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moneyinhalt<br />
moneykompakt<br />
6 Misery-Index: Biden oder Trump?<br />
Wer macht das Rennen?<br />
7 Das kaufe ich jetzt: Carl Zeiss<br />
Meditech mit hohem Kurspotenzial<br />
7 Hit & Shit: Lebenszeichen bei<br />
Plug Power, Tiefschlag für Puma<br />
7 Chart der Woche: Die „Magnificent<br />
Seven“ – unschlagbare Giganten<br />
8 Zinsradar: Was Ratenkredite und<br />
Annuitätendarlehen kosten<br />
8 Europa: Wie die EU-Kommission für<br />
wirtschaftliche Sicherheit sorgt<br />
9 Mikas Markt-Monitor: Warum die<br />
AFD brandgefährlich für die<br />
deutsche Wirtschaft ist<br />
9 Aktienindizes: China unter Druck<br />
– USA genießen Vertrauen<br />
10 Im Visier: Welche Risiken die<br />
Bafin in der Finanzbranche sieht<br />
10 Tesla: Kratzer im Lack – nach dem<br />
Absturz auf Richtungssuche<br />
11 Siemens Energy: Hat der Wind<br />
gedreht? Gewinnzone erreicht<br />
11 Telefonica: Rauswurf aus MDax<br />
98 Andis Börsenbarometer:<br />
Vermögenswirksame Leistungen<br />
– viele Vorteile für die Vorsorge<br />
moneytitel<br />
12 Vermögen aufbauen: Wie<br />
Anleger mit cleveren ETF-Strategien<br />
Top-Renditen erzielen<br />
48<br />
„Eine Dividendenkürzung wird<br />
es in Zukunft nicht geben“<br />
HARTWIG LÖGER, CEO DES<br />
VERSICHERUNGSKONZERNS VIENNA<br />
INSURANCE GROUP<br />
12<br />
Reich nach Plan<br />
Auf geht‘s! Beim Vermögensaufbau sollten Anleger<br />
nicht zögern. Doch wer reich werden will, braucht<br />
einen klugen Plan. Die lukrativsten ETF-Strategien<br />
16 ETF-Wissen: Die Revolution der<br />
Geldanlage – das kleine 1 x 1<br />
18 Sparpläne: So gelingt der Einstieg<br />
in den Aktienmarkt mit ETFs<br />
21 Anleihe-ETFs: Solide Basis und<br />
Sicherheit fürs Depot<br />
22 Green Bonds: Attraktive Rendite<br />
plus Umweltschutz – das ist genial<br />
25 Themen-ETFs: Von welchen<br />
Megatrends Anleger profitieren<br />
26 Burggraben-Strategie: Geschützte<br />
Geschäftsmodelle – neue ETFs<br />
4 Titel: Adobe Stock<br />
FOCUS MONEY 6/2024
31. JANUAR 2024 www.money.de<br />
30 Länder-und Branchen ETFs:<br />
Asien, Mexiko, Afrika – hohe<br />
Risiken, große Chancen. Plus: Die<br />
heißesten Megatrend-ETFs – von<br />
KI bis Blockchain<br />
moneymarkets<br />
34 Inflationsgewinner: Studien<br />
belegen: Jetzt ist die beste Zeit für<br />
Aktien!<br />
38 Nebenwerte: Vier innovative<br />
Schweizer Top-Performer<br />
42 Economist: Wachstum voraus<br />
– warum Indien ein Wirtschaftsboom<br />
bevorsteht<br />
45 Kolumne: Ken Fisher über die<br />
wahren Risiken an den Märkten<br />
46 Interview: Hartwig Löger, CEO<br />
der Vienna Insurence Group, über<br />
Wachstumspläne in Osteuropa<br />
54 Analyse: FOCUS MONEY deckt<br />
den Zusammenhang zwischen<br />
Zinsen und Aktien auf<br />
56 Gastbeitrag: Benjardin Gärtner,<br />
Leiter des Aktienfondsmanagement<br />
bei Union Investment über<br />
die positiven Aktientreiber 2024<br />
58 Chartsignal der Woche: Nach<br />
Ölpreis-Tief neue Chance<br />
58 Wette der Woche: M.A.X Automation<br />
– Portfolio-Perle wird verkauft<br />
60 Musterdepot: Starke Berichtssaison<br />
zieht Depots nach oben<br />
