19 Reportage - Weißes Kreuz
19 Reportage - Weißes Kreuz
19 Reportage - Weißes Kreuz
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<strong>Reportage</strong><br />
Gemeinsame Übung: Die Besatzung des<br />
„Pelikan 1“ mit Mitgliedern der Bergrettung<br />
Bozen-Sarntal.<br />
Wichtiges Hilfsmittel für Einsätze im Gebirge:<br />
der Bergesack mit Vakuummatratze.<br />
Imola abzusichern. Andere leisteten<br />
gemeinsam mit dem BRK München<br />
beim Oktoberfest in der bayerischen<br />
Landeshauptstadt Erste Hilfe. „Unsere<br />
ehrenamtlichen Helfer arbeiten auch<br />
im Rückholdienst des ASB mit. Das<br />
läuft unter der Obhut von SAINT, dem<br />
Internationalen Samariterbund“, freut<br />
sich Dr. Bonamico.<br />
Um die Zahl der freiwillig geleisteten<br />
Stunden zu erfassen, haben sowohl<br />
hauptamtliche als auch ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter eine Stempelkarte. „Wir<br />
wollen damit erreichen, dass wir am<br />
Ende des Jahres der Südtiroler Landesregierung<br />
belegen, dass wir zum<br />
Beispiel im Jahr 2003 fast 900 000 Stunden<br />
freiwillig verrichten haben. Somit<br />
spart sich die Landesregierung jedes<br />
Jahr 14,5 Millionen Euro an Gehältern.<br />
Darauf sind wir sehr stolz. Ohne das<br />
Ehrenamt hätten wir keine Existenzgrundlage<br />
mehr“, weiß der Direktor<br />
des Landesrettungsvereins, Dr. Ivo Bonamico.<br />
„Wenn wir anfangen würden,<br />
den ehrenamtlichen Helfern Geld zu<br />
bezahlen, wäre das der Ruin des Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>es.“<br />
Über eines sind sich die Hauptverantwortlichen<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es<br />
bewusst: „Uns ist es klar, dass wir von<br />
24<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004<br />
Foto: Landesfl ugrettung Südtirol<br />
In Südtirol stehen der RTH „Pelikan 1“ (Bozen), „Pelikan 2“ (Brixen) sowie in der Hochsaison<br />
noch ein Rettungshelikopter des „Aiut Alpin“ bereit.<br />
einem Ehrenamtlichen nicht dieselbe<br />
Erfahrung verlangen können wie von<br />
einem Hauptamtlichen, der 20 Tage<br />
im Monat Dienst macht“, relativiert<br />
Dr. Bonamico. „Wir achten aber darauf,<br />
dass die Ehrenamtlichen dieselbe<br />
Ausbildungsstufe erreichen können wie<br />
die Hauptamtlichen und dass die Besetzung<br />
der Rettungsfahrzeuge ausschließlich<br />
von der Qualifi kation abhängt.“<br />
Modulare Ausbildung<br />
Generell besagt in Italien ein Staatsgesetz<br />
aus dem Jahre <strong>19</strong>96, dass Rettungsmittel<br />
wie RTW und NAW mit einem<br />
Krankenpfl eger besetzt werden müssen.<br />
Dies steht jedoch im Widerspruch zur<br />
täglichen Praxis. Eine fl ächendeckende<br />
24-Stunden-Abdeckung mit Pfl egepersonal<br />
(etwa 240 Planstellen) wäre angesichts<br />
des aktuellen Pfl egenotstandes<br />
nicht realisierbar – unabhängig von der<br />
Überlegung, welche Zusatzqualifi kationen<br />
für Pfl egepersonal erforderlich<br />
wären.<br />
Zudem verfügt laut Geschäftsführer<br />
Dr. Bonamico Südtirol als autonome<br />
Provinz über einen Sonderstatus und<br />
hat somit im Bereich Gesundheitswesen<br />
eigene Zuständigkeiten. „Der Staat<br />
kann hier nur Empfehlungen erteilen,<br />
die nicht als bindend anzusehen sind.“<br />
