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KRAUTZONE
MEDIEN: DER KAMPF UM DIE KÖPFE
Immer weniger Menschen glauben an die
Märchen von Klimagerechtigkeit, liberalen
Muslimen und „Wohlstand für Alle“.
ACHTUNG, REICHELT!
Ein CDU-Milliardär hat Julian Reichelt mit
der goldenen Kreditkarte ausgestattet.
Das Ziel: konservative CDU-Politik.
SHLOMO FINKELSTEIN
Von der Koranverbrennung zum Influencer.
Shlomo Finkelstein kämpft seit 2015
gegen den Untergang Deutschlands.
SPIEGEL verbieten?
Wie sich unser Volk gegen Landesverräter wehren kann
36. Ausgabe
Dezember 2023/Januar 2024
ISSN: 2568-3594
7,90 Euro
In welche der folgenden Medien haben
Sie großes Vertrauen?
(Angaben in Prozent)
55
49 46
2022
2023
39
32
27
Radio Presse Fernsehen
Das Vertrauen in die Medien in Deutschland ist auf
dem Tiefstand. Die aktuelle Umfrage von ntv zeigt,
dass das Gesamtvertrauen gegenüber dem Vorjahr
stark gesunken ist. Bevor man jetzt allerdings
in Jubelstürme ausbricht, um die medienkritischen
Deutschen zu loben, lohnt ein Blick ins Detail. Denn
eine Umfrage von Reuters ergab, dass gerade die
staatlichen und linksliberalen Medien noch immer
großes Vertrauen genießen, während man lediglich
gegenüber den „Revolverblättern“ zunehmend Skepsis
walten lässt. Insofern: Alles ziemlich relativ; und
bis die Deutschen einmal kritisch „ihre“ Tagesschau
hinterfragen, fließt noch viel Wasser den Rhein
hinunter. Nichtsdestotrotz: 62 Prozent sind nicht 90
Prozent, also vertrauen mittlerweile mehr als ein Drittel
auch der Tagesschau nicht mehr wirklich.
62
ARD tagesschau
60 59
ZDF heute
Tageszeitungen
Nachrichten in Deutschland,
denen die Bürger vertrauen
(Angaben in Prozent)
55 54 54
n-tv
Süddeutsche Zeitung
Die ZEIT
51 50
WELT
FOCUS
40
t-online
34
web.de
22
BILD
Mehr Grafikkacheln? Folgt uns
auf den sozialen Medien.
6.500 6.200 11.000 19.000 7.200
GESCHICHTE/KULTUR
Pinochet und der Putsch
Augusto Pinochet wird oft
als diktatorisches Monster
dargestellt. Doch seine
Machtübernahme war in
erster Linie das Produkt
sozialistischer Misswirtschaft
seines Vorgängers
Salvador Allende.
WIRTSCHAFT/GELD
Aktienrückblick
Was taugten die KRAUTZO-
NE-Aktientipps der letzten
Jahre? Welche Unternehmen
liefen gut und wo kann
man jetzt einsteigen?
Hans Scholl
Der konservative Aktivist
kämpfte gegen den
deutschen Totalitarismus
und wurde durch Richter
Freisler zum Tode verurteilt.
Heute wird die „Weiß´e
Rozs¨e“ immer häu¾fiʼnger
instrumentalisiert.
FES
Die Friedrich-Ebert-Stiftung
ist die älteste Parteistiftung
Deutschlands. Mit
einem Millionen-Budget
und hunderten Mitarbeiter
no beeinoflŊu¾s¨s¨t s¨ie die
öffentliche Meinung und
bildet den SPD-Kader aus.
Der digitale Euro
Die Blockchain-Technologie
hat ein neues
Tor aufgestoßen: Der
digitale Euro könnte
bald Realität werden.
Mit großen Gefahren ...
INHALT
2 EDITORIAL
CHEFREDAKTION
6 DIE MACHT DER MEDIEN
FLORIAN MÜLLER
10 ENDE DES UNMÜNDIGEN KONSUMENTEN
HANNES PLENGE
14 BUNTE SEITEN
REDAKTION
16 ACHTUNG, CDU!
MAXIMILIAN KNELLER
20 DER SYNTHETISCHE SYMBOLISMUS
FRIEDRICH FECHTER
24 BUNTE ZAHLEN: MEDIENSTERBEN?
REDAKTION
28 DER GROSSE AKTIEN-RÜCKBLICK
HANNES PLENGE
32 KONSERVATIVER HIPSTER: HANS SCHOLL
PHRASENDRESCHER
36 VERTRAUEN IN DIE PRESSE
REDAKTION
38 KRAZ-GESPRÄCH: SCHEISSE AUFSCHWATZEN
SHLOMO FINKELSTEIN IM GESPRÄCH
46 LIBERALKONSERVATIVE, VEREINIGT EUCH!
FLORIAN MÜLLER
56 BILL GATES UND DER SPIEGEL
STEFAN NGUYEN
60 DER DIGITALE EURO
HENDRIK HAGEDORN
64 KRAUTFILM: DER FUCHS
FRIDERICUS VESARGO
66 DIE FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG
REINHILD BOSSDORF
70 ES WIRD DUNKEL ...
KARL NAPF
71 KRAUTBÜCHER: MISHIMA, NEHLS, POLLEIT
MÜLLER, KOSCHORREK, ENDRES
72 GEBURTENLOTTERIE
PAULINE MEISSNER
74 ALTERNATIVE UNTERHALTUNG
LAMBDA
MANGEL
HAFT
BIS
NICHT
VORHANDEN
6
kippt, die AfD steht bei über 20 Prozent und Abschiebungen
sind endlich ein Thema, das auf einmal über die
Parteigrenzen hinweg diskutiert wird. Das alles, auch
ohne große mediale Gegenoffensive.
Der aktuell zürnende Michel mit schwindendem Vertrauen
gegenüber dem Staat und seinen Institutionen hat
seine Haltung aber nicht trotz, sondern wegen der Medien
überdacht. Denn obwohl keine echte pluralistische
Medienlandschaft existiert, sind natürlich nicht alle Medien
„auf Linie“. Das politische Spektrum der Hauptstrommedien
mag eng sein – aber es existiert. Unsere Medien
sind nicht gleichgeschaltet, sie sind gleichgepolt. Und innerhalb
dieser Nuancen – zwischen „Welt“ und „Spiegel“,
zwischen „RTL“ und „ARD“ – erkennen nun mehr und
mehr Menschen, dass in Deutschland vieles falsch läuft.
Der Zuwachs an „aufgewachten“ Menschen ist nicht der
Arbeit der AfD oder der alternativen Medien geschuldet,
sondern dem Zusammenspiel aus der beeindruckenden
Inkompetenz der Ampel und der wachsenden kritischen
Berichterstattung innerhalb des Mainstreams. Sollte einer
dieser beiden Regler – Inkompetenz der Regierung oder
restkritische Hauptstrommedien – nach unten gedreht
werden, werden die 20–25 Prozent der AfD wieder auf 12-
15 Prozent zusammenschrumpfen. Die Gleichschaltung
der Medien war für die Ampel-Regierung einfach noch
Sollten die Medien wirklich „auf Linie“ berichten, würde die überwiegende
Mehrheit der Deutschen frierend im Keller eines „Smarthomes“
sitzen, Käfer fressen und auf den Klimaendsieg hinfiebern.
Florian Müller
Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften
studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen.
Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete
er sich schnell mit konservativen Werten an, konnte aber mit
Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen
Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben
in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor
für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017
gründete er mit Hannes die KRAUTZONE.
Deutschland entwickeln muss: Donald Trump konnte
nur gewählt werden, weil die Medien jenseits des großen
Teiches vielleicht nicht unabhängiger, dafür aber viel
breiter gestreut sind. Fast 50 Prozent der US-Medien sind
„republikanerfreundlich“ – wenngleich etwas weniger
hinter Trump stehen. Aber es herrschen dennoch komplett
andere Kraftverhältnisse als in Deutschland. Von
den hunderten Sendern, die sich hierzulande irgendwie
politisch positionieren, stellt sich kein einziger auch nur
teilweise hinter die AfD. Als
einzige Ausnahme kann „ServusTV“
des mittlerweile verstorbenen
Milliardärs Dietrich
Mateschitz gelten – der in der
BRD aber auch bald eingestellt
werden soll. Klar, das Internet
hat vieles einfacher gemacht
nicht weit genug vorangeschritten. Sollte eine biedere und jeder der will, kann sich einfacher denn je andere
GroKo aus CDU und SPD wieder an die Macht kommen Meinungen einholen. Aber die Mehrheit der Deutschen
– oder sollten die Medien wirklich „auf Linie“ berichten, landet eben nicht im oppositionellen Lager, sondern
würde die überwiegende Mehrheit der Deutschen irgendwann
frierend im Keller eines „Smarthomes“ sitzen, schafft er es zu „Achtung, Reichelt!“ – aber selbst dessen
bei Böhmermann und der heute-show. Mit etwas Glück
Käfer fressen und auf den Klimaendsieg hinfiebern. Kanal verblasst im Angesicht von „SpiegelTV“ und dem
„ZDF Magazin Royale“.
Alternative Medien?
In Anbetracht dessen ist das Umfragehoch der AfD eigentlich
ein Wunder. Wunder sind faszinierend, aber
Wer Veränderung will, darf nicht an den aufgeklärten
Bürger appellieren oder gar mit ihm „rational“ diskutieren
– sondern er muss alternative mediale Angebote das alternative Lager es nicht in den nächsten Jahren
auch etwas anderes: schnell wieder vorbei. Und wenn
schaffen, die eine andere Sicht auf die Welt vertreten. Wir schafft, ernsthafte und professionelle mediale Angebote
aufzubauen, dürfte alles weitergehen wie bisher – nur
leben in einer egalitären Demokratie, in der jede Stimme
gleich viel zählt. Das läuft der Natur des Menschen eben wieder so still und leise wie unter Angela Merkel.
an sich vollkommen entgegen (Vgl. Heft 32), aber es ist Medien entscheiden, wie Menschen die Realität sehen.
die Realität. Politik ändern kann nur der, der die Massen Diese einfache Weisheit straft nicht nur das Dogma vom
erreicht. Massen werden nicht mit Demonstrationen aufgeklärten Bürger Lügen, sondern zeigt auch die vielleicht
größte politische Baustelle in Deutschland: konser-
erreicht, sondern mit der Berichterstattung über diese.