62 Marktplatz: Schneller Elektrorenner<br />
SU7 von Xiaomi; Kampfansage<br />
von O2; Neues Highend-Smartphone<br />
Samsung S24<br />
moneydigital<br />
50 Money talks: Chefökonom<br />
Werner Krämer ist vorsichtig<br />
optimistisch für 2024<br />
50 Mission Money: Christian<br />
Jasperneite von M.M. Warburg<br />
über Überraschungen und<br />
attraktive Aktienanlagen<br />
50 Mission Money: Für wen gibt es<br />
2024 mehr Geld<br />
51 Aktienanalyse: Advanced Micro<br />
Devices – ist der Chipkonzern<br />
jetzt ein Kauf?<br />
34<br />
Kreditkarte sitzt<br />
wieder locker<br />
Gehen Verbraucher bald wieder<br />
auf Shopping-Tour? Titel aus den<br />
Bereichen Konsum, Telekommunikation<br />
und Pharma gehören zu<br />
den Favoriten, wenn Preise und<br />
Zinsen fallen. Sechs Profiteure<br />
dswanlegerschutz<br />
61 EU-Diskussion: Wie wirkt sich ein<br />
Provisionsverbot in der Anlageberatung<br />
aus?<br />
moneysteuern&recht<br />
64 Steuersoftware im Test: Welche<br />
Programme und Apps die höchste<br />
Steuererstattung bringen<br />
38<br />
Die Gipfelstürmer<br />
Das Alpenland Schweiz ist nicht<br />
nur für seine hohen Berge<br />
bekannt, sondern auch für<br />
innovative, wettbewerbsfähige<br />
und wachstumsstarke Unternehmen.<br />
Vier renditestarke<br />
Leckerbissen für Anleger<br />
moneyservice<br />
70 Robo-Advisors: Vermögen<br />
professionell verwalten – die<br />
besten digitalen Manager<br />
74 Top Studie: Welche Immobilienmakler<br />
bei Kunden mit besonderer<br />
Fairness punkten<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
42<br />
Boom in Indien<br />
Obwohl Indien mit vielen strukturellen<br />
Problemen zu kämpfen hat, boomt die<br />
Wirtschaft des bevölkerungsreichsten<br />
Landes der Erde. Warum ist das so?<br />
FOCUS MONEY 6/2024<br />
Fotos: Adobe Stock (3), I. Ehm/VIG, iStock Composing: FOCUS MONEY 5
moneytitel<br />
Die Notenbanken bestimmen die<br />
Finanzmärkte – auch 2024. Am<br />
Mittwoch stellt die Federal Reserve die<br />
Weichen. Mit der richtigen ETF-<br />
Strategie sind Anleger auf alle Börsenentwicklungen<br />
gut vorbereitet<br />
von MIKA HOFFMANN<br />
VERMÖGENSAUFBAU<br />
DIE<br />
SCHLAUSTEN<br />
ETF-<br />
S<br />
12<br />
Illustration: Adobe Stock Composing: FOCUS MONEY<br />
FOCUS MONEY 6/2024
Wall Street auf Rekordjagd<br />
Der S&P 500-Index erreichte einen neuen Rekord.<br />
Die Anleger an der Wall Street setzen auf ein Idealszenario:<br />
Moderates Wirtschaftswachstum bei sinkender<br />
Inflation. Geht das gut?<br />
Dax gegen S&P 500<br />
prozentuale Entwicklung seit<br />
1.1.2019, auf Euro-Basis<br />
+80<br />
+40<br />
Dax-Performance-Index<br />
–40<br />
2019 20 21 22 23 2024<br />
Quelle: Bloomberg<br />
S&P 500<br />
0<br />
Wann sinken die Leitzinsen?<br />
Sinken die Leitzinsen schon im März? Wenn es nach<br />
den Aktien-Optimisten geht, beginnen die Federal<br />
Reserve und die EZB schon bald damit, die Geldpolitik<br />
zu lockern<br />
Leitzinsen in den USA und der Euro-Zone<br />
in Prozent<br />
Quelle: Bloomberg<br />
US-Notenbank, Target Rate<br />
1<br />
EZB, Hauptfinanzierungssatz<br />
0<br />
