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PINwand 357

Weinmagazin Oktober 2023 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender

Weinmagazin Oktober 2023 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender

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<strong>PINwand</strong><br />

Vincent Pinard / Domaine Jules Desjourneys / Clos Saint-Jean / Château du Cèdre<br />

Friedrich Becker / Weinhof Herrenberg / Saladini Pilastri / Massolino / Casanova di Neri<br />

Verónica Ortega / 4kilos / Velich<br />

№ <strong>357</strong><br />

Erlesene Weine & Feinkost | Oktober 2023<br />

50 Jahre Château du Cèdre<br />

„Der Cahors-Gigant!“ – Vinum<br />

CHÂTEAU DU CÈDRE | CAHORS www.pinard.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

80<br />

ITALIEN<br />

56 | Saladini Pilastri | Marken<br />

Konsequenter biologischer Anbau<br />

gepaart mit sorgfältiger Kellertechnik,<br />

führt (hier quasi „naturgemäß“!) zu<br />

edlen Rot- und Weißweinen mit<br />

ungemein fairem Preis: authentisches<br />

Italien, wie es schöner nicht sein<br />

könnte!<br />

FRANKREICH<br />

04 | Vincent Pinard | Sancerre<br />

In Bué setzen die Gebrüder Clément<br />

und Florent auf das eindrucksvolle<br />

Caillottes-Terroir und uralte Sauvignon-Blanc-Reben<br />

aus den 1960er<br />

Jahren! Das Ergebnis sind Weine mit<br />

enormem Reifepotenzial.<br />

08 | Domaine Jules Desjourneys |<br />

Beaujolais<br />

Fabien Duperray ist der Mann im Hintergrund.<br />

Er kennt das Burgund vom<br />

Norden bis Süden wie kaum ein anderer<br />

und hat die Landschaft nachhaltig<br />

geprägt. Mit seinem eigenen Weingut<br />

lässt er das fantastische Potenzial des<br />

Beaujolais Realität werden.<br />

16 | Clos Saint-Jean |<br />

Châteauneuf-du-Pape<br />

Ein Flaggschiff des Châteauneufs!<br />

Die Maurel-Brüder haben im herausfordernden<br />

2021er-Jahrgang eine<br />

Vorzeigekollektion eingefahren, die<br />

unbedingt zur Spitze der Südlichen<br />

Rhône gehört!<br />

20 | Château du Cèdre | Cahors<br />

Familie Verhaeghe feiert den 50. Jahrgang<br />

ihres Weinguts! Wir berichten,<br />

wie jede Generation zur sensationellen<br />

Erfolgsgeschichte des „Cahors-Giganten“<br />

beigetragen hat.<br />

DEUTSCHLAND<br />

34 | Friedrich Becker | Pfalz<br />

Im Südpfälzer Schweigen ticken die<br />

Uhren anders. Fritz Becker gibt seinen<br />

Weinen Zeit, unabhängig ob es sich<br />

ums Große Gewächs oder den Gutswein<br />

handelt. Die Burgunder zählen<br />

bereits seit vielen Jahren zum Besten,<br />

was Deutschland zu bieten hat.<br />

52 | Weinhof Herrenberg |<br />

Saar<br />

Das Fazit im Vinum Weinguide 2023<br />

bringt es auf den Punkt: „Handwerkliche<br />

Qualität in Perfektion.“<br />

34<br />

20<br />

62 | Massolino | Piemont<br />

„Massolino präsentierte eine herrliche<br />

Kollektion von Neuerscheinungen<br />

eine der besten, die ich in den letzten<br />

zwanzig Jahren, in denen ich das Weingut<br />

besucht habe, verkosten konnte.“<br />

(Antonio Galloni)<br />

72 | Casanova di Neri | Toskana<br />

(Montalcino)<br />

„Es ist wichtig, die beeindruckende<br />

Qualitätskonstanz von Casanova<br />

di Neri zu unterstreichen. Nur eine<br />

Handvoll italienischer Weingüter<br />

kann diese Auszeichnung für sich beanspruchen.“<br />

– Robert Parker Wine<br />

Advocate<br />

SPANIEN<br />

80 | Verónica Ortega | Bierzo<br />

Sie macht einige der schönsten, elegantesten,<br />

ja hinreißendsten Weine in dieser<br />

burgundischsten aller spanischen<br />

Weinregionen: Mencía- und Godello-<br />

Magierin Verónica Ortega!<br />

88 | 4kilos | Mallorca<br />

Der Deutschen liebste Urlaubsinsel<br />

ist die Heimat der zweifellos größten,<br />

sicherlich authentischsten Weine der<br />

Balearen. Francesc Grimalts stilistisch<br />

geradezu ätherische Vinos de la Tierra<br />

feiern mit autochthonen Rebsorten<br />

Terroir und Weinhistorie Mallorcas.<br />

ÖSTERREICH<br />

92 | Velich | Burgenland –<br />

Neusiedlersee<br />

Heinz Velich widmet sich ausschließlich<br />

dem Weißwein. Die von den zahlreichen<br />

Seen umgebene Landschaft<br />

und deren Mikroklima einzufangen, ist<br />

sein größtes Anliegen. Und das gelingt<br />

ihm – trocken wie süß – mit fast<br />

beängstigender Konstanz!<br />

2 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


20<br />

Vorwort<br />

PINWAND № <strong>357</strong><br />

Liebe Freunde von Pinard de Picard,<br />

der Herbst kam dann doch schneller als gedacht und pustet<br />

uns morgens eisig in den Nacken. Während wir uns die vergangenen<br />

Tage nicht nur mental, sondern auch kulinarisch<br />

auf die kältere Jahreszeit eingestimmt haben, befindet sich<br />

so manch Weingut noch in den letzten Zügen der Lese. Der<br />

Jahrgang 2023 ist vielerorts eingefahren. Doch wollen wir natürlich<br />

nicht verfrüht Vorschusslorbeeren verteilen, sondern<br />

widmen uns lieber den jüngst eingetroffenen Schätzen!<br />

Ganz speziell möchten wir diesmal Familie Verhaeghe gratulieren:<br />

Château du Cèdre, dessen Malbec-Klassiker wir seit<br />

1999 importieren, feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen!<br />

Pascal Verhaeghe hat das Cahors wie kein anderer geprägt,<br />

mittlerweile packen die Söhne tatkräftig mit an. Beaujolais,<br />

der sich jeglicher Vergleiche entzieht und dessen 2013er-<br />

Jahrgang nun erst von Fabien Duperray freigegeben wurde,<br />

bieten wir von Domaine Jules Desjourneys an. Es handelt<br />

sich um grandiose Weine, die zeigen, welche Güte im Süden<br />

Burgunds möglich sind, wenn man keinerlei Kompromisse<br />

eingeht und allerniedrigste Erträge verkraften kann. Mit<br />

Casanova di Neri erleben wir pure Toskana-Exzellenz aus<br />

Montalcino. Preziosen, die nach neuesten Methoden vinifiziert<br />

werden, dabei allerdings niemals und nichts an Charakter<br />

vemissen lassen. Außerdem wollen wir Ihren Blick<br />

unbedingt gen Spanien lenken. Dort hat Luis Gutiérrez (Robert<br />

Parker Wine Advocate) Véronica Ortegas ’21er (ein<br />

Traumjahrgang, wir waren vor Ort!) probiert und ist dabei<br />

ins Schwärmen geraten (95, 96+ und 97 Punkte)!<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre<br />

unserer Pinwand<br />

Versandkonditionen<br />

innerhalb von Deutschland<br />

& Österreich!<br />

Frei Haus ab 95,00 €<br />

oder ab 12 Flaschen<br />

(Weine, Spirituosen & Olivenöle)<br />

und das Team von Pinard de Picard<br />

Für Bestellungen unterhalb der Freihausgrenze<br />

erheben wir eine Versandkostenpauschale von 6,50 €<br />

KONTAKT<br />

Tel.: 06838/97950-0<br />

Email: info@pinard.de<br />

Oktober 2023<br />

3


FRANKREICH LOIRE<br />

VINCENT<br />

PINARD<br />

BUÉ (SANCERRE)<br />

„Von Jahrgang zu Jahrgang haben die Pinard-<br />

Weine an Präzision gewonnen, mit einer sehr<br />

reinen und rassigen Säure, die die kalkhaltigen<br />

Terroirs von Sancerre besonders gut zum<br />

Ausdruck bringt.“ – DECANTER<br />

„Wir arbeiten nicht sonderlich interventionistisch. Alles hängt von der Auswahl des Leseguts<br />

ab. Die Trauben sind gesund, es besteht keine Notwendigkeit, sich irgendwelcher Zusätze für die<br />

Weinherstellung zu bedienen.“ – Clément Pinard<br />

„Die Söhne von Vincent und Cosette Pinard, Florent, der Älteste, und Clément, sein Jüngster,<br />

unterstützen ihre Eltern zum Besten für die Domaine und Sancerre. Das Haus ist seit fünfzehn<br />

Jahren auf einem sehr guten Niveau und hat in fünf Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht.“<br />

– La Revue du Vin de France<br />

„Ein neuer Weinstil, der zum Maßstab für die gesamte Region geworden ist.“ – Decanter<br />

4 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Frankreichs nationale Weinpresse überhäuft sich mit<br />

positiven Kommentaren zu den beiden Brüdern aus<br />

Bué. Das Geheimnis ihres Erfolgs: Aussergewöhnliche<br />

Lagen, alte Reben, wenig Ertrag und ein schonender Umgang<br />

mit der Natur. In der Weinwelt gibt es für jede Rebsorte ewige<br />

Referenzen und Regionen, die nie aus der Mode kommen,<br />

weil sie zeitlose Weine hervorbringen. Wenn wir gedanklich<br />

an die Loire reisen, sicherlich eine der vielfältigsten Weinanbauregionen<br />

der Welt, gibt es eine Region, die jedermann<br />

ein Begriff ist – Sancerre. Mit seiner ansprechend expressiven<br />

Art, dem im jugendlichen Stadium zugänglichen und<br />

oftmals einfach verständlichen Charakter, ist der Sauvignon<br />

Blanc eine Rebsorte, die oft unterschätzt wird. Denn seine<br />

eigentliche Wertigkeit und ein Füllhorn neuer Facetten zeigt<br />

die Rebsorte erst mit etwas Reife. Wenn exotische Frucht<br />

und Primäraromen abgeschmolzen sind oder die grasigen<br />

Aromen in den Hintergrund treten, zeigt sich die mineralische<br />

und terroirgeprägte Seite der Rebsorte. Und nirgendwo<br />

werden diese Charaktereigenschaften vielleicht derartig ausgereizt<br />

wie in Sancerre, dem Inbegriff des mineralisch kühlen<br />

Sauvignon Blanc.<br />

Einzigartiges und streng reguliertes Terroir<br />

Nur rund 3.000 Hektar Rebfläche, verteilt auf 14 Gemeinden,<br />

umfasst die wohl bekannteste Region für französischen<br />

Sauvignon Blanc. Die Einzigartigkeit des Klimas, eine strenge<br />

Klassifizierung und die besonderen Böden prägen den weltbekannten<br />

Weintyp. Sancerre stammt nur aus Hanglagen,<br />

hoch gelegene Plateaus oder Gräben sind ausgeschlossen. Die<br />

große Magie des Anbaugebiets hat ihren Ursprung aber in<br />

den Böden. Drei Gesteinsarten prägen das Landschaftsbild<br />

der Region: Der berühmte „silex“, ein Feuerstein, die sogenannten<br />

„terres blanches“, Kalksteinböden mit hohem Tonanteil,<br />

sowie „caillottes“, Kalksplitterböden. Diese Lehmund<br />

Kalkböden stammen bereits aus der Jurazeit und prägen die<br />

Weine in Verbindung mit einem kühlen Klima auf eine besondere<br />

Art.<br />

Grossmeister Pinard aus Bué<br />

Einige der stimmigsten und authentischsten Weine Sancerres<br />

stammen unserer Meinung nach von der Domaine<br />

Vincent Pinard aus Bué, mit denen wir seit 2020 zusammen<br />

den Weg beschreiten und dessen aktuellste Kollektion wir<br />

Ihnen nun präsentieren. Die 17 Hektar kleine Domaine wird<br />

von den beiden Brüdern Clément und Florent geführt und<br />

kann auf die Erfahrung von über 20 (!) Generationen Weinbau<br />

zurückgreifen. Die beiden sind absolute Qualitätsfanatiker.<br />

Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Rebanlagen ist<br />

selbstverständlich, die Brüder verstehen darunter den Verzicht<br />

jeglicher Herbizide, Insektizide oder Botrytizide. Alle<br />

Trauben werden selbstverständlich von Hand geerntet, wobei<br />

direkt am Stock bereits auf perfektes Lesegut geachtet<br />

wird, mittels Sortiertisch im Weingut erneut begutachtet<br />

und nochmals ausgelesen und mit einem eigens im Weingut<br />

selektiertem Hefegemisch vergoren. In letzter Zeit hat<br />

Clément auch seinen Anteil an Barriques und Halbstückfässern<br />

im Keller reduziert, um eine noch purere, präzisere<br />

Stilistik zu erreichen, die seinem Ideal entspricht.<br />

Yohan Castaing vom Decanter war vor Ort und berichtet<br />

sichtlich beeindruckt: „Die Produktion liegt heute in den<br />

Händen der beiden Söhne von Vincent, Clément und Florent,<br />

welche die Familienphilosophie vertreten, wonach<br />

die Essenz eines guten Weins aus einem sorgfältigen Weinbau<br />

mit präzisen Fertigkeiten resultiert, die mit denen der<br />

Haute-Couture- Modeproduktion vergleichbar sind. Wie<br />

Clément es ausdrückt, werden 85 % des Weins im Weinberg<br />

erbracht, die restliche Arbeit im Keller basiert auf Beobachtung<br />

und einfacher Logik.“ Die Art und Weise, wie sie den<br />

Boden bearbeiten, ist organisch, ja sogar biodynamisch, aber<br />

die Pinards wollen sich nicht zertifizieren lassen.“<br />

Der Großteil der Sauvignon-Blanc-Reben wurde bereits in<br />

den 1960er-Jahren gepflanzt. Alte Reben sind für mineralischen<br />

Sancerre elementare Voraussetzung. In Bué, dem Herzen<br />

Sancerres, sind die Böden überwiegend vom Kalkstein,<br />

speziell den Caillottes geprägt. Ein Terroir, das nicht nur den<br />

Sauvignon Blanc ins Licht rückt, sondern ebenfalls die ideale<br />

Grundlage für puren, reintönigen Pinot Noir ist. Und genau<br />

der ist das zweite Steckenpferd der Domaine. Hier in Sancerre<br />

spielt die Produktion von Pinot Noir eine nicht unbeachtliche<br />

Rolle. Die Weine fallen gegenüber den Burgundern von der<br />

Côte d’Or immer deutlich leichter und puristischer aus, das<br />

Resultat der kargen Böden und des kühlen Klimas. Beweis für<br />

das rigorose Qualitätsbestreben auf der Domaine ist die rare<br />

Top-Cuvée der Domaine, der Pinot Noir „Vendages Entières“.<br />

Hier entfernen die Brüder von Hand beim Entrappungsprozess<br />

die Stängel der Trauben. Jede einzelne Beere behält aber<br />

den Stielansatz an der Traube. Diese intrazelluläre Vergärung<br />

bringt einen fruchtintensiven und höchst feinen Pinot Noir<br />

hervor, den jeder Weinliebhaber einmal probiert haben sollte.<br />

Er besitzt ein ähnlich großes Reifepotenzial wie die besten<br />

Weine aus Volnay, Vosne-Romanée oder Gevrey-Chambertin!<br />

Was uns an den Weinen der Pinard-Gebrüder, weiß wie<br />

rot, besonders gefällt: Sie sind im Alter wie in der Jugend<br />

stets elegant und strahlen pures Understatement aus. Die<br />

feine Mischung aus zarter, sehr frischer Frucht, Mineralität<br />

und kühlen Noten prägt ihre Weine in der Jugend, der geduldige<br />

und schonende Ausbau der Weine verhilft diesen zu<br />

einem Reifepotenzial, das im Kontext Sancerres einzigartig<br />

ist. Hier wird Herkunft im Glas klar schmeckbar, hier zeigt<br />

sich, warum Sancerre der Inbegriff eines mineralischen und<br />

noblen Sauvignon Blancs darstellt und warum die eleganten<br />

Pinots heißgehandelte Geheimtipps in Liebhaberkreisen<br />

sind. Und hier zeigt sich wieder einmal, dass Respekt vor<br />

der Tradition, der Umwelt und handwerklich meisterlicher<br />

Umgang die Grundvoraussetzungen für große und emotional<br />

berührende Weine sind.<br />

Das Brüderpaar Florent und Clément Pinard, das stets eher<br />

leise Töne anschlägt, setzt mit seinen Sancerres Maßstäbe für<br />

ihre Generation. Die nachhaltige Bewirtschaftung und der<br />

enorm sensible Ausbau der Weine zieht sich dabei von der<br />

Basis bis hin zur Spitzencuvée stringent durch. Die Kollektion<br />

der beiden Großmeister ist eine der Referenzen Sancerres,<br />

ihre von Mineralität und kühlem Klima geprägten<br />

Sauvignon Blancs zählen zu Recht zu den Ikonen der Region.<br />

Vincent Pinard<br />

Oktober 2023<br />

5


FRANKREICH LOIRE<br />

„LES CRÉOTS“ SANCERRE, BLANC 2022<br />

Pinards Basis-Sancerre zeigt schon<br />

alle Parameter eines Spitzenweins<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

FLO060122 | 13% VOL. | 38,00 €/L | 28,50 €<br />

Die Brüder Clément und Florent Pinard, die bereits in der<br />

20. Generation Weinbau betreiben, sind sehr zurückhaltende,<br />

in sich ruhende Menschen. Das Schöne ist, dass sie dabei<br />

genau wissen, was sie wollen, und auch auf viel Erfahrung zurückgreifen<br />

können. Den zurückhaltenden Charakter merkt<br />

man dabei schon den schnörkellosen Etiketten der Weinflaschen<br />

an. In diesem Fall steht dort nur „Les Créots“ Sancerre<br />

Vincent Pinard Vigneron. Das Weingut ist benannt nach<br />

dem Vater der Brüder und er hat es zu der 17-Hektar-Domaine<br />

gemacht, die sie heute ist. Ein kleiner Teil der Weinberge<br />

heißt „Les Créots“. Dabei handelt es sich um eine Parzelle<br />

bei Thauvenay, einer kleinen Gemeinde östlich von Bué, der<br />

Heimatgemeinde von Clément und Florent. Die Reben sind<br />

rund 30 Jahre alt und stehen in Dichtpflanzung (bis zu 10.000<br />

Stöcke pro Hektar) eng beieinander. Der Boden ist von<br />

schluffigem Ton geprägt. Schon seit 15 Jahren arbeiten die<br />

beiden Brüder biologisch und befinden sie jetzt endlich auch<br />

in der Zertifizierung zum biologischen, ja biodynamischen<br />

Weinbau. Die Erträge sind niedrig, und die Trauben werden<br />

selektiv von Hand gelesen und im Edelstahl ausgebaut. Kein<br />

Holzeinfluss soll den puren Ausdruck verstellen.<br />

Schon in der Nase ist der „Les Créots“ ein klassischer Sancerre.<br />

Wer hier tropische Sauvignon-Blanc-Aromen erwartet,<br />

möge bitte weiter gehen Richtung Neuseeland. Dieser<br />

Wein duftet ganz dezent und zurückhaltend nach Zitronen<br />

und knackigen Nektarinen, zerstoßenem Kalk und Kräutern.<br />

Auch am Gaumen wirkt „Les Créots“ steinig und zitrisch<br />

samt Zesten, grünem Apfel und Apfelschalen. Dabei wird<br />

der Sancerre von einer lebendigen Säure und von Mineralik<br />

durchzogen. Dabei entspricht der Charakter des Weines<br />

seinen Machern: Es ist ein zurückhaltender Wein, der jedoch<br />

eindringlich wirkt. Reduziert in der Frucht, betont trocken<br />

und ganz auf das Terroir ausgerichtet, werden Mineralien in<br />

Energie umgesetzt. Die Textur bietet dabei den notwendigen<br />

Charme mit seidiger Eleganz, und das Finale wird von Sekunde<br />

zu Sekunde salziger. So mögen wir Sancerre!<br />

Sofort genießen bis sicher 2029 und länger.<br />

„HARMONIE“ SANCERRE, BLANC 2021<br />

„Harmonie“ ist einer der großen Sancerre der<br />

Pinards, der aus dem finessenreichen Jahrgang<br />

2021 stammt<br />

SAUVIGNON BLANC | MAX 2 FL. / KUNDE<br />

FLO060221 | 13% VOL. | 66,53 €/L | 49,90 €<br />

Nach drei sonnigen Jahrgängen haben die Brüder Clément<br />

und Florent Pinard in 2021 mal wieder einen kühleren Jahrgang<br />

begleiten dürfen. Der war in den Weinbergen für sie<br />

durchaus herausfordernd, zumal sie nach 15 Jahren biologischen<br />

Wirtschaftens nun auch offiziell in die Konversion<br />

zum biodynamischen Weinbau eingestiegen sind. Doch die<br />

Brüder, die in der 20. Generation Weinbau betreiben, hatten<br />

alles fest im Griff. So ist hier ein feiner Jahrgang entstanden,<br />

der seinen schönsten Ausdruck in der Cuvée „Harmonie“<br />

findet. Der Sauvignon Blanc, der dabei Verwendung fand,<br />

stammt von mehr als 50 Jahre alten Reben in den Einzellagen<br />

Pélerine und La Plante de Près. Die Böden sind geprägt von<br />

caillottes, der neben Silex und terres blanches wichtigsten<br />

Bodenformation des Sancerres. Es handelt sich um groben<br />

Kalkschotter aus dem Oxfordium, durchsetzt mit Lehm. Die<br />

Reben stehen auf einer Höhe von 240 bis 275 Metern Seehöhe<br />

und sind dicht gepflanzt mit 7.000 Stöcken pro Hektar. Die<br />

beiden Brüder lesen die Trauben in einer Menge von 50 hl/<br />

ha von Hand, sortieren schon im Weinberg und dann noch<br />

einmal im Weingut. Danach werden die Trauben ganz langsam<br />

pneumatisch gepresst. Die Brüder nutzen ausschließlich<br />

Hefen aus dem Weinberg zur Vergärung, ausgebaut wird<br />

„Harmonie“ zu zwei Dritteln in gebrauchten 600-Liter-Fässern<br />

und zu einem Drittel in Fudern. Es wird weder geschönt<br />

noch filtriert, sondern lediglich minimal geschwefelt, bevor<br />

der Wein im Frühling des Folgejahres gefüllt wird.<br />

Der 2021er ist ein eleganter, sinnlicher und finessenreicher<br />

Wein, der deutlich heller wirkt als in den Sonnenjahren 2018<br />

bis 2020. Ein Sauvignon Blanc, der nach Kamille, Verbene, Limette,<br />

ein wenig nach Stachelbeere und Holunderblüte und<br />

einer Spur feuchten Steins duftet. Am Gaumen wirkt Pinards<br />

auf der Hefe ausgebauter „Harmonie“ zunächst seidig, dann<br />

aber wird die anfänglich sinnliche Säure immer eindringlicher<br />

und trägt den Wein samt seiner weißen und grünen Frucht.<br />

Ein purer, tiefer und hintergründiger „Sancerre“, der das oftmals<br />

so Plakative der Rebsorte durch Noblesse ersetzt. Anders<br />

gesagt: Das ist großer Sancerre zum Genießen, der ganz lange<br />

am Gaumen bleibt und die Sinne erfreut.<br />

Ab sofort und bis 2033 und darüber hinaus genießen.<br />

6 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Vincent Pinard<br />

„CHARLOUISE”, SANCERRE ROUGE 2021<br />

Einer der schönsten Pinot Noirs des Sancerres aus<br />

einem frischen, kühlen Jahrgang!<br />

PINOT NOIR | MAX 2 FL. / KUNDE<br />

FLO060621 | 13% VOL. | 75,86 €/L | 56,90 €<br />

Die Appellation Sancerre als eine Cool-Climate-Region zu bezeichnen, wäre vor zehn Jahren<br />

noch angebracht gewesen, doch in den letzten Jahren hat sich das Bild gewandelt. De facto<br />

liegt Sancerre mit 10,3 °C im Mittel knapp unter Dijon mit nur 10,5 °C. Der Niederschlag liegt<br />

bei 755 mm gegenüber 768 und die Menge an Sonnenstunden bei 1819 gegenüber 1830. Was<br />

das angeht, liegen Sancerre und Burgund also sehr nahe beieinander. Und in beiden Regionen<br />

waren 2018, 2019 und 2020 warme bis heiße Jahre, 2021 eher kühl und herausfordernd feucht.<br />

Im Unterschied zum Burgund, wo vor allem Kalk aus dem mittleren Jura vorherrscht, ist das<br />

Sancerre geprägt von Silex, Terres Blanches und Caillottes, also Feuerstein und Kalkformationen<br />

aus dem Oxfordium und Kimmeridgium, was den Weinen eine ganz andere Säure und<br />

Mineralität verleiht. Das Sancerre ist vor allem bekannt für seinen Sauvignon Blanc. Doch<br />

der hat sich dort erst in den 1960er-Jahren durchgesetzt. Vorher waren die Weinberge von<br />

Gamay und Pinot Noir geprägt. Der Gamay ist gegangen, und der Pinot Noir hat lange ein<br />

Schattendasein geführt – er wurde vornehmlich als Rosé ausgebaut. Mit dem Klimawandel<br />

erlebt die Rebsorte aber eine Renaissance, und Vincent Pinard und seine Söhne Clément und<br />

Florent, die das Weingut heute leiten, haben das sehr früh erkannt. Daher gehören sie heute<br />

zu den besten Pinot-Winzern und erzeugen vier verschiedene Weine. Einer unserer Lieblinge<br />

ist „Charlouise“, benannt nach Vincents Eltern Charles und Louise.<br />

Der Pinot Noir stammt aus verschiedenen Parzellen in Bué mit Rebstöcken, die in 7.000er<br />

Dichtpflanzung vor mehr als 50 Jahren gesetzt wurden. Sie wurzeln auf 250 bis 270 Metern<br />

Höhe im Ton und Kalk aus dem Oxfordium und Kimmeridgium. Die Parzellen werden bereits<br />

seit 2004 biologisch bewirtschaftet, die Zertifizierung sind die beiden Brüder jedoch erst<br />

vor kurzer Zeit angegangen, sodass sich die Weinberge offiziell in Konversion zur Biodynamie<br />

befinden. Der 2021er Jahrgang hat dafür gesorgt, dass die beiden diesmal auf die Ganztraubenvergärung<br />

mit Rappen verzichtet haben. In sonnigen Jahren bringen die Rappen Frische<br />

in den Wein, in 2021 wären es eher grüne Noten gewesen, was natürlich nicht gewollt war.<br />

Zudem lag der Wein nicht 20 Monate in Barriques, sondern 17, um die besondere Finesse zu<br />

erhalten. Vergoren wird bei de Pinards mit weinbergeigenen Hefen. Die Weine werden nicht<br />

geschönt oder filtriert und nur zur Füllung mit einer minimalen Dosis eigens erzeugten vulkanischen<br />

Schwefels versehen.<br />

Der Pinot Noir „Charlouise“ von 2021 ist ein eleganter, feiner und delikater roter Sancerre,<br />

der viel rote Kirsche und knackige Hauszwetschge mit bestem Holz, Gestein, Unterholz und<br />

Flechten verbindet. Am Gaumen wirkt der Sancerre frisch und saftig mit einer äußerst angenehmen<br />

roten Frucht, die einen süßen Kern birgt und von einem seidigen, hochklassigen<br />

Tannin begleitet wird. Hier stimmen Länge, Tiefe und die lebendige Mineralik. Ein zutiefst<br />

stimmiger Pinot Noir, der kurzweilig und doch ganz ernsthaft und komplex wirkt: Die Pinard-Brüder<br />

sind mittlerweile echte Meister in diesem Metier!<br />

Wenn Sie den Wein sofort genießen möchten, empfehlen wir, ihn zu karaffieren.<br />

Potenzial von 10+ Jahren.<br />

Oktober 2023<br />

7


FRANKREICH BEAUJOLAIS<br />

DOMAINE<br />

JULES<br />

DESJOURNEYS<br />

BEAUJOLAIS<br />

Fabien Duperray ist ein Naturereignis! Er ist der<br />

Winzer, der auf Domaine Desjourney die Weltklasseweine<br />

vinifiziert, auf die das Beaujolais<br />

ein halbes Jahrhundert gewartet hat! Der ungekrönte<br />

König seiner Region, der mit seinen<br />

Chardonnays aus dem Mâconnais auf Anhieb<br />

mit den Besten der Appellation konkurriert!<br />

„Jede Region hat ihre Superstar-Produzenten. Beaujolais hat die Bande von fünf Natural-Winzern,<br />

aber jetzt gibt es einen neuen Stern, der sie alle zu überschatten droht. Es ist Fabien Duperray<br />

von der Domaine Jules Desjourneys, der in priviligierten Lagen im Beaujolais (Gamay) und<br />

im Mâconnais Weltklasse-Weine herstellt.“ – Jame Goode (WineanoRak)<br />

„Wie ich bereits schrieb, zeigt der unbändige Fabien Duperray bei der Weinbereitung und dem<br />

Ausbau seiner Mâconnais-Weißen ebenso virtuose Talente wie bei seinen Beaujolais-Rotweinen,<br />

wobei er auf Lehrstunden aus der Gesellschaft von Jean-François Coche, Arnaud Ente und Pierre<br />

Morey zurückgreift.“ – William Kelley (Robert Parker Wine Advocate)<br />

8 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Jules Desjourneys<br />

klein. Einige seiner Weißweine sind in ihrer Einzigartigkeit<br />

überzeugender als manch Grand Cru aus dem Montrachet!<br />

Der Aufstieg von Fabien Duperray in den Olymp der<br />

französischen Winzergötter wurde mit einer großen<br />

Beaujolais-Verkostung im Wine Advocate der<br />

Jahrgängen 2009 und 2010 besiegelt: Die fünf höchsten Bewertungen<br />

gingen an seine grandiosen Spitzenweine! „Ich<br />

kenne keine aufregenderen Beaujolais als diese.“, schrieb<br />

seinerzeit David Schildknecht. Auch sein Nachfolger, Neal<br />

Martin, äußerte sich mindestens so enthusiastisch: „Das sind<br />

zweifellos die intensivsten Weine, die man im Beaujolais finden<br />

kann […] In ihrer Jugend zeichnen sie sich durch ihre<br />

seidige Textur aus und erinnern eher an die Cote de Nuits<br />

als an Beaujolais.“ Michel Bettane, die Legende des französischen<br />

Weinjournalismus, ist ebenfalls begeistert und urteilt<br />

noch euphorischer in bettane+desseauve „Le Guide des Vins<br />

de France 2015“: „Auf seinen mit alten Reben gesegneten großen<br />

Terroirs in Fleurie und Moulin-à-Vent vinifiziert Duperray<br />

die ganz großen Weine des Beaujolais. Seine Weine sind<br />

auf dem Gipfelpunkt und erreichen eine Qualität, wie man<br />

sie in dieser Region noch nie gesehen hat!“<br />

Und dann wäre da noch Duperrays neustes Projekt. Mit größter<br />

Leidenschaft widmet sich der Großmeister den Weißweinen<br />

aus dem Mâconnais. Das Mâconnais liegt im südlichen Burgund,<br />

wenn man die goldene Küste um Beaune als Zentrum<br />

bezeichnet. Die Bodenstruktur geht hier vom Kalk auch zum<br />

Granit über, die Weine wirken fester und kraftvoller. Duperray<br />

gelingt es, auf fast magische Weise, die pure Mineralität in<br />

seine Weißweine, die auf Höhe der besten Mersaults und Pulignys<br />

spilen, gleichsam zu „transponieren“. Wir trauen uns<br />

das kaum zu sagen, denn die Mengen sind verschwindend<br />

Werte Kunden: Wir haben viele Wingerte und viele Weinkeller<br />

der Welt gesehen. Der großen Winzer. Der ganz großen.<br />

Doch eine solche Liebe und Sorgfalt im Detail und Kennerschaft<br />

findet man nur ganz selten. Vielleicht ist dies eine<br />

Folge der Gnade einer einmaligen Chance, auf den besten<br />

Weinbergen des Beaujolais und Mâconnais mit einem uralten<br />

Rebschatz einzigartige Weinmonumente mit einer fabelhaften<br />

inneren Balance und grandiosen Frische formen bzw.<br />

entstehen zu lassen. Und es ist wohl auch das Wissen um die<br />

wahre Berufung in der zweiten Hälfte einesbis dahin doch<br />

ungemein reichen Lebens – chapeau, Monsieur Duperray!<br />

Chapeau aber auch bezüglich der singulären Qualität ihrer<br />

betörenden Preziosen, die das Bild von Beaujolais und Mâconnais<br />

endgültig auf den Kopf gestellt haben. Der Süden<br />

Burgunds kann Weltklasse! Wir freuen uns sehr, Ihnen die<br />

grandiosen der Domaine Jules Desjourney anbieten zu können<br />

– in Deutschland exklusiv und im Direktbezug bei Pinard<br />

de Picard!<br />

PS: Fabien Duperray lehnt geradezu scheu jeden Hype um<br />

seine Person ab. Ein Rummel um seine Person ist ihm suspekt.<br />

„Meine Weine sind es, die ihre Geschichte erzählen.<br />

Jedem, der zuhören will. Auch ihren leisen, sublimen Tönen.<br />

Meine Rebstöcke und ihr einzigartiges Terroir sind die wahren<br />

Helden meiner Geschichte. Nicht ich. Ich bin nur der<br />

erste Diener meiner Reben“, stellt Duperray seine historisch<br />

zu nennende Leistung weit unter den Scheffel. Seine Weine<br />

sind in Frankreich und den USA eingeschlagen wie eine Bombe.<br />

Die besten Restaurants der Welt reißen sich um die kleine<br />

Produktion jener, wie David Schildknecht (Robert Parker’s<br />

Wine Advocate) schon schrieb „bemerkenswertesten<br />

Beaujolais-Weine, die ich je verkostet habe, die möglicherweise<br />

je erzeugt wurden.“ Und William Kelley, der die traumhaften<br />

Chardonnays probiert hatte, verkündete stolz und ergriffen,<br />

sie lieferten „den endgültigen Beweis dafür, dass die<br />

Domaine Jules Desjourneys es nun verdient als Mitglied der<br />

Mâconnais-Elite betrachtet zu werden.“ Beinahe selbstverständlich<br />

scheint bei ihm, dass auch im Beaujolais Duperray<br />

klarer Platzhirsch ist. Bisher wurde noch kein Moulin-à-Vent<br />

höher bewertet als Desjourneys „Les Michelons“. Frisch eingetroffen<br />

sind nun die Rotweine des Jahrgangs 2013 (!).<br />

Werte Kunden, Fabien Duperrays Weine sind, wie gesagt,<br />

heiß begehrt, die Mengen jeder Cuvée mit unter 5.000 gefüllten<br />

Flaschen verschwindend gering. Wir bieten nun die<br />

gesuchten Weine an, die vermutlich innerhalb kürzester Zeit<br />

vergriffen sein werden – bitte zögern Sie Ihren Einkauf nicht<br />

zu lange hinaus!<br />

Oktober 2023<br />

9


FRANKREICH BEAUJOLAIS<br />

Wunderschöner<br />

Basis-Beaujolais aus<br />

Gamay Saint-Romain<br />

NEU BEAUJOLAIS, ROUGE 2020<br />

GAMAY<br />

FBJ021120 | 13% VOL. | 37,33 €/L | 28,00 €<br />

„Je m’applique volontiers à penser aux choses auxquelles je<br />

pense que les autres ne penseront pas“, lautet das Motto für<br />

diesen Beaujolais, Fabien Duperrays Basis-Beaujolais. Und<br />

tatsächlich hat er lange darüber nachgedacht, was dieser Wein<br />

für ihn und andere bedeuten soll. Das Motto ist ein Zitat<br />

von Boris Vian, Romanautor, Dichter, Dramatiker, Sänger,<br />

Trompeter – zu Lebzeiten kaum gelesen, in den 1960er-Jahren<br />

wiederentdeckt, in den 1980ern „heiliggesprochen“, aber<br />

von den Universitäten gemieden. Ein Unruhestifter, der „seine<br />

ganze Ernsthaftigkeit einsetzte, um nicht ernst zu sein.“<br />

Übersetzt heißt das Zitat so viel wie „Ich bemühe mich gerne,<br />

über Dinge nachzudenken, von denen ich glaube, dass<br />

es andere nicht tun.“ In diesem Falle könnte es sein, dass<br />

Fabien Duperray länger über den Gamay nachgedacht hat,<br />

denn den gibt es in verschiedenen Varianten. Typisch für das<br />

Beaujolais ist der „Gamay noir à jus blanc“, also der schwarze<br />

Gamay mit weißem Saft. Es gibt aber beispielsweise auch<br />

den Gamay de Bouze mit dunklem Saft. Eine andere Variante<br />

ist der Gamay Saint-Romain, der vor allem in der Côte<br />

Roannaise und den Côtes du Forez vorkommt. Diese beiden<br />

Appellationen liegen an der oberen Loire, unweit von Lyon<br />

und der Rhône. Diese Gamay-Variante besitzt kleinere, festere<br />

Beeren, und wenn sie auf eisenhaltige Böden gepflanzt<br />

wurde, dann schmeckt sie so würzig wie eine Mischung aus<br />

Beaujolais und Saint Joseph. Duperrays Gamay stammt von<br />

granithaltigen Lagen, wird bei voller Reife gelesen und dann<br />

als ganze Traube für sieben Tage zur Mazeration in emaillierte<br />

Bottiche gelegt. Die Weinbereitung erfolgt also nach der<br />

traditionellen Beaujolais-Methode. Der Wein bleibt dann für<br />

elf Monate in Fässern, bevor er mit minimalem Schwefel gefüllt<br />

wird.<br />

Im Duft wirkt der „Beaujolais“ noch ein wenig verhalten<br />

und erinnert an Lavendel und Veilchen, Kirschen und Aprikosen<br />

sowie an Walderdbeerenkompott mit einem Hauch<br />

Pfeffer. Am Gaumen bietet der Gamay die reine Wonne. Die<br />

Mischung aus purem Beeren- und Kirschsaft wird garniert<br />

mit leichten Süßholz- und Minzakzenten. Auch hier findet<br />

man wieder saftige Steinobstfrucht. Das Tannin wirkt stimmig,<br />

leicht kernig und doch rund, und die Säure belebt den<br />

Wein mit beeindruckender Frische. Was für ein Charmeur!<br />

Jetzt wünscht man sich nur noch die passenden Terrinen und<br />

Wurstwaren aus der Lyonnaiser Küche dazu.<br />

NEU „SONGE“<br />

VIN DE FRANCE, ROUGE 2020<br />

Der kleine Pinot-Traum eines großen Winzers<br />

PINOT NOIR<br />

FBJ021220 | 13% VOL. | 37,26 €/L | 27,95 €<br />

Neben den Gamays aus dem Beaujolais gibt es bei Jules Desjourneys,<br />

dem Weingut von Fabien Duperray, seit drei Jahren<br />

auch einen Pinot Noir. Da Pinot Noir im Beaujolais als<br />

offizielle Sorte nicht zugelassen ist, ist „Songe“ ein Vin de<br />

France. Duperray hat dem Wein ein Motto vorangestellt. Es<br />

ist ein Zitat von François-René, Vicomte de Chateaubriand,<br />

dem Begründer der französischen Romantik. Es lautet: „J’ai<br />

laissé des songes, partout où j’ai traîné ma vie“, was so viel<br />

heißt wie „Ich habe Träume hinterlassen, wohin auch immer<br />

mein Leben mich geführt hat.“ Fabien Duperray hat das Leben<br />

zu zum Beruf des Sommeliers, Weinhändlers und später<br />

zum Beruf als Winzer geführt. Seit 2007 erzeugt er Gamay im<br />

Beaujolais und zudem, zusammen mit Christophe Thibert,<br />

Chardonnay im Mâconnais. Seit 2009 ist sein Weingut biologisch<br />

zertifiziert, „nicht um die Welt zu retten, sondern um<br />

besseres Traubenmaterial zu erhalten“, weshalb er die Zertifizierung<br />

auch nicht aufs Label schreibt. Für den „Songe“<br />

hat er sich granit-, lehm- und kalkhaltige Parzellen in den<br />

Pierres Dorées ausgesucht, also im südlichen Beaujolais.<br />

Der Pinot Noir wächst also im Departement 69 unweit der<br />

Rhône. Die Trauben wurden nach der Handlese zunächst mit<br />

Weinberghefen fermentiert, wobei ein Teil Ganztrauben genutzt<br />

wurde. Anschließend reifte der Wein ein Jahr lang in<br />

Holzfässern, in Zementfässern und im Wein-Globe, einem<br />

speziellen Glasballon, den sein Winzerfreund Arnaud Ente<br />

entwickelt hat. Schließlich lagerte er für mehrere Monate in<br />

Flaschen, bevor er auf den Markt kam. Schwefel wird bei Duperray<br />

nur zur Füllung in minimalen Mengen genutzt. „Ich<br />

versuche bei der Abfüllung so wenig Schwefel wie möglich<br />

zu verwenden, aber wenn du deine Bouteillen nach Shanghai,<br />

Hongkong, New York oder Rio verschickst, kannst du<br />

keine halben Sachen machen. Oder du müsstest ein Verfallsdatum<br />

anbringen: »gut für sechs Monate«.“<br />

Der Duft des Weines erinnert an Beeren und Kirschen mit<br />

ordentlicher Säure. Dazu kommen violette Blüten, aber auch<br />

etwas Rauch und Pfeffer. Am Gaumen wirkt der „Songe“<br />

dann viel weiniger und samtiger, als die Nase vermuten ließ.<br />

Die rote beerige Frucht wird durch dunkle Noten ergänzt,<br />

sie wirkt fleischig und saftig, ohne die Frische zu verlieren.<br />

Das Tannin verleiht der Frucht einen eleganten Rahmen,<br />

bleibt aber eher im Hintergrund. Holz ist so gut wie<br />

gar nicht zu spüren. So ergibt sich ein Pinot Noir für den<br />

Moment, der trotzdem Reifungspotential besitzt. Er steht<br />

neben dem einfachen Beaujolais am Anfang der Reihe von<br />

Duperrays Weinen. Dass ein Winzer von diesem Rang, der<br />

als Händler zudem einige der besten Domaines des Burgund<br />

im Programm hat, nichts Banales erzeugt, versteht sich von<br />

selbst. Tiefschürfend ist der Wein allerdings nicht und soll<br />

es auch nicht sein. „Songe“ ist vielmehr ein Wein, der einem<br />

den Ausklang eines ganz normalen Tages auf sehr schöne<br />

Weise noch einmal auf eine besondere Stufe heben kann.<br />

Ab sofort und bis 2028.<br />

Ab sofort und bis 2028.<br />

10 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Jules Desjourneys<br />

„LE JUGEMENT DERNIER“<br />

CHÉNAS, ROUGE 2013<br />

„Man isst und trinkt gleichzeitig.“<br />

– Fabien Duperray<br />

GAMAY<br />

FBJ020813 | 13% VOL. | 66,66 €/L | 50,00 €<br />

Fabien Duperrays Chénas – dem etwas unbekannteren der<br />

Cru Villages der Appellation – stammt aus einem Weinberg,<br />

der sich schon fast im Bereich Moulin-à-Vent befindet. Er<br />

liegt vergleichsweise hoch, verfügt über knapp 70 Jahre alte<br />

Rebstöcke und ist von lehmigem Kalksteinboden geprägt.<br />

Das allein ist schon außergewöhnlich; denn die Region ist<br />

bestimmt durch unterschiedliche Arten von Granit sowie<br />

von ein wenig alluvialem Schwemmland. Kalk gibt es nur auf<br />

rund einem Prozent. Das aber ist typisch für den Qualitätsfanatiker,<br />

der nur das Außergewöhnliche in seinen „Beaujolais“<br />

akzeptiert. Es wird biologisch mit vielen Ideen aus der<br />

Biodynamie gewirtschaftet, zertifiziert ist das Weingut auch,<br />

nur findet man diese Information nicht auf den Flaschen,<br />

genauso wenig übrigens, wie es auf den Flaschen der Domaine<br />

de la Romanée-Conti der Fall ist, deren Weine Duperray<br />

über Jahrzehnte hinweg gehandelt hat. Und er macht keine<br />

Weine, um sie als Bio-Weine zu verkaufen. Er macht überhaupt<br />

keinen Wein, um ihn zu verkaufen – das hat er nicht<br />

nötig. Was für ein Glück für ihn, all das aus reiner Leidenschaft<br />

betreiben zu können. Und diese Leidenschaft merkt<br />

man den Weinen an.<br />

Sein „Le Jugement Dernier“, auf Deutsch „das Jüngste Gericht“,<br />

stammt aus dem hervorragenden 2013er-Jahrgang.<br />

Der nasse, kühle Frühling ging erst im Juli in Wärme und<br />

Trockenheit über. Die Gamay-Trauben profitierten von einem<br />

langen warmen Sommer und von gutem Wetter, das bis<br />

weit in den September hinein anhielt. Die Länge der Vegetationsperiode<br />

war nahezu perfekt.<br />

Nach der Handlese wurden nur die besten Ganztrauben in<br />

einer macération semi-carbonique über zehn Tage hinweg<br />

vergoren und dann langsam gepresst. Das Ergebnis wurde<br />

damals noch im Holz aus Tronçais-Eiche ausgebaut. Seit einigen<br />

Jahren nutzt Duperray dagegen spezielle Glasballons.<br />

Der Chénas ist ein kraftvoller, tiefgründiger und fleischiger<br />

Gamay. Schon die Farbe ist tief. Im Duft erinnert er an<br />

Schwarzkirschen und Sauerkirschen, Cassis und Pflaumen.<br />

Dazu kommen erdige Noten, etwas Schlehe, Unterholz und<br />

Stein. Am Gaumen bestätigt sich die Kraft und Tiefe des<br />

„Jüngsten Gerichts“, von dem Duperray sagt: „Man isst und<br />

trinkt gleichzeitig“. Tatsächlich ist das ein so fleischiger<br />

Wein, dass man ihn kauen möchte! Das Tannin wirkt dabei<br />

feinkörnig und fest, die Säure lebendig. Ein köstlicher<br />

Gamay mit viel dunkler, saftiger, reifer und doch noch knackiger<br />

Frucht und einer ganz feinen Süße im Finale. Beeindruckend<br />

schön!<br />

Wirkt nach 10 Jahren der Reife noch immer jung – etwas Luft<br />

(idealerweise per Karaffe) belebt ihn und offenbart all seinen<br />

Charme. Potenzial für weiter 15+ Jahre.<br />

Oktober 2023<br />

11


FRANKREICH BEAUJOLAIS<br />

MORGON, ROUGE 2013<br />

Fleischig, saftig und mineralisch präsentiert<br />

sich dieser zehn Jahre gereifte Morgon<br />

der Spitzenklasse<br />

GAMAY<br />

FBJ020913 | 13% VOL. | 73,33 €/L | 55,00 €<br />

Zusammen mit Fleurie und Moulin à Vent gehört Morgon<br />

zu den besten Cru Village im Beaujolais. Von den drei Terroirs<br />

bringt Morgon die muskulösesten Weine hervor. Morgon,<br />

das ist bei Winzern wie Fabien Duperray im Prinzip<br />

schon Burgund, aber natürlich aus Gamay vinifiziert. Sein<br />

Engagement im Beaujolais war für Duperray, den Händler<br />

und Freund von Romanée-Conti, Coche-Dury oder Arnaud<br />

Ente, die einzige Möglichkeit, bezahlbare Premier- oder<br />

Grand-Cru-Lagen zu erwerben. In Morgon besitzt er eine<br />

0,5-Hektar-Parzelle der nördlich gelegenen und nach Osten<br />

ausgerichteten Lage Corcelette mit Granit und Granitverwitterungsboden<br />

sowie eine Ein-Hektar-Parzelle der Lage<br />

Les Micouds unterhalb der Côtes du Puy, die aus sogenannten<br />

Piedmont-Böden mit altem alluvialen Schwemmland<br />

und Kieseln besteht. Die Reben, die man dort findet, sind<br />

mindestens sechzig Jahre alt. Bewirtschaftet werden sie biologisch<br />

mit biodynamischen Hilfsmitteln. Zertifizieren lassen<br />

hat Dupperay das Weingut 2009. Alles, was im Weinberg<br />

geschieht, wird von Hand ausgeführt.<br />

Die Trauben wurden als Ganztrauben in einer macération semi-carbonique<br />

in konischen Holzfermentern über drei Wochen<br />

vergoren und dann zunächst in Holzfässern und später<br />

im Edelstahl über 18 Monate ausgebaut. Danach wurde mit<br />

geringsten Mengen Sulfit, ohne Schönung und Filtration gefüllt.<br />

Dass er den Wein jetzt erst veröffentlicht, liegt daran,<br />

dass Dupperay ihn nunmehr so gut fand, dass er ihn anbieten<br />

wollte. Für ihn hatte die lange Lagerung auch mit der<br />

langen Vegetationsperiode in 2013 zu tun. Zunächst gab es<br />

einen nassen, kühlen Frühling mit einem späten Austrieb<br />

und später Blüte. Richtig trocken wurde es erst im Juli. Ab<br />

dann aber wurde das Wetter perfekt mit einem langen warmen<br />

Sommer bis in den September hinein, in dem gelesen<br />

werden konnte. Diese lange Entwicklung verlieh den Weinen<br />

des Jahrgangs Tiefe, Komplexität und Struktur.<br />

Der kirschrote Cru Village duftet nach Schwarzkirschen und<br />

Sauerkirschen samt Kirschkernen, etwas Rauch, Gestein und<br />

Gewürzen. Er wirkt so dicht und dunkel wie eine Assemblage<br />

aus Burgund und der nördlichen Rhône. Am Gaumen<br />

beeindruckt das Steinige und Mineralische in Verbindung<br />

mit dem feinkörnigen Tannin. Trotz der dunklen fleischigen<br />

und reifen Frucht bringen diese Komponenten eine angenehme<br />

Kühle in den Wein, der seidig und fein über den Gaumen<br />

gleitet. Die Tiefe und die durch die uralten Reben in<br />

den Wein gelangte Mineralität und Spannung begleiten den<br />

Morgon bis ins lange, noble Finale.<br />

Dieser Wein wirkt nach zehn Jahren Reife noch jung, eine Karaffe<br />

ist durchaus sinnvoll. Hat sicher noch 20+ Jahre der Entwicklung<br />

vor sich.<br />

MOULIN À VENT, ROUGE 2013<br />

Die pure Verführung eines balancierten<br />

Moulin à Vent<br />

GAMAY<br />

FBJ020213 | 13% VOL. | 86,66 €/L | 65,00 €<br />

Die Reben, die Fabien Dupperay für seinen 2013er „Moulin<br />

à Vent“ verwendet, stammen hauptsächlich aus Parzellen,<br />

die an Chénas angrenzen. Das hat den Vorteil, dass der Wein<br />

deutlich früher geschmeidig wird als der aus Lagen Richtung<br />

Fleurie. Die Reben sind im Durchschnitt älter als 50 Jahre,<br />

manche erreichen sogar das Alter von 100 Jahren! Sie sind<br />

in einer Dichte von 10.000 bis 14.000 Stöcken pro Hektar<br />

angelegt. Gewirtschaftet wird zertifiziert biologisch, auch<br />

wenn Dupperay auf das Bio-Logo auf seinen Etiketten verzichtet.<br />

Zudem lässt er einige biodynamische Methoden mit<br />

einfließen. Alle Arbeiten im Weinberg werden händisch<br />

ausgeführt, selbst das Jäten von Unkraut und das Hacken.<br />

Wie es im Beaujolais üblich ist, werden ganze Trauben in<br />

macération semi-carbonique in konisch zulaufenden Holzfermentern<br />

vergoren. Die Maischegärung verlief bei diesem<br />

Wein über drei Wochen. Danach erfolgte der Ausbau erst<br />

in kleinen gebrauchten Fässern, dann im Edelstahl über insgesamt<br />

18 Monate. Dupperay veröffentlicht seine Weine erst<br />

dann, „wenn sie so weit sind“. Beim 2013er Jahrgang sind es<br />

zehn Jahre geworden. Er geht aber davon aus, dass seine besten<br />

Weine für 50 bis 70 Jahre Potenzial besitzen.<br />

Der „Moulin à Vent“ ist der Wein, der unter seinen Crus als<br />

Erster probiert werden sollte, da er am frühesten den Stil<br />

des Hauses verdeutlicht. Der rubinrote, recht dichte Wein<br />

duftet dunkel und erdig nach Pflaumen und Pflaumenkernen<br />

mit Zimt, schwarzen Kirschen, etwas Torf und Unterholz.<br />

Dazu kommen florale Noten von Heckenrosen sowie<br />

eine frische Note von Blutorangen. Am Gaumen ist das ein<br />

voller, runder und saftiger Wein mit einer beeindruckenden<br />

Tiefe. Auch hier findet man zum einen die saftige, dunkle<br />

und fleischige Frucht, zum anderen wieder erdige Töne, die<br />

von einem festen, aber feinkörnigen und reifen Tannin noch<br />

unterstrichen werden. Der Gamay erreicht hier eine beeindruckende<br />

Struktur und Statur, die viel fester wirkt, als man<br />

es beispielsweise vom Pinot Noir aus dem Burgund kennt –<br />

ein hervorragender, ja grandioser Ortswein!<br />

Ab sofort (es lohnt sich dennoch, den Wein zu karrafieren) und bis<br />

2043+.fg<br />

12 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„La Chapelle du Bois“<br />

ist Fabien Dupperays<br />

Lieblingslage, aus der ein<br />

grandios eleganter Fleurie<br />

entsteht.<br />

Jules Desjourneys<br />

„LA CHAPELLE DES BOIS“ FLEURIE, ROUGE 2013<br />

GAMAY<br />

FBJ020713 | 13% VOL. | 105,33 €/L | 79,00 €<br />

Lassen wir, wenn es um diesen Wein geht, zunächst den Meister persönlich sprechen: „Für<br />

mich ist dies eines der größten Gamay-Terroirs der Welt. Es profitiert von allen Lagen außer<br />

der Nordlage. Im Osten habe ich Reben, die 1893 gepflanzt wurden, und im südlichen und<br />

westlichen Teil sind die ‚jungen Reben‘ 70 Jahre alt. Dieser Wein charakterisiert die Fleuries<br />

des Dorfes zwischen La Madone und den ersten Häusern von Fleurie. Es ist ein Bereich, in<br />

dem die Raffinesse eine sonnige Dimension erhält.“ Die Reben stehen dort in tiefgründigem<br />

Granit und weisen eine Stockdichte von 10.000 bis 14.000 pro Hektar auf. Jeder Arbeitsschritt<br />

im zertifiziert biologischen Weinberg wird von Hand ausgeführt, weil Dupperay jeden<br />

Arbeitsschritt perfekt umgesetzt haben möchte. Dazu gehört auch, dass jede Beere, die nicht<br />

ganz seinen Erwartungen entspricht, aus den Trauben herausgeschnitten wird, bevor diese als<br />

Ganztrauben, geschichtet in konisch zulaufenden Holzgärständern, in macération semi-carbonique<br />

über drei Wochen hinweg vergoren werden. Damals, 2013/2014, hat Dupperay den<br />

Wein zunächst noch über ein halbes Jahr hinweg im Holz und danach für zwölf Monate im<br />

Edelstahl reifen lassen. Seit 2015 verwendet er nur noch Glasballons. Dem langsamen Vegetationsverlauf<br />

dieses hervorragenden Jahrgangs hat sich ein noch ausgedehnterer Reifungsprozess<br />

auf der Flasche angeschlossen, der nun sein Ende gefunden hat: Nach zehn Jahren wurde<br />

dieser Jahrgang von Dupperay nun freigegeben.<br />

Der „La Chapelle des Bois“ von 2013 zeigt genau das, was Fleurie zum besten Cru des Beaujolais<br />

hat werden lassen. Er wirkt mit seiner Floralität, der Reife in den roten Beeren und Kirschen,<br />

den dezenten Maghreb-Gewürzen und der pudrigen Steinigkeit vom ersten Moment<br />

an verführerisch. Das gilt für den Duft genauso wie für den Gaumen. „Es ist sehr schwierig,<br />

einen »Fleurie« zu sehr szu extrahieren“, meint Dupperay dazu. Tatsächlich besitzt dieser<br />

Wein Extrakt, aber nicht zu viel, er zeigt Tannin, aber genau passend in der Struktur. Und er<br />

zeigt reife rote Früchte mit einem charmanten süßen Kern, die aber gleichzeitig noch Frische<br />

und ein gewisses Maß an Knackigkeit besitzen. Das führt zu einer Eleganz und Raffinesse,<br />

die man zum Beispiel in einem sehr guten Chambolle-Musigny findet. Und tatsächlich muss<br />

der Fleurie den Vergleich nicht scheuen. Der Vorteil ist, dass dieser für das Beaujolais schon<br />

durchaus teure Wein trotzdem nur ein Drittel, ein Viertel oder noch weniger kostet als ein<br />

Premier Cru aus der genannten Burgund-Appellation. Sollten Sie die Chance haben das zu<br />

vergleichen können, raten wir Ihnen unbedingt dazu! Gerade bei solchen Gegenüberstellungen<br />

kann man sich des Potentials von Fleurie noch einmal bewusster werden und auch die<br />

Größe dieses Weins, der immerhin von einem der besten Burgund-Kenner des französischen<br />

Weinhandels erzeugt wurde!<br />

Dieser Wein wirkt nach zehn Jahren Reife noch jung. Eine Karaffe ist hier von Vorteil! Hat sicher<br />

noch 40+ Jahre der Entwicklung vor sich.<br />

Oktober 2023<br />

13


FRANKREICH BEAUJOLAIS<br />

„LES MORIERS“, FLEURIE ROUGE 2013<br />

Was für ein Fleurie: saftig, fleischig und kirschig,<br />

würzig und steinig und dabei seidig, rund und nobel!<br />

GAMAY<br />

FBJ020613 | 13% VOL. | 105,33 €/L | 79,00 €<br />

Die Lage Les Moriers bildet den Übergang von Fleurie Richtung Moulin à Vent, was man<br />

von der Kuppe des Hügels aus unschwer erkennen kann. Fabien Dupperay besitzt in dieser 47<br />

Hektar großen Lage eine Parzelle, die am oberen Hang liegt und nach Südosten ausgerichtet<br />

ist. Man findet dort die typischen tiefgründigen Granitböden von Fleurie. Für Dupperay ist<br />