Bürger werden nicht anhand von guter Politik erzeugt, vative Medienarbeit. So schön und so vielfältig unsere Arbeit
auch sein mag – aus der Vogelperspektive betrachtet,
sondern durch die Berichterstattung darüber.
Ein Blick in die USA zeigt, in welche Richtung sich is¨t s¨ie vÖozr allem einoes¨: manogelhaft bis¨ noicht vÖozrhanodeno. ◆
9
Das Ende
des
unmündigen
KONSUMENTEN
10
Medien gelten als die Vierte Gewalt, neben den drei
klassischen Staatsgewalten Legislative, Exekutive und
Judikative. Ihnen wird eine Kontrollfunktion über den
Staatsapparat und seine unterschiedlichen Organe zugeschrieben.
In praktisch allen westlichen Demokratien
gilt die Pressefreiheit als eines der wichtigsten Grundrechte,
um Partizipation, Kontrolle und Teilnahme der
Bürger am politischen System sicherzustellen. Das Bundesverfassungsgericht
hat die freie Presse in einem Urteil
als „schlechthin konstituierend“ für die Demokratie
bezeichnet. Vertreter des Öffentlichen Rundfunks selbst
sprechen gar von einer „Demokratieabgabe“, wenn sie
die Bedeutung ihrer Arbeit rechtfertigen und das deutsche
Rundfunksystem verteidigen. Dabei ist es gar nicht
so einfach von „den Medien“ zu sprechen, da die Medienwelt
heute mannigfaltiger und umfangreicher ist als je
zuvor. Neben dem öffentlich-rechtlichen Medienapparat
mit seinen Fernseh- und Radiosendern und dem umfassenden
digitalen Angebot, existieren mittlerweile zahlreiche
private Sender und Verlagshäuser. Vom regionalen
Uniradio mit wenigen hundert Hörern bis hin zu privaten
Fernsehsendern mit Millionenpublikum erstreckt sich die
bundesrepublikanische Medienlandschaft, die sich insbesondere
die letzten Jahre in einem immer schnelleren
Wandlungsprozess befindet. Grund hierfür ist insbesondere
die Digitalisierung, da sie die Mediennutzung für
Nutzer und Anbieter gleichermaßen demokratisiert und
zu einer regelrechten Revolution des Medienkonsums geführt
hat. Zeitungsartikel können heute kostenlos online
gelesen werden und Klaus-Dieter kann in wenigen Minuten
seinen eigenen Blog erstellen oder einen YouTube -
Kanal eröffnen, wenn ihm die allgemeine Berichterstattung
zu einem Thema nicht passt. Auch die Krautzone
wäre ohne das Internet wohl nie entstanden.
LEITARTIKEL KONTRA
Die Medien haben einiges an Macht eingebüßt.
Mittlerweile können die Konsumenten mittels
weniger Mausklicks zu alternativen Angeboten
ausweichen und den Medienanbieter wechseln.
Das setzt die Medienlandschaft unter Druck und
ist Fluch und Segen zugleich – auch für die wachsende
Anzahl alternativer Medien.
ImagnixPro – iStock
Soziale Medien und Schnelllebigkeit
Zentral für diesen Demokratisierungsprozess sind die
sogenannten „Sozialen Medien“ wie Facebook, Twitter,
Telegram, Instagram oder YouTube. Auch wenn die Relevanz
klassischer Verlagshäuser und Medienanstalten
für den politischen Bildungsprozess noch immer hoch
ist, hat sich ein Großteil der öffentlichen Kommunikation
längst auf eben diese Plattformen verlagert. Zudem
liefern insbesondere Printzeitungen letztendlich Nachrichten
von gestern – die Anzahl junger Erstabonnenten
von Regionalzeitungen dürfte sich mittlerweile im Promillebereich
bewegen –, was in einer immer schnelllebigeren
Zeit ein enormer Nachteil ist. Während einerseits
Blogs, Kanäle und Projekte wie Pilze aus dem Boden
schießen (manche essbar, andere sehr unappetitlich), leiden
auf der anderen Seite klassische Medienhäuser wie
Axel Springer, Burda oder Gruner und Jahr unter massiven
Auflagerückgängen, die auch durch umfangreiche
Onlineangebote kaum kompensiert werden können.
11
Bunte Seiten
Glaubensfrage
Wie positionierst du dich im Gaza-Krieg?
Der Angriff der Hamas auf Israel war das bestimmende
außenpolitische Thema der letzten Wochen. Wie stehen
die Telegram-Abonnenten der KRAUTZONE zum erneuten
Aufflammen des Nahostkonfliktes? Erstaunlich differenziert,
mit einer Neigung zu Israel. 25 Prozent stehen
voll oder eher hinter Israel – acht Prozent stehen hingegen
voll oder eher hinter Palästina. Ganze 44 Prozent
wollen sich auf gar keine Seite stellen. 23 Prozent sind in
ihrer Meinung flexibel und würden sie so anpassen, dass
Deutschland am meisten davon profitiert. Ob das durch
die Unterstützung einer der beiden Seiten oder eben
Neutralität geschehen mag, bleibt offen.
13
23
12
3 5
44
Ich stehe
voll hinter Israel.
eher hinter Israel.
voll hinter Palästina.
eher hinter Palästina.
auf der Seite,
von der Deutschland
am meisten profitiert.
auf keiner Seite.
21
Wie bewertest du das
politische Jahr 2023?
(Skala 1-10, Angaben in Prozent)
52 40 8
Prozent Prozent Prozent
13
18
12
9 9 10
6
1 1
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Deutschland ist längst unrettbar
verloren und die „Erfolge“ der konservativen
Opposition haben nichts geändert.
Absolut geil. Es lief alles wie am
Schnürchen und die Linken mussten
ordentlich zurückstecken.
Die Telegram-Abonnenten blicken pessimistisch aufs vergangene
Jahr und die aktuelle politische Lage. Ganze 52 Prozent vergaben
ein, zwei oder drei Punkte – 40 Prozent bewerteten das Jahr
im Rückblick neutral. Lediglich 8 Prozent waren mit der politischen
Entwicklung des Jahres eher zufrieden. Für die Redaktion
und unsere Stammautoren kam das Ergebnis etwas überraschend:
Die drastische Diskrepanz zwischen unserer Einschätzung
und der Bewertung unserer Leserschaft kann viele Gründe
haben. Beispielsweise sind die meisten von der KRAZ-Mannschaft
schon vergleichsweise lang im konservativen Lager unterwegs.
Jemand der erst seit kurzem merkt, was in Deutschland
eigentlich gespielt wird, bewertet die Lage durchweg negativer
(„Black Pill“) als jemand, der schon einige Jahre Erfahrung hat.
2023 war nämlich eigentlich ein gutes Jahr: AfD-Umfragehoch,
massive Kritik an der Ampel, Stimmungswechsel der „Mitte“ gegenüber
Muslimen. Wir werden diesem Thema aber auch noch
eine Podcast-Folge widmen, um auf andere Gründe einzugehen.
Der neue Präsident Argentiniens heißt Javier Milei.
Was ist von ihm zu erwarten?
3
13
Er wird fast alle seiner
Wahlversprechen einhalten
und so richtig ausmisten.
23
Er wird einen Großteil seiner
Wahlversprechen einhalten und
den Staat verschlanken.
40
Der libertäre Javier Milei wurde zum Präsidenten von
Argentinien gewählt. Nun will er mit der Kettensäge den
Staat zurechtstutzen. Die meisten Telegram-Abonnenten
der KRAUTZONE sind aber skeptisch oder haben sich noch
nicht ausreichend mit Milei befasst. Lediglich drei Prozent
glauben, dass er fast alle seiner Anliegen auch wirklich
umsetzen wird. Immerhin 21 Prozent glauben, dass er den
Großteil seiner Wahlversprechen einhalten und den Staat
verschlanken wird.
(Skala 1-10, Angaben in Prozent)
21
Er wird nichts von
seinen Versprechen
umsetzen können.
Er ist eine Marionette des
Establishments und soll die
Leute nur blenden.
Ich habe mich noch nicht genügend mit ihm befasst,
um ein Urteil zu fällen.
14
Was eint eigentlich die
Deutschen? Die Gründung
der Bundesrepublik oder
die „Stunde Null“ wohl
kaum. Und auch die synthetischen
Symbole der
späten Bonner Republik
erschaffen weder Identität,
geschweige denn einen
gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Abseits politisch
leerer Symboliken gab es
aber einige Momente
in der Geschichte der
Bundesrepublik, die
an alte Identitätsgefühle
anknüpfen
konnten.
arvitalya – iStock
Der
Synthetische
SYMBOLISMUS
Jetzt ist die Rückkehr der Gefangenen, ein Grubenunglück
oder gar ein gewonnenes Fußballfinale
kein ultimativer Moment. Die Aufwallung von 1813
oder 1914 mögen noch wesentlich ergreifender
gewesen sein, aber dennoch braucht es keine dieser
Extremfälle, um zu zeigen, dass sich das Große
auch im Kleinen widerspiegelt. Die letzten Jahre
boten reichlich Anlässe, um mit ein paar beherzten
Worten und symbolträchtigen Bildern einem verunsicherten
Land neue Zuversicht zu geben. Nicht
ein einziges Mal gelang das. Nach dem muslimischen
Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt
hüllte sich Merkel und ihr Hofstaat in eisiges
Schweigen. Auch während Corona oder der Flut
im Ahrtal schaffte es nicht ein einziger Politiker,
angemessene Worte zu finden. Von Taten ganz zu
schweigen, stehen auch diese beiden Krisen sinnbildlich
für die kaltherzige Gleichgültigkeit einer
Elite, die jegliche Bindung zu ihrem Land und ihren
Leuten gekappt hat.
Vor ein paar Monaten bespritzten die von der Regierung
alimentierten Ökoterroristen das Brandenburger
Tor mit Farbe und verursachten damit einen
Schaden, der sich noch gar nicht beziffern lässt. Man
könnte diese Barbarei, durchgeführt am helllichten
Tage, herunterlavieren mit Verweis auf all die Beschädigungen,
die das Brandenburger Tor in der Vergangenheit
schon über sich ergehen lassen musste.
Und doch ist es geradezu symbolisch für die späte
Bundesrepublik, dass selbst noch die besudelte Fassade
mit einer fremden Landesfahne angestrahlt
wird. Ein neuer Krieg ist ausgebrochen, ein weiteres
Mal zwingt uns die Vergangenheitsbewirtschaftung
zur klaren Positionierung. Ein weiteres Mal hat sich
der Staat in einen unauflöslichen Widerspruch hineinmanövriert.
