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Das Soziale war von jeher eine<br />
Sparte, in der die Kompetenz<br />
von Frauen weniger in Frage<br />
gestellt wurde als in anderen<br />
Bereichen. Das Helfen,<br />
Beistehen, Pflegen liegt in der<br />
Natur des Weiblichen – meinen<br />
zumindest die Männer.<br />
Gerade im Sozialen gibt es die unterschiedlichsten<br />
Wege, in denen<br />
Frauen sich beweisen können. Auch<br />
im ganz privaten Leben. Typisch Frau<br />
ist die Tatsache, dass viele eine Lösung<br />
für ein konkretes persönliches<br />
Anliegen suchen und daraus einen<br />
Weg für viele ebnen.<br />
Schwester Cäcilia Oberhammer<br />
Sie ist verantwortlich für 42 Schwestern<br />
und legt Wert darauf, dass es<br />
sich um eine Gemeinschaft und nicht<br />
um eine Familie handelt. Schwester<br />
Cäcilia Oberhammer ist seit 2004 Konventsoberin<br />
der Tertiarschwestern, die<br />
die Marienklinik in Bozen führen. Sie<br />
trägt Sorge für das geistliche, seelische<br />
und körperliche Wohlergehen ihrer<br />
Mitschwestern. Gemäß den demokratischen<br />
Regeln der franziskanisch geordneten,<br />
um 1700 von Maria Hueber<br />
gegründeten Schwesterngemeinschaft<br />
bekleidet sie ihr Amt für sechs Jahre.<br />
Schwester Cäcilia: „Ich lege großen<br />
Wert auf Kommunikation und Offenheit.<br />
Es darf sich nichts anstauen.“ Ihre<br />
Vorbilder sind Schwester Theresa von<br />
PORTRAITS: SOZIALARBEIT<br />
Dasein für den Nächsten<br />
Gertrud Calenzani<br />
Sie ist klein von Statur und hat die<br />
Energie und Ausdauer eines Löwen.<br />
Und wie eine Löwin, die ihre Jungen<br />
verteidigt, hat Gertrud Calenzani 30<br />
Jahre lang unermüdlich für die Rechte<br />
der Behinderten in Südtirol gekämpft.<br />
Selbst Mutter einer behinderten Tochter,<br />
hat sie anfangs nach Lösungen<br />
für ihr ganz privates Problem gesucht<br />
und schließlich die Vereinigung<br />
Eltern Behinderter gegründet. In<br />
den Redaktionen und den verschiedenen<br />
Landesämtern des ganzen<br />
Kalkutta und Roger Schutz. Dem Orden<br />
trat sie 1970 bei und war von 1974 bis<br />
2004 Stationsschwester. Pflege, geistlicher<br />
Beistand und Sterbebegleitung<br />
gehörten zu ihrem Alltag. Ebenso der<br />
Kontakt mit jungen Menschen, denn<br />
alle sechs Wochen nahm sie drei neue<br />
Praktikantinnen auf, die sie „von Anfang<br />
an hat anpacken lassen.“ Außerdem<br />
war Schwester Cäcilia aktiv in den<br />
Aufbau der Schwesternschule, aus der<br />
später die Claudiana hervorgegangen<br />
ist, eingebunden. Großen Wert legte<br />
sie auch als Stationsschwester auf ein<br />
funktionierendes Netzwerk zwischen<br />
Patienten, Personal und Ärzten. „Wenn<br />
alle miteinander in Kommunikation<br />
stehen, geht es allen besser.“ Von 1999<br />
bis 2002 besuchte Schwester Cäcilia die<br />
Abendschule und legte ihre Matura ab.<br />
Eine Zeit, an die sie gerne <strong>zur</strong>ückdenkt.<br />
„Nach 25 Jahren schwerer Pflege hat<br />
mir das richtig gut getan, und ich bin<br />
so gut aufgenommen worden von den<br />
Mitschülern.“ Überhaupt gibt es wenig,<br />
was sie nicht kann: Ob im Büro, als<br />
Hausmeisterersatz, auf der Station –<br />
Schwester Cäcilia<br />
weiß sich überall<br />
nützlich zu machen<br />
und bringt<br />
sich überall mit<br />
ihrer offenen<br />
und fröhlichen<br />
Art ein. „Nur<br />
