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Standpunkt 565, 15. September 2023

Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland

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4 | <strong>Standpunkt</strong> der Wirtschaft KMU-POLITIK <strong>15.</strong> <strong>September</strong> <strong>2023</strong><br />

BAUSTELLEN – Landrätin Christine Frey (FDP) und Landrat Marc Scherrer (Die Mitte) wollen mit zwei<br />

Interpellationen dafür sorgen, dass der Kanton bei Bauarbeiten schneller vorwärts macht. Wenn KMU<br />

wegen Baustellen schlecht erreichbar sind, leiden diese unter Umsatzeinbussen und Existenzängsten.<br />

«OFF THE RECORD»-PODCAST<br />

«… da bin ich fast aus den<br />

Schuhen gefallen»<br />

Erreichbarkeit ist existenziell<br />

Mit zwei Interpellationen fordern<br />

Landrätin Christine Frey (FDP) und<br />

Landrat Marc Scherrer (Die Mitte)<br />

kürzere Fristen zur Umsetzung von<br />

Bauprojekten im Kanton Baselland.<br />

Zurzeit gibt es 18 verschiedene Bauprojekte<br />

an Kantonsstrassen. Hinzu<br />

kommen Bauarbeiten entlang von<br />

Gemeindestrassen.<br />

Marc Scherrer schreibt in seiner<br />

Interpellation, dass sowohl der öffentliche<br />

als auch der Individualverkehr,<br />

sowie Unternehmen, die entlang<br />

dieser Baustellen ein Geschäft<br />

führen, von Baustellen betroffen<br />

sind und das betroffene Gewerbe<br />

teilweise hohe Umsatzeinbussen zu<br />

verkraften habe. Auch Christine<br />

Frey berichtet über die vermehrte<br />

Sorge im Gewerbe, weil die Kundschaft<br />

die Geschäfte nicht mehr erreichen<br />

könne und dies zwangsläufig<br />

zu Umsatzeinbussen und Existenzängsten<br />

führe.<br />

Viel zu lange Bauzeiten<br />

Letzteres ist umso verheerender,<br />

wenn die Baustelle länger dauert als<br />

eigentlich nötig wäre. Ein Beispiel<br />

dafür sind die Renovierungsarbeiten<br />

an der Fahrbahn und den Werkleitungen.<br />

Die Erneuerungen an der<br />

Fahrbahn und den Werkleitungen<br />

an der Birseckstrasse in Arlesheim<br />

nehmen ganze neun Monate in Anspruch.<br />

Der gesamte Verkehr wird<br />

während dieser Zeit durch ein Einbahnregime<br />

und Lichtsignale geregelt.<br />

Ein anderes Beispiel ist die Baustelle<br />

an der Oberwilerstrasse, in Allschwil,<br />

wo die Strasse ganze neun<br />

Monate gesperrt wird. Der Doppelspurausbau<br />

in Binningen dauert gar<br />

bis ins Frühjahr 2026.<br />

Vor diesem Hintergrund möchte<br />

Marc Scherrer vom Regierungsrat<br />

Das Gewerbe in Birsfelden fürchtet sich vor den negativen Folgen der geplanten Bauarbeiten zur<br />

