicht die<br />
Verwertung von Küchenabfällen wie Gemüse- und<br />
Obstschalen, Kaffeesatz, Eierschalen und ungekoch-<br />
ten Speiseresten. Diese Art von Kompost ist reich an<br />
Nährstoffen und Mikroorganismen. Sie können einen<br />
separaten Kompostbehälter in der Küche verwenden<br />
oder die Materialien in den Gartenkompost geben.<br />
Grünschnittkompost schliesslich entsteht durch die<br />
Kompostierung von frischen Gartenabfällen wie Gras-<br />
schnitt, krautigen Pflanzenresten und frischem Laub.<br />
Er ist in der Regel reich an Stickstoff und eignet sich<br />
gut als Dünger für stickstoffliebende Pflanzen.<br />
Wichtig ist, dass Sie bei der Verwendung von Kompost<br />
darauf achten, dass er gut gereift und abgebaut ist,<br />
damit er keine frischen, unvollständigen abgebauten<br />
Materialien enthält. Frischer, unvollständig abgebauter<br />
Kompost kann den Pflanzen schaden oder zu un-<br />
angenehmen Gerüchen führen. Es ist ratsam, den<br />
Kompost vor der Verwendung mindestens 6 bis 12 Mo-<br />
nate reifen zu lassen.<br />
Teilen Sie Ihr Wissen über die Bedeutung der Biodi-<br />
versität im Garten mit Nachbarn und Freunden, um<br />
ein Bewusstsein für den Schutz der Natur zu schaffen.<br />
Zeigen Sie Ihnen «neuen» Garten und motivieren Sie<br />
sie, es Ihnen gleichzutun. Denn Biodiversität im Garten<br />
stellt eine gewinnbringende Partnerschaft für Mensch<br />
und Natur dar. Jeder Gartenbesitzer kann durch bewusste<br />
Entscheidungen und naturnahes Gärtnern ei-<br />
nen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität<br />
leisten und so ein kleines Paradies für Flora und Fau-<br />
na schaffen.<br />
Wildwiese<br />
9
PFLANZEN<br />
Holunder<br />
(Sambucus)<br />
Wird bei uns vom Holunder gesprochen, ist meist<br />
der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) gemeint,<br />
der auch unter den Namen «Holler» oder «Fliederbeerbusch»<br />
bekannt ist. Je nach Sorte hat der<br />
Holunder cremeweisse, grünliche oder rosarote<br />
Blüten. Blütezeit: April bis August. Wuchshöhe:<br />
bis zu 500 Zentimeter, laubabwerfend.<br />
Heckenkirsche<br />
(Lonicera)<br />
Unter den vielen Arten von Heckenkirschen, auch<br />
Geissblätter genannt, finden sich nicht kletternde<br />
Pflanze, sondern auch Sträucher. Je nach Sorte<br />
unterscheiden sich die Pflanzen in Blütenfarbe und<br />
Wuchshöhe. Blütezeit: April bis Sommer. Wuchshöhe<br />
bis zu 200 Zentimenter, laubabwerfend oder<br />
immergrün (sortenabhängig).<br />
<strong>Herbst</strong>flieder<br />
(Syringa microphylla)<br />
Der <strong>Herbst</strong>flieder blüht nicht nur im <strong>Herbst</strong>,<br />
sondern auch im Frühling. Syringe microphylla<br />
kann im Garten oder im Kübel auf den Balkon<br />
kultiviert werden. Seine Blütenfarbe ist lilarosa.<br />
Zwar liebt der <strong>Herbst</strong>flieder die Sonne, aber er<br />
verträgt auch einen halbschattigen Standort.<br />
Blütezeit: Mai bis Oktober. Wuchshöhe 150 bis<br />
200 Zentimeter, laubabwerfend.<br />
Sträucher<br />
Lorbeerschneeball<br />
(Viburnum tinus)<br />
Der Lorbeerschneeball, auch Lorbeerblättriger<br />
Schneeball, Immergrüner Schneeball oder Mittelmeer-Schneeball<br />
genannt, hat duftende Blüten, die<br />
in der Knospe rosa und dann später weiss sind. So<br />
bieten die Gartensträucher mit ihren dunkelgrünen<br />
Blättern im Winter ein wahres Farbenschauspiel.<br />
Blütezeit: November bis April. Wuchshöhe:<br />
100 bis 350 Zentimeter, immergrün.<br />
Mönchspeffer<br />
(Vitex agnus-castus)<br />
Der Mönchspeffer, auch Keuschbaum, Keuschlamm<br />
oder Liebfrauenbettstroh genannt, hat weisse, rosa<br />
oder hell- bis blauviolette Lippenblüten und liebt die<br />
Sonne. Da seine Blüten einen aromatischen Duft<br />
verströmen, lockt er viele Bienen an. Mit seiner<br />
späten Blütezeit ist er ein willkommener Gartenstrauch,<br />
der auch noch im <strong>Herbst</strong> Farbe in den<br />
Garten bringt. Blütezeit: August bis Oktober. Wuchshöhe:<br />
100 bis 300 Zentimeter, laubabwerfend.
Stockrose<br />
(Alcea rosea)<br />
Wer es klassisch und farbkräftig liebt, dem wird<br />
die Stockrose sicherlich viel Freude machen:<br />
Dicht gefüllte Blüten in grosser Anzahl trumpfen<br />
mit ungewöhnlicher Leuchtkraft und üppiger<br />
Wirkung auf. Wuchshöhe bis 180 Zentimeter.<br />
Stauden<br />
<strong>Herbst</strong>-Anemone<br />
(Anemone Japonica-Hybride)<br />
Eine strahlende Schönheit mit besonderer Blüte.<br />
In kräftigem Rosa und noch dazu leicht gefüllt.<br />
Für nicht zu trockene Böden in halbschattiger<br />
Lage geeignet. Wuchshöhe: bis 90 Zentimeter.<br />
Fingerhut<br />
(Digitalis)<br />
Ein heimischer Fingerhut - mit gelben Blüten ist<br />
recht langlebig. Setzt in naturnahen Pflanzungen<br />
auf eher kalkarmen, sommerwarmen Böden, so<br />
zum Beispiel am Gebüschrand, auf Böschungen,<br />
aber auch in der Rabatte tolle Akzente. Wuchshöhe<br />
bis 80 Zentimeter.<br />
Mädchenauge<br />
(Coreopsis grandiflora)<br />
Das Mädchenauge ist eine Staude, die überaus<br />
farbintensiv und lange blüht. Das Laub ist vergleichsweise<br />
dunkel und selbst im Winter noch sehr<br />
zierend. Sie sollte im <strong>Herbst</strong> radikal zurückgeschnitten<br />
werden. Wuchshöhe: bis zu 40 cm.<br />
Wolfsmilch<br />
(Euphorbia)<br />
Purpurrote, winter-«grüne» Blätter werden im<br />
Frühjahr durch hellgrüne Blüten gekrönt! Eine<br />
Staude, die selbst in der tristen Jahreszeit mit<br />
Farbe nicht geizt. Im Unterschied zu vielen anderen<br />
Euphorbien liebt die mandelblättrige Wolfsmilch<br />
geschützte, halbschattige Lage, zum Beispiel unter<br />
Gehölzen. Wuchshöhe: 40 Zentimeter.
PFLANZENVERWENDUNG<br />
Damit die Gartenpflanzen<br />
unbeschadet<br />
überwintern können<br />
Pflanzen haben eigene Systeme entwickelt, wie sie sich gegen die kalte Jahreszeit schützen.<br />
Das heisst aber nicht, dass der Mensch ihnen bei der Überwinterung nicht helfen sollte.<br />
DANIEL<br />
REICHMUTH<br />
Gartenplaner<br />
12
Rosensträuche im Winter in Jutesäcke einpacken<br />
oder in einen Raum stellen. Falls das nicht möglich<br />
ist, stellen Sie sie an eine Hauswand, um sie<br />
vor Wind und Kälte zu schützen.<br />
Rhododendron ist eine der Pflanzen,<br />
die nur geringen Schutz im Winter benötigen.<br />
Für einzelne Pflanzen reicht es, wenn ihre<br />
Knospen durch Laub oder Schnee geschützt<br />
werden. Andere wiederum, vor allem Bäume<br />
und Sträucher, schützen sich selbst, indem<br />
sie Laub verlieren und dadurch weniger Wasser benötigen.<br />
Das Laub können Sie durchaus verwenden,<br />
um damit Ihre Beete Winter sicher zu machen. Sie<br />
sollten jedoch darauf achten, dass diese Laubschicht<br />
nicht mehr als vier oder fünf Zentimeter dick ist. Wenn<br />
Sie einen Rasen haben, auf dem Laub liegt, verwenden<br />
BIS ZU DIESEN TEMPERATUREN<br />
KÖNNEN DIE NACHFOLGENDEN<br />
PFLANZEN IM FREIEN BLEIBEN:!<br />
Bis 0 °C: Roseneibisch, Zierbanane,<br />
Engelstrompete, Bougainvillea, Schmucklilie<br />
Bis –5 °C: Schönmalve, Geranie, Bleiwurz,<br />
Oleander, Kassie<br />
Bis –10 °C: Rosmarin, Lorbeer, Olive, Feige<br />
Sie dieses dazu, Ihre Beete abzudecken. Sie sollten es<br />
nicht auf dem Rasen liegen lassen, weil sich sonst<br />
Fäulnis bilden kann.<br />
Empfindliche Pflanzen<br />
Topfpflanzen sollten Sie rechtzeitig, spätestens bei<br />
null Grad, an einen geschützten Standort bringen, zum<br />
Beispiel in ein Gewächshaus, einen Wintergarten oder<br />
ein Gartenhaus mit Lichteinfall. Denn die Wurzeln der<br />
Pflanzen liegen nicht geschützt im Boden, sondern<br />
sind draussen im Topf Frost und Wind von allen Seiten<br />
ausgesetzt. Sie können für diese Pflanzen auch ein<br />
Winterschutzzelt aufbauen. Bitte beachten Sie dabei,<br />
die Pflanzen so hinzustellen, dass Sie sie problemlos<br />
giessen können.<br />
Auch Topfpflanzen wie Ziergräser, Hortensien oder<br />
Rosen, die ganzjährig im Freien stehen und winterhart<br />
sind, sollten Sie nicht vernachlässigen. Schieben Sie<br />
die Töpfe deshalb näher an die Hauswand oder, wenn<br />
möglich, unter ein Dach. So sind sie vor der Kälte ge-<br />
schützt. Um die Kübelpflanzen von unten gegen Frost<br />
zu schützen, können Sie sie auf Styroporplatten stel-<br />
len. Über die Pflanzen ziehen Sie am besten einen<br />
durchlässigen Jutesack.<br />
13
Schädlinge im Winterquartier<br />
Achten Sie auch darauf, dass keine Schädlinge mit ins<br />
Winterquartier kommen. Deshalb empfehlen wir Ih-<br />
nen, Ihre Pflanzen vor dem Überwintern genau zu<br />
untersuchen. Sammeln Sie allfällige Schädlinge ein<br />
und schneiden Sie die befallenen Triebe komplett ab.<br />
Abgefallene Blätter sollten Sie regelmässig aufsammeln,<br />
um Pilzbefall zu vermeiden. Stehen Ihre Kübel-<br />
pflanzen an einem eher dunklen Ort, zum Beispiel in<br />
einem Keller, bilden sie möglicherweise sogenannte<br />