Daher wurde Anfang 2004 von der<br />
Südtiroler Landesregierung ein neues<br />
Ausbildungsschema verabschiedet.<br />
Seitdem werden im Südtiroler Rettungsdienst<br />
die Module A und B unterschieden.<br />
Der Ausbildungsmodus A beinhaltet<br />
150 Stunden theoretische und<br />
praktische Ausbildung und entspricht<br />
etwa der deutschen Sanitätsausbildung.<br />
„Darin lernen die Teilnehmer Basismaßnahmen.<br />
Die Ausbildung befähigt<br />
die Absolventen, Krankentransporte zu<br />
fahren“, erklärt Reinhard Mahlknecht<br />
(40), Ausbildungsleiter beim Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>.<br />
Um auf einem RTW eingesetzt zu<br />
werden, müssen die Einsatzkräfte mindestens<br />
das Ausbildungsniveau B vorweisen,<br />
das mit einer gesamten Dauer<br />
von 450 Stunden etwa dem deutschen<br />
Rettungshelfer entspricht.<br />
Als Rettungssanitäter dürfen sich Absolventen<br />
des Ausbildungsmoduls C<br />
bezeichnen, die auf einem NAW oder<br />
NEF fahren dürfen. Die Ausbildungsinhalte<br />
wurden der Rettungssanitäterausbildung<br />
der BRK-Schule in Jettingen<br />
entnommen. „Seit etwa einem<br />
Jahr bilden wir Rettungssanitäter auch<br />
selbst aus“, freut sich Mahlknecht. Diese<br />
Ausbildungsrichtlinie soll demnächst<br />
ebenfalls von der Landesregierung beschlossen<br />
werden.<br />
Einige hauptberufl iche Mitarbeiter<br />
haben sich in Deutschland zum<br />
Rettungsassistenten ausbilden lassen<br />
– anwenden dürfen sie ihre Kenntnisse<br />
allerdings nicht in vollem Umfang. In<br />
diesem Fall ist das italienische Gesetz<br />
bindend; invasive Maßnahmen sind<br />
Krankenpfl egern und Notärzten vorbehalten.<br />
„Eine Notkompetenz ist bei uns für<br />
das Rettungsfachpersonal nicht vorgesehen.<br />
Daher besteht die Gefahr, dass<br />
Frust aufkommt“, so Mahlknecht.<br />
„Aber natürlich streben wir eine Funktion<br />
zwischen dem Rettungssanitäter<br />
und Notarzt an. Wann, steht allerdings<br />
in den Sternen.“<br />
Großen Wert legt der Ausbildungsleiter<br />
darauf, dass das Modul B und<br />
damit die Qualifi kation, um auf RTW<br />
und NAW fahren zu dürfen, auch für<br />
Ehrenamtliche in etwa 18 Monaten erreichbar<br />
ist.<br />
Zentrale Fortbildungen<br />
Ganz gleich, ob haupt- oder ehrenamtlicher<br />
Helfer: Nach absolvierter<br />
Ausbildung muss jedes aktive Mitglied<br />
im Weißen <strong>Kreuz</strong> jährlich mindestens<br />
16 Stunden Fortbildung nachweisen.<br />
Jeden Samstag sind zwei bis drei Ausbilder<br />
in den einzelnen Sektionen unterwegs<br />
und halten Fortbildungen ab.<br />
Ob man teilgenommen hat oder nicht,<br />
wird festgehalten. Fehlen Stunden, hat<br />
das für den Helfer Folgen. Er wird auf<br />
die nächst niedrigere Ausbildungsstufe<br />
herabgesetzt und muss die Prüfung für<br />
das höhere Modul wiederholen.<br />
Für die ehrenamtlichen Helfer kommt<br />
noch hinzu, dass sie mindestens 200<br />
Stunden Dienst im Jahr nachweisen<br />
müssen, sonst werden sie ebenfalls zurückgestuft.<br />
Da ab August dieses Jahres<br />
alle RTW mit Automatischen Externen<br />
Defi brillatoren (AED-Geräte) ausgestattet<br />
sein werden, müssen die Retter<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es laut der italienischen<br />