Kochen kann ich<br />
nicht.“ Wenn sie<br />
Cäcilia Oberhammer<br />
<strong>zur</strong>ückdenkt an<br />
Landes kannte man die kleine, energische<br />
und resolute Frau, die sich<br />
wortkräftig für ihr großes Anliegen<br />
einsetzte.<br />
Betreute Kinderferien, die Einrichtung<br />
von betreuten Wohnungen für junge<br />
Menschen, die trotz Behinderung ein<br />
Recht auf ein eigenständiges Leben haben,<br />
die Förderung des Erfahrungsaustausches<br />
von Betroffenen und schließlich<br />
im Jahre 1983 die Verabschiedung<br />
des Landesgesetzes Nummer 20,<br />
durch welches die Behindertenhilfe<br />
in Südtirol geregelt wird – das sind<br />
die ersten Jahre im Orden, hat sich<br />
etwas geändert an ihrer Einstellung,<br />
an ihrer Berufung? „Vielleicht lebe<br />
ich heute noch bewusster den Aspekt<br />
der Gemeinschaft. Gleich geblieben ist<br />
der intensive Ruf der Christusnachfolge.“<br />
Einen Traum hat auch Schwester<br />
Cäcilia in der Schublade: „Ich würde<br />
für mein Leben gerne als Journalistin<br />
schreiben…“<br />
nur einige Meilensteine<br />
ihres<br />
30-jährigen Einsatzes.<br />
Im Januar 2008<br />
hat Gertrud<br />
Calenzani den<br />
Vorsitz in der<br />
Vereinigung ElternBehinder-<br />
Gertrud Calenzani<br />
terniedergelegt. Aber wer sie kennt, weiß: Still<br />
wird es um sie deswegen noch lange<br />
nicht!<br />
Burgi Volgger<br />
Studium der Rechtswissenschaften,<br />
Unterricht an der Oberschule, Tätigkeit<br />
in der Privatwirtschaft, Ausbildung<br />
in Kommunikation, NLP und systemischer<br />
Organisationsabwicklung,<br />
ehrenamtliches Engagement als Präsidentin<br />
der Vereinigung „La Strada<br />
– der Weg“, seit 2004 Volksanwältin<br />
und seit 2007 stellvertretende Vorsitzende<br />
des Europäischen Ombudsmanninstitutes<br />
und zudem Mutter zweier<br />
Söhne.<br />
Die Liste der Aktivitäten und Kompetenzen<br />
von Volksanwältin Burgi<br />
Volgger ist lang, der Weg eine Konsequenz<br />
ihres Anliegens: Vom Wissen<br />
um das Recht bis zum Nutzen<br />
Mathilde Lobis<br />
In den letzten 26 Jahren hat sie drei<br />
Nächte durchgeschlafen, hat chronisch<br />
gute Laune, leidet nie unter Langeweile<br />
und ist mit ihrem Leben rundherum<br />
zufrieden.<br />
Mathilde Lobis war circa 112 Monate<br />
ihres Lebens schwanger, zwölf Kindern<br />
hat sie das Leben geschenkt, drei<br />
Mal erlitt sie eine Fehlgeburt und wenn<br />
es denn sein soll, dann bekommt sie<br />
auch noch ein weiteres Kind. Das Alter<br />
ihrer Schar – sieben Mädchen und fünf<br />
Buben – reicht von 26 bis drei Jahre;<br />
die Älteste, Maria, lebt seit einem Jahr<br />
nicht mehr im Elternhaus. Mathilde und<br />
ihr Mann Walter wünschten sich schon<br />
Luzy Lintner<br />
In Bolivien war sie bekannt als Mutter<br />
von Lomerio, die Rittnerin Luzy Lintner<br />
war eine der bekanntesten Entwicklungshelferinnen<br />
Südtirols.<br />
Mehr als zehn Jahre ihres Lebens hatte<br />
sie in dem bolivianischen Dorf im Department<br />
von Santa Cruz verbracht.<br />
Außerdem hatte Luzy Lintner zahlreiche<br />
andere Hilfsprojekte in Peru,<br />
Ecuador, Brasile, Zambia und Uganda<br />
betreut.<br />
Seit 1996 arbeitete Luzy aktiv bei<br />
der Organisation OEW, Organisation<br />
für eine solidarische Welt, mit.<br />
Die OEW betreut Kinder, Kranke<br />
und behinderte Menschen in den<br />
