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Quality Engineering 01.2024

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Ausgabe 01 | 2024<br />

www.qe-online.de<br />

Interview<br />

Roundtable<br />

KI bietet Chancen für die<br />

Messtechnik, aber es gibt Hürden<br />

» Seite 24<br />

Lieferkettengesetz<br />

Unternehmen ziehen nach<br />

einem Jahr Bilanz<br />

» Seite 10<br />

E-Mobilität<br />

Dichtheit von Batterien<br />

wird automatisiert geprüft<br />

» Seite 48<br />

Jens Düffert, Witte Barskamp:<br />

„Auch Spannvorrichtungen<br />

werden zunehmend<br />

smart“<br />

» Seite 6<br />

TITELSTORY<br />

Systemcheck<br />

pusht Prozesse<br />

in Backbranche<br />

» Seite 16<br />

Qualität in der Fertigung


Industrie<br />

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2 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024<br />

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» EDITORIAL<br />

Daten als Treibstoff<br />

Daten sind das neue Öl. Zugegeben – dieser Satz ist schon reichlich abgedroschen.<br />

Er wird seit einigen Jahren in jedem zweiten Vortrag zum Thema<br />

Digitalisierung verwendet. Aber dieser Satz wird so oft wiederholt, weil<br />

er eben stimmt. Und egal, ob der Vergleich mit dem Öl nun genau passt –<br />

Daten halten unser Leben am Laufen. Sie sind die Basis für neue Geschäftsmodelle<br />

und technologische Innovationen. Und sie sind der Treibstoff<br />

für alle Systeme, die mit künstlicher Intelligenz – also KI – arbeiten.<br />

KI hat mittlerweile auch in der Qualitätssicherung Einzug gehalten.<br />

Daher widmen wir uns einmal mehr in der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> diesem<br />

Fokus-Thema. Dabei betrachten wir nicht nur die Bildverarbeitung, wo<br />

sich der Einsatz von Machine Learning und anderen Technologien schon<br />

etabliert hat. Mit einem Kreis von Experten haben wir während eines<br />

virtuellen Roundtables auch über die Möglichkeiten von KI in der<br />

Messtechnik gesprochen (Seite 24). Dabei hat sich herausgestellt, dass<br />

das Thema in diesem Bereich zwar erst am Anfang steht, aber schon<br />

jetzt ein großes Potenzial zu sehen ist.<br />

Ein ebenfalls noch recht junges Thema ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

oder LKSG. Genauso monströs wie das Wort selbst mögen<br />

manchem Unternehmen auch die Herausforderungen erscheinen, die damit<br />

verbunden sind. Laut einer BME-Umfrage ziehen die Firmen nach einem<br />

Jahr nur eine mäßig positive Bilanz (Seite 10). Doch die gute Nachricht:<br />

Es gibt Software-Anbieter, die bei der Bewältigung der Herausforderungen<br />

helfen (Seite 12). Deren Lösungen unterstützen dabei, die Informationen<br />

aus vielen verschiedenen Quellen zusammenzuführen. Denn auch beim<br />

LKSG sind Daten das Entscheidende. Sie sorgen für die nötige Transparenz.<br />

Letztlich war auch bei unserem digitalen Innovationsforum das Thema<br />

Daten allgegenwärtig (Seite 20). In dem einleitenden Panel haben wir mit<br />

den Referenten über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung<br />

diskutiert. Und auch in den Vorträgen spielten Daten und Software<br />

eine wichtige Rolle – auch wenn die Metapher mit dem Öl dort meines<br />

Wissens ausnahmsweise nicht verwendet wurde.<br />

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Markus Strehlitz, Redaktion<br />

qe.redaktion@konradin.de<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 3<br />

micro-epsilon.de/opto


» INHALT 01 | 2024 42. JAHRGANG<br />

Künstliche Intelligenz<br />

steht in der<br />

Messtechnik noch<br />

am Anfang. Doch<br />

vielversprechende<br />

Anwendungen gibt<br />

es schon.<br />

IM FOKUS<br />

Smarte<br />

Hilfe für<br />

Mess techniker<br />

» Seite 24<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

MANAGEMENT<br />

Interview<br />

Witte-Geschäftsführer Jens Düffert spricht über die<br />

Zukunft der Spanntechnik in der Qualitätssicherung 06<br />

Alles was Recht ist<br />

Produkthaftung: Wie lassen sich Kosten und<br />

Schäden beweisen? 09<br />

Sorgfaltspflichten<br />

Ein Jahr Lieferkettengesetz: Unternehmen<br />

ziehen eine erste Zwischenbilanz 10<br />

Supply Chain<br />

Software schafft Transparenz in der<br />

Lieferkette 12<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Fairer Einkauf: Was kann man als<br />

Verbraucher tun? 14<br />

Personalmanagement<br />

Künstliche Intelligenz bringt Wandel für<br />

Mitarbeiter und Unternehmen 15<br />

Dokumentenmanagement<br />

Professioneller Systemcheck sorgt für<br />

Software-Optimierung 16<br />

<strong>Quality</strong> Day<br />

Experten diskutieren über Chancen und Risiken der<br />

Digitalisierung in der Qualitätssicherung 20<br />

Normierung<br />

Regelwerke bieten Freiraum, um interne Audits<br />

moderner umzusetzen 22<br />

IM FOKUS<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Roundtable der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> zeigt<br />

Möglichkeiten des KI-Einsatzes in der Messtechnik auf 24<br />

Automobilindustrie<br />

BMW in Dingolfing prüft Karosserieteile mit<br />

Unterstützung von KI 29<br />

Optische Messtechnik<br />

Neues Messgerät prüft Rauheit auf<br />

einen Klick 32<br />

Zeichenerkennung<br />

Edge Learning automatisiert das Lesen von<br />

Verpackungs-Codes 34<br />

KUNSTSTOFF<br />

Materialprüfung<br />

Statisches Universalprüfgerät sichert Qualität<br />

von Spielwaren 38<br />

Medizintechnik<br />

Berührungsloses Messen sorgt für<br />

perfekte Oberflächen 40<br />

TECHNIK<br />

Technische Sauberkeit<br />

Bestimmung von Restschmutz-Partikeln in<br />

der Großmotorenfertigung 43<br />

Bildverarbeitung<br />

Vollautomatische 100-%-Prüfung von Hersteller<br />

von Turbolader-Baugruppen 46<br />

Batterieproduktion<br />

Dichtheitstechnik bei der Massenfertigung von<br />

Lithium-Ionen-Zellen 48<br />

Sensorik<br />

Digitalisierung: Die Intelligenz sitzt<br />

im Anschlussstecker 51<br />

News und Produkte 53<br />

4 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Industrie<br />

Bild: zaie/stock.adobe.com<br />

Ein Jahr Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG): Unternehmen ziehen<br />

mäßig positive Zwischenbilanz.<br />

» Seite 10<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

Bild: Zeiss<br />

Zur Bestimmung der Herkunft kritischer Restschmutz-Partikel bei<br />

Großmotoren nutzt Innio ein Rasterelektronenmikroskop von Zeiss.<br />

» Seite 43<br />

16 Medienmarken für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und Vernetzung<br />

für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

QUALITY WORLD<br />

Umweltanalytik<br />

Forscher bringen Ewigkeitschemikalien<br />

zum Leuchten 58<br />

Firmenindex 59<br />

Impressum 59<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 5


MANAGEMENT » Interview<br />

Interview mit Witte-Barskamp-Geschäftsführer Düffert<br />

„Messtechnik in der Fabrik braucht<br />

automatisierte Spannvorrichtungen“<br />

Die Spanntechnik für die Mess- und Prüftechnik wird in Zukunft zunehmend<br />

digitalisiert, sagt Jens Düffert, Geschäftsführer von Witte Barskamp. Im Interview<br />

berichtet er außerdem, welche Geschäftsfelder er weiter ausbauen will.<br />

Dazu gehören die Automatisierung und auch die Lohnmesstechnik.<br />

» Sabine Koll<br />

Herr Düffert, Spanntechnik gilt in<br />

der Qualitätssicherung nicht gerade<br />

als „sexy“ Produkt. Wie sehen<br />

Sie das?<br />

Jens Düffert: Ob etwas sexy ist, liegt ja<br />

mehr oder weniger im Auge des Betrachters.<br />

Aber nein, Sie haben schon recht:<br />

Wir stellen rein technische Produkte her –<br />

und die müssen zunächst einmal funktional<br />

sein und nicht emotional berühren.<br />

Doch auf der anderen Seite hören wir im<br />

Gespräch mit unseren Kunden immer<br />

wieder, dass sie unsere Spannsysteme<br />

sehr mögen, weil sie gut konstruiert sind,<br />

sehr schön gefertigt sind und eine gute<br />

Haptik haben. Sie wirken im Vergleich zu<br />

Über Jens Düffert<br />

Wettbewerbsprodukten, welche die gleiche<br />

Funktionalität haben, einfach professioneller.<br />

Das spricht viele Kunden an, im<br />

Sinne von „das mag ich lieber“ oder „damit<br />

arbeite ich lieber“. Insofern sind unsere<br />

Spannsysteme vielleicht doch sexy.<br />

Nun ist es ja so, dass sich viele<br />

Unternehmen in der Qualitätssicherung<br />

ihre Spannmittel selbst<br />

bauen. Wann wird zu Ihren Systemen<br />

gegriffen?<br />

Düffert: Keine Frage, viele Unternehmen<br />

bauen ihre Vorrichtungen selbst oder nutzen<br />

ganz einfache Dinge wie Knetmassen,<br />

um Bauteile auf der Messmaschine zu fi-<br />

Jens Düffert, Maschinenbauingenieur und studierter Betriebswirt,<br />

stieg 2009 bei Witte Barskamp ein. Seit 2016 ist er Geschäftsführer<br />

und seit 2021 Mitgesellschafter. Im März 2023<br />

wurde er zum alleinigen Geschäftsführer, da die bisherigen<br />

Mitgeschäftsführer – Firmengründer Horst Witte und dessen<br />

Sohn Andreas – sich aus dem operativen Geschäft zurück -<br />

gezogen haben. Das Unternehmen beschäftigt heute über<br />

200 Mitarbeiter – den Großteil davon am Unternehmenssitz im<br />

niedersächsischen Bleckede bei Lüneburg. Für den globalen<br />

Vertrieb gibt es Niederlassungen in den USA, in Mexiko und<br />

Singapur sowie mehr als 60 Vertriebs- und Service-Partner auf<br />

allen fünf Kontinenten.<br />

xieren. Wenn man ein Bauteil über einen<br />

längeren Zeitraum auf der Messmaschine<br />

hat und dann nie wieder, dann ist das<br />

auch sicher okay. Unser Alufix-Baukastensystem<br />

kommt immer dann zum Zug,<br />

wenn man sehr flexibel sein möchte,<br />

wenn man modulare Messmittel braucht,<br />

die man schnell montieren und schnell zu<br />

einem neuen Messmittel ummontieren<br />

kann. Ein Lohnfertiger hat ja typischerweise<br />

sehr viele verschiedene Messaufgaben<br />

und Bauteile. Für ihn kommt es darauf<br />

an, relativ zügig zwischen verschiedenen<br />

Bauteilen zu wechseln – und unsere<br />

Systeme sorgen dafür, dass die Messaufgaben<br />

bei gleicher Qualität und mit<br />

gleicher Genauigkeit erledigt werden.<br />

Wiederholbarkeit und Wiederholgenauigkeit<br />

sind die großen Vorteile. Unsere Systeme<br />

rechnen sich oft schon nach der<br />

zweiten oder dritten Messaufgabe. Hinzu<br />

kommt, dass auch Nicht-Messtechniker<br />

die Systeme einfach aufbauen können.<br />

Welche Erwartungen haben die<br />

Anwender in der Qualitätssicherung<br />

vor allem an die Spanntechnik?<br />

Sie haben ja ein zweites großes<br />

Standbein in der Zerspanung<br />

– unterscheiden sich Erwartungen?<br />

Düffert: Zwischen diesen Bereichen gibt<br />

es sehr große Unterschiede. Im Zerspanungsbereich<br />

wirken ja große dynamische<br />

Kräfte, da muss die Spanntechnik dafür<br />

sorgen, dass sich das Bauteil beim Bear-<br />

6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


eiten nicht löst. In der Messtechnik hingegen<br />

geht es darum, dass man bestimmte<br />

Messpunkte wiederholbar supergenau<br />

ermittelt. Da wirken keine Kräfte von außen<br />

auf das Bauteil. Da kann man viel filigraner<br />

aufbauen, da kommt es eher auf<br />

Wiederholgenauigkeit an.<br />

Welche Entwicklungen prägen<br />

nach Ihrer Einschätzung derzeit<br />

die Messtechnik – und was bedeutet<br />

dies für die Spanntechnik?<br />

Düffert: Wir haben ja ein starkes Standbein<br />

in der Automobilindustrie, und hier<br />

ist vor allem der Trend zur Atline- beziehungsweise<br />

Inline-Messtechnik deutlich<br />

spürbar. Damit verbunden ist, dass immer<br />

mehr optisch gemessen wird. Das heißt,<br />

es findet eine Verlagerung der Aufgaben<br />

vom Messraum in die Fertigung statt. Und<br />

auch im Messraum wird zunehmend optisch<br />

gemessen; bei einigen Kunden geschieht<br />

dies bereits heute zu 100 %. Für<br />

die Messvorrichtung ist es im Prinzip egal,<br />

ob taktil oder optisch gemessen wird. Das<br />

beeinflusst unser Geschäft also nicht. Allerdings<br />

sehen wir auch, dass im einen<br />

oder anderen Bereich bereits virtuell gemessen<br />

wird – und wenn sich dies zunehmend<br />

durchsetzt, braucht es natürlich<br />

tendenziell weniger Spanntechnik.<br />

Jens Düffert hat bei Witte Barskamp neue Strukturen geschaffen, um etwa die Geschwindigkeit<br />

