Stadtmagazin Wörgl Oktober 2020
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LEBEN FINDET STADT<br />
STADTMAGAZIN WÖRGL<br />
Academia Vocalis:<br />
Festival der großen Stimmen<br />
beim Abschlusskonzert Wien/<br />
Berlin - Professionals<br />
„Es wird ein stimmliches Gemetzel“, so<br />
Zitat des Leiters des vorangegangenen<br />
Meisterkurses im Rahmen der Academia<br />
Vocalis Wien/Berlin – Professionals –<br />
Univ. Prof. Karlheinz Hanser. Und so war<br />
es dann auch am 16. August im Saal der<br />
neuen Landesmusikschule <strong>Wörgl</strong>: internationale<br />
Größen der Sangesbranche<br />
boten ein Konzert der Superlative. Große<br />
Stimmen gepaart mit höchster Feinsinnigkeit<br />
und Intensität der Interpretation<br />
und höchstem technischen Können<br />
– sängerisches Können in einer Kompaktheit,<br />
wie wir es selten zu hören bekommen<br />
– weder in <strong>Wörgl</strong> noch anderswo.<br />
Eine Orgie an Liedern und Opernarien von<br />
Künstlern, die am Sprung zur Weltkarriere<br />
sind oder schon einen großen Weg dahin<br />
zurückgelegt haben, wurde dem Publikum<br />
am Sonntag, 16. August im Saal der Landesmusikschule<br />
geboten.<br />
So zum Beispiel der noch sehr junge österreichische<br />
Bass und Gewinner des Wettbewerbs<br />
von Elina Garancas Zukunfts-<br />
Stimmen 2019, des Brahmswettbewerbs<br />
Pörtsche und anderer internationaler Wettbewerbe,<br />
Alexander Grassauer mit der<br />
Interpretation des Hugo Wolf Liedes „Der<br />
Feuerreiter“. An dieser Stelle ist auch der<br />
herausragende texanische Begleiter Jonathan<br />
Ware (Hochschule für Musik Hanns<br />
Eisler Berlin) zu erwähnen, der bravourös<br />
und genial dieses schwere und schnelle<br />
Stück auf das Exakteste interpretierte.<br />
Die beiden „Großen“ des Abends waren<br />
unzweifelhaft Adriana Gonzalez aus Guatemala,<br />
die mit ihrem wunderbaren, lyrischen<br />
Sopran die Mozart - Arie der Contessa aus<br />
der Oper „Le Nozze di Figaro“ so intensiv<br />
und gekonnt interpretierte, dass Teile des<br />
Publikums zu Tränen gerührt waren. Sie ist<br />
übrigens nicht nur die Gewinnerin des Operalia-Wettbewerbes<br />
2019 - gegründet von<br />
niemand geringerem als Plácido Domingo<br />
und einer der bekanntesten Wettbewerbe<br />
weltweit-, sondern singt derzeit zentrale<br />
Hauptrollen an der Oper in Paris, wie zum<br />
Beispiel die Micaela in Carmen (G. Bizet)<br />
und ist international unzweifelhaft eine<br />
herausragende Vertreterin des lyrischen<br />
Sopranfaches ihrer Generation. Sie werden<br />
wir auf den großen Opernbühnen der Welt<br />
weiter hören.<br />
Der nächste „Große“ war der Bariton Liviu<br />
Holender aus Österreich, der die Arie des<br />
Grafen Almaviva aus „Le Nozze di Figaro“<br />
derart gekonnt und großartig darbrachte,<br />
dass das Publikum in Begeisterungsstürme<br />
ausbrach. Er selbst ist derzeit ständiges Ensemblemitglied<br />
der Frankfurter Oper und<br />
wird mit der wunderbaren, großartigen Adriana<br />
Gonzalez in der kommenden Spielzeit<br />
im Figaro als Graf zu hören sein. Ein kleiner<br />
Tipp am Rande: Heuer bei den Tiroler Winterfestspielen<br />
in Erl singt er den Malatesta in<br />
„Don Pasquale“ von G. Donizetti.<br />
Und dann war da noch der liebenswürdige<br />
Tenor Paul Schweinester ebenfalls aus<br />
Österreich/Innsbruck, der bereits ein international<br />
erfolgreicher Operntenor ist und<br />
zum Beispiel bei den Bregenzer und Salzburger<br />
Festspielen sang und singt, bei den<br />
Seefestspielen in Mörbisch, an internationalen<br />
Opernhäusern und CD-Aufnahmen<br />
der Zauberflöte und Entführung aus<br />
dem Serail mit keiner geringeren als Diana<br />
Damrau vorweisen kann. Er bezauberte<br />
mit der Arie „Im Mohrenland gefangen<br />
war“ aus der Mozart Oper „Entführung<br />
Foto: Academia/Hubert Merz<br />
aus dem Serail“.<br />
Nicht weniger Applaus verdienten sich die<br />
restlichen Interpreten, die ebenso hervorragend<br />
sangen und interpretierten wie<br />
Constantin Luger, Bass aus Österreich/<br />
Wien mit der Mozart Arie des Sarastro „O<br />
Isis und Osiris“, der zwar ein abgeschlossenes<br />
Musikhochschulstudium vorweisen<br />
kann, aber sich sein Geld mit der Popularmusik<br />
verdient.<br />
Oder etwa Eva Schöler, Mezzosopran aus<br />
Innsbruck mit dem Mahler Lied „Erinnerung“<br />
und dem Schlussduett mit Adriana<br />
Gonzalez von J. Offenbach aus Hoffmanns<br />
Erzählungen „Barcarolle, Belle nuit, o nuit<br />
d’amour“.<br />
Unvergesslich auch die Höchstleistungen<br />
der beiden genialen Pianisten Alexander<br />
Fleischer aus Deutschland und der Texaner<br />
Jonathan Ware, beide von der Hochschule<br />
für Musik Hanns Eisler Berlin. Und die beiden<br />
Hanser’s – Karlheinz und Verena haben<br />
den größten Applaus verdient nach diesen<br />
beiden intensiven Wochen mit Musik und<br />
Gesang in <strong>Wörgl</strong>, denn sie sind es, die diese<br />
SängerInnen das notwendige Handwerkszeug<br />
mitgeben in diesem schönen aber harten<br />
Beruf eines Sängers.<br />
Dieses Konzert war außergewöhnlich: hinsichtlich<br />
der Dichte der hervorragendsten<br />
Leistungen der Interpreten und ihres großen<br />
Könnens ebenso wie die unglaublich großen<br />
und wunderschönen Stimmen, die so <strong>Wörgl</strong><br />
in einem Konzert noch nicht gehört hat. Das<br />
Publikum war nicht nur gerührt, sondern<br />
tobte am Schluss des Abends. Wahrlich, die<br />
SängerInnen hatten es mehr als verdient!<br />
Und wir werden noch viel von ihnen hören!<br />
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