Dreht er den Restdeutschen die vergifteten
Früchte der muslimischen Masseneinwanderung weiterhin
als kulturelle Bereicherung an, oder schützt er wenigstens
jüdisches Leben, wenn ihm das der Deutschen schon so
herzlich egal ist?
Dysfunktionalität: Das ist die Formel, auf die sich schließlich
die Auflistung all der Verfallserscheinungen zusammenkürzen
lässt. Parteifunktionäre werden bei Wahlkampfauftritten
ausgebuht und klagen anschließend in irgendeiner
Talkshow, dass die Rüpelhaftigkeit der „Bürgerinnen und
Bürger“ die Integrität des Staates in Frage stelle. Der Kanzler
lässt sich bei öffentlichen Auftritten zu Publikumsbeschimpfungen
hinreißen und zeigt dem geneigten Reaktionär bloß,
dass der weite Wurf zurück ins Kaiserreich eigentlich gar
nicht nötig ist. Erhards Appell an seine „lieben deutschen
Landsleute“ und sein Vertrauen in die „deutschen Herzen“
klingt für uns späte Bundesrepublikaner doch bereits unerhört.
Unerhört einfühlsam und unerhört patriotisch.
Die akzelerierende Krisenhaftigkeit unserer Zeit wird in
wachsendem Maße Appelle an das Gemeinwesen, an den
Zusammenhalt der Nation und die Solidarität des Volkes
nötig machen. Für die Managerelite ist das ein Problem.
Selbst seichte Lippenbekenntnisse, wie wir sie etwa von
CDU-Funktionären hören, werden nicht mehr ausreichen.
Die Frage nach unserer Identität und unser Bedürfnis
nach einer großen Erzählung hat sich über Jahrzehnte
durch kreditfinanzierten Dauerkonsum, Vollkaskomentalität
und Fetischisierung des Nationalsozialismus überdecken
lassen. Dieser Vorhang reißt nun entzwei. Langsam
aber sicher braucht es Gewissheiten, die weit über das
konkrete Datum der Staatsgründung oder den Charakter
der Verfassung hinausgehen. Für Rechte ist das keine
neue Erkenntnis. Sie wissen, worauf sie rekurrieren können.
Allen anderen bleibt hingegen nichts weiter übrig, als
s¨yÝnothetis¨cheno SyÝmbozlis¨mu¾s¨ zçu¾ betreibeno. ◆
Mehr als ein Zahlungsmittel
Das Knistern von zwei Droste-Hülshoffs und einem Gauß, begleitet
vom obligatorischen „ ...und davon kaufste dir ein Eis!“
– das gehörte zum rituellen Besuch bei Omi genauso dazu wie
Puddingbrezeln und Kakao.
Seit der Währu¾nogs¨refozrm w×ar die DMark das¨ SyÝmbozl der Bu¾nodes¨repu¾blik.
Mit ihr w×ar der heilenode MyÝthozs¨ des¨ Wirts¨chafts¨-
wunders verknüpft und damit das Versprechen, dass jeder
Deutsche es mit Fleiß zu etwas bringen kann. Keine Persönlichkeiten,
keine Bauwerke, keine Orte und keine Melodien waren
den Deutschen so präsent, kein Gut wechselte in solch einer Anzahl
und Geschwindigkeit seine Besitzer, nichts war gleichzeitig
profan und dann doch so sakral wie die Deutsche Mark.
Die Banknoten veränderten im Laufe von vier herausgegebenen
Serien ihr Aussehen beträchtlich. Die erste, noch in den
USA gedruckte Serie ähnelte stark dem Dollar und bildete allegorische
Darstellungen ab. Die zweite Serie wirkte noch etwas
improvisiert, hier fielen aber bereits die 50- und 100-DM-Banknoten
durch ihre Abbildung von Nürnberger Ratsherren und
Kaufmännern auf. Die dritte Serie vereinte historische Porträts
mit deu¾ts¨cheno Wahrzçeicheno. Die vÖierte u¾nod letzçte Serie bildete
wichtige Persönlichkeiten unserer Geschichte ab, wobei auf die
Parität der Geschlechter, Konfessionen, Herkunftsgebiete und
Wirku¾nogs¨bereiche geachtet w×u¾rde. Mano hatte als¨oz im w×ahrs¨-
teno Sinonoe des¨ Wozrtes¨ etw×as¨ ino der Hanod – u¾nod dies¨es¨ Etw×as¨
überstieg den schnöden Nennwert bei weitem.
Wie vÖiel Eis¨ hätte mano füÄr 50 Mark kau¾feno könonoeno? Wie vÖiele
Ku¾gelno w×üÄrdeno s¨ich ino einoer abs¨u¾rd kleinoeno Waffel au¾ftüÄr-
meno las¨s¨eno? Ich habe es¨ noie herau¾s¨gefu¾nodeno. Mit deno Wozr-
ten „Das sparst du für die Rente“ wanderte das Geld in die
elterliche Tasche.
23
Politische Medienlandschaft auf YouTube
Die deutschen Mainstream-Medien sind
auf YouTube sehr stark vertreten, und
hätten wir reine Unterhaltungsformate mit
einbezogen, sähe das Kräfteverhältnis noch
einodeu¾tiger au¾s¨. WüÄrde mano alle Kanoäle
zusammenfassen, läge Tim Kellner, der
größte alternative YouTube-Kanal, lediglich
auf dem 22. Platz. Mit Ausnahme von „Bild“,
„Welt Nachrichteno“ u¾nod „Spiegel TV“ s¨inod
zudem fast alle großen YouTube-Kanäle
mittels¨ Ru¾nodfu¾nokbeitrag fiŦnoanozçiert. Damit
wird auch klar, dass die politische Meinung
hierzulande maßgeblich über staatliche
Senoder beeinoflŧu¾s¨s¨t w×ird u¾nod Yozu¾Tu¾be
s¨chlichtw×eg die WeiterfüÄhru¾nog des¨ linoeareno
Staatsfunks mit anderen Mitteln ist. Der
Wechs¨el vÖozno der gedru¾ckteno Zeits¨chrift
zu mehr Videoformaten geht damit auch
mit einer massiven Quasiverstaatlichung
einher, da „Focus“, „Stern“, „Bild“ und Co.
mit der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz
nicht wirklich mithalten können. Die
alternativen Medienangebote sind im
Vergleich chancenlos und hinken zudem
der Entwicklung der AfD als mittlerweile
zweitstärkster Partei Deutschlands hinterher.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Es
fehlt unternehmerisches Geschick und viele
YouTuber sind mit ihren Spendeneinnahmen
zufrieden und wollen kein Großprojekt
starten. Schuld daran ist aber natürlich
au¾ch die Zenos¨u¾r : Mit Ru¾s¨s¨ia TozdayÝ (600.000
Abos), Martin Sellner (mehr als 100.000
Abos) Miró oder Shlomo wurden über die
Jahre zahlreiche vielversprechende Kanäle
gelöscht. Eine große Gefahr: Sollte die AfD
verboten oder zerschlagen werden oder
Bunte Zahlen (2)
270 290
260
funk
mdr
rbb
1.570 1.710 1.730 2.080
1.410 1.430 1.470
1.320 1.330
Mainstream-Medien in Mio. Abonnenten
1.160 1.160 1.180
privates Format staatlich oder teilstaatlich
1.110 1.110
1.040
privates Format staatlich oder teilstaatlich
910
830
Alternative Medien in Mio. Abonnenten
790
710
640
570
460 480
344
360
319
RTL
Auf Klo
phoenix
ZDF Info
stern
SWR
datteltäter
BR
ARD
wdr
wdr Doku
ZDF heute
Y Kollektiv
extra3
ndr doku
Phil Laude
strg f
simplicissimus
ZDF Magazin Royale
tagesschau
heute-show
maiLab
BILD
WELT Nachrichten
SPIEGEL TV
43 48 50 63 69 72 80
KasperkastXHonigwabe
Schattenmacher
Boris von Morgenstern
Malarich
eigentümlich frei
Große Freiheit TV
Junge Freiheit
100 107 109 122 126 128
Hoss und Hopf
Digitaler Chronist
AfD Fraktion NRW
Achgut Pogo
Clownswelt
Hallo Meinung
168 173 181
Alice Weidel
Servus TV
186 186 193 200 232 232 233
Tichys Einblick
achse:ostwest
Deutschlandkurier
Weltwoche
sich heillos zerstreiten, bricht „über Nacht“ es unzählige gesellschaftliche Akteure gibt,
der mit Abs¨tanod mächs¨tigs¨te PlayÝer im alternativen
Lager weg, und es entstünde ein mentarischen Arm die öffentliche Meinung
die auch unabhängig von „ihrem“ parla-
riesiges Vakuum, das nicht so einfach durch beeinoflŧu¾s¨s¨eno.
gesellschaftliche oder mediale Institutionen Die wichtigste Devise der nächsten Jahre
gefüllt werden kann. Ganz anders bei den muss also heißen, den vorpolitischen
linokeno Parteieno: WüÄrdeno etw×a die GrüÄnoeno
Raum aufzubauen, um abseits einer Partei
hyÝpozthetis¨ch vÖers¨chw×inodeno, w×üÄrde s¨ich ino konservative Medien und Strukturen zu
Deutschland erstmal nichts verändern, da schaffen. So sehr man sich doch in seiner
Oli
tvberlin
compact
AfD TV
Vermietertag.
Gunnar Kaiser
Daniele Ganser
AfD Fraktion BT
Aktien mit Kopf
240
256
Tim Kellner MrWissen2go
354 363
452
497
Blase wohlfühlt, muss klar sein, dass „wir“,
im Vergleich zu den Öffentlich-Rechtlichen
oder den „klassischen“ Privaten, noch
immer eine absolute gesellschaftliche
Randerscheinung sind. Kein Anspruch
auf Vollständigkeit. Sollten wir Angebote
vergessen haben, ist das kein böser Wille,
sondern lediglich der Überarbeitung der
Red. geschuldet.
