procontra Ausgabe 05/2023
Das freie Finanzmagazin als eBook.
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Oktober-November <strong>2023</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 97 | Jahrgang 17<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
Bert Flossbach im Interview<br />
Über eine verfrühte Euphorie für<br />
Anleihen und eine zweifelhafte<br />
Politik der Notenbanken<br />
Elementarschutz<br />
Was sich zwei Jahre nach der Ahrtal-Katastrophe<br />
in den Risikogebieten<br />
(nicht) getan hat<br />
Maklers Lieblinge <strong>2023</strong><br />
Wem die freien Vermittler ihr Herz<br />
in Sachen MVP, Maklerbetreuung<br />
und Produktpalette schenkten<br />
Zaubertrank<br />
für die Rente<br />
Bekömmliche Zutaten der Fokusgruppe?
Weil wir Menschen<br />
statt Risiken sehen.
Die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung<br />
speziell für kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Fehler passieren, selbst den Besten.<br />
Die Zielgruppe<br />
Unsere Versicherungslösungen<br />
decken eine breite Palette von<br />
Branchen ab, wie zum Beispiel:<br />
IT-Branche<br />
– Software- und SAP-Entwickler<br />
– IT-Projektleiter<br />
– Web-Entwickler<br />
Bereits kleine Unachtsamkeiten können Schäden im Unternehmen<br />
oder am Vermögen Dritter verursachen. Diese könnten nicht nur finan -<br />
zielle Auswirkungen haben, sondern auch den guten Ruf gefährden.<br />
Die steigende Komplexität von Berufsanforderungen und Vorschriften<br />
führt zu wachsenden Schadenrisiken.<br />
Eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung ist für viele Berufe<br />
bereits gesetzlich vorgeschrieben. Doch auch in Branchen ohne Pflichtversicherung<br />
wird eine solche Absicherung dringlich empfohlen!<br />
Medienbranche<br />
– Werbeagenturen<br />
– Eventagenturen<br />
– Online-Marketingagenturen<br />
Beraterbranche<br />
– Unternehmensberater<br />
– Personalberater<br />
– Datenschutzbeauftragte<br />
Dienstleistungsbranche<br />
– Berufsbetreuer<br />
– Gutachter und Sachverständige<br />
– Übersetzer und Dolmetscher<br />
E-Commerce-Branche<br />
– Betreiber von Online-Shops<br />
– Betreiber von Internetplattformen<br />
Immobilienbranche<br />
– Hausverwalter<br />
– Immobilienmakler<br />
– Darlehensvermittler<br />
nach § 34i GewO<br />
Versicherungsbeginn<br />
– Absicherung vor Vermögens schäden mit sofortigem<br />
Versicherungsschutz<br />
– Individuell anpassbar durch Bausteine und Zusatzdeckungen,<br />
wie einem optional wählbaren Cyber-Baustein<br />
– Flexible Selbstbehaltsvarianten<br />
– Erweiterung der Eigenschaden ver sicherung durch<br />
mitversicherte Personen (Key-Man)<br />
– Tätigkeiten sind weltweit versichert<br />
– Beratungssichere Anträge und umfangreicher<br />
Vertriebssupport
– Im Schadensfall sind Drittschäden umfassend<br />
versichert und Eigenschäden versicherbar<br />
– Keine Entschädigungsgrenze für Vertrags strafen<br />
bei Ver letzung von Datenschutz ver ein barungen<br />
– Versicherungssummen stehen 3-fach zur Verfügung<br />
Markel ist ein weltweit führender<br />
Spezialversicherer für gewerbliche<br />
und berufliche Risiken, bei dem die<br />
Menschen im Mittelpunkt stehen.<br />
Die Markel Insurance SE als Teil der Markel Group<br />
(#352 im Fortune 500-Ranking, 20.000 Mitarbeiter,<br />
Vermögens werte iHv. 50 Mrd. USD) zählt zu den<br />
welt weit führenden Versicherern für gewerbliche<br />
und berufliche Risiken.<br />
– Schnelle in-house Schadenbear beitung und -beratung<br />
durch ein erfahrenes Experten-Team<br />
Seit über 90 Jahren bieten wir bereits Versiche r ungs -<br />
lö sungen an und besitzen auf diese Weise die erforderliche<br />
Erfahrung und Expertise, um den branchenspezifisch<br />
besten Schutz zu bieten.<br />
Schaden<br />
Was uns einzigartig macht, sind unsere Beziehungen.<br />
Zu Kollegen, Maklern, Kunden und Mitarbeitern gleich ermaßen.<br />
Für uns ist Versicherung mehr, als nur ein<br />
Stück Papier.<br />
– Unbegrenzte<br />
Nachmeldefrist<br />
Nachmeldung<br />
Versicherungsende<br />
Seit 2012 platzieren wir unsere Expertenlösungen für<br />
die Bereiche Vermögensschadenhaftpflicht (einschließlich<br />
Berufs- und Betriebshaftpflicht), D&O sowie Cyber<br />
auch erfolgreich in Europa.<br />
Die Markel Insurance SE betreut von ihrem Hauptsitz<br />
in Deutschland aus ebenso die Märkte in Österreich<br />
und der Schweiz und verfügt über weitere Niederlassungen<br />
in Frankreich, Spanien und den Niederlanden.<br />
Markel, erste Wahl bei:<br />
– Vermögensschadenhaftpflicht<br />
– Betriebshaftpflicht<br />
– Berufshaftpflicht<br />
– Cyber<br />
– D&O<br />
Kontaktieren Sie uns!<br />
Unser Business Development Team<br />
ist gerne für Sie da. Finden Sie über<br />
den QR-Code unten Ihren persönlichen<br />
Ansprechpartner in Ihrer Nähe oder<br />
schreiben Sie uns eine Nachricht an:<br />
sales@markel.de
EDITORIAL | 3<br />
»Durchbruch für die<br />
Altersvorsorge«<br />
So viel gemeinschaftlichen Applaus für einen politischen<br />
Entwurf hat es selten gegeben. Aber der Abschlussbericht<br />
der Fokusgruppe lässt wirklich darauf hoffen, dass<br />
die Altersversorgung nachhaltig verbessert werden kann.<br />
„Kann“, denn bis in die finale Gesetzgebung ist noch ein<br />
Stück zu gehen.<br />
Mit mehr Freiheiten und weniger komplexen Hürden will<br />
man die staatlich geförderte Altersvorsorge auf neue Beine<br />
stellen. „Riester 2.0“, ohne den Klotz einer 100-prozentigen<br />
Beitragsgarantie, hätte endlich die realistische Chance auf<br />
eine attraktive Rendite. Zudem soll die Pflicht zur Leibrente<br />
fallen, Altersvorsorgedepots das Aktiensparen fördern<br />
und ein staatliches Standardprodukt ist vom Tisch.<br />
Die Zutatenliste liest sich schmackhaft – für einen Zaubertrank,<br />
der neue Kräfte in der Altersvorsorge freisetzen<br />
könnte.<br />
Ganz so bekömmlich wäre besagter Trank wahrlich<br />
nicht, würde er mit den jetzigen Zutaten gebraut. Im Ansatz<br />
gut, aber der große Wurf blieb leider aus – lautet daher<br />
die realistischere Bewertung der Reformvorschläge. Und<br />
um die Zutaten wird weiterhin gestritten. So stellt sich die<br />
Versicherungslobby vor allem gegen einen Wegfall der<br />
Pflicht zur Leibrente – höhere Flexibilität hin oder her.<br />
Daher muss in der Auszahlphase dringend nachgebessert<br />
werden, damit Verbraucher nicht nur eine effizientere<br />
Ansparphase, sondern weiterhin eine lebenslange Rentenzahlung<br />
erhalten. Ohne jene planbaren Leistungen im<br />
Rentendasein bliebe die Freude über die flexible Kapitalverwendung<br />
zu Rentenbeginn nur kurz.<br />
Nämlich bis zum Aufbrauch und zur bitteren Erkenntnis:<br />
„Altersvorsorge ist doch viel mehr als nur Vermögensaufbau.“<br />
Liebe Makler, liebe Leser,<br />
die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />
eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
@<strong>procontra</strong>online<br />
facebook.com/<strong>procontra</strong><br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Inhalt Oktober bis November <strong>2023</strong><br />
26 44<br />
10 Starke Thesen Experten,<br />
Interviewpartner und Leser<br />
mit klaren Statements<br />
20 Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und<br />
Neues für Ihre Produktpalette<br />
Investmentfonds<br />
26 »Wir nähern uns einem<br />
Showdown« Bert Flossbach<br />
über eine zweifelhafte Notenbankpolitik<br />
und verfrühte<br />
Euphorie für Anleihen<br />
30 Durchstart nach Fehlstart?!<br />
Restriktionen bei ELTIFs fallen<br />
und könnten Boom auslösen<br />
32 Die Kleinen übersehen?<br />
Small Caps sind trotz ihrer<br />
Vorteile bei vielen Anlegern<br />
weitestgehend unbekannt<br />
Titel<br />
14<br />
Zaubertrank für die Rente<br />
Die Ergebnisse der Fokusgruppe<br />
könnten mit einigen Verfeinerungen<br />
tatsächlich die notwendigen<br />
Superkräfte in der Altersvorsorge<br />
freisetzen. Vermittler sollten sich<br />
aber nicht auf die Gesetzgebung<br />
verlassen, sondern für ihre Kunden<br />
jetzt aktiv werden.<br />
»Bei langfristigen<br />
Altersvorsorgeverträgen<br />
braucht es<br />
keine Garantie.«<br />
Klaus Morgenstern<br />
Deutsches Institut für Altersvorsorge<br />
Versicherungen<br />
42 »Die Kfz-Wechselsaison<br />
wird spannend« Verivox-<br />
Chef Wolfgang Schütz über<br />
Chancen im diesjährigen<br />
Kfz-Geschäft<br />
44 Lust auf Zahnvorsorge<br />
Kunden sind bereit, für<br />
Zahnzusatzschutz zu zahlen.<br />
Welches Budget zur Verfügung<br />
steht<br />
46 Lehren aus der Flut Ob und<br />
wie sich nach der Ahrtal-<br />
Katastrophe der Elementarschutz<br />
verändert hat<br />
50 Zoff bei der Kapitalanlage<br />
Wo der Rechtsschutz bei<br />
Streitigkeiten um die Geldanlage<br />
(nicht) greift<br />
52 Wohnmobil-Schutz im Check<br />
Oliver Mest nimmt diesmal<br />
den WoMobil-Tarif der<br />
Ammerländer unter die Lupe<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Impressum<br />
Verlag und Redaktion<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift:<br />
Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Herausgeber Philipp B. Siebert<br />
Chefredakteur Matthias Hundt<br />
Art Director Niels Flender, Sabine Müller<br />
68 92<br />
Layout und Infografik Sabine Müller<br />
Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />
Berater<br />
68 »Für kleine Maklerpools<br />
wird die Luft dünn« Poolexpertin<br />
Sabine Brunotte im<br />
Interview<br />
70 So ist’s Recht Urteile, die<br />
Makler kennen sollten<br />
74 pro/contra: Digitale<br />
Rentenübersicht Hilft die<br />
Rentenübersicht beim Schließen<br />
der Versorgungslücke?<br />
76 Für wen schlägt Maklers<br />
Herz? MVP, Maklerbetreuung,<br />
Produktpaletten – „Maklers<br />
Lieblinge“ <strong>2023</strong> ermittelte<br />
wieder die Favoriten der<br />
freien Vermittler<br />
Sachwerte<br />
90 »Weitere Insolvenzen<br />
würden mich nicht überraschen«<br />
Die Anlageklasse der<br />
Pflegeimmobilien unter Druck<br />
92 Wohnen überm Limit Wo<br />
Mieten und Kaufen nahe an<br />
der Belastungsgrenze sind<br />
96 Sonne und Beton Offene<br />
Immobilienfonds dürfen mehr<br />
in erneuerbare Energien investieren.<br />
Welche Chancen sich<br />
daraus ergeben<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
5 Impressum<br />
6 Personen- und<br />
Firmenverzeichnis<br />
98 Privat gefragt Björn Blender,<br />
Leiter Maklervertrieb Cyber-<br />
Direkt<br />
Lektorat TextSchleiferei.de<br />
Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />
Matthias Hundt, Mandy Lange, Oliver Mest, Dr. Hans-<br />
Jörg Naumer, Hannah Petersohn, Imke Reiher, Selma<br />
Schmitt, Stefan Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner,<br />
Anne Mareile Walter<br />
Coverillustration Roman Kulon<br />
Anzeigenberatung Nadin Korte<br />
n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
Anzeigendisposition<br />
Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer<br />
Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />
i. S. d. P. Matthias Hundt<br />
Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />
Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />
www.moellerdruck.de<br />
Leserservice<br />
leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Abonnement<br />
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Heftpreis: 4,80 Euro<br />
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© <strong>2023</strong> für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />
GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />
Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />
schriftlicher Zustimmung.<br />
Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />
und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />
die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />
Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />
des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />
in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />
und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />
Verkauf von Wertpapieren.<br />
Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />
ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />
AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />
wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
6 | PANORAMA Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />
Index<br />
Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />
UNTERNEHMEN<br />
#1:1_______________________ 68<br />
Aberdeen_________________ 34<br />
Allianz___________ 11, 19, 78, 80<br />
Alte Leipziger___________19, 78<br />
Amazon___________________ 33<br />
AmexPool_________________ 68<br />
Ammerländer___________ 52 f.<br />
Apple__________________ 29, 32<br />
Aquila Capital_____________ 31<br />
Arag_______________________ 51<br />
ASC_______________________ 68<br />
Askuma___________________ 68<br />
Astra______________________ 45<br />
Axa________________________ 21<br />
Bayerische_____________19, 46<br />
Bearing Point______________ 25<br />
BlackRock_________________ 34<br />
blau direkt_______________ 68 f.<br />
bulwiengesa_______________ 89<br />
Canada Life_______________ 20<br />
Charta_____________________ 68<br />
Clarus_____________________ 68<br />
Commerz Real_____________ 97<br />
Continentale______________ 19<br />
CyberDirekt_______________ 98<br />
Deka______________________ 97<br />
DEMV______________68 f., 77 f.<br />
DePeMa___________________ 68<br />
DFV_______________________ 21<br />
DIA_______________________16 f.<br />
Dimensional_______________ 34<br />
DIVA______________________17 f.<br />
Domcura__________________ 46<br />
eke finance________________ 68<br />
Ergo_______________________ 20<br />
Europa____________________ 21<br />
FIL Fondsbank_____________ 21<br />
Finanz-Zirkel______________ 68<br />
Flossbach von Storch______ 26<br />
Fonds Finanz_______68 f., 77 f.<br />
forsa__________________ 10, 44<br />
Franke und Bornberg______ 18<br />
Gewos_____________________ 22<br />
Gigabyte Technology_______ 34<br />
Gothaer________________ 44 ff.<br />
Haftpflichtkasse_______ 78, 80<br />
Hannoversche_____________ 21<br />
HDI________________________ 46<br />
Helvetica__________________ 21<br />
Hermès____________________ 29<br />
Hg Capital___________ 68 f., 78<br />
Honorarfinanz_____________ 33<br />
Huk-Coburg_____________ 42 f.<br />
Hypoport__________________ 68<br />
ImmoScout24_____________ 22<br />
Infitech____________________ 69<br />
insuro_____________________ 68<br />
Itzehoer________________ 21, 51<br />
Janitos____________________ 45<br />
Jung, DMS & Cie.__________ 68<br />
KS/Auxilia_________________ 51<br />
KlimaVest_________________ 31<br />
Komm_____________________ 68<br />
Lupus alpha_______________ 33<br />
Martens & Prahl___________ 72<br />
Mastercard________________ 29<br />
Microsoft______________ 29, 32<br />
Morgen & Morgen_____ 45, 68<br />
myLife_____________________ 67<br />
Neodigital_______________ 42 f.<br />
Nvidia_____________________ 34<br />
Phoenix Maxpool________ 68 f.<br />
PoolRadar_________________ 68<br />
Postbank________________ 93 f.<br />
Qualitypool________________ 68<br />
R+V_______________________ 20<br />
Roland____________________ 51<br />
Scope__________________31, 96<br />
softfair____________________ 68<br />
Status_____________________ 68<br />
Super Micro_______________ 34<br />
Swiss Life__________________ 97<br />
Terranus__________________90<br />
Threadneedle______________ 34<br />
Top Ten Gruppe__________ 68 f.<br />
Traton_____________________ 34<br />
Union Investment______31, 97<br />
Vanguard__________________ 34<br />
Verivox__________________ 42 f.<br />
VHV___________________ 78, 80<br />
von Buddenbrock Concepts_18<br />
Warburg Bank_____________ 21<br />
Warburg Pincus__________ 68 f.<br />
Wifo_______________________ 68<br />
WWK______________________ 19<br />
PERSONEN<br />
Albert, Götz_____________ 33 f.<br />
Asmussen, Jörg____________ 46<br />
Beermann, Manuel_____ 93 ff.<br />
Bienentreu, Markus______ 90 f.<br />
Blender, Björn_____________ 98<br />
Brömme, Udo______________ 96<br />
Brunotte, Sabine_________ 68 f.<br />
Campbell, John Y.__________ 74<br />
Eichelberg, Sylvia__________ 45<br />
Fama, Eugene_____________ 33<br />
Flossbach, Bert_________ 26 ff.<br />
French, Kenneth___________ 33<br />
Hackethal, Andreas______ 74 f.<br />
Hahn, Kim_________________ 47<br />
Heuser, Michael__________17 f.<br />
Horvat, Davor______________ 33<br />
Humlach, Christian________ 31<br />
Jörißen, Dennis___________ 18<br />
Knorr, Sonja_____________ 96 f.<br />
Langendörfer, Philipp______ 45<br />
Martin, Jens_______________ 19<br />
Mest, Oliver_____________ 52 f.<br />
Morgenstern, Klaus_______16 f.<br />
Nauhauser, Niels________ 74 f.<br />
Naumer, Hans-Jörg_________ 11<br />
Nebenführ, Sven___________ 51<br />
Nonner, Peter______________ 21<br />
Pannasch, Michael_______ 47 f.<br />
Rega, Ingmar______________ 93<br />
Schellack, Julie____________ 72<br />
Schluckebier, Wilhelm_____ 50<br />
Schüller, Madeleine________48<br />
Schüttauf, Mario___________ 97<br />
Schütz, Wolfgang________ 42 f.<br />
Vathje, Andrea____________ 31<br />
Walz, Hartmut_____________ 18<br />
Werner, Timo______________ 31<br />
Wollny, Marcus____________ 21<br />
Wir verpassen keine News.<br />
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<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
I H R E<br />
ZIELE.<br />
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10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
Starke Thesen<br />
Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />
»Wer einen Pool<br />
kauft, übernimmt<br />
vielleicht die eine<br />
oder andere Leiche<br />
im Keller.«<br />
Sabine Brunotte, PoolRadar-Chefin, im Gespräch<br />
über die Zukunft der Maklerpools, in dem sie unter<br />
anderem erklärt, wann Kooperationen oder eben<br />
doch ein Verkauf sinnvoller sind.<br />
Mehr dazu auf Seite 68<br />
»Ich habe es noch nie geschafft,<br />
ein Haus in ZÜRS 3 oder 4<br />
abzusichern.«<br />
»Massive Zinserhöhungen<br />
nach einer langen<br />
Nullzinsphase führen fast<br />
zwangsläufig zu<br />
Kollateralschäden.«<br />
Bert Flossbach, Mitgründer von Flossbach<br />
von Storch, blickt skeptisch auf die Politik der<br />
Notenbanken und hält die aktuelle Begeisterung<br />
für Anleihen für verfrüht.<br />
Das ganze Interview ab Seite 26<br />
Kim Hahn ist Maklerin aus Bad Münstereifel. Sie berichtet, dass<br />
Bewohner im Risikogebiet faktisch keinen Elementarschutz mehr<br />
bekommen. Dazu gibt es aber auch andere Berichte aus dem Markt.<br />
Mehr dazu auf Seite 46<br />
»Zugang zu Finanzwissen«<br />
Darum halte ich bereits seit Jahren Vorträge in der Oberstufe von<br />
Schulen in Leverkusen, um einen ersten Impuls zu geben, damit die<br />
Schüler frühzeitig Zugang zu diesem wichtigen Thema Finanzwissen<br />
erhalten (Anm. d. Red.: Laut einer forsa-Umfrage empfinden 81 Prozent<br />
der Deutschen, dass finanzielle Bildung im Schulunterricht<br />
nicht ausreichend berücksichtigt wird).<br />
Sascha Wisniewski, via Facebook<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />
»Es geht um Prävention«<br />
Bei der Reform einer Krankenversicherung, egal<br />
ob gesetzlich oder privat, geht es nicht nur um das<br />
Wort Versicherung. Man muss sich vor allem um das<br />
Wort Kranken kümmern. Es ist doch bescheuert,<br />
Leistungen zu streichen oder Prämien zu erhöhen,<br />
um die steigenden Kosten für die Behandlung<br />
von Kranken abzufangen. Wir müssen den Leuten<br />
zeigen, wie sie Stress vermeiden, besser essen und<br />
sich mehr bewegen. Denn Stress, falsche Ernährung<br />
und zu wenig Bewegung sind die Hauptgründe für<br />
Krankheiten und die daraus resultierenden Kosten.<br />
Es geht um Prävention.<br />
Hans Steup, via Facebook<br />
Kolumne<br />
Dr. Hans-Jörg Naumer<br />
leitet Global Capital Markets &<br />
Thematic Research von Allianz<br />
Global Investors<br />
»Kaufkrafterhalt«<br />
»Der Überblick über<br />
die eigenen Rentenansprüche<br />
ist absolut notwendig<br />
für die private<br />
Finanzplanung.«<br />
Andreas Hackethal ist Professor für Finanzen<br />
und blickt positiv auf die digitale Rentenübersicht<br />
des Bundes, die im Sommer online ging.<br />
Im pro/contra steht ihm die Verbraucherzentrale<br />
entgegen.<br />
Mehr dazu auf Seite 74<br />
»Fragwürdige MVPs«<br />
Bei der angebotenen Qualität an MVPs und der<br />
Tatsache, dass Funktionen eines klassischen CRM<br />
fehlen, sind zu Recht die wenigsten Unternehmen<br />
bereit dafür selbst zu zahlen (Anm. d. Red.: Laut<br />
Maklers Lieblinge zahlt nur jeder vierte Makler).<br />
Tobias Niendieck, via LinkedIn<br />
Die Fed hat zwar fürs Nächste ein Päuschen eingelegt beim<br />
Begehen ihrer Zinstreppe, aber die EZB und auch die Bank<br />
of England lassen keinen Zweifel: Für sie ist das Ende der<br />
Fahnenstange im Kampf gegen die Inflation noch nicht erreicht.<br />
Gut so. Die „große Rebalancierung“, der Weg zurück<br />
zum Gleichgewicht der Weltwirtschaft, findet statt, und<br />
die entstandenen Ungleichgewichte entladen sich zuerst in<br />
den Preisen. Da ist es umso wichtiger, dass die Währungshüter<br />
mit Wort und Tat die Inflationserwartungen brechen.<br />
Auch die Fed dürfte nicht untätig bleiben. Sie pausiert nur.<br />
Für die Anleger geht derweil der Kampf gegen den Wertverlust<br />
weiter. Zwar wirken die wieder positiven Renditen<br />
beruhigend, aber Grund zum Ausruhen gibt es keinen. Im<br />
Gegenteil. Gemessen an den Realzinsen, also dem, was von<br />
den Nominalzinsen nach Abzug der Inflation noch übrigbleibt,<br />
hat sich die Lage sogar deutlich verschlechtert. Wie<br />
lange historische Zeitreihen zeigen, sind negative Realzinsen<br />
selten, aber leider keine Unbekannten. Man muss aber<br />
bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen,<br />
um ein ähnlich tiefes – negatives – Niveau zu finden.<br />
Anders ausgedrückt: Die Renditen sind wieder da, aber die<br />
Inflation einberechnet sind sie tiefrot. Natürlich lässt sich<br />
einwenden, dass dies nur eine Momentaufnahme ist. Es<br />
kommt also auf die zukünftige Entwicklung der Inflation<br />
an. Hier ist aber kaum zu erwarten, dass die von der EZB<br />
angestrebten 2 Prozent im Durchschnitt der Jahre so<br />
schnell wieder erreicht werden. Auch hier sind die Lehren<br />
aus der Vergangenheit hilfreich. Hohe Inflationsraten<br />
brauchten lange, um auf niedrige Niveaus zurückzufallen.<br />
Wie unsere Berechnungen ergeben, hat Inflation einen<br />
Nachhalleffekt. Grund genug also, die strategische Allokation<br />
zu überdenken und die Aktienquote auszubauen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
12 | PANORAMA Meinungsmacher<br />
Private Altersvorsorge<br />
Schließt die digitale Rentenübersicht<br />
Versorgungslücken?<br />
»Wir würden auch<br />
gern die Tarife der<br />
Huk anzeigen.«<br />
Wolfgang Schütz von Verivox über eine<br />
spannende Kfz-Wechselsaison und<br />
die Rückkehr der Huk-Gruppe mit der<br />
Marke Neodigital.<br />
Das Interview auf Seite 42<br />
Vier Lebensversicherer haben<br />
sich der digitalen Rentenübersicht<br />
seit deren Start im Juli bislang<br />
angeschlossen. Doch ist das<br />
Rentencockpit geeignet, um die<br />
Versorgungslücke zu schließen?<br />
Die <strong>procontra</strong>-Leser sind unentschlossen:<br />
42 Prozent halten die<br />
DRÜ für einen sinnvollen Schritt,<br />
46 Prozent sagen: Sie führt Verbraucher<br />
in die Irre.<br />
42<br />
Ja, sie ist ein<br />
sinnvoller Schritt<br />
in die richtige<br />
Richtung.<br />
12<br />
46<br />
Nein, sie führt<br />
Verbraucher eher in<br />
die Irre.<br />
Quelle: <strong>procontra</strong><br />
»Ideologie über Verständnis«<br />
Natürlich muss ein Mitglied der Linken so etwas sagen. Es<br />
unterstreicht damit zwei Dinge: Die Ideologie hat immer recht<br />
und wirtschaftliches Verständnis spielt in der linken Politik<br />
keine Rolle (Anm. d. Red.: Die Linksfraktion im Bundestag hält<br />
nichts von der „Aktienrente“ und fordert stattdessen unter<br />
anderem, den Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
anzuheben).<br />
Marco Pfäffle, via Facebook<br />
»Die Riester-Rente war<br />
ein Geschenk.«<br />
Dennis Jörißen ist Spezialist für Altersvorsorge bei<br />
von Buddenbrock Concepts und erläutert in „Maklers<br />
Meinung“, bei welcher Zielgruppe er die Riester-Rente<br />
schon immer sinnvoll platzieren konnte.<br />
Mehr dazu im Titel ab Seite 14<br />
»Falscher Schritt«<br />
Ich denke, der Schritt ist falsch (Anm. d.<br />
Red.: Die EZB hat kürzlich den Leitzins.<br />
zu dem sich Banken Geld leihen können,<br />
auf 4,50 Prozent erhöht). Das Ziel des<br />
erhöhten Zinses ist doch, Investitionen<br />
(Fremdkapital) teurer zu machen, um<br />
damit die Nachfrage zu bremsen. Aber<br />
haben wir die Inflation ausgelöst durch<br />
eine zu hohe Nachfrage oder durch<br />
Angebotsknappheit in Energie und eine<br />
Störung der Lieferketten seit Covid<br />
2020?<br />
Benjamin Bürke, via Facebook<br />
»Seniorenimmobilien bleiben<br />
ein Wachstumsmarkt.«<br />
Markus Bienentreu, Geschäftsführer der Terranus GmbH,<br />
eines Spezialmaklers für Sozialimmobilien, bleibt trotz zahlreicher Insolvenzen<br />
von Pflegeimmobilien optimistisch für das Segment.<br />
Mehr dazu auf Seite 90<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Ein Unternehmen der<br />
Ein Unternehmen der<br />
R+V Versicherungsgruppe<br />
R+V Versicherungsgruppe<br />
Unsere Expertise in einem Wort:<br />
Abgefahren.<br />
Von Motorrädern über Pkws bis hin zu Lkws:<br />
Verlassen Sie sich in Sachen Mobilität auf den renommierten<br />
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von individuellem Service für Sie und Ihre Kunden und setzen<br />
Sie auf unsere einzigartige Branchenerfahrung.<br />
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DKM, Halle 3, E<strong>05</strong>
14 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Altersvorsorge TITELTHEMA | 15<br />
Zaubertrank für die Rente<br />
Die Fokusgruppe tüftelt an einer Reform der Altersvorsorge. Der jetzige Entwurf enthält<br />
bereits sinnvolle Zutaten – für eine finale Bekömmlichkeit bedarf es noch Verfeinerungen,<br />
damit tatsächlich Superkräfte frei werden.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Reformpläne der Fokusgruppe für die private Altersvorsorge<br />
Warum aktive Riester-Kunden Beratung benötigen<br />
Welche Produkte bereits heute Rendite und Flexibilität vereinen<br />
Pünktlich zum Beginn der Verrentung<br />
der „Babyboomer“ packt die<br />
Politik die Reform der Alterssicherung<br />
in Deutschland an. Zumindest<br />
startet sie einen erneuten Versuch<br />
und legte im Juli den Ergebnisbericht<br />
der Fokusgruppe vor. Wie sehr das<br />
Thema drängt, liegt auf der Hand:<br />
Bereits heute finanzieren gut zwei<br />
Beitragszahler einen Rentner. Anfang<br />
der 1960er-Jahre war das Verhältnis<br />
sechs zu eins. Unterstützt wird das<br />
System durch Steuergelder. Jährlich<br />
überweist der Bund weit mehr als 100<br />
Milliarden Euro an die gesetzliche<br />
Rentenkasse. Viele Bürger zahlen also<br />
zweimal für die Rentner.<br />
Baustelle gesetzliche Rente<br />
Die Lage ist dramatisch. Die Ampelkoalition<br />
muss das Altersvorsorgesystem<br />
reformieren und schnürt<br />
für die gesetzliche Rente aktuell das<br />
sogenannte Rentenpaket II. Ein Teil<br />
davon ist das Generationenkapital<br />
2<br />
gesetzlich Rentenversicherte<br />
zahlen für einen Rentner.<br />
Ende 1960er: 6 zu 1.<br />
(„Aktienrente“), mit dem eine neue<br />
Finanzierungsquelle für die gesetzliche<br />
Rente aufgebaut werden soll. Das<br />
Rentenniveau soll weiterhin fixiert<br />
bleiben. Die Begrenzung des Beitragssatzes<br />
dürfte entfallen.<br />
Für die Reform der staatlich geförderten<br />
privaten Altersvorsorge liegen<br />
die Empfehlungen der Fokusgruppe<br />
auf dem Tisch. An dieser Zauberformel<br />
haben monatelang Vertreter<br />
von Bund, Versicherungswirtschaft,<br />
Fondsindustrie, Verbraucherschutz,<br />
Arbeitgebern, Gewerkschaften und<br />
Wissenschaft um Details gerungen<br />
und ihre Zutaten hineingegeben.<br />
Einer ersten „Verkostung“ nach blieb<br />
der große Wurf jedoch aus: Denn sehr<br />
zur Erleichterung der Finanzbranche,<br />
wie auch die Umfrageergebnisse<br />
belegen, lehnt die Fokusgruppe die<br />
Einführung eines öffentlich verantworteten<br />
Altersvorsorgefonds<br />
(„Staatsfonds“) ab. Der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband hätte so ein<br />
Obligatorium gerne mit reingemischt<br />
und im Gegenzug die Riester-Rente<br />
am liebsten abgeschafft, statt sie zu<br />
reformieren.<br />
Frühere Fehler korrigieren<br />
Im Kern empfiehlt die Fokusgruppe<br />
die Fesseln, welche der Riester-Rente<br />
bei ihrer Einführung angelegt<br />
wurden, abzustreifen. Konkret: Die<br />
Fördersystematik soll zwar erhalten<br />
bleiben, aber mit höherer Flexibilität.<br />
Die Garantiepflicht soll fallen,<br />
ebenso die Verrentungspflicht. Mehr<br />
Freiheiten soll es auch in der Auszahlungsphase<br />
geben. Zum Beispiel soll<br />
Kapital auch für die selbst genutzte<br />
Immobilie verwendet werden dürfen.<br />
Gegen den Abschied von der Pflicht<br />
zur Leibrente hat der Versichererverband<br />
GDV ein Minderheitenvotum<br />
eingelegt. „Das wird ein noch zu<br />
diskutierender Punkt sein“, findet<br />
der Bundesverband Finanzdienstleistungen<br />
AfW. Den Vorschlag eines<br />
Illustration: Roman Kulon
16 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />
Altersvorsorgedepots, in dessen<br />
Rahmen Sparer in Fonds, aber auch<br />
in andere realwirtschaftliche Anlageklassen<br />
investieren können, „wäre<br />
eine zukunftsfähige Neuerung“.<br />
Dass Aktien und Realwertanlagen<br />
in Zukunft eine größere Bedeutung<br />
für die Altersvorsorge bekommen,<br />
ist sehr wahrscheinlich. In den USA<br />
und in vielen europäischen Ländern<br />
ist das längst Usus. Jetzt scheint sich<br />
auch in Berlin die Erkenntnis durchzusetzen,<br />
„dass risikoorientierter,<br />
offensiver vorgegangen werden muss,<br />
da ansonsten keine Chance besteht,<br />
die Altersvorsorgelücke zu schließen“,<br />
betont der AfW.<br />
Für Versicherungsmakler mit Schwerpunkt<br />
Altersvorsorgeberatung<br />
bedeutet das, dass sie sich für Investmentprodukte<br />
öffnen, also auch eine<br />
»Bruttobeitragsgarantie<br />
war ein Hemmnis«<br />
Interview mit Klaus Morgenstern, Sprecher des<br />
Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA)<br />
<strong>procontra</strong>: Angenommen, die Empfehlungen<br />
der Fokusgruppe werden<br />
umgesetzt, ist die Rente dann sicher?<br />
Klaus Morgenstern: Nein, natürlich<br />
nicht. Die Vorschläge zielen auf Verbesserungen<br />
in der privaten Altersvorsorge.<br />
Daneben gibt es auch die<br />
gesetzliche Rente, die Hauptsäule im<br />
deutschen Alterssicherungssystem.<br />
Dort besteht nach wie vor erheblicher<br />
Reformbedarf.<br />
<strong>procontra</strong>: Kritiker sagen, die Versicherungslobby<br />
habe eine grundlegende<br />
Reform verhindert. Ist da was dran?<br />
Morgenstern: Die Fokusgruppe hat<br />
eine Reihe vernünftiger Vorschläge<br />
unterbreitet. Dabei sind nicht alle mit<br />
100 Prozent Mehrheit abgesegnet worden,<br />
sondern es gab Minderheitsvoten.<br />
Es existieren nun einmal unterschiedliche<br />
Interessenlagen. Aber das ist kein<br />
Anlass, einem Flügel den Schwarzen<br />
Peter zuzuschieben. Ich hatte weniger<br />
von der Gruppe erwartet, nachdem<br />
wir 2020 erlebt hatten, wie wenig bei<br />
der Rentenkommission „Gerechter<br />
Generationenvertrag“ herausgekommen<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein Vorschlag sieht die<br />
Verteilung der Abschlusskosten auf die<br />
gesamte Laufzeit vor. Verbessert sich<br />
dadurch die Kundenbetreuung?<br />
Morgenstern: Ich bin schon immer<br />
für ratierliche Vergütung gewesen.<br />
Berater, die vor allem Investmentprodukte<br />
vertreiben, kommen damit auch<br />
zurecht. Eine ratierliche Vergütung erhöht<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass die<br />