Fleurie das Nonplusultra, wenn es um einen „Beaujolais“ mit Finesse, Eleganz und Alterungsfähigkeit<br />

geht. Außerdem betont er die gleichmäßige Qualität aller Lagen, die sich charakterlich<br />

nur durch die Höhe und die Ausrichtung unterscheiden. Die Reben in Les Moriers<br />

sind etwa 70 Jahre alt und weisen eine Stockdichte von 10.000 bis 14.000 pro Hektar auf. Das<br />

ist also klassische burgundische Dichtpflanzung. Jeder Arbeitsschritt im zertifiziert biologischen<br />

Weinberg wird von Hand ausgeführt. Dazu gehört natürlich auch die Handlese, bei der<br />

jede einzelne Beere, die nicht perfekt ist, herausgenommen wird, um die Ganztrauben später<br />

in der typischen macération semi-carboniquevergären zu können. Nach der dreiwöchigen<br />

Gärung wurde der 2013er-Jahrgang noch kurz in Holzfässern und dann in Edelstahltanks ausgebaut.<br />

Seit 2015 verwendet Dupperay dafür Glasballons, die sein Freund und Winzer Arnaud<br />

Ente entwickelt hat. Beim seinen 2013ern hat der Winzer die Reifezeit im Keller genauso<br />

ausgedehnt, wie es die Natur im Weinberg getan hat, wo erst Ende September bildschöne<br />

Trauben gelesen wurden.<br />

„Les Moriers“ von 2013 ist ein Wein voller Anmut und Finesse. Im Duft wirkt er einerseits<br />

schwebend mit vielen floralen Noten von Veilchen über Rosen bis hin zu Ginster. Andererseits<br />

wird darunter die rote kirschige Frucht von einer Menge zerstoßenen Steins begleitet.<br />

Am Gaumen präsentiert sich der Wein dann viel dichter und noch komplexer, als es die Nase<br />

erwarten ließ. Es ist ein faszinierendes Mundgefühl, das einen hier begleitet. Die Frucht ist<br />

weiterhin von saftigen Kirschen geprägt, dazu kommt dann etwas Süßholz. Das eigentlich<br />

Prägende aber ist die Textur, die einerseits griffig, andererseits fein wirkt, fast so, als habe<br />

man Granit geschliffen und pulverisiert hinzugefügt. Die alten Reben sorgten für eine tiefe,<br />

lebendige Mineralität in diesem seidigen, feinen und eleganten Wein. Tatsächlich wirkt alles<br />

wie aus einem Guss, angefangen mit der roten saftigen und süßen Frucht über die feine<br />

Würze, die elegante Säure und die besagte mineralische Spannung bis hin ins lange Finale.<br />

So zeigt sich Größe!<br />

Dieser Wein wirkt nach zehn Jahren Reife noch jung. Eine Karaffe ist hier von Vorteil! Hat sicher<br />

noch 40+ Jahre der Entwicklung vor sich.<br />

14 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„LES MICHELONS“ MOULIN-À-VENT, ROUGE 2013<br />

Großer gereifter Gamay aus einer der besten Lagen in Moulin à Vent.<br />

GAMAY<br />

FBJ020513 | 13% VOL. | 105,33 €/L | 79,00 €<br />

Fabien Duperray ist Burgunder-Liebhaber durch und durch. Er handelt seit langer Zeit die Weine<br />

der Domaine de Romanée-Conti, von Coche-Dury oder Arnauld Ente, also die allerbesten<br />

und rarsten Weine Burgunds. Wenn ein solcher Liebhaber feinster Weine ins Beaujolais geht,<br />

dann ist das ein Zeichen. Und er war nicht der Einzige, es sind mittlerweile eine ganze Reihe<br />

renommierter Winzer aus Burgund, die auch im Beaujolais Weine auf hohem Niveau erzeugen.<br />

Wenn jemand die großen Weine dieser Welt kennt, dann entscheidet er sich dort, wo er selbst<br />

Wein machen will, für die besten Weinberge. Dazu gehören die beiden Parzellen, die Duperray<br />

für seinen „Les Michelons“ nutzt. Eine davon ist 60 Jahre, die andere über 100 Jahre alt. Es ist ein<br />

fantastisches, privilegiertes Hangterroir. Bevor er es übernommen hat, fand die Frucht Eingang<br />

in die Cuvée „Vieilles Vignes“ von Lapierre. Von Beginn an, also ab 2007, hat Dupperay seine Parzellen<br />

biologisch und mit biodynamischen Hilfsmitteln bearbeitet. Zertifizieren lassen hat er das<br />

Weingut 2009. Allerdings findet man bei ihm ebenso wenig ein Bio-Label wie bei Romanée-Conti,<br />

die auch schon lange zertifiziert sind. Er habe den Bio-Weinbau nicht begonnen, um die Welt<br />

zu retten, sondern um des besseren Weines willen. Die Zertifizierung war ihm trotzdem wichtig,<br />

weil er nichts behaupten will, was sich nicht nachprüfen lässt. Das finden wir sehr sympathisch.<br />

Alles, was Dupperay macht, hat Hand und Fuß und soll zum bestmöglichen Wein führen. So<br />

wird alles, was im Weinberg gemacht wird, inklusive des Jätens und Hackens, von Hand ausgeführt,<br />

ebenso die Lese, was auf dem Niveau seiner Weine selbstverständlich ist. Die Erträge<br />

liegen nie über 35 hl/ha, eher deutlich darunter. Die Stockdichte in den Parzellen dieses alten<br />

Clos, der in seiner Lage und der Nähe zur Ortschaft deutlich ans Burgund erinnert, ist mit 10.000<br />

und 14.000 Stöcken pro Hektar ebenfalls burgundisch. Ehrlich gesagt: Der Wein ist es auch, und<br />

man muss im Burgund in dieser Preisklasse lange suchen, bevor man heute überhaupt noch einen<br />

Wein findet, der das Niveau des „Les Michelons“ erreicht. Die Trauben wurden als Ganztrauben<br />

in einer macération semi-carbonique, also ganz klassisch auf Beaujolais-Weise in konischen Holzfermentern<br />

über drei Wochen vergoren und dann zunächst in Holzfässern und später im Edelstahl<br />

über 18 Monate ausgebaut. Danach wurde mit geringsten Mengen Sulfit, ohne Schönung<br />

und Filtration gefüllt. Dass der Wein jetzt erst veröffentlicht wird, liegt daran, dass Dupperay<br />

auch hier auf Perfektion setzt. Es wird erst dann veröffentlicht, wenn er es für richtig hält.<br />

Jules Desjourneys<br />

Als erfolgreicher Weinhändler kann er sich das zum Glück leisten, und wir profitieren davon.<br />

Für ihn hat die lange Lagerung auch mit der langen Vegetationsperiode in 2013 zu tun. Zunächst<br />

gab es einen nassen, kühlen Frühling mit einem späten Austrieb und später Blüte. Richtig trocken<br />

wurde es erst im Juli. Ab dann aber wurde das Wetter perfekt mit einem langen warmen<br />

Sommer bis in den September hinein, in dem gelesen werden konnte. Diese lange Vegetationsperiode<br />

verlieh den Weinen des Jahrgangs Tiefe, Komplexität und Struktur. Dupperay geht<br />

davon aus, dass seine Moulin-à-Vents 50 bis 70 Jahre lang ihre Frucht halten! Wir gehen aber<br />

davon aus, dass Sie und wir die Weine früher trinken wollen. Und im Grunde kann man getrost<br />

schon jetzt damit beginnen!<br />

Der tiefrote „Les Michelons“ duftet nach Rosen und Veilchen,<br />

dunklen Früchten wie Schwarzkirschen, Pflaumen,<br />

Brombeeren und Blaubeeren mit einem Hauch Schlehe<br />

dazu. Hinzu kommen Süßholz, etwas Cassis, Wildbret und<br />

Gestein. Das ist ein Wein, der an einen dunklen Wald mit<br />

Waldbeeren, Unterholz, leicht feuchtem Waldboden und<br />

Moos erinnert. Am Gaumen verbindet er eine herrlich reife<br />

rote und dunkle Frucht, die vor allem von saftigen Kirschen<br />

geprägt ist, mit einer feinen Würze und einem markanten,<br />

aber umwerfend eleganten Tannin. Das ist ein „Beaujolais“<br />

voller Finesse und Noblesse, der leidenschaftlich, ja wollüstig<br />

wirkt. Dafür sorgen unter anderem der süße Extrakt im reifen<br />

Fruchtkern, ferner die Tiefe und Fleischigkeit, die dieser<br />

große Moulin-à-Vent vom ersten Moment an bereithält.<br />

Wirkt nach einer Dekade Reife noch immer bemerkenswert jung,<br />

eine Karaffe empfiehlt sich also durchaus. Noch sicher Potenzial<br />

für 30+ Jahre.<br />

Oktober 2023<br />

15


FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />

CLOS<br />

SAINT-JEAN<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE<br />

© Marc Ginot<br />

Gipfelstürmer: Die Weine der Maurel-Brüder<br />

tummeln sich in – wie immer! –<br />

schwindelerregend hohem Punkte-Regionen!<br />

Fantastische Weine von teils uralten Reben zu unglaublichen fairen (und extrem)<br />

krisenstabilen Preisen – laut Wine Advocate „eines der großen Schnäppchen im<br />

Châteauneuf-du-Pape“!<br />

„Dieses Weingut ist ein Musterbeispiel an Beständigkeit und Exzellenz.“<br />

– Joe Czerwinski (Robert Parker Wine Advocate)<br />

Châteauneuf-du-Pape ist vielleicht der Ort auf Erden,<br />

an dem die größte Zahl von Weltklassegütern ansässig<br />

ist. Diese vinifizieren charaktervolle, körperreiche,<br />

mächtige Rotweine, die ihrer originären, authentischen,<br />

aber auch jeweils höchst unterschiedlichen Stilistik<br />

wegen bei Weinliebhabern einen legendären Ruf besitzen.<br />

Der Shooting-Star unter diesen Domainen mit magischem<br />

Klang ist das 47ha umfassende Familienweingut Clos Saint<br />

Jean, dessen Gewächse mit höchsten Punktwertungen von<br />

Fachjournalisten (Parker beispielsweise: „Kandidat für den<br />

Wein des Jahrgangs in Châteauneuf-du-Pape“) gefeiert werden.<br />

Wie konnte sich ein bis vor wenigen Jahren in Deutschland<br />

noch gänzlich unbekanntes Gut auf einmal in qualitativ<br />

derart stratosphärische Regionen katapultieren?<br />

Nun, zum einen besitzt die Domaine uralte Rebparzellen<br />

(1902 angepflanzt) in einer Lage, die zu den berühmtesten<br />

von Châteauneuf- du-Pape gehört und von Kennern mit Ehrfurcht<br />

genannt wird: „Le Crau“. Von den berühmten Grenache-Reben<br />

dieses Terroirs stammen beispielsweise auch die<br />

Trauben für Pégaus Super-Cuvée „Da Capo“. Zudem kam hier<br />

der berühmte und in der Region hoch angesehene Önologe<br />

Philippe Cambie († 2021) ins Spiel („einer der einflussreichsten<br />

Weinmacher im südlichen Rhônetal“ – Vinum), der über<br />

viele Jahre für „unsere“ großartigen Domainen Clos du Caillou,<br />

Saint Préfert, Vieux Donjon und Les Cailloux beratend<br />

tätig war und die Brüder Vincent und Pascal Maurel, die mittlerweile<br />

voller Ehrgeiz das Traditionsgut übernommen hatten<br />

(die fünfte Generation, Valentin, Hugo und Claire Maurel,<br />

steht bereits in den Startlöchern!), unter seine Fittiche<br />

nahm. Gemeinsam revolutionierte man quasi die Arbeit im<br />

Weinberg, senkte die Erträge deutlich, erntet jetzt, bei voller<br />

physiologischer Reife, sehr spät und sehr selektiv und verbesserte<br />

drastisch die Vinifizierung.<br />

16 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Das Resultat: Die beiden Maurels und der alte Hase Cambie<br />

(den wir anlässlich unserer zahlreichen Reisen in die Region<br />

kennen und über die Maßen schätzen gelernt haben – und der<br />

uns seinerzeit natürlich sofort kontaktierte und zur Verkostung<br />

auf die Domaine lud, lange bevor der Wine Advocate<br />

mit seinen Bewertungen für einen weltweiten Run auf diese<br />

ungemein fair bepreisten Weine sorgte), vollbrachten Jahr<br />

für Jahr ein regelrechtes Husarenstück: sensationelle Qualitäten<br />

zu unschlagbar günstigem Preis in einem Stil, der mit<br />

seiner Betonung der sinnlichen Frucht eine Zwischenstellung<br />

zwischen der vielzitierten Tradition und Moderne einnimmt!<br />

Clos Saint-Jean<br />

Wir wünschen Ihnen nun viel Freude und ein langanhaltendes<br />

Vergnügen mit den emotional berührenden Weinmonumenten<br />

der aktuellen Kollektion, die echte Highlights aus<br />

dem Jahrgang 2021 beinhaltet. Dabei handelte es sich um kein<br />

leichtes Jahr. Fröste im Frühjahr und eine zunächst sonnenarme<br />

Wachstumsperiode sowie Regenschauer bereiteten den<br />

Winzer sorgen und viel Arbeit in den Weinbergen. Das Ergebnis<br />

sind extrem elegant und klassische Rotweine, wie wir<br />

sie persönlich den extrem konzentrierten Kraftjahrgängen<br />

vorziehen und die glücklicherweise auch im Alkohol moderater<br />

ausfallen, ja ein erfrischend kühles Geschmacksprofil<br />

besitzen. Doch muss man sich für derartige Spitzen eben an<br />

den besten Winzern orientieren, die zugunsten der Qualität<br />

rigoros auf Mengen verzichten. Ein Resümee, welches auch<br />

der Rhône-Experte Jeb Dunnuck zieht: „Wie in jedem herausfordernden<br />

Jahr sind es die engagiertesten und fleißigsten<br />

Winzer, die die besten Weine hervorbringen, und zweifellos<br />

werden auch im Jahr 2021 hervorragende Weine erzeugt<br />

werden.“ Wir jedenfalls sind von den Weinen von Clos Saint<br />

Jean, dieser uralten Familiendomaine, die zu einem leuchtenden<br />

Fixstern am Weinhimmel von Châteauneuf-du-Pape<br />

geworden ist, wieder einmal (und wie so oft) hingerissen und<br />

Dunnuck schreibt über den La Combe de Fous: „Zusammen<br />

mit dem Deus Ex Machina ist er einer der wenigen wirklich<br />

kraftvollen Weine des Jahrgangs.“ Die Perlen des Jahrgangs –<br />

man findet sie wie gewohnt hier!<br />

„LES CALADES“<br />

VDP VAUCLUSE, ROUGE 2022<br />

Ob zum Festtagsbraten oder zur Meditation –<br />

ein Allrounder!<br />

GRENACHE, CALADOC<br />

FRS140122 | 15,5% VOL. | 11,93 €/L | 8,95 €<br />

Die Maurels, mittlerweile in der fünften Generation, haben<br />

Lagen im gesamten Châteauneuf-du-Pape, aber nur diese<br />

eine Lage, der „Plan du Rhône est“ verfügt über einen kieselarmen<br />

Kalksedimentboden, der direkt am Fluss in mittelgroßen<br />

Terrassen den 40 Jahre alten Reben (Grenache und<br />

Caladoc) unseres Clos Saint Jean „Les Calades“ die Wurzeln<br />

nährt. Dieses Gedeihen wird während der Vegetationszeit<br />

minutiös kontrolliert und ist der optimale Reifegrad erreicht,<br />

wird natürlich nachts von Hand gelesen. Die streng<br />

selektierten Trauben werden entrappt, zur 30-tägigen, temperaturkontrollierten<br />

Gärung in Betonbehälter geschichtet<br />

und schonend, zur Vermeidung von Oxidation nur überschwallt.<br />

Nach ebenfalls schonender Pressung, erfolgt die<br />

Reifung für neun Monate im Betontank.<br />

Der Kork ist gerade eben aus der Flasche gezogen, da ist<br />

der Raum auch schon mit Duft voll. Die dunklen Früchte<br />

(Schwarzkirsche, Brombeere, schwarze Johannisbeere) dringen<br />

an die Nase, als gäbe es so etwas lästiges wie Gravitation<br />

überhaupt nicht. Die zarte, rote Frucht (Himbeere, Erdbeere<br />

und rote Pflaume) und die noch zartere Würze (grüne Paprika,<br />

Lakritze, Kaffee, Erde, Minze, Kamille und frisch gefallenes<br />

Laub) zieren sich noch, bis das Glas in leichte Bewegung<br />

versetzt wird und auch das springlebendige Granatrot sichtbar<br />

wird. Der erste Schluck verrät eine klar entwickelte Säure<br />

mit netten Spitzen, ein bewegtes und bewegendes Tannin<br />

und warme Süße, die sich mit all den Früchten prächtig verträgt.<br />

Alle diese Beobachtungen werden sehr viel leichter zu<br />

machen sein, wenn der Rote mit nicht über 14 °C serviert<br />

wird – Das bremst seine Großzügigkeit etwas und beschert<br />

uns allen dann ein reiches Spektrum.<br />

Ab sofort bis mindestens 2027+.<br />

Oktober 2023<br />

17


FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />

CHÂTEAUNEUF DU PAPE, ROUGE 2021<br />

Soviel Tiefe und soviel heitere Frische in einem<br />

Glas! Himmlisch und gesegnet!<br />

GRENACHE, SYRAH, CINSAULT, MOURVÈDRE, VACCARESE<br />

FRS140221 | 16% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

Segen war dieser Region Châteauneuf-du-Pape seit jeher<br />

zuteil. Sei es der der Päpste, die in Zeiten des Schisma von<br />

den Weinreichtümern Italiens abgeschnitten, in Avignon residierend<br />

dort auf der Suche nach gutem Rotwein auf dieses<br />

Gebiet stießen; sei es der der Weinkenner in aller Welt, die<br />

schon einmal einen großen „C9dP“ im Glas hatten und aus<br />

dem Schwärmen nicht mehr herauskönnen. Zu unser aller<br />

Glück gibt es diesen Châteauneuf-du-Pape von Clos Saint-<br />

Jean auch wieder im Jahr 2021, denn er liefert einen erfreulich<br />

günstigen Einstieg und einen äußerst lehrreichen Rundumblick<br />

auf dieses ruhmreiche Anbaugebiet. Familie Maurel<br />

(mittlerweile in fünfter Generation) hat Lagen über das gesamte<br />

Gebiet verteilt und schuf aus deren Grenache, Syrah,<br />

Mourvèdre, Cinsault, Vaccarese und Muscardin eine Art Panorama-Cuvée.<br />

Von den immer wieder mit Kieseln durchsetzten<br />

variantenreichen Sedimentböden gelangen (nächtliche<br />

Handlese und penible Selektion sind Voraussetzung) die Trauben<br />

zum perfekten Reifezeitpunkt ins Weingut. Dort geschieht<br />

eine Art Extraktionsmagie: Die Trauben werden entrappt<br />

und zu einem jahrgangsabhängigen Anteil gequetscht. In<br />

großen Betonbottichen werden sie, jede Sorte für sich eingeschichtet<br />

und während des Gärprozesses immer wieder sacht<br />

für 35 Tage umgewendet (mit Temperaturkontrolle). Nach<br />

ebenso sachtem Abpressen wird der Grenache für neun Monate<br />

zur Reifung in Betontanks gegeben. Der Jungwein der anderen<br />

Sorten kommt für dieselbe Zeit in Barriques.<br />

Die Trübung, die dieses Monument von Wein eigentlich haben<br />

sollte – die Maurels weisen immer wieder darauf hin, dass sie<br />

nur minimale Filtrationstechniken einsetzen – lässt sich beim<br />

besten Willen nicht wahrnehmen: das Rubin- und Granatrot<br />

mit zartem Orangeton leuchtet schon bei geringer Bewegung<br />

im Glas auf – in aller Klarheit!– Und was die Nase schon bei<br />

dieser Bewegung geboten bekommt ist schlicht spektakulär.<br />

In Vollkommenheit wird hier Balance und Ausgleich von Extremen<br />

gefeiert. Zuerst treten Aromen in Gruppierungen auf<br />

bis die Luft zu wirken beginnt und sich innerhalb der Gruppen<br />

Einzelaromen für kurze Zeit präsentieren um dann wieder<br />

anderen Raum geben. Diese Gesten der Größe lassen aus<br />

reichen Fruchtkörben Pflaumen, Brombeeren, Cassis, Granatapfel<br />

und Erdbeeren aufsteigen; aus dem magischen Dunkel<br />

der Gewürzwelt darf Holzkohle, Rauch, Zedernholz, Pfeffer,<br />

Salbei, Trüffel, Kakao, Nelke und Karamell mal kurz herausleuchten<br />

–und über allem diese oszillierende Krone von Lakritze<br />

und Hibiskusblüte – herrlich! Dass wir es hier mit einem<br />

Wein zu tun haben sollen, der mit stattlichen 16 Vol.-%<br />

Alkohol gesegnet ist, ist bei allem Nasenspektakel nicht<br />

wahrnehmbar. Auch die Zunge ist von anderem Geschehen<br />

so eingenommen, dass der Alkohol nun wirklich nicht vorhanden<br />

zu sein scheint. Dieses Spiel aus Tannin und minimaler<br />

Süße auf der einen Seite und der lebendigsten Säure<br />

auf der anderen schwört der Alkoholwärme nun wirklich ab.<br />

Diese hell-frische Tiefe ist so makellos schön und spannend,<br />

dass wir gerne und für lange Zeit den Rundumblick genießen.<br />

„DEUS-EX MACHINA“<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2021<br />

Sicher einer der besten Châteauneuf-du-Pape des<br />

Jahrgangs!<br />

94–96 Punkte „Possibly the wine of the vintage“<br />

– Jeb Dunnuck<br />

GRENACHE, MOURVÈDRE<br />

FRS140421 | 16% VOL. | 106,60 €/L | 79,95 €<br />

Im antiken Theater war der „deus ex machina“ zuständig<br />

für die Lösung sonst unlösbarer Probleme. Mit Hilfe einer<br />

Hebelmaschine kam er unerwartet aus dem Boden oder vom<br />

Himmel, im Idealfall mit Rauch, Getöse und Knalleffekt.<br />

Eine solche unerwartete Wendung ereignete sich auch im<br />

Weingut Clos Saint-Jean im Jahr 2003, als die Familie Maurel<br />

zusammen mit der Önologen-Legende Philippe Cambie<br />

eine neue Stilistik einführte und das gesamte Weingut neu<br />

ordnete. Der „Deus ex machina“ Châteauneuf-du-Pape ist<br />

das Symbol dessen geworden. Der 2021er Jahrgang sollte allerdings<br />

leider der letzte des im Dezember 2021er mit nur<br />

59 Jahren verstorbenen Philippe Cambie sein. Für Fans des<br />

Weinguts ist dieser Jahrgang daher ein „Muss“. Für alle anderen<br />

dürfen wir Jeb Dunnuck zitieren, den großen Kenner der<br />

Weine Südfrankreichs: „Der Châteauneuf Du Pape »Deus Ex<br />

Machina« 2021 ist möglicherweise der Wein des Jahrgangs.“<br />

– und bewertet den Wein mit 94–96+ Punkten!<br />

Der „Gott aus der Maschine“ ist eine Cuvée aus 60 % Grenache<br />

und 40 % Mourvèdre, deren uralte ertragsarme Reben – hier<br />

werden lediglich rund 15 hl/ha gelesen – aus der berühmten<br />

Lage La Crau stammt. Nach der Vergärung der voll entrappten<br />

Trauben, wird der Wein in klassischen Beton-Tanks und<br />

besonderen Halbstück-Fässern von 600 Litern ausgebaut.<br />

„Deus ex machina“ ist schon durch den hohen Anteil des<br />

farbintensiven Mourvèdre ein dunkler, ins Violette tendierender<br />

Wein. Wenn man die Flasche öffnet und ihn in die<br />

Karaffe gießt, kann man sofort das opulente, würzige, florale<br />

und dichte Bouquet wahrnehmen. Es duftet nach Veilchen<br />

und Kräutern der Provence, Kornblumen und nordafrikanischen<br />

Gewürzen, Schwarzkirschen, Kirschwasser und<br />

Kirschkernen, Zwetschgen und Brombeeren. Dazu gibt es<br />

über Buchenholz geräucherten Schinken, Erde und Lakritze.<br />

Am Gaumen strotzt er nur so vor Kraft, wirkt extrem<br />

intensiv und dicht, saftig und fleischig mit viel Substanz und<br />

einer mitschwingenden Säure, seidigem Tannin und einem<br />

warmen, kaum enden wollenden Finale. Das ist eine Meisterleistung<br />

in einem Jahrgang, an dem viele gescheitert sind.<br />

Ab ca. 2027 zu genießen, Höhepunkt etwa 2030, und dann bis 2036+.<br />

Vorher sollte der Wein karaffiert werden.<br />

94–96+ PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

Ab sofort bis mindestens 2038+.<br />

18 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


94–96 PUNKTE<br />

© Marc Ginot<br />

Clos Saint-Jean<br />

„LA COMBE DES FOUS“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2021<br />

Legendärer Châteauneuf-du-Pape aus einem kühlen Jahrgang –<br />

Opulenz trifft Finesse<br />

Jeb Dunnuck<br />

GRENACHE, SYRAH, CINSAULT, MOURVÈDRE, VACCAREZE<br />

FRS140321 | 16% VOL. | 106,60 €/L | 79,95 €<br />

„La Combe des Fous“ heißt im Deutschen so viel wie „die Schlucht der Verrückten“. Auf diesen<br />

Namen wurde der Ausläufer, also die Talsohle des berühmten Weinbergs „La Crau“, vor mehr als<br />

einhundert Jahren getauft, als sich Winzer wie Edmond Tacussel daran machten, diesen Bereich mit<br />

Reben zu bepflanzen. Der Weinberg sei viel zu steinig, die bewussten Steine dann auch noch viel zu<br />

groß, und überhaupt könne man das Land dort nicht mit dem Pferd bearbeiten, meinten seine Nachbarn,<br />

hielten sein Unterfangen für eine Schnapsidee und Tacussel und seine anderen Mitstreiter<br />

für verrückt. Klar, für einfache Weine war und ist die Bearbeitung viel zu aufwendig, allerdings gilt<br />

„La Crau“ heute als eine der besten Lagen in ganz Châteauneuf-du-Pape, in der Weine wie Pégaus<br />

Prestige-Cuvée „Da Capo“ entstehen oder Santa Ducs „La Crau Ouest“.<br />

Die Brüder Maurel, die im Jahr 2021 letztmalig von der Önologen-Legende Philippe Cambie beraten<br />

wurden – er starb im Dezember 2021 mit gerade einmal 59 Jahren –, nutzen hier rund 70 % Grenache,<br />

20 % Syrah sowie 10 % Cinsault und Vaccarèse. Die uralten Reben stehen im Gemischten Satz, wie<br />

man ihn vor mehr als 100 Jahren noch gepflanzt hat. Sie können sich vorstellen, dass die Reben,<br />

denen Trockenheit ebenso wenig anhaben kann wie Kälte, nur noch wenige, dafür aber sehr konzentrierte<br />

Trauben liefern. Der Ertrag liegt hier bei nicht einmal 15 hl/ha, ist also verschwindend<br />

gering. Rund 90 % der Trauben wurden entrappt, spontan vergoren und in wenigen neuen, sonst vor<br />

allem in mehrjährigen Fässern ausgebaut.<br />

Der ungewöhnlich kühle Jahrgang hat bei diesem Wein zu einer außergewöhnlichen Mischung aus<br />

Opulenz und Finesse geführt. Einerseits bekommt man hier die Fülle eines klassischen Châteauneuf-du-Pape<br />

mit viel dunkler Frucht von Pflaumen, Kirschen, Kirsch-Eau-de-vie und Brombeeren,<br />

dazu Lavendel und Veilchen, Garrigue und Kräutern der Provence, Lakritze und etwas warmem<br />

Waldboden. Auf der anderen Seite gibt es Aspekte von Stein, Grafit und Kirschkernen. Am Gaumen<br />

wirkt der Wein enorm dicht, reif und saftig, aber gleichzeitig auch kernig und fest mit einer<br />

klaren Säure. „Zusammen mit dem Deus Ex Machina ist er einer der wenigen wirklich vollmundigen<br />

Weine des Jahrgangs,“ schreibt Rhône-Koryphäe Jeb Dunnuck über den „La Combe des Fous“ und<br />

vergibt 94–96 Punkte für diesen grandiosen Châteauneuf-du-Pape.<br />

Ab sofort zu genießen (etwas Luft schadet nicht), Höhepunkt etwa 2026, und dann bis 2040+.<br />

Oktober 2023<br />

19


FRANKREICH CAHORS<br />

„Cahors-Gigant!“<br />

Vinum<br />

CHÂTEAU<br />

DU CÈDRE<br />

VIRE-SUR-LOT (CAHORS)<br />

Familie Verhaeghes Château du Cèdre ist ein<br />

echter Familienbetrieb wie aus dem Bilderbuch.<br />

Hier, in „Malbecistan“, schwingen Pascal und<br />

Sohn Jules das Zepter.<br />

20 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


50 Jahre Château du Cèdre!<br />

50 Jahre Famille Verhaeghe!<br />

Château du Cèdre<br />

Pascal Verhaeghes authentische Weinunikate voll innerer<br />

Dichte und Konzentration. Aber auch ihrer<br />

singulären Frische, Finesse und Eleganz wegen gelten<br />

sie unter Kennern und Liebhabern als die ultimative Herausforderung<br />

der größten und teuersten Bordelaiser Gewächse!<br />

„Château du Cèdre ist seit 15 Jahren die absolute Spitze des<br />

Cahors!“ – Michel Bettane (bettane+desseauve)<br />

Einst galt Cahors als dichtester Konkurrent Bordelaiser Gewächse.<br />

Der sogenannte „black wine“ aus Frankreich verblüffte<br />

ob der tintigen und konzentrierten Rotweine, die<br />

zum Bruchteil der noblen Gewächse aus Medoc, Pomerol<br />

und Co. angeboten wurden, während sich die Weine aus Bordeaux<br />

Jahr für Jahr ob ihres mehr dem Aktienmarkt – als dem<br />

Winzerdasein gleichenden Primeur-Geschäfts und Punktesensationen<br />

in Sphären begaben, die nur noch einen Bruchteil<br />

zahlungskräftiger Kundschaft erreichte und letztendlich<br />

interessierte. Pascal Verhaeghe, Gesicht des Weinguts, wurde<br />

nie müde zu betonen welch Vorteile seine Region, das Cahors,<br />

zu bieten hatte: „Das Potenzial unserer Region ist gewaltig<br />

und gleichwertig mit dem des benachbarten Bordelais!“ Diese<br />

ebenso couragierte wie zutreffende These Pascals, des so<br />

extrem sympathischen Eigners von Château du Cèdre und<br />

„Qualitäts-Giganten von Cahors“ (Vinum), findet ihre Bestätigung<br />

nicht nur in vielen historischen Texten, in denen<br />

gar von einer Überlegenheit des Weins aus dem Cahors über<br />

die Konkurrenz aus dem Bordelais die Rede ist. Diese Aussagen<br />

werden auch belegt durch die renommierte Zeitschrift<br />

Vinum, die von „der verkanntesten Weinschatzkammer der<br />

Welt“ schwärmt. Und letztendlich liegt die Wahrheit immer<br />

im Glas! Und hier überzeugt jeder Schluck der großartigen<br />

Weine von Château du Cèdre.<br />

Jedoch ist unser Freund Pascal kein Kopist, sondern ein visionärer<br />

und innovativer Weinmacher belgischer Herkunft<br />

(sein Flämischer Großvater flüchtete zu Beginn des Ersten<br />

Weltkriegs, siedelte sich im Cahors an und legte, nachdem<br />

er sich mit seiner Frau der Lavendel-Destillation widmete,<br />

1973 den Grundstein für die heutige Familiendomaine). Von<br />

so manchem Winzerkollegen hinter vorgehaltener Hand respektvoll<br />

gar als primus inter pares seiner Zunft in Frankreich<br />

apostrophiert, zweifellos der Initiator und die Seele<br />

der Renaissance der großen Weine des Cahors, produziert<br />

Pascal auf kargen Kalksteinlagen, welche für die Finesse und<br />

Mineralität in seinen Weinen verantwortlich zeichnen, sowie<br />

auf extrem steinigen Lehmböden (auf diesen findet man die<br />

galets rouges, die berühmten roten Steine aus Châteauneuf,<br />

die die Hitze des Tages speichern und für Fülle und Opulenz<br />

in den Weinen sorgen) komplexe, enorm dichte, dunkelrubinrote<br />

bis pechschwarze und damit extrem farbintensive<br />

Gewächse.<br />

Probiert man dann einen<br />

Schluck, ist man oft<br />

erstaunt über die Finesse<br />

und Seidigkeit der Weine,<br />

die viel Potenzial aufweisen,<br />

sich aber nie in<br />

der Jugend verschließen.<br />

Hinter dieser Klasse<br />

steckt ein halbes Winzerleben<br />

an Erfahrung:<br />

WEINBAU SEIT 1973<br />

VERZICHT AUF<br />

HERBIZIDE SEIT 1992<br />

BIO-ZERTIFIZIERT<br />

SEIT 2012<br />

Seit 1987 bewirtschaftet<br />

Pascal mit seinem Bruder Jean-Marc die Weinberge<br />

Cahors (mit Jules und Robin, Pascals Söhnen, bringt sich<br />

nun gar die jüngste Generation im Château ein). Früh erkannten<br />

beide, welch gewichtige Rolle für die Stilistik der<br />

Region nicht nur die Vinifikation, sondern auch die Bewirtschaftung<br />

der Weinberge zukommt. Bereits Anfang der<br />

1990er-Jahre verzichteten sie auf Herbizide, wenige Jahre<br />

später auf synthetischen Pflanzenschutz. Seit 2012 ist Château<br />

du Cèdre bio-zertifiziert – eine echte Pionierleistung!<br />

Pascal Verhaeghe hat jedoch nicht nur die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

forciert. Er bewies auch die den vom Malbec<br />

geprägten Rotweine der Region inhärente Finesse, die so zuvor<br />

undenkbar schien. Der Winzer, der unter anderem im<br />

Süden Burgunds seine Wanderjahre verbrachte, entwickelte<br />

nach den 1990er-Jahren, die allenorts, selbst im Burgund,<br />

von Konzentration und Kraft geprägt waren, Cahors-Weine,<br />

deren Tanninstruktur bei aller Festigkeit auch jugendlichen<br />

Charme besaßen. Durch die Bio-Bewirtschaftung konnte er<br />

peu à peu den Schwefeleinsatz reduzieren, nahm Extraktion<br />

und Holzeinsatz zurück. Das Ergebnis mündet in seiner<br />

fortgeschrittensten Art in den beiden Rotweinen der ungeschwefelten<br />

Serie „Extra Libre“. Ein neuer Ansatz, eine neue<br />

Perspektive für großen Cahors. Dass sich seine Klassiker<br />

weiterhin größter Beliebtheit erfreuen, ist der seit Dekaden anhaltende<br />

Treuenachweis von Weinliebhabern auf der ganzen<br />

Welt. Pascals Weine setzen im schönen Tal des wildromantischen<br />

Lot schlichtweg Maßstäbe. Damit hat sich das Cahors,<br />

dank Château du Cèdre, nicht nur vom ewigen Referenzpunkt,<br />

dem Bordelais, abgelöst, sondern ein völlig eigenes<br />

Profil geschaffen. Eines, das Generationen von Weintrinkern<br />

faszinieren wird!<br />

Wie gratulieren Familie Verhaeghe zum 50-jährigen Bestehen<br />

der domaine, die seit Anbeginn in Familienhand geführt wurde<br />

und nun mit der jüngsten Generation eine neue Dynamik<br />

erhält, die uns an Pascals Anfangsjahre erinnert.<br />

Oktober 2023<br />

21


FRANKREICH CAHORS<br />

Die Königsmacher des Cahors: Die<br />

Brüder Jean-Marc und Pascal mit<br />

seinen Söhnen Robin und Jules.<br />

„BLANDINE LE BLANC“<br />

IGP CÔTES DE GASCOGNE, BLANC 2021<br />

Mademoiselle Blandine – Terrasse und Sommer können kommen!<br />

COLOMBARD, UGNI BLANC, SAUVIGNON BLANC<br />

FSW071421 | 11,5% VOL. | 7,93 €/L | 5,95 €<br />

Mit „Marcel Malbec“ und „Blandine Le Blanc“ hat Pascal Verhaeghe zwei wunderbare Alltagsweine<br />

geschaffen, die unprätentiös die Genusspforte ins Reich der Weine aus dem Südwesten<br />

weit aufstoßen. Blandine, das ist eine Vorstadtdame des fin de siècle, die Grazie und<br />

Stolz zeigt. Eine Dame, die sich in den feinen Kreisen zu bewegen weiß. Die Cuvée aus Ugni<br />

Blanc und Colombard (autochthonen Rebsorten des „Sudouest“) sowie einem kleinen Anteil<br />

Sauvignon Blanc duftet nach gelben Pflaumen, etwas Pfirsich, weißen Johannisbeeren und<br />

frischem Grün (Minze und ein Hauch Ginster) – und einfach wunderbar einladend! Richtig<br />

hübsch bzw. noch hübscher wird’s am Gaumen, die verheißene Erfrischung lässt nicht auf<br />

sich warten! Mademoiselle „Blandine“ ist angenehm präsent, dabei schlank und knackig, geradezu<br />

crisp. Zunächst erinnert er an gelbfleischigen Pfirsich, dann an nicht zu reife Birne<br />

(nebst Schale), etwas Apfel (eher Renette als Granny Smith) und Zitrusfrüchte (Limette und<br />

ein Hauch Grapefruit) – eine Kombination, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert und<br />

vor allem für Trinkfluss sorgt. Überhaupt diese Zitrusnoten! Das ist jede Menge Aroma und<br />

Struktur und ausgezeichnet dosierte Säure, die diesen fröhlichen, im besten Sinne unkomplizierten<br />

(dabei so gar nicht unterkomplexen) Wein jegliche Erdenschwere nehmen. Federleicht<br />

tanzt er auf der Zunge auf und ab und besitzt eine „Trinkigkeit“, die einfach gefallen<br />

muss. Flotter geht nicht, knackiger auch nicht. Mit seinen erfrischend zarten 11,5 Vol.-% schon<br />

jetzt als „Sommernachtstraumpartydustlöscher“ prädestiniert, wobei ein wenig „betreutes<br />

Trinken“ nicht schaden kann, weil man diesen blanc fast wie Wasser trinken möchte (und<br />

könnte) …! Ein Wein, der alle gesellschaftlichen Anlässe meistert, sei’s Apéritif, Fischküche<br />

(bis hin zum Matjes!) oder das klassische „BWK“ (Brot, Wurst, Käse) und andere Rustikalitäten:<br />

Mit Mademoiselle „Blandine“ wahrt man Contenance und die Schönheit des Augenblicks<br />

– solange der (gekühlte) Vorrat reicht!<br />

Ab sofort und mit großem Genuss sicherlich bis 2024.<br />

22 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„CÈDRE HÉRITAGE“ CHARDONNAY<br />

VIN DE FRANCE, BLANC 2022 (BIO)<br />

Kein Eichenholz, aber der volle Genuss:<br />

schnörkellos schöner Chardonnay!<br />

Château du Cèdre<br />

CHARDONNAY |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW071122 | 12,5% VOL. | 13,06 €/L | 9,80 €<br />

Die großen Coffeeshop-Ketten müssen inzwischen vielerlei<br />

anbieten: Während der eine Kunde Pumpkin Spice Frappucino<br />

mit Ahorn-Pecan-Sirup, Schlagsahne und Karamell-<br />

Topping verlangt, will der andere einfach nur einen schwarzen<br />

Kaffee. Ähnlich verhält es sich in der Weinwelt mit dem<br />

Chardonnay – einer Rebsorte, die für ihre unglaubliche<br />

Geschmacksvielfalt bekannt ist. Ohne Eichenholz ausgebaut<br />

wie dieser „Héritage“ blanc vom Château du Cèdre im Südwesten<br />

Frankreichs, kommt er ganz ohne Butter, ohne Vanille<br />

und ohne Sahne aus. Zweifellos findet der „sortenreine“<br />

Stil, der auf zusätzliche Holzaromen verzichtet, heute immer<br />

mehr Anhänger, und es mehren sich sogar die hoffnungsvollen<br />

Stimmen, er könne die durch das ABC-Bekenntnis<br />

(„Anything but Chardonnay“) etwas in Verruf geratene Rebsorte<br />

sogar nachhaltig „wiederbeleben“. Fest steht, dass dieser<br />

puristische, goldfarbene Bio-Chardonnay mit grünen Reflexen<br />

seine südfranzösische Herkunft geradezu perfekt zum<br />

Ausdruck bringt. Um seine natürliche Frische und Säure zu<br />

erhalten, reifte er acht Monate in reduktiver (sauerstoffarmer)<br />

Umgebung im Edelstahltank auf der Feinhefe. In der<br />

Nase entfalten sich florale Noten von weißen Blüten und ein<br />

Hauch von Menthol, dann Aromen von gelben Äpfeln, Birnen<br />

und Zitronen mit kalkigen Nuancen. Am Gaumen zeigt<br />

er sich knackig, schlank und mit viel Säure, die an die Frische<br />

eines jungen Sauvignon Blanc erinnert, aber dank der bis zu<br />

30 Jahre alten Reben reifer und körperreicher schmeckt. Ein<br />

hervorragender Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten, Geflügel<br />

oder Käse. Der Kaffee kommt erst danach.<br />

Ab sofort und bis 2027.<br />

„MARCEL MALBEC“<br />

VIN DE FRANCE, ROUGE 2022<br />

Monsieur Marcel: Gepflegter Luxus für jeden Tag!<br />

MALBEC<br />

FSW071222 | 12,5% VOL. | 7,93 €/L | 5,95 €<br />

Malbec – der Name ist Programm und jedem Weinliebhaber<br />

und Château-du-Cèdre-Fan bekannt. Wer aber ist jener<br />

ominöse Monsieur Marcel? Dem Etikett entnimmt man, dass<br />

er seinen ersten Wein 1892 gemacht hat, das er „ein großer<br />

Visionär“ war, dass er seine Heimat Belgien verließ und nach<br />

Frankreich radelte, um sich in Vire-sur-Lot niederzulassen.<br />

Des Weiteren lernen wir, dass er schon in jungen Jahren<br />

riskanten Abenteuern nicht abgeneigt war (ein belgischer<br />

Flugpionier?) und dass er viel Wert auf ein adrettes Äußeres<br />

(Gehrock, Zylinder und ein akkurater Knebelbart) und gutes,<br />

immer gepflegtes Schuhwerk legte. Alles Qualitäten, die sich<br />

offensichtlich auch in seinen Weinen wiederfinden ließen –<br />

weiß zumindest das Etikett. Unsere Kunden wissen jedoch<br />

längst, dass Pascal auch Weine für jeden Tag vinifiziert, die<br />

alles andere als alltäglich sind, die seit Jahren als Bestseller in<br />

unserem Programm fungieren und immer wieder Weinjournalisten<br />

fast aus der Fassung bringen ob der singulären Relation<br />

von Qualität und fast unverschämt günstigem Preis.<br />

Wir freuen uns, dass in Zeiten steigender Preise auf die Verhaeges<br />

Verlass ist. Ihr Einstiegs-Malbec ist eine echte Marke<br />

und bietet enorm viel für einen schmalen Taler, der im<br />

Supermarkt vergleichsweise blasse Ware bietet. Der Jahrgang<br />

2022 zeigt sich dann auch gleich schon in der Nase stilvoll<br />

elegant akzentuiert. Man riecht Sauerkirschen, Mandeln und<br />

auch Marzipan. Doch bevor der Malbec dann zu sehr in die<br />

weihnachtliche Ecke abbiegt, tritt wieder eine ungemein saftige<br />

Herzkirsche auf und verleiht der Frucht den Raum. 12,5<br />

Vol.-% sind der Familie gelungen und das im doch sonnenreichen<br />

Jahrgang. Am Gaumen zeigt sich der Südfranzose<br />

dann anschmiegsam wie Kaschmir, kirschig und brombeerig<br />

konzentriert aber durch und durch angenehm seidig auf dem<br />

Gaumen. Ein Hauch Muskatnuss und etwas Walnuss finden<br />

sich mit Luftkontakt. Das ist eine wunderbare runde Sache<br />

und das von Anbeginn, sobald man den Schrauber geöffnet<br />

hat, dank welchem sich der Wein dann auch durchaus gern<br />

im Kühlschrank für den nächsten Abend konservieren lässt.<br />

Denn ganz klar: Von diesem Alltagsvergnügen möchte man<br />

gern regelmäßig etwas abbekommen.<br />

Die wachsweichen Tannine erlauben den sofortigen Genuss. Bevorzugt<br />

austrinken bis 2025.<br />

Oktober 2023<br />

23


FRANKREICH CAHORS<br />

„CÈDRE HÉRITAGE“<br />

CAHORS, ROUGE 2020<br />

Mächtig viel Malbec – und noch viel mehr Wein!<br />

MALBEC, MERLOT<br />

FSW070620 | 14% VOL. | 11,93 €/L | 8,95 €<br />

Malbec besticht im Idealfall durch ungemeine Konzentration,<br />

elegante Kraft und Aromenfülle. Doch kann die Rebsorte<br />

– vor allem wenn sie (zu) früh gelesen wurde bzw. in<br />

sehr jungen Weinen – durchaus ihre Krallen, d. h. eine fast<br />

schon heftige, „grün“-getönte Würze, ja sogar Bitterkeit<br />

zeigen, von adstringierenden Tanninen ganz zu schweigen.<br />

Seinem „Cèdre Héritage“ hat Pascal Verhaeghe daher<br />

einen Schuss Merlot gegönnt, ganz so wie man’s aus dem<br />

benachbarten Bordeaux kennt, wo auf diese Rebsorte für<br />

ein Mehr an Fruchtausprägung und andere „charmierende“<br />

Eigenschaften (eine gewisse Weichheit bis Seidigkeit etwa)<br />

zurückgegriffen wird. Es sind oft nur 5 % (maximal 10 %)<br />

Merlot, die ihren Weg in diese Cuvée finden, doch genau<br />

diese zähmen die durchaus wilden (wir haben ein Herz für<br />

„wild“!) Tannine und sorgen für einen dunkelwürzigen,<br />

ziemlich grandiosen Einstiegswein, der, wenn er dann wie<br />

hier über 16 Monate in Beton-cuves ausgebaut wurde, eine<br />

herrliche Komplexität entwickelt.<br />

91 PUNKTE,<br />

BEST BUY<br />

Wine Enthusiast<br />

Und diese Komplexität ist schon im Duft vorhanden! Der<br />

anfangs enorm handfeste, im Glas in schwärzlichem Dunkelviolett<br />

schimmernde „Cèdre Héritage“, der farblich tatsächlich<br />

das Erbe der „vins noirs“ antritt, duftet intensiv nach<br />

schwarzen Johannisbeeren und dunklen Pflaumen (später<br />

auch Sauerkirsche und Brombeere und Minze), dazu Kakao,<br />

ein Hauch von Veilchen, lange gezogener Earl Grey und Teer<br />

– ein eindrucksvolles Zusammenspiel, das am Gaumen von<br />

fruchtigen Säure (wieder die Sauerkirsche), Noten von Zedernholz,<br />

Zimt, schwarzem Pfeffer und Cassis vertieft wird.<br />

Den noch sehr jung wirkenden Wein zeichnet zudem eine<br />

enorm griffige, dennoch schlanke Gerbstoffstruktur aus, die<br />

der schon im Duft auffälligen Komplexität quasi „zuarbeiten“,<br />

die den „Héritage“, bei aller auch vorhandenen Kraft<br />

und wilden Rauheit, eine Lebendigkeit verleiht, die einen<br />

Frühlingsmorgen an den Ufern des Lot heraufbeschwört:<br />

kühl-würzige, völlig unverstellte, „vitale“ Aromen, die im<br />

Lichte der Sonne an Geschmeidigkeit und Finesse gewinnen.<br />

Ein alles andere als alltäglicher Alltagswein, wie er animierender<br />

nicht sein könnte! Eine fantastische Visitenkarte für<br />

Cahors, Château du Cèdre und Pascal Verhaeghe und genau<br />

die Sorte Wein, auf die man ind allen Küchenlebenslagen (inklusive<br />

ausgedehnten Grilladen) mit aller Nonchalance und<br />

ohne jegliche Bedenken zurückgreifen kann. Soviel Cahors<br />

für unter 10 Euro? Kaufempfehlung!<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

24 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Château du Cèdre<br />

„JUVÉNILES“<br />

CAHORS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Kraftvolle Talentprobe der nächsten Generation!<br />

MALBEC |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW071921 | 13% VOL. | 13,26 €/L | 9,95 €<br />

Da blicken Sie uns nun aus dem Etikett an: Jules und Robin,<br />

Pascals beiden Söhne und die jüngst aktive Generation im<br />

Weingut wurde hier im markanten an Picassos weltberühmte<br />

Frauenbilder erinnernden Stil, welche die Eigenheiten haben<br />

sowohl Front- als auch Seitenprofil zu vereinen, verewigt. Ob<br />

damit im Weingut auch eine neue Schaffensperiode beginnt?<br />

Jedenfalls kein Stilbruch und Einstürzen alter Familientraditionen.<br />

Viel mehr erleben wir Château du Cèdre in einer Evolution,<br />

die das Weingut stets verjüngter und erfrischender abbildet.<br />

Den Grundstein legten 1973 Charles und Marie Thérèse<br />

Verhaeghe, die ihre Lavendelöl-Destille als Autodidakten um<br />

den Weinbau erweiterten. Mit der Cuvée „Juvéniles“ dürfen<br />

die „youngsters“ zeigen welch Talent in ihnen steckt.<br />

Der rebsortenreine Malbec von 15 bis 30jährigen Reben<br />

stammt primär von den „Hautes Terrasses de Mindel“, einem<br />

500.000 Jahre altes Plateau. Schotter und Sand, in tieferen<br />

Schichten auch Feuerstein, geben hier eine aromatische<br />

Dichte und Finesse. Im Keller gilt es, den Malbec aus diesen<br />

Lagen möglichst schonend zu behandeln, um die beiden maritimen<br />

Einflüsse von Atlantik und Mittelmeer zu erhalten.<br />

Daher gibt es keine Zuchthefen und önologische Eingriffe<br />

im Keller, in denen der zweite Jahrgang dieses Weins für acht<br />

Monate reifte.<br />

Und in der Tat findet man hier zwei Dinge vor: Unverkennbar<br />

Cahors aber eben auch der nochmals entschlossenere<br />

und puristischere Ansatz der beiden Jungs. Sie wollen zeigen,<br />

dass man auch im Cahors elegante und frische Rotweine<br />

keltern kann, die Anspruch haben und Trinkfluss besitzen.<br />

Dabei darf man den markanten Malbec auch gern heraussschmecken,<br />

nur soll er eben in dieser Preisklasse auch schon jung<br />

zugänglich sein: Dieser Cahors zeigt sich zunächst einmal ganz<br />

klassisch tiefviolett und dunkel im Glas. Es duftet ein wenig<br />

nach getrockneten Steinpilzen, Tomatengrün und Brombeeren.<br />

Beeindruckend ist dann, was sich am Gaumen abspielt.<br />

Denn bei aller Vollmundigkeit und tiefbeerigen, teils auch an<br />

Salmiak, Zimt sowie Pflaumen erinnernden Aromatik, haben<br />

wir es hier mit einem im Tannin seidigeren Cahors zu tun, wie<br />

er vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Die Tannine<br />

sind nicht pelzig. Sie sind vorhanden, doch begleiten sie die<br />

saftige Frucht im Nachhall und versperren nicht. Aufschnitt<br />

von geräuchterter Entenbrust, Terrinen und allerlei Rillettes<br />

können es hiermit wunderbar aufnehmen. Eine höchst zeitgemäße<br />

und unverkennbare Interpretation der malerischen<br />

Region. Hat das Zeug zum Klassiker.<br />

Ab sofort, gern etwas kühler bei 15-16 Grad Celsius, bis 2033.<br />

Oktober 2023<br />

25


FRANKREICH CAHORS<br />

NEU „L’IMPROBABLE“<br />

VIN DE FRANCE, ROUGE 2022 (BIO)<br />

Unsere Entdeckung des Jahres von<br />

Château du Cèdre!<br />

MALBEC |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW072022 | 13% VOL. | 23,86 €/L | 17,90 €<br />

Familie Verhaeghe steuert seit drei Generationen zum Erfolg der Region bei. Pascal Verhaege<br />

hat mit seinem Bruder gemeinsam das Renommee der Domaine erarbeitet und Ende der 1990er<br />

Jahre einige der besten Rotweine der Region eingefahren. Über die Dekaden war ihm ein großes<br />

Anliegen seine Rotweine zu verschlanken und deren Frische zu bewahren. Vor allem, weil er<br />

selbst feststellte, dass die etwas leichteren Weine ihm besser schmeckten. Seit rund fünf Jahren<br />

mischen auch Jules und Robin, die beiden Söhne Pascals im Familienbetrieb mit. Den frischen<br />

Wind spürt man bei solch genialen Neuzugängen wie dem „L’Improbable“. Dieser reinsortige<br />

Malbec, leicht trüb und mit geringem Schwefel filtriert, aufgrund seiner Andersartigkeit lieber<br />

gleich vom Weingut als simpler Vin de France deklariert, erfreut sich größter Beliebtheit in den<br />

französischen Bistros. Auch wir warteten seit der ersten Fassprobe Anfang des Jahres ungeduldig<br />

auf diesen genialen Wein, der das Cahors neu interpretiert.<br />

Die Trauben stammen von 15- bis 30-jährigen Reben, die auf Kalkstein wachsen. Sie wurden<br />

direkt abgepresst, im Prinzip wie ein Rosé de Saignée behandelt und dann über einen eher<br />

kürzeren Zeitraum von 12 Monaten in alten Barriques ausgebaut. Das Ergebnis ist ein ungewöhnlich<br />

frischer und leichter Malbec, den auch Beaujolais-Liebhaber auf dem Radar haben<br />

sollten. Wer denkt, dass aus dem Cahors nur klassisch kräftige Rotweine stammen können<br />

und lieber die Rotweine von der Loire, aus dem Jura oder Burgund trinkt, wird hier eines<br />

Besseren belehrt.<br />

Im Glas erinnert nichts an den „Schwarzen Wein“ alter Weinlehrbücher. Cèdres Neuzugang<br />

ist durchsichtig, dabei ganz klar im Glas und rubinrot funkelnd. Es duftet wild nach Walderdbeeren,<br />

Hagebutte und getrockneten Orangenschalen. Am Gaumen zeigt sich der Malbec<br />

bezaubernd fragil. Das Tanninkorsett hat er abgestreift wie einen alten schweren Wintermantel.<br />

Doch die etwas reifere und auch intensive Aromatik der Malbec-Traube ist unverkennbar<br />

vorhanden, wird aber durch Cranberries und Himbeeren um etwas säuerlichere rote Früchte<br />

ergänzt und aufgefrischt. So etwas hätte man wahrscheinlich nicht im Cahors für möglich<br />

gehalten, und das macht ihn dann zu Recht zum l’improbale, zum „Unwahrscheinlichen“.<br />

Nur etwa 2.000 Flaschen gibt es vom leicht an Natural-Weine angelehnten Neuzugang!<br />

Ab sofort, gern leicht angekühlt bei 12-14 Grad Celsius und bis 2028+.<br />

26 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„CHÂTEAU DU CÈDRE“ CAHORS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

Der Goldstandard aus dem Cahors<br />

MALBEC, MERLOT, TANNAT | FR-BIO-01<br />

FSW070121 | 13% VOL. | 21,26 €/L | 15,95 €<br />

Château du Cèdre<br />

In Jancis Robinsons „Oxford Weinlexikon“ kann man lesen, dass Winzer aus dem Cahors<br />

lange Zeit unter den Restriktionen litten, „die von Kaufleuten in Bordeaux den Weinen aus<br />

dem Haut Pays auferlegt wurden.“ Kein Wunder: die kräftige Malbec-Traube lieferte früher<br />

oft zuverlässiger bessere Ergebnisse als die Bordelaiser Sorten, wurde gar als aufgrund der<br />

dichten Farbe als Verschnittpartner eingesetzt. Der Fluss Lot bildete zudem einen guten<br />

Transportweg für den Export der Weine. Man war als Kaufmann in Bordeaux also gut beraten<br />

es der Konkurrenz aus dem Südwesten schwer zu machen. Schon im 13. Jahrhundert sollen die<br />

Weine in London angeboten worden sein. Erst die Reblaus dezimierte die stetig wachsende<br />

Rebfläche. Die einstigen Vorteile wurde dann dem Cahors durch die Industrialisierung und<br />

Erschließung des Eisenbahnnetzwerkes zum Fallstrick. Paris und Co. erlangten noch günstigeren<br />

Zugang zu Wein aus dem Languedoc und die Region schrumpfte auf ein Zehntel der<br />

einstigen 40.000 Hektar Rebfläche. 1971 erlangte das Cahors dann seine eigene AOC und<br />

1973 legte Pascals Großvater, Sohn eines im Ersten Weltkrieg geflüchteten Belgiers, den<br />

Grundstein für das Weingut.<br />

In diesem historischen Kontext ist Château du Cèdres Hauscuvée, der Klassiker des Guts, zu<br />

verorten. Es handelt sich um einen zeitlosen und wie in Stein gemeißelten Cahors, der dem<br />

Sommelier-Lehrbuch entspringen könnte. Mit dieser Cuvée definiert dieser (ja, hier ist das<br />