bei Kundenprojekten zu erhöhen.<br />

Bild: Witte Barskamp<br />

Wird die Digitalisierung die<br />

Spanntechnik verändern?<br />

Düffert: Ja, durch die digitalen Möglichkeiten<br />

wird es Veränderungen am<br />

Markt geben. Wir denken über den Ausbau<br />

unseres Online-Konfigurators nach.<br />

Auch bei uns geht die Entwicklung dahin,<br />

Intelligenz in die Vorrichtungen zu<br />

bringen. Diese Entwicklung wird sicher<br />

nicht den klassischen Vorrichtungsbau<br />

ersetzen, doch in Zukunft wird man beide<br />

Welten miteinander kombinieren.<br />

Was heißt das konkret, wenn Sie<br />

sagen, Sie wollen Intelligenz in<br />

die Spanntechnik bringen?<br />

Düffert: Denkbar wäre es, dem Messtechniker<br />

bereits im Messprogramm Vorschläge<br />

zu unterbreiten, wo er einen<br />

»Denkbar wäre es in Zukunft, dem<br />

Messtechniker bereits im Messprogramm<br />

Vorschläge zu unterbreiten, wo er<br />

einen Spanner oder eine Messplatte<br />

positionieren sollte. Damit könnte man dem<br />

Messtechniker die Arbeit erleichtern.«<br />

Spanner oder eine Messplatte positionieren<br />

sollte. Das wird eine Software sein,<br />

die über eine Schnittstelle mit der Messgeräte-Software<br />

verbunden ist. Damit<br />

könnte man dem Messtechniker die Arbeit<br />

erleichtern. Auch könnte man für die<br />

vorausschauende Wartung der Vorrichtungen<br />

Sensorik darin verbauen, sodass es<br />

erst gar zu einem Stillstand durch Versagen<br />

oder Bruch kommt. Dann könnte man<br />

einfache Dinge abfragen, wie zum Bei-<br />

spiel, ob alle Spanner an der richtigen<br />

Stelle gesetzt sind, ob sie richtig gespannt<br />

sind oder ob ein Bauteil richtig liegt. Dafür<br />

kann man dem Bauteil oder der<br />

Spannvorrichtung die notwendigen Informationen<br />

mitgeben. Das heißt, die<br />

Spannvorrichtung erhält Sensorik. Solche<br />

Produkte sind bei uns in der Entwicklung.<br />

Wann wird es solche intelligente<br />

Spanntechnik bei Ihnen geben?<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 7


MANAGEMENT » Interview<br />

Düffert: Die ersten Neuheiten werden<br />

wir bereits dieses Jahr auf den Markt<br />

bringen. Doch in der Breite rechne ich<br />

schon noch mit ein oder zwei Jahren Entwicklungszeit<br />

bis zur Marktreife. Wir sind<br />

tief in der Entwicklung drin. Zudem wollen<br />

wir den Bereich der Automatisierung<br />

künftig noch weiter ausbauen.<br />

Was haben Sie im Bereich Automatisierung<br />

vor?<br />

Düffert: Wir sehen, dass die Qualitätssicherung<br />

in vielen Unternehmen ein großer<br />

Kostenblock ist, den man reduzieren<br />

muss. Hinzu kommt der Fachkräftemangel.<br />

Vor diesem Hintergrund werden wir<br />

oft gefragt, wie man Aufgaben so automatisieren<br />

kann, dass sie nicht mehr<br />

zwingend der Messtechniker übernehmen<br />

disierte Produkte, aber auch an solche, die<br />

wir als Projektgeschäft gezielt für die individuellen<br />

Anforderungen des Kunden<br />

entwickeln und fertigen. Wir haben nicht<br />

umsonst den Ruf, dass wir vor allem dann<br />

gefragt sind, wenn es kompliziert wird.<br />

In welchen Märkten sehen Sie für<br />

automatisierte Vorrichtungen und<br />

Transportsysteme Potenzial?<br />

»Der Trend geht dahin, dass man<br />

zunehmend übergreifend automatisierte<br />

Lösungen zwischen Messräumen und<br />

Fertigung benötigt. Das können auch<br />

selbstfahrende mobile Plattformen sein.<br />

Oder auch Hebetechnik.«<br />

muss. Wir bieten ja heute schon vollautomatisierte<br />

Systeme an – beispielsweise<br />

Beladetechnik oder unsere Strukturplatten<br />

für die Bauteillogistik. In diese Richtung<br />

denken wir weiter. Ich glaube, der<br />

Trend geht dahin, dass man zunehmend<br />

übergreifend automatisierte Lösungen<br />

zwischen Messräumen und Fertigung benötigt.<br />

Das können auch selbstfahrende<br />

mobile Plattformen sein. Oder auch Hebetechnik.<br />

Das sehe ich als einen weltweit<br />

wachsenden Markt an.<br />

Welche Rolle spielt hier die Digitalisierung?<br />

Düffert: Ohne Digitalisierung wird es<br />

auch hier nicht gehen: So wird in Zukunft<br />

das Transportmittel mit dem Messgerät<br />

kommunizieren, um zum Beispiel zeitig<br />

das nächste Bauteil aus der Fertigung<br />

zum Koordinatenmessgerät im Messraum<br />

zu bringen. Wir denken dabei an standar-<br />

Düffert: Ich muss vielleicht klarstellen,<br />

dass wir nicht generell in das Geschäft<br />

etwa mit fahrerlosen Transportsystemen<br />

einsteigen wollen. Das beherrschen andere<br />

besser. Unser Fokus wird immer auf der<br />

Kombination mit der Messtechnik liegen.<br />

Um aber auf Ihre Frage zu kommen: Die<br />

Automobilindustrie ist da sicher der Vorreiter,<br />

dem andere Branchen folgen werden.<br />

Global gesehen registrieren wir eine<br />

starke Nachfrage vor allem in Europa und<br />

den USA. Dort sind wir mit einer Vertriebsniederlassung<br />

ja genauso vertreten<br />

wie auf dem chinesischen Markt, den wir<br />

über unsere Niederlassung in Singapur<br />

bedienen.<br />

Und wie hat sich der chinesische<br />

Markt für Sie entwickelt?<br />

Düffert: Auf der einen Seite kaufen die<br />

chinesischen Industrieunternehmen –<br />

dem Wunsch der Regierung entsprechend<br />

– zunehmend heimische Produkte. Dadurch<br />

ist der Markt für uns schwieriger<br />

geworden, zumal es dort Kopierer unserer<br />

Produkte gibt, die mit Dumpingpreisen<br />

auf den Markt gehen. Auf der anderen<br />

Seite gibt es ja gerade in der chinesischen<br />

Automobilindustrie viele neue OEMs, bei<br />

denen wir mit unseren Produkten punkten<br />

können. Vollautomatisierte Lösungen wie<br />

unsere Strukturplatten können unsere<br />

chinesischen Wettbewerber eben noch<br />

nicht. Solch komplexe Produkte sind unsere<br />

Chance.<br />

Gibt es weitere Geschäftsbereiche,<br />

die Sie ausbauen wollen?<br />

Düffert: Ja, wir forcieren derzeit unser<br />

Projektgeschäft in der Form, dass wir unsere<br />

gesamte Expertise – von der Konzeption<br />

und Konstruktion über die Fertigung<br />

und Montage bis hin zur Messtechnik –<br />

als Dienstleistung am Markt anbieten. Vor<br />

allem bei voluminösen, komplexen, anspruchsvollen<br />

Teilen mit hohen Toleranzanforderungen<br />

sehen wir uns da als den<br />

richtigen Partner für unsere Kunden. Wir<br />

haben zum Beispiel mehrere Messmaschinen<br />

mit sehr großen Verfahrwegen, über<br />

die ein normaler Lohnmesstechnikbetrieb<br />

in der Regel nicht verfügt.<br />

Was haben Sie ansonsten noch<br />

verändert?<br />

Düffert: Wir haben intern neue Strukturen<br />

geschaffen, um etwa die Geschwindigkeit<br />

bei Kundenprojekten zu erhöhen.<br />

Das geht in Richtung Lean Management.<br />

So haben wir zum Beispiel ein Kundencenter<br />

eingerichtet, in dem zentral alle<br />

Anfragen eingehen und an das Projektmanagement<br />

weitergeleitet werden. Auch<br />

gestalten wir unsere Fertigung Richtung<br />

smarte Fabrik um; wir haben sieben sich<br />

selbst organisierende Fertigungsinseln<br />

mit allen Gewerken und moderner Logistik<br />

geschaffen. Das sorgt für kurze Wege<br />

und schnellere Durchlaufzeiten. Das<br />

heißt, wir haben die komplette Organisation<br />

gewissermaßen umgekrempelt. Unsere<br />

Kunden und Mitarbeiter bilden wir in<br />

der eigens dafür neu geschaffenen Witte<br />

Akademie aus. In der Außenwirkung haben<br />

wir unsere Markenstrahlkraft geschärft.<br />

Damit sind wir für die Zukunft<br />

sehr viel besser aufgestellt, um unsere<br />

Ideen in die Tat umzusetzen. Unser Ziel ist<br />

letztlich Wachstum in einem moderaten<br />

Rahmen – organisch mit bestehenden<br />

und neuen Produkten und Services, aber<br />

vielleicht sogar anorganisch durch Zukäufe.<br />

8 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Alles was Recht ist<br />

Wie lassen sich Kosten und<br />

Schäden beweisen?<br />

Selbst bei größtmöglicher Sorgfalt besteht ein Risiko, dass es im Rahmen einer<br />

Geschäftsbeziehung zu ungeplanten Kosten kommt, die weiterbelastet werden sollen.<br />

Firmen sind dann oft mit der Forderung nach Plausibilisierung dieser Kosten<br />

konfrontiert und fragen sich, welche konkreten Nachweise zu erbringen sind.<br />

In der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> informiert reuschlaw regelmäßig über rechtliche Themen.<br />

Beispielhafte Fälle hierfür können<br />

sein, dass durch ein mangelhaftes<br />

Produkt Aufwendungen entstanden sind<br />

(etwa für Nachbesserungsarbeiten) oder<br />

ein Lieferant im Vertrauen auf weitere<br />

Bestellungen des Kunden Material beschafft<br />

und bezahlt hat, das infolge ausbleibender<br />

Bestellungen nicht mehr genutzt<br />

werden kann. Aus rechtlicher Perspektive<br />

gilt grundsätzlich: Jede Partei<br />

muss die Tatsachen beweisen, die für sie<br />

günstig sind. Die sogenannte Beweislast<br />

trägt daher die Partei, die die Kosten geltend<br />

macht. Diese Partei hat sowohl das<br />

Bestehen als auch die Höhe zu beweisen.<br />

Wie diese Beweislast erfüllt wird (Beweismaß),<br />

ist davon abhängig, wie ein<br />

damit befassendes Gericht dies beurteilen<br />

würde. Im Grundsatz gilt diesbezüglich<br />

§286 Abs. 1 ZPO, wonach das Gericht von<br />

der Wahrheit der Tatsachen überzeugt<br />

werden muss. Der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) verlangt hierfür einen „für das<br />

praktische Leben brauchbare[n] Grad von<br />

Gewissheit, der verbleibenden Zweifeln<br />

Schweigen gebietet, ohne sie völlig auszuschließen“<br />

(VI ZR 164/18, Rn. 8).<br />

Im Detail hilft diese Aussage des BGH<br />

für die Frage nach den konkreten Anforderungen<br />

an einen Beweis jedoch nicht<br />

weiter. Genügt es etwa, plausible Kalkulationen<br />

zu übermitteln, oder müssen vielmehr<br />

Rechnungen vorgelegt werden?<br />

Müssen gar die Belege von erfolgten<br />

Überweisungen vorgelegt werden?<br />

Hier gilt: Es kommt darauf an. Es gibt<br />

zwar gerichtlich entschiedene Fälle (zum<br />

Beispiel das Urteil des LG Magdeburg vom<br />

11.08.2015 – 11 O 617/15), die die Vorlage<br />

von Überweisungsbelegen fordern. Allerdings<br />

ist aufgrund der diesbezüglichen<br />

Ermessensentscheidung von Gerichten<br />

stets der Einzelfall für die Anforderungen<br />

an den konkreten Nachweis maßgeblich.<br />

Ist es infolge der dargelegten Beweise<br />

streitig, ob und in welcher Höhe Kosten<br />

tatsächlich entstanden sind, obliegt es<br />

dem Gericht, im Rahmen seiner Ermessensentscheidung<br />

die Höhe eines Anspruchs<br />

„unter Würdigung aller Umstände“<br />

zu schätzen (§ 287 ZPO). Das kann im<br />

Ergebnis sowohl vor- als auch nachteilhaft<br />

sein. Daher empfiehlt es sich, entsprechende<br />

Nachweise stets so konkret<br />

und vollständig wie möglich zu erbringen.<br />

Da die Frage nach (konkreteren) Nachweisen<br />

über Kosten immer nur dann relevant<br />

wird, wenn die Gegenseite oder ein<br />

gegebenenfalls involviertes Gericht die<br />

bisherigen Nachweise als unzureichend<br />

rügt, kann es taktisch klug sein, Nachweise<br />

schrittweise zu erbringen. So können<br />

etwa zunächst interne Kalkulationen als<br />

Beweismittel vorgelegt werden. Dadurch<br />

kann erheblicher Aufwand für die häufig<br />

zeitaufwendige Aufbereitung von weiteren<br />

Unterlagen gespart werden. Um schon<br />

nicht in die Lage zu kommen, keine ausreichenden<br />

Belege zur Hand zu haben,<br />

sollten Nachweise für entstandene Kosten<br />

systematisch erfasst und verwaltet<br />

werden.<br />

Thorsten Deeg<br />

reuschlaw<br />

www.reuschlaw.de<br />

Bild: Reusch Rechtsanwälte<br />

Bild: merklicht/stock.adobe.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 9


