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START-UP-CORNER Start-up-Gründer Zulfukar Tosun (oben) und Eric Mathur (rechts) Fotos: Torvik Gruen DAS GESCHÄFTSMODELL TORVIK GRUEN ist ein inhabergeführtes Unternehmen und kombiniert die Bereiche Green Prop und Legal Tech. Das Produkt ist dreistufig: • Es werden mieterspezifische Mietvertragsklauseln bereitgestellt, die durch den Kunden in den eigenen Mietvertragsstandard eingearbeitet werden können. Auf Wunsch wird mit den Mietern über die Vereinbarung von Green-Lease- Mietverträgen auch verhandelt. • Der Impact dieses Mietvertrages wird in C02-Reduzierung und Energieeinsparung gemessen, oder auch im Hinblick auf die EU-Taxonomie- Ziele und Scope-3-Emissionen. • Es wird aufgezeigt, wie viele Punkte der Eigentümer durch diese Green- Lease-Klauseln bei einer Zertifizierung z. B. nach DGNB erhalten kann. TORVIK GRUEN „Das Feedback aus dem Netzwerk hat uns besser gemacht“ Die Fragen stellte Alexandra May 22 #IMMOzeit
START-UP-CORNER Es gibt immer wieder Menschen, die Chancen erkennen und ergreifen, indem sie neue Geschäftsideen entwickeln und diese mit Mut, Engagement und Leidenschaft zum Erfolg führen. IMMOEBS-Mitglied Zulfukar Tosun und Eric Mathur haben sich mit ihrem Start-up auf das Themenfeld „Green Lease“ spezialisiert. Foto: Choose Art Studios Zulfukar, du bist Handelsimmobilienökonom und hast den Sprung gewagt, ein Unternehmen zu gründen. Mit welcher konkreten Idee? Wir bieten mietzweckspezifische Green-Lease-Klauseln mit Impact an. Green-Lease-Klauseln mit Impact sind so gestaltet, dass ihr Einfluss messbar ist. Außerdem haben wir für den Residential-Bereich eine grüne Hausordnung entwickelt. Um die Außenhaut kümmern sich andere, wir kümmern uns um das, was drinnen passiert. Wie ist die Idee dazu entstanden? Ich komme aus dem Commercial-Real-Estate-Leasing. Eric hat seinen MBA zum Thema Nachhaltigkeit im Einzelhandel mit Auszeichnung abgeschlossen. Dort ist das Thema Green Lease während Corona immer präsenter geworden. Nach vielen Gesprächen mit Mietern wurde klar, dass es eine gewisse Abneigung gegen Bemühungsklauseln als Green Lease gibt. Das haben auch viele Bestandshalter und Asset-Manager bestätigt. Auf der anderen Seite haben wir verstanden, dass Bemühungsklauseln keinen Wert für Immobilienbesitzer haben, da diese von Banken oder für Zertifizierungen nicht akzeptiert werden. Wir haben rund einhundert User-Exploration-Gespräche geführt, vom Facility-Management über das Asset-Management bis hin zu Fondsmanagement. Die Frustration war teilweise unüberhörbar. Unsere Aufgabenstellung lautete daher: Wie bringt man Mieter dazu Green-Lease-Klauseln zu akzeptieren, und wie kann der positive Impact dieser Klauseln gemessen und für Finanzierungen oder Zertifizierungen zum Beispiel nach DGNB genutzt werden? Deine Dienstleistung klingt erklärungsbedürftig. Kannst du mal an einem Beispiel erläutern, wie der Impact beim Green-Lease-Vertrag gemessen wird bzw. wie Vermieter diesen verfolgen können? Nehmen wir als Beispiel mal einen Büromieter. In dem Office arbeiten vielleicht zehn Menschen. Im Schnitt verbrauchen diese zehn Mitarbeiter pro Jahr 60.000 Blatt Papier. Wenn der Mieter sich verpflichtet, seinen Papierverbrauch zu senken, gibt es weniger Müll. Das spart wiederum Geld, weil das Abfallvolumen sinkt. Unsere Klauseln geben dem Mieter Tipps, wie er dies erreichen kann, ohne selbst ein großes Investment zu tätigen. Wir können anhand von operativen Verbrauchsdaten, die wir durch unsere KI analysiert haben, z. B. das Müllaufkommen von Mietern im Bürobereich beziffern. Wir erstellen die Formel, diese wird in eine Mietvertragsklausel gegossen. Wir berechnen z. B. die CO2 Einsparung, dann DGNB-Punkte – und wir können Mietverträge scoren, um zu messen wie grün sie sind. Wie ist die Nachfrage und wer fragt Green-Lease-Verträge nach? Sind es eher die Institutionellen ...? Das Interesse ist hoch. Es sind viele Institutionelle, aber auch Family-Offices. Der Druck, ESG-konform zu handeln, wird immer größer und die Bestandsgebäude werden nicht jünger. Gab es bei der Gründung Hürden und wenn ja, wie gelang es, diese zu überwinden? Es hat schon etwas gedauert, bis wir unser Produkt rund hatten. Die Entwicklungsschritte von Dezember letzten Jahres bis jetzt sind schon wahnsinnig groß gewesen. Ich denke, dass Hartnäckigkeit eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass wir nicht alles hingeschmissen haben. Bei der Registrierung unseres Firmennamens wurde gefragt, warum wir uns wie die Stadt Torvik in Norwegen nennen. Es war etwas mühsam, dem Rechtspfleger zu erklären, dass wir uns nicht nach der Stadt Torvik in Norwegen benannt haben. Unser Name kommt vom großartigen Erfinder der Einkaufszentren, Viktor Gruen. Tauscht man die ersten und die letzten drei Buchstaben miteinander entsteht Torvik Gruen. Was waren deine persönlichen F*ckups bei der Gründung? Während unserer Profilschärfung haben wir ein Mitglied verloren und mussten das aufarbeiten. Es war aber wichtig, dass diese Person wusste, dass sie absolut ok ist. Nur der Zeitpunkt war falsch. Wir hoffen aber, in Zukunft wieder zusammenarbeiten zu können. Wer oder was hat dir in dieser Situation geholfen? Unsere Teammitglieder haben die Gabe sich gegenseitig aus einem Tief zu ziehen. Mir hat ein langer Spaziergang zwischen Praunheim und Eschborn immer wieder gutgetan. Welche Ziele hast du dir für dein/euer Unternehmen gesteckt? Wir sind in einer Nische des ESG unterwegs. Unser Wissen ist hoch spezialisiert und nutzt die KI-Technologie. Trotzdem ist der Baustein Green Lease unverzichtbar, wenn es darum geht, die Immobilie nach vorne zu bringen. Für die letzten Meter bis zu einer Zertifizierung nach z. B. DGNB braucht es noch die Punkte aus den Green-Lease-Mietverträgen. Wer glaubhaft ESG- Beratung anbieten will, muss diesen Baustein seinen Kunden anbieten. Daher ist es unser Ziel, eine Kooperation mit anderen Unternehmen aufzubauen, denen dieser Baustein fehlt. Aus den Erfahrungen, die ihr gemacht habt: Was empfiehlst du anderen, die gründen möchten? #IMMOzeit 23
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