Wort gerechtfertigt!) große Winzer einen Standard für Malbec aus dem Cahors. Um ganz<br />

präzise zu sein: Auf Verhaeghes Zutatenliste für diesen Klassiker finden sich 90 % Malbec und<br />

je 5 % Tannat und Merlot. Die Frucht stammen von zwischen 20 und 40 Jahre alten Reben<br />

in den biologisch bewirtschafteten „hautes terrasses du Mindel“ (kiesige Lehmböden bzw.<br />

sandige Böden mit hohem Kalkanteil) an den Ufern des Flusses Lot, der sich wellenförmig<br />

durch die Weinberge des Cahors schlängelt. Pascal vinifiziert ohne jegliche Zugaben („aucune<br />

intrant œnologique“) und baut den – wieder einmal! – bestechend schönen Wein 20 Monate<br />

in Fudern und Barriques aus.<br />

Der „Château du Cèdre“ ist ein wunderbar kraftvoller, im<br />

besten Sinne opulenter Rotwein (wie schon so oft drängt<br />

sich hier der Vergleich zu gewissen gut dreimal so teuren<br />

Bordelaiser Gewächsen geradezu auf …). Der Jahrgang 2021<br />

duftet ganz klassisch und intensiv nach reifen Pflaumen,<br />

sogar konzentriertes Powidl. Ein Hauch Zimt, etwas Räucherspeck<br />

und Eichenholz sind hier anzutreffen. Es ist die<br />

Kombination aus Zwetschgensaft, fleischigem Tannin und<br />

würzigen Noten, die den Cahors so attraktiv macht. Dabei<br />

bleibt der Rotwein bei aller Intensität doch auch ein eleganter<br />

Vertreter seiner Klasse. Angesichts des noch immer sehr<br />

dezenten Preises raten wir zu entsprechender Bevorratung,<br />

da der Wein nicht nur jetzt schon ein Genuss ist, sondern<br />

es auch noch in zehn Jahren sein wird. Für diese Zeit gilt<br />

(und das unverändert), dass der „Château du Cèdre“ einen<br />

vorzüglichen Begleiter zu geräucherter Entenbrust, zur Gans<br />

(klassisch gebraten und hoffentlich ebenso klassisch gefüllt)<br />

oder deftigem cassoulet abgibt!<br />

Ab sofort und Potenzial bis 2035+.<br />

Oktober 2023<br />

27


FRANKREICH CAHORS<br />

28 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„LE CÈDRE BLANC“<br />

IGP CÔTES DU LOT, BLANC 2022 (BIO)<br />

Cèdres Viognier zeigt dem Condrieu<br />

die Rücklichter<br />

Château du Cèdre<br />

NEU „SWEET MALBEC“,<br />

ROUGE 2018 (0,5l)<br />

Die Kunst der Fortifikation: Malbec-Likörwein mit<br />

der perfekten Statik aus Alkohol und Süße<br />

MALBEC<br />

FSW071618 | 17% VOL. | 41,80 €/L | 20,90 €<br />

Sein schönes nostalgisches Etikett lässt es bereits erahnen:<br />

Dieser süße Malbec aus dem Cahors ist quantitativ und qualitativ<br />

eine echte Rarität. Doch wenn man bedenkt, dass Malbec-Süßweine<br />

in Argentinien eine stolze Tradition haben<br />

und dass inzwischen sogar an der Ahr (!) Likörweine erzeugt<br />

werden, wirkt dieser „Fortified“ aus Okzitanien gar nicht so<br />

exotisch. Mit Eleganz und Finesse verrät er seine Herkunft:<br />

Seine bis zu 30 Jahre alten Reben wurzeln auf der dritten<br />

Terrasse des geschichtsträchtigen Lot-Tals, die während der<br />

Mindel-Eiszeit, der zweiten alpinen Vergletscherung, entstand.<br />

Leicht angequetscht, wird aus reifen, rosinenartigen<br />

Trauben dieser dunkelrubinrote Wein. Die vollreifen Beeren<br />

werden lange mazeriert, bevor sie der mutage unterzogen<br />

werden - einer geschickten Anreicherung, die höchste Präzision<br />

erfordert. Wie beim Portwein wird die Gärung mit neutralem<br />

Alkohol unterbrochen. Ziel dieser „Fortifikation“ (ein<br />

deutlich angenehmeres Wort als das deutsche „Aufspriten“)<br />

ist wie in der Architektur eine ausgewogene Statik, die hier<br />

hervorragend gelungen ist: Die natürliche Süße des gärenden<br />

Traubensaftes wurde erhalten und ein angemessenes Gleichgewicht<br />

zwischen Alkohol und Restzucker hergestellt. Dass<br />

es sich bei dieser Veredelung tatsächlich um ein Meisterwerk<br />

der Winzerkunst handelt, zeigt sich in der dreifachen Abstufung,<br />

die es ermöglicht, bei der anschließenden Vermählung<br />

(Cuvéetierung) das perfekte Gleichgewicht zu erreichen: Ein<br />

erster Tank wird gleich zu Beginn der Gärung angereichert,<br />

ein zweiter im Herzen der Gärung und ein letzter, kleinerer<br />

Tank erst kurz vor dem Ende der Gärung. Der köstliche<br />

Nektar ruht dann vier Jahre lang in Barrique-Fässern und<br />

gewinnt dabei noch deutlich an Komplexität. So präsentiert<br />

sich das Bouquet als betörendes Kaleidoskop von schwarzen<br />

Johannisbeeren, Brombeeren und Veilchen. Am Gaumen<br />

zeigt sich der Wein geschmeidig mit Noten von Schokolade,<br />

reifen dunklen Kirschen und samtigen Pflaumen. Die lebendige<br />

Säure verleiht ihm eine unerwartete Spannung, die in<br />

einem langen, erfrischenden Abgang gipfelt. Mit einem Zuckergehalt<br />

von über 100 g/l und einem Alkoholgehalt von 17<br />

Vol.-% ist er ein wunderbarer Apéritif und ein idealer Begleiter<br />

zu Blauschimmelkäsen, doch sein ganzes Potenzial entfaltet<br />

er im Dialog mit opulenten Schokoladen-Desserts. (Und<br />

Raucher werden ihn vor dem Kamin zur Zigarre lieben.)<br />

Wie auch immer man ihn kombiniert: Trotz seiner reifen,<br />

portweinähnlichen Aromen bezaubert dieser Cahors-Likör<br />

durch seinen frischen Fruchtkern und kommt ganz ohne die<br />

gekochten Nuancen aus, die viele vergleichbare Weine oft so<br />

plump machen.<br />

Ab sofort und bis 2030+.<br />

VIOGNIER |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW070522 | 13% VOL. | 48,66 €/L | 36,50 €<br />

Mit seinem „Le Cèdre Rouge“ lehrte Pascal Verhaeghe der<br />

Konkurrenz aus Bordeaux das Fürchten. Und sein „Le Cèdre<br />

Blanc“, dem am Markt kaum existenten, da nur in homöopathischen<br />

Mengen produzierten „Landwein“, lässt die Winzer<br />

aus dem Condrieu aufhorchen. Die Trauben des reinsortigen<br />

Viognier stammten von 15- bis 30-jährigen Reben. Acht<br />

Monate lang verbringt er seinen Ausbau im Keller, in neuen<br />

500-Liter-Fässern aus Frankreich. Wer die superkonzentrierte,<br />

von Honigwaben und reifem Steinobst bestückten Condrieu<br />

mit ihrer öligen Konsistenz als zu sättigend empfindet,<br />

wird hier schnell merken, dass die Charakteristika nur vermeintlich<br />

rebsortentypisch sind. Es geht auch anders, wenn<br />

man den Reifezeitpunkt nicht bis zum Maximum ausreizt.<br />

Verhaeghes „Le Cèdre Blanc“ zeigt sich im Jahrgang 2022<br />

höchst brillant und aufgeräumt im Bouquet. Wir haben<br />

hier keine hefigen Ausbaunoten, sondern eine klare Frucht<br />

im Glas, die uns an frischen Saft von gelben Pflaumen, Äpfeln<br />

und Birnen erinnert. Eine floral-duftige Komponente<br />

schwebt darüber. Mit etwas mehr Luftkontakt entfalten sich<br />

dann auch weitere Aromen nach Cantaloupe-Melonen und<br />

Anis.<br />

Der Gaumen ist wunderbar füllig, ein horizontaler Wein<br />

werkelt hier, also einer, der sich am Gaumen ausbreitet. Im<br />

Antrunk erinnert er zunächst an einen klassischen Chardonnay<br />

aus Burgund, wie er vor der heutigen Mode mit schneidender<br />

Säure und Reduktionsnoten üblich war. Der „Le<br />

Cèdre Blanc“ ist generös, dezent cremig und eher mineralisch<br />

als fruchtig. Ein Hauch gelbe Melone, etwas zerlassene<br />

Butter und grüne Birnen deuten sich leise an. Diese weiche<br />

Textur ist die pure Wohltat, zumal der Viognier im Nachhall<br />

nochmals an grip gewinnt und eher schlank mit salzigem<br />

Einschlag ausklingt. Er belegt den Gaumen nicht, sondern<br />

hinterlässt den Eindruck von Frische, was trotz des warmen<br />

Jahrgangs wohl auch daran liegt, dass auf Cèdre neue Wege<br />

erprobt werden um der Trockenheit zu strotzen. So haben<br />

Pascal und seine beiden Söhne – neben vielen anderen Kniffen<br />

– ihr Laubmanagement intensiviert, noch mehr Blätter<br />

belassen, die im warmen Sommer die Trauben vor Sonnenbrand<br />

schützten.<br />

Wer diesen Wein nicht als vielfältigen Speisenbegleiter nutzt,<br />

verpasst aber eine bedeutende Eigenschaft dieses Weins. Er<br />

schreit geradezu nach exotischen Gewürzen und aromenintensiver<br />

Küche mit leichter Schärfe. Zwischen asiatischer<br />

und persischer Kochkunst verortet, empfehlen wir ihn zu in<br />

gelbem Curry geschmortem St. Pierre mit Cashew-Nüssen,<br />

Safran-Reis mit Cranberries, gebratenem Brokkoli mit Kokos-Chili-Sud,<br />

Hühnchen-Tajine oder Lamm mit Couscous<br />

und getrockneten Aprikosen.<br />

Ein grandioser Viognier, den wir so nur von Châteu du Cèdre<br />

kennen – und den Sie, falls noch nicht geschehen, auch<br />

unbedingt kennenlernen sollten.<br />

Ab sofort ein Genuss und sicherlich bis 2033+.<br />

Oktober 2023<br />

29


FRANKREICH CAHORS<br />

„CHÂTEAU DU CÈDRE – EXTRA LIBRE“<br />

CAHORS, ROUGE 2021 (BIO)<br />

„Château du Cedre“ ohne zugesetzten Schwefel:<br />

auf angenehmste Weise unkompliziert!<br />

MALBEC, MERLOT |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW071321 | 13% VOL. | 20,66 €/L | 15,50 €<br />

Pascal Verhaeghe, der seit 1987 die Weine des Châteaus du<br />

Cèdre verantwortet, arbeitet mittlerweile im Keller mit seinem<br />

Sohn Jules zusammen. Und der hat dafür gesorgt, dass<br />

es die Weine des Châteaus neuerdings auch in einer Variante<br />

ohne zugesetzten Schwefel gibt. Diese Weine sind „Extra<br />

Libre“, also „besonders frei“. Der klassische Château du<br />

Cèdre ist einer jener Weine, die zu den großen Klassikern<br />

Frankreichs gehören, die geradezu zeitlos zu sein scheinen.<br />

Mit dem „Château du Cèdre“ haben die Verhaeghes einen<br />

Standard für Malbec definiert. Mit den „Extra Libre Château<br />

du Cèdre“ erweitern sie ihn um die Naturwein-Variante.<br />

Präzise gesagt, werden hier neben 90 % Malbec je 5 % Tannat<br />

und Merlot genutzt. Die Frucht stammt von zwischen 15 und<br />

30 Jahren alten Reben aus den biologisch bewirtschafteten<br />

„Hautes terrasses du Mindel“ am Lot, jenem Fluss, der die<br />

Weinberge des Cahors durchfließt. Pascal und Jules vinifizieren<br />

die Frucht mit Verzicht auf jegliche Zugaben und auch<br />

der Wein wird in neutralen Fudern ausgebaut, bevor er ein<br />

Jahr später gefüllt wird.<br />

Der „Extra Libre – Château du Cèdre“ ist ein Cahors-Malbec<br />

in Reinkultur. Der tief purpurfarbene und violett schimmernde<br />

Wein verbindet die Frucht von Holunderbeeren,<br />

Brombeeren, Schwarzkirschen und Cassis mit schwarzem<br />

Tabak, etwas schwarzem Tee, Kräutern und Gestein. Am<br />

Gaumen präsentiert sich der Cahors vom ersten Moment<br />

an offen und einladend – der große Vorteil ungeschwefelter<br />

Weine. Es ist ein lebendiger Wein mit feiner Säure und<br />

einem seidig feinen Tannin, der auch hier die dunkle Frucht<br />

mit Noten von Fermentation und Kräutern verbindet. Das<br />

macht sofort großen Spaß, denn der an sich ausdrucksstarke<br />

und charaktervolle Wein wirkt in angenehmster Weise unkompliziert!<br />

Ab sofort uns bis sicherlich 2027.<br />

„LE CÈDRE – EXTRA LIBRE“<br />

(18 MOIS), ROUGE 2020 (BIO)<br />

Der Grand Vin „Le Cèdre“ – allerdings ohne<br />

zugesetzten Schwefel zum direkten Genuss.<br />

MALBEC |<br />

FR-BIO-01<br />

FSW071520 | 13,5% VOL. | 48,00 €/L | 36,00 €<br />

Seit Pascal Verhaeghe die Geschicke des Château du Cèdre<br />

im Cahors vor mehr als drei Jahrzehnten übernommen hat,<br />

haben sich vor allem die beiden Weine „Château du Cèdre“<br />

und „Le Cèdre“ einen Namen als große Vertreter des Malbec<br />

und des Cahors verschafft. Seitdem er im Keller mit seinem<br />

Sohn Jules zusammenarbeitet, haben die beiden in Bordeauxflaschen<br />

abgefüllten Weine zwei Pendants an die Seite<br />

bekommen, die in Burgunderflaschen gefüllt wurden. Beide<br />

heißen „Extra Libre“, weil sie komplett frei von zugesetzten<br />

Sulfiten sind. Der „Extra Libre – Le Cèdre“ ist der Grand<br />

Vin, der von den besten 30 bis 50 Jahre alten Malbec-Reben<br />

stammt, die in den biologisch bewirtschafteten Hautes terrasses<br />

du Mindel am Lot wurzeln, und damit an jenem Fluss,<br />

der die Weinberge des Cahors durchfließt. Pascal und Jules<br />

vinifizieren die Frucht mit Verzicht auf jegliche Zugaben.<br />

Der Wein wurde spontan vergoren und dann 18 Monate lang<br />

in Fudern und Barriques ausgebaut.<br />

Der „Extra Libre – Le Cèdre“ ist ein fantastischer Cahors-<br />

Malbec, wie man ihn sich purer und offener, komplexer und<br />

delikater kaum vorstellen kann. Der tief purpurfarbene und<br />

violett schimmernde Wein duftet intensiv nach Holunderbeeren,<br />

Zwetschgen, Brombeeren, Schwarzkirschen und Cassis<br />

mit Marzipan, etwas schwarzem Tee, Laub und Gestein.<br />

Am Gaumen präsentiert sich dieser Wein intensiv dunkelfruchtig,<br />

mineralisch lebendig und seidig fein im Tannin. Die<br />

Kraft nimmt man nur unterschwellig wahr. Viel präsenter<br />

sind die Eleganz und die unbändige Frische. Dabei wirkt der<br />

„Extra Libre“ gemäß seiner Machart offen und einladend –<br />

der große Vorteil ungeschwefelter Weine. Es ist ein echter<br />

„vin vivant“, der pur, fein und ungemein saftig ist, den man<br />

wegschlürfen kann wie einen „vin de soif“, der aber gleichzeitig<br />

über eine fantastische Komplexität verfügt. Das ist schon<br />

ein Klasse für sich!<br />

Ab sofort und sicherlich noch über eine Dekade lang ein Genuss.<br />

93 PUNKTE<br />

La Revue du Vin de France<br />

30 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Château du Cèdre<br />

Oktober 2023<br />

31


FRANKREICH CAHORS<br />

SUBSKRIPTION<br />

2022:<br />

„Ein historischer<br />

Jahrgang“<br />

– CHÂTEAU DU CÈDRE<br />

„LE CÈDRE“ CAHORS, ROUGE 2022 (BIO)<br />

„Im Le Cèdre zeigt sich der Malbec in seiner<br />

ganzen durchdringenden Pracht.“ – Vigneron<br />

(Herbst/2022)<br />

MALBEC | FR-BIO-01 | AUSLIEFERUNG ENDE 2024<br />

FSW070222 | 40,00 €/L | 30,00 €<br />

FSW070222-M | MAGNUM | 41,33 €/L | 62,00 €<br />

FSW070222-D | DOPPELMAGNUM | 56,66 €/L | 170,00 €<br />

Eine halbes Jahrhundert Leidenschaft fürs Cahors in einer<br />

Flasche vereint<br />

Werte Kunden: Das Château du Cèdre spiegelt eine Familiengeschichte<br />

wider, die nun ein halbes Jahrhundert umfasst.<br />

1914, nachdem weite Teile im „Grande Guerre“ Belgiens besonders<br />

drastisch zerstört wurden, flüchtet Pascals Verhaeges<br />

flämischer Großvater Léon mit dem Allernötigsten bepackt<br />

nach Frankreich. Binnen kürzester Zeit lernt er sich zu verständigen,<br />

trifft auf einer Farm auf seine zukünftige Frau<br />

Odette in Vire-sur-Lot. Ihr Sohn Charles, der 1933 geboren<br />

wurde, widmet sich als Landwirt gemeinsam mit seiner Frau<br />

Marie-Thérèse der Bewirtschaftung von Lavendel. Begeistert<br />

vom Weinbau, pflanzt er die ersten Hektar Reben im Jahr<br />

1958 und verkaufte die Resultate an lokale Lebensmittelhändler.<br />

Doch erst im Jahr 1973 wird professioneller Weinbau<br />

betrieben. Bis ins Jahr 1987 trägt die Domaine prächtige<br />

Früchte, wird dann aber von einer Parkinson-Diagnose bei<br />

Charles in ihrer Existenz gefährdet. Die Söhne Pascal und<br />

Jean-Marc – ursprünglich nicht drauf vorbereitet, das Familiengeschäft<br />

zu übernehmen – entscheiden sich für den<br />

Weinbau. Ein Erweckungserlebnis bei Jean-Marie Guffens<br />

begeisterte Pascal fürs Leben. Stationen in Napa Valley und<br />

im Sauternes folgten. Der Rest ist Geschichte.<br />

Heute zählt Château du Cèdre als Klassiker der Region, Pascal<br />

und Jean-Marc brachten diese innerhalb von 15 Jahren<br />

aufs internationale Parkett und Bordelaiser Châteaubesitzer<br />

zum Schwitzen. Kein Wunder, die Weine reifen nachweislich<br />

mehrere Jahrzehnte und entwickeln sich zu ganz großen<br />

Rotweinen, sind dabei aber zu einem Bruchteil der Preise zu<br />

erhalten, welche die großen Namen aus Bordeaux aufrufen.<br />

Und dabei steckt hier viel mehr Authentizität im Glas als<br />

bei vielen großen Häusern, die von Beratern und Önologen<br />

unterstützt einheitliche Weine hervorbringen, die einfach<br />

nur dem Marktgeschmack entsprechen sollen. Mittlerweile<br />

sind es Pascals Söhne, Jules und Robin, welche die Familie<br />

mit neuen Ideen weiter vorantreiben und zu neuen Bestleistungen<br />

ermutigen. Geblieben ist die einmalige Klasse ihres<br />

Paradeweins, dem „Le Cèdre“.<br />

Dass der Wein heute so schmeckt wie vor Jahrzehnten, diese<br />

Annahme müssen wir allerdings revidieren. Als Beweis<br />

gilt uns hier Aristoteles über 2.400 Jahre alte Weisheit „Die<br />

Schönheit ist für jedes Lebensalter eine andere.“, die er in seiner<br />

berühmten „Rhetorik“ erwähnte. Wie oft erwähnt Pascal<br />

bei unseren Verkostungen, wie sehr sich nicht nur die klimatischen<br />

Bedingungen, als auch sein eigener Geschmack, ja seine<br />

Vorstellungen vom perfekten Wein über seine Tätigkeit als<br />

Winzer verändert haben. Die Feinheit, ja der Trinkfluss und<br />

eine gewisse Eleganz zählen zu den Attributen, die er für erhaben<br />

ansieht, die er auch in seinen Weinen sucht. Und so mag<br />

manch Cahors-Novize verwundert sein über die Finesse und<br />

Seidigkeit, die allen Rotweinen Château du Cèdres eigen ist.<br />

Die Vorstellung davon, was großen Cahors ausmacht hat Pascal<br />

längst in seinem Kopf, er spürt sie, hat das Abbild geistig<br />

vor Augen (seine Wanderjahre verbrachte Pascal im Burgund<br />

und es war immer sein Lebenstraum, einen burgundischen<br />

Malbec zu erzeugen. In den letzten zehn Jahren hat er, dieser<br />

so im positivem Wortsinne Weinbesessene, die Alkoholgradationen<br />

im Schnitt um ein Volumenprozent absenken können.)<br />

Dass eine ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung das<br />

Ausgangsmaterial für große Weine ist, so wie beim Tischler<br />

nur aus gutem Holz wertige Produkte entstehen, ist dem<br />

Winzer lange bewusst, er ist biozertifiziert.<br />

Unter diesen selbst gesetzten und hohen Anforderungen hat<br />

die ganze Familie regelmäßig zu leiden. Der Jahrgang 2021<br />

lieferte 70% weniger Ertrag. Immerhin gab es dieses Jahr<br />

wieder eine reguläre Ernte, die zudem dank der lehmreichen<br />

Schichten das Wasser während der trockensten Perioden<br />

besser halten konnte. Den Jahrgang 2022 sieht Pascal daher<br />

auch ganz oben „eines der besten, wenn man die Weine weglegen<br />

kann“ und zieht als Fazit: „Letztendlich zeigen unsere<br />

Malbec-Weine eine große Energie und Frische und trotzen<br />

den extremen Wetterbedingungen völlig“. Die Malbecreben<br />

sind hier zwischen 29 und 50 Jahre alt, reifen für 24 Monate<br />

in 50% neuem Holz. Bis ins Frühjahr 2025 schlummert der<br />

Wein nun im Keller des Château.<br />

Unsere Fassprobe zeigt einen purpurnen und tiefen Rotwein.<br />

Die hohe Grundreife des Jahrgangs bringt einen saftigen und<br />

schwarzbeerigen Malbec hervor. Doch haben Vater und Söhne<br />

alles bestens im Griff. Überextrahierte Rotweine schweben<br />

ihnen nicht mehr vor. So gelang es ihnen im Jahrgang<br />

2022 einen höchst charismatischen „Le Cèdre“ von großem<br />

Format zu vinifizieren. Es duftet nach Sauerkirsch-Hustenbonbons<br />

aus dem Glas, Cassis und Minze schwirren hier mit,<br />

auch Pflaumenmus. Erst am Gaumen zeigt der kraftvolle und<br />

dicht konzentrierte Wein den Extrakt des Jahrgangs. Doch<br />

schon die Fassprobe besitzt ein reifes und dadurch feinpoliertes,<br />

fest sitzendes Tanningerüst. Holz spielt hier kaum<br />

eine Rolle. Es bewegt sich im Hintergrund, wird regelrecht<br />

von der saftigen Beerenfrucht hinweggespült. Das ist der<br />

höchste Ausdruck der Malbectraube, reif, kraftvoll und komplex<br />

aber meilenweit entfernt von überextrahierten Kraftboliden.<br />

Manch spitzzüngiger Verkoster mag meinen, dass die<br />

alte Garde nichts mehr zu melden hätte. Wer einen derart<br />

eleganten und auf den Punkt gelesenen Cahors wie diesen im<br />

Glas hat, weiß: Von diesem Meister kann man einiges lernen!<br />

Ab Freigabe im Jahr 2025, Höhepunkt wohl ab 2030 bis 2047+.<br />

32 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„GC“ CAHORS, ROUGE 2022 (BIO)<br />

Grande Cuvée aus über 50jährigen Reben!<br />

MALBEC | FR-BIO-01 | AUSLIEFERUNG ENDE 2024<br />

FSW070322 | 93,33 €/L | 70,00 €<br />

FSW070322-M | MAGNUM | 94,66 €/L | 142,00 €<br />

FSW070322-D | DOPPELMAGNUM | 110,00 €/L | 330,00 €<br />

Château du Cèdre<br />

Es ist Dir gelungen, lieber Pascal! So lautet unsere Antwort auf das namensgebende Mantra,<br />

welches hinter dem Kürzel „GC“ steckt. Natürlich steht „GC“ für die „Grande Cuvée“ des Hauses,<br />

den Grand Cru Château du Cèdres. Es handelt sich hierbei aber auch um ein Wortspiel,<br />

das gebürtigen Franzosen (und anderen frankophonen Menschen) nicht entgangen sein dürfte:<br />

Spricht man die Initialen der „Grande Cuvée“ nämlich auf französisch aus, so tritt Pascals<br />

eigentliche Idee hervor: „J’essaye“, oder zu deutsch: „Ich versuche“ (… einen Grand Cru zu vinifizieren).<br />

Dieser Cahors, ausschließlich aus Malbec-Trauben gekeltert, stammt von über 50jährigen<br />

Reben (die ältestens sind 62 Jahre alt), die schon von Natur aus nur noch enorm niedrige<br />

Erträge liefern. Aufgrund seines immensen Entwicklungspotenzials komplett in neuen Fässern<br />

von 500 Litern vergoren, wird er nun 28 bis 30 Monate (bis zur Freigabe im Frühjahr 2025) dort<br />

heranreifen. Die Verhaeges bedienen sich für ihren Spitzenwein einer ausgeklügelten Technik.<br />

Die sogenannte „vinification intégrale“ wird hier angewandt, wie übrigens auch im Burgund<br />

bei den Rotweinen Henri Boillots. Die Besonderheit: Die Trauben vergären hier im selben Fass,<br />

in dem der Wein nachher ausgebaut wird, was eine intensivere Frucht ergibt ohne den Wein<br />

zu stark im Tannin zu extrahieren. Der Malbec stammt vom wohl besten<br />

Terroir Cahors, von den „Coteaux de Bru“. Ein Weinunikat mit einer legendären<br />

Aura, in der Stilistik dem „Le Cèdre“ zwar ähnlich, gleichwohl aber<br />

mit dem entscheidenden Kick mehr, der ihn in die absolute Weltspitze<br />

katapultiert! Ein echter „vin de garde“, dessen Länge, Frische und Eleganz<br />

für die Region schlicht Referenzcharakter besitzen.<br />

2022 hat sich in ganz Südfrankreich als ein Kraftjahr mit hedonistischem<br />

Einschlag erwiesen. Manche Weine schießen für unseren Geschmack auch<br />

etwas übers Ziel hinaus. Deshalb bedarf es Winzer, die nicht nur ein gewisses<br />

Fingerspitzengefühl besitzen, sondern auch jahrzehntelange Erfahrung,<br />

um ihre Weinberge auf den richtigen Lesezeitpunkt vorzubereiten.<br />

Mit Pascals Söhnen, die nun seit rund fünf Jahren im Betrieb<br />

kräftig anpacken und ein gesundes Verhältnis aus Kreativität und<br />

Handwerk an den Tag legen, scheint uns die Zukunft gesichert.<br />

Der „GC“ gewinnt dann im Vergleich zum „Le Cèdre“ bereits<br />

im Bouquet nochmals eine Spur an Dramatik. Die Frucht ist intensiv,<br />

schillert vor Waldbeeren, besonders dunklen Brombeeren<br />

und Thymian. Ein Hauch Lakritz und Nelke ebnen dann den<br />

Weg für eine höchst attraktive fast mentholische Kirschfrucht.<br />

Das ist ziemlich brillant und kühl für 2022! Am Gaumen zeigen<br />

sich seidige Tannine. Die Struktur für 20 und mehr Jahre der<br />

Reife ist vorhanden, doch besitzt dieser „Grand Cru“ auch schon<br />

jetzt einen hedonistischen Charme, dem man sich schwerlich<br />

verwehren kann. Auch hier gewinnt eine Kirschfrucht die Oberhand,<br />

doch haben wir es diesmal mit saftig schwarzen Kirschen<br />

zu tun, die reif und süß sind. Auch ein Hauch Cassis taucht auf,<br />

verleiht wieder ein kühles Mundgefühl. Pascal hat über all die<br />

Jahre am perfekten Cahors gefeilt, es „versucht“ wie er sagt. Was<br />

ihm im Laufe seiner Karriere einige Male gelungen ist, in den<br />

letzten herausfordernd warmen und trockenen Jahren auf eindrucksvolle<br />

Weise Frische und Brillanz zu erhalten, die uns bei<br />

anderen Weinen bei höheren Alkoholdegradationen abhandenkommt.<br />

Dabei gelingt ihm auch weiterhin Weine zu erzeugen,<br />

die doch stets Zeugnis und Ausdruck ihrer heimatlichen Herkunft<br />

sind, dem pittoresken Cahors. Ein Wein, der das Terroir<br />

der Region in sich trägt, aber auch den neuen Begebenheiten der<br />

klimatischen Veränderungen bestens angepasst ist. Nennen Sie<br />

es state of the art oder hors catégorie. Für uns ist es eben ganz einfach:<br />

Château du Cèdre!<br />

Zu genießen wohl etwa ab 2027 bis mindestens 2057.<br />

Oktober 2023<br />

33


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

WEINGUT<br />

FRIEDRICH<br />

BECKER<br />

SCHWEIGEN<br />

„Die Beckers verstehen es perfekt, den Holzeinsatz<br />

zu dosieren und die Qualität ihrer Lagen<br />

in die Flasche zu bringen. Vor allem die Rotweine<br />

– eine ganz besondere Passion der Familie – sind<br />

erneut herausragend gelungen. Vom einfachen<br />

Spätburgunder trocken bis zum Heydenreich<br />

Pinot Noir GG glänzen sie alle – mehr Burgund<br />

geht fast nicht in Deutschland.“<br />

FALSTAFF WEINGUIDE DEUTSCHLAND 2023<br />

34 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„Und dennoch darf man ruhig erwähnen, dass es schwierig ist, sich den<br />

deutschen Spätburgunder in seiner heutigen Form und Qualität vorzustellen<br />

ohne den Vorreiter Fritz Becker.“<br />

– Vinum Weinguide Deutschland 2023<br />

Friedrich Becker<br />

Positive Sturheit: „War bei Fritz Becker sen schon so und ist bei Fritz<br />

Becker jun nicht anders Der Erfolg gibt ihnen ja eh recht“<br />

– Vinum Weinguide Deutschland 2021<br />

Der „alte Fritz“ und<br />

sein kongenialer<br />

Sohn, der „junge<br />

Fritz“, die seit Jahren gemeinsam<br />

für die sensationellen<br />

Qualitäten aus dem<br />

beschaulichen Ort Schweigen<br />

in der Pfalz verantwortlich<br />

zeichnen, sind deutsche<br />

Winzerikonen! Heute stellen<br />

wir Ihnen die aktuelle<br />

Kollektion vor, wobei sich<br />

„aktuell“ bei den Großen<br />

Gewächsen auf den Jahrgangs<br />

2018 bezieht, was das<br />

Qualitätsverständnis des<br />

Betriebs unserer Meinung<br />

nach mehr als eindrucksvoll<br />

bezeugt. Wir gestehen, dass<br />

es kaum Neues zu berichten<br />

gibt. Nach wie vor gilt:<br />

Die Becker’schen Weine zählen zu den besten Deutschlands,<br />

ihrem geschätztem Stil bleiben sie absolut treu. Das Verdikt<br />

des Gault&Millau-Weinguides zur 2016er-Kollektion lässt<br />

sich ohne Abstriche auch auf die Weine von 2019 übertragen:<br />

„Die Großen Gewächse vom Pinot Noir folgen Lage für<br />

Lage einer betriebseigenen klaren, ausdrucksstarken Dramaturgie<br />

und gehören allesamt zu den unverwechselbarsten<br />

wie auch eigenständigsten Weinpersönlichkeiten innerhalb<br />

der deutschen Anbaugebiete.“ – Traumstoff eben! Oder, wie<br />

man im Falstaff-Guide von 2022 über diese Weine lesen<br />

konnte: „Sehr wahrscheinlich geht hier in 20 oder 25 Jahren<br />

richtig die Post ab.“ In diesem Zusammenhang sei auch<br />

auf eine (längere) Passage aus dem Weinguide für 2023 der<br />

Vinum hingewiesen: „Heute führt Sohn Friedrich Wilhelm<br />

Becker den Betrieb, und er hat es mit diesem Erbe im Rücken<br />

dennoch geschafft, eigene Akzente zu setzen, die nicht<br />

nur Seitenaspekte sind. Er führte es ein, die Trauben mitsamt<br />

den Rappen, also mit den Stielen, zu vergären. Nicht<br />

komplett, das darf schon von Jahrgang zu Jahrgang variieren.<br />

Doch Fritz junior ist überzeugt, dass dies den Reifeprozess<br />

und damit die Lagerfähigkeit der Weine deutlich positiv<br />

beeinflussen wird. Zu dieser Erkenntnis kam er übrigens in<br />

Asien, als ihn ein Verkoster fragte, wie denn dieser oder jener<br />

Wein in wohl in 25 Jahren schmecken würde. 25 Jahre?<br />

Das lag bei trockenen Weinen bis dato außerhalb der Denke<br />

eines deutschen Winzers.“ Wie schön, dass die deutsche<br />

Weinkritik diesen Zeithorizont bei den Becker-Weinen ganz<br />

selbstverständlich miteinbezieht!<br />

Nicht unerwähnt möchten wir auch einen unserer persönlichen<br />

Lieblingsweine und Lieblings-Grauburgunder lassen.<br />

Der „Kalkmergel“ 2022 ist ein herrlich nachhaltiger, eleganter,<br />

dicht gewobener Grauburgunder voller Kraft und Spannung,<br />

den wir in der Vergangenheit mehr als einmal zu unserem<br />

„Grauburgunder des Jahres“ gekürt haben – und dem wir<br />

diese Auszeichnung – ohne zu zögern – auch diesmal wieder<br />

verleihen könnten. Und dann ist da der wirklich hinreißende<br />

Weißburgunder „Kalkgestein“, ein kraftvoll fokussierter,<br />

spannungsgeladener Wein mit unglaublich viel Druck und<br />

Zug, der beweist, dass die Beckers aus jeder Pinot-Sorte Geniales<br />

zaubern können! Über den beiden Spätburgunder-<br />

Großen Gewächsen aus dem Kammerberg und Sankt Paul<br />

thront noch der aus einer lediglich 0,8 Hektar kleinen Parzelle<br />

stammende Heydenreich, der in puncto Finesse und<br />

Feinheit unerreicht ist. Einer der Top 5 Spätburgunder des<br />

Jahrgangs von internationaler Bedeutung, ja, wenn da nicht<br />

noch der Phantom-Wein, die Selektion des besten Fasses im<br />

Jahrgang, die „Hommage“ wäre. Und die ersten Top-Chardonnay-Anlagen<br />

im Großen Gewächs Sankt Paul sind schon<br />

gepflanzt und deuten an, welche Exzellenz uns auch bei den<br />

Weißweinen zukünftig zu erwarten hat. Der „Mineral“ gibt<br />

einen ersten Ausblick! Es bleibt also spannend im Hause<br />

Friedrich Becker. Die Zukunft sieht hier rosig aus.<br />

Das Weingut Friedrich Becker zählt zur absoluten Spitze<br />

deutscher Burgunderkunst! Kein Wunder: Ein großartiges<br />

Terroir, steile Hanglagen und sanfte Hügel, traumhafte Reben<br />

aus bestem, teilweise uraltem genetischen Material und<br />

eine vorbildliche Weinbergarbeit tatkräftiger Menschen<br />

Oktober 2023<br />

35


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

„Kaum jemand sonst kann eine so lückenlose Reihe<br />

großer Spätburgunder aufstellen, die längst schon<br />

seinen exzellenten Vorbildern aus der Bourgogne<br />

Paroli bieten können“<br />

GAULT&MILLAU<br />

gehen bei unserem Kleinod aus der Südpfalz eine unübertreffliche Synthese ein! „Unseren<br />

größten Reichtum behandeln wir nicht selten wie Dreck. Das Erd-Reich“. Friedrich Becker<br />

nimmt kein Blatt vor den Mund. Unangepasst ist er. Ein engagierter Charakterkopf. „Der<br />

herbe Duft des Bodens zwischen Tau und Tag, beim ersten Gang durch den Weinberg, sagt<br />

der Nase des Winzers alles über den Zustand seines Weinbergs.“ Und damit über seinen<br />

wertvollsten Besitz. Dieses ihm anvertraute Erd-Reich in seinem natürlichen Gleichgewicht<br />

lebendig und vital zu erhalten, gebietet der Respekt vor der Natur. Aber auch das ureigene<br />

Interesse. Denn nur auf dieser Grundlage wächst Qualität. Hier im Grenzland zwischen<br />

Vogesen und Pfälzerwald, wo das Elsass die Pfalz berührt, sind die Böden mit besonderem<br />

geologischem Reichtum gesegnet. Neben Buntsandstein besitzt die Region jene Melange aus<br />

Kalk, Mergel und Ton, wie sie auch das Burgund auszeichnet. Nicht zufällig also hat Vater<br />

Becker hier vor über 40 Jahren Pinot Noir gepflanzt. Und mittlerweile ist aus einer vagen<br />

Hoffnung und einer großen Vision süße Realität geworden: Friedrich Becker ist, Schritt für<br />

Schritt, zu einem der besten Spätburgunderwinzer Deutschlands avanciert. Die tatkräftigen<br />

Beckers sind sich einig: „Der beste Dünger eines Weinbergs sind die täglichen Fußstapfen seines<br />

Winzers. Im Keller dürfen wir nur mehr keine handwerklichen Fehler machen, arbeiten<br />

nur mit Schwerkraft, ohne Pumpen, und so schonend wie irgend möglich, um nur die feinsten<br />

Tannine aus der Traubenhaut zu extrahieren. Doch unsere mineralischen Weine werden<br />

nie besser sein als das Lesegut, das zum Hoftor hereinkommt“, lautet das einhellige Urteil von<br />

Vater und Sohn! Und in solch vorbildhafter inneren Einstellung liegt die Dominanz dieser<br />

genialen Rotweinwinzer.<br />

Der Schweigener Betrieb verfügt über geniale Terroirs. Mit den Großen Gewächsen aus den<br />

drei Lagen Kammerberg, St. Paul und Heydenreich, die im Grenzgebiet Pfalz/Elsass überwiegend<br />

auf französischer Seite liegen, gelingt ihnen ein Trio exzellenter Pinot Noirs. Der Kammerberg,<br />

mit ältesten Reben gepflanzt im Jahrgang 1967, ist dabei immer der maskulinere, in<br />

der Jugend kräftigere Pinot Noir, wohingegen die Lage Sankt Paul durch ein charmantes Bouquet<br />

und viel Feinheit im jugendlichen Stadium geprägt ist. Die direkt darüber liegende Lage,<br />

die wie ein Hochplateau über dem steilen Sankt Paul thront, stellt die bisherige Krönung der<br />

Pinot Noirs dar. Die Reben müssen sich hier regelrecht durch den harten Kalk bohren, der<br />

schon nach wenigen Zentimetern auftritt. Das stresst die Pinot-Noir-Rebe, weshalb sie sich<br />

zu Höchstleistungen anstrengen muss, um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen.<br />

Seitdem Friedrich Becker Junior den Großteil der Vinifikation übernommen hat, wirken die<br />

Weine auf uns als seien sie dem französischen Vorbild Burgund nochmals etwas näher gerückt.<br />

Dabei zeichnet die Rotweine des Hauses eine für Deutschland ungewöhnliche Struktur<br />

aus. Die Pinot Noirs haben hier, ähnlich wie im Burgund Weine der Appellationen Gevrey-<br />

Chambertin und Vosne-Romanée, eine markante Gerbstoffstruktur, die als Reifungsgerüst<br />

dient. Auch die Frucht fällt im Hause Becker stets etwas dunkler aus, ohne dabei Aromen aus<br />

dem Holz zu ziehen. Fritz Becker hat sich über die Jahre viele Techniken angeeignet, um Pinot<br />

Noir nach seinen Idealvorstellungen zu vinifizieren. Er setzt auf eine frühe Entblätterung<br />

der Trauben, sodass die jungen Beeren mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr eine dicke<br />

Haut bekommen. „Wie Menschen, die im Frühsommer erst mal eine gewisse Grundbräune<br />

bekommen müssen, um dann für die folgenden Hitzeperioden geschützt zu sein, muss auch<br />

die Traube möglichst früh dickschalig werden, um dann eben keine hitzigen Noten durch zu<br />

starke Sonneneinstrahlung zu entwickeln.“ Die Weinberge sind bestens gepflegt. Das bedeutet<br />

mitnichten, dass hier akkurat geschnittene Hecken und kunstrasenartige Böden vorliegen.<br />

Nein, wer einmal durch den Kammerberg oder St. Paul gegangen ist, muss sich regelrecht<br />

durchschlagen und streift durch begrünte Böden voll Wildsaaten und kann sich an der Biodiversität<br />

der Weinberge erfreuen.<br />

36 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

WEISSER BURGUNDER TROCKEN, 2022<br />

Ein Alltagswein für höchste Ansprüche –<br />

perfekter Einstiegs-Weißburgunder mit Würze und Zug<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF012122 | 12,5% VOL.|13,20 €/L | 9,90 €<br />

Das Einfache liegt manchmal so nah und ist manchmal doch so schwierig zu realisieren: beispielsweise<br />

einen unkomplizierten, frischen, zugänglichen und in gewisser Weise harmonischen<br />

Wein zu keltern, der aber nicht einfach und banal ist, sondern selbst anspruchsvollen<br />

Genießerinnen und Genießern schmeckt. Gesucht wird also ein Alltagswein, der Spaß macht,<br />

viele Geschmäcker trifft und bei sehr vielen Gelegenheiten eine gute Figur macht. Zum Glück<br />

haben sich Vater und Sohn Becker, beide ausgewiesene Qualitätsfanatiker aus der südlichen<br />

Pfalz, der Sache angenommen und einen wunderbar trinkigen, herrlich knackigen Weißburgunder<br />

gekeltert, der vom ersten Schluck an den Durst beschleunigt – und der all die oben<br />

genannten Voraussetzungen erfüllt. Die Trauben für diesen erwachsenen Spaßmacher wachsen<br />

rund um das beschauliche Schweigen und wie so oft bei Beckers sowohl auf deutscher als<br />

auch auf französischer Seite der Grenze. Ein Teil der zwischen 16 und 35 Jahre alten Reben<br />

steht auf Sandsteinverwitterungsböden, der andere auf kalkhaltigem Terroir. Selbstverständlich<br />

werden die Trauben sorgsam von Hand selektioniert, entrappt und schonend entsaftet.<br />

Die temperaturgesteuerte Vergärung findet in Edelstahltanks statt, in diesen Gebinden lagert<br />

der Wein sechs Monate auf der Feinhefe bis er schonend filtriert wird – also ein klassischsorgfältiger<br />

Ausbau, wie es in einem Topweingut üblich ist. Und in diesem Fall zu einem<br />

exzellenten Resultat führt: Der Wein duftet nach Apfel, etwas Mandel und pikanten Zitrusfrüchten,<br />

Minze kommt dazu, das ist betont frisch, die Frucht ist kristallklar. Am Gaumen<br />

sorgte eine für einen Weißburgunder kernig-lebendige Säure sofort für Zug und Dynamik,<br />

erneut zeigen sich Aromen von Zitrusfrüchten und Äpfeln, helles Steinobst kommt dazu. Bei<br />

aller lebendigen Frische ist der Wein hinreichend kompakt gebaut, da ist richtig Struktur<br />

vorhanden. Bei den Qualitätsgiganten im Hause Becker ist das ein Einstiegswein. In anderen<br />

Gütern läge er freilich in einem deutlich höheren Regal. Dieser Weißburgunder ist ein perfekter<br />

Speisebegleiter zu gebratenem Fisch, zu Vorspeisen und einem Stück hellen Fleisch.<br />

Und solo ist er natürlich ebenfalls eine Wucht – mit anderen Worten: Das ist ein Alleskönner,<br />

der einfach nur Freude bereitet und das zu einem sehr interessanten Kurs.<br />

Ab sofort und bis 2026.<br />

Oktober 2023<br />

37


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

GRAUER BURGUNDER TROCKEN, 2022<br />

Genial und ein wenig unkonventionell – ein Grauer<br />

Burgunder voller Eleganz und Struktur!<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DPF011122 | 12% VOL. | 14,00 €/L | 10,50 €<br />

Stimmt, die Farbe könnte leichte Irritationen auslösen. Ist<br />

das etwa ein Rosé? Nein, natürlich nicht. Aber – das kennen<br />

wir beim Weingut Becker aus Schweigen auch gar nicht anders<br />

– die Grauburgundertrauben werden vier Tage auf der<br />

Maische stehen gelassen. Das führt dazu, dass sich die rötlichen<br />

Farbstoffe – die Grauburgundertraube ist in der Tat<br />

am Stock ziemlich rot – in den Wein gelangen. Also nicht<br />

wundern: Bei dem genialen Vater-Sohn-Gespann aus der<br />

südlichen Pfalz ist der Grauburgunder nicht weiß, sondern<br />

zart rosa gefärbt. Mit früher bekannten und nicht von wenigen<br />

gefürchteten Ruländer-Varianten, die dunkelgelb im<br />

Glas schimmerten und mit schwerem, süßlichem Duft leicht<br />

betäubend wirkten, hat dieser Grauburgunder aus dem Basis-Sortiment<br />

(!) der Beckers allerdings genauso wenig zu tun<br />

wie mit den einst im Elsaß verstärkt kultivierten „Tokay-Pinot<br />

Gris“, die ebenfalls für Wucht und Schwere standen. Daran<br />

ändert auch der Umstand nichts, dass die zwischen 17<br />

und 36 Jahre alten Grauburgunder-Reben teilweise auf der<br />

französischen Seite der Grenze auf Löss-Lehm- sowie Kalkböden<br />

wachsen.<br />

Bei Beckers ist Weinbau ja häufig ein grenzüberschreitendes<br />

Projekt. Wie immer bei diesen Qualitätsfanatikern, die entscheidend<br />

dazu beigetragen haben, den Weinbau in den Pfalz<br />

auf ein neues Niveau zu befördern, werden die Trauben sorgsam<br />

von Hand geerntet und entrappt. Im Fall des Grauburgunders<br />

stehen sie vier Tage lang auf der Maische, um Farbe,<br />

Frucht und Duft aus den Schalen zu extrahieren. Die gezügelte<br />

Vergärung und der weitere Ausbau finden in Edelstahltanks<br />

und großen Holzfässern statt. Insgesamt drei Monate<br />

lagert der Wein dort auf der Feinhefe, bevor er schonend<br />

filtriert und gefüllt wird. Der Grauburgunder mit seinen<br />

zartrosa Reflexen duftet wunderbar würzig, hellrote Früchte<br />

sind dabei, viel reifer Apfel, Haselnuss, dazu etwas Birne<br />

und Hagebutte, alles frisch gehalten. Am Gaumen zeigt sich<br />

eine wunderbar lineare Säure, die zwar untypisch für Grauburgunder,<br />

aber typisch für die Beckers ist. Dazu ganz feine<br />

Phenole, die für enorm viel Halt sorgen, etwas Zitrusfrucht<br />

kommt dazu und Kräuterwürze. Als Basiswein ist das ein<br />

Strukturwunder, da ist richtig Spannung drin und vor allem<br />

eine enorme Eleganz. Ein unkonventioneller Grauburgunder<br />

für Fortgeschrittene, ein fantastischer Wein, der perfekt bei<br />

Tisch ist und ebenso als Solist eine hinreißende Figur macht.<br />

Und ein Preis-Genuss-Wunder ist er auch noch!<br />

CHARDONNAY TROCKEN, 2022<br />

Beckers Chardonnay: Basis und Referenz!<br />

CHARDONNAY<br />

DPF013122 | 13% VOL. | 17,33 €/L | 13,00 €<br />

Endlich, endlich: Sie haben sich und uns völlig zu Recht gefragt,<br />

warum wir, angesichts unserer Begeisterung für die<br />

Becker’schen Chardonnays, ausgerechnet die Basis-Variante<br />

dieses Weins „links liegen“ lassen haben bzw. warum im Sortiment<br />

von Picard de Pinard ausgerechnet dieser Gutswein<br />

fehlt. Die Antwort auf diese Fragen: Wir wissen auch nicht,<br />

wie’s zu dieser Fehlstelle kommen konnte – nostra culpa!<br />

Aber diese empfindliche Lücke ist nun geschlossen, und seien<br />

Sie versichert: So etwas wird nicht wieder vorkommen!<br />

Auch Fritz Beckers Basis-Chardonnay stammt von deutschelsässischem<br />

Territorium (Kalksteinverwitterungsboden mit<br />

lehmig-toniger Auflage), nach einer „gezügelten Vergärung“<br />

wurde er in unterschiedlich großen Gebinden aus französischer<br />

und Pfälzer Eiche ausgebaut. Gleich vorweg: Wir lieben<br />

diesen Wein, der nicht beeindrucken, sondern getrunken<br />

werden will! Das vor allem im Juli und August recht trockene<br />

Jahr 2022 hat ihn kein Gramm Hüftgold ansetzen lassen<br />

(buttrig-crémige Noten vom Holz? Fehlanzeige!), sondern<br />

kontert umso mehr mit Finesse und wunderbar konturierter<br />

Frucht. Das zarte Bouquet öffnet sich gen Pomelo und Zitrone,<br />

dazu Blüten, etwas mit Minzblättern bestreute Melone<br />

und eine leicht exotische Note, die an Passionsfrucht erinnert.<br />

Am Gaumen kreist der Chardonnay mit präsent-frischer,<br />

dennoch fast „weicher“ Säure, entwickelt trotz (oder gerade<br />

wegen) seiner überaus eleganten Cremigkeit einen schönen,<br />

fast straffen Zug. Dann wieder Zitronen (fast als Confit),<br />

Birne und Fenchelgrün etwas Apfel, der sich, dank der Meisterschaft<br />

des Winzers im Umgang mit dem Holz, aromatisch<br />

in Richtung Salzkaramell verändert. Das Holz übertönt oder<br />

übertüncht die Frucht nicht, sondern zügelt sie gekonnt, die<br />

dennoch präsenten fruchtigen Noten wirken wie Glanz- und<br />

Streiflichter. Nicht nur für einen Basiswein sind Länge und<br />

Nachhall, die dieser Chardonnay vorlegt, schlicht beeindruckend!<br />

Dabei legt er in Sachen Mineralität noch durchaus<br />

zu, die quicklebendige Coda gehört noch einmal der Frucht:<br />

leicht salzige Grapefruit und eine zarte, an rote Johannibeeren<br />

erinnernde Säure. Wunderschöner, vollkommen unverkitschter<br />

Chardonnay mit einer bemerkenswerten Eleganz<br />

und famosem Trinkfluss zu einem Preis, der andere Winzer<br />

nachdenklich stimmen sollte!<br />

Ab sofort bis 2028.<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2026.<br />

38 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

WEISSER BURGUNDER „KALKGESTEIN“<br />

TROCKEN, 2021<br />

Referenz eines kraftvollen und zugleich präzisen<br />

Weißburgunders dieser Preisklasse<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF012021 | 13% VOL. | 22,93 €/L | 17,20 €<br />

Schon wenn man Friedrich Beckers Weißburgunder ins Glas<br />

gießt, hat man das Gefühl, etwas Besonderes erworben zu<br />

haben. Der Wein leuchtet goldgelb im Glas und duftet intensiv,<br />

elegant und fein. Gleichzeitig hat man das Gefühl,<br />

dass der Weißburgunder „Kalkgestein“ viel Kraft und Fülle<br />

besitzen muss. Wie sonst kämen diese dichten Aromen von<br />

gelben Früchten zustande, die hier aus dem Glas strömen?<br />

Tatsächlich sind auch die Beckers überzeugt davon, dass sie<br />

mit diesem Weißburgunder so etwas wie einen geschliffenen<br />

Halbedelstein erzeugt haben, der viel mehr Substanz besitzt,<br />

als sein schlichter Name suggeriert. Allerdings ist das Kalkgestein,<br />

das sich bei Schweigen auf der deutschen wie auch<br />

auf der elsässischen Seite befindet, das tragende Element dieses<br />

Weines. Es sind Muschelkalkböden, in denen die 25 bis<br />

38 Jahre alten Reben des Pinot Blanc, wie der Weißburgunder<br />

ja im Elsass heißt, wurzeln. Nach der Handlese wurden<br />

die Trauben im Prinzip genauso behandelt wie die Crus des<br />

Hauses. Ein besonderes Merkmal ist die lange Maischestandzeit<br />

der entrappten Trauben, die 36 Stunden betrug, was sich<br />

in der intensiven Farbe, aber auch in einer griffigen Textur<br />

am Gaumen niederschlägt. Die gezügelte, langsame Vergärung<br />

und der Ausbau auf der Hefe in großen gebrauchten<br />

Eichenfässern verstärken die Intensität dieses Weines noch.<br />

Nach dem zehnmonatigen Hefelager wurde der „Kalkstein“<br />

dann schonend filtriert und gefüllt.<br />

Ein klarer, präziser und mineralisch pulsierender Weißburgunder,<br />

der einerseits die Frische des 2021er-Jahrgangs in sich<br />

aufgenommen hat, andererseits durch den Ausbau im Holz<br />

aber auch eine beeindruckend cremige, rauchige wie auch<br />

exotische Seite in sich trägt. Er duftet intensiv nach gelben<br />

Birnen, gelben Pflaumen und Pfirsichen, nach Orangen und<br />

etwas Ananas. Hinzu kommen ein wenig Vanille-Crème und<br />

leicht geflämmtes Holz. Am Gaumen präsentiert sich der<br />

„Kalkgestein“ mundfüllend intensiv (der Holz-Toasting und<br />

-Einsatz sind einfach perfekt!), dazu wiederum ein wenig<br />

Ananas und Orange sowie viel gelbe Frucht. Was uns fasziniert,<br />

ist die Balance von Fülle und Frische, die sich in einer<br />

feinen Mineralik und einer saftigen Säure äußert. Es ist ein<br />

kraftvoller Weißburgunder voller Spannung und Tiefe mit<br />

einem herrlichen Zug am Gaumen.<br />

Ab sofort mit Luft und großen Gläsern, ideal bis 2030+.<br />

GRAUER BURGUNDER „KALKMERGEL“<br />

TROCKEN, 2022<br />

Erwachsener Grauburgunder mit Charakter und<br />

Tiefe – für einen sensationellen Preis!<br />

GRAUBURGUNDER<br />

DPF012222 | 13% VOL. | 23,86 €/L | 17,90 €<br />

Grauer Burgunder hat lange Zeit ein gewisses Schattendasein<br />

gefristet. Unter anderem, weil er in früheren Zeiten in<br />

Deutschland häufig als opulenter Ruländer ausgebaut wurde,<br />

was ihn kulinarisch nicht eben leicht vermittelbar gemacht<br />

hat. Die später vor allem in Italien entstandene Pinot Grigio-Variante<br />

hat dann zwar den Absatz angekurbelt, aber bei<br />

qualitätsbewussten Genießerinnen und Genießern nicht unbedingt<br />

die Beliebtheit gesteigert – das war doch häufig etwas<br />

dünn. Zum Glück gibt es seit etlichen Jahren viele Winzer, die<br />

großartige Grauburgunder abseits von Kitsch und Süßreserve<br />

keltern. Mittendrin Vater und Sohn Becker, deren Weingut in<br />

der südlichen Pfalz ohnehin zur absoluten deutschen Spitze<br />

gehört. Die eng mit dem fantastischen Pinot Noir verwandte<br />

Rebsorte hat die nun gezeigte Wertschätzung jedenfalls verdient,<br />

bringt sich doch Weine von großer Tiefe und Spannung<br />

hervor. Ihre Nähe zum Spätburgunder zeigt sich dabei auch an<br />

der rötlichen Färbung der Beeren, wenn diese richtig reif sind.<br />

Und wenn man die Trauben dann so wie Vater und Sohn Becker<br />

drei Tage lang auf der Maische stehen lässt, transportiert<br />

sich diese Farbe in den Wein, der zart Rosa leuchtet.<br />

Die knapp 50 (!) Jahre alten Reben für den „Kalkmergel“ wachsen<br />

rund um Schweigen, allerdings auf der elsässischen Seite,<br />

das Terroir ist kalkhaltig – die Beckers haben ja auf beiden<br />

Seiten der Grenze Rebflächen. Die Trauben werden sorgsam<br />

von Hand selektioniert, entrappt und nach der dreitägigen<br />

Maischestandzeit schonend gepresst. Die kontrollierte Vergärung<br />

und der weitere Ausbau erfolgen in großen und kleinen<br />

Eichenholzfässern. Die alten Reben verleihen dem Wein<br />

in Zusammenspiel mit dem Terroir eine enorme Tiefe, was<br />

bereits im rauchig-würzigen Duft spürbar ist, der von roten<br />

Früchten, Granatapfel und frischer Birne geprägt ist, alles<br />

ganz fein, das hat nichts Schweres. Am Gaumen dann eine immense<br />

Mineralität sowie ein knackiger Säurezug, ganz frisch,<br />

packend und lebendig. Zarte rote Früchte mit Johannisbeere<br />

zeigen sich, auch Apfel, schöne Würze sowie ultrafeine, griffige<br />

Phenole kommen dazu. Das ist ein maximal finessenreicher,<br />

aber dennoch schwungvoll-druckvoller Grauer Burgunder, der<br />

sich fantastisch bei Tisch macht. Für diesen günstigen Tarif<br />

bieten die Beckers schon richtig erwachsene Burgunderklasse<br />

an, jenseits von jedem Kitsch und so gemacht, dass auch anspruchsvolle<br />

Genießerinnen und Genießer voll auf ihre Kosten<br />

kommen. Großartig!<br />

Ab sofort und bis 2029+.<br />

Oktober 2023<br />

39


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

WEISSER BURGUNDER SCHWEIGEN, 2019<br />

Ehrfürchtiges Schweigen – ein großartiger Weißburgunder!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DPF013319 | 13,5% VOL. | 30,00 €/L | 22,50 €<br />

Es gibt Weine, die verdeutlichen alles, was den Winzer bewegt, was seine Weinberge ausmacht,<br />

die Rebsorte, den Jahrgang, seine Arbeit im Keller, letztlich seine Stilistik des Weinmachens. Wobei<br />

man bei diesem Vorzeige-Weingut besser von Weinwerden sprechen kann. Die Reben für den<br />

Weißburgunder „Schweigen“ wachsen auf Muschelkalkböden – ideales Terroir für Burgunderweine!<br />

– und sind zwischen 25 und 38 Jahre alt. Die handverlesenen Trauben, bestes vollreifes Lesegut,<br />

verbleiben für 36 Stunden auf der Maische und werden schonend gepresst, was, gerade in einem<br />

warmen Jahrgang wie 2019, ganz besonders sinnvoll ist. Vergärung und Reifung fanden in großen<br />

Eichenholzfässern statt, hier blieb der Wein zehn Monate lang auf der Feinhefe, wurde dann vor<br />

Abfüllung schonend gefiltert.<br />

Im Glas dann ein hellgelber Wein mit kräftigeren, fast goldenen Reflexen, bei dem sich im Bouquet<br />

erst leichte Holznoten, Rauch, Vanille, Butter – alles minimal – zeigen, die dann von lebendigen<br />

und zugleich elegant-zurückhaltenden Noten von reifen Früchten abgelöst werden: weißer Pfirsich,<br />

ein Hauch Apfel, dezent angedeutet Birne, Ananas und fast obenhin etwas Salzzitrone. Darunter<br />

spürt man einen Mix aus Kraft, Frische und mineralischer Struktur, aus dem zart immer wieder<br />

buttrige Noten durchscheinen.<br />

Am Gaumen zeigt sich der Weißburgunder „Schweigen“ schlank und auf leicht süßlich anmutende<br />

weiß-gelbe Früchte fokussiert. Die Beschreibung straff wäre ebenso übertrieben wie cremig, eher<br />

samtig-frisch wie ein kühlender Schleier fließt jeder Schluck gemächlich hinweg. Eine angenehme<br />

