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PINwand 360

Weinmagazin Nr. 360 | Febuar 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender

Weinmagazin Nr. 360 | Febuar 2024 | Pinard de Picard – Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen – Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 | Weinfachhandel und Weinversender

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<strong>PINwand</strong><br />

Château La Négly / J. L. Chave / Domaine du Pégau / Domaine André Brunel / Domaine Jean Tardy<br />

Domaine Joseph Voillot / Boscarelli / Riecine / Livio Felluga / Bimbache Vinícola / Bodega Inurrieta<br />

Weingut Bernhard Huber / Weingut Rudolf Fürst / Weingut Tement<br />

№ <strong>360</strong><br />

Erlesene Weine & Feinkost | Februar 2024<br />

Domaine Jean Tardy (Vosne-Romanée) –<br />

der Glücksfund unserer jüngsten Burgundreise!<br />

© Michel Joly<br />

DOMAINE JEAN TARDY & FILS | VOSNE-ROMANÉE www.pinard.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

78<br />

FRANKREICH<br />

04 | Château la Négly | Languedoc<br />

Der neue „Porte du Ciel“ ist das Ticket<br />

zur Himmelspforte! Doch auch mit<br />

den Gutsweinen überzeugt unser<br />

Kleinod aus La Clape, einer Sub-Appellation<br />

des Languedocs, die zu den<br />

ältesten Frankreichs zählt.<br />

10 | J. L. Chave | Nördliche Rhône<br />

Seit 1481 produziert Familie Chave am<br />

legendären Hermitage-Hang Wein.<br />

Jean-Louis-Chave, der jüngste Vertreter<br />

dieser außergewöhnlichen Winzerdynastie,<br />

zählt zweifellos zu den besten<br />

Weinproduzenten der Welt.<br />

12 | Domaine du Pégau |<br />

Châteauneuf-du-Pape<br />

Auf Laurence Féraud ist Verlass.<br />

Mit dem aktuellen 2021er-Jahrgang<br />

beschert sie uns einen immens preiswürdigen<br />

Châteauneuf-du-Pape!<br />

15 | Domaine André Brunel |<br />

Châteauneuf-du-Pape<br />

Seit fünf Generationen baut Familie<br />

Brunel Weine im Rhône-Tal aus, und<br />

spätestens seit Großmeister André<br />

Brunel in den 70er-Jahren die Leitung<br />

übernahm, gehört das Gut zu den<br />

führenden der Region. Sohn Fabrice<br />

mehrt den Ruhm weiter.<br />

18 | NEU: Domaine Jean Tardy |<br />

Vosne-Romanée (Burgund)<br />

In einem unscheinbaren Häuschen, direkt<br />

an der Route Nationale, vinifiziert<br />

Tardy Lagen, deren Erwerb heutzutage<br />

nur noch von Investoren und Konzernen<br />

gestemmt werden kann. Wenn<br />

Guillaume hier seinen Grand Cru aus<br />

dem Fass zieht, ist das einer dieser<br />

lässig-surrealen Momente, die man so<br />

(fast) nur in Burgund erlebt.<br />

26 | Domaine Joseph Voillot |<br />

Volnay (Burgund)<br />

Der Jahrgang 2021 zeigt erneut, dass die<br />

Natur letztlich immer die Oberhand<br />

behalten wird: Etienne Chaix hat einen<br />

seiner ertragärmsten Jahrgänge eingefahren.<br />

Seine Volnays und Pommards<br />

sollte man sich nicht entgehen lassen!<br />

ITALIEN<br />

34 | Boscarelli |<br />

Montepulciano (Toskana)<br />

Familie De Ferrari hat in den 1960er-<br />

Jahren das Wein- gut Boscarelli in<br />

Montepulciano erworben, aber schon<br />

lange zählt der Betrieb, der heute von<br />

den Brüdern Luca und Nicolò de Ferrari<br />

geführt wird, zu den Aushängeschildern<br />

des Vino Nobile “ – Vinum<br />

44 | Riecine |<br />

Toskana<br />

Riecine steht für bodenständigen Sangiovese<br />

in Reinform. Seit Jahrzehnten<br />

werden hier Weine erzeugt, die allen<br />

Moden trotzen und sich dennoch<br />

ungebrochener Beliebtheit erfreuen.<br />

50 | NEU: Livio Felluga |<br />

Friaul<br />

Made in Italy! Livio Felluga gehört zu<br />

den wichtigsten Erneuerern italienischer<br />

Weißweine seit den 1960er-<br />

Jahren. Für alle, die ein Faible für<br />

italienische Weine haben, ist dieser<br />

Name Musik!<br />

SPANIEN<br />

56 | Bimbache Vinícola |<br />

El Hierro (Kanarische Inseln)<br />

Weine aus dem „Höllenschlund“ der<br />

Kanaren – El Hierro! Oder, wie es<br />

Parker-Verkoster Luis Gutiérrez<br />

formuliert hat: „Dank sei Gott für<br />

Projekte wie Bimbache!“<br />

64 | Bodega Inurrieta |<br />

Navarra<br />

Verführerisch fruchtbetonte Weine<br />

mit einer reifen Tanninstruktur und<br />

daher allesamt sofort trinkreif. Unsere<br />

unbedingte Empfehlung für wirklich<br />

grandiose Alltagsweine, die nach deutlich<br />

mehr schmecken, als sie kosten!<br />

DEUTSCHLAND<br />

70 | Weingut Bernhard Huber |<br />

Baden<br />

Bericht vom Burgunder-Eichamt aus<br />

Malterdingen: Wir stellen Julians aktuelle<br />

Kollektion vor. Außerdem: rare<br />

Große Gewächse aus dem Bernhard-<br />

Huber-Archiv!<br />

78 | Weingut Rudolf Fürst |<br />

Franken<br />

Die »Fürsten« muss man nicht mehr<br />

erklären. Das Weingut ist die Nummer<br />

eins in Franken, für viele kommen aus<br />

dem Haus gar die besten Spätburgunder<br />

Deutschlands.“ – Der Feinschmecker<br />

ÖSTERREICH<br />

90 | Weingut Tement |<br />

Südsteiermark<br />

Der aktuell vielleicht beste Sauvignon<br />

Blanc kommt aus der Südsteiermark!<br />

Frisch eingetroffen: Die exklusive<br />

Privat-Füllung vom „Kalk & Kreide“<br />

2 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Vorwort<br />

PINWAND № <strong>360</strong><br />

18<br />

Liebe Freunde von Pinard de Picard,<br />

mit unserer ersten <strong>PINwand</strong> des Jahres 2024 haben wir richtig<br />

viel zu bieten: etwa unseren jüngsten Neuzugang von der<br />

Côte d’Or (Burgund)! Die Domaine Jean Tardy aus Vosne-<br />

Romanée bewirtschaftet nur 5,5 Hektar und vinifiziert ihre<br />

Weine in einem unscheinbaren Haus an der Route Nationale.<br />

Hier entstehen unter Guillaume Tardy aus exzellenten Terroirs<br />

herausragende Pinot Noirs, die uns vor Ort von der<br />

ersten Fassprobe an begeistert haben, aber hierzulande noch<br />

nahezu unbekannt sind. Dass wir mit dem vielversprechenden<br />

Jahrgang 2021 starten dürfen, ist noch dazu ein seltener<br />

Glücksfall! Außerdem haben wir mit Livio Felluga nun<br />

einen der wenigen echten Weißweinklassiker Italiens im<br />

Programm! Ein Weingut aus dem Friaul, das zu einer echten<br />

Marke geworden und mittlerweile auf Weinkarten in<br />

80 Ländern zu finden ist.<br />

Da mancherorts noch Frost und klirrende Kälte herrschen, ist<br />

uns momentan besonders nach kräftigen Rotweinen zumute:<br />

Mit J. L. Chave aus dem Norden sowie André Brunel und der<br />

Domaine Pégau aus Châteauneuf-du-Pape, gibt’s daher die<br />

Heilige Dreifaltigkeit der Rhône ins Glas. Für Terroir-Aficionados<br />

haben wir von den Kanarischen Inseln den neuen<br />

Jahrgang von Bimbache (El Hierro) auf Lager, gewiss eines<br />

der spannendsten Projekte der Spanischen Wein-Avantgarde.<br />

Außerdem berichten wir mit Fürst und Huber über<br />

die absolute Spitze deutscher Burgunderkunst, darunter die<br />

handverlesenen Großen Gewächse aus dem Bernhard-Huber-<br />

Archiv! Wie bedauerlicherweise allzu oft bei den schönen<br />

Dingen dieser Welt: leider limitiert und nur solange der<br />

Vorrat reicht …<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre<br />

unserer Pinwand<br />

Versandkonditionen<br />

innerhalb von Deutschland<br />

& Österreich!<br />

Frei Haus ab 95,00 €<br />

oder ab 12 Flaschen<br />

(Weine, Spirituosen & Olivenöle)<br />

und das Team von Pinard de Picard<br />

Für Bestellungen unterhalb der Freihausgrenze<br />

erheben wir eine Versandkostenpauschale von 6,50 €<br />

KONTAKT<br />

Tel.: 06838/97950-0<br />

Email: info@pinard.de<br />

Februar 2024<br />

3


FRANKREICH LANGUEDOC<br />

CHÂTEAU<br />

LA NÉGLY<br />

FLEURY D’AUDE<br />

„Diese Weine gehören<br />

zu den beeindruckendsten<br />

und unverwechselbarsten,<br />

die es gibt.“<br />

– JEB DUNNUCK<br />

Familie Paux-Rosset macht, mit Hilfe ihres Beraters Claude Gros, beständig grandiose Weine.<br />

Wenn ich wüßte, wie ihnen das gelingt, würde ich mein eigenes Beratungsunternehmen gründen.“<br />

– Joe Czerwinski (Robert Parker Wine Advocate)<br />

Die Spitzen-Cuvées aus La Clape mit gewohnt traumhaften Bewertungen:<br />

„Clos des Truffiers“ und „La Porte du Ciel“ von überragender Qualität!<br />

Unser Kleinod aus dem Languedoc ist ein richtiges<br />

Schmuckstück. Es befindet sich auf einem magischen<br />

Fleckchen Erde, geradezu zwischen Land und<br />

Meer angesiedelt. Bei den hier produzierten irren Qualitäten<br />

kommt selbst Parker mächtig ins Schwärmen: „Bestes Weingut<br />

des Languedoc. Alle Weine von Négly neigen zum vollmundigen<br />

Ende des stilistischen Spektrums, sie besitzen ein<br />

fabelhaftes, einzigartiges Bouquet sowie eine Ausgewogenheit,<br />

eine Homogenität und gleichzeitig sogar ein elegantes<br />

Profil am Gaumen. Ich bin ein riesiger Fan!“ Und dann die<br />

Bewertungen: Pinard de Picards Urgestein Négly erhält für<br />

seine Spitzenweine die höchsten Punktzahlen des gesamten<br />

Languedoc in den Jahrgängen 2011, 2012, 2013, 2014, 2015<br />

und dem 2016er hintereinander. Auch für 2019 gab’s wieder<br />

Höchstwertungen, ein Niveau, das – wir verraten hier keine<br />

Geheimnisse – die 2020er natürlich halten (und in mancherlei<br />

Hinsicht übertreffen) ! Welch eine Konstanz auf diesem<br />

hohen Niveau! Eine schier unglaubliche Abfolge von Triumphen!<br />

Seitens des Wine Advocate gab’ schon einmal kurz<br />

und bündig die Empfehlung: „Don’t miss a chance to latch<br />

onto a bottle if you can!“ – and Pinard de Picard says: „Yes,<br />

you can!“ Und nun schaltet sich Jeb Dunnuck ein, der mit<br />

seinen Traumwertungen der aktuellen 2020er-Spitzencuvées<br />

aus La Clape die Exzellenz dieses Betriebes wieder einmal in<br />

Stein meißelt!<br />

Wenige Kilometer von Narbonne entfernt liegt das Traditionshaus.<br />

Es befindet sich im Clape-Gebirge, einer Unter-<br />

Appellation des Languedoc, die zu den ältesten Frankreichs<br />

zählt. Bereits die Griechen produzierten hier ihren Wein vor<br />

mehr als 2.500 Jahren. Hier regieren die typischen roten Rebsorten<br />

Grenache, Syrah und Mourvèdre. Anfang der 90er<br />

Jahre übernahm die Familie Paux-Rosset das Weingut und<br />

setzte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte. Seit<br />

Ende der neunziger Jahre werden die Weine regelmäßig von<br />

Robert Parker bzw. den Kritikern des Wine Advocate verkostet<br />

und haben mehrfach bis zu 100 Punkte erhalten. Und<br />

auch die Basisweine erzielen mit schöner Regelmäßigkeit<br />

Topbewertungen, gleich ob weiß, rosé oder rot. Obwohl damit<br />

die weltweite „Néglymania“ immer weiter angeheizt wird<br />

– das Château wurde „das beste Weingut des Languedoc“<br />

geadelt –, sind die Preise (abgesehen von den extrem raren<br />

Luxus-Cuvées) noch immer vergleichsweise günstig: Die<br />

Preis-Genussrelationen beim „Côte“, ebenso beim „Falaise“<br />

wie auch beim Rosés ist schlichtweg unschlagbar und folglich<br />

gehören diese ungemein leckeren Weine zu unseren meistverkauften<br />

und beliebtesten Weinen des gesamten Midis!<br />

Das Geheimnis des Erfolgs war schlichtweg die Weitsichtigkeit<br />

der Familie, schon frühzeitig voll und ganz auf Qualität<br />

zu setzen. Und so stellten sie von einem Großbetrieb auf<br />

einen handwerklichen Spitzenbetrieb um, führten wieder<br />

ausschließlich die Handlese ein (alles wird in 10-Kilo-Kisten<br />

gesammelt) und kultivierten die Weinberge nach biologischen<br />

Richtlinien (jedoch ohne Zertifizierung). Ein weiterer<br />

Qualitätsfaktor sind die dicht gepflanzten Reben mit hoher<br />

Stockdichte, die dadurch tief wurzeln und bewusst im<br />

Ertrag reduziert werden (bei den Spitzenweinen lediglich<br />

4 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Château La Négly<br />

„L’ÉCUME“ LANGUEDOC, ROSÉ 2023<br />

So mögen wir’s: mineralisch mit einem Hauch<br />

Frucht!<br />

GRENACHE, SYRAH, MOURVÈDRE<br />

FLA051123 | 13% VOL. | 11,46 €/L | 8,60 €<br />

Château La Négly:<br />

Ankommen. Meer sehen.<br />

Wind atmen. Salz und<br />

Weine schmecken. Wie<br />

wunderbar sind die<br />

Gestade des Mittelmeers!<br />

10 Hektoliter pro Hektar Ertrag!). Die raren Schätze des<br />

Hauses sind die Crus „L’Ancely“, „La Porte du Ciel“ und „Le<br />

Clos des Truffiers“, sensationell komplexe Gewächse, die zum<br />

Kanon der besten Weine des Languedoc zählen und auf eine<br />

Vielzahl höchster Auszeichnungen zurückblicken können.<br />

Im Keller führt Didier Lacreu das Regime, wird dabei von<br />

Claude Gros, einem der besten Önologen Frankreichs – „der<br />

in der Lage zu sein scheint, in Bordeaux, Burgund, Kalifornien<br />

oder Südfrankreich einen brillanten Wein zu erzeugen. Er<br />

ist das Genie hinter der Qualität von Chateau La Négly und<br />

Clos des Truffiers, beide im Languedoc, und diese Weine gehören<br />

zu den beeindruckendsten und unverwechselbarsten,<br />

die es gibt.“, so Jeb Dunnuck – beraten, und wenn man den<br />

hohen Bewertungen über mehrere Jahrzehnte folgt, handelt<br />

es sich bei Négly um die absolute Spitze des Languedocs.<br />

Viel Spaß beim schwelgerischen Genießen mit unseren<br />

Perlen aus dem französischen Süden!<br />

Die Weinwelt färbt sich zunehmend rosarot – gerade in der<br />

schönsten Zeit des Jahres. Doch allen gut gekühlten (womöglich<br />

gar auf Eis servierten) und am Pool, auf der Terrasse oder<br />

zu schwungvoller Disco-Musik in der Strandbar genossenen<br />

Animations-Drinks zum Trotz sei an dieser Stelle noch einmal<br />

betont: Rosé ist nicht gleich Rosé. Allein schon das<br />

Farbspektrum dieser fruchtig-frischen, spritzigen Tropfen<br />

reicht von Creme über Pastellrosa bis Ziegelrot. Inzwischen<br />

sind kräftigere Rosétöne, etwa das typische Lachsrosa oder<br />

gar kirschrote Nuancen, klar in der Minderheit. Denn der<br />

Trend geht zu zarten Pastelltönen, die in ihren Reflexen allenfalls<br />

einen Anflug von Rosa erahnen lassen. Dieser elegante,<br />

knochentrockene „L’Ecume“ stammt vom Château de la<br />

Négly, das im Herzen des La-Clape-Gebirges im Languedoc<br />

liegt. Fruchtig und würzig, aber nicht ganz so kraftvoll wie<br />

ein Rotwein, empfiehlt er sich als vielschichtiger Speisenbegleiter.<br />

Natürlich entstand auch dieser Wein durch das<br />

Abpressen der Trauben nach Kontakt des Mostes mit den<br />

gequetschten Beerenschalen. Aber weil auch hier gilt „Chic<br />

ist vor allem der blasse Teint“, wurde die Mazeration auf<br />

nur wenige Stunden begrenzt. Der Wein wird aus Trauben<br />

gewonnen, die auf lehm- und kalkhaltigen Böden an einem<br />

Hang auf der Ostseite des Massif de la Clape mit Meerblick<br />

wachsen. So erklärt sich auch der maritime Name „L’Ecume“,<br />

der so viel wie „Schaum“ oder „Gischt“ bedeutet. Das einzigartige<br />

Terroir aus Lehm und Schlick sowie die Nähe zum<br />

Meer führen zu einem unverwechselbar köstlichem Weinstil.<br />

Mit dem aktuellen Jahrgang 2023 ist Château La Negly ein<br />

enorm überzeugender Rosé gelungen, dessen im Bouquet<br />

würzige Salzmandeln, weißen Pfirsich, Holunderblüten und<br />

Erdbeeren offenbart. Am Gaumen zeigt er sich dann herrlich<br />

seidig und charmant. Die Frucht – ein Hauch Erdbeere,<br />

schwarze Johannisbeere und Cantaloupe-Melone – ist so elegant<br />

wie dezent gehalten, drängt sich nicht in den Vordergrund.<br />

Insgesamt ein subtiler Genuss für die Sinne, ein wunderbarer<br />

Begleiter zu vielen Gerichten, der aber vor allem<br />

solo niemals langweilig wird.<br />

Ab sofort und bis 2026.<br />

Februar 2024<br />

5


FRANKREICH LANGUEDOC<br />

„L’OPPIDUM“<br />

IGP PAYS D’OC, BLANC 2022<br />

Ein runder, fruchtig-frischer Chardonnay – nur als<br />

Durstlöscher (fast) zu schade!<br />

CHARDONNAY<br />

FLA050122 | 13% VOL. | 11,73 €/L | 8,80 €<br />

Man möge Wein nicht gegen den Durst trinken, raten einem<br />

nicht nur Ärzte, sondern auch ausgepichte Weinliebhaber<br />

(wobei es zwischen beiden Gruppen freilich eine kaum zu<br />

übersehende Schnittmenge gibt). Dennoch kommen uns<br />

gelegentlich Weine ins Glas, die im Englischen „quaffable“<br />

(süffig) genannt werden, eben weil sie vorzügliche „thirst<br />

quencher“ (Durstlöscher) sind. Zu diesen Tropfen gehört<br />

zweifellos der Chardonnay „Oppidum“ von La Négly. Er<br />

stammt aus dem Pays d’Oc, trotz unermesslicher Größe eine<br />

oft übersehene Fundgrube für faszinierende Weine und dynamische<br />

Erzeuger. Durch seine enorme Ausdehnung über<br />

vier Departements (Aude, Gard, Hérault und Pyrénées-<br />

Orientales) und von der Mittelmeerküste bis zu den Hängen<br />

der Pyrenäen und des Zentralmassivs verfügt der Pays d’Oc<br />

mit insgesamt 125.000 Hektar über eine ähnlich große Rebfläche<br />

wie Südafrika. Etwa 20 % der gesamten französischen<br />

Weinproduktion kommen aus dem 1987 erstmals abgegrenzten<br />

Gebiet. Der „Oppidum“ wächst auf schlammigen und<br />

sandigen Böden in der Gemeinde Colombiers nahe Béziers<br />

im Hérault, wird von Hand gelesen und in temperaturkontrollierten<br />

Edelstahltanks vergoren. Es folgt ein viermonatiger<br />

Ausbau auf der Feinhefe. Der hellgelbe, golden schimmernde<br />

Wein offenbart eine ausdrucksstarke Nase, die von einer<br />

dominanten Birnen-Aromatik sowie von weißen Blüten geprägt<br />

ist. Hinzu kommt ein Hauch von Anis. Am Gaumen<br />

ist dieser Chardonnay rund, kraftvoll und großzügig, präsentiert<br />

sich fruchtig und saftig mit einer ausgezeichneten<br />

Balance zwischen Reife und Finesse. Aromen von Birne und<br />

weißem Pfirsich bilden das Herzstück seines Geschmacksprofils.<br />

Eine schöne Frische durchzieht den Wein und sorgt<br />

für angenehmen Trinkzug. Und das energiegeladene Finale<br />

bleibt durch Noten von Zitrusfrüchten nachhaltig in Erinnerung<br />

– Durst hin oder her.<br />

„L’ÉCUME“ LANGUEDOC, BLANC 2023<br />

Ein Weißwein so frisch und belebend wie das<br />

aufschäumende Mittelmeer!<br />

BOURBOLENC, ROUSSANNE, VERMENTINO<br />

FLA051223 | 13% VOL. | 14,13 €/L | 10,60 €<br />

Träume sind Schäume, behauptet eine Redewendung, und<br />

tut damit alles, was wir im Schlaf erleben, als belanglos ab.<br />

Ob das Diktum wirklich stimmt, mögen wir an dieser Stelle<br />

nicht entscheiden. Fest steht für uns indes, dass dieser traumhaft<br />

frische „L’Écume“ (Französisch für „Meeresschaum“ oder<br />

„Gischt“) aus dem Château La Négly aromatisch gewiss alles<br />

andere als belanglos ist. Er stammt von siliziumhaltigen,<br />

der Küste direkt zugewandten Schlammböden inmitten des<br />

Languedoc – und das riecht und schmeckt man ihm zweifelsfrei<br />

und sehr positiv an!<br />

Für den 2023er-Jahrgang kommen die mediterranen Rebsorten<br />

Bourboulenc, Roussanne und Rolle (auch als Vermentino<br />

bekannt) ins Spiel, die diesem hell goldgelb glänzenden Weißwein<br />

eine spielerische Leichtigkeit verleihen und ihn sowohl<br />

olfaktorisch als auch gustatorisch vom Atlantik ans Mittelmeer<br />

zurückholen. Im Duft eine Mischung aus weißen Blüten,<br />

unterlegt von einem Hauch Anis, Quitten und saftiger<br />

Apfelfrucht. Am Gaumen überrascht der Weißwein mit seiner<br />

ausladenden und cremigen Textur, wie man sie auch vom<br />

Chardonnay kennt. Doch die Aromen sind hier intensiver:<br />

Fenchel, reife Birne, Quitten und gelbe Kiwis, dazu getrockneten<br />

Blüten. Die Intensität ist es, die diesen Wein primär<br />

prägt. Sekundär dann die fruchtig reduzierte und würzige<br />

Aromenwelt, die sich in höchst einladender Weise entfaltet<br />

– absolut köstlich! Mit dem weißen „L’Écume“ ist den Machern<br />

auf Château La Négly ein üppiger und komplexer Wein gelungen,<br />

der von einer schönen Frische getragen wird und<br />

auch würzigeren Fischgerichten – etwa einer Bouillabaisse<br />

oder geräuchertem Thunfisch – Paroli bieten kann.<br />

Ab sofort und bis 2026. Gerne bei 10–12 °C.<br />

Ab sofort und bis 2025+.<br />

6 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„LA CÔTE“ LA CLAPE, ROUGE 2022<br />

Publikumsliebling: „La Côte“ zählt auch im<br />

Jahrgang 2022 zu den Weinen mit dem besten<br />

Preis-Genuss-Verhältnis!<br />

Château La Négly<br />

CARIGNAN, SYRAH, GRENACHE, MOUVÈDRE<br />

FLA050222 | 14% VOL. | 17,20 €/L | 12,90 €<br />

Wer die Weine von Château La Négly noch nicht kennt, dem<br />

seien sie hiermit wärmstens empfohlen und ans Herz gelegt:<br />

Denn die Winzer-Familie Paux-Rosset erzeugt Weine mit<br />

einem ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnis, wie man sie<br />

in Südfrankreich nicht oft findet. „La Côte“ ist Jahrgang für<br />

Jahrgang der delikate Beweis dafür, dass aus der Appellation<br />

La Clape im Languedoc unschlagbare Weinwerte kommen<br />

können! Dass La Clape noch immer ein Geheimtipp ist, liegt<br />

an der überschaubaren Größe: Gerade einmal 17 Kilometer<br />

lang und sieben Kilometer breit ist die zwischen Narbonne<br />

und dem Mittelmeer liegende Appellation, die beste Voraussetzungen<br />

für Weinbau bietet: Fast 3000 Sonnenstunden<br />

verwöhnen die Trauben, die von den Mittelmeer-Winden gesund<br />

gehalten werden. „La Côte“ aus dem Jahrgang 2022 ist<br />

eine Cuvée aus Carignan, Syrah, Grenache und Mourvèdre.<br />

Die Reben stehen in Weinbergen auf der östlichen Seite des<br />

Massif de la Clape zwischen Meer und der Garrigue, der typischen,<br />

mediterranen Heidelandschaft. Die kargen Böden bestehen<br />

aus Mergel, Sand, Kiesel und auch roten, eisenhaltigen<br />

Anteilen. Vor allem die Trauben von alten Carignan-Reben<br />

geben der Cuvée ihre unverkennbare Signatur: Purpurfarben,<br />

beerig und fruchtig im Duft, rote und vor allem dunkle<br />

Frucht, Kirsche, Brombeere, schwarze Johannisbeere, Cassis,<br />

Oliven-Tapenade, Garrigue, aromatische Tabakblätter, auch<br />

ein Hauch Vanille. Auch am Gaumen betont fruchtig und<br />

mit einnehmender Würze, feinnerviger Säurestrahl, nicht zu<br />

kompliziert in seinem Charakter, saftig, feine Süße, da zeigt<br />

sich die intensive und unbeschwerte Seite des Südens, der<br />

Gerbstoff ist saftig und geschmeidig. Schwarzkirsche, Johannisbeere,<br />

Waldhimbeere, dunkle Schokolade, auch eine delikate<br />

Herbe, etwas Holunder und Aroniabeere, im Ausklang<br />

etwas Brombeerlikör. Eine sinnliche und nahezu heitere Versuchung,<br />

die verlässlich zu unseren Publikumslieblingen gehört:<br />

„La Côte“ spricht alle Sinne an!<br />

Ab sofort bis 2028+.<br />

„LA FALAISE“ LA CLAPE, ROUGE 2022<br />

„Signature-Wein“ aus der Appellation La Clape:<br />

„La Falaise“ imponiert mit Konzentration, Kraft<br />

und erdiger Mineralik<br />

SYRAH, GRENACHE, MOUVÈDRE, CARIGNAN, CINSAULT<br />

FLA050322 | 15% VOL. | 29,20 €/L | 21,90 €<br />

La Clape ist eine Gegend voller wilder Schönheit mit steilen<br />

Felswänden, Schluchten und Gewässern, zwischen Pinien<br />

und der Garrigue stehen Reben auf kargen Böden unter der<br />

heißen Sonne Südfrankreichs. Die kleine Appellation kann<br />

nur wenige renommierte Weingüter vorweisen, das Château<br />

La Négly der Winzer-Familie Paux-Rosset hat sich mit famosen<br />

Weinen an die Gebietsspitze katapultiert. Die Cuvée<br />

„La Falaise“ („Falaise“ lässt sich mit „Kliff“ oder „Steilküste“<br />

übersetzen) aus Syrah, Grenache und Mourvèdre ist einer<br />

der „Signature-Weine“ des Châteaus: Die Reben wachsen auf<br />

steinigen Kalksteinböden des Clape-Massivs. Das Traubenmaterial<br />

für „La Falaise“ wurde von Hand in kleinen Kisten<br />

gelesen, der Syrah dann zwölf Monate im Holzfass, Grenache<br />

und Mourvèdre in Betontanks ausgebaut. Intensive rubinrote<br />

Farbe, duftet kräftig nach reifen Waldbeeren wie Himbeeren<br />

und Brombeeren. Cassis, Holunder, Feige, dunkler Pfeifentabak,<br />

dunkle Schokolade, Lakritz, schwarze Oliven, Garrigue<br />

und auch etwas Rumtopf: Intensive Aromen des Südens<br />

entfalten sich in ihrer ganzen Pracht. Zeigt sich am Gaumen<br />

dichter, konzentrierter und wuchtiger als der kleine Bruder<br />

„La Côte“, gut dotiert im Extrakt, wird getragen von einem<br />

kräftigen Korsett aus perfekt gereiften, geschmolzenen und<br />

Frottee-weichen Gerbstoffen. Brombeere, Schwarzkirsche,<br />

etwas Schlehe, großzügig, mit weichem Fond, auf dem sich<br />

viel Kraft entfaltet, aber auch Tiefe, charmanter Schmelz und<br />

kalkig-erdige Mineralik, die den Gaumen unter Druck und<br />

Spannung hält. Langer Ausklang mit satter dunkler Frucht<br />

und würzigen Noten. Hedonistisch angehauchtes Elixier des<br />

Südens, mediterraner Wonneproppen mit viel Profil!<br />

Ab sofort und bis 2032+.<br />

Februar 2024<br />

7


FRANKREICH LANGUEDOC<br />

96–98 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

„L’ANCELY“ LA CLAPE, ROUGE 2019<br />

Spektakuläre Mourvèdre-Essenz!<br />

96–98 Punkte: „Der 2019er-La Clape L'Ancely,<br />

der in den Notizen von mir ein paar »Wows«<br />

bekommt, ist schlicht wunderschön und könnte<br />

der beste Jahrgang dieser Cuvée sein.“<br />

– Jeb Dunnuck<br />

95 Punkte: „Einer der großen Mourvèdres der<br />

Welt, der durchaus mehr Bekanntheit verdient<br />

hätte.“ – Robert Parker Wine Advocate<br />

MOURVÈDRE, GRENACHE, SYRAH<br />

FLA050919 | 15,5% VOL. | 98,66 €/L | 74,00 €<br />

Reinsortige Mourvèdres gehören zu den echten Geheimtipps<br />

unter Frankreichs Weinen, und sie sind – zumindest außerhalb<br />

des provenzalischen Bandol – bis heute eine Seltenheit.<br />

Einer dieser Weine ist seit langer Zeit der „L’Ancely“. Er ist<br />

zwar nicht zu 100 % reinsortig, doch die wenigen Syrah- und<br />

Grenache-Trauben, die hier Verwendung finden, verändern<br />

den Charakter nicht bzw. nicht wahrnehmbar. Der Name<br />

„L’Ancely“ stammt aus dem 18. Jahrhundert und bezeichnete<br />

eine Wohnstätte der Herzöge von Fleury. Das Terrain dort ist<br />

mit seiner Nähe zum Meer und dem Wind, den diese Rebsorte<br />

so gerne mag, ideal für Mourvèdre geeignet. Im Laufe der<br />

Zeit hat sich der „L’Ancely“ zu einem der besten Mourvèdres<br />

des französischen Südens entwickelt und spielt auch in einer<br />

Liga mit Bandol, ist allerdings ein Wein, der sich schon früher<br />

öffnet und eher seine Größe zeigt.<br />

Den fast blutroten, farbintensiven Mourvèdre baut Claude<br />

Gros über 20 Monate in neuen demi-muids von 600 Litern aus.<br />

Das Ergebnis ist ein extrem dichter, reicher und faszinierend<br />

kompletter Wein, der sich mit rauchigen Noten, Graphit,<br />

Nelke, Brombeeren, Belem-Pfeffer und Schwarzkirschen, die<br />

in Mokka-Schokolade getaucht wurden, öffnet. Das Bouquet<br />

ist in seiner expressiven Art berauschend, der süßlich reife<br />

Duft ungemein konzentriert und einladend. Am Gaumen<br />

mächtig komplex und reif, eine Mischung aus Gewürzkiste<br />

und dunklen Noten: erneut Mokka, Sojasauce und Torf<br />

(wie bei einem Islay-Whisky). Die Frucht ist reif und dunkel,<br />

kirschlastig und ausladend. Doch erschlagen einen diese<br />

Aromen nicht, da die Struktur des Weins seidig und weich<br />

ist. Er wirkt bei aller Kraft ausgewogen und zugänglich, das<br />

Aromenfeuerwerk, das dieser Wein abbrennt, lässt sich auch<br />

im breiten, minutenlangen Nachhall voll auskosten. So viel<br />

Umami der Wein schon mitbringt, so viel kann er auch in<br />

den korrespondierenden Speisen vertragen. Wir empfehlen<br />

Barbecue und nach Szechuan-Stil marinierte short ribs.<br />

Schon jetzt mit reichlich Luft, besser ab 2025<br />

und sicher bis 2042 genießen.<br />

„LA PORTE DU CIEL“<br />

LA CLAPE, ROUGE 2021<br />

Seidig-sanfter Syrah-Gigant mit<br />

ungeheuren Kräften<br />

SYRAH, GRENACHE<br />

FLA050721 | 15,5% VOL. | 172,00 €/L | 129,00 €<br />

Néglys „La Porte du Ciel“ stammt zwar nicht vom biblischen<br />

Himmelstor, aber immerhin vom Höhenzug La Clape nahe<br />

Narbonne – einer der schönsten Landschaften des südfranzösischen<br />

Languedocs. Die „Himmelspforte“ ist eine 3,2 Hektar<br />

große, sanft zum Meer hin abfallende Parzelle unweit des<br />

Château de la Négly. Sehr steinige, kalkhaltige Sand- und<br />

Lehmböden bilden hier die optimale Unterlage für die Syrah-<br />

und die in den frühen 1990er-Jahren von Jean Paux-Rosset<br />

gepflanzten Grenache-Reben. Die Erträge übersteigen<br />

kaum 10 Hektoliter pro Hektar und sind damit denkbar gering.<br />

Die Vinifikation erfolgt durch Handlese bei optimaler<br />

Reife, vollständiger Entrappung und Aussortierung einzelner<br />

Beeren. Um wirklich sämtliche verfügbaren Aromen aus<br />

den Beeren zu extrahieren, währt die Maischestandzeit in<br />

neuen Holzbottichen zwei Monate lang. Anschließend wird<br />

der konzentrierte Wein in neuen französischen Barriques<br />

zwei Jahre lang auf der Hefe ausgebaut.<br />

Der dunkle, granatrote Riese aus dem Languedoc stammt aus<br />

einem eher als elegant beschriebenen Jahrgang. Auf Négly<br />

hat man indes keine Kosten gescheut, um auch 2021 einen<br />

enorm dichten, konzentrierten und kraftvollen Wein einzufahren,<br />

gewissermaßen die Essenz eines Syrahs.<br />

Das Bouquet zeigt sich ausdrucksstark mit Noten von Powidl,<br />

reifen Brombeeren, Beef Jerky und Mokka, dazu ein Hauch von<br />

Vanille und Erdbeeren, doch der Grundton ist vor allem dunkel<br />

und tief. Am Gaumen beweist der „La Porte du Ciel“ vor allem<br />

Konzentration und reife Aromen bei geschmeidigen Tanninen.<br />

Man darf hier nicht nur reife und süße Frucht erwarten. Viel<br />

mehr bewegt sich der Wein zwischen konzentrierter Beerenaromatik<br />

aber auch jodigen Noten, herben Gewürzen, dunkler<br />

Schokolade und Leder. Denn bei all seiner wuchtigen Würze<br />

und seiner Reichhaltigkeit ist der „La Porte du Ciel“ überraschend<br />

frisch und mineralisch. Die Kombination aus Kraft,<br />

Opulenz und eleganter Struktur macht ihn zu einer Faust<br />

(wenn nicht zu einer Granate) im Samthandschuh. Auch Jeb<br />

Dunnuck notiert, dass der Wein eine seltene Verbindung aus<br />

Kraft und Eleganz sei – was unserer Meinung nach nur den<br />

besten Weinen des Jahrgangs gelingt und sie so überaus interessant<br />

macht. Der Preis für diesen Kultwein ist gewiss nicht<br />

niedrig, bewegt sich aber im Vergleich zu bekannteren Syrahs/<br />

Shiraz dieser Klasse immer noch im Schnäppchen-Bereich. Einziger<br />

Wermutstropfen: Es gibt weltweit nicht mehr als ein paar<br />

Tausend – sorgsam nummerierter – Flaschen davon.<br />

Ab sofort und bis 2042+.<br />

95–97 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

8 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„CLOS DES TRUFFIERS“ LA CLAPE, ROUGE 2021<br />

Der Schatz vom Trüffelhügel: Einzelparzellen-Syrah von uralten Reben<br />

Château La Négly<br />

95–97 Punkte: „One of the great Syrahs of the world“– Jeb Dunnuck<br />

SYRAH, GRENACHE<br />

FLA050521 | 15,5% VOL. | 185,33 €/L | 139,00 €<br />

95–97 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

So wie der auf dem Etikett abgebildete Trüffelhund den begehrten unterirdischen Schatz nur<br />

durch seine exzellente Spürnase (und die entsprechende Ausbildung) erschnüffelt, so finden<br />

Weinfreunde in der Regel nur durch große Kennerschaft zu diesem monumentalen „Clos<br />

des Truffiers“. Was diesen raren Rotwein aus dem Château de la Négly so außergewöhnlich<br />

macht ist indes mehr der Intuition als der Vernunft geschuldet: Max Paux, Vater des heutigen<br />

Eigentümers Jean Paux-Rosset, war ein begeisterter Trüffelsucher und in den 1960er-Jahren<br />

jüngster Bürgermeister Frankreichs. Dank einer Eingebung pflanzte er 1961 hoch über dem<br />

Mittelmeer, unterhalb einer geliebten (und das Etikett gleichfalls schmückenden) Trüffeleiche,<br />

einige Reihen Syrah und Grenache an. Und nannte die auf ton- und kalkhaltigem,<br />

sehr steinigem Boden entstandene Einzellage, deren Syrah-Rebstöcke heute die ältesten des<br />

Languedoc sind, schlicht „Clos des Truffiers“ (Trüffelhügel). Max konnte vor über 60 Jahren<br />

nicht ahnen, wie ideal dieser Standort gewählt war. Denn was seither Jahr für Jahr aus diesem<br />

kleinen Weinberg im Departement Hérault auf die Flasche kommt, gehört nicht nur zu den<br />

besten Weinen im Languedoc, sondern darf getrost zu den größten Syrahs der Welt gerechnet<br />

werden – ungeachtet des kleinen Grenache-Anteils.<br />

Um das Beste aus den steinigen Terrassen auf den Anhöhen von Saint-Pargoire herauszuholen,<br />

werden die Erträge mit gerade einmal zwölf Hektoliter pro Hektar so gering wie möglich<br />

gehalten. Die Trauben werden von Hand gelesen und in kleinen Kisten transportiert, um die<br />

Beeren zu schützen. Nur hochreife, vollständig entrappte und von Hand selektierte Beeren<br />

finden Verwendung. Die 50 Tage andauernde Spontangärung in konischen Holzgärständern<br />

aus Tronçay-Eiche verleiht dem Wein seine dichte, opulente Fruchtigkeit und Komplexität.<br />

Der Ausbau für zwei Jahre in neuen Barriques rundet den Geschmack ab und fügt ein feines<br />

Aroma von Vanille und Virginia-Tabaken hinzu. Selbst im<br />

eher als schlank und elegant geltenden Jahrgang 2021 ist es<br />

Négly gelungen, einen ultrakonzentrierten Rotwein, ein echtes<br />

Opus magnum auf die Flasche zu ziehen, mit dem man<br />

sich einen ganzen Abend lang auseinandersetzen kann. Ein<br />

Wein für Entdecker, die stundenlang der Entwicklung eines<br />

Weins verfolgen wollen.<br />

Der granatrote Wein duftet bereits aus dem Glas nach<br />

schwarzen Trüffeln und diversesten erdigen, tiefdunklen<br />

Noten. Lakritz, etwas Moschus und Zedernholz mischen sich<br />

hier mit Beef Jerky, Brombeeren und Pflaumenmus. Vor allem<br />

die sehr nuancierten, höchst subtilen Räuchernoten machen<br />

den Wein so vielschichtig. Am Gaumen sind die Tannine<br />

bereits abgeschmolzen, doch die Intensität von Frucht<br />

und Holz ersetzt jegliche Gerbstoffstruktur. Der Wein breitet<br />

sich am Gaumen in nicht enden wollenden Wellen aus,<br />

die mit einer schier endlosen Aromenvielfalt, bei der Bitterschokolade,<br />

Kaffee und Rumtopfrüchte dominieren, heranrollen.<br />

Es überrascht nicht, dass Négly als korrespondierende<br />

Speise die legendäre „Lièvre Royale“, eines der intensivsten<br />

und traditionellsten französischen Wildhasengerichte der<br />

Haute Cusisine empfiehlt. Wir können uns den „Clos des<br />

Truffiers“ aber auch herrlich zum Pfeffersteak mit dunkler<br />

Sauce und Waldpilzen, Hasenrücken im Speckmantel<br />

mit Dörrpflaumen oder einer Pilzpfanne mit in Butter geschwenkten<br />

Crôutons und Semmelknödeln vorstellen.<br />

Dieser Wein darf noch gerne 3–5 Jahre im Keller ruhen. Dann<br />

wird er sein volles Potenzial zeigen, und das sicher bis nach 2038.<br />

Februar 2024<br />

9


FRANKREICH NORDRHÔNE<br />

JEAN-<br />

LOUIS<br />

CHAVE<br />

MAUVES<br />

Die „Economy Class“ des Weinmagiers<br />

Jean-Louis Chave!<br />

Jean-Louis Chave – ein Name, der untrennbar mit dem<br />

Mythos Hermitage, einer der berühmtesten Weinlagen<br />

der Welt verbunden ist. Ein Name wie in den Stein des<br />

„ewigen“ Hügels gehauen. An den steilen Hängen dieses Zeugenbergs,<br />

wo Syrah, Marsanne und Roussanne zur Perfektion<br />

heranreifen, entstehen einige der bedeutendsten, größten<br />

Weine Frankreichs, die weltweit höchste Begehrlichkeit<br />

wecken.<br />

Bereits in der Antike waren die „Weine aus Vienne“ – so der<br />

damalige Name für die heutigen Hermitage und Côte-Rotie<br />

– über die Maßen gefragt, noch nie jedoch so sehr wie jetzt.<br />

Was nicht zuletzt daran liegt, dass Jean-Louis Chave und auch<br />

bereits sein Vater Gérard, geradezu sisyphosartige Mühen<br />

auf sich genommen haben, um den spektakulären lieux dits<br />

(u. a. Les Bessards, Le Méal, Les Beaumes und Les Rocoules)<br />

herausragende Weine abzuringen. Bedauerlicherweise<br />

sind die beiden Hermitage-Weine (rouge und blanc), die Jean-<br />

Louis hier vinifiziert, aufgrund ihrer beeindruckenden Konstanz<br />

und vieler legendärer Jahrgänge mittlerweile in preisliche<br />

Sphären gerückt, die vielen Liebhaber der Nordrhône<br />

den Genuss dieser Weine nahezu unmöglich machen, so man<br />

denn überhaupt Flaschen davon ergattern kann.<br />

Daher widmete sich Chave bereits früh den Qualitäten anderer,<br />

recht großartiger Terroirs unweit des berühmten Hügels<br />

und fand insbesondere um Saint-Joseph hervorragende Weinberge,<br />

die er teilweise selbst erwerben oder deren Trauben<br />

befreundeten Winzern abkaufen konnte, um sie selbst auszubauen.<br />

Das Ergebnis: klassische Rhône-Weine unter dem<br />

Signet „J. L. Chave Sélection“, die Großes versprechen. Und<br />

halten! Absolut hinreißend der Saint-Joseph „Offerus“, ein<br />

wunderbar komplexer Nord-Rhône-Syrah, der sich bei all<br />

seiner Jugendlichkeit schon sehr präzise, sehr elegant erweist.<br />

Für jeden Tag bietet Chaves außerdem den erfreulich erschwinglichen<br />

Côtes-du-Rhône „Mon Cœur“ an, ein in jeder<br />

Hinsicht „echter“ Chave mit jeder Menger Herzblut (und<br />

natürlich absoluter Könnerschaft!) und für uns eine klare<br />

Benchmark der Region. Der perfekte Einstieg in die Welt der<br />

Weine von Jean-Louis Chaves – mit nicht einmal 16 Euro für<br />

einen Rhône-Klassiker …!<br />

Jean-Louis Chave ist der Erbe einer Winzerdynastie, die seit<br />

sechs Jahrhunderten (seit 1481!) Weine vinifiziert und zählt<br />

unangefochten zu den besten Weinproduzenten der Welt.<br />

Tiefgründige Mineralität, geradezu burgundische Finesse<br />

und fast erotisch zu nennender Schmelz vermählen sich zu<br />

einem unvergleichlichen Gesamtkunstwerk. Ganz gleich ob<br />

bei seinen Hermitages, den Gewächsen aus St. Joseph oder<br />

von der südlichen Rhône – Chave lässt mit ungemein kreativer<br />

Intelligenz, einem immensen Wissens- und Erfahrungsschatz<br />

und – nicht zuletzt – profunder Empathie absolute<br />

Referenzweine entstehen. Magnifique, Monsieur Chave!<br />

10 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Jean-Louis Chave<br />

„MON CŒUR“<br />

CÔTES-DU-RHÔNE, ROUGE 2018<br />

„Mon Cœur“ – kraftvolles Herzgewächs<br />

aus den Côtes-du-Rhône!<br />

GRENACHE, SYRAH<br />

FRN010118 | 15% VOL. | 20,66 €/L | 15,50 €<br />

Syrah und Grenache aus den Gemeinden Vinsobres, Visan,<br />

Buisson und Estézargues bilden das Rückgrat dieses kraftvollen<br />

Weins aus den Côtes-du-Rhône. Das ist der Einstieg<br />

in Jean-Louis Chaves Rhône-Welt, und was für einer! Diese<br />

Cuvée gehört längst zu unseren liebsten Weinen aus dieser<br />

Region; denn Chave versteht es wie kaum ein Zweiter, Fülle,<br />

Reife und Eleganz untrennbar zusammenzubringen. Die<br />

Nase dunkel, saftig, herrlich intensiv, im ersten Moment<br />

Umami, fleischige Noten, Pfeffer und Oliventapenade, was<br />

allmählich von reifen Blaubeeren und Brombeeren, Schwarzkirschen<br />

und Pflaumen mehr und mehr überlagert wird.<br />

Später dann auch Süßholz, Waldboden und kühler feuchter<br />

Stein. Im Geschmack ist dieser Wein einfach umwerfend! Da<br />

findet sich so viel süße, reife, dunkle Frucht, so viel Lakritze<br />

und Gewürze, ein solch beeindruckend lebendiges, frisches<br />

Säuregerüst und schließlich eine präsente, dabei sehr charmante<br />

Tanninstruktur – der „Mon Cœur“ bietet the full<br />

package! Im Nachhall kommt noch einmal die dunkle, würzig-warme<br />

Mineralität dieses Côtes-du-Rhône zu ihrem<br />

Recht, nimmt einen innerhalb weniger Augenblicke gefangen,<br />

was uns bei jedem Schluck aufs Neue begeistert: So darf,<br />

nein, so soll ab jetzt immer ein Côtes-du-Rhône schmecken.<br />

„Mon Cœur“ heißt der Wein – ein absolutes „Herzgewächs“<br />

zum Freundschaftspreis, was Jean-Louis Chave da auf die<br />

Flasche gezogen hat!<br />

Jetzt schon (gerne auch leicht gekühlt) eine Sünde wert, bis 2030+<br />

„OFFERUS“<br />

SAINT-JOSEPH, ROUGE 2017<br />

Saint-Joseph – extrem charmant und zum<br />

Niederknien schön!<br />

SYRAH<br />

FRN010217 | 14% VOL. | 39,93 €/L | 29,95 €<br />

Seit dem ersten Jahrgang, dem 1995er-„Offerus“, hat sich bei<br />

Jean-Louis Chave viel verändert. Damals hat er die Syrah-<br />

Trauben für diese Sélection noch komplett von befreundeten<br />

Vertragswinzern erworben – ihm fehlten die entsprechenden<br />

Weinberge! Sehr bald aber stellte sich – wie zu erwarten! –<br />

der große Erfolg ein und bescherte ihm die Möglichkeit, immer<br />

mehr erstklassige Parzellen in Saint-Joseph zu erwerben.<br />

Die Ernte dieser Parzellen steckt nun im Offerus, dessen<br />

Frucht in großen offenen Holzbottichen vergoren wurde,<br />

um dann in alten, neutralen Holz-demi-muids (rund 650 Liter<br />

Fassungsvermögen) zu reifen. Das Ergebnis: Ein überaus charmanter,<br />

eleganter Nord-Rhône-Syrah, der sich zunächst verhalten,<br />

mit etwas mehr Zeit (und entsprechender Belüftung)<br />

immer zugänglicher, offener, ja generöser zeigt. Bleistiftbis<br />

Graphitnoten und balsamisch-pfeffrige Würze treffen hier<br />

auf reife Blaubeeren, Brombeeren und wie mit Anis versetzte<br />

Kirschen und eine fast rauchige Melange von dunklem Gestein<br />

und Erde. Am Gaumen wirkt der Syrah bei aller jugendlichen<br />

Kraft und Präsenz schon ausnehmend elegant: reifes,<br />

feinkörnig-griffiges Tannin, das die dunkle Frucht wie flüssige<br />

Schokolade umhüllt. Im Finale macht sich die pfeffrige,<br />

dabei ätherische Würze des Saint-Joseph, die von zart vegetabilen<br />

Noten (von Blütenduft über Garrigue bis Waldboden)<br />

begleitet wird, bemerkbar. Unglaublich, wie lebendig, wie<br />

einladend sich dieser noch junge, so komplexe wie harmonische<br />

Saint-Joseph schon jetzt präsentiert.<br />

Macht schon jetzt enorm viel Spaß, bestimmt aber noch 2032+.<br />

17 PUNKTE<br />

Jancis Robinson<br />

Februar 2024<br />

11


FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />

DOMAINE<br />

DU PÉGAU<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE<br />

„Das Leben ist zu kurz,<br />

um nicht reichlich Pégau zu trinken!“<br />

– JEB DUNNUCK<br />

Unsere Freunde von der Domaine Pégau, mit denen<br />

wir seit Beginn unserer Tätigkeit als Weinhändler<br />

mit großer Freude zusammenarbeiten und deren<br />

Weine wir bereits seit über 25 Jahren leidenschaftlich<br />

gerne trinken, zählen unbestritten zu den besten Winzern<br />

der weltberühmten Appellation Châteauneuf-du-Pape.<br />

Der so bodenständige wie sympathische Paul Féraud und<br />

seine charmante Tochter Laurence vinifizieren hier schon<br />

seit Beginn der 80er-Jahre auf beständig höchstem Niveau<br />

grandiose, unverwechselbare, „hand“-werklich hergestellte<br />

Weine, denen kaum jemand zu widerstehen vermag.<br />

Es ist vor allem der majestätische, authentische, man kann<br />

durchaus auch sagen „altmodische“ Stil ihrer „Cuvée Réservée“,<br />

der sich so wohltuend vom Einheitsgeschmack langweiliger,<br />

gestylter Modeweine unterscheidet, die, obwohl technisch<br />

gut gemacht, mit viel zu viel neuem Holz und zu viel Extraktion<br />

maskiert sind und als „Monstertropfen“ ohne Brillanz,<br />

ohne Frische und ohne Seele wegen des Verlustes ihres ureigenen<br />

Charakters schlicht austauschbar geworden sind. Wie<br />

anders schmeckt dagegen Pegaus Inkarnation der großen<br />

Tradition der authentischen Klassiker der südlichen Rhône.<br />

Die einzigartige Qualität dieses majestätischen Weins entsteht<br />

in erster Linie im Weinberg, wo die über 30 bis 90 Jahre<br />

alten Weinstöcke (75 % Grenache, 25 % Syrah, Mourvèdre<br />

und Grenoise) – in sehr arbeitsintensiver Handarbeit nach<br />

biodynamischen Richtlinien (jedoch ohne Zertifizierung)<br />

liebevoll gepflegt – hochwertige Trauben in geringer Quantität,<br />

aber höchster Qualität liefern. Das Areal der Domaine<br />

verteilt sich auf elf erstklassige Parzellen (von denen die<br />

berühmte Lage „La Crau“ mit den ältesten Reben sicherlich<br />

die Beste ist), weit verstreut innerhalb der gesamten Appellation,<br />

mit sehr unterschiedlichen Bodenformationen, die so<br />

durch ihre Differenziertheit zur Komplexität, zur Kraft und<br />

Konzentration der im schönsten Sinne „barocken“ Weine von<br />

Pégau entscheidend beitragen. Die Sandböden sowie kräftigen<br />

Lehm-Kalkböden, die mit großen roten Kieselsteinen<br />

bedeckt sind, die nachts die tagsüber gespeicherte Wärme<br />

an die Trauben abgeben, werden zur besseren Durchlüftung<br />

und zur Aufnahme von Bio-Dünger und Schafmist fünf- bis<br />

siebenmal pro Jahr umgepflügt.<br />

Und ein Besuch im Keller kommt einer Zeitreise gleich.<br />

Modernste Technik und blitzende Edelstahltanks? Fehlanzeige!<br />

Auf Pégau arbeitet man noch wie vor Urzeiten<br />

mit minimalen Eingriffen im Keller: Vergärung der ganzen<br />

Trauben mit Stielen und Stängeln (das für die frische Stilistik<br />

und das Alterungspotenzial der Weine wohl maßgeblichste<br />

Mittel), Spontanvergärung und Ausbau im großen,<br />

gebrauchten Holzfuder ohne Schönung und Filtration.<br />

Tradition und handwerkliche Winzerkunst sind eben auf<br />

dieser Domaine keine leeren Worthülsen, sondern Tag für<br />

Tag gelebte Realität.<br />

12 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


© Marc Ginot<br />

Pégau<br />

„PLAN PÉGAU“ VIN DE FRANCE, ROUGE (18 / 19 / 20)<br />

Genuss nach „Plan“ – und eine hedonistische Choreographie für die Sinne!<br />

GRENACHE, SYRAH, MERLOT, ANDERE REBSORTEN<br />

FRS060320 | 14,5% VOL. | 14,60 €/L | 10,95 €<br />

Bei diesem Wein kann man nur Superlative bedienen und ins Schwärmen geraten: „Plan Pégau“<br />

von Domaine de Pégau ist einer der besten Weinwerte schlechthin, den wir kennen. Es ist absolut<br />

faszinierend, mit welcher Zuverlässigkeit und Beständigkeit dieser grandiose Rotwein<br />

