incento_koeln
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Dieser Holzschnitt zeigt eine Siedepfanne, wie sie im österreichischen Hallstatt in Benutzung<br />
war. Der hohe Verbrauch an Brennholz führte im Umland von mittelalterlichen Salinen, in<br />
denen solehaltiges Wasser zur Gewinnung von Salz verdampft wurde, zur Abholzung der<br />
Wälder. Der hohe Gewinn, der durch den Verkauf des Salzes zu erzielen war, rechtfertigte den<br />
technischen Aufwand.<br />
auch die Gründung Roms auf den Handel<br />
mit Salz zurückzuführen ist. Strategisch<br />
zentral platziert an der Kreuzung der alten<br />
Salzhandelsstraße Via Salina und dem Tiber<br />
verhalf der Salzhandel der damals noch<br />
kleinen römischen Ansiedlung vermutlich<br />
der Handel mit dem weißen Gold zu seinem<br />
Aufstieg zur Metropole im Herzen Italiens.<br />
Insgesamt gewann das Salz während der<br />
Vormachtstellung des Römischen Reiches<br />
ständig weiter an Bedeutung. So wurde<br />
in großen Teilen des römischen Heeres die<br />
Bezahlung mit Salz eingeführt. Daher auch<br />
die Begriffe Sold und Salär, die sich beide<br />
auf die später in ganz Europa durchaus<br />
übliche Form der Bezahlung mit dem begehrten<br />
‚weißen Gold‘ zurückführen lassen.<br />
Noch weiter in die Vergangenheit lassen<br />
sich die Wurzeln des häufig tradierten Bon-<br />
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mots vom verliebten Koch zurückverfolgen:<br />
Schon zu Zeiten der Hellenen stand Salz im<br />
Ruf, ein sehr wirksames Aphrodisiakum zu<br />
sein. Entsprechend begehrt war das Salz in<br />
den wohlhabenden Kreisen und so entstand<br />
die Legende vom verliebten Koch, der daran<br />
zu erkennen ist, dass er die Speisen mit<br />
ein wenig zu viel Salz gewürzt hat. Nach<br />
dem Untergang des römischen Reiches lässt<br />
sich die Geschichte der Salzgewinnung und<br />
des Salzhandels in Deutschland in etwa ab<br />
dem 7. Jahrhundert nachvollziehen. Viele<br />
Städtenamen wie Hallstatt, Schwäbisch-<br />
Hall, Bad Reichenhall oder Halle an der Saale<br />
lassen sich auf den Salzhandel zurückführen,<br />
denn der Begriff ‚Hall‘ bezeichnete im<br />
Althochdeutsch Salz. Wie verbissen schon<br />
im frühen Salzhandel um Marktanteile gerungen<br />
wurde, zeigt das Beispiel Venedig.<br />
Im Umfeld der Lagunenstadt wurden früh<br />
Salzgärten angelegt und die Herrscher des<br />
Stadtstaates beanspruchten ein Monopol<br />
für die Salzproduktion und den Handel. Zur<br />
Durchsetzung dieses Monopols schreckten<br />
sie auch nicht vor militärischen Mitteln zurück<br />
und zerstörten konsequent alle Salzgärten<br />
im umliegenden Bereich des Mittelmeer-Raumes,<br />
die sich diesem Anspruch des<br />
aufsteigenden Stadt-Staates nicht beugen<br />
wollten. Zu einem ähnlich rigorosen Mittel<br />
griff im Jahr 1156 auch Heinrich der Löwe<br />
und sorgte so für den Aufstieg Münchens zu<br />
einer wichtigen Metropole im Voralpenland:<br />
Er ließ eine Isarbrücke bei Freising zerstören<br />
und sorgte damit dafür, dass das Salz aus<br />
Bad Reichenhall, dass dort in den bereits auf<br />
696 datierten ersten Salinen Deutschlands<br />
gewonnen wurde, über München transportiert<br />
werden musste – hier natürlich belegt<br />
mit üppigen Steuern, die dem Säckel des<br />
Herrschers zu Gute kamen und gleichzeitig<br />
für einen erheblichen wirtschaftlichen Aufstieg<br />
Münchens sorgte.<br />
DIE GESCHICHTE VON<br />
DER LÜNEBURGER SALZSAU<br />
Im Wappen von Lüneburg müsste eigentlich<br />
ein Wildschwein abgebildet sein, denn<br />
einem Vertreter dieser Familie der Borstentiere<br />
verdankt der Legende nach die norddeutsche<br />
Stadt ihren Aufstieg zu einem<br />
der wichtigsten Salzproduzenten des Mittelalters:<br />
Einige Jäger sollen schon lange<br />
vor 956 – dem Jahr in dem die erste Saline<br />
für Lüneburg aktenkundig wurde – einem<br />
Wildschwein durch die dichten Wälder im<br />
Häufig fallen schon zu Beginn der Planungen die Entscheidungen über die eingesetzten Baumaterialien. Hier gilt es für Bauherren, sich frühzeitig über die aktuellen Erkenntnisse<br />