» MANAGEMENT<br />

Ein Jahr Lieferkettengesetz: Integritynext und BME ziehen Zwischenbilanz<br />

Sorgfaltspflichten fordern<br />

die Unternehmen<br />

Nach dem ersten Jahr des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LKSG)<br />

ziehen Unternehmen ab 3000 Mitarbeitenden eine mäßig positive Bilanz.<br />

Laut Studie von Integritynext und dem Branchenverband BME stellen<br />

zeitlicher und organisatorischer Aufwand, Transparenz sowie<br />

Datenqualität die größten Herausforderungen bei der Umsetzung dar.<br />

Laut Studie beurteilen mehr als drei Viertel der Unternehmen ihre Lieferanten unter Nachhaltigkeitsaspekten oder planen dies zu tun.<br />

Bild: zaie/stock.adobe.com<br />

Unternehmen sehen einen bedeutenden<br />

Hebel für mehr Nachhaltigkeit<br />

in ihrer Lieferkette. Das gaben 66 % der<br />

Befragten im Rahmen einer Studie an, die<br />

Integritynext, ein Cloud-Lösungsanbieter<br />

für das Management von Nachhaltigkeit<br />

in der Lieferkette, gemeinsam mit dem<br />

Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf<br />

und Logistik (BME) veröffentlicht<br />

hat. Darin wurden insgesamt 244 Unternehmen,<br />

darunter vorwiegend Mitgliedsunternehmen<br />

des BME, zur Umsetzung<br />

des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LKSG) befragt. In der mittlerweile dritten<br />

Ausgabe der Studie konnten die Unternehmen<br />

zum ersten Mal von ihren praktischen<br />

Erfahrungen mit dem Gesetz berichten.<br />

Das LKSG ist am 1. Januar 2023 in Kraft<br />

getreten, um nachhaltiges und verantwortungsvolles<br />

unternehmerisches Handeln<br />

entlang der gesamten Lieferkette zu<br />

etablieren. Es regelt umfangreiche Sorgfalts-<br />

und Berichtspflichten der Unternehmen<br />

bezüglich ihrer Lieferkette. Dem<br />

Gesetz unterliegen seit dem 1. Januar<br />

2023 alle Unternehmen mit Sitz in<br />

Deutschland und mehr als 3000 im Inland<br />

Beschäftigten, seit dem 1. Januar 2024<br />

nun auch Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden.<br />

Bilanz: Gute Erfahrungen<br />

überwiegen<br />

Bisher ziehen Unternehmen eine mäßig<br />

positive Bilanz zum ersten Jahr des<br />

Gesetzes. Mit Kernelementen wie dem<br />

Aufbau eines Risikomanagementsystems<br />

(58 %) und der Durchführung regelmäßiger<br />

Risikoanalysen (41 %) bei allen direkten<br />

Lieferanten haben die bereits 2023<br />

betroffenen Unternehmen gute bezie-<br />

10 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


hungsweise sehr gute Erfahrungen gemacht.<br />

38 % aller befragten Unternehmen<br />

geben außerdem an, das LKSG helfe<br />

ihnen signifikant dabei, Nachhaltigkeit im<br />

Unternehmen und der Lieferkette in der<br />

Praxis voranzutreiben.<br />

Schwierigkeiten sehen bereits betroffene<br />

Firmen jedoch vor allem in Bereichen<br />

wie dem Ergreifen von Abhilfemaßnahmen<br />

zur Risikominimierung und bei der<br />

Umsetzung der Sorgfaltspflichten bei<br />

mittelbaren Zulieferern. Weniger als ein<br />

Drittel (30 %) der Befragten gab an, damit<br />

gute bis sehr gute Erfahrungen gesammelt<br />

zu haben. Mit der Umsetzung<br />

der Sorgfaltspflichten bei mittelbaren Zulieferern<br />

haben lediglich 14 % gute bis<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht. Dies<br />

könnte daran liegen, dass es für Unternehmen<br />

zunehmend schwierig ist, Transparenz<br />

über unmittelbare Lieferanten hinaus<br />

zu gewinnen.<br />

Risikomanagementsysteme<br />

sind unerlässlich<br />

Um die Lieferkette monitoren zu können,<br />

benötigen Unternehmen ein funktionierendes<br />

Risikomanagementsystem für<br />

ESG-Belange (Environmental, Social and<br />

Governance). Mittlerweile geben 80 %<br />

der Befragten an, ein solches System in<br />

Planung oder bereits implementiert zu<br />

haben. 2021 lag diese Zahl noch bei 57 %.<br />

Das Monitoring der Lieferkette ist jedoch<br />

komplex. Deshalb nutzen 84 % der<br />

Unternehmen Softwarelösungen, um beispielsweise<br />

Daten-Risikoanalysen durchzuführen<br />

oder Reportings zu erstellen.<br />

88 % der Softwarenutzer setzen dabei<br />

auf das Know-how von Drittanbietern.<br />

Trotz aller Bemühungen beschränken<br />

sich Einblicke in die Lieferkette bisher oft<br />

auf direkte Zulieferer. Der Überblick über<br />

die gesamte Lieferkette bleibt eine Herausforderung,<br />

da komplexe Lieferkettenbeziehungen<br />

oftmals die notwendigen<br />

Einblicke erschweren. Insgesamt haben<br />

mehr als drei Viertel der Befragten (76 %)<br />

zumindest teilweise Transparenz über ihre<br />

direkten Zulieferer. Allerdings ist zu bedenken,<br />

dass bedeutende Nachhaltigkeitsrisiken<br />

wie Zwangs- oder Kinderarbeit<br />

in vielen Branchen auf den untersten<br />

Lieferkettenebenen zu verorten sind.<br />

Bild: BME<br />

„Die Zahlen belegen, dass wir in der Umsetzung<br />

des LKSG schon viel erreicht habe“, sagt BME-<br />

Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov.<br />

„Unternehmen brauchen aber weiterhin Hilfe -<br />

stellung, um das volle Potenzial ihrer Lieferkette<br />

nachhaltig und sicher ausschöpfen zu können.“<br />

Für Unternehmen mit 3000 oder mehr<br />

Mitarbeitenden stellt zudem die Qualität<br />

der benötigten Daten eine große Herausforderung<br />

dar (50 %). Daneben sehen Unternehmen<br />

zeitlichen und organisatorischen<br />

Aufwand als die größten Hürden<br />

bei der Einhaltung der Sorgfaltspflichten.<br />

Besonders überraschend: Nur ein Zehntel<br />

Die schriftliche Online-Umfrage<br />

wurde im Zeitraum von September<br />

bis Ende Oktober 2023<br />

durchgeführt und richtete sich<br />

in erster Linie an die Mitgliedsunternehmen<br />

des BME. Der<br />

Schwerpunkt lag auf Unternehmen<br />

aus dem produzierenden<br />

Gewerbe und technologieintensiven<br />

Branchen, die häufig besonders<br />

komplexe Lieferketten<br />

aufweisen. Knapp ein Drittel<br />

der 244 teilnehmenden Firmen<br />

hat über 3000 Angestellte und<br />

fällt somit seit dem 1. Januar als<br />

erste Gruppe unter das LKSG.<br />

der bereits betroffenen Unternehmen<br />

nimmt die Berichterstattung als Herausforderung<br />

wahr. Kosten und budgetäre<br />

Fragen nennen nur 13 % als negativen<br />

Aspekt.<br />

Doch auch Unternehmen, die vor der<br />

Umsetzung des LKSG stehen, haben noch<br />

großen Handlungsbedarf. So fühlen sich<br />

nur 22 % von ihnen gut oder sehr gut<br />

vorbereitet, regelmäßige Risikoanalysen<br />

ihrer unmittelbaren Zulieferer durchzuführen.<br />

Nur ein Viertel der zukünftig betroffenen<br />

Unternehmen sehen der geforderten<br />

Dokumentation und Berichterstattung<br />

gut bis sehr gut vorbereitet entgegen.<br />

Hier gilt es Unternehmen aus den Erfahrungen<br />

anderer lernen zu lassen und<br />

die richtigen Tools und Prozesse rechtzeitig<br />

einzuführen.<br />

„Die Zahlen belegen, dass wir in der<br />

Umsetzung des LKSG schon viel erreicht<br />

haben. Unternehmen brauchen aber weiterhin<br />

Hilfestellung, um das volle Potenzial<br />

ihrer Lieferkette nachhaltig und sicher<br />

ausschöpfen zu können“, betont BME-<br />

Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov.<br />

Während unmittelbare Lieferanten<br />

bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten<br />

schon gut vorankämen, bestehe bei den<br />

mittelbaren Zulieferern aber noch großer<br />

Handlungsbedarf.<br />

Über die Studie<br />

Über ein Drittel umfasst zudem<br />

Unternehmen mit 1000 bis<br />

3000 Mitarbeitenden, für die<br />

das LKSG erstmalig seit dem<br />

1. Januar 2024 gilt. Die übrigen<br />

Unternehmen mit weniger als<br />

1000 Angestellten sind nicht<br />

direkt vom LKSG betroffen.<br />

Die komplette Studie kann<br />

bei Integritynext angefordert<br />

werden unter:<br />

https://hier.pro/<br />

XluZT<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 11


» MANAGEMENT<br />

Software-Plattform hilft beim LKSG<br />

Transparenz in der<br />

Lieferkette<br />

Die Grundlage, um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zu erfüllen, sind<br />

Informationen. Doch die Daten liegen in vielen unterschiedlichen Quellen<br />

und zum Teil in unstrukturierter Form vor. Start-ups wie Osapiens stellen<br />

dafür Software bereit, die bestimmte Aufgaben automatisiert übernimmt.<br />

» Markus Strehlitz<br />

Unternehmen müssen<br />

für das LKSG eine riesige<br />

Menge an Daten<br />

analysieren. Bei tausenden<br />

von Lieferanten<br />

lässt sich das kaum<br />

manuell bewältigen.<br />

Bild: Production Perig/stock.adobe.com<br />

feranten hat. Dann lässt sich das vielleicht<br />

mit einem Excel Sheet bewältigen“,<br />

so Wawrzinek. Bei Unternehmen mit<br />

1000, 10.000 oder sogar 100.000 Lieferanten<br />

sei dies eine deutlich komplexere<br />

Aufgabe. Und diese ließe sich kaum ohne<br />

eine spezialisierte Software bewältigen.<br />

Sein Unternehmen stellt Firmen genau<br />

eine solche Software zu Verfügung. Im<br />

Zuge des LKSG und weiterer Richtlinien in<br />

Sachen Nachhaltigkeit entsteht gerade<br />

eine Art Ökosystem aus Anbietern, die<br />

Unternehmen dabei helfen, mit den<br />

wachsenden Anforderungen fertig zu<br />

Unternehmen stünden vor einer großen<br />

Herausforderung, sagt Stefan<br />

Wawrzinek, Co-Founder des Start-ups<br />

Osapiens. Um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LKSG) zu erfüllen, müssten<br />

sie sicherstellen, dass ihre Lieferketten<br />

nachhaltig sind – also dass es keine<br />

Fälle von Kinderarbeit, Diskriminierung<br />

und Umweltschäden gibt. Das bedeutet:<br />

Unternehmen müssen sämtliche Lieferanten<br />

analysieren, die Risiken identifizieren<br />

und dann entsprechende Abhilfemaßnahmen<br />

einleiten. „Das ist noch relativ einfach,<br />

wenn ein Unternehmen nur 50 Liewerden.<br />

Denn die Herausforderungen sind<br />

in der Tat groß. Die Informationen, die<br />

dafür benötigt werden, liegen in vielen<br />

verschiedenen Quellen vor. Und sie sind<br />

nicht nur in Tabellen zu finden, sondern<br />

verstecken sich auch in unstrukturierten<br />

Formaten wie zum Beispiel langen Texten.<br />

Das wird deutlich, wenn Wawrzinek erklärt,<br />

wie die Software von Osapiens arbeitet.<br />

„Wir werten weltweit sehr viele<br />

Quellen aus, die etwa von NGOs oder von<br />

Regierungen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Daraus berechnet unsere Software<br />

