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Alster-Magazin 10-2023

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LOCAL PEOPLE<br />

„Ich würde jedem<br />

empfehlen, Kampfsport<br />

zu machen. Nicht wettbewerbsmäßig,<br />

sondern für<br />

ein besseres Köpergefühl<br />

und um Körper, Geist<br />

und Seele in Einklang<br />

zu bringen“, so Natalie<br />

Zimmermann.<br />

© Privat<br />

„AUFGEBEN IST KEINE OPTION!“<br />

Natalie Zimmermann ist Personaltrainerin, Physiotherapeutin mit eigener Praxis in Harvestehude<br />

und seit dem 01. September auch Boxweltmeisterin. Das <strong>Alster</strong> <strong>Magazin</strong> hat mit der Profisportlerin<br />

über ihre Karriere, Erfolge und Rückschläge gesprochen.<br />

„Man muss das erstmal realisieren“, beschreibt Natalie Zimmermann den<br />

entscheidenden Tag, an dem sie Boxweltmeisterin wurde. „Ich habe so viele Jahre<br />

darauf hingearbeitet und konnte es am Anfang gar nicht glauben. Erst als mir<br />

alle gratuliert haben, wurde es real.“ Anfang September fand in Gütersloh die<br />

Weltmeisterschaft des WIBF im Boxen statt. Schon die Teilnahme war für die Profisportlerin<br />

ein Erfolg: „Es war eine große emotionale, körperliche und finanzielle<br />

Herausforderung. Besonders die Doppelbelastung der Selbstständigkeit, das harte<br />

Training und die männerdominierte Boxwelt haben es mir nicht leicht gemacht.<br />

Am Ende habe ich mich sogar selbst gemanagt, da war ich einfach glücklich und<br />

dankbar, es so weit geschafft zu haben.“<br />

Im April wollte sie sich schon einmal den Titel holen, verletzte sich dann aber<br />

an der Schulter. „Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich wegen einer<br />

Verletzung einen Kampf absagen musste. Mein Körper hat nicht so performt wie<br />

ich es gewohnt bin. Ich mache das aber nicht an meinem Alter fest, sondern an<br />

zu wenig Ruhe, zu wenig Schlaf und zu wenig Regeneration“, beschreibt die<br />

41-jährige, „Und als ich auf diese Dinge Rücksicht genommen habe, konnte ich<br />

mich und meine Fähigkeiten schließlich beweisen.“<br />

Motivation fand die leidenschaftliche Sportlerin dabei nicht nur in sich selbst, sondern<br />

auch andere Menschen haben ihr in der schweren Zeit neuen Mut gegeben:<br />

„Ich habe unzählige Nachrichten bekommen. Sie haben gesagt: ‚Du kannst jetzt<br />

nicht aufgeben. Du bist so nah dran.‘ und ‚Nimm eine Pause und greif wieder<br />

an‘. Ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich das erzählt. Ich habe gemerkt, dass<br />

viele Menschen hinter mir stehen, mitfiebern und wollen, dass ich es schaffe.“<br />

Besonderen Dank möchte sie ihrem langjährigen Unterstützer Dr. Jens Heidrich<br />

aussprechen, der auch nach ihrer Verletzung immer an sie geglaubt hat: „Das hat<br />

mir Rückenwind und neue Kraft gegeben.“<br />

Im Boxen feierte die Profisportlerin nun ihren größten Erfolg, aber ihre sportliche<br />

Karriere begann eigentlich woanders. „Ich hatte schon immer eine Affinität zum<br />

Kampfsport und habe erst zehn Jahre Taekwondo gemacht, dann sieben Jahre<br />

Kickboxen, wo ich dreifache deutsche Meisterin und sogar Vizeweltmeisterin<br />

wurde“, erzählt die gelernte Physiotherapeutin, „Dann folgte das Angebot zum<br />

Profiboxen. Nach meinen 17 Jahren im Kampfsport und als Leistungssportlerin,<br />

wollte ich mit dem Vizeweltmeistertitel eigentlich meine Karriere ad acta legen.<br />

Aber es ist immer ein kleiner Stich ins Herz, der Vizetitel und dann dachte ich:<br />

‚Na gut, wenn du nochmal die Chance bekommst Weltmeisterin zu werden,<br />

‚Why not?‘.“<br />

Mit viel Arbeit und ihrem Ziel immer vor Augen, konnte sie sich in der Boxwelt<br />

durchsetzen und belohnt wurde ihr Einsatz mit dem Weltmeistertitel.<br />

Nun hat sie sich endlich diesen Traum erfüllt, lässt aber offen, wie sich ihre<br />

Sportkarriere von jetzt an entwickeln wird. Derzeit hat Natalie Zimmermann vor<br />

allem ihre Familie und ihre Praxis im Kopf, ein Ziel hat sie sich für die Zukunft<br />

aber bereits gesetzt: „Ich möchte eine Kinderboxschule aufmachen. Bisher war das<br />

neben dem Profisport zu viel für mich, aber dieser Wunsch begleitet mich schon<br />

lange. Ich denke, Kampfsport ist eine gute Ausbildung für junge Menschen, bei der<br />

sie leistungsfähiger, konzentrierter und auch empathischer werden. Ich finde es<br />

toll, solche Werte weiterzugeben.“<br />

lm<br />

20 | ALSTER

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