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incento_koeln

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wirtschaft, die Forstwirtschaft, den Gewässerschutz, die Raum- und<br />

Stadtplanung und das Katastrophenmanagement auf der Erde.<br />

Zentrales Element dieser Satelliten ist ein Multispectral-Imager, der<br />

hochauflösende Bilder liefert. Dabei können drei Bänder im roten<br />

Spektralbereich zum Beispiel die verschiedenen Pflanzenarten und<br />

sogar die jeweilige Wachstumsphase der Pflanzen abbilden. Der<br />

Gesundheitszustand der Pflanzen lässt sich auf diese Weise ermitteln<br />

– für Landwirte eine ganz wichtige Information zur punktgenauen<br />

Wässerung, Düngung und gegebenenfalls zum gezielten<br />

Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Ähnliches gilt für die<br />

Forstwirtschaft. Art, Beschaffenheit und Gesundheitszustand der<br />

STARLINK:<br />

Das Internet aus dem Orbit<br />

Am Anfang der Geschichte steht der Mars. Schon seit vielen Jahren ist es das erklärte<br />

Ziel von Elon Musk, Gründer des Unternehmens SpaceX und Mitinhaber der Automobilmarke<br />

Tesla, dazu beizutragen, dass sich die Menschheit einer möglichen Besiedlung<br />

des Planeten Mars widmet. Er hat dieses Ziel in vielen Interviews immer wieder unterstrichen<br />

und sieht darin die wesentliche Aufgabe seines Raumfahrtunternehmens SpaceX.<br />

tallisiert. Durch die Exaktheit der radargestützten Messdaten kann<br />

die Erdoberfläche sehr viel genauer erfasst, bewertet und kartiert<br />

werden, als dies vor dem Einsatz der Beobachter aus dem All möglich<br />

war. Für den Bergbau bedeutet dies zum Beispiel, dass neue<br />

Erschließungen von Lagerstätten heute nur noch dort in Angriff<br />

genommen werden, wo die Bilder der eingesetzten Satelliten eindeutige<br />

Hinweise auf gewinnbringende Mengen der gesuchten Mineralien<br />

versprechen. Auch die Archäologie greift auf die zur Verfügung<br />

gestellten Bildmaterialien der Satelliten zurück und analysiert<br />

Bodenauffälligkeiten sehr genau, um mögliche Siedlungen aus antiker<br />

Vorzeit zu entdecken.<br />

DAS COPERNICUS-PROGRAMM<br />

Beispielhaft für die Vielzahl der Funktionen und die Vernetzung der<br />

eingehenden Daten ist das Copernicus-Programm der europäischen<br />

Union. Gestartet wurde das Programm 2014 mit der Entsendung<br />

der beiden Zwillings-Satelliten Sentinel 1 und Sentinel 1b. Sentinel<br />

bedeutet übersetzt soviel wie „Beobachter“ und ist ein treffender<br />

Ausdruck für die Funktionen der insgesamt 6 Sentinel-Missionen,<br />

die unter dem Namen Copernicus-Programm bei der europäischen<br />

Raumfahrtagentur ESA zusammenlaufen. Die Radarsatelliten<br />

Sentinel 1 und 1b sind darauf ausgelegt auch bei Nacht und<br />

bei bedecktem Himmel die Land- und Meeresoberflächen unseres<br />

Planeten rund um die Uhr zu überwachen. Die beiden 2,3 Tonnen<br />

schweren Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von 700 Kilometern<br />

und das Radarauge erfasst dabei ein Gebiet von bis zu<br />

400 Kilometern Breite. Im Fokus dieser Beobachtungen stehen die<br />

Eisregionen an den beiden Polen, vulkanische Aktivitäten, Erbeben,<br />

Erdrutsche, Überschwemmungen, das Aufspüren von Bodensenkungen<br />

und -hebungen sowie das Beobachten von Meeresoberflächen,<br />

um Behinderungen durch Meereis und Ölverschmutzungen frühzeitig<br />

zu erkennen. So mancher Kapitän wurde aufgrund der hohen<br />

Auflösung des Radars schon des unzulässigen Ablassens von Altöl<br />

auf hoher See überführt. Die beiden Sentinel-Satelliten 2a und<br />

2b, die ähnlich wie Sentinel 1 und 1b als ein Zwillingspaar jeweils<br />

zeitversetzt um die Erde kreisen, bieten als Fernerkundungssatelliten<br />

mit Bildern in hoher Auflösung wichtige Dienste für die Land-<br />

Der europäische Satellit Sentinel-2<br />

versorgt unter anderem die Landwirte<br />

mit wichtigen Informationen.<br />

Bäume kann überprüft werden, mit wichtigen Hinweisen für jeden<br />

Förster. Alle Bilddaten werden von der ESA kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt, so dass spezialisierte Unternehmen darauf zugreifen und<br />