dann, welches Risiko potenziell für einen<br />

12 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


estimmten Lieferanten in einer bestimmten<br />

Industrie entstehen könnte.“<br />

Neben Berichten der verschiedenen Organisationen<br />

und Institutionen werden auch<br />

Zeitungsartikel analysiert. „Unsere Software<br />

liest quasi jeden Tag mehrere tausend<br />

Zeitungsquellen – national und international.<br />

Dabei versucht sie zu erkennen:<br />

Ist in dieser Zeitung ein Bericht enthalten,<br />

der potenziell eine Gefahr im Zusammenhang<br />

mit dem LKSG beinhalten<br />

könnte? Und ist eines meiner Unternehmen<br />

davon betroffen?“<br />

Dafür nutzt Osapiens auch Künstliche<br />

Intelligenz (KI). Im Gegensatz zu bestimmten<br />

Indizes wie etwa dem Human<br />

Freedom Index befinden sich in den Zeitungsartikeln<br />

keine konkreten Zahlenwerte.<br />

In einem solchen Text werde lediglich<br />

beschrieben, wie das Risiko aussieht, so<br />

Wawrzinek. „Unsere KI liest diesen Text<br />

und evaluiert automatisch: Welches Risiko<br />

ist in dem Text enthalten und wie kritisch<br />

ist das Risiko?“<br />

Workflow-Engine<br />

verschickt Fragebögen<br />

Die Software analysiert aber nicht nur das<br />

Risikopotenzial. Sie unterstützt auch bei<br />

den operativen Maßnahmen, die daraus<br />

folgen. Mit einer integrierten Workflow-<br />

Engine lassen sich bestimmte Prozesse<br />

automatisieren. Das Tool verschickt zum<br />

Beispiel selbstständig Fragebögen an die<br />

Lieferanten aufgrund von bestimmten<br />

Kriterien. „Wenn es nach zwei Wochen<br />

darauf keine Antwort gibt, geht die Software<br />

davon aus, dass etwas nicht stimmt,<br />

und fragt noch einmal nach. Das Gleiche<br />

passiert nach weiteren zwei Wochen.“<br />

Falls es dann noch immer keine Rückmeldung<br />

gebe, werde der Fall an die zuständigen<br />

Mitarbeiter weitergeleitet.<br />

Zu jedem Lieferanten wird eine digitale<br />

Akte angelegt. Aus dieser heraus kann die<br />

Software auch Vorschläge für bestimmte<br />

Maßnahmen machen, die im LKSG klar definiert<br />

sind. Das können zum Beispiel vertraglichen<br />

Anpassungen sein. Die Durchführung<br />

der Maßnahme wird dann wiederum<br />

in der Akte festgehalten. „Es ist ein wesentlicher<br />

Vorteil unserer Lösung, dass alles,<br />

was vorfällt, dokumentiert und Auditsicher<br />

abgelegt wird“, erklärt Wawrzinek.<br />

Software-Lösungen wie die von Osapiens<br />

können die Mitarbeiter in den Unternehmen<br />

entlasten, indem sie diesen<br />

gerade durch die Automatisierungsfunktionen<br />

viele Aufgaben abnehmen. Denn<br />

das Personal im Einkauf, in den Compli -<br />

ance-Abteilungen und im Qualitätsmanagement<br />

kann sich ohnehin nicht über<br />

mangelnde Beschäftigung beklagen. Die<br />

Anforderungen durch das LKSG kommen<br />

nun noch zusätzlich hinzu.<br />

Laut Wawrzinek ist noch mit mehr Arbeit<br />

zu rechnen. Das LKSG sei erst der Anfang.<br />

„Es wird noch viele weitere Gesetze<br />

im Bereich Nachhaltigkeit geben, die<br />

ebenfalls Transparenz einfordern.“ Dazu<br />

zählt etwa die Corporate Sustainability<br />

Reporting Directive (CSRD). Diese sei<br />

noch deutlich komplexer als das LKSG, so<br />

Wawrzinek. Die Berichtspflicht umfasse<br />

bis zu 1300 KPIs. Und auch dafür bräuchten<br />

Unternehmen die Unterstützung<br />

durch eine spezialisierte Software.<br />

Osapiens verfolgt daher ein Plattformkonzept.<br />

Auf dem sogenannten Osapiens-<br />

Hub will der Anbieter alle Funktionen bereitstellen,<br />

die für eine ganzheitliche<br />

Transparenz sorgen. „Unternehmen wollen<br />

nicht für jedes neue Gesetz eine eigene<br />

Software“, sagt Wawrzinek. „Sondern<br />

sie wollen eine einzige Plattform nutzen,<br />

Bild: Osapiens<br />

die all das, was man aus einer Anforderung<br />

gelernt hat, auch auf andere überträgt.“<br />

Mehr Flexibilität dank<br />

der Cloud<br />

Bereitgestellt wird diese Plattform in der<br />

Cloud, wobei Wawrzinek betont, dass alle<br />

Daten Eigentum des Anwenderunternehmens<br />

bleiben und die Technologie in einem<br />

deutschen Rechenzentrum betrieben<br />

wird. Ein Vorteil einer Cloud-Lösung sei,<br />

dass sie viel Flexibilität biete, um mit den<br />

bereitgestellten Software-Funktionen<br />

schnell auf neue rechtliche Anforderungen<br />

reagieren zu können.<br />

Um von den Vorteilen einer Software<br />

wie der von Osapiens profitieren zu können,<br />

bedarf es aber einer soliden Basis. „Je<br />

mehr Daten ein Unternehmen schon in<br />

digitaler Form hat, desto schneller lässt<br />

sich eine Lösung wie unsere umsetzen“,<br />

erklärt Wawrzinek. Die Stammdaten seien<br />

die Grundlage, auf der die Software aufsetzt.<br />

Ein funktionierendes Stammdatenmanagement<br />

und eine konsolidierte digitale<br />

Ablage sind zwar keine triviale Aufgabe.<br />

Doch das ist die Hausaufgabe, die<br />

Unternehmen zunächst erledigen müssen,<br />

um sich beim LKSG Unterstützung durch<br />

Software zu holen.<br />

Die Software von<br />

Osapiens zeigt das<br />

Risikopotenzial auf.<br />

Dafür durchforstet<br />

sie auch weltweit<br />

Zeitungsartikel.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 13


Bild: Oleg/stock.adobe.com<br />

Die gesamte Lieferkette im<br />

Blick zu behalten, das ist im<br />

privaten Umfeld schwierig.<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Einfacher Einkauf?<br />

Das Management der Lieferkette ist ein essenzielles Thema für jedes<br />

Unternehmen. Aber wie steht man eigentlich im privaten Umfeld dazu?<br />

Wie wichtig ist es, genau zu schauen, wo und was man kauft? Die Redaktion<br />

von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> hat dazu zwei unterschiedliche Meinungen.<br />

Bild: Studioline Photography<br />

Sabine Koll, Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />

bestellt möglichst<br />

nichts beim großen A.<br />

Es ist zeitaufwendig, das<br />

Lieferkettengesetz gewissermaßen<br />

im Alltag umzusetzen.<br />

Ein paar Regeln habe ich<br />

mir diesbezüglich aber auferlegt:<br />

So bestelle ich keine Ware<br />

online beim großen A, weil<br />

ich die Arbeitsbedingungen<br />

für die Beschäftigten alles andere<br />

als gutheiße. Das heißt,<br />

dass ich manchmal länger recherchieren<br />

muss, wo ich ein<br />

Produkt beziehen kann. Beim<br />

Kauf von Kleidung schaue ich außerdem genau hin,<br />

wo und wie die Ware produziert wurde. Auch in<br />

China oder Bangladesch, so habe ich mittlerweile gelernt,<br />

kann im Hinblick auf Menschenrechte und<br />

Umwelt durchaus ordentlich produziert werden. Bei<br />

Lebensmitteln achte ich möglichst auf heimische<br />

Produkte. Das Gemüse aus dem eigenen Garten zahlt<br />

natürlich stark darauf ein. Auch ersetze ich beim<br />

Backen Ahornsirup durch Rübenkraut von der Grafschaft.<br />

Aber ohne Kompromisse geht‘s nicht: Ich will<br />

weder auf Bananen noch auf Schokolade verzichten<br />

– auch wenn letztere aus Waldenbuch kommt.<br />

Als Otto-Normalverbraucher<br />

bei der Auswahl von<br />

Produkten zu erkennen, ob<br />

diese auf nachhaltige Weise<br />

hergestellt wurden, ist<br />

schwierig. Bei Lebensmitteln<br />

gibt immerhin das Bio-Siegel<br />

eine Orientierung – doch über Markus Strehlitz,<br />

eine faire Produktion sagt dieses<br />

auch nichts aus. Bei Klei-<br />

<strong>Engineering</strong>, braucht<br />

Redaktion <strong>Quality</strong><br />

dung ist es noch schwieriger. nicht immer Neuware.<br />

Sind Hosen oder T-Shirts, die<br />

in einem asiatischen Schwellenland<br />

gefertigt wurden, aus Nachhaltigkeitsperspektive<br />

automatisch fragwürdig? Ich weiß es einfach<br />

nicht. Es gibt Firmen, die laut eigener Aussage<br />

fair produzieren lassen. Von denen habe ich auch das<br />

eine oder andere Kleidungsstück im Schrank. Aber<br />

man kann sich ja nicht nur mit wenigen Marken ausstatten.<br />

Ich kaufe mittlerweile zunehmend Second-<br />

Hand-Mode in den entsprechenden Online-Shops.<br />

Dort gibt es eine riesige Auswahl zu guter Qualität.<br />

Ich kann dabei zwar auch nicht prüfen, wie die<br />

Sachen hergestellt wurden. Aber ich habe immerhin<br />

einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet.<br />

Bild: Tom Oettle<br />

14 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


MANAGEMENT «<br />

KI und Personalmanagement<br />

Wandel für Mitarbeiter<br />

und Unternehmen<br />

Künstliche Intelligenz (KI) hat mittlerweile Einfluss auf alle Bereiche<br />

des Lebens – dazu zählt auch das Personalwesen. Das reicht<br />

von speziellen Tools für das Talentmanagement bis zum Umgang<br />

mit den Ängsten der Mitarbeiter vor der Technologie.<br />

Eines der größten Diskussionsthemen in der<br />

Wirtschaft ist der zu erwartende, immer stärker<br />

werdende Einsatz von KI. Vor allem das Personalmanagement<br />

wird sich hier mit den weitreichenden<br />

Problemstellungen, welche die gesamte Arbeitswelt<br />

betreffen können, befassen müssen.<br />

Konkrete Beispiele hierfür sind:<br />

• Veränderungen, die das Arbeitsumfeld „Personal“<br />

betreffen: Einführung von KI-gestützten Tools für<br />

das Talentmanagement und die Automatisierung<br />

von wiederkehrenden Aufgaben wie der Auswahl<br />

von Bewerbungen. Dies erfordert Schulungen für<br />

Mitarbeiter, um sich mit den neuen Technologien<br />

vertraut zu machen und effektiv damit arbeiten zu<br />

können. Außerdem muss sich die Personalarbeit<br />

gezielt über neue Berufsbilder, Ausbildungsrichtungen<br />

und so weiter informieren, die in den einzelnen<br />

Fachabteilungen eines Unternehmens entstehen.<br />

• Datenschutz und Ethik: Implementierung von KIbasierten<br />

Analyse-Tools für Mitarbeiterleistungen<br />

und -verhalten. Es wird notwendig werden, Datenschutzrichtlinien<br />

zu aktualisieren und sicherzustellen,<br />

dass Mitarbeiter über die Art der gesammelten<br />

Daten informiert sind und deren Verwendung<br />

verstehen.<br />

• Angst vor Arbeitsplatzverlust: Mit dieser Thematik<br />

proaktiv umgehen und zum Beispiel klar kommunizieren,<br />

dass KI als Unterstützung für Mitarbeiter<br />

dient und die menschliche Arbeitskraft ergänzt,<br />

anstatt sie zu ersetzen.<br />

• KI-Fachkräftemangel: Schaffung von Schulungsprogrammen<br />

für bestehende Mitarbeiter, um ihre<br />

Fähigkeiten im Umgang mit KI zu verbessern. Wie<br />

unter Punkt 1 bereits angedeutet, auch die entsprechenden<br />

Wege und Maßnahmen suchen und<br />

beherrschen, um die Einstellung externer Talente<br />

mit entsprechender KI-Expertise realisieren zu<br />

können.<br />

Die Beratungsgruppe wirth + partner informiert in <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> regelmäßig über<br />

Personal und Karriere.<br />

Dies sind nur einige Beispiele, welche die ganze<br />

Bandbreite der KI-Thematik aufzeigen sollen. Welche<br />

konkreten Maßnahmen im einzelnen Unternehmen<br />

und auf welche Weise umgesetzt werden müssen,<br />

hängt natürlich von den individuellen Aufgabenstellungen<br />

und Arbeitsinhalten ab, die in einer Firma zu<br />

bewältigen sind.<br />

Welche kulturellen Veränderungen<br />

und was für Auswirkungen die<br />

Künstliche Intelligenz auf die Zusammenarbeit<br />

im Unternehmen<br />

entstehen können, werden wir erst<br />

in der Zukunft sehen. Um eine positive<br />

Einstellung und Akzeptanz zu<br />

erreichen, wird es aber vor allem<br />

Aufgabe der Führungsebene sein,<br />

die Bedeutung von KI in der Unternehmensstrategie<br />

zu betonen.<br />

Bild: wirth + partner<br />

Udo Wirth<br />

wirth + partner<br />

www.wirth-partner.com<br />

Bild: tomertu/stock.adobe.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 15