DER GROSSE
KRAUTZONE-
AKTIEN-
RÜCKBLICK
MIT FÜNF
GEWINNERN
UND FÜNF
VERLIERERN
28
iStock – Bitter
VERLIERER
TIPP DER REDAKTION
TOP 5-VERLIERER
WIRECARD
DE0007472060
SYNBIOTIC
DE000A3E5A59
INDUS HOLDING DE0006200108
FRESENIUS
DE0005785604
VIB VERMÖGEN DE000A2YPDD0
TOP 5-VERLIERER 2022
WIRECARD
DE0007472060
KION
DE000KGX8881
FRESENIUS
DE0005785604
INDUS HOLDING DE0006200108
TEAMVIEWER DE000A2YN900
EMPFEHLUNG
AUSGABE 9
AUSGABE 24
AUSGABE 1
AUSGABE 4
AUSGABE 6
EMPFEHLUNG
AUSGABE 9
AUSGABE 19
AUSGABE 4
AUSGABE 1
AUSGABE 3
VERLUST
>99 PROZENT
86 PROZENT
68 PROZENT
62 PROZENT
57 PROZENT
VERLUST
>99 PROZENT
70 PROZENT
65 PROZENT
65 PROZENT
65 PROZENT
Wenn man sich die Rankings
der Verlierer anschaut,
wird deutlich, dass es zumindest
TeamViewer und
Kion wieder in die Erfolgsspur
zurückgeschafft haben.
Zwar hat sich der Kurs des
Frankfurter Anbieters von
Gabelstablern, Lagertechnik
und Prozessoptimierung das
Jahr über die meiste Zeit
seitwärts bewegt, die Tiefststände
aus dem November
2022 dürften aber erstmal
der Vergangenheit angehören.
Wie bereits letztes
Jahr prognostiziert, hat sich
die Lieferkettenproblematik weiter stabilisiert und das
verlorene Russlandgeschäft sollte ebenfalls weitestgehend
wieder kompensiert sein. Bei dem Göppinger
Technologieunternehmen TeamViewer kann sogar von
einem echten Turnaround gesprochen werden. Bereits
letztes Jahr hatten wir in unserer Prognose angedeutet
„Der Anbieter von Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware
ist wieder zurück!“, und genauso kam es auch.
Auf Jahressicht schlägt bisher ein Kursplus von knapp
40 Prozent zu Buche. Zuletzt überzeugte das Unternehmen
wieder mit einem gesunden Wachstum und
insgesamt guten Zahlen, wenngleich das Marktumfeld
momentan nicht ganz einfach ist und Analysten
bereits kleine Schönheitsfehler im Zahlenwerk ausmachen
konnten. Für Fresenius und Indus ging es ebenfalls
fast das ganze Jahr über wieder nach oben und
die Tiefststände aus 2022 konnten vorerst hinter sich
gelassen werden. Die letzten Monate waren allerdings
schwierig und mittlerweile bewegen sich beide Unternehmen
praktisch wieder auf dem Niveau von vor
einem Jahr. Immerhin kam es bei keinem der 5 Verlierer
vÖozno letzçtem Jahr zçu¾ s¨ignoifiʼnkanoteno w×eitereno Verlu¾s¨-
ten. Alle Titel sind auf dem jetzigen Niveau zumindest
interessant.
„DER AKTIENMARKT IST – KURZFRISTIG BETRACHTET – FASZINIEREND
UND IRREFÜHREND. AUF LANGE SICHT, IST DER MARKT NAHEZU
LANGWEILIG ZUVERLÄSSIG UND VORHERSAGBAR.“
CHARLES D. ELLIS (*1937), US-AMERIKANISCHER ANLAGEBERATER UND
BEKANNT ALS VERFECHTER DES PASSIVEN INVESTIERENS
30
Konservativer Hipster
Hans Scholl
Nein, das ist kein
Aufruf der Identitären
Bewegung
gegen den Bevölkerungsaustausch,
es
ist ein Vers Goethes
aus dem Gedicht
„Beherzigung“. Gleichzeitig
sind es die letzten
an die Wand seiner Zelle
geschriebenen Worte
Hans Scholls, nachdem
ihn Roland Freisler wegen
Vorbereitung zum Hochverrat
und Feindbegünstigung zum
Tode verurteilte.
Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten
PhrasenDrescher
Der PhrasenDrescher – wie könnte es anders sein – promoviert
derzeit interdisziplinär in Philosophie und Politikwissenschaft.
Als glühender Verehrer von Friedrich Nietzsche
weiß er, dass man auch Untergänge akzeptieren muss und
arbeitet bereits an der Heraufkunft neuer, stärkerer Werte.
Wenn er diese ausgearbeitet hat, teilt er sie selbstverständlich
in der Krautzone mit. Ist er gerade nicht auf der Suche
nach neuen Werten, geht er sein Leben entspannt an und
testet Biersorten im heimischen Süddeutschland.
Hitlers“, Roland Freisler, verurteilte die drei Studenten daraufhin
nur vier Tage später zum Tod durch das Fallbeil;
das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt. Kurz vor
seiner Hinrichtung ruft Hans Scholl: „Es lebe die Freiheit!“
Weltbild und Werte
Motivation bezog Hans Scholl aus dem nationalkonservativen
Denken, das ihn in der Bündischen Jugend geprägt
hatte. Auch sein liberaler Vater, der später die „Gesamtdeutsche
Volkspartei“ gründete und den er kurz vor seinem
Tod noch einmal sehen durfte, hatte einen starken
Einfluss auf den freiheitsliebenden jungen Mann. Ein Ende
der diktatorischen Herrschaft hielt Hans Scholl nur dann
für möglich, wenn die konservativen Werte Deutschlands,
die diese Nation einst groß gemacht haben, wiederbelebt
werden könnten. Zentral für Hans Scholls Weltbild und die
von ihm vertretenen Werte war allerdings das Christentum:
Bereits im ersten Flugblatt forderte er deshalb den
Widerstand gegen die „atheistische Kriegsmaschine“.
Kurz vor seiner Hinrichtung bat er den ihm zugeteilten
Seelsorger, er möge ihm das Hohelied der Liebe aus dem
Korintherbrief sowie Psalm 90 vorlesen.
Vor Gericht bestätigte Hans Scholl, dass er um die Strafe
für seinen Widerstand wusste. Seine Taten rechtfertigte
er mit den Worten: „Ich konnte mir nicht vorstellen,
dass nach diesen Methoden der Herrschaft eine friedliche
Aufbauarbeit in Europa möglich sein wird. Aus
solchen Erwägungen heraus wuchs in mir die Skepsis
gegen diesen Staat, und weil ich bestrebt sein wollte,
als Staatsbürger dem Schicksal meines Volkes nicht
gleichgültig gegenüberzustehen, entschloss ich mich,
nicht nur in Gedanken, sondern auch in der Tat meine
Gesinnung zu zeigen. So kam ich auf die Idee, Flugblätter
zu verfassen und zu verfertigen.“
Die Erinnerungskultur
In der DDR wurde nach dem Krieg versucht, die Geschwister
Scholl als antifaschistische Vorkämpfer zu
vereinnahmen, da jeder Kampf gegen den Faschismus
im Sinne des Regimes als kommunistisches
Bestreben ausgelegt werden sollte. Wegen ihres
konservativen Gedankenguts durften die Scholls als
„reaktionäre Kräfte“, die nicht im Namen der Proletarier
handelten, im Zuge der Stalinisierung ab 1953
keine weitere Rolle mehr für die Erinnerungskultur
der Kommunisten spielen. Stattdessen wurden Schulen,
Plätze und Straßen nach Kommunisten wie Ernst
Thälmann benannt.
Während Alexander Schmorell von der russisch-orthodoxen
Kirche im Ausland im Jahr 2012 heiliggesprochen
wurde, wird an die Geschwister Scholl in der Bundesrepublik
durch Widmungen, Filme, Stiftungen, ein Musical,
ein Mahnmal und andere Ehrungen erinnert. 2010
existierten 188 „Geschwister-Scholl-Schulen“, pro Jahr
kommen seitdem etwa zwei neue hinzu. Doch „Antifaschismus“
ist auch heute noch im Stile der DDR ein
Codewort für linksextreme oder kommunistische Bestrebungen.
So wird der Kampf von Hans und Sophie
Scholl immer wieder als ein Kampf gegen Schlagworte
wie „Rassismus“ missbraucht, und ihre Namen müssen
für linke Kampagnen und Forderungen herhalten. Hätte
Hans Scholl den Nationalsozialismus jedoch überlebt,
wäre er sowohl für sein christlich-konservatives als
auch für sein nationales Bewusstsein inzwischen längst
selbst zum Feind der heutigen Linken erklärt worden –
oder wäre für seine Aussagen selbst schon von einer
nach ihm benannten Schule verwiesen worden.
Die Geschwister Scholl haben heute, im Sinne des modernen
Antifaschismus, den Ruf zweier Hippies, die mit
ihrer antiautoritären Woodstock-Mentalität eher an die
60er-Jahre erinnern oder mit Kleber an der Hand auf irgendeine
Straße gehören. Besonders Sophie Scholl wird
inzwischen teils unverhohlen zur feministischen Rebellin
erklärt. Doch der zum Zeitpunkt ihrer Hinrichtung
erst 24-jährige Hans und die 21-jährige Sophie Scholl
waren alles andere als progressive Systemkämpfer mit
Gratismut. Mit ihrem Kampf gegen das nationalsozialistische
Regime, für die ewigen Werte des Christentums
und für ein freies, selbstbestimmtes Deutschland haben
sie sich stattdessen redlich den Titel „Konservative
Hipster“ verdient.
Was wir von Hans Scholl lernen können? Sich nicht
an angebliche Heilsversprechen autoritärer Politiken
zu klammern und selbst bei noch so starkem Gegenwind
nicht einzuknicken, für ein Europa der freien
Völker. Klagen und passiver Widerstand machen
nicht frei und werden mit dem Verlust der eigenen
Integrität erkauft. Ein beherztes Eingreifen kann
stattdessen auch noch Jahre nach dem eigentlichen
Scheitern zur Heldentat erklärt werden – und damit
vielen weiteren Konservativen helfen, voller Mut für
ihre Werte einzustehen. ◆
34
BEHERZIGUNG
Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.
Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!
35
Ein Muster lässt sich innerhalb Europas nicht
wirklich erkennen, wenngleich insbesondere
die Briten – mit ihrer staatskritischen Tradition
– den Medien vergleichsweise wenig Vertrauen
entgegenbringen. Die Werte in Australien und
den VSvA bestätigen diese These.
