19 Reportage - Weißes Kreuz
19 Reportage - Weißes Kreuz
19 Reportage - Weißes Kreuz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Paolo Risser/<strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
300 haupt- und rund 2300<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
sind für das Weiße <strong>Kreuz</strong> tätig.<br />
Neben dem klassischen<br />
Rettungsdienst sind sie unter<br />
anderem auch im Zivilschutz,<br />
im Rückholdienst sowie in der<br />
Notfallseelsorge aktiv.<br />
Wo der Ötzi<br />
zu Hause ist<br />
Das Weiße <strong>Kreuz</strong> ist in<br />
Südtirol eine der größten<br />
Hilfsorganisationen. Zwischen<br />
Brenner und Salurn unterhält<br />
die Organisation 32 Rettungswachen.<br />
Als autonome Provinz<br />
innerhalb Italiens hat das<br />
WK ein eigenes Rettungssystem<br />
entwickelt.<br />
Großen Wert legen die Südtiroler<br />
auf ihren Status als autonome<br />
Provinz, der sie seit <strong>19</strong>75 weitgehend<br />
unabhängig von Beschlüssen<br />
der italienischen Regierung macht.<br />
Kein Wunder also, dass sich auch der<br />
Rettungsdienst in Südtirol vom übrigen<br />
Italien absondert. Ein Verdienst des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es (WK), einer Hilfsorganisation,<br />
die erst im Jahre <strong>19</strong>65 gegründet<br />
wurde und heute bereits fast<br />
37 000 Mitglieder zählt.<br />
„Das Rettungssystem war <strong>19</strong>65 ineffi<br />
zient. Es gab in ganz Südtirol drei<br />
Rettungswachen, die vom Italienischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong> geführt wurden. Es bestand<br />
also dringend Handlungsbedarf“,<br />
erinnert sich der Geschäftsführer des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es, Dr. Ivo Bonamico<br />
(40). Heute arbeiten unter seiner Führung<br />
300 hauptberufl iche und 2300 ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter. Sie engagieren<br />
sich nicht nur im klassischen Rettungsdienst,<br />
sondern auch:<br />
� in Kooperation mit dem ASB<br />
Deutschland im weltweiten Rückholdienst,<br />
� in einem Betreuungszug des Zivilschutzes,<br />
� im Labor-, Blut- und Muttermilchtransport,<br />
<strong>Reportage</strong><br />
32 Rettungswachen unterhält das Weiße<br />
<strong>Kreuz</strong> in Südtirol. Im Jahre 2003 wurden<br />
die Einsatzkräfte knapp 41 000-mal von<br />
der Landesnotrufzentrale alarmiert.<br />
� im Bereitschaftsdienst sowie in der-<br />
Aus- und Fortbildung,<br />
� Flugrettung und<br />
� Notfallseelsorge.<br />
Geschäftsführer Dr. Bonamico wurde<br />
vom ehrenamtlichen Vorstand ernannt<br />
und untersteht direkt dem ehrenamtlichen<br />
Präsidenten des Vereins, Primar<br />
Dr. Georg Rammlmair. Die Fäden des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es laufen im modernen,<br />
im Jahre 2001 errichteten Verwaltungsgebäude<br />
neben dem Bozener Krankenhaus<br />
zusammen. Dort sind auch die<br />
Hauptwache mit Schlafräumen, die<br />
Fahrzeughallen, die Waschhallen sowie<br />
die Fahrzeuge des Katastrophenschutzes<br />
untergebracht.<br />
Im angrenzenden Gebäude ist das<br />
Italienische Rote <strong>Kreuz</strong> (IRK) ansässig,<br />
das mit seinen fünf Rettungswachen<br />
ebenfalls in die Notfallrettung und den<br />
Krankentransport in Südtirol eingebunden<br />
ist. Im Gegensatz dazu unterhält<br />
das Weiße <strong>Kreuz</strong> mittlerweile 32<br />
Standorte vom Brenner bis nach Salurn<br />
und in ost-westlicher Richtung von Reschen<br />
im Vinschgau bis nach Innichen<br />
im Pustertal. Im Jahre 2003 wurden die<br />
Retter des WK knapp 41 000-mal von<br />
der Landesnotrufzentrale (LNZ) alarmiert.<br />
Anspruchsvolle Landschaft<br />
�<br />
Was für Feriengäste den Reiz der<br />
7400 Quadratkilometer großen Provinz<br />
Südtirol ausmacht, ist für die Retter des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es eine riesige Herausforderung.<br />
„Wir müssen unseren Fuhrpark<br />
der besonderen geografi schen Lage an-<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 <strong>19</strong><br />
Foto: Paolo Risser/<strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong>
<strong>Reportage</strong><br />
Herausragend: das Geschäftsgebäude des Weißen <strong>Kreuz</strong>es in Bozen. Links: die Fahrzeug-<br />
und Werkstatthallen.<br />
20<br />
St. Valentin<br />
a. d. H<br />
Mals<br />
Schlanders<br />
Prad a. S.<br />
Sulden<br />
Naturns<br />
Lana<br />
St. Christina<br />
St. Walburg Terlan Ritten<br />
i. U.<br />
Seis<br />
Bozen<br />
Welschnofen<br />
Eppan<br />
Deutschnofen<br />
Corvara<br />
Mühlbach<br />
St. Leonhard<br />
Bruneck<br />
Sarntheim Brixen St. Vigil<br />
i. E.<br />
Meran Klausen<br />
20 km<br />
Rettungswagen<br />
Standorte in Südtirol<br />
Rettungshubschrauber<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004<br />
Neumarkt<br />
Salurn<br />
Sterzing<br />
Luttach<br />
ITALIEN<br />