2021 2022 2023 2024<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Es geht wieder los. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt die<br />
amerikanische Notenbank am Mittwoch ihre Zinsentscheidung<br />
bekannt. Dass es keine Änderung der Leitzinsen geben<br />
wird, ist sicher, Analysten und Journalisten werden deswegen<br />
wieder an den Lippen von Fed-Chef Jerome Powell<br />
hängen und jedes seiner Worte auf Hinweise zur künftigen<br />
Politik der mächtigsten Notenbank der Welt analysieren. Die Europäische<br />
Zentralbank EZB hatte vergangene Woche vorgelegt. Christine Lagarde<br />
ließ die Leitzinsen unverändert und dämpfte die Hoffnungen der<br />
Anleger, dass es schon in Bälde mit Senkungen losgehen könnte.<br />
Und jetzt? Die Notenbanken bestimmen den Takt an den Weltbörsen.<br />
Die Hoffnungen auf baldige Lockerungen beflügelten seit Herbst<br />
2023 die Aktienmärkte. 2024 startete zwar holpriger. Aber an der Wall<br />
Street verzeichneten Dow Jones und Nasdaq-Index neue Rekorde. Anleger<br />
setzen auf eine „weiche Landung“ der US-Konjunktur – ein moderates<br />
Wachstum bei weiter zurückgehenden Inflationsraten. Und darauf,<br />
dass Europa, vor allem Deutschland, nicht in eine tiefe Rezession<br />
rutscht. Gelingt das? Und wie geht es an den Finanzmärkten weiter?<br />
Gerade jetzt kommt es darauf an, mit den richtigen Strategien auf die<br />
Chancen und Risiken an den Weltbörsen zu reagieren. Für die Umsetzung<br />
der richtigen Strategien sind ETFs das optimale Instrument. Wie<br />
lege ich richtig in ETFs an? (S. 16) Welche Produkte eignen sich für Sparpläne<br />
(S. 18)? Mit welchen Anleihe-ETFs stabilisiere ich mein Depot<br />
TRATEGIEN!<br />
FOCUS MONEY 6/2024 13
moneymarkets<br />
MEHR ALS IDYLLE:<br />
Die Schweiz ist mit ihren<br />
Unternehmen auch bei<br />
Innovationen Spitze<br />
Starke Währung<br />
In den vergangenen fünf Jahren wertete der Schweizer<br />
Franken gegenüber dem Euro um 20 Prozent<br />
auf, seit Euro-Einführung 1999 sogar um 70 Prozent<br />
Preis für 1 Schweizer Franken in Euro<br />
0,85<br />
2019 20 21 22 23 2024<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Schweizer Nebenwerteindex (SMIM)<br />
Kursindex in Punkten<br />
1,05<br />
1,00<br />
0,95<br />
0,90<br />
Neuer Anlauf<br />
Der 30 Aktien mittelgroßer Firmen umfassende<br />
SMIM-Index bildet nach dem 2022er Rückschlag einen<br />
Boden. Basis für die nächste Etappe nach oben?<br />
3200<br />
2800<br />
2400<br />
2000<br />
2019 20 21 22 23 2024<br />
Quelle: Bloomberg<br />
NEBENWERTE<br />
Schwyzer<br />
Leckerli<br />
Innovativ, wettbewerbsstark und obendrauf<br />
eine feste Währung: Über die Großkonzerne<br />
hinaus bietet der Schweizer Aktienmarkt<br />
attraktive Investitionsmöglichkeiten. Wie<br />
Anleger davon profitieren können.<br />
von BERND JOHANN<br />
Der Ruf des deutschen Mittelstandes ist legendär, auch<br />
an der Börse. Beherbergt er doch viele sogenannte<br />
„Hidden Champions“ oder versteckte Weltmeister: außerhalb<br />
von Fachkreisen eher wenig bekannte Unternehmen,<br />
die mit ihren sehr speziellen Produkten und ihrem Knowhow<br />
aber weltweit Spitze sind. Was gerne übersehen wird:<br />