Jahr für Jahr zu überzeugen weiß – viel mehr noch, am Verkostungstisch brechen jedes Mal<br />

auch routinierte Verkosterinnen und Verkoster in Begeisterung aus und zeigen ungewohnte<br />

Emotionen. Aber der Reihe nach: Verantwortlich für diesen Coup ist die Winzerin Laurence<br />

Féraud in Châteauneuf-du-Pape, die für ihren „Plan Pégau“ in der Assemblage gleich drei<br />

Jahrgänge zusammenführt – in diesem Fall 2018, 2019 und 2020. Geprägt wird die Cuvée von<br />

den Rebsorten Syrah, Grenache und Merlot, die Lese der Trauben erfolgte von Hand. Der<br />

Wein wurde in großen Holzfudern ausgebaut und nur minimal geschwefelt.<br />

Vermutlich kann nur eine Winzerin wie Laurence Féraud, die die hohe Kunst der Assemblage<br />

aus dem Effeff beherrscht, einen so fein austarierten und attraktiven Duft kreieren, in dem sich<br />

Frische, balsamische Reife und Würze perfekt ergänzen: Schwarzkirsche, Pflaume, Brombeere<br />

und Holunder werden von kräuterigen und rauchigen Elementen unterlegt, von Noten von<br />

reifer Feige, Tabak, Zigarre, heißer Erde, Leder, Garrigue und auch Portwein. Eröffnet am<br />

Gaumen enorm einnehmend mit einer langanhaltenden Charme-Attacke: Saftig und mit<br />

Schmelz, großzügig in allen Komponenten mit geschmolzenen, aristokratischen Gerbstoffen,<br />

delikater, verführerischer Frucht (Schwarzkirsche, Pflaumen, Holundern und Sauerkirsche),<br />

die von dunkler Schokolade und auch Milchschokolade unterlegt wird, mit stabiler, saftiger<br />

Säure, viel Würze und süßlichem Extrakt. Die fein gezeichneten Pausbäckchen stehen dem<br />

Wein sehr gut, der aber nicht zu weich und mollig ausfällt, sondern durchaus auch Druck und<br />

Drang entwickelt. Lang und ergiebig, ein großzügiger und hedonistischer Seelenwärmer von<br />

der Südrhône, ein zum sensationellen Preis handwerklich choreografierter Ausnahme-Wein,<br />

der jetzt genossen werden kann und den wir nur wärmstens empfehlen können. Von „Plan<br />

Pégau“ sollte man sich schnell einen kleinen Vorrat zulegen: Viel mehr Wein bekommt man<br />

zu diesem Tarif nicht!<br />

Ab sofort bis 2026+.<br />

Februar 2024<br />

13


FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />

„CUVÉE RÉSERVÉE“<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2021<br />

Ein perfekter Genussabdruck der Region:<br />

Châteauneuf-du-Pape par excellence!<br />

GRENACHE, SYRAH, MOURVÈDRE, DIVERSE REBSORTEN<br />

FRS060221 | 14,5% VOL. | 65,33 €/L | 49,00 €<br />

FRS060221-M | MAGNUM | 14,5% VOL. | 72,66 €/L | 109,00 €<br />

Die Wurzeln der Domaine du Pégau reichen bis in das Jahr<br />

1670 zurück, aber erst seit 1987 füllt die Familie Feraud ihre<br />

Weine in Eigenregie ab. Erst dann wurde der Name Pégau für<br />

das Weingut eingetragen, angelehnt an die Bezeichnung für<br />

eine Weinkaraffe, die im 14. Jahrhundert populär war. Vom<br />

Start an funktionierte das Weingut hervorragend, und die<br />

Ferauds platzierten sich quasi von null auf hundert in der<br />

obersten Riege der Region. Sicherlich sind ihre Passion für<br />

Wein, die akribische Arbeit im Weinberg, die Konzentration<br />

auf ökologische Bewirtschaftung und ein Gespür für Tradition<br />

und das Wissen um moderne Technik das Fundament<br />

für die Lorbeerkränze, die man ihnen – zu Recht! – in den<br />

letzten Jahrzehnten gewunden hat.<br />

© Marc Ginot<br />

Die „Cuvée Réservée“ ist eine Art „signature wine“ der<br />

Domaine du Pégau, ein Wein der perfekt die konzentrierte<br />

Arbeit, das Terroir und die spannende Traubenwelt der<br />

Region in die Flasche bringt. Grenache (80 %) prägt das<br />

Geschmacksbild, doch insgesamt sind rund 13 unterschiedliche<br />

Rebsorten für den fast schon archetypischen Charakter<br />

dieser südfranzösischen Schönheit verantwortlich. Gelesen<br />

wird natürlich von Hand, und die Vergärung – ganz traditionell<br />

grappes entièrs – erfolgt spontan ausschließlich mit<br />

natürlichen Hefen. Die nur zwölftägige Mazerationszeit erfolgt<br />

im Betontank, dann folgt die Reife für zwei Jahre im<br />

alten großen Holzfass.<br />

Das Ergebnis dieser lange eingeübten und stets verfeinerten<br />

Prozedur liegt in einem satten Schwarzrot mit einem Hauch<br />

von Purpur im Glas und verströmt einen konzentrierten Duft<br />

nach reifen Beeren, Holunder und Kirschen, gleichzeig eine<br />

waldig-kräutrige Frische, opulent, nobel und mit einer ganz<br />

eigenständigen Wildheit. Dazu noch eine elegant-weiche Floralität,<br />

die dem Bouquet schon fast eine seidige Qualität verleiht.<br />

Am Gaumen entfalten sich die Früchte (Brombeeren<br />

und Maulbeeren), dazu eine einer zart „orangige“ Frische. Die<br />

durchaus opulente Fruchtsüße ist allerdings nie erschlagend,<br />

da der Wein von einer ungemein mineralischen Kühle begleitet<br />

wird, die der „Cuvée Reservée“ Frische und einen bemerkenswerten<br />

Trinkfluss verleiht. Die Frische balanciert auch<br />

ganz entspannt und selbstverständlich die kräftigen Tannine,<br />

die erdigen und die schokoladigen Noten sowie die wacholdrige<br />

Würze. Die momentan noch etwas profilierteren Ecken<br />

und Kanten werden mit etwas Luft geschmeidiger – über die<br />

nächsten Jahre im Keller ohnehin. Dieser Tropfen ist eine<br />

Freude zu nahezu allen Formen von dunklem Fleisch, idealerweise<br />

mit reichlich Kräutern geschmort oder gegrillt. Er<br />

ist aber auch ein spannender Begleiter zur Szechuan-Küche.<br />

Kurz und knapp: Châteauneuf-du-Pape par excellence!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2040+.<br />

14 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


DOMAINE<br />

ANDRÉ BRUNEL<br />

– LES CAILLOUX<br />

CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE<br />

André Brunel<br />

Authentischer Rhône-Klassiker traditionellen<br />

Stils begeistert mit burgundischer Finesse!<br />

„André Brunel hält dieses Anwesen weiterhin in der obersten Reihe der Châteauneuf-Erzeuger“<br />

– Jeb Dunnuck<br />

Jahrelang schon gehört das kleine, aber feine Weingut<br />

Les Cailloux, das von Altmeister André Brunel geleitet<br />

wurde, einem der „intellektuellsten Winzerpersönlichkeiten<br />

von Châteauneuf-du-Pape“ (Parker), und heute unter<br />

der Regie seines tüchtigen Sohns Fabrice steht, zur absoluten<br />

Spitzenkategorie der Appellation. Ihre Weine sind in<br />

großen Jahrgängen „himmlisch, wie aus einer anderen Welt<br />

stammend“ (Robert M. Parker). Denn die Macher auf der<br />

Domaine Les Cailloux, André und Fabrice Brunel, die von<br />

ihrem Kellermeister Jérémie Peckre tatkräftig unterstützt<br />

werden, sind Meister, wenn es ums Thema Detailverliebtheit<br />

geht. Obwohl am Ende alle Trauben zueinander finden, baut<br />

man hier zunächst alle Rebsorten separat aus. Ja, die Brunels<br />

haben sogar für jede Rebsorte ein eigenes Rezept, so sieht die<br />

Syrah Holz, wohingegen die Grenache-Traube stets im Beton<br />

verweilt. Alle anderen Trauben für die Châteauneuf-Cuvée<br />

werden stets entrappt, doch beim Grenache erhalten sie in<br />

guten und reifen Jahren einen kleinen Teil der Stängel, die<br />

Würze und Frische in den Wein geben. Und erst am Ende,<br />

wenn Vater und Sohn alle einzeln vinifizierten Weine verkostet<br />

haben, findet in großer Runde die Cuvéetierung statt.<br />

Dann werden meisterlich Grenache, Mourvèdre, Syrah und<br />

Cinsault miteinander verschnitten, bis am Ende das bestmögliche<br />

Resultat im Glase steht. Bei so viel Liebe zum Detail<br />

überrascht uns immer wieder, dass abseits der raren und<br />

nur in besten Jahren erzeugten Spitzencuvée alle Weine des<br />

Hauses stets zu humanen Preisen angeboten werden. Doch<br />

das passt am Ende auch zur Philosophie des Hauses, Weine<br />

zu vinifizieren, die Trinkfreude bereiten sollen, anstatt Verkoster<br />

zu beeindrucken. Und dann passt am Ende wieder<br />

doch alles zusammen.<br />

„Seit dem 17. Jahrhundert ist die Weinbautätigkeit unserer<br />

Familie durch den Kauf einer Weinbergsparzelle im Norden<br />

der Appellation vom Bischof von Avignon belegt. Viele Generationen<br />

folgten einander im Dienst der Weinberge, aber<br />

erst 1954 schuf Lucien Brunel die Marke Les Cailloux, um<br />

die Besonderheiten und Qualitäten der Weine des Weinguts<br />

entwickeln und bekannt machen zu können. Von nun an<br />

wird man von der Domaine Les Cailloux sprechen. 1971 übernimmt<br />

André Brunel die Leitung des Weinguts. Unter seiner<br />

Führung wächst das Weingut schnell: Aufkauf von Weinbergen<br />

in den Regionen Côtes du Rhône und Vin de Pays,<br />

Einführung der berühmten Cuvée Centenaire im Jahr 1989.<br />

Er führte auch wichtige Veränderungen im Weinbauprozess<br />

ein, indem er als einer der ersten in Chateauneuf du Pape die<br />

Begrünung praktizierte und einen nicht-chemischen Ansatz<br />

für den Weinbau verfolgte. Im Jahr 2012 schloss sich ihm sein<br />

Sohn Fabrice an, um die Familiengeschichte fortzusetzen.<br />

Das Weingut ist auf drei Appellationen verteilt: Châteauneuf<br />

du Pape natürlich, aber auch Côtes du Rhône und Vin de<br />

Pays de Vaucluse. Das Streben nach Qualität und der Respekt<br />

vor unseren Böden veranlassen uns dazu, bei der Herstellung<br />

der Weine unabhängig von ihrer Appellation äußerste Sorgfalt<br />

walten zu lassen. Die Unterschiede betreffen vor allem<br />

die Dauer des Ausbaus (länger bei Chateauneuf, kürzer bei<br />

den Vins de Pays, um sie schneller zugänglich zu machen)<br />

und die Verwendung von Fässern (für Syrahs in Châteauneuf<br />

du Pape, um die Tannine abzurunden, nicht vorhanden bei<br />

Côtes du Rhône und Vins de Pays, um die Frische der Frucht<br />

zu bewahren). Unser Ziel ist es, Weine zu erzeugen, die charakteristisch<br />

für ihr Terroir und ihre Herkunft sind, dabei<br />

aber Eleganz und große Finesse ausstrahlen.“<br />

Februar 2024<br />

15


FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />

„EST-OUEST“ CÔTES-DU-RHÔNE, ROUGE 2022<br />

Kleiner Geniestreich und ziemlich großer Alltagswein!<br />

GRENACHE, CINSAULT, SYRAH<br />

FRS160422 | 14% VOL. | 11,86 €/L | 8,90 €<br />

Wer Fabrice Brunel kennt, weiß um seine Liebe zum Detail. Und weiß, dass bei seinem<br />

wunderbaren „Est-Ouest“ der Name Programm ist. Die perfekt gereiften Trauben für diese<br />

herrliche Cuvée aus Grenache (70 %), Cinsault (20 %) und Syrah (10 %) stammen aus zwei<br />

unterschiedlichen Terroirs der Rhône (dem von Kalk geprägten Saint Géniès de Comolas im<br />

östlichen Gard und Travaillan im westlichen Vaucluse mit seinen galets roulés), die ihre jeweiligen<br />

Stärken (Eleganz und Finesse hüben, Kraft und Robustheit drüben) hier voll ausspielen<br />

können. Um die Frische des Weins zu betonen, verzichtet Brunel komplett auf den Einsatz<br />

von Holz, was den ohnehin vorzüglichen 2022er-Jahrgang geradezu in Schönheit erstrahlen<br />

lässt. Im Bouquet zeichnet vor allem die Grenache ein intensives Bild von feinen Himbeeren,<br />

Kirschen, saftige Pflaumen und etwas Orange. Syrah sorgt für Würze (Pfeffer, ein Hauch<br />

Piment), Cinsault für Eleganz. Vor allem ist der „Est-Ouest“ aber eines: fruchtig, saftig und<br />

animierend! Am Gaumen einladend dicht gewirkt, ein kühles Dunkel ohne auch nur einen<br />

Hauch von Überreife, dazu eine cremig-crispe Tanninstruktur und eine fruchtig-würzige<br />

Komponente im verblüffend langen Nachhall. Eine auch preislich enorm attraktive Cuvée, die<br />

weit über allzu oft allzu belanglosen Weinen dieser Region steht. Ein Wein, der wie Fabrice<br />

sagt, „dafür gemacht ist, um mit Freunden getrunken zu werden oder nach einem langen<br />

Arbeitstag in aller Ruhe zu entspannen.“ Wer könnte diesem Konzept widerstehen?<br />

Ab sofort und bis 2027+.<br />

„SOMMELONGUE“ CÔTES-DU-RHÔNE, ROUGE 2022<br />

Wunderbar saftiger, zugänglicher Côtes-du-Rhône<br />

mit herrlich charmanter Frucht<br />

GRENACHE, SYRAH, MOURVÈDRE, CINSAULT<br />

FRS160222 | 14% VOL. | 14,53 €/L | 10,90 €<br />

Bereits seit fünf Generationen baut die Familie Brunel Weine im südlichen Rhône-Tal aus<br />

und spätestens seit Großmeister André Brunel in den 1970er-Jahren die Leitung übernommen<br />

hat, gehört das Gut zu den qualitativ führenden Betrieben in dieser an Wein-Verstand<br />

so reich gesegneten Gegend. Inzwischen führt Sohn Fabrice die Geschäfte und mehrt den<br />

Ruhm weiter. Eines steht dabei fest: Die Detailverliebtheit hat er von seinem Vater geerbt.<br />

Gut so! Dieses fast schon besessene Streben nach Qualität gilt nicht nur den Top-Cuvées aus<br />

dem legendären Châteauneuf-du-Pape-Gebiet, sondern eben auch den vermeintlich kleinen<br />

Weinen, die bezahlbar sind, aber dennoch tollen Genuss bieten. Das ist ein Wein, der großartige<br />

Trinkfreude bietet und herrlich zugänglich ist. Ein Wein, wie man ihn sich für den<br />

Alltag wünscht und dem selbst anspruchsvolle Genießern, die sonst eher in der Prestige-<br />

Liga einkaufen, allerhöchsten Respekt zollen. Und immerhin ein Wein, den die großartige<br />

Sommelière Christina Hilker als den „Châteauneuf des klugen Mannes“ bezeichnet hatte.<br />

Das war ihre sehr smarte Replik auf die Ansage von Weinpapst Robert M. Parker, dass der<br />

„Sommelongue“ der „Châteauneuf des kleinen Mannes“ sei. Das kleine Weinwunder von der<br />

südlichen Rhône besteht zu etwa 85 % aus Grenache, dazu kommen zu etwa gleichen Teilen<br />

Mourvèdre, Syrah und Cinsault. Die Rebstöcke sind im Schnitt etwa 40 Jahre alt, was<br />

der Qualität sehr zugute kommt. Der Ertrag liegt bei sehr vernünftigen 35 Hektolitern pro<br />

Hektar, geerntet wird von Hand. Die zu weiten Teilen von den Rappen befreiten Trauben<br />

werden im Betonfass vergoren, der Syrah bekommt später eine kleine Extrabehandlung im<br />

Barrique. Der Wein duftet intensiv nach süßer Kirsche, Brombeere, Preiselbeere, Süßholz<br />

und etwas Garrigue, eine Spur Rosmarin zieht sich noch darunter, sehr klar und wunderbar<br />

animierend. Am Gaumen wunderbar saftig und dicht, die Säure eher verhalten, aber<br />

lebendig genug, um für animierende Frische zu sorgen. Die Gerbstoffe sind von hoher Qualität,<br />

delikat und schmelzend, der Wein verfügt über eine überragende Saftigkeit und einen<br />

charmanten Schmelz, dem man schnell verfällt. Erneut dominieren rote Früchte, Kirsche vor<br />

allem, aber auch reife Brombeere zeigt sich. Bei allem Druck und Zug ist da eine herrliche<br />

Trinkigkeit, die dafür sorgt, dass die Gläser sehr schnell geleert werden! Der perfekte Wein<br />

für einen geselligen Abend bei Tisch, vor allem wenn ein Gulasch oder ein Steak serviert werden.<br />

Aber auch solo ist er ein absoluter Alleskönner! Und das zu einem extrem fairen Preis.<br />

Jetzt bis 2028+.<br />

16 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


© OLIVIER ROUX VISUALS<br />

André Brunel<br />

„LES CAILLOUX“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2020<br />

„Les Cailloux“: so vielschichtig wie balanciert und herrlich lebendig!<br />

17 Punkte: „Attractive and well-proportioned wine“ – Jancis Robinson<br />

GRENACHE, MOURVÈDRE, SYRAH, CINSAULT<br />

FRS160520 | 14,5% VOL. | 53,20 €/L | 39,90 €<br />

92–94 PUNKTE<br />

Jeb Dunnuck<br />

Nach Lucien und André Brunel steht Fabrice seit einigen Jahren schon in dritter Generation<br />

für die Weine von Les Cailloux im Châteauneuf-du-Pape. Die Namensgebung des Weinguts<br />

ist dabei etwas verwirrend. Manche Kritiker bezeichnen es als „Les Cailloux“, andere als „Domaine<br />

André Brunel“ und wieder andere als „Vignobles Lucien et André Brunel“. Worüber es<br />

jedoch keine Unstimmigkeiten gibt, ist die Qualität der Weine von Fabrice. Weine wie der<br />

2020er- Châteauneuf-du-Pape „Les Cailloux“ sind Cuvées von wunderbarer Energie, Frische<br />

und Balance. Sein „C9dP“ ist ein in jeder Hinischt klassischer Vertreter dieser berühmten<br />

Appellation, der auch entsprechend traditionell erzeugt wird. Für den 2020er hat Fabrice zu<br />

einer Mischung aus 65 % Grenache, 20 % Mourvèdre, 10 % Syrah und 5 % Cinsault gefunden,<br />

bei der alle Rebsorten – mit Ausnahme des Syrahs, der in gebrauchtem Holz reifte –im Zement-cuve<br />

ausgebaut wurden.<br />

Die rubinrote Cuvée bietet ein betörend sinnliches Bukett von roten und schwarzen Kirschen,<br />

Himbeeren und Walderdbeeren, roten Johannisbeeren und einigen roten Pflaumen<br />

in Verbindung mit leicht angerösteten provençalischen Kräutern und etwas Garrigue, der<br />

für die Grenache so typischen Süßholz-Note, etwas trockener Erde und Waldboden. Am<br />

Gaumen wirkt der „Les Cailloux“ ungemein saftig, voll und vielschichtig, ohne je ermüdend<br />

zu werden. Dafür sorgen die frische Säure und die Note von kühlem Stein sowie das elegante,<br />

seidige Tannin. Der Wein wirkt so vielschichtig wie balanciert, dabei lebendig und<br />

dazu im besten Sinne unkompliziert. Jeb Dunnuck gibt diesem „wunderbar ausgewogenen,<br />

vielschichten Châteauneuf-du-Pape“ nach Verkostung des Fassmusters 92 bis 94 Punkte, bei<br />

Jancis Robinson wird er mit 17 von 20 möglichen Punkten taxiert.<br />

Schon jetzt mit Genuss zu trinken, Potenzial bis 2035+.<br />

Februar 2024<br />

17


FRANKREICH BURGUND<br />

DOMAINE<br />

JEAN TARDY<br />

& FILS<br />

VOSNE-ROMANÉE<br />

„Ein Mini-Betrieb, nur ein halbes Dutzend Crus<br />

in kleinen, aber glücklicherweise nicht<br />

mikroskopisch kleinen Mengen.“<br />

– NEAL MARTIN (VINOUS)<br />

„At the harvest time, the Tardys are generally in the first half of the village to pick, preferring<br />

wines with freshness to ones with very ripe flavours.“– Remington Norman & Charles Taylor<br />

(„The Great Domaines of Burgundy“)<br />

„Der Stil hier ist kräftig und würzig, mit viel Frucht, Fleisch und Struktur.“<br />

– William Kelley (Robert Parker Wine Advocate, Januar 2022)<br />

18 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Die Domaine Jean Tardy & Fils ist eine Adresse für durchaus versiertere Burgund-Kenner.<br />

Man muss sich schon etwas tiefer mit der Materie beschäftigen, um ein Gespür für<br />

die Attraktivität dieser gerade einmal 5,5 Hektar großen Domaine aus Vosne-Romanée<br />

entwickeln zu können. Denn die Voraussetzung und dortigen Gegebenheiten sind nicht eben<br />

einfach, die Tiefen (und Untiefen) des französischen Erbrechts in Kombination mit der altehrwürdigen<br />

Bewirtschaftungspraxis in Burgund für Nichteingeweihte ein Buch mit sieben<br />

Siegeln. Die Domaine ist nach Jean Tardy, dem Vater des heutigen Besitzers, Guillaume,<br />

benannt. Doch schon Jeans Vater Victor war Winzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewirtschaftete<br />

er in sogenannter métayage (Natural- bzw. Teilpacht) Weinberge für die legendäre<br />

Domaine Méo-Camuzet. Das hieß, dass eine Hälfte der Weinberge für Méo-Camuzet,<br />

die andere Hälfte für das eigene Weingut verwendet wurde. Ein System, das so gut vier Jahrzehnte<br />

funktionierte, bis sich dann der Verpächter 2007 dazu entschied, in Zukunft diese<br />

Lagen selbst zu hegen, pflegen und abzuernten. Jean Tardy & Fils mussten damals auf etwa<br />

ein Drittel der Lagen verzichten, darunter den Grand Cru Clos de Vougeot und den Premier<br />

Cru Vosne-Romanée Chaumes. Der heute auf die 50 zugehende Guillaume (ein Meister der<br />

knappen Worte und mit eher trocken-britischem Humor gesegnet – „My wines are not sunny,<br />

they are shiny.“) unterstützt seinen Vater seit 1997, das Weingut übernahm er dann 2003,<br />

das er seitdem quasi neu erfunden hat. Aufgrund der guten Reputation und langjähriger<br />

Kontakte (Großvater Victor war Burgund-Ikone Henri Jayer vergleichsweise eng verbunden,<br />

bewirtschaftete er doch ebenfalls unter Méo-Camuzet Weinberge) waren die Tardys in der<br />

glücklichen Lage, nach und nach einige besonders feine Parzellen dazugewinnen zu können.<br />

Jean Tardy<br />

© Michel Joly<br />

Die Basis bilden heute Weinlagen in den – klimatisch bedingt – immer attraktiveren Hautes<br />

Côtes de Nuits und Côtes de Nuits Villages sowie den Appellationen Fixin, Nuits-Saint-<br />

Georges und Vosne-Romanée. Kernkompetenz Tardys sind „parzellengenaue“ Burgunder,<br />

lieu-dits, also Einzellagen, auf Villages-Niveau. Doch man besitzt auch uralte Reben (Pflanzjahr<br />

1937) im Grand Cru Echézeaux (allerdings werden hier lediglich 600 bis 800 Flaschen pro<br />

Jahr gefüllt). Die Bewirtschaftung ist seit dem Jahrgang 2021 biologisch mit natürlichen Komposten<br />

ohne chemische Additive, allerdings nicht zertifiziert, gepflügt wird zum Teil sogar<br />

mit dem Pferd, gelesen wird von Hand. Was die Vinifikation angeht, so strebt Guillaume bei<br />

seinen Burgunder niedrige Alkoholgradationen an, also eher 12 als 14 Vol.-% auf dem Etikett.<br />

Die Trauben werden mittels leichter Kaltmazeration eine Woche vor der Gärung extrahiert,<br />

dabei aber kaum angedrückt, sondern quasi wie bei einer macération carbonique intrazellulär<br />

angegoren. Guillaume will nur die zarten Aromen aus der Schale extrahieren, daher entrappt<br />

er alle Weine (wie es auch Henri Jayer praktizierte). Allerdings wandern die Rotweine (bis<br />

auf die Grand Crus) heutzutage, anders als bei Jayer, mehrheitlich in gebrauchte Fässer als<br />

neue Barriques. Die Villages-Weine baut Guillaume in rund 25 bis 30 % neuen Barriques aus,<br />

die Premiers Crus je zur Hälfte in neuen und gebrauchten Fässern. Bei den tonnelleries setzt<br />

Tardy auf ausschließlich auf Allier-Eiche von Meryieux und Montgillard, in der Nähe Vosne-<br />

Romanées.<br />

Das Ergebnis sind fruchtintensive und dunkelwürzige Pinot Noirs, die durch und durch den<br />

erdigen Charakter Vosne-Romanées und Nuits-St-Georges verkörpern, dabei aber stets Feinheit<br />

und Eleganz besitzen (so schreibt Vinous-Verkoster Neal Martin etwa: [Tardy] erzeugt<br />

relativ fruchtintensive, konzentrierte Weine, die eher zur schwarzen Seite des Fruchtspektrums<br />

tendieren als zur roten“).<br />

Es handelt sich um Burgunder, die jugendlich einen besonderen Charme versprühen, aber<br />

stets auf klassisches Reifepotenzial ausgelegt sind. In guten Jahren zählen einige der Crus zu<br />

den feinsten ihrer Appellation, sind dabei aber weiterhin verhältnismäßig moderat bepreist.<br />

Allen Meadows etwa schreibt über die Domaine: „Wenn Sie die Weine nicht kennen, schulden<br />

Sie Ihrem Geldbeutel den Gefallen, sie kennenzulernen“ (Burghound, #52). Jean Tardy ist<br />

einer dieser Geheimtipps, die Kenner gerne für sich behalten und nur Gleichgesinnten weiterflüstern<br />

(jetzt allerdings ist Vorsicht bzw. Eile geboten: Parker-Verkoster William Kelley<br />

hat Tardy im Vorjahr erstmals besucht …!). Wer das klassische Burgund liebt, wird hier fündig:<br />

echte Schätze, die ihr jeweils einzigartiges Terroir widerspiegeln. Wir sind sehr froh und<br />

sehr glücklich, eine kleine Allokation von Guillaumes traumhaften 2021ern erhalten zu haben.<br />

Ein Jahrgang, der die Delikatesse der Pinot-Noir-Traube aufs Allerschönste präsentiert!<br />

Februar 2024<br />

19


© Michel Joly<br />

FRANKREICH BURGUND<br />

BOURGOGNE HAUTES-CÔTES DE NUITS<br />

„CUVÉE MAËLIE“, ROUGE 2021<br />

Absolute Delikatesse aus zukunftsträchtiger Appellation Maëlie,<br />

mon amour!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU340121 | 12,5% VOL. | 58,00 €/L | 43,50 €<br />

Guillaume Tardy zählt mit seinen 5,5 Hektar Weinbergen (typisch Vosne-Romanée: nur Pinot<br />

Noir) zu den ganz kleinen Betrieben Burgunds, deren Weine man nur selten zu Gesicht<br />

bekommt. Ehemals langjähriger Bewirtschafter der Weinberge von Méo-Camuzet, kümmert<br />

sich Guillaume heute besonders um die spannenden, eher höher bzw. kühler gelegenen Terroirs<br />

sowie kleinere Appellationen. Die Stilistik der Weine setzt den Fokus auf die Frucht,<br />

alle werden überwiegend entrappt, wie Altmeister Henri Jayer dies praktizierte und zeigt<br />

sich kernig und kraftvoll. Dabei überrascht uns welche Komplexität und vor allem welchen<br />

Charme Guillaume aus den vermeintlich kleineren Appellationen herausholt. Das ist grundehrlicher<br />

Pinot Noir aus Burgund, wie wir ihn lieben. Über den Jahrgangsvorgänger schreibt<br />

William Kelley (Robert Parker Wine Advocate) daher auch passenderweise, er sei „ein purer,<br />

schöner Wein, der sein Herz auf der Zunge trägt.“<br />

Diese grundehrliche Art zeigt sich auch beim 2021er-Jahrgang, der hier rubinrot im Glas liegt<br />

und allein farblich zeigt, dass wir es hier mit einem filigraneren Pinot Noir (der Alkoholgehalt<br />

ist entsprechend niedrig, hier: 12,5 Vol.-%) zu tun haben. Er duftet nach Pink Grapefruit,<br />

Brombeeren und Veilchen, das Bouquet ist also eher floral als würzig oder von Holz geprägt.<br />

Lediglich ein Hauch Nelke und Thymian deuten eine subtile Würze an. Erst am Gaumen<br />

zeigt sich dann die volle Saftigkeit. Herzkirschen, Himbeersaft und rote Kirschpastillen tummeln<br />

sich hier. Die Tannine bleiben fein im Hintergrund und bereiten der Frucht den großen<br />

Auftritt. Auch hier wieder ein Hauch saftige Grapefruit, die im Nachhall mitschwirrt und<br />

mit ihrer feinen Säurestruktur für Frische sorgt. Ein völlig unkomplizierter, herrlich ansprechender<br />

Hautes-Côtes de Nuits, der ganz von der Finesse des 21er-Jahrgangs geprägt ist.<br />

PS: Nur rund 1,04 Hektar besitzt Tardy in den Hautes-Côtes de Nuits, den sogenannten<br />

westlichen Ausläufern der Côte de Nuits, die etwas hügeliger und oft höher gelegen sind. Die<br />

Reben stammen hier von einer Parzelle (Concœur) oberhalb Vosne-Romanées und wurden<br />

in den 1960ern und 1980ern gepflanzt. Durch die Kaltmazeration der intakten Beeren gärt<br />

der Pinot Noir hier bereits intrazellulär an, was eine intensive Fruchtcharakteristik erzeugt.<br />

Guillaumes Burgunder sollen leicht sein und selten 12,5 Vol.-% übersteigen.<br />

Ab sofort, bevorzugt zwischen 2026 bis 2032.<br />

20 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


CÔTES DE NUITS VILLAGES<br />

„AUX BOULARDES“, ROUGE 2021<br />

Komplexer Pinot Noir aus Comblanchien Villages vom Feinsten!<br />

Jean Tardy<br />

PINOT NOIR<br />

FBU340221 | 13% VOL. | 72,66 €/L | 54,50 €<br />

In den Côtes de Nuits Villages (sie umfasst die Gemeinden Comblanchien, Corgoloin, Brochon,<br />

Fixin, Marsannay und Prémeaux-Prissey) kann man noch so manche Entdeckung machen!<br />

Guillaume Tardy bewirtschaftet hier die Parzelle „Aux Boulardes“ in Comblanchien. Mit<br />

seinen mittlerweile rund 20 Jahren Erfahrung, hat er einen Stil entwickelt, der die Kernigkeit<br />

der Pinot-Noir-Traube in all ihren dunklen Fruchtfacetten ausdekliniert und stets mit einem<br />

sympathischen Quäntchen jugendlicher Überschwänglichkeit präsentiert. Wie alle Weine<br />

des Hauses wurden die Trauben hier entrappt, um die Fruchtbrillanz zu betonen und nach<br />

kurzer Kaltmazeration ohne das Zerstoßen der Beeren vergoren. Das Ergebnis ist ein fruchtintensiver<br />

und dank des subtilen Ausbaus (nur 25 % neues Holz, ausschließlich Alliereiche!)<br />

herzhafter Burgunder. Im Vergleich zum Einstiegswein Tardys, der „Cuvée Maëlie“, bietet er<br />

schon deutlich mehr Komplexität und Struktur. Das Bouquet zeigt Kornellkirschen, etwas<br />

Moschus sowie Rosenblätter, am Gaumen liefert das perfekt integrierte Tannin ein Rückgrat,<br />

an dem die fleischige rote Frucht haften kann. Die Grundreife ist vorhanden, wird allerdings<br />

wunderbar von dem eher kühlen und klassischen Jahrgang 2021 im Nachhall, der an rote Beeren<br />

erinnert, begleitet. Ziemlich viel Wein für einen Wein aus den Côtes de Nuits Villages,<br />

die noch vor ein bis zwei Dekaden quasi nur eher rustikale oder sehr einfach aufgezogene<br />

Burgunder hervorgebracht haben.<br />

Ab sofort, idealerweise zwischen 2026 bis 2034.<br />

FIXIN „LA PLACE“, ROUGE 2021<br />

The place to be: hoch im Norden der Côte d‘Or Fixin „fixt an“!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU340321 | 13% VOL. | 90,00 €/L | 67,50 €<br />

Guillaume Tardy besitzt lediglich 0,42 Hektar Rebflächen im oberen Teil der Gemeinde Fixin.<br />

Diese hat in den letzten klimatisch bedingt wärmeren Jahrgängen für viele Winzer an<br />

Attraktivität gewonnen, handelt es sich doch um die nach Marsannay zweitnördlichst gelegene<br />

Appellation der Côte d’Or. Anders jedoch als Marsannay, sind 22 Hektar der Appellation<br />

Premiers Crus klassifiziert. Master of Wine Jasper Morris schreibt in seiner zweiten Edition<br />

der Burgund-Bibel „Inside Burgundy“, dass Fixin Gevrey-Chambertin ähnle und vermutet,<br />

dass die Appellation früher überregional weniger bekannt war, da das nahe gelegene Dijon als<br />

lokaler Absatzmarkt für die Winzer aus Fixin fungierte. The times they are a-changin’: Mittlerweile<br />

sind die besten Parzellen Fixins, die übrigens gar nicht an die Premier Crus anschließen,<br />

sondern etwas unterhalb der Route Nationale – also im Zentrum Fixins liegen (wie auch<br />

Guillaumes Parzelle) – bei vielen Winzern heiß begehrt. Die Preise schließen langsam aber<br />

sicher zu denen der bekannteren und renommierteren Gemeinden auf. Wenn man allerdings<br />

einen derart drahtigen und vor Energie strotzenden Pinot Noir im Glas hat, fällt der Verzicht<br />

auf Prestige und historisches Renommee leicht!<br />

Auch beim Fixin entledigt sich Guillaume der Rappen, bewahrt nichts als die puren Beeren,<br />

die dann im Bottich wie Kaviar aussehen und anthrazitschwarz glänzen. Rund 25 % neues<br />

Holz (Fässer aus Allier-Eiche) hat er seinem Villages gespendet. Das ergibt eine höchst verführerische<br />

und druckvolle Nase voller Pflaumen, Schwarzkirschen und mit einem Hauch<br />

Zedernholz, der hier im jugendlichen Wein als Kopfnote mitschwirrt. Am Gaumen wirkt der<br />

Fixin dann wieder saftiger und jetzt schon höchst geschmeidig, was nicht darüber hinwegtäuschen<br />

sollte, dass dieser fleischige Pinot Noir einiges an Substanz an den Tag legt. Pflaumen,<br />

erneut dunkler Kirschsaft und ein Hauch Heidelbeeren vermählen sich hier. Mit seinem<br />

gewichtigen Auftritt könnte dieser Wein dann tatsächlich auch gut aus Gevrey-Chambertin<br />

stammen. Für uns in Tardy vielleicht der sweet spot zwischen Gutswein und Grand Cru – und<br />

eine klare Empfehlung!<br />

Gerne schon ab 2026, idealerweise zwischen 2028 bis 2035.<br />

Februar 2024<br />

21


FRANKREICH BURGUND<br />

NUITS-SAINT-GEORGES<br />

VIEILLES VIGNES<br />

„AU BAS DE COMBE“, ROUGE 2021<br />

Spitzenparzelle, alte Reben – und ein großartiger<br />

Wein! Alte Reben von 1937!<br />

Klassischer Gevrey-<br />

Chambertin von<br />

60 Jahre alten Reben<br />

PINOT NOIR | MAX. 6 FL. /KUNDE<br />

FBU340421 | 13% VOL. | 123,33 €/L | 92,50 €<br />

Nuits-Saint-Georges zählt an der Côte de Nuits zu den größten<br />

Gewinnern der letzten Dekade. Wir denken da etwa an den<br />

ungemein feinen Clos de la Maréchale von Mugnier, der stets<br />

etwas von dem verführerischen Charme eines Chambolle-<br />

Musignys besitzt. Aber auch die neueren Investitionen Louis<br />

Michels (Comte Liger-Belair) zeigen, dass viele Winzer dieser<br />

Appellation großes Potenzial, zumal im Zuge klimatischer<br />

Veränderungen, zutrauen. Die Weine geraten hier deutlich<br />

weniger rustikal und viel feiner, als es das Image der 1970erund<br />

80er-Jahre suggeriert. Zumal die Pinot Noirs die Kraft<br />

und Komplexität ihrer Nachbargemeinde Vosne-Romanée<br />

haben.<br />

Die Domaine Jean Tardy bewirtschaftet hier eine besonders<br />

alte Parzelle. Das Pflanzjahr der Reben ist 1937, weshalb<br />

Guillaume diesen Wein auch als „Vieilles Vignes“ bezeichnet.<br />

Leider handelt es sich dabei nur um knapp einen halben<br />

Hektar Rebfläche, die durch das Alter und millerandage (unterschiedliche<br />

Reifestadien der Beeren am Stock) meist nicht<br />

mehr als 30hl/ha Ertrag liefert, dafür allerdings von famoser<br />

Qualität! Die Parzelle liegt in Richtung Vosne-Romanée, im<br />

Umfeld der berühmten Crus „Les Chaumes“ und „Les Réas“.<br />

Dieser Villages ist vielleicht der erhabenste Wein der Kollektion.<br />

Schon bei unserem ersten Treffen mit Guillaume, als wir<br />

den aktuellen Jahrgang vom Fass probieren konnten, ragten<br />

die beiden Pinot Noirs aus Nuits-Saint-Georges aus dem ohnehin<br />

bemerkenswerten Portfolio heraus. Man spürt sofort,<br />

dass hier neben der dunklen Frucht auch Mineralität im Spiel<br />

ist. Der Wein duftet eher zurückhaltend nach Süßkirschen,<br />

dann aber vor allem nach Eisen. Ein strenger Pinot Noir, mag<br />

man zunächst meinen, bis man das Glas zum Mund führt<br />

und die finessenreiche Dunkelfruchtigkeit, die „Linearität“<br />

der Tannine, ja der ganzen Struktur des Weins wahrnimmt.<br />

Wieder ein Hauch Eisen nebst der Frucht, die den Wein leitet.<br />

Ein ganz großer Wein, ein Nuits-Saint-Georges wie aus<br />

dem Bilderbuch und darüber hinaus ein seriöser Pinot Noir,<br />

dessen Reifeentwicklung wir gerne nachverfolgen wollen.<br />

Kann sich mit den Besten der Appellation messen!<br />

PS: William Kelley (Robert Parker Wine Advocate) hat<br />

den aktuellen Jahrgang noch nicht bewertet, bezeichnete den<br />

Vorgänger immerhin vielversprechend als „One of the highlights<br />

of the range“.<br />

Ab 2028, Höhepunkt 2032 bis 2038+. Großes Reifepotenzial!<br />

GEVREY-CHAMBERTIN<br />

VIEILLES VIGNES „CHAMPERRIER“,<br />

ROUGE 2021<br />

PINOT NOIR | MAX. 6 FL. /KUNDE<br />

FBU340521 | 13% VOL. | 132,00 €/L | 99,00 €<br />

Die Domaine Jean Tardy bewirtschaftete viele Jahrzehnte in<br />

métayage (Natural- bzw. Teilpacht) exzellente Parzellen für<br />

Etienne Camuzet. Guillaumes Großvater war, neben dem<br />

legendären Henri Jayer, einer von lediglich vier glücklichen<br />

Winzern. Erst im Jahr 2007 entschloss sich die Domaine<br />

Méo-Camuzet ihre Weinberge wieder komplett in Eigenregie<br />

zu bewirtschaften und für ihre eigenen Weine zu verwenden.<br />

Die heute nur noch 5,5 Hektar fassende Domaine Tardy spezialisierte<br />

sich daraufhin auf den Ausbau kleinster Parzellen,<br />

die sie dank der exzellenten Weinbergarbeit rasch dazuerwerben<br />

konnte. 2007 war dies der 0,3 Hektar kleine lieu-dit<br />

„Les Champerriers“ in Gevrey-Chambertin. Die exzellente<br />

Parzelle mit Pflanzjahr 1957 besticht durch Kalkstein mit<br />

Schluffboden und nur flacher Lehmauflage und wird von<br />

Guillaume besonders geschätzt, weil sie zu den wenigen<br />

Village-Lagen zählt, die sich entlang der Hügelformation<br />

und nicht auf der Ebene befindet, wie dies auch bei den legendären<br />

Premiers Crus und Grand Crus der Fall ist. Nach<br />

16-monatigem Ausbau in rund 60 % neuen Eichenfässern, bei<br />

dem der Wein nahezu unangetastet auf der Hefe reift, wird<br />

er nur leicht filtriert abgefüllt.<br />

2021 hat Guillaume hier einen hochkomplexen und betörenden<br />

Gevrey-Chambertin eingefahren! Dem Glas entsteigt<br />

ein kraftvoller Duft nach reifen Süßkirschen, Salmiakpastillen,<br />

Gewürznelken und einem Hauch Tabak. Die Intensität<br />

erinnert uns an einen Charmes-Chambertin Grand<br />

Cru! Auch am Gaumen findet sich diese Intensität wieder.<br />

Die Frucht verschmilzt zwischen roten Noten (Hagebutten,<br />

Herzkirschen) und würzigen Elementen. Dabei bleibt die<br />

Tanninstruktur seidig und völlig geschmeidig. Genau diese<br />

Kombination aus Kraft und feinstem Tannin ohne spröde<br />

oder trocknende Elemente, verleiht dem „Champerrier“ seinen<br />

einzigartigen Trinkfluss und hedonistischen Charakter.<br />

Ein ganz toller Wein!<br />

Ab 2029, Höhepunkt 2032 bis 2040.<br />

22 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


CHAMBOLLE-MUSIGNY<br />

„LES ATHETS“, ROUGE 2021<br />

Ein echter „vin de rêves“ aus Chambolle-Musigny!<br />

Jean Tardy<br />

PINOT NOIR | MAX. 6 FL. /KUNDE<br />

FBU340621 | 13% VOL. | 145,33 €/L | 109,00 €<br />

Die prächtige 0,32-Hektar-Parzelle, welche die Domaine Jean<br />

Tardy in Chambolle-Musigny besitzt, befindet sich von der<br />

Straßenseite aus betrachtet unterhalb von „Beaux Bruns“ und<br />

„Aux Echanges“. Die knapp 50- und bis 90-jährigen Reben<br />

liefern Guillaume hier wunderbar kleinbeerigen Pinot Noir.<br />

Hier kommen die Vorzüge der Hausstilistik, die Trauben zu<br />

entrappen und nach kurzer Kaltmazeration überwiegend<br />

mit Ganztrauben ohne Anquetschen vergären zu lassen, bestens<br />

zur Geltung. Es duftet förmlich nach einem Strauß roter<br />

Früchte und sogar etwas Blutorangen aus dem Glas! Doch<br />

finden sich neben all diesen verführerischen Sirenengesängen,<br />

deren Versuchungen man sofort erliegen möchte, echte<br />

Substanz und Tiefe. Das Bouquet ist floral, aber eben auch<br />

von einer mineralischen Note geprägt. Ein Hauch Graphit<br />

lässt sich auch wahrnehmen, der alles zusammen. Denn am<br />

Gaumen ist der Chambolle-Musigny eine Punktlandung perfekt<br />

reif gelesener Trauben. Zunächst saftige Sauerkirsche<br />

über alles, dann herbe Noten in Form von Rosen und je<br />

länger der Pinot Noir am Gaumen kreist auch leicht zupackende<br />

Tannine. Betörende Proportionen, verführerischer<br />

Charme, alle Anlagen zur weiteren Entfaltung mir Reife. Ein<br />

rundum perfekter Chambolle-Musigny von Jean Tardy aus<br />

dem großen Klassiker-Jahrgang 2021.<br />

Ideal vermutlich ab 2028, Höhepunkt 2029 bis 2038+.<br />

© Michel Joly<br />

Februar 2024<br />

23


FRANKREICH BURGUND<br />

VOSNE-ROMANÉE „VIGNEUX“, ROUGE 2021<br />

Jean Tardys Kernkompetenz: parzellengenaue Selektion!<br />

PINOT NOIR | MAX. 6 FL. /KUNDE<br />

FBU340721 | 13% VOL. | 145,33 €/L | 109,00 €<br />

Die heutige Domaine Jean Tardy befindet sich in Vosne-Romanée, direkt an der Route Nationale.<br />

Ein kleines unscheinbares Häuschen, das sich an eine Formation gleichartiger Häuser<br />

anschließt. Neal Martin, Vinous-Verkoster für Burgund berichtet, dass er jedes Mal bis zum<br />

Briefkasten heranfahren muss, um das richtige Gebäude zu identifizieren. Uns ist es nicht<br />

anders ergangen: Trotz GPS haben wir ein paar Extrarunden gedreht, bis wir die Domaine<br />

(quasi ein Garagenweingut, das unterhalb des Wohngebäudes der Familie liegt) gefunden<br />

hatten. 5,5 Hektar werden hier vinifiziert, darunter exzellente Lagen, deren Erwerb heutzutage<br />

nur noch von Investoren und Konzernen gestemmt werden kann. Wenn Guillaume hier<br />

seinen Grand Cru Echézeaux aus dem Fass zieht, von dem sein Verpächter nur die Trauben<br />

sieht, mit denen er ausgezahlt wird, ist das einer dieser lässig-surrealen Momente, die man so<br />

(fast) nur in Burgund erlebt.<br />

Guillaumes Vosne-Romanée „Vigneux“, aus einer 0,34 Hektar kleinen Parzelle (Pflanzjahr<br />

1986) ist für uns sicherlich eine der „appellationstypischsten“ Weine der Kollektion. Hier<br />

kann er auf exzellentes Terroir aus Villages-Klassifikation zurückgreifen. Die „Weinbauwurzeln“<br />

von Familie Tardy reichen drei Generation zurück, schon Großvater Victor (er lernte<br />

bei Méo-Camuzet, pflegte später – mit Henri Jayer – viele ihrer Lagen) bewirtschaftete herausragende<br />

Terroirs aus der vielleicht nobelsten Gemeinde der Côte d’Or. Die Parzelle befindet<br />

sich auf Vougeot-Seite, unterhalb des Premier Crus „Les Suchots“. Der Tonboden enthält<br />

viel Kies auf Kalk, sodass die Reben hier große Anstrengungen unternehmen müssen, um<br />

zu wurzeln. Das Ergebnis: kleine Beeren, die voller Aromen stecken. Genau so duftet dieser<br />

Vosne-Romanée dann auch – nach dickschaligen und reifen roten wie schwarzen Beeren. Er<br />

besitz am Gaumen eine Würzigkeit und Strenge, die an lang gezogenen Ceylon-Tee erinnern.<br />

Auch das Tannin ist engmaschig und hauchfein. Der „Vigneux“ darf ruhig nach Freigabe zwei<br />

bis drei weitere Winter im kühlen Keller verbringen. Das ist ein ganz großer Villages (für uns<br />

eher Premier-Cru-Niveau), der uns an die Vosne-Romanées aus dem Hause Dujac erinnert,<br />

obwohl diese dank des kräftigen Rappeneinsatzes völlig anders vinifiziert werden. Hier wird<br />

absolut klar (und gaumenfällig!), welch intime Kenntnisse der Gemeinde und ihrer Lagen<br />

die Tardys vermutlich schon seit Generationen besitzen. Hier kommt all die Erfahrung zum<br />

Tragen, die man braucht, um wirkliche große Burgunder zu vinifizieren.<br />

Gerne ab 2028, Höhepunkt wohl 2030 bis 2038+.<br />

24 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Jean Tardy<br />

NUITS-SAINT-GEORGES 1ER CRU<br />

„AUX ARGILLAS“, ROUGE 2021<br />

Volle Kraft voraus mit diesem exzellenten<br />

Premier Cru!<br />

PINOT NOIR | MAX. 6 FL. /KUNDE<br />

FBU340821 | 13,5% VOL. | 220,00 €/L | 165,00 €<br />

Mit dem Premier Cru „Aux Argillas“ (nicht zu verwechseln<br />

mit dem benachbarten „Les Argillas“, den lediglich als<br />

Villages klassifiziertem Teil … – das ist Burgund!), von dem<br />

sie 0,39 von 1,89 Hektar besitzt, verfügt die Domaine Jean<br />

Tardy über einen echten Schatz aus dem nördlichen Abschnitt<br />

Nuits-Saint-Georges. „Aux Argillas“ liegt südlich<br />

unterhalb des vor allem durch Sylvain Cathiard berühmten<br />

Crus „Aux Thorey“, und der von hier stammende Pinot Noir<br />

von über 50 Jahre alten Reben, besticht durch Intensität<br />

und Kraft am Gaumen. Die Böden sind hier in der Tat etwas<br />

schwerer – nicht umsonst rührt der Name vom französischen<br />

Ausdruck für Lehm (argile) her. In Verbindung mit dem entrappen<br />

Lesematerial gelingt es Guillaume allerdings einen<br />

höchst nuancierten Burgunder einzufahren, der eindrucksvoll<br />

den Neuholzanteil von 50 % regelrecht absorbiert.<br />

© Michel Joly<br />

Er duftet im schlankeren Jahrgang 2021 ungemein floral und<br />

fruchtintensiv nach Hibiskusblütentee und Waldbeerenbowle.<br />

Die Kaltmazeration zahlt sich aus, betont sie doch<br />

die Feinheit der Pinot-Noir-Traube und beschert einen bestechend<br />

präzisen Wein, der alle längst überkommene Klischees<br />

über die Rustikalität der Rotweine<br />

aus Nuits-St-Georges ad acta<br />

legen dürfte. Am Gaumen zeigt sich<br />

der Premier Cru nämlich fast drahtig<br />

und schlank. Die Tannine sind seidig,<br />

die Frucht strahlt in vitalem Rot:<br />

eine Mischung aus Sauerkirschen und<br />

Himbeeren mit einem Hauch Minze.<br />

Derart feminin kennen wir Nuits-St-<br />

Georges fast nur von Jacques Frédéric<br />

Mugnier und seinem Clos de la Maréchale.<br />

Was für eine Entdeckung!<br />

Idealerweise ab 2028, Höhepunkt wohl<br />

2030 bis 2040+.<br />

Februar 2024<br />

25


FRANKREICH BURGUND<br />

DOMAINE<br />

JOSEPH<br />

VOILLOT<br />

VOLNAY<br />

26 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Ein Jahr der Extreme:<br />

„Wieder einmal zeigt uns die Natur, dass sie<br />

entscheidet, was mit uns geschieht.“<br />

Joseph Voillot<br />

– ETIENNE CHAIX<br />

2021: „Das sind einige der charmantesten jungen Burgunder, die ich in den letzten<br />

