12.01.2024 Aufrufe

Papenteicher Nachrichten Januar Ausgabe 2024

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gaben von 2023 zugrunde, so fließen davon 720.000,– € direkt an das<br />

DRK für die Kinderbetreuung. Hinzu kommen bei der Kita (Stand 2023)<br />

63.000,– für Gebäudeunterhaltung, Strom, Wasser, Heizung, Versicherungen<br />

und Erstattungen an andere Gemeinden. Es fehlen noch die Kosten<br />

für die Hausmeister und die Sanierungsmaßnahmen oder eine Inventarbeschaffung.<br />

Somit verursacht die Kindertagesstätte, alle Zuschüsse<br />

sind dabei mitberechnet, mehr als 800.000,– € jährlich an Kosten. Es verbleibt<br />

ein Rest von vielleicht 250.000,– € für alle anderen Aufgaben der<br />

Gemeinde.<br />

Die Gemeinde ist zuständig für die Straßenentwässerung, für den Straßenbau,<br />

für die Wirtschaftwege und Gräben III.Ordnung, für die Sportanlagen<br />

inclusive des Sportheimes, die Schießanlagen, die Bürgerhalle<br />

und die Sporthalle, die Grünanlagen und die Verkehrsschilder, um nur<br />

die wesentlichen Posten zu nennen. Außerdem werden 3 Mitarbeiter voll<br />

beschäftigt, für den Jugendtreff und die Hallenverwaltung gibt es geringfügige<br />

Beschäftigungsverhältnisse, ebenso für Reinigungskräfte. Und<br />

dann kommt noch der teure Bürgermeister mit seiner Aufwandsentschädigung,<br />

die Ratsmitglieder und die Leitung des Seniorenkreises. Sie stellen<br />

richtig fest, dass die noch verfügbare Viertelmillion kaum ausreicht.<br />

Investitionen, z.B. in die Kanalisation, den Hochwasserschutz oder die<br />

Straßenquerung am Friedhof, sind nur mittels Kreditfinanzierung oder<br />

durch die Gewinnung namhafter Zuschüsse möglich. Da sind wir dabei,<br />

ob der Haushalt für <strong>2024</strong> aber gedeckt werden kann, ist mehr als fragwürdig.<br />

Soweit zur Schwarzmalerei. Zur ehrenamtlichen und demokratischen<br />

Selbstverwaltung unserer Gemeinde gibt es jedoch keine sinnvolle Alternative.<br />

Trotz der miserablen Finanzsituation muss und wird es <strong>2024</strong> eine<br />

Weiterentwicklung unseres Ortes geben. Auch in die Kita wird noch<br />

investiert werden müssen. Was die Arbeit sehr erleichtern würde, wäre<br />

ein Verständnis aller für die Situation, in der übrigens nicht nur Rötgesbüttel<br />

steckt. Ein Verständnis auch bei allen Entscheidungsträgern, der<br />

Tunnelblick nur auf bestimmte Themenfelder ist nicht hilfreich, Überblick<br />

ist angesagt. Das fordere ich von den Ratsmitgliedern aber auch von<br />

den Bürgern, insbesondere aber auch von Interessenvertretern bestimmter<br />

Gruppen oder Vereine.<br />

Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Jagd nach Aurora borealis.<br />

Meiden Sie dabei die erleuchteten Orte, fahren Sie weit hinaus in die<br />

dunkle Landschaft. Der Weihnachtsstern von Betlehem, den es als Kometen<br />

durchaus gegeben haben könnte, wird Ihnen im <strong>Januar</strong> nicht mehr in<br />