Die Schweiz steht dem in nichts nach, auch nicht bei den<br />
Chancen solcher Firmen an der Börse.<br />
„Weltmarktführer unter dem Investitionsradar“, meint<br />
Marc Possa, Fondsmanager bei der Baseler Privatbank J. Safra<br />
Sarasin dazu. Schließlich gelte die Schweiz seit Jahren als<br />
das innovativste Land der Welt. Das zeigt sich auch an der<br />
38 Foto: Adobe Stock<br />
FOCUS MONEY 6/2024
Vorstellung etlicher Aktien an der Börse. Willkommener Nebeneffekt<br />
etwa für Anleger aus Euro-Ländern: Anteile an eidgenössischen<br />
Mittelständlern bedeuten gleichzeitig Investitionen<br />
in den starken Schweizer Franken.<br />
Tatsächlich landete die Schweiz beim jährlich erstellten<br />
Globalen Innovationsindex der Weltorganisation für geistiges<br />
Eigentum WIPO unter 132 Volkswirtschaften auch 2023<br />
auf dem ersten Platz – das sechste Mal in Folge. Das vor<br />
Schweden, den USA und Großbritannien. Deutschland kam<br />
auf Rang acht nach Finnland und den Niederlanden.<br />
Innovationstreiber Franken. Einen Hebel für die herausgehobene<br />
Stellung bildet der feste Schweizer Franken. Er ist<br />
nicht nur eine attraktive Anlagewährung. Seine stete Aufwertung,<br />
die heimische Produkte im Ausland verteuert,<br />
zwingt auch eidgenössischen Firmen, innovativer zu sein<br />
und bessere Lösungen zu bieten, um im globalen Wettbewerb<br />
zu bestehen, unterstreicht Possa. Er verweist auf Weltmarktführer<br />
wie Schindler bei Aufzügen oder das Pharmaunternehmen<br />
Bachem bei Peptiden. Die Liste lässt sich verlängern:<br />
Lindt & Sprüngli bei Schokolade, VAT Group (Ventile), Straumann<br />
Holding (Zahnimplantate) oder Ypsomed (Injektionssysteme).<br />
Oft sind diese Firmen Eigentümer-geführt.<br />
Die Schweiz allein mit ihren knapp neun Millionen Einwohnern<br />
ist als Absatzmarkt zu klein. Der Zwang, weltweit<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben, besteht so auch in Zukunft. An<br />
der Börse dürfte dies schöne Chancen schaffen. Um diese abzugreifen,<br />
startete J. Safra Sarasin im Dezember mit dem<br />
Swiss SME Plus (WKN: A3ELEU) einen neuen Aktienfonds.<br />
Er befindet sich noch in der Aufbauphase.<br />
Für Anleger sind bei Engagements in eidgenössischen Aktien<br />
allerdings einige Eigenheiten zu beachten: Viele Papiere<br />
sind – auch dank des attraktiven Franken - international<br />
gefragt. Die Bewertung der Anteilsscheine insbesondere von<br />
zukunftsträchtigen Mittelständlern fällt so nicht selten recht<br />
hoch aus. Kurs-Gewinn-Verhältnisse um 20 oder darüber bilden<br />
keine Seltenheit. Das fördert die Volatilität der Kurse.<br />
Derzeit dürfte dies aber eher eine Chance bieten: Der Swiss<br />
Market Mid Caps Index SMIM mit seinen 30 mittelgroßen Titeln<br />
kam ebenso wie der alle Nebenwerte umfassende SPI Extra<br />
Index vom Hoch in 2021 um rund 25 Prozent zurück. Die<br />
geopolitischen Spannungen und eine abkühlende Weltwirtschaft<br />
hinterließen bei exportlastigen Firmen Spuren. Inzwischen<br />
scheint sich der Markt wieder zu stabilisieren. Die<br />
nächste Etappe nach oben dürfte anstehen, sobald die Konjunktur<br />