Innichen<br />
© Rettungs-Magazin / Jung<br />
Als NAW und RTW werden in Bozen Mercedes Sprinter, als RTW und KTW VW T4, als<br />
Langstrecken-KTW Mercedes E-Klasse-Fahrzeuge eingesetzt. Ein Renault Espace dient als<br />
Blut- und Plasma-Transportfahrzeug und künftig auch als ELW.<br />
passen. In unseren mittelalterlichen<br />
Städten wie Bozen oder Brixen haben<br />
wir sehr schmale Gassen, die Wanderwege<br />
sind oft steil“, erklärt Markus<br />
Leimegger (33), verantwortlich für den<br />
Fahrzeugpark beim Weißen <strong>Kreuz</strong>.<br />
Als RTW setzen die Retter daher auf<br />
Mercedes Sprinter ohne Kofferaufbau<br />
sowie auf VW T4 mit Hochdach und<br />
Allradantrieb. „Damit erreichen wir<br />
Häuser und Höfe, die abseits befestigter<br />
Straßen liegen“, so Markus Leimegger.<br />
Nach den Erfahrungen des Fahrzeug-<br />
Experten Leimegger ist der Mercedes<br />
Sprinter mit Allradantrieb zu schwer,<br />
um in Italien als Ambulanzfahrzeug zugelassen<br />
zu werden. „Auf geländegängige<br />
Fahrzeuge wie Jeeps verzichten<br />
wir ebenso.“ Als NAW wird ebenfalls<br />
auf den Sprinter ohne Kofferaufbau zurückgegriffen<br />
– was noch einen weiteren<br />
„gewichtigen“ Grund hat. Leimegger:<br />
„Die meisten unserer Mitarbeiter<br />
dürfen nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen<br />
bewegen, daher wäre dieser Aufbau zu<br />
schwer.“<br />
Insgesamt stehen dem Weißen <strong>Kreuz</strong><br />
in ganz Südtirol vier Notarzt-Einsatzfahrzeuge<br />
(NEF, Standorte: Brixen,<br />
Bruneck, Meran, Schlanders), drei Notarztwagen<br />
(NAW, Standorte: Bozen,<br />
Sterzing, Innichen sowie ein Ersatzfahrzeug<br />
in Bozen), 28 Rettungswagen<br />
(RTW), sechs Notfall-KTW sowie 140<br />
Krankenwagen (KTW) zur Verfügung.<br />
Die Fahrzeuge werden an insgesamt 32<br />
Wachen, die in Südtirol Sektionen heißen,<br />
eingesetzt.<br />
In Bozen, der größten Sektion, rücken<br />
der NAW „WK 409“ (Mercedes<br />
Sprinter 312 D, Baujahr <strong>19</strong>98, 90 kW,<br />
Aufbau Miesen), die beiden RTW „WK<br />
405“ (VW T4 TDI Syncro Hochdach,<br />
Baujahr 2002, 75 kW, Aufbau Ambulanzmobile)<br />
und „WK 415“ (VW T4<br />
TDI Syncro Hochdach, Baujahr <strong>19</strong>99,<br />
75 kW, Aufbau Miesen) sowie 23 KTW<br />
zu Einsätzen aus.<br />
Seit 2001 lässt das Weiße <strong>Kreuz</strong> seine<br />
Fahrzeuge von der Firma Ambulanzmobile<br />
in Schönebeck fertigen. „Wir<br />
orientieren uns an der maximal erhältlichen<br />
Sicherheit für Patient und Besatzung<br />
und die ist nun mal in Deutschland<br />
zu fi nden“, betont Leimegger. Gegen<br />
italienische Hersteller hat er nichts. Allerdings:<br />
„Die italienische Regierung<br />
weigert sich bislang, die Richtlinien der<br />
Crash-Euronorm 1789 im Gesetz zu<br />
verankern.“ Aus diesem Grund können<br />
die Fahrzeuge, die in Italien gebaut<br />
werden, vor allem auf dem Gebiet der<br />
Sicherheit nicht mit den Fahrzeugen<br />
aus dem deutschen Sprachraum verglichen<br />
werden. Die meisten italienischen<br />
Ausbauer garantieren die Sicherheit<br />
allein durch Berechnung, jedoch nicht<br />
durch dynamische Crash-Tests. „Wir<br />
als <strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong> möchten Fahrzeuge<br />
nach dem neuesten Stand der Technik<br />
und der Entwicklung einsetzen.“<br />
Einheitliche Ausstattung<br />
Großen Wert legen die Verantwortlichen<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es auf eine<br />
identische Ausstattung der Fahrzeuge.<br />
„Das vereinfacht einerseits die Schulung<br />
des Personals an den Geräten, andererseits<br />
sparen wir enorme Kosten,<br />
da wir größere Mengen an Verbrauchsmaterial<br />
bestellen können und sich der<br />
Verwaltungsaufwand in Grenzen hält“,<br />
ergänzt Leimeggers Kollege Norbert<br />
Redolfi (31). Das Verbrauchsmaterial<br />
sowie die technischen Geräte verwaltet<br />
Redolfi zentral in der Beschaffungsstelle<br />
in Bozen.<br />
Für den Materialtransport setzen die<br />
Südtiroler Retter auf Notfall-Rucksäcke.<br />
Lediglich vier der sieben mit Notarzt<br />
besetzten Rettungsmittel sind noch<br />
mit einem Koffersystem ausgestattet.<br />
Leimegger: „Der Vorteil der Rucksäcke<br />
besteht darin, dass wir sie im VW T4<br />
während der Fahrt öffnen können. Mit<br />
Koffern ist das leider nicht möglich.“<br />
Bei der übrigen Ausstattung greift das<br />
Weiße <strong>Kreuz</strong> auf Tragestuhl, Schaufeltrage<br />
und Fahrtrage von Ferno sowie<br />
auf die Beatmungseinheit Medumat<br />
Standard von Weinmann zurück. Darüber<br />
hinaus sind noch auf den RTW<br />
1 - Z 1 9 8 - 6 - 0 0 0 3 - 0 4 1 1<br />
Der neue Katalog ist da!<br />
BEATMUNG<br />
INTUBATION<br />
NOTFALLTASCHEN<br />
NOTFALLKOFFER<br />
IMMOBILISATION<br />
TRANSPORT<br />
DIAGNOSTIK<br />
INSTRUMENTE<br />
EINWEGARTIKEL<br />
VERBRAUCHSMATERIAL<br />
AMBULANZ<br />
ARBEITSSCHUTZ<br />
