Beliebte Reiseziele Herbst/Winter 2023
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BELIEBTE REISEZIELE – 19 –<br />
Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />
Wellness und Archäologie in Südtirol<br />
Erst Luxus am Gletscher,<br />
dann auf den Spuren von Ötzi<br />
Die Kälte sticht nicht sofort zu,<br />
wenn man in 2840 Metern Höhe<br />
aus dem Saunafass tritt. Mit<br />
einem Tuch um die Lenden steht<br />
man im Schnee, blinzelt in die<br />
Sonne, die knapp über den<br />
Gipfeln des Saldurkamms steht –<br />
und grüßt die drei Tourengeher,<br />
die nackt in einen dampfenden<br />
Holzzuber steigen. Auf der Terrasse<br />
trinken die Gäste Weißbier<br />
oder Spritz und wirken genauso<br />
wenig irritiert wie die Skifahrer,<br />
die vor der Berghütte aus den<br />
Bindungen steigen. Denn dafür<br />
ist das Schutzhaus „Schöne Aussicht“,<br />
das Rifugio Bella Vista, in<br />
den Ötztaler Alpen berühmt:<br />
Wellness im Hochgebirge. Und<br />
für das hervorragende Essen. Und<br />
seinen umtriebigen Wirt.<br />
Paul Grüner ist fast zwei Meter<br />
groß und von Bärenstatur; mit<br />
Sonnenbrille und Wollmütze,<br />
Daunenjacke und Weste grüßt er<br />
Stammgäste, verabschiedet eine<br />
Gruppe beschwipster Südtiroler.<br />
„Ich bin ein Eingeborener“, sagt<br />
Grüner, aufgewachsen in Karthaus<br />
im Schnalstal, wo er auch<br />
das Hotel Goldene Rose führt.<br />
Nebenbei bekocht er mit seiner<br />
Firma „Ö wie Knödel“ Filmcrews,<br />
die in dem abgelegenen<br />
Seitental des Vinschgau drehen.<br />
Eine eigene Kosmetiklinie hat er<br />
auch. Hüttenwirt Grüner ist geschäftstüchtig.<br />
Als er 2001 das<br />
erste Saunafass aus Lappland<br />
per Helikopter zur Hütte fliegen<br />
ließ, war das eine Sensation.<br />
Nach zwei Jahren brannte das<br />
Fass ab, doch Grüner ließ es<br />
originalgetreu nachbauen. Daneben<br />
setzte er gleich ein zweites –<br />
und einen Jacuzzi. Denn Sauna<br />
allein bieten mittlerweile auch<br />
andere Berghütten.<br />
Natürlich gefallen solche<br />
Innovationen nicht jedem. „Ich<br />
mag es nicht, wenn auf der<br />
Schutzhütte halbnackte Leute<br />
rumlaufen“, sagt ein einheimischer<br />
Bergführer. Auch die<br />
Schneekübel voller Schaumweinflaschen<br />
entsprechen nicht<br />
gerade karger Alpinisten-Orthodoxie,<br />
ebenso wie der voll verspiegelte<br />
Schuppen für Motorschlitten.<br />
Zumindest am mehrgängigen<br />
Dinner dürften sich<br />
aber selbst Traditionalisten<br />
kaum stören. „Ich habe Koch gelernt“,<br />
sagt Grüner, „da hat man<br />
natürlich andere Ansprüche.“<br />
2006 hat Grüner die Hütte renoviert.<br />
Seitdem gibt es WLAN und<br />
heiße Duschen, beim Einseifen<br />
kann man durch die Panoramafenster<br />
in die Berge schauen. Die<br />
Zimmer aber sind rustikal geblieben,<br />
mit alten Betten und<br />
kleinen Sprossenfenstern. Längst<br />
nicht alle Gäste hier sind Skibergsteiger<br />
– vielen genügt das<br />
kleine Skigebiet am Schnalstaler<br />
Gletscher direkt vor der Haustür.<br />
Die hoch gelegene Alpin Arena<br />
Schnals lockt mit ihrer Schneesicherheit<br />
<strong>Winter</strong>sportler aus<br />
ganz Europa. Da es aber im ganzen<br />