weltweit wieder Fahrt aufnimmt.<br />
Zudem können EU-Bürger Schweizer Aktien mangels eines<br />
Abkommens zwischen Brüssel und Bern seit 2019 häufig<br />
nur in der Schweiz direkt kaufen. Das kann etwas höhere<br />
Gebühren bedeuten. Dem sollten vor allem auf mittlere Sicht<br />
aber auch attraktive Chancen gegenüberstehen. Unten und<br />
auf der nächsten Seite stellen wir drei Papiere mit starken<br />
Perspektiven vor.<br />
Gewiefte Perlensucher. Eine Alternative bieten auch hier<br />
Aktienfonds. Die Zahl der in Deutschland gehandelten Fonds<br />
mit Schweizer Mittelständlern ist überschaubar. Ein Grund:<br />
Die rund 190 Schweizer Aktiengesellschaften außerhalb des<br />
20 Papiere umfassenden Bluechip-Index SMI bringen es zusammen<br />
auf einen Streubesitz-Wert von rund 300 Milliarden<br />
Franken und damit nur etwas mehr als Nestlé allein. Zu<br />
den bekanntesten eidgenössischen Nebenwertefonds zählen<br />
der 3V Invest Swiss Small & Mid Cap der VP Bank in Liechtenstein<br />
(WKN: 989282), der GAM Swiss Small & Midcap<br />
Equity (siehe nächste Seite) , der Bellevue Entrepreneur Swiss<br />
Small & Midcap (WKN: A2ASDH) oder der Blackrock Swiss<br />
Small & Midcap Opportunities (WKN: A0RFBQ).<br />
Alle vier Fonds schlugen sich in den vergangenen Jahren<br />
besser als der SMIM-Index. Auf den SMIM wiederum existieren<br />
auch ETFs, etwa von Ishares (WKN: A0DEPL) oder der<br />
UBS (WKN: A1CW6B), die allerdings in Deutschland nicht<br />
überall gehandelt werden. Mit Blick auf die Perfomance erscheinen<br />
für Anleger mit etwas Zeit gute aktiv gemanagte<br />
Fonds als der bessere Weg, um in Unternehmen zu investieren,<br />
die, so J. Safra Sarasin-Manager Possa, „an der Spitze der<br />
Innovation stehen“.<br />
STRAUMANN HOLDING<br />
In der Favoritenrolle<br />
Das Unternehmen: Die Baseler Medizintechik-Firma mit Produktion in der<br />
Schweiz, USA und Schweden gilt als hochspezialisiert und weltweit führend<br />
bei Zahnersatz und kieferorthopädischen Lösungen mit Absatz in rund hundert<br />
Ländern. Bei vielen Profis steht die Aktie ganz oben auf der Kaufliste.<br />
Die Vision: Straumann zeigt sich als wachstumsstabil, sehr rentabel und innovativ.<br />
Ziel: ein „digitales Unternehmen der Mundgesundheit“ zu werden,<br />
so der Vorstand. Dazu passte ein bisher hohes, oft zweistelliges Wachstum<br />
mit Ausnahme 2020. Für 2023 (Ergebnis am 27. Februar 2024) ist wegen<br />
schwächerer Weltwirtschaft ein einstelliges Plus avisiert auf gut 2,4 Milliarden<br />
Franken Umsatz. Die etwas langsamere Gangart drückte den Aktienkurs.<br />
Es sollte sich nur um ein Intermezzo handeln: Bis 2027 geht der Markt bei<br />
dem florierenden Geschäft von einer Gewinnverdoppelung aus.<br />
FOCUS MONEY 6/2024<br />
Straumann Holding<br />
200<br />
160<br />
120<br />
80<br />
Kurs der Straumann-Aktie in<br />
Schweizer Franken<br />
40<br />
2020 21 22 23 2024<br />
WKN/ISIN<br />
A3DHHH/CH1175448666<br />
Börsenwert<br />
21 Mrd. CHF<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2024e/25e 38,8/33,0<br />
Dividendenrendite für 2024e/25e 0,7/0,8 %<br />
Kursziel/Stoppkurs <br />
185,00/99,00 CHF<br />
Risiko ■ ■ ■ ■ ■Kurspotenzial 40 %<br />