Bestell.-Nr. Z1 98<br />
Verwaltet das<br />
Landesmagazin<br />
für das WK in<br />
Südtirol:<br />
Norbert<br />
Redolfi .<br />
LIFEGUARD ®<br />
EMERGENCY PRODUCTS<br />
Rettungsdienstleiter<br />
der Sektion<br />
Bozen:<br />
Werner<br />
Innerhofer.<br />
Vakuummatratze, KED-System, Water-Jel-Set<br />
sowie Stifnecks zu fi nden.<br />
Um die Pfl ege der Fahrzeuge kümmern<br />
sich die jeweiligen Sektionen<br />
selbst. Im Sitz des Landesrettungsvereins<br />
in Bozen wartet und repariert<br />
Mechaniker Claudio Morandelli die<br />
weiß und orange lackierten Wagen.<br />
Ersetzt werden die Fahrzeuge entweder<br />
nach sechs Jahren Nutzungsdauer<br />
oder 300 000 Kilometer Laufl eistung.<br />
Notarzt-Einsatzfahrzeuge werden nach<br />
acht Jahren oder 300 000 Kilometern<br />
gegen Neue getauscht.<br />
Konzept der Notfall-KTW<br />
In kleinen Ortschaften wie zum Beispiel<br />
Prad am Stilfserjoch (etwa 3200<br />
Einwohner, im Schnitt 1,6 Einsätze/<br />
Tag), Welschnofen bei Meran (rund<br />
1700 Einwohner, 0,7 Einsätze/Tag),<br />
Sulden (zirka 400 Einwohner, 0,9 Einsätze/Tag)<br />
oder St. Vigil (etwa 2600<br />
Stolz auf<br />
Ausbildungsmodule:Ausbildungsleiter<br />
Reinhard<br />
Mahlknecht.<br />
Wurde vom<br />
ehrenamtlichen<br />
Vorstand<br />
gewählt:<br />
Geschäftsführer<br />
Dr. Ivo<br />
Bonamico.<br />
Verwaltet den<br />
Fahrzeugpark<br />
beim Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>:<br />
Markus<br />
Leimegger.<br />
Einwohner, 0,5 Einsätze/Tag) wäre ein<br />
reiner RTW nicht ausgelastet. Daher<br />
werden dort Notfall-KTW eingesetzt.<br />
Das sind kleine RTW, die auch kürzere<br />
Krankentransporte übernehmen.<br />
Leimegger: „Normalerweise werden<br />
in Südtirol Notfall- und Notarzteinsätze<br />
strikt von Krankentransporten<br />
getrennt.“ Während die RTW von<br />
der unabhängigen Südtiroler Landesnotrufzentrale<br />
(LNZ, Notrufnummer<br />
118) gerufen werden, hält das Weiße<br />
<strong>Kreuz</strong> eine eigene Telefonzentrale für<br />
Krankentransporte vor. Alarmierung<br />
und Funkverkehr laufen in ganz Südtirol<br />
über das Zwei-Meter-Band.<br />
Von der Qualifi kation muss der Notfall-KTW<br />
jedoch wie ein RTW besetzt<br />
sein. Fällt ein Krankentransport an,<br />
wird die Besatzung von der Landesnotrufzentrale<br />
alarmiert und gebeten, sich<br />
bei der Leitstelle des Weißen <strong>Kreuz</strong>es<br />
zu melden, die den genauen Fahrauftrag<br />
per Funk oder Telefon durchgibt.<br />
We guard you wherever you are<br />
Fordern Sie unseren neuen Notfall-Fachkatalog an!<br />
DIAPRAX GMBH D-46485 Wesel Telefon 0800/0 09 52 83 Telefax 02 81/ 54 85 www.rettungsmittel.de<br />
Anzeige�<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 21
<strong>Reportage</strong><br />
Ein typisches Beispiel für eine größere<br />
Marktgemeinde ist das 20 000<br />
Einwohner zählende Lana zwischen<br />
Bozen und Meran. Pro Tag rückt das<br />
hier stationierte Fahrzeug zu durchschnittlich<br />
drei Notfällen, nachts nur<br />
zu durchschnittlich einem Einsatz aus.<br />
Insgesamt acht Hauptamtliche, ein Zivildienstleistender<br />
sowie 65 Freiwillige<br />
teilen sich die Dienste auf den Wagen.<br />
Als Fahrzeuge stehen ein reiner RTW<br />
(VW T4 Syncro Hochdach, Baujahr<br />
<strong>19</strong>97, 85 kW, Aufbau Miesen) und drei<br />
KTW (alle VW T4 Hoch- und Flachdach)<br />
zur Verfügung.<br />
Sowohl der technische Leiter Markus<br />
Leimegger als auch Rettungsdienstleiter<br />
Werner Innerhofer (43) sind mit<br />
ihren Fahrzeugen und der Technik zufrieden.<br />
Dennoch stehen Innovationen<br />
an. Leim egger: „Wir betreuen sehr viele<br />
Urlauber mit verhältnismäßig harmlosen<br />
Verletzungsmustern wie zum<br />
Beispiel leichte Skiunfälle. Daher wollen<br />
wir künftig Mehrzweck-RTW einsetzen,<br />
mit denen wir bei Bedarf auch<br />
mehrere Patienten transportieren oder<br />
kurze Krankentransporte durchführen<br />
können.“ Der Unterschied zu einem regulären<br />
RTW besteht darin, dass auch<br />
ein Tragestuhl an Bord ist.<br />
Nach einem Jahr Entwicklungsarbeit<br />
konnte Leimegger fünf neue Fahrzeug<br />
vom Typ Renault Master (Master Phase<br />
II, 3.0 Liter dCi, 100 kW, ausgebaut<br />
von Ambulanzmobile) in Dienst stel-<br />
22<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004<br />
len. Das Herzstück im Patientenraum<br />
ist ein in der Höhe und seitlich verstellbarer<br />
Schwebetisch. Wird dieser Tisch<br />
nach links geschoben, kann ein klappbarer<br />
Tragesessel Typ Utila ALS 400<br />
am Boden verankert werden.<br />
In seiner Gesamtheit entspricht das<br />
Fahrzeug der EN 1789. Aufgrund einer<br />
italienischen Gesetzesvorlage sind sowohl<br />
Schwebetisch als auch alle Sitze<br />
im Patientenraum in und gegen Fahrtrichtung<br />
mit 20g crashgetestet.<br />
„Unser Bestreben geht dahin, dieses<br />
Modell immer weiter auszubauen, da<br />