Geiltriebe aus. Dabei handelt es sich um lange dünne<br />
Triebe, die das wenige Licht einfangen wollen und<br />
schnell wachsen. Diese Triebe sollten Sie abschnei-<br />
den, da sie sehr anfällig für Schädlingsbefall sind.<br />
Pflanzen, die in jedem Fall Schutz im Winter benötigen<br />
Folgende Pflanzen gedeihen im Winter am besten bei<br />
den angegebenen Celsiusgraden:<br />
• Agaven bei Temperaturen von circa 10–15 °C.<br />
• Engelstrompete bei etwa 10 °C nach einem Rück-<br />
schnitt.<br />
• Fuchsie bei maximal 12 °C.<br />
• Oleander hält bis –5 °C aus.<br />
• Petunien bei etwa 10 °C überwintern, die Triebe<br />
einkürzen und regelmässig (nur leicht) giessen.<br />
• Zitronenbaum an einem kühlen, aber geschützten<br />
hellen Platz aufbewahren.<br />
Pflanzen benötigen auch im Winter etwas Wasser.<br />
Aber nicht zu viel, sonst kann Staunässe entstehen.<br />
Tipps:<br />
• Generell sollten Sie im Winter darauf verzichten, Ihre<br />
Pflanzen zu düngen.<br />
• Ein Erdbodenthermometer hilft bei der Temperatur-<br />
kontrolle. So können Frostschäden verhindert und<br />
der Zeitpunkt für die Anpflanzung bestimmt werden.<br />
• Nutzen Sie milde Tage, um Ihre Topfpflanzen zu gies-<br />
sen. Vermeiden Sie dabei aber Staunässe, weil diese<br />
zu Erfrierungen führen kann. Das Wasser sollte in<br />
jedem Fall ablaufen können. Immergrüne Pflanzen,<br />
die besonders viel Wasser brauchen, sollten grosszügig<br />
gegossen werden. Einmal im Monat durchdringend<br />
reicht aus. Trockene Pflanzen darf man spar-<br />
samer giessen.<br />
• Zu warme Temperaturen am Überwinterungsort bewirken,<br />
dass die Pflanzen vorzeitig austreiben. Un-<br />
schöne, kraftlose Triebe sind die Folge.<br />
Dahlien- und Gladiolenknollen und Amarylliszwiebeln können,<br />
wenn sie kühl und trocken aufbewahrt werden, gut überwintert<br />
werden und erstrahlen im Frühjahr wieder.<br />
14
Knollenpflanzen überwintern<br />
Amarylliszwiebeln in einem hellen Raum auf das Früh-<br />
jahr einlagern.<br />
• Dahlienknollen, zuerst trocknen, dann kühl und<br />
trocken bei etwa 5 °C aufbewahren.<br />
• Gladiolenknollen kühl und trocken im Haus auf-<br />
bewahren und sie ins Beet setzen, wenn die Zeit<br />
des Frosts vorbei ist.<br />
Bevor Sie die Topfpflanzen ins Winterquartier bringen,<br />
unbedingt kontrollieren, ob sie von Schädlingen befallen sind.<br />
Tipp:<br />
Eingelagerte Knollen vertragen generell keine Feuch-<br />
tigkeit, sie faulen schnell.<br />
Pflanzen, die geringen Schutz im Winter benötigen<br />
• Rhododendron-Jungpflanzen mit Reisig abdecken,<br />
um die Wurzeln zu schützen. Rhododendron in<br />
Kübeln mit Jutesäcken verpacken.<br />
• Rosen-Veredlungsstelle mit Gartenerde zuschütten.<br />
• Kletterrosen mit Jutesäcken schützen.<br />
• Rosen im Kübel mit Styroporplatten unterlegen<br />
und in Jute verpacken.<br />
Falls Sie unsicher sind, wie Sie bei der Überwinterung<br />
Ihrer Pflanzen vorgehen sollen, holen Sie sich Rat<br />
bei einer Fachperson. Ihre Pflanzen werden es Ihnen<br />
danken.<br />
15
STANDPUNKT<br />
Landratspräsident<br />
Pascal Ryf-Stocker<br />
PASCAL<br />
RYF-STOCKER<br />
Landratspräsident<br />
Kanton Basel-Landschaft,<br />
Gemeinderat<br />
Oberwil<br />
Jedes Mal, wenn ich in ein Gartencenter gehe,<br />
komme ich mit mehr Waren nach Hause, als ich einzukaufen<br />
beabsichtigte. Ich fühle mich wie damals<br />
als Kind im Franz Carl Weber an der Freien Strasse,<br />
berauscht von den tollen Spielsachen, die man<br />
gleich haben oder sich zumindest auf Weihnachten<br />
wünschen wollte. So überrascht es auch nicht, dass<br />
meine Frau mich immer wieder am Arm nimmt und<br />
meint, ich solle mich auf das konzentrieren,<br />
was ich wirklich brauche – Gartenwerkzeuge hätten<br />
wir schon genügend in der Garage.<br />
Ein Haus mit Garten gibt immer etwas zu tun. Vor Kurzem<br />
versetzten wir das Vogelbad, welches der Vor-<br />
besitzer unseres Hauses eingebaut hatte. Der etwa<br />
80 Zentimeter breite Stein war wider Erwarten genauso<br />
tief und fest im Boden einbetoniert. Da mein Schlag-<br />
bohrer mittendrin den Geist aufgab, musste ich (zu<br />
meiner Freude) im Gartencenter eine neue Maschine<br />
kaufen. Natürlich kamen auch noch etliche Pflanzen<br />
mit. Mit Müh und Not konnten wir das halbkugelförmi-<br />
ge Vogelbad schliesslich aus dem Boden hieven und<br />
um rund 10 Meter versetzen. Dieser mächtige Vogelbad-Stein<br />
hätte im Mittelalter gerade so gut als Wurfgeschoss<br />
mit einem Katapult gegen eine Burg ge-<br />
schleudert werden können. Nun erfrischen sich aber<br />
Amseln, Blaumeisen, Rotkehlchen, Finken oder Els-<br />
tern ganz friedlich im Wasserbad.<br />
Gartenarbeit ist für mich genauso eine Erfrischung –<br />
ein erfrischendes Abschalten vom Alltag, von Beruf<br />
und Politik. Beim Jäten, Pflanzen Setzen, Schneiden,<br />
Wischen und Rechen vergesse ich die Zeit und für eine<br />
Weile vieles, was mich gerade beschäftigt. Kürzlich<br />
haben wir im Landrat über ein Verbot von Schottergärten<br />
diskutiert. Ehrlich gesagt kann ich nicht nach-<br />
vollziehen, warum das Grün ums Haus herum mit<br />
Schotter bedeckt wird. Mal ganz abgesehen davon,<br />
dass Stein- und Schottergärten das Mikroklima in<br />
Siedlungsgebieten unnötig aufheizen, machen sie für<br />
mich auch ästhetisch keinen Sinn. Was gibt es Schö-<br />
neres, als die Farben und Düfte der Pflanzen, die zu<br />
jeder Jahreszeit anders blühen?<br />
Immer wieder lassen wir uns von unserem Gärtner beraten,<br />
wie wir unseren Garten naturnah gestalten können.<br />
So wollten wir neben den bestehenden, wunder-<br />
schönen Rhododendren und Hortensien auch möglichst<br />
einheimische Pflanzen setzen: eine Pimpernuss, die<br />
gewöhnliche Felsenbirne, einen schwarzen Holunder,<br />
Schneebälle sowie einen Apfel- und einen Quittenbaum.<br />
Ganz besonders angetan haben es mir aber die Rosen.<br />
Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht kurz zu<br />
meinen Rosen schaue, verwelkte Blüten und allenfalls<br />
mit Rosenrost befallene Blätter abschneide. Im Sta-<br />
chelkleid der Rosensträucher findet regelmässig ein<br />
Igel Schutz vor der Katze des Nachbarn, ihre Blüten<br />
ernähren zahlreiche Bienen und Schmetterlinge, duften<br />
wunderbar und verwandeln den Garten in ein far-<br />
biges Feuerwerk.<br />
Mein grüner Daumen hört jedoch bei den Kräutern auf:<br />
Irgendwie klappt das nie, selbst im neuen Hochbeet<br />
haben gewisse Kräuter nur wenige Wochen überlebt.<br />
Besonders Mühe bereitet mir der Basilikum. Es geht<br />
kein Jahr vorbei, in dem ich nicht mindestens zweimal<br />
neuen Basilikum kaufen muss. Aber ich hoffe, irgendwann<br />
auch noch einen «Kräuterdaumen» zu bekom-<br />
men. So habe ich aber wenigstens einen Grund, immer<br />
wieder ins Gartencenter zu gehen.<br />
16
ÖKOLOGIE<br />
Gärtnern mit<br />
der Natur<br />
Die Gärtnerbranche steht in besonderem<br />
Mass mit der Natur in Verbindung. Die Zeiten,<br />
in denen ohne Rücksicht darauf geplant und<br />
gehandelt wurde, sind zum Glück vorbei.<br />
Intensiver Einsatz chemischer Spritzmittel nach<br />
dem Motto «viel hilft viel», Entsorgung ohne<br />
einen Fokus auf die Wiederverwertbarkeit von<br />
Stoffen oder das Bepflanzen von Gärten ohne<br />
Rücksicht auf sie umgebende natürliche Lebensräume<br />
sind Beispiele dafür, wie mit der Natur nicht umgegangen<br />
werden sollte – nicht von privaten Gartenbesitzerinnen<br />
und -besitzern und schon gar nicht von professionellen<br />
Betrieben. Die Tatsache, dass nur ein<br />
sorgsamer Umgang mit der Natur nachhaltigen Erfolg<br />
bringt, ist heute bei einem überwiegenden Teil der<br />
Branche eine anerkannte Selbstverständlichkeit. Dies<br />
bedeutet, dass zum Beispiel bei der Auswahl von<br />
Pflanzen darauf geachtet wird, in welchen sie umgebenden<br />
Lebensraum sie eingepflanzt werden, dass<br />
dem Wasserhaushalt von Böden und dem Mikroklima<br />
Beachtung geschenkt wird. Nicht zuletzt entspricht es<br />
zudem einem rasant wachsenden Bedürfnis von Kundinnen<br />
und Kunden, dass Gärten im Hinblick darauf<br />
angelegt oder verändert werden, dass sie die Förderung<br />
der Artenvielfalt einheimischer Pflanzen und<br />
Tieren unterstützen. Für all diese und weitere Herausforderungen<br />
ist fundiertes Fachwissen nötig. Auf dessen<br />
Vermittlung legt das Bildungszentrum von Jardin-<br />
Suisse beider Basel sowohl in der Grundausbildung wie<br />
auch in seinem Weiterbildungsprogramm für Fachpersonen<br />
grossen Wert. Ein neu gegründetes «Netzwerk<br />
naturnaher Gartenbau» soll zudem dabei helfen, Erkenntnisse<br />
zu gewinnen und entsprechende Erfahrungen<br />
auszutauschen. Für jede neue Generation von<br />
Berufsleuten werden diese Themen zu einem zentralen<br />
Bestandteil ihrer Ausbildung, ihres Berufsverständnisses<br />