Quelle: Bloomberg<br />
e = erwartet<br />
39
moneymarkets<br />
ZINSEN<br />
Du machst, was ich will<br />
Die Zinsen könnten steigen und Aktien wären die Verlierer.<br />
FOCUS MONEY hat versucht, diesen Zusammenhang<br />
mathematisch zu erfassen. Eine Analyse<br />
von DIRK REICHMANN<br />
DAX ALS MARIONETTE:<br />
Steigende Zinsen belasten<br />
die Aktien<br />
Fast hätten wir es vergessen. Wer den Dax analysiert,<br />
sollte nicht nur auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
oder das Umsatzwachstum schauen. Das wäre zu<br />
einfach. Es gibt noch andere Einflussfaktoren. Hilfreich<br />
kann zum Beispiel ein Blick auf die Zinslandschaft sein.<br />
Investoren freuen sich über ein sinkendes Zinsniveau.<br />
Zehnjährige deutsche Staatsanleihen rentierten zur<br />
Jahrtausendwende mit über fünf Prozent, von Mitte<br />
2019 bis Januar 2022 waren die Renditen meist negativ.<br />
Die Kurse der Anleihen stiegen. Der Dax konnte sich in<br />
diesem Zeitraum mehr als verdoppeln (siehe Grafik Seite<br />
57 rechts oben). Eine Faustregel an der Börse lautet:<br />
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien. Doch Vorsicht!<br />
Auch andere Faktoren, die die Aktienkurse beeinflussen,<br />
dürfen nicht außer Acht gelassen werden.<br />
Immer beachten. Zinssätze steigen und fallen nicht willkürlich.<br />
In der Regel steigen sie, wenn die Inflation zunimmt.<br />
Dann werden Rohstoffe, Waren und Löhne teurer.<br />
Die Unternehmen müssen diese Kosten an ihre<br />
Kunden weitergeben. Das gelingt nicht immer. Hohe<br />
Zinsen verteuern auch Kredite für Unternehmen und<br />
private Haushalte. Darunter leiden Investitionen und<br />
Konsum und damit die Volkswirtschaft. Eine Veränderung<br />
des Zinsniveaus kann – mitunter zeitverzögert<br />
und abhängig vom Ausmaß des Anstiegs – zu einer Neubewertung<br />
des Aktienmarktes führen.<br />
54 Foto: Adobe Stock<br />
Composing: FOCUS MONEY<br />
FOCUS MONEY 6/2024
Dieses Verhalten entbehrt nicht einer gewissen Logik.<br />
Denn in der Theorie beliebte Aktienbewertungsmodelle wie<br />
das Gordon-Growth-Modell diskontieren die zukünftigen<br />
Gewinne von Aktiengesellschaften mit einer Risikoprämie<br />
und einem Zinssatz ab. Dadurch wird ihr aktueller Wert ermittelt.<br />
Steigen die Zinsen, sinkt der „faire“ Wert einer Aktie.<br />
Umgekehrt steigt der „faire“ Wert einer Aktie, wenn der Zinssatz<br />
sinkt. Voraussetzung: Andere Faktoren des Modells, wie<br />
zum Beispiel die Dividendenwachstumsrate, bleiben gleich.<br />
Im Jahr 2022 reagierten die Finanzmärkte lehrbuchmäßig:<br />
Die Renditen zehnjähriger deutscher Staatsanleihen waren<br />
Anfang des Jahres noch negativ, stiegen dann aber auf<br />
über 2,3 Prozent im Oktober 2022. Diese Entwicklung ließ<br />
auch den Dax nicht kalt – er verlor fast ein Viertel seines Wertes.<br />
Danach ließen es die Zinsen ruhiger angehen und das<br />
Börsenbarometer stabilisierte sich.<br />
Die Analyse. Wir wollten die Bedeutung des Zinses für den<br />
Aktienmarkt mathematisch erfassen. FOCUS MONEY berechnet<br />
deshalb den „fairen“ Wert des Dax. Dazu haben wir<br />
die statistische Methode der linearen Regressionsanalyse<br />