die Vorhaltekosten für einen reinen<br />
RTW zu hoch sind. Wir wollen mit<br />
dieser polyvalenten Nutzung auch dem<br />
Kostenträger – der autonomen Provinz<br />
Südtirol – Kosten sparen helfen,<br />
ohne jedoch die Qualität zu senken.“<br />
Verhandlungen zur fl ächendeckenden<br />
Einführung von Mehrzweckfahrzeugen<br />
laufen bereits.<br />
Am Tag nur Hauptamtliche<br />
Insgesamt 25 hauptberufl iche Mitarbeiter<br />
stehen dem Rettungsdienst des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es in Bozen zur Verfügung<br />
– allerdings nur tagsüber von<br />
montags bis freitags: „Überstunden“,<br />
so Rettungsdienstleiter Werner Innerhofer,<br />
„müssen bis zum jeweiligen Monatsende<br />
als Freizeitausgleich abgefeiert<br />
werden.“ Damit die Rettungskräfte<br />
wissen, ob oder wie viele Mehrstunden<br />
In der Sektion Lana setzen die Retter auf<br />
VW T4 als RTW und KTW sowie auf einen<br />
VW Sharan als Mehrzweckfahrzeug.<br />
Langstrecken-KTW „WK 468“, Mercedes<br />
Benz 210 D, Aufbau Miesen.<br />
Bei den Notarzt-Einsatzfahrzeugen setzt<br />
das WK auf Fahrzeuge von Audi.<br />
KTW „WK 207“, VW T4, Baujahr 2002,<br />
75 kW, Aufbau Ambulanz Mobile.<br />
Foto: Paolo Risser/<strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
NAW „WK 409“, Mercedes Sprinter 312<br />
D, aus dem Jahre <strong>19</strong>98, Aufbau Miesen.<br />
ELW „WK 443“, Renault Espace, Baujahr<br />
2003, 110 kW, Ausbau PMC. Der<br />
Wagen wird vor allem für Bluttransporte<br />
genutzt.<br />
Einer von den fünf neuen RTW auf<br />
Renault Master, Ausbau Ambulanzmobile.<br />
Foto: <strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
sich angesammelt haben, hängt der<br />
Dienstleiter einen täglich aktualisierten<br />
Überstundenplan ans schwarze Brett<br />
der Wache.<br />
In der Sektion Bozen sind die hauptamtlichen<br />
Schichten zum Beispiel folgendermaßen<br />
verteilt:<br />
NAW: von 6.30 bis 14 Uhr und 14 bis<br />
21 Uhr,<br />
RTW 1: 6 bis 15.30 Uhr,<br />
RTW 2: 13 bis 20 Uhr,<br />
KTW 1: 6 bis 14 Uhr,<br />
KTW 2: 7 bis 14 Uhr,<br />
KTW 3: 7 bis 17 Uhr,<br />
KTW 4: 12 bis 20 Uhr.<br />
Insgesamt kommt bei dieser<br />
Schichtstruktur jeder Mitarbeiter auf eine<br />
40-Stunden-Woche.<br />
Auf feste Teams verzichtet Innerhofer<br />
in seiner Sektion bewusst. „Bei uns<br />
hat sich das Modell bewährt, dass die<br />
Mitarbeiter unter der Woche abwechselnd<br />
KTW, RTW sowie NAW fahren<br />
und zwar jeweils mit einem anderen<br />
Partner. So lernen sich die Mitarbeiter<br />
besser kennen.“<br />
Noch bis Ende 2005 arbeiten Zivildienstleistende<br />
beim Rettungsdienst<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es. Während ihrer<br />
zehnmonatigen Dienstzeit fahren sie<br />
gemeinsam mit einem Hauptamtlichen<br />
auf einem KTW. „Wenn Zivis Interesse<br />
haben, können sie während ihres<br />
Dienstes auch die Ausbildungsstufe<br />
erreichen, die sie für Notfälle qualifi -<br />
ziert“, so Ausbildungsleiter Reinhard<br />
Mahlknecht. Mehr als 50 Prozent der<br />
Zivildiener bleiben dem WK anschließend<br />
als ehrenamtliche Helfer erhalten.<br />
Sämtliche Nacht-, Feiertags- und<br />
Wochenenddienste werden von ehrenamtlichen<br />
Helfern bestritten. Als Aufwandsentschädigung<br />
erhalten die 2300<br />
Aktiven ihre Ausbildung, Dienstbekleidung,<br />
Versicherungsschutz und Verpfl egung<br />
während der Dienstzeit. Wichtig<br />
ist es für Geschäftsführer Dr. Bonamico<br />
daher, die Helfer so hoch wie möglich<br />
zu motivieren. „Als Anerkennung für<br />
die Arbeit werden die ehrenamtlichen<br />
Führungskräfte von den Lokalpolitikern<br />
ins Dorfgeschehen mit einbezogen. In<br />
vielen Dörfern stellen sie den Freiwilligen<br />
auch das Essen während der Dienstzeit<br />
zur Verfügung. Zu unserem Glück<br />
liegt es auch in der Südtiroler Mentalität,<br />
dass die Menschen helfen und ihren<br />
Teil zum Gemeinschaftsleben beitragen<br />
wollen. Vor allem in den Dörfern ist das<br />
Weiße <strong>Kreuz</strong> genauso hoch angesehen<br />
wie die Feuerwehr.“<br />
Um als Non-Profi t-Organisation erfolgreiche<br />
Arbeit leisten zu können,<br />
müssen nach Meinung des Geschäftsführers<br />
vor allem die äußeren Umstände<br />
stimmen. Das heißt: moderne Wachen<br />
mit Fernseher, Internetanschluss,<br />
eigenen Ausbildungsräumlichkeiten<br />
und Duschen sowie ein moderner Fuhrpark.<br />
„Die Leute müssen sich wohl fühlen<br />
und gerne zum Dienst kommen.<br />
Das ist bei uns zum Glück der Fall“,<br />
so Geschäftsführer Dr. Bonamico. Immerhin<br />
verrichten sogar 82 Prozent der<br />
Hauptamtlichen zusätzlich noch freiwillig<br />
Dienst beim Weißen <strong>Kreuz</strong>.<br />
Große Anreize bieten den Ehrenamtlichen<br />
die Sanitätsdienste: So half zum<br />
Beispiel eine kleine Gruppe des Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>es, das Formel-1-Rennen in<br />