Berater sich auch nach dem Abschluss<br />
weiterhin intensiv um ihre Kunden<br />
kümmern.<br />
<strong>procontra</strong>: Kunden sollen Anbieter<br />
und Produkte kostenfrei wechseln<br />
können. Setzt das nicht selbstlose Berater<br />
voraus?<br />
Morgenstern: Nein, es setzt den<br />
gründlichen und verantwortungsbewussten<br />
Berater voraus. Kunden<br />
wechseln doch vor allem aus Unzufriedenheit,<br />
wenn man mal gezielte<br />
Abwerbungen von Wettbewerbern<br />
außen vor lässt. Es war noch nie eine<br />
gute Lösung, einen Kunden mit extremen<br />
Laufzeiten, Stornoverlusten oder<br />
Strafgebühren in einen Vertrag einzusperren.<br />
Die fairste und dauerhafteste<br />
Bindung ist eine zufriedenstellende<br />
Betreuung.<br />
<strong>procontra</strong>: Mehr Spielräume in der<br />
Anlage könnten insbesondere Riester-<br />
Fonds wieder interessant machen.<br />
Stimmen Sie dem zu?<br />
Morgenstern: Ohne Frage. Die<br />
Bruttobeitragsgarantie ist unbestritten<br />
in Zeiten niedriger Zinsen ein Hemmnis<br />
gewesen. Das DIA hat mit Studien<br />
in der Vergangenheit dafür plädiert,<br />
den Kunden zumindest ein Wahlrecht<br />
bei der Garantie einzuräumen, damit<br />
sich ihre Renditechancen erhöhen.<br />
Außerdem braucht es bei langfristigen<br />
Sparverträgen für die Altersvorsorge<br />
keine Garantie. Laufzeit und Diversifikation<br />
der Anlagen bringen da statt<br />
der nominalen Garantie eine reale<br />
Absicherung.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Altersvorsorge TITELTHEMA | 17<br />
Gute Noten für Reformvorschläge<br />
Umfrage unter Verbänden zu den Empfehlungen der Fokusgruppe Altersvorsorge<br />
Reformvorschlag/-idee AfW BCA BDV BDVM BVK DIA DAI<br />
Jung,<br />
DMS &<br />
Cie.<br />
Votum<br />
Prof.<br />
Schwintowski<br />
Verständlicheres Produktdesign +++ +++ ++ +++ +++ ++ +++ ++ +++ +++ ++<br />
Finanzielle Bildung stärken +++ ++ +++ +++ +++ ++ +++ +++ +++ +++ –<br />
Riester-Fördersystematik beibehalten +++ ++ +++ ++ +++ – o ++ +++ – – –<br />
Alle Erwerbstätigen fördern +++ +++ +++ +++ +++ +++ o +++ +++ +++ o<br />
Förderfähiges Depot für Realwerte +++ +++ ++ +++ – – +++ +++ +++ +++ +++ +<br />
Wegfall der Garantie bei<br />
Fonds/Fondspolicen<br />
Flexible Beitragsgarantie bei<br />
Versicherungs produkten und Hybriden<br />
Garantieprodukte weiterhin<br />
ermöglichen<br />
Kostengünstiger/-freier<br />
Anbieterwechsel<br />
+++ ++ ++ +++ ++ +++ +++ ++ +++ – +<br />
Prof. Walz<br />
+++ – +++ +++ ++ ++ o ++ +++ – – –<br />
+++ ++ ++ ++ +++ o o +++ ++ +++ –<br />
+++ +++ ++ +++ + ++ o +++ o +++ ++<br />
Abschlusskosten über die Laufzeit – – – +++ ++ ++ o – – +++ o<br />
Weniger Leistungsbausteine (z. B. BU) o – + ++ o o o – o +++ +<br />
Angabe der Rendite minderung<br />
durch Kosten<br />
Reform soll auch für<br />
Riester-Bestand gelten<br />
++ ++ + +++ o ++ o o o +++ +<br />
+++ ++ +++ ++ ++ ++ o – – +++ +++ +<br />
Kein Staatsfonds +++ o +++ +++ ++ ++ +++ +++ +++ – – – –<br />
BU = Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
Sehr gut: +++ Gut: ++ Befriedigend: + Neutral: o Schlecht: – Sehr schlecht: – – <br />
Quelle: Umfrage <strong>procontra</strong>_„Wie bewerten Sie den jeweiligen Vorschlag?“<br />
Zulassung nach Paragraf 34f Gewerbeordnung<br />
erlangen sollten. Nach<br />
Auffassung von Klaus Morgenstern<br />
vom Deutschen Institut für Altersvorsorge<br />
kommen Berater, die vor allem<br />
Investmentprodukte vertreiben, auch<br />
mit der ebenfalls geplanten ratierlichen<br />
Vergütung über die gesamte<br />
Laufzeit zurecht (siehe Interview).<br />
Kaum Präferenzen für Leibrente<br />
Die Vorschläge der Fokusgruppe<br />
bieten auch einige Chancen. Hierauf<br />
weist Michael Heuser, Wissenschaftlicher<br />
Direktor des Deutschen<br />
Instituts für Vermögensbildung und<br />
Alterssicherung (DIVA), hin: „Riester<br />
zu vereinfachen, um so die Kosten zu<br />
senken und die Rendite zu steigern,<br />
ergäbe einen Renditeschub. Gleiches<br />
»Vermittler sollten<br />
Rentenlücken aktiv<br />
mit heute vorhandenen<br />
Produkten<br />
angehen.«<br />
Jens Oliver Martin,<br />
Leiter Produktmanagement<br />
Leben bei Alte Leipziger<br />
gilt für die vorgeschlagene Dynamik<br />
der bisher fixen Zulagen.“ In einer<br />
DIVA-Umfrage würden 74,1 Prozent<br />
der befragten Bundesbürger Letzteres<br />
begrüßen. Dagegen fände die vom<br />
GDV propagierte lebenslang garantierte<br />
Rente kaum Präferenzen. „Dies<br />
hat Riester viel Flexibilität genommen<br />
und es für die uninteressant gemacht,<br />
die ausreichend Rente haben<br />
oder mehr auf Rendite setzen.“<br />
Das wiederum wissen Makler mit<br />
langjähriger Berufserfahrung zur<br />
Genüge. Mit dem Verfall der Zinsen<br />
und der jahrelangen Nullzinsphase<br />
schmolzen auch die Renditen der fast<br />
ausschließlich auf festverzinslichen<br />
Wertpapieren basierenden Produkte<br />
dahin. Die hohen Kosten und die<br />
komplizierte Ausgestaltung trugen<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
18 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />
Maklers Meinung<br />
»Die Riester-Rente<br />
war ein Geschenk«<br />
Dennis Jörißen, Seniorberater und Spezialist für<br />
Altersvorsorge bei von Buddenbrock Concepts,<br />
Partner von transparent-beraten.de<br />
112<br />
Mrd. €<br />
Steuergelder kommen aktuellen<br />
Rentnern in diesem Jahr zugute.<br />
Die Riester-Rente stand von Beginn<br />
an in der Kritik. Aber wir haben<br />
immer dargelegt, dass sie für<br />
Personen mit niedrigerem Gehalt<br />
und bestenfalls noch Kindern im<br />
Haushalt seit jeher ein Geschenk<br />
war. Daher mussten wir von Anfang<br />
an das Produkt nur an den „richtigen“<br />
Kunden bringen, und die Kritik<br />
der vermeintlich hohen Kosten oder<br />
der geringeren Flexibilität wurde<br />
schnell ad acta gelegt. Auch heute<br />
noch beugt die Riester-Rente<br />
Altersarmut bei ohnehin schon<br />
schlechter verdienenden Berufsgruppen<br />
vor. Über unsere Homepage<br />
transparentberaten.de<br />
gelangen Interessierte zu einer<br />
Internetseite, auf der wir jeden<br />
Kritikpunkt aufgreifen, bewerten<br />
und mögliche Alternativen aufzeigen.<br />
All das macht Arbeit, kostet<br />
Zeit und Geld. Aber über dieses<br />
Angebot gelangen auch viele neue<br />
Kunden zu uns. Wir gehen auf jeden<br />
individuell ein. Manche zum Beispiel<br />
beantragen ihre Zulagen nicht, weil<br />
die Vertragsbedingungen wirklich<br />
schwer zu verstehen und intransparent<br />
sind. Und vor allem sollte sich<br />
jeder Sparer genau über die<br />
Kondi tionen der Tarife informieren.<br />
Je geringer die Verwaltungskosten<br />
eines Versicherers, desto höher die<br />
Riester-Rendite. Dafür stehen wir<br />
als unabhängiger Makler zur<br />
Verfügung. Wenn Riester jetzt<br />
reformiert wird, wie es die Fokusgruppe<br />
vorgeschlagen hat, kann das<br />
Vorteile für unsere Kunden mitbringen<br />
– in Form höherer Ablaufleistungen,<br />
insbesondere bei längeren<br />
Laufzeiten. Dies muss aber natürlich<br />
mit den Bedürfnissen des Kunden<br />
etwa nach mehr möglicher Rendite<br />
versus geringere Sicherheit zusammenpassen.<br />
Somit bleibt es unsere<br />
Aufgabe, detaillierte Gespräche mit<br />
unseren Kunden zu führen und den<br />
richtigen Bedarf zu ermitteln.<br />
Versicherten auf nominelle statt reale<br />
Kennziffern“.<br />
Es gibt freilich auch Maklerbüros, die<br />
von einem „gesellschaftlichen Auftrag“<br />
sprechen und bis heute an der<br />
Riester-Beratung festhalten. Dabei haben<br />
sie die Lösungen herausgefiltert,<br />
die inklusive Zulagen eine möglichst<br />
hohe Rendite in Aussicht stellen und/<br />
oder einigermaßen flexibel zur jeweiligen<br />
Lebensphase passen. Dass das<br />
mühsam ist, schildert Dennis Jörißen,<br />
Seniorberater bei von Buddenbrock<br />
Concepts (siehe „Maklers Meinung“).<br />
Er betont, dass die Riester-Rente für<br />
viele Personen und Familien eben<br />
doch „ein Geschenk war“. Immerhin:<br />
Der Vorschlag der Fokusgruppe,<br />
dass die Empfehlungen auch für die<br />
bestehenden Verträge gelten sollen,<br />
könnte zu einem „Beratungsschub“<br />
führen.<br />
ihr Übriges dazu bei, dass die Riester-Rente<br />
letztlich scheiterte.<br />
Reale Rendite ist entscheidend<br />
Ob die bisherige Mixtur der Fokusgruppe<br />
– Umsetzung vorausgesetzt<br />
– die notwendigen Superkräfte freisetzt,<br />
bleibt abzuwarten. Im Markt<br />
gibt es optimistische Stimmen wie<br />
die von DIVA-Direktor Heuser, aber<br />
auch negative. Beispielsweise sagt<br />
Hartmut Walz, Fellow der Bürgerbewegung<br />
Finanzwende und Mitglied<br />
im Wissenschaftlichen Beirat beim<br />
Bund der Versicherten: „Die ganze<br />
Diskussion um die Garantiereduktion<br />
ist eine kommunikative Meisterleistung,<br />
da der reale Wert langfristiger<br />
Nominalgarantien ohnehin durch<br />
Inflation auf 25 bis 30 Prozent sinkt.“<br />
Dass Bürger diesen Zusammenhang<br />
nicht verstehen, sei nur bedingt<br />
durch mangelhafte Finanzbildung<br />
zu erklären, sondern vielmehr durch<br />
„bewusste Fehlkommunikation im<br />
Vertrieb sowie die Fokussierung der<br />
Kreative Produktgeber<br />
In den vergangenen Jahren ist es<br />
Produktgebern immer wieder gelungen,<br />
durch innovative Tarife die<br />
Akzeptanz und damit Vorsorge zu<br />
erhöhen. So haben Versicherer die der<br />
Riester-Rente von der Politik angelegten<br />
Fesseln ein Stück weit durch<br />
neue, möglichst flexible Produktangebote<br />
gelockert. Analysehäuser<br />
wie Franke und Bornberg untersuchen<br />
solche Tarife. Auf Anfrage<br />
nannte das Analysehaus besonders<br />
flexible Angebote, wobei die Kriterien<br />
Beitragsdynamik/-zahlung, Wahlmöglichkeiten<br />
zu Rentenbeginn,<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Altersvorsorge TITELTHEMA | 19<br />
Kündigung, Zahlungsschwierigkeiten,<br />
Zuzahlungen und Überschussverwendung<br />
in die Bewertung einflossen.<br />
Beispiele sind: Perspektive (Allianz),<br />
plusrente (Bayerische), Invest Garant<br />
(Continentale), Premium FörderRente<br />
(WWK) und ALfonds (Alte Leipziger).<br />
Nicht warten, sondern starten<br />
Gegenüber <strong>procontra</strong> sagt Jens<br />
Martin, Leiter Produktmanagement<br />
bei Alte Leipziger: „Welche Empfehlungen<br />
umgesetzt werden, ist noch<br />
ungewiss. Bereits heute ist aber klar,<br />
dass es praktisch für jeden Bürger<br />
eine Rentenlücke gibt. Unsere Geschäftspartner<br />
sollten deshalb nicht<br />
abwarten, sondern die Rentenlücke<br />
bei Kunden aktiv mit den schon<br />
heute vorhandenen, etablierten und<br />
flexiblen Produkten angehen.“<br />
Fazit: Die Branche ist willens und in<br />
der Lage, Kundenwünsche aufzunehmen<br />
und in passende Produkte<br />
umzusetzen. Unabhängig von der<br />
anstehenden Reform und der Frage,<br />
wie der finale „Reformtrank“ für die<br />
Altersvorsorge aussehen wird, sollten<br />
Finanzberater jetzt für ihre Kunden<br />
aktiv werden. Vermutlich wird ein<br />
Großteil der Vorschläge der Fokusgruppe<br />
umgesetzt. Davon profitieren<br />
würden dann auch gewiss die bis<br />
dahin bestehenden Riester-Verträge.<br />
In jedem Fall wäre es förderlich, wenn<br />
die staatlich geförderte Altersvorsorge<br />
ihr Korsett verlöre, um notwendige<br />
Kräfte frei zu set zen.<br />
Jetzt bei Riester aktiv werden?<br />
Kunden sollten nicht von der<br />
Reform überrascht werden.<br />
Kommende Änderungen gelten<br />
auch für bestehende Verträge.<br />
In der Altersvorsorge bedeutet<br />
Zeit gleich Geld.<br />
Finale Reform der Alterssicherung<br />
ist noch ungewiss.<br />
Auch nach einer Riester-Reform<br />
sind die Produkte nicht attraktiv.<br />
Attraktivere Alternativen<br />
kommen auf den Markt.<br />
ARAG BeihilfeBest<br />
Unser neuer Top-Favorit<br />
für Ihr Beihilfe-Geschäft<br />
Die private Krankenversicherung der ARAG punktet jetzt auch im<br />
Wettbewerb um Beamtenanwärter und Beamte – mit neuen leistungsstarken<br />
Tarifen für alle Beihilfeberechtigten.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong><br />
Jetzt hier<br />
kennenlernen!
20 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />
Booster für die Beratung<br />
Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />
MB MAILIN BARTKNECHT AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Ergo<br />
Neue nachhaltige Wohngebäudeversicherung<br />
Canada Life<br />
Neue Definitionen<br />
für Grundfähigkeiten<br />
Ergo hat eine neue Wohngebäudeversicherung auf den Markt<br />
gebracht. Im Fokus steht die Absicherung von Naturgefahren<br />
und klimaschonenden Energien. Den Versicherungsschutz bei<br />
Feuer- und Leitungswasserschäden sowie Glasbruch bietet die<br />
All-in-One-Lösung bei den Naturgefahren: Alle Elementargefahren<br />
und Sturm/Hagel werden gebündelt abgesichert. Erneuerbare<br />
Energien fördert Ergo durch die Versicherung umwelt- und<br />
klimarelevanter Technik am Gebäude und auf dem Grundstück.<br />
Versichert sind Anlagen zur eigenen Stromerzeugung sowie<br />
Heizanlagen zur Nutzung regenerativer Energien – auch gegen<br />
unvorhergesehene Schäden. Eingeschlossen sind Photovoltaikanlagen<br />
inklusive Stromspeicher, Solarthermieanlagen, Geothermieanlagen,<br />
Wärmepumpen und Wallboxen bzw. Ladesäulen.<br />
R+V<br />
All-inclusive-Schutz für IT- und<br />
Telekommunikationsbranche<br />
Mit der Haftpflicht All Inclusive,<br />
kurz HAI ITK, bietet<br />
die R+V Versicherung der<br />
Informations- und Telekommunikationsbranche<br />
einen<br />
gebündelten Schutz gegen<br />
eine Vielzahl potenzieller<br />
Haftungsrisiken. Er geht über<br />
die Leistungen einer reinen<br />
Betriebs- und Vermögensschadenhaftpflicht<br />
hinaus. Zusätzlich deckt die neue Police<br />
auch Vermögensschäden der Versicherten selbst ab, sogenannte<br />
Eigenschäden. Hierzu zählen beispielsweise Ausfallkosten,<br />
wenn ein Auftraggeber insolvent wird oder wenn Mitarbeitende<br />
Gelder des eigenen Unternehmens veruntreuen.<br />
Canada Life hat die Definitionen für die folgenden<br />
sieben Grundfähigkeiten im Premium-Grundfähigkeitsschutz<br />
erneuert: Treppe steigen, gehen, Arme bewegen,<br />
stehen, sprechen, Auto fahren und sitzen. So kann man<br />
nun etwa den Verlust der Fähigkeit Arme bewegen auf<br />
drei Arten nachweisen und bekommt so mehr Möglichkeiten<br />
als vorher, die Leistung zu erhalten. Bei der Fähigkeit<br />
sprechen kommt es nun auf Verständlichkeit gegenüber<br />
unabhängigen Dritten an. Als Verlust gilt, wenn<br />
die versicherte Person, trotz abgeschlossenen Spracherwerbs<br />
und unter Verwendung von Hilfsmitteln, keinen<br />
verständlichen sinnvollen Satz bilden und aussprechen<br />
und ein unabhängiger Dritter sie nicht verstehen kann.<br />
Bei der Fähigkeit Auto fahren akzeptiert Canada Life nun<br />
zusätzlich als Fähigkeitsverlust, wenn die versicherte<br />
Person aus gesundheitlichen Gründen freiwillig gegenüber<br />
der zuständigen Behörde auf eine Fahrerlaubnis<br />
verzichtet. Ein Verlust der Grundfähigkeiten sehen,<br />
stehen und Treppe steigen liegt auch dann vor, wenn geeignete<br />
oder zumutbare Hilfsmittel verwendet werden.<br />
Fotos: ananda BGD, powerofforever
Vertriebsunterstützung PANORAMA | 21<br />
FFB<br />
Voll digitale Vermögensverwaltung startet<br />
Die FIL Fondsbank<br />
GmbH (FFB) bietet ab<br />
sofort voll digital geführte<br />
Depots für die<br />
Vermögensverwaltung<br />
an („VermögensverwaltungPlus“).<br />
Peter<br />
Nonner, Geschäftsführer<br />
der FIL Fondsbank,<br />
sagt: „Der Druck auf<br />
die Finanzberatung<br />
steigt. Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher<br />
erwarten eine einfache Handhabung und digitale Services. Zugleich gibt es neue<br />
regulatorische Vorgaben wie etwa die EU-Kleinanlegerstrategie, die den Nutzen<br />
für Anlegerinnen und Anleger von Beratungsmodellen noch stärker in den Vordergrund<br />
rücken. Ein vereinfachter und digitaler Zugang zur Vermögensverwaltung<br />
wird somit immer relevanter. Wir freuen uns mit der Vermögensverwaltung-<br />
Plus eine Lösung hierfür anbieten und eine Vorreiterrolle einnehmen zu können.“<br />
Axa<br />
Neuer Tarif<br />
»Krankengeld easy«<br />
Das neue Angebot „Krankengeld easy“<br />
von Axa bietet Versicherten auch bei<br />
längerer Arbeitsunfähigkeit einen finanziellen<br />
Schutz gegen die Risiken eines<br />
Ausfalls. Der Tarif bietet eine Absicherung<br />
in Fünf-Euro-Stufen an, bis zu einer<br />
Absicherungshöhe von 30 Euro pro<br />
Tag. Für Familien leistet der Tarif auch<br />
dann, wenn Eltern aufgrund der Pflege<br />
ihres erkrankten Kindes nicht arbeiten<br />
können und das gesetzliche Kinderkrankengeld<br />
der GKV erhalten. Krankengeld<br />
easy lässt sich online berechnen und<br />
abschließen. Dabei gilt immer: Zahlt die<br />
GKV Krankengeld, zahlt auch Axa das<br />
vereinbarte Krankentagegeld. Der Tarif<br />
kann monatlich gekündigt werden.<br />
Hannoversche: Leistungsupdate<br />
in der RLV<br />
Die Hannoversche Lebensversicherung<br />
AG optimiert ihre Risikolebensversicherung.<br />
Zum<br />
Leistungsupdate zählen eine<br />
vorgezogene Todesfallleistung<br />
im Basis-Tarif, die Erhöhung<br />
des vorläufigen Versicherungsschutzes,<br />
eine verlängerte<br />
Widerrufsfrist sowie der neue<br />
Baustein „Pflegeabsicherung“.<br />
Helvetica: Neue<br />
Maschinenversicherung<br />
Helvetica Deutschland hat die<br />
Helvetica Business Maschinenversicherung<br />
optimiert. Diese<br />
schützt mit einer Gesamtversicherungssumme<br />
von<br />
jetzt bis zu 5,5 Millionen Euro<br />
vor den Folgen von Schäden<br />
durch Bedienungsfehler und<br />
den Vorsatz Dritter, durch<br />
Konstruktions- und Materialfehler,<br />
durch das Versagen von<br />
Mess- und Sicherheitseinrichtungen<br />
sowie durch Wasserund<br />
Schmiermittelmangel und<br />
vieles mehr.<br />
Europa Versicherung:<br />
Neue family-Anträge<br />
Die Europa Versicherung<br />
bietet jungen Eltern einen<br />
vereinfachten Abschluss einer<br />
Risikolebenversicherung. Mit<br />
den neuen family-Anträgen<br />
müssen lediglich zwei Gesundheitsfragen<br />
beantwortet werden.<br />
Der Abschluss ist vor und<br />
bis zu sechs Monate nach der<br />
Geburt oder Adoption eines<br />
Kindes möglich. Die maximale<br />
Versicherungs summe beträgt<br />
600.000 Euro. Sie kann auch<br />
unter den Eltern aufgeteilt<br />
werden.<br />
Warburg Bank: Erster<br />
Real-Estate-Dept-Fonds<br />
Mit dem WB Urban Real Estate<br />
Finance hat die Warburg Bank<br />
ihren ersten Real Estate Dept<br />
Fonds aufgelegt. Der Fonds<br />
hat ein Zielvolumen von 300<br />
Millionen Euro. Das erste<br />
Closing ist bereits erfolgt;<br />
Investor ist die Pensionskasse<br />
eines DAX-Konzerns.<br />
DFV: Vorstand geht<br />
Im Vorstand der Deutschen<br />
Familienversicherung (DFV)<br />
gibt es eine personelle Veränderung.<br />
So hat sich Marcus<br />
Wollny zum 31. August dieses<br />
Jahres aus dem Vorstand<br />
zurückgezogen. Der Abschied<br />
sei in beiderseitigem Einvernehmen<br />
und ohne besonderen<br />
Grund erfolgt.<br />
Itzehoher: Neuer Tarif<br />
für Campingfahrzeuge<br />
Die Itzehoer Versicherungen<br />
haben ihren „Top Drive“-Tarif<br />
für Campingfahrzeuge mit<br />
einer zulässigen Gesamtmasse<br />
von bis zu 4.000 Kilogramm<br />
geöffnet. Für Wohnmobile<br />
gelten im Wesentlichen die<br />
gleichen Bedingungen wie<br />
im Äquivalent für Pkw, unter<br />
anderem die Direktregulierung<br />
in der Vollkasko, Rabattschutz<br />
für Fahrer ab 23 Jahre sowie<br />
Neupreisentschädigung von<br />
bis zu 36 Monaten im Falle<br />
eines Totalschadens.<br />
Fotos: Liuhsihsiang, ewg3D
22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />
Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />
Die Umsätze am Immobilienmarkt werden<br />
nach der Prognose von Experten in diesem<br />
Jahr um rund 29 Prozent einbrechen. Damit<br />
ist die Zahl der Immobilientransaktionen so<br />
niedrig wie zuletzt vor knapp drei Jahrzehnten.<br />
Wie das unabhängige Immobilien-<br />
Forschungsinstitut Gewos mitteilte, sei dies<br />
eine Folge des Zinsanstiegs.<br />
– 29 %<br />
Teure E-Scooter-Unfälle<br />
13.000 Euro – so viel kostet im Schnitt die medizinische Behandlung<br />
nach einem E-Scooter-Unfall.<br />
15,1 Millionen Euro gab die deutsche<br />
Versicherungswirtschaft nach<br />
einer Mitteilung des GDV im<br />
vergangenen Jahr aus, um Schäden<br />
infolge von Roller-Unfällen<br />
auszugleichen. Dabei entstehen die<br />
meisten Schäden<br />
durch verliehene E-Scooter. Statt eines<br />
Verbots<br />
fordert der Branchenverband nun einen<br />
Mofaführerschein<br />
als Voraussetzung für die<br />
Nutzung der Fahrzeuge.<br />
Unterversicherte Ferienhäuser<br />
Ein Großteil der Eigentümer von Ferienimmobilien sichert sein Haus nur unzureichend<br />
gegen Schäden ab. So verfügen lediglich 43 Prozent der Immobilienbesitzer<br />
über eine Gebäudeversicherung, knapp 40 Prozent besitzen eine<br />
Hausratpolice, und<br />
gegen Elementarschäden<br />
haben 25 Prozent<br />
eine Versicherung abgeschlossen.<br />
Mehr als<br />
ein Viertel von ihnen<br />
(26,3 Prozent) hatte<br />
bereits einen Schaden<br />
an der eigenen Immobilie<br />
zu verzeichnen.<br />
Digitale Abschlüsse<br />
Die Zahl der Onlineabschlüsse steigt langsam,<br />
aber stetig. Das geht aus der aktuellen<br />
Vertriebswegestatistik des Branchenverbands<br />
GDV hervor. Jeder dritte Onlineabschluss<br />
kommt dabei aus dem Bereich der<br />
Sach-, Unfall- und Haftpflichtversicherung.<br />
Insgesamt wurden 2022 gut 16 Prozent<br />
aller Privatkundenpolicen im Neugeschäft<br />
digital abgeschlossen. 2021 waren es etwa<br />
15 Prozent und 2020 rund 14 Prozent.<br />
2020<br />
14 %<br />
2021<br />
15 %<br />
2022<br />
16 %<br />
Starke Unwetterschäden<br />
Die schweren Unwetter, die Ende<br />
August über Süddeutschland hinwegzogen,<br />
zeigen erneut die Dringlichkeit für<br />
den Abschluss einer Elementarschadenversicherung.<br />
Wie der Branchenverband<br />
GDV mitteilte, entstanden dadurch versicherte<br />
Schäden in Höhe von 900 Millionen<br />
Euro. Darin enthalten sind Schäden<br />
an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und<br />
Industriebetrieben in Höhe von mehr als<br />
550 Millionen sowie Kfz-Schäden von<br />
350 Millionen Euro.<br />
Immer mehr »Immobilien-Millionäre«<br />
Die Zahl der Immobilien, die für mehr als<br />
eine Million Euro zum Verkauf angeboten<br />
werden, hat sich in den vergangenen fünf<br />
Jahren mehr als verdoppelt. Das zeigt eine<br />
aktuelle Erhebung von ImmoScout24. So<br />
waren im ersten Halbjahr <strong>2023</strong> infolge<br />
des allgemeinen Preisanstiegs auf dem<br />
Immobilienportal rund 44.000 Wohnungen<br />
und Häuser mit einem Kaufpreis von einer<br />
Million Euro und mehr im Angebot. Fünf<br />
Jahre zuvor waren es noch rund 19.000<br />
Objekte in dieser Preisklasse gewesen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
„Als Vermögensverwalter<br />
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mit TSO aufgrund der zuverlässigen<br />
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im Südosten der USA.<br />
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US-Gewerbeimmobilien. Über ausgewählte Objekte erschließt<br />
TSO das Potenzial einer Region mit enormer Wirtschaftskraft.<br />
Das Ergebnis bisher: über 100 Immobilientransaktionen im Wert<br />
von mehr als 7 Mrd. US-Dollar, 2 Mrd. US-Dollar Assets under<br />
Management und kontinuierliche Ausschüttungen seit 2006.<br />
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<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Vergütungen<br />
für Services<br />
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Bei Renditevorteil sind Selbstentscheider<br />
bereit, eine Beratervergütung zu zahlen.<br />
Selbstentscheider sind im Wertpapiergeschäft<br />
auf dem Vormarsch. Etwa drei Viertel der Befragten<br />
einer deutschlandweiten Umfrage der Unternehmensberatung<br />
Bearing Point gaben an, selbst<br />
über ihr Portfolio zu entscheiden. Gleichzeitig<br />
sind 35 Prozent aber bereit, mehr als 50 Euro<br />
im Monat für Analysen und eine bessere Steuerung<br />
ihres Portfolios auszugeben, wenn dies ihre<br />
Rendite erhöht. 19 Prozent der Befragten würden<br />
zu diesem Zweck zwischen 50 und 100 Euro investieren,<br />
12 Prozent einen Betrag zwischen 100<br />
und 200 Euro. 4 Prozent wären sogar bereit, mehr<br />
als 200 Euro im Monat für Services rund um ihr<br />
Portfolio auszugeben.<br />
Weitere Themen<br />
Bert Flossbach im Investmenttalk 26<br />
ELTIFs bekommen neuen Schub 30<br />
Small Caps als Assetklasse im Fokus 32<br />
Foto: We Are
26 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
»Wir nähern uns<br />
einem Showdown«<br />
Bert Flossbach, Mitgründer von Flossbach von Storch und Manager des FvS – Multiple<br />
Opportunities, über die Notenbankpolitik und die trügerische Begeisterung für Anleihen<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
<strong>procontra</strong>: Bis Ende Juli verlief das<br />
Börsenjahr mit einem Plus von 16 Prozent<br />
beim DAX und fast 13 Prozent beim<br />
MSCI World sehr gut. Seitdem überwiegen<br />
die negativen Nachrichten. Ist<br />
der Aufschwung bei Aktien erst einmal<br />
vorbei?<br />
Bert Flossbach: Möglicherweise wird<br />
das zweite Halbjahr schlechter als das<br />
erste. Die Frage nach der Jahres- oder<br />
Halbjahresperformance ist für langfristig<br />
orientierte Investoren aber müßig.<br />
Auf Dauer ist man besser dran, wenn<br />
man für Aktien zuversichtlich ist, nicht<br />
naiv optimistisch, aber zuversichtlich.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber seit den massiven<br />
Leitzinserhöhungen der Notenbanken<br />
haben Anleger wieder eine Alternative.<br />
Der Zins ist zurück. Eine zehnjährige<br />
Bundesanleihe bringt 2,7 Prozent und<br />
italienische und US-amerikanische<br />
Papiere jeweils 4,4 Prozent. Finden Sie<br />
das nicht attraktiv?<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Weshalb die Inflation vermutlich länger hoch bleibt<br />
Flossbach: Die allgemein aufkommende<br />
Begeisterung für Anleihen erscheint<br />
uns noch verfrüht. Nach Jahren des<br />
Null- und Negativzinses werfen Schuldverschreibungen<br />
zwar optisch wieder<br />
ansprechende Renditen ab. Aber im<br />
Euroraum lag die Inflationsrate im Juli<br />
immer noch bei 5,3 Prozent und in den<br />
USA bei 3,2 Prozent. Angenommen,<br />
die Geldentwertungsrate bliebe so,<br />
dann würden Käufer von zehnjährigen<br />
Bundesanleihen am Ende der Laufzeit<br />
»Die allgemein<br />
aufkommende<br />
Begeisterung für<br />
Anleihen erscheint<br />
uns noch verfrüht.«<br />
Dass ein Rückgang der Inflation nicht kostenlos zu haben ist<br />
Welche Strategie für Anleger jetzt ratsam ist<br />
einen realen Verlust machen und Käufer<br />
von US-Treasuries einen dürftigen<br />
Gewinn. Selbst wenn die Inflation auf<br />
das Zielniveau der Notenbanken von<br />
nahe 2 Prozent sinken würde, ergäbe<br />
sich für Investoren von zehnjährigen<br />
Bundesanleihen eine reale Verzinsung<br />
von nur 0,7 Prozent. Inhaber von US-Titeln<br />
erhielten immerhin 2,4 Prozent – in<br />
US-Dollar, versteht sich. Alles hängt also<br />
von den Inflationserwartungen eines<br />
Anlegers für diesen langen Zeitraum ab.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ist Ihre Meinung zu<br />
kurzfristigen Anleihen?<br />
Flossbach: Als Parkposition können einjährige<br />
Euro-Titel interessant sein. Aber<br />
zum Ende der kurzen Laufzeit haben<br />
Investoren wieder ein Anlagerisiko. Insofern<br />
sollte sich niemand von optisch<br />
hohen Sätzen verleiten lassen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben auf die Bedeutung<br />
der Inflationserwartungen<br />
hingewiesen. Die großen Notenbanken<br />
in den USA und Europa bemühen sich,<br />
die Inflation durch Leitzinserhöhungen<br />
in den Griff zu bekommen. Wird ihnen<br />
das gelingen?<br />
Flossbach: Die größte Herausforderung<br />
für die Währungshüter ist der ungewöhnliche<br />
Charakter der Inflation. In<br />
den Jahren 2021 und 2022 befeuerten<br />
steigende Energie- und Rohstoffpreise<br />
die Inflation. Jetzt sind es in erster Linie<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Investmenttalk INVESTMENTFONDS | 27<br />
steigende Preise für Dienstleistungen bzw. Lohnzuwächse.<br />
Deshalb liegt zum Beispiel die US-Kerninflationsrate<br />
– also ohne Nahrungsmittel und Energie<br />
– über der Gesamtinflationsrate. Die Kerninflationsrate<br />
ist in den Fokus der Notenbanken gerückt, denn<br />
die hohe Lohninflation birgt die Gefahr einer Lohn-<br />
Preis-Spirale. Um den Anstieg der Löhne zu bremsen,<br />
müssten die Notenbanken die Zinsen so stark<br />
erhöhen, dass sie damit eine Anpassungsrezession<br />
erzeugen, die die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
deutlich reduziert.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Rezession ist also die Lösung?<br />
Flossbach: Die Risiken einer Rezession wären<br />
tragbar, solange die Finanzmarktstabilität nicht<br />
gefährdet ist. Der Beinahe-Kollaps einer britischen<br />
Pensionskasse im Herbst 2022 und die gestrauchelten<br />
US-Regionalbanken im März <strong>2023</strong> haben<br />
verdeutlicht, dass massive Zinserhöhungen nach<br />
einer langen Nullzinsphase fast zwangsläufig zu<br />
Kollateralschäden führen. Umso mehr hoffen die<br />
Notenbanken, dass sich die Weltwirtschaft ohne ihr<br />
weiteres Zutun abkühlt. Einen Beitrag dazu könnte<br />
China liefern, wo sich eine Wachstumsschwäche<br />
andeutet. Eine spürbare Senkung der hartnäckig<br />
hohen Kerninflation in den USA und Europa ist<br />
dadurch aber nicht zu erwarten.<br />
<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie mit „Kollateralschäden“?<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
28 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
Aktien dominieren das Portfolio<br />
Struktur des Multi-Asset-Fonds FvS – Multiple Opportunities<br />
(ISIN: LU0323578657)<br />
Liquidität<br />
Anleihen<br />
13<br />
5<br />
Edelmetalle<br />
14<br />
68<br />
Aktien<br />
Angaben in % Quelle: Flossbach von Storch, Stand: 31.7.<strong>2023</strong><br />
Flossbach: Im Wesentlichen sind das die eben<br />
angesprochenen Schieflagen im Finanzsektor – und<br />
damit die Gefahr einer neuerlichen Finanzkrise.<br />
Oder ein sehr deutlicher Abschwung der Weltwirtschaft,<br />
der zu zahlreichen Unternehmenspleiten<br />
führen würde. Also mehr als das, was die Notenbank<br />
bewusst in Kauf nehmen würde, um die Inflation in<br />
»Massive Zinser höhungen nach<br />
einer langen Nullzinsphase führen fast<br />
zwangsläufig zu Kollateralschäden.«<br />
den Griff zu bekommen. Die Rückkehr in Richtung<br />
Inflationsziel gibt es jedenfalls nicht kostenlos. Nach<br />
allgemeiner Einschätzung ist die Bekämpfung der<br />
Inflation lediglich kostengünstiger, als die Inflation<br />
einfach laufen zu lassen.<br />
<strong>procontra</strong>: Stecken die Notenbanken in einer<br />
Zwickmühle?<br />
Flossbach: So könnte man es ausdrücken. Möglicherweise<br />
nähern wir uns einem Showdown. Denn<br />
die Notenbanken stehen vor der Frage: Welches Ziel<br />
hat im Zweifel Vorrang, die Inflationsbekämpfung<br />
oder die Finanzmarktstabilität? Anders formuliert:<br />
Wie weit können die Notenbanken ihren Kampf<br />
gegen die Inflation fortsetzen, bis es im Finanzsystem<br />
knirscht? Und wie stark muss es knirschen,<br />
damit die Notenbanken sich gezwungen sehen<br />
zurückzurudern, obwohl die Inflation noch nicht<br />
unter Kontrolle ist?<br />
<strong>procontra</strong>: Gibt es darauf eine Antwort?<br />
Flossbach: Sollte es zu Verwerfungen im Finanzsystem<br />
kommen, die sich nicht auf einzelne regionale<br />
Geschäftsbanken beschränken, ist davon auszugehen,<br />
dass die Notenbanken relativ schnell die Inflationsbekämpfung<br />
zugunsten der Finanzmarktstabilität<br />
aufgeben. Dann müssten die Notenbanken eine<br />
Kehrtwende ihrer Geldpolitik vollziehen, obwohl das<br />