und ihrer täglichen Arbeit, damit Gärtnerin<br />
und Gärtner weiterhin einer der schönsten,<br />
faszinierendsten und vielseitig sten Berufe bleibt.<br />
FELIX WERNER<br />
Leiter Bildungszentrum<br />
und Geschäftsführer<br />
JardinSuisse beider<br />
Basel<br />
Felix Werner<br />
Leiter Bildungszentrum und Geschäftsführer<br />
JardinSuisse beider Basel<br />
Informationen zur Aus- und Weiterbildung: www.jsbb.ch
PRAXISTIPP<br />
Verpassen Sie Ihrem<br />
Rasen ein neues Grün<br />
für den <strong>Herbst</strong><br />
Wasser ist Ursprung und Grundstoff des Lebens. Das gilt auch für die Rasengräser.<br />
Bis zu zwei Liter verbraucht ein Quadratmeter Rasen bei 20 °C pro Tag. Bei 30 °C sind es schon fünf Liter<br />
pro m 2 und kommt Wind hinzu, werden es noch mehr. Rasengräser bestehen zu 75–90 % aus Wasser.<br />
Wasser ist sowohl für den Stoffwechsel als auch für den Nährstofftransport und Kühlung der Pflanze<br />
unverzichtbar. Bereits der Verlust von 5–10 % können zum Absterben der Pflanze führen.<br />
In Trockenperioden ist das Rasenwachstum stark<br />
eingeschränkt. Die Wurzeln können dem Boden<br />
nicht genügend Wasser entziehen, die Pflanze<br />
beginnt zu welken. Verläuft dieser Welkevorgang<br />
über eine längere Zeit, können Blätter und Stiele vertrocknen<br />
und absterben. Wird zudem in Trockenperioden<br />
zu tief gemäht und auf eine ausreichende Nährstoffversorgung<br />
verzichtet, belastet dies den Rasen<br />
zusätzlich. Abgestorbenes Pflanzenmaterial verfault<br />
und führt zu lückigen Grasbeständen, in denen Hirsen<br />
und Unkräuter ungehindert auflaufen können. Deshalb<br />
sollten betroffene Rasenflächen fachgerecht renoviert<br />
werden. Wenn weniger als 30 % gute Qualitätsgräser,<br />
übermässig viel Unkraut oder eine zu hohe Filzschicht<br />
vorhanden sind, haben Übersaaten kaum Chancen,<br />
sich zu etablieren. In solchen Fällen sind die Abtragung<br />
der alten Grasnarbe und eine Rasenneuansaat<br />
in Betracht zu ziehen.<br />
Fehlstellen im Rasen haben verschiedene Ursachen<br />
Durch die lange Trockenperiode haben sehr viele Ra-<br />
senflächen Schaden genommen. Aber nicht nur die<br />
Hitze, sondern auch Nährstoffmangel, falsche und zu<br />
wenig durchdringende Bewässerung haben Trockenstellen<br />
im Rasen begünstigt. Zudem förderte die Bewässerung<br />
mit dem damit verbundenen feuchtwar-<br />
men Klima in der obersten Bodenschicht das Auftreten<br />
von verschiedenen Rasenkrankheiten.<br />
In 7 Schritten zur perfekten Rasenrenovation<br />
Unter einer Renovation oder Regeneration verstehen<br />
wir das Beseitigen von Schäden und Mängeln an der<br />
vorhandenen Rasennarbe und oberen Wurzelschicht,<br />
ohne den Boden umzubrechen. Durch eine anschliessende<br />
Nachsaat werden die entstanden Lücken ge-<br />
schlossen und die gewünschten Gräserarten wieder<br />
zurück in den Rasen gebracht. Im frühen <strong>Herbst</strong> sind<br />
die Bedingungen für eine Renovation optimal. Die Bö-<br />
den sind noch warm und die Gräser keimen schnell.<br />
Die Problematik, dass Hirsen im Rasen auflaufen, ent-<br />
fällt.<br />
18
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3. Vertikutieren<br />
Durch das Vertikutieren (Verti = senkrecht, Cut = schneiden)<br />
wird Rasenfilz und Moos im Rasen beseitigt. Dadurch<br />
werden Luft, Wasser und Nährstoffe den Wur-<br />
zeln wieder zugänglicher. Die Rasensamen brauchen<br />
einen sehr guten Bodenkontakt um keimen zu können.<br />
Daher sollte man die Bodenoberfläche tiefer als üblich<br />
anritzen (ca. –8 mm) und kreuzweise vertikutieren.<br />
Anschliessend wird das herausgearbeitete Material<br />
gründlich zusammengerecht und abgeführt.<br />
4. Topdressing<br />
Während längeren Trockenperioden bilden sich in ei-<br />
ner Rasenfläche Unebenheiten und Risse. Mit dem<br />
Verteilen eines Rasen-Substrats wird die Ebenflächig-<br />
keit wiederhergestellt und die Keimbedingungen des<br />
Saatguts werden deutlich verbessert.<br />
1. Unkrautregulierung<br />
Stark verunkrautete Flächen können drei bis vier Wochen<br />
vor der eigentlichen Renovation mit einem selektiven<br />
Rasenherbizid behandelt werden. Da Rasen-<br />
herbizide auch eine gewisse Bodenwirkung haben<br />
können, muss nach deren Einsatz mit der Nachsaat<br />
drei Wochen gewartet werden, um die Keimbedingun-<br />
gen für die Gräser nicht zu beeinträchtigen.<br />
2. Mähen<br />
Bei einer Rasenrenovation dürfen wir den Rasen aus-<br />
nahmsweise tief schneiden (ca. 1,5 cm). Somit können<br />
beim anschliessenden Vertikutieren möglichst viele<br />
vertrocknete Gräser und abgestorbenes Pflanzenma-<br />
terial (Rasenfilz) entfernt werden.<br />
5. Nachsaat<br />
Die Übersaat erfolgt am besten mit einer speziellen<br />
Regenerationsmischung. Damit wird sichergestellt,<br />
dass die gewünschten Rasengräser wieder zurück in<br />
den Rasen gebracht und die entstandenen Lücken<br />
rasch geschlossen werden. Nach 4 bis 6 Wochen ist<br />
der Rasen bereits wieder belastbar.<br />
19
genmesser oder einem leeren Joghurtbecher lässt<br />
sich die verabreichte Wassermenge einfach kontrollieren.<br />
Erst wenn die Gräser den Welkepunkt errei-<br />
chen, ist ein erneutes Bewässern notwendig.<br />
6. Düngung<br />
Eine Düngung mit einem hochwertigen Rasen-Langzeitdünger<br />
ist wichtig, um das Gräserwachstum anzu-<br />
regen und einen möglichst schnellen Narbenschluss<br />
zu erreichen. Möchte man die älteren Gräser nicht zu<br />
stark fördern, kann die Düngergabe ca. 2,5 Wochen<br />
nach der Übersaat erfolgen.<br />
7. Bewässerung<br />
Genau gleich wie bei einer Neusansaat gilt auch bei<br />
der Renovation: Während des Auflaufens und der Kei-<br />
mung darf die oberste Bodenschicht nie austrocknen.<br />
Daher ist in den 2–3 Wochen nach der Saat eine per-<br />
manente Bewässerung notwendig. Konkret bedeutet<br />
dies, 3–4 mal täglich mit Wassergaben von 5 l/m 2 be-<br />
wässern. Die Gaben sollen bewusst klein und fein do-<br />
siert sein, um die Samen nicht wegzuschwemmen.<br />
Gibt es Alternativen?<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass sich Rasenbesitzer<br />
mit den immer häufiger auftretenden und länger<br />
andauernden Trockenperioden zunehmend nach<br />
Alternativen umschauen und der Wunsch nach tro-<br />
ckenheitsresistenten Rasenmischungen zunimmt.<br />
Tatsächlich sind solche Mischungen von diversen<br />
Saatgutherstellern auf dem Markt erhältlich. Der<br />
Hauptbestandteil dieser Mischungen bildet dabei der<br />
Rohrschwingel. Dieses aus südländischen Regionen<br />
stammende Gras weist eine überdurchschnittliche<br />
Trocken- und Hitzetoleranz auf und kann auch bei re-<br />
duzierter Bewässerung bestehen. Doch hat auch diese<br />
Grasart nicht nur Vorteile. Der Horst bildende Rohr-<br />
schwingel hat im Gegensatz zu den «gewöhnlichen»<br />
Rasengräsern eine grobblättrige Struktur, die nicht<br />
jedem zu gefallen weiss. Durch die sehr dunkelgrüne<br />
Farbgebung sind unerwünschte, eher helle Fremdgräser<br />
besonders gut sichtbar und stören das gleichmässige<br />
Rasenbild. Sehr nachteilig wirkt sich die schlech-<br />
te Krankheitsresistenz aus. Gerade bei feuchtwarmen<br />
Bedingungen im <strong>Herbst</strong> ist der Rohrschwingel anfällig<br />
für Rasenkrankheiten wie z. B. Schneeschimmel.<br />
Kommt es zu einer Infektion, sterben die befallenen<br />
Gräser ab und hinterlassen in der Fläche Lücken. Auch<br />
in diesem Fall müsste die Rasennarbe mittels einer<br />
Renovation repariert werden.<br />
Rasenpflege während Hitzeperioden<br />
Bei extremen Hitze- und Trockenphasen sind Schäden<br />
in der Rasenfläche kaum zu vermeiden. Oftmals wer-<br />
den Schäden aber durch eine unsachgemässe Pflege<br />
begünstigt. Beispielsweise werden in der Praxis Ra-<br />
senflächen oft zu tief und zu unregelmässig gemäht.<br />
Zu tief geschnittenen Gräsern fehlt somit die notwendige<br />
Blattmasse zur Assimilation. Optimal ist ein wöchentlicher<br />
Schnitt auf 4–5 cm. Auch eine ungenügen-<br />
de Nährstoffversorgung fördert die Anfälligkeit für<br />
Trockenschäden. Insbesondere eine gute Kaliversor-<br />
gung ist über den Sommer von grosser Bedeutung.<br />
Kali erhöht die Widerstandskraft gegen Trockenheit<br />
und verbessert den Wasserhaushalt in den Pflanzen.<br />
Beim Beregnen ist es wichtig, auf eine durchdringen-<br />
de Bewässerung zu achten. Beregnen soll nicht oft,<br />
jedoch mit einer hohen Aufwandmenge erfolgen. Stel-<br />
len Sie sicher, dass der Wurzelhorizont bis in eine<br />
Tiefe von 15 cm gleichmässig durchfeuchtet wird. Hierfür<br />
werden rund 15–20 l/m² benötigt. Mit einem Re-<br />
20
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Fachberaterin<br />
Wenn Sie eine Gartenfläche bepflanzen wollen, die<br />
schnell begrünt werden, wo nichts Pflegeintensives<br />
wachsen und Unkraut ferngehalten werden soll,<br />