Neugestaltung der Ortsdurchfahrt (Bildmitte). <br />

Bild: Apple Maps<br />

wissen, wie sich Bauprojekte im<br />

Kanton Baselland beschleunigen<br />

lassen und ob die Dauer zur Realisierung<br />

einer Baustelle bereits bei<br />

der Ausschreibung berücksichtigt<br />

wird.<br />

Sogar im Nachbarkanton Basel-<br />

Stadt gibt es Bestrebungen, bei Bauprojekten<br />

vorwärtszumachen: Mit<br />

einer Motion soll der städtische Regierungsrat<br />

beauftragt werden, einen<br />

kantonalen Massnahmenkatalog für<br />

Bauprojekte zu erstellen. Damit soll<br />

dargelegt werden, wie die Dauer von<br />

Projektleitung bis Fertigstellung von<br />

öffentlichen Projekten im Hoch- und<br />

Tiefbauamt um mindestens einen<br />

Drittel verkürzt werden kann.<br />

Negativbeispiel Rheinstrasse<br />

Zu Umsatzeinbussen kam es im Baselbiet<br />

bereits bei der gesperrten<br />

Rheinstrasse zwischen Pratteln und<br />

Augst. Auch in Birsfelden rechnet<br />

das Gewerbe aufgrund der Neugestaltung<br />

der Ortsdurchfahrt mit negativen<br />

Folgen. Deshalb fordert<br />

Christine Frey mit ihrer Interpellation<br />

den Regierungsrat auf, Stellung<br />

dazu zu beziehen, wie Kanton und<br />

Gemeinden bei Strassenbauprojekten<br />

Umsatzeinbussen verhindern<br />

können. Zudem möchte sie wissen,<br />

wie die Regierung gemeinsam mit<br />

den KMU nach Lösungen sucht und<br />

ob das Gewerbe Möglichkeiten hat,<br />

Entschädigungen vom Kanton zu<br />

verlangen.<br />

Auch das Petitionskomitee<br />

«Rheinstrasse wieder öffnen –<br />

JETZT» erwägt, für die KMU die<br />

Möglichkeit zu prüfen, Umsatzentschädigungen<br />

beim Kanton einzufordern.<br />

Die schnelle Realisierung<br />

von Bauprojekten ist für die KMU<br />

von grosser Bedeutung, um Umsatzeinbussen<br />

so klein wie möglich<br />

zu halten.<br />

Annika Bos<br />

Moderator Michael Köhn spricht mit Rainer<br />

Maria Salzgeber (Moderator und Kommentator)<br />

über das Aufwachsen im Wallis, dessen ganz<br />

persönliche Fussball-, TV-, Jass- und Lebensgeschichten<br />

sowie die Schweizer Fussballnationalmannschaft.<br />

Und natürlich über den Tag<br />

der Wirtschaft am 23. November, den der sympathische<br />

TV-Star auch dieses Jahr wieder moderieren<br />

wird.<br />

Im HDW-Podcast «Off The Record» spricht<br />

Moderator Michael Köhn mit illustren Gästen<br />

über Themen aus der Politik, der KMU-Wirtschaft,<br />

der Bildung und der Gesellschaft.<br />

Zwei Gäste werden bei «Off the Record» regelmässig<br />

zu Gast sein: David Bosshart (Philosoph,<br />

ehemaliger CEO Gottlieb Duttweiler Institut<br />

und Gründer von Bosshart&Partner) sowie<br />

Christoph Buser. Dazu kommen zusätzliche<br />

Gesprächspartner aus Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft. «Off the Record» kann über Apple<br />

Podcasts, Google Podcasts, Spotify oder Amazon<br />

Music gehört werden.<br />

ph<br />

ZUM AKTUELLLEN PODCAST<br />

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KMU-FORUM OBERBASELBIET – Das KMU-Forum der Oberbaselbieter Gewerbe- und Industrievereine<br />

fand dieses Jahr in Liestal statt. Die Referenten informierten über die Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis.<br />