2-Prozent-Ziel noch nicht erreicht ist. Dieses Szenario<br />
findet an den Anleihemärkten derzeit kaum<br />
Beachtung, vor allem nicht in der Eurozone, wo die<br />
niedrigen Renditen von Langläufern den Erfolg im<br />
Kampf gegen die Inflation eingepreist haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Was bedeutet das für die Anlagestrategie?<br />
Flossbach: Sichere Anleihen bieten noch keinen<br />
ausreichenden Schutz vor allgemeiner Geldentwertung.<br />
Kurzläufer eignen sich zwar zum Parken<br />
von Liquidität, aber Anleger haben das Wiederanlageproblem.<br />
Die höchsten Renditen bei gleichzeitigem<br />
Inflationsschutz sind langfristig mit Aktien<br />
zu erwarten. Ein Gesamtertrag von 7 Prozent, also<br />
Kursgewinne plus Dividenden, ist unseres Erachtens<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Investmenttalk INVESTMENTFONDS | 29<br />
auf lange Sicht realistisch und würde alle zehn Jahre<br />
eine Verdoppelung des Vermögens bedeuten. Selbst<br />
Pessimisten rechnen langfristig nicht mit einer Inflationsrate<br />
in dieser Höhe.<br />
<strong>procontra</strong>: Die mitunter starken Kursschwankungen<br />
von Aktien und auch Aktienindizes zerren aber<br />
am Nervenkostüm der Anleger. Gibt es ein Gegenmittel?<br />
Flossbach: Der beste Schutz gegen die Tücken<br />
der Psyche ist eine Anlagestrategie, die zur Risikotoleranz<br />
des Anlegers passt. Diese ist nicht einfach<br />
zu ermitteln, und so passiert es nicht selten, dass<br />
Anleger durch eine frühe Verlustphase verleitet<br />
werden, ihre Langfriststrategie zu verwerfen. Die<br />
wichtigste Stellschraube für das Risiko ist die Höhe<br />
des Aktienanteils. Auch innerhalb des Aktienportfolios<br />
lässt sich das Risiko reduzieren – zum einen<br />
durch Diversifikation und zum anderen durch einen<br />
Fokus auf Qualität.<br />
<strong>procontra</strong>: Woran machen Sie die Qualität einer<br />
Aktie fest?<br />
Flossbach: Wir definieren Qualität als Kombination<br />
aus hoher Ertragssicherheit, guten Wachstumsperspektiven<br />
und hoher Finanzkraft. Die Auswahl hat<br />
natürlich auch eine subjektive Komponente, etwa<br />
bei der Beurteilung des Managements eines<br />
Unternehmens. Beispiele für Qualitätsaktien sind<br />
Apple, Hermès, Mastercard und Microsoft, die mit<br />
aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnissen von teilweise<br />
über 30 hoch bewertet sind. Ab wann eine Aktie als<br />
zu teuer gilt, ist auch Ansichtssache. Aber generell<br />
reduziert ein Fokus auf Qualität die Gefahr nachhaltiger<br />
Verluste. Und wichtig: Qualität muss zu einem<br />
angemessenen Preis gekauft werden, um in Form<br />
von Kursgewinnen und Dividenden zur Vermögensmehrung<br />
beizutragen.<br />
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Speziell für Kinder entwickelt:<br />
Die flexible Schüler-Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
der LV 1871.<br />
Long Story short<br />
Paradox: Kurzfristige Zinsen sind höher<br />
als langfristige Zinsen.<br />
Deutsche Anleihen mit langer Laufzeit<br />
sind nach Inflation nicht attraktiv.<br />
Der beste Schutz gegen Inflation<br />
sind Aktien guter Qualität.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
30 | INVESTMENTFONDS ELTIF<br />
Durchstart nach Fehlstart?!<br />
Unnötige Anlagerestriktionen werden bei ELTIFs abgeschafft und<br />
könnten dem Vehikel zum Erfolg verhelfen.<br />
JW JAN F. WAGNER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Das Investmentziel<br />
von ELTIFs<br />
Welche Verbesserungen<br />
in Kraft treten<br />
Wie der deutsche Markt<br />
für ELTIFs aussieht<br />
Die Idee hinter dem European Long-<br />
Term Investment Fund (ELTIF) klingt<br />
vielversprechend. Der Fonds verfolgt<br />
zwei Ziele. Zum einen soll es Anlegern<br />
einfacher fallen, in alternative Anlagen<br />
wie Infrastrukturprojekte oder<br />
Private Equity zu investieren. Vorteilhaft<br />
für die Risikotoleranz, da solche<br />
Investments weniger schwankungsanfällig<br />
sind als etwa Aktien. Ihre<br />
Renditen korrelieren auch nicht mit<br />
denen von Aktien und Anleihen, was<br />
gut für die Diversifikation ist. Zum<br />
anderen soll der ELTIF einen politischen<br />
Zweck erfüllen, die Finanzierung<br />
des „Green Deals“ der EU. Für die<br />
Vergrünung der Wirtschaft will die<br />
EU auch Milliarden von Privatkunden<br />
mobilisieren. Dabei eignet sich ein<br />
auf grüne Stromanlagen fokussierter<br />
ELTIF als ideales Vehikel.<br />
Doch der 2015 gegründete ELTIF erlebte<br />
einen Fehlstart in Deutschland.<br />
Die Nachfrage blieb weit hinter den<br />
Illustration: Roman Kulon
ELTIF INVESTMENTFONDS | 31<br />
Erwartungen in Milliardenhöhe, und<br />
daher kamen auch kaum Produkte<br />
auf den Markt. Grund dafür waren<br />
Anlagerestriktionen, die das Vehikel<br />
für Privatanleger unattraktiv machten.<br />
Dazu gehörten eine Mindestanlagesumme<br />
von 10.000 Euro sowie die<br />
Bedingung, dass der Kunde zu nicht<br />
mehr als 10 Prozent seines Vermögens<br />
investiert sein könnte, wenn dieses<br />
weniger als 500.000 Euro betrug.<br />
Die EU hat den Konstruktionsfehler<br />
inzwischen erkannt, sodass die Restriktionen<br />
ab Januar 2024 komplett<br />
entfallen. Dieser „ELTIF 2.0“ begeistert<br />
die Fondsanbieter, und mindestens<br />
sechs neue Produkte sollen<br />
in Deutschland vertrieben werden.<br />
Einer der Anbieter, Aquila Capital<br />
aus Hamburg, will bereits im Herbst<br />
einen ELTIF lancieren, der sowohl in<br />
grüne Stromanlagen als auch in Speichertechnik<br />
investiert. Laut Christian<br />
Humlach, Leiter Wholesale Vertrieb<br />
für Deutschland bei Aquila Capital,<br />
strebt der Fonds eine jährliche Nettorendite<br />
von 5 bis 6 Prozent an. Bis die<br />
Restriktionen im Januar wegfallen,<br />
beträgt die Mindestanlagesumme für<br />
den Aquila-ELTIF 10.000 Euro. Auch<br />
Union Investment will im ersten<br />
Quartal 2024 mit einem Infrastruktur-ELTIF<br />
starten (siehe Grafik).<br />
Hohes Marktpotenzial<br />
Scope-Analystin Andrea Vathje sieht<br />
den ELTIF acht Jahre nach seinem<br />
Start als endlich entfesselt und geht<br />
von einem Marktvolumen in Europa<br />
von mindestens 35 Milliarden Euro<br />
(derzeit: rund 11 Milliarden Euro) bis<br />
2028 aus. „Der ELTIF eignet sich gut<br />
als Beimischung im Portfolio, weil er<br />
ordentliche Renditen relativ unabhängig<br />
von der Kapitalmarktentwicklung<br />
bieten kann und auch einen<br />
gewissen Inflationsschutz hat“, so<br />
Vathje im Gespräch mit <strong>procontra</strong>.<br />
Ein Beispiel für jenen Inflations-<br />
ELTIFs in Planung für Deutschland<br />
Asset-Manager Produktbeschreibung Zeitpunkt<br />
Aquila Capital<br />
J.P. Morgan Asset<br />
Management<br />
Muzinich<br />
Partners Group<br />
(Luxembourg) S.A.<br />
UBS<br />
schutz nennt Timo Werner, Manager<br />
des ELTIF-Marktführers in Deutschland,<br />
KlimaVest. „Wir erwerben<br />
Wind- und Solarparks, damit wir<br />
wiederum grünen Strom über<br />
Infrastruktur-ELTIF, Fokus auf grüne Energien wie Wasserkraft,<br />
Wind- und Solarenergie. Produkt ist semi-liquide und<br />
als Artikel 9 qualifiziert<br />
Aufbau einer ELTIF-Plattform<br />
Private-Debt-ELTIF<br />
»Der ELTIF bietet<br />
unkorrelierte<br />
Renditen und<br />
einen gewissen<br />
Inflationsschutz.«<br />
Andrea Vathje<br />
Scope-Analystin<br />
staatlich geförderte Einspeisevergütungen,<br />
Direktvermarktung oder über<br />
Stromabnahmeverträge an Unterneh-<br />
Quelle: Scope Fund Analysis, Europäische ELTIF-Studie (Ende März <strong>2023</strong>)<br />
Long Story short<br />
Spätsommer/<br />
Herbst <strong>2023</strong><br />
Keine Angaben<br />
Zweites<br />
Halbjahr <strong>2023</strong><br />
2 neue ELTIFs Bis Ende <strong>2023</strong><br />
1 Infrastruktur-ELTIF und 1 Real-Estate-ELTIF. Beide semi-liquide<br />
Produkte sollen als Artikel 8 vertrieben werden<br />
Bis Ende <strong>2023</strong><br />
Union Investment Infrastruktur-ELTIF, semi-liquide Struktur Anfang 2024<br />
mer und Versorger verkaufen können.<br />
Eine gestiegene Inflation führt<br />
mittelbar auch zu steigenden Strompreisen,<br />
wovon unsere Anleger<br />
partizipieren“, sagt er. Auch vor ELTIF<br />
2.0 hat KlimaVest, drei Jahre nach<br />
Auflegung, bereits 1,2 Milliarden Euro<br />
einsammeln können und verfügt<br />
damit über einen Marktanteil von<br />
60 Prozent. Werner führt dies in<br />
erster Linie auf das wachsende<br />
Interesse in Deutschland an Nachhaltigkeit<br />
zurück. KlimaVest gilt auch<br />
rechtlich als Artikel-9- bzw. Impact-<br />
Fonds und hat mit Nettorenditen von<br />
über 3 Prozent, einem niedrigen<br />
Risiko und einem Fokus auf Nachhaltigkeit<br />
bislang genau das umgesetzt,<br />
was sich die EU mit dem ELTIF<br />
zunächst vorstellte. Mit ELTIF 2.0<br />
dürfte das in Brüssel konzipierte<br />
Projekt noch besser laufen.<br />
ELTIFs bieten unkorrelierte Renditen & Inflationsschutz.<br />
Eignen sich auch als nachhaltige Fonds (Artikel 8 und 9)<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
32 | INVESTMENTFONDS Portfoliostruktur<br />
Die Kleinen übersehen?<br />
Viele Privatanleger wissen nicht um die Vorteile von Small Caps. Dabei liefern diese langfristig<br />
eine Outperformance – und derzeit laut Experten einen günstigen Einstiegspunkt.<br />
SS SELMA SCHMITT<br />
Was Sie erfahren werden<br />
Welche Unternehmen hinter Small-Cap-Aktien stecken<br />
Warum „kleinere“ Werte ein Muss im Portfolio sind<br />
Wie Sie die Anlageklasse in der Beratung berücksichtigen können<br />
In der ersten Jahreshälfte standen die<br />
Zeichen auf Erholung an den Aktienmärkten.<br />
Der MSCI World Index<br />
legte von Jahresbeginn bis Ende Juli<br />
um rund 19 Prozent zu. Besonders<br />
Schwergewichte wie Apple, Microsoft<br />
Illustration: Roman Kulon
Portfoliostruktur INVESTMENTFONDS | 33<br />
und Amazon trieben das Wachstum<br />
und verbuchten allein in derselben<br />
Zeit zwischen 30 und 50 Prozent Plus.<br />
Bei weniger prominenten Unternehmen<br />
mit kleinerer Marktkapitalisierung<br />
fiel der Aufholeffekt bislang<br />
geringer aus: Der MSCI World Small<br />
Cap Index kletterte in derselben Zeit<br />
nur um 13 Prozent.<br />
Darin sieht Dr. Götz Albert, Vorstandsmitglied<br />
und Leiter Portfoliomanagement<br />
Small & Mid Caps bei der<br />
Vermögensverwaltung Lupus alpha,<br />
eine Chance: „Small Caps sind derzeit<br />
so günstig bewertet wie schon lange<br />
nicht mehr“, betont er. Das macht der<br />
Portfoliomanager auch am durchschnittlichen<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
(KGV) fest: Der breite World-Index<br />
kommt derzeit auf ein erwartetes<br />
KGV von 18, während der Small-Index<br />
bei einem Wert von 16 liegt. „Das<br />
spricht dafür, dass wir hier noch eine<br />
Erholung sehen werden“, so Albert.<br />
Ein Investment für Makler wie Kunden<br />
lohne sich daher umso mehr.<br />
Volatiler, aber<br />
langfristig rentabler<br />
Der jüngste Kursabschwung sei vor<br />
allem auf die Zurückhaltung der Anleger<br />
und die Sorge vor einer Rezession<br />
zurückzuführen. Small Caps lassen<br />
sich dem Portfoliomanager zufolge<br />
nämlich in zwei Arten von Unternehmen<br />
unterteilen: Wachstumswerte<br />
auf ihrem Weg nach oben und Spezialisten,<br />
die in einem Geschäftsfeld<br />
besonders gut positioniert sind. Beide<br />
können unter einem Wirtschaftsabschwung<br />
leiden: Zinsen verteuern<br />
Wachstum und die hohe Fokussierung<br />
schafft Abhängigkeit von der<br />
Konjunktur – so die Logik vieler<br />
Investoren. „Auch wenn der Zusammenhang<br />
in der Realität nicht ganz so<br />
einfach ist, da viele weitere Faktoren<br />
ebenfalls eine wichtige Rolle spielen“,<br />
ergänzt Albert.<br />
14 %<br />
der Marktkapitalisierung<br />
in Industrieländern sind Small Caps.<br />
In den vergangenen zehn Jahren<br />
waren Small Caps zumindest deutlich<br />
volatiler: Ihre durchschnittliche<br />
jährliche Standardabweichung liegt<br />
bei 17,1 Prozent, während die durchschnittliche<br />
Volatilität im MSCI World<br />
14,6 Prozent beträgt. Small-Cap-Investoren<br />
müssen sich also auf stärkere<br />
Schwankungen einstellen. „Deshalb<br />
eignen sich Small Caps auch eher weniger<br />
für Personen, die bei den ersten<br />
Kursverlusten ihre Position räumen“,<br />
sagt Albert.<br />
Ansonsten gehörten die Titel aber<br />
in jedes Portfolio, weil sie langfristig<br />
höhere Renditen als der breite Markt<br />
abwerfen. Das ist sogar statistisch<br />
bewiesen: Die sogenannte Small-Cap-<br />
Prämie besagt, dass kleine Unternehmen<br />
langfristig eine durchschnittlich<br />
höhere Aktienrendite erwirtschaften<br />
als der Gesamtmarkt. Dafür, dass sie<br />
diesen Zusammenhang bewiesen<br />
haben, wurde den Ökonomen Eugene<br />
Fama und Kenneth French im Jahr<br />
2013 sogar der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften<br />
verliehen. Ein<br />
Vergleich beider Indizes bestätigt<br />
den Effekt: Zwischen 1998 und 2021<br />
verbuchte der MSCI World Small Cap<br />
Index durchschnittlich 9,7 Prozent<br />
Rendite pro Jahr, während es beim<br />
MSCI World nur 6,7 Prozent waren –<br />
das Krisenjahr 2022, wo Small Caps<br />
besonders schlecht abschnitten, mal<br />
ausgenommen.<br />
»Klein«, aber nicht unbekannt<br />
Für Finanzberater bietet sich hier<br />
eine Chance, denn viele Kunden<br />
haben die Anlageklasse kaum auf<br />
dem Schirm: „Die meisten Personen,<br />
die zu mir in die Beratung kommen,<br />
wissen fast nichts über Small Caps“,<br />
sagt Davor Horvat, Institutsleiter und<br />
Vorstand der Honorarfinanz AG. „Sie<br />
denken bei dem Begriff vor allem an<br />
kleine Garagenfirmen.“ Ein großer<br />
Irrtum, wie der Blick auf den MSCI<br />
World Small Cap beweist: Dort liegt<br />
die durchschnittliche Marktkapitalisierung<br />
bei 1,66 Milliarden US-Dollar –<br />
also weit entfernt von einem wackligen<br />
Start-up.<br />
Für Horvat gehören Small Caps zu<br />
jedem ausgewogenen Portfolio. „Es<br />
wäre fahrlässig, die Titel bei der Portfoliokonstruktion<br />
nicht zu berücksichtigen“,<br />
sagt er. Ihm zufolge sollte<br />
die Anlageklasse im Depot rund 15<br />
bis 20 Prozent stellen. Finanzberater<br />
raten hier zu aktiv gemanagten Small-<br />
Cap-Fonds oder Small-Cap-ETFs,<br />
die beispielsweise den MSCI World<br />
Small Cap nachbilden. Im klassischen<br />
MSCI-World-ETF sind die Unternehmen<br />
„aus der zweiten Reihe“ nämlich<br />
nicht enthalten: Er deckt nur 85<br />
Prozent der Marktkapitalisierung in<br />
Industrieländern ab – also Large und<br />
Mid Caps, während im Small-Cap-Index<br />
weitere 14 Prozent der Börsennotierungen<br />
stecken. Allein schon, um<br />
die ökonomische Realität abzubilden,<br />
sollte man deshalb auch in Small<br />
Caps investieren.<br />
Kleine Stars ganz groß<br />
Auch wenn viele Anleger sie nicht<br />
kennen, gibt es auch in der Small-<br />
Cap-Riege „Stars“, die mit etablier-<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
34 | INVESTMENTFONDS Portfoliostruktur<br />
Im Vergleich: Large vs. Small Caps<br />
Rendite p. a.<br />
Volatilität<br />
Maximaler Drawdown<br />
Verhältnis Rendite/Risiko<br />
ten Blue Chips durchaus mithalten<br />
können. Der größte Titel im weltweiten<br />
Index, dem MSCI World Small<br />
Cap, ist beispielsweise Super Micro,<br />
ein US-Computerhersteller für Rechenzentren.<br />
Der Titel verbuchte seit<br />
Jahresbeginn 209 Prozent Plus – und<br />
liegt damit nur knapp hinter Nvidia<br />
(+220 Prozent). Super Micro ist aber<br />
deutlich günstiger bewertet: Der Titel<br />
kommt für das laufende Geschäftsjahr<br />
nur auf ein geschätztes KGV<br />
von 17, während Nvidia das 49-Fache<br />
des Gewinns kostet. Auch der deutsche<br />
Lkw-Hersteller Traton scheint<br />
unbeeindruckt von den Problemen<br />
der Automobilbranche: Im Vergleich<br />
zum Jahresanfang verbucht der Titel<br />
35 Prozent Plus. Gleichzeitig ist das<br />
KGV (<strong>2023</strong>e) von 4 im Branchenvergleich<br />
nicht übermäßig bewertet. Traton<br />
ist der größte Titel im SDax, dem<br />
deutschen Index für Small Caps.<br />
MSCI World<br />
6,7<br />
%<br />
19<br />
%<br />
-48,6<br />
%<br />
0,35<br />
Beeindruckend ist ebenfalls die Performance<br />
von Gigabyte Technology,<br />
einem taiwanischen Hersteller von<br />
Computerhardware. Auf Jahressicht<br />
steht der Titel stolze 232 Prozent im<br />
Plus, das KGV kann mit 43 allerdings<br />
MSCI World Small Caps<br />
9,7<br />
%<br />
20<br />
%<br />
-52,2<br />
%<br />
0,47<br />
Quelle: www.finanzfluss.de_Zeitraum: 1998–2021<br />
auch mit Blue Chips mithalten. Von<br />
Small Caps in Emerging Markets rät<br />
Portfoliomanager Albert derzeit aber<br />
eher ab: „Das liegt an der Reife der<br />
Kapitalmärkte“, sagt er. „Die Berichterstattung<br />
ist nicht so standardisiert<br />
wie in Europa und in den USA, da ist<br />
es erheblich schwieriger, verlässliche<br />
»Die meisten<br />
Kunden wissen<br />
fast nichts über<br />
Small Caps.«<br />
Davor Horvat, Institutsleiter und<br />
Vorstand der Honorarfinanz AG<br />
Long Story short<br />
Informationen zu finden.“ Das mache<br />
sich bei Small-Cap-Werten noch stärker<br />
bemerkbar als ohnehin schon.<br />
Auch auf anderen Märkten sei es<br />
schwierig, die Gewinner von morgen<br />
zu identifizieren, führt Albert aus. „Es<br />
gibt viele Einzeltitel, die eine extrem<br />
gute Performance geliefert haben –<br />
genauso wie es Titel gibt, die extrem<br />
verloren haben.“ Während der MSCI-<br />
Large-Cap-Index 668 Titel umfasst,<br />
stecken im Small-Cap-Pendant mehr<br />
als sechsmal so viele: insgesamt 4.324<br />
Einzelwerte. „Ich kann mir kaum<br />
vorstellen, dass Privatanleger diese<br />
Menge an Informationen verarbeiten<br />
können und wollen“, so Albert. „Da<br />
nutzen sie ihre Zeit besser an anderer<br />
Stelle.“ Wenn man von einem Unternehmen<br />
und dessen Geschäftsmodell<br />
besonders überzeugt sei, könne man<br />
natürlich auch investieren. „Das ist<br />
das gleiche Risiko wie bei anderen<br />
Einzelaktien“, sagt er. „Insgesamt<br />
würde ich hier aber eher zu einem<br />
Fonds raten.“<br />
Finanzberater, die sich zu dem Thema<br />
informieren wollen, werden bei<br />
vielen Fondsanbietern, die sich auf<br />
das Thema spezialisiert haben,<br />
fündig, sagt Finanzberater Horvat.<br />
Am bekanntesten sind klassische<br />
Investmenthäuser wie BlackRock,<br />
Threadneedle und Aberdeen Standard.<br />
„Im Bereich ETFs und Indexfonds<br />
sind Vanguard sowie Dimensional<br />
besonders stark“, zählt er auf. Dort<br />
gebe es genügend Informationsmaterial,<br />
um sich für die Beratung einzudecken.<br />
Small Caps sind facettenreich, thematisch und beim Marktvolumen.<br />
Langfristig liefern sie eine erwiesen höhere Rendite.<br />
In einem Portfolio sollten Small Caps 15 bis 20 Prozent ausmachen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
SIGNAL IDUNA | ANZEIGE<br />
Die SIGNAL IDUNA Krankenversicherung<br />
feiert Geburtstag<br />
Unsere Tarife der Privatserie feiern in diesem Jahr einen doppelten Geburtstag. Zum einen bestehen die Tarife<br />
der Privatserie seit 15 Jahren, zum anderen seit 10 Jahren in der Unisexvariante.<br />
Die SIGNAL IDUNA Krankenversicherung<br />
bietet innerhalb dieser Tarifserie für<br />
jedes Kundenbedürfnis den geeigneten<br />
Versicherungsschutz. Vom günstigen<br />
Einsteigertarif bis hin zum Hochleistungstarif<br />
– es findet sich immer das Richtige.<br />
Und wenn sich die private Situation einmal<br />
ändert, egal: das Optionsrecht, welches<br />
jeder Tarif der Serie beinhaltet, ermöglicht<br />
eine bedarfsgerechte Anpassung. So kann<br />
Ihre Kundschaft über die Jahre hinweg<br />
dank der Optionsrechte durch die Tarife<br />
„wandern“.<br />
Die Einführung der Privatserie war so<br />
erfolgreich, dass die Tarife auch in die<br />
Unisex-Welt überführt wurden. Den Erfolg<br />
bestätigen auch die vielen positiven<br />
Bewertungen unabhängiger Ratingagenturen<br />
– letztmalig im Herbst 2022 durch<br />
ascore mit „herausragend“ und Morgen &<br />
Morgen mit „ausgezeichnet“ bewertet.<br />
Unsere Kundinnen und Kunden genießen<br />
seit Jahren aufgrund einer stabilen<br />
Kalkulation und einer zukunftsorientierten<br />
Risikobewertung eine hohe Beitragsstabilität.<br />
Zudem profitieren die Versicherten von<br />
einem gesundheitsbewussten Verhalten in<br />
Bezug auf Gesundheitsboni in den „Plus“-<br />
Varianten.<br />
Zusätzlich gibt es die erfolgsabhängige<br />
Beitragsrückerstattung gemäß Best-Abrechnung<br />
sogar anteilig bereits im Beginnjahr.<br />
Bedeutet: Sofern die eingereichten<br />
Rechnungen unterhalb der Beitragsrückerstattung<br />
liegen, zahlen wir die Differenz<br />
trotzdem an den Kunden aus.<br />
Die SIGNAL IDUNA Krankenversicherung<br />
hat den Wandel vom Rechnungserstatter<br />
zum Lösungsanbieter erfolgreich gemeistert.<br />
Als Krankenversicherer liegt uns die<br />
Gesundheit Ihrer Kundinnen und Kunden<br />
am Herzen. Wir wollen diese nicht nur absichern,<br />
sondern ihnen aktiv dabei helfen,<br />
mehr für ihre Gesundheit zu tun. Dafür<br />
haben wir in der SIGNAL IDUNA Gesundheitswelt<br />
zahlreiche Angebote.<br />
Die Gesundheitswelt bietet Ihren Kundinnen<br />
und Kunden:<br />
• kostenfreie Nutzung vieler Angebote<br />
für Krankenvollversicherte<br />
• digitale Behandlungsunterstützung durch<br />
Partner-Apps und Webanwendungen auf der<br />
Höhe des medizinischen Fortschritts<br />
• einen persönlichen Bereich „meine Gesundheit“<br />
mit der „meine SIGNAL IDUNA“ App<br />
• persönliche Unterstützung bei<br />
schweren Erkrankungen<br />
• Gesundheitsportal & Newsletter mit regelmäßigen<br />
Informationen zum Thema Gesundheit<br />
Und die Erfolgsstory geht weiter. Die<br />
SIGNAL IDUNA Gruppe ist der fünftgrößte<br />
Krankenversicherer Deutschlands und<br />
sieht auf eine über 100-jährige Erfahrung<br />
zurück. Dies spiegeln auch folgende Werte:<br />
• knapp 2,52 Millionen versicherte Personen<br />
• rund 3,06 Milliarden Euro Beitragseinnahmen<br />
• 22,84 Milliarden Euro Alterungsrückstellungen<br />
• Top-Nettoverzinsung: 3,6 Prozent<br />
• erstklassiger Service und hochwertiges Know-how<br />
• faire Beiträge<br />
• flexibles, leistungsstarkes Tarifwerk mit einer<br />
starken Wettbewerbssituation<br />
Nutzen Sie noch die in diesem Jahr nicht<br />
gestiegene Jahresarbeitsentgeltgrenze<br />
und versichern Sie Ihre Kundinnen und<br />
Kunden bei einem starken Partner im<br />
Bereich der Krankenversicherung.<br />
Hier finden Sie weitere nützliche<br />
Informationen rund um die<br />
private Krankenversicherung:<br />
Persönlicher Kontakt für Rückfragen:<br />
Roman Hanke<br />
Marktmanager bei SIGNAL IDUNA<br />
roman.hanke@signal-iduna.de
36 | FOKUS R+V<br />
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Sie uns!<br />
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R+V-MASCHINENVERSICHERUNGEN<br />
Sie sorgen für laufenden Betrieb.<br />
Wir für die passende Absicherung.<br />
Maschinen sind aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, für<br />
den Fall eines Maschinenausfalls Vorsorge zu tragen. Mit den Technischen Versicherungen der R+V für<br />
stationäre und fahrbare Maschinen sorgen Sie bei Ihren Kunden dafür, dass es schnell wieder läuft.<br />
Wir bieten Ihnen umfangreiche Mehrwerte sowie ein ausgezeichnetes Netzwerk: Mit innovativen<br />
Produkten, zeitsparenden digitalen Services, breitem Experten-Know-how und einer individuellen<br />
Betreuung, die Sie und Ihre Kunden in den Mittelpunkt stellt.<br />
Gemeinsam für Ihren Erfolg<br />
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R+V FOKUS | 37<br />
FOKUS<br />
R+V<br />
Highend-Technik braucht<br />
Highend-Schutz<br />
Maschinen verschiedenster Art spielen<br />
heute in zahlreichen, auch kleineren Betrieben<br />
eine Hauptrolle. Fallen sie aus,<br />
droht dem Unternehmen unter Umständen<br />
eine Zwangspause – mit entsprechenden<br />
Betriebunterbrechungsschäden.<br />
Dieses Risiko besteht keineswegs<br />
nur im produzierenden Gewerbe. Auch<br />
Land- und Forstwirte, Baubetriebe oder<br />
Werkstätten sind auf funktionierende<br />
Maschinen angewiesen. Bei diesen<br />
handelt es sich nicht selten um kleine<br />
Wunderwerke der Technik, mit der<br />
Kehrseite, dass sie hohe Anschaffungskosten<br />
erfordern und sich Reparaturen<br />
komplexer und langwieriger gestalten<br />
können. Oft reicht ein Kurzschluss, eine<br />
Überspannung, ein Bedienungsfehler,<br />
eine Fahrlässigkeit oder ein Materialoder<br />
Konstruktionsfehler, um eine<br />
produktionskritische Maschine oder<br />
Anlage außer Gefecht zu setzen. Schon<br />
die dann aufzubringenden Kosten<br />
für Reparatur oder Ersatz können die<br />
Liquidität eines Unternehmens strapazieren.<br />
Zum Existenzrisiko aber kann<br />
es sich auswachsen, wenn zusätzlich<br />
der Betrieb ganz oder in großen Teil<br />
stillsteht. Neben Gewinnausfällen bei<br />
fortlaufenden Kosten drohen dann<br />
gegebenenfalls Vertragsstrafen wegen<br />
nicht eingehaltener Liefertermine. Ein<br />
Worst-Case-Szenario, das jeden Tag<br />
eintreten kann, gerade in Zeiten zunehmender<br />
Cyberrisiken.<br />
Eine Police für betriebswichtige<br />
fahrbare und stationäre Maschinen<br />
gehört daher zum Pflichtversicherungsprogramm<br />
von Unternehmen. Und<br />
damit auch ins Beratungsportfolio von<br />
Gewerbemaklern. Schließlich zählt es<br />
zu deren vornehmsten Aufgaben, auf<br />
relevante Gefahren für den Betrieb<br />
Foto: Drazen<br />
hinzuweisen und passende Lösungen<br />
anzubieten. Im Zweifel sollte daher<br />
immer explizit nachgefragt und dokumentiert<br />
werden, ob es Maschinen gibt,<br />
von deren Funktionieren der Betrieb<br />
abhängt. Eine marktführende Absicherung<br />
muss gar nicht teuer sein, wie<br />
etwa die Maschinenversicherung der<br />
R+V mit ihrer Allgefahrendeckung<br />
beweist. Was einen exzellenten Tarif<br />
und Service sonst noch ausmacht,<br />
verrät Steffen Pfluger, Underwriter<br />
Technische Versicherungen bei der R+V,<br />
im Interview auf den Folgeseiten.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit R+V<br />
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38 | FOKUS R+V<br />
Ȇber den Markt hinausgehende<br />
Leistungen«<br />
Steffen Pfluger, Underwriter Technische Versicherungen bei der R+V, über Aufbau und<br />
Funktionsweise der Maschinenversicherung der R+V, das Vorgehen bei speziellen Risiken<br />
und die Unterstützung und Chancen für Vertriebspartner<br />
SW SEBASTIAN WILHELM<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Pfluger, wie funktioniert<br />
die Maschinenversicherung der<br />
R+V?<br />
Steffen Pfluger: Für die Maschinenversicherung<br />
wird, wie im Bereich der<br />
Technischen Versicherungen üblich,<br />
eine Allgefahrendeckung vereinbart.<br />
Das bedeutet, dass zunächst einmal alle<br />
Gefahren als versichert gelten, die nicht<br />
ausdrücklich ausgeschlossen werden.<br />
Eine Voraussetzung gilt allerdings immer:<br />
Damit ein Schaden auch versichert<br />
ist, muss er unvorhergesehen eingetreten<br />
sein. Ergänzend zu dieser bereits<br />
umfassenden „Grunddeckung“ bieten<br />
wir die Möglichkeit, diesen bedingungsgemäßen<br />
Versicherungsschutz mit<br />
zielgerichteten Deckungserweiterungen<br />
zu modifizieren und zu verbessern.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Highlights zeichnen<br />
Ihre Tarife aus?<br />
Pfluger: Die Maschinenversicherungen<br />
der R+V bieten über den Markt hinausgehende<br />
Leistungen, die den jeweiligen<br />
Bedürfnissen entsprechend angepasst<br />
und erweitert werden können. Das<br />
versetzt uns in die Lage, immer die passende<br />
Lösung parat zu haben. Dabei beobachten<br />
wir auch den technologischen<br />
Fortschritt ganz genau und entwickeln<br />
unsere Produkte zielgerichtet stetig<br />
weiter. Damit stellen wir sicher, dass<br />
unsere Produkte immer den Versicherungsschutz<br />
bieten, den die Umstände<br />
erfordern. So tragen wir steigenden<br />
Kosten Rechnung und unterstützen<br />
unsere Kunden zum Beispiel bei der<br />
Umstellung auf nachhaltige Antriebstechnologien.<br />
Auch bieten wir bereits<br />
seit geraumer Zeit die Inhalte der jüngst<br />
vom Gesamtverband der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft (GDV) überarbeiteten<br />
Bedingungswerke für die<br />
Technischen Versicherungen an.<br />
»Wir beobachten<br />
den technologischen<br />
Fortschritt<br />
ganz genau.«<br />
<strong>procontra</strong>: Wer sollte eine Maschinenversicherung<br />
abschließen?<br />
Pfluger: Eine Versicherung ist immer als<br />
ein Baustein des gesamtbetrieblichen<br />
Risikomanagements zu verstehen. Eine<br />
Versicherung abzuschließen bietet sich<br />
immer dann an, wenn ein oder mehrere<br />
Risiken entweder zu groß sind, um<br />
sie selbst tragen zu können, oder dies<br />
aus unternehmerischen Gründen nicht<br />
getan werden soll. Denn die finanziellen<br />
Mittel, die in entsprechender Höhe über<br />
Rücklagen abgebildet werden müssten,<br />
können anderweitig eingesetzt<br />
werden. Kurzum lässt sich sagen, dass<br />
unsere Versicherungslösungen neben<br />
der offensichtlichen Unterstützung im<br />
Schadensfall auch dabei helfen, sich auf<br />
die Unternehmensführung fokussieren<br />
zu können. Denn: Es genügt bereits der<br />
Ausfall einer einzigen Maschine, um<br />
die betrieblichen Abläufe erheblich zu<br />
beeinträchtigen oder sogar vollständig<br />
anzuhalten. Dann ist es immens wichtig,<br />
schnell reagieren zu können. Dabei unterstützen<br />
wir als verlässlicher Partner.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie genau können die Kunden<br />
denn ihre Absicherung auf ihren<br />
individuellen Bedarf zuschneiden?<br />
Pfluger: Unsere Produkte bieten einen<br />
umfassenden Schutz, der bedarfsgerecht<br />
erweitert und angepasst werden<br />
kann. Optionale Bausteine sind beispielsweise<br />
die Mitversicherung der<br />
Gefahren, die sich aus der Vermietung<br />
eigener Maschinen ergeben, oder der<br />
Ersatz von Mietkosten für Ersatzgeräte,<br />
die anlässlich eines versicherten Schadens<br />
herbeigeschafft werden müssen.<br />
Eine Neuwertentschädigung ist bis zu<br />
einem Maschinenalter von 24 Monaten<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit R+V<br />
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R+V FOKUS | 39<br />
möglich. Darüber hinaus bieten wir für<br />
stationäre Maschinen eine pauschale<br />
Versicherung, über die sämtliche versicherbaren<br />
Maschinen in einer Position<br />
versichert werden können. Fällt eine<br />
versicherte Maschine aus, können über<br />
eine Betriebsunterbrechungsversicherung<br />
der entgangene Gewinn und fortlaufende<br />
Kosten abgesichert werden.<br />
Im Bereich der fahrbaren Maschinen<br />
besteht die Möglichkeit, zwischen<br />
verschiedenen Deckungskonzepten zu<br />
wählen: die Vollversicherung bietet den<br />
größten Schutz im Rahmen der bereits<br />
genannten Allgefahrendeckung, während<br />
mit der Maschinen-Kasko- und der<br />
Maschinen-Teilkaskoversicherung gegen<br />
einen Beitragsnachlass auf bestimmte<br />
Deckungsinhalte verzichtet werden<br />
kann. Der Versicherungsschutz ähnelt<br />
dann den verwandten Begrifflichkeiten<br />
aus der Kfz-Versicherung.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Möglichkeiten gibt<br />
es, wenn ein Unternehmen sehr speziellen<br />
Absicherungsbedarf aufweist?<br />
Pfluger: Natürlich bedürfen ausgewählte<br />
Risiken einer persönlichen und<br />
zielgerichteten Beratung. Das kann auf<br />
die schiere Größe einer Anfrage oder<br />
aber auch besondere Umstände des<br />
Risikos zurückzuführen sein. Für derartige<br />
Risiken steht Ihnen die Expertengemeinschaft<br />
der R+V zur Verfügung:<br />
umfassendes Wissen und individuelle<br />
Beratung ermöglichen es uns, auf<br />
die Bedürfnisse unserer Partner und<br />
natürlich auch deren Kunden einzugehen.<br />
Gemeinsam werden wir für nahezu<br />
alle Anfragen eine zufriedenstellende<br />
Lösung finden.<br />