Struktur aus gerade noch erahnbaren Holznoten, zarten Gerbstoffen sowie ganz weicher Säure und<br />

subtiler Mineralität ergeben ein sehr schönes, elegantes und lebendiges Mundgefühl. Ganz eindeutig,<br />

dass wir es hier mit einem Weißburgunder zu tun haben, der Zeit und Ruhe hatte, sich zu entwickeln,<br />

seine feine Frucht zu bewahren, der gleichzeitig kraftvoll-unbeschwertes Trinkvergnügen<br />

voller struktureller Eleganz bietet.<br />

Ab sofort ein Hochgenuss, wird sich aber sicherlich über die nächsten Jahre<br />

enorm spannend entwickeln. Bis 2032+.<br />

CHARDONNAY SCHWEIGEN<br />

TROCKEN, 2020<br />

Trinkspaß auf höchstem Niveau oder:<br />

Von der Einbürgerung des Chardonnay<br />

CHARDONNAY<br />

DPF012820 | 13,5% VOL. | 32,00 €/L | 24,00 €<br />

Wie gut, dass es hierzulande das Rechtsinstitut<br />

der Verjährung gibt: In einem feucht-fröhlichen<br />

Wein-Podcast plauderte der Südpfälzer Winzer<br />

Friedrich Becker neulich aus, dass sein Vater<br />

die Rebsorte Chardonnay schon viele Jahre vor<br />

ihrer offiziellen Zulassung in Deutschland 1991<br />

angepflanzt, den hiesigen Behörden gegenüber<br />

jedoch als Weißburgunder deklariert habe. Von<br />

diesem bewussten (und seinerzeit unerkannt<br />

gebliebenen) Täuschungsmanöver profitieren<br />

wir Weinfreunde noch heute: Der Burgunder-<br />

Flüsterer vom Deutschen Weintor ahnte eben<br />

schon vor über vier Jahrzehnten, welch hohe<br />

Ansprüche der Chardonnay an die Qualität<br />

der Böden stellt. Darum stockte er das aus<br />

Frankreich importierte Pflanzgut beiderseits<br />

der Grenze auf Kalksteinverwitterungsböden<br />

mit lehmig-tonigen Auflagen. Und nahm sich<br />

- die großen Vorbilder aus dem Burgund stets<br />

im Sinn – reichlich Zeit, um mit der Sorte an<br />

diesem neuen Ort zu experimentieren. Herausgekommen ist dabei (ein<br />

Schelm, wer Böses dabei denkt!) weder ein Montrachet noch ein Meursault.<br />

Dafür aber dieser unvergleichlich feine, frische, straffe (und noch<br />

erschwingliche) Schweigener Ortswein, der Rasse mit Eleganz paart. Und<br />

der seine Herkunft von den kalkreichen Böden in den Hanglagen am<br />

Rande des Pfälzerwaldes sowie das mediterrane Mikroklima der Südlichen<br />

Weinstraße auf unnachahmliche Weise „darstellt“. Schließlich lautet<br />

nun schon in achter Generation das Credo der Beckers: „Der Wein muss<br />

zeigen, wo er herkommt.“ Es bleibt anzuerkennen, dass dies mit diesem<br />

Chardonnay vortrefflich gelungen ist, nicht zuletzt auch durch das langjährige<br />

Knowhow, das sich Becker Senior viele Jahre lang autodidaktisch<br />

erarbeitet hat: Im Glas leuchtet der Wein goldgelb mit grünen Reflexen.<br />

In der Nase verströmt er einen feinfruchtigen Duft von festen Birnen,<br />

die langsam zusammen mit einer Vanillestange in Butter gebraten werden,<br />

wozu auch ein Hauch würzigen Karamelrauchs und ein paar geröstete<br />

Mandelblättchen gehören. Dicht, puristisch und kräuterwürzig im<br />

Mund, mit etwas Limettensaft sowie perfekt integrierten Barrique-Noten<br />

vom Ausbau in französischen und – jawohl – pfälzischen Eichenfässchen<br />

(40 % neues Holz). Ein jetzt bereits köstlicher, aber auch noch lange Zeit<br />

lagerfähiger Pfälzer „Villages“, der vor allem durch sein gekonntes Zusammenspiel<br />

zwischen kraftvollen, vollreifen Fruchtaromen, kühler Mineralität<br />

und dezenten Holznoten beglückt. Und der aufs Neue eindrucksvoll<br />

belegt, dass das Weingut Friedrich Becker heute mit einigem Recht<br />

Anspruch auf den Titel des deutschen Burgunder-Meisters erheben darf.<br />

Verjährung hin oder her!<br />

Ab sofort und bis 2035.<br />

40 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

CHARDONNAY „MINERAL“ TROCKEN, 2019<br />

Offiziell ein Gutswein, inoffiziell einer der besten Chardonnays Deutschlands.<br />

CHARDONNAY<br />

DPF013219 | 13,5% VOL. | 58,66 €/L | 44,00 €<br />

Wie wenig heutzutage offizielle Kategorisierungen von Weinen wert sind, zeigt sich eindrücklich an<br />

Friedrich Beckers Chardonnay „Mineral“. Dieser Wein stammt aus verschiedenen Lagen zwischen<br />

dem Pfälzer Schweigen und dem elsässischen Wissembourg mit einer grundsätzlich südlichen Ausrichtung<br />

und lehmigen Oberböden sowie Kalksteinverwitterung im Untergrund. Ein solcher Wein<br />

aus zwei Ortschaften kann offiziell nicht mehr als ein Gutswein sein. Inoffiziell aber hat sich der<br />

„Mineral“ – der in anderen Weingütern mindestens „Resèrve“ heißen würde, um den Anspruch des<br />

Weins zu unterstreichen – zu einem der besten Chardonnays Deutschlands entwickelt. Die Basis<br />

dafür sind die 28 bis 39 Jahre alte Reben. Die jüngeren stammen aus Deutschland, wo der Chardonnay<br />

erst seit 1991 eine offiziell zugelassene Sorte ist, die älteren von der französischen Seite. Die<br />

Chardonnay-Trauben wurden von Hand selektioniert, entrappt und schonend gepresst. Die spontane<br />

Vergärung und der weitere Ausbau erfolgten in Barriques aus französischer Eiche mit viel Trub.<br />

Nach diesem ausgiebigem Hefelager wurde der Wein im August 2021 in Flaschen gefüllt. Dass hier<br />

rund 80 % neues Holz verwendet wird, merkt man dem Chardonnay nicht an, auch wenn das Holz<br />

klar zu erkennen ist. Der „Mineral“ ist ein ausgesprochen dichter, komplexer, kraftvoller Wein mit<br />

Rauch, Holz und Feuerstein, sowie Zitronen, Limetten, Grapefruits und lemon curd in der Nase.<br />

Dazu kommen Noten von grünen Birnen und grünen Pflaumen. Es gibt einen Hauch Exotik in Form<br />

von Ananas und Karambole, aber das hält sich im Hintergrund. Dafür gibt es etwas Vanille und<br />

ordentlich kühles Gestein. Dieses Kühle, das sich im Duft nur andeutet, offenbart sich am Gaumen<br />

mit voller Konsequenz. Straff wirkt der Wein dort, zudem frisch, klar, drahtig und druckvoll in der<br />

Säure, dabei dann aber charmant und fein in der Textur, die zitrische Frucht mundfüllend saftig.<br />

Man muss das erst mal schaffen, so viel Kraft und Dichte, Holz und Energie in so einem puren, nie<br />

breit ausufernd werdenden Stil zu verpacken. Hier hat alles seinen Platz: die flintige Reduktion, das<br />

Holz, die grüne bis gelbe Frucht, die sehnige Säure … und alles verbindet sich harmonisch und wird<br />

mit der Zeit noch kompletter und dichter werden – wenn man dem Wein die Zeit lässt. Doch das<br />

wird gar nicht so einfach, denn der „Mineral“ ist jetzt schon betörend gut.<br />

94+ PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Ab sofort mit Luft und großen Gläsern, ideal ab 2025 bis 2036+.<br />

Oktober 2023<br />

41


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

SPÄTBURGUNDER TROCKEN, 2019<br />

Großartig tiefgründiger Start in Beckers große<br />

Burgunderwelt!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF011719 | 13,5% VOL. | 19,33 €/L | 14,50 €<br />

Das Fundament der Qualitäts-Revolution im deutschen<br />

Weinbau wurde in den 1970er und 1980er Jahren gelegt, als<br />

viele Winzer, sich dazu entschieden, ihre Trauben künftig<br />

nicht mehr an die ortsansässige Winzergenossenschaft zu liefern,<br />

sondern ihren eigenen Wein zu keltern. Die Beweggründe<br />

für diese Entscheidung waren durchaus vielfältig. An der<br />

einen oder anderen Stelle spielten wohl die nachlassenden<br />

Auszahlungen der Genossenschaften eine Rolle. Sei´s drum,<br />

meistens war aber doch das Streben nach Individualität und<br />

Qualität der entscheidende Faktor. Ganz sicher war das so<br />

bei dem ganz am südlichen Ende der Pfalz gelegenen Weingut<br />

Becker, das im Jahr 1973 erstmals seinen eigenen Wein<br />

auf Flaschen gezogen hat. Dank seiner unermüdlichen Arbeit<br />

und seinem fanatischen Streben nach Qualität brauchte<br />

Friedrich Becker aber nicht lange, um sich in der absoluten<br />

Elite des deutschen Weinbaus zu etablieren. Speziell bei den<br />

Spätburgundern gehört der mittlerweile von einem Vater-<br />

Sohn-Gespann geleitete Familienbetrieb zu den allerbesten<br />

in Deutschland. Eins ist klar: Auf dieses extrem hohe Niveau<br />

kommt man nur, wenn man bei der Arbeit keine faulen<br />

Kompromisse macht. Auch nicht bei den Einstiegsweinen.<br />

Aber gut, im Verdacht, bei ihrem Tun auch nur irgendetwas<br />

ein bisschen schleifen zu lassen, stehen Vater Friedrich und<br />

Sohn Friedrich-Wilhelm definitiv nicht. Hier ist alles Akribie.<br />

Das Ergebnis ihrer konsequent-besessenen Arbeit ist dann<br />

– sorry, liebe andere Weingüter – ein Basis-Spätburgunder,<br />

der woanders als Top-Gewächs gefeiert würde. Wir möchten<br />

uns gar nicht ausmalen, was dieser Wein im Burgund kosten<br />

würde – grob geschätzt Faktor zwei bis drei. Die Trauben<br />

für den 2019er Spätburgunder – ja, der kommt aus Gründen<br />

der Qualität jetzt erst in den Handel – wachsen rund um<br />

Schweigen auf deutscher und elsässischer Seite. Die Böden<br />

sind durchweg von Kalk geprägt, das Alter der Reben liegt<br />

zwischen 16 und 43 Jahren. Geerntet und selektioniert wird<br />

von Hand, dann entrappt und je nach Lage getrennt voneinander<br />

auf der Maische vergoren. Nach zwei bis dreiwöchiger<br />

Gärung in offenen Eichenholzbottichen erfolgt die schonende<br />

Pressung. Danach folgen zwölf Monate in großen und<br />

kleinen Holzfässern aus französischer Eiche, Abfüllung ohne<br />

Filtration und Schönung des Weins – allein diese sorgfältige<br />

Art der Weinbereitung zeigt, wie ernst es die Beckers mit<br />

ihrer Basis meinen. Der Wein duftet tiefgründig nach roter<br />

Frucht, sehr viel Sauerkirsche ist dabei, aber auch Brombeere,<br />

Schlehe, etwas Wacholder, insgesamt extrem würzig und ansprechend<br />

– und hochwertig. Am Gaumen wunderbar griffig<br />

und zupackend, und: was für eine Kalkmineralität! Dazu knackige<br />

Kirsche und satter, reifer, herrlich präsenter Gerbstoff,<br />

alles schön verdichtet und kompakt, unterlegt mit lebendiger,<br />

feiner Säure. Der Wein –noch einmal, wir sprechen über die<br />

Basis – ist am Anfang seiner Entwicklung, da kommt noch<br />

viel mehr! Was für ein spektakulärer Start in die Kollektion!<br />

Ab sofort und bis 2030.<br />

Der Fabel zum Trotz:<br />

Schlaue Füchse würden<br />

diesen Ortswein wählen!<br />

PINOT NOIR SCHWEIGEN, 2018<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF012618 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Wer mag schon saure Trauben? Um sich nicht eingestehen<br />

zu müssen, dass er nicht an sie herankommt, behauptet der<br />

Fuchs in Äsops Fabel, sie gar nicht erreichen zu wollen. So<br />

ähnlich erging es Mitte der 1970er-Jahre auch den Weinen<br />

von Friedrich Becker: Das an liebliche Massenware gewöhnte<br />

Publikum verschmähte die selbst gekelterten, trocken ausgebauten<br />

Spätburgunder-Qualitätsweine des frisch aus der<br />

Winzergenossenschaft ausgetretenen Betriebs, weil ihm die<br />

festen, anfangs oft kantigen Tannine als sauer erschienen.<br />

Diese paradoxe Situation inspirierte den Kunstprofessor<br />

Hans Martin Erhardt – seinerzeit Freund der Familie Becker<br />

und Liebhaber ihrer Weine – zu seinem hübschen Linolschnitt<br />

von Fuchs und Rebe, der seither zum Markenzeichen<br />

des Weinguts geworden ist. Doch glücklicherweise hat sich<br />

die Situation in den letzten fünf Jahrzehnten grundlegend<br />

verändert: Nicht nur sind die Weine des Hauses inzwischen<br />

weltweit begehrt. Man vernimmt auch allenthalben (und<br />

ohne nennenswerte Einwände), dass Friedrich Becker der<br />

wohl beste Spätburgunder-Winzer Deutschlands sei. Ganz<br />

gleich, ob bei den Großen Gewächsen „Kammerberg“, „Sankt<br />

Paul“, „Heydenreich“ oder diesem dunkel rubinroten, ungefilterten<br />

und ungeschönten Ortswein: Pinot Noir in Vollendung<br />

entsteht bei den Beckers immer durch naturnahe<br />

Arbeit im Weinberg und Laissez-faire bei der Vinifikation.<br />

So ist dieser konzentrierte und doch hedonistische Schweigener<br />

Wein entstanden, der seine Herkunft von (zwischen<br />

29 und 54 Jahre) alten Reben auf den Kalkböden beiderseits<br />

der Landesgrenze auf komplexe Weise widerspiegelt. Während<br />

der dreiwöchigen Gärung in offenen Eichenholzbottichen<br />

und der darauf folgenden 36-monatigen Reifung in<br />

Barriques hat sich eine breite Skala roter Fruchtaromen herausgebildet,<br />

die jetzt mit feiner Eleganz ins Glas kommt: Noten<br />

von Brombeeren, Heidelbeeren und etwas Pflaumenmus<br />

umschmeicheln die Nase, begleitet von einer Spur Kaminrauch,<br />

Vanille und Marzipan. Glücklich daher, wer an diesen<br />

geschmacklich dichten, strukturstarken Pinot mit Länge und<br />

Lagerpotenzial herankommt. Soll doch der Fuchs seine Nahrungssuche<br />

an anderer Stelle fortsetzen.<br />

Ab sofort und bis 2038.<br />

42 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

PINOT NOIR „STEINWINGERT“<br />

1. LAGE, 2018<br />

Beckers Lagenwein in direkter Linie zum großen<br />

„Kammerberg“<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF011618 | 13,5% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 €<br />

Der Steinwingert gehört bei den Beckers zu den Ersten Lagen,<br />

also zu dem, was in der Qualitätspyramide des VDP zwischen<br />

Ortsweinen und Großen Gewächsen angesiedelt wird.<br />

Er befindet sich zwischen Schweigen und dem elsässischen<br />

Wissembourg an einem nach Süden ausgerichteten Hang mit<br />

einem schweren Lehm und Ton im Oberboden sowie Kalkfelsen<br />

im Untergrund. Damit unterscheidet er sich gar nicht<br />

so sehr vom Kammerberg, der ähnliche Attribute aufweist,<br />

aus dem dann aber noch einmal ein komplexerer Wein entsteht,<br />

auf den man allerdings auch viel länger warten muss.<br />

Die Trauben des „Steinwingert“ wurden nach der Handlese<br />

noch einmal selektioniert, dann komplett entrappt und auf<br />

der Maische vergoren. Nach einer rund dreiwöchigen Gärung<br />

in offenen Eichenholzbottichen wurden sie schonend<br />

gepresst und über 18 Monate in kleinen Eichenholzfässern<br />

ausgebaut. Die Abfüllung erfolgte, wie immer bei den Beckers,<br />

ohne Filtration und Schönung des Weines.<br />

Uns fasziniert schon die Nase dieses Pinot Noirs, die so reif<br />

wie kühl und energetisch wirkt. Sauerkirschen, Trockenkräuter,<br />

etwas Asche und Rauch findet man hier genauso<br />

wie Zwetschgen, Berberitzen und Rote Beete. Ein fast mysteriös<br />

dunkles Element findet sich vor allem in Noten, die an<br />

fermentierten Tabak, Schwarztee und schwarzen Kardamom<br />

erinnern. Am Gaumen wirkt der Schweigener Wein dagegen<br />

saftig und frisch, sehr klar und sehr präzise extrahiert mit<br />

viel Kraft und Dichte, aber eben auch mit einer klaren Mineralität<br />

und lebendigen Säurestruktur. Auch am Gaumen bleiben<br />

die dunklen Fermentationsnoten präsent und verbinden<br />

sich mit der roten Frucht zu einem Pinot Noir mit einer sehr<br />

guten Länge und Struktur!<br />

Ab sofort (eine Karaffe und voluminösere Gläser vorausgesetzt)<br />

bis 2040.<br />

Oktober 2023<br />

43


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

Alle Zeichen stehen auf<br />

Kirsche: der wilde,<br />

ungestüme Premier Cru<br />

aus der Pfalz!<br />

PINOT NOIR „HERRENWINGERT“ 1. LAGE, 2018<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF012718 | 13,5% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 €<br />

Gefragt, wie sie die Philosophie ihres Weinguts resümieren würden, antworten Vater und<br />

Sohn Becker gern in drei Sätzen. Erstens: Weinmachen ist und bleibt Bauchsache. Zweitens:<br />

Erfahrung ist eine gute Stütze. Und drittens: Tradition schlägt jeden Trend. Denn, so wissen<br />

die beiden, jede Tradition war einmal eine Innovation, die gegen die Widerstände der Altvorderen<br />

durchgesetzt werden musste. So erklärt sich auch, dass die Beckers ob ihrer nonkonformistischen<br />

Entscheidungen immer mal wieder als Rebellen und Dickköpfe galten. Betrieb<br />

der Vater des Seniors noch eine Art bäuerlichen Gemischtwarenladen aus Gaststätte, konventioneller<br />

Landwirtschaft, Schweinezucht und Weinbau (was bedeutete, dass Fasswein an<br />

die Genossenschaft verkauft wurde), so trat sein qualitätsbesessener Sohn kurzerhand aus der<br />

Genossenschaft aus und setzte fortan selbstbewusst auf Spitzenweine aus eigener Kelterung.<br />

Denn bei mehreren Burgund-Besuchen hatte der bekennende Romanée-Conti-Fan erkannt,<br />

dass die Hanglagen am Rande des Pfälzerwalds beste Voraussetzungen für großartige Pinots<br />

boten: Als er im berühmten Weinberg Clos de Vougeot kleine Kalksteine mit Ton dazwischen<br />

entdeckte, wurde ihm schlagartig klar, welches Potenzial etwa die sehr ähnliche Bodenbeschaffenheit<br />

in seinem Rechtenbacher Herrenwingert birgt. Die von Pfarrwingert und<br />

Sonnenberg umschlossene Hanglage nördlich von Schweigen befindet sich in unmittelbarer<br />

Nähe der französischen Grenze und ist durch ihren schweren, lehm- und tonhaltigen Oberboden<br />

mit Kalkfelsen im Untergrund gekennzeichnet. In diesem vom VDP als Erste Lage<br />

klassifizierten Weinberg wachsen intensive, ungestüme Kraftpakete, die genauso sein dürfen,<br />

wie sie sind: wild, ungebändigt und vielleicht auch ein wenig burschikos. Denn tatsächlich<br />

trachten die Beckers im Weinberg und im Keller danach, so wenig wie möglich am natürlichen<br />

Ausdruck des Weins zu verändern. Drei Wochen lang vergor er in offenen Eichenholzbottichen<br />

und wurde anschließend 18 Monate lang in deutschen und französischen Barriques<br />

ausgebaut. Trotz dezenter Holznoten stehen hier alle Zeichen auf Kirsche: von der transparenten<br />

kirschroten Farbe über die schwelgerisch fruchtige Sauerkirsch-Attacke in der Nase<br />

bis zu den druckvollen Kirscharomen am Gaumen. Das Bouquet wird ergänzt durch Töne<br />

von Preiselbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Zedernholz und Würzkräutern. Geschmacklich<br />

kommen Noten von saftigen Zwetschgen und frischen Schlehen hinzu. Die Kalkfelsen in den<br />

unteren Bodenschichten bringen Frische und Mineralität in den Wein, samtfeine Tannine<br />

bürgen für langjähriges Lagerpotenzial. Ein veritabler „Premier Cru“, der durch sein komplexes<br />

Aromenspiel und seinen feinen Säurenerv begeistert. Und der trotz seines straffen<br />

Körpers und seiner immensen Muskeln unvergleichlich leicht und elegant wirkt.<br />

Ab 2025 und bis 2042+.<br />

44 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

„SANKT PAUL“ PINOT NOIR GROSSES GEWÄCHS, 2019<br />

Monopollage Sankt Paul: ein schlicht monumentaler Wein!<br />

97 Punkte: „Ein unglaublicher Duft, je mehr man sich darin vertieft,<br />

desto mehr gibt er preis.“ – Stuart Pigott (James Suckling)<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF010419 | 13,5% VOL. | 82,66 €/L | 62,00 €<br />

DPF010419-M | MAGNUM | 13,5% VOL. | 106,66 €/L | 160,00 €<br />

Die wunderbare Monopollage „Sankt Paul“ – benannt nach einer ganz in der Nähe vermutlich<br />

im 11. Jahrhundert erbauten und im Bauernkrieg größtenteils zerstörten Trutzburg Sankt<br />

Paulin – befindet sich komplett auf französischem Staatsgebiet. Sie liegt direkt unterhalb des<br />

legendären „Heydenreichs“. Dieser steile Südhang auf Kalkgestein ist besonders gut durch<br />

Winde vom direkt darüber liegenden Wald geschützt, der gleichzeitig für kühle und ausgewogene<br />

Nächte sorgt. Die Reben müssen sich hier regelrecht durch den harten Kalk bohren,<br />

der unter der nur 25 bis 50 Zentimeter starken Humus- und Lehmschicht liegt. Das fordert<br />

die Pinot-Noir-Rebe und spornt sie zu Höchstleistungen an, um an Wasser und Nährstoffe<br />

zu kommen, Höchstleistungen, die der Sankt Paul in Gehalt, Tiefe und Struktur übersetzt.<br />

Mit ihm ist Fritz Becker ein Wein gelungen, der sich mit den großen und größten Gewächsen<br />

des „ewigen“ Vorbilds Burgund messen kann. Und bei dem auch Bordeaux-Fans voll auf<br />

ihre Kosten kommen. Im „Sankt Paul“ verbinden sich zeitlose Eleganz, ein gewisser Sex-Appeal<br />

(andere nennen es Nahbarkeit) und geschliffene Tannine. „Friedrich Becker gehört seit<br />

seinem legendären 1989er zu den bedeutenden Rotweinmachern Deutschlands, und kaum<br />

jemand sonst kann seitdem eine so lückenlose Reihe großer Spätburgunder aufstellen. Der<br />

»Sankt Paul« gehört zu den besten Rotweinen Deutschlands!“ jubelt etwa der Gault&Millau.<br />

Der 2019er-Jahrgang ist den Beckers so souverän wie fantastisch gelungen: Frucht, Frische<br />

und offensichtliche Eleganz – gerade beim Sankt Paul! Die entrappten Trauben für dieses GG<br />

wurden nach einer fast dreiwöchigen Maischegärung in offenen Eichenholzbottichen und<br />

Bütten schonend gepresst, danach für 18 Monate in kleinen Holzfässern aus französischer<br />

Eiche ausgebaut und schließlich unfiltriert und ungeschönt abgefüllt.<br />

96 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

Wine Advocate<br />

95 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Wie schon so oft eröffnet der Sankt Paul mit einer Charme-Offensive, die allerdings von<br />

flankierenden Maßnahmen – Tiefe, Energie und eine anfänglich fast puristischen Dichte –<br />

begeleitet wird. Im Duft zunächst würzige Noten (Zimt, Zedernholz, ein Hauch hellen Virginiatabaks),<br />

später helle Kirschen bis hin zu eingelegter Amarena, dann, immer dunkler<br />

werdend (Maulbeeren, Brombeeren), sekundenbruchteilelang Erdbeerbowle. Anders als der<br />

breitschultrigere, kräftig-würzige „KB“, verströmt der „Sankt Paul“ mehr balsamische Noten<br />

und geringfügig hellere Frucht. Am Gaumen gleichen sich beide Weine wieder etwas mehr<br />

an, wobei auch hier die vorhandenen Tannine zupackend seidig-griffig wirken. Die Frucht ist<br />

nach wie vor präsent, „klart“ nun auf, weicht helleren Existenzen: weiße und rote Johannisbeeren,<br />

Sauerkirschen, kurz blitzt etwas Blutorangenzeste auf, in Kombination mit schlanken<br />

Beerenfrucht (jetzt auch etwas Schlehe) ergibt das ein geradezu mundwässerndes Zartbitter,<br />

eine schöne Herbheit (oder herbe Schönheit?). Dann eine leicht salzig-kreidig-kalkig wirkenden<br />

Mineralität – dieser Pinot Noir schöpft auf eleganteste Weise aus dem Vollen. Stuart<br />

Pigott (James Suckling) vergibt, nicht von ungefähr, wie auch für den 2018er wieder 97<br />

Punkte (nota bene: der 2017er war mit 96 Punkten „The best vintage ever of this wine“!). Auch<br />

wir sind absolut hingerissen, 2019 und Sankt Paul – eine Traumkombination, bei der man<br />

lange, lange verweilen möchte, wieder einmal Finesse über alles! Unter den „Langstreckenläufern“<br />

Friedrich Beckers ist der Sankt Paul, der Wein, der sich jetzt schon brillant in einer<br />

ersten Genussphase präsentiert und uns, das Glas in Händen, völlig begeistert und mit einer<br />

unbändigen Lust auf den nächsten Schluck zurücklässt!<br />

Diesen Wein sollten Sie die nächsten fünf Jahre im Keller vergessen (oder vor Genuss entsprechend<br />

lange belüften), sein Potenzial reicht weit über 2050 hinaus.<br />

Oktober 2023<br />

45


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

„K. B.“ (KAMMERBERG) PINOT<br />

NOIR GROSSES GEWÄCHS, 2019<br />

Beckers „K. B.“: qualitativ der K2 der<br />

Pfalz!<br />

96 Punkte: „Dieser Pfälzer Pinot Noir<br />

ist so dicht wie konzentriert mit raumgreifenden<br />

Tanninen, die mich an junge<br />

DRC-Weine erinnern“ – Stuart Pigott<br />

(James Suckling)<br />

dieser Lage 1965 und erwarb das Stück in einer<br />

Zeit, als hier kaum ein Winzer Wein pflanzen<br />

wollte. Zu verlockend waren damals die mit<br />

Maschinen leicht zu bewirtschaftenden Flachlagen<br />

unweit dieses magischen Terroirs. Heute<br />

zählen die Weine aus dem Kammerberg nicht<br />

nur zur deutschen Spitze, sondern können sich,<br />

gerade in stilistischer Hinsicht (denn was läge<br />

näher?), mühelos mit den Premier Crus und<br />

Grand Crus aus dem Burgund messen.<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF010319 | 13,5% VOL. | 90,66 €/L | 68,00 €<br />

DPF010319-M | MAGNUM | 13,5% VOL. | 113,33 €/L<br />

170,00 €<br />

Der „Kammerberg“ befindet sich bereits auf<br />

französischem Territorium und neigt sich nach<br />

Süden und zeigt direkt auf das idyllische Wissembourg.<br />

Die ältesten Reben wurden hier 1967<br />

gepflanzt und stehen auf Kalksteinverwitterungsböden<br />

mit Lehm und Ton auf einer Kalksteinunterlage.<br />

Seine Bezeichnung rührt daher,<br />

dass sich schon die Mönche des Benediktinerklosters<br />

in Wissembourg an den Weinen aus<br />

genau diesem Weinberg erfreuten und ihn in<br />

ihren Klosterkammern einlagerten. Friedrich,<br />

der „alte Fritz“ Becker erkannte das Potenzial<br />

96 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

95 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Beckers Ex-„Kammerberg“, momentan „KB“ –<br />

die Verwendung der offiziellen (!), eingeführten<br />

(!) und traditionsreichen (!) Katasternamen für<br />

Lagen auf französischem Staatsgebiet wurde<br />

von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

des Landes Rheinland- Pfalz, der offensichtlich<br />

sämtliche Amtsschimmel durchgegangen<br />

sind, unter Strafandrohung verboten – wuchert<br />

nur so mit seinen Kirsch- und Beerenpfunden<br />

(bis hin zur Walderdbeere), ist dabei unglaublich<br />

dicht, noch fast ein wenig abweisend. Die<br />

reifen Schwarz- und Süßkirschen, Cranberries,<br />

Brombeeren, Holunderbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren<br />

wirken wie von von balsamischen<br />

Kräutern und dunklem Gehölz überwachsen,<br />

auf einer Lichtung im Wald brannte wohl ein<br />

Feuer, leichte Rauch-, fast Röstnoten machen<br />

sich nun bemerkbar. Nahm beim Vorgänger der<br />

Eindruck von Reife, von Fruchtsüße zumindest<br />

im Duft zu, zeigt sich der 2019er betont jugendlich,<br />

in seiner frischen, kühlen Art fast „raureifern“.<br />

Am Gaumen dann konzentrierte und<br />

wuchtige Transparenz, sehr viel Saft und ein<br />

geradezu beherzter Säurebogen, der die Frucht<br />

„vorantreibt“, sie geradezu energetisiert. Griffige,<br />

noch recht mächtigen Tannine zeichnen die<br />

Konturen nach, die sich, ob der Dichte des „KB“<br />

anfänglich nur erahnen ließen. Der Nachhall<br />

sehr lang, noch etwas verschlossen, vermittelt<br />

aber einen sehr guten Eindruck von Eleganz<br />

(die herausragende Qualität Becker'schen Pinot<br />

Noirs von 2019!) und vor allem Größe dieses<br />

Weins. Der „KB“ erscheint, wie mittlerweile alle<br />

Großen Gewächse des Weinguts, erst vier Jahre<br />

nach der Ernte – eine Zeit, die von den „Langstreckenläufern“<br />

Friedrich Beckers benötigt<br />

wird, um sich in einer ersten Genussphase zu<br />

präsentieren, da es sich hierbei um Pinot Noirs<br />

handelt, die entsprechend monumental gedacht<br />

vinifiziert wurde, also enormes Entwicklungsund<br />

Reifepotenzial besitzen. Das gilt in besonderem<br />

Maße auch für den „KB“, der sensationell<br />

gelungen ist!<br />

Diesen Wein sollten Sie die nächsten sechs Jahre<br />

im Keller vergessen (oder vor Genuss entsprechend<br />

lange belüften), sein Potenzial reicht weit über 2050<br />

hinaus.<br />

46 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„HEYDENREICH“ PINOT NOIR<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2019<br />

Heydenreich? „Hinreißende Nase“ und<br />

„superlanges, seidiges Finish“ (Stuart<br />

Pigott) – ein grandioser Wein!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF010619 | 13,5% VOL. | 186,66 €/L | 140,00 €<br />

DPF010619-M | MAGNUM | 13,5% VOL. | 213,33 €/L<br />

320,00 €<br />

Der Pinot Noir aus dem Heydenreich ist ein<br />

Mythos. Wer einmal das Glück hatte, diesen magischen<br />

Pinot von Friedrich Becker im Glas zu<br />

haben, ist daraufhin für die Zukunft regelrecht<br />

„verdorben“. Denn alle anderen Erlebnisse mit<br />

Weinen aus dieser Traube werden sich an dieser<br />

Begegnung messen lassen müssen. Der Heydenreich<br />

liegt direkt oberhalb des Sankt Pauls.<br />

Wer mit Fritz dort einmal durch die Rebzeilen<br />

kraxelt, muss erstmal die ordentliche Steigung<br />

des Sankt Pauls erklimmen, bis er sich dann auf<br />

dem Hochplateau, das der Heydenreich darstellt,<br />

erholen darf. Auf dieser nur 0,8 Hektar<br />

winzigen Parzelle stehen die Reben praktisch<br />

auf purem Kalkstein. Die Luft aus dem angrenzenden<br />

Waldstück sorgt für gute Frische und<br />

Belüftung der Trauben, ist aber gleichzeitig ein<br />

Paradies für Wildschweine und Rehe, die hier<br />

an den Trauben gütlich tun oder den Boden aufwühlen.<br />

Die Erträge sind unglaublich gering, die<br />

Reben müssen sich tief in den Kalkstein bohren,<br />

um an Nährstoffe und Wasser zu gelangen.<br />

Diese auf französischer Seite situierte Lage ergibt<br />

mit dem Trio aus Klaus Peter Kellers Morstein,<br />

Hubers rarem Wildenstein und Fürsts<br />

Hunsrück den wohl aktuell besten Pinot Noir<br />

Deutschlands. Weine einer Liga, die sich mittlerweile<br />

mühelos mit Grand Crus aus Burgund<br />

messen können und, auch wenn sie die preisliche<br />

Spitze Deutschlands darstellen, im Kontext<br />

immer noch enorm preiswert sind.<br />

Doch wie schmeckt er denn nun?<br />

Wir schreiben das Jahr 2019. Für uns in Deutschland<br />

– nach einem vor lauter Raffinement (im<br />

Nachhinein möchte man fast von Überzüchtung<br />

sprechen) zuweilen etwas „verkopften“<br />

Jahrgang – der Inbegriff von Frucht, Frische<br />

und Eleganz – eine Kombination, die sich im<br />

Heydenreich in einer doch schon enormen<br />

Kraft manifestiert. Dazu später mehr. Fritz jr.<br />

hat sich, was die Stilistik des Weinguts angeht,<br />

enorm eingebracht, die letzten Jahre intensiv<br />

an seinem Idealbild großer Weine gefeilt. Ein<br />

wichtiges Anliegen: das Potenzial des Spätburgunders<br />

in puncto Reife auf ein französisches,<br />

das heißt burgundisches Niveau zu heben. Es<br />

ist ihm gelinde gesagt herzlich egal, wie lange<br />

ein Wein bis zur Trinkreife benötigt. Wenn es<br />

die Materie erfordert, wird er den Wein konsequent<br />

bei seiner Findung begleiten. Das macht<br />

die Größe seiner Weine aus. Und dennoch ist<br />

der Heydenreich kein bloßer Kraftprotz. Er hat<br />

quasi „naturgemäß“ Kraft. Dem Wein das vorzuwerfen,<br />

hieße den Alpen vorzuwerfen, dass sie<br />

keine Hügel seien. Der Heydenreich des Jahres<br />

2019 ist zweifelsohne die Monumentalversion<br />

der beiden Großen Gewächse Sankt Paul und<br />

„KB“. Aber eben auch – Potenzial ist alles! – die<br />

noch tiefenschärfere, die noch elegantere, die<br />

„Über“-Variante zweier Spitzenweine. „Kraftvoll<br />

elegant und frisch am Gaumen […] sehr<br />

saftig und lang anhaltend“, urteilt Parker-Verkoster<br />

Stephan Reinhardt, und Stuart Piggot<br />

(James Suckling) beschreibt einen „amazing<br />

pinot noir“, „combining enormous intensity<br />

with breathtaking finesse and precision on the<br />

very focused and filigree palate.“ – was sonst?<br />

Der Falstaff weiß von einem am Gaumen geschmeidigem<br />

Wein mit seidigem Tannin zu berichten,<br />

von einer „eng gewobene(n) Struktur,<br />

voller Energie und Spannung, leichte(r) Salzigkeit,<br />

sehr lang und druckvoll im Abgang“, die<br />

uns (man kann das tatsächlich auch ganz entspannt<br />

mit dem Glas in der Hand nachvollziehen)<br />

begeistert hat!<br />

Im Duft zunächst dunkle Kräuter, der Heydenreich<br />

wirkt vom ersten Moment an sehr seriös,<br />

streng, fast ein wenig kantig. Dann allerdings<br />

subtile Beerenfrucht, zarte Rauch- und Röstnoten<br />

(Räucherfleisch, ein Hauch Lapsang<br />

Souchong), sehr spät dann eine Volte gen Kirsche<br />

(immer deutlicher, immer saftiger), sogar<br />

Kirschmarzipan, dann wiederum assoziiert man<br />

Kalkstein und Kreidestaub. Am Gaumen enorm<br />

dicht, kompakt und konzentriert, dabei „elektroschockierend“<br />

puristisch, herrlich komplex,<br />

herrlich kompromisslos: helle Beerenfrucht und<br />

Sauerkirschen, zitrische Komponenten (Orangenschale,<br />

Kumquat), anregend adstringierende<br />

Teebitternoten, Leder und Gerbstoff satt. Der<br />

Heydenreich wird minütlich intsensiver, im<br />

Glas nimmt er sich jetzt geradezu „tintig“ aus,<br />

changiert dann aber auch in aromatischer Hinsicht<br />

ins „Dunkelblaue“ (Brombeeren, Schwarzkirschen,<br />

Schlehen), wird immer kühler, Säure<br />

und Holz (eine Punktlandung!) wirken rasend<br />

animierend, da ist soviel Substanz, schiere Masse,<br />

aber auch Struktur und eine wirklich atemberaubende<br />

Finesse … Ein schlichtweg erhabener<br />

Wein und, um uns selbst zu zitieren, eine<br />

„Inkarnation des deutschen Rotweinwunders“!<br />

Ab etwa 2027, dann sicherlich bis 2055+.<br />

98 PUNKTE:<br />

„amazing pinot nor“<br />

& „marathon runner“<br />

Stuart Pigott<br />

(James Suckling)<br />

96 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Friedrich Becker<br />

Oktober 2023<br />

47


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

„LA BELLE VUE“ PINOT NOIR, 2019<br />

Göttliche Aussichten: Pinot Noir in Panoramavision!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF012919 | 13,5% VOL. | 333,33 €/L | 250,00 €<br />

„Ich zeig euch mal was.“ Wenn wir bei Winzern zu Besuch sind, beginnen so die schönsten Geschichten.<br />

Bereits im vergangenen Jahr deuteten wir an, dass im Weingut Friedrich Becker ein neuer<br />

potenzieller Spitzenwein entstehen könnte. Damals war noch nicht klar, wann der Wein jemals in<br />

den Verkauf käme, doch nun ist es soweit. Hübsche Aussichten aus Schweigen stehen uns bevor mit<br />

dem „La Belle Vue“.<br />

Fritz Junior begann vor einiger Zeit, in einer fantastischen Lage, die auf einem Kalksteinsockel<br />

thront, alte Gewürztraminerreben umzuveredeln, eine Technik, die wir von Klaus Peter Keller kennen,<br />

der sie etwa für seinen Spätburgunder aus dem Morstein angewandt hat. (Für die Nerds unter<br />

uns: Die Reben wurden von einem französischen Unternehmen namens World Wide Vineyards,<br />

das – wie es scheint – ausschließlich peruanisches Personal beschäftigt, umgepropft. Auf 0,8 Hektar<br />

steht hier nun Pinot Noir, der mittels der vor allem auch im Burgund üblichen sélection massale aus<br />

eigenen Weinbergen gedeihen ließ. Den als „La Belle Vue“ gefüllten Wein haben wir in seiner 2015er-<br />

Inkarnation erstmals vorgestellt, der 2019er ist nach dem sofort ausverkauften 2017er der dritte<br />

Jahrgang, den wir ergattern konnten. Die Klone ergeben hier absurd niedrige Erträge von unter 20<br />

hl/ha, doch wurzeln die über 60-jährigen Reben in Südost-Exposition enorm tief, was dem Pinot<br />

Noir eine aromatische Dimension verleiht, die auch seinem Winzer so zuvor noch nicht untergekommen<br />

war. Die eigentliche Besonderheit der „schönen Aussicht“ aber ist der Kalksteinsockel mit<br />

seiner extrem geringen Auflage aus Löss und Lehm. Fritz präsentierte uns seinerzeit „La Belle Vue“<br />

als seinen neuen Spitzenwein, für ihn ranguerte er damals schon, vom ersten Jahrgang an, noch über<br />

dem Heydenreich. Sie können sich vorstellen, dass es für uns im Weinberg kaum noch ein Halten<br />

gab, konnten unsere Neugierde und Ungeduld kaum bezähmen: Wann würden wir diesen Wein<br />

probieren dürfen? Wie würde sich das neue Becker-Flagschiff angesichts der immensen hauseigenen<br />

Konkurrenz machen? Der Rest ist Geschichte.<br />

Im Glas ein Wein von höchster Farbintensität bei gleichzeitig deutlichster Transparenz. Vom Kammerberg<br />

über St. Paul, über den Heydenreich bis hin zum „La Belle Vue“ wird die Farbe immer<br />

dunkler, vor allem aber, so scheint es, intensiver, was auf noch mehr Kraft, aber – möglicherweise –<br />

auch Finesse hindeutet. Im Duft (wir können Stuart Pigott da nur folgen) schlicht „überwältigend“!<br />

Und tatsächlich stellt sich eine gewisse Sprachlosigkeit angesichts dieser ungeheuer komplexen,<br />

dabei so vertrauten Aromenwelt ein. Was kann, was soll man zu dieser so quintessenziell wie subtil<br />

ausgeprägten Kirschfrucht sagen? Diesem von atemberaubender Finesse geprägten Burgunder, bei<br />

dem sich Walderdbeeren, Schattenmorellen, ätherisch-balsamische Eukalyptus- und Weihrauchnoten<br />

vermählen, eingehüllt in eine leise flintige Wolke, die über dem enorm komplexen Geschehen zu<br />

schweben scheint. Pinot-Noir-Liebe auf den ersten, zweiten und dritten Blick! Am Gaumen dann<br />

sensationelle Konzentration, Struktur und vor allem Frische – wie schafft er das? Neben der festen,<br />

druckvollen roten Frucht, die aus dem Aromengewitter immer wieder herausleuchet, zucken mineralische<br />

Blitze am Firmament, das von Salz und einem fulminanten Säurebogen gestützt wird. Was<br />

den Becker- und „La Belle Vue“-Fan (und wer wäre das nicht?) dann erwartet ist, um noch einmal<br />

aus der Verkostungsnotiz bei James Suckling zu zitieren, ein „Feuerwerk-Finale, das Lust auf mehr<br />

von diesem außerordentlich belebenden Elixier macht!“ – und damit wollen wir’s auch gut sein<br />

lassen. Beckers „La Belle Vue“ ist ein Traum von einem Wein, ein Traum, den man sich wenigstens<br />

einmal – zumal angesichts dieses 2019ers – erfüllen sollte! Amen.<br />

Ab etwa 2025, dann sicherlich bis 2055+.<br />

48 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

99 Punkte: „Es fällt schwer, Worte zu finden,<br />

die diesen überwältigend duftenden und<br />

doch sehr strukturierten Pinot Noir angemessen<br />

beschreiben. Eine atemberaubende<br />

Konzentration paart sich mit einer unglaublichen<br />

Frische und Präzision am Gaumen“<br />

STUART PIGOTT (JAMES SUCKLING)<br />

Oktober 2023<br />

49


DEUTSCHLAND PFALZ<br />

„Wenn Sie jemals daran gezweifelt<br />

haben, dass Deutschland in der Lage<br />

ist, einen Pinot Noir von Weltklasse<br />

hervorzubringen, dann müssen Sie<br />

diesen Wein probieren.“<br />

JAMES SUCKLING über den „Heydenreich“<br />

50 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Friedrich Becker<br />

„HOMMAGE“ PINOT NOIR, 2019<br />

Pinot-Noir-Huldigung à la Becker und der gelungene Versuch Perfektion –<br />

und sei es nur ein Weinleben lang – festzuhalten<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DPF010519 | 13,5% VOL. | 413,33 €/L | 310,00 €<br />

DPF010519-M | MAGNUM | 13,5% VOL. | 440,00 €/L | 660,00 €<br />

„Kammerberg und St. Paul schenken sich bei aller Unterschiedlichkeit nichts. Aber der Heydenreich<br />

schwebt schon jetzt wie ein außerirdischer Pinot über aller Kritik. Wer sich das<br />

nicht holt, zehn, zwanzig Jahre wegsperrt und dann genießt, verpasst was. An dieser Prognose<br />

lassen wir uns gerne messen.“ so euphorisch und selbstsicher urteilen die Juroren des Vinum<br />

Weinguide 2019 über die Spitzenweine aus dem Hause Becker. Dem Heydenreich haftet tatsächlich<br />

etwas „Extraterrestrisches“ an, so unerreichbar (leider!) und erdenalltagsfern ist er.<br />

Man wüsste doch zu gerne, was die Vinum-Juroren (oder auch andere berufene Verkoster) zu<br />

der nur in winzigen Menge verfügbaren „Hommage“ schreiben bzw. schreiben würden. Denn<br />

diese Rara Avis, dieser Becker’sche Phantomwein ragt noch über den Heydenreich hinaus ,<br />

geht noch ein paar Schritte in Siebenmeilenstiefeln weiter. Doch scheint ihn kaum jemand<br />

zu kennen. Er stammt jedenfalls aus einer kleinen Parzelle des Schweigener Sonnenbergs,<br />

die auch die Heimat von Heydenreich und Sankt Paul ist. Der pure Kalksteinfelsen ist die<br />

(zumindest geografische) Grundvoraussetzung für die Exzellenz des Weins. Die Vergärung in<br />

offenen Bottichen, der Ausbau in besten Eichenfässern, die Füllung ohne Filtration – all das<br />

sind Maßnahmen, die bei den anderen Becker’schen Spitzenweinen auch zur Anwendung<br />

kommen. Der Unterschied liegt also, so darf man vermuten, im Terroir. Und gewiss später<br />

noch einmal in der finalen Qualitätsprobe, wenn Vater und Sohn entscheiden, dass genau<br />

dieses besondere, separat ausgebaute Fass, die schwindelerregend hohe Qualität besitzt, um<br />

als „Hommage“ an der Spitze ihrer Kollektion zu stehen. Dieses erstmals 2005 weingewordene<br />

Wunder (den wir damals exklusiv für uns ergattern konnten! – eine Prognose à la Pinard<br />

de Picard!) besticht, nein berührt, erschüttert im Jahrgang 2019 vor allem durch zwei Komponenten.<br />

Zum einen zeichnen ihn eine Seidigkeit und Finesse aus, wie wir sie so nur von<br />

den größten Burgundern kennen. Zum anderen ist er von einer geradezu magischen Präsenz.<br />

Im Duft notierten wir „Heydenreich + n“, wobei dieses „n“ für ein Mehr steht, dass sich nur<br />

mühsam verschriftlichen ließ, weil die Eindrücke so überwältigend waren. Wenn Wein wirklich<br />

flüssige Musik ist, dann sind dürre Worte das denkbar ungeeignetste Mittel, um sie zu<br />

veranschaulichen! Im Glas jedenfalls heller als Sankt Paul, „KB“ und Heydenreich, im Duft<br />

möglicherweise tiefgründiger, weiträumiger, sicherlich zugänglich-sinnlicher als besagtes<br />

Trio: grüne Haselnüsse, Blattwerk, Blüten, helle zitrische Noten und feinste Kirschfrucht in<br />

allen Varianten, die in perfekter Symbiose mit dem geradezu transzendenten Holz zu existieren<br />

scheint, dazu Noten von rauchigem Zimt, Lorbeer und weißem Pfeffer. Am Gaumen,<br />

ach …! Strahlend hell, schlank, unendlich fein, eine „freiliegende“ Säure als Energiezentrum,<br />

kristalline Frucht, „beseeltes“ Tannin, grandiose Struktur und Textur, dabei so fein, so unendlich<br />

elegant! Wir ersparen uns jeglichen Burgundvergleich und erwähnen auch nicht, dass<br />

die „Hommage“ Pinot Noir in Perfektion ist. Denn das wäre einerseits ein Understatement,<br />

andererseits ein wenig riskant, denn wer weiß, was uns in den nächsten Jahren erwartet.<br />

Daher blicken wir voller Zuversicht und in freudiger Erwartung nach vorne, im Bewusstsein<br />

dessen, dass dieser Wein „nur momentan“ den Gipfel (für „La Belle Vue“-Anhänger zur sofortigen<br />

Besänftigung: Zwillingsgipfel) Becker’scher Pinot-Noir-Kunst darstellt. Wir können<br />

die „Hommagen“ der nächsten Jahre (und hoffentlich) Jahrzehnte jedenfalls kaum erwarten!<br />

Hommage – ein neues Wort für Sehnsucht?<br />

Schon jetzt einfach überwältigend, ideal ab 2024 und bis sicherlich 2055+.<br />

Oktober 2023<br />

51


DEUTSCHLAND SAAR<br />

WEINHOF<br />

HERRENBERG<br />

4 STERNE<br />

Vinum Weinguide 2023<br />

5,5 HEKTAR<br />

REBFLÄCHE<br />

SCHODEN<br />

Die Saar mal eben „eingelocht“– Herrenberg!<br />

„Das Weingut von Claudia und Manfred Loch gehört zweifellos zu jenen Betrieben,<br />

die den früheren Glanz der Saar heute wieder erstrahlen lassen.“ – Gault&Millau<br />

„Jedes Jahr werden hier zwar hochreife, goldgelbe Trauben gelesen, aber, und da sind wir uns<br />

auch aus der Entfernung des Verkosters betrachtet, ganz sicher: Die Gesundheit der Trauben,<br />

die Sauberkeit des Leseguts, sind das Nonplusultra, um derartig Weine entstehen zu lassen.“<br />