der Bauwritschaft zu informieren. So sind zum Beispiel neueste Erkenntnisse über die Qualität von Lehm und Stroh als Baumaterial in der Fachliteratur verfügbar.<br />
Umland von Lüneburg gefolgt sein. Nahe<br />
Lüneburg wurde der Wald lichter und sie<br />
fanden die Sau schlafend am Waldrand.<br />
Das Besondere: Das Fell der Wildsau war<br />
nicht wie üblich schwarz, sondern die Borsten<br />
schimmerten in der Sonne schneeweiß.<br />
Nachdem sie die Sau erlegt hatten, merkten<br />
die Jäger, dass es Salzkristalle waren, die für<br />
die weiße Färbung gesorgt hatten. Und sie<br />
fanden in direkter Nähe einen Tümpel, in<br />
dem sich die Sau gesuhlt hatte. Sie kosteten<br />
das Wasser und schmeckten, dass es enorm<br />
salzhaltig war – die Lüneburger Solequelle<br />
war entdeckt. Damit reihte sich Lüneburg<br />
erfolgreich in eine ganze Reihe von deutschen<br />
Städten ein, in denen aus salzhaltigen<br />
Solequellen Salz gewonnen wurde. Dazu<br />
wurde das Sole-Wasser gesammelt und in<br />
großen, eisernen Siedepfannen zum Kochen<br />
gebracht. Die Rechte zum Betrieb solcher<br />
Siedepfannen waren streng reglementiert<br />
und wurden von den adligen Landesherren<br />
verliehen. In Lüneburg wurde das Salz aus<br />
der nahegelegenen Solequelle in 54 Siedehütten<br />
gewonnen, die je vier Siedepfannen<br />
betrieben. Fast 300 Beschäftigte waren<br />
im frühen Mittelalter in den Siedehäusern<br />
beschäftigt und damit zählte die Saline<br />
in Lüneburg zu den Großbetrieben seiner<br />
Zeit. Bis heute zeugen die mittelalterlichen<br />
Wohnhäuser und Kirchen im historischen<br />
Zentrum der Stadt vom Reichtum, den die<br />
Salzgewinnung mit sich brachte. Kein Wunder,<br />
wenn man bedenkt, dass damals mehr<br />
als 20.000 Tonnen Salz in Lüneburg produziert<br />
wurde. Über die berühmte Salzstraße<br />
wurde das weiße Gold dann nach Lübeck<br />
transportiert und von dort über die norddeutsche<br />
Hanse in ganz Europa vermarktet.<br />
So war auch für die aufstrebende Handelsstadt<br />
Lübeck der Export des Salzes von<br />
größter wirtschaftlicher Bedeutung. Um den<br />
Energieaufwand für die Feuer der Siedereien<br />
möglichst gering zu halten, wurde schon<br />
damals im 3-Schicht Betrieb gearbeitet.<br />
Die Feuer unter den riesigen Siedepfannen<br />
durften nie erlöschen. Trotzdem stieg der<br />
Bedarf an Brennholz gewaltig an und die<br />
Wälder rings um Lüneburg fielen den Sägen<br />
der Holzhändler zum Opfer. Die nur mäßig<br />
bewaldete Heidelandschaft der Region entstand<br />
damals aus dieser Rodung großer<br />
Waldgebiete. Um den Bedarf an Feuerholz<br />
zu verringern, ging man dann dazu über,<br />
den Salzgehalt der Sole, die in den Siedepfannen<br />
verdampft wurde, zu erhöhen. Dies<br />
geschah über sogenannte Gradierwerke. Die<br />
aus dem Boden gepumpte Sole rieselt hier<br />
über Stroh oder Dornengestrüpp. Das Wasser<br />
verdunstete und die verbleibende Sole<br />
wies bereits vor der weiteren Verarbeitung<br />
in den Siedepfannen eine deutlich höhere<br />
Salzkonzentration auf. Über die Jahrhunderte<br />
hinweg zeigten sich aber auch die Probleme,<br />
die die Salzproduktion mit sich brachten.<br />
Das Absinken des Grundwasserspiegels<br />
durch das Abpumpen der Sole gefährdete<br />
ganze Wohngebiete – übrigens sind entsprechende<br />
Absackungen bis heute in Lüneburg<br />
gut sichtbar – und viele Solequellen<br />
waren nach intensiver Nutzung erschöpft.<br />
Alle diese Faktoren führten dazu, dass der<br />
Preis von Salz immer weiter anstieg und so<br />
mancher Bürger der damaligen Zeit sich einen<br />
Sonntagsbraten aus Rindfleisch durchaus<br />
hätte leisten können – wären die Preise<br />
für das Pökelsalz, mit dem das Fleisch haltbar<br />
gemacht wurde, nicht so hoch gewesen.<br />
SALZ AUS DEM BERG<br />
Neben der Gewinnung von Salz in den Salinen<br />
an den Küsten von Mittelmeer und<br />
Atlantik und dem Verdampfen von solehaltigem<br />
Quellwasser gibt es schon seit dem<br />
frühen Mittelalter alternative Verfahren zur<br />
Gewinnung des kostbaren Salzes. In Nord<br />
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