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casanostra 174 | Februar 2024

Knapp bei Kasse: Wenn die Mieterschaft an ihre Grenzen kommt | Landschaftsinitiative: Die Arbeit geht weiter | MetamorpHouse, anstatt verkaufen | Kündigungsfristen während der Ferien

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14 SERVICE RATGEBER<br />

Virtuelle Versammlungen<br />

– schon wieder<br />

passé?<br />

Gehört der Baumschnitt<br />

zu den Nebenkosten?<br />

Sorgenkind<br />

Elektroboiler: wie<br />

weiter?<br />

«Während der Pandemie hat<br />

sich in vielen Stockwerkeigentümergemeinschaften<br />

eine<br />

neue Form der Eigentümerversammlung<br />

etabliert: Die<br />

vir tuelle Versammlung.»<br />

Die Geltungsdauer der Covid-19-Verordnung<br />

3, welche die virtuellen Versammlungen<br />

für zulässig erklärt hat, ist am<br />

31. Dezember 2022 ausgelaufen. Während<br />

im revidierten Aktienrecht die Abhaltung<br />

virtueller Versammlungen ausdrücklich<br />

erlaubt wird, fehlt es an einer<br />

gesetzlichen Grundlage für die Abhaltung<br />

solcher Versammlungen im Stockwerkeigentum,<br />

denn die Bestimmungen<br />

des revidierten Aktienrechts finden auf<br />

die Beschlussfassungen von Stockwerkeigentümergemeinschaften<br />

keine Anwendung.<br />

Letztere unterliegen dem Vereinsrecht.<br />

Dieses sieht nur zwei Formen<br />

von Beschlüssen vor: Beschlüsse, die<br />

anlässlich einer Versammlung gefasst<br />

werden, und Beschlüsse, die durch<br />

schriftliche Zustimmung aller zustande<br />

kommen.<br />

Trotz fehlender gesetzlicher Grundlage<br />

scheint die Meinung heute vorherrschend<br />

zu sein, dass virtuelle Versammlungen<br />

auch ab dem 1. Januar 2023<br />

zulässig sind, wenn sie sich auf eine reglementarische<br />

Grundlage stützen können.<br />

Damit muss das Rad nicht zurückgedreht<br />

werden. Die technischen<br />

Errungenschaften, die eine Flexibilisierung<br />

der Beschlussfassung einer Stockwerkeigentümergemeinschaft<br />

ermöglichen,<br />

können weiterhin eingesetzt<br />

werden. Dazu ist aber erforderlich, dass<br />

die Stockwerkeigentümergemeinschaft<br />

ihr Reglement mit entsprechenden<br />

Bestimmungen über die virtuelle Versammlung<br />

ergänzt.<br />

Dr. Eliane E. Ganz,<br />

LL.M. Rechtsanwältin, Kämpfen<br />

Rechtsanwälte Zürich,<br />

nebenamtliche Handelsrichterin<br />

im Bereich Miete<br />

«Im Hinterhof des Mehrfamilienhauses<br />

steht eine Platane,<br />

die für gut 2000 Franken zurückgeschnitten<br />

wird, damit der<br />

Abstand zu den Fassaden gewahrt<br />

bleibt. Ich möchte diese Kosten<br />

auf die Mietparteien aufteilen –<br />

darf ich das?»<br />

Sie dürfen die Kosten für den Rückschnitt<br />

dann verrechnen, wenn die Garten-<br />

und Umgebungspflege in Ihren Verträgen<br />

ausdrücklich als Nebenkosten<br />

genannt beziehungsweise der Posten im<br />

Casafair-Mietvertrag angekreuzt ist.<br />

Falls dies nicht der Fall ist, können Ihre<br />

Mieter*innen davon ausgehen, dass<br />

die betreffende Leistung bereits durch<br />

den Mietzins abgegolten ist.<br />

Nebenkosten müssen bei der Abrechnung<br />

detailliert aufgeführt werden.<br />