spricht vieles für Bodendecker.<br />
Bei Bodendeckern handelt es, wie das Wort<br />
bereits sagt, um niedrig wachsende Pflanzen,<br />
die sehr dicht sind und auf breiter Front<br />
den Boden bedecken. Sie sind pflegeleicht<br />
und viele von ihnen verfügen über immergrüne Blätter.<br />
Durch die Kompaktheit hat es Unkraut schwer,<br />
sich zu entfalten. Der Garten beziehungsweise die<br />
Stellen, die sonst kahl wären, kommen besser zur Geltung.<br />
Ausserdem sorgen Bodendecker für genügend<br />
Flüssigkeit und halten die Erde aufgelockert. Geeignet<br />
sind sie je nach Sorte auch in schattigen Bereichen<br />
unter Bäumen, unter grossen Sträuchern, als Dekorationselemente<br />
bei Rasenrändern oder an Hängen. Ein<br />
wichtiger Aspekt ist, dass sie vielen Tierarten als<br />
Unterschlupf dienen. Bei sehr kalten Wintern kann es<br />
aber vorkommen, dass die Bodendecker ihre immergrünen<br />
Blätter verlieren.<br />
22
Purpurglöckchien<br />
Pflanzen, Pflegen und Vermehren<br />
Oft kommt es vor, dass Hobbygärtnerinnen und -gärt-<br />
ner Bodendecker mit geringem Abstand pflanzen. Die<br />
Folge davon ist, dass sie unerwünscht in die Höhe<br />
statt in die Breite wachsen. Um dies zu vermeiden,<br />
empfehlen wir Ihnen, diese mit grösserem Abstand<br />
einzu setzen, um eine maximale Höhe von einem Meter<br />
zu erreichen. Als Regel gilt, 15 bis 20 Pflanzen pro<br />
Quadratmeter zu setzen. Der Nachteil dieser Pflanz-<br />
weise ist, dass Sie, bis die Pflanzen einen Teppich<br />
bilden, darauf achten müssen, dass dazwischen kein<br />
Unkraut wächst. Die geeignetste Zeit zur Bepflanzung<br />
ist der <strong>Herbst</strong>. Dann können sie bis zum Winter genügend<br />
starke Wurzeln bilden. Ein Vorteil von Boden-<br />
deckern ist, dass sie sich oft durch Ableger selbst<br />
vermehren. Das kann natürlich auch störend sein. Oft<br />
kommt es natürlich auch vor, dass sie schneller wachsen,<br />
als einem lieb ist. Bevor Sie Bodendecker pflan-<br />
zen, sollten Sie genau die Fläche festlegen, die Sie für<br />
sie vorgesehen haben, damit sie in Ihrem Garten nicht<br />
überhandnehmen. Einige Bodendecker wie Ysander,<br />
Efeu und gewisse Rhododendren zählen zu den Gift-<br />
pflanzen.<br />
Am Anfang sollten Sie sich intensiv um Ihre Pflanzen<br />
kümmern. Besonders nützlich ist es, wenn Sie die<br />
Pflanzen mit einer dicken Schicht Mulch unterlegen.<br />
Hauswurz<br />
Das unterdrückt jegliches Unkraut. Gleichzeitig müs-<br />
sen Sie genügend Hornspäne am Boden verteilen, die<br />
für eine gute Stickstoffversorgung verantwortlich<br />
sind. Verwenden Sie bei der Pflege keine scharfen<br />
Klingen und sonstigen Gartenutensilien, mit dem das<br />
Wurzelwerk geschädigt werden könnte.<br />
Einige der beliebtesten immergrünen Bodendecker<br />
Die Bärentraube ist ein Bodendecker, der am Ende des<br />
Sommers leuchtende Beerenfrüchte trägt und oft mit<br />
der Preiselbeere verwechselt wird. Die Pflanze liebt<br />
halbschattige Standorte und wird 30–40 cm gross.<br />
Der Blaurote Steinsame ist bei Blumenliebhabern sehr<br />
beliebt, weil er über mehrere Wochen blüht. Er bevor-<br />
zugt sonnige Standorte oder Halbschatten und hat<br />
eine Wuchshöhe von 20–50 cm.<br />
23
Thymian<br />
Der Efeu ist sicher der bekannteste Bodendecker und<br />
eine nicht besonders anspruchsvolle Kletterpflanze.<br />
Sie wächst vielen Leuten jedoch zu stark und hat den<br />
Nachteil, dass sie schwächere Pflanzen verdrängt. Der<br />
Vorteil von Efeu ist, dass er auch an extrem schattigen<br />
Standorten gedeiht. Die Wuchshöhe ist bis ca. 15 Me-<br />
tern.<br />
Die Gänsekresse bevorzugt einen eher sonnigen<br />
Standort. Sie bildet einen sehr starken Teppich. Die<br />
Wuchshöhe liegt bei ca. 10 cm.<br />
Die immergrüne Japansegge ist eine genügsame<br />
Pflanze, die sich für den Halbschatten eignet. Sie wird<br />
ca. 40 cm hoch. Sie hat einen Hang zu wucherndem<br />
Wachstum.<br />
Der Hauswurz ist sehr anspruchslos, liebt Standorte<br />
in der prallen Sonne und muss selbst im Hochsommer<br />
nicht oft gegossen werden. Die Wuchshöhe beträgt<br />
ca. 15 cm. Ein weiterer Vorteil des Hauswurzes ist sei-<br />
ne Widerstandsfähigkeit gegenüber Frost.<br />
Der Kriechende Günsel ist einer der beliebtesten Bo-<br />
dendecker. Er benötigt einen eher sonnigen Platz, mit<br />
geringem Schatten und wird 10–30 cm gross. Er ist<br />
nicht geeignet für einen trockenen Standort.<br />
Als Alternative zum Efeu gilt die Kriechspindel, die<br />
nicht so stark wuchert. An einem sonnigen Standort<br />
hat sie oft auch im Winter rosafarbige Blätter. Die<br />
Wuchshöhe liegt bei 0,5 bis 5 Metern. Die Kriechspin-<br />
del wächst eher langsam.<br />
Das Purpurglöckchen benötigt ei-<br />
nen humus- und nährstoffreichen<br />
Boden und liebt halbschattige bis<br />
schattige Standorte. Die Wuchshö-<br />
he ist 20–50 cm und seine Blütezeit<br />
Mai bis Juli.<br />
Der Thymian ist winterhart, extrem<br />
unempfindlich gegenüber Frösten,<br />
gegen Trockenheit resistent und<br />
dementsprechend muss er nur selten<br />
gegossen werden. Die Wuchs-<br />
höhe ist ca. 20 cm.<br />
Gänsekresse<br />
Selbstverständlich gibt es noch vie-<br />
le weitere Bodendecker. Bevor Sie<br />
sich für einen entscheiden, legen<br />
Sie genau die Kriterien fest, wo Sie<br />
ihn pflanzen wollen, ob im Schatten<br />
oder der Sonne, wie hoch er maxi-<br />
mal werden soll, wie pflegeleicht er<br />
sein muss und ob er sich ausbreiten<br />
darf oder eher nicht.
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BALKON/TERRASSE<br />
Blühende Balkon-<br />
pflanzen im Winter<br />
Viele Menschen vernachlässigen ihre Balkone in<br />
der kalten Jahreszeit, da die meisten Pflanzen<br />
ihre Pracht verlieren oder sogar eingehen. Doch<br />
es gibt gute Gründe, warum auch im Winter Balkonpflanzen<br />
gepflegt werden sollten.<br />
Balkonpflanzen sind nicht nur im Sommer<br />
ein ästhetisches Highlight. Selbst im Winter,<br />
wenn die Natur ihre Farbenpracht<br />
verliert, hüllen winterharte Pflanzen, wie<br />
immergrüne Gewächse oder Stauden, das Balkongeländer<br />
oder die Fensterbank in ein ansprechendes<br />
Grün. Wenn sie mit Beeren oder Samen bestückt<br />
sind, stellen sie auch für Vögel eine wichtige Nahrungsquelle<br />
dar. Gerade in urbanen Gebieten, in<br />
denen natürliche Futterquellen knapp sind, bieten<br />
Balkonpflanzen den gefiederten Freunden eine wertvolle<br />
Unterstützung, um den Winter zu überstehen.<br />
Artenvielfalt erhalten<br />
Indem man auch im Winter Balkonpflanzen pflegt,<br />
trägt man dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten. Die<br />
Lebensräume für Insekten und Kleintiere werden<br />
dadurch erweitert, was wiederum das ökologische<br />
Gleichgewicht stärkt. So können auch kleine Balkonflächen<br />
einen Beitrag zur Erhaltung der Biodi-<br />
versität leisten. Die Pflege von Balkonpflanzen im<br />
Winter bietet ausserdem eine willkommene Garten-<br />
praxis auch in der kalten Jahreszeit. Es ist eine<br />
Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden und<br />
Freude am Gärtnern zu haben, auch wenn der eige-<br />
ne Garten nicht zur Verfügung steht.<br />
CHRISTIAN BRENNER<br />
Ausbilder von Floristinnen und Floristen<br />
Was es zu beachten gilt<br />
Tontöpfe sind gut für die <strong>Herbst</strong>bepflanzung geeig-<br />
net, denn sie erwärmen sich bei Sonnenschein nur<br />
langsam, speichern die Energie und halten die Wär-<br />
me über Nacht. Falls Sie Plastikköpfe verwenden,<br />
sollten Sie sie mit einer Folie oder Jute auskleiden,<br />
weil die Töpfe schnell heiss werden und auch wie-<br />
der schnell abkühlen. Wichtig ist auch, dass das<br />
Wasser in den Töpfen abfliessen kann, damit keine<br />
Staunässe entsteht. Aus diesem Grund sollten die<br />
Töpfe über ein Loch im Boden verfügen. Legen Sie<br />
über das Loch eine Tonscheibe oder eine Lage Bläh-<br />
ton, bevor Sie frische Blumenerde auffüllen.<br />
26
Mehrjährige, winterharte Pflanzen<br />
Nachfolgend stellen wir Ihnen elf winterharte Pflanzen<br />
von.<br />
Heidekraut (Calluna vulgaris)<br />
Heidegewächse sind die Winterblumen schlechthin.<br />
Sie gelten als sehr robust, müssen jedoch oft gespritzt<br />
werden. Auf dem Balkon fühlen sie sich in sonniger<br />
bis halbschattiger Lage am wohlsten.<br />
Christrose (Helleborus niger)<br />
Diese winterharte, immergrüne Blume benötigt wenig<br />
Wasser und wächst am besten im Halbschatten. Die<br />
Christrose gilt als besonders winterhart und kann das<br />
ganze Jahr über auf dem Balkon verbringen.<br />
Winterharte Erika (Erica x darleyensis)<br />
Als frühe Bienenweide auf dem Balkon stellt die Win-<br />
terharte Erika blühend eine wichtige Nahrungsquelle<br />
für Insekten dar. Sie ist pflegeleicht und benötigt nur<br />
genügend Wasser, um nicht auszutrocknen.<br />
Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum)<br />
Aufgrund des stark überhängenden Wuchses sollten<br />
Sie ältere Exemplare regelmässig zurückschneiden.<br />
Auch wenn der Winterjasmin zu den frostresistenten<br />
Winterblühern zählt, ist es besser, die Kübelexempla-<br />
re mit einem Winterschutz zu versehen. So verhindern<br />
Sie ein Durchfrieren des Wurzelballens.<br />
Winter-Jasmin<br />
Winterharte Erik<br />
27
Scharlachfuchsie (Fuchsia magellanica)<br />
Die Scharlachfuchsie, auch Freilandfuchsie genannt,<br />
besticht nicht nur mit ihren zweifarbigen Blüten,<br />
sondern ist auch bedingt winterhart. Temperaturen bis<br />
–5 °C sind für die Balkonpflanze kein Problem. Gewährt<br />
man ihr zusätzlich einen Schutz aus Stroh, Tannenzweigen<br />
oder Laub, kann sie den kompletten Win-<br />
ter im Freien verbringen.<br />
Scheinbeere (Gaultheria procumbens)<br />
Rote Beeren, die auch im kältesten Winter noch strahlend<br />
rot leuchten, verspricht die Scheinbeere. Glück-<br />
licherweise kann sie auch das ganze Jahr auf dem<br />
Balkon bleiben, denn sie gilt als sehr frosthart.<br />
Gefülltblühende Scheinkamille<br />
(Chamaemelum nobile)<br />
Mit ihren kleinen, gefüllten Blüten ist die Gefülltblü-<br />
hende Scheinkamille eine wahre Schönheit und sehr<br />
beliebt. Dies liegt nicht zuletzt am himmlisch-<br />
an genehmen Duft, den sie verströmt. Sie ist zudem<br />
besonders winterhart, denn sie hält Temperaturen<br />
bis –35 °C aus.<br />
Polsterphlox (Phlox subulata)<br />
Für Steingärten oder zur Begrünung von Mauern ist<br />
diese Pflanze sehr geeignet, doch auch als Kübelpflan-<br />
ze auf dem Balkon macht sie mächtig Eindruck. Im<br />
Frühling verwandelt sie sich nämlich in ein wahres<br />
Meer aus weissen, pinken oder blau-violetten Blüten.<br />
Aber auch ihre pflegeleichte und robuste Art machen<br />
den Polsterphlox sehr beliebt. So braucht die Pflanze<br />
kaum Zuwendung und ist sogar bei Temperaturen bis<br />
–20 °C winterhart.<br />
Scheinbeere<br />
Polsterphlox<br />
28
Schneeheide<br />
Schneeheide (Erica carnea)<br />
Wer im Winter nicht auf Farbe verzichten will, sollte auf<br />
jeden Fall einer Schneeheide einen Platz auf seinem<br />
Balkon anbieten. Je nach Sorte und Witterung blüht der<br />
Zwergstrauch von Dezember bis in den April. Und natürlich<br />
ist die Schneeheide auch winterhart: Tempera-<br />
turen bis –25 °C machen der Pflanze nichts aus.<br />
Winterharte Balkonkräuter<br />
Zu den winterharten Kräutern, die auf keinem Balkon<br />
fehlen sollten, gehören unter anderem viele Thymian-<br />
Sorten (Thymus), Pfefferminze (Mentha x piperita)<br />
oder Waldmeister (Galium odoratum).<br />
Zierkohl (Brassica oleracea var. acephala)<br />
Wer nach Kohl sucht, wird wahrscheinlich eher in das<br />
Gemüsebeet gehen und nicht auf den Balkon. Der Zierkohl<br />
hat aber definitiv eine Sonderbehandlung verdient.<br />
Mit seinen zweifarbigen Blättern ist er ein rich-<br />
tiger Hingucker im Balkonkistchen. Wie beinahe alle<br />
Kohlarten ist der Zierkohl ein typisches Wintergemüse<br />
und kann Temperaturen bis –10 °C problemlos ver-<br />
tragen.<br />
Zierkohl<br />
Waldmeister<br />
29
MICHAEL STUDER<br />
Fachjournalist<br />
und Sachbuchautor<br />
TIERE IM GARTEN<br />
Wie Sie Tieren<br />
über den Winter<br />
helfen können<br />
Der Winter ist die härteste Zeit für Wildtiere. Vielen von ihnen können wir helfen,<br />
um ihre Überlebenschance zu vergrössern.<br />
Bereits im <strong>Herbst</strong> wird die Nahrungssuche für<br />
die Tiere schwieriger und spitzt sich dann<br />
zu, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt<br />
sinkt. Denken Sie an sie, wenn Sie<br />
Ihren Garten auf den Winter vorbereiten. Verzichten<br />
auf einen radikalen Rückschnitt von Bäumen, Büschen<br />
und Sträuchern, damit die Tiere einen Unterschlupf<br />
finden. Schichten Sie das Laub zusammen, wenn es<br />
dann auch nicht mehr so gut aussieht im Garten, damit<br />
sich dort die Tiere einnisten können. Und ganz wichtig,<br />
verhindern Sie, dass grössere Wildtiere, wie Füchse<br />
und Waschbären, leicht in Ihren Garten eindringen<br />
können. Diese sind im Winter auch auf Nahrungssuche<br />
und kleinere Tiere, die sich in Ihrem Garten sicher fühlen,<br />
werden zur leichten Beute.<br />
Welche Hilfe benötigen Vögel im Winter?<br />
Wenn sich für Vögel keine Nahrung mehr finden lässt,<br />
können Sie Ihnen mit einem Futterhäuschen helfen.<br />
Spatzen lieben Sonnenblumen-, Obst- und Getreide-<br />
kerne. Amseln und Meisen bevorzugen Meisenknödel.<br />
Diese Produkte finden Sie problemlos im Tierfachhan-<br />
del. Wenn Sie die Möglichkeit haben, hängen Sie das<br />
Futterhäuschen so auf, dass es frei steht. Wenn Sie es<br />
an einem Baum im Garten befestigen, besteht die Ge-<br />
fahr, dass Katzen versuchen, die Vögel zu erwischen.<br />
Was können Sie für Eichhörnchen tun?<br />
Eichhörnchen bauen sich für den Winter ein Nest, sogenannte<br />
Kobel oder verwenden verlassene Vogelnester.<br />
Am liebsten solche, die sich in höheren Gefil-<br />
den von Bäumen befinden. Sie können einen Kobel<br />
auch im Fachhandel kaufen und bei Ihnen auf einem<br />
Baum platzieren. Ein Kobel verfügt immer über zwei<br />
Eichhörnchen lieben jegliche Art von Nüssen als Winternahrung.
Ausgänge, damit das Eichhörnchen im Gefahrfall<br />
durch den einen fliehen kann. Sie müssen also beim<br />
Aufstellen darauf achten, dass beide Ausgänge benutzt<br />
werden können und keiner blockiert ist. Eich-<br />
hörnchen halten Winterruhe. Sie verlassen ihr Nest<br />
jedoch dann, wenn ihr Vorrat an Nahrung zur Neige<br />
geht. Ihre Lieblingsspeisen sind jegliche Art von Nüs-<br />
sen, Kastanien und Samen von Nadelbäumen. Aber<br />
auch Äpfel und Birnen verachten sie nicht.<br />
Winterquartiere für Igel<br />
Optimal für Igel sind Laubhaufen, Büsche und Hecken,<br />
wo sie sich verstecken können. Ein spezieller Schutz<br />
bieten Igelhäuschen, deren Boden Sie mit Laub oder<br />
Stroh abdecken sollten. Eine schlechte Angewohnheit<br />
von uns Menschen ist es, dass wir Igel, die gut genährt<br />
sind, bereits im <strong>Herbst</strong> zu füttern beginnen. Dadurch<br />
fallen sie oft nicht in den Winterschlaf, was ihre Chance<br />
zu überleben mindert. Grundsätzlich gilt, man soll-<br />
te einen Igel erst füttern, wenn er unter 500 Gramm<br />
fällt. Ab 300 Gramm muss er dringend gefüttert wer-<br />
den. Aber die Zusatzfütterung sollte sich auf kurze Zeit<br />
beschränken, während der er zunehmen sollte. Wenn<br />
er trotz Fütterung nicht zunimmt, empfiehlt es sich,<br />
ihn zu einer Igelstation zu bringen. Als Zusatzfutter<br />
können Sie hochwertiges Katzenfutter verwenden. Auf<br />
keinen Fall dürfen Sie ihn mit Milchprodukten füttern.<br />
Diese vertragen Igel nicht und sie können zu gesund-<br />
heitlichen Problemen führen. In der Regel müssen Igel<br />
während des Winterschlafs aber nicht gefüttert wer-<br />
den. Sie sollten einen Igel auch nicht zu sich ins Haus<br />
nehmen, weil dort die Temperaturen zu warm sind und<br />
der Winterschlaf gestört wird.<br />
Nehmen Sie für die Igelfütterung qualitativ gutes Katzenfutter.<br />
XXXXXX
Es gibt Frösche, die auf dem Boden<br />
von Gartenteichen überwintern.<br />
Frösche im Teich<br />
Es gibt verschiedenen Froscharten, die<br />
auf dem Grund von Gartenteichen<br />
überwintern. Diese sollten durch Sau-<br />
erstoff versorgt werden. Am besten mit<br />
einer laufenden Filterpumpe oder<br />
durch Unterwasserpflanzen.<br />
Auch Fledermäuse, Insekten und Mäu-<br />
se suchen nach Winterquartieren. Die<br />
nisten sich meistens in bestehende<br />
Nester ein. Grundsätzlich sollten Sie<br />
die Tiere nur füttern, wenn Sie sicher<br />
sind, dass sie selbst keine Nahrung<br />
mehr finden. Auf jeden Fall werden es<br />
Ihnen alle Tiere danken, wenn Sie ihnen<br />
unbeschadet über den Winter helfen.<br />
Vögel bevorzugen es, wenn ihr Vogelhaus frei an<br />
einem Ast hängt, um es von nicht willkommenen<br />
Gästen zu schützen.<br />
32
Bäume sind Gedichte, die die Erde in<br />
den Himmel schreibt.<br />
Khalil Gibran<br />
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PARKANLAGEN<br />
Der Winkelriedplatz<br />
in Gundeldingen<br />
Das im 19. Jahrhundert geschaffene Gundeldingerquartier in Basel bildet heute einen<br />
der Schwerpunkte der kantonalen Stadtteilentwicklung. Es zählt zu den bevölkerungsreichsten<br />
Quartieren Basels und ist multikulturell geprägt.<br />
EMANUEL TRUEB<br />
Leiter Stadtgärtnerei Basel
Im gesamtkantonalen und -städtischen Vergleich<br />
verfügt das Quartier nur über einen sehr geringen<br />
Anteil an öffentlichen und privaten Grünund<br />
Freiflächen. Aufgrund der hohen baulichen<br />
Dichte des Quartiers ist es kaum möglich, dies durch<br />
die Schaffung von neuen Grünflächen auszugleichen.<br />