Im Gegenzug ist das Vertrauen gegenüber den
Medien in nördlichen Ländern wie Schweden,
Finnland und Norwegen, den Niederlanden und
Deutschland tendenziell höher. Nur die Dänen
scheren aus und sind eher skeptisch eingestellt.
Eine Erklärung für die Werte in Litauen und
Portugal – zwei Länder, die bis vor kurzem noch
autoritär regiert wurden – haben wir nicht.
mehr als 80 Prozent
80–60 Prozent
60–40 Prozent
weniger als 40 Prozent
Weltbevölkerung
Ich vertraue der Presse ...
sehr stark
eher
nicht sehr viel
überhaupt nicht
6,3
19,6
28,7
43,1
37
Shlomo Finkelstein
Shlomo Finkelstein genießt Legendenstatus
im politischen Vorfeld.
Seit mehr als acht Jahren macht
er Videos zum Islam und der
gesellschaftlichen Entwicklung in
Deutschland. „Belltower.News“ bezeichnete
ihn als „Wortführer einer
rechtsextremen Online-Troll-Community“
Bereits 2016 hatte er auf
YouTube rund 60.000 Abonnenten,
doch es folgten zahlreiche Sperrungen
seiner Kanäle. Nur wenige
Tage nach unserem Gespräch wurde
sein jüngster Kanal ebenfalls
gelöscht. Folgen kann man
Shlomo dennoch auf
KasperKast X HonigWabe
Der Mob aus der Shlomosphäre
@shlomo96
Shlomo Finkelstein, was viele
Leute interessiert: Wie bist du
politisch vorgeprägt, wie tickten dein
Elternhaus und dein soziales Umfeld?
Sowohl ich als auch mein Umfeld waren unpolitisch
– normiehaft links. Man ist mitgegangen
mit den „Ja, das wird schon alles wieder“-Bekundungen.
Ich war generell religionskritisch
und habe viele US-amerikanische YouTube-Kanäle
geschaut, wie zum Beispiel „The Amazing
Atheist“. Meine Eltern waren Bildungsbürger,
meine Mutter hat Philosophie studiert und war
im Endeffekt Hausfrau, was etwas ihrer feministischen
Prägung widersprochen hat. Mein Vater
ist ein unpolitischer Kinderarzt gewesen – im Gegensatz
zu meiner Mutter, die extrem politisch
war. Am Rande habe ich ihre Einstellung mitbekommen
und das Grundsätzliche übernommen.
Mein Freundeskreis war recht ähnlich gepolt.
Lustigerweise sind die Jugendfreunde, die ich
heute noch habe, auch um 2015 „aufgewacht“.
Bei euch hat es dann 2015 „Klick“ gemacht?
Mehr oder minder gleichzeitig. Ich weiß nicht, wie
vÖiel davÖozno vÖielleicht au¾ch meino EinoflŊu¾s¨s¨ w×ar , w×eil
sie meinen Kanal verfolgt haben (lacht). Rückblickend
habe ich aber das Gefühl, dass ich mich
wohl schon vorher mit einem Menschenschlag
zusammengetan habe, der vor den politischen
Entwicklungen die Augen nicht verschließt.
Shlomo Finkelstein-Folger wissen, seit der SPIE-
GEL dich „gedoxt“ hat, dass du in NRW großgeworden
bist. Wie war das in deiner Jugend?
War damals auch schon alles voll mit Migranten
oder herrschte noch eher „heile Welt?“
Als ich klein war, lebte ich in Neukirchen, einem
Kaff in NRW, aber daran kann ich mich kaum
mehr erinnern. Danach sind wir nach Krefeld gezogen,
und das war damals schon ein Shithole.
»
39
Vertrauen in die Presse
Die Medien und die Politik stecken unter einer Decke.
Die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand,
um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren.
Die Medien bringen nur,
was die Herrschenden vorgeben.
Die Bevölkerung in Deutschland wird
von den Medien systematisch belogen.
Die Themen, die mir wichtig sind,
werden in den Medien gar nicht ernst genommen.
Die Meinungen, die in den Medien vertreten werden,
sind ganz anders als meine eigenen.
AfD
ohne Partei
SED
CDU/CSU
FDP
SPD
Grüne
6
stimme nicht zu teils/teils stimme zu
36
9 85
47
59
Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim
wollte herausfinden, wie weit
Verschwörungstheorien in Deutschland
verbreitet sind. Dabei fragten sie auch
nach „verschwörungstheoretischen“
Meinungen zur Presse: An erster Stelle
fällt auf, wie weit der Begriff der
Verschwörungstheorie hier gefasst
wird, um ein respektables Ergebnis zu
erhalten. Das Nebenresultat der Studie
zeigte, dass zwischen 20 und 24 Prozent
den Medien gegenüber sehr kritisch
eingestellt sind. Strenggenommen
zählen die „teils/teils“-Antworten auch
57
57
44
58
59
25 28
23 18
58 24 18
57 24 19
75 17 8
89
21 22
19 24
19 23
20 21
32 24
42 22
zum kritischen Lager, wodurch eher
von 40 Prozent Skeptikern ausgegangen
werden darf. Vor allem die letzten
beiden Fragen zeigen, dass bis weit in
die gesellschaftliche Mitte hinein eine
9
Entfremdung von den medialen Standpunkten
stattgefunden hat.
Die Fr age, ozb die BevÖölker u¾nog s¨yÝs¨tematisch
von den Medien belogen wird, wurde
im weiteren Verlauf der Studie nach
Parteipräferenzen aufgeschlüsselt – mit
drastischen Unterschieden: Unter den
AfDSyÝmpathis¨anoteno s¨inod 85 Pr ozzçenot
der Meinou¾nog, das¨s¨ die Medieno s¨yÝs¨tema-
2
tisch lügen – neun Prozent stimmen
dem teilweise zu. Nur sechs Prozent
sind der Meinung, dass die Medien
gru¾nods¨ätzçlich die Wahrheit s¨ageno.
Bei den Befragten ohne Parteipräferenz
– zumeist Nichtwähler – sagen
zumindest 28 Prozent der Personen,
das¨s¨ die Medieno s¨yÝs¨tematis¨ch lüÄgeno.
Rund die Hälfte geht davon aus, dass
s¨ie die Wahrheit s¨ageno. Inoteres¨s¨anoter-
weise liegen die Ergebnisse für SED-,
FDP u¾nod CDU/CSUWähler s¨ehr dicht
beieinander: 18 Prozent sagen, dass die
Medieno s¨yÝs¨tematis¨ch lüÄgeno u¾nod knoapp
60 Prozent gehen nicht davon aus.
Dieses positive Bild von den Medien
wird nur noch von SPD- und Grünen-Anhängern
übertroffen. Bei den
GrüÄnoenoWählerno s¨inod s¨ich ganozçe 89
Prozent sicher, dass die Medien nicht
s¨yÝs¨tematis¨ch lüÄgeno – lediglich zçw×ei
Prozent zweifeln an der Berichterstattung
von Film, Funk und Presse.
Die Studienersteller schließen aus diesen
Zahlen, dass insgesamt 21 Prozent
der Deutschen an die Verschwörungstheorie
der „Lügenmedien“ glauben –
und dass Verschwörungstheorien
u¾noter deno AfDSyÝmpathis¨anoteno w×eit
verbreitet sind. Doch das Ergebnis
kann man auch auf zwei andere Arten
einordnen: Entweder die AfD-Anhänger
sind den Medien gegenüber
grundsätzlich skeptisch und die
Ablehnung gegenüber der Berichters¨tattu¾nog
hat üÄberhau¾pt ers¨t zçu¾ SyÝmpathien
gegenüber den inhaltlichen
Programmatiken der AfD geführt.
Oder: Die Medien verbreiten schlicht
u¾nod einofach eino Weltbild, das¨ dem vÖozno
Rot-grün besonders nahesteht. Denn
wenn die Medien das sagen, was man
selbst denkt, kommt man grundsätzlich
nicht auf die Idee, dass sie lügen –
und dass man selbst Opfer dieser Lüge
geworden ist.
Die Herangehensweise der Studienautoren
zeigt aber vor allem eines: die Arroganz
des wissenschaftlich-medialen
Komplexes. Denn anstatt herausfinden
zu wollen, warum AfD-Anhänger
an die „Lügenpresse“ glauben, etikettiert
man ihre Einstellung einfach als
„verschwörungstheoretisch“.
43
Augusto Pinochet
und der
PUTSCH
in Chile
Mit mehreren Systemwechseln
war Ekuador
das wohl politisch
instabilste Land der 60er
und 70er Jahre. Maßgeblich
verantwortlich dafür
waren die USA, die den
Putsch von 1963 unterstützten,
um die diplomatischen
Beziehungen
Ekuadors mit Kuba zu
unterbinden.
Opfer: ?
EKUADOR
(1963–1967/1972–1979)
(1968–1980)
Bereits 1968 putschte Juan Velasco
Alvarado, verstaatlichte den Abbau
der Bodenschätze und folgte einem
„Dritten Weg“ zwischen Kapitalismus
und Kommunismus. 1975
übernahm ein neuer General; 1980
folgten die ersten freien Wahlen.
BOLIVIEN
(1971–1982)
Nach einem erfolgreichen Militärputsch
nahm der deutschstämmige
Hugo Banzer Suárez die
Geschicke selbst in die Hand und
übernahm 1971 die Macht. Danach
folgten zwei weitere Diktatoren,
bis das Land 1982 friedlich re-demokratisiert
wurde.
Opfer: 350
CHILE
(1973–1990)
Nach dem Putsch Augusto
Pinochets war Chile für knapp 18
Jahre eine Diktatur. Bereits in den
späten 90er Jahren fand langsam
eine demokratische „Transition“
statt. 1990 übernahm der gewählte
Christdemokrat Patricio Aylwin
die Rolle des Staatspräsidenten.
Opfer: 3.500
Gustavo Rojas Pinilla war seiner Zeit voraus. In den politischen Wirren nach dem 2. Weltkrieg
putschte er sich 1953 ins Präsidentenamt und beendete damit die blutige Auseinandersetzung zwischen
linken und rechten Kräften. Nach einem Generalstreik 1957 übernahm eine Militärjunta und
ein Jahr später fanden bereits wieder Wahlen statt. Opfer: ?
KOLUMBIEN
(1953–1957)
PERU
Opfer: ?