– Vinum Weinguide Deutschland 2023<br />

Sie sind so etwas wie der Geheimtipp (schon allein auf<br />

Grund der extrem begrenzten Menge der einzelnen<br />

Weine) in unserem Deutschland-Portfolio, die verführerischen<br />

Gewächse vom kleinen Weinhof Herrenberg in<br />

Schoden an der Saar. Erstmals in unserem Programm im Jahr<br />

2002 (!), feierten wir einen damaligen Newcomer mit Qualitäten,<br />

wie sie spektakulärer nicht sein können: „Claudia Loch<br />

hat eine atemberaubende Kollektion vorgestellt, ein Wein ist<br />

besser als der andere“, kommentiert Marcus Hofschuster begeistert<br />

im Wein.Plus Weinführer Deutschland. Daran hat<br />

sich bis heute nichts geändert. Der Gault&Millau lobt in der<br />

aktuellen Ausgabe: „Das Weingut von Claudia und Manfred<br />

Loch gehört zweifellos zu jenen Betrieben, die den früheren<br />

Glanz der Saar heute wieder erstrahlen lassen.”<br />

Das Besondere ist dabei der eigenwillige und höchst individuelle<br />

Stil der Loch’schen Gewächse, „Es wird nie langweilig,<br />

eine wahnsinnig spannende Entdeckungsreise.“ (Gault&Millau).<br />

Mittlerweile ist das Familienweingut mit Sohn Johannes<br />

nach dessen Studienabschluss in Geisenheim zu einem<br />

Trio herangewachsen und noch umtriebiger als zuvor.<br />

Ihre Prinzipien sind dabei dieselben geblieben: Die nachhaltige<br />

Bewirtschaftung im Weinberg (u. a. mit Hilfe von fünf<br />

Schafen und drei Burenziegen), strikte Ertragsbegrenzung,<br />

minimale Intervention im Keller, dazu Topsteillagen (leider<br />

nur 5,5 Hektar bei 25.00 Flaschen Jahresproduktion für die<br />

ganze Welt!) mit teilweise 100-jährigen Reben bilden die Basis<br />

für diese genialen, so unfassbar „trinkigen“, enorm eigenständigen<br />

Rieslinge. Kapital sind die Spitzenlagen Schodener<br />

Herrenberg, Ockfener Bockstein und der Wiltinger Schlangengraben.<br />

Letztere weist sogar noch wurzelechte Reben auf!<br />

Alle Lagen in den extrem steilen, mit Schiefer bedeckten<br />

Hängen (bis 80% Neigung!) werden „parzellenrein“ ausgebaut,<br />

um das jeweilige Terroir (wechselnde Schieferformationen,<br />

divergierende Anteile an Feinerde) im Wein optimal<br />

zur Geltung zu bringen. Sanfte Pressung (selbst Marienkäfer<br />

haben diese Prozedur schon überlebt!), moderat reduktiver<br />

Ausbau und geringe Schwefelung bilden hier die Parameter<br />

im Keller. Der hieraus resultierende Stil ist nicht leicht zu<br />

fassen in seiner überwältigenden und komplexen Art: Extrem<br />

dicht, mit einer tollen Reife in der Frucht, einer vibrierenden<br />

Säure, die den Weinen geradezu ein pochendes Herz<br />

verleiht und einer fesselnden Mineralität. Das ist Saarwein<br />

vom Feinsten! Dabei wecken die Rieslinge Emotionen, regen<br />

den Geist an. Komponenten wie Fruchtsüße, Säure und Alkohol<br />

rücken dabei in den Hintergrund. Denn wichtig ist der<br />

Familie stets die Balance der Komponenten zu erhalten. Es<br />

ist der Gegenentwurf zu einem verkopft-puristischen, künstlich<br />

kargen Stil: ein gutes Quantum Hedonismus gepaart mit<br />

der kühlen und leichten Art der Saar, die so einfach in ihrer<br />

Natur zu liegen scheint. Dabei besteht die Meisterleistung,<br />

das echte Kunststück darin, diesen intensiven Stil nicht ins<br />

Barocke abgleiten zu lassen.<br />

Das klingt doch nach Parametern, die jeden Weinliebhaber<br />

neugierig machen müssten. Auch der legendäre Mario Scheuermann<br />

wusste um die ganz besonderen Qualitäten unseres<br />

Saar-Juwels und zog wahre Superlative zum Vergleich heran,<br />

die im ersten Moment durchaus hochgegriffen erscheinen<br />

mögen, bei näherer Betrachtung aber so wohlbegründet wie<br />

stichhaltig sind: „Das Weingut Herrenberg ist für mich schon<br />

seit mehreren Jahren ein herausragender Geheimtipp an der<br />

Saar. Bei der minimalen Jahresproduktion und solchen Qualitäten<br />

müssten die Weinkenner eigentlich Schlange stehen<br />

und alles müsste zu Höchstpreisen ständig ausverkauft sein.<br />

Herrenberg ist so etwas wie ein weißer Riesling-Pétrus von<br />

der Saar: winzige Produktion, total eigenständiger Terroircharakter<br />

in absoluten Spitzenlagen.“<br />

Das Fazit im Vinum-Weinguide von 2023 bringt es auf den<br />

Punkt: „Handwerkliche Qualität in Perfektion.“<br />

52 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Weinhof Herrenberg<br />

NEU RIESLING „EDITION DISTEL“, 2022<br />

Diese Distel versüßt den Feierabend:<br />

neuer Einstieg in die Herrenberg-Weinwelt!<br />

RIESLING<br />

DMO041422 | 12% VOL. | 16,66 €/L | 12,50 €<br />

Dieses Jahr erstmals im Sortiment des Weinhofs Herrenberg<br />

finden wir einen neuen Einstiegswein, die trocken ausgebaute<br />

„Edition Distel“. Dieser frisch-leichte Riesling ist eine<br />

Hommage an die Anfänge des Weinguts vor 30 Jahren. Als<br />

Reminiszenz an den ersten Wein, den Familie Loch zu Beginn<br />

in die Flasche brachte, ziert den Wein die Distel, genau<br />

das Motiv, das auch das Etikett des Erstlings zierte. In das<br />

Portfolio ordnet sich der Wein als eine Art kleiner Bruder<br />

zum „LochRiesling“, dem grandiosen Gutswein ein und er ist<br />

ganz bewusst als einfacher „easy drinker“ konzipiert, als ganz<br />

entspannter Feierabendwein mit moderatem Alkoholgehalt,<br />

bei dem der Trinkspaß im Vordergrund steht. Ein perfekter<br />

Einstieg in die bunte und spannende Welt der Loch-Weine,<br />

da man auch in diesem bewusst günstig bepreisten Wein die<br />

ganze Sorgfalt und Hingabe der passionierten Weinmacher<br />

schmeckt.<br />

Als hätte er genau diesen Wein gekannt schrieb Jean Paul<br />

einst: „Stets zwischen zwei Disteln reift die Ananas!“ – und<br />

hier ist reife Ananas schon in der Nase wunderbar präsent.<br />

Dort hat sich auch eine bunt-fruchtige Gesellschaft von reifem<br />

Boskop, knackiger gelber Pflaume und einem Schwung<br />

Quitte eingefunden. Dazu noch etwas sommerlich duftendes<br />

Stroh, das und leicht rauchiger Feuerstein. Auch am Gaumen<br />

bleibt die Ananasnote, die Quitte aus der Nase wird<br />

im Mund zu einem fein säuerlichen Quittengelée und der<br />

Boskop eher zu einem etwas süßlicheren Gravensteiner. Die<br />

gelbe Fruchtsäure von Steinfrüchten hat ist geradezu keck<br />

leichtfüßig und verleiht dem Wein eine wunderbare Lebendigkeit.<br />

Ein ideal unkomplizierter Brotzeitbegleiter und entspannter<br />

Zechwein.<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

„HOF-CUVÉE“, 2022<br />

Wunderbares Zusammenspiel von Kalk und<br />

Schiefer – Mosel und Saar harmonisch vereint!<br />

RIESLING, WEISSBURGUNDER<br />

DMO041022 | 12% VOL. | 16,66 €/L | 12,50 €<br />

Was Herrenberg-Chefin Claudia Loch zusammen mit ihrem<br />

Sohn Johannes (der in Geisenheim Weinbau und Oenologie<br />

studiert hat) und ihrem Mann Manfred (dessen Rolle auf der<br />

Website schlicht und bescheiden mit „Maschinist“ beschrieben<br />

wird) auf dem 5,5 Hektar kleinen Gut alles zustande<br />

bringt ist fantastisch. Gerade einmal 25.000 Flaschen werden<br />

hier pro Jahr produziert und der Fokus liegt auf akribisch<br />

gemachten Terroirweinen, die dem Prinzip der „Parzellenreinheit“<br />

folgen. Allerdings ist diese Herangehensweise kein<br />

beschränkendes Dogma, wie die drei mit herrlich unkonventionellen<br />

Hof-Cuvée zeigen. Den Hier hat Jungwinzer<br />

Johannes den Hut auf, dessen Handschrift sich im spannenden<br />

Œuvre der Familie mehr und mehr herauslesen lässt. In<br />

dieser auf den ersten Blick vielleicht wilden Mischung wird<br />

Saar-Riesling vom blauen Devonschiefer mit auf Muschelkalk<br />

wachsendem Weißburgunder von der Ober-Mosel vereint.<br />

Was als unorthodoxes Experiment begann, hat sich<br />

mittlerweile als absolut zwingende Assemblage von sich<br />

offensichtlich anziehenden Gegensätzen mehr als etabliert.<br />

Weil es einfach passt! Weil es einfach schmeckt! In hellem<br />

Honiggelb ziert der Wein das Glas und verströmt ein verführerisches<br />

Bouquet von Weinbergpfirsich, noch nicht ganz<br />

reifer Honigmelone, Quittengelée und Reneklode, von grünen<br />

Aprikosen und Birnen, alles umweht von einer feinen<br />

Schieferwürze und dem Duft von frisch gefallenem Herbstlaub.<br />

Am Gaumen dann eine stabil frische Säure mit feinen<br />

Zitrusspitzen und angenehmer Schieferfrische, was den<br />

Wein wunderbar süffig macht. Auch die präzisen Fruchtaromen<br />

von Gravensteiner, Birne und Mirabellen verdanken<br />

sich wohl dem Riesling, während der Weißburgunder den<br />

sensationell eleganten Schmelz mit einem Hauch weißer<br />

Schokolade, der seidig und weich den Abgang begleitet, beisteuert.<br />

Einfach ein rundum schöner Wein für laue Sommerabende<br />

und warme Herbsttage, der gerade zur herbstlichen<br />

Gemüseküche perfekt passt.<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

Oktober 2023<br />

53


DEUTSCHLAND SAAR<br />

„LOCHRIESLING“, 2022<br />

Universeller Trinkspaß aus den<br />

besten Lagen der Saar<br />

RIESLING<br />

DMO041122 | 12% VOL. | 19,93 €/L | 14,95 €<br />

Das kleinste Weingut an der Saar hat sich zur Aufgabe gemacht<br />

große Weine zu produzieren. Und um das zu erreichen,<br />

setzt man hier auf „parzellenreinen“ Ausbau für einen<br />

maximalen Terroir-Charakter. Bei ihrem Gutsriesling fährt<br />

Familie Loch allerdings einen anderen, aber nicht weniger<br />

spannenden Ansatz: Der Gutswein ist eine Lagen-Cuvée aus<br />

sämtlichen Weingärten des Weinhofs Herrenberg, und zwar<br />

aus den Vorlesen in den verschiedenen Lagen. Und unter diesen<br />

findet man Namen wie Ockfener Bockstein, Kanzemer<br />

Sonnenberg, Wiltinger Schlangengraben und, logisch, den<br />

Schodener Herrenberg – einige der besten Steil- und Steilstlagen<br />

der ganzen Region. Das Ergebnis ist immer ein äußerst<br />

spannender „Genussabdruck“ des jeweiligen Weinjahrs. Kein<br />

Wunder also die herausragende Qualität dieses „Basis“-Rieslings<br />

und umso größer die Freude über das Maß an Exzellenz<br />

zum fairen Preis eines Gutsrieslings. In der Nase eröffnet der<br />

„LochRiesling“ wunderbar üppig mit Ananas, Aprikosenkonfitüre,<br />

saftigem Pfirsich und einem zarten Hefezopfaroma,<br />

dazu noch frische Kräuternoten – und natürlich schiebt<br />

sich auch eine Schieferaromatik dazu, ganz zurückhaltend<br />

allerdings, zart salzig und nach nassem Kiesel duftend. Im<br />

Mund entpackt sich eine knackig-crispe Fruchtsäure, bleibt<br />

vom ersten bis zum letzten Schluck sehr lebendig. Die Süße<br />

ist im Vergleich zu den Vorjahren etwas zurückhaltender<br />

und erscheint eher in präziser Obstaromatik von Äpfeln,<br />

Marillen und reifen Birnen, dazu subtilere Noten von Pink<br />

Grapefruit und Limettenzesten. Der alles straffende Schiefer<br />

schwingt ebenfalls verhalten mit und bringt gerade gen Finale<br />

hin eine für den „LochRiesling“ fast schon typische salzige<br />

Note. Der Gutswein der Lochs ist ungemein stoffig, voll,<br />

komplex und dennoch einfach erfrischend unkompliziert.<br />

Das macht enorm viel Spaß und hat einen wasserfallartigen<br />

Trinkfluss. Ideal zu entspanntem Beisammensein mit Freunden,<br />

gerne auch in Gesellschaft von schön opulent gefüllten<br />

Vesperplatten mit reichlicher Käseauswahl und scharfem<br />

Feigensenf.<br />

Ab sofort bis 2033+.<br />

„STOVELER“ RIESLING (FEINHERB), 2022<br />

Exotischer Saar-Riesling von der<br />

Spitze des Herrenbergs<br />

RIESLING<br />

DMO040922 | 10,5% VOL. | 26,60 €/L | 19,95 €<br />

Um in die Parzelle mit dem Namen „Stoveler“ zu gelangen,<br />

muss man die Spitze des Schodener Herrenbergs erklimmen<br />

– auf immerhin 270 Metern Höhe. Ist man dort, befindet<br />

man sich in einer parabolspiegelartig geformten Landschaft,<br />

in der die alten Reben einer strapaziös harten, heißen und<br />

permanent windigen Natur ausgesetzt sind. Für die Weine<br />

der Lage gilt die Redewendung: „Per aspera ad astra“ – die<br />

hier mit „unter widrigsten Bedingungen entsteht großer<br />

Wein“ übersetzt werden könnte, zumal dann, wenn Winzer<br />

wissen, was sie tun – und darauf kann man sich bei Claudia<br />

Loch, Ehemann Manfred und Sohn Johannes verlassen. Den<br />

dreien ist klar: Große Weine fallen nicht vom Himmel! Sie<br />

scheuen die schwere Arbeit in den steilen Lagen nicht, kennen<br />

sich mit ihren Böden, den Trauben und der Tradition<br />

der Region bestens aus und bringen das mit untrüglicher Intuition<br />

und ökologischem Bewusstsein zusammen. Deshalb<br />

gehört das Weingut auch „zweifellos zu jenen Betrieben, die<br />

den frühen Glanz der Saar heute wieder erstrahlen lassen“<br />

(Gault&Millau). Im Glas strahlt der „Stoveler“ in einem<br />

leuchtend hellen Strohgelb. Die Nase zeigt sich zunächst<br />

etwas verhalten, wacht aber bald auf, beginnt frisch mit<br />

einer leicht kieselig-schieferigen Mineralität und offenbart<br />

dann pure Exotik: Mango, Ananas und reife Honigmelone.<br />

Geschmacklich ist dieser feinherbe Tropfen vom Herrenberg-Gipfel<br />

wieder einmal ein perfekter Beweis dafür, dass<br />

Alkoholgehalt und geschmackliche Tiefe nichts miteinander<br />

zu tun haben. Aus den gerade mal 10,5 „Umdrehungen“ rotiert<br />

eine wahre Aromenflut an den Gaumen. Die südlichtropische<br />

Exotik bleibt, nun aber mit Ananas ganz klar in<br />

pole position: Ananas satt! Die Süße der reifen Südfrüchte<br />

ist durchaus präsent, kommt aber mit einer wunderbaren<br />

Frische und crispen Säure zusammen, was eine grandiose Balance<br />

schafft und den Wein fast schon gefährlich „trinkig“<br />

macht. Im Nachhall entwickelt sich ein feinseidiger Schmelz,<br />

der Mandel- und Cashew-Aromen mitbringt. Für uns ein<br />

perfekter Begleiter zu scharfen Thai-Currys mit Limette und<br />

Meeresfrüchten, aber auch als kleine Ergänzung zum Kaffeeklatsch<br />

oder zu einem blauschimmellastigen Käsebrett.<br />

Ab sofort bis 2035+.<br />

54 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Geballte Schieferkraft<br />

aus der Steilstlage!<br />

Weinhof Herrenberg<br />

„STIER“ RIESLING (FEINHERB), 2022<br />

RIESLING<br />

DMO040222 | 11% VOL. | 26,60 €/L | 19,95 €<br />

Familie Loch bewirtschaftet mit ihrem Weinhof Herrenberg<br />

Lagen, für die der Begriff Steillage nicht mehr passt. Ein Beispiel<br />

für eine solch extreme „Steilstlage“ ist ihr Weinberg<br />

„Stier“ im Schodener Herrenberg, bei dem mit Neigungswinkeln<br />

von über 80 % die Grenzen zwischen Weinbergbewirtschaftung<br />

und Bergsteigen fließend sind. Das steile<br />

Gelände in exponierter Südlage führt zu einer maximalen<br />

Sonneneinstrahlung, was im Zusammenspiel mit den teils<br />

100-jährigen Reben und dem für Riesling perfekten Schieferboden<br />

spannende Spitzenweine in der ohnehin aufregenden<br />

Herrenberg-Kollektion ergibt. Vorweg ein kleiner etymologischer<br />

Exkurs: „Stier“ heißt die Lage nicht etwaiger hornförmiger<br />

Felsformationen, des aufbrausenden Charakters<br />

des Weins oder der „Stiernackigkeit“ wegen, der es bedarf,<br />

um diese Extremlage zu bewirtschaften. Der Weinberg liegt<br />

an der Stirn des Herrenbergs, und durch eine – vermutlich<br />

Riesling-induzierte – Lautverschiebung wurde im Laufe der<br />

Zeit aus „Stirn“ dann „Stier“ – ein adäquat eindrucksvoller<br />

Name für diesen kraftvollen Trunk.<br />

In hellgoldenem Strohgelb funkelt der Wein im Glas und<br />

kitzelt in der Nase zunächst mit einer ordentlichen Portion<br />

unterschiedlicher Gesteindseindrücke, von nassem Kiesel<br />

bis Flint. Nach dem mineralischen Start folgen dann zarte<br />

Fruchtaromen von reifem gelbem Steinobst, Apfel, Birne<br />

und Quitte. Am Gaumen ist das Spiel dann umgekehrt: Zunächst<br />

die verführerisch reife Fruchtsüße von Mirabellen,<br />

gelben Pflaumen und Marillen, dann herb-pikanten Fruchtund<br />

Säurenoten von Zitronenzesten, Kumquat und Quitte,<br />

welche die Süße wieder spielerisch einfangen. Das mineralische<br />

Element des Schiefer mit all seinen unterschiedlichen<br />

Aspekten verleiht dem Wein (Prädikat „einfach herrlich zu<br />

trinken“) eine wunderbar frisch-kühle Straffheit. Knackig<br />

kalt ist der Stier eine Wonne zu gegrillten Meeresfrüchten<br />

mit leichter Schärfe oder zu Ceviche. Perfekt für sommerliches<br />

Miteinander. Diesen Stier sollten Sie bei en Hörnern<br />

packen und sich schnell von unserem nicht allzu großen Bestand<br />

ein paar Flaschen sichern.<br />

Ab sofort bis 2040+.<br />

Oktober 2023<br />

55


ITALIEN MARKEN<br />

SALADINI<br />

PILASTRI<br />

SPINETOLI (MARKEN)<br />

Unser Evergreen und absoluter<br />

Publikumsliebling aus Italien!<br />

Biologischer Anbau, fantastische Qualität, fantastisch kleine Preise!<br />

Morgenröte über den Marken – die „Marche“ mögen zwar im Schatten der gewaltigen Toskanischen<br />

Apenninen, abseits der berühmten Weingüter der benachbarten Provinzen Toskana und<br />

Umbrien liegen, aber Sie, liebe Kunden, wissen es längst: Das hügelige Hinterland an der Adriaküste<br />

ist mittlerweile Heimat einiger der besten Tropfen Italiens und strahlt immer heller im<br />

Licht der nationalen und internationalen Presse.<br />

Der Gambero Rosso und auch der Robert Parker<br />

Wine Advocate etwa rühmen regelmäßig die Spitzengüter<br />

der malerischen Marken. Zu den „üblichen<br />

Verdächtigen“ zählt dabei stets unser zwischen Adria und<br />

den sanften Hügeln der Abruzzen gelegenes Weingut Saladini<br />

Pilastri, das unter Insidern und Kennern der Verhältnisse<br />

als der Aufsteiger der letzten Jahre gefeiert wird. Ganz klar<br />

einer unserer Lieblingsbetriebe – und offensichtlich auch<br />

Ihres! Wovon unsere Verkaufszahlen beredt Zeugnis ablegen ...<br />

Der Bio-Vorzeigebetrieb begeistert mit ungeschminkten,<br />

tieffruchtigen und körperreichen Weinen von großer Nachhaltigkeit<br />

und originärem regionalem Charakter, ganz ohne<br />

„marmeladige“ Allüren. Sie werden aus autochthonen Trauben,<br />

die in Top-Lagen mit südlicher Ausrichtung im Herzen<br />

des Anbaugebietes über dem Tronto-Tal (zu Füßen der Abruzzen-Ausläufer)<br />

schonend vinifiziert. Die Reben, die auf<br />

diesem erstklassigen, hügeligen Terroir wachsen, profitieren<br />

von den langen heißen Sommern und dem kühlenden Einfluss<br />

besagten Flusses Tronto sowie des nur knapp zehn Kilometer<br />

entfernten Meeres. Die Historie des Weinguts steht den<br />

geografischen Gegebenheiten in puncto Vorzüglichkeit in<br />

nichts nach, ganz im Gegenteil! Die Grafen Saladini Pilastri,<br />

eine Adelsfamilie aus Ascoli Piceno, können auf eine mehr<br />

als tausendjährige Geschichte zurückblicken, und seit rund<br />

300 Jahren widmet sich die rührige Familie auch der Weinerzeugung.<br />

Ihre nachhaltige Arbeit in Weinberg und Keller<br />

sowie ihr ausgeprägtes Umweltbewusstsein begreifen sie<br />

als moralische Verpflichtung gegenüber den kommenden<br />

Generationen.<br />

„Wenn es dem Körper gut geht, singt die Seele“, zitiert die<br />

Vinum ein uraltes Askolaner Sprichwort und resümiert<br />

zutreffend: „In den Marken singt die Seele des Weinliebhabers,<br />

weil es Winzern gelingt, im italienischen Qualitätsweinbau<br />

eine Vorreiterrolle zu spielen, ohne den Blick auf<br />

die Preisgestaltung zu verlieren. Saladini Pilastri vinifiziert<br />

im biologischen Anbau Rotweine mit bemerkenswerter<br />

Farbtiefe und Struktur bei bestem Preis-Genussverhältnis:<br />

Noblesse oblige!“<br />

Wie wahr: Konsequenter biologischer Anbau – daher auch<br />

verschiedene Auszeichnungen (u. a. im „Guida Vini Bio“) als<br />

eines der besten Bio-Weingüter des Landes! – gepaart mit<br />

sorgfältiger Kellertechnik, führt (in diesem Fall quasi „naturgemäß“!)<br />

zu edlen Rot- und Weißweinen zu einem ungemein<br />

fairen Preis: authentisches Italien, wie es schöner nicht sein<br />

könnte und in diesen Zeiten immer rarer anzutreffen ist!<br />

56 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„PALAZZI“ PECORINO<br />

DOC FALERIO, BIANCO 2022 (BIO)<br />

Ein herrschaftlicher Hauswein mit<br />

Traditionsbewusstsein<br />

Saladini Pilastri<br />

PECORINO |<br />

IT-BIO-009<br />

IMA010422 | 13,5% VOL. | 9,86 €/L | 7,40 €<br />

„CONSENSO“<br />

IGT MARCHE, ROSATO 2022 (BIO)<br />

Unbeschwerte Leichtigkeit – ein Rosé<br />

zum Durchatmen<br />

SANGIOVESE |<br />

IT-BIO-009<br />

IMA010722 | 13% VOL. | 9,20 €/L | 6,90 €<br />

Wir sind uns einig: Dieser Rosé gehört zum Sommer und<br />

in den warmen Herbst. Und das jetzt und oft! Seine sympathisch<br />

unverkopfte Unkompliziertheit liegt schon in seinem<br />

Namen: „Consenso“! Zustimmung! Das, was das geschichtsträchtige<br />

Weingut Saladini Pilastri hier aus der Sangiovese-<br />

Traube keltert, ist so leicht und beschwingt, dass man sich<br />

direkt an einen Strand an der Adria träumen möchte. Von<br />

selbiger wachsen die Trauben für diesen Wein nur knapp 8<br />

Kilometer entfernt auf einer zart geschwungenen Anhöhe auf<br />

120 Metern, Meeresluft schnuppernd. Im Glas wirkt der Rosé<br />

aus den Marken optisch frisch und beginnt schon bei der bloßen<br />

Betrachtung mit der Durstlöschung. In leuchtend hellem<br />

Kupfer mit zarter Lachsnote glänzt der Wein im Kelch. In<br />

der Nase entfaltet die Sangiovese-Traube feine und filigrane<br />

Fruchtnoten von Schattenmorellen, frischen roten Johannisbeeren<br />

und einer Idee von Erdbeerbowle. Dazu eine verhaltene<br />

Würze und Limettenzesten. Dieser Wein sagt: Trink mich<br />

kalt und in großen Schlucken! Am Gaumen entfaltet sich<br />

eine wunderbar knackige Fruchtsäure, genau richtig und nie<br />

zu sauer. Das Beerige aus der Nase findet sich direkt wieder,<br />

ergänzt um Himbeeren und die Würze gibt ihm eine leicht<br />

bittere Dynamik, was ihn zu seiner Trinkigkeit auch noch<br />

interessant und vielschichtig macht. Trotz der jetzt schon<br />

mehrfach angeführten Konsensfähigkeit dieses Tropfens hat<br />

er ein paar spannend unkonventionelle Aromen parat, etwa<br />

der Hauch von Grüner Banane oder die zarte Idee von Verbene.<br />

Das geht jederzeit zu Salaten und Vorspeisenbuffets<br />

oder zu Antipasti mit Meeresfrüchten. Natürlich auch ein<br />

ganz hervorragender Aperitif – aber wenn wir grade schon<br />

beim Thema „unkonventionell“ waren: Wenn Sie in den gut<br />

gekühlten „Consenso“ ein paar gefrorene Erdbeeren und einen<br />

Minzezweig geben und das als Apéritif servieren – Sie<br />

werden sich vor Zustimmung kaum retten können!<br />

Ab sofort bis 2025+.<br />

Die kontrollierte Herkunftsbezeichnung Faleria ist das weiße<br />

Pendant zum Rosso Piceno könnte man sagen und wird,<br />

wie auch die Rosso Piceno DOC, unterschieden in zwei Weintypen:<br />

„Falerio“ und „“Falerio Pecorino (beim Rosso Piceno<br />

unterscheidet man als zweiten Weintypen noch den „“Rosso<br />

Piceno Sangiovese). Um das Label Falerio zu bekommen, muss<br />

ein Wein aus den Marken zum einen aus den Provincen Ascoli<br />

Piceno oder Fermo stammen und die Rebsorten Trebbiano<br />

(zwischen 20 und 50 %), Passerina und Pecorino (je zwischen<br />

10 und 30 %) und maximal 20 % anderer weißer Trauben enthalten.<br />

Um sich Falerio Pecorino nennen zu dürfen, muss<br />

Pecorino mit 85 % die Hauptrebsorte sein. Die aristokratisch<br />

formvollendete Cuvée „Palazzi“ gehört zur zweiten Variante,<br />

verwendet werden hier alle drei autochthonen Rebsorten, und<br />

das mit Absicht, gutem Grund und aus Gründen einer quasi<br />

historischen Verpflichtung. Denn damit will das Traditionsweingut<br />

den alten Trauben, die in der Region schon seit dem<br />

Mittelalter kultiviert werden, neue Aufmerksamkeit verschaffen<br />

und gleichzeitig zeigen, dass diese sich auch in modernen<br />

Cuvées mit internationalen Trauben, wie in diesem Fall<br />

Chardonnay, ganz vorzüglich machen. Das „Zusammendenken“<br />

von Moderne und Tradition sowie ein Bewusstsein der<br />

Verantwortung was „ihre“ Weinregion angeht – das offenbart<br />

Saladini Pilastri nicht nur bei der Auswahl der Trauben, sondern<br />

auch in der konsequent ökologischen Bewirtschaftung.<br />

Mit dem „Palazzi“ haben Sie so einen wunderbar unkomplizierten,<br />

wunderbar authentischen Hauswein im Programm,<br />

der in jedem Weinvorrat, sei’s der Kühlschrank einer kleinen<br />

Single-Wohnung, sei’s die ausgeklügelt computergesteuerte<br />

Lagerstätte eines mondänen Sternerestaurants seinen Stammplatz<br />

haben sollte.<br />

Der Wein leuchtet angenehm kräftige strohgelb und duftet<br />

nach reifem gelbem Obst, darunter Ananas, getrocknete Aprikose<br />

und Apfel, jede Menge Würze, zarter Rauch, Feuerstein<br />

sowie Noten von frisch gebackener Foccaccia aus dem<br />

Steinofen steigen aus dem Glas. Am Gaumen bleibt die angenehme<br />

Würze mit überraschend frischen salinen Noten<br />

und feiner Mineralität präsent. Jetzt auch noch mehr Frucht<br />

(Mirabelle, Honigmelone und reife Birne), dann, etwas verhaltener,<br />

getrocknete Kräuter (Rosmarin und Thymian), die<br />

Säure sehr dezent im Hintergrund. Ein hervorragender Begleiter<br />

zu möglichst „produktfokussierten“ Fischgerichten<br />

(den Fisch im Ganzen mit Kräutern in der Salzkruste gegart),<br />

er passt aber exzellent zu gesalzenen Nüssen oder einer kleinen<br />

Käseauswahl. Ein geradezu herrschaftlicher Alltagswein<br />

zu einem ganz und gar unherrschaftlichen Preis, der auch in<br />

ihrem Palazzo nicht fehlen sollte!<br />

Ab sofort bis 2025+.<br />

Oktober 2023<br />

57


ITALIEN MARKEN<br />

„COMES“ PECORINO<br />

DOCG OFFIDA, BIANCO 2022 (BIO)<br />

Ein autochthoner Charaktertropfen<br />

mit Saft und Kraft<br />

PECORINO |<br />

IT-BIO-009<br />

IMA010822 | 13,5% VOL. | 11,93 €/L | 8,95 €<br />

Sollten sie gerade dabei sein ihre nächste Italieneise zu planen,<br />

dann schenken sie sich dazu doch ein Glas von diesem<br />

Pecorino direkt von der Adriaküste ein und sie werden sehen,<br />

ein Stück Urlaub ist damit schon direkt bei Ihnen. Doch Vorsicht!<br />

Es kann sehr gut passieren, dass sie, ohne es bewusst<br />

gemerkt zu haben statt der beabsichtigten zehn Tage gleich<br />

sechs Wochen durchorganisiert haben, beflügelt durch diesen<br />

Fernweh weckenden Tropfen. Saladini Pilastri (seit 1994 komplett<br />

„bio“), wählt für seinen sortenreinen „Comes“ nur beste<br />

Trauben aus seinen Lagen in Spinetoli und Monteprandone<br />

aus, nur ein paar Kilometer von der Adria-Küste entfernt.<br />

Nach der Lese gönnt man dem Wein eine 20-tägige Fermentation<br />

bei kontrollierter Temperatur und sorgt so für einen sortentypischen<br />

Tropfen mit ausgeprägtem eigenen Charakter.<br />

Im Glas erinnert die Viskosität an der Wand und die Farbe<br />

an strohgelbes Distelöl. Der Duft zeigt gleich die verlockende<br />

Pecorino-Würze, dazu auch helle Blüten, reife Ananas und<br />

Apfel und ein Hauch von Ananas. Und da ist noch etwas, das<br />

da mitschwingt und vielleicht sind es die Ferienplanungsfantasien<br />

vom Anfang, die uns dabei an den speziellen „Urlaubsduft“<br />

von Bastmatten am Strand denken lassen. Am Gaumen<br />

bleibt die herbe Würze, die begleitet wird von einer frischen<br />

Mineralik. Geschmacklich beeindruckend ist der Reigen von<br />

gelben Früchten, der sich in der Nase schon andeutete, aber<br />

nun mit Aprikose, Birne, Quitte, Amalfi-Zitrone und Honigmelone<br />

noch deutlich differenzierte und interessanter<br />

wird. Die Säure bleibt dabei ganz zart balancierend im Hintergrund<br />

und überlasst der Würze und der Frucht die Bühne,<br />

welche diese mit Saft und Kraft, wunderbarer Länge und<br />

animierender Süffigkeit erfüllen. Dieser Pecorino ist perfekt<br />

als Essensbegleiter. Dabei passt er wie es der Zufall will ganz<br />

hervorragend zum gleichnamigen Pecorino-Käse, idealerweise<br />

in einer jüngeren Variante aus reiner Schafsmilch. Wenn<br />

der Wein an sich auch längst kein Geheimtipp mehr ist,<br />

ihn zu weißem Spargel zu servieren ist es schon ein echter<br />

Genuss! Ansonsten passt er zu Spaghetti alla carbonara, als<br />

wäre er dafür gemacht – und vielleicht sollten Sie sich genau<br />

diese Kombination als Belohnung nach der abgeschlossenen<br />

Urlaubsplanung gönnen!<br />

ROSSO PICENO DOC, 2022 (BIO)<br />

Rosso Piceno in seiner Paraderolle<br />

als stets passender Alltagswein<br />

MONTEPULCIANO, SANGIOVESE |<br />

IMA010122 | 13,5% VOL. | 9,26 €/L | 6,95 €<br />

IT-BIO-009<br />

Wenn man in Italien von „Traditionsweingut“ spricht, dann<br />

spricht man nicht von Dekaden, da geht es immer gleich<br />

richtig weit zurück in die Geschichte. Die Historie der Grafen<br />

Saladini Pilastri ist da keine Ausnahme. Die Ahnenreihe<br />

lässt sich über mehr als 1000 Jahre zurückverfolgen, und<br />

Wein spielt seit über drei Jahrhunderten eine zentrale Rolle.<br />

Seit 1970 eine zweite cantina als Ergänzung zum historischen<br />

Landhaus gebaut wurde bekam die Winzerei noch mehr<br />

Schwung und Aufmerksamkeit. Neue Reben wurden gepflanzt<br />

und 1994 die Bewirtschaftung der insgesamt 150 Hektar<br />

Rebfläche komplett auf biologischen Anbau umgestellt.<br />

Trotz großem Namen, erhaben langer Tradition, ökologisch<br />

nachhaltiger Bewirtschaftung und allerhöchsten Qualitätsanforderung<br />

produziert das aristokratische Haus Weine zu<br />

absolut volksfreundlichen Preisen. Der Basis-Rosso-Piceno<br />

macht da keine Ausnahme. Hier bekommt man in nobler<br />

Aufmachung und Anmutung einen ganz hervorragenden<br />

Tischwein, einen immer passenden Speisenbegleiter und nie<br />

langweiligen Tropfen für alle Fälle.<br />

Der Sangiovese-lastige Ausbau (nur 20 % sind Montepulciano-<br />

Trauben in dieser Cuvée) sorgt für jede Menge frische<br />

Frucht. Im Glas zeigt er sich in einem dunklen, leicht opaken<br />

Rubinrot. Die Nase ist erfüllt von Waldbeeren, Weichsel und<br />

Schattenmorellen, dazu eine feine dunkle Note von Backkakao<br />

und das Aufblitzen von Kräutern und Minze. Die Frucht<br />

bleibt am Gaumen voll und vordergründig mit einer animierend<br />

frischen Säure. Die Tannine haben ein genauso beabsichtigtes,<br />

leicht jugendliches und sehr angenehmes Kratzen<br />

(famoser grip!). Dazu gibt der Montepulciano den richtigen<br />

Schuss Eleganz und Schmelz, der das Kakao-Aroma aus der<br />

Nase auch auf die Zunge bringt. Ein perfekter Begleiter für<br />

unbeschwerte Abende mit einfacher, klassisch-guter italienischer<br />

Küche, von Lasagne bis Pizza. Sehr gut auch zu Fleischoder<br />

Wurstplatten oder zu Wildgerichten. Durch seine unkomplizierte<br />

Komplexität wird man diesem Einstiegswein<br />

auch über den Abend (gerne auch mehrere Abende) hinweg<br />

nicht überdrüssig. Formidabile und tatsächlich straordinario!<br />

Ein Wein für das Hier und Jetzt, der nicht lange Reifen muss –<br />

aber die nächsten 5 Jahre großen Spaß macht.<br />

Ab sofort bis 2027+.<br />

58 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Saladini Pilastri<br />

„PIEDIPRATO“<br />

DOC ROSSO PICENO, 2020 (BIO)<br />

Ein vornehm elegantes Kraftpaket aus den Marken<br />

MONTEPULCIANO, SANGIOVESE |<br />

IMA010220 | 13,5% VOL. | 13,06 €/L | 9,80 €<br />

IT-BIO-009<br />

Rosso Piceno, das ist die geschützte Herkunftsbezeichnung<br />

(DOC) für die Rotweine aus den Marken. Mit einem Rosso<br />

Piceno, das ist ein kleiner Alltags- und Weinkarten-Tipp,<br />

machen sie übrigens nur selten etwas falsch – damit haben<br />

sie eigentlich immer einen mindestens soliden, sauber balancierten<br />

und wunderbar zum Essen passenden Wein im<br />

Glas, selten weniger und meistens mehr! Und das „meistens“<br />

trifft auch auf den Piediprato zu. Damit sich ein Wein aus<br />

den Marken Rosso Piceno nennen darf, muss er die beiden<br />

autochthonen Rebsorten Sangiovese (mit einem Anteil von<br />

15 bis 50 %) und Montepulciano (mit einem Anteil von 35 bis<br />

85 %) enthalten. Bis zu 15 % dürfen von anderen Rebsorten<br />

beigesetzt werden. Der Piediprato ist benannt nach dem<br />

gleichnamigen, rund sechs Hektar großen, Weinberg in der<br />

kleinen Gemeinde Spinetoli. Zu je 50 % kommen hier Sangiovese<br />

und Montepulciano von rund 30 Jahre alten Rebstöcken<br />

in diese außergewöhnliche Cuvée. Das Traditionsweingut<br />

Saladini Pilastri hat bereits Mitte der 1990er-Jahre komplett<br />

auf Bio-Anbau umgestellt und legt bei der Produktion<br />

höchste Maßstäbe an Nachhaltigkeit und Qualität. Nach der<br />

Lese im Oktober fermentierten die Trauben für 20 Tage<br />

temperaturkontrolliert im Edelstahl und kamen dann zum<br />

Ausbau für zwölf Monate ins französische Barrique. Wir<br />

sagen gleich was Sache ist: Zu diesem Preis gibt es in ganz<br />

Italien wenig vergleichbare Sangiovese-Cuvées in dieser herausragenden<br />

Qualität. (Und auch in den Preisleveln darüber<br />

müsste man sich schon sehr gut auskennen …).<br />

In dunklem Purpur schmiegt sich der Wein ins Glas und verlockt<br />

gleich mit einem üppigen Frucht-Bukett von Schwarzkirschen,<br />

roten Waldfrüchten und Johannisbeeren, alle frisch<br />

und reif, aber nicht marmeladig. Dazu elegante Kräuteraromen<br />

mit einem einnehmenden Menthol-Touch und einer<br />

warme Erdigkeit. Am Gaumen ist die ganze Rotfruchtfront<br />

weiter präsent und bleibt dabei nobel und elegant. Voll und<br />

rund, mit zarten Tanninen und sehr angenehmer Saftigkeit<br />

bleibt das Aroma lange auf den Geschmacksknospen erhalten.<br />

An weiteren Aromen finden wir da noch ein paar arabische<br />

Gewürze, Rosmarin und umschwebende florale Noten.<br />

Ganz leicht gekühlt macht das noch mehr Spaß und wird<br />

noch eine Spur vornehmer. Wunderbar passt dieser kraftvolle<br />

Piceno zu Wildschweinschinken und Lardo, aber auch zu<br />

rustikalen Pilzgerichten oder getrüffeltem Rührei. Oder einfach<br />

so, einfach solo!<br />

Ab sofort (vor Genuss belüften), leicht gekühlt servieren. Bis 2029+.<br />

Oktober 2023<br />

59


ITALIEN MARKEN<br />

„MONTETINELLO“<br />

DOC ROSSO PICENO SUPERIORE, 2019<br />

(BIO)<br />

Genialer Rosso Piceno Superiore –<br />

und dazu noch „single-vineyard“!<br />

MONTEPULCIANO, SANGIOVESE |<br />

IMA010519 | 13,5% VOL. | 14,00 €/L | 10,50 €<br />

IT-BIO-009<br />

Der Lagenwein „Montetinello“ stammt aus der kontrollierten<br />

Herkunft Piceno. Hier haben wir es gar mit einem „Rosso<br />

Piceno Superiore“, also der höchsten Qualitätsstufe der Herkunftspyramide<br />

zu tun! Wie beim japanischen „Total Quality<br />

Management“ (TQM) wird der „Montetinello“ laufend<br />

besser. Doch kein Ingenieur oder Kellermeister dreht hier<br />

an den Schrauben, sondern die Natur selbst sorgt in Monteprandone<br />

dafür. Mit steigendem Rebalter der Stöcke auf<br />

der acht Hektar großen Lage wird immer offenbarer, welches<br />

Erfolgsrezept der Rebsorten-Mix am Weingut der Grafen<br />

Saladini Pilastri darstellt. Vor über 30 Jahren gepflanzt, erweist<br />

sich die Mischung aus 70 % Montepulciano und 30 %<br />

Sangiovese als zeitgemäßer Wein, je tiefer sich die Wurzeln<br />

in die sanfte Hügellandschaft an der Adria graben. Die Nähe<br />

zum Meer ist ein weiteres Geheimnis, warum die Rotweine<br />

hier so ganz anders schmecken als ihre Cousins, die aus den<br />

gleichen Trauben etwas westlicher in der Toskana entstehen.<br />

Auch beim Ausbau vertraut man weiterhin auf die großen<br />

tonneaux, in denen sich die gemeinsam gewachsenen Trauben<br />

dann auch im Keller „vermählen“.<br />

Aromatisch gibt dieser über 18 Monate im Holzfass gereifte<br />

Wein einiges her. Er duftet komplex nach Cassis-Likör, schwarzen<br />

Holunderpastillen und getrockneten Pflaumen. Man<br />

spürt die gefühlvolle Vermählung von Holz und Reifedauer<br />

mit bestens ausgereiftem Lesegut. Auch am Gaumen haben<br />

wir es mit einem echten Aromenbündel zu tun. Fleischsaft,<br />

reife Brombeeren, Olivenlake und Schattenmorellen (und<br />

zwar satt!) gleiten über den Gaumen. Die Tannine packen zu,<br />

sind nicht hart, sondern einfach schön fleischig. Durch die<br />

Lücken des Kaffee-dunklen Finish blitzt erneut die Schattenmorelle,<br />

die nur allzu gerne mehr Raum einnähme. Das<br />

wird sie mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren. Denn<br />

was der günstige Preis des „Montetinello“ ein wenig verhüllt,<br />

ist das großartige Alterungspotenzial dieser recht markigen<br />

Cuvée aus den Marken.<br />

Ab sofort bis 2026+. Gerne aus großen Rotweingläsern.<br />

„VIGNA MONTEPRANDONE“<br />

DOC ROSSO PICENO SUPERIORE, 2019<br />

(BIO)<br />

Alte Reben sorgen hier für die aristokratische<br />

Ausstrahlung<br />

MONTEPULCIANO, SANGIOVESE |<br />

IMA010319 | 13,5% VOL. | 19,93 €/L | 14,95 €<br />

IT-BIO-009<br />

Die italienische Region Marken (Marche) findet nicht jeder<br />

auf Anhieb auf der Landkarte. Es handelt sich um eine mittelitalienische<br />

Adriaregion, welche die Städte San Marino<br />

und Ancona einschließt. Ihren Ruf besitzt sie vor allem als<br />

erstklassige Quelle preiswerter Rotweine. Mit dem „Vigna<br />

Monteprandone“, einem Rosso Piceno Superiore, beweist<br />

Saladini Pilastri, dass Sangiovese und Montepulciano auch<br />

abseits der Toskana exzellente Weine hervorbringen können.<br />

Und nicht nur die Distanz zur Hochburg des Sangiovese, der<br />

70 % des Blends stellt, auch der Stil ist deutlich anders als z.<br />

B. im Chianti. Denn man liebt es kantig an der Küste, wo<br />

sich seit Jahrhunderten der Sitz der Grafen Saladini Pilastri<br />

befindet. Der Ausbau erfolgt beispielsweise recht kurz im<br />

Holzfass, dafür teils in neuen Fässern. Trotz seiner aristokratischen<br />

Herkunft will man diesen Rosso Piceno Superiore so<br />

zeigen, wie die Cuvée ursprünglich in den Marken gedacht<br />

war: Als Wein für den täglichen Konsum, das Gegenteil einer<br />

im Keller „gemachten“ Flasche.<br />

Rumtopffrüchte, auch ein Hauch Vanille und asiatische Gewürze<br />

tummeln sich hier in dem wirklich gemütlichen und<br />

einladenden Bouquet. Wie immer bei Saladini Pilastri, zeigen<br />

sich die Rotweine in der Jugend wunderbar zugänglich. Kein<br />

Wein verlässt das Haus, der nicht unmittelbar seine Klasse<br />

zeigt. Hier zählt nur echte Leistung und nicht abstraktes Potenzial!<br />

Am Gaumen begleiten pudrige Tannine die reife und<br />

komplexe Frucht. Getrocknete Pflaumen, Cassis und angenehm<br />

säuerlicher Sauerkirschsaft bilden hier den Dreiklang.<br />

Einem Madiran nicht unähnlich, prägen gerade die bewussten<br />

Kanten und seine erdige Grundierung diesen Rosso in<br />

der Jugend. Süßlichere Ragouts passen hervorragend, und<br />

mit seiner kräftigen Kante ist das auch ein Rotwein für die<br />

Klassiker toskanischer Hausfrauenrezepte. Denn der „Vigna<br />

Monteprandone“ kann ungewöhnlich gut mit der Säure von<br />

Tomatensaucen umgehen!<br />

Ab sofort bis 2027.<br />

60 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Saladini Pilastri<br />

Oktober 2023<br />

61


ITALIEN PIEMONT<br />

MASSOLINO<br />

SERRALUNGA D’ALBA<br />

62 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Massolino: Eines der zehn besten Güter des<br />

Piemonts, dessen konzentrierte Barolo-Weine<br />

gleichwohl mit Finesse und Eleganz betören!<br />

Massolino<br />

„Massolino präsentierte eine herrliche Kollektion von Neuerscheinungen, eine der besten, die ich<br />

in den letzten zwanzig Jahren, in denen ich das Weingut besucht habe, probieren konnte. Nach<br />

den herausforderungsvollen Jahr 2018 meldet sich Massolino mit einer Reihe von Barolos aus dem<br />

Jahrgang 2019 zurück, die durch ihre Purheit und ihren tiefgründigen Ausdruck der Lage beeindrucken.<br />

Nicht zu vergessen der majestätische Barolo Riserva Vigna Rionda von 2017, ein Wein,<br />

der schon bald seinen Platz als einer der besten Barolos einnehmen wird, die hier je gemacht<br />

wurden.“ – Antonio Galloni (Vinous)<br />

Die internationale Weinpresse überschüttet Jahr für<br />

Jahr sämtliche (!) Weine, vom „kleinen” Dolcetto<br />

bis zu den Weltklasse-Baroli, überschwänglich mit<br />

Lob. Völlig zu Recht! Der Barolo, sein Boden, eine Familie,<br />

vier Generationen, 100 Jahre Arbeit und eine große Liebe<br />

zum eigenen Land: Massolino, das bedeutet Innovationen<br />

im Zeichen der Tradition! Die Geschichte von Familie Massolino<br />

und ihrer betörenden Weinen beginnt im Jahr 1896<br />

und ist eng mit der Geschichte des berühmten Städtchens<br />

Serralunga d’Alba im Herzen des Piemonts verbunden. Damals<br />

nämlich gründete der rührige Giovanni Massolino das<br />

Gut. Er war dann auch der Erste, der den elektrischen Strom<br />

und den Dampfdrescher ins Dorf brachte. Dieser unternehmungsfreudige,<br />

kreative Mann zeigte also legte schon damals<br />

die Tugenden an den Tag, welche die sympathische Familie<br />

bis heute auszeichnen: Sie sind für innovative Ideen durchaus<br />

aufgeschlossen, produzieren dennoch mit großer Leidenschaft<br />

und enorm viel Herzblut ihre einer traditionellen<br />

Stilistik verbundenen, inzwischen weltberühmten Kreszenzen.<br />

Diese authentischen Weine bewahren die Typizität der<br />

autochthonen Rebsorten des Piemonts und sind Abbild der<br />

tiefen Verbundenheit ihrer Schöpfer mit der wunderbaren<br />

Landschaft der Langhe.<br />

Mit den legendären Weinbergen Margheria, Parafada und<br />

Vigna Rionda ist Massolino im Besitz von drei der wichtigsten<br />

und berühmtesten Einzellagen in Serralunga: Kalkhaltige<br />

Böden, teilweise mit Anteilen von Sand durchsetzt, bringen<br />

hier langlebige Weine voller Eleganz sowie mit tiefen mineralischen<br />

und würzigen Noten hervor, spektakuläre Qualitäten,<br />

die Liebhaber in aller Welt zu schätzen wissen. In den<br />

unterirdischen Kellern der azienda reifen diese betörenden<br />

Preziosen dann unter optimalen Bedingungen in traditionellen<br />

Holzfässern und gehören schon seit Jahren zu unseren<br />

persönlichen Lieblingsweinen! Warum? Nun, in Massolinos<br />

großen Rotweinen findet sich die Quintessenz der Nebbiolotraube.<br />

Es sind betörende, langlebige Tropfen von unerhörter<br />

Komplexität und Fruchtfülle, von großer Kraft und innerer<br />

Dichte. Und das, gepaart mit einer Feinheit und Eleganz, die<br />

so nur die wenigsten Spitzenweine aus den bedeutendsten<br />

Lagen der Welt aufzuweisen vermögen. Weine großen, individuellen<br />

Charakters und einzigartiger Typizität, Lichtjahre<br />

entfernt von den austauschbaren Keller-Konstrukten internationalen<br />

Langeweiler-Stils. Die Brüder Franco und Roberto,<br />

die heute das Familiengut Massolino leiten, gehören zu<br />

den leisen Stars ihrer traumhaft schönen Region und lassen<br />

stets die Qualitäten ihrer grandiosen Weine sprechen, die in<br />

ihrer traditionellen Stilistik die Seele ihrer unvergleichlichen<br />

Landschaft am Fuße der Berge widerspiegeln.<br />

Liebe Kunden, ist es nicht interessant, dass in nahezu allen<br />

Bereichen unseres Lebens die Moderne als Fortschritt gewertet<br />

wird, die Jagd nach dem vermeintlich Besseren sich<br />

durch sämtliche Bereiche zu ziehen scheint, das Thema Wein<br />

davon allerdings ausgenommen ist? Wir erleben momentan<br />

seitens der jüngsten Winzer-Generation – hierbei handelt<br />

es sich um einen gut ausgebildeten, international weit gereisten<br />

Nachwuchs, der von einem technischen Weinwissen<br />

profitiert, das noch eine Generation zuvor undenkbar gewesen<br />

wäre – eine bewusste Rückkehr zum Ursprünglichen<br />

und Handwerklichen. Und keine Region der Welt verkörpert<br />

dies wohl besser als das Piemont, mit seinen beiden auf<br />

ewig entzweiten Lagern: hier die Traditionalisten, dort die<br />

Modernisten. Heute scheint es so, als suchten wirklich qualitätsbesessene<br />

Winzer die Rückkehr zu echter, gewachsener<br />

Tradition suchen. So etwa Familie Massolino, deren Nebbiolo-Trauben<br />

stets großes Holz aus slawonischer Eiche statt<br />

Barriques sehen. Dafür nehmen die beiden Brüder bewusst in<br />

Kauf, nicht jedem zu gefallen. Was zählt, gerade wenn man in<br />

historischen Kontexten denkt und arbeitet, ist Authentizität.<br />

Und somit schärfen sie seit Generationen ihr Profil.<br />

Oktober 2023<br />

63


ITALIEN PIEMONT<br />

MOSCATO D’ASTI DOCG, BIANCO 2022<br />

Die sehr gut erträgliche Leichtigkeit des Seins – dieser Moscato zelebriert<br />

ein Hoch auf das Leben!<br />

MOSCATO BIANCO<br />

IPI070322 | 5% VOL. | 17,20 €/L | 12,90 €<br />

Neben all den wunderbaren und oft sehr seriösen Rotweinen hat es der Moscato d’Asti in<br />

der Rangliste der Piemonteser Weine schwer, denn er verkörpert ziemlich genau das Gegenteil<br />

von dem, wofür die anderen Rebsorten stehen. Er ist leicht, er ist sprudelnd, er ist mit<br />

einer zarten Süße ausgestattet und statt seriös ist er einfach spielerisch, fast ein wenig hedonistisch.<br />

Wer einen Moscato d’Asti öffnet, muss nicht in der Lage sein, ein Referat über die<br />

besonderen Eigenschaften einer Lage oder die Vor- und Nachteile der Verwendung spezieller<br />

Barriques zu halten, er will einfach nur Freude schenken. Dabei ist es durchaus wissenswert,<br />

wie dieser so leichtfüßig-elegante Wein eigentlich entsteht, vor allem, wie es gelingt, den<br />

Alkoholgehalt so niedrig zu halten und gleichzeitig diese feine Sprudeligkeit hinein zu zaubern.<br />

Beginnen wir von vorne: Die Reben für diesen Moscato d’Asti wachsen auf kalkhaltigen<br />

Böden rund um Serralunga. Im Keller wird der Muskatellermost massiv herunterkühlt und<br />

dann in Drucktanks vergoren. Bei der Umwandlung von Zucker in Alkohol entsteht – genau<br />

wie bei der Herstellung von Champagner – Kohlensäure, die für das leichte Mousseux im<br />

Wein sorgt. Diese recht aufwändige Art der Produktion unterscheidet sich von industriell<br />

hergestellten Moscati, bei denen die Kohlensäure in die in Tanks gelagerten Weine gepresst<br />

wird – ein wenig wie beim Mineralwasser. Der mit viel handwerklichem Geschick und großer<br />

Sorgfalt vinifizierte Moscato d’Asti vom Toperzeuger Massolino duftet wunderbar frisch und<br />

aromatisch nach Heublumen, Muskatnuss, Minze, Orangenschale, Pfirsichblüte, ein Hauch<br />

Salbei ist ebenfalls dabei. Das ist herrlich frisch und appetitlich. Am Gaumen belebt das feine<br />

Mousseux. Die Säure ist wohl dosiert und perfekt integriert, die Süße herrlich schmelzend,<br />

Muskatnuss zeigt sich, süße Mandarine, aber auch reife Birne. Das ist balanciert, delikat und<br />

wunderbar griffig, ohne jede Schwere, aber mit der notwendigen Tiefe, um nicht langweilig<br />

zu sein. Das ist ein herrlicher Abschluss eines genussvollen Essens und ein perfekter Aperitif<br />

– und das mit federleichten fünf Volumenprozent. Es darf nachgeschenkt werden!<br />

Frische ist Trumpf, daher ab sofort und bis zum neuen Jahrgang.<br />

LANGHE CHARDONNAY DOC, BIANCO 2021<br />

Massolinos Charmeur! Ein Chardonnay mit Kraft und Eleganz.<br />

CHARDONNAY<br />

IPI071021 | 14,5% VOL. | 24,93 €/L | 18,70 €<br />

Der Chardonnay, mit 200.000 gepflanzten Hektar eine der weltweit erfolgreichsten weißen<br />

Edelreben, ist schon seit Jahrhunderten in der Langhe beheimatet. Schließlich gehörte das Piemont<br />

lange zu Savoyen und von dort kamen viele französische Rebsorten in die Region. Durchgesetzt<br />

haben sich gegenüber den hervorragenden autochthonen Sorten nur sehr wenige. Der<br />

Chardonnay allerdings gehört dazu. Nicht zuletzt, weil er sich auf den lehmig kalkmergeligen<br />

Böden sehr wohlfühlt. Der Chardonnay von Massolino stammt aus einer mehr als 30 Jahre alten,<br />

4,2 Hektar umfassenden Lage auf 330 Metern Seehöhe. Nach der Handlese wurden die Trauben<br />

entrappt und teils im Edelstahl, teils im Zement und teils im Holz vergoren und ausgebaut.<br />

Rund zwölf Monate lag der Chardonnay auf der Vollhefe, bevor er abgezogen und gefüllt wurde.<br />

Für Franco Massolino soll der „Chardonnay“ die Riege der körperreichen Rotweine ergänzen<br />

und das schafft er mit einer Mischung aus Kraft und Eleganz. Man sieht dem Chardonnay schon<br />

beim Eingießen an, dass da Potential und Tiefe vorhanden ist; so goldgelb leuchtet er im Glas.<br />

Im Duft wirkt er voll und cremig, jedoch ebenso frisch und lebendig. Pochierte gelbe Birnen<br />

und Äpfel findet man hier ebenso wie reifen weißen Pfirsich und Lemoncurd, Mandelblüten<br />

und ein wenig herbe Zitronenschale und zerstoßenen Kalk. Am Gaumen ist der „Lange Chardonnay“<br />

ein wunderbarer Verführer mit seiner seidigen Textur, der reifen, weißfleischigen<br />

Frucht und seiner Fülle. Die Wärme der Frucht wird hier kongenial von Extrakt, einer lebendigen<br />

Säure und untergründigen Mineralität begleitet, die im Finale eine feine Salzigkeit hervorbringt.<br />

Für uns ist das nicht zuletzt ein hervorragender Essensbegleiter zu Fisch und Geflügel<br />

mit cremigen Saucen oder zum Beispiel zu Kürbisrisotto mit Gorgonzola und Salbei.<br />

Ab jetzt und sicher bis 2028 und länger zu genießen.<br />

64 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


DOLCETTO D’ALBA DOC, ROSSO 2022<br />

Massolinos Dolcetto bietet zupackend-authentischen<br />

Rotwein-Genuss aus dem Piemont<br />

Massolino<br />

DOLCETTO<br />

IPI070922 | 14% VOL. | 16,80 €/L | 12,60 €<br />

Um gleich am Anfang mit einem nicht seltenen Missverständnis aufzuräumen: Der Dolcetto<br />

d’Alba ist kein Süßwein. Zwar heißt die Traubensorte übersetzt „der kleine Süße“, es könnte<br />

aber gut sein, dass diese Bezeichnung aus dem piemonteser Dialekt stammt und darauf hinweist,<br />

dass die früh reifenden Dolcetto-Trauben auf der Rückseite der Hügel angebaut wurden,<br />

um die Toplagen dem anspruchsvolleren Nebbiolo, dem unbestrittenen Star im Piemont, zu<br />

gewähren. Der Dolcetto, um den Gedanken weiterzuführen, ist aber nicht nur nicht süß, er verfügt<br />

im Gegenteil über eine lebhafte Säure sowie einen markanten grip. Eigenschaften, die dazu<br />

beigetragen haben, dass manche behaupten, diese vor allem im Piemont angebaute Rebsorte sei<br />

rustikal. Wir finden das nicht, sondern freuen uns sehr über seine direkte, herzhafte Art, die in<br />

dazu prädestiniert, würzigere Speisen zu begleiten. Der 2022er-Dolcetto von Massolino – das<br />

Gut kultiviert diese Sorte seit über 120 Jahren – wächst auf den kalkhaltigen Böden rund um das<br />

gut 400 Meter hoch gelegene Serralunga d’Alba, wo das Gut beheimatet ist. Die Maischestandzeit<br />

liegt bei gut einer Woche, die Vergärung findet in temperaturgesteuerten Edelstahlfässern<br />

statt, wo sich der Wein vor der Füllung noch etwas ausruhen darf. Holz ist nicht im Spiel. Der<br />

satt rote, mit ganz zart violetten Schlieren versehene Wein duftet herrlich frisch nach würziger<br />

Kirsche, Schlehe ist dabei, dazu gequetschte rote Johannisbeere sowie ein Hauch Minze: unglaublich<br />

animierend! Am Gaumen hat diese frische, für einen Rotwein so einmalige Säure<br />

ihren Auftritt. Der Dolcetto ist herrlich zupackend, die feine Gerbstoff-Struktur passt perfekt,<br />

rote Früchte (wieder Kirsche!) entfalten sich, das hat schon fast etwa Zitrisches, so lebendig ist<br />

das, wow. Dazu ein Teller mit Antipasti, eine würzige Wurst oder herzhafte Pasta, und das kleine<br />

Glück ist perfekt – zu einem hochinteressanten Preis für einen Wein von einem Toperzeuger!<br />

Ab sofort und bis 2027.<br />

BARBERA D’ALBA DOC, ROSSO 2022<br />

Ein Spaßmacher mit Tiefe und Dynamik von einem Topweingut aus dem<br />

Piemont –Barbera, wie er sein soll!<br />

BARBERA<br />

IPI070122 | 14% VOL. | 20,66 €/L | 15,50 €<br />

Massolino steht für große Tradition im Piemont und für das Pflegen alter Werte. Das Weingut<br />

hat eine über einhundertjährige Geschichte und ist stolz auf die handwerkliche Art der Weinbereitung<br />

– wir lieben Massolino dafür. Und nicht nur wir, sondern auch viele internationale<br />

Weinkritiker, die das in Serralunga d’Alba beheimatete Gut regelmäßig mit Lob überschütten.<br />

Tradition bedeutet bei Massolino auch, die klassischen autochthonen Rebsorten des Piemont<br />

zu pflegen und sorgfältig zu keltern. Das gilt für den von uns hoch geschätzten, weil extrem knackigen<br />

Dolcetto d’Alba und es gilt für den fantastischen Barbera d’Alba, eine Rebsorte, die sie<br />

vor Ort im Piemont innig lieben, auch weil diese Weine einfach fantastische Speisenbegleiter<br />

sind. Die ertragsreduzierten Reben für diesen Barbera d’Alba wachsen auf von Kalk geprägten<br />

Böden mit sandigen Anteilen. Als traditionsbewusstes Haus verzichten sie bei Massolino beim<br />

Ausbau des Barbera bewusst auf kleine Holzfässer, stattdessen setzen sie auf Edelstahl. Eine<br />

gute Entscheidung, wie wir finden, denn dadurch wird die Frucht noch eine Spur polierter<br />

und reiner, was ganz wunderbar ist. Der tiefrote Wein zeigt am Rand ein paar lila Reflexe, in<br />

der Nase versammelt sich der Duft von reifen roten und dunklen Früchten, Kirsche ist dabei,<br />

etwas Zwetschge, aber auch Schlehe, Heidelbeere und schwarze Johannisbeere, dazu eine schöne<br />

Würze sowie eine verführerische Wärme. Am Gaumen dann diese für Barbara so typische<br />

Kombination aus Frische, seidigen Gerbstoffen und einer wunderbaren Fruchtfülle, aus der<br />

Kirsche und Zwetschge herausragen, alles perfekt griffig und zugänglich. Wenn das Wort bei<br />

einigen nicht auf dem Index stehen würde, müsste man schlicht sagen: Der Wein ist einfach ungemein<br />

lecker! Aber ohne eine Spur Banalität, sondern ausgestattet mit der notwendigen Tiefe<br />

und Dynamik, um selbst kräftige Fleischgerichte perfekt zu begleiten und natürlich solo eine<br />

exzellente Figur zu machen. Dieser Barbera ist ein wunderbar authentischer Spaßmacher und<br />

eine maximale Kaufempfehlung.<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

Oktober 2023<br />

65


ITALIEN PIEMONT<br />

„GISEP“ DOC BARBERA D’ALBA,<br />

ROSSO 2021<br />

Top-Cuvée zum Verlieben – in Andenken an ihren<br />

Großvater hat Familie Massolino ein seidiges<br />

Meisterwerk gekeltert!<br />

BARBERA<br />

IPI071121 | 14,5% VOL. | 41,33 €/L | 31,00 €<br />

Die Barbera ist im Piemont gemeinhin so etwas wie die Brotund<br />

Butterrebsorte. Wobei wir uns gar nicht sicher sind ob<br />

es nicht besser wäre, den Satz in der Vergangenheitsform zu<br />

schreiben. Denn spätestens seit in den 1980er und 1990er<br />

Jahren ein gewisser Giacomo Bologna – der in seinem roten<br />

Ferrari wirklich ein großartiges Bild abgegeben hat – gezeigt<br />

hat, was mit dieser Rebsorte möglich ist, wenn man sie eben<br />

nicht dazu nutzt, möglichst hohe Erträge zu erzielen, wird<br />

der Barbera hinreichend gewürdigt. Zum Glück! So keltern<br />

beispielsweise die Traditionalisten und Qualitätsfanatiker<br />

aus der Familie Massolino einen generischen Barbera d´Asti,<br />

den wir nur aller wärmstens empfehlen können. Was ein großer<br />

Spaßmacher zu einem super attraktiven Kurs! Aber weil<br />

genug eben nie genügt, vinifizieren sie auch noch eine Variante<br />

für das Regal oben drüber, den „Gisep“, eine Hommage<br />

an Großvater Guiseppe Massolino, der das Weingut entscheidend<br />

vorangebracht hat. Die Trauben für das Top-Cuvée,<br />

das nur in sehr guten Jahren gekeltert wird, stammen aus<br />

den besten Parzellen unterschiedlicher Lagen, das Terroir ist<br />

generell von Kalk geprägt. Die Erträge sind niedrig, gelesen<br />

wird von Hand. Der Most wird in großen Eichenholzfässern<br />

bei etwa 30 °C vergoren, also mit verhaltener Temperaturkontrolle.<br />

Danach findet die Reifung teilweise in großen<br />

Eichenholzfässern aus slawonischer Eiche statt, aber auch in<br />

Barriques. Bieten Prestige-Cuvées in vielen Fällen mehr Power<br />

als die Standard-Variante, so ist das hier nicht zwingend<br />

der Fall. „Gisep“ ist eher auf Finesse hin vinifiziert, auf Präzision,<br />

auf Eleganz – eine wunderbare Stilübung, die das enorme<br />

Potenzial vom Barbera noch einmal unterstreicht. Der<br />

Wein duftet nach reifer Sauerkirsche, Schlehe und knackiger<br />

Brombeere, dazu kommt eine erstaunliche minzige Frische<br />

sowie nach Belüftung etwas Leder. Am Gaumen dann wunderbar<br />

schmelzende Gerbstoffe, von einer seidigen Qualität,<br />

die man von einem Barbera kaum erwartet, sehr fein und delikat.<br />

Eine perfekt integrierte Säure sorgt für Zug, dann entfaltet<br />

sich eine prächtige, von Würze getragene aromatische<br />

Tiefe mit reifen, roten Früchten. Alles griffig und poliert und<br />

überhaupt nicht schwer. Das ist ein unglaublich tiefsinniger<br />

Barbera, der dabei wunderbar trinkig ist. Ein großer Erfolg!<br />

Ab sofort (wer wollte hier warten?) bis 2033.<br />

LANGHE NEBBIOLO DOC, ROSSO 2021<br />

Wunderbar würzig-eleganter Nebbiolo-Genuss –<br />

ein Meisterwerk!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070221 | 14,5% VOL. | 26,13 €/L | 19,60 €<br />