» MANAGEMENT<br />

Professioneller Systemcheck sorgt für Software-Optimierung<br />

Frischer Wind in den<br />

Managementprozessen<br />

Bei Bäko Hansa vereinfacht ein Integriertes Managementsystem von<br />

Consense die standortübergreifende Dokumentation, das im Laufe<br />

der Zeit um spezielle Module erweitert wurde. Ein Systemcheck nach<br />

gut einem Jahrzehnt hat eine ganze Reihe von Ansätzen zur<br />

Optimierung aufgedeckt, die nun schrittweise umgesetzt werden.<br />

Bäko Hansa ist Teil des genossenschaftlichen<br />

Verbandes Bäko, der Produkte und Dienstleistungen<br />

für das Bäcker- und Konditorhandwerk bietet.<br />

Um von der Auftragsannahme bis zur Auslieferung<br />

die Abnehmer rundum zufriedenzustellen und<br />

die Effizienz der Genossenschaft stetig zu verbessern,<br />

werden alle organisatorischen, kaufmännischen und<br />

technischen Abläufe kontinuierlich überprüft und<br />

optimiert. Dabei leistet das Integrierte Managementsystem<br />

IMS Enterprise von Consense seit 2011 elektronische<br />

Unterstützung.<br />

Mithilfe der Software hat das Unternehmen ein<br />

umfassendes zentrales Dokumentenmanagementsystem<br />

aufgebaut, das die transparente Steuerung und<br />

die revisionssichere Archivierung von Dokumenten<br />

und Prozessen übernimmt. Alle Mitarbeitenden der<br />

Mehr Transparenz: Das Managementsystem erfasst alle Prozessschritte und ordnet Zuständigkeiten eindeutig zu.<br />

Bild: Bäko Hansa<br />

16 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Bild: Bäko Hansa<br />

Alle Vorgaben unter<br />

einem Hut: Neben dem<br />

Qualitätsmanagement<br />

organisiert IMS Enterprise<br />

bei Bäko Hansa<br />

auch weitere Normen<br />

und Richtlinien — zum<br />

Beispiel lebensmittelrechtliche<br />

Anforderungen<br />

(HACCP).<br />

fünf Standorte haben Zugang zu IMS Enterprise –<br />

viele nur lesend, andere auch mit Änderungsberechtigungen.<br />

„Hinter der Einführung der Software stand<br />

das Ziel, unsere standortübergreifende Dokumenta -<br />

tion zu vereinfachen, zum Beispiel durch die elektronische<br />

Lenkung von Informationen mit eindeutiger<br />

Zuordnung. Das sollte uns bei der Umsetzung der<br />

Anforderungen aus der Qualitätsmanagementnorm<br />

DIN EN ISO 9001 unterstützen“, sagt Carolin Feuerhahn,<br />

Teamleiterin Qualitätsmanagement. In den<br />

über zehn Jahren hat sich die Nutzung des Managementsystems<br />

mehr als bewährt. Inzwischen werden<br />

neben dem Qualitätsmanagement auch weitere Normen<br />

und Richtlinien mit der Software organisiert –<br />

darunter Vorgaben aus Bio, KAT, RSPO, Energie- und<br />

Arbeitsschutzmanagement sowie lebensmittelrechtliche<br />

Anforderungen (HACCP) und demnächst auch<br />

IFS Wholesale am Standort Hildesheim.<br />

System lässt sich flexibel an<br />

neue Anforderungen anpassen<br />

Beim Aufbau des Systems profitierte das Unternehmen<br />

von der flexiblen Gestaltung der Softwarelösungen.<br />

Die Basissoftware lässt sich durch verschiedene<br />

Module erweitern. Damit können Firmen und Organisationen<br />

das Integrierte Managementsystem ihren<br />

besonderen Bedürfnissen optimal anpassen.<br />

So fallen bei Bäko Hansa jährlich etwa 130 interne<br />

Audits an, die mit viel Aufwand bei der Planung,<br />

Durchführung und Nachbereitung verbunden sind.<br />

Hier nutzt das genossenschaftlich organisierte Unternehmen<br />

inzwischen das Modul Consense Auditmanagement,<br />

das durch Zeitpläne, automatische<br />

Terminüberwachungen und Benachrichtigungen bei<br />

Verzögerungen oder Ergebnisabweichungen die Abläufe<br />

und die weitere Bearbeitung unterstützt. „Die<br />

internen Audits planen und dokumentieren wir seit<br />

der Einführung des softwarebasierten Systems jetzt<br />

viel effizienter“, so Carolin Feuerhahn. „Wir erleben<br />

außerdem, dass durch die stetige Kontrolle das Verständnis<br />

für die Sinnhaftigkeit von Prozessvorgaben<br />

bei unseren Beschäftigten gestiegen ist. Interne Audits<br />

wurden früher als ein Vorgang wahrgenommen,<br />

der Abweichungen offenlegt. Inzwischen werden sie<br />

auch als Chance verstanden, um Verbesserungsvorschläge<br />

einzubringen – und das wird rege genutzt.“<br />

Maßnahmenmanagement erfasst<br />

zentral alle Aufgaben<br />

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die den Arbeitsalltag<br />

entscheidend erleichtern können und sich in<br />

relativ kurzer Zeit umsetzen lassen. Mitarbeitende<br />

von Bäko Hansa wünschten sich zum Beispiel die Ergänzung<br />

einer Information im Warenwirtschaftsprogramm,<br />

um im Arbeitsalltag nicht zwischen mehreren<br />

Programmen hin und her springen zu müssen und<br />

damit Zeit zu sparen. In einem anderen Fall kam der<br />

Vorschlag, bei der „Pick-by-voice“-Kommissionierung<br />

die Angabe des zu packenden Gesamtvolumens in<br />

Litern gleich zu Anfang der Ansage<br />

an die ausführende Person mitzuteilen,<br />

damit diese direkt die richtige<br />

Verpackungsgröße wählt und<br />

notwendige Ladehilfsmittel hinzuziehen<br />

kann.<br />

Sinnvolle Verbesserungsvorschläge<br />

des Teams wie diese sollen<br />

schnell übernommen werden. Dabei<br />

hilft im Arbeitsalltag ein weiteres<br />

Modul – das Consense Maßnahmenmanagement.<br />

Es erfasst zentral<br />

alle anstehenden Aufgaben aus unterschiedlichen<br />

Quellen, weist diese<br />

den zuständigen Beschäftigten<br />

Bild: Consense<br />

Dr. Stephan Killich<br />

Geschäftsführung<br />

Consense<br />

www.consense-gmbh.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 17


» MANAGEMENT<br />

„Wir haben auf Basis der Ergebnisse dann einen Projektplan<br />

für 2023 erstellt und einige Maßnahmen beschlossen,<br />

mit denen wir unser System für die Nutzenden<br />

zukünftig noch attraktiver und benutzerfreundlicher<br />

gestalten wollen“, so Carolin Feuerhahn.<br />

Dazu führte Bäko Hansa Anfang 2023 zunächst eine<br />

Umfrage unter den Beschäftigten durch. Darin wurde<br />

unter anderem danach gefragt, für wie wichtig die<br />

Mitarbeitenden das Integrierte Managementsystem<br />

in ihrem Arbeitsalltag halten, wie häufig sie es nutzen<br />

und welche Funktionen sie hauptsächlich anwenden.<br />

Dabei kristallisierte sich Verbesserungspooder<br />

Organisationseinheiten zur Ausführung zu und<br />

steuert die Planung, Durchführung und Dokumentation.<br />

„Mit dem Maßnahmenmanagement lenken wir<br />

nicht nur alle aus den Audits hervorgehenden Korrekturmaßnahmen<br />

und Empfehlungen, wir nehmen<br />

auch die Verbesserungsvorschläge unserer Mitarbeitenden<br />

mit auf und überprüfen später die Ausführung.<br />

Unsere Belegschaft erlebt, dass Vorschläge auf<br />

diese Weise schnell umgesetzt werden. Das schafft<br />

Akzeptanz für das System“, erklärt die Qualitätsmanagement-Teamleiterin.<br />

Seit der Einführung von IMS Enterprise ist inzwischen<br />

ein Jahrzehnt vergangen, in dem sich sowohl<br />

das Unternehmen als auch die Software weiterentwickelt<br />

haben. Darum hat Bäko Hansa im Jahr 2022<br />

von Consense einen Systemcheck durchführen lassen.<br />

Die Experten aus dem Bereich Management-<br />

Consulting, der Beratungsdienstleistungen des Softwareentwicklers<br />

umfasst, führten eine professionelle<br />

Analyse des bestehenden Managementsystems<br />

durch. Sie überprüften, ob das System noch zu den<br />

aktuellen Anforderungen passt und alle Möglichkeiten,<br />

welche die Software bietet, vollständig ausnutzt.<br />

Umfrage deckt<br />

Verbesserungspotenzial auf<br />

Zum Unternehmen<br />

Bild: Bäko Hansa<br />

Die Bäko-Gruppe ist ein<br />

deutschlandweiter genossenschaftlicher<br />

Verband,<br />

der seine Mitglieder und<br />

einen weiteren Kundenkreis<br />

mit Produkten und<br />

Dienstleistungen für das<br />

Bäcker- und Konditorhandwerk<br />

beliefert. Bäko Hansa<br />

mit der Zentrale in Hamburg<br />

und vier weiteren<br />

Standorten beschäftigt<br />

275 Mitarbeitende und versorgt<br />

rund 1.000 Abnehmer<br />

mit Rohstoffen, Bedarfsgegenständen,<br />

Reinigungsmitteln,<br />

Maschinen, Geräten,<br />

Ladeneinrichtung und<br />

mehr.<br />

Das Kerngeschäft des Unternehmens<br />

ist die Logistik,<br />

darunter auch die Filialkommissionierung.<br />

Im<br />

hauseigenen Verteilzentrum<br />

werden Artikel für<br />

verschiedene Filialen der<br />

Mitglieder und des Kundenkreises<br />

in individuellen<br />

Stückzahlen, teilweise in<br />

Kleinstmengen, zusammenstellt.<br />

Für die Belieferung<br />

steht ein Fuhrpark mit<br />

50 Lkw bereit.<br />

18 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


tenzial heraus, mit dem sich die Verantwortlichen<br />

des Unternehmens im Rahmen ihres Projekts „Akzeptanz<br />

erhöhen“ 2023 aktiv beschäftigten.<br />

„Im Rahmen des Systemchecks haben wir wertvolle<br />

Hinweise erhalten, wie sich Systemeinstellungen<br />

im Hintergrund und auch solche, die für die Nutzenden<br />

sichtbar sind, weiter optimieren lassen, um das<br />

System noch ansprechender zu gestalten. Das haben<br />

wir nach der Umfrage genutzt, um Anpassungen vorzunehmen“,<br />

berichtet Carolin Feuerhahn. „So haben<br />

wir zum Beispiel die im Hintergrund festgelegten<br />

Geltungsbereiche überarbeitet, um unsere Mitarbeitenden<br />

nicht mit Informationen zu überfrachten.<br />

Auch die Sichtbarkeiten im Managementsystem haben<br />

wir ein wenig eingeschränkt: Unser System enthält<br />

über 1.000 Elemente. Grundsätzlich sollen alle<br />

unsere Beschäftigten einen weitreichenden Einblick<br />

erhalten. An manchen Stellen machen jedoch Einschränkungen<br />

der Sichtbarkeit Sinn, um unseren<br />

Mitarbeitenden bei der Informationssuche das Auffinden<br />

der für ihren Arbeitsbereich relevanten Inhalte<br />

zu vereinfachen.“<br />

Neue Website soll<br />

Begeisterung steigern<br />

Im nächsten Schritt steht bei Bäko Hansa die Überarbeitung<br />

der Startseite auf der Agenda, um diese optisch<br />

aufzufrischen und noch einladender zu gestalten.<br />

Das Integrierte Managementsystem des Unternehmens<br />

wurde im Laufe der Jahre zwar stetig optimiert,<br />

aber der Fokus richtete sich dabei lange Zeit<br />

besonders auf die Inhalte. „Auch bei der Con sense<br />

Software hat sich innerhalb eines Jahrzehnts viel getan:<br />

Es gibt inzwischen viele tolle neue Möglichkeiten,<br />

mit denen sich das System nicht nur inhaltlich,<br />

sondern auch optisch noch ansprechender und anwendungsfreundlicher<br />

ausrichten lässt. Das wollen<br />

wir jetzt unbedingt nutzen“, sagt Carolin Feuerhahn.<br />

„Mit der Neugestaltung unserer Start seite haben wir<br />

bereits begonnen und sind davon überzeugt, dass wir<br />

damit die Begeisterung unter unseren Beschäftigten<br />

für das Managementsystem weiter steigern können.“<br />

Eine Wiederholung der firmenweiten Befragung in<br />

etwa einem Jahr soll dies bestätigen.<br />

Bild: Bäko Hansa<br />

„Die internen Audits<br />

planen und dokumentieren<br />

wir seit der Einführung<br />

des softwarebasierten<br />

Systems viel<br />

effizienter“, berichtet<br />

Carolin Feuerhahn,<br />

Teamleiterin Qualitätsmanagement.<br />

Ausbaufähiges System:<br />

Das Modul Prüfmittelmanagement<br />

unterstützt<br />

das Unternehmen<br />

dabei, die vorgegebenen<br />

Prüffristen<br />

von Anlagen und Geräten<br />

einzuhalten.<br />

Bild: Bäko Hansa<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 19


» MANAGEMENT<br />

<strong>Quality</strong> Day zeigt Chancen und Risiken auf<br />

Digitalisierung verändert<br />

die Mess- und Prüftechnik<br />

Der Trend zur Digitalisierung drückt längst auch der Qualitätssicherung<br />

ihren Stempel auf. Welches Potenzial Software-basierte Lösungen<br />

eröffnen und welche rechtlichen Fallstricke es zu beachten gilt, darüber<br />

diskutierten Branchenexperten beim <strong>Quality</strong> Day von <strong>Quality</strong><br />

<strong>Engineering</strong>, der am 30. Januar in virtueller Form stattfand.<br />