«Nachhaltigkeit ist in aller Munde»<br />

Eines wurde am KMU-Forum der<br />

Oberbaselbieter Gewerbe- und Industrievereine<br />

klar: Um das Thema<br />

Nachhaltigkeit kommt dieser Tage<br />

kein KMU mehr herum. Wer das<br />

Thema als «nicht so wichtig» erachtet,<br />

wird spätestens dann damit konfrontiert,<br />

wenn ein Kunde vor der<br />

Vergabe eines Auftrags um einen<br />

Nachhaltigkeitsnachweis bittet.<br />

«Nachhaltigkeit ist ein zentraler<br />

Wettbewerbsfaktor geworden, sagte<br />

Oliver von Arx, Vorstandsmitglied<br />

von KMU Liestal, bei der Begrüssung.<br />

Sein Verein hat das diesjährige<br />

Forum organisiert, das am 31. August<br />

im Jubiläumszelt des Gitterlibads<br />

in Liestal stattfand.<br />

Höhere Wettbewerbsfähigkeit<br />

Referent Andreas Holzer, einer von<br />

drei Nachhaltigkeitsexperten bei der<br />

BLKB, beleuchtete das Thema aus<br />

Sicht der Bank. «Nachhaltigkeit ist<br />

in aller Munde. Wir zeigen unseren<br />

Kunden, dass sie ein Engagement in<br />

diesem Bereich wettbewerbsfähiger<br />

macht», sagte Holzer. «Alle sollen so<br />

wirtschaften, dass auch unsere<br />

Nachkommen von den gleichen Bedingungen<br />

profitieren können, wie<br />

wir sie heute haben.»<br />

Holzer wies darauf hin, dass es<br />

sich «für KMU lohnt, nachhaltig zu<br />

Andreas Holzer, BLKB, spricht am KMU-Forum.<br />

denken». Dies führe dazu, dass ein<br />

Unternehmen neue Produkte entwickle<br />

und damit neue Kundenwünsche<br />

befriedige. Ein nachhaltiges<br />

Unternehmen spare auch Strom<br />

und damit letztendlich Geld. Nachhaltige<br />

Unternehmen würden zudem<br />

als gute Arbeitgeber gelten. Das<br />

mache es ihnen einfacher, geeignete<br />

Mitarbeitende zu finden.<br />

«Der Nachhaltigkeitsgedanke ist<br />

zu einem Markttreiber geworden»,<br />

fasst Holzer zusammen. Besonders<br />

viel passiere in der Lieferkette,<br />

«wenn nicht beim Unternehmen<br />

Bild: zVg<br />

selbst, dann bei dessen Zulieferern<br />

oder bei dessen Kunden». Viele Firmen<br />

arbeiten nur noch mit Unternehmen,<br />

die einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

vorweisen können. Ein solcher<br />

kann mit verschiedenen Onlinetools<br />

erarbeitet werden.<br />

Auch die BLKB prüft ihre Kreditkunden<br />

auf Nachhaltigkeit. Ziel ist<br />

es nicht, Kredite zu verweigern, vielmehr<br />

will die BLKB ihren Kunden<br />

in Sachen Nachhaltigkeit «auf die<br />

Sprünge helfen», wie es Holzer formulierte.<br />

KMU müssten wissen, welche<br />

Nachhaltigsbereiche für sie wichtig<br />

sind. «Sie müssen wissen, wo die<br />

Musik spielt.» Ganz sicher spiele sie<br />

bei energieeffizienten Immobilien.<br />

Bericht aus der Praxis<br />

Der zweite Referent, Michael Löw,<br />

berichtete im Gitterli über seine<br />

praktischen Erfahrungen im Bereich<br />

Nachhaltigkeit. Mit seinem Bruder<br />

und seiner Schwester hat er 2020 in<br />

Muttenz das elterliche Gartenbauunternehmen<br />

Löw Gärten AG mit<br />

25 Mitarbeitenden in dritter Generation<br />

übernommen. Er beschrieb<br />

den Weg zu mehr Nachhaltigkeit als<br />

«Achterbahnfahrt». Begonnen haben<br />

sie mit einfachen Massnahmen wie<br />

Abfall trennen, organischen Dünger<br />

einsetzen und Elektroautos anschaffen.<br />

Nicht alle Mitarbeitenden hätten<br />

immer mitgemacht.<br />

Mittlerweile haben die Geschwister<br />

die Firma Eryse AG gegründet,<br />

um Konflikten mit dem bestehenden<br />

Geschäft auszuweichen. Die Eryse<br />

AG gestaltet Gärten so um, dass sie<br />

sich leichter pflegen lassen. Gleichzeitig<br />

entsteht so Raum für die Biodiversität.<br />

«Wir wollten in Sachen<br />

Nachhaltigkeit Pioniere sein, und<br />

sind jetzt angekommen», sagte Löw.<br />

Beim Apéro riche war nach den zwei<br />

Referaten für genügend Gesprächsstoff<br />

gesorgt. Reto Anklin<br />

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