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Als ich mich acht Jahre später an das Projekt „Historische öffentliche Uhren<br />
in Hallein“ machte, bat ich im Keltenmuseum um die Möglichkeit, das Werk<br />
ohne Herkunft genauer zu untersuchen. Es befand sich mittlerweile in einem<br />
wiederum neuen Depot auf der „Pernerinsel“. Diese ist nach Christoph Perner<br />
benannt, einem Gewerken des 16. Jahrhunderts, der z. B. wenige Jahre vor seinem<br />
Tod 1565 die Salzach im Bereich von Pass Lueg und den Salzachöfen<br />
schiffbar machen wollte.<br />
Eine spätgotische Kostbarkeit<br />
Abb. 2: Die Spindel mit direkt angesetztem Rest des<br />
Kurzpendels (© horologium, Michael Neureiter).<br />
Ich erhielt den erbetenen Zugang<br />
und konnte im November 2022<br />
das Kulturgut Turmuhrwerk genauer<br />
untersuchen: Es hat einen<br />
quadratischen Grundriss von 41<br />
mal 41 cm, ist 84,5 cm hoch und<br />
misst mit den Eckpfeilern und<br />
der Pendelbrücke eine Höhe von<br />
104,5 cm. Das Gestell mit starken<br />
Miniumresten und Resten<br />
eines späteren dunklen Schutzanstrichs<br />
ist zur Gänze vernietet,<br />
die drei Lagerbänder sind verkeilt.<br />
Die verwendeten Flacheisen<br />
sind durchwegs 50 mm breit<br />
und 4 bis 5 mm stark, bei den<br />
Eckpfeilern werden es 9 mm.<br />
Die Eckpfeiler sind diagonal gestellt<br />
und tragen vier nach außen<br />
gekröpfte Bekrönungen, die ursprünglich<br />
wohl alle eine Holzkugel<br />
trugen, von denen nur eine<br />
erhalten ist. Es gibt nach bisherigem<br />
Befund keine Inschriften.<br />
Das Gehwerk weist eine horizontale Spindel mit stark abgenützten Spindellappen<br />
auf, das Kurzpendel ist direkt angesetzt. Das Pendel fehlt leider, es<br />
hatte nach der Konstellation von Bodenrad, Zwischenrad und Kronrad 4500<br />
Halbschwingungen pro Stunde und 75 pro Minute, es war (errechnete) 636 mm<br />
lang, das waren 2,14 Salzburger Fuß. Die Zeigerleitung führt vom Bodenrad mit<br />
einer Umdrehung pro Stunde nach oben zum Zeigergetriebe.<br />
Mehrere Indizien, wie die beiden nach oben verlängerten Lagerbänder, funktionslose<br />
Öffnungen und Feuerschweißspuren, sprechen dafür, dass wir es mit<br />
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