<strong>procontra</strong>: Wo können sich interessierte<br />
Maklerinnen und Makler über<br />
die Maschinenversicherung der R+V<br />
informieren und wie unterstützen Sie<br />
sie vertrieblich?<br />
Pfluger: Über unser Maklerportal können<br />
sich interessierte Maklerinnen und<br />
Makler einen ersten Eindruck unserer<br />
Produkte und sonstigen Services verschaffen.<br />
Dazu stellen wir umfangreiche<br />
Informationsmaterialien zur Verfügung.<br />
Natürlich stehen auch unsere Maklerbetreuerinnen<br />
und Maklerbetreuer mit<br />
Rat und Tat zur Seite und unterstützen<br />
unsere Partner bei der Ansprache und<br />
der Beratung ihrer Kunden.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche weiteren Gewerbeprodukte<br />
neben den TV sollten Makler<br />
ansprechen, Stichwort Cross-Selling?<br />
Pfluger: Eine Versicherung ist ein<br />
bewährtes und pragmatisches Mittel<br />
der Absicherung. Da sich Unternehmen<br />
aber nicht nur einem Risiko, sondern<br />
vielen ausgesetzt sehen, müssen sich<br />
auch unsere Versicherungsprodukte<br />
entsprechend vielseitig zeigen. Die<br />
Maschinenversicherung eignet sich<br />
dabei zur Absicherung einzelner<br />
Maschinen oder kann auch in pauschaler<br />
Form vereinbart werden. Es handelt<br />
sich dabei aber stets um die Absicherung<br />
von Sachwerten, was beispielsweise<br />
auch über eine Elektronikversicherung,<br />
eine Inhaltsversicherung oder<br />
auch eine Gebäudeversicherung<br />
geschehen kann. Einige der genannten<br />
haben sicherlich die meisten Betriebe<br />
bereits vereinbart. Auch hier lohnt es<br />
sich aber, immer wieder auf den<br />
individuellen Bedarf einzugehen und<br />
die Aktualität des Versicherungsschutzes<br />
zu prüfen. Darüber hinaus gibt es<br />
Haftungsrisiken, die abgesichert<br />
werden sollten und teilweise aus<br />
gesetzlicher Sicht sogar versichert<br />
werden müssen. Auch geht von Cyberrisiken<br />
eine stetig wachsende und sich<br />
weiterentwickelnde Bedrohung aus.<br />
Zwar lassen die Zahlen – das heißt der<br />
jährliche Schaden, der hierdurch<br />
entsteht – es anders vermuten, doch<br />
wird dieser Bedrohung noch immer<br />
nicht die Aufmerksamkeit beigemessen,<br />
die sie verdient hätte. Es gibt also eine<br />
Vielzahl an Anknüpfungspunkten, die<br />
genutzt werden wollen – im Interesse<br />
aller. Dafür stehen wir mit unserer<br />
Erfahrung und Beratung und natürlich<br />
unseren Produkten gerne zur Verfügung.<br />
makler.ruv.de/tvmaschinen<br />
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VERSICHERUNGEN<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Cyberpolicen<br />
stark im<br />
Aufwind<br />
Beitragseinnahmen stiegen 2022<br />
um 56 Prozent.<br />
Mit der Cyberversicherung ist wieder mehr Geld<br />
zu verdienen. So können die deutschen Cyberversicherer<br />
nach einer aktuellen Mitteilung des GDV<br />
auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2022<br />
zurückblicken: Die Schadenkostenquote ging bei<br />
den derzeit 41 Anbietern von 123,7 Prozent im Jahr<br />
2021 auf 77,7 Prozent zurück. Dabei ist die positive<br />
Entwicklung nur bedingt auf eine bessere<br />
Schadensituation zurückzuführen, die Anzahl der<br />
Schäden ging um rund 5 Prozent auf knapp 2.900<br />
zurück. Stattdessen sorgte eine stärkere Verbreitung<br />
der Cyberversicherung für die guten Geschäftsergebnisse:<br />
Im Vorjahresvergleich stiegen<br />
die Beitragseinnahmen 2022 um 56 Prozent.<br />
Weitere Themen<br />
Verivox zur Kfz-Wechselsaison 42<br />
Preisbereitschaft bei Zahnzusatzschutz 44<br />
Elementarschutz: 2 Jahre nach Ahrtal 46<br />
Rechtsschutz für Kapitalanlagen 50<br />
Ammerländer WoMobil im Check 52<br />
Foto: Dario Argenti
42 | VERSICHERUNGEN Kfz<br />
»Die Kfz-Wechselsaison<br />
wird spannend«<br />
Verivox-Versicherungschef Wolfgang Schütz über die Beitragsentwicklung in der Kfz,<br />
Erwartungen an die Anbieter und die Rückkehr der Huk-Coburg auf die Vergleichsplattform<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Welches Kfz-Wechselvolumen<br />
erwartet wird<br />
Mit welchen Services<br />
Versicherer punkten können<br />
Wie die Rückkehr der<br />
Huk-Coburg bewertet wird<br />
<strong>procontra</strong>: Erwarten Sie vor dem Hintergrund<br />
hoher Inflation und gestiegener<br />
Kfz-Prämien ein zurückhaltendes<br />
oder eher engagiertes Wechselverhalten<br />
in diesem Herbst?<br />
Wolfgang Schütz: Wir erwarten eine<br />
sehr spannende Wechselsaison mit viel<br />
Bewegung auf dem Markt. Viele Kfz-<br />
Versicherer haben ja bereits kundgetan,<br />
dass auf ihre Bestandskunden Prämienerhöhungen<br />
zukommen werden.<br />
Deshalb rechnen wir bei Vergleichen<br />
und auch bei den Vertragswechseln mit<br />
einer erhöhten Aktivität im Vergleich zu<br />
den Vorjahren. Trotz allgemein steigender<br />
Beiträge werden die Versicherer<br />
das Wechselthema auch in diesem Jahr<br />
anheizen. Bereits jetzt, zum Ende des<br />
Sommers, liegt die Differenz zwischen<br />
dem mittleren und günstigen Preissegment<br />
bei 29 Prozent.<br />
<strong>procontra</strong>: Wird dieser Spread bis zum<br />
Höhepunkt der Kfz-Wechselsaison noch<br />
größer werden?<br />
FB FLORIAN BURGHARDT<br />
Schütz: Das Sparpotenzial wird auch<br />
während der Wechselsaison erhalten<br />
bleiben. Viele Anbieter sehen den<br />
Herbst sicher als gute Chance, um im<br />
Volumen zu wachsen – zum Beispiel<br />
ganz neue Anbieter auf dem Markt. Eine<br />
solche Ausweitung des Kundenbestands<br />
gelingt natürlich gut über möglichst<br />
niedrige Prämien. Andere wollen sich<br />
vor allem keine „schlechten“ Risiken<br />
reinholen und halten sich im Wettbewerb<br />
um günstige Prämien eher zurück.<br />
<strong>procontra</strong>: Auf welche Faktoren wird<br />
es versichererseitig in der kommenden<br />
Wechselsaison vor allem ankommen,<br />
um hohe Vertragszuwächse zu erzielen?<br />
Nur auf den Preis – oder haben auch<br />
andere Faktoren Gewicht?<br />
Schütz: Das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
muss stimmen. Das interessiert die Kunden<br />
besonders. Also nicht nur billig sein,<br />
sondern der Versicherer sollte auch eine<br />
sehr gute Werte Servicequalität liefern.<br />
Die Nase vorn haben die Unternehmen,<br />
die einen gut funktionierenden und<br />
leicht verständlichen Online-First-Ansatz<br />
bieten. Das ist den Kunden heute<br />
wichtiger als noch vor ein paar Jahren.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Versicherer haben<br />
die besten Karten für hohe Vertragszuwächse?<br />
Schütz: Namen nennen kann ich hier<br />
nicht, aber es gibt da schon eine ganze<br />
Menge. Dabei handelt es sich zum<br />
Beispiel um die Anbieter mit einer<br />
effektiven Schadensteuerung und<br />
Schadenabwicklung, mit schlanken,<br />
automatisierten Prozessen und schneller<br />
Policierung. Allerdings gilt auch hier:<br />
Wer das bietet, aber preislich zu weit<br />
weg ist von den günstigsten Anbietern,<br />
der wird auch nur bedingt wachsen.<br />
<strong>procontra</strong>: Zu den günstigsten Anbietern<br />
zählt regelmäßig auch die Huk-Coburg-Gruppe.<br />
Allerdings hatte sie 2017<br />
allen Vergleichsportalen den Rücken<br />
gekehrt, weil diese aus ihrer Sicht zu<br />
hohe Provisionen forderten. Nun ist<br />
der Kfz-Marktführer durch sein Joint<br />
Venture mit Neodigital wieder bei Ihnen<br />
und anderen Portalen gelistet. Ist diese<br />
Rückkehr eine Genugtuung für Sie, weil<br />
es ohne Vergleichsportale anscheinend<br />
nicht geht?<br />
Schütz: Zunächst mal sind wir mit der<br />
Huk nicht schlecht auseinandergegangen.<br />
Natürlich würden wir unseren Nutzern<br />
im Vergleich auch gerne die Tarife<br />
des Marktführers anzeigen. Die Marke<br />
Neodigital ist dafür kein gleichrangiger<br />
Ersatz. Aber das Engagement zeigt, dass<br />
die Vorzüge des Vertriebswegs Vergleichsportale<br />
auch im Hause der Huk<br />
gesehen werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Für Fachleser sieht das<br />
anders aus. Hier kommt die Huk unter<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Kfz VERSICHERUNGEN | 43<br />
dem Deckmantel der Neodigital wieder<br />
angekrochen und muss die damals<br />
schwer gescholtenen Vergleichsportale<br />
nun als Geschäftshebel nutzen …<br />
Schütz: Das können die beiden besagten<br />
Firmen sicher besser beantworten<br />
(Anm. d. Red.: Zu diesem Thema wollte<br />
uns die Huk-Coburg zuvor kein Interview<br />
geben bzw. die Neodigital, nach<br />
Absprache über die Huk-Presseabteilung,<br />
keine Fragen beantworten).<br />
<strong>procontra</strong>: Mit wie vielen Kfz-Vertragsabschlüssen<br />
rechnen bzw. planen Sie in<br />
diesem Jahr?<br />
Schütz: Haben Sie bitte Verständnis,<br />
dass ich mich zu konkreten Zahlen nicht<br />
äußern kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum nicht?<br />
Schütz: Weil wir keine Geschäftsgeheimnisse<br />
herausgeben.<br />
<strong>procontra</strong>: Und mal eine ungefähre<br />
Zahl an Kfz-Neuverträgen in der Wechselsaison,<br />
das wäre auch schon zu viel<br />
»Wer guten Service<br />
bietet, aber preislich<br />
zu weit weg ist<br />
von den günstigsten<br />
Anbietern, der wird<br />
auch nur bedingt<br />
wachsen.«<br />
Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der<br />
Verivox Versicherungsvergleich GmbH<br />
preisgegeben?<br />
Schütz: Ja.<br />
<strong>procontra</strong>: Okay. Aber Sie rechnen auf<br />
jeden Fall mit einem sehr guten Jahr?<br />
Schütz: Ja. Wir gehen davon aus, dass<br />
wir deutlich mehr Verträge vermitteln<br />
können als in den Corona-Jahren, in<br />
denen das Wechselaufkommen relativ<br />
gering war.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Stellenwert hat die<br />
Kfz-Versicherung noch für Verivox?<br />
Schütz: Im Versicherungsbereich ist<br />
sie weiterhin unser größter Geschäftszweig.<br />
Das liegt in der Kfz-Police als<br />
Pflichtversicherung begründet. In den<br />
anderen Produktbereichen gibt es keine<br />
fixe Saison wie in Kfz, wo sich im Markt<br />
und bei den Verbrauchern viel tut.<br />
<strong>procontra</strong>: Erwarten Sie dennoch<br />
großes Wachstum in anderen Versicherungssparten?<br />
Long Story short<br />
Schütz: Wir planen mit deutlichem<br />
Wachstum in der privaten Sachversicherung.<br />
Also Hausrat, Wohngebäude,<br />
Haftpflicht und Rechtsschutz. Hier<br />
investieren wir schon seit einiger Zeit<br />
massiv in unsere Vergleichsrechner, um<br />
diese für die Kunden zu verbessern. Vor<br />
allem bei der Wohngebäudeversicherung<br />
merken wir einen großen Anstieg<br />
beim Traffic, wahrscheinlich weil auch<br />
in diesem Bereich die Prämien zuletzt<br />
sehr stark angestiegen sind. Zudem hat<br />
die große Bedeutung der Elementarschadendeckung<br />
zuletzt viel Aufmerksamkeit<br />
bekommen. Wir arbeiten hier<br />
kontinuierlich daran, dass unsere<br />
Vergleichsrechner die Kunden immer<br />
besser durch die komplexen Fragen<br />
führen und jene nicht aussteigen.<br />
Verivox erwartet hohes Kfz-Wechselvolumen.<br />
Im Konkurrenzkampf entscheidet jedes Detail.<br />
Geschäftsanstieg in Sachversicherung erwartet<br />
Foto: Peter Vogel
44 | VERSICHERUNGEN Zahnzusatz<br />
Lust auf Zahnvorsorge<br />
Die private Zahnvorsorge hat noch Potenzial. Mit dem Wissen um die Beitragsbereitschaft<br />
der Kunden und deren steigendes Schönheitsbewusstsein kann es gehoben werden.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Beitragsbereitschaft für Zahnzusatzpolicen<br />
Welche Versicherer Top-Tarife anbieten<br />
Worauf bei der Auswahl/dem Wechsel zu achten ist<br />
Beim Kennenlernen zählt häufig ein Menschen in Deutschland. Träfen sie<br />
schönes und gesundes Lächeln. Das eine Person zum ersten Mal, antworteten<br />
92 Prozent der teilnehmenden<br />
hat jetzt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts<br />
forsa im Auftrag Personen auf die Frage „Wie wichtig<br />
des Versicherers Gothaer bestätigt. ist Ihnen ein schönes und gesundes<br />
Befragt wurden 18- bis 40-jährige Lächeln, sodass Ihnen die Person<br />
sympathisch ist?“ mit „sehr wichtig“<br />
bzw. „eher wichtig“. Makler können<br />
das repräsentative Umfrageergebnis<br />
zum Einstieg in ein Beratungsgespräch<br />
über private Zahnzusatzversicherungen<br />
nutzen.<br />
Frauen legen bei ihrem Gegenüber<br />
häufiger Wert auf ein schönes und<br />
gesundes Lächeln als Männer; 94 bzw.<br />
89 Prozent. Das weibliche Geschlecht<br />
ist auch beim eigenen Lächeln kritischer.<br />
Während für 59 Prozent das<br />
eigene sehr wichtig und für 36 Prozent<br />
eher wichtig ist, sind es bei den<br />
Herren der Schöpfung nur 32 bzw.<br />
Illustration: Roman Kulon
Zahnzusatz VERSICHERUNGEN | 45<br />
53 Prozent. Dazu Sylvia Eichelberg,<br />
Vorstandsvorsitzende der Gothaer<br />
Krankenversicherung: „Natürlich ist<br />
Schönheitsempfinden individuell.<br />
Wir stellen aber seit einiger Zeit fest:<br />
Die Menschen legen immer größeren<br />
Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.<br />
Dazu gehören gesunde Zähne,<br />
die Vorsorge und Pflege benötigen.<br />
Das sehen wir auch an der steigenden<br />
Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen,<br />
die Leistungen wie professionelle<br />
Zahnreinigung oder Kieferorthopädie<br />
erstatten.“<br />
Budgetbereitschaft bei 16 Euro<br />
Ein weiteres Ergebnis der Studie:<br />
16 Euro im Monat sind die Deutschen<br />
im Alter zwischen 18 und 40 Jahren<br />
im Durchschnitt bereit für eine Zahnzusatzversicherung<br />
zu zahlen. Dafür<br />
erwarten sie umfassende Leistungen.<br />
Angebote in dieser Preisklasse gibt<br />
es im Markt. Die fünf Tarife mit dem<br />
besten Preis-Leistungs-Verhältnis für<br />
eine 28-jährige Frau hat Morgen &<br />
Morgen für <strong>procontra</strong> ermittelt (siehe<br />
Tabelle). Das Astra-Produkt kostet<br />
15,21 Euro pro Monat; die anderen<br />
Tarife liegen zwischen rund 18 und 22<br />
Euro. Dafür erhält die Musterkundin<br />
umfassende Leistungen.<br />
Vier der in der Tabelle aufgeführten<br />
Tarife – mit Ausnahme dessen von<br />
Janitos – gehörten auch zu den besten<br />
Zahnzusatzversicherungen in einem<br />
aktuellen Test von Stiftung Warentest.<br />
Sie decken selbst die Kosten für eine<br />
aufwendige Implantatversorgung<br />
komplett. Diese „Höchstleistungstarife“,<br />
so die gemeinnützige Verbraucherorganisation,<br />
hätten aber ihren<br />
Preis. 43-jährige zum Beispiel zahlten<br />
über die Jahre im Durchschnitt 40 bis<br />
79 Euro Monatsbeitrag. Umso wichtiger<br />
ist für Versicherungsnehmer vom<br />
Kundentyp „Rundum sorglos“, möglichst<br />
frühzeitig einen abzuschließen.<br />
Eine Auswahl im Budget<br />
Anbieter Tarifnamen Gesamtbeitrag<br />
Astra Zahn Sieger 15,21 €<br />
Concordia<br />
Zahn Sorglos<br />
(inkl. ZT, ZB<br />
und Zahn Plus)<br />
Barmenia Mehr Zahn 100,<br />
Mehr Zahnvorsorge<br />
Bonus<br />
Berechnungsvorgaben: 28 Jahre, weiblich, 5 Sterne<br />
in M&M-Rating Zahnzusatz, Risikotarife nach Beitrag<br />
sortiert, 100 % Zahnersatz, 100 % Inlays, professionelle<br />
Zahnreinigung und Bleaching<br />
Quelle: Morgen & Morgen, Stand: 8/<strong>2023</strong><br />
29 %<br />
von 1.009 Befragten<br />
im Alter von 18 bis 40 Jahren<br />
haben eine Zahnzusatzpolice.<br />
Aufklärung notwendig<br />
17,86 €<br />
18,50 €<br />
Allianz ZS100 18,77 €<br />
Janitos JA dental 100 21,80 €<br />
Dass es gute Policen gibt, die selbst<br />
teure Sanierungen für alle bezahlbar<br />
machen, scheint sich allerdings noch<br />
nicht herumgesprochen zu haben.<br />
Die Studienautoren jedenfalls vermuten<br />
„Angst vor zu hohen Kosten“<br />
Long Story short<br />
Privatpolicen ermöglichen optimalen Zahnschutz für jedes Budget.<br />
Selbst teure Sanierungen sind für alle bezahlbar.<br />
als möglichen Grund für den „noch<br />
ausbaufähigen“ Verbreitungsgrad von<br />
Zahnzusatzpolicen in Deutschland.<br />
Nur 29 Prozent der Befragten hätten<br />
einen solchen Schutz. Erkennbar<br />
nehme die Abschlussbereitschaft mit<br />
steigendem Haushaltsnettoeinkommen<br />
zu. Umso wichtiger sei es, auch<br />
preisbewussten Kundengruppen wie<br />
Studierenden, Berufseinsteigern und<br />
jungen Familien ein passendes Angebot<br />
zu machen, meint Eichelberg<br />
und verweist in diesem Zusammenhang<br />
auf den neuen Einsteigertarif<br />
MediZ Smile der Gothaer für einen<br />
Monatsbeitrag von 9,15 Euro für 21-<br />
bis 25-Jährige. Die Gothaer hat aber<br />
auch einen „Höchstleistungstarif“ im<br />
Angebot, den MediZ Duo 100. Dieser<br />
Tarif schnitt auch beim Test der Verbraucherschützer<br />
mit „sehr gut“ ab.<br />
Für Berater gibt es dennoch viel zu<br />
analysieren, zum Beispiel die Beitragsentwicklung.<br />
Die mit sieben<br />
Jahren noch recht junge Astra<br />
Versicherung AG, eine Tochtergesellschaft<br />
des Schulschließfachvermieters<br />
Astra Direct Schließfächer, hat<br />
nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden<br />
Philipp Langendörfer „sehr<br />
gut kalkuliert“, sodass es noch nicht<br />
zu Beitragsanpassungen kam und<br />
diese auch nicht absehbar seien. Das<br />
Geschäft mit Zahnzusatzpolicen<br />
entwickle sich „außerordentlich gut“.<br />
Zahlen nannte er nicht. Der Zahn-<br />
Sieger-Tarif übernimmt die Kosten<br />
teurer Zahnsanierungen im Rahmen<br />
der allgemeinen Vertragsbedingungen<br />
zu 100 Prozent.<br />
Bei der Tarifwahl sollten Makler die Beitragsentwicklung prüfen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
46 | VERSICHERUNGEN Elementarschutz<br />
Lehren aus der Flut<br />
Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal stellt sich die Frage,<br />
wie sich der Elementarschutz in Risikogebieten geändert hat.<br />
AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
In welchen Regionen<br />
Elementarschutz (noch)<br />
erschwinglich ist<br />
Wie sich Anwohner aus<br />
Risikogebieten am besten<br />
absichern<br />
Welche Versicherer bei Flut-<br />
Vorschäden kulant sind<br />
Entwurzelte Bäume, überschwemmte<br />
Straßen, zerstörte Infrastruktur: Als<br />
im Sommer 2021 Sturmtief „Bernd“<br />
über Teile Nordrhein-Westfalens,<br />
Baden-Württembergs, des Saarlandes<br />
sowie von Rheinland-Pfalz zieht,<br />
fällt seine Bilanz verheerend aus. Mit<br />
einer Schadenshöhe von 8,5 Milliarden<br />
Euro geht „Bernd“ als die bislang<br />
folgenschwerste Naturkatastrophe in<br />
die deutsche Geschichte ein.<br />
Mittlerweile ist der Großteil der<br />
Schäden reguliert. Erst kürzlich teilte<br />
der Branchenverband GDV mit, dass<br />
die meisten betroffenen Hausbesitzer<br />
von ihrer Versicherung Geld bekommen<br />
hätten. „Wenn der komplette<br />
Betrag noch nicht geflossen ist, liegt<br />
das in der Regel an Materialengpässen<br />
oder fehlenden Handwerkerkapazitäten“,<br />
so GDV-Hauptgeschäftsführer<br />
Jörg Asmussen.<br />
Doch bekommen Anwohner in<br />
Risikogebieten überhaupt noch Ver-<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Elementarschutz VERSICHERUNGEN | 47<br />
sicherungsschutz? <strong>procontra</strong> hat den<br />
Markt analysiert und mit Maklern aus<br />
der Flutregion über die Situation vor<br />
Ort gesprochen.<br />
Geänderte Flurkarten und<br />
neue ZÜRS-Zonen<br />
Kim Hahn ist eine von ihnen. Sie<br />
führt ein Maklerhaus in Bad Münstereifel<br />
und arbeitet somit im ehemaligen<br />
Epizentrum der Flutkatastrophe.<br />
„Der neue Gott ist nicht Zeus, sondern<br />
ZÜRS“, sagt Hahn und bringt die<br />
Situation damit auf den Punkt. Denn<br />
die ZÜRS-Zonen, die die Risikoklasse,<br />
in die eine Immobilie aufgrund ihrer<br />
Lage eingruppiert wird, angeben,<br />
wurden nach der Flut geändert. Die<br />
Zonen sind Teil eines vom GDV entwickelten<br />
Systems, das zur Gefahreneinschätzung<br />
für das Auftreten von<br />
Überschwemmungen und Starkregen<br />
dienen soll. Gebäude, die vor<br />
der Überschwemmungskatastrophe<br />
Klasse zwei angehörten, fallen nun in<br />
Klasse drei oder vier.<br />
Immer mehr Immobilienbesitzer<br />
sind daher von folgendem Problem<br />
betroffen: Bewohner von Zone drei<br />
oder vier bekommen faktisch keinen<br />
Elementarschutz mehr – oder nur<br />
sehr schwer. „Ich habe es noch nie<br />
geschafft, ein Haus aus Zone drei oder<br />
vier abzusichern“, erklärt Hahn und<br />
weist auf eine weitere Schwierigkeit<br />
hin: Viele Versicherer würden Eigentümer<br />
ablehnen, deren Immobilien<br />
bereits Vorschäden durch die Flut<br />
aufweisen – die ZÜRS-Zone spiele<br />
»Wer nicht betroffen war,<br />
blendet das Thema aus«<br />
Michael Pannasch, Versicherungsmakler aus Euskirchen<br />
<strong>procontra</strong>: Zwei Jahre sind seit der<br />
Ahrtal-Flut vergangen, die Spuren der<br />
Naturkatastrophe sind immer noch<br />
sichtbar. Wie gut können sich Anwohner<br />
vor Ort jetzt noch gegen Elementarschäden<br />
schützen?<br />
Michael Pannasch: Schon vor der<br />
Flutkatastrophe habe ich großen Wert<br />
auf Elementarschutz gelegt, meine<br />
Absicherungsquote liegt auch jetzt bei<br />
nahezu 100 Prozent. Auf persönliche<br />
Nachfrage bei verschiedenen Versicherern<br />
ergibt sich folgendes Bild: Wer<br />
in ZÜRS-Zone eins bis drei wohnt, hat<br />
in der Regel kein Problem, Elementarschutz<br />
zu bekommen. Bei ZÜRS-Zone<br />
vier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />
<strong>procontra</strong>: Unabhängig von der ZÜRS-<br />
Zone: Wird Elementarschutz seit der<br />
Flut stärker nachgefragt oder bemerken<br />
Sie eher das, was allgemein als<br />
„Flutdemenz“ bezeichnet wird?<br />
Pannasch: Während der Flut hat das<br />
Telefon bei mir nicht stillgestanden.<br />
Jetzt ist es eher so: Wer nicht betroffen<br />
war, blendet das Thema aus.<br />
Grundsätzlich – vor der Flut, nach der<br />
Flut – verkaufe ich Wohngebäudepolicen<br />
nur mit Elementarschutz. Ich hatte<br />
noch nie einen Kunden, der gesagt hat:<br />
Dann nicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Die bundesweite Absicherungsquote<br />
in puncto Elementarschutz<br />
hat sich auch nach der Flutkatastrophe<br />
nicht verändert. Auch die politische<br />
Debatte um die Einführung einer Versicherungspflicht<br />
kommt nicht richtig<br />
vom Fleck. Wie stehen Sie zum Thema<br />
Pflicht?<br />
Pannasch: Zunächst einmal: Ich habe<br />
noch nie in meinem Leben so viele<br />
Tränen vergossen wie in der Zeit nach<br />
der Flut. 150 Meter von meinem Büro<br />
entfernt fließt ein Fluss, der jetzt<br />
ausgetrocknet ist. Während der Flut<br />
war er circa 300 Meter breit, sodass<br />
man fast das andere Ende nicht<br />
erkennen konnte. Trotz dieser Erfahrung<br />
ist hier in Sachen Prävention<br />
nicht viel passiert, es wird immer noch<br />
fleißig an der Ahr gebaut. Ich habe<br />
zum Thema Pflicht keine klare<br />
Meinung. Aber ich denke, dass die<br />
Menschen manchmal vor sich selbst<br />
geschützt werden müssen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
48 | VERSICHERUNGEN Elementarschutz<br />
dabei keine Rolle. Konkrete Namen<br />
nennt sie nicht.<br />
Elementarschutz wenig verbreitet<br />
Seit der Ahrtal-Katastrophe haben sich die Quoten kaum erhöht.<br />
Saarland: 47<br />
ligen.<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen: 56<br />
Rheinland-<br />
Pfalz: 46<br />
Bremen: 31<br />
<strong>procontra</strong> wollte wissen, ob es wirklich<br />
so schwierig ist, und hat bei drei<br />
großen Wohngebäudeversicherern<br />
nachgefragt. Das Ergebnis: Domcura,<br />
HDI und Gothaer zeichnen zwar Zone<br />
vier, jedoch mit Einschränkungen.<br />
Domcura versichert die Zone inklusive<br />
Überschwemmung und Rückstau,<br />
hier muss der Kunde allerdings zuvor<br />
einen Fragebogen ausfüllen. Auch die<br />
HDI zeichnet zwar Zone vier, schließt<br />
aber das Risiko „Überschwemmung<br />
durch Ausuferung oberirdischer Gewässer“<br />
aus. Die Gothaer versichert<br />
die höchste Hochwasserstufe nur<br />
nach zuvor positiv beschiedener<br />
Schleswig-<br />
Holstein: 38<br />
Baden-<br />
Württemberg:<br />
94<br />
Hamburg: 36<br />
Niedersachsen: 32<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern: 33<br />
Sachsen-<br />
Anhalt: 49<br />
Thüringen: 53<br />
Hessen: 51<br />
Bayern: 45<br />
Absicherungsquoten der Bundesländer; Angaben in %, Schätzung <strong>2023</strong><br />
Berlin: 48<br />
Brandenburg:<br />
40<br />
Sachsen: 51<br />
Quelle: GDV<br />
grafische Lage des Risikos, präventive<br />
Maßnahmen des Kunden und der Gemeinde<br />
sowie die Ausgestaltung der<br />
Konditionen“ einzeln geprüft.<br />
Was zählt als Vorschaden?<br />
Madeleine Schüller, Maklerin im<br />
nordrhein-westfälischen Erftstadt,<br />
hat die Erfahrung gemacht, dass viele<br />
Versicherer „Bernd“ nicht zwingend<br />
als klassischen Vorschaden einstufen.<br />
„Man muss den Vorschaden<br />
zwar angeben, aber es gibt daraufhin<br />
keine Ablehnungen“, erklärt sie. Dass<br />
Immobilienbesitzer aus der einstigen<br />
Flutregion ihr Haus nicht mehr vor<br />
Elementargefahren schützen können,<br />
kann sie nicht bestätigen: „Tarife inklusive<br />
einer Elementarabsicherung<br />
Einzelfallprüfung: Hier werden „geosind<br />
auch in den Flutregionen erschwinglich<br />
und abschließbar.“<br />
Makler Michael Pannasch, der sein<br />
Büro im von der Flut geschädigten<br />
Euskirchen führt, fasst das Vorgehen<br />
der Versicherer so zusammen: „In<br />
ZÜRS-Zone vier trennt sich die Spreu<br />
vom Weizen.“ So zeichne die Bayerische<br />
beispielsweise Zone vier, klammere<br />
aber das Risiko „Überschwemmung“<br />
aus. Seine Annahmepolitik<br />
begründet der Versicherer auf <strong>procontra</strong>-Nachfrage<br />
folgendermaßen:<br />
„Das Risiko eines entsprechenden<br />
Schadens liegt bei einer zehnjährigen<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit und ist<br />
daher angesichts unserer Bestandsgröße<br />
für uns nicht kalkulierbar“, so<br />
ein Sprecher der Bayerischen.<br />
Im Bewusstsein der Bevölkerung<br />
hat sich durch die Flutkatastrophe<br />
indes offenbar wenig geändert. Nach<br />
Statistiken des GDV war vor „Bernd“<br />
rund die Hälfte der deutschen Hauseigentümer<br />
gegen Elementarschäden<br />
abgesichert. Im Juli <strong>2023</strong> – zwei Jahre<br />
später – sind es 52 Prozent. Geändert<br />
hat sich demnach nichts.<br />
Vermittlern bleiben nur eine aufklärende<br />
Beratung und der Hinweis auf<br />
die Dringlichkeit des Bausteins<br />
Elementar. Wer in ZÜRS-Zone vier<br />
wohnt und sich vor dem Risiko<br />
Überschwemmung schützen will,<br />
kann dies in der Regel nur mit hohem<br />
finanziellem Aufwand oder abseits<br />
von Versicherungsschutz bewerkstel-<br />
Long Story short<br />
Geänderte ZÜRS-Zonen<br />
erschweren Neuabschlüsse<br />
ZÜRS-Zone vier weiterhin<br />
häufig nicht versicherbar<br />
Single-Elementarschutz<br />
als Option für Risikogebiete<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Nicole Keibel<br />
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50 | VERSICHERUNGEN Rechtsschutz<br />
Zoff bei der Kapitalanlage<br />
Die Deutschen gehen bei der Geldanlage mehr ins Risiko. Kommt es dabei jedoch zu Streitigkeiten,<br />
können sich Anleger nicht immer auf ihre Rechtsschutzversicherung verlassen.<br />
MT MARTIN THALER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Wie Rechtsschutzversicherer<br />
Kapitalanlagestreitigkeiten<br />
ein- bzw. ausschließen<br />
Was der Ombudsmann<br />
besonders kritisiert<br />
Wo ein Vergleich der Versicherungsbedingungen<br />
lohnt<br />
Lange Zeit galten die Deutschen als<br />
die Anlage-Analphabeten Europas:<br />
Statt ihr Geld an den Kapitalmärkten<br />
zu investieren, horteten sie ihr<br />
Erspartes auf Sparkonten. Mittlerweile<br />
ist ein Umdenken erkennbar:<br />
„Deutschland kann Aktie“ titelte im<br />
Januar <strong>2023</strong> das Deutsche Aktieninstitut.<br />
Kommt es allerdings zum Streit<br />
über die Geldanlage, sollten sich<br />
Anleger nicht uneingeschränkt auf<br />
ihre Rechtsschutzversicherung verlassen<br />
– denn viele Bedingungswerke<br />
schließen Kapitalanlagestreitigkeiten<br />
aus. Nicht immer sind sich die Versicherungsnehmer<br />
dieses Ausschlusses<br />
bewusst, wie der aktuelle Jahresbericht<br />
des Ombudsmanns zeigt. Hier<br />
berichtet Wilhelm Schluckebier, dass<br />
der Ausschluss des Rechtsschutzrisi-<br />
Illustration: Roman Kulon
Rechtsschutz VERSICHERUNGEN | 51<br />
kos für verschiedene Kapitalanlagegeschäfte<br />
im vergangenen Jahr „besonders<br />
beschwerdeträchtig“ war.<br />
Große Unterschiede bei<br />
Ausschlüssen<br />
Stellt sich die Frage: Was verstehen<br />
die Versicherer unter einer Kapitalanlage?<br />
Beziehungsweise: Welche<br />
Ausnahmen machen die Versicherer<br />
vom Kapitalanlageausschluss? „Hier<br />
sind die Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Anbietern enorm“, erklärt<br />
Versicherungsmakler und Rechtsschutz-Experte<br />
Sven Nebenführ. „So<br />
sind beispielsweise Gebäude- und<br />
Gebäudeteile, wenn sie denn selbst<br />
genutzt werden, vom Versicherungsschutz<br />
in der Regel wieder eingeschlossen.“<br />
Unterschiede gibt es<br />
aber vor allem beim Ausschluss von<br />
Kapitalanlagen, die in irgendeiner Art<br />
und Weise mit Aktien zu tun haben.<br />
Dazu zählen auch Fondspolicen.<br />
Manche Versicherer schließen diese<br />
wiederum ein. So heißt es bei der<br />
Arag klipp und klar: „Als Kapitalanlagen<br />
gelten nicht Lebens- und<br />
Rentenversicherungen, auch fondsgebundene<br />
Versicherungen dieser<br />
Art.“ Bei der KS/Auxilia erstreckt sich<br />
der Rechtsschutz im Hinblick auf<br />
Lebensversicherungen neben Riester-<br />
und Rürup-Renten hingegen nur auf<br />
Renten- und kapitalbildende Lebensversicherungen<br />
mit Garantiezins.<br />
Die Roland spricht in ihren Bedingungen<br />
von Lebens- und Rentenversicherungen,<br />
die vom Risikoausschluss<br />
nicht betroffen sind. Auf Nachfrage<br />
erklärt ein Sprecher allerdings, dass<br />
dies – selbst in der Standarddeckung –<br />
auch bei Fondspolicen gelte.<br />
Kein Ausschluss von Kryptos<br />
Mit dem Ergänzungs-Baustein „Plus-<br />
Baustein Privat“ könnten Anleger<br />
darüber hinaus Geldanlagen aller Art<br />
bis zu einer Summe von 50.000 Euro<br />
absichern. „Hierbei spielt es keine<br />
Rolle, in welches Anlagemodell unsere<br />
Kunden investiert haben.“ Einen<br />
Ausschluss bestimmter Anlagemodelle,<br />
wie beispielsweise Krypto-Investments,<br />
sehen die Bedingungen nicht<br />
vor.<br />
»Bei manchen<br />
Bedingungen<br />
braucht man eine<br />
halbe Stunde, um<br />
die Einschlüsse<br />
zu verstehen.«<br />
Sven Nebenführ<br />
Makler<br />
Eine weitere Variante bietet die<br />
Itzehoer. Diese schließt in ihrem<br />
Komfort-Tarif im Bereich Versicherungen<br />
alles bis auf die betriebliche<br />
Altersversorgung sowie geförderte<br />
Altersvorsorgeprodukte aus. Letztere<br />
sind abschließend als Rürup- und<br />
Riester-Renten definiert. Das heißt:<br />
Streitigkeiten zu Lebens- und Rentenversicherungen<br />
bleiben vom Versicherungsschutz<br />
ausgeschlossen, auch<br />
wenn sie steuerlich gefördert sind.<br />
Mehr Versicherungsschutz bietet<br />
auch hier der Top-Tarif. Dazu heißt es<br />
in den Bedingungen: „Versichert sind<br />
rechtliche Streitigkeiten in ursächlichem<br />
Zusammenhang mit Kapitalanlagen<br />
bis zu einer Anlagesumme<br />
von 15.000 Euro je Rechtsschutzfall.“<br />
Anders als bei der Roland gibt es aber<br />
Ausschlüsse.<br />
Neben der Frage, ob für die jeweilige<br />
Anlageklasse überhaupt Versicherungsschutz<br />
gewährt wird, ist auch<br />
diejenige nach den jeweiligen Sublimits<br />
entscheidend. Die genannten<br />
Summen variieren stark. Folglich<br />
lohnt sich auch hier ein genauer Blick<br />
in die Bedingungen.<br />
Komplizierte Versicherungsbedingungen<br />
Diese sind für den Laien allerdings<br />
oftmals nur mit Mühe nachvollziehbar.<br />
„Bei manchen Versicherungsbedingungen<br />
braucht man eine<br />
halbe Stunde, um die Einschlüsse zu<br />
verstehen“, bemerkt Makler Nebenführ<br />
kritisch. Wer seine Versicherung<br />
beispielsweise über einen Vergleichsrechner<br />