Tal nur 1200 Betten gibt, und<br />
dieses für die meisten Tagesausflügler<br />
zu abgelegen ist, steht<br />
man fast nie am Lift an.<br />
Auf zum Steinzeitgrab<br />
Noch einsamer ist man auf der<br />
Ötzi-Skitour, obwohl das Ziel<br />
alles andere als ein Geheimtipp<br />
ist: die Fundstelle von Ötzi, hoch<br />
oben am Tisenjoch. 1995 hat Robert<br />
Ciatti die Tour zum ersten<br />
Mal geführt, im Laufe der Jahre<br />
ging er sie mit Wissenschaftlern,<br />
Reinhold Messner und dem Ehepaar<br />
Simon, den Entdeckern des<br />
Ötzi. Die Geschichte vom Steinzeit-Mord<br />
und der einmaligen<br />
Mumie fasziniert ihn bis heute.<br />
Zur Fundstelle sind es zwar nur<br />
sechs Kilometer, „aber wir werden<br />
drei bis vier Stunden dorthin<br />
brauchen“, sagt der 69-jährige<br />
Bergführer. Mit Gegenanstiegen<br />
kämen 700 bis 800 Höhenmeter<br />
zusammen.<br />
Rasch verlässt Ciatti die<br />
Piste und kreuzt unterhalb der<br />
schwarzen Wand. Durch Schneedünen,<br />
Wechten und vom Gletscher<br />
geschliffene Felsen spurt<br />
er voraus. Im Sommer gehe<br />
man hier über Geröll, sagt er.<br />
„Im <strong>Winter</strong> ist die Tour viel<br />
schöner.“ Gleichmäßig gleitet<br />
Ciatti den Gletscher hinauf, der<br />
zwischen Felskämmen zunehmend<br />
schmaler wird. Vor Jahrtausenden<br />
schon trieben Hirten<br />
ihre Schafe und Ziegen über diese<br />
damals eisfreien Pässe, erzählt<br />
er. Gut möglich, dass auch Ötzi<br />
eine Herde führte – und deshalb<br />
überfallen wurde.<br />
Ein paar steile Schritte noch,<br />
dann steht Ciatti oben: auf dem<br />
Hauslabjoch in 3280 Metern<br />
Höhe, dem höchsten Punkt der<br />
Tour. Die Aussicht ist famos. Verlockend<br />
nah ragen Similaun und<br />
die Marzellspitzen auf, davor<br />
wölbt sich der Niederjochferner,<br />
in der Ferne spitzen Ortler und<br />
Brenta heraus. „Der Ötzi hat 5300<br />
Jahre hier gelegen“, sagt Ciatti,<br />
„was der für ein schönes Grab<br />
hatte.“<br />
Tatsächlich wartet noch ein<br />
kurzer, steiler Abstieg, bis man<br />
am Türmchen aus Schieferplatten<br />
steht. In vier Sprachen<br />
verkündet es die Weltsensation.<br />
Die wahre Fundstelle, 70 Meter<br />
entfernt, markiert ein schlichter<br />
roter Punkt auf einem Felsbrocken:<br />
eine Mulde, in der sichjeden<br />
<strong>Winter</strong> metertief Schnee<br />
sammelt. Nur sehr selten<br />
schmilzt er ganz – so wie 1991,<br />
nach einem extrem schneearmen<br />
<strong>Winter</strong> und heißen Sommer.<br />
Am 19. September kamen<br />
Erika und Helmut Simon zufällig<br />
hier vorbei – und knipsten die<br />
Leiche mit dem letzten Foto auf<br />
ihrem Film. Selbst wenn man<br />
all das gehört und gelesen hat,<br />
im Ötzi-Museum und im archeo-<br />
Parc Schnalstal war – erst hier<br />
oben wird einem klar, wie<br />
erstaunlich dieser Fund war.<br />
Das Schutzhaus „Schöne Aussicht“<br />
(links) kombiniert Wellness und gute<br />
Küche mit einer Lage in luftiger Höhe<br />
– ein wunderbares Basislager für<br />
schneesichere Pisten und eine<br />
besondere Skitour. Ein Türmchen aus<br />
Steinplatten (rechts) erinnert an den<br />
Fund der Gletschermumie Ötzi.