15 Jahren vom Fass probiert habe.“– William Kelley (Robert Parker Wine Advocate)<br />

Michel Bettane, Ikone der französischen Weinkritik, jubelt euphorisch:<br />

„Seit vielen Jahren macht Jean-Pierre Charlot auf der Domaine Voillot Weine,<br />

die zu den feinsten und balanciertesten des Burgunds zählen!“<br />

Das Burgund nennt wie keine andere Rotweinanbauregion<br />

der Welt eine enorme Vielfalt an Weinen ihr<br />

Eigen, die in höchstem Maße Ausdruck ihrer spezifischen<br />

Lage, ihres einzigartigen Terroirs sind. Aber das Reizvolle<br />

an Burgund sind neben den höchst unterschiedlichen<br />

Lagen mit ihren spezifischen geschmacklichen Charakteristika<br />

auch die jeweiligen Stilistiken der einzelnen Domainen.<br />

So ist in Burgund der Name des Winzers mindestens<br />

ebenso wichtig wie die Weinberglage, denn sein Charakter,<br />

sein Wissen, sein handwerkliches Ethos und seine Intuition<br />

prägen den Wein entscheidend. Mensch und Terroir sind<br />

gemeinsam Schlüssel zum Verständnis des Burgunds und<br />

verleihen seinen großen Weinen eine ureigene Stilistik mit<br />

unverkennbarer Handschrift, die sie so zu authentischen<br />

Unikaten macht.<br />

Jean-Pierre Charlot, der unter Kennern mittlerweile legendäre<br />

Schwiegersohn Joseph Voillots, ist einer der ganz Stillen,<br />

Bedächtigen, ungemein Sympathischen in der Region<br />

der grandiosen Rotweine, der voller Elan und mit eben jener<br />

natürlichen Gelassenheit, die den sensiblen Winzer auszeichnet,<br />

die berühmte Traditionsdomaine leitet. Wir freuen uns<br />

auf jeden Besuch bei ihm, denn dieser Charakterkopf verkörpert<br />

das ursprüngliche Burgund wie kein anderer. Es menschelt<br />

hier, man spürt, wie in diesem bäuerlichen Betrieb<br />

die Zeit stillstehen geblieben ist, wie hier das Wissen um die<br />

Herstellung großer Weine von Generation an Generation<br />

weitergegeben wurde, weitestgehend isoliert von externen<br />

Einflüssen, die über die Grenzen der Côte d’Or hinausgehen.<br />

Diese Weine entstammen quasi einem kleinen Paradies, denn<br />

die Domaine Voillot hat das Glück, genau dort angesiedelt<br />

zu sein, wo gleich zwei der dramatischsten Rotweinterroirs<br />

des Burgunds beheimatet sind: Pommard und Volnay. Und<br />

die leisen Töne, die auf der Domaine Voillot gesprochen werden<br />

und die Bescheidenheit der verantwortlichen Personen<br />

haben dazu geführt, dass ihre Weine noch immer fast nur<br />

unter Weinkennern bekannt sind und als Geheimtipps hinter<br />

vorgehaltener Hand weiterempfohlen werden, vor allem<br />

aber von den Sommeliers berühmter französischer Sternerestaurants,<br />

von deren Weinkarten die feinen und langlebigen<br />

Kreszenzen von Joseph Voillot nicht wegzudenken sind.<br />

Volnay und Pommard als Heimat<br />

Burgundfans wissen: Die Weine aus Volnay werden von<br />

Liebhabern als die Chambolle-Musignys der Côte de Beaune<br />

hymnisch gefeiert – da elegant und von filigraner Delikatesse,<br />

doch ebenso mit einer Tiefe und Struktur gesegnet, die<br />

sie jahrzehntelang am Leben erhält. Große Pinot Noirs aus<br />

Volnay evozieren häufig das Bild einer spitzentanzenden,<br />

fast schwebenden Ballerina. Diese Stilistik hat natürlich viel<br />

mehr mit den Böden und den liebenswerten Menschen zu<br />

tun, die sie sorgfältig pflegen, als mit irgendwelchen Kellermeisterkniffen:<br />

Die privilegierte Rebfläche Volnays liegt<br />

zum großen Teil auf Hängen, unter deren Oberfläche Kalkstein<br />

den Lehm überwiegt, so dass die dort erzeugten edlen<br />

Tropfen in erster Linie durch ihre Finesse brillieren. Und zur<br />

qualitativen Spitze Volnays zählen die höchst traditionellen<br />

Gewächse der Domaine Voillot. So urteilte beispielsweise<br />

Remington Norman, einer der größten Burgundkenner weltweit,<br />

bereits vor über einem Jahrzehnt: „Die vorzüglichen<br />

Pinot Noirs von Joseph Voillot gelten zweifellos als vorbildliche<br />

Volnays und Pommards!“<br />

Und die heutigen Qualitäten klopfen unüberhörbar an die<br />

Pforte zur Weltklasse, denn Jean-Pierre Charlot ist einer der<br />

klügsten und begabtesten Köpfe an der gesamten Côtes de<br />

Beaune. Über Jahre hat er sein Wissen an den Neffen Etienne<br />

Chaix weitergegeben, der mit dem Jahrgang 2020 offiziell die<br />

Weingutsleitung übernommen hat und in die Fußstapfen<br />

Jean-Pierres tritt. Bevor der barocke Genussmensch Jean-<br />

Pierre die Leitung dieser traditionsreichen Familiendomäne<br />

übernahm, war er als Professor für Önologie tätig. Mit klaren<br />

Vorstellungen ging er deshalb nach seinem Wechsel von<br />

der Theorie der universitären Lehre zur Praxis des Winzerdaseins<br />

ans Werk: „Meine Kellerarbeit ist ganz einfach und<br />

traditionell und dient keinem anderen Ziel, als die grandiose<br />

Vielfalt meiner unterschiedlichen Weinberglagen in fertigen<br />

Wein umzusetzen. Der Respekt, ja die Ehrfurcht des Winzers<br />

vor der Natur und seinem Terroir sind unabdingbare<br />

Voraussetzungen, um einen großen Wein in handwerklicher<br />

Tradition zu machen, der nichts mit der modernen Massenvinifizierung<br />

und den daraus resultierenden austauschbaren,<br />

zutiefst langweiligen Produkten zu tun hat. Meine urtradi-<br />

Februar 2024<br />

27


FRANKREICH BURGUND<br />

tionelle Arbeit im Weinberg, insbesondere das Pflügen der<br />

Böden und die Ernte vollreifer Trauben zum exakt richtigen<br />

Zeitpunkt ist viel wichtiger als jede kellertechnische Maßnahme.<br />

Ich bin nichts anderes als der erste Diener meiner<br />

Reben.“ Ein Besuch bei diesem Sympathieträger seiner Region<br />

ist in geschmacklicher Hinsicht stets eine Reise zu den<br />

Wurzeln des Burgunds. Ungeschminkt, einerseits kraftvoll<br />

und dann doch voller raffinierter Nuancen, traumhaft komplex<br />

in der Frucht, zutiefst mineralisch und stets ungemein<br />

fein präsentieren sich die Weine, die alle über ein nobles<br />

Tannin verfügen. Ganz großes emotionales Kino! Voillots<br />

Weine besitzen zudem ein legendäres Alterungspotenzial,<br />

die Jahrgänge 1964 und 1978 zählen heute noch zu den großen<br />

Klassikern des Burgunds!<br />

Der Jahrgang 2021<br />

Etienne Chaix hat einen fantastischen Jahrgang eingefahren,<br />

der alle Nostalgiker und Liebhaber der klassischen Weine<br />

Burgunds verzaubern wird. Allerdings, hier zeigt sich die<br />

Achillesverse der 2021er an der Côte d’Or, werden nur die<br />

wenigsten in den Genuss dieses Jahrgangs kommen. Drei aufeinanderfolgende<br />

Frostnächte Anfang April, mit bis zu -7 °C<br />

und Schnee, sorgten bei der Domaine Joseph Voillot für Ernteausfälle<br />

von – je nach Lage – bis zu 80%! Die Villages-Lagen<br />

waren weniger betroffen, die ohnehin kleinparzelligen Premiers<br />

Crus in Volnay und Pommard umso mehr. Auf einen<br />

feuchten Frühling mit Frost folgten die üblichen Herausforderungen.<br />

Die große Erleichterung verspürte Etienne erst<br />

im August. Drei sonnige Wochen bescherten dem Winzer<br />

eine ideale Reife („Der August hat den Jahrgang gemacht.“,<br />

so der Winzer bei unserer Fassprobe im Herbst 2022). Was<br />

dann noch vorhanden war, ergab exzellenten Wein, der<br />

auch aufgrund des Reifeverzugs von fast 15 Tagen ein eher<br />

kühles Geschmacksbild, allerdings dank des Sommers eines<br />

frei von unreifen Noten, hervorbrachte. So begann die Lese<br />

am 18. September, anstatt wie 2022 oder 2020 Ende August.<br />

2021 weiß uns emotional zu fesseln, versetzt uns zurück an<br />

die Ursprünge des Burgunds vor dem klimatischen Wandel<br />

der letzten beiden Dekaden und erzählt so viel über die Faszination<br />

Burgunds. Allen Meadows (Burghound) fasst die<br />

Hitchcock-Situation an der Côte de Beaune bestens zusammen:<br />

„Ich möchte sagen, dass 2021 die Art von Jahrgang ist,<br />

die ich absolut liebe, zumindest stilistisch betrachtet. Ansonsten<br />

ist er, um es mal so auszudrücken, der Jahrgang eines<br />

Burgundfreaks schlechthin. Die besten Weine sind herrlich<br />

frisch und transparent, da das zugrunde liegende Terroir<br />

wunderbar erkennbar ist; es bildet in der Tat den Kern eines<br />

jeden Weins. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass das<br />

Terroir 2021 so offensichtlich ist, dass selbst diejenigen, die<br />

an seiner Existenz zweifeln, davon überzeugt werden könnten,<br />

ihre Ansichten zu überdenken.“<br />

Als treue Leser wissen Sie es bereits: Jean-Pierre und Etienne<br />

hatten es in den letzten Jahren wirklich nicht leicht. Beide<br />

entstammen keinem Burgunder-Adel, sondern sind Winzer<br />

mit Leib und Seele, ihre Weine rangieren vergleichsweise<br />

im humaneren Preisregionen, haben von all dem Trubel um<br />

Burgund über viele Jahre nichts mitbekommen. Doch Volnay<br />

schaut auf eine leidgeprüfte Vergangenheit zurück, kaum<br />

eine andere Appellation der „goldenen Küste“ wurde so oft<br />

in den letzten Jahren von Hagel heimgesucht. Die kleinen<br />

Erntemengen bereiteten den Domänen hier so viele Kopfschmerzen,<br />

dass einige, wie die etwa Voillot, eine Hagelversicherung<br />

abschlossen, im Weingeschäft eine extrem kostspielige<br />

Angelegenheit.<br />

Dies erklärt auch den unvermeidlichen Preisanstieg der Kollektion.<br />

Im Hinblick auf die vergangenen Jahrgänge reiht<br />

sich auch 2021 in die Riege der „homöopathisch dosierten“<br />

Kollektionen ein. Von manch einem Premier Cru wie etwa<br />

dem Volnay „Les Caillerets“ gibt es heuer statt dreier Fässer<br />

nur ein einziges. Das Schlusswort hat der Winzer, dessen<br />

Jahrgangsbericht hier zitiert sei:<br />

„Wir haben in diesem Jahr viel gelernt und gehen mit viel<br />

Demut aus diesem Jahr hervor. Wieder einmal zeigt uns die<br />

Natur, dass sie entscheidet, was mit uns geschieht.“<br />

28 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


BOURGOGNE „VIEILLES VIGNES“, ROUGE 2021<br />

Charaktervoller Burgunder von alten Reben mit klarer Jahrgangstypizität<br />

Joseph Voillot<br />

PINOT NOIR<br />

FBU120221 | 12,5% VOL. | 33,20 €/L | 24,90 €<br />

Fragt man Etienne Chaix nach dem Jahrgang 2021, spricht er von einem Trauma. Dieses Trauma<br />

ist auf den schwarzen Frost in der Nacht vom 7. April zurückzuführen, nachdem die beiden<br />

Nächte zuvor kaum weniger kalt gewesen waren. „Während dieses Frosts im April fiel die<br />

Temperatur fünf Stunden auf -7 °Celsius und es lag Schnee, was uns 60 bis 90 % unserer Ernte<br />

gekostet hat“. Je nach Parzelle bis zu 90 % des Jahresertrags in einer Nacht zu verlieren, ist<br />

schwer zu verkraften, zumal Etienne erst vor kurzem die Leitung des Weinguts von seinem<br />

Onkel Jean-Pierre Charlot, dem er jahrelang zur Hand ging, übernommen hatte. Er hofft<br />

natürlich, dass so eine Nacht ein einmaliges Erlebnis in seinem Winzerleben bleiben wird.<br />

Das hoffen wir auch und drücken ihm die Daumen!<br />

Von seinem Pinot Noir „Vieilles Vignes“ konnte er immerhin 20 Fässer füllen – mit Abstand<br />

die größte Menge unter den 14 Weinen des Weinguts. Zum Vergleich: In Beaune hat das Lese-<br />

Team nur acht Kisten Trauben aus dem Weinberg geholt – statt der üblichen 40 bis 50. Die<br />

alten Reben, die in diesem „Bourgogne“ Verwendung finden, stehen in zwei Weinbergen,<br />

die zusammen gerade einmal 1,27 Hektar groß sind. 1,07 Hektar befinden sich in der Lage<br />

Les Longs Bois mit Reben, die zwischen 1953 und 1966 gepflanzt wurden, 0,28 Hektar in Les<br />

Grandes Terres mit Reben aus den Jahren 1965, 1966 und einigen Nachpflanzungen von 1999.<br />

Die geringen Erträge und der Jahresverlauf haben Etienne veranlasst, im Keller anders als<br />

sonst vorzugehen. Er hat alle Trauben vollständig entrappt, die Maischegärung verlängert, um<br />

mehr Struktur und Fruchtkonzentration zu erhalten, und in diesem Jahr nur eine „pigeage“<br />

statt einer „remontage“ vorgenommen. Das heißt, dass er den Tresterhut nur zweimal pro<br />

Tag untergestoßen hat, statt ihn zu überschwallen. Der Ausbau erfolgte in burgundischen<br />

Barriques mit einem Neuholzanteil von 10 %.<br />

Der Bourgogne Pinot Noir „Vieilles Vignes“ von 2021 ist ein bemerkenswert ätherischer und<br />

würziger Wein. Er erinnert an „Kräuterblut“, zudem an etwas Jod und Menthol. Dazu kommen<br />

deutliche Hefenoten, etwas Tamari, Sauerkirschen und Himbeeren. Am Gaumen wirkt der<br />

Wein transparent und lebendig, erinnert ein wenig an Pu-Erh-Tee, Schafgarbe und Angelikawurzel,<br />

an Kirschen und frischen Sauerteig. Dazu eine lebendige Säure und angenehm rustikale<br />

Tannine. Ein echter „Brot & Butter“-Pinot mit Charakter!<br />

Ab jetzt und bis 2027.<br />

BOURGOGNE<br />

Februar 2024<br />

29


FRANKREICH BURGUND<br />

POMMARD „VIEILLES VIGNES“,<br />

ROUGE 2021<br />

Rundum gelungener Pommard mit Frische und<br />

Finesse, geschmeidigem Tannin und eleganter<br />

Säure!<br />

VILLAGES<br />

VOLNAY „VIEILLES VIGNES“,<br />

ROUGE 2021<br />

Beerenfrucht, feines Tannin und eine druckvolle<br />

Säure: wunderbarer Volnay von alten Reben!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU120321 | 12,5% VOL. | 60,00 €/L | 45,00 €<br />

Etienne Chaix, der die nach seinem Großvater benannte<br />

Domaine Joseph Voillot von seinem Onkel Jean-Pierre Charlot<br />

übernommen hat, kann für diesen Volnay „Vieilles Vignes“<br />

auf Lagen zurückgreifen, deren Rebalter im Schnitt zwischen<br />

36 und 68 Jahren liegt. Es handelt sich um sechs Parzellen<br />

von 0,08 bis 0,48 Hektar mit einer Gesamtfläche von<br />

1,37 Hektar. Wenn man dann noch bedenkt, dass vom 5. bis<br />

7. April 2021 rund 60 % der Reben erfroren sind, bekommt<br />

man eine Ahnung davon, wie rar dieser Wein ist. Aufgrund<br />

des Jahresverlaufs hat Etienne Chaix diesmal alle Trauben<br />

komplett entrappt und länger als sonst gären lassen. Gleichzeitig<br />

verzichtete er in diesem Jahr auf das Überschwallen<br />

des Tresterhuts und stieß ihn nur zweimal täglich unter.<br />

Ist ein Volnay grundsätzlich für seine Finesse und Eleganz,<br />

seine seidigen Tannine und seine rote Frucht bekannt, so verbindet<br />

sich dies im Jahrgang 2021 mit einer prägnanten Säure<br />

sowie Fermentationsnoten. In der Nase zeigt sich der Pinot<br />

Noir herb-würzig mit Noten von Berberitzen, saftig frischen<br />

roten Beeren und Kirschen, etwas Blutorange, Unterholz<br />

und hellem Shoyu. Am Gaumen spiegeln Textur und Struktur<br />

den Boden mit viel Kreide und vergleichsweise wenig<br />

Lehmkomponenten wider. Das macht den Volnay auch am<br />

Gaumen zu einem feinen Vertreter seiner Herkunft und zu<br />

einem Wein mit einer fast süßlich anmutenden, aber absolut<br />

frischen und transparenten Frucht. Die Säure ist in diesem<br />

Jahr kraftvoll und präsent, die Tannine fast schmeichelnd<br />

und geschmeidig. Neben der Frucht finden sich Noten von<br />

schwarzem Tee, dunklem Pfeffer, wieder etwas Shoyu und<br />

etwas grünes Laub. Ein lebendiger, würziger, transparenter<br />

und frischer Wein, der noch ein Jahr reifen sollte, bevor man<br />

ihn öffnet.<br />

Ideal wohl ab 2025 bis 2033.<br />

PINOT NOIR<br />

FBU120421 | 12,5% VOL. | 62,66 €/L | 47,00 €<br />

Neben dem Bourgogne Pinot Noir „VV“ und dem Volnay „VV“<br />

ist dieser Pommard „Vieilles Vignes“ der dritte Wein aus alten<br />

Rebstöcken. Die Trauben stammen von vier Parzellen, deren<br />

Reben durchschnittlich 56 bis 71 Jahre alt sind. Die ältesten<br />

wurden 1934 gepflanzt. Tatsächlich ist es das Markenzeichen<br />

der Domaine, dass alle verwendeten Parzellen ausschließlich<br />

mit alten Reben bestockt sind. In diesem Fall bringen sie einen<br />

Saft hervor, aus dem sich ein klassischer, unverwechselbarer<br />

Pommard erzeugen lässt, was Etienne auch 2021 wieder<br />

hervorragend gelungen ist. Auch wenn es für ihn schwierig,<br />

ja geradezu traumatisch war. In guten Jahren, in denen ihnen<br />

das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht,<br />

produzieren Jean-Pierre Charlot und sein Neffe Etienne<br />

Chaix, der das Weingut inzwischen übernommen hat, rund<br />

130 Fässer. Im Jahr 2021 waren es gerade einmal 75. Der Frost,<br />

der vor allem in der Nacht auf den 7. April mit -7 °C und<br />

Schnee zuschlug, lässt Etienne noch heute schaudern. Aber<br />

er freut sich natürlich über die Qualität der Weine, die<br />

schließlich in einem goldenen Herbst entstanden sind.<br />

Sein Pommard ist ein Pinot Noir mit Herz und Seele. Er<br />

bringt das Erdige und Bodenständige der Appellation auf<br />

den Punkt und verbindet es mit Finesse und Eleganz. Etienne<br />

verzichtete in diesem Jahr auf das Einmaischen und ließ die<br />

vollständig entrappten Trauben eine gute Woche länger als<br />

üblich auf der Maische. Dafür hat er den Tresterhut nicht<br />

überschwallt, sondern nur zweimal täglich untergetaucht.<br />

Der Wein wurde in Barriques, davon etwa 15 % neues Holz,<br />

ausgebaut.<br />

Die Lage, die diesen Wein am meisten beeinflusst, ist Le Cras,<br />

die von eisenhaltigen, komplexen Kalksteinriffen geprägt<br />

ist. Das beeinflusst die Aromatik wie auch die Struktur.<br />

Der „Vieilles Vignes“ duftet nach dunklen Himbeeren und<br />

schwarzen Kirschen, etwas geräuchertem Fleisch und Teer,<br />

Lakritze und Angelikawurzel. Am Gaumen zeigt der Pommard<br />

eine angenehme Kraft, feinkörnige, ausgeprägte Tannine<br />

in Verbindung mit einer prägnanten Säurestruktur und<br />

den typischen Noten von Unterholz und Erde, die sich mit<br />

der dunklen Frucht von Kirschen und Himbeeren, aber auch<br />

etwas Johannisbeeren verbinden. Dazu kommt, wie bei allen<br />

Weinen dieses Jahrgangs, ein Hauch von schwarzem Tee. Das<br />

ist das Musterbeispiel eines Terroirweins, bei dem sich Jahrgang<br />

und Herkunft ganz klar manifestieren und der Winzer<br />

begleitend genau so eingegriffen hat, dass sich beides perfekt<br />

miteinander verbindet. Sehr schön!<br />

Schon jetzt (gut belüftet) und bis sicherlich 2033+ ein Genuss.<br />

30 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Joseph Voillot<br />

Februar 2024<br />

31


FRANKREICH BURGUND<br />

VOLNAY 1ER CRU<br />

„LES CHAMPANS“, ROUGE 2021<br />

Subtile Mischung aus hervorragendem Terroir und<br />

den Besonderheiten des Jahrgangs – ein Premier<br />

Cru mit großer Klasse!<br />

PINOT NOIR<br />

FBU120621 | 13% VOL. | 113,33 €/L | 85,00 €<br />

Mit dem Volnay „Les Champans“ von 2021 ist Etienne Chaix,<br />

der das von seinem Großvater gegründete Weingut inzwischen<br />

von seinem Onkel Jean-Pierre Charlot übernommen<br />

hat, ein Meisterstück gelungen. Er konnte aus niedrigsten Erträgen,<br />

die nach den Spätfrösten zwischen dem 5. und 7. April<br />

übriggeblieben sind, als die Domaine Joseph Voillot mehr als<br />

die Hälfte ihrer Erträge verloren hat, einen geschliffen feinen,<br />

hellen und dabei kraftvollen Premier Cru erzeugen. Die<br />

Qualität des Weines verdankt sich natürlich zum einen der<br />

hervorragenden Parzelle von 1,07 Hektar mit durchschnittlich<br />

68 Jahre alten Rebstöcken. Les Champans, auf anderen<br />

Etiketten auch En Champans genannt, liegt direkt an der<br />

„route départemental“ D973 von Meursault in Richtung<br />

Pommard östlich von Volnay, ist flachgründig und steinig, rot<br />

gefärbt durch Eisenoxid und geprägt durch Oxfordkalk und<br />

Kreide. Les Champans gilt ja als der Archetyp von Volnay.<br />

Zum anderen hat Etienne in diesem schwierigen Jahrgang genau<br />

das Richtige getan: einer vollständigen Entrappung folgte<br />

eine verlängerte Gärung. Dafür hat er den Tresterhut hier<br />

und da nur leicht untergetaucht, aber nicht, wie sonst üblich,<br />

überschwallt. So ist ein Wein mit einer eher kühl wirkenden<br />

Struktur und hoher Transparenz und Präzision entstanden,<br />

der trotzdem charmant wirkt.<br />

Der Premier Cru „Les Champans“ von 2021 ist ein klarer,<br />

unverstellter Volnay mit Noten von saftigen und getrockneten<br />

Kirschen, etwas Pflaumen und Walderdbeeren. Dazu<br />

kommen ein wenig Erde, Unterholz, Kräuter, etwas Jod und<br />

Stein mit einem Hauch von süßem Hefeteig. Am Gaumen<br />

wirkt der Volnay bei aller Klarheit und Präzision kraftvoll<br />

und fest, die Säure ist agil. Die Tannine sind, typisch für Volnay,<br />

geschmeidig und seidig. „Les Champans“ ist muskulös,<br />

wirkt konzentriert, ist aber gleichzeitig von einer unbändigen<br />

Frische durchzogen, präsentiert sich vibrierend<br />

lebendig, mineralisch und kaum vom Holz geprägt. Ein<br />

Pinot Noir mit Klasse!<br />

Ideal ab 2025–2026 und dann bis 2036+ genießen.<br />

1ER CRUS<br />

91–93 PUNKTE<br />

Vinous<br />

32 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Joseph Voillot<br />

RARITÄTEN<br />

Liebe Kunden, der stark nachgefragte Jahrgang 2021 ist – aufgrund<br />

verheerender Aprilfröste, und den daraus resultierenden<br />

Ernteausfällen von bis zu 80 % – leider nur in äußerst<br />

geringen Mengen verfügbar, unsere Allokation entsprechend<br />

klein. Daher können wir die folgenden Weine in unserem<br />

Webshop nur anbieten, solange der Vorrat reicht.<br />

Volnay 1er Cru „Les Fremiets“, rouge 2021<br />

PINOT NOIR | FBU120121 | 13% VOL. | 109,33 €/L | 82,00 €<br />

Volnay 1er Cru „Les Caillerets“, rouge 2021<br />

PINOT NOIR | FBU120721 | 13% VOL. | 118,66 €/L | 89,00 €<br />

Pommard 1er Cru „Les Pèzerolles“, rouge 2021<br />

PINOT NOIR | FBU120921 | 13% VOL. | 140,00 €/L | 105,00 €<br />

Pommard 1er Cru „Les Rugiens“, rouge 2021<br />

PINOT NOIR | FBU120821 | 13% VOL. | 145,33 €/L | 109,00 €<br />

Pommard 1er Cru „Les Epenots“, rouge 2021<br />

PINOT NOIR | FBU121021 | 13% VOL. | 145,33 €/L | 109,00 €<br />

Februar 2023<br />

33


ITALIEN TOSKANA<br />

BOSCARELLI<br />

MONTEPULCIANO STAZIONE<br />

Perlen toskanischer Winzerkunst<br />

„Die Familie De Ferrari hat in den 1960er Jahren das Wein- gut Boscarelli in Montepulciano erworben,<br />

aber schon lange zählt der Betrieb, der heute von den Brüdern Luca und Nicolò de Ferrari<br />

geführt wird, zu den Aushängeschildern des Vino Nobile “ – Vinum, „Top of Toskana 2020“<br />

„Die Weine des Hauses, an der Spitze der Qualitätspyramide ebenso wie an ihrer Basis, bescheren<br />

uns stets starke Erlebnisse Das Geheimnis liegt in einem Stil, der auf Zwänge verzichtet und von<br />

einem Weg zu Harmonie, Eleganz und Charakter nie abweicht “ (Gambero Rosso 2018)<br />

34 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Boscarelli<br />

© Bruno Bruchi fotografo SIENA bru<br />

Egidio Corradi hatte erfolgreich Karriere gemacht in Genua und<br />

Mailand. Dann erfüllte er sich einen Traum. Anfang der 1960er-<br />

Jahre kaufte er ein kleines Landgut in einer romantisch- verträumten<br />

Region, die seit jeher zu schwärmerischen Lobeshymnen Anlass gab.<br />

Das traditionsrei- che Renaissance-Städtchen Montepulciano beherbergt<br />

heute einige der führenden Weinerzeuger der Toskana und gehört zu den<br />

dynamischsten Weinregionen Italiens. Das hätte sich Egidio Corradi vor<br />

über 50 Jahren nicht träumen lassen. Denn bis zum heutigen Spitzenweingut<br />

war der Weg lang und steinig: Insbesondere die 1980er-Jahre waren für<br />

die Weine aus Montepulciano und den Prestige-Wein, den Vino Nobile,<br />

eine schwierige Zeit. Die gesamte italienische Weinwelt war im Umbruch.<br />

Image und Preise der Montepulciano-Weine lagen um Längen hinter jenen<br />

des Chianti Classico, geschweige denn des Brunello, zurück. Doch<br />

die rührigen Carlettis investierten in beste Rebflächen und Kellerausstattung,<br />

was zum damaligen Zeitpunkt neben einem hohen Maße an Unterneh-mergeist<br />

eine gehörige Portion Optimismus erforderte. Und wir alle<br />

wissen ja, dass im Weinberg die Quelle aller Qualität zu suchen ist. So<br />

wie auf unserem kleinen Landgut, das sich in Cervognano befindet, malerisch<br />

zwischen Montepulciano und Valdichiana gelegen, auf einem rund<br />

300 Meter hohen Hügel und vermutlich die beste Adresse für Sangiovese-<br />

Weine im gesamten Montepulciano-Gebiet. Und mit dem gleichen<br />

Enthusiasmus für den Weinbau und einer ebenso großen Liebe für die<br />

Toskana wie der Gutsgründer setzen heute in dem Familienbetrieb Egidios<br />

Tochter Paola de Ferrari Corradi sowie ihre beiden Söhne Nicolò und<br />

Luca das visionäre Werk fort, mit dem festen Vorsatz, den Spitzenwein<br />

des Vino Nobile di Montepulciano zu machen. Sie konzentrieren sich dabei<br />

hauptsächlich auf die einheimischen Rebsorten Sangiovese (Prugnolo<br />

Gentile), Colorino, Mammolo und Canaiolo und arbeiten mit weinbergeigenen<br />

Klonen und Hefen. Und ihr Ideal eines Nobile kommt stilistisch<br />

unseren Piemonteser Weinen von Massolino (über den wir auf diese bemerkenswerten<br />

Weine aufmerksam geworden sind) sehr nahe: Wir sind<br />

begeistert von der klassischen, eleganten Stilistik dieser verzaubernden<br />

Weine. Nicht Opulenz und Fruchtsüße stehen im Vorder- grund, sondern<br />

Finesse, Frische, Eleganz, Individualismus und Tiefgang. Dabei sind diese<br />

Aushängeschilder des Vino Nobile in der Jugend oft etwas sperrig und<br />

verschlossen, entziehen sich dem Modediktat des schnellen Genusses, um<br />

nach etwas Flaschenreife umso heller zu strahlen („Wie viele große Sangiovese-Weine<br />

braucht auch ein Boscarelli Vino Nobile Zeit, um sich voll<br />

zu entfalten, aber diese Zeit ist gut investiert.“, so Eric Guido, Vinous).<br />

Es sind heute die Fixsterne am Himmel einer Region, die mit Chianti<br />

Classico und Brunello zu den Top 3 der bekannten Weinbaugebiete im<br />

Inneren der Toskana gehören. Rebsorten und Großklima sind dabei vergleichbar:<br />

Montepulciano liegt von Montalcino keine 30 Kilometer Luftlinie<br />

entfernt. Die Weinberge sind hier aber etwas höher gelegen, zudem<br />

sind die Böden lehmreicher und kühler, was den Weinen umso mehr<br />

Frucht und Finesse verleiht. Der Gambero Rosso fasst die Qualitätsgaranten<br />

bei Boscarelli treffend zusammen: „Ein Keller, in den laufend für<br />

Verbesserungen investiert wird, hei- mische Trauben und Hefen, Weisheit<br />

und Leidenschaft, das macht den Charakter des Hauses aus, das auf<br />

eine zahlreiche Anhängerschaft unter den Freunden toskanischer Weine<br />

zählen kann.“<br />

Liebe Kunden: Lassen Sie sich diese Perlen toskanischer Winzerkunst<br />

nicht entgehen. Sie sind die Aushängeschilder ihrer betörend schönen<br />

Landschaft.<br />

Februar 2024<br />

35


ITALIEN TOSKANA<br />

„DE FERRARI“<br />

IGT TOSCANA, ROSSO 2022<br />

Wunderbar animierender Rotwein zu einem<br />

enorm fairen Preis!<br />

SANGIOVESE, MERLOT<br />

ITO110122 | 13,5% VOL. | 16,66 €/L | 12,50 €<br />

Die Brüder Luca und Nicolò De Ferrari, die den großartigen<br />

Traditionsbetrieb Boscarelli gemeinsam leiten, keltern eine<br />

Reihe spektakulärer Weine aus dem heimischen Sangiovese<br />

Prugnolo Gentile. So wird die lokale – mit dem klassischen<br />

Sangiovese laut DNS-Analysen übrigens identische – Rebsorte<br />

in der Hügellandschaft rund um den malerischen Ort<br />

Montepulciano genannt. Klar, dass diese Topgewächse nicht<br />

ganz billig sind, schließlich ist der Aufwand enorm und die<br />

Qualität herausragend. Den Brüdern ist aber gleichzeitig daran<br />

gelegen, Alltagsweine zu keltern, die nicht nur bereits in<br />

ihrer Jugend zugänglich und mit Freude zu trinken sind, sondern<br />

die dazu noch bezahlbar und damit komplett alltagstauglich<br />

sind. Aber natürlich sollen sie ihre Herkunft zeigen<br />

und die Genießerinnen und Genießer in die wunderbare<br />

Welt der Montepulciano-Weine einführen. Sie bringen quasi<br />

ein Stück Toskana an den heimischen Esstisch – manchmal<br />

will man ja gar nicht mehr. Der „De Ferrari“ erfüllt diese<br />

Mission mit Bravour und mit ziemlich unwiderstehlichen<br />

Charme, den er unter anderem daraus bezieht, dass die<br />

Winzer dem Sangiovese noch etwa zehn Prozent Merlot beimischen,<br />

was dem Wein einen kleinen Extra-Kick Charme<br />

und Frucht verleiht. Die Trauben stammen von jungen Rebstöcken<br />

und wachsen auf kalkhaltigem Boden mit Anteilen<br />

von Ton, Schlick sowie Sand. Gelesen wird per Hand, die<br />

entrappten Trauben werden sanft gepresst und mit natürlichen<br />

Hefen bei kontrollierten 28 bis 30 °C in Edelstahltanks<br />

vergoren, der weitere Ausbau findet in Zementtanks statt.<br />

Der „De Ferrari“ duftet wunderbar animierend nach roten<br />

Früchten, da ist sehr viel Süßkirsche, Brombeere schiebt sich<br />

dazu, Heidelbeere und eine Spur Zwetschge sind ebenfalls<br />

mit von der Partie. Am Gaumen zeigen sich geschliffene<br />

Gerbstoffe, die von einer feinen Säure umrahmt werden. Erneut<br />

dominieren reife Früchte, zarte Kirsche, dazu wieder<br />

Zwetschge, alles genau so angemessen reichhaltig, dass jeder<br />

Schluck dazu anregt, den nächsten anzusetzen. Das ist ein<br />

herrlich direktes und authentisches Trinkvergnügen. Dieser<br />

überaus charmante und geschmeidige Wein macht bei Tisch<br />

große Freude, ist aber auch solo eine reine Freude. Luca und<br />

Nicolò De Ferrari bieten ihren Einstiegswein zu einem super<br />

fairen Tarif an und machen ihn so zu einem großen Weinwert<br />

für jeden Tag!<br />

Ab sofort bis sicherlich 2027.<br />

„PRUGNOLO“<br />

DOC ROSSO DI MONTEPULCIANO, 2022<br />

Ein Wein wie eine Liebeserklärung an die Heimat!<br />

SANGIOVESE, MAMMOLO<br />

ITO110222 | 13,5% VOL. | 18,53 €/L | 13,90 €<br />

Manchmal sind Weine auch Botschaften – wie beispielsweise<br />

der bezaubernde „Prugnolo“ Rosso di Montepulciano<br />

von Boscarelli, der einfach eine Liebeserklärung an die Gegend<br />

um Montepulciano und die dort beheimatete Rebsorte<br />

Sangiovese Prugnolo Gentile ist. Die Varietät gilt zwar – so<br />

zeigen es DNS-Analysen – als identisch mit dem auch im<br />

nicht weit entfernten Chianti-Gebiet angebauten Sangiovese,<br />

erlaubt sich etwas weiter im Landesinneren aber den<br />

Zusatz „Prugnolo Gentile“. Genau wie der „De Ferrari“ markiert<br />

der „Prugnolo“ den Einstieg in die wunderbare Weinwelt<br />

des Traditionshauses Boscarelli. Das heißt: Die Weine<br />

sind bewusst auf Frische, Frucht und Zugänglichkeit ausgerichtet.<br />

Bereits ein Jahr nach der Ernte bereiten sie mit<br />

ihrem wunderbaren Charme und der notwendigen Tiefe<br />

große Trinkfreude. Das Besondere am „Prugnolo“ ist, dass<br />

ihm 15 % Mammolo beigefügt sind, während der „De Ferrari“<br />

mit 10 % Merlot verfeinert wird. Die rote Rebsorte Mammolo<br />

zeichnet sich durch ihr charakteristisches Veilchenaroma<br />

aus und verleiht dem frischen Sangiovese eine feine Würze.<br />

Die Trauben für den „Prugnolo“ stammen von jungen Rebstöcken,<br />

die auf einem von Kalk, Schlick, Ton und Sand geprägten<br />

Boden wachsen. Handlese ist bei Boscarelli Pflicht,<br />

danach werden die Trauben entrappt, sanft gepresst und mit<br />

natürlichen Hefen unter strenger Temperaturkontrolle bei<br />

28 bis 30 °C in Stahltanks vergoren, um danach in Zementtanks<br />

etwas zu reifen. Der „Prugnolo“ duftet wunderbar nach<br />

Kirsche und Schlehe, etwas Himbeere zeigt sich genauso wie<br />

Waldhimbeere und eine wunderbare Würze, wer mag, entdeckt<br />

ein Hauch Veilchen. Das ist ungemein appetitlich und<br />

anregend, ein Duft, der reine Freude bereitet. Am Gaumen<br />

sind die Gerbstoffe fest, aber geschliffen und bereits zart geschmolzen,<br />

eine perfekt balancierte Säure sorgt für Frische.<br />

Vor diesem Hintergrund entfalten sich rote Fruchtaromen,<br />

viel Kirsche ist dabei, aber auch etwas frische Zwetschge,<br />

gestützt wird diese genussvolle Kombination von delikater<br />

Würze. Das ist ein Wein, der unheimlich viel Spaß macht,<br />

ohne auch nur eine Sekunde in die Gefahr zu geraten, banal<br />

zu wirken. Dass es diesen seriösen Spaßmacher, der zu Pasta<br />

ebenso köstlich schmeckt wie zu einem Steak und der solo<br />

ebenfalls reüssiert, zu einem so günstigen Tarif gibt, ist fast<br />

ein kleines Wunder! Am besten gleich zuschlagen!<br />

Ab sofort bis 2028.<br />

92 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

36 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Boscarelli<br />

MERLOT IGT TOSCANA, ROSSO 2020<br />

Terroir triumphiert über Allerweltsgeschmack:<br />

Merlot abseits des Mainstreams<br />

MERLOT<br />

ITO110320 | 13,5% VOL. | 20,53 €/L | 15,40 €<br />

Kaum zu glauben, dass es Super-Tuscans schon seit über 50<br />

Jahren gibt. Einst als trotzige Reaktion auf die restriktiven<br />

Vorschriften des Chianti Classico erschaffen, haben viele<br />

der klangvollen Namen beinahe mythischen Status erlangt.<br />

Kaum bekannt ist dagegen, dass in der Toskana auch lohnende<br />

Rotweine angebaut werden, die zwar aus Bordeauxtypischen<br />

Rebsorten gekeltert sind, sich aber dem weichgespülten,<br />

international erfolgreichen Mainstream bewusst<br />

widersetzen. Zu diesen fest in ihrem Terroir verankerten<br />

Tropfen gehört allen voran dieser dunkel granatrote Merlot<br />

von Boscarelli, der als „IGT Toscana“ abgefüllt ist. Im Unterschied<br />

zu vielen seiner Kollegen in aller Welt hat der talentierte<br />

Önologe Maurizio Castelli gar nicht erst versucht,<br />

die monumentalen Weine aus Pomerol oder Saint-Émilion<br />

zu kopieren. Auch trachtet sein Merlot im Unterschied zu<br />

zahlreichen Super-Tuscans nicht danach, vom Image der berühmten<br />

Bordelaiser Gewächse zu profitieren (mit Preisen<br />

weit jenseits der Schmerzgrenze). Dafür besitzt er, geprägt<br />

vom Mikroklima in Centoia (Cortona), seinen ganz eigenständigen<br />

Charakter: Gewachsen auf Schwemmlandböden<br />

mit einem hohen Anteil Ton ist dies ein Wein, der durch<br />

präzise Säurestruktur und eine gewisse Kernigkeit gefällt.<br />

Also beinahe das Gegenteil von allzu viel Fülle, Harmonie<br />

und Geschmeidigkeit, von allzu viel Alkohol und generöser<br />

Opulenz. Sein Tanningerüst und der berühmte „Grip“ sind<br />

so Toskana-typisch, dass nicht falsch liegt, wer diesen Wein<br />

für den Sangiovese unter den Merlots hält. Die Trauben werden<br />

von Hand gelesen und nach dem Abbeeren und sanften<br />

Pressen mit einheimischen Hefen in Stahltanks vergoren,<br />

die höchstens zu zwei Dritteln gefüllt sind. Der Gärungsprozess<br />

dauert bei kontrollierten Temperaturen etwa eine<br />

Woche. Ein Teil des Weins wird einige Monate lang in Stahltanks,<br />

ein weiterer Teil in Holzfässern ausgebaut, wo die<br />

malolaktische Gärung stattfindet. Vor der Abfüllung wird<br />

eine leichte Filtration durchgeführt, es folgen einige Monate<br />

der Ruhe in der Flasche. Das Bouquet ist von fruchtigen bis<br />

balsamischen, animalischen Komponenten geprägt – in der<br />

Nase treffen sich Cassis, Feigen und Brombeere, gefolgt von<br />

einem Hauch Vanille, Lakritze, einer Spur Harz und frisch<br />

gegerbtem Hirschleder. Herrlich saftig und ungemein frisch<br />

am Gaumen ist dies alles andere als ein „Super Tuscan“ wie<br />

man ihn kennt. Aber super ist er trotzdem.<br />

Ein wunderschöner Merlot, der jetzt und sicher bis 2026 mit<br />

Genuss getrunken werden kann.<br />

Februar 2024<br />

37


ITALIEN TOSKANA<br />

Eleganz, Frische, Struktur und die<br />

Fähigkeit toll zu reifen –<br />

ein Vino Nobile, wie er sein soll!<br />

VINO NOBILE DI MONTEPULCIANO DOCG, ROSSO 2020<br />

SANVGIOVESE, COLORINO, CANAIOLO, MAMMOLO<br />

ITO110420 | 14% VOL. | 30,66 €/L | 23,00 €<br />

93 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

Wenn es etwas wie die Visitenkarte des fantastischen Weinguts Boscarelli gibt, dann ist es<br />

der klassische Vino Nobile. Nicht nur, weil er etwa 50 % der Jahresproduktion des Weinguts<br />

ausmacht, sondern auch, weil er für die pedantische und traditionsbewusste Herangehensweise<br />

der Brüder Luca und Nicolò De Ferrari steht, die das Familienweingut nun leiten. Der<br />

Vino Nobile steht bei ihnen für Frische, Eleganz, aber auch für dichte Struktur sowie für ein<br />

beachtliches Reifepotenzial. Der Wein ist einfach Ausdruck dieser magischen Landschaft, die<br />

wiederum ein Synonym für Genuss und Lebensfreude ist, wie nur wenige Regionen auf der<br />

Welt. Gleichzeitig ist der Vino Nobile auch das älteste Etikett des Betriebs. Bereits kurz nachdem<br />

Paola und Ippolito De Ferrari, das sind die Eltern von Luca und Nicolò, den Betrieb in<br />

den 1960er-Jahren übernommen hatten, kelterten sie den inzwischen ikonischen Vino Nobile.<br />

Mit ihm legten sie den Grundstein dafür, dass Boscarelli nach und nach zu einem Qualitätsmaßstab<br />

für die Weine aus der Region wurde – und das heute mehr denn je ist. Wobei – auch<br />

das gehört zur Wahrheit – Luca und Nicolò neben dem klassischen Vino Nobile mittlerweile<br />

noch weitere Lagen-Varianten vinifizieren, die hinreißend sind, einen Riserva gibt es ebenfalls.<br />

Dennoch: Wer wissen will, wie ein klassischer Vino Nobile de Montepulciano zu schmecken<br />

hat, der greift zu diesem traditionellen Etikett. Die Reben für diesen Weine wachsen auf<br />

Boden, der von Sand, Kalk und tiefer Mineralität geprägt ist, dazu kommen Rebstücke mit<br />

einen höheren Lehmanteil. Wie bei Boscarelli üblich, wird jede Parzelle und jede Rebsorte<br />

separat von Hand geerntet und getrennt vinifiziert. Die Pressung der zuvor entrappten Trauben<br />

verläuft schonend, die Vergärung mit natürlichen Hefen findet in Eichenholzfässern statt<br />

und zwar bei einer kontrollierten Temperatur von 28 bis 30 °C. Die weitere Reifung findet<br />

in Eichenholzfässern unterschiedlicher Größe statt, das Spektrum reicht von 500 bis zu 3500<br />

Litern, Barriques und damit neues Holz sehen die Weine nicht. Der Vino Nobile von 2020<br />

(85 % Sangiovese, 15 % Canaiolo, Colorino und Mammolo) duftet ungemein würzig, da ist<br />

ganz viel frische Kirsche, Schlehe, Waldhimbeere ist dabei, aber auch etwas Zedernholz, vielleicht<br />

sogar eine Spur Granatapfel. Das ist extrem delikat und animierend, das ist edel und<br />

fein. Am Gaumen ist der Wein ungemein saftig, bei aller festen Struktur zeigt er sich bereits<br />

in der Jugend herrlich trinkig. Die Gerbstoffe sind dicht und von hoher Qualität, werden<br />

mit den Jahren dann noch eine Spur sanfter. Die Säure ist herrlich frisch, erneut begeistert<br />

die sublime Würze und die feine rote Frucht, die erneut von Kirsche dominiert wird, aber<br />

auch etwas Zwetschge und Heidelbeere sind dabei. Im langen Nachhall kommt noch eine<br />

feine mineralische Ader durch, die für zusätzlichen Zug sorgt. Das ist ungemein elegant und<br />

entfaltet jenen schwebenden Druck, den der Sangiovese so einmalig hervorzaubern kann. Ein<br />

absoluter Referenz-Wein, der großartiges Trinkvergnügen bietet. Ein Muss für alle, die Vino<br />

Nobile lieben!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2032+.<br />

38 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Boscarelli<br />

VINO NOBILE DI MONTEPULCIANO<br />

RISERVA DOCG, ROSSO 2019<br />

Traumhaft komplexer Vino Nobile Riserva der Spitzenklasse<br />

mit fantastischer Zukunft!<br />

SANGIOVESE, COLORINO, CANAIOLO<br />

ITO110519 | 14,5% VOL. | 42,66 €/L | 32,00 €<br />

Es gibt ja diesen alten, immer wieder zutreffenden Spruch, der besagt, dass das Bessere der<br />

Feind des Guten ist. Insofern ist diese Riserva etwas ungerecht zum normalen Vino Nobile<br />

des genialen Weinguts Boscarelli, den wir über alle Maßen schätzen und als eine Referenz<br />

dieses Weintyps im Montepulciano-Gebiet begreifen. Aber die Riserva liegt dann – auf jeden<br />

Fall, wenn man mit den Parametern Struktur und Kraft misst – noch einmal ein Regalbrett<br />

höher. Aber wahrscheinlich ist es ohnehin ungerecht, hier Vergleiche anzustellen, denn die<br />

Riserva – und das gilt natürlich auch für die Lagen-Nobile von Boscarelli – ist einfach ein<br />

anderer Weintyp, der noch viel mehr auf die Langstrecke ausgelegt ist als die bereits in ihrer<br />

Jugend so herrlich zugängliche Standardversion, die immerhin etwa 50 % des erzeugten Wein<br />

bei Boscarelli ausmacht. In ihrer jetzigen Form produzieren Luca und Nicolò de Ferrari die<br />

Riserva erst seit 2010, davor hatten die Rebstöcke ihrer Meinung noch nicht das richtige Alter<br />

und damit die Trauben nicht die notwendige Tiefe für die gehobene Nobile-Version, für<br />

die sie spezielle Klone ausgesucht haben. Die beiden Brüder sind ohnehin Qualitätsfanatiker,<br />

bei der Riserva arbeiten sie noch akribischer. Dazu gehört, dass die Reben für diesen Wein<br />

mindestens 20 Jahre alt sein müssen. Sie wachsen auf Terroir, das in weiten Teilen von Kalk<br />

geprägt ist, es gibt aber auch steinige Parzellen, die für die Mineralität sorgen, dazu kommen<br />

Parzellen mit einem höheren Lehm- und Sandanteil. Gerade diese Bodenvielfalt trägt<br />

bei der Riserva zu ihrer komplexen Ausgewogenheit bei. Die 10 % Colorino, eine lokale, nur<br />

selten angebaute Rebsorte, die Wucht und starke Farbkraft bietet, sorgen dabei für zusätzlichen<br />

Schub. Nach der Handlese werden die entrappten Trauben sanft gepresst, die Gärung<br />

findet in offenen Holz-Gärständern bei einer kontrollierten Temperatur von 28 bis 30 °C<br />

statt, natürlich kommen nur natürliche Hefen zum Einsatz. Der Wein reift anschließend etwa<br />

zweieinhalb Jahre in Fässern, deren Größe zwischen 500 und 2500 Litern variiert und die aus<br />

slawonischer Eiche und Allier-Eiche gefertigt sind. Auch hier kein neues Holz, es geht auch<br />

beim Riserva um die Purheit, um Eleganz und einen perfekten Terrroir-Ausdruck. Im klassischen<br />

Finesse-Jahrgang 2019 duftet der Wein ungemein verführerisch nach frischer Kirsche,<br />

Schlehe, reifer roter Johannisbeere, etwas Zwetschge kommt dazu genau wie eine Spur Leder,<br />

Rauch, heller Tabak und eine zarte Mineralität. Das ist wunderbar dicht und doch ganz elegant.<br />

Am Gaumen erleben wir druckvolle, aber extrem kultivierte, griffige Gerbstoffe, ganz<br />

geschliffen und delikat, die Säure ist lebendig, da ist bei allem großartigen Schmelz, bei hoher<br />

Dichte und eng gewobener Struktur immer ganz viel Frische. Das macht diesen Wein so groß.<br />

Erneut zeigen sich reife rote Früchte und natürlich diese tiefe Würze, ganz vielschichtig,<br />

saftig und satt. Im langen Nachhall rollt dann die Mineralität heran, die sich über die Jahre<br />

noch stärker zeigen wird. Die Riserva ist ein Musterbeispiel für einen großen Vino Nobile!<br />

Ein absoluter Genuss.<br />

95 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

Das ideale Trinkfenster für diesen Wein dürfte bei 2024 bis 2036+ liegen. Die Marchesi weisen aber<br />

darauf hin, dass ihre vini nobili über viele (!) Jahrzehnte reifen können.<br />

Februar 2024<br />

39


94+ PUNKTE<br />

© Bruno Bruchi fotografo SIENA bru<br />

ITALIEN TOSKANA<br />

Vinous<br />

„SOTTO CASA“<br />

DOCG VINO NOBILE DI MONTEPULCIANO<br />

RISERVA, ROSSO 2019<br />

Komplexes Wein-Monument mit Tiefe<br />

und wunderbarem Charme<br />

SANGIOVESE, CABERNET SAUVIGNON, MERLOT<br />

ITO110619 | 14% VOL. | 48,00 €/L | 36,00 €<br />

Im großartigen Weingut Boscarelli sind sie der Tradition<br />

sehr eng verhaftet, aber sie sperren sich keineswegs vor<br />

Neuerungen – im Gegenteil: Luca und Nicolò de Ferrari, die<br />

das außergewöhnliche Gut leiten, begreifen Innovationen als<br />

probates Mittel, um die Weinqualität immer weiter zu verbessern.<br />

Genau danach streben sie, um den Genießerinnen<br />

und Genießern auf der Welt immer neue, fantastische Geschmackserlebnisse<br />

zu schenken. Deshalb nutzen sie unter<br />

anderem die Möglichkeiten, die international sehr verbreiteten<br />

und im Bordeaux beheimateten Rebsorten Cabernet-<br />

Sauvignon und Merlot anzubauen und mit ihnen den heimischen<br />

Sangiovese zu ergänzen. Zwar in einem eher kleinen<br />

Umfang, aber doch spürbar. So geben sie ihrem Vino Nobile<br />

di Montepulciano Riserva einen spannenden Twist, denn<br />

das Zusammenspiel mit den beiden Sorten steigert die Komplexität<br />

noch etwas. Der seit 2011 produzierte Wein, der den<br />

„Riserva Black Label“ abgelöst hat, verbindet den eleganten,<br />

frischen Charakter des Sangiovese, der hier den regionalen<br />

Zusatz „Prugnolo Gentile“ trägt, mit der Gerbstoffstruktur<br />

und der Fülle von Cabernet-Sauvignon und Merlot. Klar,<br />

wir bewegen uns hier etwas außerhalb der strengen Klassik,<br />

dem Genuss schadet dieser Ausflug aber auf keinem Fall.<br />

Alle Rebsorten wachsen gemeinsam im Weinberg „Sotto<br />

Casa“ auf rotem, steinigem Boden, der von Ton und Kalk<br />

geprägt ist. Die Trauben werden getrennt von Hand gelesen,<br />

entrappt und spontan nach Sorten getrennt in Holzfässern<br />

vergoren. Der weitere Ausbau erfolgte getrennt in Eichenfässern<br />

unterschiedlicher Größe, das reicht vom etwas größer<br />

geratenen Barrique mit 300 Litern bis zu 3000-Liter-Fässern,<br />

in denen die Sorten zwei Jahre reifen, um dann zusammengefügt<br />

zu werden.<br />

Der „Sotto Casa“ duftet intensiv nach dunkler Kirsche, etwas<br />

Schlehe ist dabei, Wacholder, eine Spur Zedernholz sowie<br />

frisch poliertes Leder, nach Belüftung kommt etwas reife<br />

schwarze Johannisbeere sowie eine Spur Pflaume dazu. Das<br />

ist eine sehr komplexe, aufregende Nase, die – wie der ganze<br />

Wein – noch am Anfang der Entwicklung steht. Am Gaumen<br />

treffen sich eine erstaunliche Frische (das ist der Sangiovese!),<br />

eine beeindruckende Menge geschliffener, hochkultivierter<br />

Gerbstoffe sowie eine große Dichte. Erneut zeigen<br />

sich ein paar rote und dunkle Früchte, dazu ganz viel Würze,<br />

dazu auch Kräuter wie Rosmarin und mineralisch-salzige<br />

Elemente. Das ist hoch verdichtet, bei aller Kraft bleibt der<br />

„Sotto Casa“ aber stets elegant und frisch. Das ist nicht nur<br />

ein großer Wein aus der Toskana, das ist einfach Weltklasse<br />

mit riesigem Potenzial.<br />

Ideal wohl ab 2026, macht aber jetzt schon viel Spaß, sollte dann<br />

allerdings unbedingt karaffiert werden. Bis 2040.<br />

40 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„COSTA GRANDE“<br />

DOCG VINO NOBILE DI MONTEPULCIANO, ROSSO 2019<br />

Puristischer und edler Lagen-Nobile mit druckvollem Terroir-Ausdruck –<br />

ein fantastisches Genusserlebnis!<br />

Boscarelli<br />

PRUGNOLO<br />

ITO110919 | 14,5% VOL. | 61,20 €/L | 45,90 €<br />

Stellt der „Il Nocio“ die absolute Spitze des beglückenden Vino-Nobile-Kosmos des Topbetriebs<br />