Gesetzgebung zudem diese Prüfung<br />
alle zwölf Monate wiederholen.<br />
Sichere Dienstkleidung<br />
Im Jahre <strong>19</strong>99 haben die Verantwortlichen<br />
beschlossen, die Dienstkleidung<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es in der gesamten<br />
Provinz zu vereinheitlichen. Das hatte<br />
mehrere Gründe: „Hier hatte ein regelrechter<br />
Wildwuchs eingesetzt“, erinnert<br />
sich Markus Leimegger. „Einerseits hatten<br />
wir über Jahre hinweg Bekleidung<br />
verschiedener Hersteller eingekauft, andererseits<br />
haben sich viele Mitarbeiter<br />
die Jacke gekauft, die sie haben wollten.<br />
Daher hatten wir kein einheitliches Erscheinungsbild<br />
mehr. Dazu kam, dass<br />
wir für das Weiße <strong>Kreuz</strong> eine spezielle<br />
Einsatzkleidung kreieren wollten, die<br />
noch dazu dem höchsten Sicherheitsstandard<br />
entspricht.“<br />
Die Hauptanforderung war eine modulare<br />
Bekleidung, die sowohl im Sommer<br />
als auch im Winter optimal nutzbar<br />
ist. „Wir haben in Südtirol starke Temperatur-Extreme“,<br />
sagt Technik-Chef<br />
Favorit<br />
Der Original-Alleskönner<br />
Oft kopiert – nie erreicht!<br />
Aus GORE-TEX ® /FIROLUXplus<br />
Entspricht der neuen GUV-R 2106<br />
CE-Kennzeichnung, zertifiziert gemäß:<br />
• Warnschutz nach DIN EN 471 Klasse<br />
2 und 3<br />
• Wetterschutz nach DIN EN 343<br />
Klasse 3.3<br />
• Begrenzte Flammausbreitung nach<br />
Prüfverfahren DIN EN ISO 15025<br />
• Per Hygienewäsche desinfizierbar<br />
Leimegger. Das gewählte Modell wurde<br />
für ein halbes Jahr probeweise in drei<br />
ausgewählten Rettungswachen getragen<br />
und anschließend in Details nochmals<br />
umgearbeitet. „Es war anfänglich natürlich<br />
spannend, wie sowohl die eigenen<br />
Leute als auch die Bevölkerung auf die<br />
neuen Farben reagieren würden. Wenn<br />
Sie heute die Südtiroler Bevölkerung<br />
fragen, was sie mit der Farbe leuchtgelb<br />
assoziiert, werden die meisten ‚<strong>Weißes</strong><br />
<strong>Kreuz</strong>’ sagen.“<br />
Seit Anfang 2004 sind alle Helfer<br />
mit der Einsatzkleidung der Firma<br />
Bretschneider & Bretschneider ausgestattet,<br />
die in der Nähe von Wien sitzt.<br />
Die Bekleidung entspricht den Normen<br />
EN 471 der Klasse 3/2 und EN 343 der<br />
Klasse 3/3. Um höchstmögliche Hygiene<br />
für die Mitarbeiter zu sichern, wird<br />
die Schutzbekleidung in einer Industriewäscherei<br />
chemothermisch aufbereitet.<br />
Einsatz für „Pelikan 2“<br />
Vor allem in den Ferienzeiten ist „Pelikan<br />
2“, der Rettungshubschrauber der<br />
Landesfl ugrettung Südtirol, von Sonnenaufgang<br />
bis -untergang im Dauereinsatz.<br />
Stationiert ist die Maschine am<br />
Krankenhaus in Brixen. Die Besatzung<br />
der BK 117 besteht aus einem Piloten,<br />
einem Techniker, der zugleich Windenoperator<br />
ist, einem Notarzt des Krankenhauses<br />
Brixen und einem Rettungssanitäter<br />
vom Weißen <strong>Kreuz</strong>.<br />
Die Einsatzorte liegen meist an Stellen,<br />
zu denen RTW und NAW nicht<br />
gelangen können. „Wir versorgen viele<br />
Feriengäste, die in den Bergen ver-<br />
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Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 25