VENEZUELA
(1945–1958)
ARGENTINIEN
(1976–1983)
Genoer al Jozr ge Videla üÄber noahm inofozlge inonoenopozlitis¨cher KoznoflŊikte
die Macht und setzte die unfähige Präsidentin Isabel Perón ab.
Nach mehreren Krisen und der Niederlage gegen Großbritannien
im Falklandkrieg wurden 1983 freie Wahlen angesetzt.
Opfer: 10.000
Wohl kaum ein Mann hat so oft geputscht wie Marcos
Pérez Jiménez. 1945 und 1948 beseitigte er die
Machthaber und wurde Teil einer Militärjunta. Als
bei anberaumten Wahlen die Opposition gewinnen
sollte, ließ er sich kurzerhand zum Präsidenten
ausrufen und änderte die Verfassung. 1958 musste
er inofozlge vÖozno Au¾fs¨tänodeno ino die USA flŊieheno.
Opfer: ?
BRASILIEN
(1964–1986)
Mit Unterstützung der CIA und
dem Militär putschte Humberto
Castelo Branco. Bis 1985 regierte
das Militär mit wechselnden
Präsidenten, wenngleich in den
80ern eine Demokratisierung
stattfand.
Opfer: 700
URUGUAY
(1973–1985)
PARAGUAY
(1954–1992)
Nach einoer Wir ts¨chafts¨kr is¨e mit hozher InoflŊatiozno pu¾ts¨chte das¨ Militär
mit dem Präsidenten Juan María Bordaberry. Nach drei Jahren
wurde Bordaberry abgesetzt und es übernahm ein Nationalrat.
1985 folgten wieder freie Wahlen. Opfer: 200
1954 putschte sich General Alfredo
Stroessner, Sohn eines Bayers, an
die Macht – und blieb es ganze 35
Jahre. 1989 folgte ein Staatsstreich
des Schwiegervaters seines Sohnes
– General unter Stroessner – gegen
ihn. In den Folgejahren wurde
Paraguay demokratisiert und eine
neue Verfassung eingeführt.
Opfer: 1.000
mehr als 20 Jahre 20–15 Jahre 15–10 Jahre 10–5 Jahre 5–0 Jahre
lumen. Was sind schon fünf Mio. Euro im Vergleich zum
riesigen Jahresumsatz des Unternehmens? Ganz so einfach
darf man es sich da allerdings nicht machen, denn
„Spiegel“ ist nicht gleich „Spiegel online“. Tatsächlich wurde
Gates Projekt an den „Spiegel Online“ (SPON) gebunden.
SPON ist trotz der redaktionellen Zusammenlegung
mit dem gedruckten „Spiegel“ rechtlich und wirtschaftlich
unabhängig. Insofern ist es eine Nebelkerze, den Jahresumsatz
der gesamten „Spiegel“-Gruppe anzugeben,
um die fünf Mio. klein erscheinen zu lassen. SPON trägt
mit einem Umsatzvolumen von 46 Mio. Euro nämlich
nicht mal ein Fünftel zum Gesamtumsatz bei. Damit sind
rund 2 Prozent des jährlichen SPON-Umsatzes direkt von
Gates. Das wirkt auf den ersten Blick wenig, die Zahl ist in
Anbetracht eines schwächelnden und hart umkämpften
Zeitschriftenmarktes aber doch eine ordentliche Summe,
zumal sie eine direkte Finanzspritze darstellt. Das Argument
der „Projektbeschränkung“ ist nämlich wenig stichhaltig,
da ein Redakteur, der von SPON aus wirtschaftlichen
Gründen eigentlich hätte entlassen werden müssen,
stattdessen für das neue Gates-Projekt arbeiten könnte.
USA oder Russland?
Ja, „Spiegel“-Onolinoe prozfiʼntiert maß´geblich vÖozno der Pres¨-
seförderung durch Gates‘ und das Magazin versucht die
Gelder bewusst kleinzureden. Trotzdem sind es natürlich
keine gigantischen Summen, und erst recht hat Gates
den „Spiegel“ nicht „gekauft“. Am besten trifft hier wohl
der Spruch „gleich und gleich gesellt sich gern“ zu – insbesondere,
wenn einer das nötige Kleingeld mitbringt.
Besonders absurd mutet dieser Sachverhalt an, wenn im
gleicheno Zeitrau¾m täglich üÄber ru¾s¨s¨is¨che EinoflŊu¾s¨s¨noahme
auf die deutsche Öffentlichkeit diskutiert wird. Selbst
wenn die Russen einige „Agenten“ unter SPD und AfD
habeno u¾nod mitu¾noter au¾ch kleinoere Medieno mitfiʼnnoanozçiereno,
is¨t die EinoflŊu¾s¨s¨noahme „atlanotis¨cher“ Kräfte – demnach
auch zumeist linksliberal-globalistischer – ungemeino
höher . Die Förderu¾nog u¾nod damit BeeinoflŊu¾s¨s¨u¾nog der
deutschen Presse durch US-amerikanische „Oligarchen“,
wenn man im Jargon bleiben will, wird transparent vollzogen
und kaum jemand stört sich daran. Man stelle sich
einmal vor, es würde publik, dass ein russischer Multimilliardär
mehrere Millionen an die „Welt“ gezahlt hätte?
Faktisch sind ausländische Millionen ein Angriff auf die
Souveränität deutscher Berichterstattung, die man zumindest
populär kennzeichnen sollte. Dass die einfältigen
Deutschen mit ihrer Beamtenmentalität von „Follow
the money“ aber nichts verstehen und eifrig an die
Unabhängigkeit ihrer traditionsreichen „Qualitätsmedien“
glauben, mag im 20. Jahrhundert und in der Bonner
Repu¾blik einoeno miefiʼngeno Charme gehabt habeno – im 21.
Jahrhu¾nodert u¾nod ino Zeiteno glozbaler GeldflŊüÄs¨s¨e u¾nod kozmplexÜer
EinoflŊu¾s¨s¨noahmeno is¨t es¨ du¾mm u¾nod branodgefähr-
lich. ◆
Bezeichnung
NPR
The Guardian
Cascade P. M.
Public Radio Int.
The Conversation
Univision
Der Spiegel
Project Syndicate
Education Week
WETA
NBC
Nation Media Group
Le Monde
Bhekisisa
El Pais
BBC
CNN
KCET
Population.org
Daily Telegraph
306
352
Stefan Nguyen
Stefan ist fast von Anfang an bei der Krautzone dabei. Der
umtriebige Viertelvietnamese ist in Deutschland geboren
und aufgewachsen. Er hat „International Economics“ studiert,
arbeitet aber momentan im Ausland und schreibt nur
noch gelegentlich für die Krautzone. Dank seiner asiatischen
Mentalität – 14-Stunden-Tage –, der monetären Überredungskraft
der Krautzone-Kasse und seinem Hass auf die Grünen
hat er kurz vor knapp diesen Faktencheck abgeliefert.
Medien, die von Gates Geld erhielten
Format
Radionetzwerk
Zeitung
Medienorganisation
Radionetzwerk
Medienorganisation
Fernsehsender
Print/Online
Zeitschriftennetzwerk
Zeitung
?
Fernsehsender
Medienorganisation
Zeitung
Medienorganisation
Zeitung
Fernsehsender
Fernsehsender
Fernsehsender
Non-Profit-Org.
Zeitung
301
Land
USA
Großbritannien
USA
USA
international
USA (spanischsprachig)
Deutschland
international
USA
?
USA
Ostafrika
Frankreich
Südafrika
Spanien
Großbritannien
USA
USA
international
Großbritannien
Umsatz der SPIEGEL-Gruppe (2003–2022) in Mio. Euro
davon
SPON
256
Finanzierung
(in Mio. Euro)
24,6
12,9
10,8
7,7
6,7
5,9
5,4
5,3
4,9
4,5
4,4
4,0
4,0
4,0
4,0
3,7
3,6
3,5
3,5
3,4
2003 2022
46
267
59
DER DIGITALE
EURO
60
iStock – retrorocket
Ob und inwiefern damit auch der Überwachungsstaat
seine Vollendung findet, ist ungewiss. Es hängt davon
ab, wie der digitale Euro ausgestaltet sein wird, insbesondere
ob er als token-basierte oder kontenbasierte
Währung konzipiert sein wird. Im letzteren Fall geht mit
jeder Transaktion eine Identitätskontrolle einher und
sämtliche Möglichkeiten der Repression sind gegeben.
Im ersteren Fall jedoch ist für die Autorisierung lediglich
ein „private key“ vonnöten und die Zentralbank hat
gar nicht die Mittel, um eine Transaktion einwandfrei
einer Person zuzuordnen. Wenn der digitale Euro also
so ausgestaltet wäre, dass die EZB die Identität der handelnden
Personen gar nicht erfassen kann – und so wird
er zurzeit auch diskutiert –, dann wäre er also in puncto
Datenautonomie ein Schritt nach vorne, denn dann
gäbe es ein digitales gesetzliches Zahlungsmittel, welches
anonym gehandhabt werden kann. Das wäre für
die Freiheit der Menschen ein Gewinn!
Jedoch ist auch umgekehrt der Gedanke, dass die Zentralbanken
die digitalen Währungen zum Ausbau der
eigenen Macht nutzen werden, alles andere als abwegig.
Es ist durchaus möglich, dass die digitalen Zentralbankwährungen
die ursprüngliche Bitcoin-Idee einer
dezentralisierten Währung, die sich nur selbst durch
ihr eigenes Protokoll kontrolliert und von niemandem
gesteuert werden kann, vollkommen konterkarieren.
Dann wäre in der Tat nichts gewonnen, im Gegenteil,
es wäre alles verloren. Und warum? Vielleicht auch, weil
wir die Debatte um die „technischen Details“ früher so
gerne den Nerds überlassen haben. Doch das digitale
Zeitalter erwartet, dass man sich ihm stellt. Sonst wird
man überrollt. Und noch ist es nicht zu spät. Öffentliche
Diskussionen haben die Zentralbanken stets am meisten
gefürchtet. Das ist unsere Chance. Und nichts sollte
uns übrigens davon abhalten, immer und überall bar zu
bezahlen. ◆
Digitaler Zahlungsverkehr: Die öffentliche Meinung
Eine Umfrage des Bankenverbandes zeigt, dass die meisten
Deutschen noch nie etwas vom digitalen Euro gehört haben.