Nebbiolo ist der unangefochtene Herrscher im Piemont,<br />

die Rebsorte glänzt durch eine unfassbar geniale Kombination<br />

aus Finesse und Wucht, aus fein ziselierten Aromen und<br />

schierem Druck. Ihre Heimat hat die kapriziöse Rebsorte im<br />

Piemont, wo sie auf kalkhaltigen Böden ihr perfektes Habitat<br />

vorfindet – außerhalb der magischen norditalienischen Region<br />

ist der Nebbiolo kaum verbreitet. Wobei die besonderen<br />

Piemonteser Lagen im Barolo- und im Barbaresco-Gebiet<br />

noch einmal durch besondere Komplexität glänzen. Freilich<br />

haben Weine mit diesen noblen Ursprungsbezeichnungen einen<br />

nicht zu kleinen Nachteil: Sie benötigen teilweise etliche<br />

Jahre – bei manchen Barolo-Spezialitäten kann es leicht mal<br />

über ein Jahrzehnt dauern – bis sie ihre Topform erreicht haben.<br />

Und für diese fantastischen Weine werden teilweise auch<br />

fantastische Preise aufgerufen. Wobei wir an dieser Stelle auf<br />

den wirklich extrem fair kalkulierten Barbaresco des Traditionsweinguts<br />

Massolino aus Serralunga d’Alba hinweisen<br />

möchten, genau wie auf den Basis-Barolo aus dem gleichen<br />

Haus. Beides sind Musterbeispiele für die Region zu noch erschwinglichen<br />

Tarifen und absolute Muss-Käufe, wenn man<br />

das Piemont liebt. Wer abseits dieser Empfehlungen schnell<br />

zugänglichen, aber dennoch großartigen, komplexen und bezahlbaren<br />

Nebbiolo-Genuss sucht, der findet in Massolinos<br />

Langhe Nebbiolo den optimalen Wein. Die auf kalkhaltigem<br />

Boden in exzellenten Lagen gewachsenen Trauben werden<br />

schonend extrahiert, der Ausbau erfolgt in großen Eichenholzfässern,<br />

kein Barrique-Ton soll den delikaten Nebbiolo-<br />

Ausdruck trüben. Der Wein leuchtet wunderbar Kirschrot im<br />

Glas, im Duft zeigt sich eine wunderbar würzige Mischung<br />

aus Schattenmorelle, Zwetschge, Schlehe, zarter Himbeere,<br />

eine Spur Veilchen ist dabei sowie etwas heller Tabak. Am<br />

Gaumen rollt eine perfekt dosierte Welle mit packenden, geschliffenen<br />

Gerbstoffen an, dazu eine lebendige Säure und<br />

ganz viel saftige Sauerkirsche, aber auch schwarze Johannisbeere<br />

sowie etwas Graphit, richtig schön dicht, fein, komplex<br />

und ungemein aromatisch. Das geht schon klar in Richtung<br />

Barolo und Barbaresco, ist aber bereits deutlich zugänglicher<br />

als es ein junger Wein aus diesen Gebieten wäre. Der Nebbiolo<br />

aus der Langhe macht bereits jetzt ungemein viel Spaß<br />

und wird noch weiter zulegen. Das ist die perfekte Begleitung<br />

zu einem kräftigen Pasta-Gericht. Und vor einer bistecca fiorentina<br />

fürchtet sich dieser großartige Nebbiolo auch nicht!<br />

Ab sofort und bis 2030.<br />

66 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


94 PUNKTE<br />

Vinous<br />

Massolino<br />

93 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

BARBARESCO DOCG, ROSSO 2020<br />

Tiefgründig-eleganter Barbaresco mit Eleganz<br />

und Wucht – ein fantastischer Weinwert!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI071220 | 14% VOL. | 46,66 €/L | 35,00 €<br />

Im Piemont – und generell in Italien, auch wenn man sich<br />

das nicht so vorstellen kann angesichts des ganzen dolce<br />

vita – nehmen sie es mit Vorschriften sehr genau. Die italienische<br />

Bürokratie ist mindestens so gefürchtet wie die<br />

Abwehr von Juventus Turin. Diese administrative Sorgfalt<br />

macht beim Weinbau, einem wichtigen Wirtschaftszweig in<br />

Italien, natürlich nicht Halt. Und weil das so ist, musste sich<br />

das großartige Weingut Massolino extra einen kleinen Keller<br />

besorgen, um ein lange gehegtes Lieblingsprojekt realisieren<br />

zu können – einen Barbaresco auszubauen, sozusagen als Ergänzung<br />

zu den großartigen Barolo-Weinen, die sie bereits<br />

vinifizieren. Um den Namen Barbaresco tragen zu dürfen,<br />

müssen die Reben aber nicht nur – was ja selbstverständlich<br />

ist – in bestimmten Lagen wachsen, der Wein darf auch<br />

nur innerhalb des Barbaresco-Gebiets ausgebaut werden.<br />

Aber was macht man nicht alles, um einen Traum wahr<br />

werden zu lassen! 2019 war es dann soweit, mit dem 2020er<br />

dürfen wir nun den zweiten Jahrgang genießen. Weinfreunde<br />

kann das besondere Engagement natürlich nur hochgradig<br />

erfreuen, da Massolino nicht nur für eine traditionelle<br />

Art der Weinbereitung, sondern auch für exzellente Qualität<br />

steht – und das zu einem absolut fairen Kurs. Das gilt<br />

ganz besonders für diesen wirklich großartigen Barbaresco,<br />

der sein Geld mehr als wert ist und den wir allen sehr an<br />

Herz legen, die in die magische Welt dieser fantastischen,<br />

ungemein vielschichtigen Weine eintreten wollen. Massolino<br />

kultiviert die Nebbiolo-Trauben für den Barbaresco auf etwa<br />

vier Hektar in der Nähe von Neive, die Reben sind etwa 40<br />

Jahre alt, der Boden ist von Kalk geprägt. Der Wein leuchtet<br />

in einem klaren Kirschrot im Glas, Nebbiolo ist eigentlich<br />

nicht tiefdunkel. Der in großen Eichenholzfässern ausgebaute<br />

Wein duftet wunderbar würzig-tiefgründig nach Kirsche,<br />

Zwetschge, Schlehe und Hagebutte, aber auch etwas Rosenblatt<br />

ist dabei, genau wie Kräuter des Südens, alles hoch delikat<br />

verwoben und komplex, das ist ein großer Spaß. Am<br />

Gaumen dann perfekt geschliffene Gerbstoffe, hochfein, unterlegt<br />

mit präziser, reifer Säure und umgeben von roten und<br />

dunklen Früchten, unglaublich balanciert und elegant, aber<br />

doch mit unheimlich viel Wucht, Dynamik und Länge – das<br />

können nur große Burgunder oder eben große Weine aus der<br />

Nebbiolo-Traube wie dieser Barbaresco. Wir können Massolino<br />

nur für ihre Anstrengungen danken und ihnen zurufen:<br />

Die Mühe hat sich gelohnt. Das ist ein fantastischer Wein zu<br />

einem für diese Qualität sehr günstigen Kurs.<br />

Ideal ab 2024–2025, dann bis sicherlich 2035 und darüber hinaus.<br />

Oktober 2023<br />

67


ITALIEN PIEMONT<br />

„ALBESANI“<br />

BARBARESCO DOCG, ROSSO 2020<br />

Ein großartiger Cru-Barbaresco mit atemberaubender<br />

Eleganz und immenser Kraft – ein Erlebnis<br />

NEBBIOLO<br />

IPI071320 | 14,5% VOL. | 96,00 €/L | 72,00 €<br />

IPI071320M | MAGNUM | 14,5% VOL. | 101,33 €/L | 152,00 €<br />

96 PUNKTE<br />

Decanter<br />

96 PUNKTE<br />

Vinous<br />

BAROLO DOCG, ROSSO 2019<br />

Kraft und Eleganz vereint in einem<br />

tiefgründig-genialen Barolo!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070419 | 14% VOL. | 50,66 €/L | 38,00 €<br />

IPI070419M | MAGNUM | 14% VOL. | 53,86 €/L | 80,80 €<br />

Der Barolo wird oft als König der Weine und als Wein der<br />

Könige bezeichnet – die Herrscher in Savoyen hatte eine große<br />

Leidenschaft für diese feinen Tropfen. Diese Bezeichnung<br />

klingt mitunter etwas hochtrabend und elitär angesichts der<br />

vielen anderen exzellenten Weine, die uns die Welt so beschert.<br />

Aber jedes Mal, wenn wir einen wirklich guten Barolo<br />

im Glas haben, kommt bei uns ein zarter Gedanke auf:<br />

Vielleicht ist der Barolo ja doch der uneingeschränkte Herrscher<br />

der Rotweinwelt? Allein schon, weil es ihm gelingt, so<br />

viele Welten zu vereinen und dennoch einmalig zu bleiben –<br />

dafür sorgt schon das sehr individuelle Geschmacksprofil der<br />

anspruchsvollen Nebbiolo-Traube. Exzellenter Barolo – und<br />

das ist der von Massolino zu einhundert Prozent – gefällt<br />

Burgunderfreunden, weil er so wunderbar elegant und geschliffen<br />

ist. Er stellt aber auch Powerfans absolut zufrieden,<br />

weil er über einen so wunderbar festen Kern und so viel Zug<br />

und Druck verfügt. Das alles zusammen hat dann schon etwas<br />

ziemlich Königliches, wie wir finden. Die Trauben für<br />

diesen genialen Basis-Barolo von Massolino wachsen rund<br />

um Serralunga auf kalkhaltigem Terroir auf etwa 350 Me-<br />

ders wichtig – die Reben sind hier im Schnitt 50 Jahre alt.<br />

Der Ausbau erfolgt in großen slawonischen Eichenfässern,<br />

also kein Einsatz von Barrique, die Betonung liegt auf dem<br />

Ausdruck der Nebbiolo-Traube und des Terroir. Der noch<br />

sehr junge Weine – bitte ein bis zwei Stunden vorher dekantieren,<br />

wenn man einfach nicht widerstehen kann und<br />

schon mal eine Flasche genießen möchte – duftet wunderbar<br />

würzig nach roten Früchten, Kirsche und Pflaume sind dabei,<br />

aber auch viele Kräuter sowie eine Spur Rosenblatt. Alles<br />

ultrafein und geschliffen mit mineralischer Grundierung.<br />

Am Gaumen dann mit ganz viel kultivierter Kraft, lebendige<br />

Säure sorgt für fantastische Frische, dazu diese dichten,<br />

ziselierten Gerbstoffe, die auf einer Welle würziger, roter<br />

Frucht segeln. Die Dynamik ist beeindruckend, aber überhaupt<br />

nicht beschwerend, das ist maximal burgundisch. Wer<br />

die großen Weine von der Côte d´Or liebt, wird von diesem<br />

berauschenden Barbaresco nicht mehr loskommen. Und obwohl<br />

der Wein kein originäres Schnäppchen ist – verglichen<br />

mit Burgunderkursen ist das ein großartiges Angebot.<br />

Ab sofort (dann allerding unbedingt belüften), ab 2026 für mindestens<br />

zwei Jahrzehnte wohl ideal.<br />

94 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

Wine Advocate<br />

Erst seit 2019 kommen wir in den Genuss von Barbaresco<br />

aus dem fantastischen Hause der Familie Massolino. Davor<br />

haben sich die großen Traditionalisten auf ihre Spezialität<br />

konzentriert: die Erzeugung von exquisitem Barolo sowie<br />

klassischer Piemonteser Rebsorten wie dem Barbera. Aber<br />

mit den Jahren wuchs der Wunsch, auch einen Barbaresco zu<br />

vinifizieren. Barbaresco verfügt in der Regel zwar nicht ganz<br />

über die Wucht und immense Dynamik eines Barolo, aber er<br />

bietet in seinem besten Ausdruck – und darüber sprechen<br />

wir hier – eine bezaubernde Eleganz, die auch Burgunderfans<br />

restlos begeistert. Aber dazu kommen wir gleich noch. Als<br />

sich für die Familie Massolino vor einigen Jahren die Gelegenheit<br />

bot, ein paar Hektar außergewöhnlich gutes, mit alten<br />

Rebstöcken bestocktes Barbaresco-Terroir zu erwerben,<br />

siegte die Leidenschaft über den spitzen Bleistift des Controllers.<br />

Schließlich musste auch Kellergebäude innerhalb des<br />

Barbaresco-Gebiets besorgt werden, so will es die zuweilen<br />

recht sperrige italienische Administration. Aber, was sollen<br />

wir sagen: Die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Das gilt bereits<br />

für den einfachen Barbaresco ohne Lagenbezeichnung,<br />

aber um so mehr für das qualitative Zentrum, die mit 0,4<br />

Hektar wirklich kleine Lage „Albesani“. Auf gut 230 Meter<br />

gelegen, ist der Boden von Kalk geprägt und – das ist besontern<br />

Höhe. Nach der Handlese werden die Trauben bei etwa<br />

30 °C in Holzbottichen vergoren und später in slawonischen<br />

Eichenholzfässern ausgebaut. Auf Barriques verzichten sie<br />

bei Massolino, um den reinen Nebbiolo-Barolo-Charakter<br />

maximal zu erhalten. Der Wein leuchtet in mittlerem Rot,<br />

an den Rändern gibt es ein paar feine ziegelrote Reflexe. Im<br />

Duft entfaltet sich sehr würzige Kirsche, Zwetschge, etwas<br />

Holunder, aber auch ein Hauch Rose sowie Zimt und Nelke<br />

kommen dazu, das ist sehr würzig, vielschichtig und komplex,<br />

ein Genuss. Am Gaumen dann dieser enorme Zug mit<br />

druckvollen, aber fein ziselierten Gerbstoffen, ganz satt, aber<br />

gar nicht schwer, diese Kombination kann nur die Nebbiolo-Traube<br />

– und manchmal der Pinot Noir. Dazu sorgt eine<br />

fantastische Säure für Frische, rote Früchte entwickeln sich<br />

nach und nach, dazu eine ganz subtile, elegante Würze, alles<br />

dicht gewoben und voll Saft. Bereits in seiner Jugend ist das<br />

ein ganz großer Spaß zu ein paar geschmorten Lammhaxen<br />

oder einem Steak. Und wer die nötige Geduld hat, wird in<br />

zehn Jahren mit noch mehr Zauber belohnt – durchhalten ist<br />

allerdings gar nicht einfach! Zumal man angesichts der fairen<br />

Kalkulation für diesen wunderbaren Barolo nicht verarmt,<br />

wenn man im Keller zugreift.<br />

Ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2026 bis nach 2036.<br />

68 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Massolino<br />

„MARGHERIA“ DOCG BAROLO, ROSSO 2019<br />

Ein wunderbar elegant-mineralischer Barolo aus einer<br />

sagenumwobenen Lage – der „Margheria“ ist ein großer<br />

Genuss<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070519 | 14,5% VOL. | 100,00 €/L | 75,00 €<br />

IPI070519M | MAGNUM | 14,5% VOL. | 106,00 €/L | 159,00 €<br />

96 PUNKTE<br />

Vinous<br />

Wie viele Winzerfamilien haben sie auch bei Massolino zu ihren Toplagen<br />

ganz spezielle Beziehungen. In der Regel sind die Crus recht klein und<br />

werden oft seit Jahrzehnten bewirtschaftet. Man weiß also um die Eigenarten,<br />

die Stärken und Schwächen der Rebstücke, sie werden mehr oder<br />

weniger zu Familienmitgliedern. Zu „Margheria“ pflegen die Massolinos<br />

jedoch eine ganz besonders enge Beziehung. Das hat sicherlich damit zu<br />

tun, dass sie die Lage bereits seit etwa 70 Jahren besitzen. Sie habe – so<br />

meinen die sympathischen Winzer aus Serralunga – eine geradezu „historische"<br />

Bedeutung für das Weingut. Das hänge auch damit zusammen,<br />

dass die Weine aus dieser 1,5 Hektar großen Lage stets perfekte Beispiele<br />

für die Vereinigung von Mineralität und Eleganz seien. Zwei Eigenschaften,<br />

die sie bei Massolino sehr hoch schätzen – weshalb wir die Traditionalisten<br />

und Qualitätsfanatiker wiederum sehr schätzen! Im Vergleich zu<br />

anderen Top-Crus der Familie findet sich im 280 Meter hoch gelegenen<br />

„Margheria“-Weinberg ein etwas ausgeprägterer Anteil an Sand. Dieser<br />

sorgt – im Gegensatz beispielsweise zum sonst eher anzutreffenden Lehm<br />

– für eine Extraportion Eleganz. Die von Hand gelesenen Trauben der im<br />

Schnitt etwa 40 Jahre alten Reben werden in großen Holzfässern bei etwa<br />

30 Grad Celsius vergoren, also mit gezügelter Temperaturkontrolle. Bei<br />

der anschließenden Reifung wird komplett auf Barriques verzichtet, sie<br />

würden den reinen Ausdrucks des Terroir und der fantastischen Nebbiolo-Trauben<br />

zu sehr beeinflussen. Stattdessen lagert der junge Wein etwa<br />

zweieinhalb Jahre in großen slawonischen Eichenfässern und dann noch<br />

einmal ein Jahr auf der Flasche, bevor er freigegeben wird. Der „Margheria“<br />

ist – typisch Nebbiolo – von einem etwas helleren, leicht transparenten<br />

Kirschrot. Im Duft dann unheimlich viel delikate Würze, süße<br />

Kirsche, etwas Pflaume, Rosenblatt, aber auch Minze, eine Spur Lakritz,<br />

heller Tabak sowie Graphit – aber vor allem eine wunderbare Kalkmineralität.<br />

Am Gaumen sind die extrem dicht gewobenen Gerbstoffe herrlich<br />

kraftvoll und geschliffen, die Säure ist präsent und verleiht dem Wein eine<br />

herrliche Frische. Nach und nach entfalten sich rote Früchte mit Schlehe<br />

und Kirsche, dazu prägnante Kräuterwürze und ganz viel mineralischer<br />

Zug, am Schluss noch ein Hauch Schokolade. Das ist die Synthese aus satter,<br />

tiefer Mineralität, Kraft und Eleganz. Ein Beispiel für einen perfekten<br />

Barolo – der in seiner feinsinnigen Art auch Burgunderfans begeistern<br />

wird. Großer Stoff!<br />

Ideal wohl ab 2027 (davor sollte man zur Karaffe greifen) und dann sicherlich<br />

auch noch weitere 20 Jahre.<br />

Oktober 2023<br />

69


ITALIEN PIEMONT<br />

„PARAFADA“<br />

DOCG BAROLO, ROSSO 2019<br />

Die Referenz für einen exzellenten Barolo aus Serralunga<br />

– der „Parafada“ ist ein Meisterwerk!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070719 | 14,5% VOL. | 100,00 €/L | 75,00 €<br />

Wenn man einen Barolo „Parafada"<br />

97+ PUNKTE<br />

von Massolino im Glas hat, liegt die<br />

Robert Parker Messlatte automatisch sehr hoch. Das<br />

hängt nicht nur damit zusammen, dass<br />

96 PUNKTE die Weine stets exzellente Qualität liefern,<br />

sondern auch, weil sie in der Fa-<br />

Vinous<br />

milie Massolino der Meinung sind, die<br />

etwa 1,2 Hektar große Lage bilde den Geist der Rebberge um<br />

Serralunga am besten ab. Das heißt: Es gilt, große Kraft mit<br />

sublimer Finesse, erstaunlicher Frische und enormer Lagerfähigkeit<br />

zu vereinen. Das ist mal ein Anspruch! Aber gut,<br />

so bescheiden diese sympathische Familie auch ist – sie wissen<br />

schon um den Wert ihrer außergewöhnlich guten Lagen<br />

und um ihre eigene Fähigkeit, diese in Weine zu übersetzen,<br />

die zu den spektakulärsten im Piemont gehören. Und – das<br />

kann man ohne Übertreibung sagen – die sich auf Weltklasse-Niveau<br />

bewegen. Dabei muss man sich bewusst machen,<br />

dass wir es bei Barolo und Barbaresco mit extrem raren Weinen<br />

aus einer Rebsorte zu tun haben, die nirgendwo auf dem<br />

Globus nur annähernd so gut gedeiht wie im Norden Italiens,<br />

in diesem unglaublich schönen Landstrich. Das nun mit<br />

reichlich Vorschusslorbeeren versehene Cru „Parafada" liegt<br />

auf etwa 330 Metern Höhe, der Boden ist von Kalkstein geprägt.<br />

Ganz wichtig ist, dass die nach Süden ausgerichteten<br />

Reben hier im Schnitt stolze 60 Jahre alt sind, was den mineralischen<br />

Ausdruck sehr fördert, zumal die Erträge gering<br />

sind. Dieser Lagen-Barolo wurde bei einer Temperatur von<br />

etwa 30 Grad Celsius vergoren, also mit verhaltener Temperaturkontrolle.<br />

Der weitere Ausbau erfolgte über etwa zweieinhalb<br />

Jahre in großen Fässern aus slawonischer Eiche, also<br />

wie so oft bei Massolino kein Einsatz von Barrique – man<br />

kann es nur wiederholen: Die Familie hält die Tradition sehr<br />

hoch und beweist, wie groß klassisch erzeugte Weine aus<br />

dem Piemont sein können. Anschließend reift der „Parafada“<br />

noch ein Jahr auf der Flasche, bevor er in den Handel<br />

kommt. Typisch für aus Nebbiolo-Trauben gekelterte Weine<br />

ist die Farbe eher ein helles Kirschrot. Im Duft ist dann alles<br />

von einer feinen Würze umgeben, im Zentrum ergänzen sich<br />

Kirsche, Schlehe, Veilchen, Nelke, weißer Pfeffer und subtile<br />

Kalkmineralität, nach Belüftung kommt etwas Thymian<br />

dazu, das ist extrem vielschichtig, komplex und herrlich fein<br />

ziseliert. Am Gaumen dann geschliffene, aber extrem dichte<br />

Gerbstoffe. Der Wein entwickelt immensen Druck am Gaumen,<br />

da sind Massen an Muskeln, die perfekt definiert sind,<br />

so bleibt alles frisch. Was für eine unglaubliche Kombination:<br />

So viel Kraft, so eine hohe innere Spannung und dennoch<br />

eine so unheimlich transparente Aromatik mit Würze, reifen<br />

Früchten und betörender Mineralik. Das ist ein großer Wurf<br />

und ein traumhafter Wein!<br />

„PARUSSI“ DOCG BAROLO, ROSSO 2019<br />

Kraft und Struktur vereinen sich mit geschliffenen<br />

Gerbstoffen und sublimer Eleganz – das ist große<br />

Barolo-Kunst!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070619 | 14,5% VOL. | 100,00 €/L | 75,00 €<br />

IPI070619M | MAGNUM | 14,5% VOL. | 106,00 €/L | 159,00 €<br />

In ihrem unablässigen Streben nach<br />

Qualität und maximalem Terroir-<br />

Ausdruck hält die Familie Massolino<br />

stets Ausschau nach interessanten<br />

Lagen, um das ohnehin schon großartige<br />

Terroir-Portfolio weiter sinnvoll<br />

zu ergänzen. Als sich deshalb die<br />

97 PUNKTE<br />

Vinous<br />

95 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

Gelegenheit bot, das Cru „Parussi“ in Castiglione Falletto zu<br />

erwerben, griffen die Weintraditionalisten beherzt zu – und<br />

verließen damit das heimische Serralunga, um ihre Kunst<br />

künftig auch in neuen Gefilden zu praktizieren. Gerade weil<br />

die Nebbiolo-Traube so außerordentlich sensibel auf Lagenunterschiede<br />

reagiert, ist es so spannend so sehen, wie sich<br />

die einzelnen Crus voneinander unterscheiden. Und „Parussi“<br />

ist – daran gibt es gar keinen Zweifel – eine wunderbare<br />

Ergänzung zu den berühmten Lagen in Serralunga. Die<br />

etwa 1,6 Hektar große Rebfläche liegt auf etwa 300 Metern<br />

Höhe mit einer perfekten Südost-/Südwestausrichtung. Die<br />

tiefgründigen Böden sind von Kalk und Lehm geprägt, die<br />

Reben im Schnitt 40 Jahre alt. Die von Hand gelesenen Trauben<br />

werden in Eichenholzfässern bei etwa 30 °C vergoren,<br />

später folgt eine Lagerung in großen slawonischen Eichenholzfässern<br />

für etwa zweieinhalb Jahre. Wie so oft bei Massolino<br />

kommt kein Barrique zum Einsatz. Der Ausdruck der<br />

Trauben und des großartigen Terroir stehen im Mittelpunkt.<br />

Und das ist – wenn diese Bemerkung erlaubt ist – genau<br />

richtig, denn dieser Wein ist einfach nur spektakulär. Bei<br />

Massolino leben sie ja eine schöne Form der Bescheidenheit<br />

und bemerken, der Parussi“ sei „strukturiert" und „streng".<br />

Okay, so kann man es sagen, wenn man sein Licht ganz weit<br />

unter dem Scheffel stellen will. Beim Vinous-Chef Antonio<br />

Galloni klingt das etwas anders: „A wine of total grace and<br />

refinement, the 2019 is pure seduction." Das Ergebnis dieser<br />

euphorischen Analyse sind gigantische 97 Punkte. Damit<br />

gehen wir gern mit und möchten aber unbedingt erläutern,<br />

weshalb beide genannten Beschreibungen zutreffen. Denn ja,<br />

der „Parussi“ ist – und das macht einen Teil seiner Faszination<br />

aus – eben extrem dicht und fest, gleichzeitig aber wunderbar<br />

geschliffen. Allein schon dieser würzige Duft nach<br />

Sauerkirsche, Schlehe, Minze, Sandelholz und Brombeere<br />

ist betörend. Am Gaumen dann eine unglaublich packende<br />

Präsenz, wieder rote Früchte, Bitterschokolade, Würze sowie<br />

eine faszinierende Mineralität. Aber bei allem Druck ist da<br />

nichts Schweres, das ist rein und klar und einfach nur groß.<br />

Wow, was für ein Barolo!<br />

Bitte erst einmal weglegen, ab 2027 wird es interessant bis mindestens<br />

2045. Wer jetzt schon naschen will: unbedingt karaffieren!<br />

Schon jetzt ein Genuss, wenn rechtzeitig karaffiert,<br />

besser ab 2027 bis 2045.<br />

70 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


98 PUNKTE<br />

Vinous<br />

Massolino<br />

97 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

Wine Advocate<br />

„VIGNA RIONDA“ DOCG BAROLO<br />

RISERVA, ROSSO 2017<br />

Ein Traum von einem Barolo: „Vigna Rionda“<br />

vereint enorme Tiefe, Eleganz und mineralische<br />

Frische – absolute Weltklasse!<br />

NEBBIOLO<br />

IPI070817 | 14,5% VOL. | 212,00 €/L | 159,00 €<br />

Familie Massolino hat eine ebenso unverstellte wie klare<br />

Art, Dinge zu beschreiben und auf den Punkt zu bringen.<br />

„Vigna Rionda“ sei, so die Einschätzung der Familie, „ganz<br />

einfach ein Barolo aus Serralunga auf dem Höhepunkt seines<br />

Potenzials“. Dem ist eigentlich gar nicht mehr viel hinzuzufügen,<br />

weil es genau so stimmt. Zur Einordnung muss man<br />

noch wissen, dass Barolos zu den größten Weinen der Welt<br />

gehören und Serralunga in Topform eine qualitative Spitze<br />

dieses legendären Gebiets darstellt. Um es also offen zu<br />

sagen: Wir reden hier über absolute Weltklasse und nichts<br />

anderes. Was sich auch daran ablesen lässt, dass dem hochgeschätzten<br />

amerikanischen Kritiker Antonio Galloni der<br />

2017er „Vigna Rionda“ Riserva sehr stolze 98 Punkte wert ist<br />

und die Bemerkung, der Wein sei schlichtweg umwerfend,<br />

was mehr als richtig ist. Auch wenn die Weine aus den anderen<br />

Barolo-Lagen von Massolino bereits extrem sublimes<br />

und delikates Trinkvergnügen bieten – der Top-Cru in der<br />

Riserva-Variante übertrifft diese tatsächlich noch! Wir befinden<br />

uns hier noch einmal in einer komplett anderen Liga,<br />

was Tiefe, Eleganz, aber auch Schmelz und mineralischen<br />

Ausdruck anbetrifft – und das alles, ohne je laut und protzig<br />

zu sein. Wie gesagt: Ganz oberes Regal! Die vom Kalk<br />

geprägte, sagenumwobene Lage „Vigna Rionda“ liegt auf<br />

etwa 300 Metern Höhe, Massolino konnte nach und nach<br />

insgesamt drei Hektar davon erwerben, die Reben sind bis<br />

zu 50 Jahre alt. Nach der maximal sorgfältigen Handlese erfolgen<br />

Mazeration und Vergärung bei etwa 30 Grad Celsius<br />

in großen Eichenholzfässern, die weitere Reifung geschieht<br />

über dreieinhalb Jahren in slawonischen Eichenfässern und<br />

weitere zwei Jahre auf der Flasche. Also auch im Topwein<br />

kein Einsatz von Barriques, sondern die ganz traditionelle<br />

Art der Vinifikation. Wenn man das Ergebnis später im<br />

Glas genießt, kann man der Familie Massolino nur zu dieser<br />

Entscheidung gratulieren – diese Art der Weinbereitung<br />

unterstreicht noch einmal die fantastische Individualität des<br />

Weins, der wunderbar würzig nach dunklen Früchten duftet<br />

mit Aromen von Schlehe, schwarzer Kirsche, etwas Tabak,<br />

zartem Rauch, einer Spur Nougat und kräuteriger Würze,<br />

dazu kommt ein feiner mineralischer Unterton. Alles perfekt<br />

verwoben, intensiv, aber nicht erdrückend. Am Gaumen<br />

verblüffen der immense Charme und die Zugänglichkeit dieses<br />

Monuments. Die dichten, reifen Gerbstoffe sind extrem<br />

poliert, ganz fein und schmelzend, die Aromenstruktur wird<br />

von Kirsche, Hagebutte und roter, reifer Frucht bestimmt,<br />

aber auch etwas heller Tabak ist dabei, ein Feuerwerk, das<br />

mineralisch grundiert ist. Der „Vigna Rionda“ bietet unglaublich<br />

komplexen Trinkgenuss, alles fließt ineinander, da<br />

ist komplette Balance und dennoch eine fantastische Spannung.<br />

Das ist nicht nur ein ganz großer Barolo, das ist ein<br />

ganz großer Wein. Ein Erlebnis. Klar, dass ist kein Schnäppchen,<br />

aber jeden Euro wert – der 2017 „Vigna Rionda“ sollte<br />

bei Weinfreaks auf der „once in a lifetime“-Liste ziemlich<br />

weit oben stehen.<br />

Ab sofort (bitte vor Genuss unbedingt belüften) und bis 2048.<br />

Oktober 2023<br />

71


ITALIEN TOSKANA<br />

CASANOVA<br />

DI NERI<br />

MONTALCINO<br />

„Ganz gleich, ob Sie ihre modernere Ausrichtung<br />

als Segen oder Fluch betrachten, diese Familie<br />

macht einige der besten Weine in Montalcino.“<br />

– ERIC GUIDO (VINOUS)<br />

„Es ist wichtig, die beeindruckende Qualitätskonstanz von Casanova di Neri zu unterstreichen.<br />

Nur eine Handvoll italienischer Weingüter kann diese Auszeichnung für sich beanspruchen.“<br />

– Robert Parker Wine Advocate<br />

„Das unentbehrliche moderne Anwesen Casanova di Neri bietet weiterhin eine Auswahl an<br />

leistungsstarken Brunellos, die eine Vielzahl von Geschmäckern treffen. Dies ist hauptsächlich<br />

das Ergebnis einer nahezu manischen Liebe zum Detail sowohl in den Weinbergen als auch im<br />

Keller.“ – Vinous<br />

72 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Casanova di Neri<br />

Schließen Sie die Augen und stellen sich vor, Sie lägen<br />

auf einem Liegestuhl in der Sonne. Der Liegestuhl steht<br />

neben einem leise plätschernden Pool. Stellen Sie sich<br />

nun vor, dass dieser Infinity-Pool (ah, Sie spielen dieses Spiel<br />

nicht zum ersten Mal! – also gut, Infinity-Pool) zum Gästehaus<br />

eines italienischen Weinguts gehört. Das Gästehaus<br />

(„Relais“), ein aufwändig modernisierter Bauernhof nebst<br />

Scheune, liegt halbrechts hinter Ihnen, und Sie – etwas ermattet<br />

vom produktiven Müßiggang – noch immer auf dem<br />

Liegestuhl in der Sonne. Sie lassen Ihren Blick entspannt in<br />

die Ferne schweifen, betrachten entspannt die Silhouette<br />

des weniger als fünf Kilometer entfernten, auf einem Hügel<br />

thronenden Städtchens Montalcino. Und geraten ins Träumen.<br />

Sie träumen davon, in dieser paradiesischen Umgebung<br />

nicht nur Wein zu trinken – vermutlich haben Sie ein Glas<br />

(oder zwei) Brunello getrunken, bevor Sie sich am Pool, pardon,<br />

Infinity-Pool! niedergelassen haben – sondern ihn auch<br />

mit eigenen Händen zu machen. Stellen Sie sich also vor,<br />

dass Sie davon träumen, selbst Brunello-Produzent zu werden.<br />

Nun: Ein gewisser Giovanni Neri träumte diesen Traum<br />

vor mehr als einem halben Jahrhundert, obwohl er zu diesem<br />

Zeitpunkt noch nicht einmal über den Infinity-Pool verfügte<br />

– aber das ist eine andere Traumgeschichte.<br />

Neri wollte hier ein neues Weingut an einem der Pilgerorte<br />

der italienischen Weinwelt – Montalcino! – gründen. Hier,<br />

wo die besten Sangiovese-Weine überhaupt und einige der<br />

besten Weine Italiens zuhause sind. Und der Traum, der nicht<br />

Traum bleiben, sondern als wohlüberlegter Plan Gestalt annehmen<br />

sollt, wurde 1971 Realität. Er erwarb einen Landsitz,<br />

das heutige Weingut, der damals noch ein landwirtschaftlicher<br />

Mischbetrieb war. Im Laufe der Jahre kaufte Giovanni Neri<br />

dann Grundstück für Grundstück in verschiedenen Gebieten<br />

der Appellation, die seiner Meinung nach alle Voraussetzungen<br />

für die Erzeugung wirklich bedeutender Weine erfüllen<br />

konnten. Das liest sich deutlich unspektakulärer und<br />

einfacher, als es in Wirklichkeit war, denn entsprechende<br />

Weinberge im Zauberreich des Brunello di Montalcino waren<br />

schon damals sehr teuer und nicht eben leicht zu finden.<br />

Aber im „Schicksalsjahr“ 1971 konnte Neri ein Grundstück<br />

östlich der Stadt erwerben, den auf einer Höhe von 370 bis<br />

390 Metern gelegenen Weinberg „Cerretalto“. Vermutlich<br />

war er seinerzeit der einzige Interessent, den nach herrschender<br />

Lehrmeinung bzw. Ansicht der Konkurrenz zählte<br />

dieser Weinberg zu den wenig bis gar nicht geschätzten Latifundien,<br />

Der Grund dafür: Diese Lagen galten als zu kühl,<br />

Trauben würden dort nie richtig reifen. Neri aber hatte ihre<br />

„natürlichen Grenzen“, die klimatischen Beschränkungen erkannt,<br />

machte aus der Not eine Tugend und passte seine Idee<br />

von Wein und Weinbau dem Terroir an. Er nahm niedrigere<br />

Erträge gerne in Kauf, wenn sie der Qualität seiner Trauben<br />

zuträglich waren. Mittlerweile hat sich der Klimawandel zu<br />

Gunsten von Neri ausgewirkt, da das natürliche Amphitheater<br />

des „Cerretalto“ mit Blick auf den Fluss Asso, die Reben<br />

vor Hitze schützt, so das einer optimalen Reifung der dort<br />

sehr kleinbeerigen Sangiovese-Trauben überhaupt nichts im<br />

Wege steht.<br />

Der Erwerb neuer Weinberge war den Neris zu allen Zeiten<br />

wichtig, inzwischen umfasst die rund 500 Hektar große<br />

Azienda heute sieben Weinberge – Fiesole, Poderuccio,<br />

Podernuovo, Le Cetine, Pietradonice, Spereta und der schon<br />

erwähnte Cerretalto – mit insgesamt 63 Hektar Rebfläche,<br />

dazu Wald, Äcker und 20 Hektar Olivenhaine. Hieraus<br />

gewinnen die Neris ihre Weine. Eric Guido (Vinous)<br />

hat eine klare Einschätzung: „Während Cerretalto für Kraft und<br />

mineralische Intensität steht und Tenuta Nuova für Eleganz<br />

und ausgewogene Opulenz, ist der Brunello di Montalcino<br />

(oft als „White Label“ bezeichnet) mit seinen klassischen Linien<br />

und seinem lebendigen Fruchtprofil der Überflieger.<br />

Dies ist nur möglich, wenn man das Terroir genau kennt und<br />

weiß, wie man es zur Perfektion bringt.“<br />

1991 übertrug Giovanni seinem Sohn Giacomo die Leitung<br />

des Betriebs, der von keinem Geringeren als Carlo Ferrini<br />

beratend unterstützt wird. Giacomo Neri gehörte damals zu<br />

den ersten Produzenten, die sich von der traditionellen Praxis<br />

immer auch eine Riserva des Brunellos zu produzieren<br />

abwandten. Stattdessen konzentrierte er sich auf einzelne<br />

Weinberge oder Abfüllungen an mehreren Standorten. Die<br />

Weine werden separat vinifiziert, um das Terroir abzubilden<br />

und die Einzigartigkeit der Weinberge erfahrbar zu machen.<br />

Auf den ersten Brunello von 1978 folgte der „Cerretalto“,<br />

der seit 1981 produziert wird. 1982 dann der erste Rosso di<br />

Montalcino; „Tenuta Nuova“ erschien dann 1993, die Einzellage<br />

„Pietradonice“ 2000, „IrRosso“ di Casanova di Neri sowie<br />

„IBianco“ 2011 wurde 2000 auf den Markt gebracht. Seit<br />

spätestens den 1990ern gehört Casanova di Neri zu den beständigsten<br />

und international profiliertesten Brunello- Produzenten<br />

überhaupt.<br />

Die technischen Anlagen des Weinguts sind ein weiterer wichtiger<br />

Bestandteil der Erfolgsformel der Neris. Casanova di<br />

Neri ist – der Name verrät es – eine topmoderne, „neue“ Casa<br />

mit einem „dreistöckigen“ Wein- und Lagerkeller. Eine Etage<br />

davon ist unterirdisch angelegt, die anderen versetzt übereinander.<br />

Auf diese Weise nutzt Giovanni Neri bei der Vinifizierung<br />

die natürliche Schwerkraft und benötigt gleichzeitig<br />

nur minimale Energie zum Heizen, Kühlen und Pumpen.<br />

Der Verkostungsraum mit Blick auf den Weinberg Fiesole<br />

grenzt direkt an die niedrige, sich fast in die Landschaft duckende<br />

Azienda an. Und genau gegenüber, getrennt durch<br />

einen talartigen Einschnitt (den man beim besten Willen<br />

nicht Schlucht nennen kann) liegt etwa 350 Meter Luftlinie<br />

entfernt, das eingangs erwähntes neue „Relais“ mit dem<br />

Infinity-Pool von dem aus man verträumt seinen Blick über<br />

Montalcino und einen der besten Brunello-Erzeuger überhaupt<br />

schweifen lassen kann …<br />

Oktober 2023<br />

73


ITALIEN TOSKANA<br />

ROSSO DI MONTALCINO DOC, ROSSO 2020<br />

Nicht weichgespült, sondern mit kernigem Charme: So muss ein<br />

Rosso di Montalcino sein!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO130120 | 13,5% VOL. | 29,20 €/L | 21,90 €<br />

91 PUNKTE<br />

Vinous<br />

So mancher Rote, der aus Montalcino im Val d’Orcia stammt, lebt vom guten Ruf der toskanischen<br />

Gemeinde, die mit ihrem Brunello di Montalcino weltberühmt wurde. Auch manch<br />

ein Winzer im toskanischen Hügelland ruht sich gerne auf diesem bequemen Image-Polster<br />

aus, anstatt sich weiter zu strecken und zu steigern. Ganz anders ist da Giacomo Neri,<br />

der in Montalcino Casanova di Neri leitet und sich ruhelos darum bemüht, noch besser zu<br />

werden und seinen Weinen zu noch mehr Profil zu verhelfen. Casanova di Neri wurde 1971<br />

gegründet, als Giovanni Neri ein weitläufiges Landgut im Gemeindegebiet von Montalcino<br />

erwarb mit einer Mischkultur aus Landwirtschaft und Reben. Neri begann bald sich ganz auf<br />

Wein zu spezialisieren, die verschiedenen Lagen und Böden zu erkunden und so die Möglichkeiten<br />

für den Weinbau auszuloten, der ihm vorschwebte: Von Casanova di Neri sollten<br />

nur Weine von der Sangiovese-Traube kommen, die im Einklang mit der grandiosen Natur<br />

im Val d’Orcia stehen. Seit dem Tod seines Vaters führt Giacomo Neri den Betrieb und<br />

baut das Weingut nach dessen Vorstellung weiter aus, er errichtete einen neuen, zeitgemäßen<br />

Keller und professionalisierte die Abläufe im „neuen Haus“ noch stärker. Heute beträgt die<br />

Rebfläche 55 Hektar, verteilt auf verschiedene Lagen im Norden Montalcinos. Die Trauben<br />

für den Rosso di Montalcino wurden im Stahl vergoren und zwölf Monate in gebrauchten<br />

Holzfässern verschiedener Größe ausgebaut. Er duftet animierend nach frischer roter Frucht,<br />

Herzkirsche, Sauerkirsche, roter Johannisbeere, Gewürznelke, Veilchen, getrockneten Rosenblättern,<br />

Waldboden, Lakritz, Mandelkern und rauchiger Würze. Am Gaumen entfaltet er<br />

die Eigenschaften, die Kenner von einem exzellenten Rosso di Montalcino erwarten: Saftig<br />

ansetzend in einer weichen Textur mit einer reifen, aber präsenten Säure entwickelt er das<br />

ideale Gleichgewicht zwischen Geschmeidigkeit, Eleganz und Kernigkeit mit einer adretten<br />

Pikanz. Die Gerbstoffe bewahren ihren grip, sie fallen nicht zu ruppig aus, aber sind keineswegs<br />

zu weichgespült. Noten von Gewürzen und Tabak pushen die rote Frucht, Kirsche und<br />

Sauerkirsche mit floralen Akzenten, gute Spannung und Energie, viel Trinkfluss und Zug bis<br />

ins Finale. Macht mit seinem ungekünstelten Charakter mehr Eindruck und Vergnügen als<br />

manch hochgezüchteter Brunello-Bolide!<br />

Ab sofort und bis mindestens 2026+.<br />

74 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„GIOVANNI NERI” ROSSO DI MONTALCINO DOC, ROSSO 2021<br />

Zweitwein? Jawoll, noch eine Flasche davon in den Keller!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO130521 | 15% VOL. | 78,66 €/L | 59,00 €<br />

Als 1967 das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino den Winzern des frisch DOC-besiegelten<br />

Anbaugebiets gestattete, einen Zweitwein zu produzieren, war es die Absicht, den<br />

Neugründern und den Umsteigern auf reinen Weinbau (ein Großteil der Produzenten von<br />

Brunello waren zu diesem Zeitpunkt sogenannte „mezzadri“, also Bauern, die auch Rebbau<br />

betrieben) den Ein- und Umstieg überhaupt zu ermöglichen. Es musste damals sehr viel Geld<br />

investiert werden, die Rebanlagen wieder aufzubauen, neu zu pflanzen, Kelterei und Güter<br />

zu restaurieren. Die lange Wartezeit bis zuerst die Reben das adäquate Mindestalter erreicht<br />

haben, dann die lange Reifezeit von damals vier Jahren in teuren Holzfässern und schließlich<br />

auch die ebenfalls lange Zeit der Alterung bis zur Trinkreife in der Flasche (und damit die<br />

Wartezeit auf das für den Umsatz so wichtige Renommee) waren ohne den zwischenzeitlichen<br />

Absatz eines solchen kleinen Roten finanziell einfach nicht zu stemmen. Als Giovanni<br />

Neri 1971 sein Weingut erwarb, konnte auch er damit in vergleichsweise kurzer Zeit mit<br />

Einnahmen rechnen – sein erster verkaufsbereiter Jahrgang war dann auch 1977 ein Rosso di<br />

Montalcino. Als 1983 auch der Rosso sein DOC-Siegel bekam, zeigte sich, wie ausgesprochen<br />

klug es war, für diesen Wein ebenfalls recht rigide Qualitätsrichtlinien definiert zu haben.<br />

Die Festlegung der Rebsorte auf Sangiovese spielt dabei wohl die Hauptrolle. Anders als im<br />

Rest Italiens, wo Sangiovese zwar vielfach angebaut wird und in überschaubarer Zahl große<br />

Weine hervorzubringen vermag, sind die Bedingungen für seinen Anbau im Gebiet um<br />

Montalcino einfach ideal. Klima, Bodenzusammensetzung und Hangneigungen spielen dieser<br />

vielfach als anspruchsvoll bezeichneten Sorte geradezu in die Hände.<br />

Casanova di Neri<br />

Hier nun ein Rosso di Montalcino, der mit einem höflichen Lächeln jedem Zweitweingeschwätz<br />

das Mikrofon ausknipst, nachdem die erste Schwade Sangiovese-Aromen die Karaffe<br />

(Dekantieren zwei Stunden vor Genuss hilft hier sehr) verlassen hat. Das und die Farbe verraten<br />

sofort jedem Kenner wie viel Aufmerksamkeit in Weinberg und Keller der Qualität<br />

galt. Nach der Handlese im September und der Selektion der Trauben aus den Lagen um<br />

Sesta (fast 50 Jahre alte Reben) werden bei Casanova di Neri die von Stielen befreiten einzelnen<br />

Beeren nämlich noch einmal von optischen Sensoren selektiert. Nach Spontangärung (in<br />

Montalcino seit den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute häufig beibehaltene Tradition)<br />

und 18-tägiger Mazeration in konischen Edelstahlbottichen (häufige Pressung inklusive) erfolgt<br />

die Reifung für 13 Monate in großen Eichenholzfässern. Dieses Verfahren führt hier zu<br />

einem perfekten Vertreter seiner Herkunft. Sein samtenes Rubinrot lässt ohne Gegenwehr<br />

Durchsicht zu. Pigmentierung und sanfte Bräune ziehen so sehr an, dass der Betrachter unbedingt<br />

seine Nase ausfahren möchte. Aus bodennaher Würze (Erde, Zeder, Herbstlaub, Waldboden,<br />

Graphit, Asche, Rauch) steigt sofort (wenn die Zeit in der Karaffe lang genug war) die<br />

herrlichste Sangiovese-Frucht (Erdbeere, rote Kirsche, Himbeere, Brombeere) um dann ein<br />

üppiges Maß an weiteren Gewürzen (Pfeffer, Kaffee, Tabak, Kakao, Vanille, Lakritze, Piment,<br />

Lorbeer) aufnehmen zu können. Schließlich gesellen sich spontan noch etwas grüne Tomate<br />

und Schinken hinzu und alles fügt sich zu einem allgemein frisch wirkenden Bouquet, das<br />

Dunkelheit nur als uninszenierten Kontrast duldet und auch seine süßen Noten nie überreich<br />

werden lässt.<br />

Am Gaumen lernen wir dann, warum in Montalcino der biologische Säureabbau schon immer<br />

so verpönt war: Diese Tannine brauchen, obwohl prächtig entwickelt, die Säure unbedingt<br />

zur Verstärkung ihrer angenehmsten Eigenschaft, der Fähigkeit Aromen an sich zu<br />

binden, sie zu „tragen“. Jetzt noch recht jung, wird der „Giovanni Neri“ schon in ein paar Jahren<br />

bewusste „Tragefähigkeit“ noch weiter entwickeln und den jetzt schon unirdisch-langen<br />

Abgang sicher noch ausweiten. Das Wort Zweitwein hat im Zusammenhang mit Casanova<br />

di Neri eine völlig andere Bedeutung: Es ist Teil einer Aufforderung, noch mindestens eine<br />

zweite Flasche davon ans Lager zu nehmen!<br />

Ab sofort bis mindestens 2033+.<br />

Oktober 2023<br />

75


ITALIEN TOSKANA<br />

97 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

BRUNELLO DI MONTALCINO DOCG,<br />

ROSSO 2018<br />

Dem Ideal „Brunello“ verpflichtet –<br />

und damit einfach groß!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO130218 | 14,5% VOL. | 77,33 €/L | 58,00 €<br />

„Oh, Brunello! Deine vielen Neuanfänge! Deine Irrwege!<br />

Und trotzdem bist du einfach der Größte!“: So, oder so ähnlich<br />

denken doch unzählige Weinkenner auf dieser Welt. Die<br />

Neuanfänge? Als dieser Wein aus Montalcino gerade eben<br />

einmal seinen Platz in der Weinwelt des ausgehenden 19.<br />

Jahrhunderts gefunden hatte, kroch die fiese Phylloxera laut<br />

schmatzend durch sein Wurzelwerk und schickte die damals<br />

schon vielen Winzer der Region, die nicht wie ihr Gralshüter<br />

Biondi-Santi auf Neuwelt-Rebunterlagen umgestellt hatten,<br />

in den Ruin. Der erste Weltkrieg und daraufhin die massiven<br />

wirtschaftlichen Notstände Italiens erschwerten allen Neuanfängern<br />

ihr Werk so erheblich, dass die Prosperität, die<br />

bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erreicht wurde,<br />

nicht ausreichend war, um diesen auch noch zu überstehen.<br />

Der erneute Anfang danach war noch mühsamer, als alle Anfänge<br />

davor und dauerte bis in die späten sechziger Jahre.<br />

Und Irrwege? Strenge Regularien wurden immer wieder eingeführt,<br />

wenn gerade eine nennenswerte Zahl von Produzenten<br />

wirtschaftlich Fuß gefasst hatten um dann Neueinsteigern<br />

so sehr im Wege zu sein, dass sie aufgeweicht werden<br />

mussten und das bis in unsere Zeit hinein! Ein immer wieder<br />

mühsam durch Qualitätssicherung geschaffenes Vertrauen<br />

der Weinwelt in Brunello, wurde allzu oft durch kurzsichtige<br />

Abmilderung der Richtlinien in Orientierungslosigkeit der<br />

Konsumenten verwandelt. Und trotzdem der Größte? Ja! Ein<br />

Bild hilft, dieses Phänomen zu verstehen: Im Frühjahr 1944<br />

hatten Tancredi und Franco Biondi-Santi, Gralshüter der<br />

zweiten und dritten Generation, ihre alten Brunelli eingemauert,<br />

um sie vor Marodeuren zu schützen (und sie sollten<br />

Recht behalten: Mitte des Jahre führte die Frontlinie gerade<br />

durch Montalcino). Die Schutzmaßnahme galt aber nicht<br />

ausschließlich der bloßen Materie Wein. Es sollte eine Idee<br />

überleben. Dieses Phänomen, dieses Ideal „Brunello“, das die<br />

heutigen Produzenten immer vor Augen und Nüstern haben<br />

müssen, wenn sie ihren Wein aus Montalcino so nennen<br />

wollen kann man ohne Weiteres als groß bezeichnen. Von<br />

seinem Traum, ebenfalls große Brunelli zu erzeugen und von<br />

eben diesem Ideal geleitet erwarb Giovanni Neri 1979 (als<br />

es gerade mal 30 Produzenten dieses Weines gab) im gerade<br />

eben DOC-definierten Gebiet den Mischbetrieb Podere Casanova,<br />

stellte ihn auf reine Weinproduktion um, taufte ihn<br />

auf „Casanova di Neri“ und konnte schließlich 1978 seinen<br />

ersten Brunello di Montalcino verkaufen, womit er sich sehr<br />

bald schon seine ersten Auszeichnungen erwarb. Von Anfang<br />

setzte er dabei auf die Rebsortenreinheit und die „tipicità“<br />

(ein Begriff, über den man äußerst ausschweifende Bücher<br />

verfassen könnte) des Brunello. Die Rebsorte Sangiovese, deren<br />

Name, nach Expertenmeinung keineswegs so einfach mit<br />

„Jupiters Blut“ zu übersetzen ist – da fängt es schon an! – ist<br />

genetisch irrsinnig schwer zu fassen. Während bei anderen<br />

Sorten die Unterschiede der Varianten deutlich zu erkennen<br />

sein mögen, ist der Sangiovese so extrem reich an Varianten<br />

und deren Unterschiede so gering, dass eigentlich niemand<br />

unter Montalcinos Winzern so ganz genau wissen kann, was<br />

da bei ihm wächst, wenn nicht DNS-Analysen durchgeführt<br />

wurden. In Montalcino ist es bis heute üblich von Brunello<br />

als Rebsorte zu sprechen und nur wenige verwenden den offizielle<br />

Namen den das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino<br />

der Rebe gegeben hat: Sangiovese Grosso. Die Sorte<br />

insgesamt gilt weinbautechnisch ebenfalls als schwierig, da<br />

sie in Abwesenheit idealer Wuchsbedingungen schlicht nicht<br />

reif wird – Damit sind Ausfälle vorprogrammiert. Und während<br />

sich andere italienische Regionen mit mittelmäßigen<br />

Ergebnissen zufriedengeben können, kann das in Montalcino<br />

niemand, weil dieses Ideal existiert, das notfalls eingemauert,<br />

für alle Zeit beweist: Es geht doch! Zum Glück sind die<br />

Bedingungen auf den Lagen im Osten und Süden von Montalcino,<br />

wo unser Casanova di Neri Brunello di Montalcino<br />

wächst, mit ihren vielseitigen Böden (diverse kreidezeitliche<br />

Ablagerungen und Lehm mit dem schönen Namen „galestro“),<br />

dem Klima und den sanften Hangneigungen wirklich<br />

als perfekt zu bezeichnen. Wenn dann noch die Vinifikationsmethode<br />

wie hier völlig darauf ausgerichtet ist, alles<br />

aus dem Rebgut herauszuholen, was es das Jahr über in sich<br />

angereichert hat, dann leben wir Brunelloliebhaber auf: Die<br />

Handlese erfolgte in den ersten Oktoberwochen und nach<br />

der Selektion der Trauben wurden die von Stielen befreiten<br />

Beeren sogar noch durch einen optischen Sensor nachselektiert.<br />

In konischen Edelstahlbottichen wurden sie spontan<br />

vergoren (Tradition in Montalcino) und für 25 Tage unter<br />

häufigem Pressen mazeriert. Die Reifung erfolgte für 42 Monate<br />

(weit mehr als üblich!) in großen Eichenholzfässern, die<br />

abgefüllten Flaschen ruhten für weitere sechs Monate (der<br />

Wein dürfte sich eigentlich „Riserva“ nennen).<br />

Wenn der Brunello von 2018, also arg jung, vier bis fünf Stunden<br />

in seiner Karaffe verbracht hat und wir das neugierige<br />

Auge darauf richten fällt sofort auf: alles hell! Sein Rubinrot<br />

mit leichten Orangetönen lässt gerne Licht hindurch und<br />

Pigmentierung ist kaum wahrnehmbar. Die Aromen, obwohl<br />

noch nicht voll entwickelt sind schon jetzt prachtvoll und<br />

zahlreich. Helle rote Frucht (Kirsche, Erdbeere, Pflaume),<br />

ebenso helle Gewürze (Karamell, Anis, Minze, Fenchel),<br />

dunklere Noten (Steinpilze, Kakao, Wacholder, Maroni,<br />

Laub, Waldboden, Oliven, Pfeffer, Graphit, Weihrauch, Teer,<br />

Brombeere) und ein Paar Exoten (Orangenzeste, Mandel, Banane,<br />

Parmesan, Tomate, Quittenmark) treten doch ziemlich<br />

gleichzeitig auf und während man dem ein oder anderen<br />

Duft hinterher schnüffelt hat man immer das Gefühl irgendetwas<br />

zu verpassen. Alles ist so sehr in Bewegung, dass man<br />

längere Zeit einplanen sollte. Im Mund beruhigt sich die<br />

Lage immens: die typische, herrlich-helle Sangiovese-Säure<br />

(hier zeigt sich deutlich, warum biologischer Säureabbau<br />

in Montalcino so verachtet wird) belebt diese Aromenwelt<br />

(und nicht nur die Frucht) derart, dass plötzlich alles einleuchtet<br />

und am richtigen Platz scheint. Die Tannine haben<br />

es sich nach der Zeit in der Karaffe bequem gemacht und die<br />

Aromen auf prächtigem Samt angerichtet. Genau deshalb ist<br />

Brunello zurecht berühmt: Riesenaromen, Frische und der<br />

Abgang strecken sich wie hier über den ganzen Abend.<br />

Ab sofort (Dekantieren dringend notwendig, am besten<br />

4-5 Stunden vor Genuss) bis mindestens 2042+.<br />

76 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Casanova di Neri<br />

Das Triumvirat des legendären Betriebs:<br />

Giacomo Neri und seine beiden Söhne<br />

Giovanni und Gianlorenzo (rechts).<br />

Oktober 2023<br />

77


ITALIEN TOSKANA<br />

„TENUTA NUOVA“ BRUNELLO DI<br />

MONTALCINO DOCG, ROSSO 2018<br />

Wenn Sangiovese alles bekommt, was er braucht,<br />

wird’s eine Legende!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO130318 | 15% VOL. | 153,33 €/L | 115,00 €<br />