» Dr. Frank-Michael Kieß<br />

Der einführende Roundtable am <strong>Quality</strong> Day diskutierte über Status Quo und Zukunft der Digitalisierung in der Qualitätssicherung (von oben links nach unten<br />

rechts): Markus Strehlitz, Sabine Koll (beide Redaktion <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>), Dirk Klenner (Hexagon), Lukas Hengster (Fabasoft), Michael Balke (Werth), Ismail<br />

Söyleyici (Aptean) und Jens Keil (Visometry).<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Wareneingangskontrolle auf Papier,<br />

Prüfpläne in Form von Excel<br />

Sheets – in Zeiten von Smartphone und<br />

Cloud mutet das anachronistisch an. Digitalisierung<br />

eröffnet die Chance, Datenbrüche<br />

in der Fertigungskette zu reduzieren<br />

und durch intuitive Bedienung und<br />

Automatisierung von Messsystemen dem<br />

Fachkräftemangel entgegenzuwirken.<br />

Wie sich eine unternehmensübergreifende<br />

Qualitätskontrolle in einem gemeinsamen<br />

CAQ-System als Software-asa-Service<br />

(SaaS) umsetzen lässt, erläuterte<br />

Lukas Hengster, Head of Sales and<br />

Business Development beim Linzer Softwareanbieter<br />

Fabasoft. Er stellte klar, dass<br />

bei getrennten Systemwelten Prüfinformationen,<br />

etwa in schon in der Waren-<br />

eingangskontrolle, teils per E-Mail oder<br />

telefonisch ausgetauscht würden. Dies<br />

koste Zeit und berge die Gefahr von Fehleingaben<br />

und Dateninkonsistenz. Abhilfe<br />

könne einen Cloud-basierte Softwarelösung<br />

schaffen, auf die alle am Prozess Beteiligten<br />

via Browser zugreifen können.<br />

Zulieferer, Hersteller und Kunden erhielten<br />

so stets Zugriff auf die aktuellen Daten.<br />

20 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Wichtig seien in diesem Zusammenhang<br />

ausgefeilte Berechtigungskonzepte, die<br />

regeln, wer worauf Zugriff hat. Und dass<br />

der Ort, wo die Daten gehostet werden,<br />

dem jeweiligen nationalen Recht unterliege.<br />

In der Realität ist jedoch oftmals noch<br />

kein CAQ- oder MES-System vorhanden.<br />

So jedenfalls beschreibt Ismail Söyleyici,<br />

Account Manager bei Aptean, die Ausgangslage<br />

in vielen Unternehmen. „Oft<br />

finden wir noch Excel und Papier in der<br />

Qualitäts- und Produktionskontrolle vor.“<br />

So seien die Anwender damit beschäftigt,<br />

ständig zwischen diversen Softwareinseln<br />

hin und her zu springen, um die notwendigen<br />

Daten einzusammeln. In seinem<br />

Vortrag zeigte Söyleyici auf, wie ein<br />

durchgängiges MES-System alle Prozesse<br />

von der Projekterstellung bis zur Reklamationsbearbeitung<br />

unterstützen kann.<br />

Er nahm die Zuhörer mit auf eine spannende<br />

Reise durch den PDCA-Zyklus<br />

(Plan, Do, Check, Act) als ein universelles<br />

Modell zur Optimierung des Qualitätsmanagements<br />

in Unternehmen, das letztlich<br />

einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

beschreibt.<br />

Multisensorik auf dem<br />

Vormarsch<br />

Über technologische Trends in der Messtechnik<br />

und eigene Produktinnovationen<br />

berichtete Michael Balke, Leitung Business<br />

Development bei Werth. So setze<br />

sich die Multisensorik immer mehr durch.<br />

Vom einfachen Tischgerät bis hin zum<br />

hochpräzisen KMG mit großem Messvolumen<br />

lassen sich bei Werth nicht mehr nur<br />

klassische taktische und optische Messungen<br />

durchführen. Mit bis zu 12 unterschiedlichen<br />

Sensoren kann eine Fülle<br />

von Merkmalen auf einem Gerät erfasst<br />

werden.<br />

Außerdem warf Balke einen Blick auf<br />

neue Entwicklungen in der Computertomografie<br />

(CT). Werth bietet mittlerweile<br />

auch kleine, kaum mehr als schreibtischgroße<br />

Geräte an, die hohe Messgeschwindigkeit<br />

beí hoher Auflösung bieten. Ein<br />

integriertes Werkstückwechselsystem erlaubt<br />

mannlose Bedienung für schichtübergreifende<br />

Messungen ohne zusätzliche<br />

Robotik. Mit einer neu entwickelten<br />

Submikrometer-Fokusröhre sind auch<br />

Auflösungen im nm-Bereich möglich.<br />

Generell sieht Balke steigende Anforderungen<br />

an die Messtechnik – durch komplexere<br />

Werkstücke, engere Toleranzen<br />

und steigende Dokumentationspflicht.<br />

Daneben gehe der Trend klar zur Messung<br />

vieler Punkte, um verschiedene Merkmale<br />

zugleich zu definieren und zu analysieren.<br />

Wie Unternehmen mit automatisierter<br />

Messtechnik dem Fachkräftemangel entgegenwirken<br />

und gleichzeitig Fertigungsprozesse<br />

optimieren können, erläuterte<br />

Dirk Klenner, Business Development Sales<br />

& Automation beim Messtechnik-Multi<br />

Hexagon. Als Beispiel zeigte er die Roboter-geführte<br />

Automationszelle Presto. Sie<br />

kombiniert einen Laserscanner mit Software,<br />

die in der Lage ist, die Pfade, die<br />

später in der realen Welt gebraucht werden,<br />

virtuell zu erstellen. Dazu führt man<br />

ein virtuelles Abbild der Zelle samt Aufnahme<br />

und Prüfmerkmalen ein und lässt<br />

automatisiert oder teils mit händischem<br />

Eingriff einen Pfad planen. Robotik-<br />

Kenntnisse sind dafür nicht erforderlich.<br />

Der Bediener vor Ort muss das Programm<br />

dann nur noch ausführen.<br />

Eine Zukunftstechnik, die im Begriff ist,<br />

viele industrielle Bereiche zu transformieren,<br />

ist Augmented Reality (AR). Mit einem<br />

Überblick über beispielhafte Applikationen<br />

zeigte Jens Keil, Head of Product<br />

Experience/Founder bei Visometry, das Innovationspotenzial<br />

von AR in der Qualitätskontrolle<br />

auf. Indem CAD-Daten in<br />

Echtzeit und vor Ort auf das Bild des Bauteils<br />

überlagert werden, mutiert das Tablet<br />

zum Prüfwerkzeug. Fertigungsprozesse<br />

lassen sich so optimieren, beschleunigen<br />

und flexibler machen.<br />

Dass die digitale Transformation für die<br />

Unternehmen allerdings nicht nur technische<br />

Chancen, sondern auch rechtliche<br />

Fallstricke mit sich bringt, machte Stefan<br />

Hesse, Leiter des Bereichs Digital Business<br />

bei der Kanzlei Reuschlaw, in seiner Keynote<br />

deutlich. Neben der Datenschutzthematik<br />

sind dies insbesondere die steigenden<br />

Anforderungen an die IT-Sicherheit.<br />

Die Anfang vergangenen Jahres in<br />

Kraft getretene NIS2-Richtline (Network<br />

and Information Security Directive) der<br />

EU wird aktuell in nationales Recht um-<br />

gesetzt und betrifft nicht nur IT-Dienstleister,<br />

sondern auch Unternehmen, die<br />

im verarbeitenden Gewerbe aktiv sind, sei<br />

es im Maschinenbau, in der Medizintechnik<br />

oder im Automobilsektor – und das<br />

schon ab 50 Beschäftigten und einer Jahresbilanzsumme<br />

über 10 Millionen Euro.<br />

Ein großer Teil der deutschen Industrie ist<br />

also betroffen. Die Unternehmen müssen<br />

sich mit den Themen Cyber-Risikomanagement,<br />

Kontrolle und Überwachung<br />

sowie Umgang mit Zwischenfällen und<br />

Geschäftskontinuität befassen – sonst<br />

drohen Haftung und Sanktionen.<br />

Rechtliche Vorgaben<br />

fördern Cloud-Services<br />

Sich auf Lösungen im eigenen Serverraum<br />

zurückzuziehen, wo man „alles im Griff“<br />

zu haben glaubt, ist für Kessler keine so<br />

gute Idee. „Wir sehen einen klaren Trend,<br />

IT-Services an professionelle Dienstleister<br />

auszulagern.“ Denn für Unternehmen sei<br />

es zunehmend schwierig, die Cybersecurity-Zusagen,<br />

die man von Cloud-Anbietern<br />

bekommt, auch mit On-Premise-Systemen<br />

umzusetzen.<br />

Unternehmen sollten sich auf einen höheren<br />

Regelungsbedarf einstellen, auch<br />

im Verhältnis zu den Akteuren in der Lieferkette<br />

und zu den Dienstleistern. Cybersicherheit<br />

müsse einen viel höheren Stellenwert<br />

haben als bisher, organisiert geregelt<br />

und durch Verträge abgesichert<br />

werden. Zugleich sei dies nur ein Vorgriff<br />

auf kommende Regularien zum Einsatz<br />

von Künstlicher Intelligenz (KI), die die<br />

Unternehmen neuerlichen Haftungsrisiken<br />

aussetzen dürften.<br />

Webhinweis<br />

Den kompletten Webcast<br />

zur Veranstaltung können<br />

Sie kostenlos anfordern<br />

unter:<br />

https://hier.<br />

pro/4VXxL<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 21


» MANAGEMENT<br />

Interne Audits moderner umsetzen<br />

Mehr Risiko und<br />

Kommunikation wagen<br />

Interne Audits sehen häufig so aus: Die Auditoren gehen freudlos ihrer Pflicht<br />

nach. Geschäftsführer und externer Auditor nehmen die Ergebnisse nur am<br />

Rande zur Kenntnis. Dabei bieten Regelwerke wie die ISO 19011die Möglichkeit<br />

für innovative Vorgehensweisen. Dafür ist nur etwas Mut gefragt.<br />

Interne Audits werden von allen Managementsystem-Normen<br />

gefordert.<br />

Diese müssen systematisch, dokumentiert<br />

und unabhängig durchgeführt werden.<br />

Nun beschreiben diese Anforderungen<br />

zwar, welche internen Audits gemacht<br />

werden müssen – aber nicht wie. Beste<br />

Voraussetzungen also, interne Audits zu<br />

modernisieren.<br />

Interne Audits sind ein wirkungsvolles<br />

Kommunikationsinstrument. Das beginnt<br />

mit dem Auditor, der (über fachliche Kompetenzen<br />

hinaus) mit seiner Einstellung<br />

und seinem Verhalten die Themen und<br />

Fragen gut balanciert, um in einem gemeinsamen<br />

Dialog zu klaren Feststellungen<br />

zu gelangen: freundlich und wertschätzend<br />

im Gespräch, verbindlich in der<br />

Sache, fokussiert auf Prozesse. Und ja, Humor<br />

und Lächeln sind im Audit tatsächlich<br />

KI für Remote Audits<br />

auch erlaubt – wenn es denn passend ist.<br />

Interne Audits können auch Spaß machen,<br />

wenn man gemeinsam überlegt, Abläufe<br />

noch besser zu gestalten.<br />

So entwickelt sich der interne Auditor<br />

im Laufe der Zeit vom „Konformitätsfeststeller“<br />

zum internen Berater, Coach,<br />

Ideengeber und „Verbindungsschaffer“ zu<br />

anderen Prozessbeteiligten. Und deshalb<br />

lohnt es sich vor einem Audit auch, sich in<br />

die Lage der interessierten Parteien zu<br />

versetzen. Welche Anforderungen haben<br />

Geschäftsleitung und Auditierte an interne<br />

Audits? Keine? Dann wird es Zeit, dies<br />

zu ändern. Denn Unternehmensstrategie,<br />

Ziele und Veränderungen wollen ja erfolgreich<br />

gemanagt werden.<br />

Audits können dabei unterstützen.<br />

Auch in der Managementbewertung kann<br />

ja nicht nur ein simpler Rückblick auf<br />

Eine in der ISO 19011 genannte Auditmethode ist das Remote<br />

Audit. Diese Form des Audits via Videokonferenz oder auch<br />

hybrid in Kombination mit Audits vor Ort ist seit der Pandemie<br />

auf dem Vormarsch. Dabei gilt: Nur bei Audits vor Ort können<br />

alle Beteiligten wirklich alle Sinne für das Audit nutzen. Führt<br />

man den Gedanken „Remote Audit“ aber kreativ fort, so bestehen<br />

in Zukunft gute Chancen, dass die künstliche Intelligenz<br />

dem Auditor für reine Konformitätsbewertungen im Hintergrund<br />

Arbeit abnehmen kann – mit dem Vorteil, dass sich<br />

dieser so noch besser auf die Menschen und den interaktivemotionalen<br />

Part von Audits konzentrieren kann.<br />

Audits erfolgen, sondern auch auf (künftige)<br />

Auditziele und -schwerpunkte sowie<br />

neue Prozesse und Systeme, die zur strategischen<br />

Entwicklung des Unternehmens<br />

beitragen. Der Auditor sollte den Prozessverantwortlichen<br />

vorab fragen, welche<br />

Schwerpunkte dieser sich wünscht. Mag<br />

sein, dass diese Frage überrascht – aber<br />

sie erklärt sich von selbst und zeigt Wirkung,<br />

wenn nach dem Audit impulsstarke<br />

Feststellungen zurückgemeldet werden.<br />

Ein Hebel für eine ebenso effiziente wie<br />

effektive Auditdurchführung liegt in der<br />

risikobasierten Auditplanung. Der Fokus<br />

sowie die Tiefe des Audits sollten auf Prozesse,<br />

Bereiche und Produkte beziehungsweise<br />

Dienstleistungen gerichtet werden,<br />

bei denen aktuelle Risiken und Chancen<br />

bestehen oder abzusehen sind. Dabei gilt<br />

es, nicht alle Prozesse penibel nach dem<br />

anstehenden Auditzyklus zu auditieren,<br />

sondern vielmehr nach deren Relevanz.<br />

Dies hat dann auch Einfluss auf die Auswahl<br />

der Auditteams. Nicht jeder muss<br />

über alle erforderlichen Kompetenzen<br />

verfügen – das Auditteam in der Summe<br />

hingegen sehr wohl. Mit diesem Ansatz<br />

können Audits ganzheitlich und unter einem<br />

risikobasierten Einbezug der gesamten<br />

Organisation durchgeführt werden<br />

und dabei natürlich auch mehrere Regelwerke<br />

abdecken.<br />

Diese Form des integrierten Auditierens<br />

gelingt in der Praxis oft noch zu wenig.<br />

Dabei können sich Auditoren viel Handwerkszeug<br />

aus der ISO 19011:2018 aneignen<br />

– dem Leitfaden für das Auditieren<br />

von Managementsystemen. Dieser ist für<br />

interne Audits und Lieferantenaudits gut<br />

22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Bild: BullRun/stock.adobe.com<br />