abschließt, bekommt die<br />
Unterschiede der einzelnen Tarife zudem<br />
nicht in der erforderlichen Tiefe<br />
aufgeschlüsselt.<br />
Grob lässt sich festhalten: „Je geringer<br />
die Prämie, desto geringer auch die<br />
Leistung“, so Nebenführ. Doch wenn<br />
es um Details wie die Ausprägung des<br />
Ausschlusses von Kapitalanlagestreitigkeiten<br />
geht, kommt der Kunde um<br />
einen Gang zum Spezialisten nicht<br />
herum.<br />
Long Story short<br />
Rechtsschutzversicherer machen beim Aus-/Einschluss<br />
von Kapitalanlagerisiken große Unterschiede.<br />
Vergleichsrechner bilden Differenzen nicht ab.<br />
Bedingungswerke sind oft schwer verständlich.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
52 | VERSICHERUNGEN Produkt-Check<br />
Wohnmobil-Schutz im Check<br />
Was taugt die WoMobil-Versicherung der Ammerländer? Versicherungsmakler Oliver Mest<br />
erklärt Vor- und Nachteile und gibt Tipps zur Vermittlung.<br />
OL OLIVER MEST<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Leistungsumfang des WoMobil-Tarifs<br />
der Ammerländer<br />
Vor- und Nachteile des Tarifs<br />
Was bei der Beratung der<br />
Zielgruppe zu beachten ist<br />
In der Zeit der Coronapandemie<br />
haben Wohnmobile und Wohnwagen<br />
einen unglaublichen Boom erlebt.<br />
Der Trend spiegelt sich auch in neuen<br />
Vorsorgeprodukten für Camper und<br />
Wohnmobile, denn die Besitzer wollen<br />
den Inhalt umfassend abgesichert<br />
wissen. Eine Option ist die WoMobil-<br />
Versicherung der Ammerländer – eine<br />
Reise-Hausratversicherung.<br />
Was leistet der Tarif?<br />
Der Tarif versichert den Inhalt von<br />
Wohnmobilen, Wohnwagen, Campingfahrzeugen<br />
und Pkw sowie aus<br />
dem Vorzelt – egal, ob sie im Eigentum<br />
des Reisenden stehen oder gemietet<br />
sind. Versichert ist der Inhalt<br />
bis auf kleinere Ausnahmen für<br />
technische Geräte zum Neuwert bis<br />
zu einer Versicherungssumme von<br />
20.000 Euro Schäden durch<br />
Diebstahl und Vandalismus<br />
Raub und räuberische Erpressung<br />
Brand, Explosion, Blitzschlag, Luftfahrzeuge<br />
Sturm, Hagel<br />
Elementarereignisse<br />
Fährrisiko mit Havarie<br />
Unfall des Fahrzeugs<br />
Die Versicherungssumme von<br />
20.000 Euro ist durch Sublimits eingeschränkt,<br />
Wertsachen und Bargeld<br />
etwa sind bis 3.500 Euro abgesichert,<br />
elektronische Geräte, Fahrräder,<br />
Inhalt von verschlossenen Dach- und<br />
Heckboxen sowie beruflich überlassene<br />
Gegenstände bis maximal<br />
7.500 Euro. Der Beitrag beträgt bei<br />
einer festen Deckungssumme von<br />
20.000 Euro und jährlicher Laufzeit<br />
Illustration: Eleonora Mavromati
Produkt-Check VERSICHERUNGEN | 53<br />
74,26 Euro, bei unterjähriger Zahlung<br />
werden keine Zuschläge erhoben.<br />
Worin bestehen die Vorteile?<br />
Die Ammerländer WoMobil-Versicherung<br />
ist eine Reise-Hausratversicherung,<br />
die die klassischen Gefahren<br />
des Camping-Alltags abdeckt. Der Reise-Hausrat<br />
ist speziell zugeschnitten<br />
auf Camper und bietet einen umfangreichen<br />
Schutz, der selbstständig neben<br />
der Hausratversicherung besteht.<br />
Die wird damit in einem Schadensfall<br />
auch nicht vorschadensbelastet. Eine<br />
Unterversicherung in der WoMobil-<br />
Versicherung schließt die Ammerländer<br />
bedingungsgemäß aus.<br />
Was ist zu kritisieren?<br />
Es sind hauptsächlich kleinere Einschränkungen,<br />
die beim Tarif zu<br />
beachten sind. Für Dauercamper<br />
kann die WoMobil-Versicherung zum<br />
Ärgernis werden, wenn das Fahrzeug<br />
abgemeldet wird: Denn Schäden am<br />
Inhalt nicht zugelassener Fahrzeuge<br />
oder von Fahrzeugen mit roten Kennzeichen<br />
oder Kurzzeitkennzeichen<br />
sind nicht versichert. Fest verbautes<br />
Zubehör ist ebenfalls von der WoMobil-Versicherung<br />
nicht mit umfasst<br />
– fest installierte Markisen etwa oder<br />
Antennen dürften deshalb nicht zum<br />
geschützten Reise-Hausrat zählen.<br />
Nicht versichert sind zudem alle<br />
Schäden, für die anderweitig eine<br />
Entschädigungsleistung erbracht<br />
wird. Grundsätzlich gehen nach den<br />
Bedingungen die Leistungen aus anderen<br />
Verträgen immer vor – primär<br />
im Kontext der Außenversicherung<br />
der Hausratversicherung gibt es hier<br />
einen potenziellen Konfliktpunkt.<br />
Nach den Bedingungen kann der<br />
Versicherungsnehmer bei konkurrierenden<br />
Ansprüchen aber die Regulierung<br />
aus dem WoMobil-Vertrag der<br />
Ammerländer verlangen.<br />
Wer ist die Zielgruppe?<br />
Die WoMobil-Versicherung richtet<br />
sich an alle Camping-Fans, die ihr<br />
– zum Teil ja erhebliches – Investment<br />
in einen Wohnwagen oder ein<br />
Wohnmobil auch im Hinblick auf den<br />
Inhalt der Fahrzeuge abgesichert sehen<br />
möchten. Gleichzeitig wünschen<br />
sich die Camper aber einen Schutz,<br />
der weiter geht als der der Hausratversicherung<br />
und die speziellen Risiken<br />
eines Camping-Aufenthaltes mit<br />
absichert – und diesen Wunsch erfüllt<br />
die Ammerländer.<br />
Produkt-Bewertung<br />
»Ein gelungenes<br />
Produkt mit ein<br />
paar Fußnoten, das<br />
für Camper und<br />
Wohnmobilliebhaber<br />
einen wirklich<br />
guten und<br />
umfasssenden<br />
Schutz bietet.«<br />
Tipps für die Vermittlung<br />
Für Vermittler ist das Thema nicht<br />
ganz so simpel: Zum einen möchten<br />
sie mit einer leistungsstarken<br />
Hausratversicherung punkten, bei<br />
der eine ebenso starke Außenversicherung<br />
Standard sein sollte. Zum<br />
anderen kann man bei bekennenden<br />
Produkt-Check<br />
Camping-Freunden die spezielle<br />
Absicherung nicht außen vor lassen<br />
– man denke nur an den Inhalt, der<br />
bei einem Verkehrsunfall zerstört<br />
und nicht von der Hausratversicherung<br />
ersetzt wird. Deshalb gehört<br />
eine Reise-Hausratversicherung als<br />
Ergänzung zum klassischen Hausratschutz<br />
in der Beratung von Campern<br />
zwingend auf den Tisch.<br />
Die Ammerländer bietet ein Produkt,<br />
mit dem Vermittler überzeugen<br />
können. Die kleineren Minuspunkte<br />
sollten angesprochen werden. Auch<br />
die Versicherungssumme gehört in<br />
das Beratungsgespräch – hauptsächlich<br />
bei luxuriösen Wohnmobilen und<br />
Campern und bei Fahrzeugen mit<br />
fest verbautem Zubehör können sich<br />
im Schadensfall sonst Streitpunkte<br />
ergeben. Eine genaue Dokumentation<br />
sollte selbstverständlich sein.<br />
Das Fazit<br />
Im Bestand mit Camping-Kunden<br />
sollten Vermittler die Reise-Hausratversicherung<br />
standardmäßig anbieten,<br />
um Haftungsrisiken zu vermeiden,<br />
wenn die Außenversicherung<br />
der Hausratversicherung gegebenenfalls<br />
nicht greift. Für die Neukundenakquise<br />
ist die WoMobil-Versicherung<br />
beim klassischen Makler eher<br />
ungeeignet, denn hier stünde ein<br />
recht hoher Aufwand (zum Beispiel<br />
durch soziale Medien oder Anzeigen)<br />
einem recht geringen Beitrag gegenüber.<br />
Makler Oliver Mest prüft<br />
regel mäßig Tarife<br />
für <strong>procontra</strong><br />
Hier geht es zur<br />
Gesamtübersicht:<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
54 | GIPFELTREFFEN Biometrie<br />
Biometrie<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Biometrie GIPFELTREFFEN | 55<br />
»Seid mutig in der Beratung!«<br />
Beim Gipfeltreffen Biometrie haben vier Vertreter von Versicherern diverse Ideen für den<br />
Vertrieb von BU-Policen – auch im Betrieb. Und alle fordern Vermittelnde zum Dialog auf.<br />
MODERATION: SARAH SCHRÖTER<br />
<strong>procontra</strong>: Herzlich willkommen zum<br />
Gipfeltreffen Biometrie. Anhand von<br />
Thesen diskutieren wir dieses Thema<br />
aus verschiedenen Blickwinkeln. Die<br />
erste Behauptung: Bedingungswerke<br />
sind qualitativ ausgereizt, ein wirklicher<br />
Wettbewerb zwischen den Versicherern<br />
findet hier nicht mehr statt. Welchen<br />
Versicherer ein Makler auswählt, ist<br />
somit unerheblich geworden. Was sagen<br />
Sie dazu?<br />
Jörg Illing: „Qualitativ ausgereift“ – das<br />
ist thesenhaft scharf formuliert. Grundsätzlich<br />
haben sich die Bedingungen<br />
über die Zeit enorm weiterentwickelt.<br />
Mittlerweile schleifen wir an Nuancen<br />
wie Nachversicherungsgarantien und<br />
ähnlichen Klauseln. Dennoch ist es nicht<br />
unerheblich, welchen Anbieter man<br />
wählt. Neben dem Bedingungswerk<br />
spielen weitere Faktoren auch für Makler<br />
eine Rolle. Zum Beispiel die Qualität<br />
der Prozesse mit einem Versicherer,<br />
dessen Annahmepolitik, wie werden<br />
Leistungen reguliert und so weiter. Was<br />
nutzt das beste Bedingungswerk, wenn<br />
ein Kunde am Ende keinen Anspruch<br />
auf Leistung hat, weil die Leistungsabteilung<br />
alles haarklein auseinandernimmt,<br />
mit dem Ziel, einen Schadensausgleich<br />
zu verweigern? Nahezu<br />
alle Tarifvergleiche belegen das hohe<br />
Niveau der Bedingungswerke, aber dahinter<br />
gibt es sehr große Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen Versicherern.<br />
Michael Hinz: Tatsächlich ist das Niveau<br />
der Bedingungswerke heute bereits<br />
recht hoch. Allerdings ist längst nicht<br />
alles ausgereizt. Gerade erst hat eine<br />
99 %<br />
der neuen Berufsbilder<br />
finden einen Weg in die<br />
Versicherungswirtschaft.<br />
Jörg Illing<br />
Studie aufgezeigt, dass 40 Prozent der<br />
Versicherer die Marktstandards bei den<br />
Bedingungen nicht erfüllen. Das lässt<br />
reichlich Raum für Wettbewerb – und<br />
der findet auch statt. Jeder Versicherer<br />
baut irgendwo Besonderheiten ein,<br />
setzt eigene Schwerpunkte und spricht<br />
gezielt bestimmte Kundengruppen an.<br />
Insofern wird es immer Modifikationen<br />
geben. Das ist ein dynamischer Prozess<br />
ganz im Sinne der Kunden.<br />
Panos Kalantzis: Ich sehe das genauso.<br />
Es gibt immer noch sehr viele Tarife, die<br />
unter dem Marktdurchschnitt liegen.<br />
Und zwischen den überdurchschnittlichen<br />
Verträgen findet man trotzdem<br />
einige Abweichungen. Zum Beispiel<br />
hat inzwischen fast jeder Anbieter eine<br />
Nachversicherungsgarantie. Die Ausgestaltung<br />
dieses Bausteins ist aber sehr<br />
unterschiedlich – je nachdem, welche<br />
Zielgruppe ein Makler bedient.<br />
<strong>procontra</strong>: Kommen wir bitte zu einem<br />
anderen Bereich. Meine These: Die<br />
vereinbarten Renten der BU-Versicherungen<br />
sind gering. Auch eine betriebliche<br />
BU-Police kann dieses Problem<br />
nicht lösen.<br />
Hinz: Ja, es gibt Analysen, die eine<br />
geringe durchschnittliche vereinbarte<br />
Rente der Versicherer ausweisen.<br />
Beachten muss man aber, dass dabei<br />
der Gesamtbestand eines Versicherers<br />
betrachtet wird; bei Signal Iduna zum<br />
Beispiel über die vergangenen 50 Jahre.<br />
Darin sind sehr viele Zusatzversicherungen<br />
mit bestimmungsgemäß geringeren<br />
Leistungen enthalten. Unter dem<br />
Strich kommt dann eine relativ kleine<br />
durchschnittliche BU-Rente heraus.<br />
Schaut man nur auf die aktuellen Abschlüsse,<br />
sind die vereinbarten Leistungen<br />
deutlich höher. Und dann müssen<br />
wir noch differenzieren: Bei wem ist die<br />
vereinbarte Rente wirklich zu niedrig<br />
und bei wem angemessen? Bei handwerklichen<br />
Berufen, die ein höheres<br />
Risiko einer Berufsunfähigkeit haben,<br />
ist oft der Preis der limitierende Faktor.<br />
Signal Iduna ist auch bei Beamten sehr<br />
aktiv. Hier begrenzt eine bereits hohe<br />
Vorleistung des Dienstherrn im Fall<br />
einer Berufsunfähigkeit das notwendige<br />
private Leistungsniveau. Insgesamt<br />
bin ich der Meinung, dass die aktuell<br />
abgeschlossenen Rentenhöhen in die<br />
richtige Richtung weisen. Gewiss ist die<br />
Rente nicht immer vollständig ausfinanziert.<br />
Aber dann kommt zusätzlich die<br />
betriebliche BU-Rente ins Spiel. Diese<br />
wird aus dem Bruttolohn finanziert, ist<br />
also steuer- und sozialabgabenfrei.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
56 | GIPFELTREFFEN Biometrie<br />
Eventuell legt der Arbeitgeber noch<br />
was drauf, sodass die Chance auf eine<br />
insgesamt deutlich höhere Rente im<br />
Alter steigt. Allerdings setzen viele<br />
Unternehmen zum Beispiel Limits, bis<br />
zu welcher Höhe Arbeitnehmer ohne<br />
Gesundheitsprüfung ihr BU-Risiko absichern<br />
können. Aber auf jeden Fall hilft<br />
eine Betriebs-BU, das Risiko auszufinanzieren.<br />
Kalantzis: Da bin ich zum Teil anderer<br />
Meinung. Jeden Tag sehe ich auf<br />
meinem Bildschirm viele Anträge auf<br />
eine BU-Police. Und leider werden<br />
immer noch viele Erstverträge mit<br />
geringen Renten abgeschlossen, also<br />
mit Leistungen um 1.000 Euro herum,<br />
und das bei Berufsgruppen, die definitiv<br />
mehr verdienen. Verträge mit noch<br />
niedrigeren Renten um 500 Euro habe<br />
ich zum Glück schon sehr lange nicht<br />
mehr gesehen. Die Frage ist: Welchen<br />
Ansatz verfolgt die jeweilige Vermittlerin<br />
oder der jeweilige Vermittler,<br />
Empfehlung in Richtung Vollkasko-<br />
oder Teilkaskoabsicherung? Wobei die<br />
Beratung immer vor einem gesamtwirtschaftlichen<br />
Hintergrund erfolgt.<br />
<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie damit<br />
konkret?<br />
Kalantzis: Aktuell zum Beispiel müssen<br />
Berater die hohe Inflation berücksichtigen.<br />
Und hier sehe ich, dass aktuell<br />
mehr dynamische Beitragsanpassungen<br />
abgeschlossen werden, die Inflation<br />
also im Tarif berücksichtigt wird. In<br />
der Vergangenheit musste ich immer<br />
»Leider werden<br />
immer noch viele<br />
Erstverträge mit<br />
geringen BU-Renten<br />
abgeschlossen.«<br />
Panos Kalantzis<br />
wieder bei Beratenden nachfragen, ob<br />
sie die Dynamik vergessen haben oder<br />
ein Verzicht darauf beabsichtigt ist. In<br />
diesem Zusammenhang sind auch die<br />
bereits erwähnten Nachversicherungsgarantien<br />
wichtig – sowohl für den<br />
Kunden als auch betriebswirtschaftlich<br />
für den Vermittelnden. Letztere sollten<br />
Hinweise und Erinnerungen an Nachversicherungsgarantien<br />
in ihre Prozesse<br />
integrieren, damit sie frühzeitig auf den<br />
Kunden zugehen und dort den Status<br />
quo bzw. mittlerweile entstandenen<br />
Absicherungsbedarf ermitteln. Was die<br />
betriebliche BU betrifft, bin ich derselben<br />
Auffassung wie Herr Hinz. Allein<br />
auf die betriebliche BU verlassen sollte<br />
man sich aber nicht. Sinnvoll ist eine Art<br />
Zwei-Säulen-Modell aus privater und<br />
betrieblicher BU-Versicherung. Laut<br />
dem Gesamtverband der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft liegt die durchschnittliche<br />
BU-Rente bei 13.000 Euro<br />
im Jahr. Das ist tatsächlich wenig. Daran<br />
müssen wir alle arbeiten.<br />
Panos Kalantzis ist seit September<br />
2019 als Biometrie-Spezialist für die<br />
Bayerische tätig. In dieser Funktion<br />
nutzt er seine 32-jährige Berufserfahrung,<br />
um die Vertriebspartner des<br />
Versicherers bei fachlichen, vertrieblichen<br />
und prozessualen Fragen rund<br />
um die Beratung und Vermittlung<br />
von Berufsunfähigkeits-, Dienstunfähigkeits-<br />
und Grundfähigkeitsversicherungen<br />
zu unterstützen. Seine<br />
Vorträge, Seminare und Workshops<br />
sind durch seine Vorliebe für das<br />
Kleingedruckte geprägt.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Biometrie GIPFELTREFFEN | 57<br />
Anteile in % <br />
rauf achten, dass die BU-Rente im Alter<br />
auch tatsächlich höher ist als die Sozialleistungen.<br />
Sonst macht sich ein Makler<br />
angreifbar. Das wissen die Vermittler<br />
und dokumentieren die Beratung auch.<br />
<strong>procontra</strong>: Die nächste Behauptung<br />
ist wieder ein bisschen provokativ. Sie<br />
lautet: Die betriebliche BU-Versicherung<br />
hat zu viele Nachteile, um flächendeckend<br />
zu einem Erfolg zu werden. Herr<br />
Schröter, was sagen Sie dazu?<br />
Schröter: Öffentlich wird zu wenig<br />
über die Vorteile diskutiert. Natürlich<br />
ist es einfacher, direkt einzelne Kunden<br />
zu beraten, als den Umweg über die<br />
Chefetagen kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
zu gehen. Auf der anderen<br />
Seite beherrschen im Markt nur Makler<br />
und Maklerversicherer das Thema bBU,<br />
Psyche führt BU-Gründe an<br />
Häufigste Ursachen für Berufs- und Erwerbsunfähigkeit<br />
Herz-Kreislauf-System<br />
Nervensystem<br />
Unfall<br />
Übrige<br />
Bewegungsapparat<br />
40 %<br />
der Versicherer erfüllen den Marktstandard<br />
bei den Bedingungen nicht.<br />
Michael Hinz<br />
8,2<br />
10,1<br />
7,6<br />
19,1<br />
6,1<br />
29,5<br />
19,3<br />
Krebs<br />
André Schröter: Die Frage nach den<br />
geringen BU-Renten hat ja einen Grund.<br />
Wohl alle Arbeitenden haben Angst, ihre<br />
Arbeitskraft zu verlieren und berufsunfähig<br />
zu werden. Aber das subjektive<br />
Risiko, dass es gerade mich trifft, das<br />
nimmt ab. Deshalb verzichten viele<br />
Menschen darauf, sich durch Beiträge<br />
von monatlich 50 bis 80 Euro abzusichern.<br />
Seit Jahren gelingt es unserer<br />
Branche nicht, die Durchdringungsquote<br />
von bundesweit rund einem Drittel zu<br />
erhöhen. So, und jetzt kommt die Verknüpfung<br />
zur betrieblichen BU: Wenn<br />
wir eine Brücke bauen zu den Unternehmen<br />
und deren Belegschaft, dann<br />
hätten in fünf bis zehn Jahren gewiss<br />
deutlich mehr Menschen ihre Arbeitskraft<br />
abgesichert. Meiner Meinung nach<br />
ist das sogar der Weg, um die Durchdringung<br />
zu erhöhen. Über die Höhe der<br />
vereinbarten Renten kann man immer<br />
streiten. Wir bei Swiss Life bieten für<br />
Geschäftsführende 3.000 Euro und für<br />
Belegschaftsangehörige 2.000 Euro.<br />
Gemessen an den vereinbarten Durchschnittsrenten<br />
im Neugeschäft ist das<br />
eine sehr gute Absicherungshöhe, die<br />
eine private BU ergänzen kann oder<br />
auch als Standalone-Lösung wirken<br />
kann. Wichtig ist eine weitgehende<br />
Finanzierung durch Arbeitgeber. Das<br />
macht uns die private Krankenversicherung<br />
mit ihren zunehmend rein<br />
arbeitgeberfinanzierten betrieblichen<br />
Krankenzusatzpolicen vor, davon können<br />
wir viel lernen.<br />
Illing: Jeder Vermittler berät aus einer<br />
anderen Perspektive. Beratung im<br />
Finanzdienstleistungskonzern findet<br />
anders statt als durch einen BU-Spezialisten.<br />
Diese teilten zum Beispiel oft<br />
Renten auf, sichern in Summe aber<br />
ausreichend ab. Viele Profis schließen<br />
für einen Ingenieur eben nicht nur eine<br />
BU-Police bei einem Versicherer ab. So<br />
etwas zeigen Durchschnittswerte vom<br />
Verband nicht.<br />
Hinz: Ohnehin muss jeder Makler daalso<br />
betriebliche BU. Das machen weder<br />
Banken noch Vertriebe noch Digitalversicherer.<br />
Im Moment jedenfalls ist der<br />
Auftrag eindeutig bei uns. Und die Tarife<br />
der führenden Versicherer sind absolut<br />
überzeugend. Deshalb muss man heute<br />
nicht mehr über vermeintliche Nachteile<br />
sprechen. Ich kann allen Maklerinnen<br />
und Maklern nur empfehlen, das<br />
Thema bBU offensiv anzupacken. Und<br />
wenn die Kundenansprache vor dem<br />
Hintergrund des Fachkräftemangels<br />
erfolgt, bin ich überzeugt, dass wir über<br />
die bBU die Durchdringung im Markt<br />
steigern können.<br />
Psyche<br />
Kalantzis: Ich stimme dem teilweise<br />
zu, die Vorteile sind wirklich enorm,<br />
aber manche Nachteile können wir<br />
Quelle: GDV<br />
nicht einfach unter den Tisch kehren.<br />
Zum Beispiel ist die Fluktuation in den<br />
Betrieben sehr hoch. Stichwort: Portabilität.<br />
Ein Kunde schließt zum Beispiel<br />
eine bBU ab. Fünf Jahre später hat er<br />
ein, zwei Wehwehchen oder körperliche<br />
Leiden mehr. Dann hat er keine<br />
Möglichkeit mehr, den Vertrag eins zu<br />
eins zum neuen Arbeitgeber mitzunehmen;<br />
zumindest muss der neue Chef<br />
zustimmen. Oft tut er das nicht, und<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
58 | GIPFELTREFFEN Biometrie<br />
André Schröter ist seit September<br />
2021 Leiter der Vertriebsdirektion<br />
West für den Intermediärvertrieb<br />
der Swiss Life, Niederlassung für<br />
Deutschland. Vor seiner neuen Tätigkeit<br />
bei Swiss Life war er zehn Jahre<br />
lang im Vertrieb der Gothaer Leben<br />
tätig. Schröter ist studierter Wirtschaftswissenschaftler<br />
und Fachwirt<br />
für Finanzen und Versicherungen.<br />
dann muss der Kunde den BU-Vertrag<br />
privat fortführen. Solche Kunden<br />
brauchen dann die Hilfe von Maklerinnen<br />
und Maklern. Kurz: Die bBU hat<br />
viele Vorteile. Aber gute Beratung und<br />
Betreuung sind entscheidend.<br />
Hinz: Also, der Vorteil, mit einer vereinfachten<br />
oder ganz ohne Gesundheitsprüfung<br />
diesen wichtigen Schutz zu<br />
bekommen – und dann gegebenenfalls<br />
auch noch vom Arbeitgeber finanziert –,<br />
ist ein starkes Argument für einen<br />
Abschluss. Wir haben jetzt bei einer<br />
großen Klinikkette eine bBU platzieren<br />
können. Daran sieht man: Die Nachfrage<br />
ist da. Und wenn ein Arbeitnehmer die<br />
Absicherung dann hat und irgendwann<br />
das Unternehmen wechselt, kommen<br />
viele Versicherer ihm ein Stück weit entgegen.<br />
Zum Beispiel kann die Leistung<br />
angepasst werden, um einen Vertrag<br />
über den neuen Betrieb weiterlaufen<br />
zu lassen. Meiner Meinung nach hat die<br />
bBU eine große Zukunft.<br />
<strong>procontra</strong>: Mit meiner nächsten These<br />
ziehe ich das Thema weiter auf und<br />
komme zu den psychischen Erkran-<br />
»Der Schlüssel<br />
für eine höhere<br />
Durchdringung<br />
im Markt ist die<br />
betriebliche BU.«<br />
kungen. Diese nehmen Studien zufolge<br />
weiter zu. Aber mit ihrer restriktiven<br />
Annahmepolitik verweigern sich die<br />
Versicherer, dieser Entwicklung etwas<br />
entgegenzusetzen. Stimmen Sie dem<br />
zu, Herr Kalantzis?<br />
André Schröter<br />
Kalantzis: Ich antworte mal diplomatisch<br />
mit einem Jein. Es gibt Versicherer,<br />
die hier keine oder kaum Leistungen<br />
anbieten möchten. Aber die Branche ist<br />
in Bewegung.<br />
Die Bayerische zum Beispiel hat den<br />
Ansatz, jeden Antrag auf Absicherung<br />
individuell zu prüfen und nicht mehr<br />
nach Matrix. Und es freut mich sehr,<br />
dass mittlerweile andere Versicherer<br />
das auch so machen. Die Branche darf<br />
zwar nicht die Erwartungshaltung<br />
wecken, jeder Kunde mit psychischen<br />
Vorerkrankungen bekomme privaten<br />
Versicherungsschutz. Aber eine psychische<br />
Vorerkrankung ist per se kein<br />
Verweigerungsgrund.<br />
Illing: Wir als Hannoversche haben<br />
schon immer eine individuelle Risikobeurteilung<br />
durchgeführt; das machen<br />
wir seit 1925 so. Ein Kollege aus der Leistungsabteilung<br />
sagt immer: Da ist kein<br />
Fall wie der andere. Möglicherweise<br />
kann man einen Kunden mit Zuschlägen<br />
versichern, mit psychischen Klauseln<br />
und so weiter. Ein Versicherer muss im<br />
Underwriting immer genau hinschauen,<br />
die Maklerin oder den Makler miteinbeziehen<br />
und letztlich einen individuellen<br />
Weg finden. Das steife Festhalten an<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Biometrie GIPFELTREFFEN | 59<br />
einer Annahmematrix ist gewiss der<br />
falsche Weg – das gilt nicht nur für den<br />
Bereich Psyche. Die Maklerinnen und<br />
Makler da draußen im Markt wissen<br />
relativ genau, bei welchem Versicherer<br />
sie Voranfragen starten. Dann sprechen<br />
sie oft mit den infrage kommenden<br />
Risikoträgern und verschaffen ihren<br />
Kunden den Schutz.<br />
<strong>procontra</strong>: Maklerinnen und Makler<br />
sollen also in den aktiven Dialog gehen?<br />
Illing: Ja, klar. Wir haben dafür zehn<br />
Maklerbetreuer. Die brennen quasi<br />
darauf, angesprochen zu werden. Die<br />
Betreuer stimmen gegebenenfalls einen<br />
Antrag mit unserem Underwriting ab.<br />
Das läuft in der Praxis bei wichtigen<br />
Kunden automatisch.<br />
Schröter: Man muss auch sehen, dass<br />
sich generell der Blick auf Erkrankungen<br />
mit der Zeit verändert. Wir als Konsortialführerin<br />
bei der KlinikRente, Chemie-<br />
Rente und MetallRente entwickeln uns<br />
bei den Annahmerichtlinien und den<br />
Krankheitsbildern gemäß dem medizinischen<br />
Fortschritt weiter. Der Wettbewerb<br />
dreht sich längst nicht nur um den<br />
Preis und die Bedingungswerke. Weitere<br />
Kriterien sind zum Beispiel die Annahme,<br />
die Erreichbarkeit der Mitarbeiter in<br />
der Risikoprüfung, um zu klären, welche<br />
Arztberichte für eine Risikovoranfrage<br />
benötigt werden, und so weiter. Auch an<br />
dieser Stelle trennt sich die Spreu vom<br />
Weizen. Ich vermute mal, die anderen<br />
»Hinter den Bedingungswerken<br />
gibt es<br />
große Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen<br />
Versicherern.«<br />
Jörg Illing<br />
Versicherer hier am Tisch stimmen diesem<br />
skizzierten Entwicklungstrend zu.<br />
Hinz: Bei der Risikozeichnung geht es<br />
auch darum, gegenüber dem Kunden<br />
fair zu bleiben und die Beiträge stabil<br />
zu halten. Wer jedes Risiko nimmt, ist<br />
bald mit steigenden Leistungsausgaben<br />
konfrontiert und muss die Beiträge<br />
erhöhen. Insofern muss sich jeder<br />
Versicherer überlegen, welche Risiken<br />
er finanzieren kann. Was die Psyche<br />
betrifft, so schauen wir als Signal Iduna<br />
uns jedes einzelne Risiko genau an. Eine<br />
pauschale Ablehnung gibt es nicht. Aber<br />
wie jeder Versicherer müssen auch wir<br />
das Kollektiv schützen, das heißt einige<br />
Risiken nicht zeichnen. Grundsätzlich<br />
ist es unser Ziel, viele Interessenten<br />
anzunehmen möglichst ohne Ausschlüsse<br />
oder Beitragszuschläge. In diesem<br />
Kontext bewegen wir uns und versuchen<br />
sowohl für den Vertrieb wie für<br />
das Kollektiv der Versicherten das Beste<br />
rauszuholen.<br />
Jörg Illing ist gelernter Versicherungskaufmann<br />
und seit 1986 für die<br />
Hannoversche im Einsatz. Angefangen<br />
mit dem Aufbau des Vermittlervertriebs,<br />
verantwortet der zertifizierte<br />
D.I.S.G.-Coach nach Wiley<br />
seit mehreren Jahren das Partner<br />
Service Center, die Vertriebspartnerbetreuung<br />
und das Key Account<br />
Management in Deutschland und<br />
Österreich. Neben dem Vermittlergeschäft<br />
gehört seine Leidenschaft<br />
dem Coaching und der Persönlichkeitsentwicklung.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
60 | GIPFELTREFFEN Biometrie<br />
<strong>procontra</strong>: Den Aspekt „welches Risiko<br />
zu welchem Preis“ würde ich gerne<br />
vertiefen. Vergleichsweise einfach und<br />
attraktiv ist das bei den Berufen mit<br />
gutem Risikoprofil. Dazu lautet meine<br />
nächste These: Die Versicherer werben<br />
mit einer aggressiven Preisgestaltung<br />
um die vermeintlich „guten“ Risiken.<br />
Dabei sind gerade diese Berufsgruppen<br />
vom Anstieg psychischer Probleme<br />
betroffen, heißt es bei Franke und Bornberg.<br />
Insofern nehmen die Versicherer<br />
zukünftige Beitragssprünge in Kauf.<br />
Schröter: Im Grunde würde ich keinem<br />
Versicherer ein mangelndes Aktuariat<br />
unterstellen. Aber es gibt immer wieder<br />
mal Anbieter, die versuchen innerhalb<br />
eines begrenzten Zeitraums bei bestimmten<br />
Berufsgruppen mehr Geschäft<br />
zu machen. Diese Unternehmen<br />
stehen dann bei den Vergleichern eine<br />
Zeit lang ganz oben in der Rangliste,<br />
verschwinden dann aber auch wieder<br />
daraus. Dass dauerhaft Risiken gegen<br />
die Meinung der Versicherungsmathematiker<br />
gezeichnet werden oder gegen<br />
die Meinung des Rückversicherers, das<br />
kann ich mir im Markt nicht vorstellen.<br />
Das Pricing in der Branche halte ich für<br />
gesund, mit der Einschränkung, dass es<br />
immer wieder mal für eine kurze Zeit<br />
Ausreißer gibt, die schnell Marktanteile<br />
erobern möchten. Maklerinnen und<br />
Makler achten aber aus meiner Erfahrung<br />
auf das Gesamtpaket.<br />
Kalantzis: Was sind denn die vermeintlich<br />
„guten“ Risiken, welche die Versicherer<br />
angeblich so günstig einkaufen?<br />
Das ist eine Frage der Definition. Kürzlich<br />
habe ich eine Statistik gesehen mit<br />
Tagen der Arbeitsunfähigkeit bei Burnout,<br />
was ja psychische Erkrankungen<br />
sind. Ganz oben standen keine akademischen<br />
Berufsgruppen, die allgemein<br />
als „gute“ Risiken eingestuft werden.<br />
Daher stimme ich Herrn Schröter zu,<br />
dass Versicherer nicht Tarife gegen den<br />
Rat ihrer Aktuare in den Markt drücken.<br />
Hinz: Das sehe ich ebenso. Bei uns<br />
»Beim Thema Portabilität<br />
kommen<br />
Versicherer Arbeitnehmern<br />
ein Stück<br />
weit entgegen.«<br />
haben akademische Berufe günstige<br />
Prämien. Wir wissen aus unserer Erfahrung,<br />
dass diese Personen mit zumeist<br />
hohem Einkommen fast alles tun, um<br />
berufsfähig zu bleiben, da spielt auch<br />
das persönliche Ansehen eine Rolle.<br />
Burn-out spielt eher bei Sozialberufen<br />
eine große Rolle.<br />
Michael Hinz<br />
Illing: In diesem Fall sind wir uns alle<br />
einig. In Deutschland macht keiner<br />
etwas richtig Unanständiges. Bei den<br />
Vergleichern drängen immer wieder mal<br />
Versicherer an die Spitze der Rangliste.<br />
Oft geht es hier um Cent-Beträge, ob<br />
ein Anbieter auf Platz eins oder Platz<br />
sechs landet. Das sind aber Auswüchse,<br />
die nicht den breiten Markt repräsentieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Ich komme zur letzten These:<br />
Der Arbeitsmarkt schafft neue Berufsbilder<br />
vor allem für junge Menschen<br />
in digitalen Branchen. Die Versicherer<br />
reagieren hierauf zu schwerfällig. Die<br />
Absicherung der Arbeitskraft wird unnötig<br />
erschwert.<br />
Michael Hinz arbeitet sei 25 Jahren<br />
für Signal Iduna und ist dort<br />
verantwortlich für das bundesweite<br />
Spezialisten-Management<br />
Lebensversicherung, Unfallversicherung<br />
und Finanzzweige im<br />
freien Vertrieb. Hinz hat den Studienabschluss<br />
Master of Business<br />
Administration Versicherungsmanagement.<br />
Hinz: Auch aus meiner Erfahrung haben<br />
sich in der Vergangenheit etliche Versicherer<br />
auf alte Berufstabellen zurückgezogen.<br />
Wir selbst hatten vor ein paar<br />
Jahren rund 2.500 Berufe aufgelistet.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Biometrie GIPFELTREFFEN | 61<br />
Mittlerweile sind wir aber bei circa<br />
9.000, die wir individuell bewerten. Das<br />
hat sich also deutlich gewandelt. Wir<br />
schauen uns zeitnah neue Berufsbilder<br />
an, auch mithilfe der Berufsbildungseinrichtungen<br />
und Handwerkskammern.<br />
Illing: Da ist tatsächlich mittlerweile<br />
viel Dynamik drin. Die Erstversicherer<br />
werden dabei von den Rückversicherern<br />
unterstützt. Aber richtig ist auch, dass<br />
man selbst in den jetzt langen Tabellen<br />
nicht jeden Beruf findet. 99 Prozent der<br />
neuen Berufsbilder finden einen Weg<br />
in die Versicherungswirtschaft, aber<br />
1 Prozent nicht. An welchen Kriterien<br />
etwa sollte man die Berufsunfähigkeit<br />
eines Reality Stars festmachen?<br />
Schröter: Natürlich ist es nicht leicht,<br />
bei neu auftretenden Berufsbildern<br />
eine Einstufung vorzunehmen. Hier hilft<br />
vor allem Kommunikation. Maklerinnen<br />
und Makler können Tätigkeiten eines<br />
potenziellen Kunden auch mit Versicherern<br />
diskutieren. Ergänzen möchte ich,<br />
dass sich auch bestehende Berufsbilder<br />
verändern. Ein Beispiel ist der Landwirt.<br />
Der hat vor 15, 20 Jahren viel körperlicher<br />
gearbeitet und setzt heute stark<br />
auf Technologie. Oder ein Schornsteinfeger,<br />
der nur noch selten aufs Dach<br />
steigt und sich zum Energieberater<br />
wandelt. Wir verfolgen diese Entwicklungen<br />
immer eng und aktualisieren da,<br />
wo möglich und nötig.<br />
Kalantzis: Diese Dynamik wird auch<br />
bei der Antragsstellung sichtbar. Heute<br />
reicht es nicht mehr, einfach nur die<br />
Berufsbezeichnung einzutragen. Zudem<br />
werden der Arbeitsablauf und die<br />
Ausgestaltung des Arbeitsplatzes kurz<br />
beschrieben. Daraus ergibt sich dann<br />
die Einstufung. Diese feine Analyse ist<br />
die Zukunft.<br />