die riesigen Datenmengen so bearbeiten können, dass sie dem einzelnen<br />

Landwirt oder Förster an seinem individuellen Standort zur<br />

Verfügung stehen. Moderne Traktoren, ausgestattet mit großem<br />

Smart-Tablet, über das sich direkte Informationen zur benötigten<br />

Menge an Düngemittel oder dem Wasserbedarf auf einem einzelnen<br />

Feldabschnitt entnehmen lassen, gehören heute in vielen Höfen bereits<br />

zum Fuhrpark. So entwickelt sich eine smarte Landwirtschaft<br />

auf der Basis eines unablässigen Datenstroms aus dem Weltall. Und<br />

auch die Fähigkeit unseres Planeten zur Absorption des Klimagiftes<br />

Kohlendioxid lässt sich aus dem All genau beziffern: Sentinel 2<br />

liefert Informationen über den Blattflächenindex – eine Schlüsselgröße<br />

für die Abschätzung der Biomasse und deren Fähigkeit zur<br />

Absorption von CO 2<br />

. Mit hochempfindlichen Temperatursensoren<br />

ist die Mission Sentinel 3 ausgestattet, die seit 2016 vor allem die<br />

Ozeane in den Blick nimmt. Der Satellit ist mit seinen Datenreihen<br />

seines Radarhöhenmessers auch in der Lage, die Meeresspiegelhöhe<br />

und -topographie abzuleiten. Angeschlossene Wissenschaftszentren<br />

können die Struktur und Variabilität der Ozeanzirkulation erkennen<br />

und so immer weiter verbesserte Klimamodelle entwickeln.<br />

Die Beobachtungs-Instrumente der Missionen Sentinel 4 und 5 sind<br />

auf andere Satelliten aufgesetzt und können zum Beispiel die Beobachtung<br />

vulkanischer Aschewolken verbessern. So lassen sich durch<br />

das europäische Copernicus-Programm eine Vielzahl ganz alltäglicher<br />

Fragen auf der Basis exakter Daten diskutieren: Die Auswirkungen<br />

von städtebaulichen Projekten auf das Mikroklima lassen sich<br />

genauso ermitteln, wie eine eisfreie Schiffspassage durch die Polarmeere.<br />

Die Verhandlungen über Fangquoten von Fischflotten sind<br />

nicht mehr auf strittige Schätzungen der Fischschwärme angewiesen<br />

und die Erntekontingente von Weizen oder Reis zur Ernährung<br />

der Weltbevölkerung lassen sich ziemlich genau vorhersagen. Mit<br />

dieser Beobachtung unseres Planeten durch die „Begleiter“ – so die<br />

genaue Übersetzung des Begriffs Satellit – lässt sich ein so genaues<br />

Bild unserer Welt erstellen, dass politische Ausreden für ausbleibendes<br />

Handeln immer schwerer fällt.<br />

Elon Musk gründete die Firma SpaceX. Seit 2020 ist<br />

auch sein Internet-Projekt Starlink mit tausenden von<br />

Satelliten am Start. Damit können auch Weltregionen,<br />

in denen bisher kaum Internet-Empfang möglich war,<br />

versorgt werden.<br />

DER BLICK IN DIE TIEFEN<br />

DES WELTRAUMS<br />

Den Satelliten bleibt aber nicht nur der beobachtende<br />

Blick auf unseren Planeten – unter<br />

Einsatz modernster Bildgebung und Messtechnik<br />

– vorbehalten, sondern sie spielen<br />

auch beim Blick in die Tiefen des Weltalls<br />

eine wichtige Rolle. Ein sehr populäres Beispiel<br />

für diese wissenschaftliche Arbeit von<br />

Satelliten ist das Weltraumteleskop Hubble.<br />

Der Satellit wurde bereits 1990 ins All geschossen<br />

und entfaltete dann seine großen<br />

Teleskopspiegel. Es war das erste von vier<br />

Weltraum-Teleskopen, die die NASA in dieser<br />

Zeit in Betrieb nahm. Man wollte so den<br />

Beschränkungen der Leistung von Teleskopen<br />

auf der Erde – bedingt durch die Moleküle<br />

der Atmosphäre – entgehen und noch<br />

tiefer in die Urgeschichte des Weltalls vordringen.<br />

Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />

wird heute dieses Ziel erreicht und die Forscher<br />

erhalten Bilder aus einer Zeit, die vermutlich<br />

ziemlich nah am Urknall und damit<br />

an der Entstehung des Weltalls liegen.<br />

Das Weltraum-Teleskop Hubble wird vom Raumschiff<br />

Discovery in den Wetraum ausgesetzt. Bildquelle: NASA.<br />

Um seiner Zielsetzung näher zu kommen, musste er zunächst ein wesentliches Problem<br />

lösen: Um zum Mars gelangen zu können, wird in jedem Fall eine Außenstation – also<br />

eine Raumstation von mindestens den Ausmaßen der ISS-Station – erforderlich sein.<br />

