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Es wird dunkel ...
„Die Welt, eino Tozr
Zu¾ tau¾s¨enod WüÄs¨teno s¨tu¾mm u¾nod kalt!
Wer das¨ vÖerlozr ,
Was¨ du¾ vÖerlozrs¨t, macht noirgenods¨ Halt.“
Diese Zeilen, aus dem Gedicht „Vereinsamt“ des Pfarrersohns
Friedrich Nietzsche, möchte ich an den Anfang
dieser winterlichen Kolumne setzen. Es wird dunkel und
kalt. Nicht nur in der Politik, wo eine ausgefallene Ampel
bestenfalls irrlichtert, aber keineswegs den Weg leuchtet.
Nein, auch in den Kirchen scheinen Verstand und Gottesfurcht
langsam auszuglimmen. Dies zeigen etwa die Stellungnahmen
von Diakonie und EKD zum Lebensschutz,
bei denen es mich ehrlich gesagt fröstelt. Hier findet sich
kein einziger Bibelvers, stattdessen ist von „reproduktiven
Rechten“, „schwangeren Person(en)“ und natürlich der
Verantwortung von Gesellschaft und Staat die Rede, die
durch einen Ausbau des Betreuungsangebots Abtreibungen
verhindern sollen. „Wer das verlor, was du verlorst,
macht nirgends Halt.“ Im Schicksal Friedrich Nietzsches,
der durch die Bibelkritik eines David Friedrich Strauß
seinen christlichen Glauben verlor und in seinen Nihilismus
abrutschte, spiegelt sich das Schicksal der EKD, die
ebenfalls den Glauben an die Bibel eingebüßt hat und
nun weder Halt kennt, noch hat, noch zu geben weiß.
So verkommt sie in der gesellschaftlichen Debatte zur
Echohalle einer gottlosen Gesellschaft, statt Lautsprecher
Gottes zu sein. Dabei ist schon jetzt klar, dass die weitere
Legitimierung und Normalisierung von Abtreibung die
Zahl der vorgeburtlichen Kindstötungen noch steigern
wird. Dazu kommt, dass die natürliche Verbindung von
Sexualität und Fortpflanzung auf Kosten des Lebens weiterhin
ausgeblendet wird. Außerdem setzt es besonders
Frauen, die sich für das Kind entscheiden wollen, einem
Aert van der Neer: Mondbeschienene Landschaft mit Brücke (1650)
Karl Napf
Karl Napf vereint etliche Widersprüche in sich. Er ist badischer
Protestant, anarchistischer Demokrat und libertärer
Antikapitalist. Er strebt dem Ende seines Theologiestudiums
entgegen und hegt große Sympathien für Erweckungsprediger
wie Spurgeon, Whitefield oder seinen badischen
Landsmann Aloys Henhöfer.
größeren Druck gegenüber andersdenkenden Eltern und
Partnern aus. Genauso ist die weitere Legalisierung von
Sterbehilfe, zu der die EKD nicht mehr als ein deutliches
„Jein“ zustande bringt, ein weiterer Schritt mit dem man
Alte und Kranke in eine Rechtfertigungssituation für ihr
Weiterleben drängt. Es wird dunkel. Es wird kalt. Trotz allem
möchte ich diese Kolumne nicht mit dem Verweis
auf die geistige und geistliche Umnachtung, die uns umgibt,
schließen. Gerade in der Adventszeit sei der Verweis
auf das Licht erlaubt. Schon im Alten Testament heißt es
beim Propheten Jesaja: „Siehe, Finsternis bedeckt das
Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der
HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die
Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige
zum Glanz, der über dir aufgeht.“ (Jesaja 60,2-3) Hier ist
bereits davon die Rede, dass der HERR, der Gott Israels als
Licht der Welt zu seinem Volk kommen wird. Dies erfüllt
sich neutestamentlich in Jesus, der von sich selbst sagt:
„Ich bino das¨ Licht der Welt. Wer mir noachfozlgt, der w×ird
nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht
des Lebens haben.“ Johannes 8,12
Und tatsächlich hat dieses Licht, das vom eigenen Volk
weitgehend verworfen wurde, Völker und Könige aus aller
Herren Länder angezogen. An Jesus, den Gekreuzigten
und Auferstandenen, glauben seit 2.000 Jahren
Menschen der unterschiedlichsten Schichten
und Völker. Trotzdem erschöpft sich die Botschaft
des Advents nicht im Hinweis auf die Erlösung
am Kreuz, sondern beinhaltet auch noch
eine Hoffnung für die Zukunft. Die Hoffnung aller
Christen ist, dass ihr Licht, Jesus, eines Tages
wieder auf diese Welt kommt und die Dunkelheit
vertreibt. In der Bibel wird er für seine Nachfolger
als Retter und Heiland beschrieben. Er wird aber
auch als Kriegsherr und Richter beschrieben, der
Ungerechtigkeit nicht ungestraft lässt. Die Dunkelheit
dieser Welt wird also nicht das letzte Wort
haben. Jesus ist bereits jetzt denen Licht und Leitung
in der Dunkelheit, die ihm nachfolgen. Für
sie wird es Tag, wenn er wiederkommt, für alle anderen
Nacht. Wohl dem, dem das einleuchtet! ◆
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