Lediglich 29 Prozent können sich konkret etwas darunter
vorstellen. Gleichzeitig wächst der Anteil der elektronischen
Zahlungen in der Eurozone rasant an. Innerhalb von nur sechs
Jahren hat sich der Anteil der Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte
u¾nod dem HanodyÝ vÖozno 21 au¾f 41 Prozzçenot fas¨t vÖerdozppelt.
Eine Studie der EZB zeigt, dass der Anteil der Menschen, die
Barzahlung als wichtig erachten, in Österreich und der Bundesrepublik
vergleichsweise hoch ist. Dafür mag vor allem die Angst
vÖozr Währu¾nogs¨kris¨eno im kozllektivÖeno Gedächtnois¨ der Deu¾ts¨cheno
mitverantwortlich sein. Diese These würde auch den hohen Anteil
an Bargeldbefürworter unter den Griechen erklären, die in der
Eurokrise zeitweise von ihren Ersparnissen abgeschnitten wurden.
Ich habe davon gehört, dass ein digitaler
Euro eingeführt werden könnte ...
(in Prozent)
14
57
29
Nein, noch nicht gehört
Schon gehört, aber keine Vorstellung
Schon gehört und konkrete Vorstellung
Anteil der Zahlungsweisen
an der Kasse
(in Prozent)
21
41
79
59
2016 2022
Bargeld
Elektronisch
62
DER
FUCHS
Kriegsdrama
___
Fridericus Vesargo - Krautnote: 8,5
iStock – USO
Wenn man heutzutage einen Film über den Zweiten ern übertragen, da sie ihn sonst nicht mehr versorgen
Weltkrieg sehen möchte, hat man es gar nicht leicht: könnten. Nachdem Franz die Volljährigkeit erreicht hat,
Gerade bei jüngeren Produktionen endet das Experiment
in Anbetracht der Plattheit in Augenrollen und heer als Motorkurier an und wird nach dem Anschluss
schließt er sich zunächst dem österreichischen Bundes-
Kopfschütteln – von wenigen Ausnahmen wie die Filmreihe
„Unsere Mütter, unsere Väter“ (2013) abgesehen –, die Wehrmacht übernommen. Als sich sein Trupp 1940
Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland in
wenn in schuldkultischer Selbstgeißelung die Deutschen
zu einer Karikatur eines Bösewichts degradiert vorstehenden Frankreichfeldzug vorzubereiten, trifft er
im Westen des Reiches sammelt, um sich auf den be-
werden. Eine Ausnahme dieses Trends, der sich in der im Wald auf einen Fuchswelpen, dessen Mutter durch
immer „woker“ werdenden Welt weiter intensiviert, ist eine Jägerfalle getötet wurde, und nimmt ihn bei sich
der Film „Der Fuchs“ des österreichischen Regisseurs auf. Franz behandelt den Fuchs wie sein eigenes Kind,
Adrian Goiginger aus dem Jahre 2022. Dort erzählt der pflegt ihn gesund und freundet sich mit ihm an. Die Loyalität
dem Tier gegenüber geht sogar so weit, dass Franz
die Geschichte seines Urgroßvaters Franz Streitberger
und dessen Freundschaft zu einem jungen Fuchsrüden den Abzug seiner Truppe Richtung Frankreich verpasst,
nach.
um den Fuchs im Wald wiederzufinden, oder andere
Der Film beginnt 1927 in den österreichischen Bergen, Dienstverstöße begeht – wodurch er im weiteren Verlauf
als ein verarmtes Bauernpaar das Sorgerecht für ihren des Films auch bestraft wird. In Frankreich versteckt der
jüngsten Sohn, den Protagonisten des Films Franz Streitberger,
für zehn Jahre an einen wohlhabenden Bau- eine romantische Beziehung eingeht. Seine
das Tier bei einer alleinstehenden Bäuerin, mit der er fast
Beziehung
64
Es wird dunkel ...
„Die Welt, eino Tozr
Zu¾ tau¾s¨enod WüÄs¨teno s¨tu¾mm u¾nod kalt!
Wer das¨ vÖerlozr ,
Was¨ du¾ vÖerlozrs¨t, macht noirgenods¨ Halt.“
Diese Zeilen, aus dem Gedicht „Vereinsamt“ des Pfarrersohns
Friedrich Nietzsche, möchte ich an den Anfang
dieser winterlichen Kolumne setzen. Es wird dunkel und
kalt. Nicht nur in der Politik, wo eine ausgefallene Ampel
bestenfalls irrlichtert, aber keineswegs den Weg leuchtet.
Nein, auch in den Kirchen scheinen Verstand und Gottesfurcht
langsam auszuglimmen. Dies zeigen etwa die Stellungnahmen
von Diakonie und EKD zum Lebensschutz,
bei denen es mich ehrlich gesagt fröstelt. Hier findet sich
kein einziger Bibelvers, stattdessen ist von „reproduktiven
Rechten“, „schwangeren Person(en)“ und natürlich der
Verantwortung von Gesellschaft und Staat die Rede, die
durch einen Ausbau des Betreuungsangebots Abtreibungen
verhindern sollen. „Wer das verlor, was du verlorst,
macht nirgends Halt.“ Im Schicksal Friedrich Nietzsches,
der durch die Bibelkritik eines David Friedrich Strauß
seinen christlichen Glauben verlor und in seinen Nihilismus
abrutschte, spiegelt sich das Schicksal der EKD, die
ebenfalls den Glauben an die Bibel eingebüßt hat und
nun weder Halt kennt, noch hat, noch zu geben weiß.
So verkommt sie in der gesellschaftlichen Debatte zur
Echohalle einer gottlosen Gesellschaft, statt Lautsprecher
Gottes zu sein. Dabei ist schon jetzt klar, dass die weitere
Legitimierung und Normalisierung von Abtreibung die
Zahl der vorgeburtlichen Kindstötungen noch steigern
wird. Dazu kommt, dass die natürliche Verbindung von
Sexualität und Fortpflanzung auf Kosten des Lebens weiterhin
ausgeblendet wird. Außerdem setzt es besonders
Frauen, die sich für das Kind entscheiden wollen, einem
Aert van der Neer: Mondbeschienene Landschaft mit Brücke (1650)
Karl Napf
Karl Napf vereint etliche Widersprüche in sich. Er ist badischer
Protestant, anarchistischer Demokrat und libertärer
Antikapitalist. Er strebt dem Ende seines Theologiestudiums
entgegen und hegt große Sympathien für Erweckungsprediger
wie Spurgeon, Whitefield oder seinen badischen
Landsmann Aloys Henhöfer.
größeren Druck gegenüber andersdenkenden Eltern und
Partnern aus. Genauso ist die weitere Legalisierung von
Sterbehilfe, zu der die EKD nicht mehr als ein deutliches
„Jein“ zustande bringt, ein weiterer Schritt mit dem man
Alte und Kranke in eine Rechtfertigungssituation für ihr
Weiterleben drängt. Es wird dunkel. Es wird kalt. Trotz allem
möchte ich diese Kolumne nicht mit dem Verweis
auf die geistige und geistliche Umnachtung, die uns umgibt,
schließen. Gerade in der Adventszeit sei der Verweis
auf das Licht erlaubt. Schon im Alten Testament heißt es
beim Propheten Jesaja: „Siehe, Finsternis bedeckt das
Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der
HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die
Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige
zum Glanz, der über dir aufgeht.“ (Jesaja 60,2-3) Hier ist
bereits davon die Rede, dass der HERR, der Gott Israels als
Licht der Welt zu seinem Volk kommen wird. Dies erfüllt
sich neutestamentlich in Jesus, der von sich selbst sagt:
„Ich bino das¨ Licht der Welt. Wer mir noachfozlgt, der w×ird
nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht
des Lebens haben.“ Johannes 8,12
Und tatsächlich hat dieses Licht, das vom eigenen Volk
weitgehend verworfen wurde, Völker und Könige aus aller
Herren Länder angezogen. An Jesus, den Gekreuzigten
und Auferstandenen, glauben seit 2.000 Jahren
Menschen der unterschiedlichsten Schichten
und Völker. Trotzdem erschöpft sich die Botschaft
des Advents nicht im Hinweis auf die Erlösung
am Kreuz, sondern beinhaltet auch noch
eine Hoffnung für die Zukunft. Die Hoffnung aller
Christen ist, dass ihr Licht, Jesus, eines Tages
wieder auf diese Welt kommt und die Dunkelheit
vertreibt. In der Bibel wird er für seine Nachfolger
als Retter und Heiland beschrieben. Er wird aber
auch als Kriegsherr und Richter beschrieben, der
Ungerechtigkeit nicht ungestraft lässt. Die Dunkelheit
dieser Welt wird also nicht das letzte Wort
haben. Jesus ist bereits jetzt denen Licht und Leitung
in der Dunkelheit, die ihm nachfolgen. Für
sie wird es Tag, wenn er wiederkommt, für alle anderen
Nacht. Wohl dem, dem das einleuchtet! ◆
70
Krautbücher
mishima
der goldene pavillon
kein und aber
336 seiten
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nehls
das indoktrinierte gehirn
mental enterprises
verlag
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polleit
des teufels geld
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Der stotternde Mizoguchi wird
Novize im buddhistischen Rehgarten-Tempel,
von dem sein todkranker
Vater immer geschwärmt
hatte. Doch die Realität entspricht
nicht seinen Vorstellungen, und
nach und nach entfremdet sich
Mizoguchi von „seinem“ heiligen
Tempel. Schließlich fasst der junge
Mann einen Plan: Der Tempel muss
brennen. Yukio Mishima, der vielen
wegen seines aufsehenerregenden
Suizids bekannt geworden ist,
verfasste mit „Der goldene Pavillon“
eine beeindruckende Charakterstudie
eines psychisch labilen
jungen Mannes in der japanischen
Nachkriegszeit. Nur auf den ersten
Blick scheint die geplante Tat
Mizoguchis absurd; taucht man
jedoch tiefer in die um den Tempel
kreisende Psyche ein, beginnt
man den Novizen immer besser
zu verstehen. Denn der Goldene
Pavillon ist nur vordergründig von
gleißender Schönheit; hinter den
Holzwänden ist der Tempel, der
als Allegorie auf die Entwicklung
Japans dient, längst verfault. Um
das zu erkennen, braucht es aber
den feinfühligen Mönch mit stotternder
Stimme. HINWEIS: Bald er -
scheint die nächste Sonderausgabe
„Konservative Hipster“, die sich
mit Yukio Mishimas Leben und
Wir keno befas¨s¨t.
müller
krautnote 8,0
Michael Nehls, Mediziner und international
renommierter Molekulargenetiker,
fasst die vielfältigen
Mechanismen zusammen,
die zu einer weltweit sinkenden
mentalen
Leistungsfähigkeit
unseres Gehirns, besonders bei
Jüngeren, führen. Immer mehr
Menschen leiden an Depressionen
und die Zahl der Alzheimerpatienten
nimmt, bei sinkendem
Erkrankungsalter, rasant zu. Der
Autor zeigt in einer Indizienkette
auf, dass sich hinter dieser negativen
Entwicklung ein gezielter
Angriff auf unsere Individualität
verbirgt. Die Gefahren, denen unser
Gehirn tagtäglich ausgesetzt
ist, sind vielfältiger Natur. Chronischer
Stress, ausgelöst durch
Ängste vor Viren, klimatischen
Veränderungen, Krankheit und
Tod, sowie wirtschaftliche Nöte
haben der Menschheit in den
letzten drei Jahren arg zugesetzt.