Anzeige�<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 23
<strong>Reportage</strong><br />
Gemeinsame Übung: Die Besatzung des<br />
„Pelikan 1“ mit Mitgliedern der Bergrettung<br />
Bozen-Sarntal.<br />
Wichtiges Hilfsmittel für Einsätze im Gebirge:<br />
der Bergesack mit Vakuummatratze.<br />
Imola abzusichern. Andere leisteten<br />
gemeinsam mit dem BRK München<br />
beim Oktoberfest in der bayerischen<br />
Landeshauptstadt Erste Hilfe. „Unsere<br />
ehrenamtlichen Helfer arbeiten auch<br />
im Rückholdienst des ASB mit. Das<br />
läuft unter der Obhut von SAINT, dem<br />
Internationalen Samariterbund“, freut<br />
sich Dr. Bonamico.<br />
Um die Zahl der freiwillig geleisteten<br />
Stunden zu erfassen, haben sowohl<br />
hauptamtliche als auch ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter eine Stempelkarte. „Wir<br />
wollen damit erreichen, dass wir am<br />
Ende des Jahres der Südtiroler Landesregierung<br />
belegen, dass wir zum<br />
Beispiel im Jahr 2003 fast 900 000 Stunden<br />
freiwillig verrichten haben. Somit<br />
spart sich die Landesregierung jedes<br />
Jahr 14,5 Millionen Euro an Gehältern.<br />
Darauf sind wir sehr stolz. Ohne das<br />
Ehrenamt hätten wir keine Existenzgrundlage<br />
mehr“, weiß der Direktor<br />
des Landesrettungsvereins, Dr. Ivo Bonamico.<br />
„Wenn wir anfangen würden,<br />
den ehrenamtlichen Helfern Geld zu<br />
bezahlen, wäre das der Ruin des Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>es.“<br />
Über eines sind sich die Hauptverantwortlichen<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es<br />
bewusst: „Uns ist es klar, dass wir von<br />
24<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004<br />
Foto: Landesfl ugrettung Südtirol<br />
In Südtirol stehen der RTH „Pelikan 1“ (Bozen), „Pelikan 2“ (Brixen) sowie in der Hochsaison<br />
noch ein Rettungshelikopter des „Aiut Alpin“ bereit.<br />
einem Ehrenamtlichen nicht dieselbe<br />
Erfahrung verlangen können wie von<br />
einem Hauptamtlichen, der 20 Tage<br />
im Monat Dienst macht“, relativiert<br />
Dr. Bonamico. „Wir achten aber darauf,<br />
dass die Ehrenamtlichen dieselbe<br />
Ausbildungsstufe erreichen können wie<br />
die Hauptamtlichen und dass die Besetzung<br />
der Rettungsfahrzeuge ausschließlich<br />
von der Qualifi kation abhängt.“<br />
Modulare Ausbildung<br />
Generell besagt in Italien ein Staatsgesetz<br />
aus dem Jahre <strong>19</strong>96, dass Rettungsmittel<br />
wie RTW und NAW mit einem<br />
Krankenpfl eger besetzt werden müssen.<br />
Dies steht jedoch im Widerspruch zur<br />
täglichen Praxis. Eine fl ächendeckende<br />
24-Stunden-Abdeckung mit Pfl egepersonal<br />
(etwa 240 Planstellen) wäre angesichts<br />
des aktuellen Pfl egenotstandes<br />
nicht realisierbar – unabhängig von der<br />
Überlegung, welche Zusatzqualifi kationen<br />
für Pfl egepersonal erforderlich<br />
wären.<br />
Zudem verfügt laut Geschäftsführer<br />
Dr. Bonamico Südtirol als autonome<br />
Provinz über einen Sonderstatus und<br />
hat somit im Bereich Gesundheitswesen<br />
eigene Zuständigkeiten. „Der Staat<br />
kann hier nur Empfehlungen erteilen,<br />
die nicht als bindend anzusehen sind.“<br />
Daher wurde Anfang 2004 von der<br />
Südtiroler Landesregierung ein neues<br />
Ausbildungsschema verabschiedet.<br />
Seitdem werden im Südtiroler Rettungsdienst<br />
die Module A und B unterschieden.<br />
Der Ausbildungsmodus A beinhaltet<br />
150 Stunden theoretische und<br />
praktische Ausbildung und entspricht<br />
etwa der deutschen Sanitätsausbildung.<br />
„Darin lernen die Teilnehmer Basismaßnahmen.<br />
Die Ausbildung befähigt<br />
die Absolventen, Krankentransporte zu<br />
fahren“, erklärt Reinhard Mahlknecht<br />
(40), Ausbildungsleiter beim Weißen<br />
<strong>Kreuz</strong>.<br />
Um auf einem RTW eingesetzt zu<br />
werden, müssen die Einsatzkräfte mindestens<br />
das Ausbildungsniveau B vorweisen,<br />
das mit einer gesamten Dauer<br />
von 450 Stunden etwa dem deutschen<br />
Rettungshelfer entspricht.<br />
Als Rettungssanitäter dürfen sich Absolventen<br />
des Ausbildungsmoduls C<br />
bezeichnen, die auf einem NAW oder<br />
NEF fahren dürfen. Die Ausbildungsinhalte<br />
wurden der Rettungssanitäterausbildung<br />
der BRK-Schule in Jettingen<br />
entnommen. „Seit etwa einem<br />
Jahr bilden wir Rettungssanitäter auch<br />
selbst aus“, freut sich Mahlknecht. Diese<br />
Ausbildungsrichtlinie soll demnächst<br />
ebenfalls von der Landesregierung beschlossen<br />
werden.<br />
Einige hauptberufl iche Mitarbeiter<br />
haben sich in Deutschland zum<br />
Rettungsassistenten ausbilden lassen<br />
– anwenden dürfen sie ihre Kenntnisse<br />
allerdings nicht in vollem Umfang. In<br />
diesem Fall ist das italienische Gesetz<br />
bindend; invasive Maßnahmen sind<br />
Krankenpfl egern und Notärzten vorbehalten.<br />
„Eine Notkompetenz ist bei uns für<br />