anwendbar und beschreibt Auditprinzipien,<br />

Begriffe sowie Auditphasen bis hin<br />

zu Empfehlungen zu den Kompetenzen<br />

von Auditoren. Empfehlenswert ist der<br />

Anhang A mit Kurzanleitungen zu ausgewählten<br />

Themen.<br />

Neue Methoden sorgen<br />

für mehr Effizienz<br />

In der ISO 19011 geht es auch um Auditmethoden.<br />

So gibt es etwa Alternativen<br />

zum klassischen Auditinterview. Nicht<br />

wenige Unternehmen gehen hier neue<br />

Wege, um die Audits so etwas interessanter<br />

und effizienter zu machen. Ein paar<br />

Beispiele:<br />

• Schnittstellenaudit: Die beteiligten Bereiche<br />

auditieren sich wechselseitig.<br />

Nicht selten kommen so Schnittstellenprobleme<br />

und Missverständnisse<br />

zwischen Bereichen auf eine möglichst<br />

objektive Art und Weise zutage.<br />

• Stellvertreteraudit: Hier werden bewusst<br />

die Stellvertreter von Rollen und<br />

Funktionen auditiert. Dabei werden<br />

mögliche Stärken und Schwächen beim<br />

Informations- und Wissenstransfer<br />

deutlich.<br />

• In eine Rolle/ein Szenario gehen: bewusst<br />

etwas schauspielerisch darstellen,<br />

in eine Rolle schlüpfen (neuer oder<br />

beschwerender Kunde, Bewerber etc.)<br />

oder ein mögliches Szenario nachstellen<br />

(Bombenfund, Cyberangriff etc.).<br />

Hier werden Prozesse noch einmal<br />

ganz anders – nämlich situativ – betrachtet<br />

und diskutiert.<br />

• Audit/-Prozessworkshop: Alle wichtigen<br />

am Prozess Beteiligten werden zu<br />

einem Termin eingeladen, in dem der<br />

Auditor seine Fragen in die Runde hinein<br />

moderiert. Hier könnte es unterschiedliche<br />

Antworten und Erkenntnisse<br />

geben, die als Handlungsbedarf beziehungsweise<br />

Maßnahmen festgehalten<br />

werden können.<br />

Manchmal unangenehm sind Abweichungen,<br />

also Nichtkonformitäten. Doch diese<br />

zeigen Risiken auf, aus denen möglicherweise<br />

teure Folgen erwachsen. Mit der<br />

Abweichung können diese Risiken offengelegt<br />

und entschärft werden. Auf der<br />

anderen Seite sollten auch Stärken sowie<br />

Best Practices und sicherlich auch Verbesserungspotenziale<br />

hervorgehoben<br />

werden.<br />

Gute Kommunikation ist auch am Ende<br />

des Audits wichtig. Beim Abschlussgespräch<br />

kommen alle wesentlichen Feststellungen<br />

auf den Tisch. Idealerweise<br />

können Risiken, Chancen und Nutzen benannt<br />

werden. Wenn möglich auch, was<br />

dies geschätzt in Euros bedeutet. Der Auditbericht<br />

sollte zeitnah (circa 14 Tage)<br />

Der interne Auditor sollte Berater, Coach<br />

und Ideengeber sein und Verbindungen<br />

zu anderen Prozessbeteiligten schaffen.<br />

alle Fakten und Feststellungen angemessen<br />

umfangreich darstellen. Auch ein<br />

Feedback der Beteiligten zum Audit darf<br />

dazugehören. Der Bericht ist am besten so<br />

gut und verständlich, dass er von vorne<br />

bis hinten gerne gelesen wird – und sogar<br />

für Personen nachvollziehbar ist, die beim<br />

Audit nicht anwesend waren. Das sollte<br />

eigentlich selbstverständlich sein, ist aber<br />

in der Praxis nicht immer der Fall.<br />

Der Mut, interne Audits zu verändern,<br />

ist also bei allen Beteiligten gefragt. Die<br />

meisten Regelwerke lassen dafür durchaus<br />

Möglichkeiten.<br />

Christian Ziebe<br />

Auditor<br />

DQS<br />

www.dqsglobal.com<br />

Bild: DQS<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 23


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Der Roundtable: (von oben links nach unten<br />

rechts) Markus Strehlitz, Sabine Koll (beide<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>), Thomas Lankmair (Bruker<br />

Alicona), Dr. Harald Bosse (PTB), Detlef Ferger<br />

(Werth) und Karl Jürgen Lenz (OGP).<br />

Roundtable zum Einsatz von KI in der Messtechnik<br />

Smarte Hilfe für<br />

Messtechniker<br />

Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Bildverarbeitung längst angekommen.<br />

Doch in der Messtechnik steht der Einsatz noch ganz am Anfang, wie unser<br />

Roundtable zeigt. Vor allem Messunsicherheiten sowie Vertrauen und<br />

Zuverlässigkeit stellen noch große Herausforderungen dar. Dabei birgt<br />

KI viele Chancen – etwa als smarter Assistent für Messtechniker.<br />

» Sabine Koll und Markus Strehlitz<br />

24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


KI ist in vielen industriellen Anwendungen gerade<br />

ein Riesenthema. Wo stehen wir denn heute beim<br />

Thema KI in der Messtechnik?<br />

Dr. Harald Bosse: Wir beschäftigen uns in der<br />

PTB schon lange mit KI-Methoden, insbesondere im<br />

Bereich der medizinischen Bildgebung am Standort<br />

Berlin. Doch in der dimensionellen Messtechnik für<br />

das Fertigungsumfeld ist KI erst in den letzten Jahren<br />

ein Thema für uns geworden. Spannend wird es dann,<br />

wenn es darum geht, auf das Internationale Einheitensystem<br />

(SI) rückgeführte Werte der Messergebnisse<br />

zu erhalten. Wir sind heute noch nicht so weit,<br />

dass wir dies bei allen KI-basierten Lösungen schon<br />

machen können. Doch wir sind auf dem Weg.<br />

Karl Jürgen Lenz: Provokativ würde ich sagen,<br />

dass es KI in der Fertigungsmesstechnik heute noch<br />

gar nicht gibt. In der Bildverarbeitung werden<br />

Machine Learning und neuronale Netze bereits genutzt<br />

– aber mit dem Riesennachteil, dass man tausende<br />

Bilder braucht, um die KI einzulernen. Doch so<br />

viele Defektbilder, wie man benötigt, gibt es leider<br />

nicht. Das heißt, das Generieren der Defektbilder ist<br />

das Bottleneck. Uns ist zumindest noch keine KI-Anwendung<br />

bekannt, die dies kann. Insofern ist auch da<br />

das klassische Muster-Matching nach wie vor viel<br />

einfacher zu nutzen.<br />

Herr Dr. Bosse, inwiefern befasst sich die PTB mit<br />

dem Thema?<br />

Bosse: Wir befassen uns mit KI in der Messtechnik,<br />

da zum Beispiel zu eichenden Geräte schon Bestandteile<br />

von KI-Software enthalten könnten. Nehmen<br />

Sie als Beispiel Geschwindigkeitsmessgeräte im Verkehrsbereich.<br />

Da könnte es durchaus sein, dass ein<br />

Hersteller KI-basierte Elemente verwendet, um die<br />

Performance der Geräte zu verbessern. Auf der anderen<br />

Seite ist es so, dass wir auf Seiten der PTB den<br />

Zustand eines Messgeräts immer nur zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt untersuchen und bewerten. Das<br />

heißt, wir können in dem Moment wirklich nur „eingefrorene“<br />

Versionen von Messgerätesoftware prüfen.<br />

Bei selbstlernenden Systemen aber stehen wir<br />

vor der Herausforderung, dass diese morgen ja schon<br />

schlauer sind als heute. Der Hersteller muss somit<br />

letztlich das System, wenn er die Software KI-seitig<br />

weiterentwickelt, einer erneuten Prüfung durch uns<br />

unterziehen lassen.<br />

Herr Lankmair und Herr Ferger, Sie haben bei Bruker<br />

Alicona und Werth ja bereits künstliche Intelligenz<br />

für die Messtechnik im Einsatz. Teilen Sie die<br />

Einschätzung von Herrn Lenz, dass wir noch ganz<br />

am Anfang stehen?<br />

Thomas Lankmair: Ich stimme Herrn Lenz zu,<br />

dass wir erst ganz am Anfang stehen, wenn wir über<br />

KI in der dimensionalen Messtechnik sprechen. Nicht<br />

einmal die Potenziale liegen auf dem Tisch. Allerdings<br />

setzen wir KI bereits in Nischen ein – zum Beispiel<br />

nutzen wir Deep Learning für die Klassifikation<br />

von Oberflächen, meist dort, wo die Standardparameter<br />

der klassischen Rauheitsmessung nicht mehr<br />

ausreichen. Wir setzen KI natürlich auch zur Segmentation<br />

der Oberfläche ein, wenn es also darum<br />

geht, Bereiche zu segmentieren, beschneiden oder<br />

filtern. Ein weiterer Bereich ist die Optimierung unserer<br />

eigenen Algorithmen für Technologien wie zum<br />

Beispiel Advanced Focus Relation, um diese Fokuspunkte<br />

besser bestimmen zu können, um Rauschen<br />

herauszubekommen, um Optimierungen durchzuführen.<br />

Standard in unserer Software ist für gewisse<br />

Anwendungsfälle auch das smarte Erstellen von<br />

Messplänen für Koordinatenmessgeräte anhand von<br />

PMI-Daten. PMI steht für Product and Manufacturing<br />

Information.<br />

Detlef Ferger: Auch wir setzen KI derzeit bereits<br />

ein, und zwar in der CT – und sehen hier ein sehr großes<br />

Potenzial für die Zukunft. Dies gilt gerade für die<br />

Bildanalyse und -auswertung von CT-Daten, speziell<br />

bei der Erkennung und Behebung von Artefakten.<br />

Dies sind ja Störungen, die durch unerwartete Absorptionen<br />

oder Streuungen der Röntgenstrahlung<br />

im Werkstück auftreten. Hier gibt es mittlerweile<br />

Ansätze, um KI zu trainieren und damit möglichst<br />

artefaktfreie Messergebnisse zu bekommen. Das setzen<br />

wir bereits ein und da ist noch lange nicht das<br />

Ende der Fahnenstange erreicht.<br />

Die Roundtable-Teilnehmer<br />

• Dr. Harald Bosse, Leiter der Abteilung 5<br />

Fertigungsmesstechnik, PTB<br />

• Detlef Ferger, Vertriebsleiter/Prokurist, Werth<br />

Messtechnik<br />

• Thomas Lankmair, Director Applications<br />

Competence Center, Bruker Alicona<br />

• Karl Jürgen Lenz, Geschäftsführer, OGP Messtechnik<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 25


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Und wie sehen Sie das Zusammenspiel von KI und<br />

