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Kaleidoskop 22-23

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Ein interessanter Trend in der Reaktion auf politische

Entscheidungen ist, dass sich beinahe immer negative

Stimmen erheben. Viele Bürger*innen sind darauf fokussiert

aufzuzeigen, was alles nicht funktioniert, als zu

erkennen, was der Staat eigentlich erst ermöglicht. Ein

jüngstes Beispiel anarchischer Staatsverweigerer, die einen

Parkplatz in St. Pauls blockierten, um Aufmerksamkeit

auf ihre staatsfeindlichen Ideale zu erregen, zeigt,

dass Menschen immer unzufrieden mit ihrer Lage sind,

auch wenn diese, in den Augen anderer Personen, eigentlich

akzeptabel ist.

Die einzige Alternative dazu, die gesellschaftlichen

Zwänge zu umgehen und ein Leben ganz nach eigener

Vorstellung, in absoluter Freiheit, zu führen, wäre ein

Leben im Naturzustand wie von Thomas Hobbes beschrieben.

Man soll sich aber bewusstwerden, dass dies

auch den Krieg von Allen gegen Alle bedeuten würde.

Denn es gibt keine Limitationen, was auch zu gewaltsamen

Aneignungen von Besitzen führen würde. Dadurch

kann das eigentliche Ziel des Menschen, so lange wie

möglich zu leben, nicht erreicht werden.

Der Mensch muss also lernen, als Staatsbürger zu leben

und deshalb einzusehen, dass die Bedürfnisse der Gemeinschaft

über die eigenen gestellt werden müssen.

Die utopische Denkweise, dass ein Staat alle individuellen

Bedürfnisse erfüllen sollte, muss abgelegt werden.

Ein gutes politisches System muss vielmehr in der Lage

sein, die Balance zwischen den beiden Aspekten zu finden

und Kompromisse zu schaffen, die sowohl den individuellen

Bedürfnissen als auch den Erfordernissen des

Gemeinschaftslebens gerecht werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass bei der Frage, was

ein idealer Staat ist und ob es ihn gibt, sein eigentlicher

Sinn dahinter erkannt werden muss. Man sollte in ihm

nicht das Ebenbild seiner eigenen Vorstellungen sehen,

sondern vielmehr ihn als jenes Werkzeug sehen, das das

friedliche Zusammenleben von Menschen überhaupt

erst ermöglicht.

Maximlian Haller, 4BRG

Alles schon dagewesen

Der Genozid an den Juden liegt nun schon ca. 80 Jahre

zurück und man meint, die Menschen hätten daraus gelernt.

Doch die Geschichte wiederholt sich: Bilder von

Uiguren, einem in der chinesischen Provinz ansässigen

Turkvolk, in Konzentrationslagern erschütterten die

Welt. Das Rad der sich immer wiederkehrenden Geschichte

dreht sich weiter.

Im Zweiten Weltkrieg wurden unter Adolf Hitler sechs

Millionen Juden strategisch vernichtet. Sie ließen in

Konzentrationslagern ihr Leben, wo sie unter unmenschlichen

Bedingungen schuften mussten. Sie wurden

psychisch und physisch brutal gefoltert und mussten

sich für ihre angebliche „Freiheit“ abarbeiten, die

ihnen jedoch verwehrt blieb. Mit dem Leitspruch „Arbeit

macht frei“, der das Tor zu vielen Stammlagern

schmückte, wollten die Nazis nur ihr Unternehmen verschleiern.

Heute geht es in der chinesischen Provinz Xinjiang

ähnlich zu: Die dort ansässigen Uiguren werden in

angeblichen „Berufsbildungseinrichtungen“ von der

chinesischen Regierung gefangen gehalten, während sie

Gehirnwäsche, Folter und Entmenschlichung ausgesetzt

sind. Sie werden dort eingesperrt wegen angeblicher

„religiöser Radikalisierung“ und „Extremismus“.

Die Uiguren werden zu Zwangsarbeit gezwungen und

medizinischen Experimenten unterzogen. Damals wie

heute lebten diese Ethnien in ständiger Überwachung.

Unterschiede zwischen damals und heute bestehen nur

in der Technik: Jeder ihrer Schritte wird mit Hilfe modernster

Technologie beobachtet. Daten, wie Blutgruppen,

Fotos des Gesichts, Iris-Scans, Fingerabdrücke und

DNA-Proben werden in Datenbanken festgehalten. Man

zwangssterilisiert sie und zwingt Frauen zur Abtreibung,

um das Bevölkerungswachstum zu senken.

Die Geschichte kehrt auf einer dramatischen Art und

Weise wieder. Was berühmte Philosophen als einen beständigen

Kreislauf, der immer wieder zurückkommt,

beschrieben haben, wird im Allgemeinen als zyklisches

Geschichtsverständnis verstanden. Das Weltgeschehen

wird als Wiederholung des immer Gleichen interpretiert.

Es wird immer Ausbeuter und Ausgebeutete geben,

Herrscher und Beherrschte. Nach dem griechischen

Historiker Polybios sind politische Gemeinschaften

alternierend von Entstehung und Verfall geprägt.

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