das Rettungsfachpersonal nicht vorgesehen.<br />
Daher besteht die Gefahr, dass<br />
Frust aufkommt“, so Mahlknecht.<br />
„Aber natürlich streben wir eine Funktion<br />
zwischen dem Rettungssanitäter<br />
und Notarzt an. Wann, steht allerdings<br />
in den Sternen.“<br />
Großen Wert legt der Ausbildungsleiter<br />
darauf, dass das Modul B und<br />
damit die Qualifi kation, um auf RTW<br />
und NAW fahren zu dürfen, auch für<br />
Ehrenamtliche in etwa 18 Monaten erreichbar<br />
ist.<br />
Zentrale Fortbildungen<br />
Ganz gleich, ob haupt- oder ehrenamtlicher<br />
Helfer: Nach absolvierter<br />
Ausbildung muss jedes aktive Mitglied<br />
im Weißen <strong>Kreuz</strong> jährlich mindestens<br />
16 Stunden Fortbildung nachweisen.<br />
Jeden Samstag sind zwei bis drei Ausbilder<br />
in den einzelnen Sektionen unterwegs<br />
und halten Fortbildungen ab.<br />
Ob man teilgenommen hat oder nicht,<br />
wird festgehalten. Fehlen Stunden, hat<br />
das für den Helfer Folgen. Er wird auf<br />
die nächst niedrigere Ausbildungsstufe<br />
herabgesetzt und muss die Prüfung für<br />
das höhere Modul wiederholen.<br />
Für die ehrenamtlichen Helfer kommt<br />
noch hinzu, dass sie mindestens 200<br />
Stunden Dienst im Jahr nachweisen<br />
müssen, sonst werden sie ebenfalls zurückgestuft.<br />
Da ab August dieses Jahres<br />
alle RTW mit Automatischen Externen<br />
Defi brillatoren (AED-Geräte) ausgestattet<br />
sein werden, müssen die Retter<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es laut der italienischen<br />
Gesetzgebung zudem diese Prüfung<br />
alle zwölf Monate wiederholen.<br />
Sichere Dienstkleidung<br />
Im Jahre <strong>19</strong>99 haben die Verantwortlichen<br />
beschlossen, die Dienstkleidung<br />
des Weißen <strong>Kreuz</strong>es in der gesamten<br />
Provinz zu vereinheitlichen. Das hatte<br />
mehrere Gründe: „Hier hatte ein regelrechter<br />
Wildwuchs eingesetzt“, erinnert<br />
sich Markus Leimegger. „Einerseits hatten<br />
wir über Jahre hinweg Bekleidung<br />
verschiedener Hersteller eingekauft, andererseits<br />
haben sich viele Mitarbeiter<br />
die Jacke gekauft, die sie haben wollten.<br />
Daher hatten wir kein einheitliches Erscheinungsbild<br />
mehr. Dazu kam, dass<br />
wir für das Weiße <strong>Kreuz</strong> eine spezielle<br />
Einsatzkleidung kreieren wollten, die<br />
noch dazu dem höchsten Sicherheitsstandard<br />
entspricht.“<br />
Die Hauptanforderung war eine modulare<br />
Bekleidung, die sowohl im Sommer<br />
als auch im Winter optimal nutzbar<br />
ist. „Wir haben in Südtirol starke Temperatur-Extreme“,<br />
sagt Technik-Chef<br />
Favorit<br />
Der Original-Alleskönner<br />
Oft kopiert – nie erreicht!<br />
Aus GORE-TEX ® /FIROLUXplus<br />
Entspricht der neuen GUV-R 2106<br />
CE-Kennzeichnung, zertifiziert gemäß:<br />
• Warnschutz nach DIN EN 471 Klasse<br />
2 und 3<br />
• Wetterschutz nach DIN EN 343<br />
Klasse 3.3<br />
• Begrenzte Flammausbreitung nach<br />
Prüfverfahren DIN EN ISO 15025<br />
• Per Hygienewäsche desinfizierbar<br />
Leimegger. Das gewählte Modell wurde<br />
für ein halbes Jahr probeweise in drei<br />
ausgewählten Rettungswachen getragen<br />
und anschließend in Details nochmals<br />
umgearbeitet. „Es war anfänglich natürlich<br />
spannend, wie sowohl die eigenen<br />
Leute als auch die Bevölkerung auf die<br />
neuen Farben reagieren würden. Wenn<br />
Sie heute die Südtiroler Bevölkerung<br />
fragen, was sie mit der Farbe leuchtgelb<br />
assoziiert, werden die meisten ‚<strong>Weißes</strong><br />
<strong>Kreuz</strong>’ sagen.“<br />
Seit Anfang 2004 sind alle Helfer<br />
mit der Einsatzkleidung der Firma<br />
Bretschneider & Bretschneider ausgestattet,<br />
die in der Nähe von Wien sitzt.<br />
Die Bekleidung entspricht den Normen<br />
EN 471 der Klasse 3/2 und EN 343 der<br />
Klasse 3/3. Um höchstmögliche Hygiene<br />
für die Mitarbeiter zu sichern, wird<br />
die Schutzbekleidung in einer Industriewäscherei<br />
chemothermisch aufbereitet.<br />
Einsatz für „Pelikan 2“<br />
Vor allem in den Ferienzeiten ist „Pelikan<br />
2“, der Rettungshubschrauber der<br />
Landesfl ugrettung Südtirol, von Sonnenaufgang<br />
bis -untergang im Dauereinsatz.<br />
Stationiert ist die Maschine am<br />
Krankenhaus in Brixen. Die Besatzung<br />
der BK 117 besteht aus einem Piloten,<br />
einem Techniker, der zugleich Windenoperator<br />
ist, einem Notarzt des Krankenhauses<br />
Brixen und einem Rettungssanitäter<br />
vom Weißen <strong>Kreuz</strong>.<br />
Die Einsatzorte liegen meist an Stellen,<br />
zu denen RTW und NAW nicht<br />
gelangen können. „Wir versorgen viele<br />
Feriengäste, die in den Bergen ver-<br />
Jetzt<br />
kostenlos<br />
anfordern!<br />
Unser<br />
brandneues<br />
GSG-<br />
Produktmagazin!<br />
Firma Geilenkothen<br />
Fabrik für Schutzkleidung GmbH<br />
Müllenborner Str. 44-46, 54568 Gerolstein<br />