Daher kommt der Qualitätsverbesserung und Weiterentwicklung<br />
der bestehenden Grün- und Freiflächen<br />
im Quartier eine grosse Bedeutung zu. Im Grün- und<br />
Freiraumkonzept Gundeldingen (2016), das gemeinsam<br />
mit der Bevölkerung, dem Gewerbe und engagierten<br />
Quartierorganisationen verfasst wurde, ist die<br />
Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Nutzungsmöglichkeiten<br />
der bestehenden Grünflächen<br />
eine Kernforderung. Die Umgestaltung des Winkelriedplatzes<br />
ist eine zentrale Massnahme zur Umsetzung<br />
dieser Kernforderung. Der Winkelriedplatz trägt<br />
seinen Namen zu Ehren des Unterwaldners Arnold von<br />
Winkelried, der durch seinen Opfertod in der Schlacht<br />
von Sempach 1386 (Sempacherstrasse) seinen Kameraden<br />
die sprichwörtlich gewordene Gasse in den<br />
Habsburgischen Heerhaufen bahnte. Der Winkelriedplatz<br />
gilt als mittelgrosse Grünanlage im Westteil des<br />
Gundeldingerquartiers und dank seiner zentralen<br />
Lage für die Bevölkerung und vor allem für die Kinder<br />
des Quartiers gut zu erreichen. Er dient als grüne Naturoase<br />
mit einem wertvollen Baumbestand im städtischen<br />
Umfeld, als wichtiger Quartiertreffpunkt und<br />
als Ort zum Spielen.<br />
Die Anlage wurde im Zuge der städtebaulichen Entwicklung<br />
des Gundeldingerquartiers 1874 fertig-<br />
gestellt. Sie erfuhr wiederholt kleine Anpassungen, bis<br />
sie 1960 nach Plänen des damaligen Stadtgärtners<br />
Dr. h.c. Richard Arioli gesamthaft erneuert wurde. Und<br />
so präsentierte sich der grüne Platz.<br />
Der 5000 m² grosse Winkelriedplatz war durch seine<br />
zentrale Lage und gute Erreichbarkeit ein wichtiger<br />
öffentlicher Raum. Es handelte sich um eine grösstenteils<br />
baumbestandene Grünanlage. Der Kiesplatz bildet<br />
die zentrale Fläche, die von einem zickzackförmi-<br />
gen und mit Sitzbänken gesäumten Asphaltweg<br />
umgeben waren. Entlang der Südgrenze des Platzes<br />
gab es ein Klettergerät, einige Spielhäuser und einen<br />
Sandkasten, Spielmöglichkeiten vor allem für kleinere<br />
Kinder. Daneben waren die Tischtennisplatten sowie<br />
35
tung. Ein Hauptbestandteil des Projektes<br />
war der Erhalt des wertvollen Baumbestan-<br />
des. Die hochgeasteten Kronen bilden das<br />
raumbildende Gerüst für den Winkelried-<br />
platz als «Spielraum» für das Quartier. Der<br />
Arbeitstitel SPIELRAUM beschreibt einen<br />
vielfältigen und nutzungsoffenen Raum.<br />
Raum zum Spielen, einen Raum der Ruhe<br />
und ein Raum für Aktivität. Gekennzeichnet<br />
ist dieser durch eine selbstverständliche<br />
Gleichzeitigkeit der vielfältigen Nutzungen<br />
sowie eine offene und gemeinschaftliche At-<br />
mosphäre. Der Platz wird entsprechend der<br />
Verschiedenartigkeit der nördlich und südlich<br />
anschliessenden Strassenräume gegliedert.<br />
Dabei soll der Platz besser in den städ-<br />
tischen Kontext eingebunden und die<br />
historische Figur des grün gerahmten Plat-<br />
zes zwingend erhalten bleiben. Ein grüner<br />
Rahmen aus Strauchpflanzungen in variie-<br />
renden Höhen umfasst den Platz von allen<br />
Seiten. Die einladenden Eingänge werden<br />
entsprechend ihrer Lage differenziert,<br />
selbstverständlich auffindbar an den Ecken,<br />
grosszügig aufgeweitet nach Süden hin,<br />
leicht verschwenkt von der Dornacherstras-<br />
die kleinen Fussballtore beliebte Freizeitangebote. In der<br />
Südwestecke des Platzes befindet sich ein Mehrzweckgebäude<br />
mit einer Bezirkstrafostation der IWB, einem Maga-<br />
zin der Stadtgärtnerei und öffentlichen Toilettenanlagen.<br />
Angrenzend an dieses Gebäude befand sich der Quartier-<br />
kompostplatz.<br />
Für den mittlerweile veralteten Winkelriedplatz bestand<br />
seit Längerem Sanierungsbedarf. Auf der zur Verfügung<br />
stehenden Fläche werden den Quartierbewohnerinnen<br />
und -bewohnern relativ wenige Freizeit- und Erholungs-<br />
angebote zur Verfügung gestellt. In den letzten Jahren<br />
wurde mit kleineren, partiellen Instandsetzungs- und Verbesserungsmassnahmen<br />
immer wieder versucht, Aufenthaltsqualität<br />
und Nutzungsmöglichkeiten dieser Grünan-<br />
lage zu erhöhen. In der Summe haben diese Eingriffe,<br />
Teilerneuerungen und Umgestaltungen aber zu einer kon-<br />
zeptlos zusammengewürfelten und eher unattraktiven<br />
Gesamtsituation geführt. Die zentrale Lage im Quartier<br />
und die daraus resultierende Vielzahl an Nutzungsansprüchen<br />
waren demnach Ausgangspunkt für die Neugestal-<br />
36
se auf den Platz führend. Vegetations- und Spielflä-<br />
chen sowie die offene Kiesfläche der «Baumhalle»<br />
liegen darin eingepasst. Zusammen mit dem Amt für<br />
Mobilität und dem Dienst für Verkehrssicherheit der<br />
Kantonspolizei sollen im Rahmen der Umgestaltung<br />
leichte Anpassungen am Parkierstreifen in der Stras-<br />
se Winkelriedplatz vorgenommen werden. So sollen<br />
die Parkfel der an die neue Eingangssituation angepasst,<br />
eine Sperrfläche für den Unterhalt des Kom-<br />
postplatzes eingerichtet und die Parkfelder im Bereich<br />
des Bestandsgebäudes an der Ecke Solothurnerstrasse<br />
redimensioniert werden. Letzteres soll die Sicherheit<br />
für abbiegende Velos erhöhen, welche die Ein-<br />
bahnstrasse auch entgegen der zulässigen Fahr t-<br />
richtungen befahren dürfen. Für eine zeitgemässe und<br />
nachhaltige Gestaltung des Winkelriedplatzes wurde<br />
ein Wettbewerb durch geführt. Die 49 eingereichten<br />
Beiträge wurden im November 2017 von einer Jury<br />
bestehend aus Fachexpertinnen, Vertretern der Ver-<br />
waltung, Quartierbewohnerinnen und -bewohnern und<br />
der Quartierkoordination Gundeldingen beurteilt.<br />
Die Jury empfahl in ihrem Bericht einstimmig das Projekt<br />
SPIELRAUM von Franz Reschke, Landschaftsarchitektur<br />
aus Berlin zur Weiterbearbeitung und Aus-<br />
führung. Das Projekt überzeugte die Jury unter<br />
anderem wegen folgenden Punkten:<br />
– «... die mit vielschichtigen, sorgfältig angeordneten<br />
Nutzungsmöglichkeiten und feinfühlig konzipierten<br />
räumlichen Qualitäten. Der Ort erhält eine starke, auf<br />
der Basis der vorhandenen Qualitäten aufbauende<br />
Identität.»<br />
– «Der Entwurf respektiert den wertvollen Baumbestand<br />
vollumfänglich und verstärkt den von den Autoren<br />
als ‹grünes Herzstück› des Quartiers verstan-<br />
denen Ort mit einem starken vegetativen Rand.»<br />
– «Mit sorgfältig gruppierten, sinnvoll angeordneten<br />
Angeboten entwerfen die Verfasser ein stimmiges Bild<br />
eines vielseitig nutzbaren Quartierfreiraums.»<br />
Das Wettbewerbsprojekt wurde in Folge von der Stadt-<br />
gärtnerei mit dem Projektverfasser unter Einbezug<br />
verschiedener Fachbereiche des BVD, der IWB und<br />
Immobilien Basel-Stadt zur Vorprojekt- und Baureife<br />
weiterbearbeitet.<br />
Im Spätherbst 2021 wurde mit den Umbauarbeiten be-<br />
gonnen und bereits im Frühsommer <strong>2023</strong> konnte der<br />
Winkelriedplatz in seinem neuen Erscheinen wieder<br />
der Öffentlichkeit übergeben werden. Im August <strong>2023</strong><br />
wurde die Anlage offizielle eingeweiht. Allerdings lässt<br />
die Gesamtsanierung des IWB-Trafo-Gebäudes zu ei-<br />
nem kleinen Quartiertreffpunkt mit Kaffee noch weiter<br />
auf sich werten.<br />
37
AUSBILDUNG<br />
Frust beim<br />
Lehrabschluss muss<br />
nicht sein<br />
Eine Berufslehre bildet ein solides Fundament<br />
für den Einstieg ins Berufsleben. Abgeschlossen<br />
wird sie mit der Lehrabschlussprüfung, die<br />
heute «QV» (Qualifikationsverfahren) heisst. Rund<br />
6000 Lernende pro Jahr sind nach dem QV aber<br />
nicht in Feierlaune, sondern müssen damit klarkommen,<br />
dass sie die Prüfung nicht bestanden haben.<br />
Dieser Frust müsste in vielen Fällen nicht sein.<br />
GEORG MINDER<br />
Fachjournalist<br />
und Redaktor<br />
Eine nicht bestandene Lehrabschlussprüfung<br />
ist – wie eine abgebrochene Lehre – kein Makel,<br />
der einem während des ganzen Berufslebens<br />
anhaftet, aber sie belastet junge<br />
Erwachsene in einer ohnehin anspruchsvollen Lebenssituation.<br />
Und sie ist auch für Ausbildungsbetriebe und<br />
die betreffenden Branchen unbefriedigend und ein<br />
deutlicher Hinweis darauf, dass es in der Ausbildung<br />
nicht rund läuft.<br />
Während im Mehrjahresschnitt rund 5 % der Absol-<br />
ventinnen und Absolventen das KV nicht bestehen,<br />
liegen die Zahlen im Baunebengewerbe deutlich höher.<br />
In manchen Branchen beträgt die «Durchfallquote»<br />
über 20 % oder sogar über 30 %. Auch die Gärtne-<br />
rinnen und Gärtner reihen sich mit schweizweit 18 %<br />
(2021) in diese unrühmliche Liste ein.<br />
Der regionale Branchenverband JardinSuisse beider<br />
Basel hat sich dieser Problematik angenommen; es ist<br />
gelungen, diese Quote dank gezielter Massnahmen<br />
markant zu senken. Dieses Jahr betrug die Erfolgsquote<br />