verwendet. Wir haben versucht herauszufinden, wie sich der<br />
Zusammenhang zwischen der abhängigen und der unabhängigen<br />
Variablen entwickelt. Die unabhängige Variable ist die<br />
Variable, von der angenommen wird, dass sie die abhängige<br />
Variable beeinflusst. Als unabhängige Variable diente der<br />
Bund-Future, als abhängige Variable der Dax. Dadurch wurde<br />
der Einfluss des Aktienbarometers auf den Zinssatz reduziert.<br />
Der Bund-Future ist ein Terminkontrakt auf deutsche<br />
Staatsanleihen. Er ist ein wichtiger Indikator für die Zinsentwicklung.<br />
Steigt er, sinken die Zinsen. Fällt er, steigen die Zinsen.<br />
Der Bund-Future zählt zu den liquidesten Finanzderivaten<br />
und wird sowohl zur Spekulation als auch zur<br />
Absicherung von Anleiheportfolios eingesetzt.<br />
Für unsere Analyse wählten wir die Wochenschlusskurse<br />
des Bund-Futures und des Dax seit Juni 2023. Der Terminkontrakt<br />
verlor anfangs kräftig, was nichts anderes bedeutet,<br />
als dass die Renditen kletterten. Im Oktober 2023 notierten<br />
sie fast bei drei Prozent. Der Dax verlor über 700 Punkte.<br />
Der Zusammenhang zwischen der abhängigen und der unabhängigen<br />
Variable ist eindeutig: Steigt der Future, steigt<br />
der Dax (siehe Grafik rechts Mitte). Der lineare Trend beschreibt<br />
den Trendverlauf zwischen Dax und Bund-Future.<br />
Die Gleichung lautet: y = 197,15x minus 10 141. Wichtig!<br />
Die Formel gilt nur für unseren Analysezeitraum.<br />
Notiert der Bund-Future bei 134 Punkten, beträgt der “faire”<br />
Wert des Dax 16 277,10 Punkte (197,15 mal 134 Punkte<br />
minus 10 141). Aktuell notiert der Index bei 16 555 Punkten.<br />
Damit wäre der Dax aus heutiger Sicht theoretisch um<br />
1,7 Prozent überbewertet. Das würde sich ändern, wenn der<br />
Bund-Future auf 130 Punkte fallen würde (steigende Zinsen!).<br />
Dann läge der “faire” Wert des Dax bei 15 488,50 Punkten<br />
(197,15 mal 130 Punkte minus 10 141) und wäre theoretisch<br />
um 6,9 Prozent zu teuer.<br />
Fazit. Anleger sollten die Möglichkeit steigender Zinsen<br />
nicht außer Acht lassen. Das Inflationsgespenst zeigt sich<br />
zeitweise lebendiger als von vielen Experten erwartet. Der<br />
Dax könnte dann Federn lassen.<br />
14<br />
10<br />
6<br />
Leicht überbewertet<br />
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, da risikobehaftete<br />
Wertpapiere wettbewerbsfähiger werden. Stark<br />
steigende Renditen bremsen den Dax. Das Streudiagramm<br />
zeigt, wie eng der Zusammenhang zwischen<br />
Bund-Future und Dax seit Ende Juni 2023 ist. Mit Hilfe<br />
einer Regressionsgeraden lässt sich ein „fairer“<br />
Wert für den Dax ermitteln. Derzeit ist der Index<br />
überbewertet. Sollten die Zinsen steigen, könnte<br />
dies zu Kursverlusten am Aktienmarkt führen. Wichtig!<br />
Die Gerade ist nur für das Analysefenster gültig<br />
Deutsche Aktien und Staatsanleihen<br />
Rendite zehnjähriger Staatsanleihen in Prozent<br />
Dax in Tsd. Punkten<br />
Zinsen fallen<br />
2<br />
Dax steigt<br />
–2<br />
2000 2005 2010 2015 2020 2025<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Bund-Future-/Dax-Matrix<br />