Tel. 06591-95 71-0, Fax 06591-9571-32<br />
Homepage www.geilenkothen.de<br />
Anzeige�<br />
ICD Essen GmbH<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 25
<strong>Reportage</strong><br />
Die Außenwache der Marktgemeinde<br />
Lana ist mit acht Hauptamtlichen,<br />
einem Zivildienstleistenden sowie<br />
65 Freiwilligen besetzt.<br />
unglücken. Aber wir fl iegen auch sehr<br />
viele entlegene Bauernhöfe und kleine<br />
Weiler in der Region an“, erzählt Hans<br />
Unterthiner. Der 45-Jährige ist einer<br />
von zwei hauptamtlichen Flugrettern,<br />
die beim Landesverein <strong>Weißes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
angestellt sind.<br />
Oft ist der Rettungshubschrauber in<br />
Italiens Alpenregion das einzige Verkehrsmittel,<br />
um einen Arzt zum Patienten<br />
zu bringen: „Erstaunlicherweise<br />
haben wir überwiegend internistische<br />
Notfälle. Das hängt auch damit zusammen,<br />
dass viele Touristen die Höhe unserer<br />
alpinen Region unterschätzen und<br />
schnell Kreislaufprobleme bekommen“,<br />
so Unterthiner. Insgesamt 723-mal ist<br />
„Pelikan 2“ im Jahr 2003 zu Einsätzen<br />
gerufen worden.<br />
Die Flugretter des Weißen <strong>Kreuz</strong>es<br />
arbeiten im Schichtbetrieb jeweils sieben<br />
Tage und haben anschließend sieben<br />
Tage frei. Während der Urlaubszeit<br />
steigt ein Krankenpfl eger aus dem<br />
Krankenhaus Brixen auf die BK 117,<br />
der zuvor fest bei der Landesfl ugrettung<br />
angestellt war. Während ihrer Dienstzeit<br />
hält sich die Besatzung in ihrer<br />
Station am Hangar des Krankenhauses<br />
Brixen auf und kümmert sich dort<br />
um die Maschine und die Ausrüstung.<br />
„Der Standort hat den großen Vorteil,<br />
dass wir Patienten direkt in die Notauf-<br />
26<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004<br />
nahme bringen können“, erläutert Unterthiner.<br />
Neben „Pelikan 2“ gibt es am etwa<br />
80 Kilometer entfernten Krankenhaus<br />
von Bozen einen zweiten Rettungshubschrauber.<br />
Dort ist das baugleiche Mo-<br />
Südtirol …<br />
… ist Teil der autonomen italienischen Region<br />
Trentino-Südtirol. Sie ist etwa 7400<br />
Quadratkilometer groß und entspricht der<br />
mit autonomen Rechten ausgestatteten<br />
italienischen Provinz Bozen (Bolzano). In<br />
den ländlichen Regionen Südtirols wird<br />
heute vorwiegend deutsch gesprochen.<br />
Von den etwa 440 000 Einwohnern sprechen<br />
rund 300 000 Deutsch. Nur in den<br />
größeren Städten (Bozen, Meran und<br />
Brixen) ist Italienischdominierend.Südtirol<br />
ist sehr<br />
gebirgig. Zu<br />
den bekanntestenMassiven<br />
zählen die<br />
Ötztaler, Stubaier<br />
und Zillertaler Alpen. In den Ötztaler<br />
Alpen wurde <strong>19</strong>91 die mumifi zierte Gletscherleiche<br />
eines Mannes aus der Jungsteinzeit<br />
entdeckt – der Ötzi (Foto). Seine<br />
Leiche ist heute im neuen archäologischen<br />
Museum der Stadt Bozen zu sehen.<br />
Foto: Südtiroler Archäologiemuseum<br />
dell „Pelikan 1“ stationiert. In Bozen<br />
wurden die Luftretter im vergangenen<br />
Jahr zu 1051 Einsätzen gerufen. „Wir<br />
decken hauptsächlich den Südtiroler<br />
Osten ab, die Kollegen von ‚Pelikan 1’<br />
den Westen“, erzählt der Flugretter.<br />
Bestückt sind beide Hubschrauber mit<br />
einem EKG vom Typ MRL Pic, einem<br />
Draeger Oxylog 2000, Schaufeltrage,<br />
einer Laerdal Suction Unit sowie einem<br />
Bergesack samt Vakuummatratze. Die<br />
Hubschrauber werden von der italienischen<br />
Flugfi rma Elilario geleast. Dort<br />
sind auch Pilot und Bordwart angestellt.<br />
Im Sommer und im Winter steht außerdem<br />
noch eine Maschine der „Aiut Alpin“<br />
für Rettungsfl üge zur Verfügung<br />
(vgl. Rettungs-Magazin 3/2001).<br />
Die Hubschrauberbesatzungen werden<br />
über Funk von der Landesnotrufzentrale<br />
(LNZ, vgl. Seiten 30 - 33) in<br />
Bozen alarmiert – zu ihrem Leidwesen<br />
nur über Zwei-Meter-Band. „Das<br />
ist vor allem ein Problem, wenn wir<br />
grenzüberschreitend arbeiten, da in Österreich<br />
und Deutschland auf Vier-Meter-Frequenz<br />
gefunkt wird“, erklärt Rettungssanitäter<br />
Unterthiner. Oft werden<br />
verunglückte deutsche Urlauber von<br />
„Pelikan 2“ in Fachkliniken wie zum<br />
Beispiel der neurochirurgischen Abteilung<br />
im oberbayerischen Krankenhaus<br />
Murnau gefl ogen. Unterthiner: „In der<br />
Zukunft hoffen wir auf digitale Funktechnik.<br />
Aber das ist vor allem im Gebirge<br />
ein riesiger fi nanzieller Aufwand.“<br />
Hilfsfrist einhalten<br />
Durch die Kombination aus Boden-<br />
und Luftrettungsdienst gelingt es dem<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>, die geforderte Hilfsfrist<br />
in mehr als 90 Prozent aller Einsätze<br />
einhalten zu können. Diese beträgt in<br />
Städten acht, auf dem Land 20 Minuten.<br />
Möglich ist dies nur, da die meisten<br />
Retter sehr gute Ortskenntnisse besitzen.<br />