in den Lehrberufen EFZ Zierpflanzen, EBA Pflan-<br />
zenproduktion und EBA Garten- und Landschaftsbau<br />
100 %, bei der Berufslehre EFZ Garten- und Land-<br />
schaftsbau 96 %.<br />
38
Wenn nach Gründen für missglückte Abschlussprüfungen<br />
gefragt wird, sind oft gehörte Antworten «Ler-<br />
nende sind halt einfach nicht mehr belastbar» oder<br />
«Während meiner Lehrzeit war es eine Selbstverständlichkeit,<br />
das zu können und da waren die Prüfun-<br />
gen noch viel strenger.» «Diese Antworten greifen zu<br />
kurz», sagt Felix Werner, Leiter des Bildungszentrums<br />
und Geschäftsführer von JardinSuisse beider Basel,<br />
und «natürlich gibt es – und gab es schon immer –<br />
Jugendliche, denen Verantwortungsbewusstsein und<br />
Berufsstolz fehlt, die unter Schulmüdigkeit oder Prüfungsangst<br />
leiden und auch die schulische Vorbereitung<br />
auf das Berufsleben ist oft nicht optimal. Ent-<br />
scheidend für einen erfolgreichen Abschluss sind nach<br />
unserer Erfahrung aber die Rahmenbedingungen während<br />
der Lehrzeit und eine professionelle Vorberei-<br />
tung auf die Abschlussprüfung. Wenn Lehrbetriebe,<br />
Berufsschule und Bildungszentren gut zusammenar-<br />
beiten, stimmt auch das Ergebnis.»<br />
Warum haben sich die Ergebnisse bei den Basler Gärt-<br />
nerinnen und Gärtnern deutlich verbessert? Ein Grund<br />
ist das neue Bildungszentrum in Liestal, welches der<br />
Branche seit 2021 zur Verfügung steht. Überbetriebliche<br />
Kurse, in denen während der Lehre grundlegen-<br />
de Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden,<br />
werden seither an einem Ort und mit einer professio-<br />
nellen Infrastruktur angeboten. Noch entscheidender<br />
ist, dass Lernende während der Ausbildung ernst genommen<br />
werden, dass man ihnen die Sicherheit ver-
mittelt und dass man sie nicht belehren will, sondern<br />
ihnen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt und sie<br />
anleitet. «Mitunter ist es ziemlich abenteuerlich, welche<br />
Anforderungen an Lernende von allen Seiten gestellt<br />
werden und was sie alles mit in die Lehre brin-<br />
gen sollen», sagt dazu ein Mitarbeiter der Lehraufsicht.<br />
Ziel der Lehre ist es, die Arbeitsmarktfähigkeit zu er-<br />
langen. Das braucht Zeit und Raum.<br />
Überbetriebliche Kurse am Bildungszentrum wurden<br />
individualisiert und es wurden zusätzliche Trainings-<br />
möglichkeiten wie Lernwerkstätten und QV-Checks<br />
geschaffen. Bewertungen beschränken sich nicht<br />
mehr auf das Aufzählen von Fehlern, sondern es wer-<br />
den Leistungen gewürdigt und Potenziale aufgezeigt.<br />
Dies geschieht durch den Einsatz eines selber entwi-<br />
ckelten neuen Bewertungssystems.<br />
Als weitere Schwachstelle wurden nicht abgestimmte<br />
Ausbildungsinhalte, unterschiedliche Instruktionen,<br />
widersprüchliche, fehlerhafte und unvollständige Un-<br />
terlagen sowie eine nicht abgestimmte Terminologie<br />
ausgemacht. «Für erfahrene Fachpersonen sind unter-<br />
schiedliche Begriffe für ein Werkzeug oder ungefähre<br />
Massangaben kein Problem. Wer in den Beruf einsteigt,<br />
dem fehlt diese Erfahrung und jede Unklarheit wirkt<br />
verunsichernd. Darum muss klar sein, ob ein Pflanzloch<br />
10 cm grösser oder 1,5 mal so gross wie der Wur-<br />
zelballen sein muss. Das ist halt einfach nicht das<br />
Gleiche», sagt Felix Werner. Darum wurden Unklarheiten<br />
bereinigt, Unterlagen und Präsentationen ver-<br />
einheitlicht und Inhalte werden mit der Berufsschule<br />
und der Prüfungsorganisation enger abgestimmt.<br />
Als weiteres Element finden Lernende und Ausbil-<br />
dungsverantwortliche Unterstützung, wenn es mal<br />
40
nicht rund läuft. Das Bildungszentrum von Jardin-<br />
Suisse beider Basel hat dafür das Angebot «Problem<br />
in dr Lehr?» geschaffen. Bei sich abzeichnenden Pro-<br />
blemen sollte rasch und lösungsorientiert gehandelt<br />
werden. Das Angebot wurde von Beginn an genutzt<br />
und im vergangenen Schuljahr konnten in fünf kriti-<br />
schen Situationen, die wohl zu Lehrabbrüchen geführt<br />
hätten, gute Lösungen gefunden werden.<br />
Der neue fachliche Leiter Luca Bossard ist überzeugt:<br />
«Niemand beginnt eine mehrjährige Ausbildung ohne<br />
Motivation und den Vorsatz, sie erfolgreich abzuschliessen.<br />
Lernende müssen während der Ausbildung mer-<br />
ken, dass man sie ernst nimmt, sie anleitet und ihnen<br />
die Möglichkeit gibt, Erlerntes zu üben, Erfahrungen zu<br />
sammeln und Neues kennenzulernen. Wer sich für seine<br />
Lernenden keine Zeit nimmt, sie primär für Hilfsarbeiten,<br />
zum Znüni holen oder zum Aufräumen und Put-<br />
zen einsetzt, darf sich nicht wundern, wenn die<br />
Motivation ziemlich schnell zusammenbricht.»<br />
Gärtnerin oder Gärtner ist nach wie vor einer der viel-<br />
seitigsten und faszinierendsten Berufe. Themen wie<br />
Nachhaltigkeit, Förderung der Biodiversität oder Um-<br />
gang mit den Folgen von Klimaveränderungen spielen<br />
eine immer grössere Rolle. «Es ist die gemeinsame<br />
Herausforderung von Lehrbetrieben, üK-Verantwortlichen,<br />
Expertinnen, Experten und Berufsschullehrpersonen,<br />
aber auch der Lernenden selber, diese Mo-<br />
tivation zu erhalten. Wenn alle ihren Teil dazu<br />
beitragen, stimmt auch das Ergebnis», ist Felix Werner<br />
überzeugt.<br />
Informationen zur Berufslehre: www.jsbb.ch<br />
41
REISEN/AUSFLÜGE<br />
Die Goldene Insel<br />
im Atlantik<br />
Sie ist eine grüne Insel und ein Wanderparadies. Die Rede ist von Madeira,<br />
das zu Portugal zählende Bijou im Atlantik, rund 1000 Kilomenter von Lissabon entfernt.<br />
Madeira entstand vor Jahrmillionen, als<br />
Vulkane auf dem Grund des Atlantiks<br />
ausbrachen. Dabei quoll Lava aus dem<br />
Innern der Erde ins Meer und türmte<br />
sich immer weiter auf. Heute liegt der höchste Gipfel<br />
Madeiras, der Pico Ruivo, 1862 Meter über dem Meeresspiegel.<br />
Die ganze Insel ist gebirgig und zerklüftet.<br />
Auch die Küsten Madeiras sind durchweg steil und<br />
felsig. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche<br />
bis zu 4000 Meter zum Meeresgrund ab. Hohe Berge,<br />
tiefe Schluchten und grüne Täler. So sieht Madeira<br />
aus, wenn man es vom Flugzeug aus betrachtet. Die<br />
steilen und zerklüfteten Abhänge wurden mit einer<br />
Vielzahl von Terrassen kultiviert. Die Terrassen<br />
wiederum werden mithilfe der berühmten Levadas bewässert;<br />
die kleinen Kanäle wurden über Jahrhunderte<br />
sorgfältig angelegt, um das Wasser vom regenreichen<br />
Norden der Insel zum trockeneren Süden zu<br />
leiten. So gelingt es, Zuckerrohr und tropische Früchte,<br />
exotische Blumen und Wein im Überfluss anzubauen.<br />
42
Die Kolonalisierung der Insel<br />
Um die Geschichte Madeiras zu erzählen, muss man<br />
bis ins Jahr 1418 zurückgehen, als Seefahrer unter der<br />
Führung von João Gonçalves Zarco nach vielen Tagen<br />
auf hoher See eine kleine Insel sichteten. Die Seefah-<br />
rer um ihren Anführer wurden dann auch mit ihren<br />
Familien die ersten Siedler des Archipels. Ein Koloni-<br />
sierungsprozess begann 1425 auf Anordnung von<br />
König Johann I. mit Leuten aus bescheidenen Verhältnissen,<br />
einigen ehemaligen Gefangenen des König-<br />
reichs und einer Gruppe von Leuten aus dem Kleinadel.<br />
JANINE EBERLEJJJSARAH ISLER<br />
Reiseleiterin<br />
In den folgenden Jahren wurde die Geschichte Madei-<br />
ras auf unausweichliche Weise von seinem enormen<br />
Potenzial bestimmt, welches schon bald erkannt wurde.<br />
Der Archipel verbindet eine hervorragende geo-<br />
grafische Lage, die ihn schnell zu einer internationalen<br />
Drehscheibe machte, mit vulkanischen Böden von<br />
grosser Fruchtbarkeit und einem ganzjährig milden<br />
subtropischen Klima. Nicht verwunderlich wurden im<br />
Zuge der Kolonisierung einige landwirtschaftliche Kul-<br />
turen eingeführt, die für die Geschichte Madeiras von<br />
zentraler Bedeutung sind. Zum Beispiel das Zuckerrohr,<br />
das der Region in kurzer Zeit einen bemerkens-<br />
werten wirtschaftlichen Aufschwung bescherte. Ab<br />
dem 16. Jahrhundert etablierte sich der Archipel als<br />
einer der bekanntesten Zuckererzeuger der Welt, auch<br />
als weisses Gold bezeichnet.<br />
In dieser ersten Phase waren Obst- und Gemüseanbau<br />
sowie Fischfang die Hauptnahrungsmittel der Madeirer.<br />
Um die Landwirtschaft auf der Insel Madeira wei-<br />
ter auszubauen, war es jedoch unumgänglich, einen<br />
Teil des Waldes, der sich durch seine Dichte auszeichnete,<br />
abzuholzen und eine grosse Anzahl von Wasser-<br />
43
kanälen, die sogenannten Levadas, anzulegen. Nur so<br />
war es möglich, Wasser von der regenreichen Nord-<br />
küste an die trockenere Südküste zu befördern.<br />
Der Madeirawein<br />
Bereits im 17. und 18. Jahrhundert war die Geschichte<br />
