Analyse der prEN 15380-4 - Technische Universität Braunschweig
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AUSGANGSSITUATION UND PROBLEMSTELLUNG<br />
Die Asymmetrie zwischen den geringen Ursachenanteilen <strong>der</strong> Fahrzeuge und des Fahrwegs<br />
einerseits und den großen Anteilen <strong>der</strong> Betriebsverfahren an<strong>der</strong>erseits ergibt sich prinzipiell<br />
aus <strong>der</strong> Wahlmöglichkeit zwischen technischen und menschlichen Funktionsträgern. Die<br />
Möglichkeit, zwischen Funktionsträgern zu wählen, ist bei den drei Systemelementen sehr<br />
unterschiedlich. Mit Fahrzeugen und Fahrwegen werden überwiegend Funktionen ausgeführt,<br />
die nur durch technische Systeme realisiert werden können. Bei Betriebsverfahren<br />
hingegen kann im Prinzip zwischen verschiedenen Funktionsrealisierungen mit unterschiedlichen<br />
Technisierungsgraden gewählt werden. Deshalb kann bei <strong>der</strong> Gestaltung von<br />
Betriebsverfahren <strong>der</strong> gegenüber sicherheitsrelevanten technischen Systemen fehlerhaftere<br />
Mensch nicht nur unmittelbar im Rahmen von Regelhandlungen eingesetzt werden, son<strong>der</strong>n<br />
auch im Falle des Ausfalls eines technischen Systems relativ kurzfristig mit einer Ersatzhandlung<br />
die Ausführung <strong>der</strong> entsprechenden Funktion übernehmen. Fällt beispielsweise<br />
eine technische Einrichtung zur Freiprüfung eines Gleises aus, so kann das Freisein<br />
ersatzweise durch den Menschen geprüft werden. Bei Fahrzeugen und Fahrwegen hingegen<br />
können so grundlegende Funktionen wie z.B. jene von Zughaken, Motor, Bremse und<br />
Schiene nicht durch menschliche Funktionsträger ersetzt werden. Deshalb ist die Aufgabe<br />
des Menschen im Falle eines hemmenden Funktionsversagens bei Fahrzeugen o<strong>der</strong><br />
Fahrweg auf die Bereitstellung eines technischen Ersatzsystems beschränkt und nicht auf<br />
die Übernahme <strong>der</strong> Funktionsausführung.<br />
Wegen <strong>der</strong> Substituierbarkeit durch menschliche Funktionsträger spielt die Verfügbarkeit <strong>der</strong><br />
entsprechenden technischen Mittel für die Sicherheit <strong>der</strong> Betriebsverfahren eine beson<strong>der</strong>e<br />
Rolle. Es konnte beispielsweise anhand <strong>der</strong> Risikoanalyse FunkFahrBetrieb (FFB) gezeigt<br />
werden, dass das zunächst zwar ungefährliche hemmende technische Versagen einer<br />
technischen Einrichtung für die Betriebsabwicklung wegen seiner Substitution in <strong>der</strong><br />
Rückfallebene indirekt bei einem häufigen hemmenden Versagen in einem wesentlich<br />
größeren Maße zum Risiko beiträgt als sein sehr seltenes gefährliches Versagen; s.a.<br />
[BRA05, S. 81].<br />
Auch wenn für mo<strong>der</strong>ne Eisenbahnsysteme wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Betriebsverfahren<br />
und <strong>der</strong>en verschiedenen Technisierungsgraden bezüglich <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Unfallursachen<br />
keine allgemeingültigen Zahlen angegeben werden können, so darf zusammenfassend<br />
festgestellt werden, dass <strong>der</strong> überwiegende Anteil <strong>der</strong> Unfallursachen im Bereich <strong>der</strong><br />
Betriebsverfahren liegt und durch fehlerhafte Regelhandlungen sowie durch die Verfügbarkeit<br />
<strong>der</strong> eingesetzten Technik und die im Falle <strong>der</strong> Nichtverfügbarkeit in <strong>der</strong> Rückfallebene<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Ersatzhandlungen dominiert wird (Bild 6).<br />
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