Boscarelli dar, so gibt der „Costa Grande“ so etwas wie den noch nicht ganz so bekannten<br />

Nachbarn des Spitzengewächses – „kleiner Bruder“ klingt für einen Wein dieser Qualität<br />

und Einmaligkeit einfach zu despektierlich. In der Tat liegt die etwa 1,5 Hektar große Lage<br />

direkt neben der legendären Vigna del Nocio. Allerdings ist in der Nordostlage Costa Grande<br />

der Lehmanteil im Boden etwas höher, was insgesamt für etwas mehr Wucht sorgt. Zudem<br />

ist die Lage einen Hauch wärmer, was zu einer etwas üppigeren Gerbstoff-Ausbeute sowie zu<br />

einer einen Hauch niedrigeren Säure beiträgt. Gleichzeitig ist die Farbe etwas tiefer, die Ausprägung<br />

der Aromen verbleibt auf spektakulär hohem Niveau. Das sind zwar alles nur vermeintlich<br />

kleine Unterschiede, die in der Summe aber dazu führen, dass der „Costa Grande“<br />

einen ganz eigenen Charakter hat, der daran ausgerichtet ist, „Sangiovese in seiner puren<br />

Form“ zu zeigen, wie es die beiden famosen Winzer Luca und Nicolò De Ferrari beschreiben.<br />

Um das zu erreichen, haben die Brüder die Rebstöcke, die teilweise aus einer sélection massale<br />

aus der Lage „Il Nocio“ stammen, in der Lage bewusst sehr dicht gepflanzt – etwa 7.000 Stöcke<br />

pro Hektar. Das heißt: Die Pflanzen wurzeln besonders tief und der Ertrag pro Stock ist<br />

besonders gering – und besonders konzentriert. Wie bei Boscarelli üblich, werden die Trauben<br />

von Hand gelesen. Nach dem Entrappen und der sanften Pressung gären sie in offenen<br />

Holzständern aus Eichenholz bei einer kontrollierten Temperatur zwischen 28 und 30 Grad<br />

Celsius. Im ersten Jahr reift der „Costa Grande“ in sogenannten tonneaux, das sind 500 Liter<br />

fassende Eichenholzfässer, im zweiten Jahr folgt ein Umzug in Betonfässer. Der Wein duftet<br />

ungemein klar und intensiv nach roten Früchten, polierte Sauerkirsche, Schlehe, dazu ganz<br />

reife Johannisbeere, frische Brombeere, wunderbar dicht, frisch und animierend. Mit Belüftung<br />

kommt delikate Mineralität dazu, ganz tief. Das ist ein beeindruckendes Bukett. Und<br />

auch am Gaumen bleibt der Fuß auf dem Gaspedal. Die Gerbstoffe sind maximal dicht und<br />

geschliffen, der „Costa Grande“ entfaltet enormen Druck, die Säure ist herrlich belebend, da<br />

ist ganz viel Zug, aber ohne jede Schwere. Rote Aromen rollen an, dahinter wieder die fast<br />

schon salzige Mineralität. Das ist wirklich sehr groß und sehr lang. Das ist ein genialer Wein.<br />

Der ist zwar nicht ganz billig, angesichts seiner Qualität aber dennoch ein Schnäppchen!<br />

95 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

Ab sofort (etwas Zeit und Luft via Karaffe benötigt der Wein schon), idealerweise ab 2025–2040+.<br />

Februar 2024<br />

41


ITALIEN TOSKANA<br />

96 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

„IL NOCIO“ DOCG VINO NOBILE<br />

DI MONTEPULCIANO, ROSSO 2019<br />

Spektakulärer Vino Nobile und Wein-Höhepunkt<br />

aus der Toskana!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO110719 | 14,5% VOL. | 100,00 €/L | 75,00 €<br />

Von ganz oben ist die Aussicht immer am besten. Und genau<br />

da steht der „Il Nocio“ in der an großartigen Weinen wirklich<br />

reichhaltig bestückten Qualitätspyramide des Topweinguts<br />

Boscarelli. Die Brüder Luca und Nicolò De Ferrari arbeiten<br />

seit vielen Jahren und Jahrzehnten daran, das Potenzial<br />

der Rebsorte Sangiovese Prugnolo Gentile – so wird der Sangiovese<br />

in der Region um Montepulciano genannt – und des<br />

Terroir der traumhaften Gegend komplett zum Vorschein<br />

zu bringen. Das machen sie zum einen, in dem sie in Weinberg<br />

und Keller maximal pedantisch arbeiten, dazu kommt<br />

eine rigorose Auswahl an besonders aromatischen Klonen<br />

sowie die Abfüllung von Lagen-Nobile, die besonders fein<br />

und konzentriert sind und die Vorteile einzelner Parzellen<br />

betonen. Die Lage Vigna del Nocio ist ein etwa vier Hektar<br />

großer Weinberg im östlichen Bereich des Anwesens, den die<br />

Familie De Ferrari seit dem Jahr 1988 bewirtschaftet. Vigna<br />

del Nocio umfasst rund vier Hektar Sangiovese-Reben, die<br />

auf einer Höhe zwischen 280 bis 350 Meter stehen. Die Parzelle<br />

ist relativ kühl, der Boden von Kalkmergel, Lehm und Sand<br />

geprägt. Die Reben stammen von alten Klon-Selektionen<br />

ab, was der Komplexität des Weins deutlich zugutekommt.<br />

Gelesen wird natürlich von Hand, die entrappten Trauben<br />

vergären spontan in Holzgarständern bei kontrollierten<br />

Temperaturen von 27 bis 31 °C. Der Ausbau erfolgt dann in<br />

Fudern aus französischer und slawonischer Eiche von fünf bis<br />

zehn Hektolitern über 18 bis 24 Monate, also in etwas kleineren<br />

Einheiten als bei anderen Nobile-Varianten, aber auch<br />

hier nicht im neuen Holz. Es geht eben um den Ausdruck<br />

der exquisiten Lage und der fantastischen Trauben. Der<br />

2019er-„Il Nocio“ duftet betörend komplex nach tiefer Würze<br />

und einem dichten Bouquet reifer Früchte, die von Kirsche,<br />

Schlehe und sehr reifer schwarzer Johannisbeere angeführt<br />

werden, aber auch etwa Brombeergelee ist dabei, aber ganz<br />

auf der herben, frischen Seite. Dazu kommt gerade eben blank<br />

poliertes Leder sowie heller Tabak, ganz delikat, dahinter<br />

schlummert eine sublime Mineralität. Am Gaumen beeindruckt<br />

in diesem jungen Stadium – der Wein ist maximal für<br />

die Langstrecke ausgelegt –vor allem die Wucht, die Saftigkeit<br />

und der Druck, den dieser „Il Nocio“ aus dem klassischen<br />

Jahrgang 2019 bietet. Die Gerbstoffe sind sehr dicht, griffig,<br />

fest, aber herrlich geschliffen, hier schlummert Potenzial für<br />

Jahrzehnte. Die Säure – dafür lieben wir den Sangiovese – ist<br />

herrlich frisch und lebendig, da ist toller Zug drin. Erneut<br />

erleben wir viel Kirsche und weitere rote Früchte, aber eben<br />

auch Rosmarin, Kräuterwürze, vielleicht sogar eine Spur<br />

Nelke und zarte Mineralität. Das alles ist herrlich miteinander<br />

verwoben und geschliffen, kompakt und vielschichtig.<br />

Das ist ein ganz großer Wein aus der Toskana und aus Italien,<br />

das ist Weltklasse in limitierter Auflage von etwa 5.000 Flaschen.<br />

Glückwunsch, liebe fratelli De Ferrari, euch ist ein<br />

Meisterwerk geglückt!<br />

Ideal ab 2026/2027, dann bis 2050+.<br />

„FAMILIÆ – OCCHIO DI PERNICE“<br />

DOC VIN SANTO DI MONTEPULCIANO,<br />

2011<br />

Eine rare und delikate Kuriosität:<br />

Der Vin Santo di Montepulciano aus<br />

Sangiovese ist ein betörendes Elixier!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO110811H | HALBE FLASCHE (0,375L) |<br />

13% VOL. | 93,33 €/L | 35,00 €<br />

Der Klerus hatte schon immer ein feines Gespür, wenn es<br />

um Wein, Weinanbau und die besten Lagen ging. Die Zisterzienser-Mönche<br />

etwa legten in Burgund Fundamente der<br />

Weinkultur, wie wir sie heute in Europa kennen und schätzen.<br />

Wichtig war dem Klerus natürlich auch die Qualität der<br />

Weine, die während der Messe zum Einsatz kamen – darüber<br />

ließen sich ausladende Abhandlungen schreiben. Auch der<br />

Vin Santo di Montepulciano – der Heilige Wein – ist eng an<br />

die christliche Kultur und religiöse Rituale gekoppelt: Er<br />

wurde früher in der Zeit zwischen Advent und der Karwoche<br />

gekeltert und diente den Priestern auch häufig als Messwein.<br />

Für den Vin Santo, der zur Gattung „Passito“ gehört, werden<br />

reife Beeren vor dem Pressen über mehrere Wochen hinweg<br />

auf Strohmatten getrocknet und dabei teilweise rosiniert. Dabei<br />

werden die Inhaltsstoffe wie Süße, Frucht und Säure konzentriert.<br />

Normalerweise wird der Vin Santo auch bei Poderi<br />

Boscarelli aus weißen Rebsorten wie Trebbiano, Malvasia<br />

oder Greccheto erzeugt. Aber wie schon 2010 wurde auch<br />

2011 der Vin Santo ausschließlich aus roten Trauben und<br />

hauptsächlich aus Sangiovese Prugnolo Gentile gekeltert –<br />

deshalb trägt er auch den Zusatz „Occhio di Pernice“, was so<br />

viel heißt wie „Auge des Rebhuhns“ und sich auf den roséfarbenen<br />

oder bernsteinfarbenen Ton des Weines bezieht.<br />

Die getrockneten Trauben wurden behutsam gepresst und in<br />

Holzfässchen von 20 bis 50 Litern Fassungsvermögen ausgebaut,<br />

die mit Wachs versiegelt wurden. Die caratelli, wie die<br />

kleinen Fässer heißen, werden bei Boscarelli zum ersten Mal<br />

nach vier bis fünf Jahren geöffnet. „Familiæ – Occhio di Pernice“<br />

läuft bernsteinfarben und mit leicht öliger Konsistenz<br />

ins Glas und imponiert mit Aromen von Walnuss und Karamell<br />

in der Nase, reifen Feigen, kandierten Aprikosen, Datteln,<br />

etwas Milchschokolade, Orangenschale, Tabak, Minze, auch<br />

mentholische Anklänge. Am Gaumen mit einer feinziselierten,<br />

aber selbstbewussten Säure, die zitrisch belegt ist und<br />

ein adrettes Spiel mit der cremigen Süße eingeht. Durch dieses<br />

Zusammenspiel wirkt der Vin Santo auch nie zu pappig<br />

oder zu plump, die Säure zieht erfrischend ihre Bahn in der<br />

kräftig geformten Struktur. Großzügig und nobel im Mund<br />

mit hellem Karamell und Blütenhonig, aber auch zitrischfrischem<br />

Kontrast, aus dem der Wein seine Spannung zieht<br />

bis in den langen Ausklang. Eines ist gewiss: Diese heilige<br />

Verführung kann keine Sünde sein. Das betörende Elixier ist<br />

etwas ganz Besonderes und wird nur in der kleinen Flasche<br />

angeboten.<br />

Jetzt schon ein großes Vergnügen, aber sicher auch noch in 20<br />

Jahren und länger ein erhabener Genuss.<br />

42 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Boscarelli<br />

Februar 2024<br />

43


ITALIEN TOSKANA<br />

RIECINE<br />

GAIOLE IN CHIANTI<br />

44 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Riecine<br />

Die Referenz der Toskana!<br />

Ein mythischer Name aus einer der magischsten Kulturlandschaften der Welt verzaubert mit<br />

biologisch angebauten Chiantis voller Noblesse!<br />

Laue Abende in der Toskana verführen zum Träumen: Mit allen Sinnen saugen wir bei<br />

jeder neuen Winzerreise den berauschenden Geruch des Herbstes ein und genießen<br />

den Chianti mit guten Freunden. Ja, dieser Wein ist die Seele der Toskana. Es sind<br />

Herzblutweine, deren Stilistik jedoch in den letzten drei Jahrzehnten erheblichen Veränderungen<br />

unterworfen war! Inwiefern? Nun, nach den vielen dünnen, sauren Weinchen der<br />

1980er-Jahre wurden und werden heute mit hohem kellertechnischen Aufwand viel zu viele<br />

fette, in ihrer Stilistik austauschbare Marmeladenweine aus internationalen Rebsorten produziert:<br />

Rubens trifft Schwarzenegger. Viele wahre Toskana-Liebhaber haben jedoch einfach<br />

keine Lust, diese barriquegeschwängerten „Monstertropfen“ zu trinken, die vor schierer Kraft<br />

kaum zu laufen, geschweige denn grazil im Glase zu stehen vermögen! Aber es gab und gibt<br />

die rühmlichen Ausnahmen in der Toskana: Handwerklich, in größter Achtung vor der Natur<br />

vinifizierte Sangiovese-Weine (die autochthone Urrebe der Region), vibrierend lebendige<br />

Geschöpfe voller Individualität – und somit das genaue Gegenteil eines in industrieller Massenproduktion<br />

gefertigten, immer gleich schmeckenden „Coca-Cola-Produkts“!<br />

Eine dieser leider so raren Trouvaillen, die immer wieder viel zu schnell ausverkauft sind,<br />

können wir Ihnen heute mit heißem Herzen anempfehlen, denn die neuen Jahrgänge sind<br />

frisch eingetroffen: Das Weingut Riecine aus Gaiole in Chianti ist in jeder Hinsicht eine Perle<br />

und einer der strahlenden Fixsterne von bella Italia und nimmt in stilistischer Hinsicht eine<br />

absolute Ausnahmestellung ein. Seine Weine sind so betörend anders – schwebenden Wesen<br />

ähnlich, in unverfälschter, höchst authentischer toskanischer Weintradition! Diese Inkarnation<br />

von burgundischer Feinheit in Duft und Textur bildet den Gegenpol zu den unzähligen<br />

austauschbaren Technoweinen, die heute den Markt überschwemmen.<br />

Originäres Chianti, wie es nobler und unverfälschter nicht sein kann!<br />

Kein Zweifel: „Riecine“ ist in den knapp vier Jahrzehnten seines Bestehens zur Legende geworden.<br />

Seit 2016 leitet der 1984 geborene Önologe Alessandro Campatelli als wine maker (er<br />

ist sowohl für die Weinberge als auch den Keller verantwortlich), der nach seinen Intermezzi<br />

bei Kendall-Jackson, Monteverro und der Tenuta di Trinoro den Weg zu Riecine fand. Ein<br />

Glücksfall für alle Beteiligten und eine vorausschauende Investition in die Zukunft des Weinguts,<br />

die jüngst mit einem der renommiertesten Preise, den Italiens Weinwelt zu vergeben<br />

hat, geadelt wurde: Alessandro Campatelli wurde mit dem premio „Giulio Gambelli“ ausgezeichnet,<br />

eine Hommage an den 2012 verstorbenen maestro del Sangiovese mit der jährlich ein<br />

junger Önologe oder Winzer geehrt wird. Unserer Meinung nach hätte diese Auszeichnung<br />

keinem Würdigeren zuteilwerden können – bravo, bravissimo!<br />

Das Resultat von Andreas liebevoller Arbeit sind denn auch absolut geschliffene Sangiovese-<br />

Delikatessen – völlig frei von modischen überreifen Aromen, fetter Frucht oder gar trockenen<br />

Tanninen. Handwerkliche Sangiovese-Weine voller Eleganz statt holzüberladener Supertuscans<br />

aus internationalen Modesorten! Diese urigen, authentischen Weine aus dem Chianti<br />

gehen schlicht unter die Haut! Sie beschwören die Magie ihrer Herkunft, sie rufen wehmütige<br />

Erinnerungen an laue Sommerabende unter toskanischem Himmel und das unbeschreiblich<br />

schöne fahle Licht in der Abenddämmerung wach, sie sind von burgundischer Textur<br />

und außerordentlich vielschichtig in ihrem faszinierenden Duft: Gänsehautatmosphäre!<br />

Diese originären Chianti wagen avantgardistische Tradition, besitzen Charisma und unverfälschten<br />

Herkunftscharakter: Sie sind die Essenz der Toskana, ihr pochendes Herz! Die magischen<br />

Weine von Riecine gehören schlicht zu den größten Weinen Italiens. Und werden<br />

dementsprechend von der internationalen Fachpresse begeistert gefeiert!<br />

Februar 2024<br />

45


ITALIEN TOSKANA<br />

CHIANTI CLASSICO<br />

DOCG, ROSSO 2022<br />

Von der Unschlagbarkeit des Flaggschiffs:<br />

So klassisch, so authentisch schmeckt<br />

Referenz-Chianti!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO040122 | 14% VOL. | 30,66 €/L | 23,00 €<br />

ITO040122-M | MAGNUM |14% VOL. | 36,66 €/L | 55,00 €<br />

Will man Sangiovese schmecken oder französisches Eichenholz?<br />

Bei Riecine war das eigentlich noch nie die Frage, seit<br />

John Dunkley in den 1970ern das Weingut oberhalb von<br />

Gaiole in die erste Reihe der Chianti-Produzenten schob. Die<br />

große Vergangenheit der bereits im 13. Jahrhundert erwähnten<br />

Kloster-Weingärten sollte nicht in den Moden der Neuzeit<br />

untergehen. Alle Nachfolger bis herauf zum aktuellen<br />

wine maker Alessandro Campatelli hielten sich an das alte,<br />

vor allem aber gute Rezept. Aktuell wird daher die Eleganz<br />

des Chiantis von Riecine bereits in den Weinbergen, die<br />

biodynamisch bearbeitet werden, vorbereitet. Ein Ausbau<br />

im Zementtank und ein lediglich skrupulöser Einsatz von<br />

Holzfässern (gebrauchte tonneaux und Fuder) bringt die in<br />

der Natur gewonnene, nahezu burgundische, Feinheit des<br />

Sangioveses in den Keller. Und sodann in die Flasche – was<br />

man gerade in der Jugend dieses Toskana-Klassikers deutlich<br />

merkt.<br />

Die Nase des Chianti Classicos von 2022 signalisiert Vertrautheit;<br />

der Fleischsaft-Kirsch-Duft des Sangioveses stellt sich<br />

sofort ein. Allerdings fällt bereits hier die Absenz jeglicher<br />

Bitter-Noten auf. Die rotfruchtige Mischung wirkt weich und<br />

zugänglich wie frisch verrührte Waldbeeren. Im Mund wird<br />

das Tannin zwar doch spürbar, doch es ist ein nicht von der<br />

Seite der Frucht weichender Begleiter. Wie bei Preiselbeeren<br />

oder Kornellkirschen gehört diese herbe Erscheinungsform<br />

zu diesem Riecine-Rotwein dazu. Lorbeer-Blatt und Tapenade<br />

ergänzt diese herb-säurige Lebendigkeit. Haus-Verbot hat<br />

hier allenfalls eine weichgespülte Süße, mit der man anderswo<br />

den Chianti schneller „zugänglich“ machen will!<br />

Dieser 2022er ist dafür gedacht, zum Essen serviert zu werden.<br />

Man kann seine leise Bitte nach einem Begleiter mit<br />

leichter Süße – das Wildschwein-Sugo drängt sich förmlich<br />

auf! – praktisch mit jedem Schluck deutlicher hören. Und<br />

wer zu der in Napoli verpönten „Pizza Hawaii“ wenigstens<br />

im Glas seriös agieren will, hat ebenfalls den perfekten Rotwein<br />

zur Hand. Solistisch wie auch zu Tisch sollte man ihn<br />

nur ein wenig ankühlen. Denn die Freude, die der sich langsam<br />

erwärmende Chianti Classico macht, ist Teil des Erlebnispakets<br />

aus Gaiole.<br />

Schon jetzt und sicher bis 2036 und länger zu genießen.<br />

CHIANTI CLASSICO RISERVA<br />

DOCG, ROSSO 2020<br />

Das Warten hat sich gelohnt: die wilde, würzige<br />

Riserva aus dem 50 Jahre alten Bio-Weinberg<br />

Gittori!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO040220 | 14% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 €<br />

ITO040220-M | MAGNUM |14% VOL. | 52,66 €/L | 79,00 €<br />

Schon das Schlagwort „Riserva“ auf dem Etikett verrät zweifelsfrei:<br />

Dies ist ein besonderer Wein, der sich durch seine Tiefe<br />

und Dunkelheit fundamental von einem „normalen“ Chianti<br />

Classico unterscheidet. Der Winzer Alessandro Campatelli<br />

hatte bereits 2016 eine Riserva aus dem 2,6 Hektar großen,<br />

50 Jahre alten und vollständig biologisch bewirtschafteten<br />

Weinberg Gittori geschaffen – hier wachsen die wohl besten<br />

Trauben des Chianti Classico. Obendrein vereint sich in diesem<br />

Tropfen das gesamte Können des Weinguts Riecine: Für<br />

die erhöhte Komplexität und Konzentration ist zunächst die<br />

geringere Ertragsmenge verantwortlich. Dann werden die<br />

Trauben nicht nur vor Ort im Weinberg, sondern auch ein<br />

weiteres Mal auf einem vibrierenden Sortiertisch selektiert.<br />

Vor der Spontangärung wird der Most in einem Nomblot-<br />

Zementtank bei kontrollierter Temperatur mit Trockeneis<br />

gekühlt. Anschließend verbleibt der Wein zehn Tage lang<br />

auf den Schalen und wird dann in große, ungetoastete Fässer<br />

aus französischer Eiche des burgundischen Küfers Grenier<br />

umgepumpt. Auch wenn viele Genießer kaum so lange warten<br />

mögen: Dort reift er 22 Monate lang bei „kontrolliertem Nichtstun“,<br />

bevor er schließlich abgefüllt und weitere drei Monate<br />

gelagert wird. Das Ergebnis ist eine wilde, würzige Riserva, die<br />

sich klar und brillant in leuchtendem Rubinrot präsentiert.<br />

Die Farbe ist intensiv und tief, was auf eine gute Konzentration<br />

hinweist. In der Nase zeigt der Wein eine schöne Komplexität<br />

mit Aromen von saftigen Sauerkirschen, Preiselbeeren, einem<br />

Hauch von Geranien und etwas weißem Pfeffer. Eine Spur<br />

Menthol, Muskatnuss und Eukalyptus vervollständigen das<br />

Bouquet und fügen eine erfrischende Note hinzu. Am Gaumen<br />

zeigt sich dieser authentische Klassiker mit einem mittleren<br />

Körper und einer straffen Säure. Der Geschmack ist lebendig<br />

und elegant, mit Kirsch-, Erdbeer- und Himbeernoten, die<br />

von einer subtilen Mineralität und einem Rückgrat von festen<br />

Tanninen unterstützt werden. Die Tannine sind geschmeidig<br />

und pudrig, während die durchdringende Säure im Abgang<br />

noch einmal anklingt. Der Abgang ist lang und erfrischend,<br />

mit Noten von Erdbeeren, Zimt und etwas Kardamom. Insgesamt<br />

eine erstklassige Riserva mit schöner Komplexität und<br />

guter Balance. Konzentration ist reichlich vorhanden, was darauf<br />

hinweist, dass sie sich über viele Jahre gut weiterentwickeln<br />

wird. Durch die Kombination aus reifen Fruchtnoten,<br />

Mineralität und feinen Tanninen passt sie jedoch heute bereits<br />

ideal zu einer Vielzahl von Gerichten, etwa zu einem kräftigen<br />

Rinderschmorbraten oder einem würzigen Pasta-Gericht.<br />

Ab sofort und bis 2035.<br />

94 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

46 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Riecine<br />

„RIECINE DI RIECINE“<br />

IGT TOSCANA, ROSSO 2020<br />

In voller Lebendigkeit: Quintessenz des<br />

Sangioveses!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO040620 | 13% VOL. | 82,66 €/L | 62,00 €<br />

Ein Weingut des Namens Riecine bei Gaiole im Chianti findet<br />

bereits im 12. Jahrhundert auf den Plänen der Abbazia di<br />

San Lorenzo in Coltibuono Erwähnung. Heute, nach unüberschaubar<br />

vielen Generationen von Besitzern, teilen sich Lana<br />

Frank und Alessandro Campatelli die Verantwortung für ein<br />

Weingut, dass, auf so viele Wechsel und Umbrüche zurückblickend,<br />

eine beinahe ungeheure Kontinuität ausstrahlt. Der<br />

„Riecine di Riecine“ von 2020 ist das Paradebeispiel für Innovation<br />

innerhalb von Tradition. Die allgegenwärtige Rebsorte<br />

Sangiovese (im Chianti immer noch die Nummer eins) wird<br />

hier mit begnadeter Sicherheit etwas anders „ausgeleuchtet“.<br />

Während es dort weithin üblich ist, dem Sangiovese zur Einhegung<br />

seiner Lebhaftigkeit etwas Holz mit auf den Weg zu<br />

geben, haben sich Frank und Campatelli entschieden, ihm<br />

eben dieses vollständig vorzuenthalten, seine Vitalität quasi<br />

ohne Zaumzeug auf die Flasche zu bringen. Eine beglückwünschenswerte<br />

Entscheidung, finden wir. Auf den typischen<br />

Lehm-Kalk-Böden des Chianti wachsen die 60 Jahre alten<br />

Reben des Riecine – und was sich an Vinifikationsvirtuosität<br />

dann anschließt ist schlicht beeindruckend: Nach selektiver<br />

Handlese wir vollständig entrappt. Die Beeren werden in einen<br />

Betontank eingeschichtet und nur durch ihr Eigengewicht angequetscht.<br />

Trockeneis und äußerst geringe Bewegung helfen<br />

während der spontane Gärung, auch noch das letzte Quäntchen<br />

Frucht zu bewahren (in den ersten 48 Stunden der 30<br />

Tage auf der Maische wird nur hinuntergedrückt, dann einmal<br />

am Tag überschwallt). Anschließend kommt der Wein zur Reife<br />

für 36 Monate in ein unbeschichtetes Beton-Ei (Nomblot).<br />

Der unfiltrierte Wein darf sich dann noch weitere sechs Monate<br />

in seiner Flasche ausruhen.<br />

Diese Quintessenz des Sangioveses ist dann selbstverständlich<br />

auch den Sinnen geboten: Das Granatrot ist bei Bewegung<br />

sofort in der Lage sein Inneres, einen prächtigen Rubin<br />

leuchten zu lassen. Das Bouquet ist in allem Reichtum schon<br />

fast eine Herausforderung: Kirsche in herrlicher Frische, rote<br />

Johannisbeere, Pflaume, frisch geerntete Rosenblätter, Pinienhainboden,<br />

Kakao, Tabak, Zigarrenkiste, Pfeffer, Eukalyptus,<br />

Rosmarin, Thymian, frisches Tomatenlaub, Paprikapulver, getrocknete<br />

Wildblumen; und alles in Helligkeit und Freiheit.<br />

Der Reichtum an Aromen findet am Gaumen dann tatsächlich<br />

noch seine Meisterin. Die Lebendigkeit der Säure, die reizvollen<br />

Wechsel von Süße zu Tannin-Rauheit, die sehr späten<br />

Eindrücke von Schwere (erst im Ausklang!) machen den<br />

Riecine zu einem echten Erlebnis, das selbst dem ausgewiesenen<br />

Sangiovese-Kenner noch Neues zu berichten weiß.<br />

Ab sofort bis mindestens 2033+.<br />

„TRESETTE“ MERLOT<br />

IGT TOSCANA, ROSSO 2017<br />

Zweiter Jahrgang dieses Spitzen-Merlots von<br />

einer kleinen alten Parzelle in Höhenlage!<br />

MERLOT<br />

ITO040817 | 14,5% VOL. | 105,33 €/L | 79,00 €<br />

Jancis Robinson, die Grande Dame unter den Masters of<br />

Wine, hat einmal über Carlo Ferrini, einen der bedeutendsten<br />

Önologen Italiens geschrieben: „Mr. Merlot becomes Sr. Eleganza.“<br />

Carlo Ferrini mag diese Bordelaiser Rebsorte tatsächlich<br />

besonders gerne, er war mit dafür verantwortlich, dass<br />

auf Riecine ein wenig Merlot gepflanzt wurde, als er das erste<br />

Mal in jungen Jahren für das Weingut tätig war, und er ist vor<br />

einigen Jahren nach dem Weggang von Sean O’Callaghan zurückgekehrt.<br />

Der Merlot trägt mittlerweile den Zusatz „alte<br />

Reben“. Er steht in einer 0,7-Hektar-Parzelle auf 480 Metern<br />

Höhe. Früher wurde ein wenig vom Merlot dem „La Gioia“<br />

wie auch dem „Riecine di Riecine“ beigegeben, was man heute<br />

nicht mehr tut. Stattdessen ist der „TreSette“ entstanden.<br />

Es ist ein reinsortiger Merlot, dessen Name „777“ auf ein<br />

bekanntes italienischen Kartenspiel verweist, aber noch<br />

mehr auf die drei 700-Liter-Fässer, in denen der Merlot über<br />

20 Monate hinweg ausgebaut wird. Diese Ausbauart sorgt<br />

für einen klaren Holzabdruck im „TreSette“, der von allen<br />

Weinen des Weinguts am modernsten erscheint. Der tief rubinrote<br />

Merlot offenbart Noten von süß wirkender Vanille<br />

und getoastetem Holz in Verbindung mit einer reifen roten<br />

Pflaumenwürze und einem Hauch von Nelken. Jetzt, am<br />

Anfang der Entwicklung, braucht der „TreSette“ viel Luft,<br />

um sich zu öffnen. Geben Sie ihm mehrere Stunden! Dann<br />

bindet sich das Holz auch am Gaumen zunehmend in die<br />

dunkle Frucht von reifen Pflaumen, Süßkirschen und Brombeeren<br />

sowie die Aromen von Süßholz und Pfeifentabak ein.<br />

Die Frucht wird hier von einer reifen Säure durchzogen und<br />

verbindet sich mit einem sehr eleganten und feingliedrigen<br />

Tannin, das dem Merlot schon jetzt eine beeindruckende<br />

Eleganz beschert und den Wein in ein langes saftiges und<br />

feinwürziges Finale begleitet.<br />

Dürfte seinen Höhepunkt etwa 2026 erreichen und sich bis 2037+<br />

weiterentwickeln.<br />

Februar 2024<br />

47


ITALIEN TOSKANA<br />

Platinum<br />

& „Best in<br />

Show“<br />

(Top 50 Wines)<br />

– DECANTER WORLD<br />

WINE AWARDS 2022<br />

97 Punkte:<br />

„a true<br />

beauty“<br />

– DECANTER<br />

96 Punkte:<br />

„A benchmark<br />

Gran<br />

Selezione.“<br />

– JAMES SUCKLING<br />

„VIGNA GITTORI“<br />

DOCG CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE, ROSSO 2019<br />

Grandiose Premiere der ersten „GS“ von Riecine!<br />

SANGIOVESE<br />

ITO041019 | 14,5% VOL. | 120,00 €/L | 90,00 €<br />

Manche nennen das, was im Jahre 2013 geschah, die Revolution im Chianti Classico: Damals<br />

stimmten die Mitglieder des Konsortiums bedeutsamen Neuerungen zu. Jens Priewe schreibt<br />

dazu: „Drei Jahre lang hatten die Verantwortlichen an einem Konzept gearbeitet. Ihr Ziel: Die<br />

vorhandenen Qualitäten genauer zu differenzieren, vor allem die immer noch zahlreichen Supertuscans<br />

heim ins Chianti-Classico-Gehege zurückzuholen, zumindest jene Supertuscans,<br />

die auf der toskanischen Leitsorte Sangiovese basieren. Ein durchaus löbliches Unterfangen.<br />

Gran Selezione – das soll der Leuchtturm sein (oder werden), der das berühmte Anbaugebiet<br />

zwischen Florenz und Siena in ein neues, strahlendes Licht taucht. »Die Gran Selezione wird<br />

aus den Trauben der besten Weinberge eines Weinguts gewonnen, nach strengen Regeln<br />

und noch strengeren Kontrollen.« Man beachte, dass in diesem Statement von „Trauben der<br />

besten Weinberge“ die Rede ist – eine Gran Selezione kann also von mehreren Weinbergen<br />

stammen. „Eine derartige »GS« mag ein guter Wein sein, ist aber kein Terroir-Wein“ (Priewe)<br />

– also das, was die Vertreter dieser Top-Kategorie eigentlich sein sollten und sein wollen.<br />

Immerhin ist seit der Einführung der UGA-Bezeichnung auf dem Etikett der Gran Selezione<br />

in diesem Jahr auch die neue Regelung in Kraft getreten, dass die Gran Selezione nur aus<br />

Sangiovese und einheimischen Rebsorten wie Canaiolo, Colorino erzeugt werden darf –<br />

„Traditionalisten“ dürfen also aufatmen!<br />

„Vigna Gittori“ ist die erste „Gran Selezione“ von Riecine – und sie hält alles (und löst noch<br />

mehr ein), was dieses Haus verspricht. Die Sangiovesetrauben stammen aus dem namengebenden<br />

Weinberg Gittori (und nur diesem!), einer nach Süden ausgerichteten Parzelle in<br />

500 Metern Höhe, die 1971 gepflanzt wurde und die das Weingut nach 20-jähriger Pacht im<br />

Jahr 2019 endlich erwerben konnte. Nur 3.233 Flaschen und rare 50 Magnums wurden von der<br />

annata 2019 gefüllt, die im Juli 2022 von Riecine freigegeben wurde. Was hier im Glas ist, soll<br />

den Chianti Classico und auch die Riserva überragen und die Krönung der Qualitätspyramide<br />

sein. Entsprechend dunkelfarben fällt der Wein aus, wenngleich das Zeitunglesen dahinter<br />

weiterhin möglich wäre. Womit klar wäre, dass der Sangiovesetraube hier keine künstliche<br />

Farbkonzentration zugemutet wurde –die der durchaus fragilen Rebsorte auch nicht wirklich<br />

stünde. Das Bouquet ist ein ziemlich kompaktes Bündel an Dörrfleisch, Amarenakirschen,<br />

balsamischen Kopfnoten und eingelegten Pflaumen. Am Gaumen stützt dann der Eichenfassausbau<br />

die konzentrierte Frucht, die hier kraftvoll und aromatisch ausfällt aber nicht<br />

durch sprödes Tannin ausgebremst wird. Dieser Chianti zeigt sich wunderbar geschmeidig,<br />

nur eben noch eine Klasse seriöser als der Classico, dabei nochmals konzentrierter (Schwarzkirsche<br />

satt!), da kraftvoller, als die Riserva des Hauses. Vor allem behält der Toskaner aber<br />

seine prägende, stets vibrierende Rotfruchtigkeit bei, die diesen Wein so charismatisch macht.<br />

Ein glorreicher Beweis dafür, dass diese Kategorie nicht nur für muskelbepackte Kraftpakete<br />

reserviert ist, die sich hier bei so manchen Betrieben wohl mangels Kreativität aber auch der<br />

Nachfrage nach „Dampfhämmern“ wegen einschleichen. Wie gut, dass man sich bei Riecine<br />

immer auf authentische Weine verlassen kann!<br />

Ab 2023, ideal wohl ab 2025, dann bis sicherlich 2039.<br />

48 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Riecine<br />

Februar 2024<br />

49


ITALIEN FRIAUL<br />

LIVIO<br />

FELLUGA<br />

CORMONS (FRIULI-VENEZIA GIULIA)<br />

„Der Vater des modernen Weinbaus im Friaul.“<br />

– JANCIS ROBINSON, MW<br />

Wenn es um die großen Namen in der modernen<br />

Geschichte des italienischen Weins geht, dann<br />

steht Livio Felluga in der ersten Reihe. Er gehört<br />

zu den wichtigsten Erneuerern italienischer Weißweine seit<br />

den 1960er-Jahren. Auch wenn längst die nächsten Generationen<br />

rund um Filippo und Andrea Felluga die Geschicke<br />

des Weinguts prägen, so ist es doch sein Name und sind es<br />

seine Verdienste, die in Italien und bei allen, die ein Faible<br />

für italienische Weine haben, weiterhin präsent sind.<br />

Livio Fellugas wurde 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs in eine<br />

Region geboren, die wie wenige andere unter dem Krieg leiden<br />

sollte, denn seine Heimat Istrien und das Collio waren<br />

Schauplatz der Schlachten am Isonzo. Das Gebiet gehörte<br />

damals noch zur k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarn. Nach<br />

dem Krieg wurden Istrien und das Collio Teile Italiens und<br />

der Region Julisch Venetien. In Folge des 2. Weltkriegs wurde<br />

die Region erneut geteilt. Slowenien entstand, und mitten<br />

durch das Collio zog sich fortan der Eiserne Vorhang. Als<br />

Livio Felluga 1956 – er war zeitweise in Kriegsgefangenschaft<br />

gewesen – in Brazzano bei Cormòns sesshaft wurde, bestand<br />

von der Welt, in die er hineingeboren wurde, eigentlich<br />

nichts mehr, weder seine Heimat noch seine Familie oder der<br />

Weinhandel seiner Vorfahren. Livio, mittlerweile in seinen<br />

Vierzigern, entwickelte dort, wo er sich niedergelassen hatte,<br />

eine Idee, die ihm zuvor gekommen war, weiter. Er rekultivierte<br />

in den Hügeln von Rosazzo verwaiste Weingärten und<br />

pflanzte neue an, beschäftigte sich mit der Weinbaugeschichte<br />

der Region und schuf eine Marke, die vor allem ab den<br />

1970ern ein Synonym für moderne norditalienische Weißweine<br />

werden sollte. Er wurde zum Vordenker einer Region<br />

und später mit dem Ehrentitel „Patriarca dell’enologia<br />

friulana“ (Patriarch des friulanischen Weinbaus) bedacht.<br />

Bei seiner Beschäftigung mit der weinbaulichen Historie der<br />

Region stieß Felluga auf alte Karten, die zur Grundlage für<br />

das Markenzeichen seines eigenen Weinguts wurden: Es ist<br />

die moderne Form einer historischen Karte, die das Weingut<br />

als Etikett nutzt. Aus Gesprächen mit altgedienten Winzern<br />

und Aufzeichnungen, die er entdeckte, entwickelte er<br />

sein Rebsorten-Portfolio. Er setzte auf klassische Rebsorten,<br />

die die Region hervorgebracht hat oder die schon lange heimisch<br />

waren, aber auch auf Sorten, die Ende des 18. und 19.<br />

Jahrhunderts aus Frankreich in den Norden Italiens gelangt<br />

50 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


von Augustiner-Mönchen erbaut. Im gesamten Lauf ihrer<br />

Geschichte war der Wein des Klosters berühmt, zwischenzeitlich<br />

sogar der Lieblingswein der Dogen von Venedig. „Mit<br />

unserem neuen Wein möchten wir diese historischen Traditionen<br />

fortsetzen“, so Andrea Felluga, der 2011 die 18 Hektar<br />

der Abtei pachten konnte. Der Wein dieses Weinbergs steht<br />

in einer Doppelspitze des beeindruckenden Portfolios, das<br />

Felluga heute im Friaul erzeugen. Der andere Wein, der dort<br />

zu finden ist, ist der „Rosazzo Terre Alte“. Dieser Weißwein,<br />

der vom Gambero Rosso 2022 zum Weißwein des Jahres<br />

gekürt wurde, ist für den Weinführer „eine echte Ikone des<br />

italienischen Weißweins und im Ausland zu einem Symbol<br />

für das »Made in Italy« geworden so wie etwa ein Anzug<br />

von Armani. Es handelt sich um eine der seltenen Marken,<br />

die viele ausländische Weinliebhaber – die lange Zeit davon<br />

überzeugt waren, dass unser Land nur für die Produktion<br />

großer Rotweine geeignet sei – vom unbestrittenen Qualitätspotenzial<br />

unserer Weißweine überzeugt hat.“<br />

Livio Felluga<br />

„SHARIS“ IGT VENEZIA GIULIA,<br />

BIANCO 2022<br />

Die Vielfalt Friaul-Julisch-Venetiens<br />

in einem Wein!<br />

CHARDONNAY, RIBOLLA GIALLA<br />

IFR010122 | 13% VOL. | 21,20 €/L | 15,90 €<br />

IFR010122-M | MAGNUM | 13% VOL. | 24,66 €/L | 37,00 €<br />

waren. Das waren an heimischen Sorten der Picolit, Ribolla<br />

Gialla, Malvasia Istriana oder Refosco dal Peduncolo Rosso<br />

und an zugewanderten der Friulano (eigentlich: Sauvignonasse),<br />

sowie Sauvignon Blanc, Pinot Grigio, Pinot Bianco,<br />

Chardonnay, Merlot und Cabernet. Die Reben profitierten<br />

dabei von dem besonderen Klima zwischen den Ausläufern<br />

der Voralpen und dem Golf von Triest einerseits und den<br />

alkalischen und mineralischen Ponca-Böden mit einem Gemisch<br />

aus Sandstein Ton und Kalkmergel andererseits. Der<br />

Stil seiner Weine wurde so erfolgreich, dass Livio Felluga<br />

seiner Familie, als er 2016 im Alter von 102 Jahren starb, ein<br />

Weingut mit 228 Hektar Land inklusive 159 Hektar Reben<br />

hinterließ. Die Weine werden heute in 80 Länder exportiert.<br />

Filippo und Andrea Felluga haben derweil die Qualität der<br />

Weine noch weiter gesteigert. 500 Stunden Handarbeit wendet<br />

ihr Team heute durchschnittlich pro Hektar auf, um ihre<br />

Weine zu erzeugen, aber auch, um für die Reben ein Umfeld<br />

zu schaffen, das auf nachhaltige Nutzung und umweltfreundliche<br />

Bewirtschaftung setzt. Das Weingut ist in das nationale<br />

Qualitätssystem für die integrierte Produktion (SQNPI) eingebunden<br />

und nimmt am Nachhaltigkeitsprogramm für den<br />

Weinbau des italienischen Umweltministeriums teil.<br />

Besonders stolz ist die Familie darauf, dass sie die Weingärten<br />

der berühmten Abbazia di Rosazzo, der Abtei der Rosen,<br />

übernehmen durfte. Die Abtei wurde vor rund 1.000 Jahren<br />

Die Weinregion Friaul-Julisch-Venetien ist von heimischen<br />

wie von zugewanderten Rebsorten geprägt. Dazu gehören<br />

beispielsweise Sauvignon Blanc und Chardonnay, die sich<br />

dort seit längerer Zeit zuhause fühlen. Beim „Sharis“ hatte<br />

man bei Felluga den Wunsch, ein Abbild des heimatlichen<br />

Landstrichs in diesem Wein entstehen zu lassen. Dazu haben<br />

sie die traditionelle Sorte Ribolla Gialla mit Sauvignon<br />

Blanc und Chardonnay kombiniert. Nach dem Abbeeren<br />

wurde die Frucht kurz mazeriert und dann sanft gepresst.<br />

Der gewonnene Most wurde durch Absetzen geklärt. Die<br />

Gärung erfolgte bei kontrollierter Temperatur in Edelstahlbehältern,<br />

anschließend wurde der Wein einige Monate lang<br />

auf der Hefe gelagert, um seine Komplexität, seine cremige<br />

Textur und seine Eignung für die Lagerung zu erhöhen. Nach<br />

der Abfüllung in Flaschen reifte er weitere Monate im kühlen<br />

Keller.<br />

Der „Sharis“ ist ein frischer Wein, dessen leicht grüne Reflexe<br />

im strohfarbenen Gelb diese Jugend schon andeuten,<br />

dessen Charakter vor allem durch seine Vitalität sowie die<br />

feine Würze eingefangen wird. Er duftet nach Jasmin, nach<br />

etwas Holunderblüte und Maiglöckchen, nach Ginster und<br />

weißem Tee, weißfleischigen und gelbfleischigen Früchten,<br />

etwas Grapefruit-Abrieb und Kräuterwürze. Bei aller Frische<br />

zeigt der „Sharis“ am Gaumen viel Kraft und Volumen mit<br />

einer klaren Würze und leicht exotischen Noten von Ananas<br />

und Guave neben heimischem Obst. Die Säure sorgt dabei<br />

für Spannkraft und Lebendigkeit in dieser bemerkenswert<br />

schön gelungenen, ausnehmend balancierten Cuvée.<br />

Ab jetzt und sicher bis 2026 zu genießen.<br />

Februar 2024<br />

51


ITALIEN FRIAUL<br />

PINOT GRIGIO<br />

DOC FRIULI COLLI ORIENTALI,<br />

BIANCO 2022<br />

Livio Fellugas „Pinot Grigio“ ragt wohltuend aus<br />

dem Grauburgunder-Meer Norditaliens heraus.<br />

92 PUNKTE 92 PUNKTE<br />

Falstaff James Suckling<br />

PINOT GRIGIO<br />

IFR010222 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Der Pinot Grigio, also der Grauburgunder, ist die mit Abstand<br />

wichtigste Rebsorte Norditaliens. Er wird in Friaul-<br />

Julisch-Venetien, im Trento und Veneto auf rund 27.000<br />

Hektar angebaut. Vieles davon ist – ehrlich gesagt – nicht<br />

der Rede wert und landet im Discount. Bei Livio Felluga verhält<br />

es sich völlig anders. Sein Pinot Grigio von 2022 ist ein<br />

Wein mit Anspruch, der sich aber gleichzeitig unkompliziert<br />

und trinkfreudig präsentiert. Die Basis für die Klasse dieses<br />

Weines bilden das Klima und die Böden der Colli Orientali<br />

del Friuli. Um guten, vor allem aber frischen Pinot Grigio<br />

erzeugen zu können, bedarf es eines in Ansätzen kühlen Klimas,<br />

weil bei dieser Rebsorte die Alkoholgrade zum Ende<br />

des Sommers sonst so schnell in die Höhe schießen, wie ihre<br />

Säure abnimmt. In den Colli wird es vor allem in den Nächten<br />

kühl, sodass sich die Aromen ausbilden können und besagte<br />

Säure konserviert wird. Der aus Mergel und Sandstein<br />

eozänen Ursprungs bestehende Ponca-Boden, der im heimischen<br />

Dialekt „flysch“ genannt wird, sorgt zudem für eine<br />

Mineralität, von der die dezente Säure der Rebsorte ausgeglichen<br />

wird und die für Frische und Vitalität sorgt.<br />

So ist hier nach Handlese, kurzer Maischestandzeit, Vergärung<br />

und Ausbau im Edelstahl ein goldgelber Wein entstanden,<br />

der elegant und fein nach Kamille, Heu, Akazien- und<br />

Lindenblüten duftet. Ergänzt wird das Florale von reifem<br />

gelben Apfel, etwas Cantaloupe-Melone, kandiertem Ingwer<br />

und Grapefruit. Am Gaumen wirkt der Pinot Grigio<br />

kraftvoll und substanziell mit den schon im Duft präsenten<br />

Noten, mit viel Volumen und einer leicht hefigen seidigen<br />

Textur. Die Säure ist, wie schon angesprochen, reif und samtig,<br />

die Mineralität vital. Der Wein ist voluminös und doch<br />

frisch, samtig und auf elegante Weise würzig. Livio Felluga<br />

empfiehlt dazu Vorspeisen mit Meeresfrüchten, Risotto und<br />

Gemüsekuchen – eine Empfehlung, der wir uns gerne anschließen!<br />

Ab sofort und bis 2027+ zu genießen.<br />

52 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


94 PUNKTE<br />

James Suckling<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

DOC FRIULI COLLI ORIENTALI,<br />

BIANCO 2022<br />

Sauvignon Blanc aus den Colli Orientali,<br />

der zweiten Heimat dieser ursprünglich<br />

französischen Sorte<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

IFR010322 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Der Sauvignon Blanc gehört zu den großen Weltenbummlern<br />

unter den französischen Rebsorten. Beschränkte sich ihr Anbau<br />

früher vor allem auf die Loire und das Bordelais, findet<br />

man sie heute weltweit. Und dieser Siegeszug hält ungebrochen<br />

an. Waren im Jahr 2000 weltweit rund 44.000 Hektar bestockt,<br />

lag die Anzahl 2016 schon bei 125.000. Heute dürften es noch<br />

deutlich mehr sein. Dabei steht der Sauvignon Blanc nicht immer<br />

an den besten Standorten, und es wird daher nicht wenig<br />

einfacher und simpler Wein produziert, der davon lebt, dass<br />

die Sorte sich auch noch unter qualitativ völlig abträglichen<br />

Bedingungen noch einigermaßen aromatisch präsentiert. Den<br />

internationalen Durchbruch hat die Sorte vor allem mit dem<br />

Boom der neuseeländischen Marlborough-Sauvignons in den<br />

1990ern erlebt. Außerhalb Frankreichs aber gab es schon vorher<br />

einige Gebiete, in denen die Sorte perfekte Bedingungen<br />

vorfand und eine eigene Stilistik hervorbrachte. Zu diesen Orten<br />

gehören die Colli Orientali del Friuli, die östlichen Hügel<br />

des Friaul in der Nähe des Collio. Die Sorte kam schon vor<br />

Jahrhunderten mit den Habsburgern in die Region, die ja bis<br />

zum Ende des 1. Weltkriegs zu Österreich-Ungarn gehörte. Im<br />

Friaul gilt sie längst als heimische Sorte – im Gegensatz zum<br />

Chardonnay, der erst im 20. Jahrhundert in der Gegend populär<br />

wurde.<br />

Livio Fellugas 2022er ist ein klassischer Friuli-Sauvignon, der<br />

Frische und Aroma mit Kraft und Volumen verbindet und<br />

nach reifen, saftigen Birnen, nach weißem Pfirsich und Cassis<br />

duftet. Dazu kommen Noten von Johannisbeerblättern,<br />

Holunderblüten, Verbene und Minze, etwas Buchsbaum und<br />

Kapstachelbeeren, aber auch von etwas Salbei.<br />

Am Gaumen wirkt der Wein zunächst mundfüllend und rund.<br />

Dann aber werden die Kraft und Tiefe, vor allem aber die<br />

Mineralität und Spannung offensichtlich, die die besonderen<br />

Böden der Region in den Wein gebracht haben. Es sind die<br />

sogenannten Ponca-Böden – im Dialekt der Region „flysch“<br />

genannt –, die aus Mergel und Sandstein eozänen Ursprungs<br />

bestehen. Die Trauben wurden in der ersten Septemberhälfte<br />

von Hand in kleine Kisten gelesen. Nach dem Abbeeren<br />

wurden die Früchte kurz mazeriert, dann sanft gepresst und<br />

der gewonnene Most durch Absetzen geklärt. Es folgte eine<br />

temperaturkontrollierte Gärung in Edelstahlbehältern. Nach<br />

der Gärung wurde der Wein einige Monate lang auf der Hefe<br />

ausgebaut, um seine Komplexität, seine cremige Textur und<br />

seine Lagerfähigkeit zu erhöhen. Der Sauvignon Blanc bietet<br />

am Gaumen tatsächlich eine bemerkenswerte Komplexität, in<br />

der sich heimische Fruchtnoten mit exotischen mischen und<br />

von ein wenig Ingwerschärfe und Pfeffer, von zitrischer Frische<br />

und kräutriger Würze begleitet werden. Ein Wein mit<br />

Struktur und Finesse, nicht zuletzt aber auch mit viel Stoff<br />

und Saft, Kreidigkeit und Vitalität!<br />

Ab jetzt und sicher bis 2027 zu genießen.<br />

FRIULANO<br />

DOC FRIULI COLLI ORIENTALI,<br />

BIANCO 2022<br />

Schon der Name verrät es: „Friulano“,<br />

die prägende weiße Rebsorte des Friaul<br />

FRIULANO<br />

IFR010422 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Bis der Friulano zu seinem heutigen Namen kam, hat es eine<br />

