PhrasenDrescherDer PhrasenDrescher – wie könnte es anders sein – promoviertderzeit interdisziplinär in Philosophie und Politikwissenschaft.Als glühender Verehrer von Friedrich Nietzscheweiß er, dass man auch Untergänge akzeptieren muss undarbeitet bereits an der Heraufkunft neuer, stärkerer Werte.Wenn er diese ausgearbeitet hat, teilt er sie selbstverständlichin der Krautzone mit. Ist er gerade nicht auf der Suchenach neuen Werten, geht er sein Leben entspannt an undtestet Biersorten im heimischen Süddeutschland.Hitlers“, Roland Freisler, verurteilte die drei Studenten daraufhinnur vier Tage später zum Tod durch das Fallbeil;das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt. Kurz vorseiner Hinrichtung ruft Hans Scholl: „Es lebe die Freiheit!“Weltbild und WerteMotivation bezog Hans Scholl aus dem nationalkonservativenDenken, das ihn in der Bündischen Jugend geprägthatte. Auch sein liberaler Vater, der später die „GesamtdeutscheVolkspartei“ gründete und den er kurz vor seinemTod noch einmal sehen durfte, hatte einen starkenEinfluss auf den freiheitsliebenden jungen Mann. Ein Endeder diktatorischen Herrschaft hielt Hans Scholl nur dannfür möglich, wenn die konservativen Werte Deutschlands,die diese Nation einst groß gemacht haben, wiederbelebtwerden könnten. Zentral für Hans Scholls Weltbild und dievon ihm vertretenen Werte war allerdings das Christentum:Bereits im ersten Flugblatt forderte er deshalb denWiderstand gegen die „atheistische Kriegsmaschine“.Kurz vor seiner Hinrichtung bat er den ihm zugeteiltenSeelsorger, er möge ihm das Hohelied der Liebe aus demKorintherbrief sowie Psalm 90 vorlesen.Vor Gericht bestätigte Hans Scholl, dass er um die Strafefür seinen Widerstand wusste. Seine Taten rechtfertigteer mit den Worten: „Ich konnte mir nicht vorstellen,dass nach diesen Methoden der Herrschaft eine friedlicheAufbauarbeit in Europa möglich sein wird. Aussolchen Erwägungen heraus wuchs in mir die Skepsisgegen diesen Staat, und weil ich bestrebt sein wollte,als Staatsbürger dem Schicksal meines Volkes nichtgleichgültig gegenüberzustehen, entschloss ich mich,nicht nur in Gedanken, sondern auch in der Tat meineGesinnung zu zeigen. So kam ich auf die Idee, Flugblätterzu verfassen und zu verfertigen.“Die ErinnerungskulturIn der DDR wurde nach dem Krieg versucht, die GeschwisterScholl als antifaschistische Vorkämpfer zuvereinnahmen, da jeder Kampf gegen den Faschismusim Sinne des Regimes als kommunistischesBestreben ausgelegt werden sollte. Wegen ihreskonservativen Gedankenguts durften die Scholls als„reaktionäre Kräfte“, die nicht im Namen der Proletarierhandelten, im Zuge der Stalinisierung ab 1953keine weitere Rolle mehr für die Erinnerungskulturder Kommunisten spielen. Stattdessen wurden Schulen,Plätze und Straßen nach Kommunisten wie ErnstThälmann benannt.Während Alexander Schmorell von der russisch-orthodoxenKirche im Ausland im Jahr 2012 heiliggesprochenwurde, wird an die Geschwister Scholl in der Bundesrepublikdurch Widmungen, Filme, Stiftungen, ein Musical,ein Mahnmal und andere Ehrungen erinnert. 2010existierten 188 „Geschwister-Scholl-Schulen“, pro Jahrkommen seitdem etwa zwei neue hinzu. Doch „Antifaschismus“ist auch heute noch im Stile der DDR einCodewort für linksextreme oder kommunistische Bestrebungen.So wird der Kampf von Hans und SophieScholl immer wieder als ein Kampf gegen Schlagwortewie „Rassismus“ missbraucht, und ihre Namen müssenfür linke Kampagnen und Forderungen herhalten. HätteHans Scholl den Nationalsozialismus jedoch überlebt,wäre er sowohl für sein christlich-konservatives alsauch für sein nationales Bewusstsein inzwischen längstselbst zum Feind der heutigen Linken erklärt worden –oder wäre für seine Aussagen selbst schon von einernach ihm benannten Schule verwiesen worden.Die Geschwister Scholl haben heute, im Sinne des modernenAntifaschismus, den Ruf zweier Hippies, die mitihrer antiautoritären Woodstock-Mentalität eher an die60er-Jahre erinnern oder mit Kleber an der Hand auf irgendeineStraße gehören. Besonders Sophie Scholl wirdinzwischen teils unverhohlen zur feministischen Rebellinerklärt. Doch der zum Zeitpunkt ihrer Hinrichtungerst 24-jährige Hans und die 21-jährige Sophie Schollwaren alles andere als progressive Systemkämpfer mitGratismut. Mit ihrem Kampf gegen das nationalsozialistischeRegime, für die ewigen Werte des Christentumsund für ein freies, selbstbestimmtes Deutschland habensie sich stattdessen redlich den Titel „KonservativeHipster“ verdient.Was wir von Hans Scholl lernen können? Sich nichtan angebliche Heilsversprechen autoritärer Politikenzu klammern und selbst bei noch so starkem Gegenwindnicht einzuknicken, für ein Europa der freienVölker. Klagen und passiver Widerstand machennicht frei und werden mit dem Verlust der eigenenIntegrität erkauft. Ein beherztes Eingreifen kannstattdessen auch noch Jahre nach dem eigentlichenScheitern zur Heldentat erklärt werden – und damitvielen weiteren Konservativen helfen, voller Mut fürihre Werte einzustehen. ◆34
BEHERZIGUNGFeiger GedankenBängliches Schwanken,Weibisches Zagen,Ängstliches KlagenWendet kein Elend,Macht dich nicht frei.Allen GewaltenZum Trutz sich erhalten,Nimmer sich beugen,Kräftig sich zeigen,Rufet die ArmeDer Götter herbei!35