die Quere kommen, einige Sternschnuppen vielleicht schon. Sie wissen<br />

schon: man hat dann einen Wunsch frei.<br />

Ihr Bürgermeister Hermann Schölkmann<br />

Steinweg 22<br />

38518 Gifhorn<br />

05371/5893046<br />

Schmiede das Eisen solange es heiß ist –<br />

Rötgesbüttels Schmieden<br />

Ein Bauerndorf wie Rötgesbüttel ohne Schmiede – undenkbar. Mit der<br />

Mechanisierung in der Landwirtschaft wurde auch das Schmiedehandwerk<br />

unverzichtbar. Wurden vor Jahrhunderten hauptsächlich Waffen,<br />

Zäune, Türschlösser und -bänder oder Gegenstände aus der Küche oder<br />

dem Viehstall geschmiedet, so standen in der Zeit zwischen den Weltkriegen<br />

in den Dorfschmieden Pflüge und andere Ackergeräte oder auch<br />

das Beschlagen von Ackerpferden im Vordergrund. Rötgesbüttel hatte,<br />

trotz der nur etwa 500 Einwohner, in dieser Zeit vier Schmieden. Bis<br />

heute übrig geblieben ist nur unser Schmiedemeister Carsten Baumgart<br />

und sein Betrieb in der Schmiedestraße!. Aber auch dieses Haus besitzt<br />

eine wechselvolle Geschichte. Als Simonshoff oder Simonkothe bereits<br />

1654 urkundlich erwähnt, ist dort spätestens ab 1678 auch eine Schmiede<br />

zuhause. Drei Jahrhunderte war der Hof samt Schmiede im Besitz<br />

der Familie Knupper, wurde 1893 sogar zusätzlich die erste Postagentur<br />

von Rötgesbüttel. Das Schmiedehandwerk lag aber fast einhundert Jahre<br />

brach, erst zu Beginn der 1970er Jahre wurde durch Carstens Vater<br />

Arnolf wieder Feuer in der Esse entzündet.<br />

Bleiben wir in der Schmiedestraße. Zweihundert Meter Richtung Westen,<br />

unmittelbar vor der heutigen Fußgängerampel, traf man auf die<br />

zweite Schmiede, die der Familie Rohde. 1927 von Friedrich Rohde<br />

gekauft, wurde die Schmiede durch seine Familie bis Mitte der 1970er<br />

Jahre betrieben. Eigentlich wurde der Betrieb jedoch 1875 in einem<br />

Haus an der Hauptstraße (Haus Nr. 68, Sandau), gleich hinter der ehemaligen<br />

Tankstelle Richtung Meine, von einem Robert Poppe gegründet.<br />

Der ostpreußische Wandergeselle Friedrich Rohde übernahm später<br />

diese Schmiede und mietete sich dort ein, bis er 1927 das Haus in der<br />

Schmiedestraße erwarb und umzog.<br />

Weitere 100 Meter Richtung Süden, wir sind jetzt in der Schulstraße,<br />

gab es eine dritte Schmiede, die von Otto Wolter. Hier durfte ich staunend<br />

zusehen, wie unsere beiden Ackerpferde beschlagen wurden. Um<br />

1960 waren Traktoren noch rar, viele Kleinbauern ackerten noch mit den<br />

Kaltblütern. Dass das glühende Eisen dem Pferd Pfanni keine Schmerzen<br />

bereitete, war für mich nicht verständlich, stieg doch bei der Berührung<br />

des glühenden Metalls eine stark riechende Wolke von Rauch aus<br />

verbranntem Pferdehuf auf. Und dann noch die Nägel, die Hufeisen<br />

wurden immerhin am Huf angenagelt. Für mich damals eine schreckliche<br />

Vorstellung. Erstaunlich war, dass Pfanni nicht vor Schmerzen wieherte,<br />

sondern geduldig alles mit sich geschehen ließ. Trotzdem hatte<br />

die Schmiede keine Zukunft und existierte nur die kurze Zeit von 1938<br />

bis in die 1960er Jahre.<br />

Die vierte Schmiede war bis vor kurzem noch als „Alte Schmiede“ zu<br />

finden, gemeint ist der Imbiss der Fleischerei Emmerich. In diesem<br />

Gebäude, damals in Nachbarschaft der Fleischerei, arbeitete früher auch<br />

ein Schmied. Eingerichtet vermutlich vor 1898, wurde die Schmiede<br />

zunächst von Hermann Busch aus Vordorf betrieben. Schmiedemeister<br />

Otto Wolter, Besitzer der dritten genannten Schmiede, lernte bei<br />

Hermann Busch sein Handwerk. 60 Jahre später gab es in dem eigentlich<br />

leerstehenden Gebäude noch Teile der Schmiedeeinrichtung. Dann<br />

kaufte Walter Emmerich das zugehörige Wohnhaus nebst Schmiede und<br />

baute später diese zu einem Imbiss um. Um die Mittagszeit ist die alte<br />

Schmiede heute zu einem beliebten Treffpunkt geworden.<br />

In der heutigen Zeit, geprägt durch industriell gefertigte Produkte,<br />

haben die Schmieden ihren Stellenwert im Dorf verloren. Nur bei Carsten<br />

Baumgart glüht noch die Esse. Pflüge und Landmaschinen gibt es<br />

jedoch kaum noch zu reparieren.<br />

Hermann Schölkmann<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!