geraume Zeit gebraucht. Entstanden ist die Sorte ursprünglich<br />

an der Gironde, wo sie „Sauvignonasse“, also „Sauvignon-ähnlich“<br />

hieß, sich dort jedoch nie richtig durchgesetzt<br />

hat. Schon im ausgehenden 18. Jahrhundert ist sie – ähnlich<br />

wie der Sauvignon Blanc – von den Habsburgern in das damals<br />

zur k. u. k. Monarchie gehörende Friaul gebracht und<br />

kultiviert worden. Die Sauvignonasse hat mit Sauvignon<br />

Blanc nicht sonderlich viel gemein, und verwandt sind die<br />

Rebsorten auch nicht direkt. Das hat man im Friaul intuitiv<br />

erkannt und ihr einen anderen Namen gegeben. Man nannte<br />

sie „Tocai“ oder „Tocai Friulano“, da man davon ausging, dass<br />

sie verwandt oder sogar identisch sei mit dem Furmint, also<br />

mit der Rebsorte, die verantwortlich war für den damals so<br />

populären süßen Tokajer. Tatsächlich kann man diese Idee<br />

nachvollziehen, doch weiß man heute, dass auch diese Verwandtschaft<br />

nicht real ist. Real aber war das Bestreben der<br />

Ungarn, den Norditalienern die Nutzung des Namens „Tocai“<br />

zu untersagen. 2002 waren sie endlich erfolgreich damit,<br />

und ab 2007 mussten die Winzer Norditaliens einen neuen<br />

Namen für die beliebte Sorte wählen. Im Friaul einigte man<br />

sich auf den Namen „Friulano“, in Venetien heißt die Sorte<br />

schlicht „Tai“.<br />

Friulano ist ein passender Name, handelt es sich doch bei<br />

dieser Rebsorte um die friaulische Rebsorte schlechthin. Livio<br />

Fellugas Friulano-Reben wurzeln in den Ponca-Böden<br />

der Region – im Dialekt von Cormòns „flysch“ genannt –,<br />

die aus Mergel und Sandstein eozänen Ursprungs bestehen.<br />

Die Trauben wurden von Hand in kleine Kisten gelesen, in<br />

den frühen Morgenstunden zu Kellerei gebracht, leicht angerebelt<br />

und abgebeert, einige Stunden auf der Presse vormazeriert<br />

und dann sanft gepresst. Vergärung und Ausbau<br />

erfolgten im Edelstahl, wo der Wein einige Monate lang auf<br />

der Feinhefe lag, bevor er gefüllt wurde.<br />

Der Friulano von ist ein Wein mit einer ganz eigenen Persönlichkeit<br />

und Typizität. Er öffnet sich mit Noten von reifen<br />

gelben Äpfeln, weißen Pfirsichen, Karambole und Mandarine<br />

mit Anklängen von Kräutern, duftenden Blüten und etwas<br />

Cassis. Mit seiner seidigen Textur und seiner samtenen Säure<br />

hüllt der Friulano den Gaumen ein. Tatsächlich präsentiert<br />

sich die Säure deutlich dezenter als beispielsweise beim Sauvignon<br />

Blanc, doch die besondere Mineralität der flysch-Böden<br />

gleicht das wieder aus, sodass sich hier eine lebendige,<br />

drängende Frische zeigt. Reife Zitrusfrüchte findet man hier<br />

inklusive ihrer Zesten. Dazu kommen etwas Ingwer, pikante<br />

Gewürze und im langen Finale auch die typische Note von<br />

Bittermandel in Kombination mit einer leichten Salzigkeit.<br />

Ein ausdrucksstarker, absolut faszinierender Wein!<br />

Jetzt, noch besser aber ab 2025, und dann über die nächsten fünf<br />

Jahre zu genießen.<br />

Livio Felluga<br />

Februar 2024<br />

53


ITALIEN FRIAUL<br />

FRIAUL FÜR ENTDECKER!<br />

IFR019923-P | „KENNENLERN-PAKET“ (6 FLASCHEN)<br />

STATT 119,80 € NUR 109,95 €<br />

„Zum Kennenlernen haben wir für Sie ein Probierpaket mit<br />

sechs Weinen dieses friulanischen Vorzeigeguts geschnürt –<br />

viel Spaß bei Ihrer Entdeckungsreise!“<br />

Sie erhalten je eine Flasche<br />

Pinot Grigio, bianco 2022 | Sauvignon Blanc, bianco 2022 |<br />

Friulanoi, bianco 2022 | Chardonnay, bianco 2022 | „Sharis“,<br />

bianco 2022 | „Vertigo“, rosso 2021<br />

CHARDONNAY<br />

DOC FRIULI COLLI ORIENTALI,<br />

BIANCO 2022<br />

Ponca-Böden und das Klima der Colli Orientali<br />

sorgen hier für Finesse und Spannung<br />

CHARDONNAY<br />

IFR010522 | 13,5% VOL. | 29,33 €/L | 22,00 €<br />

Der Chardonnay gehört zu den jüngeren Rebsorten des Friaul.<br />

Während Pinot Grigio, Friulano und Sauvignon Blanc<br />

seit dem 18. Jahrhundert heimisch geworden sind, finden<br />

sich Chardonnay und Pinot Noir erst im 20. Jahrhundert<br />

dort ein. Allerdings fühlt sich der Chardonnay in den Colli<br />

Orientali del Friuli, den östlichen Hügeln des Friaul, allemal<br />

wohl – sehr wohl sogar; denn Klima und Böden passen<br />

perfekt zu dieser Sorte. In den Hügeln wird es des Nachts<br />

angenehm kühl, was die Aromenausprägung und den Erhalt<br />

der Säure begünstigt. Die Ponca-Böden – im heimischen Dialekt<br />

auch „flysch“ genannt – sorgen mit ihrem hohen Anteil<br />

an Mergel, Sandstein und verwittertem Sandstein für eine<br />

agile Säure und Mineralität. Die Trauben wurden in der ersten<br />

Septemberhälfte von Hand gelesen und in kleine Kisten<br />

sortiert. Nach dem Abbeeren wurden die angequetschten<br />

Beeren kurz mazeriert, sanft gepresst und schließlich der<br />

gewonnene Most geklärt. Die Gärung erfolgte bei kontrollierter<br />

Temperatur in Edelstahlbehältern. Auch der Ausbau<br />

auf der Feinhefe geschah im Edelstahl, um die Frische des<br />

Weines zu erhalten.<br />

Fellugas Chardonnay ist ein eleganter Vertreter der Rebsorte.<br />

Durch den Ausbau auf der Feinhefe im Edelstahl wirkt er<br />

im Duft dezent, elegant und fein mit Noten von Akazienund<br />

Orangenblüten, etwas Birne, gelbem Apfel und Pfirsich,<br />

etwas Zitrone und Mango. Am Gaumen saftig, seidig, sinnlich<br />

und mit der für die Region so typischen flysch-Mineralität,<br />

die sich mit der agilen Säure und einer charmanten<br />

cremigen Textur verbindet. In dieser Region entstehen zudem<br />

auch recht kraftvolle Weine, und der Chardonnay ist<br />

durchaus einer von ihnen. Was er nicht zuletzt mit dem angenehmen<br />

Wechselspiel von hellen Noten und Frische sowie<br />

Energie und wohliger Wärme unter Beweis stellt.<br />

Jetzt und sicher bis 2028 zu genießen.<br />

„ILLIVIO“<br />

DOC FRIULI COLLI ORIENTALI,<br />

BIANCO 2021<br />

Pinot Bianco trifft Chardonnay und Picolit:<br />

„Illivio“ ist eine großartige Hommage<br />

der Kinder an ihren Vater Livio<br />

PINOT BLANC, CHARDONNAY, PICOLIT<br />

IFR010621 | 13% VOL. | 44,00 €/L | 33,00 €<br />

Zu seinem 85. Geburtstag hat der Weingutsgründer, Namensgeber<br />

und Vordenker des Friauls Livio Felluga ein ganz besonderes<br />

Geschenk erhalten. Seine Kinder haben ihm einen<br />

neuen Wein namens „Illivo“ gewidmet. Der sollte die Persönlichkeit<br />

des Patriarchen widerspiegeln und Kraft mit Eleganz<br />

und Leichtigkeit mit der Verbundenheit zur heimischen<br />

Scholle verbinden. Entstanden ist eine Cuvée aus Pinot Bianco,<br />

Chardonnay und Picolit, deren Reben in den typischen<br />

mineralreichen Ponca-Böden aus Mergel und Sandstein wurzeln.<br />

Es ist eine Spätlese, deren Trauben erst Ende September<br />

von Hand ist Kisten sortiert und zum Weingut gebracht<br />

wurden. Nach einem sorgfältigen Entrappen und einer kurzen<br />

Maischestandzeit wurden die Trauben langsam gepresst<br />

und bei kontrollierter Temperatur in kleinen Eichenfässern<br />

vergoren. Nach der malolaktischen Gärung blieb der Wein<br />

einige Monate lang auf der Hefe in kleinen französischen<br />

Eichenfässern.<br />

„Illivio“ präsentiert sich in einem hell leuchtenden Goldgelb.<br />

Zunächst erinnert die Nase an Zitrone und Ingwer, Weiße<br />

Johannisbeeren, Lindenblüten, Kamille und Rosmarin. Dann<br />

zeigt sich eine ganz dezente Note von Holz und Vanille mit<br />

etwas Steinobst und Orange. Am Gaumen ganz prachtvoll,<br />

mit viel Substanz und Volumen, viel Saft und einer feinen<br />

Extraktsüße. Hier findet man jede Menge weiß- und gelbfleischiger<br />

Früchte von Kernobst und Steinobst, Zitronen und<br />

Orangen und ebenso präsente Weiße Johannisbeeren und<br />

etwas Holunder. Die Konzentration wird von einer agilen<br />

Säure und einer tiefen Mineralität in Balance gebracht. Es<br />

ist beeindruckend, wie hier alle Komponenten aus Frucht,<br />

Extrakt, feinster Holzwürze, frischen zitrischen Noten und<br />

leichter Salzigkeit zusammenfinden.<br />

Ab jetzt gerne mit etwas Luft in der Karaffe und dann sicher bis<br />

2033 und länger.<br />

54 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Livio Felluga<br />

„TERRE ALTE“ DOCG ROSAZZO, BIANCO 2020<br />

Einer der Kultweine des Friaul und für den<br />

Gambero Rosso der Weißwein des Jahres 2022!<br />

FRIULANO, PINOT BLANC, SAUVIGNON BLANC<br />

IFR010721 | 13,5% VOL. | 97,33 €/L | 73,00 €<br />

93 PUNKTE 94+ PUNKTE<br />

View from the Cellar<br />

Vinous<br />

Der 1981 zum ersten Mal gefüllte „Terre Alte“ gehört längst zu den renommiertesten Weißweinen<br />

Italiens. Daher ist es auch kein Wunder, dass er vom Gambero Rosso 2022 zum<br />

Weißwein des Jahres gekürt wurde. Für diesen Weinführer ist er „eine echte Ikone des italienischen<br />

Weißweins und im Ausland zu einem Symbol für das »Made in Italy« geworden, so<br />

wie etwa ein Anzug von Armani. Es handelt sich um eine der seltenen Marken, die viele ausländische<br />

Weinliebhaber – die lange Zeit davon überzeugt waren, dass unser Land nur für die<br />

Produktion großer Rotweine geeignet sei – vom unbestrittenen Qualitätspotenzial unserer<br />

Weißweine überzeugt hat.“<br />

Auch wenn sich der „Terre Alte“ im Laufe der Jahre und mit älter werdenden Reben immer<br />

weiter in Richtung Finesse und Eleganz entwickelt hat, so ist er sich in seiner außergewöhnlichen<br />

Mischung aus Frucht und Würze immer treu geblieben. Grundlage dafür sind Friulano-,<br />

Pinot-Bianco- und Sauvignon-Blanc-Trauben, die in Rosazzo in den historischen hoch<br />

gelegenen Weinbergen der Terre Alte angebaut werden. Die Reben werden im traditionellen<br />

Cappuccina-System erzogen und profitieren von den Mergel- und Sandsteinböden aus dem<br />

Eozän. Die Trauben für diese Spätlese wurden Ende September in kleine Kisten gelesen und<br />

im Weingut noch einmal sortiert. Nach dem Entrappen und einer kurzen Maischestandzeit<br />

wurden die Trauben langsam gepresst und der Most in temperaturkontrollierten Edelstahltanks<br />

angegoren. Der Wein wurde danach in Eichenfässer gefüllt, in denen die alkoholische<br />

und malolaktische Gärung ihr Ende fand und der Wein dann auf der Hefe ausgebaut wurde.<br />

Der „Terre Alte“ von 2020 zeigt sich in einem intensiven Goldgelb. In der Nase spürt man<br />

die aromatischen Sorten Friulano und Sauvignon Blanc mit Noten von Weißer Johannisbeere<br />

und Johannisbeerblättern, etwas Buchsbaum und Limettenschale. Mit Luft und einem Umfüllen<br />

in den Dekanter wird es dann immer komplexer, erinnert an Jasmin und Lindenblüten,<br />

etwas Bergamotte und Verbene, Nektarinen und Pfirsiche, Orangen und Mango mit dezenten<br />

Kräuternoten von Thymian und Salbei. Am Gaumen wird dieser Facettenreichtum noch<br />

durch eine Spur Ingwer, Zitronenpfeffer und Lemoncurd ergänzt. „Terre Alte“: ein tiefer,<br />

eleganter und intensiver Wein mit hervorragender Struktur, Kraft und Länge, von Eric Guido<br />

für Vinous zu Recht mit 94+ Punkten bewertet.<br />

Ab ca. 2026 zu genießen, Höhepunkt etwa 2028, und dann bis 2038+. Vorher sollte der Wein karaffiert<br />

werden.<br />

Februar 2024<br />

55


SPANIEN EL HIERRO<br />

BIMBACHE<br />

EL HIERRO (KANARISCHE INSELN)<br />

„Die Spitzenreiter in Sachen Qualität<br />

bleiben dieselben: Envínate, Suertes<br />

del Marqués, Bien de Altura, Puro<br />

Rofe, Victoria Torres, Bimbache...<br />

die meisten von ihnen arbeiten daran,<br />

den reduktiven Charakter ihrer<br />

Weine zu minimieren, und sind ihren<br />

Lagen, Weinbergen und Jahrgängen<br />

treu.“<br />

– Luis Gutiérrez<br />

(Robert Parker Wine Advocate)<br />

56 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Nullmeridian und Insel der Seligen: Bimbache<br />

hat „tief im Westen“ einen Schatz gehoben –<br />

El Hierro, Weinleuchtturm am Ende der Welt!<br />

Bimbache<br />

„Die Insel El Hierro hat unglaubliche und abwechslungsreiche Landschaften, mit einigen Weinbergen,<br />

die direkt auf Lava gepflanzt wurden – wahrscheinlich einer der verrücktesten Weinberge,<br />

den ich (bisher) gesehen habe. Eigentlich fast unmöglich, dass dort etwas wächst.“<br />

– Luis Gutiérrez (Robert Parker Wine Advocate)<br />

„In den letzten zehn Jahren habe ich einen Wandel von jungen, fruchtbetonten, süffigen Weinen<br />

oder holzbetonten Möchtegern-Ribera-del-Dueros hin zu vulkanischen Weinen erlebt, die sich<br />

ihrer Herkunft, Böden und Sorten nicht schämen.“<br />

– Luis Gutiérrez (Robert Parker Wine Advocate)<br />

Prolog und ein wenig Historie<br />

Sehnsuchtsort Kanaren – Urlaub ja, aber Wein? Die „Inseln<br />

der Seligen“ liegen ja näher an der Westsahara als an Spanien!<br />

Und doch waren die „canary wines“ jahrhundertelang ein Exportschlager.<br />

Im 15. Jahrhundert etwa wurden Millionen von<br />

Litern Wein von den Kanarischen Inseln nach London verschifft<br />

und ein nicht ganz unbekannter Theaterdichter namens<br />

Shakespeare erwähnt ihn in gleich drei seiner Stücke.<br />

Überhaupt erfreuen sich die damals recht süßen, bernsteinfarbenen<br />

Weine größter Beliebtheit. Aber spätestens mit<br />

dem Erfolg des Konkurrenzprodukts aus Madeira als Folge<br />

einer politischen Schönwetterperiode zwischen Portugal<br />

und England, die Hand in Hand mit Boykottmaßnahmen<br />

gegenüber Spanien einherging, wurden die Exporte immer<br />

geringer, der Inselwein zum Nischenprodukt. Als dann 1850<br />

auch noch der echte Mehltau die Kanaren erreichte, war die<br />

ruhmreiche Zeit endgültig vorüber. Und die die Flaute der<br />

letzten 200 Jahre dann eine Durststrecke sondergleichen!<br />

Inzwischen aber sind die Weine von dieser aus Miniaturkontinenten<br />

bestehenden Inselgruppe international enorm<br />

gefragt, laut jüngster Zahlen des Landwirtschaftsministeriums<br />

auf nationaler Ebene allerdings eher Kategorie „Prophet<br />

im eigenen Lande“. Dabei sind die Kanarischen Inseln,<br />

dank ihrer besonderen geografischen Verhältnisse ein wahres<br />

Weinbauparadies. Hier wirken auf engsten Raum unterschiedlichste<br />

Klimaverhältnisse, Höhenlagen und Böden,<br />

die zur Entwicklung verschiedenster Anbaumethoden und<br />

-techniken beigetragen haben. Zudem blieb die Region im<br />

Gegensatz zu Resteuropa von der verheerenden Reblausplage<br />

im späten 19. Jahrhundert verschont, potenziell kann sich<br />

jeder Wein mit dem Zusatz „Prä-Phylloxera“ schmücken (wo<br />

gäbe es Vergleichbares?). Diese uralten, wurzelechten („pie<br />

franco“) Weinstöcke dringen tief in die – noch ein Plus! –<br />

vulkanischen Böden, ihre geringen Erträge in Kombination<br />

mit autochthonen Traubensorten (davon später mehr) entschädigen<br />

allerdings durch ein einzigartiges Geschmacksprofil,<br />

das nur auf diesen Inseln zu finden ist.<br />

Und diese Inselweine sind auf dem besten Weg sich zu einem<br />

echten game changer – was das Image spanischer Weine betrifft<br />

– zu entwickeln. Bedauerlicherweise werden spanische<br />

Weine noch immer (Vorurteile sitzen tief!), und das nicht<br />

eben selten, als zu fruchtbetont, zu üppig, zu alkoholisch und<br />

zu holzüberladen abgestempelt. Dabei übersieht man gerne,<br />

dass ausgerechnet Spanien, das (noch) größte zusammenhängende<br />

Weinbaugebiet der Welt, eine bemerkenswerte<br />

Vielfalt von Weinstilen bereithält. Das Zauberwort „Terroir“<br />

wird hier längst nicht nur geflüstert, sondern seit gut zwei<br />

Jahrzehnten mit Nachdruck „gelebt“ und vor allem damit gearbeitet.<br />

Kein Winzer, der etwas auf sich hält, der es nicht<br />

auf Flaschen ziehen wollte. Autochthone Rebsorten, geospezifische<br />

Parameter und klimatische Bedingungen und Besonderheiten<br />

stehen im Fokus, weitaus weniger die technischen<br />

Fertigkeiten eines wine makers. Eine Gegenbewegung zu den<br />

„gemachten“, „zusammengebauten“, überreifen und überkonzentrierten<br />

Weinen, die ihren Höhepunkt in den 1990er-<br />

Jahren erlebten, hat schon vor Jahren eingesetzt. Exemplarisch<br />

hierfür, weil so grundlegend anders, die Weine von<br />

Produzenten wie Envínate oder Suertes del Marqués. Beide<br />

Projekte haben vor etwa zehn Jahren auf Teneriffa eine Entwicklung<br />

in Gang gesetzt, die mittlerweile sämtliche Inseln<br />

der Kanaren erfasst hat.<br />

Terra incognita<br />

Jüngst erreichte die „terroiristische“ Bewegung auch El Hierro,<br />

die kleinste, abgelegenste, daher möglicherweise auch am wenigsten<br />

besuchte Insel. Sie ist auch die jüngste der Kanaren,<br />

nur etwa 100 Millionen Jahre alt, die sich allerdings in ihrer<br />

zum Teil wild zerklüfteten Topografie ziemlich bemerkbar<br />

machen. Auf diesem Eiland sind nur noch 167 Hektar Rebfläche<br />

übrig, die jedoch die größte genetische und klonale<br />

Vielfalt der Reben aller Kanarischen Inseln aufweist. Aus<br />

diesen Gründen war Rayco Fernández, eines der Gründungsmitglieder<br />

von „Puro Rofe“ (und Teil der Gegenbewegung!)<br />

auf Lanzarote, (vulkan)felsenfest davon überzeugt, dass<br />

El Hierro, diese weinbautechnisch in Vergessenheit geratene<br />

Februar 2024<br />

57


SPANIEN EL HIERRO<br />

Insel, eine glänzende Zukunft vor sich haben würde. Und<br />

damit beginnt die Geschichte eines der sicherlich ambitioniertesten<br />

und spannendsten Projekte, das uns (zumindest<br />

in Spanien) untergekommen ist!<br />

„Bimbache“ heißt das der neue Hoffnungsträger in Sachen<br />

Wein auf El Hierro, den Rayco Fernández und sein partner<br />

in wine Pablo Matallana aus der Taufe gehoben haben. Und<br />

„Bimbache“ bezeichnet die ersten Bewohner der Insel, bevor<br />

El Hierro Anfang des 15. Jahrhunderts von Franzosen und<br />

„Festlandspaniern“ besiedelt wurde. Besser hätten Rayco<br />

und Pablo den Namen nicht wählen können, sind sie doch<br />

die ersten, die sich anschicken, El Hierro einer staunenden<br />

Weinwelt bekannt zu machen.<br />

Botschafter wider Willen<br />

Rayco und Pablo sind Verfechter von Weinen, die die Geschichte<br />

ihrer Herkunft erzählen. So wie es eben nur vom<br />

Terroir geprägte Weine vermögen. Dennoch sind es immer<br />

Menschen die diese Weine produzieren, manchmal überhaupt<br />

erst ermöglichen. Und Rayco und Pablo sind diese<br />

Sorte Mensch! Rayco bezeichnet sich selbst als hoffnungslos<br />

begeisterten Weinliebhaber, der sein Hobby zum Beruf<br />

gemacht hat. Er beginnt als Maître und Sommelier in der<br />

Gastronomie, wechselt vor zehn Jahren dann in den Handel,<br />

nur zwei Jahre später gründet er seine eigene Weindistributionsfirma.<br />

Von Beginn an setzt er auf kleine Juwelen wie<br />

beispielsweise Envínate, er war der erste Händler weltweit,<br />

der ihre Weine führte. Sein großes Faible sind die Weine seiner<br />

Heimat; er sucht auf sämtlichen Inseln der Kanaren nach<br />

verborgenen Schätzen und fördert damit ganz maßgeblich<br />

die dortige Weinszene, denn Rayco kennt und schätzt man<br />

als Spürnase mittlerweile weltweit. Quasi wider Willen wird<br />

nun aus dem Sommelier und Weinhändler auch der Weinmacher<br />

Rayco. Wie schon auf Lanzarote, ist er vom Terroir<br />

Hierros komplett überzeugt, aber umso unzufriedener mit<br />

den schwachen, profillosen Weinen, die sich ihm dort präsentieren.<br />

Er will und kann wohl nicht mehr warten und<br />

gründet auf El Hierro, der „Insel der schlafenden Echsen“<br />

nur ein Jahr nach „Puro Rofe“ mit „Bimbache Vinícola“ sein<br />

zweites eigenes Weinprojekt.<br />

Wein aus Verpflichtung<br />

„Wann immer wir über die Qualität und Originalität ihrer<br />

Rebsorten nachdachten oder uns die besonderen Böden,<br />

die spektakulären Höhenlagen angesehen haben, meldete<br />

sich unser Pflichtbewusstsein und irgendwann war es dann<br />

klar, dass wir die Herausforderung auf der abgelegensten<br />

und kleinsten Insel der Kanaren Wein zu machen, annehmen<br />

würden.“<br />

Pablo Matallana ist der verantwortliche Önologe bei Bimbache,<br />

allerdings keiner, der mit Köfferchen und Patentrezept<br />

von Weingut zu Weingut tingelt. Auf Teneriffa geboren und<br />

aufgewachsen, studierte er an der renommierten Polytechnischen<br />

Universität in Valencia. Nach Beendigung seines Studiums<br />

zog es ihn 2013 zunächst einmal ins Priorat, und dort<br />

natürlich zu den Pionieren, den Legenden René Barbier (Clos<br />

Mogador) und José Luis Pérez (Mas Martinet). 2015 dann war<br />

es an der Zeit (und er um wichtige Erfahrungen reicher) für<br />

ein eigenes Projekt in vino, und zwar auf Teneriffa. Parallel<br />

dazu bildete er sich weiter fort, arbeitet und lernt bei Überconsultant<br />

Michel Rolland im Pomerol genauso wie im fernen<br />

Chile, bei Naturweinspezialist Louis-Antoine Luyt – ein wilder<br />

Mix an Praktika, der Pablo schon früh den Blick fürs große<br />

Ganze geschärft hat. Seit 2018 bewirtschaftet er noch weitere<br />

fünf Hektar auf Lanzarote, sodass Pablo mit „Bimbache“<br />

jetzt insgesamt auf drei kanarischen Inseln aktiv ist. Es dürfte<br />

auf den Inseln kaum jemanden geben, der sich solch ein Wissen<br />

über und im Umgang mit den autochthonen Sorten und dem<br />

anspruchsvollen Terroirs angeeignet hat.<br />

Die Genossenschaft im Jurassic Park<br />

El Hierro zu besuchen oder dort zu arbeiten, gleicht einer<br />

Reise in die Vergangenheit. Alles scheint deutlich langsamer<br />

vonstatten zu gehen, die Infrastruktur trögt ihren Teil zur<br />

Beschaulichkeit bei, Besorgungen bzw. die Beschaffung von<br />

Materialien ein leidiges zeit- und kostenintensives Thema.<br />

Daher wurden viele der alten Weinberge die unmittelbar auf<br />

Lava gepflanzt wurden aufgeben und sich selbst überlassen.<br />

Verrücktere Weingärten wird man auf unserem Planeten<br />

nicht finden! Für echte „Terroiristen“ noch ein Grund mehr<br />

sich hier zu engagieren. Seit dem Jahr 2000 ist El Hierro zudem<br />

ein UNESCO-Biosphärenreservat, die Auseinandersetzung<br />

mit einheimischen Rebsorten, das verantwortungsbewusste<br />

und nachhaltige Arbeiten im Weinberg nur die<br />

logische Folge. Außerdem möchten Rayco und Pablo weitere<br />

Weinbauern und Winzer für ihre Idee, ihre Vorstellung<br />

vom Wein gewinnen. Denn auf einer Insel mit gerade einmal<br />

58 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Bimbache<br />

10.000 Einwohnern ist ein Miteinander ohnehin förderlicher<br />

als Ellenbogentaktiken oder gar harte Bandagen. „Mini-Kooperative“<br />

nennen Rayco und Pablo daher ihr Baby „Bimbache“<br />

liebevoll. „Wir suchen nicht händeringend nach neuen<br />

Partnern, sind aber prinzipiell offen für wirklich alles. Sofern<br />

uns die tägliche Arbeit miteinander Spaß macht und<br />

daraus Neues entstehen kann, sind wir zu Kooperationen<br />

bereit“, erklärt uns Rayco. Ein Modell, das bisher voll aufzugehen<br />

scheint, den zu den ursprünglich zwei Hektar eigener<br />

Rebfläche kommen weitere drei Hektar von anderen Weinbauern<br />

hinzu, die das Experiment und „Bimbache“-Credo<br />

einer eher „archaischen“ Landwirtschaft mit Freude angenommen<br />

haben. Die fünf Hektar Weinberge, die „Bimbache“<br />

bewirtschaftet, sind auf drei Gemeinden verteilt: Valverde,<br />

Frontera und El Pinar. Die Insel hat eine ungefähr dreieckige<br />

Form mit einer sichelförmigen Steilküste, die von Nordosten<br />

nach Westen verläuft. Die Klippen sind den hier vorherrschenden<br />

Passatwinden zugewandt, sie sorgen dafür, dass die<br />

Reben in Frontera im Norden und Valverde im Nordosten<br />

viel Feuchtigkeit erreicht, während El Pinar im Süden so gut<br />

wie trocken bleibt. Aber zurück zum Wein!<br />

Act local, go global<br />

Bimbache legte 2018 einen fulminanten Start hin: Die Produktion<br />

von nur 3.000 Flaschen war in kürzester Zeit ausverkauft,<br />

die „angesagtesten“ und wichtigsten Importeure weltweit<br />

waren von Anfang an involviert. Auch Parkers Mann<br />

für Spanien, Luis Gutiérrez, der ungewöhnlich gut vernetzte<br />

und informierte Kenner der Szene, hatte das Projekt vom<br />

Start weg „auf dem Zettel“. Kein Wunder also, dass der Autor<br />

des Buchs „The new vignerons. A new generation of spanish<br />

wine growers“, der seit Jahren über die „Renaissance<br />

der Kanaren“ (siehe „Envínate“, siehe „Suertes del Marqués“)<br />

schreibt, den „Bimbaches“ und den 2019er-Weinen, ihrem<br />

immerhin erst zweiten Jahrgang, in seinem jüngsten Report<br />

über die Kanaren einen ganzen Absatz widmet. Für ihn ist<br />

Bimbache ein Rohdiamant, den man unbedingt im Auge behalten<br />

sollte. Eine Beobachtung und Begeisterung, die wir<br />

rückhaltlos teilen und die unserer Meinung nach selbstredend<br />

auch für die neuen 2021er gilt, die weiterhin so grandios,<br />

anregend anders, aber wieder unglaublich inspirierend geraten<br />

sind. Das Beste zum Schluss: Es gibt zwei neue Weine im<br />

Portfolio von Bimbache, die Pablo Matallana aus der Taufe<br />

gehoben hat: „Pelibuey“ ein weißer field blend, den wir vor<br />

allem der punktuellen (?) Trägheit der kanarischen Bürokratie<br />

verdanken, und erstmals einen roten „John Stone“ – beide<br />

„naturgemäß“ (Th. Bernhard) und wie immer in jeder Hinsicht<br />

absolut beglückend!<br />

Wie schon im letzten Jahr gilt: Machen Sie sich auf etwas gefasst,<br />

Sie werden Ihre reine Freude daran haben!<br />

Februar 2024<br />

59


SPANIEN EL HIERRO<br />

92 Punkte:<br />

„A funky<br />

introduction<br />

to<br />

El Hierro“<br />

– LUIS GUTIÉRREZ<br />

(ROBERT PARKER<br />

WINE ADVOCATE)<br />

„CHIVO“ DO EL HIERRO, BLANCO 2020<br />

Chivo, Zicklein und andere possierliche Tierchen<br />

VIJARIEGO BLANCO, GUAL, BREMAJUELO, MALVASÍA, MOSCATEL<br />

SHI010720 | 12,5% VOL. | 31,86 €/L | 23,90 €<br />

Wir konnten es kaum erwarten, und jetzt ist er endlich da, der nach dem „klassischen“ blanco<br />

erste neue Weißwein der Bimbaches von der Vulkaninsel El Hierro! Ein Blick aufs Etikett<br />

– der ikonische Widder hat Bart und Hörner verloren und ist zum Zicklein geworden, was<br />

ja bei einem Jung- bzw. Erstwein einer gewissen Logik nicht entbehrt. Also weiter im Text.<br />

Die Information auf dem Kontraetikett ist möglicherweise etwas eigentümlicher, der potenzielle<br />

Käufer und/oder Trinker wird informiert, dass dies eine „von lüsternen Wesen mit<br />

Gewinnstreben begangene weinbauliche Transmutation.“ sei, und auch die Chargennummer<br />

(„L-Fuck2020“) ist im ersten Moment nicht zwingend vertrauenserweckend.<br />

Rayco erläutert uns das neue Projekt so: „Unsere kleine Kreatur (tatsächlich spricht er von<br />

»Kreatürchen«), die wir gerade domestizieren, stammt hauptsächlich von einem Weinberg an<br />

der Küste unterhalb von Sabinosa, einem der abgelegensten Dörfer der Insel. Dieser Weinberg<br />

liegt gerade einmal 50 Meter über dem Meeresspiegel und 200 Meter vom Meer entfernt.“<br />

Die Cuvée aus Diego (auch unter dem Namen Vijariego oder Verijadiego Blanco bekannt),<br />

Bremajuelo, Gual, Malvasía Aromática und Moscatel vergärt spontan („Inox“ und Holz) und<br />

wird zehn Monate auf der Hefe im Edelstahltank, um dann ohne Filtrierung oder Schönung<br />

„und gerade soviel Schwefel, um das kleine Tierchen in Schach zu halten“ abgefüllt. Und dieses<br />

Tierchen hat es faustdick hinter den Ohren! Im Duft springt das Zicklein nicht sofort aus<br />

dem Glas, regt aber neugierig den Kopf und ergeht sich ganz in kräutrig- ätherisch-grünem<br />

Wohlgefallen. Nach einiger Zeit an der frischen Luft wird dann ein Zitronenhain gestürmt,<br />

die Meeresnähe (würzige Meeresluft, salzige Gischt) macht sich aufs Schönste. d. h. einladend<br />

bemerkbar. Am Gaumen eine herrlich kühle Anmutung, trotz der zitrisch abgetönten<br />

Säure sensationell weich (Kaschmirzicklein?) ein wunderbar weicher Antrunk, alles nicht so<br />

kompliziert, dafür energetisch, tonisch, animierend! Dieser neue Basis-Weißwein steht dem<br />

„Bimbache“ blanco in nichts nach – und sollten Sie jetzt, liebe Kunden, die Qual der Wahl verspüren,<br />

welches Billett für den kanarischen Streichelzoo zu lösen sei, dann können wir Ihnen<br />

nur raten: nehmen Sie beide, gönnen Sie sich die Expedition auf die Insel im Doppelpack.<br />

Hält besser, macht doppelt (aber ja!) soviel Spaß?<br />

Ab sofort und bis leicht 2026.<br />

60 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


BIMBACHE DO EL HIERRO, BLANCO 2022<br />

Bimbaches „Blanco“ – fulminanter Inselwein!<br />

Bimbache<br />

VIJARIEGO BLANCO, LISTÁN BLANCO, MALVASÍA, MARMAJUELO, VERDELLO, FORASTERA<br />

SHI010122 | 13,5% VOL. | 45,33 €/L | 34,00 €<br />

Sie klingt wie eine Beschwörungsformel, die Zusammensetzung der Cuvée von Bimbaches<br />

„Blanco“: Vijariego Blanco, Listán Blanco, Malvasía, Marmajuelo, Verdello, Forastera … (und<br />

vermutlich einige andere mehr). Die Trauben stammen aus verschiedensten Parzellen, Höhenlagen<br />

und Expositionen, werden im Edelstahl spontanvegoren und dann in gebrauchtem,<br />

möglichst neutralem französischen Holz ausgebaut. Die ersten Schritte auf (fast) unbekanntem<br />

Terrain, Weine vom Vulkan, „Weine aus Obsidian“, Weine, die – so Pablo Matallana<br />

– „die Frische, die Kraft und den vulkanischen Charakter der jüngsten Insel der Kanaren<br />

widerspiegeln.“ … Im Glas ein helles Strohgelb, trotz Verzicht auf Schönung oder Filtration,<br />

strahlend schön. Im Duft zunächst etwas reduktiv, sehr dicht, macht keinerlei Zugeständnisse,<br />

dann, nach und nach, ein bemerkenswertes Eigenleben – etwas brodelt da (noch sehr „gemächlich“)<br />

unter der Oberfläche. Mit mehr Luft immer zitrischer (Salzzitrone, Limette und<br />

gemahlene Koriandersaat), ein „wundersames Gemisch“ – kühle Meeresluft, die salzigen Tau<br />

auf balsamischen Kräutern hinterlässt. Am Gaumen ein, trotz der klaren, fast kalten, wieder<br />

zitrisch abgetönten Säure, fast saftiger Antrunk, der Wein, dem man seine 13,5 Vol.-% schon<br />

gleich gar nicht anmerkt, wirkt jetzt noch leichter, noch leichtfüßiger, auch, oder gerade<br />

wenn sich die „vulkanische“ Herkunft zurückmeldet – flintig-rauchige Noten nebst mineralischem<br />

„Biss“ (Luis Gutiérrez beschreibt diesen Wein als „incisive beyond the character of the<br />

year“ – also einschneidend, prägnant, messerscharf – weit! – über den Charkater des Jahrgangs<br />

hinaus). Wenn das der Einstieg in die Wunderwelt der Weine der Insel El Hierro bzw.<br />

das Entrée zu Bimbache sein soll, dann können wir in allen Belangen nur eine Punktlandung<br />

konstatieren und legen Ihnen, liebe Kunden, dringend ans Herz, sich auf dieses „kanarische“<br />

Abenteuer einzulassen. Die harmlosen Weine sollen die anderen trinken! Auf Ihr Wohl und<br />

auf die Schätze von den „Inseln der Seligen“!<br />

93+ PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Ab sofort bis 2028+. Am zweiten Tag nach Öffnen der Flasche noch einmal so schön!<br />

„PELIBUEY“ VDM, BLANCO 2022<br />

In der Wolle gefärbte Schönheit!<br />

LISTÁN BLANCO, VIJARIEGO BLANCO, MARMAJUELO ROSADO<br />

SHI010922 | 13% VOL. | 45,33 €/L | 34,00 €<br />

Ein hoch auf die Bürokratie! Und vor allem auf ihre – zumal im äußersten insularen Westen –<br />

sehr bedächtig mahlenden Mühlen! Denn ohne ihr ausgesprochen gemächliches Vorgehen, gäbe<br />

es diesen Wein nicht. Denn wäre also nach Plan verlaufen, wären die Weinberge aus denen die<br />

Trauben (in diesem Fall Listán Blanco, Vijariego Blanco und Marmajuelo Rosado) stammen<br />

als zur D. O. Hierro gehörig klassifiziert worden, dürfte sich die Weinwelt über mehr Flaschen<br />

des Bimbache Blanco freuen. So aber feiern wir begeistert den Neuzugang „Pelibuey“, den nach<br />

Widder („carnero“, das Bimbache-Logo) und Ziegenbock („chivo“) dritten Vertreter aus der<br />

Familie der Hornträger: ein wollloses Schaf. Aber lassen wir doch Rayco und Pablo zu Wort<br />

kommen: „In diesem Wein haben wir Trauben aus den drei Gemeinden der Insel vinifiziert,<br />

mit autochthonen Hefen spontanvergoren Ein Teil des Weins wird in Edelstahl ausgebaut, der<br />

andere Teil in Fässern aus französischer Eiche, bei den Größen geht’s hier wild durcheinander.<br />

Der „Pelibuey“ liegt neun Monate auf der Hefe. Kurz vor Abfüllung werden die unterschiedlichen<br />

Gebinde zusammengeführt und mit winziger Schwefedosage abgefüllt.“ Interessant ist<br />

bei diesem Wein vor allem auch die wirklich ultrarare Rebsorte Marmajuelo Rosado, die nur im<br />

Rebsortenkatalog der Insel, und dort als regelrechtes Spurenelement auftaucht. Niemand weiß<br />

genau, ob es sich bei dieser Rosé-Variante eine Mutation der weißen oder roten Marmajuelo<br />

handelt, die Ampelographie schweigt sich hier weitgehend aus. Was eindeutig ist, ist die ungewöhnlich<br />

hohe Säure, die sie mitbringt und die den „Pelibuey“ so außerordentlich schlank und<br />

energetisch erscheinen lässt: Kein Gramm Fett auf den Hüften zuviel, seine 13 Vol.-% Alkohol<br />

sind absolut lässig integriert. Im Duft leicht reduktiv, grüne Noten, Curry-Blätter, Kampfer und<br />

das allgegenwärtige vulkanische Gestein, von der Gischt noch feucht. Am Gaumen dann Kontrastprogramm:<br />

süße Kamille, etwas Minze, gelber Pfirsich bis fast exotische Früchte („Ricola<br />

Tropenminze“?!), die mit mehr Luft dunkelgelber, erst reifer, dann salziger werden. Bis in den<br />

Nachhall hinein Frucht, Salz, und jede Menge Umami, eine feine, leuchtende Säure und herrlich<br />

(trink)animierende Mineralität! Ab sofort bis leicht 2027+.<br />

Februar 2024<br />

61


SPANIEN EL HIERRO<br />

94 Punkte:<br />

„Ich finde<br />

diesen Wein<br />

faszinierend.“<br />

– LUIS GUTIÉRREZ<br />

(ROBERT PARKER<br />

WINE ADVOCATE)<br />

„JOHN STONE“ DO EL HIERRO, BLANCO 2022<br />

„John Stone“ – kraftvoll, ungezähmt und von verblüffender Finesse!<br />

VIJARIEGO BLANCO, LISTÁN BLANCO<br />

SHI010222 | 14% VOL. | 52,00 €/L | 39,00 €<br />

Die Cuvée „John Stone“ aus Vijariego Blanco (die auf den Kanaren sonst „Diego“ genannt<br />

wird) und Listán Blanco (genetisch identisch mit Palomino Fino) stammt, daher die Bezeichnung,<br />

aus einem vor über 60 Jahren angelegten Weinberg namens „Piedra Juan“. Hier sind, auf<br />

sandigen, vulkanischen Böden, steil über dem sichelförmigen Tal „El Golfo“ in den hohen und<br />

höchsten Regionen von „El Monte“ (nicht weit von der Gemeinde La Frontera) die Reben nahezu<br />

konstanten Passatwinden ausgesetzt. Der Wein wird im Edelstahltank spontanvergoren,<br />

in 300-Liter-Fässern aus französischer Eiche neun Monate lang ausgebaut und dann ungefiltert<br />

und ungeklärt mit nur minimaler Schwefelzugabe abgefüllt – oh, was lieben wir diesen<br />

Wein! (Und der Wine Advocate offensichtlich auch: 94 Punkte – bisherige Bestmarke!) Der<br />

„John Stone“ definiert, laut Rayco Fernández, „sehr schön die gewisse Opulenz der Weine<br />

von El Hierro und ihre »natürliche« Balance von Volumen und Säure.“ Im Glas vergleichsweise<br />

zupackend, aber doch ungeheuer präzise, als ritzte man mit einer rasiermesserscharfen<br />

Klinge (Obsidian!) eine Duftkomponente nach der anderen an: anfänglich sehr spitz zitrisch,<br />

dann Limette, nach einiger Zeit dann Passionsfrucht, dazu dann im Minutentakt dann grüne<br />

Ananas und Karambolfrucht, Gischt, salzige Meeresluft, Kamille, Hefe und grüne Haselnüsse<br />

auf Flint und Heu. Hier spürt man, zumal mit mehr Luftkontakt, wieder einmal die Achse El<br />

Hierro – Palomino – Sherry-Dreieck geradezu körperlich: eine junge Manzanilla en rama in<br />

„herrensischer“ Interpretation! Am Gaumen eine substanzielle Melange aus Frucht und Salz,<br />

schon fast beängstigend präsenter Säure und tonischer, unglaublich animierender Mineralität.<br />

Man weiß gar nicht, wohin man zuerst „trinken“ soll. Ein janusköpfiger Wein, bei dem<br />

man sich glücklicherweise nicht entscheiden muss, ob man bei jeder intellektuell herausfordernden<br />

Kapriole mitzieht oder sich ganz epikureisch dem in Hülle und Fülle vorhandenen<br />

Trinkfluss überlässt. Herrliches Finish mit elegantem grip, im Nachhall fruchtige, durch den<br />

Kontrast zu feinsten Kräuterbitternoten leicht süßlich wirkende Frucht-„Glanzlichter“.<br />

Ab sofort bis 2030. Für diesen und auch die anderen Weißweine von Bimbache gilt:<br />

Am zweiten oder dritten Tag nach Öffnen noch einmal so großartig!<br />

94 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

BIMBACHE DO EL HIERRO, TINTO 2022<br />

Magma mía, here I go again!<br />

LISTÁN NEGRO, VIJARIEGO NEGRO, VIJARIEGO BLANCO, LISTÁN BLANCO, BABOSO NEGRO, TINTILLA<br />

SHI010422 | 12% VOL. | 45,33 €/L | 34,00 €<br />

Für den „kleinen Roten“ aus dem La-La-Lava-Land kommt das Traubenmaterial von 50- bis<br />

100-jährigen Reben, die auf sandig-lehmigen, mit einem hohen Anteil vulkanischen Sands<br />

und Asche durchsetzten Böden im sonnigen, deutlich trockeneren Südteil der Insel zum Einsatz.<br />

Aufgrund des Alters der Reben bzw. ihrer „archaischen“ Pflanzweise liegt die Vermutung<br />

nahe, dass hier Dutzende von (roten wie weißen) Traubensorten in die Cuvée eingehen,<br />

vorrangig aber sicherlich Listán Negro, Vijariego Negro, Listán Blanco und Forastera Blanca<br />

(zum Teil entrappt, zum Teil als grappes entières). Nach der spontanen Gärung und einer<br />

nur knapp zwei Wochen dauernden Mazeration reift er neun Monate lang im Edelstahltank<br />

und wird, wie alle Weine von Bimbache, ungeschönt und ungefiltert abgefüllt – was dem hell<br />

leuchtenden Kirschrot (zart violette Reflexe inklusive) keinen Abbruch tut. Nach Sekunden<br />

im Glas Kirsche, Schwarzjohannisbeeren, Himbeeren und Orangenschale. Die eher reduktiven<br />

(in anderen Jahren auch leicht mephitischen) Duftkomponenten – Schwefelhölzer, Graphit,<br />

Feuer- und Tuffstein, Asche und noch mehr Schwefel – muss man sich diesmal (fast)<br />

denken: es scheint ein wenig von der jeweiligen Füllung abzuhängen. Dann auch, wie Luis<br />

Gutiérrez für den 2020er notierte, eine gewisse, an Loire-Weine erinnernde kräutrige Frische<br />

(„à la Chinon“). Am Gaumen unglaublich seidig, enorm elegant, sehr fein gewirkte Tannine,<br />

Himbeer-, Maulbeer- und Earl-Grey-Noten, sehr leicht, fast federnd, muskulöser Spitzentanz,<br />

hinreißend frisch. Und dennoch lässt sich die „Schwärze“ der vulkanischen Umgebung mit<br />

jedem Schritt, mit jedem Schluck neu erahnen. Nach etwa 20 bis 30 Minuten hat sich im Glas<br />

ein sehr komplexes, dafür umso trinkanimierenderes Spannungsfeld aus Frucht, Waldboden,<br />

etwas Weihrauch, leicht kreidiger Mineralität und einer faszinierenden, an Tiefenschärfe<br />

deutlich gewinnenden Gerbstoffstruktur. Ein ungewöhnlicher, ungewöhnlich schöner Wein!<br />

Ab sofort und gerne etwas kühler bis 2029.<br />

62 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„JOHN STONE“<br />

DO EL HIERRO, TINTO 2022<br />

„John Stone“ in Rot: wild, absolut wild!<br />

Bimbache<br />

BABOSO NEGRO, LISTÁN NEGRO, VIJARIEGO NEGRO<br />

SHI011022 | 12,5% VOL. | 73,33 €/L | 55,00 €<br />

Es wird wild: Den „John Stone“ gibt nun zum ersten Mal<br />

auch in Rot! Die Trauben für diese Cuvée aus Baboso Negro,<br />

Listán Negro und Vijariego Negro stammt dem vor über 60<br />

Jahren angelegten Weinberg namens „Piedra Juan“, der auch<br />

die Heimat der weißen Variante ist. Hier sind, auf sandigen,<br />

vulkanischen Böden, steil über dem sichelförmigen Tal<br />

„El Golfo“ in den hohen und höchsten Regionen von „El Monte“<br />

(nicht weit von der Gemeinde La Frontera) die Reben<br />

nahezu konstanten Passatwinden ausgesetzt. Die „Rezeptur“<br />

sieht (im typisch Rayco’schen Telegrammstil) so aus: Der<br />

Wein (40 % Ganztrauben) vergärt (nach Zugabe einer winzigen<br />

Dosis SO2) spontan in offenen Behältern. Tägliches<br />

Treten zur Aufrechterhaltung einer homogenen Temperatur<br />

während der Gärung. Leichte Pressung am Ende der<br />

Gärung. Neun Monate lang in Edelstahltanks auf der Hefe<br />

gereift. Verschnitt vor der Flaschenabfüllung und sehr geringe<br />

Schwefelkorrektur.“ Anders als sein weißes Pendant verkörpert<br />

der „John Stone“ tinto nicht „die gewisse Opulenz<br />

der Weine von El Hierro“, doch deutlich die ungezügelte<br />

Ursprünglichkeit, die mit dem vulkanischen Terrain und<br />

Terroir einhergeht.<br />

93 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Im Glas noch ungemein reduktiv, verschlossen, fast abweisend.<br />

Nach etwa drei Stunden in der Karaffe erste Regungen,<br />

nach weiteren neun hebt sich dann der Vorhang – und die<br />

Aussicht ist (wie die Landschaft) atemberaubend: Feuersteinnoten,<br />

einem Hauch von abgebrannten Streichhölzern,<br />

gerösteten Samen, ätherisch-balsamische Kräutern und eher<br />

dunkle Waldbeeren, salzige-jodige Meeresluft die einen feinen<br />

Gischtnebel transportiert und schwarzer Stein, der<br />

feucht in der Sonne glänzt und auf dem nach und nach Salzkristalle<br />

blühen. Am Gaumen eine prägnante, schon fast beängstigend<br />

präsente Säure (der mit der Rebsorte Trousseau<br />

verwandte Baboso Negro, den man in Portugal als Alfrocheiro<br />

kennt, hat ein hohes Säurepotenzial), Schwarzjohannisbeeren,<br />

ein Hauch Erdbeere, dann wieder deutlich dunkler,<br />

konzentriert, herb, pikant – eine recht herausfordernde<br />

Melange aus Frucht, prononcierter Säure, Salz und Stein,<br />

die sich auch im straffen, fast karg anmutenden Finish manifestiert.<br />

Ein sehr komplexer, sehr energetischer, noch recht<br />

ungezähmter Wein, der noch ein wenig Zeit braucht, aber<br />

Phänomenales verspricht – und dieses Versprechen, wie alle<br />

anderen Bimbache-Schönheiten auch, einlösen wird! Ein<br />

Wein für alle, die gerne etwas abseits der ausgetretenen Pfade<br />

trinken, ein tinto für unerschrockene Entdecker,denen der<br />

Horizont gar nicht weit genug sein kann.<br />

Ab 2025 bis sicherlich 2030+. Unbedingt vor Genuss karaffieren –<br />

12–24 Stunden sind sicherlich angebracht.<br />

Februar 2024<br />

63


SPANIEN NAVARRA<br />

BODEGA<br />

INURRIETA<br />

FALCES<br />

GUÍA PEÑÍN, Spaniens<br />

bekanntester und<br />

einflussreichster<br />

Weinführer, bewertet<br />

unseren Preisbrecher<br />

aus Navarra, die<br />

Bodega Inurrieta, mit<br />

höchsten Noten für die<br />

Qualität ihrer Weine<br />

und ihr geradezu<br />

unschlagbares Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis!<br />

Und endlich sind die neuen Jahrgänge da, die wieder<br />

einmal (jährlich grüßt das Murmeltier!) hervorragend<br />

gelungen sind ! Während wir gespannt auf<br />

das Echo der Weinkritik harren – Inurrieta wurde nach 2020<br />

wieder als einzige Bodega aus Navarra mit zwei Goldmedaillen<br />

bei den Decanter World Wine Awards 2022 ausgezeichnet<br />

(dazu zweimal Silber und fünfmal Bronze), auf der Mundus<br />

Vini einmal Gold (und dreimal Silber), und auch bei<br />

der Challenge International du Vin 2023 durfte man<br />

sich über Edelmetall freuen, dazu ganz famose Wertungen<br />

im Wine Enthusiast (93 Punkte für einen Wein unter 12<br />

Euro!), in der Guía Intervinos (und im Peñín sowieso) –<br />

erfreuen wir uns an diesen unglaublich leckeren Alltagsweine<br />

zu – nicht nur unserer Meinung nach – unschlagbaren<br />

Preisen. Das bisschen Wartezeit überbrücken kann so einfach<br />

sein!<br />

Seit über anderthalb Jahrzehnten ist die Bodega ein Dauerbrenner<br />

des Pinard-Portfolios – gefühlt trinkt jeder unserer<br />

Kunden Inurrieta. Kein Wunder: Unsere Entdeckung des<br />

Jahres 2004 in Spanien (lang, lang ist es her und wir waren<br />

die ersten (!) Importeure in Deutschland) verzaubert nach<br />

wie vor alle Liebhaber charaktervoller Tropfen. Als optimale<br />

Grundlage zur Erzeugung großer Rotweine (und mehr als<br />

ansprechender rosados und blancos!) auf der Inurrieta erweist<br />

sich dabei die geografische Lage der Parzellen (in 300 bis<br />

knapp 500 Metern Höhe) sozusagen an der „Schnittstelle“<br />

zwischen mediterranem und atlantischem Klima. Die deutlich<br />

niedrigeren nächtlichen Temperaturen lassen die tagsüber<br />

eher „aufgeheizten“ Trauben gut abkühlen, was die Finesse<br />

und eine komplexe Aromenausbildung sehr begünstigt.<br />

Zudem sind die Rebstöcke teilweise sehr kalten Nordwinden<br />

aus den Pyrenäen ausgesetzt, die auch in heißen Sommern<br />

genügend Feuchtigkeit transportieren, um Trockenstress<br />

und eine damit verbundene Blockade der physiologischen<br />

Reife der Trauben zu vermeiden. Konsequent ausgeschöpft<br />

werden die in dieser Region nahezu perfekten Anbaumöglichkeiten<br />

von den beiden Önologen (und Weinenthusiasten<br />

mit Leib und Seele) José Manuel Echeverria und Kepa<br />

Sagastizába, die mit viel Akribie und noch mehr Können für<br />

die Weinbereitung verantwortlich zeichnen, dabei zum Teil<br />

auf autochthone einheimische Reben, zum Teil auf die Bordelaiser<br />

Edelsorten Cabernet Sauvignon und Merlot setzen.<br />

Das Resultat: Verführerisch fruchtbetonte Weine mit einer<br />

reifen Tanninstruktur und daher allesamt sofort trinkreif.<br />

Unsere unbedingte Empfehlung für wirklich grandiose Alltagsweine,<br />

die nach deutlich mehr schmecken, als sie kosten!<br />

64 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Bodega Inurrieta<br />

„MEDIODÍA“<br />

DO NAVARRA, ROSADO 2023<br />

Nach wir vor umwerfend: Inurrietas Rosado aus<br />

dem Norden Spaniens<br />

GARNACHA, SYRAH, CABERNET SAUVIGNON, GRACIANO<br />

SNA010423 | 13,5% VOL. | 7,93 €/L | 5,95 €<br />

Inurrietas Rosado stammt aus der Navarra und macht so<br />

manch deutlich teuerem Rosé aus der Provence Konkurrenz.<br />

Das verwundert nicht, klopft die Region doch geographisch<br />

bereits an den Südwesten Frankreichs an. Unsere Freunde<br />

von Inurrieta sind bekannt dafür, sehr zugängliche und dennoch<br />

vielschichtige Weine zu keltern, die Roten sind traditionell<br />

absolute Lieblinge in unserem Programm und das<br />

seit fast 20 Jahren. Und, ja, auch ihr „Mediodía“-Rosé ist eine<br />

ziemliche Sensation, vor allem, wenn man ihn in der Disziplin<br />

„wir wollen bitte Spaß haben“ antreten lässt. Gekeltert<br />

wird der Wein aus einem guten Drittel Cabernet Sauvignon,<br />

der mit Merlot, Graciano, Garnacha und etwa 10 % Syrah<br />

einen beerig-duftigen Aromenstrauß abgibt, von dem man<br />

im Sommer nicht genug haben kann.<br />

Das Besondere am „Mediodía“ ist, dass er nach der „saignée“-<br />

Methode gekeltert wird. „Saignée“ ist Französisch, heißt<br />

Aderlass und bedeutet Folgendes: Ohne Pressung werden<br />

etwa 10 bis 20 % des Rotweinmostes abgelassen. Da die Traubenschalen<br />

zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig aufgebrochen<br />

sind, geben sie keinen oder nur minimal Gerbstoff ab.<br />

Der bleibt dem Rotwein vorbehalten, dem so zu etwas mehr<br />

Konzentration verholfen wird.<br />

Und was hat der Rosé davon? Der wird oft herrlich saftig und<br />

besonders fruchtbetont. Wobei man im Fall des „Mediodía“ geneigt<br />

ist zu sagen: unverschämt fruchtbetont. Dieser „rosado“<br />

mit funkelnd transparentem Granatapfelrot duftet fast<br />

schon exzentrisch beerig aus dem Glas. Himbeeren, Kirschpastillen,<br />

Williams-Birne und kandierte Liebesäpfel tummeln<br />

sich hier und das auch, wenn das Glas eiskalt serviert<br />

wird – was wir mit Blick auf heiße Sommertage und laue<br />

Grillabende auch empfehlen! Viel mehr gibt es dann auch<br />

nicht zu beachten, denn mit seinen kraftvollen, aber erfrischenden<br />

Aromen „performt“ dieser Sommerwein in nahezu<br />

jedem Glas und jeder Umgebung. Am Gaumen maximal<br />

trinkfreudig (vollgepackter Früchtekorb inklusive) und herrlich<br />

hedonistisch: Wein kann ganz unkompliziert sein und<br />

gerade deshalb größte Freude bereiten!<br />

Ab sofort bis sicherlich 2025+.<br />

„CORAL“<br />

DO NAVARRA, ROSADO 2022<br />

„Coral“ – für alle, die das Leben auch einmal<br />

durch eine zart rosafarbene Brille betrachten<br />

wollen!<br />

Gold – Gilbert & Gaillard<br />

(International Challenge 2023)<br />

CABERNET SAUVIGNON<br />

SNA011122 | 13,5% VOL. | 9,20 €/L | 6,90 €<br />

Angetrieben von der Leidenschaft hochwertige Weine zu<br />

einem außergewöhnlich guten Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

zu produzieren, gründete José Antonio Arriola 2002 die<br />

nach einem Landgut seiner Vorfahren benannte Bodega<br />

Inurrieta. Seitdem entstehen in der Nähe des Dörfchens<br />

Falces (ca. 60 km von Pamplona entfernt) moderne Navarra-Weine,<br />

die sich durch ihre Präzision und frühe Zugänglichkeit<br />

auszeichnen.<br />

Mit dem (in Anlehnung an seine dezente Farbe) „Coral“<br />

getauften Rosé beweist José Antonio Arriolas Team eindrucksvoll,<br />

dass es sein Handwerk nicht nur bei der Erzeugung<br />

moderner, kräftiger Rotweine, sondern auch bei<br />

der Vinifizierung fruchtbetonter Rosés versteht. Bei der<br />

Vinifizierung des „Coral“ wird weder im Weinberg noch<br />

im modernen Keller etwas dem Zufall überlassen. Im Keller<br />

sorgen beispielsweise eine Klimatisierung mit Temperaturund<br />

Luftfeuchtigkeitskontrolle sowie modernstes Equipment<br />

für optimale Bedingungen zur Herstellung frischer,<br />

fruchtbetonter Weine. So wird der „Coral“ nach einer zweibis<br />

vierstündigen Kaltmaischung zum optimalen Fruchterhalt<br />

kühl über 15 Tage vergoren und anschließend für etwa<br />

drei Monate auf der Feinhefe in Edelstahltanks ausgebaut.<br />

Kaum im Glas zeigt sich der Wein äußerst zugänglich und<br />

besticht mit fruchtig-floralem Bukett. Die Nase verwöhnt<br />

uns mit Pfirsich- und Aprikosennoten, saftiger Nashi-Birne<br />

und Pinkgrapefruit. Ein Navarra-Wein der sich so gar nicht<br />

kompliziert gibt und gerade deshalb wahnsinnige Lust<br />

auf den ersten Schluck macht. Am Gaumen verknüpft der<br />

„Coral“ subtile Steinfruchtaromen mit Noten roter Früchte,<br />

einer schön eingebundenen zitrischen Säure und einem<br />

zart cremigen Schmelz. Ein Rosé der unkomplizierten<br />

Trinkspaß bietet und mit seinem grandiosen Preis-Genuss-<br />

Verhältnis begeistert.<br />

Ab sofort bis 2026.<br />

Februar 2024<br />

65


SPANIEN NAVARRA<br />

„NORTE“ ROBLE<br />

DO NAVARRA, TINTO 2022<br />

Internationale Rebsorten, spanische Identität und<br />

ein verblüffend günstiger Preis!<br />

CABERNET SAUVIGNON, MERLOT<br />

SNA010122 | 14,5% VOL. | 8,66 €/L | 6,50 €<br />

„ORCHÍDEA“ SAUVIGNON BLANC<br />

DO NAVARRA, BLANCO 2023<br />

Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß: die Orchidee<br />

unter den Sauvignons!<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

SNA010623 | 13% VOL. | 9,26 €/L | 6,95 €<br />

Neben vielen verschiedenen Rebsorten gedeihen in der nordspanischen<br />

Region Navarra auch über 100 wild wachsende<br />

Orchideenarten, die zum Teil mitten in den Weinbergen zu<br />

finden sind. So lag es nahe, diesen intensiv duftenden, blumig-aromatischen<br />