<strong>procontra</strong>: Zum Schluss möchte ich<br />
Sie bitten, ein paar Worte direkt an die<br />
Maklerinnen und Makler zu richten. Was<br />
sollten sie von diesem Gipfeltreffen an<br />
Erkenntnissen und Impulsen mitnehmen?<br />
Kalantzis: Das Thema biometrische<br />
Risiken, also Arbeitskraftabsicherung,<br />
ist für alle Menschen extrem wichtig –<br />
daher auch für jede Maklerin und jeden<br />
Makler. Für sie lohnt es sich, tief in die<br />
Materie einzutauchen. Die Bayerische<br />
hilft dabei mit Rat und Tat. Ich persönlich<br />
stehe für ihre Unterstützung zur<br />
Verfügung.<br />
Schröter: Ich habe zwei Botschaften.<br />
Die erste: Seid mutig in der Beratung!<br />
Sie ist vielfältig und chancenreich. Holt<br />
euch die dafür benötigten Informationen.<br />
Die zweite: Der Schlüssel für eine<br />
höhere Durchdringung im Markt ist die<br />
bBU bzw. die arbeitgeberfinanzierte<br />
bBU. Sensibilisiert die Geschäftsführerinnen<br />
und Geschäftsführer kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen für das<br />
Thema Arbeitskraftabsicherung. Angst<br />
vor Berufsunfähigkeit hat jede Mitarbeiterin<br />
und jeder Mitarbeiter. Und aus<br />
Maklersicht ist das Thema besonders<br />
bestandssicher. Corona hat gezeigt:<br />
Die Verträge werden viel seltener<br />
beitragsfrei gestellt als zum Beispiel die<br />
Fondspolice. Auch deshalb macht BU<br />
für Maklerinnen und Makler betriebswirtschaftlich<br />
Sinn.<br />
Illing: Die Kollegen haben bereits gute<br />
Botschaften formuliert. Ergänzend<br />
Kaum abgelehnte Anträge<br />
möchte ich einen praktischen Hinweis<br />
geben: Es gibt für fast jeden Kunden<br />
eine individuelle Lösung. Dafür stehen<br />
die Maklerbetreuer der Hannoverschen<br />
als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Man muss nur über Berufsbilder und<br />
Absicherungsmöglichkeiten reden. Je<br />
Annahme von Verträgen der BU-Versicherungen<br />
Mit Ausschlüssen und Zuschlägen 1<br />
Abgelehnte Anträge<br />
Keine Rückmeldung<br />
3 3 3 Mit Zuschlägen<br />
Mit Ausschlüssen 11<br />
Anteile in % <br />
79<br />
besser Anfragen und Anträge vorbereitet<br />
sind, desto leichter fällt uns die<br />
Zusage.<br />
Angenommen<br />
Hinz: Biometrie ist die Kernkompetenz<br />
der Versicherungswirtschaft. Nur wir<br />
stellen gute Lösungen bereit. Wichtig<br />
ist, die Kunden auf die persönlichen<br />
Folgen aus einer BU hinzuweisen.<br />
Vermittelnde können sich über die<br />
Maklerhomepage von SIGNAL IDUNA<br />
die Lösungen für Beamte und Handwerker<br />
anschauen und bei Fragen liebend<br />
gerne auf uns zukommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Herzlichen Dank!<br />
Quelle: GDV<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
62 | FOKUS SDV AG<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
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SDV AG FOKUS | 63<br />
FOKUS<br />
SDV AG<br />
Im Poolmarkt<br />
bleibt alles anders<br />
Übernahmen und Kooperationen sind<br />
im Maklerpoolmarkt nichts Neues. Im<br />
klassischen Fall verbünden sich Pools,<br />
deren Kernkompetenzen – etwa Versicherungen<br />
und Investment – sich gut<br />
ergänzen. Auch Technologie spielt eine<br />
immer wichtigere Rolle. In den letzten<br />
Jahren allerdings ist ein regelrechter<br />
Kauf- und Kooperationsrausch zu beobachten.<br />
Dabei übernehmen zum einen<br />
Pools ihre Wettbewerber, zum anderen<br />
steigen Private-Equity-Unternehmen bei<br />
etablierten Abwicklern ein. Schlagzeilen<br />
machten zuletzt die britische Hg Capital<br />
(Fonds Finanz, DEMV) und die US-amerikanische<br />
Warburg Pincus (blau direkt).<br />
Für die Pools bedeutet das satte Kapitalspritzen,<br />
mit denen sich Marktanteile<br />
gewinnen lassen, nicht zuletzt durch<br />
die Übernahme von Konkurrenten. Dem<br />
steht indes ein erhöhter Renditedruck<br />
gegenüber, denn die neuen Herren im<br />
Haus haben sich nicht aus Altruismus in<br />
die Pools eingekauft.<br />
Ist diese Entwicklung nun für Makler<br />
begrüßenswert, weil sie den Serviceund<br />
Technikfortschritt vorantreibt?<br />
Oder führt sie zu einer Verarmung des<br />
Poolangebots und macht die Vermittler<br />
zu anonymen Zulieferern? Darüber gibt<br />
es in der Branche divergierende<br />
Ansichten. Tobias Masuch, der im<br />
vergangenen Jahr als Gebietsdirektor<br />
von der HanseMerkur zum Augsburger<br />
Pool SDV AG in der Funktion des<br />
Bereichsleiters Vertrieb wechselte, sieht<br />
den Einstieg von Private-Equity-Gesellschaften<br />
bei Pools kritisch: „Es ist<br />
fraglich, ob die Beteiligung rein renditeorientierter<br />
Finanzinvestoren, die sich<br />
nur kurzfristig an Unternehmen<br />
beteiligen und ihre Beteiligungen dann<br />
Foto: everythingpossible<br />
mit Gewinn verkaufen wollen, für<br />
Makler von Vorteil ist“, gibt er im<br />
<strong>procontra</strong>-Interview zu bedenken. Die<br />
SDV AG zeigt indessen, dass führende<br />
Technologie keine Frage der Poolgröße<br />
ist. Digitalisierung wird seit der Gründung<br />
2009 großgeschrieben. Dass der<br />
Pool die Finanzkraft der SIGNAL IDUNA<br />
Gruppe im Rücken hat – von der er<br />
ansonsten unabhängig agiert –, dürfte<br />
dabei von Vorteil gewesen sein. Lesen<br />
Sie das komplette Interview mit Tobias<br />
Masuch auf den Folgeseiten.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
Anzeige
64 | FOKUS SDV AG<br />
»Wir sind derzeit der sicherste<br />
Pool auf dem Markt«<br />
Im Interview erläutert Tobias Masuch, Bereichsleiter Vertrieb der SDV AG,<br />
die Gründe für die Ausnahmestellung seines Hauses, die breite Servicepalette<br />
für Kooperationspartner und die strukturellen Umbrüche in der Poollandschaft.<br />
SW SEBASTIAN WILHELM<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Masuch, Sie sind im<br />
letzten Jahr von einem großen Versicherer<br />
zur SDV AG gewechselt – was hat Sie<br />
von dem Pool überzeugt?<br />
Tobias Masuch: Ich bin sozusagen vom<br />
Dampfer auf das Schnellboot umgestiegen!<br />
Besonders überzeugt haben mich<br />
die Werte des Unternehmens: Beharrlichkeit,<br />
Loyalität, Transparenz und<br />
Seriosität gegenüber den Menschen,<br />
gepaart mit einer ständigen Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens und dem<br />
eigenen Anspruch, den bestmöglichen<br />
Service zu bieten und auszubauen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Services bietet die<br />
SDV AG denn kooperierenden Maklern?<br />
Masuch: Bei uns erhalten Kooperationspartner<br />
ein Rundum-sorglos-Paket:<br />
ein komplettes Technologiepaket zur<br />
Abwicklung ihres Tagesgeschäfts, Unterstützung<br />
durch unsere Vertriebslotsen<br />
sowie eine Leadplattform, eine Online-<br />
Antragsstrecke, einen Online-Marketing-Service,<br />
Dokumentenmanagement,<br />
unsere eigene App und viele weitere<br />
Services. Auf alle im Einzelnen einzugehen,<br />
würde jedoch den Rahmen des<br />
Interviews sprengen. Man könnte sagen,<br />
wir sind die All-in-One-Lösung für den<br />
Makler. Wir verstehen uns als Rundum-<br />
Service- und -Unternehmensberater für<br />
unsere Kooperationspartner.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie genau greifen Ihre<br />
Vertriebslotsen den Maklern unter die<br />
Arme?<br />
Masuch: Unsere Vertriebslotsen<br />
unterstützen mittlerweile seit über<br />
einem Jahr unsere Makler. Hinter den<br />
Mitarbeitern stecken hoch qualifizierte<br />
Fachkräfte, die bereits selbstständig im<br />
Vertrieb oder als Makler tätig waren.<br />
Sie fungieren als persönliche Ansprechpartner<br />
für unsere Makler in allen<br />
Belangen, um ihnen so einen echten<br />
Mehrwert im Tagesgeschäft zu liefern.<br />
Unser Anspruch ist es, für den Einzelfall<br />
»Wir verfolgen den<br />
ganzheitlichen<br />
Ansatz der Unternehmensberatung.«<br />
die bestmögliche Lösung am Markt zu<br />
finden. Die eigene Vertriebserfahrung<br />
der Lotsen, aber vor allem die Erfahrungswerte<br />
aus vielen intensiven Gesprächen<br />
und der Zusammenarbeit mit<br />
unseren Partnern bieten dabei einen<br />
unschätzbar wertvollen Werkzeugkasten,<br />
aus dem sie sich bedienen können.<br />
Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr<br />
zeigen deutlich, dass das ein Schritt<br />
in die richtige Richtung gewesen ist,<br />
und wir werden das Programm weiter<br />
ausbauen.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Technologie, insbesondere<br />
der Digitalisierungsgrad, ist bei der<br />
Poolwahl ein Kernkriterium. Wie ist die<br />
SDV AG hier aufgestellt?<br />
Masuch: Die SDV AG hat seit ihrer<br />
Gründung erheblich in Technologie und<br />
Digitalisierung investiert, um sicherzustellen,<br />
dass Versicherungsmakler<br />
mit den steigenden Anforderungen<br />
an Effizienz und Zugänglichkeit in der<br />
Versicherungsbranche Schritt halten<br />
können. Unser Ziel ist es, Maklern eine<br />
moderne Plattform zu bieten, die ihnen<br />
den nahtlosen Zugang zu einer breiten<br />
Palette von Versicherungsprodukten<br />
und digitalen Services ermöglicht. Wir<br />
verstehen, dass der Digitalisierungsgrad<br />
ein entscheidendes Kriterium bei der<br />
Poolwahl ist. Daher erweitern wir unsere<br />
digitalen Dienstleistungen immer<br />
weiter. Makler können nun mühelos ihre<br />
Kunden beraten und wir kümmern uns<br />
um den Rest. Verträge werden durch<br />
ein funktionierendes Dokumentenmanagement<br />
effizient verwaltet und durch<br />
viele weitere digitale Serviceangebote<br />
der Arbeitsalltag erleichtert.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit SDV AG<br />
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SDV AG FOKUS | 65<br />
<strong>procontra</strong>: Sie helfen Maklern auch bei<br />
der Akquise neuer Kundengruppen –<br />
auf welche Weise?<br />
Masuch: Mit unserer Leadplattform<br />
und unserem Online-Marketing-Service<br />
unterstützen wir unsere Kooperationspartner<br />
bei der Generierung von<br />
Neukunden. Zum einen können sie sich<br />
bei der Leadgenerierung auf eine oder<br />
mehrere Sparten fokussieren, zum anderen<br />
unterstützen wir sie mit unserem<br />
Online-Marketing-Service-Paket bei der<br />
digitalen Sichtbarkeit in Google und auf<br />
den Social-Media-Kanälen. Außerdem<br />
versenden wir im Namen des Kooperationspartners<br />
individuelle Newsletter<br />
an seine Kunden, um das Interesse für<br />
weitere Produkte zu wecken.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Zahl der Poolanbindungen<br />
pro Makler ging zuletzt zurück. Wo<br />
könnten die Gründe dafür liegen?<br />
Masuch: Eine wichtige Entwicklung ist<br />
die verstärkte Konsolidierung in der Versicherungsbranche.<br />
Größere Versicherungsunternehmen<br />
schließen sich zusammen,<br />
was zu größeren Playern führt<br />
und möglicherweise die Notwendigkeit<br />
verringert, mit einer großen Anzahl von<br />
Pools zu arbeiten. Ein weiterer entscheidender<br />
Faktor ist die ständige Suche<br />
nach Effizienz. Makler optimieren ihre<br />
Geschäftsprozesse, um Ressourcen besser<br />
zu nutzen. Dies könnte bedeuten,<br />
dass sie engere Beziehungen zu einer<br />
kleineren Anzahl von Pools aufbauen,<br />
um die Zusammenarbeit effektiver zu<br />
gestalten.<br />
Spezialisierung ist ebenfalls ein wichtiger<br />
Treiber. Makler könnten sich auf bestimmte<br />
Marktsegmente oder Nischen<br />
konzentrieren, was dazu führt, dass sie<br />
speziellere Pools auswählen, um eine<br />
tiefere Expertise in diesen Bereichen<br />
zu entwickeln. Die Integration von<br />
Technologie spielt ebenfalls eine Rolle.<br />
Makler nutzen fortschrittliche digitale<br />
Plattformen, um effizienter zu arbeiten<br />
und dennoch eine breite Palette von<br />
digitalen Services anzubieten.<br />
Schließlich können regulatorische<br />
Veränderungen und Anforderungen die<br />
Dynamik beeinflussen. Es ist wichtig,<br />
diese Trends zu beobachten und die Zusammenarbeit<br />
mit Pools entsprechend<br />
anzupassen, um den Bedürfnissen der<br />
Kunden gerecht zu werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Der Poolmarkt zeigt sich<br />
derzeit sehr dynamisch, Kooperationen,<br />
Beteiligungen und Übernahmen<br />
führen zu größeren Playern. Planen Sie<br />
Ähnliches?<br />
Masuch: Es ist fraglich, ob die Beteiligung<br />
rein renditeorientierter Finanzinvestoren,<br />
die sich nur kurzfristig<br />
an Unternehmen beteiligen und ihre<br />
Beteiligungen dann mit Gewinn verkaufen<br />
wollen, für Makler von Vorteil ist.<br />
Das sollte kritisch hinterfragt und vor<br />
der Übertragung von Beständen oder<br />
Rentenmodellen berücksichtigt werden.<br />
Finanzielle Sicherheit bei der Auswahl<br />
von Abwicklungspartnern ist aufgrund<br />
vergangener Krisen, der aktuellen<br />
Situation und zukünftiger Herausforderungen<br />
unerlässlich. Als Teil der SIGNAL<br />
IDUNA Gruppe sind wir derzeit der<br />
sicherste Abwickler bzw. Pool auf dem<br />
Markt. Wir als SDV-Gruppe haben in der<br />
Vergangenheit Unternehmen zugekauft<br />
oder selbst gegründet, wenn es sinnvoll<br />
war, und werden diesen Weg auch in<br />
Zukunft weiterverfolgen. Die SDV AG<br />
wird auch zukünftig ein verlässlicher<br />
und qualitätsorientierter Partner sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie kann man Kooperationspartner<br />
der SDV AG werden?<br />
Masuch: Der erste Schritt ist die<br />
Kontaktaufnahme, dann lernen wir uns<br />
kennen, schauen uns die aktuellen<br />
Herausforderungen des Kooperationspartners<br />
an und besprechen, wie wir<br />
ihn unterstützen können. Wenn wir<br />
beide feststellen, dass eine Zusammenarbeit<br />
Sinn macht, gehen wir die<br />
nächsten Schritte. Wir analysieren<br />
gemeinsam, welche Dienstleistungen er<br />
integrieren möchte und was er noch<br />
benötigt. Wir verfolgen dabei den<br />
ganzheitlichen Ansatz der Unternehmensberatung.<br />
SERVICEPARTNER DER VERSICHERUNGSMAKLER AG | Tel: (0151) 11 22 25 65 | tobias.masuch@sdv.ag | www.sdv.ag<br />
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BERATER<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Kaum Wissen<br />
über Nettotarife<br />
Kunden unterschätzen Beratervergütung.<br />
Viele Verbraucher wissen nicht, worum es sich<br />
bei einem Nettotarif handelt, auch unterschätzen<br />
sie die Provisionshöhe. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine Umfrage der myLife Lebensversicherung.<br />
Demnach gehen 44 Prozent der Verbraucher<br />
davon aus, dass ein Finanzberater für einen<br />
über 30 Jahre laufenden Lebensversicherungsvertrag<br />
mit einer Beitragssumme von 36.000 Euro<br />
weniger als 500 Euro erhält. Tatsächlich liegt die<br />
Provision hier bei rund 1.800 Euro.<br />
Auch in Bezug auf provisionsfreie Nettotarife ist<br />
die Unwissenheit groß. So gaben 91 Prozent der<br />
Befragen an, nichts mit diesem Begriff anfangen<br />
zu können.<br />
Weitere Themen<br />
Pooltalk mit Sabine Brunotte 68<br />
pro & contra zur digitalen Rentenübersicht74<br />
Maklers Lieblinge <strong>2023</strong> 76<br />
Foto: Aitor Diago
68 | BERATER Maklerpools<br />
»Für kleine Maklerpools<br />
wird die Luft dünn«<br />
Kooperation oder Verkauf? Der Maklerpool-Markt ist jedenfalls in Bewegung.<br />
PoolRadar-Chefin Sabine Brunotte erklärt, wie sich kleine Pools noch behaupten können.<br />
HP HANNAH PETERSOHN<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Vor- und Nachteile von Kooperationen und Übernahmen<br />
Wie es um die Zukunft kleinerer Maklerpools bestellt ist<br />
Welche Rolle finanzstarke Investoren spielen<br />
<strong>procontra</strong>: Ist es für Unternehmen Brunotte: Als besonders aufgeschlossen<br />
für Kooperationen zeigt sich der<br />
eigentlich noch sinnvoll, nur zu kooperieren?<br />
Oder ist es nicht besser, Pools Maklerpool blau direkt. Das Unternehmen<br />
arbeitet seit Jahren im Verbund<br />
gänzlich aufzukaufen bzw. sich kaufen<br />
zu lassen – gerade wenn ein finanzstarker<br />
Investor im Hintergrund ist?<br />
der Status GmbH. In den vergangenen<br />
mit Finanz-Zirkel, insuro, Wifo und<br />
Sabine Brunotte: Finanzstarke Investoren<br />
vergeben keinen Freibrief; sie Charta und Phoenix Maxpool ange-<br />
Monaten haben sich der Maklerverbund<br />
wollen attraktive Renditen sehen. Wer schlossen.<br />
einen Pool kauft, übernimmt dessen <strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt die<br />
Aktiva und Passiva – und vielleicht die Technik bei Kooperationen und Übernahmen?<br />
eine oder andere Leiche im Keller. Da<br />
ist sorgfältige Prüfung unabdingbar. Brunotte: Wer Kooperationspartner<br />
Eine Kooperation bietet die Chance, und externe Lösungen nutzt, spart den<br />
sich Stärken des Partners zunutze zu Aufwand für Entwicklung und Pflege,<br />
machen, ohne für Schwächen einstehen macht sich aber abhängig. Das betrifft<br />
zu müssen. Der Fit von Unternehmenswerten<br />
und operativen Abläufen wird sondern auch Prozesse der Vertriebs-<br />
nicht nur eigene Geschäftsprozesse,<br />
hier unter realen Bedingungen getestet. partner.<br />
Unter diesem Aspekt ist die Kooperation<br />
einer klassischen Due-Diligence- Makler ihre Vormachtstellung sichern?<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können IT-Anbieter für<br />
Prüfung deutlich überlegen.<br />
Brunotte: Sie müssen möglichst viele<br />
<strong>procontra</strong>: Bei welchen Unternehmen Anwender hinter ihrer Software versammeln.<br />
Kleine Anbieter haben kaum<br />
sehen Sie derzeit die größten Bewegungen<br />
am Markt?<br />
Chancen, ihre Lösung zum Standard<br />
zu entwickeln. Für das Engagement<br />
von Hg Capital beim Maklerpool DEMV<br />
könnte dessen Maklerverwaltungsprogramm<br />
durchaus eine entscheidende<br />
Rolle gespielt haben. Ansonsten kaufen<br />
Maklerpools eher etablierte Software-<br />
Entwickler als Mitbewerber. Das belegt<br />
der Kauf von softfair durch Fonds<br />
Finanz, aber auch Jung, DMS & Cie. mit<br />
der Übernahme von Morgen & Morgen.<br />
Allerdings kann die Werthaltigkeit des<br />
Investments durch ein Pool-Engagement<br />
schrumpfen, falls sich Zweifel an<br />
der Unabhängigkeit einstellen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sind finanzstarke Investoren<br />
wie Hg Capital oder Warburg Pincus<br />
eine Voraussetzung für Kooperationen<br />
oder Übernahmen?<br />
Brunotte: Auch ohne Private Equity beteiligen<br />
sich Maklerpools bereits an Mitbewerbern,<br />
Dienstleistern und Partnern<br />
oder integrieren sie sogar komplett. Das<br />
ist der Fall für den Versichererpool 1:1<br />
Assekuranzservice AG. Er hat schon vor<br />
Jahren die Pools Clarus, Askuma , DePe-<br />
Ma und eke finance GmbH übernommen.<br />
Die Hypoport-Tochter Qualitypool<br />
integrierte schrittweise den Maklerpool<br />
und Assekuradeur ASC sowie die Amex-<br />
Pool AG, und Jung, DMS & Cie. kaufte<br />
den Investmentpool Komm. Im Juni<br />
<strong>2023</strong> legte JDC nach mit der Übernahme<br />
der deutlich größeren Top Ten Gruppe.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Maklerpools BERATER | 69<br />
<strong>procontra</strong>: Wie wird sich der Maklerpool-Markt<br />
in Zukunft entwickeln?<br />
Brunotte: Größe wird zum entscheidenden<br />
Wettbewerbsfaktor. Sie verspricht<br />
Skaleneffekte und den Ausbau<br />
der Marktposition. Die Wachstumskurve<br />
verläuft sehr unterschiedlich. Während<br />
einstige Marktgrößen seit Jahren auf<br />
der Stelle treten, gewinnen andere kontinuierlich<br />
Marktanteile hinzu. Finanzinvestoren<br />
wie Hg Capital und Warburg<br />
Pincus befüllen die Finanzreserven<br />
einzelner Pools. Das verschafft jenen<br />
Spielraum für strategische Investitionen.<br />
Hg Capital macht es vor: Nach dem<br />
Paukenschlag mit Marktführer Fonds<br />
Finanz hat sich Hg Capital auch die<br />
Mehrheit beim Maklerverbund DEMV<br />
gesichert. Beide Unternehmen arbeiten<br />
jetzt unter dem gemeinsamen Dach der<br />
Infitech GmbH, und Fonds Finanz promotet<br />
das Maklerverwaltungsprogramm<br />
„professional works“ des DEMV bei<br />
seinen Maklern. Auf diese Weise treibt<br />
Hg den IT-Ausbau voran.<br />
»Wer einen Pool<br />
kauft, übernimmt<br />
vielleicht die eine<br />
oder andere Leiche<br />
im Keller.«<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt der Investor<br />
Warburg Pincus für das Geschäft<br />
von blau direkt?<br />
Brunotte: Eine Mehrheitsbeteiligung<br />
von Warburg Pincus stärkt die Kapitalbasis<br />
von blau direkt beträchtlich. Übernahmen<br />
sind nicht nur möglich, sondern<br />
erklärtes Ziel. Im Pflichtenheft des<br />
neuen Chief Financial Officers von blau<br />
direkt findet sich unter anderem die<br />
Aufgabe, potenzielle Übernahmekandidaten<br />
zu bewerten und, falls geeignet,<br />
den Weg für eine Integration zu ebnen.<br />
Das ist jetzt offenbar bei Phoenix<br />
Maxpool der Fall. Was vielleicht noch<br />
fehlt, ist ein Investmentpool. Hier dürfte<br />
blau direkt im direkten Wettbewerb mit<br />
Fonds Finanz stehen. Denn auch Fonds<br />
Finanz stünde eine Ausweitung des<br />
Investmentgeschäfts gut zu Gesicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie steht es um kleine<br />
Pools?<br />
Brunotte: Für kleine Player wird die Luft<br />
dünn. Sie müssen sich rechtzeitig<br />
fragen, ob und warum sie auf Sicht<br />
unabhängig bleiben wollen und ob ihre<br />
Kraft dafür reicht. Makler zu gewinnen<br />
und zu halten, fällt schwer, wenn große<br />
Mitbewerber mit kostenlosen Services<br />
und attraktiven IT-Lösungen punkten.<br />
Wir-Gefühl und Unternehmensspirit<br />
reichen nicht aus als Bindemittel. Diese<br />
sind zudem oft personengebunden und<br />
schwinden bei einem Generationenwechsel<br />
in der Geschäftsführung des<br />
Pools. Für Investitionen in Digitalisierung<br />
fehlt häufig das Geld. Kooperationen<br />
mit anderen Pools bieten einen Ausweg,<br />
führen aber schnell in die Abhängigkeit.<br />
Zudem fällt es kleinen oder mittelgroßen<br />
Pools immer schwerer, exzellente<br />
Fachkräfte zu bezahlbaren Gehältern zu<br />
finden und zu halten.<br />
Weiter im Thema<br />
Das vollständige Interview<br />
mit PoolRadar-Chefin Sabine<br />
Brunotte finden Sie hier:<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
70 | SO IST , S RECHT <br />
So ist , s Recht<br />
Relevante Urteile für Ihre Beratung<br />
AW ANNE MAREILE WALTER<br />
Hausrat<br />
Pflicht zur Auskunft<br />
Versicherte müssen ihrem Versicherer<br />
jede Auskunft erteilen, die zur Prüfung<br />
und Höhe des Schadens sowie zum Umfang<br />
einer Entschädigungspflicht dienlich<br />
ist. Dies entschied das Landgericht<br />
Hamburg. Geklagt hatte eine selbstständige<br />
Immobilienkauffrau, die Opfer<br />
eines Einbruchs geworden war, bei dem<br />
64 Gegenstände im Wert von 109.000<br />
Euro gestohlen wurden. Der Forderung<br />
ihres Versicherers, Einkommensnachweise<br />
vorzulegen, kam die Frau nicht<br />
nach. Daraufhin verweigerte dieser die<br />
Leistung – zu Recht.<br />
LG Hamburg, AZ: 306 O 151/22<br />
Unfall<br />
Streit nach Baumfällen<br />
Arbeitsunfall oder privates Pech? Über<br />
diese Frage hatte das Münchner Sozialgericht<br />
zu entscheiden. Geklagt hatte<br />
ein Forstwirt, der sich beim Baumfällen<br />
eine Fußverletzung zugezogen hatte.<br />
Da der Baum einen Schuppen beschädigt<br />
hatte, wollte der Mann einen<br />
neuen errichten. Die Berufsgenossenschaft<br />
sah hier keinen Arbeitsunfall, der<br />
Baum habe außerhalb der versicherten<br />
Waldfläche gestanden. Das Urteil: Der<br />
Schuppen gehörte zum Forstbetrieb des<br />
Mannes, das Fällen habe daher berufliche<br />
Gründe gehabt.<br />
SG München, AZ: S1 U 5011/23<br />
Leben<br />
Ewiges Widerspruchsrecht zur Rückabwicklung?<br />
Die Grenzen des ewigen Widerspruchsrechts zeigt ein aktuelles Urteil des<br />
BGH auf. Darin ging es um die Klage einer Frau, die von dem Recht hatte<br />
Gebrauch machen wollen und von ihrer Lebensversicherung die 113.816,74<br />
Euro an eingezahlten Beiträgen zurückforderte. Der Versicherer lehnte das<br />
Ansinnen ab. Wie die Karlsruher Richter entschieden, zu Recht. Zwar sei die<br />
Widerrufsbelehrung des Versicherers fehlerhaft gewesen – da die Kundin<br />
aber angegeben hatte, mit der Police den Kauf einer selbst genutzten Immobilie<br />
absichern zu wollen, habe die Lebensversicherung nur bei Bestehen<br />
ihren Zweck erfüllt. Daher blieb der Frau der Widerruf verwehrt.<br />
Bundesgerichtshof, AZ: IV ZR 268/21<br />
»Der zeitliche Zusammenhang zwischen<br />
Vertragsabschluss und dessen Einsatz<br />
zur Kreditsicherung begründet ein<br />
schutz würdiges Vertrauen in den<br />
Bestand des Vertrages.«<br />
Auszug aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
KLIMASCHUTZ?<br />
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72 | BERATER Weiterbildung<br />
»Das gegenseitige Abwerben<br />
nimmt Fahrt auf«<br />
Julie Schellack, Partnerin bei Martens & Prahl und Vizepräsidentin beim BDVM,<br />
über Marktkonsolidierung, Mitarbeitergewinnung und Verdrängungswettbewerb<br />
profino: Viele Unternehmen schließen<br />
sich gerade zusammen oder werden<br />
übernommen. Wie blickt Martens &<br />
Prahl darauf?<br />
Julie Schellack: Ich sehe in Zukunft<br />
noch viele Zusammenschlüsse und<br />
Übernahmen, weil es viele kleine und<br />
mittelgroße Maklerunternehmen gibt,<br />
die vor enormen Herausforderungen<br />
stehen. Angefangen bei der Nachfolge<br />
ins Unternehmertum, aber auch<br />
Kontakte zu Versicherern herzustellen,<br />
die derzeit wegen Fachkräftemangel<br />
vom persönlichen Kontakt abschneiden.<br />
Als kleines Unternehmen ist man da<br />
schlechter aufgestellt. Unsere Aufgabe<br />
sehe ich darin, unsere Kunden zu betreuen<br />
und im Versicherungsbereich zu<br />
beraten, also Versicherungen zu vermitteln<br />
und uns darauf zu konzentrieren.<br />
Wir kaufen uns nicht teuer ein, sondern<br />
gründen mit Unternehmen, beteiligen<br />
uns da gern und versuchen daraus<br />
Unternehmertum zu machen.<br />
Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />
um keine Folgen zu verpassen!<br />
»Es vergeht kaum<br />
ein Tag, wo nicht<br />
irgendein Personalberater<br />
bei<br />
jemandem anruft<br />
und versucht einen<br />
Mitarbeiter<br />
abzuwerben.«<br />
Das Interview ist ein Auszug aus dem Gewerbe<br />
Kongress Spezial, Folge 1, des profino-Podcasts<br />
„Zwischen Mitarbeitergewinnung und<br />
Verdrängungswettbewerb“ mit Julie Schellack<br />
von Martens & Prahl. Wie es<br />
weitergeht, können Sie auf<br />
Podcast-Plattformen wie<br />
Spotify, Apple- oder Google-<br />
Podcast hören.<br />
profino: Ist das Modell interessant für<br />
die Makler, die in den Ruhestand gehen<br />
möchten?<br />
Schellack: Wenn ein Makler ganz raus<br />
möchte und es ihm egal ist, wie das<br />
Unternehmen weiterbetrieben wird,<br />
dann ist unser Modell nicht das richtige.<br />
Wir sind sehr gute Unterstützer, wenn<br />
es darum geht, Nachfolgelösungen zu<br />
bauen, oder wenn Kinder oder Mitarbeiter<br />
nachrutschen sollen. Diesen stehen<br />
wir als starker Mitunternehmer zur<br />
Seite. Wir haben auch einen sehr guten,<br />
agilen Personalbereich, der dabei unterstützt,<br />
neue Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
zu finden.<br />
profino: Wie schwierig ist es momentan,<br />
geeignete Leute zu finden?<br />
Schellack: Man muss flexibel sein, zum<br />
Beispiel mit Homeoffice-Möglichkeiten.<br />
Ebenso wichtig ist das Employer Branding,<br />
dass man aktiv ist auf Social Media<br />
und in den klassischen Medien. Hier ist<br />
ein Mix wichtig.<br />
profino: Wie stark ist der Konkurrenzkampf<br />
in der Branche? Und was kann<br />
man machen, um Mitarbeiter langfristig<br />
zu binden?<br />
Schellack: Das gegenseitige Abwerben<br />
nimmt Fahrt auf. Es vergeht kaum ein<br />
Tag, wo nicht irgendein Personalberater<br />
bei jemandem anruft und versucht<br />
einen Mitarbeiter abzuwerben. Worauf<br />
Mitarbeiter großen Wert legen, ist die<br />
Option auf Homeoffice und Benefits<br />
wie zum Beispiel ein Job-Rad, eine<br />
Fitnessstudio-Mitgliedschaft oder ein<br />
Masseur, der einmal die Woche ins Büro<br />
kommt.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Weiterbildung BERATER | 73<br />
Buchtipps<br />
Lesenswertes für Makler<br />
Mein Wille geschehe<br />
Campus Verlag<br />
Perfekt vorbereitet im Notfall. Niemand macht sich<br />
gerne Gedanken darüber, durch einen Schicksalsschlag<br />
handlungsunfähig zu werden. Passieren kann<br />
es trotzdem, und wenn es Sie trifft, sind plötzlich<br />
Ihre Angehörigen am Zug: Sie müssen nun einspringen<br />
und alles Wichtige regeln. Nun können Sie<br />
Ihre Familie optimal darauf vorbereiten und dafür<br />
sorgen, dass keine Fragen offen bleiben, wenn Sie<br />
beispielsweise schwer erkranken, Opfer einer Straftat<br />
werden, versterben oder Ihre Immobilie schwer<br />
beschädigt wird.<br />
Oliver Mest versorgt Sie mit Handlungsanleitungen<br />
für den Ernstfall. Er erklärt, was sofort zu erledigen<br />
ist, welche Versicherung<br />
informiert<br />
werden muss, wie<br />
Sie korrekt vorgehen,<br />
und liefert die<br />
nötigen Vorlagen,<br />
Übersichten und<br />
Checklisten gleich<br />
mit. Für mehr<br />
Klarheit im Fall der<br />
Fälle.<br />
Wundermittel<br />
4-Tage-Woche?<br />
Haufe Verlag<br />
Die Vier-Tage-Woche ist in aller Munde.<br />
Politiker, Gewerkschaften und selbst ernannte<br />
Experten fordern ihre pauschale<br />
Einführung. Ausschlaggebend dafür sind<br />
die Ergebnisse von Studien aus Island, Japan<br />
und UK. Kaum jemand hat sich jedoch<br />
mit den Studien im Detail auseinandergesetzt,<br />
und auf viele Unternehmen ist die Vier-Tage-Woche nicht eins zu<br />
eins übertragbar.<br />
Der Arbeitszeitexperte Guido Zander gehört zu den 40 führenden<br />
HR-Köpfen. Ihm geht es darum, die Vier-Tage-Woche realistisch und<br />
differenziert mit allen Vor- und Nachteilen zu betrachten. In seinem<br />
Buch beschreibt er, unter welchen Bedingungen die Vier-Tage-Woche<br />
funktioniert, welche Effekte zu erwarten sind und wo aber auch die<br />
Grenzen liegen. Zudem stellt er flexiblere Alternativen vor.<br />
Workshops machen<br />
Campus Verlag<br />
Zukunft wird im Team gemacht. Workshops<br />
sind tolle Werkzeuge für alle, die<br />
gemeinsam etwas bewegen wollen. Wer<br />
schlaue Workshops machen kann, besitzt<br />
die Superkraft für erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />
Doch was braucht es eigentlich, damit ein<br />
Workshop so richtig gut gelingt? Knapp<br />
erklärt und durchgängig illustriert, liefert<br />
dieses E-Book jede Menge praktisches Wissen zur Gestaltung wirkungsstarker<br />
und begeisternder Workshops. Große Aufgaben wie Innovation,<br />
Strategie, Teambuilding und Entscheidungsfindung werden<br />
einfacher. Sie erfahren, wie Sie Workshops konzipieren, sicher und<br />
gründlich vorbereiten und was bei der Moderation wirklich wichtig ist.<br />
Termine,<br />
Termine<br />
Die diesjährige DKM<br />
lädt wieder zum Austausch<br />
in Kongressen,<br />
Themenparks und an<br />
den Ständen ein. Der<br />
Messebetrieb startet<br />
erstmals am Dienstag<br />
um 12 Uhr.<br />
Wann Was Wo<br />
24.-25.10.23 DKM <strong>2023</strong> Dortmund<br />
3.11.23 <strong>procontra</strong> Spezial „Zielgruppenkonzepte“ Briefkasten<br />
13.11.23 FachForum UnfallVersicherung <strong>2023</strong> Köln<br />
14.11.23 FachForum RechtsschutzVersicherung <strong>2023</strong> Köln<br />
15.-16.11.<strong>2023</strong> Nachhaltigkeit in Assekuranz und Finanzindustrie Köln<br />
28.11.23 Konferenz „Digital Society“ <strong>2023</strong> Frankfurt/Main<br />
2.12.23 <strong>procontra</strong> 06/23 Briefkasten<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
74 | BERATER Private Altersvorsorge<br />
Versorgungslücke: Hilft die<br />
digitale Rentenübersicht?<br />
Seit Juli ist die Rentenübersicht des Bundes online, vier Lebensversicherer haben sich ihr<br />
angeschlossen. Ob das Portal die Versorgungslücke schließen kann – darüber diskutieren<br />
Wirtschaftswissenschaftler Andreas Hackethal und Verbraucherschützer Niels Nauhauser.<br />
pro<br />
Es ist schwieriger, die privaten Finanzen<br />