Madeiras durch das Aufkommen einer neuen Kultur<br />
geprägt, die der lokalen Wirtschaft neue Impulse verlieh.<br />
Dem unverwechselbaren Wein, der in dieser Inselregion<br />
produziert wird und der nach wie vor inter-<br />
national bekannt und geschätzt ist. Ab dem 19.<br />
Jahrhundert liess sich ein Teil der europäischen Aris-<br />
tokratie vorübergehend auf der Insel nieder. Madeira<br />
florierte als Reiseziel, ein Sektor, der auch heute noch<br />
ein wichtiger Teil des täglichen Lebens ist.<br />
Madeira für Reisende<br />
Urlauber können auf Madeira einen Aktivurlaub verbringen,<br />
zum Beispiel im Meer schwimmen oder sur-<br />
fen. In der üppigen Natur der subtropischen Insel<br />
können sie ausserdem trecken, wandern, Golf spielen<br />
und spazieren gehen. Atemberaubende Bergkulissen<br />
und ebensolche Ausblicke auf das Meer lassen Ihren<br />
Urlaub auf der Insel Madeira zum eindrücklichen Erlebnis<br />
werden. Seit Jahrhunderten ist Madeira ein Zu-<br />
fluchtsort für alle, die der Hektik der modernen Zeit<br />
entfliehen wollen. Madeira ist heute eine Provinz Por-<br />
tugals. Ständig wohnen auf der Insel etwa 265 000<br />
Einwohner. Einer der berühmtesten von ihnen ist der<br />
Weltfussballer Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro,<br />
der auf Madeira geborgen wurde.<br />
44
BUCHTIPP<br />
Die vorgestellten Bücher sind in jeder Buchhandlung erhältlich.<br />
NANETTES GARTENKÜCHE<br />
Das wunderschön gestaltete Kochbuch mit<br />
Fotografien von Katharina Pflug gibt uns Einblicke in<br />
die traditionelle Hausmacherküche von Nanette Herz<br />
(1927–2018), einer Landbäuerin. Bei ihr wurde nur<br />
das frischeste Obst und Gemüse aus dem eigenen<br />
Garten verarbeitet. Das was sie nicht verwerten<br />
konnte, wurde eingekocht und in grossen Gläsern für<br />
den Winter haltbar gemacht. «Nanettes Gartenküche»<br />
beinhaltet mehr als 90 Rezepte mit dem Fokus<br />
auf saisonalem Obst und Gemüse. In fünf Kapiteln ist<br />
somit für jede Jahreszeit etwas Passendes dabei.<br />
KRÄUTER SIND WUNDERBAR<br />
Ob heimische Pflanzen oder solche aus weit entfernten<br />
Gegenden – sie sind gesund, aromatisch und<br />
nützlich, und sie finden auf dem kleinen Fensterbrett<br />
oder dem Balkon genauso einen Platz wie im grossen<br />
Garten. In diesem praktischen Ratgeber erfahren Sie,<br />
wie Sie auf Ihrem Weg zum Kräutergarten vorgehen.<br />
Er enthält alles Wichtige rund ums Säen, Pflanzen,<br />
Pflegen und Ernten und stellt Ihnen rund 30 Küchenund<br />
Heilkräuter von A-Z ausführlich vor. Christine<br />
Weidenweber hat Agrarwissenschaften studiert. Sie<br />
arbeitet seit über 20 Jahren als Lektorin, Redakteurin<br />
und Autorin für Fach- und Sachbücher im Bereich<br />
Agrarwissenschaften und Gartenbau.<br />
Christine Weidenweber<br />
Kräutergarten – einfach machen!<br />
144 Seiten, Klappenbroschur<br />
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Die gesammelten Rezepte einer Landbäuerin<br />
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Verlag Ars Vivendi<br />
MELANIE<br />
STOHLER<br />
Journalistin und<br />
Organisatorin von<br />
exklusiven<br />
Wanderungen<br />
45
WANDERUNG<br />
Die schöne<br />
<strong>Herbst</strong> wanderung im<br />
hinteren Laufental<br />
JANILUJDSDHDHDHDHLUCA THOMA<br />
Historiker,<br />
Kultur-Journalist<br />
Auf diesem Pfad von Röschenz nach Huggerwald<br />
stossen wir auf uralte Eichen,<br />
flauschige Alpakas und frische Hofprodukte.<br />
Eine meiner absoluten Lieblingsphasen im<br />
Jahr ist der Moment, wenn die drückende<br />
Sommerhitze abkühlt, sich die allerersten<br />
Blätter gelb einfärben und sich ein milder,<br />
sonnenverwöhnter <strong>Herbst</strong> ankündigt.<br />
Und wo lässt sich diese wunderbare Spätsommer-<br />
Stimmung besser geniessen als auf einer ausgiebigen<br />
Wanderung inmitten der fallenden Blätter?<br />
Ein toller Geheimtipp ist dieser abgelegene und wun-<br />
derbar ruhige Rundgang von Röschenz zum Weiler<br />
Huggerwald. Waldrouten, Hofläden, flauschige Alpa-<br />
kas und herrlich unberührte Landschaften im hinteren<br />
Laufental – auf dieser Wanderung ist für jeden etwas<br />
dabei.<br />
Da diese Route wirklich nicht so oft bewandert wird<br />
und wir vor allem kleine Dörfer und Weiler durchque-<br />
ren, finden sich auch nicht so viele Beizen auf dem<br />
Weg. Wer keinen Proviant mitnehmen will, verpflegt<br />
46
sich am besten gleich am<br />
Anfang oder zum Schluss<br />
in Röschenz, wo es mehre-<br />
re gute Restaurants gibt.<br />
ROUTE:<br />
Wir starten unser Aben-<br />
Röschenz – Kleinlützel – Ring<br />
teuer in Röschenz. Dieses<br />
Huggerwald Röschenz «Mühle»<br />
hübsche Dorf erreichen<br />
wir von Laufen aus mit<br />
UNGEFÄHRE DAUER:<br />
dem Postauto. Das hört<br />
4 Stunden 25 Minuten<br />
sich weit und mühsam an,<br />
ist es aber nicht. Man soll-<br />
te sich jedoch im Voraus<br />
LÄNGE:<br />
eine gute Verbindung her-<br />
15 Kilometer<br />
aussuchen.<br />
Der Bus lässt uns im alten<br />
HÖCHSTER PUNKT:<br />
Dorfkern aussteigen. Am<br />
612,7 m ü. M.<br />
Brunnen können wir gleich<br />
unsere Trinkflaschen auffül-<br />
len und den Blick über die<br />
HÖHENMETER:<br />
wunderschöne Dorfkirche<br />
668<br />
und die herrschaftliche Gemeindeverwaltung<br />
schwe-<br />
ben lassen.<br />
Danach geht es munter<br />
den Hügel hoch, an Einfamilienhäusern vorbei. Wir<br />
folgen dem ausgeschilderten Wanderweg und spazie-<br />
ren eine gute Stunde lang über gemütliche, knorzige<br />
Wald- und Wiesenpfade in Richtung Kleinlützel. An<br />
diesem charmanten Ort können Hungrige und Dursti-<br />
ge im Gasthof Engel auf eine Pizza oder einen Kaffee<br />
vorbeischauen. Alle anderen passieren das schöne<br />
Dorfzentrum und folgen der Route in Richtung Lies-<br />
berg.<br />
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RÖSCHENZ<br />
START<br />
Nun kommt einer der Höhepunkte des Tages: Direkt<br />
am Wanderweg stossen wir nach einigen Minuten auf<br />
ein Gehege, wo mehrere Alpakas und Lamas grasen.<br />
Diese flauschigen Anden-Kamele freuen sich immer<br />
über Besuch und sind an Niedlichkeit nur schwer zu<br />
überbieten. Nach dem zweiten Aufstieg des Tages er-<br />
reichen wir kurz vor dem Hügelkamm den Weiler Ring,<br />
eine charmante und trotzige Ansammlung von Bauern-<br />
häusern mit einer tollen Aussicht über Kleinlützel und<br />
den Faltenjura.<br />
Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und<br />
definitiv mehr Kühe als Menschen wohnen, geniessen<br />
wir die frische Luft und den Duft von frischem Heu in<br />
der Nase. Wenn wir hingegen Pech haben und einer<br />
der Bauern gerade am Güllen ist, heisst es, schnell<br />
Reissaus zu nehmen.<br />
Oben auf dem Hügel angekommen, haben wir die Mög-<br />
lichkeit, nach Liesberg hinunterzusteigen, uns dort<br />
eine der äussersten Baselbieter Gemeinden anzu-<br />
schauen und im Dorf laden den Proviant aufzustocken.<br />
Wer genug Kraft hat, gönnt sich diesen Abstecher, der<br />
etwa eine Stunde dauert. Alle anderen bleiben auf der<br />
Höhe und traversieren hin zum Weiler Huggerwald,<br />
einem Ableger der Gemeinde Kleinlützel.<br />
Dieser Fleck Erde ist ein wahres Bijou. Auf einem sonnenverwöhnten<br />
Plateau gelegen, bettet sich Hugger-<br />
wald wunderbar in die ruhige, friedliche Landschaft<br />
ein und die Aussicht über die Hügel-Landschaft ist<br />
grossartig. In den Wäldern rund um Huggerwald fin-<br />
den sich zudem einige der ältesten Eichen der Region.<br />
Der perfekte Ort für einen Zwischenstop. Die Dorfbeiz<br />
ist leider seit einigen Jahren geschlossen, doch am<br />
Ende der Dorfstrasse solltet ihr unbedingt beim Bio-<br />
Bauernhof der Familie Klötzli vorbeischauen.<br />
Dieser sympathische Familienbetrieb führt einen gut<br />
sortierten Hofladen mit superfrischem Gemüse und<br />
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MÜHLE<br />
ZIEL<br />
zu besonderen Gelegenheiten betreiben die Klötzlis<br />
auch eine Besenbeiz mit Festwirtschaft. Nachdem wir<br />
auf der Sonnenterrasse vor dem Laden ein wenig die<br />
Seele baumeln gelassen haben, geht die Wanderung<br />
weiter. Wir nehmen beim Klötzli-Hof eine Abkürzung<br />
und laufen an den Gewächshäusern vorbei auf einem<br />
Landsträsschen in Richtung Nieder-Huggerwald. Dort<br />
kommen wir wieder auf den ausgeschilderten Wander-<br />
weg. Auf halbem Weg nach Laufen verlassen wir den<br />
ausgeschilderten Weg und biegen wir in ein kurzes<br />
Strassenstück ab, das ins Tal hinunterführt. Dort kann<br />
man sich nun wahlweise noch einmal einige Höhen-<br />
meter nach Röschenz hinaufquälen und sich dort ein<br />
Glace oder eine Stange genehmigen oder man wartet<br />
unten an der Bushaltestelle «Mühle» auf das Post-<br />
auto nach Laufen.<br />
WANDERN<br />
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