Nehls verweist auf Parallelen zu
den Dystopien der Autoren Orwell
und Huxley. Ist selbstständiges
Denken unerwünscht? Doch es
gilt diesem globalen Angriff auf
unsere Denkfähigkeit entgegenzusteuern.
Umsetzbare Gegenmaßnahmen
werden in diesem
Buch aufgeführt und bieten neue
Möglichkeiten, diese Entwicklung
aufzuhalten.
koschorrek
krautnote 7,0
71
Viele Konservative schütteln über
die Themensetzung der Libertären
den Kopf: Wie kann man im Zeitalter
der Massenmigration, des Werteverfalls
und außenpolitischer Krisen
schon wieder mit den Zentralbanken
kommen? Nun ja, das ist ganz
einfach: Denn all die politischen und
ökonomischen Verwerfungen unserer
Zeit sind lediglich Symptome
eines politisch korrumpierten Geldsystems.
Das wusste auch schon
Goethes Mephisto, der dem Kaiser
ino „Fau¾s¨t II“ empfiʼnehlt, u¾nogedecktes
Papiergeld auszugeben. Polleit
liefert einen vollumfänglichen Einstieg
in die Geldtheorie aus Sicht
der Österreichischen Schule und
erklärt anschaulich, was mit unserem
Geld falsch läuft, wer davon am
meis¨teno pr ozfiʼntier t u¾nod mit w×elcheno
Reformen man das Geld wieder
„gesund“ machen kann. Dabei ist
der allergrößte Teil des Buches auch
für Einsteiger in die Geldtheorie einfach
zu verstehen, aber auch diejenigen,
die sich mit dem Problem
des Fiat-Geldes bereits auskennen,
lernen einiges dazu. Leider sind die
Kapitel zum gesellschaftlich-moralischen
Verfall durch Fiat-Geld etwas
zu kurz gehalten, um auch den letzten
interventionsfreundlichen Konservativen
zu überzeugen, dass eine
knappe Geldmenge immer und
überall wünschenswert ist.
endres
krautnote 7,5
Belgien
68
74
70
Niederlande
85
74
58
50
Deutschland
67
61
Menschen, die sich als
sehr glücklich oder
eher glücklich bezeichnen
(2023; Anteil in Prozent)
79
69
68
mehr als 80
80–75
75–70
70–65
weniger als 65
Das¨ Umfr ageinos¨titu¾t Ips¨ozs¨ vÖer öffenotlicht r egelmäß´ig einoeno „Wozr ld Happinoes¨s¨ Repozr t“, bei dem die Menos¨cheno
nach Zufriedenheit und Glück befragt werden. 2019 war das Bild noch eindeutig: Je nördlicher, desto wohlhabender,
desto glücklicher. Im letzten Jahr hat sich das Bild gewandelt: Viele Nordländer haben an Zufriedenheit
eingebüßt, wohingegen der „Globale Süden“ und Asien stark zugelegt haben. Mittlerweile sind die Menschen
ino vÖieleno Enotw×icklu¾nogs¨länoder no zçu¾fr iedenoer als¨ ino Nozr deu¾r ozpa. Wie is¨t das¨ möglich, ozbw×ozhl die Deu¾ts¨cheno ozder
Veränderung des Anteils „sehr oder eher glücklich“
(in Prozentpunkten gegenüber 2019)
+8 +8 +7
+22 +22 +22
–6
+29
+18
–3 –6
+40
+23
+16
+16 +11
+8 +8
+3
–1 –12 –12 –5 –11 –13
China
Saudi-Arabien
Indien
Brasilien
Mexiko
Kolumbien
Australien
Chile
Südafrika
VSvA
Frankreich
Argentinien
Schweden
Kanada
Peru
Großbritannien
Spanien
Malaysia
Italien
Belgien
Deutschland
Türkei
Japan
Polen
Südkorea
Ungarn
Anteil „sehr oder eher glücklich“
Korrelationskoeffizient
0,76
Brasilien
Frankreich Südafrika Mexiko
Argentinien
Schweden
Australien
GB
Kanada
VSvA
Japan
Türkei Belgien Deutschland
Südkorea
Italien
Polen
Spanien
Ungarn
Index für Verbrauchervertrauen
Indien
Saudi-A.
0
China
die Skandinavier doch
eigentlich viel wohlhabender
sind als die
Menschen in Argentinien,
Chile, China oder
Indien? Die Zufriedenheit
der Menschen
korreliert stark (0,76)
mit dem sogenannten
Index für Verbrauchervertrauen
(CCI). Der
fußt nicht nur auf der
aktuellen wirtschaftlichen
Lage, sondern
beruht insbesondere auf
der Einschätzung der
Befragten zu Konjunktur,
Arbeitsplätzen und
Familieneinkommen in
sechs Monaten. Glück
und Zufriedenheit werden
nämlich maßgeblich
durch die eigenen
Zukunftsaussichten
bestimmt.
MEDIEN: DER KAMPF UM DIE KÖPFE
Immer weniger Menschen glauben an die
Märchen von Klimagerechtigkeit, liberalen
Muslimen und „Wohlstand für Alle“.
36. Ausgabe
Dezember 2023/Januar 2024
ISSN: 2568-3594
7,90 Euro
ACHTUNG, REICHELT!
Ein CDU-Milliardär hat Julian Reichelt mit
der goldenen Kreditkarte ausgestattet.
Das Ziel: konservative CDU-Propaganda
SHLOMO FINKELSTEIN
Von der Koranverbrennung zum Influencer.
Shlomo Finkelstein kämpft seit 2015
gegen den Untergang Deutschlands.
wie kompliziert die Welt ist; viel lieber wählen sie das Produkt, das
ihnen einfache Erklärungen bietet, damit sie sich in Sicherheit wägen
können. Auch die unzähligen alternativen YouTuber und Telegram-Kanalbetreiber,
die tagespolitische Inhalte für ein meist älteres
Publikum aufbereiten, tun das primär, um ihre Zuseher zu unterhalten.
Nachrichten sind keine Information, sie sind Entertainment. All
die inszenierten und mit schockierenden Überschriften versehenen
Skandale führen nie zu irgendetwas; sie sind nur dazu da, dem Konsumenten
ein spannendes Unterhaltungsprogramm zu bieten.
In diesem Sinne erfüllen die alternativen Medien ihre Aufgabe durchaus
gut, nur ist die Aufgabe an sich fragwürdig. Es ist leider sehr angenehm,
sich das primitive Unterhaltungsprogramm, von dem man
sich berieseln lässt, als wertvolle Informationen schönzureden. Jeder
weiß, dass es schlecht ist, vor dem Fernseher herumzugammeln und
sich eine belanglose Serie hineinzuziehen. Viele Leute verdrängen
aber, dass es um keinen Deut besser ist, wenn man sich stattdessen
auf dem Handy Videos über Tagespolitik oder absurde Verschwörungstheorien
ansieht.
Ein großes Übel unserer Zeit ist die Vorstellung, dass jeder zu allem
eine eigene Meinung haben sollte. Aufklärerische Philosophen haben
außerdem die Idee propagiert, jeder solle sich „seines eigenen
Verstandes bedienen“, um dann zu „seiner eigenen Konklusion“ zu
kommen. In der Praxis besteht das „selbst denken“ bei der Mehrheit
der Medienkonsumenten allerdings darin, dass sie einfach irgendw×elcheno
InoflŊu¾enocerno noachplapperno, w×as¨ s¨ie s¨ageno. Das¨ is¨t au¾f einoer
psychologischen Ebene auch nachvollziehbar, denn seien wir ehrlich:
Themen wie der Klimawandel, Corona, der Ukrainekrieg oder der
Nahozs¨tkoznoflŊikt s¨inod vÖiel zçu¾ kozmplizçiert, u¾m s¨ie als¨ Laie w×irklich zçu¾ vÖer-
stehen. Wenn man nicht seit Jahrzehnten ein Experte auf dem entsprechenden
Gebiet ist, bleibt einem, wenn man darauf vernarrt ist,
unbedingt eine „eigene Meinung“ haben zu müssen, nichts anderes
übrig, als Experten zu glauben. Es ist allerdings keine große intellektuelle
Leistung, sich dabei jemanden herauszusuchen, der das bestätigt,
was man ohnehin schon glaubt.
Die ehrlichere Position besteht darin, einfach keine eigene Meinung
zu haben. Das steht natürlich in starker Opposition zur demokratischen
Dauerpolitisierung jedes Lebensbereiches, aber wenn man
sich wirklich als alternativ bezeichnet, sollte man die geistige Größe
besitzen, über solchen Dingen zu stehen. Es ist durchaus ehrenhaft,
sich manchmal zurückzuhalten und einfach „Ich weiß es nicht!“ zu
s¨ageno, anos¨tatt s¨ich vÖozno ozberflŊächlicheno u¾nod s¨enos¨atioznos¨lu¾s¨tigeno Er-
klärungen der einen oder anderen Seite verblöden zu lassen. Und
wenn man doch Medien konsumieren will, dann ist es ratsam, das tagespolitische
Theater und die kontroversen, aber zu nichts führenden
„Current Thing“-Themen zu ignorieren und sich stattdessen anderen
Dingen zu widmen, die tatsächlich interessant sind und mit denen
man auch geistig wachsen kann. Wer die KRAUTZONE abonniert hat,
macht hier ozhnoehino s¨chozno einoiges¨ richtig. ◆
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