oben genannten Ländern. Die freiwil-<br />
PORTRAITS: SOZIALARBEIT<br />
dieses Wissens zugunsten derjenigen,<br />
die es selbst für sich nicht anwenden<br />
können. Wer sich von einer<br />
Behörde ungerecht behandelt fühlt,<br />
das Gefühl hat, nicht zu seinem<br />
Recht zu kommen, sich der Verwaltung<br />
ausgeliefert sieht, der kommt<br />
zu ihr.<br />
Die Volksanwaltschaft prüft die Beschwerden<br />
und trägt im Fall von<br />
Unterlassungen Sorge, dass der entsprechende<br />
Verwaltungsakt oder<br />
das Verfahren ordnungsgemäß und<br />
rasch erlassen, bzw. abgewickelt<br />
werden.<br />
Die unabhängige, beim Landtag angesiedelte<br />
Volksanwältin ist für viele<br />
von Anfang an vor allem eines: Kinder.<br />
Heute leben sie zufrieden inmitten des<br />
organisierten Chaos ihrer Großfamilie<br />
und haben das Gefühl, auch wenn es<br />
zwölf sind, haben sie Zeit und Muße,<br />
sich jedem im richtigem Maße widmen<br />
zu können.<br />
Jedem, das heißt. Maria, Manfred,<br />
Hans – Peter, Anita, Tobias, Jonas, Petra,<br />
Monika, Walther, Thea, Sarah und<br />
Vera. Klar, dass <strong>zur</strong> Führung einer solchen<br />
Familie auch ein entsprechender<br />
Partner gehört. Mathilde Lobis: „Mein<br />
‚Tati’ ist der beste der Welt.“ Ihr Motto<br />
lautete: „Man muss den Alltag positiv<br />
erleben.“ Und das gelingt ihr. Sich<br />
ligenEntwicklungshelfer der<br />
OEW, wie Luzy<br />
Lintner, verbringen<br />
zwischen<br />
zwei und sechs<br />
Monaten in den<br />
in diesen Ländern.<br />
Ende Januar war Luzy Lintner<br />
Luzy wie jedes<br />
Jahr zu ihren Kindern nach Lomerio<br />
<strong>zur</strong>ückgekehrt. Ein Hochwasser<br />
machte ihrem erst 56-jährigen Leben<br />
ein Ende. Während des Versuchs,<br />
Kinder über den reißenden Fluss<br />
Zapoco in sicheres höher gelegenes<br />
letzter Rettungsanker<br />
bzw. ein<br />
Lichtblick. Dementsprechend<br />
ernst nimmt<br />
Burgi Volgger ihr<br />
Amt und bemüht<br />
sich, jedem Gehör<br />
zu verleihen.<br />
Viele Menschen Burgi Volgger<br />
schätzen vor<br />
allem den menschlichen Aspekt der<br />
Begegnung mit der Volksanwältin: das<br />
Gefühl, dass sie sich Zeit nimmt, zuzuhören<br />
und anstatt in unverständlichem<br />
Fachjargon in verständlicher Sprache<br />
einen Sachverhalt zu klären.<br />
selbst bezeichnet<br />
sie als lustig und<br />
unternehmungsfreudig<br />
und das<br />
schönste Kompliment<br />
ist für sie,<br />
wenn die Kinder<br />
sie als „die Sonne<br />
in unserem<br />
Haus“ bezeich- Mathilde Lobis<br />
nen. Den Haushalt<br />
führt Mathilde Lobis alleine, jeden<br />
Abend laufen drei bis vier Waschmaschinen<br />
und am Vormittag betreut sie<br />
sogar noch ein Baby, dessen Mutter<br />
arbeitet.<br />
Terrain zu bringen, wurde Luzy Lintner<br />
am 3. Februar auf einer bereits<br />
überschwemmten Brücke von den<br />
Fluten mitgerissen. Zwei Tage später<br />
gab der Fluss ihren Leichnam wieder<br />
frei.<br />
Luzy Lintner war über viele Jahre<br />
hinweg Vermittlerin vieler Hilfsprojekte<br />
des Landes Südtirol in Bolivien<br />
gewesen.<br />
Die OEW hat gemeinsam mit dem<br />
Haus der Solidarität in Brixen einen<br />
Luzy Lintner-Fonds eingerichtet,<br />
um das von ihr begonnene Engagement<br />
für die Ärmsten in Bolivien<br />
weiter zu führen und ihr Andenken<br />
zu wahren.<br />
12 05/2008<br />
05/2008 13