Sie müssen zudem berücksichtigen,<br />

dass ausschliesslich Betriebskosten, die<br />

mit dem Gebrauch der Mietsache zusammenhängen,<br />

abgerechnet werden<br />

dürfen. Dies im Gegensatz zu den Unterhaltskosten,<br />

die zu Ihren Lasten gehen<br />

und demnach mit der Miete abgegolten<br />

sind.<br />

Zulässige Kosten beim Gartenunterhalt<br />

sind der periodische Rückschnitt<br />

von Sträuchern oder Bäumen, das Rasenmähen<br />

oder das Bewässern bei<br />

Trockenheit. Diese Kosten können als<br />

Nebenkosten den Mietenden weiterverrechnet<br />

werden, auch hier nur, wenn<br />

in den bestehenden Mietverträgen<br />

«Umgebung/Hauswartung» als Nebenkostenposition<br />

aufgeführt ist. Fehlt<br />

die entsprechende Kostenposition, muss<br />

sie formal korrekt eingeführt werden.<br />

Die Einführung stellt eine einseitige<br />

Mietvertragsanpassung dar und muss<br />

den Mietern deshalb mittels amtlichen<br />

Formulars angezeigt werden, es gelten<br />

die Fristen gemäss Art. 269d OR.<br />

Daniel Gassmann,<br />

Fachberater Casafair<br />

«Nur konsequente Kaltduscher<br />

sollten diesen Artikel überspringen,<br />

denn: alte Elektroboiler<br />

sind Stromfresser und müssen<br />

bis spätestens 2035 ersetzt werden!»<br />

Gemäss Energiestrategie 2050, dem<br />

Klimaabkommen Paris 2015 und dem<br />

CO 2-Gesetz müssen reine Elektroboiler<br />

(und zentrale Elektroheizungen) bis<br />

spätestens 2035 ersetzt werden, bei tiefgreifenden<br />

Umbauten sofort. Seit 2011<br />

dürfen keine neuen Elektroboiler mehr<br />

installiert werden, sofern sie nicht mit<br />

Solarwärme oder dem Heizsystem gekoppelt<br />

sind. Das ist hart, aber richtig,<br />

wenn wir den schädlichen CO 2-Ausstoss<br />

verringern und das in grösste Not geratene<br />

Klima retten wollen.<br />

Wir verbrauchen im Durchschnitt<br />

pro Person und Tag 50 Liter Warmwasser.<br />

Die Erwärmung eines Liters Wasser<br />

benötigt 0,058 kWh und ergibt für eine<br />

vierköpfige Familie rund 4200 kWh<br />

oder Fr. 1200.– Stromkosten pro Jahr,<br />

was 46 Prozent des Haushaltstroms entspricht.<br />

Das ist zu viel und es gibt sinnvolle<br />

Alternativen. A: Mit einem Wärmepumpenboiler,<br />

der dem Keller zusätzlich<br />

Feuchtigkeit entzieht und damit Schimmel<br />

vermeidet, kann drei Viertel elektrische<br />

Energie eingespart werden; er<br />

kostet etwa Fr. 5000.–. B: Anschluss des<br />

Boilers an die klimakonforme Heizungsanlage.<br />

C: die Montage von thermischen<br />

Sonnenkollektoren auf ihrem Hausdach<br />

für ca. Fr. 12 000.–. Die Anlage wird<br />

in fünfzehn Jahren amortisiert sein – ab<br />

dann gibt es Warmwasser praktisch zum<br />

Nulltarif. Dies ist die edelste und energieeffizienteste<br />

Art, Warmwasser aufzubereiten.<br />

Was für ein wunderbares<br />

und beruhigendes Gefühl, mit der Sonne<br />

warm zu duschen und erst noch etwas<br />

gegen den Klimawandel zu tun – packen<br />

Sie’s an!<br />

Casafair berät Sie gerne. Subventionen<br />

siehe energiefranken.ch<br />

Hannes J. Heuberger,<br />

B a u Beratungen hjh<br />

CASANOSTRA <strong>174</strong> <strong>2024</strong>

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