Sauvignon Blanc auf den – auch international<br />

verständlichen – Namen „Orchídea“ zu taufen. Zwar<br />

ist der Sauvignon hier, im südlich der Pyrenäen gelegenen<br />

Teil des historischen Königreichs Navarra, eher ungewöhnlich.<br />

Doch weil das große, renommierte Weingut Inurrieta<br />

das Potenzial der ausgeprägt fruchtigen, floral duftenden<br />

Rebsorte im hiesigen Terroir erkannt hat, ist heute fast<br />

ein Drittel seiner Rebfläche (76 von 256 Hektar) damit bepflanzt.<br />

Dass das eine gute Entscheidung war, beweist dieser<br />

authentische, spannungsreiche und lebhaft-frische Wein: ein<br />

saftiger Sauvignon Blanc, der weder grasig-grün noch überladen<br />

exotisch wirkt, sondern den goldenen Mittelweg geht.<br />

Im Glas ein helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. Das<br />

feine, komplexe Bouquet vereint Noten von frischen Wiesenkräutern<br />

und Stachelbeeren, Passionsfrucht, weißen Birnen<br />

und grünen Äpfeln, begleitet von einem Hauch Vanille: ein<br />

wahres Trinkanimationsprogramm. Am Gaumen reicht die<br />

Aromenvielfalt von Ananas über Pfirsich und Passionsfrucht<br />

bis hin zu einer Prise Koriandersamen. Die viermonatige Lagerung<br />

auf der Feinhefe gibt dem Wein geschmackliche Tiefe<br />

und ein geschmeidiges Mundgefühl. Ein zeitgemäßer, ausgewogener<br />

Sauvignon mit unglaublicher Frische und enormem<br />

Trinkfluss.<br />

Der verstorbene englische Großkritiker Michael Broadbent<br />

hat als Wein-Auktionator von Christie’s über Jahrzehnte<br />

hinweg die feinsten Weine dieses Planeten verkostet. Einmal<br />

durfte er am Rande einer großen Weinprobe in London,<br />

bei der Hunderte von Spitzenweinen zur Verfügung standen,<br />

seine Bücher signieren. Von freundlichen Helfern gefragt,<br />

welchen Wein sie ihm hinstellen dürften, antwortete<br />

er mit britischem Understatement: „Bring me something<br />

cheap from Spain!“ Der Norte von Inurrieta hätte ihm also<br />

womöglich gefallen. Ein kräftiger, wunderbar ausgewogener<br />

Rotwein aus der nordspanischen Region Navarra, der<br />

in vielerlei Hinsicht verblüfft: Obwohl er überwiegend aus<br />

den internationalen Rebsorten Cabernet Sauvignon und<br />

Merlot besteht – der typischen Bordeaux-Blend also – kann<br />

er seine spanische Identität kaum verleugnen. Und obwohl<br />

er sechs Monate in Fässern aus französischer Eiche gereift<br />

ist, steht der immense Genuss, den er uns schenkt, in erfreulichem<br />

Kontrast zu seinem durchaus erschwinglichen Preis.<br />

Im Glas präsentiert er sich in einem warmen Granatrot mit<br />

purpurfarbenen Reflexen und einem dunklen Kern, der von<br />

der Reifezeit im Barrique herrührt. Fruchtige Nuancen von<br />

Brombeere, Pflaume und Kirsche umschmeicheln die Nase,<br />

begleitet von dezenter Holzwürze und einem Hauch von<br />

Vanille, Trüffel, feuchter Erde und Buchenrauch. Am Gaumen<br />

entfaltet sich ein ausgewogenes Spiel aus Waldfruchtmarmelade<br />

und frischen Beeren – eine reiche, vollmundige<br />

Fruchtigkeit also, begleitet von einer feinen Säure. Der mittelkräftige<br />

Körper offenbart gut eingebundene, feingliedrige<br />

Tannine. Bis in den Abgang hinein verschmelzen Holznuancen<br />

und Frucht zu einem eleganten, lang anhaltenden<br />

Genusserlebnis. Alles in allem ein fruchtiger, feingliedriger,<br />

charaktervoller und trinkreifer Rotwein mit subtilem Holzhintergrund.<br />

Ein intensiver, runder Wein mit langem Abgang,<br />

der – am besten leicht gekühlt – auch spielend mit<br />

deftigen Speisen wie dicken Cheeseburgern, Thunfisch-<br />

Empanadas, Grillspießen oder Schweinebraten fertig wird.<br />

Und dessen spektakulär günstigen Preis wir am liebsten für<br />

uns behalten würden.<br />

Ab sofort und bis 2027+.<br />

Ab sofort und bis 2028.<br />

66 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Bodega Inurrieta<br />

„SUR“ ROBLE<br />

DO NAVARRA, TINTO 2022<br />

Von der Schönheit des Südens: Inurrietas „Sur“<br />

bringt die Sonne ins Glas!<br />

GARNACHA, SYRAH<br />

SNA010222 | 14,5% VOL. | 8,66 €/L | 6,50 €<br />

Wie einst Paul Bocuse seine Heimatstadt Lyon zu erschließen<br />

versuchte, indem er in jeder Himmelsrichtung eine Brasserie<br />

mit unterschiedlichem Konzept eröffnete (bis heute findet man<br />

die traditionelle Küche in „Le Nord“, die Sonnenküche in „Le<br />

Sud“, die Reiseküche in „L’Est“ und die Inselküche in „L’Ouest“),<br />

so empfiehlt die Bodega Inurrieta zwei diametral entgegengesetzte,<br />

aber einander ergänzende Robles für den erschwinglichen<br />

Genuss: Da die nordspanische Region Navarra genau<br />

an der Schnittstelle zwischen atlantischem und mediterranem<br />

Klima liegt, haben sich die Önologen José Manuel Echeverria<br />

und Kepa Sagastizába entschlossen, beide Stilrichtungen zu<br />

kultivieren statt sie in einer Einheitscuvée zu vermischen.<br />

Der „Norte“ (Norden) ist ein klassischer Bordeaux-Blend aus<br />

Cabernet Sauvignon und Merlot, der sechs Monate lang in<br />

französischen Eichenfässern ausgebaut wird. Dieser granatrote<br />

„Sur“ (Süden) hingegen besteht aus Grenache und Syrah und<br />

reift sechs Monate in amerikanischen Eichenfässern. Dadurch<br />

entfaltet er in der Nase eine beeindruckende Aromenvielfalt aus<br />

roten Waldbeeren und Veilchen, Nuancen von Vanille, Kakao<br />

und einem Hauch von Five-Spice. Am Gaumen ist der „Sur“<br />

vollmundig und glyzerinreich, ein harmonischer, fruchtbetonter<br />

Wein mit reifer Tanninstruktur und einer deutlichen Schlehennote<br />

im Abgang. Neben seinem hervorragenden Preis-Genuss-Verhältnis<br />

bietet dieser „südliche“ Wein den Vorzug, auch<br />

üppigen Speisen Paroli zu bieten. Wenn Sie also das nächste Mal<br />

dicke Burger, Eintöpfe mit Rauchwürsten, saftige Spareribs,<br />

Grillspieße oder Schweinebraten essen, greifen Sie zu ihm:<br />

Greifen Sie zum „Sur“! Ab sofort und bis 2028.<br />

„CUATROCIENTOS“ CRIANZA<br />

DO NAVARRA, TINTO 2020<br />

Nordspanische Interpretation einer „Bordeaux“-<br />

Cuvée voller Lebensfreude zu einem unschlagbar<br />

günstigen Preis<br />

Double Gold – Gilbert & Gaillard<br />

(International Challenge 2023)<br />

CABERNET SAUVIGNON, MERLOT, GRACIANO, SYRAH<br />

SNA010320 | 15% VOL. | 11,46 €/L | 8,60 €<br />

Was 1999 mit der Pflanzung der ersten Weinstöcke begann,<br />

hat sich längst zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Angetrieben<br />

von der Leidenschaft hochwertige und moderne<br />

Weine zu produzieren, gründete José Antonio Arriola 2002<br />

das nach einem Landgut seiner Vorfahren benannte Weingut<br />

Inurrieta. Heute entstehen hier in der DO Navarra im Nordosten<br />

Spaniens in der Nähe des Dörfchens Falces (knapp 60<br />

Kilometer von Pamplona entfernt) fruchtfokussierte und<br />

moderne Weine zu unglaublich moderaten Preisen. So wird<br />

weder im Weinberg noch im Keller etwas dem Zufall überlassen.<br />

Im Keller garantieren beispielsweise eine Klimatisierung<br />

mit Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrolle sowie<br />

exzellentes Fassmanagement optimale Bedingungen für die<br />

Gärung und Reifung der Weine.<br />

So auch beim „Cuatrocientos“, der 14 Monate in Barriques<br />

reifte und dessen Name praktischerweise zugleich Aufschluss<br />

darüber gibt, dass die hier Verwendung findenden Trauben<br />

von Rebstöcken auf 400 Metern Höhe stammen („cuatrocientos“<br />

= „vierhundert“). Diese Höhenlagen sorgen dafür,<br />

dass die Trauben verhältnismäßig langsam reifen, komplexe<br />

Aromen entwickeln und dank der kühlen Nächte ihre<br />

Säure behalten. So begeistert der „Cuatrocientos“ mit reifen<br />

Fruchtnoten und Opulenz, bleibt aber trotzdem frisch.<br />

Im Glas hüllt sich die Cuvée aus sechs internationalen und<br />

spanischen Rebsorten in tiefes Rubinrot und dunkle Fruchtaromen.<br />

Tonangebend sind hier Cabernet Sauvignon und<br />

Merlot, die mit ihren Aromen von Heidelbeere, schwarzer<br />

Johannisbeere, Tomatenblättern, einem Hauch Bitterschokolade<br />

und Zedernholz fast an eine vollreife, etwas barock<br />

anmutende „Bordeaux“-Cuvée (die oben erwähnten Rebsorten<br />

werden von Syrah, Graciano, Garnacha und Tempranillo<br />

ergänzt) aus einem wärmeren Jahrgang erinnern. Am<br />

Gaumen gesellen sich Schwarzkirschen, roter Pflaumenkompott<br />

und eine muskatig-nelkige Würze hinzu, die vollreife<br />

Fruchtaromatik wird von einer frischen Säure grundiert, was<br />

diesem Kraftpaket eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Dank<br />

des bestens integrierten Tannins macht der Wein jetzt schon<br />

große Freude, kann aber mit Sicherheit noch in den nächsten<br />

fünf bis sechs Jahren mit Genuss getrunken werden.<br />

Ab sofort bis 2029.<br />

Februar 2024<br />

67


SPANIEN NAVARRA<br />

„MIMAÒ“ DO NAVARRA, TINTO 2021<br />

Inurrietas „Mimaò“ – der verwöhnteste Spross der Familie<br />

GARNACHA<br />

SNA011221 | 15% VOL. | 15,93 €/L | 11,95 €<br />

93 PUNKTE<br />

Wine Enthusiast<br />

Angetrieben von der Leidenschaft hochwertige Weine aus selbst angebauten, gesunden Trauben<br />

unter klimatisch perfekten Bedingungen zu produzieren, gründete José Antonio Arriola<br />

2002 die nach einem Landgut seiner Vorfahren benannte Bodega Inurrieta. Im mit modernstem<br />

Equipment ausgestatteten Keller entstehen seitdem in der Nähe des Dörfchens Falces<br />

(etwa 60 Kilometer von Pamplona entfernt) moderne Weiß- und Rotweine, die sich durch<br />

ihre Präzision und frühe Zugänglichkeit auszeichnen.<br />

Der „Mimaò“ (könnte man mit „verhätscheltes Kind“ übersetzen) zeigt mit seinem klaren<br />

Fruchtfokus und seiner frühen Trinkreife, dass er zu Recht als absolutes Paradebeispiel des<br />

Ansatzes seines Schöpfers gilt. Um diesem Garnacha seine sortentypische Rotfruchtigkeit,<br />

die seidige Textur und rubinrote Farbe sowie sein komplexes Aromenspektrum zu verleihen,<br />

wurde er fünf Tage lang bei etwa 5 °C kalt mazeriert und im Anschluss an die alkoholische<br />

Gärung sieben Monate in (teilweise neuen) Fässern aus französischer Eiche ausgebaut. Diese<br />

Liebe fürs Detail lässt sich regelrecht erriechen und erschmecken. Kaum im Glas hüllt uns<br />

der „Mimaò“ in verführerische Aromen von Erdbeerkonfitüre, saftigen Schattenmorellen<br />

und zimtig, muskatiger Würze. Nach einiger Zeit ergänzen Aromen von Kirschwasser und<br />

sanfte laktische (nach Kirschsahnebonbons) duftende Noten das Bukett. Im Mund zeigt der<br />

„Mimaò“, dass auch er gewillt ist zu verwöhnen. Mit samtig, sahniger Textur legt er sich an<br />

unseren Gaumen und erobert aromatisch generös unsere Geschmacksrezeptoren im Sturm.<br />

Nelkig-pfeffrige Aromen und eine feingliedrige Säure balancieren gekonnt die ihm innewohnende<br />

Fülle. Dank der Balance aus Frische, Würze und fruchtiger Opulenz wirkt der<br />

„Mimaò“ weder wärmend noch behäbig, sondern überraschend trinkig. Wieder mal ein aus<br />

dem Hause Inurrieta stammender Beweis dafür, dass kraftvoll opulente Rotweine bereits in<br />

der Jugend großen Spaß machen können.<br />

Ab sofort (bei etwa 15-17 °C) genießen – und bis 2028.<br />

68 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„ALTOS DE INURRIETA“ RESERVA<br />

DO NAVARRA, TINTO 2018<br />

Alles andere als reserviert: Genuss für alle Sinne!<br />

Bodega Inurrieta<br />

92 PUNKTE<br />

Wine Enthusiast<br />

GRACIANO, SYRAH, CABERBET SAUVIGNON,<br />

MERLOT, TEMPRANILLO<br />

SNA010518 | 14,5% VOL. | 17,06 €/L | 12,80 €<br />

Das 1999 von José Antonio Arriola gegründete und nach<br />

einem Landgut seiner Vorfahren benannte Weingut Inurrieta<br />

produziert in der Nähe des Dörfchens Falces (knapp<br />

60 Kilometer südlich von Pamplona entfernt) charakterstarke<br />

Weiß- und Rotweine. Weder im Weinberg noch im<br />

modernen Keller wird hier etwas dem Zufall überlassen. Im<br />

Keller beispielsweise garantieren eine Klimatisierung mit<br />

Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrolle sowie exzellentes<br />

Fassmanagement optimale Bedingungen für die Gärung<br />

und Reifung der Weine. Der Name des „Altos<br />

de Inurrieta“ bürgt gleich in doppeltem Sinn für<br />

Qualität. Zum einen lässt das spanische „altos“<br />

(zu Deutsch „hoch“) darauf schließen, dass die<br />

Trauben dieser Reserva aus luftigen Höhen<br />

stammen (hier: 450 bis 480 Meter hoch gelegene<br />

karge, steinige Hänge mit geringer Humusauflage)<br />

und aufgrund der dort kühleren klimatischen<br />

Situation ihre Säure besser konservieren<br />

als solche aus tieferen Regionen. Zum anderen<br />

verrät der Begriff „Reserva“, dass der Wein<br />

für mindestens 36 Monate (davon mindestens<br />

12 Monate in Barriques und den Rest in der<br />

Flasche) auf dem Weingut gereift wurde und<br />

sich unter besten Bedingungen entwickeln<br />

konnte. Diese Voraussetzungen verleihen der<br />

Cuvée aus Graciano, Cabernet Sauvignon und<br />

Syrah eine sehr gute Konzentration, schönes<br />

Gleichgewicht und eine frische Säure.<br />

Die tiefe rubinrote Farbe mit einem Hauch<br />

Granat lässt auf reifes, gut extrahiertes Lesegut<br />

schließen und bestätigt die mindestens<br />

36-monatige Reifung (wovon der „Altos“ gut<br />

14 Monate im Barrique verbrachte). Am Gaumen<br />

noch einmal dichter und konzentrierter als sein<br />

kleiner Bruder der „Cuatrocientos“ zeigt sich<br />

der „Altos“ samtig und würzig zugleich, aber<br />

keineswegs überextrahiert, sondern äußerst<br />

harmonisch: ein Potpourri aus roten Pflaumen,<br />

Schwarzkirschen, Brombeergelee, Bitterschokolade,<br />

angenehm fleischigen Tönen, etwas Tabak,<br />

Veilchen, Zeder und muskatiger Würze. Wir<br />

uns dabei, wie uns jeder Schluck tiefer in seinen<br />

Bann zieht und in ungeahnte „Höhen“ entführt.<br />

Einzig der Preis holt uns auf den Boden der Tatsachen<br />

zurück: Der ist nämlich so günstig, dass<br />

man’s kaum glauben möchte!<br />

Dekantieren und leicht gekühlt (16–17 °C ) bis leicht<br />

2030 und gut darüber hinaus (Stichwort: „Reserva“)<br />

genießen.<br />

INURRIETA-BESTSELLER-PAKET<br />

SNA019924-P | 12 FLASCHEN | STATT 82,80 € NUR 72,00 €<br />

Inurrieta steht für herrlich aromatische, unkomplizierte<br />

Weine mit Anspruch für jeden Tag! Kein Wunder, dass sie<br />

zu den absoluten Bestsellern unseres Programms gehören.<br />

Preis-Genuss-Verhältnis? Perfekt!<br />

Sie erhalten je 2 Flaschen<br />

„Norte“ Roble, tinto 2022 | „Sur“ Roble, tinto 2022 |<br />

„Cuatrocientos“ Crianza, tinto 2020 | „Mediodía“ , rosado<br />

2023 | „Coral“ , rosado 2022 | „Orchídea“ Sauvignon Blanc,<br />

blanco 2023<br />

Februar 2024<br />

69


DEUTSCHLAND BADEN<br />

WEINGUT<br />

BERNHARD<br />

HUBER<br />

MALTERDINGEN<br />

Julian Huber pflegt das Erbe seines Vaters<br />

und definiert die Tradition neu.<br />

„Über das Weingut Bernhard Huber zu schreiben, ist zum einen leicht, aber auch verdammt<br />

schwierig: Weil man Gefahr läuft sich zu wiederholen in der Aufzählung von Superlativen.<br />

Auch wenn wir nur einen kleinen Ausschnitt des Sortiments verkosten konnten und einige heiß<br />

begehrte Etiketten fehlen, zeigt sich in jedem der Weine die große Könnerschaft und Exzellenz,<br />

die Julian Huber erreicht hat. Selbst die Basisweine sind mit so viel Idee, Verstand und Gefühl<br />

für die Proportionen vinifiziert, dass einem bange um die Konkurrenz werden könnte. Das ist<br />

einfach groß!“<br />

– Falstaff Weinguide Deutschland 2024<br />

„Warum die Weine von Julian Huber so begeistern? Es sind Weine, die mit ihrer ruhigen Kraft<br />

noch lange im Gedächtnis bleiben und in die man regelrecht versinken kann, da es immer wieder<br />

etwas Neues zu entdecken gibt. Sie sind so fein strukturiert und dabei unglaublich substanzvoll.<br />

Sie zeigen eine kühle, frische Art, ohne dabei an Tiefgründigkeit zu verlieren, und ihre Tannine<br />

sind geschliffen und perfekt eingebunden.“<br />

– Der Feinschmecker („Die 555 besten Weingüter in Deutschland 2024“)<br />

70 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Huber<br />

vollzogen, die dem großen Vorbild Burgunds so nahe kommt<br />

wie nie zuvor, ohne dabei die eigene, zutiefst badische Identität<br />

zu verleugnen.<br />

Seine Chardonnays etwa, die stets in Windeseile ausverkauft<br />

sind, zählen zu den stilistischen Großtaten des deutschen<br />

Weinbaus. Sie haben nicht weniger als einen Wandel, weg<br />

vom Holz und der reifen Frucht, hin zu Mineralität und<br />

(zum Teil messerscharfer) Präzision eingeleitet. Die Spätburgunder<br />

besitzen bereits auf Gutswein-Niveau enorme<br />

Klasse und Reifepotenzial für viele Jahre. Überhaupt sind die<br />

Burgundersorten Alpha und Omega des Weinguts, bei den<br />

Ortsweinen zieren keine Rebsortenangaben mehr das Etikett.<br />

Erklärtes Ziel: Chardonnay und Pinot Noir als einzige<br />

Bestandteile des Rebsortenspiegels – Burgundy, what else?<br />

© Felix Groteloh<br />

Mehr als zwei Drittel der Huber’schen Rebfläche ist mit<br />

Spätburgunder bestockt („Große Weine werden bereits im<br />

Weinberg gemacht und dort sind bei Huber fast 20 Hektar<br />

der Rebfläche mit Spätburgunder bestockt.“ – Vinum Weinguide<br />

2023). Wie kein anderer Wein ist daher der Spätburgunder<br />

„Alte Reben“ als Visitenkarte des Betriebs prädestiniert<br />

– und für viele Winzer der Region wohl ein ewiges<br />

Vorbild. Wer in dieser Preisklasse wahrgenommen werden<br />

will, muss den „Alten Reben“ Paroli bieten können, so viel<br />

hat sich – landauf, landab – herumgesprochen.<br />

5 STERNE<br />

Vinum Weinguide<br />

Deutschland 2024<br />

5 STERNE<br />

Eichelmann<br />

Deutschlands Weine 2024<br />

5 STERNE<br />

Falstaff Weinguide 2024<br />

5 F<br />

Der Feinschmecker<br />

(„Die 555 besten Weingüter<br />

in Deutschland 2024“)<br />

Das Weingut Bernhard<br />

Huber aus Malterdingen<br />

zählt seit jeher zu<br />

den absoluten Spitzenbetrieben<br />

Deutschlands, wenn es um<br />

Burgunderrebsorten geht. Bereits<br />

Bernhard Huber galt als<br />

Koryphäe des Spätburgunders.<br />

Zu seiner Zeit hob er den deutschen<br />

Rotwein, ganz orientiert<br />

nach dem großen Vorbild Burgund,<br />

auf ein zuvor nicht existentes<br />

qualitatives Niveau. Der<br />

enge Austausch mit den besten<br />

Winzerkollegen und unzählige<br />

Reisen nach Frankreich halfen<br />

dabei, eine ganz eigene Identität<br />

herkunftsbezogener Weine, einen individuellen Stil zu<br />

entwickeln, der für viele andere Vorbildfunktion hatte. Als<br />

2014 Sohn Julian, 24 Jahre jung, dann den elterlichen Betrieb<br />

übernahm, waren die Erwartungen enorm hoch. Doch wohl<br />

niemand hat zu jener Zeit erahnen können, wie schnell er<br />

den hohen Erwartungen an den Sohn des Primus inter pares<br />

würde entsprechen können, selbst ein Hellseher hätte nicht<br />

vorausgesagt, auf welchem hohem Niveau Julian das Erbe seines<br />

Vaters weiterführen würde. In nur wenigen Jahren hat<br />

er mit seiner konsequent auf die bestmögliche Qualität gerichteten<br />

Arbeitsweise eine stilistischen Weiterentwicklung<br />

Nicht unerwähnt darf dabei bleiben, dass Julian Huber ganz<br />

nebenbei auch einen absolut genialen Winzersekt vinifiziert,<br />

der durch einen langen Ausbau auf der Hefe eine enorme<br />

Tiefe besitzt. Der Gault&Millau bringt den Erfolg des Weinguts<br />

auf folgende Formel: „Individualität gepaart mit enormem<br />

Feingefühl und einer guten Prise Risikobereitschaft<br />

führten das Ausnahmetalent aus Malterdingen dahin, wo es<br />

heute steht: auf Weltklasseniveau.“<br />

Herangehensweise und Stilistik<br />

28 Hektar Rebfläche bringen die einzigartigen Weine Julian<br />

Hubers hervor. Dreh- und Angelpunkt ist Malterdingen, eine<br />

Gemeinde, deren weinbauliche Geschichte auf die Zisterziensermönche<br />

zurückgeht, die hier bereits im 13. Jahrhundert<br />

ein Hofgut besaßen (und „Malterdinger“ tranken!). Das Terroir<br />

wird vor allem von verwittertem Muschelkalkboden geprägt,<br />

der vor allem den Burgundersorten Eleganz und Tiefe<br />

verleiht, darüber hinaus auch für die notwendige Textur für<br />

Substanz und hohes Alterungspotenzial sorgt. Ganz so, wie<br />

beim großen Vorbild, der Côte d’Or, im Herzen Burgunds.<br />

Die Weinbaulagen, viele davon noch mit von Bernhard Huber<br />

gesetzten alten Reben bestockt, zählen heute allesamt zum<br />

Kanon der bedeutendsten deutschen Spätburgunder-Crus.<br />

Die „Bombacher Sommerhalde“ steckt die Lagen im nördlichsten<br />

Teil ab, in Hecklingen ist der „Schlossberg“ eine<br />

Referenz des Weinguts, die nur noch von dem ultrararen<br />

„Wildenstein“, einer kleinen Parzelle, die Jahr für Jahr einen<br />

der drei besten deutschen Spätburgunder hervorbringt,<br />

übertroffen wird.<br />

Februar 2024<br />

71


DEUTSCHLAND BADEN<br />

Herzstück bleiben aber die Lagen im nahegelegenen Malterdingen,<br />

wo neben dem „Bienenberg“ auch die feinen Ortsweine<br />

aus dem Hause Huber ihre Heimat haben. Mittels<br />

sélection massale veredelt Julian seine Weinberge, von denen<br />

er manch Parzelle abgab, um sich noch mehr auf die Kernparzellen<br />

und Filetstücke zu konzentrieren und die beiden<br />

Rebsorten, die für ihn die DNS der Region ausmachen: Spätburgunder<br />

und Chardonnay. Die Stilistik der Weine aus dem<br />

Hause Huber lässt sich nur dann genau nachvollziehen, wenn<br />

man sich die unterschiedlichen zeitlichen Etappen des Weinguts<br />

vergegenwärtigt. Es existieren nur wenige Betriebe, die<br />

in all den Jahrzehnten mit vergleichbarer Konsequenz am<br />

eigenen Weinstil geschliffen und diesen (im Zweifel auch<br />

gegen jegliche modische Strömung) weiterentwickelt haben.<br />

Schon in den frühen 1990er-Jahren galten die Spätburgunder<br />

Bernhard Hubers als Referenzweine. Zu einer Zeit, in der<br />

Winzer den Lesetermin immer weiter nach hinten verschoben,<br />

um noch mehr Reife einzufahren, vinifizierte er bereits<br />

einen vielschichtigen Spätburgunder, dessen Reifepotenzial<br />

das des Gros’ der Weine damals turmhoch überragte. Unter<br />

Julian Hubers Ägide haben auch die Weißweine eine neue<br />

Klasse erreicht, an der sich erneut viele Betriebe orientieren<br />

(müssen). Ihm gelingt es, die Frucht in den Hintergrund zu<br />

stellen und die Mineralität zu betonen. Eine feine Reduktion<br />

ist mittlerweile allen Weinen eigen, die ihnen eine langsame<br />

Reifung und großes Potenzial beschert. Auch die Spätburgunder<br />

zeigen sich bewusst eleganter und von kühlerer<br />

Frucht. Der Holzeinsatz wirkt zurückgefahren, die Struktur<br />

der Weine sorgt für eine ganz eigene Dramaturgie und Spannung<br />

– ganz unverkennbar Huber!<br />

In diesem Punkt hat Julian eine klare Vorstellung: „Mein Vater<br />

mochte das, hat immer gesagt: Du trinkst doch die Weine nicht<br />

übermorgen, sondern vielleicht erst in zehn oder 15 Jahren,<br />

dann siehst du, wie die Gerbsäure aus dem Holz sich ganz<br />

harmonisch eingebunden hat und Struktur gibt. Ich bin da<br />

trotzdem der Meinung: Man darf ruhig mehr Frucht zulassen,<br />

gerade beim wunderschönen Spätburgunder. Verglichen mit<br />

meinen Anfängen haben wir jetzt mehr Ruhe reingebracht,<br />

vor allem in die Spätburgunder. Also mehr Balance und Tiefe.<br />

Damit sind sie purer in der Art und feiner in der Textur.“<br />

(Der Feinschmecker 2/2023, Interview „Mit Disziplin zur<br />

Spitze“) Und die Nachfrage steigt und steigt … – kaum ein<br />

Betrieb in Deutschland wird derart nachgefragt. Ein Glück<br />

für uns alle, dass Julian Huber sich mit einem enormen<br />

Gespür für große Weine Jahr für Jahr so konsequent „austobt“:<br />

seine Weine sind beeindruckend, waren nie besser!<br />

„Großartige Kollektion!“<br />

– EICHELMANN DEUTSCHLANDS WEINE 2024<br />

„Sowohl beim Spätburgunder<br />

als auch beim<br />

Chardonnay setzt Julian<br />

Huber nicht nur in Baden<br />

Maßstäbe Mit einer<br />

konsequent burgundischen,<br />

elegant-schlanken<br />

Stilistik,und Mut zur<br />

Säurefrische, ließ er den<br />

Rest der Anbaugebiete<br />

hinter sich.“<br />

– WEINWIRTSCHAFT<br />

72 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


MALTERDINGER SPÄTBURGUNDER ROSÉ, 2021<br />

Julian Hubers Rosé-Malterdinger: aus dem Stand an die Spitze!<br />

Huber<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DBA021521 | 12,5% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

Was passiert, wenn der bestbewertete deutsche Chardonnay- und Spätburgunderwinzer<br />

einen Rosé macht? Julian Huber hat es mit dem Jahrgang 2020 erstmals gezeigt und legt jetzt<br />

nach. Er verwendet exzellentes Spätburgunder-Rebmaterial und verarbeitet es so, wie er es<br />

auch bei den weißen Burgundersorten handhabt. Er liest also deutlich früher, presst den Wein<br />

langsam auf einer Spindelpresse mit wenig Schalenkontakt, so dass sein Spätburgunder nur<br />

blass-corailfarben leuchtet, vergärt spontan im Holz und baut den Rosé dann auf der Vollhefe<br />

im Holz (der Neuholzanteil ist recht niedrig) aus.<br />

Julian Hubers Rosé liegt aromatisch zwischen Chardonnay und Pinot Noir. Er öffnet sich<br />

mit einer leicht flintigen Nase, die eine sehr feine, fast subtile, aber doch deutlich spürbare<br />

Reduktion offenbart. Neben diesem Hauch von Schießpulver finden sich Berberitze und<br />

Sauerkirsche, Blutorange und Grapefruit, aber auch etwas warme Himbeere und Lakritze.<br />

Dazu kommen Noten von Salz und Stein sowie etwas Holz. Am Gaumen dann glasklare Säure,<br />

Präzision und Frische – ein reiner, straffer Pinot mit knackigen Noten von roten Beeren,<br />

feinem Tannin und zitrisch-pikanten Zesten. Ein Wein, der ebenso wie seine weißen und roten<br />

Pendants ein großes Glas braucht. Erst dann offenbart sich die ganze Komplexität seines<br />

Ausdrucks von Frucht, feinster Holzwürze und Stein, erst dann verbindet sich die salzig-mineralische<br />

Note mit dem feinen Schmelz zu einem Rosé, der das Beste aus zwei Welten zu<br />

etwas Großem vereint. Es gibt nicht viele Roséweine auf diesem Niveau, und zumindest wir<br />

fragen uns, warum es einen solchen Wein hierzulande nicht schon früher gegeben hat. Wie<br />

dem auch sei, wir möchten den Malterdinger jedenfalls nicht mehr missen!<br />

Ins große Glas einschenken und genießen, und das sicher noch über die nächsten zehn Jahre.<br />

© Felix Groteloh<br />

Februar 2024<br />

73


DEUTSCHLAND BADEN<br />

© Weingut Bernhard Huber<br />

„BREISGAU“, WEISS 2021<br />

Grau- und Weißburgunder:<br />

Julian Hubers Visitenkarte heißt jetzt „Breisgau“!<br />

GRAUBURGUNDER, WEISSBURGUNDER<br />

DBA021621 | NORMALFLASCHE 0,75L | 13% VOL. | 26,66 €/L | 20,00 €<br />

DBA021621-H | HALBE FLASCHE (0,375L) | 13% VOL. | 14,66 €/L | 11,00 €<br />

DBA021621-M | MAGNUM | 13% VOL. | 56,66 €/L | 42,50 €<br />

92 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Es war ein mehrjähriges Projekt: Aus dem weißen Malterdinger, der eine Cuvée aus Chardonnay<br />

und Weißburgunder war, hat Julian Huber 2021 erstmals einen reinsortigen Chardonnay-Ortswein<br />

gemacht und seinen Grauen Burgunder mit dem nun „frei verfügbaren“<br />

Weißburgunder kombiniert. Diese Mischung, die als „Basis-Cuvée“ oder „Gutswein“ fungiert,<br />

heißt nun „Breisgau“. Und der „Breisgau“ ist ab sofort die neue Visitenkarte des Weinguts,<br />

die den Terroir-Gedanken eben schon „ab ovo“ aufnimmt: Die Rebsorten stehen hinter der<br />

Herkunft zurück.<br />

Diese neue Cuvée wird von Julian in bewährter Manier ausgebaut: Ganztraubenpressung und<br />

Spontanvergärung im Fass. Bei den Fässern, in denen der Wein auf der Vollhefe gärt, beträgt<br />

der Neuholzanteil rund 30 %. Das Spiel mit der Reduktion hat Julian in den letzten Jahren<br />

dabei immer weiter verfeinert.<br />

Man findet diese leichte Reduktion in Form des Rauchs eines abgebrannten Streichholzes.<br />

Dieser Rauch überdeckt aber keineswegs die Frucht, sondern verbindet sich mit gemahlenem<br />

Kiesel und Kalk, süßem Hefegebäck mit Birnencremefüllung, etwas weißem Nougat, gelben<br />

Äpfeln, gelben Pflaumen und etwas Mandarine. Am Gaumen zeigt der Wein das ganze Können<br />

von Julian Huber. 2021 war alles andere als ein einfaches Jahr. Für Julian war es das erste<br />

Jahr der Umstellung auf Biolandbau und er musste so oft auf den Traktor wie nie zuvor.<br />

Das merkt man dem Wein nicht an, er ist spielerisch leicht und doch kraftvoll und voller<br />

Substanz. Er verbindet mineralische, druckvolle, salzige und straffe Elemente mit Seidigkeit,<br />

Fruchtfülle und Schmelz. Die Kombination der beiden Burgundersorten funktioniert<br />

hier hervorragend, das Ganze ist hier – überdeutlich! – mehr als die Summer seiner Einzelteile.<br />

Der „Breisgau“ ist alles andere als ein bloßer oder einfacher Gutswein, sondern ein so<br />

markantes wie überzeugendes Statement. Und ein Wein, der sich nahtlos in Julian Hubers<br />

beeindruckendes Portfolio einfügt.<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2030+.<br />

74 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Huber<br />

MALTERDINGER, WEISS 2021<br />

Der „Malterdinger“ ist zum ersten Mal ein reiner<br />

Chardonnay. Und was für einer!<br />

CHARDONNAY<br />

DBA020221 | 13% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

93+ PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Das Jahr 2021 wird Julian Huber in vielerlei Hinsicht sicher<br />

noch lange in Erinnerung bleiben. Seinerzeit hat er – wie<br />

auch die befreundeten Kaiserstühler Winzern Konrad Salwey<br />

und Fritz und Friedrich Keller – begonnen, sein Weingut auf<br />

Bio-Bewirtschaftung umzustellen. Grundsätzlich hat er das<br />

nicht bereut, aber 2021 ein Jahr größter Herausforderungen<br />

– auch für erfahrene Biobetriebe. Über lange Strecken war<br />

das Wetter vor allen Dingen eines: feuchtwarm, was ausgerechnet<br />

für den Weinbau alles andere als von Vorteil ist. Kein<br />

Wunder, dass man Julian den ganzen Sommer über kaum erreichen<br />

konnte, er und vier seiner Mitarbeiter waren (O-Ton<br />

Julian) „am Schlepper festgewachsen“. Und dennoch musste<br />

er Ertragseinbußen von mehr als 50 % hinnehmen – angesichts<br />

der Kombination aus miesem Wetter und höchstem<br />

Qualitätsanspruch eine fast zwingend logische Folge. Parallel<br />

zur Umstellung auf „Bio“ hat Julian auch den Umbau seines<br />

Portfolios abgeschlossen. Da er schon immer aus dem weißen<br />

Malterdinger einen reinen Chardonnay-Village machen<br />

wollte, musste er neu pflanzen. Und diese Neuanpflanzungen<br />

sind mittlerweile so weit und so gut gediehen, dass 2021 der<br />

erste Jahrgang des Malterdingers ohne Weißburgunderanteil<br />

ist. Letzteren verwendet Julian nun für den „Breisgau“, einer<br />

50:50-Cuvée mit Grauburgunder. Wir finden, dass beide Weine,<br />

der Gutswein wie der Ortswein, von dieser Umstellung,<br />

die mehr auf den Terroirgedanken abzielt, sehr profitieren.<br />

Für den Malterdinger wurde der Chardonnay, der auf Löss<br />

mit Muschelkalk wurzelt, auf einer Spindelpresse gepresst<br />

und anschließend spontan und warm im Holz vergoren. Der<br />

Ausbau erfolgt ebenfalls im Holz auf der Vollhefe mit einem<br />

Neuholzanteil von etwa 30 %. Die Reduktion, ein Markenzeichen<br />

der Chardonnays von Julian Huber, ist in den letzten<br />

Jahren immer seriöser, immer feiner, immer raffinierter geworden.<br />

Man merkt den Weinen die Erfahrung an, die ihr<br />

Macher in den letzten zehn Jahren im Keller gesammelt hat.<br />

Der Malterdinger Chardonnay duftet nach einer Mischung<br />

aus gesalzener Zitrone, gemahlenem Kalk, weißen Blüten<br />

und etwas Rauch von abgebrannten Streichhölzern. Dazu<br />

kommen grüne Noten von Ananas, Birne, Eisenkraut, Zitronengras<br />

und Limette, später dann auch etwas Torrone und<br />

Nüsse. Am Gaumen entfaltet sich der Wein dann in seiner<br />

ganzen Pracht mit einer kräftigen, intensiven Säure, einer<br />

Salzigkeit, die einem schon im ersten Moment das Wasser im<br />

Mund zusammenlaufen lässt, einer feinen Phenolik und einer<br />

hellen Frucht. Ein Chardonnay, der straff und fokussiert<br />

wirkt, aber auch Sinnlichkeit und leichten Schmelz vermittelt.<br />

Alles wirkt lebendig, pulsierend, frisch und ausgewogen.<br />

„Ein hervorragender Wein“, schreibt Stephan Reinhardt in<br />

seiner 93+-Punkte-Eloge für den Wine Advocate – Recht<br />

hat er!<br />

MALTERDINGER SPÄTBURGUNDER, 2021<br />

Malterdingen – eine Bank in Sachen fantastischer<br />

Village-Weine!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DBA020321 | 13,5% VOL. | 38,66 €/L | 29,00 €<br />

Es gibt sie, die festen Größen der deutschen Weinbaukultur.<br />

Wer einen so ehrlichen wie grandiosen Spätburgunder sucht,<br />

der liegt jahrgangsunabhängig beim Huber nie falsch. Denn der<br />

Malterdinger Ortswein, der in französischen Barriques aus Erst-<br />

, Zweit-, und Drittbelegung ausgebaut wird, setzt Maßstäbe<br />

in seiner Kategorie, und das seit vielen Jahren. Wir sprechen<br />

hier von einem der renommiertesten Burgunder-Weingüter<br />

Deutschlands. Und doch ist solch eine Qualität keine<br />

Selbstverständlichkeit. Julian Huber liebt Burgund und hat<br />

sicherlich auch Anspruch und Ehrgeiz, Weine zu machen, die<br />

sich mit Kreszenzen aus den Burgundischen Spitzen messen<br />

können. Seine 2020er haben dann auch nochmals einen Qualitätsschub<br />

gebracht, der sich dann allerdings auch preislich<br />

bemerkbar machte. Wer aber weiß, dass sich der Villages des<br />

Hauses mittlerweile nur noch aus den besten Lagen zusammensetzt<br />

(jetzt also rund 50 % der bis dahin verwendeten<br />

Lagen hier außen vor bleiben), dürfte den Wein nun mit<br />

anderen Augen betrachten. Für uns treffen hier das Terroir<br />

seiner Weinberge und der unvergleichlich feine Hausstil<br />

des Weinguts Bernhard Huber vorzüglich zusammen. Extrem<br />

viel Erfahrung und Detailverliebtheit stecken in diesem<br />

Wein, viele der Parzellen werden unterschiedlich vinifiziert<br />

– was sich unter anderem in einem Drittel Neuholz für die<br />

mit niedrig Erträgen gelesen Trauben niedrschlägt.<br />

Im eher kühlen Jahrgang 2021 zeigt sich der violette Malterdinger<br />

von bis zu 25 Jahre alten Reben wunderbar verspielt.<br />

Er duftet herrlich rottönig nach Herzkirschen und Himbeeren,<br />

dazu Blaubeeren und Ceylon-Tee mit Rosenblättern.<br />

Auch Orangenzesten finden sich in dieser Mischung,<br />

was dem Wein eine attraktive, eher wilde Art verleiht. Am<br />

Gaumen gleitet er mit seidigem Tannin dahin, zeigt sich geschmeidig<br />

und von kühler Waldfrucht geprägt, die mit ihrer<br />

feinen Säurestruktur für Trinkfluss sorgt. Ein Hauch Minze<br />

sorgt zudem für Frische. Kurzum: Ein herllich saftiger Spätburgunder,<br />

der im Kern aber schon so mineralisch und fest<br />

ist, dass er wohl mühelos noch eine Dekade und länger reifen<br />

wird.<br />

93 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Schon sehr lebendig mit einem Potenzial bis 2034+.<br />

Ab sofort und sicherlich noch die nächsten 10–12 Jahre ein Genuss.<br />

Februar 2024<br />

75


DEUTSCHLAND BADEN<br />

RARITÄTEN<br />

Streng limitierte Weine aus dem<br />

Bernhard Huber Archiv<br />

Liebe Kunden,<br />

für Julian Huber ist der 2021er-Jahrgang zu einer echten Geduldsprobe geworden, abgesehen<br />

davon, dass er im den geringsten Ertrag der Weingutsgeschichte beschert hat. Auslöser für die<br />

drastischen Ausfälle, insbesondere bei den großen Rotweinen des Hauses, waren Fröste (gut<br />

30 % beim Spätburgunder) und wenig erquickliches feucht-warmes Wetter. Der Selektionsaufwand<br />

war entsprechend enorm (neben einer optischen Sortiermaschine auf dem neuesten<br />

Stand der Technik waren vor allem echte Handarbeit und Geduld gefragt), was dazu führte,<br />

dass Julian nur 40 % einer normalen Ernte einfahren konnte. „2021 hat uns vor allem mental<br />

zugesetzt. Qualitativ sind wir mit dem Jahrgang sehr zufrieden. Ein klassisch kühles Jahr und<br />

daher sehr spannend, weil mittlerweile warme Jahre fast zur Regel geworden sind. Vor allem<br />

aber haben die Weine eine Wahnsinnstiefe und eine lebendige Säureader entwickelt. Die<br />

Erträge waren minimal, die Konzentration ist daher vorhanden und die Weine wirken alles<br />

andere als klein.“, so Julian Huber bei unserer damaligen Fassprobe. Um den menegnmäßig<br />

„homöopathisch dosierten“ Jahrgang auszugleichen, greift der deshalb aufs hauseigene Archiv<br />

zurück, das von Vater Bernhard angelegt wurde. Diese handverlesenen und perfekt gelagerten<br />

Juwelen gehören zu den meistgesuchten Weinen unseres Deutschlandportfolios. Daher können<br />

wir diese nur in folgenden Paketen (und nur solange der Vorrat reicht!) anbieten:<br />

76 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„WILDENSTEIN-PAKET“<br />

Huber<br />

DBA029900-A | 91,11 €/L | 410,00 €<br />

MAXIMAL 1 PAKET / KUNDE<br />

1 x Wildenstein Spätburgunder GG, 2011<br />

1 x Sommerhalde Spätburgunder GG, 2013<br />

1 x Malterdinger Spätburgunder „Archiv“, 2014<br />

1 x Malterdinger Spätburgunder „Alte Reben“, 2021<br />

1 x „Breisgau“, weiß 2021<br />

1 x Malterdinger Rosé 2021<br />

„SCHLOSSBERG-PAKET I“<br />

DBA029900-B | 82,22 €/L | 370,00 €<br />

MAXIMAL 1 PAKET / KUNDE<br />

1 x Schlossberg Spätburgunder GG, 2013<br />

1 x Sommerhalde Spätburgunder GG, 2013<br />

1 x Malterdinger Spätburgunder „Archiv“, 2014<br />

1 x Malterdinger Spätburgunder „Alte Reben“, 2021<br />

1 x „Breisgau“, weiß 2021<br />

1 x Malterdinger Rosé, 2021<br />

„SCHLOSSBERG-PAKET II“<br />

DBA029900-C | 71,11 €/L | 320,00 €<br />

MAXIMAL 1 PAKET / KUNDE<br />

1 x Schlossberg Spätburgunder GG, 2012<br />

1 x Malterdinger Spätburgunder „Archiv“, 2014<br />

2 x Malterdinger Spätburgunder „Alte Reben“, 2021<br />

1 x „Breisgau“, weiß 2021<br />

1 x Malterdinger Rosé, 2021<br />

Februar 2023<br />

77


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

WEINGUT<br />

RUDOLF<br />

FÜRST<br />

BÜRGSTADT<br />

78 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„Die »Fürsten« muss man nicht mehr erklären.<br />

Das Weingut ist die Nummer eins in Franken,<br />

für viele kommen aus dem Haus gar die besten<br />

Spätburgunder Deutschlands.“<br />

Fürst<br />

– DER FEINSCHMECKER („DIE 555 BESTEN WEINGÜTER IN DEUTSCHLAND 2024“)<br />

Der Traditionsbetrieb steht für großartige Weine aus Burgundersorten: kraftvolle, ungemein<br />

dichte Spätburgunder, elegante Frühburgunder sowie geradezu klassizistisch beseelte Weiße<br />

Burgunder und Chardonnays. Weine, die unbedingt zu Deutschlands Spitze zählen und ihren<br />

französischen Pendants absolut ebenbürtig sind.<br />

„Beim Weingut Fürst gelangen wir leider an die Grenzen unseres Vokabulars. Der Meister der<br />

Burgundersorten legt auch mit dem Jahrgang 2021 die Messlatte wieder enorm hoch. Aber auch<br />

die Rieslinge mit der für 2021 markanten Säure sollen erwähnt sein. Jahr für Jahr sind die Weine<br />

von Sebastian Fürst ein Highlight in der gesamten Verkostungsphase.“ – Vinum Weinguide 2024<br />

