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NEW WORK<br />

einen Betrieb vielleicht kurzfristig betriebswirtschaftlich Sinn,<br />

wenn er Mitbewerbern über das Angebot einer Viertagewoche<br />

Mitarbeiter abwerben kann. Wenn aber alle sie einführen, führt<br />

das zum volkswirtschaftlichen Desaster. Das ist ein typischer<br />

Kernkonflikt zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft.<br />

Welche Lösungen schlagen Sie vor, um das Miteinander<br />

von Babyboomern und den Generationen Z und Y zu<br />

erleichtern?<br />

Die einfachste Lösung ist das Gespräch. Die Babyboomer<br />

müssen verstehen, wie die Generationen Z und Y ticken und<br />

weshalb. Sie sind ein Spiegelbild unserer Sozialisation. Die<br />

effektivste Form des Generationenmanagements ist es, das<br />

gegenseitige Verständnis zu wecken. Zum Beispiel bei einem<br />

Workshop, zu dem externer Input hinzugezogen wird, etwa<br />

durch Podcasts und Videos zum Thema als Intro. Im Mittelpunkt<br />

sollte die Frage stehen: Wo haben wir welche Konflikte<br />

erlebt und welche Lösungen können wir gemeinsam erarbeiten?<br />

Wichtig ist dabei natürlich die Zusammensetzung der Teilnehmer<br />

– eine Mischung aus Jung und Alt.<br />

Kommt es innerhalb des Betriebs zu einem Konflikt der Generationen,<br />

dann sind erfahrene Führungskräfte gefragt, die über<br />

sehr viel Wissen verfügen und moderierend in den Konflikt<br />

eingreifen und beiden Seiten die Augen öffnen können.<br />

Welche Rolle spielt in diesem Konflikt die Generation X,<br />

also die 39- bis 53-Jährigen?<br />

Die Jahrgänge 1970 bis 1985 sind mit einem Bein Babyboomer<br />

und mit dem anderen Bein bereits in der Welt der<br />

Generation Y angekommen. Sie sind die sogenannte Übergangsgeneration.<br />

Sie befinden sich zudem in der Rushhour<br />

des Lebens, stehen voll im Job, machen noch Karriere, haben<br />

oft Kinder und müssen gleichzeitig nach ihren Eltern sehen.<br />

Da sie das größte Verständnis für alle Generationen aufbringen,<br />

sind sie am besten als Führungskräfte geeignet. Allerdings<br />

müssen ihre Vorgesetzten angesichts der vielfältigen Aufgaben,<br />

privat sowie beruflich, besonders darauf achten, dass sich bei<br />

ihnen kein Burn-out einstellt.<br />

Wo sehen Sie als Branchenfremde die Herausforderungen<br />

der New Work im Immobilienbereich?<br />

Wir müssen im Immobilienbereich in den Paradigmenwechsel.<br />

Der Trend zu Remote Work wird bleiben und geht<br />

nicht mit dem Modell der Mikroapartments konform. Was die<br />

Immobilienbranche unter dem Motto New Work heute anbietet,<br />

ist nicht selten vor der Pandemie entworfen worden.<br />

Aber Young Professionals haben keine Lust, sich in 25 Quadratmeter<br />

kleinen Mikroapartments aufzuhalten. Sie brauchen einen<br />

Arbeitsplatz zu Hause, der denjenigen Arbeitsschutzverordnungen<br />

entspricht, die gerade für Heimarbeitsplätze entwickelt<br />

werden. Mit Coworking-Spaces allein ist nicht gedient. Das sieht<br />

man auch daran, dass es bei mehr und mehr jüngeren Menschen<br />

derzeit eine Tendenz in Richtung ländlicher Raum gibt. Darüber<br />

hinaus existiert bereits ein Umkehrtrend in Richtung kleinstädtische<br />

Zentren mit 20.000 bis 100.000 Einwohner.<br />

Dabei möchten die Immobilienentwickler dem Verwaisen<br />

der Großstädte durch Mikroapartments mit Coworking-<br />

Spaces und weiteren Sozialräumen entgegenwirken.<br />

Es gibt zwei Blöcke von jungen Menschen, die einen werden<br />

zunehmend ländliche Gegenden bevorzugen, die anderen sind<br />

eher urban verortet. Aber auch sie brauchen jetzt definitiv mehr<br />

Platz. Immobilienentwickler sollten daher kreativer bei der<br />

Vergrößerung der Wohnflächen sein, beispielsweise durch Aufstockungen<br />

von Gebäuden. Grundsätzlich spricht nichts gegen<br />

einen Coworking-Space in einem Apartmenthaus, aber eher als<br />

Add-on zum abgeschlossenen Arbeitsbereich in der eigenen<br />

Wohnung.<br />

Vielen Dank, Frau Rump, dass Sie sich für uns Zeit genommen<br />

haben.<br />

Foto: Alexander Sell<br />

ZUR PERSON<br />

Jutta Rump ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit<br />

Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung<br />

an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen<br />

und Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability<br />

in Ludwigshafen (IBE) – eine wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule<br />

für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und Forschungsschwerpunkt<br />

des Landes Rheinland-Pfalz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Trends in<br />

der Arbeitswelt (unter anderem Digitalisierung, Demografie, Diversität,<br />

gesellschaftlicher Wertewandel, technologische Trends, ökonomische<br />

Entwicklungen) und die Konsequenzen für Personalmanagement und Organisationsentwicklung<br />

sowie Führung. In zahlreichen Unternehmen und<br />

Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Jutta Rump<br />

als Prozessbegleiterin tätig.<br />

www.ibe-ludwigshafen.de<br />

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