in den Griff zu bekommen,<br />
als die eines Großunternehmens – so<br />
John Y. Campbell, Finanzlegende aus<br />
Harvard. Während Unternehmen mit<br />
Gewinnmaximierung und Sicherung<br />
des Fortbestandes klare Zielvorgaben<br />
haben und dank Buchhaltung<br />
und Controlling sowohl Datenbasis<br />
als auch Planungsinstrumentarium<br />
bereitstehen, starten die meisten<br />
Haushalte mit einem leeren Blatt<br />
und einem Berg an Fragen: Was sind<br />
meine Ziele und Bedürfnisse? Welche<br />
Positionen und Werte stehen auf meiner<br />
Vermögensbilanz? Wie werden<br />
sich Cashflows langfristig entwickeln?<br />
Wie wird sich mein Leben ändern,<br />
wie mein Umfeld, wie die Welt?<br />
Verbesserung gegenüber<br />
Blindflug eröffnet Chancen<br />
Alles das will aber berücksichtigt werden<br />
für Sparquote, Vermögensstruktur,<br />
Absicherung und Produktauswahl.<br />
Kein Wunder, dass viele bei der<br />
privaten Finanzplanung verzagen und<br />
dass guter Expertenrat teuer ist. Jede<br />
Verbesserung gegenüber dem Blindflug<br />
und der damit verbundenen Un-<br />
»Betrachten wir<br />
die DRÜ nicht als<br />
staatlichen Lösungsanbieter,<br />
sondern<br />
als Innovationsbeschleuniger<br />
für die<br />
Rentenplanung.«<br />
Andreas Hackethal,<br />
Professor für Finanzen,<br />
Goethe-Universität Frankfurt<br />
tätigkeit eröffnet daher Chancen. Und<br />
weil wir uns angesichts der fortschreitenden<br />
Alterung der Gesellschaft und<br />
der bunteren Erwerbsbiografien selbst<br />
um die Altersvorsorge kümmern<br />
müssen, wird die persönliche Finanzund<br />
Rentenplanung immer wichtiger.<br />
Planung ist das halbe Leben, und wer<br />
besser plant, der hat später mehr. So<br />
steht es auf dem Kalenderblatt, und so<br />
belegen es auch empirische Studien.<br />
Jeder gute Plan braucht als Ausgangspunkt<br />
gute Daten zum Status quo. Der<br />
Überblick über die eigenen Rentenansprüche<br />
ist daher eine absolut<br />
notwendige Voraussetzung für die<br />
private Finanzplanung. Gleichwohl<br />
kann eine zentrale Rentenübersicht<br />
nie hinreichend für eine gelingende<br />
Altersvorsorge sein. Dafür sind die<br />
aufgeführten Fragen zu vielfältig.<br />
Wenn also die digitale Rentenübersicht<br />
(DRÜ) ohnehin nur einen Teil<br />
der Planung abdecken kann, dann<br />
stellt sich die Frage, welche Aufgabenteilung<br />
mit anderen Marktteilnehmern<br />
wünschenswert ist. Und tatsächlich<br />
fokussiert sich die DRÜ hier<br />
völlig zu Recht auf die große Anfangshürde<br />
für planungswillige Haushalte,<br />
nämlich auf das mühsame Einholen<br />
und Zusammenstellen der eigenen<br />
Renteninformationen. Dieser Schritt<br />
lässt sich kaum an Dritte delegieren.<br />
Für alle nachfolgenden Planungs<strong>procontra</strong><br />
5 | <strong>2023</strong>
Private Altersvorsorge BERATER | 75<br />
schritte, ob nun die Zusammenführung<br />
mit Daten zu Wertpapieren und<br />
Immobilien, eine Datenaggregation<br />
auf Haushaltsebene, der Nachsteuerausweis,<br />
eine Szenario-Betrachtung<br />
oder auch die Produktauswahl, stehen<br />
schon heute viele Anbieter im Wettbewerb<br />
um die pfiffigsten Lösungen.<br />
Betrachten wir die DRÜ also nicht als<br />
staatlichen Lösungsanbieter, sondern<br />
als Innovationsbeschleuniger für die<br />
Rentenplanung. Auf dass es bald<br />
keines Hochschulabschlusses mehr<br />
bedarf, um die eigenen Finanzen in<br />
den Griff zu kriegen.<br />
contra<br />
Die digitale Rentenübersicht soll<br />
laut Bundesfinanzministerium ein<br />
Informationsinstrument sein, mit<br />
dem alle Bürgerinnen und Bürger<br />
einen „umfassenden Überblick über<br />
ihre Altersvorsorge gewinnen sollen“.<br />
Das Portal soll als Grundlage für eine<br />
weiterführende Beratung dienen, um<br />
mögliche Versorgungslücken frühzeitig<br />
zu erkennen und handeln zu<br />
können.<br />
Die Information in der Rentenübersicht<br />
beschränkt sich auf die gesetzliche,<br />
betriebliche und private Alterssicherung.<br />
Das tatsächlich bestehende<br />
Niveau der individuellen Altersvorsorge<br />
kann und wird vielfach deutlich<br />
höher sein, weil die Rentenübersicht<br />
alle anderen Vermögensanlagen, von<br />
Festgeldern über Immobilien bis zum<br />
Wertpapierdepot, nicht auflistet.<br />
Überdies enthält die Rentenübersicht<br />
Prognosen über mögliche Renten, deren<br />
Zuverlässigkeit nicht gegeben ist.<br />
Seit Jahren beobachten wir, dass die<br />
Anbieter zu Vertragsbeginn in Aussicht<br />
gestellte Renten nicht erreichen.<br />
Einige Versicherer haben sogar die<br />
Renten und Rentenfaktoren im laufenden<br />
Vertrag abgesenkt. Die Hochrechnungen<br />
über künftige Renten<br />
sind nicht nur wegen der ohnehin ungewissen<br />
Kapitalmarktentwicklung<br />
ungewiss, sondern und insbesondere<br />
in der privatisierten Altersvorsorge<br />
»›Berater‹ werden<br />
die Übersicht annehmen,<br />
um sie in Verkaufsgesprächen<br />
als<br />
Nachweis für eine<br />
Versorgungslücke zu<br />
missbrauchen.«<br />
Niels Nauhauser,<br />
Abteilungsleiter Altersvorsorge,<br />
Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg<br />
wegen der gewinnmaximierenden<br />
Geschäftspolitik der Anbieter und<br />
ihrer Vermittler.<br />
Die Rentenübersicht birgt die Gefahr,<br />
dass Vorhersagbarkeit suggeriert<br />
wird, wo es sie nicht gibt. Als Planungsinstrument<br />
eingesetzt, kann<br />
sie folglich in die Irre führen. Da sie<br />
ein derart unvollständiges und mit<br />
Unsicherheit behaftetes Informations-<br />
und Planungsinstrument ist,<br />
kann sie auch nichts zur Lösung des<br />
eigentlichen Problems der Altersvorsorge<br />
beitragen, das gerade nicht in<br />
einem Informationsmangel besteht,<br />
sondern in Marktversagen bei der<br />
kapitalgedeckten Altersvorsorge.<br />
Digitale Rentenübersicht<br />
wird als Verkaufsinstrument<br />
eingesetzt<br />
Es ist absehbar, dass die digitale Rentenübersicht<br />
als Verkaufsinstrument<br />
eingesetzt wird. „Berater“ werden die<br />
Übersicht dankbar annehmen, um sie<br />
in Verkaufsgesprächen als „amtlichen<br />
Nachweis“ für eine Versorgungslücke<br />
zu missbrauchen. Ihre Lösung wird<br />
dann weiterhin der Verkauf weiterer<br />
nicht bedarfsgerechter Finanzprodukte<br />
sein.<br />
Die Lösung für dieses Problem besteht<br />
in der Abschaffung der provisionsorientierten<br />
Beratung und in<br />
der Einführung eines ausschließlich<br />
an Verbraucherinteressen ausgerichteten<br />
Vorsorge-Fonds, wie er in<br />
Schweden längst erfolgreich umgesetzt<br />
wurde.<br />
Erst dann kann ein Informationsinstrument<br />
wie die digitale Rentenübersicht<br />
dazu beitragen, dass Verbraucher<br />
und Verbraucherinnen in die<br />
Lage versetzt werden, eine wohlinformierte<br />
Entscheidung treffen zu<br />
können, deren Ergebnis eine tatsächlich<br />
bedarfsgerechte Altersvorsorge<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
76 | BERATER Maklers Lieblinge <strong>2023</strong><br />
Für wen schlägt Maklers Herz?<br />
Der Versicherer mit der besten Maklerbetreuung, das meistgenutzte MVP,<br />
der beliebteste Maklerpool – erneut haben über 1.500 Vermittler an unserer Umfrage<br />
teilgenommen und dabei auch ihre Favoriten in 36 Produktkategorien gewählt.<br />
FB FLORIAN BURGHARDT<br />
Illustration: Roman Kulon
Maklers Lieblinge <strong>2023</strong> BERATER | 77<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Wie der Durchschnittsmakler <strong>2023</strong> aussieht<br />
Was Maklern an MVP wichtig ist<br />
Welche Versicherer Makler favorisieren<br />
Über dem Berufsstand der Versicherungsmakler<br />
steht ein großes<br />
Fragezeichen. Denn für viele von<br />
ihnen ist unklar, ob sie in Zukunft<br />
in gewohnter Weise weiterarbeiten<br />
können. Grund dafür sind die Brüsseler<br />
Pläne für eine EU-weite Kleinanlegerstrategie.<br />
Auch wenn Vermittlerverbände<br />
noch darüber streiten,<br />
welche konkreten Auswirkungen sie<br />
auf die Versicherungsvermittlung in<br />
Deutschland haben wird, so herrscht<br />
immerhin Konsens, dass sie die Beratung<br />
zu Versicherungsanlageprodukten<br />
erschwert. Deshalb, aber auch<br />
weil Provisionen und generell Kosten<br />
von Verträgen zunehmend hinterfragt<br />
werden, denken immer mehr<br />
Vermittler über das Modell Honorarberatung<br />
nach.<br />
Dass ein EU-weites Provisionsverbot<br />
einer Zeitenwende auf dem deutschen<br />
Vermittlermarkt gleichkäme,<br />
zeigt auch unsere Umfrage „Maklers<br />
Lieblinge“. Insgesamt 1.559 Personen<br />
haben sich an ihr beteiligt, davon<br />
93 Prozent Makler und Mehrfachagenten.<br />
Auf die Frage nach dem<br />
Vergütungsmodell antworteten 85,5<br />
Prozent mit Provision/Courtage. Nur<br />
1,1 Prozent beraten bereits gegen<br />
Honorar. Mischmodelle kommen<br />
indes auf 12,5 Prozent. Wichtig bleibt<br />
die Diskussion um ein Provisionsverbot<br />
auch deshalb, weil die Lebensversicherung<br />
für viele Vermittler<br />
die hauptsächliche Umsatzquelle<br />
darstellt (36,4 Prozent). Nur noch die<br />
Sparte Sachversicherung für Privatkunden<br />
hat ein wenig mehr Bedeu-<br />
Top 5<br />
Maklerpools<br />
1 Fonds Finanz 61,6<br />
2 DEMV 12,8<br />
3 blau direkt 10,5<br />
4 VEMA 9,4<br />
5 Maxpool 7,8<br />
Angaben in %<br />
Top 5<br />
Die beste<br />
Maklerbetreuung<br />
1 VHV 16,6<br />
2<br />
Alte Leipziger – Hallesche<br />
Konzern<br />
15,2<br />
3 Die Haftpflichtkasse 14,4<br />
4 Allianz 13,1<br />
5 Volkswohl Bund 12,2<br />
Angaben in %<br />
tung (37,7 Prozent). Blickt man noch<br />
genauer auf den durchschnittlichen<br />
Teilnehmer, so zeigt sich, dass tiefgreifende<br />
Regulierungen der Branche<br />
nicht egal sein dürften. Denn mit<br />
einem Alter von 51,3 Jahren hat er/<br />
sie noch einige Berufsjahre vor sich.<br />
Eine Übergabe bzw. Einstellung des<br />
Geschäftsbetriebs in den nächsten<br />
drei Jahren plant aktuell nur etwa<br />
jeder Zehnte. Die anderen dagegen<br />
tragen noch für längere Zeit die Verantwortung<br />
für die Betreuung ihrer<br />
durchschnittlich rund 600 Kunden<br />
mit etwa 2.400 Verträgen.<br />
MVP werden oft bezuschusst<br />
Um solche, aber auch kleinere und<br />
größere Bestände möglichst zeitsparend<br />
zu verwalten, nutzen viele<br />
Makler ein oder mehrere Maklerverwaltungsprogramme<br />
(MVP). Am<br />
beliebtesten ist dabei „professional<br />
works“. Das Tool, initiiert vom Deutschen<br />
Maklerverbund (DEMV), ist seit<br />
dessen Übernahme durch die Fonds<br />
Finanz einer breiten Maklerschaft<br />
zugänglich.<br />
Am wichtigsten an der MVP-Nutzung<br />
ist Maklern die Einsicht in Vertragsdokumente<br />
der Kunden (72,1 Prozent).<br />
Für 59,4 Prozent stehen die Prüfung<br />
und Aktualisierung von Personendaten<br />
im Vordergrund, es folgen<br />
Bestandsauswertungen (38,6 Prozent).<br />
Dabei können sich Berater auf finanzielle<br />
Unterstützung verlassen. Häufig<br />
werden die MVP-Gebühren vollständig<br />
(20,7 Prozent) oder teilweise (6,1)<br />
von Maklerpools oder Maklerverbünden<br />
übernommen. Versicherer bezahlen<br />
2,9 Prozent der Befragten das<br />
Programm und tragen die Kosten für<br />
3,5 Prozent ihrer Vertriebspartner teilweise.<br />
Nur 27,8 Prozent der Befragten<br />
zahlen überhaupt selbst etwas zu.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
78 | BERATER Maklers Lieblinge <strong>2023</strong><br />
Top-Anbieter SHUK-RS Privatkunden<br />
# Gesellschaft %<br />
Private Haftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 29,0<br />
2 VHV 16,8<br />
3 Adam Riese 5,7<br />
Hausrat<br />
1 Die Haftpflichtkasse 20,7<br />
2 Ammerländer 17,7<br />
3 VHV 10,0<br />
Wohngebäude<br />
1 Domcura 28,2<br />
2 VHV 8,2<br />
3 Axa 6,2<br />
Rechtsschutz<br />
1 Arag 31,4<br />
2 Auxilia 27,5<br />
3 Deurag 8,5<br />
Tierhalterhaftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 22,3<br />
2 NV 11,4<br />
3 Adcuri 6,7<br />
# Gesellschaft %<br />
Tier-Kranken<br />
1 HanseMerkur 13,4<br />
2 Adcuri 11,7<br />
3 Uelzener 9,9<br />
Tier-OP<br />
1 HanseMerkur 15,4<br />
2 Barmenia 11,8<br />
3 Uelzener 11,4<br />
Unfall<br />
1 Die Haftpflichtkasse 14,4<br />
2 InterRisk 12,8<br />
3 Baloise 11,0<br />
Kfz<br />
1 VHV 33,7<br />
2 Itzehoer 17,2<br />
3 Kravag 7,3<br />
Cyber Privat<br />
1 Hiscox 22,0<br />
2 Cogitanda 11,0<br />
3 HDI 9,9<br />
Top-Anbieter<br />
Private Krankenversicherung<br />
# Gesellschaft %<br />
Vollversicherung<br />
1 HanseMerkur 13,6<br />
2 Barmenia 12,3<br />
3 Arag 10,9<br />
Zahnzusatz<br />
1 Barmenia 22,5<br />
2 Arag 10,1<br />
3 Münchener Verein 8,9<br />
Krankenzusatz ambulant<br />
1 Barmenia 15,3<br />
2 Arag und Nürnberger 7,2<br />
4 Münchener Verein 6,7<br />
Krankenzusatz stationär<br />
1 Barmenia 14,2<br />
2 Arag 9,1<br />
3 HanseMerkur 8,4<br />
Pflegezusatz<br />
1 Allianz 21,0<br />
2 Münchener Verein 9,2<br />
3 HanseMerkur 6,7<br />
Worauf es bei der<br />
Poolauswahl ankommt<br />
Die finanzielle Unterstützung durch<br />
Maklerpools dürfte für viele Makler<br />
auch eines der Argumente für deren<br />
Auswahl sein. Mit zwei bis drei Maklerpools<br />
oder -verbünden arbeiten die<br />
Maklers-Lieblinge-Teilnehmer durchschnittlich<br />
zusammen. Als wichtigsten<br />
Grund für mehrere Partner nennen<br />
39,4 Prozent die Kombination der<br />
Versicherungssparten. Etwa jedem<br />
Dritten ist eine Mischung aus mehreren<br />
Tools und MVP besonders wichtig.<br />
Marktführer bleibt die Fonds Finanz.<br />
Die Münchner konnten sich in<br />
diesem Jahr schon zum vierten Mal<br />
in Folge den Titel des beliebtesten<br />
Maklerpools sichern – mit deutlichem<br />
Abstand vor dem zweitplatzierten<br />
Top 5<br />
Die meistgenutzten Maklerverwaltungsprogramme<br />
(MVP)<br />
1 professional works 20,8<br />
2 Ameise 11,2<br />
3 meinMVP 5,9<br />
4 Maxoffice 5,8<br />
5 FinanzOffice 3,6<br />
Angaben in %<br />
bKV<br />
1 Allianz 10,9<br />
2 Hallesche 9,7<br />
3 Nürnberger 8,7<br />
DEMV (siehe Grafik auf Seite 77).<br />
Offenbar scheinen die Münchner für<br />
Vermittler auch nach dem Einstieg<br />
von Hg Capital unentbehrlich.<br />
VHV neu an der Spitze<br />
Während sich Fonds Finanz über die<br />
Maklerpool-Krone freut, bescheinigten<br />
die Teilnehmer der VHV die beste<br />
Maklerbetreuung (siehe Grafik auf<br />
Seite 77). Sie verdrängte damit Vorjahressieger<br />
Alte Leipziger auf Rang zwei,<br />
gefolgt von der Haftpflichtkasse. Zwar<br />
rangiert die Allianz an vierter Stelle,<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Maklers Lieblinge <strong>2023</strong> BERATER | 79<br />
Top-Anbieter Private Lebensversicherung<br />
# Gesellschaft %<br />
Privatrente<br />
1 Allianz 22,0<br />
2 Volkswohl Bund 8,3<br />
3 Die Bayerische 5,0<br />
Fondspolice<br />
1 Allianz 9,7<br />
2 Nürnberger 9,3<br />
3 Canada Life 8,0<br />
Berufsunfähigkeit<br />
1 Alte Leipziger 17,5<br />
2 Hannoversche 10,9<br />
3 Nürnberger 10,4<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
1 Volkswohl Bund 8,3<br />
2 Hannoversche 8,2<br />
3 Allianz 6,8<br />
# Gesellschaft %<br />
Grundfähigkeiten<br />
1 Canada Life 16,6<br />
2 Nürnberger 11,3<br />
3 Allianz 8,2<br />
Risikoleben<br />
1 Hannoversche 27,4<br />
2 Dela 22,0<br />
3 Europa 7,1<br />
Dread Disease<br />
1 Canada Life 37,4<br />
2 Nürnberger 13,2<br />
3 Zurich 7,0<br />
Sterbegeld<br />
1 Dela 24,0<br />
2 Hannoversche 11,3<br />
3 Ideal 8,7<br />
# Gesellschaft %<br />
bAV<br />
1 Allianz 19,7<br />
2 Alte Leipziger 8,5<br />
3 Canada Life 6,7<br />
Riester<br />
1 WWK 42,8<br />
2 Allianz 11,1<br />
3 Continentale 7,8<br />
Indexpolice<br />
1 Allianz 20,2<br />
2 Volkswohl Bund 10,1<br />
3 Nürnberger 6,4<br />
Rürup-/Basisrente<br />
1 Allianz 12,0<br />
2 Alte Leipziger 6,8<br />
3 Nürnberger 6,5<br />
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10-Jahres-Nichtraucher-Tarife<br />
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80 | BERATER Maklers Lieblinge <strong>2023</strong><br />
Top-Anbieter<br />
Komposit Gewerbe<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebshaftpflicht<br />
1 VHV 10,6<br />
2 R+V 7,9<br />
3 Axa und die Bayerische 6,8<br />
Cyber Gewerbe<br />
1 Hiscox 14,0<br />
2 Cogitanda 12,5<br />
3 HDI 8,3<br />
Betriebsschließung<br />
1 HDI 9,2<br />
2 Allianz 8,8<br />
3 R+V 5,3<br />
Was macht gute Maklerbetreuung aus?<br />
1 Gute Erreichbarkeit 84,7<br />
2 Schnelle Rückmeldung auf Nachfragen 82,0<br />
3 Kompetenz der Maklerbetreuer 72,1<br />
4 Schnelle Antrags- und Schadenbearbeitung 48,3<br />
5 Freundlichkeit 41,2<br />
Angaben in %<br />
D&O<br />
1 Hiscox 16,6<br />
2 Markel 10,9<br />
3 R+V 10,2<br />
Vermögensschaden-Haftpflicht<br />
1 Hiscox 14,7<br />
2 R+V 12,1<br />
3 Allianz 11,3<br />
Kfz-Flotte<br />
1 Kravag 24,9<br />
2 VHV 16,6<br />
3 R+V 10,2<br />
Betriebsinhalt<br />
1 VHV 7,9<br />
2 Die Bayerische 7,5<br />
3 Axa 7,2<br />
Firmenrechtsschutz<br />
1 Arag 27,6<br />
2 Auxilia 17,7<br />
3 Roland 11,7<br />
andere Branchenschwergewichte<br />
haben es aber nicht in die Top Ten geschafft.<br />
Anscheinend sind viele kleine<br />
und mittelgroße Versicherer, die sich<br />
auf den Maklerkanal spezialisiert ha-<br />
Außer der Allianz<br />
haben es keine<br />
weiteren Branchenschwergewichte<br />
in die Top Ten der<br />
besten Maklerversicherer<br />
geschafft.<br />
ben, näher dran an den Vorstellungen<br />
des freien Vertriebs.<br />
In diesem Punkt ist den Maklern die<br />
Erreichbarkeit der richtigen Ansprechpartner<br />
bei den Versicherern<br />
am wichtigsten (84,7 Prozent sagten<br />
das). Auf ihre Nachfragen schnell<br />
Rückmeldungen zu erhalten, steht<br />
ebenfalls hoch im Kurs (82 Prozent;<br />
mehrere Antworten waren möglich).<br />
Dass die Vermittler oft komplexe<br />
Informationen benötigen, zeigt<br />
sich daran, dass die Kompetenz der<br />
Maklerbetreuer 72,1 Prozent der Befragten<br />
wichtig ist. Kaum noch von<br />
Bedeutung sind dagegen regelmäßige<br />
Vor-Ort-Gespräche (10,3 Prozent) oder<br />
eine breite regionale Abdeckung (13,2<br />
Prozent).<br />
Die mit der besten Maklerbetreuung<br />
geadelte VHV sticht, aus Maklersicht,<br />
besonders in der Kfz-Versicherung für<br />
Privatkunden sowie in der Betriebshaftpflicht-<br />
und der Betriebsinhaltsversicherung<br />
heraus (siehe Top-Drei-<br />
Tabellen). In diesen drei Produktkate-<br />
gorien konnten die Hannoveraner<br />
den restlichen Markt hinter sich<br />
lassen. Die Allianz sammelte, vor<br />
allem durch ihre Marktmacht in der<br />
Lebensversicherung, mit sieben<br />
ersten Plätzen erneut die meisten Produkttitel<br />
ein. Die zweitmeisten<br />
sicherte sich, mit vier an der Zahl, die<br />
Haftpflichtkasse.<br />
Long Story short<br />
Beste Maklerbetreuung: VHV<br />
Meiste Produkttitel: Allianz (7)<br />
Beliebtester Maklerpool:<br />
Fonds Finanz<br />
Meistgenutztes MVP:<br />
„professional works“<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
BALOISE | ANZEIGE<br />
Baloise Best Invest –<br />
die Neue unter den Besten<br />
Baloise beweist einmal mehr profunde Expertise in der fondsgebundenen Altersvorsorge<br />
und beeindruckt mit der neuen Fondspolice Baloise Best Invest.<br />
Der Motor: die Investmentfonds<br />
Die große Auswahl der über 120 Fonds<br />
enthält „Blockbuster“, ETFs und über 80<br />
attraktive, nachhaltige Fonds sowie institutionelle<br />
Tranchen. Die Baloise Vermögens-<br />
Portfolios stehen in drei verschiedenen<br />
Risikoausprägungen jeweils als ETF-Variante<br />
oder mit aktiven Fonds zur Auswahl.<br />
Sie alle enthalten den „Spurassistenten“,<br />
der das Portfolio innerhalb der vorgegebenen<br />
Schwankungsbreite hält und damit<br />
Beratungs-Haftungsrisiken minimiert.<br />
Vario Plus, die Anlagelösung für sicherheitsorientierte<br />
Kundinnen und Kunden<br />
Vario Plus sorgt für eine automatische,<br />
schrittweise Erhöhung des Beitragsanteils,<br />
welcher ins Garantievermögen investiert<br />
wird. Damit eignet sich das Produkt auch<br />
für sicherheitsorientierte Anlegerinnen<br />
und Anleger.<br />
Erfolgsspur für die Altersvorsorge<br />
Intelligente Altersvorsorge heißt für<br />
Baloise, sowohl in der Anspar- als auch in<br />
der Auszahlphase Performance zu bieten.<br />
Gleichzeitig haben Kundinnen und Kunden<br />
mit ihrer Fondspolice Best Invest die volle<br />
Flexibilität, um jederzeit souveräne und<br />
zum individuellen Lebensabschnitt passende<br />
Entscheidungen treffen zu können.<br />
Diesem Anspruch wird das Baloise-Produkt<br />
mit dem Motto „Vorsprung durch Performance“<br />
auf allen Ebenen gerecht. Baloise<br />
Best Invest punktet mit sehr gutem Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis, fondsgebundener,<br />
flexibler Auszahlungsphase, exzellentem<br />
Fondsangebot und größtmöglicher Flexibilität.<br />
Das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
Die Effektivkostenquoten liegen in den<br />
gängigen ETFs mit Laufzeiten ab 35 Jahren<br />
unter 1 Prozent. Dazu kommt einer der<br />
höchsten garantierten Rentenfaktoren am<br />
Markt.<br />
Investment in der „2. Halbzeit des Lebens“<br />
Baloise Best Invest folgt diesem Gedanken<br />
mit einem optionalen Fonds-Rentenplan,<br />
der auch nach Rentenbeginn noch 100<br />
Prozent Partizipation an den Renditen der<br />
Fonds zulässt. Bis zum Beginn der lebenslangen<br />
Rentenzahlung können Kundinnen<br />
und Kunden flexibel bleiben und beispielsweise<br />
Fondswechsel durchführen oder von<br />
der fondsgebundenen Anlage ins Garantievermögen<br />
wechseln.<br />
Das Produkt bietet maximale Entscheidungsfreiheit:<br />
Kundinnen und Kunden<br />
müssen sich nicht heute festlegen,<br />
sondern über die Auszahlung bis einen<br />
Monat vor Leistungsabruf entscheiden.<br />
Lernen Sie uns und Baloise<br />
Best Invest kennen:<br />
Kontakt:<br />
Baloise Lebensversicherung AG Deutschland<br />
Ludwig-Erhard-Straße 22, 20459 Hamburg<br />
Tel. +49 (40) 35 99 79 77
82 | FOKUS Barmenia<br />
AZ 309 08/23 Barmenia Krankenversicherung AG<br />
WIR SIND FÜR DIE DA,<br />
DIE IMMER FÜR UNS DA SIND.<br />
#MachenWirGern<br />
Beamte sind eine Zielgruppe, die eine spezielle Absicherung ver dient.<br />
Deshalb bekommen sie von der Barmenia jetzt eine ganz eigene Tarifwelt<br />
angeboten: die neue Genau-Für-Sie Beamten absicherung!<br />
Egal ob angehender Lehrer, Tätigkeit in der inneren Sicherheit, Justizoder<br />
Finanzverwaltende, <strong>procontra</strong> mit FOKUS der Genau-Für-Sie in Zusammenarbeit Krankenversicherung mit der BARMENIA Was wir außerdem KRANKENVERSICHERUNG gern für Ihre Kunden machen, AGerfahren Sie unter<br />
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der Hand. Es wird z. B. die Beitrags rück er stattung nicht durch Vor sorge-<br />
0202 438 3734.<br />
unter such ungen oder Schutzimpfungen gefährdet, es gibt diverse<br />
Optionsrechte zur Höherversiche rung ohne erneute Gesund heitsprüfung<br />
und es gilt eine dreimonatige Beitrags befreiung bei Bezug<br />
von Elterngeld.<br />
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Barmenia FOKUS | 83<br />
FOKUS<br />
BARMENIA<br />
Anspruchsvoll,<br />
aber lohnenswert<br />
Die Beihilfe-Beratung erfordert einiges<br />
an Expertise, denn die einschlägigen<br />
Regelungen müssen nicht nur durchdrungen<br />
werden – sie unterscheiden<br />
sich auch von Bundesland zu Bundesland.<br />
Hinzu kommen Besonderheiten<br />
der verschiedenen Beamtenstatus (auf<br />
Probe, auf Widerruf, auf Lebenszeit, im<br />
Ruhestand) und einiger Berufsgruppen<br />
wie Soldaten und Vollzugsdienstbeamte.<br />
Diesen heterogenen Anforderungsprofilen<br />
steht eine Produktlandschaft<br />
gegenüber, die nicht weniger vielfältig<br />
ist und von Vergleichsrechnern nur<br />
bedingt erfasst werden kann.<br />
Doch wer sich auskennt, dem steht die<br />
Tür zu einer zu Recht stark umworbenen<br />
Zielgruppe offen. Beamte und Beamtenanwärter<br />
sind vergleichsweise kaufkräftig,<br />
haben ein überdurchschnittliches<br />
Interesse an solider Vorsorge und zeigen<br />
sich meist loyal, wenn sie sich gut<br />
beraten fühlen. Und bei dieser Beratung<br />
steht in aller Regel die Beihilfe ganz<br />
oben auf der Liste. Zwar sind Beamte<br />
nicht gesetzlich verpflichtet, eine<br />
private Beihilfe-Police abzuschließen.<br />
Die Vorteile allerdings überzeugen auch<br />
hartgesottene PKV-Skeptiker, sodass<br />
nur wenige Beamte auf den Abschluss<br />
verzichten. Makler, die hier mit einer<br />
exzellenten Lösung aufwarten können,<br />
schaffen damit die Basis für langjährige<br />
Kundenbeziehungen mit jeder Menge<br />
Cross-Selling-Potenzial. Schließlich können<br />
Beamte auch berufs- bzw. dienstunfähig<br />
werden, sind privat wie dienstlich<br />
Haftpflichtrisiken ausgesetzt, können<br />
verunfallen, besitzen oftmals Immobilien,<br />
möchten Hinterbliebene abgesichert<br />
wissen und, und, und.<br />
Foto: Pradeep Thomas Thundiyil<br />
Zu den bei Maklern und Kunden<br />
beliebtesten Beamtenversicherern<br />
Deutschlands zählt die Barmenia. Mit<br />
„Genau-Für-Sie“ brachte sie im letzten<br />
Jahr eine Beihilfe-Tariflinie auf den<br />
Markt, die sich schnell einen Spitzenplatz<br />
auf dem Vermittler-Spickzettel<br />
erobert hat. Im Interview auf den<br />
folgenden Seiten erfahren Sie aus erster<br />
Hand, worin die Gründe dafür liegen<br />
und warum sich ein Einstieg in die<br />
Beihilfe-Beratung – ungeachtet des<br />
Einarbeitungsaufwands – für Makler<br />
auszahlt.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der BARMENIA KRANKENVERSICHERUNG AG<br />
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84 | FOKUS Barmenia<br />
»›Genau-Für-Sie‹ fängt die<br />
Komplexität der Beihilfe auf«<br />
Georg Birkenstock, Leiter Direktion Key-Account-Management im Makler- und Kooperationsvertrieb<br />
der Barmenia, über Attraktivität, Ansprache und Beratung der Zielgruppe<br />
Beamte, die Beihilfe-Tariflinie »Genau-Für-Sie« und die Zusammenarbeit mit Maklern<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Birkenstock, warum<br />
lohnt es sich für Makler, die Zielgruppe<br />
Beamte und Beamtenanwärter in den<br />
Fokus zu nehmen?<br />
Georg Birkenstock: Führen wir uns einmal<br />
kurz vor Augen, dass in Deutschland<br />
zurzeit mehr als 40 Millionen Menschen<br />
im Berufsleben stehen – davon gehören<br />
über 1,9 Millionen zur Berufsgruppe der<br />
Beamten. Das ist gar nicht mal so wenig!<br />
Beamte und Beamtenanwärter bilden<br />
gemeinsam eine riesige Zielgruppe, die<br />
sehr viel Wert auf Qualität legt. Wer<br />
hier punkten kann, profitiert von einem<br />
besonders loyalen Kundenstamm. Und<br />
der weist in der Regel eine entsprechende<br />
Weiterempfehlungsbereitschaft auf.<br />
Beamte und Beamtenanwärter sollten<br />
deshalb mit besonderer Umsicht, hochwertigen<br />
Produkten und erstklassigem<br />
Service umsorgt werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Für Neueinsteiger erscheinen<br />
die verschiedenen Beihilferegelungen<br />
auf den ersten Blick ziemlich<br />
kompliziert.<br />
Birkenstock: Ja, definitiv. Allein beim<br />
Thema „Gesundheit“ bestehen auf Bundes-<br />
und Landesebene unterschiedliche<br />
Regelungen – das macht den Versicherungsschutz<br />
in den einzelnen Bundesländern<br />
nicht gerade einfacher. Beamte<br />
und Beamtenanwärter erhalten Beihilfe.<br />
Das heißt, ihr Dienstherr übernimmt die<br />
Kosten im Krankheitsfall – aber davon<br />
nur einen prozentualen Anteil. Hier ist in<br />
der Beratung ein umfangreiches Spezialwissen<br />
erforderlich. Allerdings ist die<br />
„Genau-für-Sie“-Tariflinie so aufgebaut,<br />
dass sie die Komplexität der Beihilfe<br />
auffängt. Es gibt nur fünf Bausteine –<br />
egal welcher Beihilfeanspruch besteht.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie und auf welchen Kanälen<br />
können Makler (angehende) Beamte<br />
am besten ansprechen?<br />
»Die Tariflinie bietet<br />
für Beamte aus<br />
allen Bundesländern<br />
passgenauen Versicherungsschutz.«<br />
Birkenstock: Viele spezialisierte<br />
Beamten-Makler verfügen über besondere<br />
Zugangswege, um ihre potenziellen<br />
Kunden zu erreichen. Das kann<br />
zum Beispiel bei Lehramtsanwärtern<br />
die Uni sein, oder ein Workshop bei<br />
der Polizei, Feuerwehr und Zoll. Da es<br />
sich bei den angehenden Beamten um<br />
junge Menschen handelt, eignen sich<br />
natürlich Berufsinformationstage oder<br />
digitale Werbeformen auf unterschiedlichen<br />
Social-Media-Kanälen besonders<br />
gut. Versicherungsfragen werden aber<br />
auch oft innerhalb der Familie oder im<br />
Bekanntenkreis besprochen – hier spielt<br />
das Empfehlungsgeschäft dementsprechend<br />
eine große Rolle: Wer mit seinem<br />
Versicherer zufrieden ist, gibt diesen<br />
Rat oft gerne weiter.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie erwähnten bereits die<br />
Beihilfe-Tariflinie der Barmenia „Genau-<br />
Für-Sie“ – was kommt in diesem Namen<br />
zum Ausdruck?<br />
Birkenstock: Der Name spielt auf<br />
mehrere Ebenen an. „Genau“ hat für<br />
uns, aber auch die Zielgruppe, viele<br />
Bedeutungen und wirkt dennoch so auf<br />
den Punkt: Das Produkt ist auf mich zugeschnitten<br />
bzw. bietet mir frei wählbare<br />
Optionen. Beamte fühlen sich durch<br />
den Zusatz „Genau“ angesprochen,<br />
da es den Insight des genauen, präzisen<br />
Analysierens bzw. Hinterfragens<br />
thematisch beinhaltet. Genauso ist es<br />
aber auch ein emotionaler Anker: „Ich<br />
fühle mich verstanden. Die Barmenia<br />
weiß genau, was ich brauche.“ „Für Sie“<br />
kommt dann als persönlicher Bezug<br />
bzw. persönliche Ansprache an die<br />
spezielle Zielgruppe der Beamten und<br />
Beamtenanwärter hinzu.<br />
<strong>procontra</strong>: Was verbirgt sich hinter den<br />
optionalen Tarifbausteinen „Ergänzung“<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der BARMENIA KRANKENVERSICHERUNG AG<br />
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Barmenia FOKUS | 85<br />
und „Ergänzung Plus“?<br />
Birkenstock: Es gibt Leistungen, die<br />
die Beihilfe nur teilweise oder gar<br />
nicht erstattet. Diese können über die<br />
Beihilfe-Ergänzungstarife aufgefangen<br />
werden. Mit den optionalen Bausteinen<br />
„Genau-Für-Sie Ergänzung“ und<br />
„Genau-Für-Sie Ergänzung Plus“ kann<br />
der Beamte oder Beamtenanwärter seinen<br />
Versicherungsschutz so ergänzen,<br />
dass jeder genau den Schutz erhält, der<br />
zu ihm passt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Services können die<br />
„Genau-Für-Sie“-Versicherten jenseits<br />
der Kostenerstattung erwarten?<br />
Birkenstock: Die „Genau-Für-Sie“-<br />
Krankenversicherung kümmert sich um<br />
mehr als nur Arztrechnungen. Die Versicherten<br />
erhalten beispielsweise einen<br />
Zugang zu verschiedenen Gesundheitsservices<br />
und moderner Telemedizin:<br />
Über die medgate App können kurzfristig<br />
Termine mit Ärzten vereinbart<br />
oder diese per Smartphone kontaktiert<br />
werden – deutschlandweit, an sieben<br />
Tagen die Woche und rund um die Uhr.<br />
<strong>procontra</strong>: In der besonderen Zielgruppe<br />
der Beamten gibt es mit den<br />
Polizei- und Zollbediensteten eine noch<br />
„besonderere“ Gruppe mit spezifischem<br />
Bedarf. Wie geht „Genau-Für-Sie“ darauf<br />
ein?<br />
Birkenstock: Besondere Zielgruppen<br />
sind immer eine Herausforderung.<br />
Aber das heißt ja nicht, dass Lösungen<br />
besonders kompliziert sein müssen. Wir<br />
wollten in unserer Tariflinie bewusst<br />
einfache, aber eben auch umfassende<br />
Möglichkeiten anbieten. Deshalb können<br />
die Inhalte der einzelnen Bausteine<br />
schnell erfasst und leicht tarifiert<br />
werden. Die Tariflinie geht genau<br />
auf die Bedürfnisse ein, egal welche<br />
Leistungsart den Interessenten wichtig<br />
ist. Die „besondereren“ Berufsgruppen<br />
erhalten speziell auf sie zugeschnittenes<br />
Beratungs- bzw. Werbematerial<br />
und durch das modulare System den<br />
Schutz, den sie wünschen – passend zu<br />
ihrem Beihilfeanspruch. So erhält „jeder<br />
Topf den passenden Deckel“. Und der<br />
passende Deckel für diese besondere<br />