5 STERNE<br />

Vinum Weinguide<br />

Deutschland 2024<br />

5 STERNE<br />

Eichelmann<br />

Deutschlands Weine 2024<br />

5 STERNE<br />

Falstaff Weinguide 2024<br />

5 F<br />

Der Feinschmecker<br />

(„Die 555 besten Weingüter<br />

in Deutschland 2024“)<br />

5 ROTE TRAUBEN<br />

(„Hall of Fame“) –<br />

Gault&Millau Weinguide<br />

Deutschland 2024<br />

VDP-MITGLIED<br />

SEIT 1980<br />

Pioniere im Maintal oder: Im Westen viel Neues: Als<br />

Monika und Paul Fürst 1979 ihr neues Gutsgebäude<br />

inmitten eines Weinbergs gebaut hatten, an den jenseits<br />

von Spessart und Odenwald wohl kaum jemand einen<br />

Gedanken verschwendet hätte, konnten sie nicht ahnen,<br />

dass sie damit den Grundstein für ein wahres Weinmonument<br />

legen würden. Der Centgrafenberg mit seinen Buntsandsteinböden<br />

zählt zweifelsohne zu den deutschen Spitzenlagen<br />

für Spätburgunder. Ein Renommee, dass sich der<br />

unerschütterlichen Überzeugung und dem kompromisslosen<br />

Engagement Paul Fürsts verdankt.<br />

Heute führen er und<br />

Sohn Sebastian gemeinsam<br />

den Betrieb und schreiben<br />

ihre Erfolgsgeschichte, Jahrgang<br />

für Jahrgang, Wein für<br />

Wein weiter.<br />

Und diese Weine, weiße wie<br />

rote, zählen seit mindestens<br />

drei Jahrzehnten zu den bemerkenswertesten<br />

ihrer Art<br />

in Deutschland. Der Vinum-<br />

Weinguide adelt das fränkische<br />

Weingut als Fünf-Sterne-Betrieb<br />

(Höchst-bewertung!)<br />

und urteilt: „Als Paul<br />

Fürst den Betrieb der Eltern<br />

übernahm, hatte niemand<br />

in der Weinwelt den Ort<br />

Bürgstadt auf dem Radar,<br />

der Centgrafenberg war bestenfalls<br />

einigen Insidern als<br />

brauchbare Lage im Westen<br />

Frankens bekannt. Es ist der<br />

akribischen Arbeit von Paul Fürst in den letzten 30 Jahren<br />

zu verdanken, dass die Weinkarte Deutschlands um einen<br />

weltweit bekannten Ort reicher geworden ist.“ Und auch der<br />

Gault&Millau zieht angesichts dieser Perfektion den Hut:<br />

„Eigentlich möchte man sich einer Fünf-Trauben-Bewertung<br />

nicht einfach so hingeben. Das Haar in der Suppe finden,<br />

eine kleine Kritik anbringen. Funktioniert aber nicht. So absolut<br />

stimmig ist der Auftritt von Fürst.“<br />

Über mangelnde Spitzenbewertungen und Auszeichnungen<br />

kann Familie Fürst nicht klagen (zuletzt wurde das Sebastian<br />

vom Vinum Weinguide 2022 zum „Winzer des Jahres“ gekürt,<br />

im Vorjahr wurde Paul Fürst mit dem „Ehrenpreis für das<br />

Lebenswerk“ von Eichelmann geehrt), längst sind sie in der<br />

Walhalla der großen Burgunderbetriebe angekommen. Was<br />

aber darüber hinaus unsere Neugier geweckt und eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit den Spitzenwinzern aus Franken<br />

begründet hat, sind die Entwicklungen der letzten Jahre und<br />

die aufregende Zukunft, die sie versprechen.<br />

Eine Betriebsübergabe zählt sicher zu den heikelsten Zäsuren<br />

in Familienunternehmen, etliche Spitzenbetriebe sind daran<br />

schon gescheitert. Bei Paul und Sebastian hingegen sehen wir<br />

echtes Teamwork: Vater und Sohn ergänzen sich ideal, lassen<br />

sich dabei allen Spielraum. Noch beeindruckender: Sie gehen<br />

Wagnisse ein, beschreiten gemeinsam völlig neue Wege und<br />

zählen unbedingt zur Avantgarde des Weinbaus in Deutschland.<br />

Schon früh galt Sebastians Leidenschaft handwerklich erzeugten<br />

Burgundern. Eine Leidenschaft, die ihn seinerzeit<br />

zur Domaine de l’Arlot (Nuits-St-Georges) und zu Marc<br />

Kreydenweiss, dem legendären Biodynamiker ins Elsass führte.<br />

Zurück in der Heimat, brachte er das neu erworbene Wissen<br />

der „Pinot-Noir-Studienreise“ in seinen ersten eigenen<br />

Februar 2024<br />

79


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

Rotweinjahrgang ein, den beeindruckend gelungen 2008er.<br />

Was wir bei Vater und Sohn Fürst schätzen, ist die ganz klar<br />

heimatliche Verwurzelung und gleichzeitige Nähe zum Burgund.<br />

Und erst recht die Weitsicht, die diese beglückende<br />

Kombination aus heimischem Terroir und absolut inspirierter<br />

Interpretation ermöglicht.<br />

Der Erfahrungsschatz und das umfassende Wissen der beiden<br />

schlägt sich insbesondere bei den Weißweinen nieder,<br />

deren „konventionell deutsche Stilistik“ mittels „französischer<br />

Verfahren“ behutsam transformiert wird. Das ist auch<br />

der Jury des Vinum-Weinguides nicht verborgen geblieben:<br />

„Die Lust auf ständige Verbesserung wurde schon vor geraumer<br />

Zeit auf andere Rebsorten ausgedehnt. Weißburgunder<br />

und Chardonnay sind immer unter den Besten in Deutschland<br />

zu finden, mittlerweile drängt auch Riesling aus dem<br />

Centgrafenberg ganz nach vorn.“ Wir erleben hier gerade<br />

einen von enormem Know-how geprägten stilistischen Wandel,<br />

der seine wohl beeindruckendste Ausprägung im Chardonnay<br />

aus den Astheimer Lagen erfährt. Für uns zählen sie<br />

– neben denen von Julian Huber – zu den besten heimischen<br />

Exemplaren.<br />

Die Lagen<br />

Das Weingut liegt inmitten des Bürgstadter Bergs, der, um<br />

noch die burgundische Referenz zu bemühen, dort wohl<br />

einem 1er Cru entspräche. Seine Buntsandsteinverwitterungsböden<br />

prägen maßgeblich Eigenschaften und Profil der<br />

Fürst’schen Rotweine. „Der Bürgstadter Berg hat einen ganz<br />

spezifischen Charakter, noch spezifischer und unterschiedlicher<br />

sind die Parzellen für die Großen Gewächse, die wir<br />

aus ihm hervorbringen,“ beschreibt Sebastian die Situation.<br />

Die Parzellen, Filetstücke par excellence, das sind die beiden<br />

Großen Lagen Centgrafenberg und Hundsrück. Und in der<br />

Tat unterscheiden sich die beiden Spätburgunder-GGs, bei<br />

nahezu identischer Vinifikation, jedes Jahr enorm: der Centgrafenberg<br />

stets anmutig elegant und im besten Sinne ausgewogen,<br />

der Hundsrück dagegen auftrumpfend majestätisch,<br />

mit einem mehr Würze und aromatischer Kraft.<br />

Einige Kilometer vom Weingut der Familie entfernt gedeihen<br />

in Klingenberg die Spätburgunder auf einem völlig anderen<br />

Terroir. „Für uns sind die Klingenberger Weine feuriger, die<br />

Bürgstadter kühler.“ In der Großen Lage Schlossberg, dem<br />

Herzstück der steilen Terrassenlagen, haben Vater und Sohn<br />

aufwendig alte Trockenmauern erneuert und in einigen Parzellen<br />

die Stockdichte auf 12.000 Reben pro Hektar erhöht.<br />

Weiter Zeilenabstand in Verbindung mit hoher Stockdichte<br />

ist laut Sebastian einer der Schlüssel zum Erfolg für große<br />

Spätburgunder. Nächstes spannendes Projekt: die Erhöhung<br />

der Stockdichte in einer Top-Parzellen der Lage Hundsrück.<br />

Wenn man von Fürst spricht, muss man unbedingt auch die<br />

traumhaften Frühburgunder erwähnen. Diese hierzulande<br />

nur noch selten anzutreffende, recht komplizierte Rebsorte<br />

hat Paul Fürst schon früh für sich entdeckt. Wer Pinot<br />

Noir schon für die Diva unter den Rebsorten hält, kennt<br />

vermutlich den ungleich divenhafteren, vielleicht sogar anspruchsvolleren<br />

Pinot Madeleine nicht … 1,7 Hektar pflegen<br />

die Fürsts und bewahren damit eine Tradition, die in Churfranken<br />

nachweislich bis ins Jahr 1875 zurückverfolgt werden<br />

kann. Der Frühburgunder ergibt gehaltvolle, intensiv<br />

dunkelfruchtige Weine, als es die im Vergleich zum „großen<br />

Bruder“ Spätburgunder hellere Farbe vermuten lässt. Bemerkenswert<br />

ist auch das Reifepotenzial des Frühburgunders,<br />

wenn er à la Fürst vinifiziert wird: 10+ Jahre sind gesetzt!<br />

Zur Vinifikation<br />

„Um einen guten Wein auszubauen, gibt es nicht viele Möglichkeiten.<br />

Er ist ein Naturprodukt. Unsere Grundlage. Ich<br />

mache also einfach das, was für den Wein am besten ist. Und<br />

wenn die Traube gut ist, wird auch der Wein gut. Am Tag<br />

der Ernte weiß ich genau, welchen Schatz ich in den Händen<br />

halte. Im Ausbau dürfen dann einfach keine Nachlässigkeiten<br />

entstehen.“ (Paul Fürst)<br />

Der Ausbau der von Hand und mit niedrigen Erträgen gelesenen<br />

Burgunder erfolgt mittels offener Maischegärung in<br />

überwiegend großen Holzbottichen. Sebastian entscheidet<br />

sich bei den Spätburgundern für eine klassische Vinifikation.<br />

Anstelle einer Kaltmazeration, mazeriert er die Trauben<br />

zwischen 10–13 °C vor. Hierfür kommt Trockeneis als reiner<br />

Oxidationsschutz zum Einsatz. Extreme Betonung der<br />

Frucht wäre ihm zuwider, der Stil des Hauses sind kräftige,<br />

dabei ungemein elegante Weine mit klarer, straffer Struktur<br />

und würziger Aromatik. Sobald die spontane Gärung beginnt,<br />

führt er eine Remontage durch. Das sogenannte Überschwallen<br />

belüftet den Wein, macht ihn rund. Wenn sich<br />

eine Kruste über den Trauben bildet, drückt er diese vorsichtig<br />

mit einem Holzstab hinunter (pigeage). „Ich möchte eine<br />

80 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Fürst<br />

lange Gärung und gute Vormazeration und dabei viel Aroma<br />

extrahieren.“ Anschließend presst Sebastian den Wein mit<br />

einer Korbpresse schonend ab, lässt ihn über Nacht sedimentieren<br />

und baut ihn dann im Holzfass aus. Während für den<br />

Spätburgunder Tradition nur gebrauchte Fässer zum Einsatz<br />

kommen, vertraut er bei den Großen Gewächsen fast ausschließlich<br />

auf neues Holz (70 bis 80 %) – entgegen jeglichen<br />

Trends zu gebrauchtem Holz. Wer seine Burgunder probiert,<br />

versteht auch die Intention. Denn die Synthese von Buntsandsteinböden,<br />

churfränkischem Klima und klassischer Vinifikation<br />

sind intensive Rotweine, die sich, im Gegensatz<br />

zu vielen anderen deutschen Spätburgundern, durch eine<br />

kraftvoll-dichte Textur und eine enorme Tiefe auszeichnen.<br />

Eigenschaften, die es mit neuem Holz mühelos aufnehmen<br />

können, regelrecht nach solchen Rahmenbedingungen verlangen.<br />

Das Ergebnis sind dabei stets herrlich komplexe,<br />

wunderbar ausbalancierte, geradezu verführerische Burgunder<br />

mit fantastischem Potenzial zur Reife – einzigartige Weine<br />

und Meisterwerke im eigentlichen Sinne, die Geschichte<br />

geschrieben haben und auch in Zukunft schreiben werden.<br />

Paul und Sebastian Fürst sind gerade wieder dabei, sich neu<br />

zu erfinden, und wir sind stolz und hocherfreut, die beiden<br />

auf diesem Weg begleiten zu dürfen.<br />

Die aktuelle Kollektion<br />

Zwei FÜRSTliche Jahrgänge stehen uns mit 2021 und 2022<br />

ins Haus! Dieses Wortspiel können wir einfach nicht auslassen,<br />

steht es doch für viel mehr als nur eine naheliegende<br />

Formulierung. Denn der Name Fürst („Bayerische Burgunder-Weine<br />

von Weltformat.“ – Gault&Millau) steht für<br />

höchste Qualitäten. „Es gibt keine zwei Handvoll Betriebe<br />

in Deutschland, die für sich in Anspruch nehmen können,<br />

dass man ihre Gewächse nicht an Herkunft oder Jahrgang<br />

festmacht, sondern vor allem an den Menschen dahinter. Sebastian<br />

und Paul Fürst machten seit Jahren Weine, die vor<br />

allem eins sind: Fürst-Weine! Die, wie so oft, für eine gewisse<br />

Sprachlosigkeit sorgen – wie auch solche Qualitäten<br />

in Worte fassen? „Beim Weingut Fürst gelangen wir leider<br />

an die Grenzen unseres Vokabulars.“, schreibt die Vinum<br />

im Weinguide für das 2024. Auch der Falstaff wiederholt<br />

sein Urteil der letzten Jahre und konstatiert das Offensichtliche:<br />

„Sebastian Fürst bringt mit großer Souveränität Jahr<br />

um Jahr Spitzenweine in die Flasche. Das Jury des Weinguides<br />

(„Die 555 besten Weingüter in Deutschland 2024“) des<br />

Magazins Der Feinschmecker kommt zu einem ähnlichen<br />

Schluss, das unser Schlusswort sein soll: „Die »Fürsten«<br />

muss man nicht mehr erklären. Das Weingut ist die Nummer<br />

eins in Franken, für viele kommen aus dem Haus gar<br />

die besten Spätburgunder Deutschlands. Wir sehr diese<br />

Superlative stimmen, bewies die aktuelle Kollektion von<br />

Sebastian Fürst, der meisterhaft das Erbe seines Vaters Paul<br />

in die Zukunft trägt.“<br />

Februar 2024<br />

81


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

WEISSER BURGUNDER<br />

„PUR MINERAL“, 2022<br />

Weißburgunder à la Fürst –<br />

unverwechselbar grandios!<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DFR011122 | 12% VOL. | 25,33 €/L | 19,00 €<br />

SILVANER „PUR MINERAL“, 2022<br />

Fürst’sche „Klassik“: würzig, elegant<br />

und natürlich mineralisch!<br />

SILVANER<br />

DFR011522 | 12% VOL. | 18,53 €/L | 13,90 €<br />

Im von Sandstein dominierten Churfränkischen spielt Silvaner<br />

traditionell keine besonders große Rolle. Mit Karl dem<br />

Großen bzw. fränkischen Siedlern kamen die Burgundersorten<br />

in die Region – und haben sich gehalten. Doch im Volkacher<br />

Karthäuser besitzen die Fürsts drei Hektar Weinlagen auf<br />

Muschelkalk. Und dort stehen einträchtig Chardonnay, Weißburgunder<br />

und Silvaner nebeneinander. Von dort, aber auch<br />

von Bürgstädter Parzellen stammt der Silvaner „pur Mineral“,<br />

der natürlich längst ein Klassiker des Hauses ist. Der Wein<br />

wird (wie alle der Linie „pur Mineral“) überwiegend im großen<br />

Holzfass ausgebaut (etwa 80 %), was ihm eine gewisse<br />

seidige Textur mit ebenso seidigem grip verleiht.<br />

Im Duft von Anfang an druckvoll „dunkelwürzig“, dann<br />

immer heller, vegetabiler, (kräuter)würziger (Eisenkrautbis<br />

fast Matcha-Noten) und forscher. Nach und nach dann<br />

die Frucht, die zwischen grünen Äpfel und noch nicht allzu<br />

reifer Quitte changiert, mit etwas mehr Luft etwas Birne,<br />

die kraftvolle Würzigkeit (jetzt eher Stein und kühle Erde)<br />

weicht floralen Noten. Am Gaumen macht der Silvaner seinem<br />

Namen alle Ehre, „pur mineral“ ist wieder Programm.<br />

Ähnlich wie beim Riesling aus dieser Linie, ist die Säure<br />

„nicht von schlechten Eltern“, dennoch perfekt integriert, der<br />

Säurebogen, der nicht völlig in grünapfeliger bzw. in zitrischer<br />

Frische aufgeht, leitet eine eher „geerdete“ Frucht (wieder<br />

Birne, Mirabelle, fast ein wenig – eher grüne – Mango),<br />

die allerdings immer wieder von steinig-kalkigen Noten<br />

überlagert wird. Sehr gerade, bei aller animierenden Jugendlichkeit<br />

fast straffe Struktur, ein Wein, den Sebastian<br />

als „frankophilen, schön trockenen Essenbegleiter“ auf die<br />

Flasche bringen wollte, so der Hintergedanke – „saftig, ein<br />

bisschen erdig, eine dezent zurückhaltende Frucht“. Und das,<br />

werte Kunden, ist ihm ganz wunderbar gelungen. Der Ausbau<br />

im großen Holz und das lange Hefelager erden den Silvaner,<br />

machen seine besondere Klasse und Eleganz aus. Hier tut<br />

sich tatsächlich ein hübsch weitgestecktes Experimentierfeld<br />

für „food pairing“-Affine auf, der Fantasie sind kaum Grenzen<br />

gesetzt!<br />

Ab sofort bis 2027+.<br />

Zugegeben, im Vergleich zu den beiden anderen „Einstiegsweinen“<br />

der Fürsts, ist der Preis des Weißburgunders merklich<br />

höher als der seiner „pur mineral“-Pendants. Einmal im<br />

Glas lässt sich schnell erkennen, warum dem so ist! Selbstredend<br />

sind alle Weine dieser Linie auf dem gleichen hohen<br />

Niveau vinifiziert. Beim Weißen Burgunder allerdings wird<br />

deutlich, warum sich das Weingut Rudolf Fürst einen Namen<br />

als „Burgunderhaus“ gemacht hat, was Stephan Reinhardts<br />

mittlerweile schon fast geflügeltes Wort „Burgund<br />

liegt in Bürgstadt“ pointiert und perfekt zusammenfasst.<br />

Hier hat selbst der einfachste Burgunder ein Niveau, das<br />

manch anderer Winzer vergeblich mit seinen Orts-, ja sogar<br />

Lagenweinen zu erreichen sucht. Wie gesagt, die Vinifikation<br />

„auf dem gleichen hohen Niveau“ versteht sich bei<br />

einem skrupulösen Winzer wie Sebastian Fürst von selbst,<br />

die Machart ist seit 2020 allerdings eine andere. Denn dieser<br />

„pur mineral“ wird komplett im Holz ausgebaut. Heuer<br />

sind es sechs 228-Liter-Fässer, zwei mit 500 Litern, dazu je<br />

eines mit 1.500 bzw. 2.400 Litern – eine bunte Mischung<br />

verschiedenster Formate, die eines gemeinsam haben: kein<br />

neues Holz! Und so zeigt sich der Weißburgunder, dessen<br />

Traubenmaterial zu einem großen Teil aus Astheimer Lagen<br />

stammt (der Rest von Muschelkalkböden in Volkach) und<br />

nach acht bis neun Monaten Ausbau auf die Flasche kommt,<br />

so schnörkellos und klar, eben „pur“ und „mineralisch“ wie<br />

eh und je. Nur noch schöner! Dafür wird hier vergleichsweise<br />

früh gelesen, was der „burgundischen Frucht“ (keine<br />

Primärstoffel, sondern vornehm zurückhaltend, elegant eingebettet),<br />

der wunderbar geradlinigen Struktur und würzigklaren,<br />

ja kristallinen Mineralität enorm zugutekommt. Der<br />

Weiße Burgunder „pur mineral“ duftet nach hellen Blüten<br />

und leicht rauchigem Stein, dazu Noten von gelben, nicht<br />

zu reifen Früchten (etwas Birne, ein Hauch Quitte, weißen<br />

Johannisbeeren und Muskatnuss). Am Gaumen enorm saftig,<br />

knackig, geradezu strahlend; hier beeindruckt der Weißburgunder<br />

durch einen leuchtenden (Dur-)Dreiklang von animierend-heller<br />

Säure, seidiger Eleganz und präziser Würze,<br />

der die feine Frucht (wieder nicht zu reife Quitte, wieder<br />

Birne und bald eine ganze Streuobstwiese) höht und dabei<br />

vollendet in Szene setzt. Wunderbar auch die leicht salzig<br />

anmutende und den Trinkfluss ganz herrlich befördernde<br />

Mineralität, die der Weiße Burgunder in bester, typisch<br />

Fürst’scher Manier an den Tag legt. Ein grandioser Gutswein<br />

und, mit Verlaub, der beste Weiße Burgunder „pur mineral“<br />

den wir je im Glas hatten!<br />

Ab sofort und bis leicht 2030+.<br />

82 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


RIESLING „PUR MINERAL“, 2022<br />

Riesling: animierend energetisch,<br />

puristisch und herrlich verspielt!<br />

RIESLING<br />

DFR010922 | 11,5% VOL. | 18,00 €/L | 13,50 €<br />

Ist es nicht wunderbar, wenn Etiketten alles halten, was sie<br />

mehr oder weniger vollmundig versprechen? Bei den „pur mineral“-Weinen<br />

des Weinguts Rudolf Fürst kann man immer<br />

wieder quasi „blind“ zugreifen, kann sich seit Jahren ebenso<br />

blind darauf verlassen, dass Der Inhalt sich nicht nur „pur<br />

mineralisch“ ausnehmen wird, sondern auch die pure Trinklust<br />

entfachen und auf die ganze Distanz „bedienen“ wird. Der<br />

Riesling macht da (natürlich) keine Ausnahme, trinkt sich animierend<br />

energetisch, puristisch und herrlich verspielt! Bei den<br />

Trauben, von denen einige Partien aus dem von Buntsandstein<br />

geprägten Bürgstadter Centgrafenberg stammen (eine Art<br />

Vorselektion oder Vorlese des entsprechenden Riesling-GGs),<br />

werden – je nach Jahrgang – zu einem kleinen Teil im Edelstahl,<br />

hauptsächlich aber im neutralen Fuderfass ausgebaut.<br />

Rebsortentypizität und (der Name ist Programm) Mineralität<br />

stehen bei diesem rassigen, dabei ungeheuer leichtfüßigen<br />

Riesling (zarte 11,5 Volumenprozent Alkohol) neben Energie<br />

und Finesse klar im Fokus. Dass diese Fürst’schen Weine nicht<br />

von ungefähr den bloßen Basis-Bereich längst verlassen haben,<br />

thematisiert auch der Falstaff: „Sebastian Fürst wurde<br />

Anfang 2018 nicht von ungefähr zum Falstaff »Winzer des<br />

Jahres« ernannt, das zeigen auch die neuen Weine. Bereits an<br />

der Basis bringt einem ein Etikett wie der Riesling ,pur mineral‘<br />

die ganze Klasse ins Glas, die auch die hochpreisigeren<br />

Etiketten kennzeichnet: Fürsts Weine haben eine Eleganz, die<br />

niemals konstruiert und trotzdem immer durchdacht wirkt.“<br />

92 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

„Kein Wein unter 92 Punkten – Sebastian Fürst<br />

bringt mit großer Souveränität Jahr um Jahr<br />

Spitzenweine in die Flasche. Selbst im kühlen<br />

Jahr 2021 sind ihm Spätburgunder von Weltklasse<br />

gelungen, wobei wir zu diesem frühen Zeitpunkt<br />

den Klingenberger Schlossberg sogar ein My<br />

vor Hundsrück und Cengrafenberg sehen. Beim<br />

Klingenberger Orts-Spätburgunder wiederum ist<br />

es das Preis-Genuss-Verhältnis, das herausragt.<br />

Die abermals sehr starken Chardonnays, Weißund<br />

Frühburgunder komplettieren den starken<br />

Auftritt der Burgundersorten. Aber auch die<br />

Rieslinge haben Stil und Klasse!“<br />

– Falstaff Weinguide 2024<br />

Fürst<br />

Der 2022er-Jahrgang gibt sich wie schon sein Jahrgangsvorgänger<br />

(und kaum im Glas) ungeheuer charmant, leichtfüßig,<br />

dabei mit geradezu ausgelassenem „drive“, in der Nase wie<br />

immer (!) enorm animierend: Frucht und Stein in perfekter<br />

Kombination und Dosierung. Unser vielfach gebrauchtes Bild<br />

einer von einer Natursteinmauer umgebenen Streuobstwiese<br />

– grüne und reifere Äpfel samt Schale und Kerngehäuse, jeder<br />

dritte Baum ist eine Birne, vereinzelt auch Wildmarillen …)<br />

hat weiterhin Bestand! Im Duft völlig klar und hinreißend<br />

kühl (think Bergbach, Sonne, Frische!), dann immer würziger,<br />

bald auch zitrisch frisch, herrlich klar und belebend. Am<br />

Gaumen dann die schon erwähnte Energie, die mit etwas Luft<br />

immer offensichtlicher wird. Eine helle, kristalline Säure, die,<br />

niemals spitz, den Riesling singen lässt und die das aromatische<br />

Geschehen bis weit in den Nachhall begleitet. Herrlicher<br />

grip auch hier, der die im Duft völlig präsente Frucht noch<br />

intensiviert (mehr Birne, mehr Aprikose, Kumquat, sogar eine<br />

Spur Pfirsich), ihre Wahrnehmung „beschleunigt“. Ein schlanker,<br />

fulminant saftig-frischer Riesling, der sich in jedem Moment<br />

(es lebe das Etikett!) angenehm pur(istisch) und animierend<br />

mineralisch zeigt.<br />

Ab sofort mit Genuss zu trinken, Potenzial bis sicherlich 2028+.<br />

Februar 2024<br />

83


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

Straff, schlank und verkapptes Großes<br />

Gewächs: Sebastian Fürsts Weißburgunder<br />

aus dem Bürgstadter Berg ist eine Wucht!<br />

BÜRGSTADTER BERG WEISSER BURGUNDER<br />

ERSTE LAGE, 2021<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DFR011821 | 12,5% VOL. | 42,66 €/L | 32,00 €<br />

Es ist doch manches Mal ein mühsames Geschäft, etwa wenn wir alljährlich die Großen Gewächse<br />

unter den Weißen Burgundern aus Deutschland unter die Lupe nehmen, sie probieren<br />

und uns dann ziemlich regelmäßig einer gewissen Ratlosigkeit nicht erwehren können.<br />

Häufig sind wir von dem GG-Aufgebot etwas mehr als slightly underwhelmed. Denn allzu oft<br />

setzen Winzer auf eine vergleichsweise vordergründige Primärfrucht, die sie durch üppigen<br />

(und recht sorglosen) Einsatz von Neuholz zu rahmen? zu bändigen? zu camouflieren? eventuell<br />

zu kontextualisieren suchen. Das funktioniert unserer Meinung nach leider nicht so gut.<br />

Aber vielleicht sind wir auch einfach nicht das Zielpublikum …<br />

Ganz anders Sebastian Fürsts Weißburgunder aus der Ersten Lage Bürgstadter Berg mit seinen<br />

von eisenhaltigem Buntsandstein geprägten Böden: „Hier ist viel mehr Salzigkeit drin als bei<br />

den Astheimer Weinen. Der Unterschied zwischen den Lagen ist größer als der ihrer Rebsorten“<br />

(Sebastian Fürst). Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! Denn<br />

diesmal ist der Weißburgunder „der reduktivste Wein, den wir jemals hatten“, erläutert uns<br />

Sebastian das Phänomen, das uns da aus dem Glas im besten Sinne anspringt! Eine enorme<br />

Rauchigkeit, gepaart mit Popcornnoten und einer feuersteinigen Ausdünstung, die uns chez<br />

Fürst noch nicht untergekommen ist. Ungewöhnlich, absolut ungewöhnlich, aber enorm interessant!<br />

Ist das die Zukunft? „Wir züchten uns keine Reduktion, schwefeln auch nicht in die<br />

Gärung rein“, erklärt uns der Winzer, der es, wie er uns versichert, durchaus etwas zahmer<br />

mag und schon gar nicht irgendwelche Moden bedienen möchte, sondern mit viel Trub vergären<br />

ließ, womit man schon etwas Reduktion riskiere, was sich aber mit Blick auf die Zukunft<br />

und Frische dieses Weins, sehr positiv auswirke.<br />

Um’s kurz zu machen: Wir sind dennoch (gerade darum?) begeistert. Denn hier stimmt dann<br />

eben doch einfach alles! Hier zeigt sich vor allen Dingen, zu welchen Höhenflügen in Sachen<br />

Eleganz, Komplexität und Finesse diese Sorte ansetzen kann. Die Frucht spielt dabei tatsächlich<br />

eine eher untergeordnete Rolle. Sebastian interpretiert den Weißen Burgunder hier<br />

vielmehr im Sinne eines burgundisch ausgebauten Chardonnay – den es ja aus derselben Lage<br />

gibt. Diese beiden Weine sind gar nicht so weit voneinander entfernt – gerade so weit, um die<br />

Typizität der jeweiligen Rebsorte erfahrbar zu machen.<br />

Er baut diesen Weißen Burgunder „Bürgstadter Berg“ ein Jahr im Holz aus – wie gesagt: viel<br />

Trub, viel Hefe, viel Ehr’ (und reduktive Noten)! Denn, so Sebastian, „Hefe gibt Umami“,<br />

zudem eine enorme Substanz, Dichte und jener vielbeschworene burgundische Charakter.<br />

Im Duft anfangs kurz verhalten, dann eine noch hefig eingetrübte Kombination aus Frucht<br />

(Birne, Quitte) und Würze (gerösteter Sellerie, Nüsse), mit etwas Luft beides deutlicher, klarer,<br />

was vorher eine Birne hoch oben am Baum war, ist nun fast Birnencrème, aus der Quitte<br />

wird nun würziges Quittenbrot, dazu nun eine leicht herbe Note, die sich immer mehr gen<br />

Stein entwickelt. Am Gaumen dann zum ersten Mal deutlich Holz, das aber nur als Texturgeber<br />

fungiert. Die Frucht jetzt im Vergleich opulenter, gleichzeitig aber auch facettenreicher<br />

(inklusive eines sehr animierenden Grapefruitbitters), die Säure präzise, auf beeindruckende<br />

Weise domestiziert ohne auch nur einen Moment lang „harmlos“ zu wirken. Wunderbare<br />

Salinität, die das Finale beflügelt, das uns als Gesamtkomposition in Sachen Frucht, Würze<br />

und Mineralität jubeln lässt. Ein großer Wurf!<br />

Ab sofort (idealerweise karaffiert) bis mindestens 2032+.<br />

84 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


WEISSER BURGUNDER „R“, 2021<br />

Sebastian Fürst: „Mir macht Weißburgunder zunehmend mehr Spaß“ –<br />

und uns erst!<br />

Fürst<br />

WEISSBURGUNDER<br />

DFR011221 | 12,5% VOL. | 70,66 €/L | 53,00 €<br />

Sebastian Fürsts Weißer Burgunder „R“: Eine Selektion der besten Parzellen und Trauben<br />

(überwiegend aus dem Bürgstadter Berg), bei der Sebastian Fürst in die Vollen geht: Er liest<br />

die Trauben in kleinen Kisten, legt nicht nur Hand, sondern auch Fuß an, denn tatsächlich<br />

werden die Trauben für diesen Wein mit den Füßen angequetscht – ein (glauben Sie’s<br />

nur!) besonders schonendes Verfahren. Was für Sebastians Chardonnays gilt, gilt auch für die<br />

Reserve-Variante seines Weißburgunders: Er zählt definitiv zu den schönsten, größten, vielschichtigsten<br />

Weinen, die hierzulande aus dieser Rebsorte vinifiziert werden.<br />

94+ PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Die „R“-Variante des aktuellen 2021er-Jahrgangs besticht schon im Bouquet durch eine geradezu<br />

„polyglotte“ Vielfältigkeit, dass man sich hier erst mal langsam herantasten muss. Da<br />

wäre die leicht verständliche Sprache des Jahrgangs, zarte weiße Blüten, der charmante Duft<br />

nach Kamillen und einem Hauch von Zitrusöl, die aus dem Glas steigen. Aber schon gleich<br />

spürt man aber auch, dass hier Sebastians besondere Herangehensweise an den Weißburgunder<br />

zur Geltung kommt. Der Ausbau im Keller (einige Monate im Barrique auf der Hefe und<br />

dann ein weiteres halbes Jahr im Stahltank), sorgt für eine feine Fassausbaunote, die nicht<br />

von frisch getoasteter Eiche, also Vanille, herrührt, sondern dem Bouquet Würze und Fülle<br />

verleiht. Auch Hefenoten tragen zu bei und – last but not least – das Terroir. Man hat hier<br />

den Eindruck zerriebenen Buntsandstein zu riechen. Wer jetzt neugierig wird, wohin sich<br />

das Ganze entwickelt, beobachte den Wein über ein bis zwei Stündchen oder vertraue auf<br />

unsere Expertise: Die Ausbaumethode rückt in den Hintergrund, die Frucht gewinnt an Brillanz.<br />

Das Ergebnis ist ein feinmineralischer, so gar nicht primärfruchtiger Weißburgunder.<br />

Und genau so zeigt er sich ja auch am Gaumen. Hier leitet, anders als bei einem Riesling,<br />

nicht unbedingt eine knackige Säure den Weißwein. Es ist die feine salzige Note, die hier die<br />

Melodie vorgibt. Um sie schlängeln sich Zitronen und (sehr subtil) andere Früchte wie Wassermelonen<br />

und Birnen, die dem Wein Fleischigkeit und Körper verleihen. Auch hier wirkt das<br />

Holz nicht aufdringlich, sondern verleiht dem „R“ eine Bühne, auf der er sich austoben darf.<br />

Im Nachhall wird der fränkische Weißburgunder immer feiner und schlanker. Er hallt mit<br />

einem Hauch Limettensaft aus und erfrischt den Gaumen, der bis zu den Zungenrändern mit<br />

Meersalz benetzt bleibt. Wir setzen gleich zum zweiten Schluck an!<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2035+.<br />

Februar 2024<br />

85


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

CENTGRAFENBERG RIESLING GROSSES GEWÄCHS, 2022<br />

Centgrafenberg: Gesegnetes Buntsandstein-Terroir,<br />

nicht nur für Spätburgunder!<br />

RIESLING<br />

DFR010422 | 12,5% VOL. | 78,66 €/L | 59,00 €<br />

95 PUNKTE<br />

Vinum<br />

Im Vorjahr verlieh der Vinum Weinguide Sebastian und Paul Fürst die Auszeichnung zum<br />

„Winzer des Jahres“. Mit fünf Sternen zählt er ohnehin zu den besten Betrieben Deutschlands.<br />

Im aktuellen Weinguide 2023 heißt es: „Es liegt wohl an den überragenden Rotweinen<br />

des Hauses, dass man den Riesling leicht übersieht. Dabei war der erste Rebstock, der erste<br />

Weinberg, den Paul Fürst nach Übernahme des betriebs pflanzte, ein Riesling.“ Und tatsächlich<br />

gehört für die Vinum-Jury der Vorgänger des Centgrafenbergs „zu den besten in ganz<br />

Deutschland“. Mit dem Riesling-GG aus dem Centgrafenberg haben wir also sowas wie den<br />

Nukleus einer Erfolgsstory im Glas!<br />

Die Buntsandsteinlage eignet sich ideal für reifewürdigen Riesling, wie Sebastian uns bei<br />

einer Jahrgangsprobe mit einem exzellenten 2013er-Jahrgang bewies. Es ist ohnehin ein großer<br />

Fehler, das Weingut Fürst lediglich als Rotweingut wahrzunehmen. Durch das Klima<br />

Churfrankens und die verwitterten Buntsandsteinböden mit hohem Eisenanteil hebt sich der<br />

Riesling stilistisch von vielen anderen Großen Gewächsen Deutschlands ab. Er besticht durch<br />

Klarheit und eine enorme Dichte, wirkt wie aus einem Guss.<br />

Ausgebaut wir das Große Gewächs vom Centgrafenberg in einem 2.400 Liter fassenden<br />

Doppelstückfass – womit auch klar sein dürfte, wie klein die Zahl der abgefüllten Flaschen<br />

dieses trockenen Rieslings ist. Im Jahrgang 2022 duftet er zunächst wunderbar pur, fast entrückt,<br />

dann nach Forellenbirnen und etwas Zitrone. Was wir lieben, ist die stahlige Art dieses<br />

selbstredend immer trocken vergorenen Rieslings. Der Centgrafenberg wirkt im ganz jugendlichen<br />

Stadium oft fast schüchtern, ähnlich wie Dönnhoffs Hermannshöhle oder Frank<br />

Schönlebers Halenberg, entwickelt sich allerdings nach nur wenigen Jahren der Reife immer<br />

mehr zu einem spannungsgeladenen Riesling der Extraklasse. Sebastian geht es bei seinem<br />

Spitzenriesling darum, den mineralischen Aspekt der Rebsorte zu betonen und die Frucht in<br />

den Hintergrund zu rücken. Eines der stilistischen Vorbilder ist wohl eine der Wein-Ikonen<br />

aus dem Elsass, Trimbachs Clos Sainte Hune. Ein besonderer Riesling, bei dem man kaum<br />

glauben würde, dass sich Sebastian primär den Burgunderrebsorten widmet.<br />

Zu genießen ab sofort, Höhepunkt wohl 2025 bis etwa 2043.<br />

86 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


BÜRGSTADTER SPÄTBURGUNDER, 2021<br />

„Transparenz“ (Sebastian Fürst) heißt hier die Devise!<br />

Fürst<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DFR010721 | 13% VOL. | 33,33 €/L | 25,00 €<br />

Mit seiner traumhaft expressiven und feingeschliffenen Nase hat uns der Bürgstadter Spätburgunder<br />

von Paul und Sebastian Fürst bei unserer Jahrgangsprobe in den Bann gezogen. Es ist ein<br />

großartiger Vertreter des Buntsandstein-Terroirs, wenn es wie hier, von Meisterhand auf die Flasche<br />

gezogen wird. Im Wesentlichen unterscheidet sich dieser Spätburgunder vom „Tradition“<br />

durch eine etwas höherwertigere Selektion von Trauben aus den um Bürgstadt gelegenen Parzellen<br />

eingeht. Zudem liegt der Wein auch ein halbes Jahr länger im Fass (der Neuholzanteil liegt<br />

hier bei maximal 25 %). „Viele dieser Parzellen werden ziemlich bald Teil unserer Cuvée aus dem<br />

Bürgstadter Berg sein“, erklärt uns Sebastian. Im burgundischen Kontext wäre das dann so etwas<br />

wie ein sehr nobler Villages, der eigentlich überwiegend aus Premier-Cru-Anlagen stammt.<br />

Rosenblätter und Veilchen vermischen sich hier mit roten Früchten (recht viele Himbeere,<br />

aber auch Kirschen und – mit zartest laktischen Einschlag – Walderdbeeren), unterlegt von feiner<br />

Würze und Mineralität. Dieser Ortswein ist geradezu bestechend charmant, es ist nur eine Frage<br />

von Sekunden, bis man diesem duftigen, ungemein luftigen Pinot Noir erliegt. Am Gaumen<br />

löst der Wein die Versprechungen des Bouquets ein, nun aber fast schon naturgemäß intensiver<br />

und im Verbund mit der hellen Säure auch nachhaltiger. Sehr feines Tannin, das einen ebenso<br />

feinen Druck am Gaumen erzeugt und die in diesem Kontext immer elegantere rote Frucht nebst<br />

sous-bois wunderbar in Szene setzt. Der Bürgstadter Spätburgunder man „nur“ ein Ortswein sein,<br />

seine Länge und Finesse im Abgang sind allerdings mehr als beachtlich! Der Ausbau im Holz über<br />

18 Monate verleiht ihm Tiefe, ohne dass er seiner leichtfüßig-puristischen Frucht verlustigt geht. Im<br />

Vergleich zum „Tradition“ wirkt er noch griffiger, dabei schwebender, besitzt einen tiefgründigeren<br />

mineralischen Kern. Ein über die Maßen gelungener Spätburgunder, unzweifelhaft „Fürst“ und von<br />

staunenswerter Finesse und eben Transparenz. Auch hier sind wir uns alle einig: Coup de Cœur!<br />

Ab sofort bis 2030+.<br />

BÜRGSTADTER BERG SPÄTBURGUNDER ERSTE LAGE, 2021<br />

Eine erste Lage von Gottes und Fürsts Gnaden – himmlisch!<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DFR010821 | 13% VOL. | 57,33 €/L | 43,00 €<br />

Das Weingut Fürst liegt in Bürgstadt, direkt im Herzen des Centgrafenbergs. Der Bürgstadter<br />

Berg umrahmt mit seiner Bergseite dabei sowohl den Centgrafenberg und den Hundsrück, ist<br />

also so etwas wie die Plattform der beiden so unterschiedlichen Terroirs. Man könnte aber<br />

auch sagen, dass der Bürgstadter Berg die wichtigste Lage des Weinguts ist und Centgrafenberg<br />

und Hundsrück die noch enger abgegrenzten, spezifischeren Parzellen jener vom Buntsandstein<br />

geprägten Lage. Die leichten Böden mit hohem Eisengehalt ergeben einen sehr feinen, aber<br />

auch stoffigen Spätburgunder. Ein Wein, der sich in seiner Balance an den großen Vorbildern<br />

Frankreichs orientiert. Mit seinen lediglich 25 % Neuholzanteil, unterstreicht er die zarte Seite<br />

des Spätburgunders. Er duftet wie ein feiner Chambolle-Musigny (nicht von ungefähr betont<br />

Sebastian, dass dieser Wein dem entsprechenden GG dicht auf den Fersen sei!) nach Sauerkirschen,<br />

die von Kräutern gerahmt werden, dazu Johannisbeeren und auch – mit etwas mehr<br />

Luft – Brombeeren. Die kühle Frucht ist präsent aber nicht plakativ oder gar vordergründig<br />

verkitscht, da eine feine Würze – vermutlich dank der Rappen, die hier mitvergoren wurden<br />

– sie begleitet. „Auf jeden Fall ist der Bürgstadter Berg ein ganz anderer Typ Wein als der Klingenberger.<br />

Ich würden den Bürgstadter Spätburgunder beispielsweise nie zum gegrillten Steak<br />

servieren, das kann man mit dem Klingenberger durchaus machen.“ Ein typisches Markenzeichen<br />

der Weins und aller Rotweine aus dem Hause Fürst ist neben der stoffigen Struktur auch<br />

die würzige Komponente (hier vor allem Nelke und das kräutrige „Grün“ schwarzer Johannisbeeren).<br />

Dieser dicht strukturierte Spätburgunder mit seiner herrlich präsenten beerigen Säure<br />

und unglaublich feinen, enorm eleganten Tanninen ist ganz eindeutig mit dem Potenzial der<br />

großen Weine des Hauses gesegnet. Wer die Herkunft noch genauer abgegrenzt haben möchte,<br />

wer gern parzellengenau Terroir erkundet, der greife zum Hundsrück und Centgrafenberg. Gewiss<br />

aber befindet sich dieser feine Wein im absoluten sweet spot zwischen Preis- und Genusswürdigkeit<br />

und ist damit eine besondere Empfehlung wert.<br />

Ideal ab 2024, dann bis 2033+.<br />

Februar 2024<br />

87


DEUTSCHLAND FRANKEN<br />

95 Punkte<br />

FALSTAFF<br />

95 Punkte<br />

EICHELMANN<br />

CENTGRAFENBERG SPÄTBURGUNDER<br />

GROSSES GEWÄCHS, 2021<br />

Die ganze Fürst-Historie in einem Glas<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

DFR010121 | 13% VOL. | 101,33 €/L | 76,00 €<br />

Der Bürgstadter Centgrafenberg ist fest mit der Weingutsgeschichte verbunden und maßgeblicher<br />

Faktor für den Erfolg der Fürsts. Paul Fürst baute 1979, gemeinsam mit seiner Frau Monika,<br />

das neue Gutsgebäude inmitten des Centgrafenbergs. Hier, zwischen den Reben, wollte<br />

er zu Hause sein. Doch ahnte er damals wohl kaum, dass ihm diese Rebzeilen internationalen<br />

Ruhm bescheren würden. Denn damals waren weder Weingut noch das Churfränkische über<br />

die Landesgrenzen hinaus bekannt, und gewiss nicht für herausragende Spätburgunder. Heute<br />

sieht die Situation völlig anders aus: „Das ist absolutes Topniveau, nicht nur in Franken.<br />

Denn das hat der Erfolg des Weinguts Rudolf Fürst auch mit sich gebracht. Die Weine von<br />

Paul und Sebastian sind mittlerweile weltweit gefragt und gesucht. Völlig zurecht, wie wir<br />

finden.“ (Vinum)<br />

Mit seinen Buntsandsteinböden zählt der Centgrafenberg zu den besten Lagen für Spätburgunder<br />

und hat dank Familie Fürst eine Stellung erreicht, die heute unantastbar und geradezu<br />

legendär geworden ist. Paul und Sohn Sebastian haben sich, Burgunder für Burgunder, in die<br />

Geschichte des deutschen Weins eingeschrieben. Neben dem Hundsrück und dem Klingenberger<br />

Schlossberg präsentiert sich der Centgrafenberg stets als elegantester, feingliedrigster<br />

und kühlster Burgunder. Das ist zweifach bemerkenswert, denn Sebastian baut ihn – das<br />

Traubenmaterial stammt nahezu ausschließlich von burgundischen Klonen – in neuem Holz<br />

aus. Waren es lange Zeit 100 %, so hat Sebastian den Neuholzanteil auf ca. 50 gesenkt. Das ist<br />

immer noch beachtlich viel, doch hat die Familie über alle Jahre gelernt, dass ihre Rotweine<br />

einen betonten Holzausbau benötigen, absorbieren die kräftigen Rotweine diesen doch und<br />

zudem denkt man hier bei den großen Weinen langfristig: Sie sollen reifen können.<br />

Der Jahrgang 2021 erforderte ein Umdenken in der Vinifikation. Zwar sieht Sebastian den<br />

21er längst nicht so kühl, wie er vielerorts eingestuft wird („Alle sprechen von einem kühlen<br />

Jahrgang“), hier betrachtet er nämlich die Jahrgänge 2010 und 2014 als passendere Vertreter.<br />

Allerdings handelt es sich für ihn um einen „klassischen Jahrgang“, in dem Sinne, wie er auch<br />

früher als klassisch bezeichnet wurde. Die Erträge waren drastisch niedrig, brachten komplexes<br />

und rotbeeriges Material hervor. Er reduzierte den ansonsten sehr hohen Rappenanteil<br />

auf 50% um die Filigranität zu erhalten und die Ausbauzeit im Holz um 1-2 Monate auf rund<br />

16 Monate. Das Ergebnis ist ein Spätburgunder, der sich im Bouquet über rotbeerige und rotkirschige<br />

Früchte definiert und tatsächlich in der Jugend bereits das Holz absorbiert hat. Ein<br />

Hauch Zedernholz und Tabak tauchen lediglich zart im Hintergrund auf. Am Gaumen überzeugt<br />

der diesjährige Centgrafenberg durch seine vibrierende 21er-Säurestruktur, wie wir sie<br />

auch bei den Rotweinen aus Burgund lieben. Das ist Spätburgunder, der enorm gut reifen<br />

wird, pur und filigran schmeckt und gewiss zu den alljährlichen Top 20 deutscher Rotweine<br />

gezählt werden muss. Im Prinzip ist der Centgrafenberg in seiner unverkennbaren Stilistik<br />

und historischen Konstanz nicht mehr wegzudenken.<br />

Ab sofort bis 2045+.<br />

88 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Fürst<br />

Februar 2024<br />

89


ÖSTERREICH SÜDSTEIERMARK<br />

WEINGUT<br />

TEMENT<br />

BERGHAUSEN<br />

© Weingut Tement<br />

Ried Zieregg: mehr als ein Mythos!<br />

Vom Triumph des Terroirs über die Frucht!<br />

Der Vierfachsieger und „Abräumer des Abends“ im Rahmen der „Weißweingala 2023“ mit der die<br />

inzwischen 26. Ausgabe des Falstaff Weinguide 2023/24 der besten Weine Österreichs und seiner<br />

Nachbarländer heißt (fast schon naturgemäß) Armin Tement!<br />

Der beste Gelbe Muskateller, der beste Gewürztraminer, der beste Welschriesling, der beste<br />

(natürlich!) Sauvignon Blanc: Weingut Tement!<br />

„Das Weingut Tement in der Südsteiermark zählt heute international zu den besten Erzeugern<br />

der Rebsorte Sauvignon Blanc. Besonders herausragend und gesucht sind die Lagenweine – allen<br />

voran die Ried Zieregg, meisterhaft interpretiert von Armin und seinem Vater Manfred Tement.“<br />

– Peter Moser (Falstaff)<br />

90 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Tement<br />

Spricht man über Manfred Tement, dann spricht man<br />

über einen der bedeutendsten Winzer unserer Zeit.<br />

Das, was er geschaffen hat, gehört zu den großen Leistungen<br />

des modernen österreichischen Weinbaus. Als das<br />

Weingut Tement 1962 gegründet wurde, wusste die Weinwelt<br />

noch kaum etwas vom Potenzial der Südsteiermark und sicher<br />

nichts von der Riede Zieregg, dem Heimatweinberg von<br />

Familie Tement. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert.<br />

Seit den frühen 1990er-Jahren hat die Region einen bis<br />

heute anhaltenden Aufstieg hinter sich, der mit dem Namen<br />

Manfred Tement untrennbar verbunden ist.<br />

Die Südsteiermark ist Weißwein-Gebiet. Rund 95 % der<br />

2.600 Hektar sind mit weißen Rebsorten bepflanzt. Die<br />

Winzer dort haben vor allem auf eine Traubensorte gesetzt,<br />

die sich seit dieser Zeit weltweit durchgesetzt hat. Es ist<br />

der Sauvignon Blanc. Diese alte Loire-Rebsorte, die damals<br />

vor allem für Sancerre und Pouilly-Fumé stand, ist wandelbar<br />

und zeigt auf sehr gute Weise das Terroir, auf dem<br />

sie wächst, und ebenso die Art, wie der Winzer im Keller<br />

mit ihr umgeht. Doch so deutlich die Sorte auf alle äußeren<br />

Einflüsse reagiert, so manipulierbar ist sie und kann,<br />

durchschnittlich ausgebaut, plump und laut sein. Doch<br />

nicht so bei den Tements. Parallel<br />

zum Aufstieg dieser Rebsorte<br />

im weit entfernten Marlborough<br />

in Neuseeland hat auch Manfred<br />

Tement zusammen mit einigen<br />

anderen Winzern das enorme<br />

Potenzial dieser Sorte für die<br />

Südsteiermark entdeckt. Für ihn war und ist sie die große<br />

Liebe. Und deshalb hat er im Laufe der letzten Jahrzehnte<br />

die feinsten Nuancen des Sauvignon immer deutlicher herausgearbeitet.<br />

Seit einigen Jahren machen dies seine Söhne<br />

zusammen mit ihm, und sie bieten den Sauvignon heute in<br />

rund zwölf verschiedenen Variationen an.<br />

Vom Gutswein über verschiedene Ortsweine bis hin zu den<br />

Lagenweinen der Rieden Grassnitzberg, Sernau König und<br />

Zieregg zeigt sich die ganze Bandbreite dieser Rebsorte –<br />

erweitert durch Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Doch<br />

damit nicht genug haben die Tements im Laufe des letzten<br />

Jahrzehnts ihre Weingärten noch Richtung Slowenien erweitert;<br />

denn die Riede Zieregg hört nicht an der heutigen<br />

Landesgrenze auf. Das gesamte Land war ja eine Einheit, bevor<br />

diese durch den Krieg zerstört und durch den Eisernen<br />

Vorhang zertrennt wurde. Heute findet man diese Trennung<br />

noch in unterschiedlichen Bezeichnungen und Appellationen,<br />

aber kaum noch bei den benachbarten Einwohnern der<br />

beiden Landstriche. „Grenzen sind die Erfindung von uns<br />

Menschen“, sagt Heidi Tement, „die Freude am Genuss machen<br />

sie für uns und unsere Gäste unsichtbar.“<br />

Tements slowenisches Weingut nennt sich nach der slowenischen<br />

Bezeichnung für Zieregg Domaine Ciringa. Die Sauvignons,<br />

die dort entstehen, haben Tements „Fosilni Breg“<br />

getauft – Berg der Fossilien. Und genau das ist es, was die<br />

Weine der Ried Zieregg auf beiden Seiten der grünen Grenze<br />

prägt, nämlich der Muschelkalk, der mit blauem Mergel<br />

durchsetzt ist. Boden wie auch Klima bilden die Grundlage<br />

für große Weine, die sich Jahr für Jahr von allen anderen<br />

Weinen der Region abheben. Wenn auch nur ein Weinberg<br />

der Steiermark den Status eines Grand Cru erhalten sollte,<br />

dann wohl die Riede Zieregg.<br />

Doch so groß die Sauvignons dieser Riede auch sein mögen,<br />

man sollte weder den Zieregg noch die Tements auf diese<br />

Sorte reduzieren. Man würde der außerordentlichen Leistung<br />

von Manfred Tement großes Unrecht tun, und man<br />

würde eine ganze Palette weiterer spannender Weißweine<br />

verpassen. Dazu gehören einige der präzisesten und komplexesten<br />

Chardonnays des Landes – in der Steiermark Morillon<br />

genannt. Hinzu kommen die ausdrucksstarken Gelben<br />

Muskateller, Weißburgunder und Welschrieslinge. Ja, selbst<br />

dieser Sorte, die eher zu den einfacheren gehört, gewinnen<br />

die Tements eine überaus trinkfreudige, klare, gradlinige<br />

und sogar komplexe Seite ab.<br />

Seit dem Jahrgang 2018 ist das Weingut bio-zertifiziert. Dies<br />

war für die Familie, besonders aber für die Söhne Armin und<br />

Stefan Tement, mehr als nur eine Frage der Qualität. Der<br />

Bio-Anbau führt zu einer<br />

noch deutlicheren<br />

„Manfred Tement gilt als der Superstar<br />

aus der an Spitzenweinen nicht gerade armen<br />

Steiermark.“ – Meiningers Weinwelt<br />

Herausarbeitung des<br />

Terroirs, gleichzeitig<br />

möchte die Familie,<br />

die mitten in ihren<br />

Weinbergen lebt und<br />

arbeitet, gesunde Böden und Pflanzen haben und diese auch<br />

der kommenden Generation hinterlassen. Gerade eigenverantwortliche<br />

Winzer denken dabei häufig einen Schritt<br />

weiter. Die Tements tun das in vorbildlicher Weise, und das<br />

ganzheitlich. Sie haben aus dem Weingut und den Weinen<br />

so etwas wie ein Gesamtkunstwerk entwickelt. Ausdruck<br />

dessen sind unter anderem die Gästeappartements, die Vinothek<br />

und auch die klar gestalteten eigenen Flaschenformen.<br />

Wir sind begeistert davon, die Weine der Tements in<br />

unser Angebot integrieren zu dürfen; so können wir Ihnen<br />

die wohl berühmtesten Weine der Steiermark anbieten und<br />

damit einige der besten Sauvignon Blancs weltweit. Stephan<br />

Reinhardt, Parker-Verkoster, geht sogar einen Schritt weiter:<br />

„Ich wiederhole mich möglicherweise damit, dass Armin<br />

Tement (unterstützt von Bruder Stefan und seiner Frau<br />

Monika sowie seinen Eltern Manfred und Heidi) das Weingut<br />

Tement zum österreichischen Weinproduzenten Nummer<br />

eins gemacht hat. Obwohl es bereits in den 1990er und<br />

2000er Jahren von Armins Vater Manfred zu einer der besten<br />

Weinadressen des Landes geführt wurde, hat der Sohn<br />

die Grenzen noch weiter verschoben. In Bezug auf Größe,<br />

raffinierte Weinbereitung und das immense Angebot an<br />

hochwertigen Weinen sehe ich in Österreich niemanden, der<br />

Wein auf diesem Niveau produziert, und selbst in anderen<br />

deutschsprachigen Ländern gibt es vielleicht nur Markus<br />

Molitor von der Mosel auf diesen Höhen.“<br />

Februar 2024<br />

91


ÖSTERREICH SÜDSTEIERMARK<br />

WEISSBURGUNDER<br />

„TON & MERGEL“, 2022 (BIO)<br />

© Weingut Tement<br />

SAUVIGNON BLANC<br />

„KALK & KREIDE – PRIVAT“, 2022 (BIO)<br />

Ein Bilderbuch-Sauvignon-Blanc von absoluten<br />

Könnern der Materie!<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST012722 | 13% VOL. | 26,00 €/L | 19,50 €<br />