„Wir können gewährleisten, dass<br />
auf jedem Fahrzeug mindestens ein Einheimischer<br />
sitzt“, freut sich Rettungsdienst-Chef<br />
Werner Innerhofer. Dürften<br />
die Hubschrauber auch nachts starten,<br />
könnte das Weiße <strong>Kreuz</strong> die Hilfsfrist<br />
beinahe in allen Fällen einhalten.<br />
In vielen abgelegenen Gemeinden<br />
pfl egt das Weiße <strong>Kreuz</strong> eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den ansässigen Hausärzten.<br />
Die Mediziner werden von der<br />
LNZ telefonisch alarmiert und werden<br />
vom RTW abgeholt. Innerhofer: „Viele<br />
von ihnen sind hoch motiviert und nehmen<br />
auch an Fortbildungen, die vom<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong> organisiert werden, teil.“<br />
Bei Einsatzstellen, die abseits befestigter<br />
Wege liegen, arbeitet das Weiße<br />
<strong>Kreuz</strong> eng mit dem Bergrettungsdienst<br />
zusammen. „Sollte sich ein Unfall im<br />
unwegsamen Gelände ereignen, wird<br />
die Bergrettung automatisch von der<br />
Landesnotrufzentrale mitalarmiert“,<br />
erklärt Innerhofer das System. Die zwei<br />
Südtiroler Bergrettungsdienste – der<br />
Bergrettungsdienst (BRD) im Südtiro-<br />
ler Alpenverein und der CNSAS („Corpo<br />
Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico“),<br />
die Italienische Berg- und<br />
Höhlenrettung im CAI (Club Alpino<br />
Italiano) – haben größere Gruppen in<br />
allen Landesteilen.<br />
Kosten tragen Steuerzahler<br />
Ganz gleich, ob ein Transport mit einem<br />
RTW oder NAW erfolgt, die Einsätze<br />
werden nicht über die Krankenkasse<br />
des Patienten, sondern über die<br />
Steuergelder abgerechnet. „Wir bekommen<br />
von der Landesregierung für die<br />
Standzeiten eine Jahrespauschale pro<br />
Fahrzeug“, erklärt Geschäftsführer Dr.<br />
Ivo Bonamico. Diese Jahrespauschale<br />
deckt die Fixkosten der Fahrzeuge von<br />
der Abschreibung bis zur Einrichtung,<br />
die Medizinkosten, die Personalkosten<br />
der hauptamtlichen Mitarbeiter sowie<br />
die Verpfl egung der ehrenamtlichen<br />
Helfer. Dr. Bonamico: „Die Kosten<br />
werden also unabhängig von der Einsatzzahl<br />
des Fahrzeuges gedeckt.“ Anders<br />
sieht es bei Krankentransporten<br />
aus. Hier rechnet das Weiße <strong>Kreuz</strong><br />
nach der Anzahl der Kilometer ab.<br />
Als großes Manko sieht Dienstleiter<br />
Innerhofer die fehlende Einsatzleitung<br />
der Organisation. „Es kommt bei<br />
uns häufi g zu Verkehrsunfällen mit<br />
mehreren Verletzten“, erzählt er, „bei<br />
denen mehrere unserer RTW im Einsatz<br />
sind.“ Einen Einsatzleiter vor Ort<br />
gibt es dennoch nicht. Bei Großschadensereignissen<br />
übernimmt diese Aufgabe<br />
der Leitende Notarzt der Landesnotrufzentrale.<br />
Die Position eines Organisatorischen<br />
Leiters (OrgL) ist gesetzlich nicht vorgesehen<br />
und wird von der LNZ daher<br />
nicht eingesetzt. Insofern wird Innerhofer<br />
von seinen Mannschaften per Handy<br />
verständigt. Die Möglichkeit, den Einsatz<br />
strukturiert vor Ort zu leiten, bleibt<br />
ihm jedoch verwehrt – auch wenn ein<br />
Einsatzleitfahrzeug zur Verfügung stehen<br />
würde.<br />
Aus Sicht der Verantwortlichen des<br />
Weißen <strong>Kreuz</strong>es ist die medizinische<br />
Grundversorgung in Südtirol aber auch<br />
ohne OrgL gesichert. „Wir brauchen<br />
den internationalen Vergleich nicht zu<br />
scheuen. Auch wenn wir abgelegene<br />
Gebiete haben“, fasst der technische<br />
Leiter Markus Leimegger zusammen.<br />
Um jedoch auch bei größeren Schadensereignissen<br />
genügend Rettungsmittel<br />
zur Verfügung zu haben, plant das<br />
Weiße <strong>Kreuz</strong>, eine Schnell-Einsatz-<br />
Gruppe aufzubauen. „Eine SEG mit<br />
zehn Leuten wäre schon mal ein guter<br />
Anfang.“<br />
Gregor Staltmaier (Text und Fotos)<br />
Informationen<br />
Im Internet ist das Weiße <strong>Kreuz</strong> unter<br />
der Adresse www.wk-cb.bz.it zu fi nden.<br />
Wer die deutschsprachige Version<br />
wählt, erhält ausführliche Informationen<br />
über die zahlreichen Aktivitäten der Organisation<br />
im Rettungswesen. Informationen<br />
über Südtirol allgemein fi nden sich<br />
unter www.suedtirol.info<br />
Wir bauen nicht nur Koffer. Wir reparieren<br />
sie auch!<br />
Anzeige<br />
Wenn Sie bei Ihrer Arbeit mal Pech hatten,<br />
mit uns können Sie wieder durchstarten!<br />
Wir bieten Ihnen den umfassenden Service<br />
für alle Kofferaufbauten:<br />
Reparatur und Behebung von Unfallschäden<br />
aller Art, Wartung und Service.<br />
Wir bereiten Ihren Koffer wieder auf und<br />
wechseln diesen bei Bedarf auch auf ein<br />
anderes Fahrgestell!<br />
ROBEL-Mobil · Fahrzeugbau GmbH<br />
Wankelstraße 1 · 48488 Emsbüren<br />
Tel.: 05903/939933 · Fax: 939999<br />
Internet: http://www.robel.de<br />
E-mail: info@robel.de<br />
Rettungs-Magazin<br />
November/Dezember 2004 27