Gruppe sind unsere „Genau-Für-Sie“-<br />
Produkte.<br />
<strong>procontra</strong>: Passt der Deckel immer<br />
noch, wenn bei Ihnen versicherte<br />
Beamte in ein anderes Bundesland<br />
umziehen?<br />
Birkenstock: Die Beihilfeverordnungen<br />
in Deutschland sind kompliziert – vor<br />
allem weil sie so unterschiedlich sind.<br />
Neben dem genauen Beruf und dem<br />
Familienstand spielt hier auch das<br />
Bundesland eine gewichtige Rolle. Zieht<br />
ein Versicherter in ein anderes Bundesland<br />
um, zieht die „Genau-Für-Sie“-<br />
Absicherung mit und passt sich an. So<br />
bietet unsere Tariflinie für Beamte aus<br />
allen Bundesländern einen passgenauen<br />
Versicherungsschutz.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Beratungs- und Vertriebsunterstützung<br />
können Makler bei<br />
der Barmenia in Anspruch nehmen?<br />
Birkenstock: Makler sind für uns nicht<br />
nur Produktverkäufer, sondern Manager<br />
von Kundenbedürfnissen. Deshalb<br />
spielt zum einen die Wahl des richtigen<br />
Produktpartners eine Rolle, zum<br />
anderen aber auch Kompetenz, Service,<br />
Vertrauenswürdigkeit sowie individuelle<br />
und faire Beratung. Dieses „Paket“<br />
bieten wir unseren Vertriebspartnern<br />
ganz gezielt durch unsere Makler- und<br />
Key-Account-Betreuung. Damit unsere<br />
Makler ihre Kunden bestmöglich<br />
beraten und betreuen können, halten<br />
wir ihnen unsererseits durch umfangreiche<br />
Services und persönliche Betreuung,<br />
eine schnelle, komfortable Abwicklung<br />
und passende Softwarelösungen<br />
den Rücken frei. Das gewähren wir in<br />
erster Linie durch den direkten Kontakt<br />
zu unseren Maklerdirektionen und das<br />
Key-Account-Management. Unsere<br />
Maklerbetreuer und unsere Mitarbeiter<br />
sind dabei die Ansprechpartner für<br />
Angebote, Verträge, Leistungen und Verkaufsunterstützung.<br />
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<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Miese Stimmung<br />
bei Immo<br />
Finanzierern<br />
Effekte von Zinsanstieg und Projektentwickler-Pleiten<br />
machen sich bemerkbar.<br />
Nach deutlichen Zinserhöhungen und den jüngsten<br />
Pleiten von Projektentwicklern ist die Stimmung<br />
der deutschen Immobilienfinanzierer auf<br />
ein Rekordtief gefallen: Im dritten Quartal rutschte<br />
der Index des Analyseunternehmens bulwiengesa<br />
auf den tiefsten Stand seit Beginn der Befragung<br />
im Jahr 2012.<br />
Im zweiten Quartal <strong>2023</strong> hatte sich die Stimmung<br />
noch leicht aufgehellt, lag aber bereits deutlich<br />
tiefer als zu Niedrigzinszeiten. Hauptgrund für<br />
die Skepsis sei vor allem die Einschätzung der<br />
Lage am Finanzierungsmarkt. Gut 80 Prozent der<br />
Experten verwiesen auf restriktivere Finanzierungsbedingungen,<br />
acht Punkte mehr als zuletzt.<br />
Weitere Themen<br />
Zahlreiche Pleiten von Pflegeimmobilien 90<br />
Wohnkosten steigen übers Limit 92<br />
Mehr erneuerbare Energien in OIFs 96<br />
Foto: Andriy Onufriyenko
90 | SACHWERTE Pflegeimmobilien<br />
»Weitere Insolvenzen würden<br />
mich nicht überraschen«<br />
Pflegeimmobilien gelten als risikoarmes Investment. Doch eine Reihe von Insolvenzen<br />
verunsichert Investoren. Markus Bienentreu, Geschäftsführer der Terranus GmbH, eines<br />
Spezialmaklers für Sozialimmobilien, erläutert die Umstände und Aussichten.<br />
IR IMKE REIHER<br />
<strong>procontra</strong>: Etliche Pflegeheime sind in<br />
Schieflage geraten und mussten Insolvenz<br />
anmelden. Viele Hundert könnten<br />
zeitnah folgen, meinen Experten. Ist<br />
deren Befürchtung berechtigt?<br />
Markus Bienentreu: Laut der Pflegestatistik<br />
von Ende 2021 gibt es in Deutschland<br />
über 16.100 Pflegeeinrichtungen,<br />
und wir haben auf dem Markt sicher<br />
noch nicht die letzte Insolvenz gesehen.<br />
„Mehrere Hundert Insolvenzen“ ist<br />
vielleicht etwas hoch angesetzt. Aber<br />
100 weitere würden mich nicht überraschen.<br />
<strong>procontra</strong>: Woher rührt die Pleitewelle?<br />
Bienentreu: Für die wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten von Pflegeheimbetreibern<br />
sind mehrere Gründe ausschlaggebend.<br />
Neben den gestiegenen Kosten<br />
für Personal, Energie, andere Sachkosten<br />
und Mieten, ist dies vor allem<br />
im Fachkräftemangel begründet. Wenn<br />
nicht genug Personal vorhanden ist, um<br />
die Quote zu erfüllen, kann ich die Einrichtung<br />
nicht voll belegen. Je geringer<br />
die Belegung, umso schwieriger wird es,<br />
kostendeckend zu wirtschaften.<br />
<strong>procontra</strong>: Alles keine Faktoren, die<br />
sich schnell beheben lassen. Lohnt ein<br />
Investment in Pflegeimmobilien?<br />
Bienentreu: Das Ausfallrisiko ist unterm<br />
Strich geringer als in vielen anderen As-<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Warum sich die Spielregeln<br />
am Markt verändern<br />
Welche Kriterien für Investoren<br />
besonders wichtig sind<br />
Warum der langfristige Blick<br />
lohnt<br />
setklassen, und in den letzten 20 Jahren<br />
ist der Markt gut gelaufen. Zudem ist er<br />
hoch reguliert. Aktuell kommen einfach<br />
zu viele Faktoren zusammen. Diese<br />
Kumulation macht den Markt schwierig<br />
und bremst ihn aus, denn natürlich verunsichern<br />
Insolvenzen oder Mietausfälle<br />
Investoren. Trotzdem gilt weiter: Solide<br />
kalkulierte und ausgelastete Einrichtungen<br />
bringen eine stabile, langfristige<br />
Rendite bei geringer Volatilität, und die<br />
Nachfrage nach Pflegeplätzen ist hoch.<br />
<strong>procontra</strong>: Für Rückenwind sorgt die<br />
Demografie. Auf welche Kennziffern<br />
sollten Investoren besonders achten?<br />
Bienentreu: Der Standort und der Bedarf<br />
sind extrem wichtig, denn davon<br />
hängt die Auslastung ab. Weitere wichtige<br />
Kennziffern sind die Investitionsfolgekosten<br />
und die Personalverfügbarkeit.<br />
Die beste Absicherung ist eine vernünftige<br />
Prüfung aller Rahmenbedingungen<br />
im Vorfeld des Investments. Dazu zählt<br />
auch zu schauen, wie das Geschäftsmodell<br />
des Verkäufers aussieht und wie die<br />
Miete refinanziert wird. Idealerweise<br />
sollte dieser schon länger im Markt aktiv<br />
sein und Kunden auch nach dem Verkauf<br />
bei Problemen noch betreuen.<br />
<strong>procontra</strong>: Doch was, wenn das Kind<br />
bereits in den Brunnen gefallen ist?<br />
Welche Chance haben Investoren, ihre<br />
Gelder zurückzubekommen?<br />
Bienentreu: Im Insolvenzfall gibt es für<br />
Pflegeeinrichtungen keine Sonderregeln<br />
oder eine besondere Absicherung. Ist<br />
das Geld investiert, ist es meist zu spät.<br />
Da bleibt oft nur ein Verkauf durch den<br />
Insolvenzverwalter, und jener kann<br />
wahrscheinlich nur mit deutlichen<br />
Abschlägen realisiert werden. Die Umwidmung<br />
von Pflegeheimen ist nicht<br />
leicht und mit hohen Umbaukosten<br />
verbunden, weil die Gemeinschaftsflächen<br />
sehr groß sind. Insofern sollte<br />
die Fortführung des Betriebs angestrebt<br />
werden, sofern die Immobilie das hergibt.<br />
Aber natürlich kostet ein Betreiberwechsel<br />
Geld und es können weitere<br />
Verluste entstehen. Wenn ein Heim<br />
300.000 Euro im Minus ist, wird es<br />
nicht in drei Monaten Gewinn erzielen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Pflegeimmobilien SACHWERTE | 91<br />
»Wenn ein Heim<br />
300.000 Euro im<br />
Minus ist, wird es<br />
nicht in drei<br />
Monaten Gewinn<br />
erzielen.«<br />
Long Story short<br />
<strong>procontra</strong>: Eine längere Durstrecke<br />
können sich finanzschwächere Investoren<br />
kaum leisten. Können Makler,<br />
die Beteiligungen vermittelt haben,<br />
Haftungsprobleme bekommen, wenn es<br />
zur Pleite kommt?<br />
Bienentreu: Grundsätzlich gelten hier<br />
die gleichen Voraussetzungen wie bei<br />
anderen Immobilien. Insofern sollten<br />
Makler keine Negativkriterien oder<br />
Risiken verheimlichen – sofern diese bekannt<br />
sind. Hätte der Kunde sonst nicht<br />
investiert, könnte er zur Rechenschaft<br />
gezogen werden. Beispiele sind etwa<br />
Falschangaben zur Bonität des Betreibers<br />
oder zur Auslastung der Immobilie.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lukrativ ist der Markt<br />
für Makler? Worauf gilt es zu achten?<br />
Bienentreu: In Zeiten, in denen der<br />
Markt geboomt hat, war das insbesondere<br />
wegen der niedrigen Zinsen ein<br />
interessantes Geschäftsfeld, um sein<br />
Angebot zu erweitern. Derzeit gehen<br />
die Transaktionsvolumina und Kaufpreisfaktoren<br />
wegen der gestiegenen<br />
Zinsen aber zurück. Lagen diese früher<br />
für Core-Immobilien im Schnitt beim<br />
23- bis 24-Fachen der Miete, liegen<br />
sie heute eher beim 20-Fachen oder<br />
darunter. Wichtig ist, dass der Makler<br />
seinen Markt kennt.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie sind Sie positioniert?<br />
Bienentreu: Wir verkaufen kein<br />
Teileigentum, sondern arbeiten für<br />
institutionelle Kunden. Wir vermitteln<br />
Objekte und Betriebe, übernehmen<br />
Einrichtungen, die Probleme haben,<br />
bieten Beratung, Wertermittlung und<br />
Konzeptanalysen und springen auch als<br />
Interimsmanager ein, falls noch kein<br />
neuer, passender Betreiber gefunden<br />
ist. In diesem Fall gründen wir eine<br />
Gesellschaft, die den jeweiligen Betrieb<br />
übernimmt und ihn später im Rahmen<br />
eines Share Deals an den neuen Eigentümer<br />
verkauft. Das heißt, dass die<br />
bestehenden Verträge erhalten bleiben.<br />
Im Moment ist es aber schwieriger,<br />
zügig einen neuen Betreiber zu finden –<br />
viele haben derzeit keine Kapazitäten.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lautet Ihr Fazit?<br />
Bienentreu: Seniorenimmobilien<br />
bleiben ein wachstumsstarker Zukunftsmarkt.<br />
Dass es immer wieder Insolvenzen<br />
und wirtschaftliche Schieflagen<br />
geben wird, ändert daran nichts. Denn<br />
für ein gutes, marktfähiges Objekt an<br />
einem guten Standort mit einem<br />
wirtschaftlichen Betriebskonzept und<br />
einer über die Investitionsfolgekosten<br />
refinanzierbaren Miete wird man mit<br />
sehr großer Wahrscheinlichkeit auch<br />
einen neuen Betreiber finden.<br />
Inflation, steigende Kosten, Personalmangel fördern Insolvenzen.<br />
Makro- und Mikrolage (Standort), Bedarf und Fachkräfte<br />
sind Top-Kriterien.<br />
Demografie pusht die Nachfrage nach Pflegeplätzen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
92 | SACHWERTE Immobilien<br />
Wohnen überm Limit<br />
Mieten und Kaufpreise bewegen sich an der Belastungsgrenze. Interessenten fragen sich,<br />
in welchen Regionen die (eigenen) vier Wände noch erschwinglich sind.<br />
ST STEFAN TERLIESNER<br />
Illustration: Roman Kulon
Immobilien SACHWERTE | 93<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.<br />
Das gilt für die Wahl des Ehepartners<br />
wie für den Immobilienkauf. Derzeit<br />
herrscht viel Verunsicherung<br />
bei Kaufwilligen, was die weitere<br />
Entwicklung von Zinsen und Objektpreisen,<br />
aber auch Vorgaben wie Heizungsgesetz<br />
und Gebäudesanierung<br />
betrifft. Teilweise dramatisch ist die<br />
Lage auf dem Mietmarkt. Bezahlbare<br />
Wohnungen sind kaum noch zu finden<br />
– zumindest in den Großstädten<br />
und deren Speckgürteln. Kaufen oder<br />
mieten? Das ist die Frage.<br />
Maximal 25 Prozent Belastung<br />
Orientierung gibt diese Faustformel:<br />
Gib nicht mehr fürs Wohnen aus als<br />
25 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens.<br />
Diese Linie nicht<br />
zu überschreiten, ist für durchschnittlich<br />
verdienende Haushalte<br />
schwierig geworden. Dies geht aus<br />
dem Postbank Wohnatlas <strong>2023</strong> hervor.<br />
Demnach lebte 2022 jeder zweite<br />
Haushalt in einer der 144 Regionen<br />
Deutschlands, in denen im Schnitt<br />
mehr als 25 Prozent des verfügbaren<br />
Haushaltseinkommens für die Kreditfinanzierung<br />
einer beispielhaften<br />
70-Quadratmeter-Wohnung ausgegeben<br />
werden musste. 2021 seien nur 35<br />
Regionen als entsprechend teuer für<br />
Durchschnittshaushalte eingeordnet<br />
worden.<br />
Belastung der Haushalte durch Mieten und Zinskosten<br />
Ob eine Entlastung in Sicht ist<br />
Regionen für Käufer nahe der Belastungsgrenze<br />
Ein Grund: Vielerorts sind die Immobilienpreise<br />
schneller gestiegen<br />
als die Einkommen in der jeweiligen<br />
Region. Noch entscheidender für die<br />
verschlechterte Lage für Kaufwillige<br />
sei der steile Zinsanstieg gewesen.<br />
Bekanntlich hat die Europäische Zentralbank<br />
seit Mitte 2022 den Leitzins<br />
von 0 auf aktuell 4,25 Prozent in die<br />
Höhe katapultiert; so rasch wie nie in<br />
ihrer Geschichte.<br />
Zinsniveau bleibt hoch<br />
In der Folge sind auch die Zinskosten<br />
für Immobilienkredite auf lange<br />
nicht gesehene Niveaus gestiegen.<br />
Laut Ingmar Rega, Chef des Genossenschaftsverbands,<br />
wird das derzeitige<br />
Niveau für langfristige Kreditzinsen<br />
zum Marktstandard. Kurz:<br />
Geld leihen bleibt teuer. Aktuell, so<br />
»Aktuell sind für<br />
Kreditnehmer die<br />
Niedrigzinsen der<br />
gefühlte Maßstab.«<br />
Ingmar Rega<br />
Chef des Genossenschafts verbands<br />
– Verband der Regionen<br />
Rega, sind für Nachfrager „noch die<br />
Niedrigzinsen der gefühlte Maßstab“,<br />
was abwartendes Verhalten bei der<br />
Kreditaufnahme begünstige.<br />
„Wer ein Objekt im Auge hat, sollte<br />
umso gründlicher prüfen, ob die<br />
Finanzierung auch langfristig zu<br />
stemmen ist“, meint Manuel Beermann,<br />
Leiter Immobiliengeschäft<br />
der Postbank. „Auch einen Puffer für<br />
unvorhersehbare Änderungen der finanziellen<br />
Lage und für Belastungen<br />
durch Inflation und hohe Energiepreise<br />
sollten Kaufinteressenten einbauen.“<br />
In den vergangenen Jahren<br />
sei der Einkommensanteil, der für<br />
die Finanzierung von Eigentumswohnungen<br />
aufgewendet werden musste,<br />
stetig gewachsen. Diese Entwicklung<br />
flache nun ab, weil die Kaufpreise<br />
langsamer oder gar nicht mehr stiegen.<br />
Fachleuten zufolge verharren sie<br />
aber auf hohem Niveau.<br />
Extreme Lage in Großstädten<br />
Teuer ist Kaufen in 23 Regionen,<br />
darunter die sechs Metropolen Berlin,<br />
Hamburg, München, Köln, Frankfurt<br />
am Main und Düsseldorf. Hier<br />
überweisen Eigentümer mehr als<br />
40 Prozent ihres durchschnittlichen<br />
regionalen Haushaltseinkommens<br />
für die laufenden Kreditzahlungen an<br />
die Banken. Die Großstadt Stuttgart –<br />
Nummer sieben der sogenannten Big<br />
Seven – liegt mit 39,7 Prozent knapp<br />
unter dieser Schwelle.<br />
Betrachtet man nur die sieben Metropolen,<br />
wird eine deutliche Veränderung<br />
sichtbar. Dort fließt mittlerweile<br />
ein sehr hoher Einkommensanteil in<br />
die Finanzierung der beispielhaften<br />
70-Quadratmeter-Wohnung. Laut<br />
Wohnatlas sprang der Anteil am verfügbaren<br />
Einkommen von 34,3 Prozent<br />
im Jahr 2021 auf 48,8 Prozent im<br />
Jahr 2022. Die höchste durchschnittliche<br />
Belastung haben Käufer in München<br />
(62 Prozent), gefolgt von Berlin<br />
(57 Prozent), Hamburg (52 Prozent)<br />
und Frankfurt (50 Prozent).<br />
Mietbelastung bundesweit<br />
im Rahmen<br />
Weitere Großstädte mit hohen monatlichen<br />
Ratenzahlungen sind Rostock,<br />
Potsdam, Freiburg, Heidelberg,<br />
Regensburg und Augsburg. Sogar<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
94 | SACHWERTE Immobilien<br />
Wohnen frisst Einkommen<br />
In Hamburg müssen 51,8 Prozent des Einkommens für die Finanzierung<br />
von Wohneigentum oder 20,9 Prozent für die Miete aufgebracht werden.<br />
40,8<br />
18,6<br />
Düsseldorf<br />
Anteil Finanzierung Kauf *<br />
Anteil Miete **<br />
*<br />
Kredit zu 4,6 % p. a. über 25 Jahre und 3 Monate; 20 % Eigenkapital<br />
**<br />
Anteil durchschnittliche Nettokaltmiete für eine 70-qm-Wohnung<br />
Angaben in %<br />
Freiburg<br />
50,4<br />
Frankfurt<br />
Heidelberg<br />
45,9<br />
23,3<br />
24,3<br />
45,3<br />
51,8<br />
Hamburg<br />
24,1<br />
25 %<br />
ihres verfügbaren Einkommens<br />
sollten Haushalte nach einer Faustregel<br />
maximal fürs Wohnen ausgeben.<br />
20,9<br />
Unstrut-<br />
Hainich-<br />
Kreis<br />
10,8<br />
11,5<br />
61,5<br />
9,6<br />
Mansfeld-<br />
Südharz<br />
26,4<br />
11,9<br />
43,5<br />
41,2<br />
Rostock<br />
47,9<br />
21,8<br />
Regensburg<br />
München<br />
19,6<br />
20,8<br />
56,8<br />
Berlin<br />
Potsdam<br />
24,1<br />
Elbe-Elster<br />
9,6<br />
9,5 10,6<br />
Vogtlandkreis<br />
11,5<br />
Quelle: Postbank Wohnatlas<br />
über der 50-Prozent-Marke liegen<br />
die Feriengebiete mit den Landkreisen<br />
Nordfriesland, Aurich, Garmisch-<br />
Partenkirchen sowie Miesbach, der<br />
gleichzeitig zum Speckgürtel Münchens<br />
gehört.<br />
Dagegen bleibt die anteilige durchschnittliche<br />
Einkommensbelastung<br />
durch Nettokaltmieten deutschlandweit<br />
unterhalb der Schwelle<br />
von 25 Prozent; mit Ausnahme von<br />
München (26,4 Prozent). Über alle<br />
Big Seven hinweg sank der Anteil des<br />
Einkommens für die Nettokaltmiete<br />
leicht auf 22,4 Prozent. Der 25-Prozent-Marke<br />
nahe kommen mittlerweile<br />
Freiburg, Berlin und Heidelberg<br />
mit jeweils gut 24 Prozent. Laut<br />
Wohnatlas sind die Nettokaltmieten<br />
in Berlin 2022 stärker gestiegen als<br />
die Einkommen, nämlich binnen<br />
Jahresfrist um 9,3 bzw. 6,2 Prozent.<br />
Den höchsten Anstieg der Mieten<br />
verzeichnete mit 14,9 Prozent die Ostseestadt<br />
Rostock.<br />
Der Osten lockt<br />
Vor diesem Hintergrund werden<br />
Regionen mit Belastungen unter der<br />
25-Prozent-Schwelle interessant – für<br />
junge Menschen und Familien mitunter<br />
zur Notwendigkeit. Jenseits der<br />
Big Seven werden sie fündig. Dazu<br />
Beermann: „Vor allem in ländlichen<br />
Regionen muss der durchschnittliche<br />
Haushalt geringere oder gleich hohe<br />
Anteile des Haushaltseinkommens<br />
für die Finanzierung aufbringen<br />
wie Mieter für die örtliche Nettokaltmiete.“<br />
Insgesamt böten 14 Regionen<br />
einen leichten Vorteil für Käufer. Die<br />
Top Ten darunter befänden sich überwiegend<br />
in Ostdeutschland.<br />
Die Fachleute der Postbank weisen<br />
auch auf den Vermögensaufbau als<br />
Vorteil von Wohneigentum hin. Selbst<br />
wenn die Kosten für Kredite mehr<br />
Einkommen binden als die Miete, sei<br />
dies kein Ausschlusskriterium. Denn<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Immobilien SACHWERTE | 95<br />
Eigentümer betrieben im Gegensatz zu Mietern<br />
einen Vermögensaufbau. „Das rechtfertigt in der<br />
Regel einen Aufpreis“, betont Beermann. „Immobilienbesitz<br />
ist immer auch eine Absicherung<br />
für das Alter und macht zudem unabhängig von<br />
künftigen Mietpreissteigerungen.“<br />
Mit Zuschlag nach Pirmasens<br />
Nähmen Kaufinteressenten einen geringen Zuschlag<br />
für den Eigentumserwerb von maximal<br />
fünf Prozentpunkten in Kauf, kämen weitere<br />
67 Regionen infrage. Viele davon lägen ebenfalls<br />
in Ostdeutschland, aber eben auch in Niedersachen,<br />
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und<br />
dem Saarland. Beispielhaft nennt Beermann<br />
Städte wie Salzgitter, Gelsenkirchen, Oberhausen,<br />
Emden und Pirmasens.<br />
Wichtig freilich auch: „Eine Kaufentscheidung<br />
sollte nie nur vom Vergleich der Einkommensbelastung<br />
abhängig gemacht werden“, sagt Beermann.<br />
Der Wohnatlas liefere zwar wichtige<br />
Hinweise für die Entscheidung. Eine ebenso<br />
große Rolle spielten die Lebensplanung und die<br />
persönliche finanzielle Situation. Auch Energieeffizienz<br />
und Renovierungsbedarf seien wichtige<br />
Kriterien. Kurz: Drum prüfe, wer sich ewig<br />
bindet.<br />
Nachwuchs.<br />
Neugeboren.<br />
Neugeschäft.<br />
EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />
Wie unsere ausgezeichnete Risikolebens-<br />
versicherung mit verkürzten Anträgen für<br />
junge Familien.<br />
Die ideale Absicherung für neues Familienglück:<br />
die EUROPA family-Anträge der Risiko-<br />
lebensversicherung.<br />
Nur zwei<br />
Gesundheitsfragen!<br />
Das macht die family-Anträge aus:<br />
Zu Wohneigentum<br />
(be)raten?<br />
Immobilienerwerb setzt ganzheitliche<br />
Finanzplanung voraus.<br />
Ein Eigenheim kann auch eine solide<br />
Altersvorsorge sein.<br />
Kauf aufschieben lohnt nicht;<br />
Preise und Zinsen bleiben hoch.<br />
Derzeit herrscht zu viel Verunsicherung<br />
auf dem Immobilienmarkt.<br />
In ein, zwei Jahren sind Preise<br />
und Zinsen niedriger als heute.<br />
Der Wohnort ergibt sich ohnehin<br />
durch den Arbeitsort.<br />
Nur zwei Gesundheitsfragen zu Beschwerden<br />
und Medikamenteneinnahme<br />
Kurzer Rückfragezeitraum von nur zwei Jahren<br />
Ihre Vorteile:<br />
Gezielte Ansprache einer attraktiven Zielgruppe<br />
Schnell und einfach vermittelt<br />
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<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
96 | SACHWERTE Offene Immobilienfonds<br />
Sonne und Beton<br />
Durch das Zukunftsfinanzierungsgesetz sollen offene Immobilienfonds leichter<br />
in erneuerbare Energien investieren dürfen. Doch was heißt das für die Anleger?<br />
MT MARTIN THALER<br />
Was Sie erfahren<br />
werden:<br />
Die Auswirkungen des<br />
Zukunftsfinanzierungsgesetzes<br />
auf OIFs<br />
Die Reaktionen aus der<br />
Branche<br />
Die Folgen des Gesetzes<br />
für die Rendite<br />
„Zukunft ist gut für alle“ – mit<br />
diesem Slogan zog einst der Spaßpolitiker<br />
Dr. Udo Brömme in diverse<br />
Wahlkämpfe. Um die Zukunft in die<br />
richtigen Bahnen zu lenken, braucht<br />
es aber politische Weichenstellungen.<br />
Eine davon ist das Zukunftsfinanzierungsgesetz,<br />
das das Bundeskabinett<br />
im August auf den Weg brachte.<br />
Ein Punkt: Für offene Immobilien-<br />
fonds (OIFs) soll es zukünftig leichter<br />
sein, in erneuerbare Energien zu<br />
investieren. Konnten Fonds bislang<br />
zwar die eigenen Immobilien mit<br />
Solarpaneelen bestücken, soll es<br />
ihnen bald erlaubt sein, auch dann in<br />
Anlagen zu investieren, „wenn kein<br />
unmittelbarer baulicher Zusammenhang<br />
zu einem Gebäude besteht“.<br />
Statt wie bislang auf sogenannte<br />
„Aufdachanlagen“ beschränkt zu sein,<br />
können die OIFs auch Grundstücke<br />
erwerben, auf denen sich ausschließlich<br />
Biogasanlagen, Windräder oder<br />
Solarpaneele befinden.<br />
Um den Charakter der Fonds als Anlagevehikel<br />
für Immobilieninvestments<br />
zu erhalten, dürfen die Fonds jedoch<br />
maximal 15 Prozent ihres Vermögens<br />
in Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />
investieren. Bei den Fonds-Schwergewichten<br />
kommen hier aber Volumina<br />
von über zwei Milliarden Euro<br />
zustande.<br />
Erneuerbare Energien bleiben dennoch<br />
eine Beimischung zum Portfolio.<br />
Diese bezeichnet Sonja Knorr,<br />
Analystin bei der Ratingagentur<br />
Scope, jedoch als sinnvoll. „Die Fonds<br />
haben dadurch die Möglichkeit, Teile<br />
ihres Portfolios mit eigenem Strom zu<br />
versorgen und so ganz andere Preismodelle<br />
zu fahren.“ Mietern könnte<br />
der erzeugte Strom zu vergünstigten<br />
Konditionen zur Verfügung gestellt<br />
werden, wodurch die Attraktivität der<br />
jeweiligen Immobilien steigt.<br />
In der Branche selbst fallen die Re-<br />
Illustration: Roman Kulon
Offene Immobilienfonds SACHWERTE | 97<br />
aktionen auf den Gesetzesentwurf<br />
positiv aus. „Sollte das Gesetz in der<br />
Form auch von der Legislative verabschiedet<br />
werden, so werden wir unser<br />
jahrelanges Know-how im Bereich der<br />
erneuerbaren Energien nutzen, um<br />
die neuen Möglichkeiten für uns so<br />
rasch wie möglich auszuschöpfen“,<br />
ließ Mario Schüttauf, Fondsmanager<br />
des hausInvest (Commerz Real), zum<br />
Kabinettsbeschluss mitteilen.<br />
Andere Anbieter zeigen sich hingegen<br />
zurückhaltender: EE-Anlagen<br />
kommen für sie zwar infrage, jedoch<br />
nur in Verbindung mit bestehenden<br />
Immobilien. Während die Swiss Life<br />
noch keine Entscheidung kommunizieren<br />
möchte, will man bei Union<br />
Investment zwar in Aufdachanlagen<br />
investieren, nicht jedoch in Erneuerbare-Energie-Parks.<br />
In die gleiche<br />
Richtung tendiert auch die Deka für<br />
ihre Fonds.<br />
Rendite-Booster ungewiss<br />
Doch profitiert der Anleger auch<br />
unmittelbar von den EE-Investments<br />
und nicht nur via attraktiverer Immobilien<br />
im Portfolio? „Historisch<br />
rentieren Immobilien wesentlich geringer<br />
als ein Wind- oder Solarpark“,<br />
weiß Knorr. Ob dieser Renditebonus<br />
auch zukünftig Bestand hat, werde<br />
sich aber erst noch zeigen müssen.<br />
Das Angebot an Bestandsanlagen mit<br />
attraktiven Einspeisevergütungen ist<br />
knapp, Neuentwicklungen erscheinen<br />
deshalb als realistischere Option.<br />
Doch welche Preismodelle hier den<br />
größten Erfolg versprechen, gilt es<br />
erst einmal auszutarieren – wer hier<br />
die größte Expertise vorweisen kann,<br />
hat einen gewichtigen Faktor auf<br />
seiner Seite.<br />
„Offene Immobilienfonds werden<br />
durch den erweiterten Anlagefokus<br />
nicht zur Rendite-Rakete werden oder<br />
plötzlich einen Nachfrage-Boom erleben“,<br />
glaubt Knorr. Zu schwer wiegen<br />
Fonds<br />
15 Prozent in erneuerbare Energien?!<br />
Netto-Fondsvermögen<br />
Angaben in Mio. € Quelle: Scope, Stand: 30.4.<strong>2023</strong><br />
»Offene Immobilienfonds<br />
werden durch<br />
den erweiterten Anlagefokus<br />
nicht zur<br />
Rendite-Rakete werden<br />
oder plötzlich<br />
einen Nach frage-<br />
Boom erleben.«<br />
Sonja Knorr<br />
Head of Alternative Investments bei<br />
Scope Fund Analysis GmbH<br />
Long Story short<br />
In EE investierbares Vermögen<br />
laut Zukunftsfinanzierungsgesetz<br />
Deka-ImmobilienEuropa 18.026 2.704<br />
hausInvest 17.500 2.625<br />
UniImmo: Deutschland 16.557 2.484<br />
UniImmo: Europa 15.011 2.252<br />
WestInvest InterSelect 9.949 1.492<br />
grundbesitz europa 9.542 1.431<br />
Deka-ImmobilienGlobal 6.828 1.024<br />
UniImmo: Wohnen ZBI 5.122 768<br />
grundbesitz global 4.373 656<br />
UniImmo: Global 3.731 560<br />
der vielerorts feststellbare Büroleerstand,<br />
rückläufige Immobilienbewertungen,<br />
die Zinswende und renditeträchtigere<br />
Anlagealternativen,<br />
die die durchschnittliche jährliche<br />
Rendite der OIF von 2,5 bis 3 Prozent<br />
in den Schatten stellen.<br />
Dennoch bekommen die Fondsmanager<br />
durch die neuen Anlageoptionen<br />
ein interessantes Werkzeug an die<br />
Hand. Damit kann es ihnen nicht nur<br />
gelingen, die Fonds nachhaltiger zu<br />
präsentieren, sondern auch Mieter zu<br />
halten und ihnen attraktive Konditionen<br />
beim Strombezug anzubieten.<br />
„So können die offenen Immobilienfonds<br />
auch zukünftig ein stabiles und<br />
attraktives Investment bleiben“, ist<br />
Knorr überzeugt.<br />
Neue Anlageoptionen für offene Immobilienfonds<br />
EE-Expertise entscheidend für Erfolg<br />
Renditeauswirkungen überschaubar<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
98 | PRIVAT GEFRAGT <br />
»Ich wäre gern mal einen Tag lang<br />
Hausmeister im Bundestag«<br />
Björn Blender,<br />
Leiter Maklervertrieb, CyberDirekt<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
Müsli oder Omelett oder beides.<br />
Meine wahre Leidenschaft ist<br />
die Musik. Ich liebe es, sie laut zu hören.<br />
Jegliche Emotionen können damit eingefangen<br />
und/oder verstärkt werden.<br />
Meine Freizeit verbringe ich<br />
am liebsten damit,<br />
das zu tun, was mir Spaß macht. Egal<br />
ob reisen, Zeit mit Freunden verbringen<br />
oder einfach nur chillen. Oder alles zusammen!<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient mit<br />
Autos zählen – ich habe für ein Tiefbauingenieurbüro<br />
gearbeitet, wo ich<br />
das Aufkommen an manchen Straßen<br />
messen durfte.<br />
In meinem beruflichen Leben dreht<br />
sich alles rund um Cyberversicherungen,<br />
weil<br />
es ein absolut interessantes Produkt<br />
ist, das zwar relativ neu ist, aber die<br />
aktuelle Gefahrenlage der Unternehmen<br />
so gut abbildet. Zudem machen die<br />
Komplexität und die stetige Anpassung<br />
das Produkt so interessant.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang<br />
tauschen mit …, um dann Folgendes<br />
zu tun:<br />
dem Hausmeister im Bundestag. Mal<br />
die ganzen Abläufe mitzubekommen,<br />
wie es hinter den Kulissen läuft. Und<br />
natürlich auch Mäuschen spielen, was<br />
passiert, wenn die Kameras aus sind,<br />
und wer sich im Anschluss noch austauscht<br />
oder auch nicht.<br />
Am meisten Überwindung kostet mich<br />
Leuten zuzuhören, die „Das haben wir<br />
immer schon so gemacht“ als ihr Credo<br />
leben.<br />
Ihre Meinung bitte<br />
Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />
Finanzen & Versicherungen<br />
Bei der Entscheidung für<br />
eine Versicherung sollten Testsiegel<br />
und Ratings auf jeden<br />
Fall berücksichtigt werden<br />
Die meisten Unternehmen<br />
sind ausreichend über<br />
Schutzmaßnahmen gegen<br />
Cyberangriffe informiert<br />
Meine aktuelle Buchempfehlung:<br />
„Einführung in die Cyberversicherung“<br />
von Michael Steimer – ansonsten bin ich<br />
ein literarischer Kunstbanause, wenn es<br />
um Bücher geht, die nichts mit meiner<br />
Arbeit zu tun haben.<br />
Wahrer Luxus ist für mich:<br />
genau das hier …!<br />
Meine erste Tat zu Beginn eines<br />
Arbeitstages:<br />
einen Espresso an der frischen Luft<br />
genießen.<br />
So würden mich meine Kollegen<br />
beschreiben:<br />
Es ist immer eine gute Idee zu beschreiben,<br />
wie andere einen beschreiben<br />
würden :). Ich würde sagen: hilfsbereit,<br />
loyal, immer für einen Spruch zu haben<br />
und manchmal etwas zu chaotisch.<br />
Das ist mein liebstes Reiseziel:<br />
Das habe ich tatsächlich nicht. Ich bin<br />
aber am liebsten da, wo Sonne ist.<br />
Das Radio drehe ich lauter bei<br />
jeglicher Möglichkeit. Musik muss laut<br />
sein!<br />
Wenn ich einen Tag lang Kanzler<br />
wäre, würde ich<br />
mehr Zeit in die Aufklärung von Rechtspopulismus<br />
investieren.<br />
Der größte Missstand in der Finanzund<br />
Versicherungsbranche ist<br />
die schlecht gelebte Digitalisierung und<br />
teils fehlende Verknüpfung von Abläufen.<br />
Sinnvolle Innovationen kommen<br />
sehr oft nur schleppend voran oder<br />
werden komplett ausgebremst.<br />
… so könnte der Missstand behoben<br />
werden:<br />
einheitliches Leitbild, passende Schnittstellen<br />
und vor allem die Überzeugung,<br />
dies auch umsetzen zu wollen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>
Alles drin:<br />
Betriebliche Vorsorge 360°<br />
Bieten Sie Ihren Firmenkunden eine Vorsorge, die rundum alles abdeckt.<br />
Von der betrieblichen Altersvorsorge über die Absicherung der Arbeitskraft<br />
bis zur Krankenversicherung – und umfassendem Gesundheitsmanagement.<br />
Jetzt entdecken auf<br />
vertrieb.nuernberger.de/360<br />
NÜRNBERGER Lebensversicherung AG<br />
NÜRNBERGER Krankenversicherung AG<br />
Ostendstraße 100, 90334 Nürnberg<br />
Personen- und Funktionsbezeichnungen<br />
stehen für alle Geschlechter gleichermaßen.
Perfekt für<br />
die Ansprache<br />
vermögender<br />
Kund:innen<br />
ANSPRACHEIMPULSE VERMÖGEN<br />
Was bewegt<br />
vermögende Kund:innen?<br />
Das bestehende Portfolio diversifizieren und stabilisieren, steuerliche Regelungen geschickt nutzen<br />
und Vermögenswerte bewusst vererben oder vorzeitig schenken – das sind Themen, die vermögende<br />
Kundinnen und Kunden bewegen.<br />
Als Partner in der Vorsorge und im Vermögensaufbau bieten wir Lösungen:<br />
• Um bestehende Anlageportfolien durch den Zugang zu<br />
Renditechancen alternativer Anlageklassen zu erweitern<br />
• Um flexibel zu investieren und dabei Steuervorteile von<br />
Renten-/Lebensversicherungen zu nutzen<br />
• Für die frühzeitige Gestaltung der Vermögensübertragung<br />
→ Erfahren Sie mehr zu unseren Anspracheimpulsen<br />
bei Ihrer persönlichen Maklerbetreuung oder unter<br />
makler.allianz.de/vermoegen