Wechsel war die richtige Entscheidung Unsere Jungs im Porträt - Fynn Herzig von Gerd Nußpickel Fynn Herzig stammt aus einer Handballer–Familie und durchlief zunächst alle Nachwuchsteams des ruhmreichen VfL Gummersbach. Ab der Saison 2018/19 stand er regelmäßig im Bundesligakader des Traditionsvereins und schaffte mit dem VfL schließlich 2022 auch die Rückkehr in die 1. HBL. Er selbst wechselte jedoch in jenem Jahr zum <strong>HSC</strong> <strong>2000</strong> <strong>Coburg</strong> und avancierte dort sehr schnell zu einem wichtigen Leistungsträger. Der Start in seine zweite Saison im <strong>HSC</strong>–Trikot verlief für Fynn Herzig alles andere als wunschgemäß. Bereits in der Saisonvorbereitung machten ihm muskuläre Probleme zu schaffen. „Es hat angefangen mit Problemen im Becken– und Po–Bereich und ist dann nach vorne in den Adduktorenbereich gewandert, vor allem die rechte Seite. Man vermutete zunächst eine Schambeinentzündung, aber auch eine MRT brachte keine genaue Diagnose. Wir haben dann trotzdem erstmal Pause gemacht, viel Aufbautraining, Rückengeschichten und so was. Die Schmerzen sind aber nie so richtig weggegangen und dann bin ich über ein paar Wege zu einem Antibiotikum gekommen, einfach um zu sehen, ob es vielleicht etwas Organisches ist, eine bakterielle Entzündung oder Ähnliches. Das habe ich dann genommen, danach ging es stetig bergauf. Und es wurde tatsächlich besser und besser, die Probleme gingen immer weiter zurück.“ Wohldosiert stieg er wieder ins Mannschaftstraining ein und saß Ende Oktober beim Heimspiel gegen den TV Hüttenberg schließlich erstmals wieder auf der Bank. „Aber logischerweise bin ich noch nicht wieder der, der ich vorher war. Ich bin immerhin acht Wochen raus gewesen. Natürlich fehlt mir noch ein bisschen das Timing, aber es wird Schritt für Schritt besser.“ Und dass Fynn Herzig, in der vergangenen Saison mit 141 Treffern immerhin zweitbester <strong>HSC</strong>–Torjäger, auf einem sehr guten Weg zurück zu alter Stärke ist, zeigte er unter anderem in der Partie gegen den Erstliga – Absteiger GWD Minden, als er fünfmal erfolgreich war und die für einen Rückraumspieler bemerkenswerte Quote von 83 Prozent zu Buche stehen hatte. In <strong>Coburg</strong> mehr Verantwortung und Spielpraxis bekommen Wer in Gummersbach aufgewachsen ist und Sport treiben wollte, der landete fast zwangsläufig beim Handball. So war es auch im Falle von Fynn Herzig, der zudem auch familiär entsprechend vorbelastet ist. „Mein Opa hat Handball gespielt, mein Papa hat lange Zeit Handball gespielt, auch beim VfL. Ich habe dann auch schon sehr früh angefangen, so mit fünf, sechs Jahren bei den Minis. Und ehrlich gesagt wollte ich auch nie etwas anderes machen.“ Fortan durchlief Fynn alle Nachwuchsteams des Traditionsvereins. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm dabei auch die Phase des Übergangs vom Jugend– in den Erwachsenenbereich. „Das war eine sehr intensive Zeit. Ich habe teilweise in drei Mannschaften gespielt: in der A–Jugend, in der 2. Mannschaft und, wenn auch meist nur auf der Bank, in der 1. Mannschaft. Wir hatten damals nicht selten neun oder zehn Trainingseinheiten pro Woche. Das galt nicht nur für mich, sondern für fast alle, die da gespielt haben, weil wir die Anschlusskader waren. Es war eine hohe Belastung damals, aber es war auch eine geile Zeit. Wir waren eine junge Truppe und hatten alle richtig Bock auf Handball.“ In der Saison 2018/19 gab Fynn Herzig dann schließlich sein Debüt in der 1. HBL. Doch ausgerechnet diese Spielzeit endete mit dem erstmaligen Abstieg des ruhmreichen VfL Gummersbach aus der „stärksten Liga der Welt“. Der wurfstarke Rückraumspieler hatte noch zwei Jahre Vertrag beim VfL und nahm mit seinen Teamkollegen das Abenteuer 2. Liga in Angriff. „Unser damaliger Trainer Torge Greve hat von Anfang an gepredigt, dass diese 2. Liga sehr dramatisch ist, weil gefühlt wirklich Jeder gegen Jeden gewinnen kann. Aber wir selbst hatten halt diese Zweitliga–Erfahrung nicht und das war am Anfang schon schwierig für uns. Und deshalb hat es am Ende vielleicht auch so lange gedauert, bis wir wieder aufgestiegen sind.“ Doch obwohl sich die Rückkehr des VfL Gummersbach in die 1. HBL schon sehr frühzeitig abzeichnete, entschied sich der Rückraumspieler 2022 dennoch zu einem Wechsel. „Die Zeit war einfach reif für eine Veränderung. Ich wollte eine neue Umgebung, auch eine neue Rolle, einfach mehr Verantwortung tragen.“ Und dann ging der Wechsel recht zügig über die Bühne. „Brian (Ankersen) kam schon relativ früh auf mich und meinen Berater zu, weil er großes Interesse an mir hatte. Von Anfang an waren es super Gespräche sowohl mit Brian als auch mit Jan Gorr. Ich habe mich da sehr wertgeschätzt gefühlt, was letztlich auch ein ausschlaggebender Punkt dafür war, mich für den <strong>HSC</strong> zu entscheiden.“ Als „schönen Nebeneffekt“ bezeichnete Fynn Herzig auch die Tatsache, dass jetzt in <strong>Coburg</strong> mit den Jaeger–Zwillingen auch zwei Weggefährten aus frühen Gummersbacher Tagen wieder seine Teamkollegen sind. „Mit Max und Felix habe ich den Großteil meiner Jugend zusammengespielt. Ich habe natürlich im Vorfeld auch viel mit den beiden gesprochen, weil Max ja schon einmal hier war. Da konnte er mir natürlich ein bisschen mehr erzählen, wie es hier ist.“ Und nach einem Jahr im <strong>Coburg</strong>er Trikot zieht der 25–jährige durchaus eine positive Bilanz seines Wechsels. „Es hatte zur damaligen Zeit für mich einfach Priorität, dass ich dahin gehe, wo ich einfach auch die Spielpraxis und die Verantwortung bekomme, die ich haben wollte. Das ist das, was ich wollte und das habe ich hier bekommen.“ 32
BILD: SVENJA STACHE