Da aber in den letzten Jahrzehnten die Kosten für den Transport in das All erheblich<br />

angestiegen waren, setzten die Techniker von SpaceX alle Anstrengungen daran, eine<br />

eigene Trägerrakete zu entwickeln. Das Ziel: Die Kosten für einen Transport sollten auf<br />

etwa zehn Prozent der bis dahin üblichen Marktpreise gesenkt werden.<br />

Drei Anläufe zum Start der dafür eigens konstruierten Falcon-Rakete verliefen desaströs,<br />

das Unternehmen stand kurz vor dem Bankrott. Mit dem vierten Anlauf war das<br />

Team um Elon Musk dann aber erfolgreich und heute zählt das Unternehmen SpaceX<br />

zu den wichtigsten Partnern der NASA und hat unter anderem das europäische Ariane-<br />

Raketenprogramm von seiner Spitzenposition verdrängt.<br />

Die erfolgreiche Entwicklung der Falcon-Trägerraketen stellte auch die Basis für die Entwicklung<br />

des Internet-Programms Starlink dar. Die Idee von Elon Musk: Im Gegensatz<br />

zu den bereits bestehenden Internet-Services über Satelliten auf geostationären Umlaufbahnen<br />

soll Starlink über Satelliten in sehr viel erdnäheren Umlaufbahnen positioniert<br />

werden. Der Vorteil dieser erdnäheren Umlaufbahn liegt vor allem in den kürzeren<br />

Reaktionszeiten der Internet-Signale. Durch die lange Strecke von 35.000 Kilometern<br />

zu geostationären Satelliten konnte hier nie eine Verbindung in Echtzeit realisiert werden.<br />

Mit den Starlink-Satelliten in einem Orbit von rund 500 Kilometern Entfernung<br />

zur Erde gelingt dies. Damit ist das satellitengestützte Starlink-System hoch attraktiv.<br />

Allerdings ist mit dieser Positionierung der Starlink-Satelliten auch ein Problem verbunden:<br />

Es wird von jedem Satelliten nur ein kleines räumliches Band auf der Erde erreicht<br />

und die Verbindung reißt – wie damals bei den ersten Fernsehübertragungen – bereits<br />

nach kurzer Zeit ab. Diese Problematik lässt sich nur durch ein groß angelegtes Netz<br />

von Satelliten überwinden. So ist zu erklären, dass mit Stand Ende 2022 bereits 3.376<br />

Starlink-Satelliten in den Orbit gebracht wurden. Das Unternehmen SpaceX verfügt darüber<br />

hinaus über Genehmigungen für den Start von weiteren 19.427 Satelliten und<br />

es liegen weitere Anträge über 22.488 Satelliten vor. Addiert man diese Zahlen, würde<br />

SpaceX etwa fünf Mal so viele Satelliten für das Starlink-Netzwerk ins All transportieren,<br />

wie seit dem Start des ersten Sputnik-Satelliten insgesamt von der gesamten<br />

Weltgemeinschaft an Satelliten ins All gebracht wurden.<br />

Mit diesem dichten Netz an Satelliten wäre dann allerdings eine weltweite Abdeckung<br />

mit schnellem Internet aus dem All gewährleistet. Ein Vorteil, den aktuell unter anderem<br />

die Ukraine zu nutzen weiß. Auf eine Twitter-Botschaft eines hochrangigen Regierungsmitglieds<br />

der Ukraine zu Beginn des Krieges mit Russland folgte eine schnelle<br />

Antwort von Elon Musk: Er stellte tausende von Starlink-Empfangsgeräten zur Verfügung<br />

und sorgt damit für eine autarke Kommunikationsstruktur der Ukraine, die alleine<br />

aufgrund der hohen Zahl an Empfangsgeräten von Russland kaum auszuschalten ist.<br />

Experten erwarten allerdings, dass die hohe Dichte von Starlink-Satelliten zu einer<br />

spürbaren Häufung von Beinahe-Unfällen und Ausweichmanövern im All führen wird.<br />

Auch wenn die Satelliten von Elon Musk so konzipiert sind, dass die nach fünf Jahren<br />

Nutzungsdauer in der Erdatmosphäre vollständig verglühen, ist die reine Anzahl von<br />

Satelliten für die Zukunft der Raumfahrt problematisch. Ganz abgesehen von der Frage,<br />

ob es richtig sein kann, dass ein Mann alleine für diese umfassende Infrastruktur im<br />

Weltall verantwortlich sein sollte.<br />

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