1993, kurz nach dem er das Weingut von seinem Vater und<br />

Gründer des Weingutes übernommen hatte, konnte Giacomo<br />

Neri das erste Mal Trauben auf der völlig neu angelegten<br />

„Tenuta Nuova“ lesen. Diese Lage bei Cetine war die erste, die<br />

die Neris im Süden des Brunello-Gebietes erwerben konnten<br />

und für sie aus besonderen Gründen äußerst reizvoll: Das Mikroklima<br />

dort brachte, ungewöhnlich für Montalcino, eine<br />

maritime Flora hervor und besitzt neben Galestro (ein der<br />

Sorte Sangiovese sehr zuträglicher Lehmboden) auch perfekte<br />

Hangausrichtung. Nur die Besessensten unter den Brunello-Winzern<br />

konnten leisten, was auf den schlichten Landkauf<br />

folgte: Alle, aber wirklich alle Parameter (welche Klone<br />

verwenden wir? Was ist die beste Rebunterlage? Welche<br />

Anbaupraktiken passen hier? Welche Pflanzdichte ist hier<br />

optimal?) wurden berücksichtigt und dann wissenschaftlich<br />

penibel ausgearbeitet. Seltsamerweise ist aber genau dieser<br />

Neuanbau mit derlei Detailversessenheit selbst völlig mit<br />

der Tradition des Brunello zu erklären. Als Clemente Santi<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Montalcino<br />

zog, tat er, freilich nach den Möglichkeiten seiner Zeit,<br />

ebenfalls alles, um diese verflixte Brunello-Rebe (offiziell<br />

„Sangiovese Grosso“) optimal anzubauen. Die vielen Niedergänge<br />

des Brunello (nach Phylloxera, zwei Weltkriegen, einer<br />

Weltwirtschaftskrise etc.) hatten in der Folge ebenfalls die<br />

Neuanfänger (und es gab gottlob immer wieder welche!) vor<br />

dieselben Fragen gestellt. Das wohldurchdachte Experiment<br />

ist also, könnte man sagen, selbst die Tradition. Und anders<br />

kommt man mit Sangiovese auch nicht oft zu einem großen<br />

Rotwein. Diese in Italien am weitesten verbreitete Rebsorte<br />

ist so anspruchsvoll, dass fast nur im experimentierfreudigen<br />

Montalcino mit seinen optimalen Anbaubedingungen<br />

wirklich exzellente Ergebnisse erzielt werden. Das Klima, die<br />

Hangneigungen und Böden haben hier nachweisbar – alle<br />

großen Güter halten zum Zeugnis darüber Schätze von alten<br />

Jahrgängen in ihren Kellern – über die Jahrzehnte selbst in<br />

kritischen Umständen ihren Zauber entfalten können.<br />

Wenn Sangiovese also am richtigen Ort zur vollen Reife gelangt,<br />

sagt das aber noch lange nicht, dass daraus dann so<br />

einfach ein prachtvoller, großer Italiener wird, wie sich das<br />

Giovanni Neri bei seiner Gutsgründung 1971 vorgenommen<br />

hatte. Was bei Lese und im Keller für Entscheidungen getroffen<br />

werden, ist im selben Maße wichtig. Immer die alten<br />

Riservas in den Kellern der alten, weltbekannten Brunello-Häuser<br />

im Hinterkopf, gilt es, wie eben diese, das Beste<br />

aus dem Rebgut herauszuholen, diesen sortenreinen Wein<br />

so zu machen, dass „Sangiovese“ immer der erste Gedanke<br />

ist, den ein Verkoster denkt und den er für lange Zeit nicht<br />

mehr loswird. Wie macht man das? Im Falle des Brunello di<br />

Montalcino „Tenuta Nuova“ von 2018 wurden die Trauben<br />

im September von Hand gelesen und selektiert. Nach dem<br />

vorsichtigen Entrappen wurden die einzelnen Beeren noch<br />

einmal von einem optischen Sensor nachselektiert (ein weiteres,<br />

inzwischen als geglückt geltendes Experiment, diese<br />

Technik wird weithin genutzt). Die<br />

Spontangärung (eine Tradition in<br />

98 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Montalcino, die trotz Experimenten<br />

mit Reinzuchthefen in der Vergangenheit,<br />

immer noch als optimal gilt) und<br />

96+ PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

die 24 Tage währende Mazeration in<br />

konischen Stahlbottichen holten dann 96 PUNKTE<br />

alles an Farbe, Aroma und Tannin aus<br />

James Suckling<br />

den Beeren heraus. Die klassische Säure<br />

des Sangiovese wurde zu keinem Zeitpunkt angetastet und<br />

etwa biologisch abgebaut (auch hier geschahen vielerorts Experimente,<br />

die aber teils erschütternd-rückgratlose Weine<br />

hervorbrachten). In großen Eichenholzfässern reifte der „Tenuta<br />

Nuova“ für 30 Monate und durfte dann noch 18 Monate<br />

wohlbewahrt im Keller der Neris in der Flasche verbringen,<br />

was ihm eigentlich den Beinamen „Riserva“ verleihen dürfte<br />

– aus welchen Gründen die Neris wohl darauf verzichten?<br />

Diese Vinifikationsverfahren voller Traditionen und selbstverständlicher<br />

Techniken hat dann auch diese Farbe geschaffen:<br />

Das ins Granat tendierende Rubinrot, welches unter<br />

Denkmalschutz gestellt gehört (keine Spur von Allerweltsviolett!),<br />

leuchtet bei der geringsten Bewegung auf – ein Licht,<br />

das die großen Brunelli der Vergangenheit in den Kellern der<br />

Welt ausstrahlen wird hier weitergetragen. Aus dem Glas<br />

(der Wein hatte etwa zwei Stunden in der Karaffe) purzeln<br />

schon jetzt die Aromen, wie durch eine spaltweit geöffnete<br />

Tür, die dem Druck nachgebend aufschwingt. Die Liste der<br />

Düfte ist, wie bei großen Brunelli eben üblich, recht lang und,<br />

der Wucht geschuldet, schwer zu gruppieren: Kirsche in Rot<br />

und Schwarz, Erdbeere, Ceylon-Tee, Erde, Waldboden, Rosenblüte,<br />

frische Morcheln, Graphit, Holzkohle, balsamisch<br />

und petrolig wirkender Oregano, Tabak, Kakao, Zeder,<br />

Muskat, Piment, Lorbeer, Wacholder, Ingwer, Nelke, Zimt,<br />

Pflaume, Garanatapfel. Keine Sorge! Die Liste mag lang sein,<br />

aber man kann ja einen ganzen Abend mit diesem Brunello<br />

verbringen. Langweilig wird es niemals, versprochen! Kein<br />

Aroma überdeckt ein anderes und schon gar keine Barriquenote<br />

(ein Weinjournalist beschimpfte mal einen Brunello der<br />

die tipicità verloren hatte als ein in Branntwein marinierten<br />

Holzscheit) maskiert diesen immer frisch duftenden Riesen.<br />

Am Gaumen dann diese bezaubernde Einfachheit: Das schon<br />

fast voll entwickelte Tannin, das in seiner Qualität an einen<br />

früh geernteten Assam erinnert, lässt die Säure in aller Breite<br />

strahlen. Keine Säurespitze kitzelt unangenehm im Vordergrund.<br />

Die vollständige Aromenwelt wird zur vollen Geltung<br />

gerahmt und auf die richtige Höhe gehängt. Ein Gigant der<br />

schon in diesem Jahr alle Barrikaden der Unreife fallen gelassen<br />

hat.<br />

Ideal ab wohl 2025 (vorher unbedingt belüften, 12 Stunden sind<br />

nicht zu viel) bis gut 2050+.<br />

78 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Casanova di Neri<br />

„TENUTA NUOVA“-<br />

PROBIERPAKET 2016–2018<br />

ITO130300-P | 3 FLASCHEN | 131,11 €/L<br />

STATT 336,50 € NUR 295,00 €<br />

„Tenuta Nuova“: Das bedeutet so viel wie neuer Besitz. Ein<br />

neuer Weinberg, wo noch nie zuvor Reben standen, wurde in<br />

den 1980ern in der Nähe des Städtchens Montalcino mit selektionierten<br />

Sangiovese-Reben angepflanzt, 1993 der erste<br />

Jahrgang dieses visionären Projekts auf die Flaschen gezogen.<br />

„Tenuta Nuova“ ist ein emblematischer Brunello, ein Spektakel<br />

für die Sinne, das für ekstatische Entgrenzung sorgen kann.<br />

Gemacht für die Ewigkeit, zumindest für die nächsten paar<br />

Jahrzehnte. Unser Probierpaket lädt zum „benchmarking“<br />

dreier unterschiedlicher exzellenter Jahrgänge ein, die diesen<br />

echten „Supertoskaner“ aus unterschiedlichsten Winkeln<br />

beleuchten.<br />

Sie erhalten je 1 Flasche:<br />

2018:<br />

98 Punkte – Falstaff<br />

95 Punkte – Robert Parker Wine Advocate<br />

2017:<br />

96 Punkte – Robert Parker Wine Advocate<br />

2016:<br />

97+ Punkte – Robert Parker Wine Advocate<br />

„Das ist einer meiner<br />

absoluten Lieblings-<br />

Brunellos, und obwohl<br />

persönlicher Geschmack<br />

unbeständig ist und sich<br />

von Zeit zu Zeit ändern<br />

kann, hat dieser Wein<br />

etwas Zeitloses und Solides<br />

an sich. Er ist wie ein<br />

Prüfstein.“<br />

– ROBERT M. PARKER<br />

Oktober 2023<br />

79


SPANIEN BIERZO<br />

VERÓNICA<br />

ORTEGA<br />

VILLAFRANCA DEL BIERZO<br />

El Bierzo: endliche Weiten, unendliches<br />

Potenzial! Heimat der Mencía-Traube, aus<br />

der Verónica Ortega „ergreifend zarte“,<br />

einzigartige Weine vinifiziert!<br />

Magischer Mencía: In der Liste der „Top 100 Wine Discoveries 2020“ des Wine Advocate war<br />

Verónica Ortega als eine von zwölf (!) Entdeckungen aus Spanien mit ihrem „Cobrana“ 2018<br />

gelistet, der jüngste Jahrgang ist nun eingetroffen und wieder hat sich Parker-Verkoster Luis<br />

Gutiérrez nicht lumpen lassen und satte 95 Punkte vergeben. Aber was zählt, sind nicht die<br />

Punkte, was zählt, sind die Weine – und die berühren zutiefst!<br />

80 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Verónica Ortega<br />

Verónica Ortega studierte zunächst im südspanischen Cádiz, ihrem Geburtsort, Önologie,<br />

nach Stationen in Neuseeland und Südafrika „verschlug“ es sie ins Priorat,<br />

zu einem Winzer, der einst aus der Rioja auszog, um die Weinwelt das Fürchten zu<br />

lehren: Álvaro Palacios. Über ihn knüpfte sie den Kontakt zu einem gar nicht so unbekannten<br />

Weingut in Frank- reich, das von Vinophilen gemeinhin mit der Buchstabenfolge „DRC“ abgekürzt<br />

wird, die Domaine de la Romanée-Conti, wo sie ein Jahr lebte und arbeitete. Vom<br />

Wunsch beseelt und befeuert, es ihren großen Vorbildern gleichzutun, emotional zutiefst<br />

berührende Weine mit magischer Ausstrahlung zu vinifizieren, begann ihre Suche nach einen<br />

geeigneten Ort in ihrem Heimatland. Über den genialen Rául Pérez kommt sie mit dem Bierzo<br />

und seinen Weinen in Berührung, und hier wird sie fündig.<br />

Das kleine, wildromantische, hügelige Anbaugebiet liegt in der kühlen Nordwestecke Spaniens<br />

– ideale mikroklimatischen Bedingungen. Diese gesegnete zwischen 400 und 1000 Metern<br />

Höhe gelegene Region besitzt ein enormes Potenzial, das noch lange nicht voll ausgeschöpft<br />

ist. Der atlantische Einfluss sorgt hier für eine lange Vegetationsperiode und eine komplexe<br />

Ausreifung der Trauben, die aufgrund der Höhenlage nicht bei heißen Temperaturen in<br />

der Sonne „braten“, sondern einem in aromatischer Hinsicht „kühlen“ Ideal entgegenreifen,<br />

dessen Komplexität durch die hohen Unterschiede von Tages- und Nachttemperaturen<br />

noch gesteigert wird. Als wichtigste Rebsorte wird hier nahezu ausschließlich die heimische<br />

Mencía angebaut, die es wie kaum eine andere Sorte versteht, Kraft und Energie mit Eleganz<br />

zu verbinden. Tiefe, Aroma, Finesse, Mineralität, Länge und ihre innere Harmonie verdanken<br />

die Weine einerseits den erstklassigen Schieferböden, andererseits der langsamen Reifung<br />

dieser autochthonen Rebsorte. Mencía (in Portugal heißt die Sorte „Jaen“ oder „Jaen du<br />

Dão“) stammt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der Provinz Salamanca<br />

bzw. aus dem Bierzo (Provinz León), obschon die Rebsorte erst Ende des 19. Jahrhunderts<br />

nach der Phylloxera-Katastrophe erwähnt wird. Jüngste genetische Untersuchungen haben<br />

ergeben, dass die als in der zentralportugiesischen Region Dão heimisch angesehene Sorte<br />

Jaen mit Mencía identisch ist. Die Tatsache, dass Mencía in Spanien eine deutlich größere genetische<br />

Vielfalt als die Jaen-Reben im Dão aufweist, unterstreicht den spanischen Ursprung,<br />

die origin story dieser Rebsorte.<br />

Und hier beginnt 2010 auch Verónica Ortegas Geschichte mit einer kleinen, extrem limitierten<br />

Produktion. Sie beweist sehr bald, dass Mencía im Konzert der großen Rotweinreben der<br />

Welt eine erste Geige spielen kann, insbesondere, da sie stilistisch durchaus an Pinot Noir<br />

erinnert – wenn entsprechend vinifiziert! Ihr Ziel ist es hier feine, elegante Rotweine zu<br />

produzieren, so wie sie es in Burgund (und auch an der nördlichen Rhône) gelernt hat. Keine<br />

massiven, überalkoholisierten mediterranen Weine, deren südliches Feuer genug sämtliche<br />

Finesse verzehrt. Nein, Burgund ist ihr Ideal. Nicht als bloße Kopie (was ohnehin nie zur Debatte<br />

stand); aber die Vorzüge, die stilistischen Möglichkeiten beider Anbaugebiete will sie<br />

schon vereinen, Rotweine mit Kraft, innerer Dichte und Eleganz vinifizieren. Der Einfluss des<br />

kühlenden Atlantiks und das wunderbare Alter ihrer 80- bis hundertjährigen Reben spielen<br />

ihr in die Hände, dazu noch vermag sie den Weinen ihren ureigenen Stempel aufzudrücken.<br />

Und enthusiastisch geht sie ans Werk. Mit großer Sensibilität verbessert sie die Struktur der<br />

Weinberge, schafft lebende Böden mit einer Vielzahl von Mikroorganismen und baut die<br />

Weine so umsichtig wie gekonnt aus – als One-Woman-Show!<br />

Das Ergebnis sind phänomenal schöne Rot- und (mittlerweile!) Weißweine mit einer unglaublichen<br />

Balance und Energie! Schon die Qualität ihrer ersten Weine konnte man nur als<br />

spektakulär bezeichnen – a star was born! Und wir waren so begeistert, dass wir Veronica<br />

sofort exklusiv für den deutschen Markt verpflichteten – was ein Glück!<br />

Liebe Kunden: kaufen, kaufen, unbedingt kaufen! Die Weine sind schlichtweg einzigartig, ihr<br />

Preis-Genuss-Verhältnis phänomenal! Von jetzt an und für immer: Lieblingsweine!<br />

Oktober 2023<br />

81


SPANIEN BIERZO<br />

94 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

„QUITE“ DO BIERZO, TINTO 2022<br />

Quit extraordinary, dieser „Quite“:<br />

Fingerübung einer Mencía-Magierin<br />

MENCIA<br />

SBI020222 | 13% VOL. | 21,26 €/L | 15,95 €<br />

Veroníca Ortega hat in wenigen Jahren etwas geschafft, was<br />

anderen Winzern und Winzerinnen ein Leben lang verwehrt<br />

bleibt: Die „Mencía-Magierin“ hat im Bierzo im kühlen<br />

Nordwesten Spaniens ein außerordentliches Gespür und<br />

Verständnis für diese rote Rebsorte entwickelt, die unter<br />

anderen Händen schnell spröde und unnahbar wirken kann.<br />

„Quite“ ist ihr – und man schämt sich beinahe diesen Begriff<br />

zu verwenden – kleinster Wein aus Mencía. Nein, man<br />

muss es anders formulieren: Es ist der großartige Ein- stieg<br />

in ihr Spektrum großartiger Weine aus der Rebe, die auf der<br />

iberischen Halbinsel auch als Jaen bekannt ist. „Quite“ ist<br />

ein Begriff aus dem Stierkampf – Verónica Ortegas Vater<br />

Rafael war Torero –, er bezeichnet ein Ablenkungsmanöver<br />

mit dem capote, dem großen purpurroten Tuch der Stierkämpfer.<br />

Die Trauben stammen aus der Parzelle Valtuille de<br />

Abajo, wo die bis zu 90 bis 100 Jahre alten Reben(daher auch<br />

das viñas viejas auf dem Etikett) auf Lehm- und Sandböden<br />

mit Schiefer- und Quarzgeröll und hohem Mineraliengehalt<br />

stehen. Die Trauben wurden von Hand gelesen und sanft extrahiert,<br />

der Ausbau erfolgte in gebrauchten Tanks aus französischer<br />

Eiche verschiedener Größe (2.500, 3.500 und 5.500<br />

Liter) sowie 800-Liter-Amphoren. An diesem Wein wirkt<br />

alles anziehend: Duftet ausdrucksstark nach roten Kirschen<br />

und Himbeeren, Schlehe, auch ein kleiner Reduktionston<br />

kommt auf, etwas Holzkohle und Asche, getrocknete Blüten<br />

und Kräuter, dazu Garrigue, etwas Graphit, Tinte und<br />

Rauch. Man meint auch einen Hauch Schiefer zu riechen.<br />

Auch am Gaumen intensiv, würzig und sehr präsent mit<br />

kühler Frucht, Schlehe, wieder Kirsche und auch Sauerkirsche,<br />

kompakt, dabei sehr schlank gebaut mit klar definierter<br />

Muskulatur und spielerisch-griffigem Gerbstoff. Mineralisch,<br />

saftig und mit lebendiger Säure und guter Spannung,<br />

energetisch aufgeladen. „Quite“ ist das Gegenteil eines am<br />

Reißbrett konzipierten und designten Weins, er imponiert<br />

mit einer kultivierten, eleganten Unbändigkeit und hallt am<br />

Gaumen qua energetisch strukturierten Finishs noch lange<br />

nach. Das ist die faszinierende Seite der Mencía und des<br />

Bierzo! Ein grandioser Weinwert, mehr Vergnügen zu diesem<br />

Tarif? Unmöglich!<br />

„KINKI“ DO BIERZO, TINTO 2021<br />

Elektrisierend, elegant und schwerelos leicht:<br />

„Kinki“, einer der strahlendsten, schönsten<br />

„Vinos de Paraje“ aus dem Bierzo!<br />

MENCÍA, PALOMINO, DOÑA BLANCA<br />

SBI020621 | 12% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

Gleich vorweg: „Kinki“ entspricht, entgegen aller anderslautenden<br />

Gerüchte, im Spanischen nicht dem englischen „kinky“.<br />

Der Name von Verónica Ortegas leichtfüßigem, extrem<br />

schlankem Mencía (mit heuer fast 50%igem Anteil anderer<br />

roter und mehrheitlich weißer Rebsorten – hauptsächlich<br />

Doña Blanca, Palomino, Godello und Alicante Bouschet –<br />

verweist auf einen aus diversen Gründen zurückhaltenden<br />

Außenseiter mit (sagen wir einmal) eher anarchisch kanalisierter<br />

Energie. Was die Sachlage durchaus trifft, sogar<br />

ganz programmatisch ist – auf jeden Fall in Sachen Energie<br />

und was die Lage „im wilden Außen“ angeht erst recht! Die<br />

Trauben für den „Kinki“ stammen von stark schieferhaltigen<br />

Böden, dem paraje La Llamilla im 750 Meter Höhe rund um<br />

Cobrana (nordöstlich von Ponferrada) und werden für den<br />

Wein – grappes entiéres – in einem offenen Eichenholzbottich<br />

mit 5000-Liter Fassungsvermögen vergoren, der Wein<br />

reift dann acht Monate lang in 800-Liter-Tonamphoren (in<br />

letzteren ähnlich wie im Jura eine ganze Zeit lang sous voile).<br />

Bei aller jugendlichen, fast „elektrischen“ Spannung, Nervosität<br />

(im absolut positiven Sinn!) und wunderbarer Wildheit,<br />

besitzt der „Kinki“, auf dessen Etikett eine beeindruckende<br />

aromatische und strukturelle Tiefe bzw. Tiefenschärfe – die<br />

gerade einmal 12 Vol.-% Alkohol unterstreichen das sogar: Im<br />

Duft strahlend helle Sauerkirschfrucht, im Kern rote Beeren<br />

von fast ätherisch-frischer Fruchtigkeit, ein Hauch Minze<br />

(zartgrün, dann leicht balsamisch) und zitrische Noten, am<br />

Gaumen dann die mehrdimensionale, weit aufgefächerte<br />

„Übernahme“ des Spektakels, mehr Frucht (Johannisbeeren,<br />

säuerliche Himbeeren und Erdbeeren), mehr Säure (herrlich<br />

präzise), ein energetischer tannischer grip und eine absolut<br />

inspirierende, extrem trinkanimierende Salzigkeit. Wir<br />

sind komplett überzeugt: „Kinki“ ist das neue sexy, 2021 sein<br />

bester Jahrgang! Und wir wollen mehr davon, denn 4.400<br />

Flaschen (immerhin 780 mehr als letztes Jahr) für die ganze<br />

Welt sind einfach immer noch zu wenig …<br />

Ab sofort und jetzt gleich, am besten gekühlt (von 12–16 °C ist<br />

alles möglich), Problemlos bis 2028+.<br />

Ab sofort bis 2027.<br />

82 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„VERSIÓN ORIGINAL“<br />

DO BIERZO, TINTO 2021<br />

Das Original: hinreißend authentischer Mencía<br />

aus dem Bierzo, der „burgundischsten“<br />

Weinbauregion Spaniens!<br />

Verónica Ortega<br />

MENCIA<br />

SBI020521 | 12,5% VOL. | 39,93 €/L | 29,95 €<br />

Und immer wieder Bierzo! Die Weinregion im Nordwesten<br />

Spaniens (D. O.-Status seit 1989), die offiziell Kastilien zugerechnet<br />

wird, klimatisch und „spirituell“ aber viel eher dem<br />

grünen Galicien verwandt ist, zählt mit seinen nur knapp<br />

über 2.850 Hektar Rebfläche zu den kleineren Weinanbaugebieten<br />

Spaniens. Es gibt hier annähernd 2.200 Weinbauern,<br />

von denen fast die Hälfte Genossenschaften angehören,<br />

die Zahl der Weingüter beläuft sich auf gerade einmal 79. So<br />

weit, so beschaulich. Und doch handelt es sich hier um eine<br />

über die Maßen dynamische Region, deren wichtigste Rebsorte<br />

– Mencía – die interessierte Weinwelt in Atem hält. Ein<br />

kleiner Exkurs: Mencía (in Portugal heißt die Sorte „Jaen“<br />

oder „Jaen du Dão“) stammt mit an Sicherheit grenzender<br />

Wahrscheinlichkeit aus der Provinz Salamanca bzw. aus dem<br />

Bierzo (Provinz León), obschon die Rebsorte erst Ende des<br />

19. Jahrhunderts nach der Phylloxera-Katastrophe erwähnt<br />

wird. Jüngste genetische Untersuchungen haben ergeben, daß<br />

die als in der zentralportugiesischen Region Dão heimisch<br />

angesehene Sorte Jaen mit Mencía identisch ist. Die Tatsache,<br />

dass Mencía in Spanien eine deutlich größere genetische<br />

Vielfalt als die Jaen-Reben im Dão aufweist, unterstreicht<br />

den spanischen Ursprung, die origin story dieser Rebsorte. Es<br />

kann kein Zufall sein, dass Verónica Ortega diesen Top-Mencia,<br />

der nach der neuen Lagenklassifikation des Bierzo das<br />

Attribut mittlerweile „Viña Clasificada“ (entspräche einem<br />

burgundischen Premier Cru) trägt, ausgerechnet „Versíon<br />

Original“ genannt hat. Und „natürlich“ stammt dieser Wein<br />

von 100 Jahre alten Rebstöcken aus zwei inzwischen weinweltweit<br />

berühmten, von sandigen Böden geprägten Lagen<br />

aus Vatuille de Abajo, den lieux-dits Villegas und El Castro!<br />

Wie bei allen 2021ern von Verónica zeigt sich die Mencía-<br />

Traube von ihrer verführerisch floralen Seite, deren Charme<br />

eine geradezu mangnetische Anziehungskraft besitzt! Dazu<br />

helle Kirschen mit süß-säuerlichem Kern, (Beeren-)Fruchtschmelz,<br />

„Maulbeerbläue“ und Myrtenduft, mit leichtester<br />

Hand gewürzt (Süßholz, Nelke, Zitronenpfeffer, etwas Zimt),<br />

zarteste Rauchigkeit und eine enorm animierende, dabei geradezu<br />

betörende Frische nebst „atlantischer“ Kühle eines<br />

Raureif-rauchigen Wintermorgens (seit 2017 baut Verónica<br />

diesen Wein nicht mehr in der Amphore aus, sondern setzt<br />

auf gebrauchte Barriques und annährend „neutrale“ 2.500-Liter-Fässer),<br />

da der Wein, dank der famosen Parzellen wegen<br />

strukturell anders „funktioniert“ als früher, als er noch aus<br />

Parzellen mit sandig-lehmigen Böden stammte).<br />

Am Gaumen wirkt die floral gehöhte Fruchtigkeit fast noch<br />

„energetisierter“, die Kirschen leuchten, Glanzlichter auf<br />

einem druckvoll mineralischem Plateau, das mit salzig-steinigem<br />

grip und einer recht fast schon ziselierten, perfekt<br />

profilierten Tanninstruktur, den Wein in seiner ganzen Klasse<br />

und (natürlich!) Originalität in Szene setzt. Ein großer<br />

Wurf, von dem wir Ihnen glücklicherweise einige der 5.500<br />

Flaschen sichern konnten.<br />

Ab sofort und bis 2032+.<br />

Oktober 2023<br />

83


SPANIEN BIERZO<br />

„ROC“ DO BIERZO, TINTO 2021<br />

Verónica Ortega „rockt“: ROC, Rebsorten-„role model“<br />

und Mencía-Legende!<br />

MENCIA<br />

SBI020121 | 13% VOL. | 48,00 €/L | 36,00 €<br />

96+ PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Es gibt keinen einzigen Wein von Veroníca Ortega, der nicht berühren würde.<br />

„ROC“ aber ist ein ganz besonderer und der emotionalste Wein für die Winzerin,<br />

sie widmet ihn Jahr für Jahr ihrem tödlich verunglückten Bruder Rafael Ortega<br />

Camacho (dessen Initialen den Namen dieses tintos bilden). Mit „ROC“ treibt<br />

Ortega ihre bewundernswerte Kunst mit der Mencía-Rebe auf die Spitze, er ist die<br />

Quintessenz ihres jährlichen Schaffens. „ROC“ wird geprägt von der roten Mencía,<br />

die um ein Palomino und Doña Blanca bereichert wird. Dafür verwendet die<br />

Winzerin nur die besten Trauben von über 100 Jahre alten Reben, die auf über 530<br />

Metern Höhe in zwei Parzellen in Valtuille de Abajo – „El Couso“ und „La Rata“<br />

– auf Lehmböden mit hohem Sandanteil stehen, was der Mencía-Traube (so Verónica)<br />

eine floralere, elegantere Aromatik und Präzision am Gaumen verleiht. Die<br />

Trauben, die hier auch den Atem des Atlantiks spüren, werden von Hand gelesen<br />

und in offenen Gärbehältern aus Holz (5.000 Liter Fassungsvermögen) spontan<br />

vergoren (100 % grappes entiers), dann über vierzehn Monate in 228-Liter-Fässern<br />

in zweiter und dritter Belegung aus französischer Eiche ausgebaut und auf heuer<br />

„nur“ 4.550 Flaschen (knapp 200 weniger als noch im Vorjahr) abgefüllt.<br />

Verónicas „ROC“ leuchtet purpurfarben mit violetten Reflexen aus dem Glas, das<br />

Bouquet ist konzentrierter, erhabener und noch kühler als beim „Quite“, dabei<br />

deutlich „lichter“, eleganter und – wenn das überhaupt möglich ist – noch verführerischer<br />

als im Vorjahr . Im Duft anfangs betörend schöne, dabei subtile florale<br />

Noten (Veilchen und Kirschblüten, Lavendel und Jasmin), dann rote Johannisbeeren,<br />

Walderdbeeren, Kirschen und helle Pflaumen und ein Hauch Süßholz, dazu<br />

Wildkräuter, wolkig-zart. Feinste Gewürzakzente (weißer Pfeffer, ein Hauch Anis<br />

– das Holz bleibt so neutral wie erwartet, ist völlig integriert): Das ist schlicht hinreißend<br />

und bestätigt den Eindruck eines Traumjahrgangs, den wir im Sommer<br />

2022 gewonnen haben. Ein spekatkulär präsenter, präziser und unglaublich klarer<br />

Wein von einer fast schon ätherischen Transparenz!<br />

Am Gaumen verbinden sich Kirschen, Beerenfrucht, leicht säuerliche Pflaumen<br />

und Hagebutten mit hellen zitrischen Noten (Mandarine samt Schale). Dazu eine<br />

angenehm animierendes, feinherbes Element, das in einer leicht salzigen Brise aufzugehen<br />

scheint. Tannine wie gesponnenes Silber: dicht, filigran, dabei grandios<br />

strukrurierend und schon jetzt von einer berückenden Feinkörnigkeit und Finesse.<br />

Sie verbinden sich mit der der leuchtenden Frucht, „umgarnen“ sie und verleihen<br />

ihr noch mehr Kontext und Glanz. Im Nachhall rollt der „ROC“ in Wellen heran,<br />

die sich nicht überschlagen, aber einen fulminanten Sog hinterlassen: enorme<br />

Energie und Dynamik statt bloßer Kraft – welch ein Unterschied! Es sind eben diese<br />

feinen Nuancen, die das mit immensem Potenzial ausgestattete Meisterwerk zu<br />

einem einzigartigen Wein formen. Wir erinnern uns an unseren hochgeschätzten<br />

Burgund-Magier Frédéric Mugnier, der einen Wein immer nur dann für groß hält,<br />

wenn ihm ein verstecktes Element eigen ist. Genau dieses verborgene Etwas macht<br />

Verónicas Wein so anziehend. Ein großer Wein, der sich nicht nebenbei konsumieren<br />

lässt, der einen auffordert, teilzuhaben und eine eigene Haltung zu zeigen, ein<br />

Wein wie ein Bekenntnis, von einer Winzerin, die klar erkennen lässt, welch großartigen<br />

Betriebe und Regionen ihre Anschauung geprägt haben. Verónica möchte<br />

ihrem geliebten Burgund auf Augenhöhe gegenübertreten, und mit diesem „ROC“<br />

kommt sie dem Ziel immer näher, gleichzeitig aber wird die Herkunft des Weins<br />

immer deutlicher! Denn er strahlt eine Feinheit und Tiefe aus, die nur Ausdruck<br />

eines großen, „ureigenen“ Terroirs sein kann: Bierzo! „ROC“ ist ein „role model“<br />

für die Möglichkeiten dieser noch unterschätzten Rebe: Man schmeckt die Landschaft<br />

dieser schon in römisch-antiker Zeit berühmten Weinregion und ihre Nähe<br />

zum Atlantik. Verónica hat hier vor über einem Jahrzehnt ihre „Wein-Heimat“<br />

entdeckt, deren geografische, kulturelle und spirituelle Tiefe sie von Jahr zu Jahr<br />

immer weiter auslotet. Mit dem „ROC“ von 2021 ist ihr ein Meisterwerk gelungen!<br />

Ab sofort bis sicherlich 2034+.<br />

84 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„COBRANA“ DO BIERZO, TINTO 2021<br />

Mencía-field-blend aus einem Traumjahrgang!<br />

MENCIA<br />

SBI020321 | 12,5% VOL. | 49,33 €/L | 37,00 €<br />

„Nach diesem Erstlingswerk sind wir absolut überzeugt davon, dass wir noch einiges<br />

von Verónica hören werden. Das hat Weltklasse-Niveau!“ schrieben wir über<br />

den ersten „Cobrana“ bei Pinard de Picard, den formidablen 2015er. Und wurden<br />

in unserer Einschätzung gleich von Luis Gutiérrez, Parkers Spanien-Verkoster, bestätigt.<br />

Dieser vergab die sehr amtliche von Auszeichnung von 94 Punkten und<br />

lobte den Wein für seinen „burgundian twist.“ Ein Jahr später, Don Luis zückt<br />

wieder die 94, und wir wissen alle, wie es weiterging: 96 Punkte wie auch von<br />

Tim Atkin für den – leider, leider ausverkauften – Geniestreich von 2018! Der<br />

2020er dann wird im Robert Parker Wine Advocate mit 95 Punkten geführt,<br />

der „Cobrana“ von 2021, dem Bierzo- und Spanien-Traumjahrgang par excellence<br />

(so zumindest unser Eindruck im letzten Sommer vor Ort) hat nun endlich auch<br />

den Weg zu Herrn Gutiérrez gefunden, der ihn mit sensationellen 97 Punkten bewertet<br />

(„elegant and Burgundian, floral and super tasty“ und „even better than the<br />

2018, which was my favorite until now“) und seinem Verónica-Ortega-Lieblingswein<br />

zu Füßen liegt. Wir wissen wie das ist, uns geht es nicht anders!<br />

97 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Verónica Ortega<br />

„Cobrana“, das ist Verónica Ortegas genialer Rotwein aus über 90-jährigen Mencía-<br />

Reben, die mit einem kleinen Anteil roter und weißer autochthoner Rebsorten<br />

wie Doña Blanca, Palomino, Godello, Alicante Bouschet und Estaladiña abgerundet<br />

werden. Sie keltert diesen Wein von Lagen, die auf 750 Metern Höhe stehen<br />

und deren Reben sich tief in den Schieferboden mit rotem Lehm bohren müssen,<br />

um an Nährstoffe zu gelangen. Dieser kräftige kirschrote Wein duftet bereits<br />

in der Nase traumhaft: weiße Blüten, Johannisbeergelee, Herzkirschen und rote<br />

säuerliche Waldbeeren verströmt der 2021er-Jahrgang. All das begleitet von einem<br />

Hauch „flüssig-kühlen“ Steins und einer wunderbar balsamischen Komponente<br />

(Kampfer), die fast gen Meeresbrise hin auffächert.<br />

Dieser in jeder Hinsicht bemerkenswerte Cool-Climate-Vertreter wurde in<br />

1500-Liter-Fässern und 4300 Liter fassenden Amphoren 12 Monate lang ausgebaut<br />

und in insgesamt 7.500 Flaschen abgefüllt. Die Besonderheit dieses Weins (in seinem<br />

siebten Jahrgang nun zum dritten Mal mit dem mittlerweile ratifizierten Zusatz<br />

„Vino de la villa de Congosto“ auf dem Etikett ), bei der sich Verónica einer<br />

uralten, traditionellen Vinifizierungsmethode bedient, liegt auch darin, dass hier<br />

eben auch ein hübscher Anteil weißer Trauben (die oben schon erwähnten Sorten<br />

Doña Blanca, Palomino, und Godello) zugegeben wird, was dem „Cobrana“ Finesse<br />

und Kühle verleiht, wie man sie so von den allerbesten Weinen der Nordrhône<br />

kennt! Wer hier einen mächtigen Wein erwartet, wartet auf Godot. Hierbei handelt<br />

es sich um einen schlanken, energetischen Spanier „burgundischen“ Typus,<br />

der von den Höhenlagen, dem blauschiefrigen Boden und den atlantischen Meeresbrisen<br />

erzählt. Die Tannine sind hier feinkörnig, so strukturierend und filigran<br />

wie bei einem feinen Volnay (Tim Atkin verglich den 2018er mit einem Chambolle-Musigny,<br />

Luis Gutiérrez verortet den 2019er irgendwo zwischen Burgund<br />

und Rhône ...) – wobei dieser Wein, bei aller Vorliebe für Burgund-Analogien,<br />

vor allem eines ist: ein großer, ja, ganz großer Bierzo. Die feine Säure ist bestens<br />

im Wein integriert, der in jeder Hinsicht ideale Jahrgang 2021 lässt die Frische und<br />

Kühle des Weins, der einen spektakulären Trinkfluss an den Tag legt, geradezu erstrahlen.<br />

Die Aromatik pendelt zwischen hinreißend verführerischen floralen Elementen,<br />

roten, anregend säuerlichen (Wald-)Beerenfrüchten (Himbeere, Erdbeere,<br />

Cranberry), balsamischen Minz-Noten und einem Hauch Bergamotte.<br />

Der „Cobrana“ lebt vom Trinkfluss, zeigt sich als 2021er noch duftiger als sein Vorgänger,<br />

dabei ungemein präzise und leichtfüßig wie eh und je, ohne dabei Seriosität<br />

oder Potenzial einzubüßen. Wenn Sie, werte Kunden, auch perfekt balancierte,<br />

kühl anmutende Rotweine lieben, die den Gaumen erfrischen und einen mineralischen<br />

Kern besitzen, möchten wir Ihnen diesen absolut hin- reißenden Wein von<br />

Verónica Ortega ans Herz legen!<br />

Trinkt sich jetzt schon traumhaft schön (und gerne etwas gekühlt, 15–16 °C sind sicherlich<br />

ideal), wird in den nächsten Jahren nur noch schöner – bis 2035+.<br />

Oktober 2023<br />

85


SPANIEN BIERZO<br />

„LA LLORONA“<br />

GODELLO DO BIERZO, BLANCO 2021<br />

Zweiter Jahrgang von Verónicas neuem Godello<br />

– und wieder sowas von grandios!<br />

GODELLO<br />

SBI020721 | 12,5% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

94 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Endlich! Verónica Ortegas zweiter Weißwein! Und wieder<br />

ein Godello! Nach ihrem „Cal“ (den es nicht mehr geben<br />

wird) aus dem paraje „El Garbanzal“, dem unserer Meinung<br />

nach absolut besten Godello aus dem Bierzo (gut, einem von<br />

vier besten Godellos, ohne „Raúl Pérezs „Ultreia“, „Calderera“<br />

und „La del Vivo“ will kein Godello-Fan auf Dauer sein ...),<br />

steht uns jetzt mit dem zweiten Jahrgang von „La Llorona“<br />

wieder ein instant classic ins Haus! Kurz interpoliert: „Es<br />

wäre vielleicht erwähnenswert, wer hier meine führenden<br />

Weißweinproduzenten sind“ schreibt Luis Gutiérrez in seinem<br />

Bierzo-Bericht Ende Januar 2022. Allen voran: „Verónica<br />

Ortega“!<br />

Das Etikett der Grafikerin María José Fernandez-Blanco<br />

León zeigt jedenfalls eine fast nackte – nur der Kopf bzw.<br />

das Gesicht ist verschleiert – an entsprechender Stelle züchtig<br />

beblümte Frau. Was in Verbindung mit dem nicht eben<br />

leicht zu entziffernden Namen „„La Llorona“ – „die Wehklagende“<br />

auf eine Gestalt der hispanoamerikanischen Folklore<br />

verweist. Die Winzerin versteht diesen Wein als Hommage<br />

an die mexikanische Sängerin Chavela Vargas und ihre Interpretation<br />

des Lieds „La Llorona“, das vielen vermutlich aus<br />

dem Soundtrack des Films „Frida“ (mit Salma Hayek) bekannt<br />

sein dürfte. Falls nicht: unbedingt anhören – Chavela<br />

Vargas’ Version ist atemberaubend schön! Die 35-jährigen<br />

Reben stehen in 500 Metern Höhe auf lehmhaltigen, sandigen<br />

Böden bei Pieros, einem winzigen Ortsteil der Gemeinde<br />

Cacabelos. Sie entrappt die Früchte dieser kleinbeerigen Godello-Variante<br />

(Godello de grano pequeño), mazeriert diese<br />

schonend über Nacht und lässt sie in Eichenholz spontanvergären.<br />

Der neunmonatige Ausbau erfolgt dann in gebrauchten<br />

228-, 500- und 600-Liter-Holzfässern aus Frankreich. Für<br />

diesen Godello gilt, was wir seinerzeit auch über den leider<br />

nicht mehr erhältlichen „Cal“ geschrieben haben: Wir hätten<br />

liebend gerne jede einzelne der 5.895 Flaschen aufgekauft!<br />

Zumal von diesem 2021er-Jahrgang, der – quer durch die<br />

Bank (und tatsächlich alle Regionen Spaniens, die wir jüngst<br />

besucht haben, also Gredos, Cebreros, Segovia, Ribeíra Sacra,<br />

Rioja und eben Bierzo) – absolut fulminant ausgefallen<br />

ist. Denn wir sind dem zart reduktiven, aber umso verheißungsvolleren<br />

Duft nach Apfelblüte, Fenchelgrün, Grapefruitzesten<br />

und rauchig-zitrischer Gischt verfallen, lieben<br />

die anregende Salzigkeit (die Tränen der „Llorona“?), die<br />

Aromen von Pfirsich(schale), grüner Haselnuss und (Salz-)<br />

Zitrone am Gaumen, die kristalline Energie, den herrlichen<br />

crunch dieses Weins, seine präsente, mit Gusto attackierende,<br />

pikante Säure und komplexe Mineralität, seine Eleganz,<br />

seine Rassigkeit ...! Liebe Kunden, lassen sie sich auch ein<br />

wenig von diesem Wein hypnotisieren und sichern sie sich<br />

die eine oder andere Flasche dieses großartigen Weins – sie<br />

werden’s uns vermutlich danken!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2028+.<br />

86 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Verónica Ortega<br />

„TORMENTA“ GODELLO DO BIERZO, BLANCO 2021<br />

Wer so Godello zieht, wird einen fulminanten Sturm ernten!<br />

95 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

GODELLO<br />

SBI020821 | 12% VOL. | 51,33 €/L | 38,50 €<br />

Halleluja – es gibt ein Leben nach „CAL“, Veronicas vino de paraje, dem unserer Meinung<br />

nach absolut besten Godello aus dem Bierzo (gut, einer von vier besten Godellos – ohne Raúl<br />

Pérezs „Ultreia“, „Calderera“ und „La del Vivo“ will kein Godello-Fan auf Dauer sein …)! Zur<br />

Erinnerung: Im letzten Jahr fügten wir der Präsentation des „CAL“ ein kleines Porstcriptum<br />

an, dass wir Ihnen, werte Kunden gerne erspart hätten: Der „CAL“ von 2020 ist der vorerst<br />

letzte seiner Art, der Weinberg wurde verkauft, die Pacht nicht verlängert. Verónica Ortegas<br />

rarster Wein ist noch ein wenig seltener geworden … Carpe diem, carpe vinum!<br />

Doch jetzt scheint die Sonne wieder (bzw. erhebt sich ein recht göttlicher Sturm), denn hier<br />

ist er, der heißersehnte Nachfolger : „Tormenta“! Es handelt sich um den ersten Jahrgang<br />

dieses Weins, der aus einem 0,8 Hektar großen Godello-Weinberg mit kalkhaltigem Lehmboden<br />

stammt. Dies ist eindeutig das Unterscheidungsmerkmal dieses Weins, das ihm den<br />

Charakter der kalkhaltigen Böden verleiht und einen Godello mit einem sehr scharfen und<br />

mineralischen Profil hervorbringt. Dieser 25 Jahre alte Weinberg befindet sich in San Juan de<br />

la Mata, im nördlichen Teil der Region Bierzo, und liegt auf einer Höhe von 650 m mit einer<br />

Süd-West-Ausrichtung. Es handelt sich um den ältesten Klon des Godello, den kleinsten der<br />

Sorte, mit geringerer Wuchskraft und kleineren Beeren, die uns eine größere Konzentration<br />

und Tiefe verleihen.<br />

Hergestellt aus entrappten Trauben, mit leichter Mazeration über Nacht auf den Schalen und<br />

sanftem Abstich. Spontane Gärung und 13-monatige Reifung in 600-, 500- und 225-Liter-Fässern<br />

sowie 800-Liter-Amphoren, die zur Abfüllung zusammengestellt wurden.<br />

Der „Tormenta“ ist ein seriöser, eleganter und sehr ausgewogener Godello mit subtilen Noten<br />

von grünem Tee, Kamillenblüten, Lindenblüten und Zitrusfrüchten im Hintergrund. Mit<br />

etwas mehr Luft dann immer deutlicher Kamille, Heublumen, Grapefruitzesten, ätherischen<br />

Blütenhonignoten. Am Gaumen eine hineißend zitrische Gischt, herrliche Salzigkeit und<br />

noch mehr Zitrusnoten, eine „lichtdurchflutete“ Energie, vibrierende Säure und komplexe<br />

Mineralität, Leichtigkeit, Finesse und Grazie …! Ein schlicht fulminanter Wein, der unser<br />

Herz im Sturm erobert hat!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2029+.<br />

Oktober 2023<br />

87


SPANIEN MALLORCA<br />

4KILOS<br />

FELANITX<br />

¡Menos es más!, „weniger ist mehr!“ –<br />

unsere Insulaner haben ein Maximum<br />

an Wein erschaffen! Noch Fragen?<br />

Kein Etikett, nur ein geprägtes Wappen mit den Initialen<br />

GC und den darunter stehenden Namen „Grimalt“<br />

und „Caballero“ schmücken fast unscheinbar den<br />

besten, weil komplexesten Wein des Hauses 4kilos vinícola.<br />

Auf dem Rücken finden sich zudem nur die nötigsten Angaben,<br />

pures Understatement im besten Sinne. Und besser<br />

als der „Grimalt Caballero“ war bisher – auf Luis<br />

Gutiérrez (Wine Advocate) ist Verlass – ohnehin je kein<br />

anderer Wein der Baleareninsel Mallorca (für 2019: 96 Punkte,<br />

der 2020er harrt noch einer Beurteilung – unter uns, er ist<br />

grandios)! Inzwischen freuen wir uns über unseren zweiten<br />

Jahrgang des „motor blanc“ (Don Luis zückte 92+ Punkte für<br />

den 2021er), das Pendant zum „motor callet“ (der als „motor<br />

américa“ auch schon seit einigen Jahren überseeische Märkte<br />

beglückt), den weiterhin herrlich energetischen „12 Volts“ sowie<br />

die 2021er-Füllung des grandiosen „4kilos“ (neues Künstler-Etikett<br />

mit Igel inklusive).<br />

Das ambitionierteste, heute sicherlich wichtigste Weingut<br />

der Insel, 4kilos vinícola, nahm im August 2006 Gestalt an<br />

und bezog 2007 sein Quartier in einem in die Jahre gekommenen<br />

ehemaligen Schafstall mit Wellblechdach. Es grenzt<br />

also fast schon an ein Wunder, dass die beiden Freunde mit<br />

einer Investitionssumme von nur 24.000 Euro das ganze Pro-<br />

jekt überhaupt finanzieren, geschweige denn sich damit als<br />

Teil von Spaniens Weinelite etablieren konnten! Aber Leidenschaft,<br />

Kreativität und Improvisationsgeschick besaß das<br />

junge Weingut von Anfang an in Hülle und Fülle, auch wenn<br />

für die ersten Jahrgänge kurzerhand die vorhandenen alten<br />

Milchkühlgeräte als Gärbottiche zweckendfremdet wurden.<br />

Seine Patina hat der ehemalige Schafstall heute noch immer<br />

nicht ganz verloren, allerdings hat hier mittlerweile das uns<br />

vertraute Equipment seinen Platz gefunden,der Wein gärt nun<br />

in großen Holzfässern der renommiertesten Küffer, Bottichen<br />

aus Edelstahl und mallorquinischen Tonquadern. Ausbau<br />

und Reife erfolgt in gebrauchten Fässern unterschiedlichster<br />

Größe von denen jedes einzelne nach Musiklegenden wie etwa<br />

Mozart, Dire Straits, Oasis, AC/DC, U2 oder Jimi Hendrix<br />

benannt ist. Schmeckte der Debütjahrgang 2006 noch nach<br />

talentierter Schülerband, die sich auf maximal drei Akkorde<br />

und gesteigerte Lautstärke beschränkte, sind Francesc Grimalt<br />

und Sergio Caballero nach nur zwölf Jahren mit dem 2018er,<br />

einem „superben, ihrem „wahrscheinlich besten Jahrgang“,<br />

nun in der Rock ’n’ Roll Hall of Fame angekommen. Und<br />

jetzt, vier Jahrgänge später, touren sie erfolgreich durch<br />

die schönsten Klubs (wahlweise Stadien) der ganzen Welt.<br />

Tickets? Hier erhältlich!<br />

88 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


4kilos<br />

„MOTOR BLANC“ VdlT MALLORCA,<br />

BLANCO 2022 (BIO)<br />

Autochthon, mit Amphore und motorisch<br />

überbegabt: Mallorca in Bewegung!<br />

PRENSAL |<br />

ES-ECO-013-IB<br />

SBA010622 | 11,5% VOL. | 23,33 €/L | 17,50 €<br />

Ist ein Motor erst einmal gestartet, Energie genug aufgebracht,<br />

läuft er einfach und Bewegung bestimmt seinen<br />

Charakter fortan. Wie haben die Winzer von 4kilos also<br />

diesen „motor blanc“ zum Laufen gebracht? Zuerst einmal<br />

haben Francesc Grimalt und Sergio Caballero ihren Prensal,<br />

gewachsen auf einem speziellen eisenreichen Lehmboden<br />

so schonend wie möglich zu sich geholt. Prensal? Die autochthone,<br />

auch als „Moll“ bekannte, auf Mallorca einst fast<br />

ausgestorbene Rebsorte? Die, laut The Oxford Companion<br />

to Wine (4. Auflage) angeblich „schlappe, neutrale Weine“<br />

hervorbringt (die 5. Auflage zeigt einen gewissen Gesinnungswandel,<br />

die Rebsorte wird nun als „potentially interesting“<br />

geführt), aus der vor allem aber Mess- und Likörweine<br />

vinifiziert wurden? Von der das Trio Robinson, Harding,<br />

Vouillamoz zuletzt schrieb, dass sie „von tropisch-fruchtig<br />

und weich bis hin zu strukturierteren Weinen mit Mandelnoten“<br />

gut sei? Ja, genau diese! Unsere beiden Könner bedienen<br />

sich dabei eines winzerischen Dreischritts: 35 % des Leseguts<br />

werden einer macération carbonique unterzogen, 35 % mazerieren<br />

vier Tage lange bei kontrollierter Temperatur und 30 %<br />

in 335-Liter-Amphoren den sogenannten tinajas aus mallorquinischen<br />

Tonbehältern. Einmal im Glas (der Motor läuft<br />

langsam an, schnurrt wie Kätzchen) leuchtet der Weißwein<br />

in einem Zitronengelbgold mit kupfernen Reflexen sauber,<br />

hell und klar. Im Bouquet schimmern Aromen von reifen<br />

weißen Früchten (Pfirsich und Melone – für Spanienkenner:<br />

„piel de sapo“), Birne, Apfel und azufaifa (hierzulande als<br />

Jujube bekannt; im unreifen Zustand erinnert sie wie auch<br />

die Karambole an grünen Apfel, mit zunehmender Reife<br />

immer mehr an eine Kombination aus Dattel und Melone),<br />

dann auch getrocknete Aprikose und ein Hauch Blütenhonig,<br />

was sich dann gen Kräuternoten hin aufzulösen scheint (Kamille,<br />

Anis und Fenchel, eine Spur Majoran). Minuten später<br />

dann auch etwas Kiefernharz und mediterrane macchia. Am<br />

Gaumen dann der perfekte „vino de sed“ (spanische Variante<br />

des „vin du soif“, des Weins gegen (!) den Durst), hinreißend<br />

frisch, leicht salzig, im allerbesten Sinne desenfadado, also lässig<br />

und völlig ungezwungen, perfekt akzentuierte Säure (nebst<br />

delikatem Bitter), und zarte, dabei ungemein animierende<br />

Herzhaftigkeit. Das ideale Quantum Maischestandzeit sorgt<br />

denn auch für den belebenden, ja sinnlichen grip, für Spannung<br />

und – der Motor läuft und läuft und läuft! – Bewegung,<br />

die den Wein auch im kreidig-pudrigem Nachhall (mit Talkum<br />

bestäubte Frucht) noch mit bemerkenswerter, weil mit<br />

leichter Hand dosierter Kraft ans Ziel bringt. Coup de Cœur!<br />

Ab sofort bis mindestens 2025+.<br />

„MOTOR CALLET“ VdM, TINTO 2022 (BIO)<br />

Callet oder: Die Logik des zweiten Glases<br />

CALLET |<br />

ES-ECO-013-IB<br />

SBA010122 | 11% VOL. | 23,33 €/L | 17,50 €<br />

Der „motor callet“ ist in der 2022er-Version tatsächlich ein<br />

„Callet-Hundertprozenter“, was sich ja auch schon im „in<br />

jeder Hinsicht anomalen“ Vorjahr (Francesc Grimalt) ausgezeichnet<br />

bewährt hat. Der Jahrgangsverlauf liest sich (in den<br />

Worten von Francesc) ganz nüchtern folgendermaßen: „2022<br />

fielen 515 l/m2 Regen. Der Januar war kalt, aber trocken,<br />

der Februar war wärmer und trockener. Im März fielen 59 l/m2<br />

an zwölf Regentagen – für die Reben eine gute Wasserreserve.<br />

Der April begann kalt recht kühl und wurde dann wärmer<br />

(25 l/m2 Niederschläge). Im Mai fielen 24 l/m2 Regen,<br />

allerdings war es ein warmer Monat (ohne Pilzbefall!), Juni<br />

und Juli dann trocken und heiß. Ende August 35 l/m2 Regen,<br />

die Trauben konnten gut reifen ohne zu leiden. Der September<br />

war dann wieder ein recht warmer Monat (am 16. örtlich sehr<br />

begrenzte Niederschläge von 137 l/m2, die aber die Lese nicht<br />

beeinträchtigten) wie auch Oktober und November (beide<br />

eher überdurchschnittlich). Alles in allem: ein regnerischer<br />

Frühling, ein trockener Sommer und höhere Temperaturen<br />

als üblich.“<br />

Das Ergebnis in Flasche und Glas ist allerdings alles andere<br />

als „nüchtern“: Ein wunderschöner, mit 11 Vol.-% herrlich<br />

schlanker „motor callet“, bei dem Francesc das „autochthone<br />

Element“ des Weins wirklich ernst nimmt. Wo sich andere<br />

Winzer etwa tinajas aus Portugal oder gar Kvevri aus dem Kaukasus<br />

kommen lassen, setzt er auf aus malloquinischer Tonerde<br />

(call vermell) gebrannte Gefäßen (225 Liter), in denen die<br />

per Hand gelesenen Trauben spontan vergoren werden<br />

(einen Monat bleibt der Most darin), dann auf 600- bis etwas<br />

über 1000-Liter-Tanks (call vermell und Romanzement)<br />

in denen der Ausbau des „motor callet“ stattfindet.<br />

Und wieder sind – typisch 4kilos! – „Kühle“, „Schlankheit“<br />

und „Eleganz“ zentrale stilistische Merkmale dieses absolut<br />

geglückten Experiments: Luis Gutiérrez schrieb über den<br />

2016er, dass er ihn an leichte Rotweine aus dem Jura erinnere<br />

(„mit lebendigen Aromen und Säure und Waldbeerenfrucht“)<br />

– man ersetze die Beeren erst einmal durch<br />

Kirsche, lasse dann etwas Blutorange und Granatäpfel<br />

auf sich wirken, finde Gefallen an einer zart laktischen<br />

Note, die sekundenlang aufblitzt, um sich dann (grappe entière?<br />

sehr wahrscheinlich!) grün-würzigen Aromen (mediterrane<br />

Kräuter bis hin zu Tomatenblättern, weißer Pfeffer) zu<br />

fügen. Am Gaumen dann nahezu schwerelos, feine, anregende<br />

(Frucht-)Säure, ein subtil-phenolischer grip und eine<br />

schöne Länge – die man des fantastischen Trinkflusses wegen<br />

kaum wird auskosten können, so schnell will das nächste Glas<br />

gefüllt, der nächste Schluck genossen werden: Coup-de-Cœur-<br />

Spätsommer-und-auch-noch-Herbstwein in Rot!<br />

Ab sofort bis mindestens 2027+.<br />

Oktober 2023<br />

89


SPANIEN MALLORCA<br />

93 PUNKTE<br />

Robert Parker<br />

„12 VOLTS“ VdIT MALLORCA, TINTO 2021 (BIO)<br />

Entspannung aus Mallorca, jetzt auch zuhause!<br />

CALLET + FOGONEU, SYRAH, CABERNET SAUVIGNON, MERLOT |<br />

SBA010221 | 12% VOL. | 23,93 €/L | 17,95 €<br />

ES-ECO-013-IB<br />

Die Funktionsweise dieser Cuvée aus 60 % Callet und Fogoneu (zwei autochthone, auf den<br />

Balearen häufig als Mischsatz angepflanzte Rebsorten), 20 % Syrah, 10 % Cabernet Sauvignon<br />

und 10 % Merlot wird von den Schöpfern Francesc Grimalt und Sergio Caballero als die eines<br />

Akku beschrieben. Der Wein verbinde sich mit dem Nervensystem und lade die Batterien<br />

wieder auf. Wie wird Energie in Wein gespeichert und eben jenes Potential erzeugt? Ist es die<br />

Vergärung im Edelstahltank, sind es die neun Monate im Holz (40 % im 3000-Liter-Foudre,<br />

30 % in Barriques aus Zweit-, 30 % in Barrique aus Drittbelegung)? Den geneigten Weinliebhaber<br />

trifft hier natürlich kein Stromschlag, die Energien werden nicht einfach freigelassen,<br />

dass sich irgendwelche Schocks ergeben könnten. Dieser „12 Volts“ hat erst einmal ein ganz<br />

ruhiges Antlitz: dunkles Rubinrot, hauchfein-violette Robe und gesetzte Pigmentierung bei<br />

einer Nuance von Trübung (geschönt wird bei 4kilos nicht). Auch in der Nase entladen sich<br />

keine ruppigen Energien. Angenehm Herb und frisch-sauer im ersten Moment, dann kommt<br />

die Frucht hinzu und der Genießer darf entscheiden, welchen Aspekten er Aufmerksamkeit<br />

(Brombeere, Kirsche, schwarze Johannisbeere buhlen mit Vanille, Kakao, Pfeffer, Fenchel, allgemein<br />

Waldigem darum) schenken will. Unreifes (Tomate) reift schon im Bouquet langsam<br />

heran. Am Gaumen wird dann nichts breit, alles bleibt schlank und domestiziert. Salz, Säure<br />

und hauchzarte Süße wollen nur gefallen und Entspannung bereiten. Nimmer müde und immer<br />

kühl und gelassen breitet sich Schluck um Schluck aus. Ein Rotwein kann tatsächlich so<br />

hell schmecken dass die deutliche Würzigkeit und eine schon basarhafte Obstauslage völlig<br />

unanstrengend zu erleben bleiben. Der maßvolle Alkoholgehalt (12 Vol.-%) und das fast nur<br />

angedeutete Tannin tragen dazu bei.<br />

Wie und mit welcher Energie wird der Genießer denn da wieder aufgeladen? Entspannung<br />

natürlich (diese wird im Hause 4kilos offensichtlich ebenfalls in Volt gemessen)!<br />

