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Thermenland_01-2024

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KULTUR & FREIZEIT<br />

Helmut Degenharts Erinnerungen „Schön war die Zeit“ in 2. Auflage erschienen:<br />

Eine Rottaler Kindheit in Zeiten des Umbruchs<br />

Von seinen frühesten Erinnerungen, da war er knapp drei Jahre alt, über<br />

die Grundschulzeit bis hin zu den Jugendjahren berichtet Helmut Degenhart<br />

auf den fast 100 Seiten seines Buches „Schön war die Zeit“, das jetzt in<br />

2. Auflage erschienen ist. Darin erzählt der Rottaler Journalist über eine<br />

Zeit, die nach den vielen Berichten über die Kriegsjahre fast ein wenig in<br />

Vergessenheit geraten ist. „So bin ich auch auf das Thema gekommen: In<br />

der ZEIT stand ein Artikel, dass es über die Nachkriegsgeneration noch gar<br />

nicht so viele Erfahrungsberichte gibt“, erzählt der Pockinger. Und so kam<br />

es dann auch: Beim Aufschreiben kehrten zahlreiche Erinnerungen zurück.<br />

Und mit Hilfe der Hauzenberger Gestalterin Ellen Hirsch ist dann ein Buch<br />

entstanden, das allein schon durch seine Aufmachung überzeugt. Viele<br />

Fotos illustrieren das Werk. Im Mittelpunkt steht der Alltag in den Nachkriegsjahren<br />

1945 bis 1956 – und wie nebenbei bekommt man einen Einblick<br />

in die lokalen und gesellschaftlichen Entwicklungen rund um Pocking<br />

mitgeliefert. „Das war eine Übergangszeit – das Alte war noch teilweise da,<br />

das Neue kam erst nach und nach“, beschreibt Degenhart diese Jahre vor<br />

dem Umbruch, die auf die Nazi-Zeit und den Krieg folgten, etwa seine Zeit<br />

als Volksschüler:<br />

Mit 13 über die Alpen radeln<br />

Heiter, hintersinnig und auch etwas nachdenklich erzählt Helmut Degenhart<br />

Geschichten zu seiner eigenen Geschichte, von den Leuten, die bei seiner<br />

Mutter immer wieder vorbei kamen und die Zeitung ersetzten, von den<br />

harten Zeiten, in denen Care-Pakete das Überleben sichern mussten, aber<br />

auch vom Fasching in dieser Zeit, den Palmbuschen, einem Maifest, den<br />

Bräuchen im Jahreskreis oder wie er als 13-Jähriger im Sommer 1956 mit<br />

dem Radl zu einer Italien-Reise aurach und die auf dem Brenner abrupt<br />

endete. In der Provianttasche: Brathering, Tomatenhering, Bismarckhering<br />

und etliche Gläser mit von der Mutter eingemachter Marmelade.<br />

„Eingeschult wurde ich 1948. Meine Mitschüler waren teilweise Einheimische,<br />

teilweise Flüchtlingskiunder. Die erste und zweite Klasse der Volksschule<br />

waren im Kloster der Englischen Fräulein untergebracht. Dort hatten<br />

viele von uns schon die Kindergartenjahre verbracht, so dass wir uns<br />

schnell heimisch fühlten. (…) Schwieriger wurde es für mich ab der dritten<br />

Klasse der Volksschule, da wurden wir in das eigentliche Schulhaus umgesiedelt.<br />

(…) Ich hatte einiges zu leiden unter dem neuen Lehrer, einem ehemaligen<br />

Offizier der Whrmacht. Kopfnüsse und das Ziehen an den kurzen<br />

Haaren und an den Ohren waren seine Spezialität. Dazu kam sein streng<br />

geregelter, fantasieloser Unterricht.<br />

Religionsunterricht als Lichtblick<br />

Ein Lichtblick war da der Religionsunterricht. Den übernahm der Ortspfarrer<br />

und Geistliche Rat selbst. Schließlich hieß es, uns auf die Erste Heilige Kommunion<br />

vorzubereiten. Das machte er gut, einfühlsam und humorvoll.<br />

Außerdem war er ein begnadeter Geschichtenerzähler. (…) Das Unterrichtsmaterial<br />

war spärlich. Wir sammelten Bilder von Zeitschriften, die wir für<br />

den Erdkundeunterricht verwendeten. bei einem anderen Lehrer lernten<br />

wir im Naturkundeunterricht Tiere hautnah kennen. Er stellte ein Terrarium<br />

mit einem Leguan, ein anderes mit einer Kreuzotter, ein großes Aquarium<br />

mit Fischen und einen Käfig mit Siebenschläfern in das Klassenzimmer. Der<br />

Turnunterricht beschränkte sich auf Leibesübungen, die noch stark an die<br />

Übungen des Dritten Reichs erinnerten.“<br />

Helmut Degenhart: „Schön war die Zeit“<br />

erschienen im Selbstverlag, ISBN 978-3-00-051631-3<br />

Hardcover, 94 Seiten, 19,50 Euro<br />

Erhältlich im Buchhandel und per E-Mail-Bestellung beim Autor:<br />

had.tv@t-online.de<br />

... die Druckerei dahoam.<br />

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