Wochenwerte vom 26.6.2023 bis 15.1.2024<br />
126<br />
17<br />
16<br />
y = 197,15x – 10 141, R²= 0,8181<br />
Bund-Future (Endloskontrakt) in Punkten<br />
128 130 132 134 136 138<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung<br />
Fairer Wert des Dax<br />
in Tsd. Punkten<br />
überbewertet<br />
unterbewertet<br />
Dax-Performance-Index<br />
Fairer Wert<br />
2023 2024<br />
JUL AUG SEP OKT NOV DEZ JAN<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung<br />
15<br />
14<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Dax in tsd. Punkten<br />
17,0<br />
16,5<br />
16,0<br />
15,5<br />
15,0<br />
14,5<br />
FOCUS MONEY 6/2024<br />
55
moneysteuern&rec<br />
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64 Foto: Adobe Stock<br />
Composing: FOCUS MONEY<br />
FOCUS MONEY 6/2024
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die durchschnittliche Bearbeitungsdauer 50 Tage.<br />
Schnellste Bearbeitung von Steuererklärungen<br />
Durchschnitt in Tagen<br />
Rheinland-Pfalz 50,0<br />
Hamburg 50,0<br />
Nordrhein-Westfal. 50,1<br />
Berlin 51,4<br />
Thüringen 53,4<br />
Sachsen-Anhalt 54,6<br />
Hessen 54,7<br />
Schleswig-Holstein 57,2<br />
Quelle: lohnsteuer-kompakt.de<br />
Bitte warten!<br />
In einigen Bundesländern müssen sich die Steuerzahler<br />
in Geduld üben, bis ihr Steuerbescheid im<br />
Briefkasten liegt. Am längsten dauert es in Brandenburg<br />
(68,9 Tage) und Bremen (68,8 Tage).<br />
Langsamste Bearbeitung von Steuererklärungen<br />
Durchschnitt in Tagen<br />
Bayern 58,4<br />
Mecklenburg-Vorp. 58,7<br />
Sachsen 59,5<br />
Saarland 60,5<br />
Niedersachsen 61,8<br />
Baden-Württemb. 63,9<br />
Bremen 68,8<br />
Brandenburg 68,9<br />
Quelle: lohnsteuer-kompakt.de<br />
FOCUS MONEY 6/2024<br />
von MARTINA SIMON<br />
Wer bietet mehr? 900 Euro? 1210 Euro oder<br />
gar 1674 Euro? Eine Steuererstattung in<br />
dieser Höhe versprechen die Softwarehersteller<br />
ihren Kundinnen und Kunden,<br />
wenn sie die jährliche Steuererklärung mit<br />
ihrem Programm erledigen. Fast alle Anbieter<br />
wie Taxfix.de, Lohnsteuer-Kompakt.de und WISO Steuer<br />
haben die durchschnittliche Rückerstattung ausgerechnet.<br />
Fakt ist: Im Schnitt gibt es 1072 Euro zurück. Das bestätigt das<br />
Statistische Bundesamt. Ein guter Stundensatz, wenn man<br />
bedenkt, dass die Erklärung mit der Software laut Herstellerangaben<br />
nur 20 Minuten bis eine Stunde dauern soll.<br />
FOCUS MONEY wollte es genau wissen und hat die gängigsten<br />
Steuerprogramme für die Erklärung 2023 auf den<br />
Neuer Rekord<br />
Im Jahr 2023 wurden erstmals mehr als 63 Millionen<br />
elektronische Steuererklärungen über die<br />
Elster-Schnittstelle beim Finanzamt eingereicht.<br />
Das ist ein neuer Rekord. Und der Trend hält an.<br />
Elektronisch abgegebene<br />
Steuererklärungen<br />
in Millionen<br />
32,4<br />
2014<br />
35,4<br />
15<br />
Quelle: elster.de<br />
36,8<br />
16<br />
38,3<br />
17<br />
40,9<br />
18<br />
43,4<br />
19<br />
45,4<br />
20<br />
43,9<br />
21<br />
62,3<br />
22<br />
63,2<br />
2023<br />
65
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