Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jetzt ist die Rückkehr der Gefangenen, ein Grubenunglück
oder gar ein gewonnenes Fußballfinale
kein ultimativer Moment. Die Aufwallung von 1813
oder 1914 mögen noch wesentlich ergreifender
gewesen sein, aber dennoch braucht es keine dieser
Extremfälle, um zu zeigen, dass sich das Große
auch im Kleinen widerspiegelt. Die letzten Jahre
boten reichlich Anlässe, um mit ein paar beherzten
Worten und symbolträchtigen Bildern einem verunsicherten
Land neue Zuversicht zu geben. Nicht
ein einziges Mal gelang das. Nach dem muslimischen
Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt
hüllte sich Merkel und ihr Hofstaat in eisiges
Schweigen. Auch während Corona oder der Flut
im Ahrtal schaffte es nicht ein einziger Politiker,
angemessene Worte zu finden. Von Taten ganz zu
schweigen, stehen auch diese beiden Krisen sinnbildlich
für die kaltherzige Gleichgültigkeit einer
Elite, die jegliche Bindung zu ihrem Land und ihren
Leuten gekappt hat.
Vor ein paar Monaten bespritzten die von der Regierung
alimentierten Ökoterroristen das Brandenburger
Tor mit Farbe und verursachten damit einen
Schaden, der sich noch gar nicht beziffern lässt. Man
könnte diese Barbarei, durchgeführt am helllichten
Tage, herunterlavieren mit Verweis auf all die Beschädigungen,
die das Brandenburger Tor in der Vergangenheit
schon über sich ergehen lassen musste.
Und doch ist es geradezu symbolisch für die späte
Bundesrepublik, dass selbst noch die besudelte Fassade
mit einer fremden Landesfahne angestrahlt
wird. Ein neuer Krieg ist ausgebrochen, ein weiteres
Mal zwingt uns die Vergangenheitsbewirtschaftung
zur klaren Positionierung. Ein weiteres Mal hat sich
der Staat in einen unauflöslichen Widerspruch hineinmanövriert.
Dreht er den Restdeutschen die vergifteten
Früchte der muslimischen Masseneinwanderung weiterhin
als kulturelle Bereicherung an, oder schützt er wenigstens
jüdisches Leben, wenn ihm das der Deutschen schon so
herzlich egal ist?
Dysfunktionalität: Das ist die Formel, auf die sich schließlich
die Auflistung all der Verfallserscheinungen zusammenkürzen
lässt. Parteifunktionäre werden bei Wahlkampfauftritten
ausgebuht und klagen anschließend in irgendeiner
Talkshow, dass die Rüpelhaftigkeit der „Bürgerinnen und
Bürger“ die Integrität des Staates in Frage stelle. Der Kanzler
lässt sich bei öffentlichen Auftritten zu Publikumsbeschimpfungen
hinreißen und zeigt dem geneigten Reaktionär bloß,
dass der weite Wurf zurück ins Kaiserreich eigentlich gar
nicht nötig ist. Erhards Appell an seine „lieben deutschen
Landsleute“ und sein Vertrauen in die „deutschen Herzen“
klingt für uns späte Bundesrepublikaner doch bereits unerhört.
Unerhört einfühlsam und unerhört patriotisch.
Die akzelerierende Krisenhaftigkeit unserer Zeit wird in
wachsendem Maße Appelle an das Gemeinwesen, an den
Zusammenhalt der Nation und die Solidarität des Volkes
nötig machen. Für die Managerelite ist das ein Problem.
Selbst seichte Lippenbekenntnisse, wie wir sie etwa von
CDU-Funktionären hören, werden nicht mehr ausreichen.
Die Frage nach unserer Identität und unser Bedürfnis
nach einer großen Erzählung hat sich über Jahrzehnte
durch kreditfinanzierten Dauerkonsum, Vollkaskomentalität
und Fetischisierung des Nationalsozialismus überdecken
lassen. Dieser Vorhang reißt nun entzwei. Langsam
aber sicher braucht es Gewissheiten, die weit über das
konkrete Datum der Staatsgründung oder den Charakter
der Verfassung hinausgehen. Für Rechte ist das keine
neue Erkenntnis. Sie wissen, worauf sie rekurrieren können.
Allen anderen bleibt hingegen nichts weiter übrig, als
s¨yÝnothetis¨cheno SyÝmbozlis¨mu¾s¨ zçu¾ betreibeno. ◆
Mehr als ein Zahlungsmittel
Das Knistern von zwei Droste-Hülshoffs und einem Gauß, begleitet
vom obligatorischen „ ...und davon kaufste dir ein Eis!“
– das gehörte zum rituellen Besuch bei Omi genauso dazu wie
Puddingbrezeln und Kakao.
Seit der Währu¾nogs¨refozrm w×ar die DMark das¨ SyÝmbozl der Bu¾nodes¨repu¾blik.
Mit ihr w×ar der heilenode MyÝthozs¨ des¨ Wirts¨chafts¨-
wunders verknüpft und damit das Versprechen, dass jeder
Deutsche es mit Fleiß zu etwas bringen kann. Keine Persönlichkeiten,
keine Bauwerke, keine Orte und keine Melodien waren
den Deutschen so präsent, kein Gut wechselte in solch einer Anzahl
und Geschwindigkeit seine Besitzer, nichts war gleichzeitig
profan und dann doch so sakral wie die Deutsche Mark.
Die Banknoten veränderten im Laufe von vier herausgegebenen
Serien ihr Aussehen beträchtlich. Die erste, noch in den
USA gedruckte Serie ähnelte stark dem Dollar und bildete allegorische
Darstellungen ab. Die zweite Serie wirkte noch etwas
improvisiert, hier fielen aber bereits die 50- und 100-DM-Banknoten
durch ihre Abbildung von Nürnberger Ratsherren und
Kaufmännern auf. Die dritte Serie vereinte historische Porträts
mit deu¾ts¨cheno Wahrzçeicheno. Die vÖierte u¾nod letzçte Serie bildete
wichtige Persönlichkeiten unserer Geschichte ab, wobei auf die
Parität der Geschlechter, Konfessionen, Herkunftsgebiete und
Wirku¾nogs¨bereiche geachtet w×u¾rde. Mano hatte als¨oz im w×ahrs¨-
teno Sinonoe des¨ Wozrtes¨ etw×as¨ ino der Hanod – u¾nod dies¨es¨ Etw×as¨
überstieg den schnöden Nennwert bei weitem.
Wie vÖiel Eis¨ hätte mano füÄr 50 Mark kau¾feno könonoeno? Wie vÖiele
Ku¾gelno w×üÄrdeno s¨ich ino einoer abs¨u¾rd kleinoeno Waffel au¾ftüÄr-
meno las¨s¨eno? Ich habe es¨ noie herau¾s¨gefu¾nodeno. Mit deno Wozr-
ten „Das sparst du für die Rente“ wanderte das Geld in die
elterliche Tasche.
23