Ab sofort bis sicherlich 2027+.<br />

„4KILOS“<br />

VdlT MALLORCA, TINTO 2021 (BIO)<br />

Hase und Igel – wir wissen, wie solche Rennen<br />

ausgehen. Bei 4kilos gibt’s jedenfalls nur Sieger!<br />

CALLET |<br />

ES-ECO-013-IB<br />

SBA010321 | 12% VOL. | 46,53 €/L | 34,90 €<br />

Francesc Grimalt hat die ausschließlich auf den Balearen<br />

heimische Callet quasi im Alleingang rehabilitiert. Die Herkunft<br />

dieser fast vergessenen Rebsorte liegt im Dunkel,<br />

auch ihre Genetik wurde erst in späterer Zeit genauer erforscht<br />

und jüngst erst revidiert. Erste halbwegs wissenschaftliche<br />

Beschreibungen stammen aus dem späten 19. Jahrhundert,<br />

Juan Marcilla Arrazola taucht 1942 tiefer in die Materie ein<br />

und weiß unter anderem zu berichten, dass die Rebsorte<br />

„Weine mit ungefähr 11 Vol.-%“ hervorbringt „mit wenig<br />

Extrakt und noch weniger Farbe“. Letzteres verwundert<br />

allerdings, angesichts der Tatsache, dass „Callet“ im mallorquinischen<br />

Dialekt „schwarz“ bedeutet. Hatte man früher<br />

angenommen, dass es hier um eine Kreuzung von Palomino<br />

Fino und Villardiel handeln müsse, kommen Analysen aus<br />

jüngerer Zeit zu einem anderen Ergebnis: Callet sei<br />

demnach aus einer spontanen Kreuzung der Sorten<br />

Fogoneu und Callet Cas Concos entstanden. Aber letztlich<br />

liegt die Wahrheit im Glas – und die leuchtet! Die Trauben<br />

für diesen sortenreinen Callet stammen aus biologischem<br />

Anbau, die bis zu 50 Jahre alten Rebstöcke gedeihen auf zwei<br />

Parzellen („Es Puput“ und „Es Quetcla“), deren eisenhalti-<br />

ge Kalk-Lehmböden hier als cal vermell bezeichnet werden.<br />

Die Gärung geschieht zur Hälfte im Edelstahltank, zur Hälfte<br />

in 2500-Liter-Gärbottichen, der zwölfmonatige Ausbau<br />

erfolgt in gebrauchten 600-Liter-Barriques.<br />

Im Glas anfänglich fast schon zögerlich, vergleichsweise dicht<br />

– der „4kilos“ braucht ein wenig Zeit bis er sich öffnet.<br />

Die Nase ähnlich kühl und parfümiert wie beim schlicht genialen<br />

Vorgänger von 2020, der aus Sicht des Winzers aus einem<br />

klimatisch alles andere als perfekten Jahr stammt. Subtilität,<br />

Eleganz, Finesse – all das (und noch viel mehr) ist hier wieder<br />

vorhanden. Vor jede Frucht hat sich ein luftiger Vorhang von<br />

mediterranen Kräutern und kühlem Stein geschoben, balsamisch-„dunkelgrüne“<br />

Noten (bis fast Erdreich und Graphit),<br />

dahinter im ersten Moment tatsächlich reife rote Trauben,<br />

später dann Kirschen, Veilchen (überhaupt Blütennoten:<br />

„blind probiert“ erinnert dieser Wein mit seinen floralen<br />

Elementen und seiner Frische an Mencía! Unglaublich, dass<br />

– ausgerechnet! – Callet diesem Wein einen derart atlantischen<br />

Charakter beschert!) und etwas Süßholz, Eisenspäne<br />

sowie dunkle Beeren. Am Gaumen bleiben Kühle und die<br />

steinig-kräutrige Würze wunderbar präsent, was als „geschmeidige<br />

Kargheit“ beginnt, wird immer komplexer. Auf<br />

die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Es ist schon großartig,<br />

diese Gleichzeitigkeit der Eindrücke – Frucht, Stein, Blüten,<br />

Kräuter und Gewürze, dazu eine perfekt integrierte Säure,<br />

kühler mineralischer Zug, schlankes, saftiges Tannin und<br />

ein langer, beseelter Nachhall – ein spektakulärer Wein aus<br />

einem großen Jahrgang!<br />

Ab sofort, dürfte ab 2025 noch spektakulärer sein – bis 2033+.<br />

90 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


4kilos<br />

„GRIMALT CABALLERO“<br />

VdlT MALLORCA, TINTO 2020 (BIO)<br />

Wieder einmal Texturwunder und nach wie vor<br />

sicherlich spannendster Wein der Balearen!<br />

CALLET, FOGONEU |<br />

ES-ECO-013-IB<br />

SBA010420 | 12% VOL. | 132,00 €/L | 99,00 €<br />

Um den englischen Dichter John Donne bzw. seinen späten<br />

Adepten Hugh Grant (als Will Freeman in dem Film „About<br />

a boy“) zu paraphrasieren: „No wine is an island! – Some<br />

wines are islands, this wine is a b****y island – it’s b****y<br />

Mallorca!“. Und weniger aufgeregt: Wenn es einen Wein gibt,<br />

der wie kein anderer die Geschichte, die Kultur, das Terroir<br />

Mallorcas verkörpert, dann ist es der „Grimalt Caballero“,<br />

dann war es mit Sicherheit spätestens der letzte Jahrgang, mit<br />

dem, werte Kunde, unseres Erachtens, eine neue, hoffentlich<br />

lange anhaltende Ära eingeläutet wurde. Nicht nur für die Winzer<br />

auf den balearischen Inseln, nicht nur auf der iberischen<br />

Halbinsel, sondern für alle, die wir uns für (ein enorm strapaziertes<br />

Wort, aber es passt nun einmal) authentische Weine,<br />

Weine mit einem echten Sitz im Leben und der Historie interessieren.<br />

Von nun an gibt es kein Zurück mehr!<br />

Die Trauben für den „Grimalt Caballero“, eine Cuvée aus<br />

70 % Callet und 30 % Fogoneu stammen von zwei kleinen, von<br />

eisenhaltigen Ton und Lehm geprägten Einzellagen – „Viña<br />

Petita“(0,34 Hektar) und „Viña Ermassos“ (0,6 Hektar) – mit<br />

50 bis 60 Jahren alten Rebstöcken, Sie werden in Edelstahlbehältern<br />

spontanvergoren und in gebrauchten 600-Liter-Barriques<br />

aus französischer Allier-Eiche 14 Monate lang ausgebaut<br />

– und auf eine leider wieder allzu homöopathisch anmutende<br />

Zahl von Flaschen abgefüllt … Aber wir erfreuen uns<br />

an dem, was da auf uns wartet. Und das ist auch im Jahrgang<br />

2020 ziemlich göttlich! Wie der Vorgängerjahrgang (96<br />

Punkte, und um es mit den Worten von Luis Gutiérrez (Wine<br />

Advocate) auszudrücken: „seamless palate, nicely textured<br />

… sparkling freshness“) einfach wieder schlicht grandios! Der<br />

2020er hat ein vergleichsweise feuchtes Jahr hinter sich, in<br />

der ersten Jahreshälfte betrug die Niederschlagsmenge 481 l/<br />

m2 (zum Vergleich: Im Jahr davor waren es insgesamt (!) 453 l/<br />

m2), in den Monaten von Juli bis Dezember waren es dann magere<br />

122 l/m2. Und das Ergebnis dieses (sagen wir einmal vorsichtig)<br />

„ungewöhnlichen“ Jahrs? Ein wunderschöner, mit 12<br />

Vol.-% Alkohol herrlich schlanker Wein, dem der ganze Wasserstress,<br />

dank zweier lokaler Rebsorten (Callet! Fogoneu!)<br />

offenbar nichts anhaben konnte. Wir jedenfalls, werte Kunden,<br />

sind auch von diesem Ausnahme-„Grimalt Caballero“<br />

wieder einmal völlig begeistert! Wieder eine dieser wunderbaren<br />

Eruptionen von leuchtend dunkelroter Waldbeerenfrucht<br />

(die im Verlauf dieses „Lavaflusses“ immer heller,<br />

duftiger, zuweilen zart und tatsächlich köstlich kirschiglaktisch<br />

wurde), Wildblumen und -kräutern, balsamischen<br />

Gewürznoten, Blutorangenschale und darunter immer eine<br />

zart-rauchige Kühle. Am Gaumen bemerkenswert präsent<br />

und (trotz der „schmalen“ 12 Vol.-%) substanziell, dabei federleicht,<br />

eine glockenhelle, von roten Johannisbeeren, Himbeeren<br />

und aromatisch-zitrischen Elementen (wieder Blutorange,<br />

Grapefruit und membrillo mit Sanddornzugabe) geprägte<br />

Säure, die bis ins Finale und den minutenlangen Nachhall<br />

„hineinmäandert“ und einen wichtigen Anteil an der oben<br />

zitierten „sparkling freshness“ des Weins hat. Der animierende<br />

grip, der die kühle Frucht auch noch im langen Nachhall<br />

flankiert, ist Teil des bekannten und liebgewonnenen Programms,<br />

das der „GC“ so aufreizend lässig und routiniert<br />

abspult: schiere Schönheit, berückende Komplexität (oder<br />

wunderbare „Schrägheit“ …) und Eleganz – man möchte sich<br />

daran berauschen! Ein Ausnahmewein, von dem es nur 980<br />

Flaschen für die ganze Welt gibt – skandalös! Und himmlisch!<br />

Ab sofort (gerne am schon Vortag öffnen und dann bei 14–16 °C,<br />

genießen), Potenzial für gut 15 Jahre und mehr.<br />

Oktober 2023<br />

91


ÖSTERREICH NEUSIEDLERSEE<br />

WEINGUT<br />

VELICH<br />

APETLON<br />

Kleine Produktion, große Weine:<br />

Heinz Velich, burgenländischer Chardonnay-<br />

Gott, Süßweinflüsterer und begnadeter Barrique-<br />

(und-sonstige-Formate-)Künstler, dessen<br />

Weißweinunikate wir unter der Rubrik<br />

„Traumstoff“ führen …<br />

5 Sterne: „Das Weingut der Familie Velich liegt im Herzen des Naturschutzgebiets Neusiedler<br />

See – Seewinkel in Apetlon. Der Ort ist umgeben von zahlreichen Seen – hier Lacken genannt.<br />

Durch diese entsteht ein spezielles Kleinklima, das sich für den Weinbau als besonders förderlich<br />

erwiesen hat. Heinz Velich bewirtschaftet zurzeit zwölf Hektar Rebfläche, die ausschließlich mit<br />

Weißweinsorten bepflanzt sind.“ – FALSTAFF Weinguide Österreich 2023/24<br />

„Im Weingut Velich werden jährlich zwischen 60.000 und 80.000 Flaschen Wein produziert.<br />

Das ist wenig für österreichische Verhältnisse, aber gut für hohe Qualität.“ – Heinz Velich<br />

92 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Werte Kunden, dieses Zitat von Heinz Velich aus<br />

Apetlon steht sinnbildlich für das neue Weinverständnis<br />

Österreichs. Übers Jahr kosten wir uns<br />

wohl durch so einige Hundert neue Weine. Auffällig dabei:<br />

Was in den letzten 20 Jahren in Österreich qualitativ passiert<br />

ist, ist schon fast einmalig. Für uns gibt es momentan<br />

vielleicht keine andere Weinbaunation, deren Winzer derart<br />

bewusst und nachdrücklich auf Qualität gesetzt haben und<br />

dieses Qualitätsstreben immer mit den traditionellen Wurzeln<br />

der jeweiligen Weinbauregion zu verankern wussten.<br />

Einer der absoluten Spitzenbetriebe, oder besser gesagt:<br />

Spitzenweinbaufamilien, sind die Velich-Brüder. Zum einen<br />

ist da Roland Velich, der zur absoluten Spitze der burgenländischen<br />

Blaufränkischproduzenten zählt und Weine aus dieser<br />

Rebsorte zu internationalem Weltruhm geführt hat, zum<br />

anderen sein Bruder Heinz, dessen Passion die Weißweine<br />

sind, die ihm – trocken wie süß – fast schon beängstigend<br />

grandios gelingen. Das Weingut Velich ist seit Anbeginn ein<br />

Familienbetrieb mit Sitz in Apetlon, die Weinberge liegen<br />

zu 90 % im Nationalpark Neusiedlersee – Seewinkel. Der<br />

1933 für den Nebenerweb von Otto Velich gegründete Betrieb<br />

wurde zu Beginn der 1990er professionalisiert, als man<br />

begann sich dem Weinbau in „voller Breite“ zu widmen.<br />

Heinz Velich, der Enkel des Gründers, produziert ausschließlich<br />

Weißweine, die in dieser Region eine lange Tradition<br />

haben, und gilt heute in Österreich als einer der ganz großen<br />

seiner Zunft – ein Solitär.<br />

Die außergewöhnliche Qualität seiner Weine verdankt sich<br />

dem einzigartigen Mikroklima im burgenländischen Seewinkel<br />

und der dortigen Bodenstruktur. An der Ostseite des<br />

Neusiedler Sees finden sich eine Vielzahl kleinerer Seen, die<br />

sogenannten „Lacken“, die in dieser Form im europäischen<br />

Binnenland fast nur hier und in Zentralungarn vorkommen.<br />

Anhand der schwankenden Wasserstände des Sees, im Frühjahr<br />

hoch, im Sommer dagegen trocknen vereinzelt einige<br />

Lacke sogar fast aus, lässt sich das extreme Kleinklima gut<br />

beobachten. Der See bedingt aber auch ein ausgeglichenes<br />

Tagesklima, hält tagsüber die Temperaturen und sorgt für<br />

kühle Nächte, die für die ideale Traubenreife so wichtig sind.<br />

Außerdem ist es der teils feucht-nebligen Natur zu verdanken,<br />

dass dort mit großer Regelmäßigkeit ganz exzellente<br />

edelsüße Weine produziert werden können. Der Edelpilz<br />

Botrytis cincerea bildet sich auf den reifen Trauben bei warmem<br />

Herbstwetter aus und veredelt durch das Rosinieren<br />

deren Most. Während dieser Periode müssen die Tage noch<br />

warm sein, damit die Beeren gut trocknen. Nur ganz wenige<br />

Weinregionen bieten diese idealen Voraussetzungen mit<br />

einer solchen Zuverlässigkeit wie der Neusiedlersee.<br />

„Tiglat“: In den 1990er-Jahren die<br />

Weißweinlegende Österreichs.<br />

Mit dem „Tiglat“ hat die „Edelweinmanufaktur“ (FALS-<br />

TAFF) Velich eine österreichische Weinikone geschaffen.<br />

Anfang der 90er Jahr hatten Vater Helmut, Heinz Velich und<br />

der damals noch im Familienweingut mitarbeitende Roland<br />

die Vision, einen Weißwein zu erzeugen, der einen ähnlichen<br />

Weltruf wie die großen Burgunder Frankreichs erlangen<br />

könnte. Also kauften sie 1990 erstmals Barriques und vergoren<br />

ihren ersten Chardonnay im Holz. Dieser stammt von<br />

Österreichs tiefstgelegenem Punkt in nur 114 Metern Höhe,<br />

in diesem Falle, über Adria. Die Besonderheit: Es handelte<br />

sich um alte Reben, die bereits in den 1960ern gepflanzt wurden.<br />

Ein Alleinstellungsmerkmal sondergleichen, den in den<br />

1990er-Jahren konnte sonst kein Winzer in Österreich auf<br />

derart alten Chardonnay zurückgreifen.<br />

Der nur in kleinen Mengen verfügbare Wein, da zunächst<br />

als Experiment gedacht, errang schnell Kultstatus. Sommeliers<br />

der besten Adressen wollten diesen Wein auf der Karte<br />

haben, er wurde wie ein Grand Cru Montrachet behandelt.<br />

Nur gab es von diesem Edelstoff noch weniger Menge als von<br />

Burgunds renommiertester Grand-Cru-Lage für Chardonnay,<br />

an der immerhin mehrere Erzeuger beteiligt sind. Denn<br />

der „Tiglat“ ist ein Wein, von einem Produzenten. Ein Unikat<br />

also, und einer der größten Weißweine Österreichs nach<br />

französischem Vorbild.<br />

Als der Wein derart einschlug, wurde den Velichs bewusst,<br />

was für ein Potenzial im burgenländischen Chardonnay<br />

steckt. Von da an konzentrierten sie sich auf trockene Weißweine.<br />

Das Erfolgsgeheimnis ist auch heute nach wie vor relativ<br />

simpel: Alte Reben aus besten Lagen, gewachsen unter<br />

perfekten klimatischen Bedingungen, schonend und langsam<br />

im Holz ausgebaut. Heinz Velich gibt seinen Chardonnays<br />

viel Zeit auf der Vollhefe, was sie ihm mit Präzision und<br />

Tiefe danken. Die Weißweine reifen bis zu zwei Jahren, um<br />

dann unfiltriert auf die Flasche zu kommen. Der Schlüssel<br />

zum Erfolg großer Weine – das weiß man selbstredend auch<br />

im Seewinkel – lautet Geduld.<br />

Was uns an Velichs Weinen so begeistert ist deren (auch!)<br />

burgundische Anmutung. Heinz Velich schafft es bei seinen<br />

beiden Chardonnays „Tiglat“ und dessen kleinem Bruder<br />

„Darscho“ eine Mineralität ins Glas zu zaubern, die tatsächlich<br />

ergreift und berührt. Die Weine duften nach frisch geriebenen<br />

Feuersteinen, schmecken saftig-salzig, weisen faszinierend<br />

feine Noten durch den langen Hefekontakt auf.<br />

Man lässt sie im Mund kreisen, schluckt bedächtig, um dann<br />

ungläubig ins Glas zu starren. Erfrischender Trinkfluss, Tiefe,<br />

Kraft, Weichheit, Komplexität und sofortige Erleuchtung<br />

– es lässt sich schwer fassen, ein weiterer Schluck wird getan,<br />

und der Kreislauf der „sanften Schocks“ beginnt von neuem.<br />

Nota bene: Wer einmal Velichs Welschriesling probiert hat,<br />

möchte ihn auf keiner sommerlichen Terrasse und auch sonst<br />

nicht mehr missen!<br />

Velich<br />

Oktober 2023<br />

93


ÖSTERREICH NEUSIEDLERSEE<br />

WELSCHRIESLING, 2022<br />

Trinkiges vom „Franzosen“ des Seewinkels<br />

WELSCHRIESLING<br />

OBL050122 | 12,5% VOL. | 14,00 €/L | 10,50 €<br />

„Wir haben bewusst ein kleines Sortiment“, sagt Heinz Velich<br />

gerne. In der allgemeinen Wahrnehmung wird dieses Portfolio<br />

sogar noch weiter verschmälert. Denn Velich steht bei<br />

Weinfreunden vor allem für Chardonnay; die beiden Varianten<br />

„Darscho“ und „Tiglat“ haben den Ruhm des Hauses aufgebaut.<br />

Es gibt schließlich auch wenig Vergleichbares in dieser<br />

Liga in Österreich. Doch abseits des Chardonnays ist der<br />

Welschriesling die wichtigste Sorte der Seewinkler. Freunde<br />

der edelsüßen Weine kennen sie vielleicht als Trockenbeerenauslese<br />

(TBA). Zehn Jahre heißt es auf die – oft erst<br />

im November geerntete – Spezialität zu warten. Die „frühe<br />

Form“ dieser burgenländischen Sorte, die in allen Landesteilen<br />

wiederentdeckt wird, ist dagegen ein Geheimtipp. Vor<br />

allem die Gastronomie schätzt diesen Wein von den salzigen<br />

Tschernosem-Böden. Das liegt zum einen am attraktiven<br />

Preis, zum anderen an der Machart. Denn ein reines „Säuremonster“,<br />

als das der früh gelesene „Welsch“ lange missverstanden<br />

wurde, will Velichs Variante nicht sein. Die Liebe<br />

zum burgundischen Stil kommt selbst bei diesem Einsteigerwein<br />

durch. Und es passt ins Bild, dass die Apetloner aufgrund<br />

ihres unverständlichen Dialekts von den umliegenden<br />

Seewinkel-Gemeinden gerne als „Franzosen“ bezeichnet<br />

wurden. Womit man diesen 2022er taxfrei auch als „vin de<br />

soif“ – einen wertigen Zechwein – ansprechen darf.<br />

Denn bereits im Duft kommen frische Duftnoten, vertraut<br />

wie ein Stapel gewaschener Wäsche, durch – gelber Lagerapfel,<br />

Nashi und etwas Zitrisches, das sich erst nach einiger<br />

Zeit klar als (sehr reife) Grapefruit benennen lässt. Überhaupt<br />

verändert sich dieser vermeintlich einfache Weine<br />

mit Luft noch deutlich. Dann riecht es nach Butter-Blätterteig<br />

aus dem Glas. Regelrecht mundwässernd zeigt sich die<br />

geschmackliche Mischung aus Apfel und Birne dann vom<br />

ersten Schluck an. Bar jeder Fruchtsüße oder kitschigen,<br />

limonadenartigen „Zischigkeit“ bringt der 2022er aus dem<br />

Seewinkel eine ganz andere Saite zum Schwingen. Der Salzfilm<br />

auf hellen Bierbrezeln beschreibt diesen Geschmack am<br />

besten. Er macht somit die Herkunft zwischen den „Lacken“<br />

des Nordburgenlands köstlich nachvollziehbar. Und wie das<br />

beim Salz so ist – man kann nicht genug davon bekommen …<br />

Ab sofort bis 2027.<br />

MUSKAT OTTONEL, 2021<br />

Aus wohltuender Helligkeit,<br />

die denkbar-edelsten Muskatwelten!<br />

93 Punkte: „trinkanimierender Stil, (…)<br />

ein lebendiger Sommerwein“ – Falstaff<br />

MUSKAT OTTONEL<br />

OBL050821 | 13,5% VOL. | 16,66 €/L | 12,50 €<br />

Selten ist bei Weinen das Besondere eines Winzers so leicht<br />

zu erkennen wie bei Heinz Velichs Muskat Ottonel. Auch<br />

sein 21er hat diese einzigartig-satte Farbe, die diese Rebsorte<br />

fast nie hervorbringt (kein Wunder, ist doch ein Elternteil<br />

dieser Sorte, der Chasselas oder Gutedel ebenfalls nicht gerade<br />

für seine Farbintensität berühmt). Folgt man der Weltanschauung<br />

dieses Ausnahmewinzers beherrsche einzig die<br />

Natur selbst so eine Magie: Der Neusiedlersee mit seinen<br />

unzähligen Salzlacken (kleine Tümpel von salzhaltigem Wasser,<br />

die regelmäßig im Sommer austrocknen) schafft um sich<br />

herum und ganz besonders im Seewinkel nahe der ungarischen<br />

Grenze wo Apetlon mit Velichs Weingärten liegt ein<br />

einzigartiges Mikroklima. Die Feuchte, die vom See über die<br />

Reben zieht, besänftigt eventuelle Hitzeperioden prächtig<br />

und lässt es zu, dass selbst diese sonst frühreifen Muskat-Reben<br />

sich Zeit nehmen können. Ein langsames Erreichen der<br />

Vollreife hat im Zusammenspiel mit schonenden Kellerverfahren<br />

(spontane Gärung, Ausbau im Edelstahltank auf der<br />

Hefe für fünf Monate ohne jede Bewegung der Hefen) dann<br />

neben Aromenpracht eben auch dieses satte Gelb zur Folge.<br />

Im Glas entwickelt sich das Bouquet magisch langsam und<br />

widersetzt sich Bemühungen, den Austritt der Aromen zu<br />

beschleunigen. Schwenken und Schütteln sind nicht adäquate<br />

Mittel das Geschehen anzutreiben – Helligkeit, Herzhaftigkeit<br />

und Aromen nehmen sich ihre Zeit. Wenn dann die<br />

klassische Muskatwolke über das Glas steigt gesellen sich<br />

sehr rasch Birne und milde Zitrusnoten dazu. Ein Kräutereindruck<br />

präzisiert sich quasi selbst zu Melisse. Rose, Birnenblüte,<br />

Pfirsich, Quitte, eine gute Handvoll Stroh und ein<br />

angenehmes Bett von hefigem Brioche umspielen die allmählich<br />

entstehende Süße des Duftes. Wenn dann der Mundraum<br />

diese Süße entdecken soll wird man von der Zurückhaltung<br />

wieder überrascht. Eventuelle Restsüße, Säure und der insgesamt<br />

salzige Eindruck lassen die allgemeine Helligkeit des<br />

Bouquets wieder in Erinnerung kommen. Der Wein nimmt<br />

erneut Anlauf und bis Aromen und Mundeindruck sich zusammenfinden<br />

entsteht diese besondere Art von Spannung,<br />

die nur eine perfekte Dramaturgie zu schaffen vermag – das<br />

ganze Ballett beginnt jeden Schluck von neuem, versprochen!<br />

Ab sofort bis mindestens 2028+.<br />

94 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


„TO“ WEISS, 2020<br />

Drei Rebsorten, ein Wein, eine Landschaft:<br />

„TO“ ist eine Ikone des Neusiedler Sees!<br />

Velich<br />

CHARDONNAY, WELSCHRIESLING, SAUVIGNON BLANC<br />

OBL050220 | 13% VOL. | 21,20 €/L | 15,90 €<br />

Mit dem „TO“ hat Heinz Velich einen Wein geschaffen, der<br />

wie kaum ein anderer trockener Weißwein für den besonderen<br />

Weinbau am Neusiedler See steht. Für jene, die nicht<br />

aus dem Seewinkel des Neusiedler Sees stammen, ist dies<br />

zunächst einmal ein Wein mit einem ungewöhnlich kryptischen<br />

Namen, der sich allerdings hervorragend in Velichs<br />

Portfolio einreiht. Dort findet man neben dem „TO“ schließlich<br />

auch noch den „Tiglat“ und den „Darscho“. Beim „TO“<br />

hat er ein bisschen geschummelt; denn eigentlich müsste der<br />

Wein „TÓ“ heißen – so wie bei „Fertő tó“, was Ungarisch ist<br />

und „Neusiedler See“ bedeutet. „TO“ heißt also schlicht See.<br />

Der Neusiedler See ist ein einzigartiger Naturraum. Er ist ein<br />

sogenannter Steppensee, der an seinem tiefsten Punkt gerade<br />

einmal 1,8 Meter tief ist und in Jahren wie 2022 auszutrocknen<br />

drohte. An seinem flachen Ufer befindet sich ein großer<br />

Schilfgürtel, der Heimat bietet für eine einzigartige Flora<br />

und Fauna. Der Neusiedler See ist der größte See Europas, der<br />

keinen natürlichen Abfluss besitzt. Und wie bei Steppenseen<br />

üblich, ist der Salzgehalt sehr hoch. Klimatisch am wichtigsten<br />

ist hier der pannonische Einfluss. Doch kann man hier<br />

auch mediterrane und selbst alpine Einflüsse wahrnehmen.<br />

Zu den Besonderheiten gehören zudem die Moor- und die<br />

Heidelandschaft sowie die sandigen Böden der sanften Hügel,<br />

auf denen die Reben stehen. Direkt bei den Velichs um die<br />

Ecke beginnt der ungarische Teil des Sees, der dort am Rande<br />

der Ungarischen Tiefebene liegt. Die Puszta ist nicht mehr<br />

weit mit ihren weiten Flächen, ihrer Ruhe und Einsamkeit.<br />

All das scheint Heinz Velichs ungewöhnliche Cuvée aus Chardonnay,<br />

Sauvignon Blanc und Welschriesling auszudrücken.<br />

Wie bei seinen anderen Weinen auch ließ er den von Hand<br />

gelesenen reifen Trauben Zeit, bevor er sie presste und sie auf<br />

der Hefe ausbaute. In diesem Fall nutzte er das große Holz,<br />

kleines Holz und Edelstahl, in dem er die einzelnen Rebsorten<br />

reifen ließ, bevor er die Cuvée formte, die dann noch<br />

einmal ein weiteres Jahr im Edelstahl reifen konnte.<br />

93 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Der strohgelbe Wein duftet so eigenwillig, wie es sein Name<br />

schon vermuten lässt. Der 2020er-Jahrgang des „TO“ wirkt<br />

ein wenig heller und zitrischer als der Vorgänger. Hier finden<br />

sich Noten von Limetten, Salzzitronen und Grapefruits neben<br />

Jod, Gartenkräutern und etwas blondem Tabak, gelber<br />

Paprika und Streuobst. Am Gaumen erweist sich der „TO“<br />

als geschmeidig und sinnlich mit einer eleganten Struktur,<br />

viel Saft und feiner Würze. Dort findet sich eine bemerkenswert<br />

dichte weißfleischige Frucht, etwas Weißbeeriges, etwas<br />

Grün von der Sellerie und etwas Zeste von der Grapefruit<br />

sowie ein Hauch Papaya. Der Wein wirkt sowohl cremig als<br />

auch leicht kalkig mit einem Hauch von Gerbstoff und einer<br />

tiefen Salzigkeit im Finale, in dem das mineralisch Vibrierende<br />

besonders deutlich wird. Das ist tatsächlich ein Wein,<br />

der sich aus ganz vielen Komponenten zusammensetzt und<br />

dem Velich die Zeit gegeben hat, zu einer Einheit zu verschmelzen.<br />

So wurde der „TO“ zu einen authentisch und in<br />

sich ruhenden Seewein mit viel Charakter.<br />

Ab sofort wunderbar zu trinken, Potenzial bis 2028+.<br />

Oktober 2023<br />

95


ÖSTERREICH NEUSIEDLERSEE<br />

„DARSCHO“ CHARDONNAY, 2020<br />

Der Ortswein des „Chardonnay-Flüsterers“<br />

CHARDONNAY<br />

OBL050320 | 14% VOL. | 52,66 €/L | 39,50 €<br />

Es gibt zwei Gründe, die 1000x500 Meter große „Lacke“ namens<br />

Darscho im Seewinkel zu kennen. Ornithologen erforschen<br />

die Vogelwelt an diesem Warmsee am Güterweg zwischen<br />

Apetlon und Frauenkirchen, Weinkenner erforschen<br />

de Finesse eines der bekanntesten Chardonnays Österreichs.<br />

Dabei fungiert „Darscho“ als Namensgeber für einen Wein,<br />

der aus allen Rieden des 12 Hektar großen Weinguts Velich<br />

stammt. Es ist quasi der Ortswein, der an der Seite des Lagenweines<br />

„Tiglat“ steht – dieser Chardonnay hat bereits<br />

zu Zeiten von Vater Helmut Velich den Betrieb weithin bekannt<br />

gemacht.<br />

Dieser bis heute anhaltende Erfolg der Chardonnays aus dem<br />

tiefstgelegenen Ort Östereichs (114 Meter) fußt auf drei Prämissen.<br />

Zum einen sind die Rebstöcke des „Darscho“ mittlerweile<br />

zwischen 20 und 40 Jahre alt. Zum anderen ist da<br />

die unverkennbare kleinklimatische Prägung dieses 2020er<br />

Chardonnays durch die vielen kleinen Lacken, wie die Wasserflächen<br />

im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel heißen.<br />

Die salzmineralische Ader des „Darscho“ ist ein unmittelbares<br />

Ergebnis dieser Umgebung. Entscheidend, um beides<br />

herauszuarbeiten und mit einem „extra layer“ an Genuss zu<br />

versehen, ist aber die Arbeit im Keller des reinen Weißwein-<br />

Erzeugers. Es wird ohne übertriebene und strapazierende<br />

Kellertechnik vinifiziert, so Heinz Velich: „Die einzige Konzession<br />

ist die Verwendung französischer Eichenfässer, welche<br />

die regionaltypische Note unserer Weine unterstreichen<br />

und um eine Dimension erweitern“.<br />

Die daraus resultierende Spannung dieses Weines erkennt<br />

bereits die Nase: Mostige Birne und Papaya sind da genauso<br />

zu erkennen wie braune Banane, Nussbutter und Leibniz-<br />

Kekse. Die Tertiäraromen allerdings öffnen sich erst, wenn<br />

man dem „Darscho“ auch Luft gibt. Wer nicht auf „seinen“<br />

Velich-Chardonnay warten kann, ist gut bedient, ihn in<br />

der Jugend zu karaffieren. Dann zeigt sich auch die säuerlich-frische<br />

Ananas, die auch im Mund schnell das Zepter<br />

übernimmt. Sie bringt auch einige überreife Stellen mit<br />

bzw. eine karamellisierte Schwester. Diese saftige Art, in der<br />

auch Steinobst – vor allem Nektarinen – eine Rolle spielt,<br />

hat aber eine Ergänzung zur Seite gestellt bekommen. Gehört<br />

die erste Hälfte des 2020ers dem Winzer und seiner<br />

Dichotomie zwischen Maischestandzeit und Fass-Reifung<br />

der Chardonnay-Traube, hat im Finale der Seewinkel selbst<br />

das Wort. Der salzige Nachhall, nachgerade eine Trademark<br />

von Apetlon, fungiert hier als Schlussakkord. Wer ab und an<br />

„moules à la crème“ serviert, braucht nach dem idealen Wein<br />

dazu nicht mehr zu suchen.<br />

Ab sofort bis 2034.<br />

95 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

„TIGLAT“ CHARDONNAY, 2020<br />

Aus seiner Legende jährlich dieser Satz:<br />

„Auch heuer wieder unvergesslich!“<br />

CHARDONNAY<br />

OBL050420 | 13,5% VOL. | 92,66 €/L | 69,50 €<br />

Als hätte die Natur Schicksal gespielt, es dazu kommen lassen,<br />

dass Helmut Velich, der Vater des Winzergenies (doch,<br />

doch!) Heinz, im Jahr 1959 vermeintlich Weißburgunderreben<br />

pflanzte. Seine Pflege und Zuwendung dankten ihm diese<br />

Reben mit stetem Wuchs und besten Trauben – Vollkommenes<br />

Glück? Es sollte mit diesem kleinen Glück noch nicht<br />

genug sein: Der vermeintliche Burgunder hielt seine wahre<br />

Identität über lange Zeit verborgen. Verwundert es jemanden,<br />

wie es einem Winzer entgehen konnte, dass seine Reben<br />

eigentlich einer Variante des Chardonnay, dem sogenannten<br />

Morillon angehörten, der soll sich gerne einmal Laub und<br />

Trauben dieser Sorten von einem Winzer zeigen lassen und<br />

nach kurzer Einführung beide dann unangeleitet unterscheiden<br />

– viel Spaß! (Die Ähnlichkeiten sind so gewaltig, dass nur<br />

eine DNS-Analyse wirklich Gewissheit zu bringen vermag.)<br />

Des Glückes also nicht genug, bemerkten die Velichs ihren<br />

Reichtum schließlich auch noch zum idealen Zeitpunkt. Anfang<br />

der 1990er-Jahre wollte alle Welt Chardonnays und am<br />

liebsten von alten Reben. Selbstverständlich ist es mit dem<br />

Glück immer noch nicht genug gewesen. Man mag den Begriff<br />

Bodenständigkeit vielleicht nicht mehr hören wollen,<br />

aber Velichs haben diesen nun einmal so sehr verinnerlicht,<br />

dass daraus ein unerschütterliches Vertrauen in ihr Terroir<br />

erwuchs. So sind Heinz Velich alle Zwangsmaßnahmen zur<br />

„Weingestaltung“ zuwider. Die Natur selbst bearbeitet den<br />

Wein. Der Most seiner im Weinberg und im Weingut selektierten<br />

Trauben wird weder chemisch noch mechanisch<br />

beeinflusst. Nur die natürlichen Hefen finden Verwendung<br />

und dürfen, wann sie es wollen, gären. Wie alle seine Weine<br />

liegt auch der „Tiglat“, der den Namen seiner Einzellage in<br />

einem der Riede Hedwigshof verdankt, lange auf seiner Hefe<br />

(ganze zwei Jahre!). Dass dann fast ausschließlich altes Holz<br />

zum Einsatz kommt ist wohl endlich Glückes genug.<br />

Irgendwie konzentriert wirkt schon sein maßvoll-gelbes Äußeres.<br />

Sein minimaler Grünstich hat keinerlei Entsprechung<br />

in dem, was die Nase zuerst abbekommt. Kraftvolle Nuss<br />

(zuerst Kokos- dann aber sehr bestimmt, Haselnuss) und erstaunlicherweise<br />

Kaffee sind voll da. Aus dieser Würze treten<br />

ganz gelassen Brioche (das lange Hefelager zahlt sich aus),<br />

Zitrone, Apfel, Mandarine und Ananas hervor, nur um dann<br />

wiederum trockenem Laub, Kamille, nassem Stein, Karamell<br />

und Vanille die Bühne zu überlassen - eine Reihenfolge ohne<br />

jegliches Gedrängel, die Erschnuppern möglich macht und<br />

bei aller Komplexität eben nicht überwältigen will. Mit dem<br />

ersten Schluck kommt die Bestätigung dieses Eindruckes.<br />

Die Säure (biologischer Säureabbau ist bei Velich tabu) ist so<br />

herzhaft frisch, dass sie sich als große Jongleurin der winzigen<br />

Süße und des sehr angenehmen Tannins (Maischestandzeit!)<br />

ohne Weiteres auch das ein- oder andere Aroma greift<br />

und in ihr Spiel einbaut. Lebendigkeit, der wirklich ewige<br />

Abgang und dieser gleichzeitig fortwährende Eindruck von<br />

Konzentration machen Velichs „Tiglat“ von 2020 zu einem<br />

jener unvergesslichen Weine!<br />

Ab sofort (dann unbedingt großzügig belüften), idealerweise ab<br />

2026 und bis über 2038 hinaus.<br />

96 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Velich<br />

Oktober 2023<br />

97


ÖSTERREICH NEUSIEDLERSEE<br />

Grandioser Süßwein<br />

zum Kennenlernpreis!<br />

97 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

SW BEERENAUSLESE, WEISS 2017 (0,375L)<br />

SÄMLING<br />

OBL050517H | 14,5% VOL. | 50,40 €/L | 18,90 €<br />

Heinz Velich hat einfach ein Riesenglück und lässt uns Jahr für Jahr daran teilhaben. Die<br />

Lagen des Seewinkels mit diesem einzigartige Mikroklima von Feuchte (durch das Sommer<br />

für Sommer erneute Austrocknen sogenannter Salzlacken um den Neusiedlersee) und somit<br />

gemäßigter Sommerwärme bringen neben seinen international gerühmten Chardonnays<br />

„Tiglat“ und „Darscho“ auch irrsinnig-komplexe Süßweine hervor. Der „SW“ ist ein mächtiger<br />

Querschnitt aus eben diesen Lagen, die im Herbst genau die Feuchtigkeit liefern, die<br />

der Pilz Botrytis cinera braucht, um kontrollierbar zu wachsen. Ein zu früher Befall, und der<br />

Ausfall der Ernte werden sommers durch die Tageswärme verhindert, die dort immer in der<br />

Lage zu sein scheint, alle nachts aufgezogene Feuchte wieder wegzutrocknen. Hat Botrytis<br />

Einzug gehalten, befällt er zuerst die Haut der Beeren, lässt diese porös werden, so dass ein<br />

Verdunsten des wahrhaft überflüssigen Wassers in der Beere möglich wird. Wie weit Heinz<br />

Velich die Edelfäule gewähren lässt (ist die Beerenhaut erst einmal durchdrungen, fängt Botrytis<br />

nämlich an, Teile des Inneren zu verstoffwechseln – das sogenannte Edelfäulebouquet<br />

entsteht), ist handwerkliches Geheimwissen. Es gilt ausreichend Fäulnis zu erreichen, dass<br />

Konzentration erfolgen kann, aber diesen Pilz dann zu stoppen, wenn er anfängt, die von<br />

Velich bei allen seinen Weinen zelebrierte Frische zu gefährden. Wie er es dann auch noch<br />

schafft, den Most spontan gären zu lassen (ebenfalls ein Markenzeichen seiner Weinwelten)<br />

ist ein weiteres Mysterium.<br />

Oh diese Magie: Gold, Kupfer, grüne Reflexe, ein sehr zarter Rotstich und die verführerischölige<br />

Konsistenz dieser Beerenauslese (die andernorts, der Oechslegrade wegen, ohne Schwierigkeiten<br />

als Trockenbeerenauslese durchgegangen wäre) lassen extreme Vorfreude in jedem<br />

Genießer aufsteigen. Die Nase bekommt Sphingenrätsel gestellt: Ist das neben der Haselnuss<br />

etwa Schwarzbrot, was wir da riechen? Ist es doch eher Früchtebrot, jetzt, da auch Dörrobst<br />

und frischer Apfel hinzutreten? Oder ein Eintopfgericht, wo doch Muskat, Pfeffer, Zimt und<br />

Nelke da irgendwie herumspuken? Frische und helle Welten jedenfalls brauchen einiges an<br />

Zeit, in diesem Bouquet auch nur Akzente zu setzen, was uns deutlich zeigt wie lange man<br />

die Beerenauslese dem eigenen Keller überlassen kann. Die pure, von aller Schwere und Trägheit<br />

befreite Süße, die sich auf der Zunge breit macht lässt uns ehrfürchtige Genießer alles<br />

Schwarzbrot und den Eintopf sofort vergessen. Die Säure scheint von ganz hinten, fast durch<br />

eine Gegensprechanlage im Nebenraum diese Löwin von Süße mit vorsichtigen Kommandos<br />

zu besänftigen, ihr das eine oder andere frische Kunststück flehend abzuringen. Erst im<br />

Mundraum werden die Aromen lebendiger, präsenter.<br />

Bequeme Gastgeber oder solche, die mit Dessert-Zubereitung so ihre Schwierigkeiten haben,<br />

können ihren Gästen getrost einzig diese Beerenauslese einschenken. Die Fülle im Mund<br />

nimmt es mit jeder Crème auf; die Universen gleichende Aromenvielfalt kann von keinem<br />

noch so besternten Koch erreicht werden – einzig die Magierin Natur und ihr weiser Diener<br />

Heinz Velich können.<br />

Ab sofort bis mindestens 2040+.<br />

98 <strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong>


Velich<br />

98–99 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

SÄMLING TROCKENBEERENAUSLESE,<br />

WEISS 2009 (0,375 L)<br />

Flüssiges Gold vom Neusiedlersee!<br />

SÄMLING<br />

OBL050709H | 7% VOL. | 213,06 €/L | 79,90 €<br />

Dieses Meisterwerk strahlt mahagonibraun mit kupfernen<br />

Reflexen, zeigt bereits im Glas, dass hier feinstes rosiniertes<br />

Traubenmaterial eingefangen wurde. Am Neusiedlersee<br />

gedeiht der begehrte Edelpilz dank des feuchten Klimas<br />

ganz besonders gut. Das erlaubt Heinz Velich auch eine vergleichsweise<br />

freundliche Kalkulation seiner Preise, muss man<br />

doch etwa für die sehr begehrten Süßweine (ähnlicher Qualität)<br />

aus Sauternes deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der<br />

lange Holzfassausbau ist dabei dem der weitaus berühmteren<br />

französischen Süßweinappellation vergleichbar: Velichs hin-<br />

reißend komplexer Sämling Trockenbeerenauslese von 2009<br />

ist jüngst erst vom Weingut veröffentlicht worden. Dieser<br />

hocharomatische Wein ist der perfekte Begleiter für Blauschimmelkäse,<br />

intensive und klassische Desserts wie Crêpes<br />

Suzette oder auch zu der an den Weihnachtsfeiertagen klassischen<br />

Ente à l’orange. Kandierte Zitrusfrüchte, leichte<br />

Nougatnoten, Milky Oolong, Ingwerkonfitüre und Nüsse<br />

sind hier neben etwas Salzkaramell, Quitten, Pfirsich und<br />

Marzipan die leitenden Aromen. Ein edelsüßer Wein von selten<br />

gesehener Komplexität und Tiefe und einem nicht enden<br />

wollenden Nachhall. Fantastisches Potenzial!<br />

Zu genießen sofort bis leicht 2050. Eine bereits geöffnete Flasche<br />

hält ohne weiteres noch einige Wochen im Kühlschrank.<br />

Oktober 2023<br />

99


„BECKER & BURGUNDER“<br />

DPF0139900–P | 6 FLASCHEN | 17,33 €/L STATT 83,00 € NUR 78,00 €<br />

Lernen Sie die ganze Vielfalt der verschiedenen Burgundersorten<br />

von einem wahren Meister seines Fachs kennen!<br />

Je 1 Flasche<br />

Spätburgunder 2019 | Grauer Burgunder 2022 | Weißer Burgunder<br />

2022 | Chardonnay trocken 2022 | Grauer Burgunder<br />

„Kalkmergel“ 2022 | Weißer Burgunder „Kalkgestein“ 2021<br />

„SCHWEIGEN IST GOLD“<br />

DPF0139800–P | 6 FLASCHEN | 27,77 €/L STATT 137,00 € NUR 125,00 €<br />

Das vom Kalk geprägte Terroir um Schweigen ist prädestiniert<br />

für die Erzeugung großartiger Burgunder-Weine. Unsere Auswahl<br />

der besten Schweigener Ortsweine von Fritz Becker:<br />

Je 2 Flaschen<br />

· Weißer Burgunder Schweigen trocken, 2019<br />

· Chardonnay Schweigen trocken, 2020<br />

· Pinot Noir Schweigen, 2018


<strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong><br />

Bitte liefern Sie mir folgende Weine<br />

Saarwellingen, im Oktober 2023<br />

Bestellung per Fax: 0 68 38 / 9 79 50-30, Telefon: 0 68 38 / 9 79 50-0 oder auch per Post:<br />

Pinard de Picard • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

ITALIEN | Saladini Pilastri – Marken<br />

alle BIO<br />

IMA010722 „Consenso“ IGT Marche, rosato 2022 6,90 €<br />

IMA010422 „Palazzi“ Pecorino DOC Falerio, bianco 2022 7,40 €<br />

IMA010822 „Comes“ Pecorino DOCG Offida, bianco 2022 8,95 €<br />

IMA010122 Rosso Piceno DOC, 2022 6,95 €<br />

IMA010220 „Piediprato“ DOC Rosso Piceno, 2020 9,80 €<br />

IMA010519 „Montetinello“ DOC Rosso Piceno Sup., 2019 10,50 €<br />

IMA010319<br />

ITALIEN | Massolino – Piemont<br />

„Vigna Monteprandone“ DOC<br />

Rosso Piceno Superiore, 2019<br />

14,95 €<br />

IPI070322 Moscato d’Asti DOCG, bianco 2022 12,90 €<br />

IPI071021 Langhe Chardonnay DOC, bianco 2021 18,70 €<br />

IPI070922 Dolcetto d’Alba DOC, rosso 2022 12,60 €<br />

IPI070122 Barbera d’Alba DOC, rosso 2022 15,50 €<br />

IPI070221 Langhe Nebbiolo DOC, rosso 2021 19,60 €<br />

IPI071121 „Gisep“ DOC Barbera d’Alba, rosso 2021 31,00 €<br />

IPI071220 Barbaresco DOCG, rosso 2020 Vinous: 94 P 35,00 €<br />

IPI071320 „Albesani“ Barbaresco DOCG, rosso 2020<br />

Vinous: 96 P<br />

IPI071320M<br />

„Albesani“ Barbaresco DOCG, rosso<br />

MAGNUM 2020<br />

72,00 €<br />

152,00 €<br />

IPI070419 Barolo DOCG, rosso 2019 38,00 €<br />

IPI070419M Barolo DOCG, rosso 2019 MAGNUM 80,80 €<br />

IPI070519 „Margheria“ DOCG Barolo, rosso 2019<br />

Vinous: 96 P<br />

IPI070519M „Margheria“ DOCG Barolo, rosso 2019<br />

MAGNUM<br />

75,00 €<br />

159,00 €<br />

IPI070619 „Parussi“ DOCG Barolo, rosso 2019 Vinous: 97 P 75,00 €<br />

IPI070619M „Parussi“ DOCG Barolo, rosso 2019 MAGNUM 159,00 €<br />

IPI070719 „Parafada“ DOCG Barolo, rosso 2019<br />

Parker 97+ P<br />

IPI070817<br />

„Vigna Rionda“ DOCG Barolo Riserva,<br />

rosso 2017<br />

Vinous: 98 P<br />

75,00 €<br />

159,00 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

ITALIEN | Casanova di Neri – Toskana<br />

ITO130120 Rosso di Montalcino DOC, rosso 2020 21,90 €<br />

ITO130521<br />

„Giovanni Neri“ DOC Rosso di Montalcino,<br />

rosso 2021<br />

ITO130218 Brunello di Montalcino DOCG, rosso 2018<br />

Falstaff: 97 P<br />

ITO130318<br />

ITO130300-P<br />

ÖSTERREICH | Velich – Neusiedlersee<br />

Brunello di Montalcino „Tenuta Nuova“<br />

DOCG 2018<br />

Falstaff: 98 P<br />

„Jahrgangsvertikale Tenuta Nuova“<br />

(2016/2017/2018) statt 336,50 € nur<br />

59,00 €<br />

58,00 €<br />

115,00 €<br />

295,00 €<br />

OBL050122 Welschriesling, 2022 10,50 €<br />

OBL050821 Muskat Ottonel, 2021 12,50 €<br />

OBL050220 „TO“, weiß 2020 Falstaff: 93 P 15,90 €<br />

OBL050320 „Darscho“ Chardonnay, 2020 39,50 €<br />

OBL050420 „Tiglat“ Chardonnay, 2020 Falstaff: 95 P 69,50 €<br />

OBL050517H „SW“ Beerenauslese, weiß 2017<br />

(0,375l)<br />

Falstaff: 97 P<br />

OBL050709H Sämling Trockenbeerenauslese, 2009<br />

(0,375 l) Parker: 98–99 P<br />

OBL050609H Welschriesling Trockenbeerenauslese, 2009<br />

(0,375 l) Parker: 99–100 P<br />

SPANIEN | Verónica Ortega – Bierzo<br />

18,90 €<br />

79,90 €<br />

79,90 €<br />

alle BIO<br />

SBI020222 „Quite“ DO Bierzo, tinto 2022 15,95 €<br />

SBI020621 „Kinki“ DO Bierzo, tinto 2021<br />

Parker: 94 P, PdP: Coup de Cɶur<br />

29,00 €<br />

SBI020521 „Versión Original“ DO Bierzo, tinto 2021 29,95 €<br />

SBI020121 „ROC“ DO Bierzo, tinto 2021 Parker: 96+ P 36,00 €<br />

SBI020321 „Cobrana“ DO Bierzo, tinto 2021 Parker: 97 P 37,00 €<br />

SBI020721 „La Llorona“ Godello DO Bierzo, blanco 2021<br />

Parker: 94 P<br />

SBI020821 „Tormenta“ Godello DO Bierzo, blanco 2021<br />

Parker: 95 P<br />

29,00 €<br />

38,50 €


<strong>PINwand</strong> № <strong>357</strong><br />

Bitte liefern Sie mir folgende Weine<br />

Bestellung per Fax: 0 68 38 / 9 79 50-30, Telefon: 0 68 38 / 9 79 50-0 oder auch per Post:<br />

Pinard de Picard • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

SPANIEN | 4kilos – Mallorca<br />

SBA010622 „motor blanc“ VdlT Mallorca, blanco 2022<br />

PdP: Coup de Cɶur<br />

alle BIO<br />

17,50 €<br />

SBA010122 „motor callet“ VdM, tinto 2022 PdP: Coup de Cɶur 17,50 €<br />

SBA010221 „12 Volts“ VdlT Mallorca, tinto 2021 Parker: 93 P 17,95 €<br />

SBA010321 „4kílos“ VdlT Mallorca, tinto 2021 34,90 €<br />

SBA010420 „Grimalt Caballero“ VdlT Mallorca, tinto 2020 99,00 €<br />

DEUTSCHLAND | Weinhof Herrenberg – Saar<br />

DMO041022 Hof-Cuvée, 2022 12,50 €<br />

DMO041422 NEU: Riesling „Edition Distel“ trocken, 2022 12,50 €<br />

DMO041122 „LochRiesling“, 2022 14,95 €<br />

DMO040222 „Stier“ Riesling (feinherb), 2022 19,95 €<br />

DMO040922 „Stoveler“ Riesling (feinherb), 2022 19,95 €<br />

DEUTSCHLAND | Friedrich Becker – Pfalz<br />

DPF012122 Weißer Burgunder trocken, 2022 9,90 €<br />

DPF011122 Grauer Burgunder trocken, 2022 10,50 €<br />

DPF013122 Chardonnay trocken, 2022 13,00 €<br />

DPF012021 Weißer Burgunder „Kalkgestein“ trocken 2021 17,20 €<br />

DPF012222 Grauer Burgunder „Kalkmergel“ trocken, 2022<br />

PdP: Coup de Cɶur<br />

17,90 €<br />

DPF013319 Weißer Burgunder Schweigen trocken, 2019 22,50 €<br />

DPF012820 Chardonnay Schweigen trocken, 2020 24,00 €<br />

DPF013219 „Mineral“ Chardonnay trocken, 2019<br />

Falstaff: 94+ P, PdP: Coup de Cɶur<br />

44,00 €<br />

DPF011719 Spätburgunder trocken, 2019 14,50 €<br />

DPF012618 Pinot Noir Schweigen, 2018 22,00 €<br />

DPF011618 Pinot Noir „Steinwingert“ VDP 1. Lage, 2018 39,00 €<br />

DPF012718 Pinot Noir „Herrenwingert“ VDP 1. Lage, 2018 39,00 €<br />

DPF010419 Sankt Paul Pinot Noir GG, 2019 Parker: 96 P 62,00 €<br />

DPF010419-M Sankt Paul Pinot Noir GG, 2019 MAGNUM 160,00 €<br />

DPF010319 „KB“ (Kammerberg) Pinot Noir GG, 2019<br />

Parker: 96 P<br />

DPF010319-M „KB“ (Kammerberg) Pinot Noir GG, 2019<br />

MAGNUM<br />

DPF010619 Heydenreich Pinot Noir GG, 2019<br />

Suckling: 98 P<br />

68,00 €<br />

170,00 €<br />

140,00 €<br />

DPF010619-M Heydenreich Pinot Noir GGs, 2019 MAGNUM 320,00 €<br />

DPF012919 „La Belle Vue“ Pinot Noir, 2019 Suckling: 99 P 250,00 €<br />

DPF010519 „Hommage“ Pinot Noir, 2019 310,00 €<br />

DPF010519-M „Hommage“ Pinot Noir, 2019 MAGNUM 660,00 €<br />

DPF0139900-P „Becker & Burgunder“ (6 Fl.) statt 83,00 nur 78,00 €<br />

DPF0139800-P „Schweigen ist Gold“ (6 Fl.) statt 137,00 € nur 125,00 €<br />

FRANKREICH | Vincent Pinard – Sancerre<br />

FLO060122 „Les Créots“ Sancerre, blanc 2022 28,50 €<br />

FLO060221 „Harmonie“ Sancerre, blanc 2021 max. 2 Fl./Kunde 49,90 €<br />

FLO060621 „Charlouise”, Sancerre rouge 2021 max. 2 Fl./Kunde 56,90 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

FRANKREICH | Château du Cèdre – Cahors * in Subskription, Lieferung Ende 2024<br />

FSW071421<br />

FSW071122<br />

„Blandine Le Blanc“ IGP Côtes de Gascogne,<br />

blanc 2021<br />

NEU: „Cèdre Héritage“ Vin de France,<br />

blanc 2022 (BIO)<br />

5,95 €<br />

9,80 €<br />

FSW071222 „Marcel Malbec“ Vin de France, rouge 2022 5,95 €<br />

FSW070620 „Cèdre Héritage“ Cahors, rouge 2020<br />

Wine Enthusiast: 91 P, BEST BUY!<br />

8,95 €<br />

FSW071921 „Juvéniles“ Cahors, rouge 2021 (BIO) 9,95 €<br />

FSW071321<br />

„Château du Cèdre – Extra Libre“ Cahors,<br />

rouge 2021 (BIO)<br />

15,50 €<br />

FSW070121 „Château du Cèdre“ Cahors, rouge 2021 (BIO) 15,95 €<br />

FSW072022<br />

NEU: „L’Improbable“ VdF, rouge 2022 (BIO)<br />

PdP: Coup de Cɶur<br />

17,90 €<br />

FSW071618 NEU: „Sweet Malbec“, rouge 2018 (0,5 l) 20,90 €<br />

FSW071520<br />

FSW070522<br />

„Le Cèdre – Extra Libre“ (18 Mois),<br />

rouge 2020 (BIO)<br />

„Le Cèdre Blanc“ IGP Côtes du Lot,<br />

blanc 2022 (BIO)<br />

36,00 €<br />

36,50 €<br />

FSW070222 „Le Cèdre“ Cahors, rouge 2022 (BIO) * 30,00 €<br />

FSW070222-M „Le Cèdre“ Cahors, rouge 2022 (BIO) MAGNUM * 62,00 €<br />

FSW070222-D<br />

„Le Cèdre“ Cahors, rouge 2022 (BIO)<br />

DOPPELMAGNUM *<br />

170,00 €<br />

FSW070322 „GC“ Cahors, rouge 2022 (BIO) * 70,00 €<br />

FSW070322-M „GC“ Cahors, rouge 2022 (BIO) MAGNUM * 142,00 €<br />

FSW070322-D „GC“ Cahors, rouge 2022 (BIO) DOPPELMAG. * 330,00 €<br />

FRANKREICH | Clos Saint-Jean – Châteaneuf-du-Pape<br />

FRS140122 „Les Calades“ VdP Vaucluse, rouge 2022 8,95 €<br />

FRS140221 Châteauneuf-du-Pape, rouge 2021 38,00 €<br />

FRS140321<br />

FRS140421<br />

„La Combe des Fous“ Châteauneuf-du-Pape,<br />

rouge 2021<br />

Dunnuck: 94–96 P<br />

„Deus-Ex Machina“ Châteauneuf-du-Pape,<br />

rouge 2021<br />

Dunnuck: 94–96+ P<br />

FRANKREICH | Jules Desjourneys – Beaujolais<br />

FBJ021220<br />

NEU: „Songe“ Pinot Noir Vin de France, rouge<br />

2020<br />

79,95 €<br />

79,95 €<br />

27,95 €<br />

FBJ021120 NEU: Beaujolais, rouge 2020 28,00 €<br />

FBJ020813 „Le Jugement Dernier“ Chénas, rouge 2013 50,00 €<br />

FBJ020913 Morgon, rouge 2013 55,00 €<br />

FBJ020213 Moulin à Vent, rouge 2013 65,00 €<br />

FBJ020513 „Les Michelons“ Moulin-à-Vent, rouge 2013 79,00 €<br />

FBJ020613 „Les Moriers“ Fleurie, rouge 2013 79,00 €<br />

FBJ020713 „La Chapelle des Bois“ Fleurie, rouge 2013 79,00 €<br />

Frei Haus innerhalb Deutschland und Österreich ab 95,00 € oder 12 Flaschen (Wein,<br />

Spirituosen, Olivenöl). Unterhalb der Frei-Haus-Grenze erheben wir eine Versandkostenpauschale<br />

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