92 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Tement macht Sauvignons der Weltklasse – doch<br />

der Geheimtipp ist dieser Weißburgunder!<br />

WEISSBURGUNDER |<br />

AT-BIO-402<br />

OST010122 | 12% VOL. | 20,66 €/L | 15,50 €<br />

Das südsteirische Weingut Tement hat sich über die letzten<br />

Jahrzehnte an der Spitze des österreichischen Weinbaus<br />

(wenn nicht gar an der Weltspitze) etabliert und gilt heute<br />

unangefochten als Synonym für überragende Sauvignon<br />

Blancs. Wenig bekannt ist dagegen, dass das Team um Armin,<br />

Stefan und Monika Tement auch mit einem mineralischen<br />

Weißburgunder brilliert – diesem traditionell erzeugten<br />

Gutswein von biodynamisch bewirtschafteten Ton- und<br />

Mergelböden aus acht der besten Rieden (Einzellagen) des<br />

Hauses. Dazu werden die Trauben sorgfältig von Hand gelesen,<br />

nach spontaner Gärung erfolgt der schonende Ausbau<br />

über sechs bis zwölf Monate auf der Feinhefe in Edelstahltanks<br />

und großen Holzfässern, was den Wein faszinierend<br />

komplex macht. Schließlich wird er ohne jede Filtration abgefüllt.<br />

Im Glas glitzert ein helles Gelbgrün mit silbernen<br />

Reflexen. Feine Noten von Mandarine, Litschi und roten<br />

Äpfeln steigen in die Nase. Zarte Mandeltöne und eine subtile<br />

Kräuterwürze runden das Bouquet harmonisch ab. Im<br />

Geschmack zeigt sich dieser Weißburgunder kühl und knackig-kernig:<br />

ein aromatisch zwar typischer, aber eher schlanker,<br />

filigraner Vertreter dieser Rebsorte. Saftigkeit und eine<br />

angenehme Bitternote beschleunigen den Trinkfluss. Klar,<br />

dass ein so herrlich frischer, mineralischer Wein als Speisenbegleiter<br />

ein wahres Allround-Talent ist. In seiner Heimat<br />

kombiniert man ihn zum klassischen Wiener Schnitzel ebenso<br />

gern wie zum Backhenderl mit Vogerlsalat. Aber auch zu<br />

allerlei Vorspeisen und Fischgerichten passt er bravourös.<br />

Und spiegelt seine steirische Herkunft in jeder Kombination<br />

eindrucksvoll wider!<br />

„Kalk & Kreide“ ist der begehrte Sauvignon Blanc des Weinguts<br />

Tement im unteren Preissegment. Weil die Nachfrage<br />

bei weitem die Verfügbarkeit übersteigt, hat die renommierte<br />

südsteirische Winzer-Familie diese Privatfüllung aus<br />

dem Jahrgang 2022 zum Sonderpreis freigegeben: „Das Beste<br />

kommt zum Schluss“, schreiben die Tements. „Denn wer<br />

Kalk & Kreide schätzt, wird die Privatfüllung lieben.“ Die<br />

Trauben für den „Kalk & Kreide Privat“ stammen aus den<br />

biodynamisch bewirtschafteten Spitzenlagen Ried Zieregg,<br />

Ried Gassnitzberg, Ried Wielitschberg, Ried Sulz Brunnenhaus<br />

und Ried Ottenberg. Die Reben stehen auf Korallenkalk,<br />

Kalkstein und lehmigem Kalkmergel, sie sind bis zu 55<br />

Jahre alt. Die Trauben wurden von Hand gelesen, der Wein<br />

wurde spontan vergoren und 15 Monate lang auf der Feinhefe<br />

im Stahltank und in großen, neutralen Fässern ausgebaut,<br />

die 1200 bis 3800 Liter fassen. Schon der attraktive Duft ist<br />

ein Versprechen: Schwarze Johannisbeere, Cassis und etwas<br />

grüne Paprika, Holunder, gelbfruchtige Anklänge, frisch<br />

geschnittene Mango, reife Stachelbeere, Passionsfrucht,<br />

würzige Noten, Feuerstein, nasse Kreide, Johannisbeerblatt<br />

und auch Efeu. Gut strukturierter und gekonnt balancierter<br />

Sauvignon Blanc mit präziser und perfekt eingewobener<br />

Säureader, der mineralische Grip hält die Spannung hoch.<br />

Zitrus, Mango und Birne als Gaumenfrucht, auch schwarze<br />

Johannisbeere. Geschmeidige Grundstruktur, enorm saftig<br />

und würzig mit enormen Trinkfluss, bis ins Detail ausgefeilt,<br />

und mit deutlichem Terroirausdruck und brillanter Präsenz.<br />

Man schmeckt vom ersten Schluck an, dass da Könner der<br />

Materie am Werk waren: Kaum eine Winzer-Familie hat<br />

Sauvignon Blanc so verstanden und verinnerlicht wie die Tements.<br />

Gute Länge, endet mit feinwürziger Mineralik. Ein<br />

Bilderbuch-Sauvignon und absolutes Meisterwerk zum kleinen<br />

Preis. Wer von dieser Sonderfüllung etwas abhaben will,<br />

sollte nicht lange zögern!<br />

95 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Ab sofort und bis 2030.<br />

Ab sofort bis 2033.<br />

92 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Tement<br />

MORILLON „MUSCHELKALK“, 2022<br />

(BIO)<br />

Eleganz, Struktur und Trinkfreude – Tements<br />

Chardonnays sind genauso fantastisch wie ihre<br />

Sauvignon Blancs!<br />

CHARDONNAY |<br />

AT-BIO-402<br />

OST010322 | 12,5% VOL. | 26,00 €/L | 19,50 €<br />

Zählt man den „Blanc de Blancs“ von Tement dazu, finden<br />

sich heute sieben Chardonnays – in der Südsteiermark meist<br />

Morillon genannt – im Portfolio des Weinguts, was zeigt,<br />

wie sehr den Tements diese Rebsorte am Herzen liegt. Der<br />

Lagen-Morillon heißt „Muschelkalk“ und stammt von ebensolchen,<br />

mit Kalkmergel durchsetzten Böden. Die nach biodynamischen<br />

Kriterien erzeugten, reifen Trauben wurden<br />

zum richtigen Zeitpunkt gelesen, spontan vergoren, 15 Monate<br />

auf der Feinhefe in großen neutralen Fässern ausgebaut<br />

und schließlich unfiltriert in Flaschen abgefüllt.<br />

Tements Morillon „Muschelkalk“ ist längst ein Klassiker,<br />

und der 2022er ein schönes Beispiel für den Stil des Hauses.<br />

Die Weine von Tement sind nie laut – nicht einmal (bzw.<br />

schon gar nicht) die Sauvignon Blancs. Aber der Morillon ist<br />

von Natur aus etwas zurückhaltender und wirkt beim Öffnen<br />

der Flasche fast schüchtern. Doch nach und nach legt er<br />

diese Schüchternheit ab, und mit Luft und leichter Wärme<br />

im Glas entfalten sich Noten von reifen Äpfeln und Birnen.<br />

Dazu dann auch Kapstachelbeeren, eine cremige Note und<br />

etwas zerstoßene Koriandersamen. Am Gaumen wirkt der<br />

Wein, dank seiner eleganten Säure und der feinen, seidigen<br />

Textur, sehr präzise, zumal sich die leichten Tannine mit<br />

Noten von Apfelschalen und reifen Äpfeln sowie einigen<br />

weißen Beeren zu einem wunderbar ausgewogenen, perfekt<br />

profilierten Ganzen verbinden. Ein Chardonnay, der sich<br />

schon jetzt harmonisch und stimmig präsentiert, aber noch<br />

viel Potenzial in sich birgt.<br />

Ab sofort und bis 2032 ein Genuss. Das Potenzial hat er – und<br />

auch einen Glaskorken, der langsames Reifen garantiert.<br />

RIED GRASSNITZBERG „RIFF“<br />

SAUVIGNON BLANC 1. STK LAGE,<br />

2020 (BIO)<br />

„Riff“ – Sauvignon Blanc der Extraklasse!<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST010820 | 13% VOL. | 46,00 €/L | 34,50 €<br />

Das ist nun also der Ort, an dem alles begann – die große Erfolgsgeschichte<br />

der Familie Tement, die heute zu den besten<br />

Erzeugern in Österreich gehört, mindestens. Nicht wenige<br />

halten Tement sogar für den besten Betrieb in Austria, wahrscheinlich<br />

haben sie nicht ganz Unrecht. Und weil Josef Tement,<br />

der Begründer der Winzertradition in der Familie, im Ried<br />

Grassnitzerberg in den 1950er Jahren die ersten eigenen Reben<br />

gepflanzt hat, hegen und pflegen seine Nachfahren diese Lage<br />

seitdem mit ganz besonderer Hingabe. Das machen sie um so<br />

lieber, weil sie wissen, dass es sich bei dem Ried um etwas ganz<br />

Besonderes handelt: Die geschlossene Kessellage befindet sich<br />

auf einer Höhenlage zwischen 330 und knapp 400 Metern mit<br />

süd-südöstlicher Ausrichtung. Die nach Richtlinien des Bioanbaus<br />

bewirtschafteten, im Schnitt 35 Jahre alten Reben wachsen<br />

auf sandig-lehmigen Korallenkalkverwitterungsböden,<br />

die urzeitlichen einem Meer entspringen, das vor 15 Millionen<br />

Jahren die Südsteiermark prägte – weshalb die Riede den Zusatz<br />

„Riff“ trägt. Geprägt ist die Lage zudem von einer starken<br />

Nachtabkühlung, die dafür sorgt, dass die Reben langsam<br />

reifen, so behalten die Trauben ihre Frische. Der „Riff“ wird<br />

spontan vergoren und im großen Holzfass ausgebaut, wo er 28<br />

Monate lang auf der Feinhefe lagert – ein Langstreckenausbau<br />

für einen Langstreckenwein mit extrem großer Spannung und<br />

enormen Reifepotenzial.<br />

Bereits der Duft ist von jener jodig-salzigen Mineralität geprägt,<br />

die den „Riff“ so einzigartig macht. Limette ist dabei, etwas<br />

Orangenzeste, zarter Rauch, aber vor allem steinig-mineralischer<br />

Druck, heißer Stein und viel Kräuterwürze mit Minze, alles<br />

kompakt und verdichtet. Um es klar zu sagen: Eine liebliche<br />

Nase geht anders. Das ist wilder, kraftvoller Terroir-Ausdruck,<br />

das ist Powerplay, das sich am Gaumen beeindruckend fortsetzt.<br />

Getragen von einer lebendigen Säure entfaltet der „Riff"<br />

eine fast mitreißende Dynamik. Etwas Zitrusfrucht kommt<br />

auf, dann aber eine große Welle Mineralität, am Schluss weißer<br />

Pfeffer und Jod – der Wein strotzt vor delikater, transparenter<br />

Kraft, viel mehr Ausdruck geht kaum. Viel mehr Reifepotenzial<br />

übrigens auch nicht. Deshalb ein Tipp: Den Wein in diesem<br />

Stadium bitte dekantieren. Und, ganz wichtig: Unbedingt ein<br />

paar Flaschen für das nächste Jahrzehnt weglegen. Dieser Wein<br />

ist jetzt schon groß, es wäre aber keine Überraschung, wenn er<br />

in zehn Jahren zu einem Giganten heranreifte.<br />

Ab sofort bis sicherlich 2037.<br />

94+ PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Februar 2024<br />

93


96 PUNKTE<br />

ÖSTERREICH SÜDSTEIERMARK<br />

Falstaff<br />

RIED ZIEREGG „STEILRIEGEL“<br />

MORILLON<br />

GROSSE STK LAGE, 2020 (BIO)<br />

Chardonnay der steirischen Superlative!<br />

CHARDONNAY |<br />

AT-BIO-402<br />

OST010720 | 13% VOL. | 86,00 €/L | 64,50 €<br />

„Wir haben unser ikonisches Aushängeschild neu definiert“,<br />

erläutert Armin Tement die neue Ära am Hausberg Zieregg.<br />

Ab diesem Jahrgang sind es nun vier Rieden, die das Stammhaus<br />

auf einer Seehöhe zwischen 350 und 490 Metern umgeben.<br />

Drei davon tragen Sauvignon Blanc, der bereits zuvor<br />

unter der Lagenbezeichnung „Zieregg“ für den exzellenten<br />

Ruf des Weinguts sorgte. Der vierte Teil stellt die Südwestflanke<br />

und den ältesten Teil der Lage dar. Zugleich ist der<br />

mit Chardonnay alias Morillon (so die steirische Lokalbezeichnung)<br />

bestockte Teil auch der wärmste Abschnitt des<br />

Ziereggs. Der mit durchschnittlich 50 % Hangneigung gesegnte<br />

„Steilriegel“ macht nicht nur diesem Namen alle Ehre,<br />

er kann auf seinen 3,27 Hektar Rebfläche auch Sonne von<br />

früh morgens bis spät abends zu verbuchen. Entsprechend<br />

gut reifen die Trauben, die im Keller „frucht-unterstützend“<br />

in kleinen französischen piéces (228 Liter) nach burgundischem<br />

Vorbild ausgebaut werden. Dabei achten die Brüder<br />

Stefan und Armin Tement penibel darauf, den Anteil an<br />

neuem Holz nicht über 10 % zu halten. Es soll die Herkunft<br />

vom Korallenkalk-Boden zu schmecken sein, den das Urmeer<br />

vor 16 Millionen Jahren als Boden-Schatz im wahrsten Sinn<br />

des Wortes hinterlassen hat.<br />

Der Duft des Morillon „Steinriegel wechselt zwischen Kaffirlimetten-Blatt<br />

und Bananenchips – diese Bandbreite evoziert<br />

vor allem eines: pure Vorfreude! Salzkaramell, mehr<br />

noch: gesalzene (aber nicht geräucherte!) Mandeln sind zu<br />

erschnuppern. Und dieser zart reduktive Ausbauart passt<br />

dem 2020er auch überaus gut. Viel Frucht, wenngleich nicht<br />

ganz leicht zu benennende, findet sich im Mund. Etwas<br />

Papaya vielleicht? Auch Passionsfrucht, dezenter auch Hagebutte,<br />

ist da zu erkennen. Dahinter wartet dann die sich<br />

gerade öffnende mineralische Verbrämung aus Salzkristallen<br />

im Finish. Doch halten wir inne: Klarerweise muss sich dieser<br />

Jüngling vom Zieregg noch ein wenig sortieren. Aber andrerseits:<br />

Was soll da noch passieren? Burgundisches Spiel auf<br />

steirischem Boden – mehr ist da fast nicht zu sagen.<br />

Ab sofort bis 2036+.<br />

RIED ZIEREGG „KAPELLE“ SAUVIGNON<br />

BLANC GROSSE STK LAGE, 2020 (BIO)<br />

„Neuvermessung“ eines Kult-Weins!<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST012620 | 13% VOL. | 85,20 €/L | 63,90 €<br />

Als Aussichtpunkt ist die Karmeliter Kapelle in Ehrenhausen,<br />

vor Ort auch als „Zieregg-Kapelle“ bekannt, eine Anlaufstelle<br />

für Touristen entlang der steirisch-slowenischen<br />

Grenze. Für die Neuvermessung der ikonischen Riede Zieregg,<br />

die man am Weingut Tement ab dem aktuellen Jahrgang<br />

(2020) unternimmt, stellt sie sozusagen die Spitze der<br />

vier neuen Parzellen dar, die als Große Lage gemäß dem Reglement<br />

der Steirischen Terroirwinzer (STK) gefüllt werden.<br />

Das ist zunächst vor allem geographisch zu verstehen. Denn<br />

aus der einstmaligen Paradelage Zieregg wurden drei Teilstücke<br />

mit eigenem Charakter, die allesamt Sauvignon Blanc<br />

tragen. Als vierte neue Lagenbezeichnung kommt der „Steinriegel“<br />

für Chardonnay zum Einsatz.<br />

Dabei stellt die „Kapelle“ mit ihren knapp 1,48 Hektar den<br />

jüngsten Weingarten und die höchste Erhebung am historischen<br />

Zieregg-Hügel dar. Auf 470 Metern Höhe gelegen, verwöhnt<br />

ganztägig Sonne die Weinstöcke. Für einen mäßigenden<br />

Einfluss sorgt der „kühlende Waldmantel“, wie man es<br />

am Weingut formuliert. Er umgibt den Weingarten, der auf<br />

schwerem Ton und Lehm als Auflage auf Korallenkalk fußt.<br />

Haben Sie heuer schon das Gras gemäht? Dann kennt man<br />

diesen Heu-artigen Duft nach Wildkräutern, unter denen<br />

Estragon und Arnika speziell herausragen. Dazu kommt<br />

ein immer mehr auffrischender Fenchel-Anflug in der ersten<br />

Nase der „Kapelle“. Während die Würze sich also sofort<br />

im Duft zeigt, dauert es, bis der Sauvignon Blanc auch seine<br />

kühle Fruchtanmutung zeigt. Sehr dunkel und reif wirken<br />

hier die Eindrücke von Cassis und Feuerstein-Rauchigkeit.<br />

Im Mund weiß die „Kapelle“ ebenfalls mit viel Finesse zu<br />

überraschen. Zu der getrockneten Kamille und den nur dezenten<br />

Fruchtnoten (Kaktusfeige, Mango und etwas gelbe<br />

Kiwi) gesellen sich zarte Salzbrezeltöne – allesamt für langes<br />

Leben geeignet. Dass sich im Finale auch noch die typischen<br />

Fruchtnoten eines Sauvignon Blanc zeigen, unterstreicht<br />

diesen Eindruck. Kurz: Sie erwerben ein großartiges Versprechen<br />

und jetzt schon einen der neuen „Ziereggs“, der die<br />

Sinnhaftigkeit dieser Lagen-Neueinteilung unterstreicht.<br />

Ab sofort bis 2038.<br />

96 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

94 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


Tement<br />

„Um es vorwegzunehmen:<br />

Es ist der allererste reinrassige<br />

Sauvignon Blanc meines Lebens, der<br />

die Maximalbenotung erhält! Schon<br />

der »normale« Sauvignon Blanc ist<br />

bereits eine Mini-Sensation.“<br />

– RENÉ GABRIEL ÜBER DEN „ZIEREGG“<br />

RIED ZIEREGG SAUVIGNON BLANC<br />

GROSSE STK LAGE, 2020 (BIO)<br />

Ikone vom historischen Teil der Ried Zieregg<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST010920 | 13,5% VOL. | 85,20 €/L | 63,90 €<br />

Dass es der Jahrgang 2020 war, mit dem man die Neuvermessung der Lage Zieregg begonnen<br />

hat, erwies sich als Glücksfall. Denn der trockene Jahresbeginn wurde in der Südsteiermark<br />

von einem feuchten Frühjahr, aber kühler Witterung während der Blüte geprägt. Der<br />

Sommer bescherte den Winzern „zwei weitere intensive Monate in den Weingärten“, wie es<br />

Stefan und Armin Tement formulieren. Wer die Nerven bis zum Reifeschub im September<br />

behielt (gelesen wurde bei Tement am 21. September), wurde reich belohnt. Das komplett in<br />

den Süden hin geöffnete Herzstück des Zieregg-Hügels bekam so neben der idealen Sonneneinstrahlung<br />

auch viel kühlenden Wind mit. So konnte sich die Frucht des Sauvignon Blancs<br />

ausprägen, aber auch die Finesse der alten Reben (im Schnitt: 35 Jahre) auf Korallenkalk,<br />

Braunerde und Kalkverwitterungsgestein ausformen. Dieser Boden bildet das Filetstück der<br />

Riede Zieregg, die mit Jahrgang 2020 in vier neue Lagen umgegliedert wurde. Alle Weinlagen<br />

umgeben das Stammhaus auf einer Höhe zwischen 350 und 490 Metern. Der 8,42 Hektar<br />

große Teil, der heute unter dem Namen „Zieregg“ gefüllt wird, stellt ganz klar das Herzstück<br />

dar, aber auch das Aushängeschilde, mit dem man sich unter die großen Sauvignons dieser<br />

Welt einreihen konnte.<br />

Das zeigt schon ein kurzes Schnuppern, sobald der unfiltrierte und 30 Monate in gebrauchten,<br />

großen Eichenfässern (auf der Feinhefe) gereifte „Zieregg“ ins Glas kommt. Reduktive<br />

Noten wie Sesam und Haselnusskrokant signalisieren, dass man hier ein Monument in<br />

der Jugend vor sich hat. Erst allmählich kommt über die Zwischenstufe Pfingstrose auch die<br />

Frucht klarer durch – vor allem Johannisbeere weiß sich olfaktorisch in Szene zu setzen. Auch<br />

das Mundgefühl ist erstklassig: Filigrane Säure, die bereits am Anfang zupackt, aber erst<br />

dann die Frucht-Seite des „Zieregg“ 2020 erkennen lässt – wie ein verstohlener Blick hinter<br />

den Badezimmervorhang. Kiwi, Granny Smith und auch Pitahaya sind in einem kompakten<br />

Fruchtpaket zu bemerken. Die Säure ist hier fast noch zu schön präsent, um diese Nuancen<br />

ausgiebiger zu zeigen. Aber Tements Filetstück ist auch dafür gedacht, jetzt gekauft und in<br />

einigen Jahren getrunken zu werden. Oder, in den Worten des Winzers: „Schon jung attraktiv,<br />

im Alter unwiderstehlich“!<br />

99 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

96 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Ab sofort bis 2050+.<br />

Februar 2024<br />

95


ÖSTERREICH SÜDSTEIERMARK<br />

RIED ZIEREGG „IZ RESERVE“ GROSSE STK LAGE, 2018 (BIO)<br />

„IZ“: Interzelluläre Vergärung – geradezu irrwitzige Vinifikation<br />

97 Punkte: „Ein fast atemberaubend mächtiger, dichter und gehaltvoller<br />

Sauvignon von großer, aromatischer und saftiger Länge.“<br />

– Stephan Reinhardt (Robert Parker Wine Advocate)<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST011018 | 13,5% VOL. | 158,66 €/L | 119,00 €<br />

97 PUNKTE<br />

Robert Parker Wine Advocate<br />

Wir müssen gar nicht darum herumreden: Mehr Legende geht im Grunde nicht. Also nur in<br />

ganz speziellen Maßen. Natürlich gibt es noch die ganz, ganz Großen, die Romanée Conti<br />

dieser Welt, die ultra exquisit und ultra selten sind. Aber das sind nicht viele, und ziemlich<br />

schnell nach diesen spektakulären, nahezu unerreichbaren Achttausendern kommt dann<br />

schon Tements nicht minder spektakuläre Sauvignon Blanc „IZ Reserve“ aus der Riede Zieregg<br />

(„Große STK Lage“), hier aus dem sehr schönen Jahr 2018 – ein Weinmonument, das<br />

Geschichte geschrieben hat und weiter schreibt.<br />

„Konzeptionell sehr interessant“, hat ein befreundeter und vor allem sehr geschätzter Wein-<br />

Aficionado die „IZ Reserve“ einmal genannt – eine so maliziöse wie charmante Untertreibung.<br />

Dass die Familie Tement in der Champions-League des österreichischen Weinbaus<br />

spielt, ist eh klar, viele halten das Gut für das beste des Landes. Armin Tement, unterstützt<br />

von seinem Bruder Stefan, seiner Frau Monika sowie seinen Eltern Manfred und Heidi, setzt<br />

die großartige Arbeit seines Vaters nicht nur fort – er führt sie zu immer neuen Höhen, inklusive<br />

der Umstellung auf biodynamischen Anbau. Und mit dem „IZ“ setzt er dem ganzen<br />

großartigen Werk noch die Krone auf, aber die funkelt nicht in blitzblank polierten Farben,<br />

sondern strahlt mit tiefer, unergründlicher Kraft – ein Ikonenwein als Anti-Kitsch-Statement.<br />

Am „IZ“ ist eigentlich alles besonders, das beginnt bei der großartigen nach Süden und Südwesten<br />

ausgerichteten Toplage Zieregg, die bis auf 490 Meter Meereshöhe heraufreicht. Vor<br />

15 Millionen Jahre bedeckte ein Meer die Südsteiermark, damals sind die mächtigen Korallenriffe<br />

entstanden, die Ried Zieregg heute prägen und die Voraussetzungen für ebenso tiefgründige<br />

wie elegante und strukturierte Weine schaffen. Und dann kommt diese sehr spezielle<br />

Interzelluläre Gärung ins Spiel, die dem Wein den schönen Zusatz „IZ“ verschafft und die bei<br />

Weißwein sehr selten ist. Dabei werden die ganzen Beeren ohne Rappen in geschlossene 500<br />

Liter fassende Edelstahltanks gelegt, wo sie mit CO₂ überdeckt werden. Nach einigen Tagen<br />

beginnt in den Beeren die Gärung, allerdings deutlich langsamer als bei herkömmlichen Verfahren.<br />

Nach etwa 100 Tagen, die Beeren haben nun schon etwas Alkohol gebildet, wird der<br />

Tank geöffnet und die Beeren werden erst jetzt gepresst, der leicht gärende Jungwein kommt<br />

ins Fass und wird zu Ende vergoren. Durch diese spezielle Art der Vergärung und Mazeration,<br />

so meint Armin Tement, bilden die Trauben ihre Sorte, das Terroir und den Jahrgang<br />

in besonders vielfältiger Weise ab. Schließlich lagert der Wein 42 Monate auf der Feinhefe<br />

und wird unfiltriert abgefüllt. So viel zur Technik – nun zum Wesentlichen: Dem grandiosen,<br />

tiefen Geschmackserlebnis, das der „IZ“ bietet. Wie oft bei ganz großen Weinen tritt auch<br />

hier der Charakter der Rebsorte etwas in den Hintergrund, es dominieren das herausragende<br />

Terroir und – speziell in diesem Fall – die Art der Vinifikation. Der Duft ist von Mandel,<br />

Rauch, reifer gelber Frucht, Orangenzeste, hauchzarter Vanille, tiefer Kräuterwürze mit Eukalyptus<br />

und großer mineralischer Konzentration geprägt – ein erster Gedanke: Ist das ein<br />

Puligny-Montrachet? Am Gaumen dann eine umwerfend dicht-komplexe Kombination aus<br />

feinnerviger, vibrierender Säure, Saft und extrem eleganter Cremigkeit, alles verdichtet, fein<br />

ziseliert und mit unglaublicher Mineralität unterlegt, die den Wein ganz langsam salzig-jodig<br />

ausklingen lässt. Das ist ein Monolith, ein Weltklasse-Wein mit riesigem Potenzial, der die<br />

Grenzen des Machbaren auslotet. Einfach nur groß. Eine Legende.<br />

Ideal ab etwa 2025 bis sicherlich 2048+.<br />

© Weingut Tement<br />

96 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


RIED ZIEREGG „PARZELLENKOLLEKTION“, 2018 (BIO)<br />

IN DER OHK<br />

„Grande finale“ – Armin Tement<br />

... und die voraussichtliche letzte Parzellenkollektion aus der Riede Zieregg!<br />

Tement<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST011120P | 6 FLASCHEN | 785,33 €/L | 589,00 €<br />

Als Krönung des 2020er-Jahrgangs, haben Monika und Armin Tement eine äußerst limitierte<br />

Anzahl der Parzellenkollektion des Ziereggs aus ihrer Schatzkammer freigegeben. Diese Kollektion,<br />

deren Premierenjahrgang der 2015er war, ist seit Stephan Reinhardts Spitzenwertungen<br />

für Robert Parker’s Wine Advocate ein Objekt der Begierde. Mit den 2020ern jedoch<br />

findet diese Geschichte vorerst ein Ende, da die Parzellen aufgrund der jüngsten Gesetzesnovelle<br />

so nicht mehr ausgebaut werden …<br />

Von Anfang an baut die Familie Tement ihre Paradelage, den Zieregg, als Spitzenwein aus.<br />

So wie etwa Jean-Louis Chave keine offizielle Lagen-Cuvée seines Hermitage füllt, steht der<br />

Zieregg für die vollkommene Interpretation der Lage und jeweiligen Rebsorte. Der in mehrere<br />

Parzellen unterteilte Zieregg wurde hier in seine Bestandteile zerlegt – ein Sammlerobjekt<br />

für absolute Liebhaber, die dem „Mythos Zieregg“ auf den Grund gehen wollen. Denn mit<br />

dieser Parzellenkollektion lässt sich perfekt nachvollziehen, welche Bausteine den großen<br />

Wein formen. Diese limitierte Edition der „Parzellenkollektion“ aus der Riede Zieregg enthält<br />

jeweils zwei Flaschen folgender Weine, allesamt über 30 Monate im neutralen Eichenfass<br />

ausgebaut und dann unfiltriert abgefüllt, die ausschließlich in dieser 6er-Kiste erworben<br />

werden können:<br />

Ried Zieregg Dreieck<br />

Die Parzelle „Dreieck“ besteht aus braunem Kalkmergel und<br />

Korallenkalk. Der hohe Eisen- sowie Mangangehalt verleiht<br />

dem Zieregg hier Verbindung mit alten Reben einen „straffen<br />

Körper mit erfrischender Gerbstoffstruktur, vollreife<br />

Frucht und besondere Langlebigkeit.“<br />

Ried Zieregg Weiße Wand<br />

Diese Parzelle prägt karger blauer Kalkmergel, der auf Korallenkalk<br />

fußt. Der Kalzium- und Magnesiumgehalt ist hier<br />

besonders hoch, ergibt einen „charaktervollen, festen und<br />

unheimlich eigenständigen Wein mit viel Nerv.“<br />

Ried Zieregg Steinbruch<br />

Im Steinbruch, jener Parzelle, die<br />

Tements Keller umschließt, vermischen<br />

sich Korallenkalk mit Braunerde.<br />

Ein puristischer Wein mit Frische,<br />

intensiven „Zitrusaromen und<br />

feinen Feuersteinnoten am Gaumen“<br />

ist das Ergebnis.<br />

Februar 2024 2023<br />

97


ÖSTERREICH SÜDSTEIERMARK<br />

© Weingut Tement<br />

„FOSILNI BREG“ SAUVIGNON BLANC, 2021 (BIO)<br />

Der Schatz vom Fossilienberg oder Wie auf uraltem Korallen-Kalk<br />

ein Spitzen-Sauvignon entsteht<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST011721 | 12,5% VOL. | 23,33 €/L | 17,50 €<br />

93 PUNKTE<br />

Falstaff<br />

Was auf dem Etikett aussieht wie ein überdimensionaler Kürbis, ist in Wahrheit ein in tonreichem<br />

Mergel versteinerter Seestern vom Jahrmillionen alten „Fosilni Breg“, wie der Fossilienberg<br />

auf Slowenisch heißt. Auf kargem Korallen-Kalk mit lockerer Braunerde bietet diese<br />

Lage auf 340 bis 480 Höhenmetern geradezu ideale Wachstumsbedingungen für ausdrucksstarke,<br />

puristische Sauvignon Blancs wie diesen. Die Besonderheit besteht darin, dass Ciringa<br />

direkt an die weltberühmte steirische Topriede Zieregg anschließt („Ciringa“ ist der slowenische<br />

Ausdruck für „Zieregg“) und sich lediglich durch etwas jüngere Reben, etwas wärmere<br />

Temperaturen und einen etwas höheren Humusanteil unterscheidet. Seit 2009 gehört<br />

das Weingut der Familie Tement, die nun grenzüberschreitend biodynamische Sauvignons<br />

der Spitzenklasse erzeugt. Bereits beim ersten Hineinschnuppern entfaltet dieser grüngelbe,<br />

silbrig funkelnde Wein einen zarten Kräuterduft, dem Spaziergang über eine sommerliche<br />

Blumenwiese gleich, flankiert von einem Hauch frischer Stachelbeeren und rauchiger<br />

Würze. Eine subtile Unterlage aus Grapefruit-Schalen rundet das Bouquet ab. Am Gaumen<br />

präsentiert er, begleitet von einer lebendigen Säure, Aprikose und Quitte, harmonisch abgeschmeckt<br />

mit Zitronengras und einem Hauch von weißem Pfeffer. Dabei erweist er sich<br />

als überaus saftig, mit seidig-feiner Fruchtsüße und einer filigranen Textur. Im Geschmack<br />

zeigt er eine rauchig-mineralische Note, die eine gewisse Ähnlichkeit zum Zieregg offenbart.<br />

Obwohl auch der Fosilni Breg eine subtile Salzigkeit mitbringt, präsentiert er sich fruchtiger<br />

und charmanter als der im allgemeinen kraftvoll-mineralische Zieregg. Sein zitroniges Finish<br />

macht ihn insgesamt erfrischend. 18 Monate in großen Holzfässern auf der Hefe gereift, ist<br />

dies ein blumiger, ausdrucksstarker, unkonventioneller Sauvignon von puristischer Reinheit.<br />

Und der schönste Beweis, wie lohnend grenzüberschreitende Initiativen sein können.<br />

Ab sofort und bis 2030.<br />

98 <strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong>


„In Bezug auf Größe, raffinierte Weinbereitung und das immense<br />

Angebot an hochwertigen Weinen sehe ich in Österreich niemanden,<br />

der Wein auf diesem Niveau produziert, und selbst in anderen<br />

deutschsprachigen Ländern gibt es vielleicht nur Markus Molitor<br />

von der Mosel auf diesen Höhen.“<br />

– Stephan Reinhardt (Robert Parker Wine Advocate)<br />

Tement<br />

„FOSILNI BREG – RESERVE“ SAUVIGNON BLANC, 2019 (BIO)<br />

Bislang einer der besten Jahrgänge aus der Riede Zieregg – und das<br />

auch auf slowenischer Seite!<br />

SAUVIGNON BLANC |<br />

AT-BIO-402<br />

OST011819 | 12,5% VOL. | 37,33 €/L | 28,00 €<br />

An Tements südsteierischen Grand Cru Zieregg angrenzend befindet sich auf rund 340 bis<br />

480 Metern Höhe die slowenische Lage „Ciringa“, was ebenfalls „Zieregg“ bedeutet, nur eben<br />

auf slowenisch. Früher, d. h. bis zum Ende des 1. Weltkriegs, war das alles eine Einheit und<br />

wurde erst mit dem Zerfall der k. u. k.-Monarchie geteilt. Tatsächlich liegt der „Zieregg“ zwar<br />

historisch gesehen auf beiden Seiten der heutigen grünen Grenze, aber was die Böden betrifft,<br />

gibt es durchaus unterschiedliche Gesteinsformationen. Auf österreichischer Seite gibt<br />

es daher heute mehrere Ziereggs, die den unterschiedlichen Terroirs Rechnung tragen. Auf<br />

der slowenischen Seite ist der Weinberg vor allem von Korallenkalk und einer Humusschicht<br />

aus lockerer Braunerde geprägt. Dieser Boden hat es der Familie Tement angetan, die hier<br />

vor rund 15 Jahren ein eigenes Weingut aufbaute und 2009 ihren ersten „Fosilni Breg“, also<br />

„Fossilienberg“, produzierte. Diesen sortenreinen Sauvignon<br />

Blanc gibt es in Ausnahmejahren – wie eben 2019! – auch als<br />

„Reserve“. Um ihn zu erzeugen, wird nicht einfach im Keller<br />

das beste Fass ausgewählt, sondern bereits im Weinberg vorsortiert.<br />

Die besten und kleinbeerigsten Trauben aus biologischem<br />

Anbau werden dafür verwendet, spontan vergoren<br />

und der Wein anschließend 42 Monate in neutralen großen<br />

Holzfässern ausgebaut, um schließlich unfiltriert abgefüllt<br />

zu werden.<br />

Der Sauvignon Blanc aus der Appellation Štajerska Slovenija,<br />

der immer eine etwas wärmere Frucht an den Tag legt als<br />

der klassischen Zieregg, erinnert dann auch vom ersten Moment<br />

an deutlich an die aromatische Rebsorte. Der intensiv<br />

strohgelbe, fast goldgelbe Wein hat seine früheren grünen<br />

Reflexe verloren. Er duftet nach weißen Johannisbeeren,<br />

reifen Stachelbeeren und einem dezenten Hauch von Passionsfrucht,<br />

dazu kommen Noten von Grapefruit mit Schale,<br />

Kamille, Blüten und etwas Bergamotte. Am Gaumen bietet<br />

der „Fosilni Breg – Reserve“ eine beeindruckende Ausgewogenheit<br />

und Saftigkeit. Die Aromen, die seidige Säure, das<br />

leichte Spiel der Phenole, die Würze und die pikante Herbheit<br />

und vor allem die tiefe Salzigkeit umhüllen den Gaumen<br />

vom ersten Moment an. Obwohl die Säure eher weich als<br />

prononciert erscheint, packt der Wein zu, wirkt mineralisch,<br />

lebendig und intensiv. Ein exzellenter Sauvignon von beeindruckender<br />

Dichte und Textur aus einem Jahrgang, in dem<br />

für die Tements einfach alles zusammengepasst hat.<br />

Ab sofort und bis sicherlich 2030.<br />

© Weingut Tement<br />

Februar 2024<br />

99


BRANDAKTUELL:<br />

1. Platz<br />

„Top 100 – Die Weine des Jahres 2023“<br />

Weinwirtschaft<br />

11+1<br />

„TRÉSOR“ SAUMUR BRUT, BLANC 2019<br />

FLO010219 | 12,5% VOL. | 23,86 €/L | 17,90 €<br />

FLO010219-P | 11 + 1 FLASCHE GRATIS |<br />

STATT 214,80 € NUR 196,90 €<br />

Bouvet-Ladubays „Trésor“ blanc von 2019 – unschlagbar gut!<br />

Gewinner der Kategorie „Bester Schaumwein Frankreich“<br />

in der jährlichen Marktschau der Weinwirtschaft. Und<br />

belegt bei der International Wine & Spirit Competition<br />

(IWSC) mit starken 95 Punkten in einem Feld mit u. a.<br />

46 Champagnern (!) den 6. Platz. Ein großartiger Crémant!<br />

JETZT IM ATTRAKTIVEN AKTIONSPAKET: 11 + 1 FLASCHE GRATIS!


<strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong><br />

Bitte liefern Sie mir folgende Weine<br />

Saarwellingen, im Februar 2024<br />

Bestellung per Fax: 0 68 38 / 9 79 50-30, Telefon: 0 68 38 / 9 79 50-0 oder auch per Post:<br />

Pinard de Picard • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

SPANIEN | Inurrieta – Navarra<br />

SNA010423 „Mediodía“ DO Navarra, rosado 2023 5,95 €<br />

SNA011122 „Coral“ DO Navarra, rosado 2022 6,90 €<br />

SNA010623 „Orchídea“ Sauvignon Blanc DO Navarra, 2023 6,95 €<br />

SNA010122 „Norte“ Roble DO Navarra, tinto 2022 6,50 €<br />

SNA010222 „Sur“ Roble DO Navarra, tinto 2022 6,50 €<br />

SNA010320 „Cuatrocientos“ Crianza DO Navarra, tinto 2020 8,60 €<br />

SNA011221 „Mimaò“ DO Navarra, tinto 2021<br />

Wine Enthusiast: 93 P<br />

SNA010518<br />

„Altos de Inurrieta“ Reserva DO Navarra,<br />

tinto 2018<br />

Wine Enthusiast: 92 P<br />

11,95 €<br />

12,80 €<br />

SNA019924-P Bestseller-Paket (12 Fl.) statt 82,80 € nur 72,00 €<br />

SPANIEN | Bimbache Vinícola – El Hierro/Kanarische Inseln<br />

SHI010720 „Chivo“ DO El Hierro, blanco 2020 23,90 €<br />

SHI010122 Bimbache DO El Hierro, blanco 2022<br />

Parker: 93+ P<br />

34,00 €<br />

SHI010922 NEU: „Pelibuey“ VdM, blanco (2022) 34,00 €<br />

SHI010222 „John Stone“ DO El Hierro, blanco 2022<br />

Parker: 94 P<br />

39,00 €<br />

SHI010422 Bimbache DO El Hierro, tinto 2022 34,00 €<br />

SHI011022 NEU: „John Stone“ DO El Hierro, tinto 2022<br />

Parker: 93 P<br />

FRANKREICH | J. L. Chave – Nordrhône<br />

55,00 €<br />

FRN010118 „Mon Cœur“ Côtes-du-Rhône, rouge 2018 15,50 €<br />

FRN010217 „Offerus“ Saint-Joseph, rouge 2017<br />

Jancis Robinson: 17 P<br />

FRS160520<br />

„Les Cailloux“ Châteauneuf-du-Pape,<br />

rouge 2020<br />

Dunnuck: 92–94 P<br />

FRANKREICH | André Brunel/Les Cailloux – Châteauneuf-du-Pape<br />

29,95 €<br />

39,90 €<br />

FRS160422 „Est-Ouest“ Côtes-du-Rhône, rouge 2022 8,90 €<br />

FRS160222 „Sommelongue“ Côtes-du-Rhône, rouge 2022 10,90 €<br />

FRS160520<br />

„Les Cailloux“ Châteauneuf-du-Pape,<br />

rouge 2020<br />

Dunnuck: 92–94 P<br />

39,90 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

FRANKREICH | Pégau – Châteauneuf-du-Pape<br />

FRS060320 „Plan Pégau“ VdF, rouge (18/19/20) 10,95 €<br />

FRS060221<br />

FRS060221-M<br />

FRANKREICH | La Négly – Languedoc<br />

„Cuvée Réservée“ Côtes-du-Rhône,<br />

rouge 2021<br />

„Cuvée Réservée“ Côtes-du-Rhône,<br />

rouge 2021 MAGNUM<br />

49,00 €<br />

109,00 €<br />

FLA051123 „L’Écume“ Languedoc, rosé 2023 8,60 €<br />

FLA050122 „L’Oppidum“ IGP Pays d’Oc, blanc 2022 8,80 €<br />

FLA051223 „L’Écume“ Languedoc, blanc 2023 10,60 €<br />

FLA050222 „La Côte“ La Clape, rouge 2022<br />

PdP: Coup de Cœur<br />

12,90 €<br />

FLA050322 „La Falaise“ La Clape, rouge 2022 21,90 €<br />

FLA059900-P „Probierpaket“ (6 Flaschen) statt 75,80 € nur 69,95 €<br />

FLA050919 „L’Ancely“ La Clape, rouge 2019<br />

Dunnuck: 96–98 P<br />

FLA050721 „La Porte du Ciel“ La Clape, rouge 2021<br />

Dunnuck: 95–97 P<br />

FLA050521 „Clos des Truffiers“ Languedoc, rouge 2021<br />

Dunnuck: 95–97 P<br />

FRANKREICH | Joseph Voillot – Burgund<br />

FBU120221<br />

Bourgogne Pinot Noir „Vieilles Vignes“,<br />

rouge 2021<br />

74,00 €<br />

129,00 €<br />

139,00 €<br />

24,90 €<br />

FBU120321 Volnay „Vieilles Vignes“, rouge 2021 45,00 €<br />

FBU120421 Pommard „Vieilles Vignes“, rouge 2021 47,00 €<br />

FBU120621<br />

Volnay Premier Cru „Les Champans“,<br />

rouge 2021<br />

85,00 €<br />

FBU120121 Volnay 1er Cru „Les Fremiets“, rouge 2021 82,00 €<br />

FBU120721 Volnay 1er Cru „Les Caillerets“, rouge 2021 89,00 €<br />

FBU120921 Pommard 1er Cru „Les Pèzerolles“, rouge 2021 105,00 €<br />

FBU120821 Pommard 1er Cru „Les Rugiens“, rouge 2021 109,00 €<br />

FBU121021 Pommard 1er Cru „Les Epenots“, rouge 2021 109,00 €


<strong>PINwand</strong> № <strong>360</strong><br />

Bitte liefern Sie mir folgende Weine<br />

Bestellung per Fax: 0 68 38 / 9 79 50-30, Telefon: 0 68 38 / 9 79 50-0 oder auch per Post:<br />

Pinard de Picard • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

FRANKREICH | NEU: Jean Tardy – Burgund<br />

IHRE KONTAKTDATEN<br />

Name | Firma<br />

FBU340121<br />

FBU340221<br />

Bourgogne Hautes Côtes de Nuits<br />

„Cuvée Maëlie“, rouge 2021<br />

Côte de Nuits Villages „Aux Boulardes“,<br />

rouge 2021<br />

43,50 €<br />

54,50 €<br />

FBU340321 Fixin „La Place“, rouge 2021 67,50 €<br />

FBU340421<br />

FBU340521<br />

Nuits-Saint-Georges Vieilles Vignes<br />

„Au Bas de Combe“, rouge 2021 max. 6 Fl./Kunde<br />

Gevrey-Chambertin Vieilles Vignes<br />

„Champerrier“, rouge 2021 max. 6 Fl./Kunde<br />

FBU340621 Chambolle-Musigny „Les Athets“, rouge 2021<br />

max. 6 Fl./Kunde<br />

FBU340721 Vosne-Romanée „Vigneux“, rouge 2021<br />

max. 6 Fl./Kunde<br />

FBU340821<br />

ÖSTERREICH | Tement – Südsteimermark<br />

OST010122<br />

Nuits-Saint-Georges 1er Cru „Aux Argillas“,<br />

rouge 2021<br />

max 6 Fl./Kunde<br />

Weißburgunder „Ton & Mergel“, 2022 (BIO)<br />

Falstaff: 92 P<br />

92,50 €<br />

99,00 €<br />

109,00 €<br />

109,00 €<br />

165,00 €<br />

15,50 €<br />

OST010322 Morillon „Muschelkalk“, 2022 (BIO) 19,50 €<br />

OST012722 NEU: Sauvignon Blanc „Kalk & Kreide –<br />

Privat“, 2022 (BIO)<br />

Falstaff: 95 P<br />

OST011721<br />

OST011819<br />

OST010820<br />

OST010920<br />

OST012620<br />

OST010720<br />

OST011018<br />

OST011120P<br />

Domaine Ciringa, „Fosilni Breg“<br />

Sauvignon Blanc, 2021 (BIO)<br />

Falstaff: 93 P<br />

Domaine Ciringa, „Fosilni Breg – Reserve“<br />

Sauvignon Blanc, 2019 PdP: Top-Tipp!<br />

Ried Grassnitzberg Riff Sauvignon Blanc<br />

1. STK Lage, 2020 (BIO) Falstaff: 95 P<br />

Ried Zieregg Sauvignon Blanc<br />

Große STK Lage, 2020 (BIO)<br />

Ried Zieregg „Kapelle“ Sauvignon Blanc<br />

Große STK Lage, 2020 (BIO)<br />

Parker: 96 P<br />

Ried Zieregg Morillon „Steilriegel“<br />

Große STK Lage, 2020 (BIO) Falstaff: 96 P<br />

Ried Zieregg „IZ Reserve“<br />

Große STK Lage, 2018 (BIO)<br />

DEUTSCHLAND | Rudolf Fürst – Franken<br />

Parker: 97 P<br />

Tement Ried Zieregg Parzellenkollektion<br />

2020 in OHK (6 Flaschen)<br />

19,50 €<br />

17,50 €<br />

28,00 €<br />

34,50 €<br />

63,90 €<br />

63,90 €<br />

64,50 €<br />

119,00 €<br />

589,00 €<br />

DFR010922 Riesling „pur mineral“, 2022 Falstaff: 92 P 13,50 €<br />

DFR011522 Silvaner „pur mineral“, 2022 13,90 €<br />

DFR011122 Weisser Burgunder „pur mineral“ 2022<br />

PdP: Coup de Cœur<br />

DFR011821<br />

Bürgstadter Berg Weißer Burgunder<br />

Erste Lage, 2021<br />

19,00 €<br />

32,00 €<br />

DFR011221 Weißer Burgunder „R“, 2021 Falstaff: 94+ P 53,00 €<br />

DFR010422 Centgrafenberg Riesling GG, 2022 Vinum: 95 P 59,00 €<br />

DFR010721 Bürgstadter Spätburgunder, 2021<br />

PdP: Coup de Cœur<br />

25,00 €<br />

DFR010821 Bürgstadter Berg Spätburg. Erste Lage, 2021 43,00 €<br />

DFR010121<br />

Centgrafenberg Spätburgunder Großes<br />

Gewächs, 2021 Eichelmann & Falstaff: 95 P<br />

76,00 €<br />

Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />

DEUTSCHLAND | Bernhard Huber – Baden<br />

DBA021621 NEU: „Breisgau“, weiß 2021 Parker: 92 P 20,00 €<br />

DBA021621-H „Breisgau“, weiß 2021 (0,375l) 11,00 €<br />

DBA021621-M „Breisgau“, weiß 2021 MAGNUM 42,50 €<br />

DBA020221 Malterdinger, weiß 2021 Parker: 93+ P 29,00 €<br />

DBA020321 Malterdinger Spätburgunder, 2021 Falstaff: 93 P 29,00 €<br />

DBA021521 Malterd. Spätburg. Rosé, 2021 Coup de Cœur 29,00 €<br />

DBA029900-A „Wildenstein-Paket“ max. 1 St./Kunde 410,00 €<br />

DBA029900-B „Schlossberg-Paket I“ max. 1 St./Kunde 370,00 €<br />

DBA029900-C „Schlossberg-Paket II“ max. 1 St./Kunde 320,00 €<br />

ITALIEN | Boscarelli – Montepulciano/Toskana<br />

ITO110122 „De Ferrari“ IGT Toscana, rosso 2022 12,50 €<br />

ITO110222 „Prugnolo“ Rosso di Montep. 2022 Suckling: 92 P 13,90 €<br />

ITO110320 Merlot IGT Toscana, 2020 15,40 €<br />

ITO110420 Vino Nobile di Montep., rosso 2020 Suckling: 93 P 23,00 €<br />

ITO110519 Vino Nobile Riserva, rosso 2019 Suckling: 95 P 32,00 €<br />

ITO110619 „Sotto Casa“ Riserva, rosso 2019 Vinous: 94+ P 36,00 €<br />

ITO110919 „Costa Grande“ Vino Nobile rosso 2019<br />

Suckling: 95 P<br />

Frei Haus innerhalb Deutschland und Österreich ab 95,00 € oder 12 Flaschen (Wein,<br />

Spirituosen, Olivenöl). Unterhalb der Frei-Haus-Grenze erheben wir eine Versandkostenpauschale<br />

in Höhe von 6,50 €. Versandkosten ins Ausland auf Anfrage oder einzusehen<br />

unter www.pinard.de<br />

BITTE ANKREUZEN / AUSFÜLLEN<br />

Lieferung per O DHL O DPD O Selbstabholer<br />

Zahlung per O Bankeinzug O Kreditkarte O Rechnung<br />

Kreditkarte O Mastercard O Visa O AMEX<br />

45,90 €<br />

ITO110719 „Il Nocio“ Vino Nobile, rosso 2019 Suckling: 96 P 75,00 €<br />

ITO110811H<br />

ITALIEN | NEU: Livio Felluga – Friaul<br />

„Familiæ – Occhio di Pernice“ DOC<br />

Vin Santo di Montepulciano, 2011 (0,375l)<br />

35,00 €<br />

alle BIANCO<br />

IFR010122 „Sharis“ IGT Venezia Giulia, 2022 15,90 €<br />

IFR010122-M „Sharis“ IGT Venezia Giulia, 2022 MAGNUM 37,00 €<br />

IFR010222 Pinot Grigio DOC Friuli, 2022 Suckling: 92 P 22,00 €<br />

IFR010322 Sauvignon Blanc DOC Friuli, 2022 Suckling: 94 P 22,00 €<br />

IFR010422 Friulano DOC Friuli Colli Orientali, 2022 22,00 €<br />

IFR010522 Chardonnay DOC Friuli Colli Orientali, 2022 22,00 €<br />

IFR019923-P „Kennenlern-Paket“ (6 Fl.) statt 119,80 € nur 109,95 €<br />

IFR010621 „Illivio“ DOC Friuli Colli Orientali, 2021 33,00 €<br />

IFR010721 „Terre Alte“ DOCG Rosazzo, 2021 Vinous: 94+ P 73,00 €<br />

ITALIEN | Riecine – Toscana<br />

ITO040122 Chianti Classico DOCG, rosso 2022 23,00 €<br />

ITO040122-M Chianti Classico DOCG, rosso 2022 MAGNUM 55,00 €<br />

ITO040220 Chianti Classico Riserva DOCG, rosso 2020 39,00 €<br />

ITO040220-M Chianti Classico Riserva, rosso 2020 MAGNUM 79,00 €<br />

ITO040620 „Riecine di Riecine“ IGT Toscana, rosso 2020 62,00 €<br />

ITO040817 „TreSette“ Merlot IGT Toscana, rosso 2017 79,00 €<br />

ITO041019 „Vigna Gittori“ GS, rosso 2019 Decanter: 97 P 90,00 €<br />

LETZTE SEITE: Bouvet-Ladubay – Loire<br />

FLO010219-P 12x „Trésor“ Saumur Brut, blanc 2019<br />

(11 + 1 Flasche gratis) statt 214,80 € nur<br />

196,90 €<br />

Kunden-Nr.<br />

Straße, Nr.<br />

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Hinweis zum Datenschutz: Sollten Sie kein Interesse an der Zusendung unserer Informationen haben, können Sie jederzeit einer weiteren Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke widersprechen.<br />

Widerrufsrecht: Sie haben das Recht, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die letzte<br />

Ware einer einheitlichen Bestellung in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns (Pinard de Picard GmbH & Co.KG, Alfred-Nobel-Allee 28, 66793 Saarwellingen, Tel.: 06838/97950-0, Fax:-30, E-Mail:<br />

info@pinard.de) mittels einer eindeutigen Erklärung (z.B. ein mit der Post versandter Brief, Telefax oder E-Mail) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung<br />

über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden. Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen können Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/geschaeftsbedingungen.html einsehen. Unsere Datenschutzerklärung<br />

finden Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/datenschutz.html. Gerne können Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie die Datenschutzerklärung auch in schriftlicher Form bei uns anfordern. Allgemeine Informationen über<br />

den Umfang der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und über Ihre Datenschutzrechte finden Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/kontakt/190111_Informationspflicht_Datenerhebung_V1.10.pdf

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