PMI-Daten?<br />

Ferger: Das Erstellen von Messabläufen mit PMI-<br />

Daten im Zusammenspiel mit KI hat tatsächlich für<br />

mich einen besonderen Charme. Die KI könnte im Zusammenspiel<br />

mit PMI dem Anwender Lösungsvorschläge<br />

für die Messung machen und ihm dann die<br />

Hand führen. Es wird nach meiner Einschätzung niemals<br />

so sein, dass die KI für Messgeräte fertige Messprogramme<br />

inklusive Messstrategien und sinnvoller<br />

Sensorikauswahl erstellt, aber sicherlich kann sie<br />

Vorschläge unterbreiten, um dem Bediener die Hand<br />

zu führen und das Ganze zu optimieren – die KI sozusagen<br />

als intelligenter Assistent.<br />

Lankmair: Die Krux ist allerdings, dass PMI-Daten<br />

nach wie vor in der Praxis kaum verfügbar sind.<br />

Lenz: Ich stolpere im Augenblick noch darüber, dass<br />

PMI oder auch Step regelbasierte Abläufe beschreiben.<br />

Was haben diese denn mit KI zu tun?<br />

Ferger: PMI ist ja im Moment noch sensoriklos. Die<br />

Idee dahinter ist, dass die KI in Zukunft Aussagen dazu<br />

treffen kann, dass man ein Merkmal A am besten<br />

mit der Bildverarbeitung erfasst, ein Merkmal B mit<br />

einem Taster und das Merkmal C mit einem Liniensensor.<br />

Sie macht somit Vorschläge, anhand derer der<br />

Messtechniker entscheiden kann, ob diese plausibel<br />

sind – ähnlich wie Chat-GPT dies heute schon beim<br />

Erstellen von Texten macht. Hat man einen ersten<br />

Entwurf, kann man diesen anhand verschiedener Kriterien<br />

dann verfeinern und optimieren. Aber ich gebe<br />

zu, man muss dafür natürlich noch sehr viel mehr<br />

über den Prozess, über die Eigenschaften des Werk-<br />

stücks sowie über die Möglichkeiten der Messmaschine<br />

wissen – Informationen, die die reinen CAD-<br />

Daten nicht bieten. Das Thema ist hochkomplex.<br />

Lenz: Ich verstehe den Ansatz. Das ist allerdings<br />

noch richtige Zukunftsmusik – und ich befürchte,<br />

dass wir jetzt über KI-Anwendungen nachdenken, die<br />

genauso gut ohne KI lösbar sind.<br />

Bosse: Im Moment mag das stimmen, aber das Anwenden<br />

regelbasierter Ansätze benötigt eben ein<br />

entsprechendes Erfahrungswissen bei den Anwendern<br />

in der Industrie. Vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen<br />

Fachkräftemangels gehe ich davon aus,<br />

dass Anwender auch in der Messtechnik auf lange<br />

Sicht Werkzeuge wie Chat-GPT nutzen werden, um<br />

Messprogramme zu erstellen oder ihre selbst erstellten<br />

Messprogramme zu optimieren. Und letztlich –<br />

und das muss uns klar sein – wird das Erfahrungswissen,<br />

das wir heute haben, irgendwann Chat-GPT zur<br />

Verfügung stehen, weil es in irgendwelchen Handbüchern<br />

steht. Auf solche verfügbaren Informationen<br />

greifen derartige KI-Systeme zu.<br />

Lenz: Aus diesem Grund ist es nicht nur bei uns in<br />

der Organisation zum Beispiel verboten, Chat-GPT zu<br />

verwenden. Die New York Times etwa verklagt Open<br />

AI und Microsoft, weil diese Millionen von Artikeln<br />

der Zeitung verwendet haben, um ihre KI-Technologien<br />

zu trainieren. Die New York Times sagt meines<br />

Erachtens zu Recht, dass es sich hierbei um Urheberrechtsverletzungen<br />

handelt. Beim Erstellen von<br />

Messprogrammen hätten wir die gleiche Situation.<br />

Bosse: Letztlich versetzt man Open-AI oder Microsoft<br />

mit solchen Abfragen in die Lage, herauszufin-<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Dr. Harald Bosse: „Vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen<br />

Fachkräftemangels gehe ich davon aus,<br />

dass Anwender auch in der Messtechnik auf lange<br />

Sicht Werkzeuge wie Chat-GPT nutzen werden,<br />

um Messprogramme zu erstellen oder ihre selbst<br />

erstellten Messprogramme zu optimieren.“<br />

Detlef Ferger: „Auch wir setzen KI derzeit bereits<br />

ein, und zwar in der CT – und sehen hier ein sehr<br />

großes Potenzial für die Zukunft. Dies gilt gerade<br />

für die Bildanalyse und -auswertung von CT-Daten,<br />

speziell bei der Erkennung und Behebung von<br />

Artefakten.“<br />

Thomas Lankmair: „Was geschieht, wenn ein<br />

Unternehmen, das KI zur Messung einsetzt, etwa<br />

den Zulieferer für das Schneidwerkzeug ändert?<br />

Dann habe ich einen veränderten Parameter, der<br />

eventuell im Training nicht berücksichtigt wurde<br />

– und die KI-Messsoftware liefert falsche Daten.“<br />

26 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Der Test von elektronischen Flachbaugruppen<br />

braucht bezahlbare Adaptionen<br />

den, was in einem Unternehmen gerade von Interesse<br />

ist. Das muss jedem Unternehmen bewusst sein,<br />

wenn es solche KI-Tools einsetzt. Und dies gilt nicht<br />

nur für OEMs, sondern auch für ihre Zulieferer. Man<br />

gibt sein Know-how damit ein Stück weit preis.<br />

Ist der Einsatz von KI nicht letztlich eine Ver -<br />

trauensfrage – in dem Sinne, dass ich der KI<br />

vertrauen muss, dass sie das Messprogramm zum<br />

Beispiel richtig erstellt hat? Ist sie letztlich nicht<br />

doch eine Black Box, an die ich Kontrolle abgebe –<br />

selbst dann, wenn ich sie „nur“ als Assistenzsystem<br />

nutze?<br />

Lenz: Genau das sehe ich als großes Problem an:<br />

Wir können nicht nachvollziehen, wie die Entscheidung<br />

zustande gekommen ist. Hinzu kommt die Messunsicherheit:<br />

Wenn in der Bilderkennung neuronale<br />

Netze 95 % der Fälle richtig erkennen, so mag das zu<br />

Jubel führen. Für uns in der Messtechnik ist dies definitiv<br />

zu wenig. Eine solche Definition für Messunsicherheit<br />

können wir nicht tolerieren.<br />

Lankmair: Vertrauen und Zuverlässig sind zwei<br />

verschiedene Paar Schuhe. Vertrauen bedeutet:<br />

Glaubt der Menschen an die Ergebnisse und oder<br />

auch an den Prozess? Zuverlässigkeit betrifft die Prozessstabilität.<br />

Und genau dies sehe ich momentan eigentlich<br />

als eine der größten Gefahren. Das Thema<br />

neuronale Netzwerke, selbstlernende Systeme ist extrem<br />

komplex. Und ich sehe die Riesengefahr, dass in<br />

naher Zukunft Unternehmen mit fehlender Kompetenz<br />

und Know-how in diesem Bereich die Messunsicherheit<br />

falsch oder vielleicht auch überhaupt nicht<br />

quantifizieren – und somit für viele andere verbrannte<br />

Erde hinterlassen werden.<br />

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Karl Jürgen Lenz: „Zwar sitzen die KI-Player mehrheitlich in den<br />

USA, doch unsere Stärke in Europa ist ganz klar die Messtechnik<br />

einschließlich der Software. Das sollten wir nutzen, um<br />

daraus einen Wettbewerbsvorteil zu generieren – analog zur<br />

Entwicklung im Bereich Industrie 4.0.“<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 27


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Sprechen Sie von Neueinsteigern im Bereich der<br />

Messtechnik?<br />

Lankmair: Ja, genau. Es ist heute ja keine Raketenwissenschaft<br />

mehr, ein KI-System zu entwickeln.<br />

Doch was geschieht zum Beispiel, wenn ein Unternehmen<br />

den Zulieferer für das Werkzeug ändert?<br />

Dann habe ich einen veränderten Regelparameter<br />

drin – und die KI-Messsoftware liefert falsche Daten.<br />

Ich will damit sagen, dass es diese Unsicherheitsfaktoren,<br />

die in ein Messergebnis beeinflussen, gibt. Die<br />

Komplexität ist hoch, und die Transparenz ist sehr<br />

niedrig.<br />

»Die Vertrauensfrage ist für mich<br />

entscheidend. Wir können nicht<br />

nachvollziehen, wie die KI<br />

Entscheidungen getroffen hat. «<br />

Karl Jürgen Lenz, OGP<br />

Lenz: Da bin ich ganz bei Ihnen. Ich habe in der Vergangenheit<br />

schon oft erlebt, dass ein Player auf dem<br />

Markt überzogen und damit das Vertrauen der Kunden<br />

verspielen hat. Dieses Vertrauen wieder aufzubauen<br />

dauert sehr lange und kostet alle Beteiligten,<br />

inklusive Kunden, sehr viel Geld. Deshalb wäre es<br />

schön, wenn die PTB als eine der wichtigen Institutionen<br />

in unserem Bereich Regeln für KI aufstellt. Es<br />

muss Nachweiskriterien geben für die Zuverlässigkeit<br />

solcher Systeme. Das können wir als Hersteller nicht<br />

leisten.<br />

Ferger: Wir als Hersteller sind aber durchaus dafür<br />

verantwortlich, dass das Mikrometer auch das Mikrometer<br />

bleibt. Dafür gibt es die Spezifikationen unserer<br />

Messgeräte und ebenfalls Richtlinien und Normen,<br />

die auch die PTB in ihrer Obhut hat. Und wenn<br />

ein Messgerät mit KI entsprechende Messwerte liefert,<br />

dann muss in den Standards dafür gesorgt werden,<br />

dass auch in den Wartungsintervallen und in<br />

den Annahmetests die KI wieder entsprechend gefordert<br />

ist, sodass quasi der Prozess konstant läuft.<br />

Herr Dr. Bosse, wer ist letztlich verantwortlich?<br />

Bosse: Der Schlüssel zum Erfolg von KI in der Fertigungsmesstechnik<br />

ist meines Erachtens, dass Hersteller,<br />

Anwender und Metrologie-Institute wie die<br />

PTB nicht die Situation entstehen lassen dürfen, dass<br />

wir künftig zwei Welten haben – sozusagen einmal<br />

die klassische Messtechnik mit dem gewohnten Messunsicherheitsbegriff<br />

und auf der anderen Seite<br />

Messtechnik mit KI-Anteilen. Wir kommen in Teufels<br />

Küche, wenn die Marktbeteiligten sich nicht mehr<br />

auf eine gemeinsame, verlässliche Basis beziehen.<br />

Jeder, der ein KI-basiertes Messsystem entwickelt,<br />

muss sich die Frage stellen: Hast du Dir überlegt, mit<br />

welcher Messunsicherheit das Ergebnis spezifiziert<br />

werden kann? Das lässt sich vergleichen mit der Entwicklung<br />

bei der Auswertung von 3D-Daten aus Koordinatenmessgeräten.<br />

Hier gibt es unterschiedliche<br />

Auswertekriterien, sodass wir als PTB irgendwann in<br />

der Vergangenheit gefragt wurden: Könnt Ihr uns<br />

nicht sagen, welche die richtige Auswertung ist? Dies<br />

hat dazu geführt, dass wir Softwaretests heute als<br />

Validierung von Auswertealgorithmen als Dienstleistung<br />

anbieten. Dies wollen wir künftig analog auch<br />

für den Einsatz von KI-Methoden anbieten. Das<br />

heißt, wir möchten gerne Messgeräteherstellern<br />

Testmöglichkeiten anbieten, sodass diese ihren Kunden<br />

Informationen dazu liefern können, wie gut zum<br />

Beispiel Optimierungsalgorithmen für Bildauswertungen<br />

sind. Die PTB ist auch Partner im EU-Projekt<br />

AI-Matters, in dem es um Prüfung von KI-basierten<br />

Methoden im Fertigungsumfeld geht.<br />

Was kann die PTB als nationales Metrologie-Institut<br />

noch tun, um das Thema voranzubringen?<br />

Bosse: Zu Beginn hat Herr Lenz ja erwähnt, dass<br />

man für den Einsatz von KI in der Bildverarbeitung<br />

sehr viele Bilddaten unterschiedlicher Art für das<br />

Training der KI benötigt, um verlässliche Referenzdaten<br />

zu erhalten. Wir können uns vorstellen, vergleichbare<br />

Referenzdaten für andere Sensoren zur<br />

Verfügung stellen, denn die PTB versteht ja sehr gut,<br />

wie eigentlich ein Messergebnis zustande kommt,<br />

welche Faktoren die Messunsicherheit jeweils beeinflussen<br />

und wie die Komponenten eines Messgeräts<br />

wirken. Das heißt, man hat einen Prüfling, ein Messsystem<br />

– wie etwa ein Mikroskop –, ein CT oder ein<br />

Koordinatenmessgerät. Dies erlaubt es uns, auf Basis<br />

einer physikalischen Modellbildung, die die Geräteeigenschaften<br />

inklusive der Wechselwirkung des Sensors<br />

beschreibt, simulierte Messsignale generieren zu<br />

können. Mit diesen simulierten Messsignalen können<br />

wir zum Beispiel entweder optische, elektronenmikroskopische<br />

oder CT-Daten simulieren und damit<br />

Referenzdaten zur Verfügung stellen. Wir können im<br />

digitalen Zwilling des Messgeräts auch mit den Parametern<br />

ein wenig spielen, indem wir zum Beispiel die<br />

Daten verrauschen oder im Fokus etwas variieren.<br />

Diesen Service gibt es noch nicht, er ist bei uns gerade<br />

in der Entwicklung.<br />

28 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Prüfprozesse bei BMW in Dingolfing<br />

Mit KI schon ab dem ersten<br />

Werkstück inspizieren<br />

Bei BMW in Dingolfing ist eine Prüfzelle in Betrieb, die schon ab der ersten<br />

Karosserie mit der kamerabasierten Sichtprüfung beginnt. Die Gesamtlösung<br />

von Vision-Tools besteht aus KI-basierter Auswertung und virtueller Inbetriebnahme<br />

und erstellt Bildvarianten vorab auf Basis der CAD-Daten von BMW.<br />

Geplant wird das Prüfsystem unter Beachtung von Störkonturen anhand der CAD-Daten. Eine Optimierung der Kamera- und Beleuchtungsanordnung<br />

anhand der erzeugten virtuellen Bilddaten ermöglicht eine präzise Montage und Inbetriebnahme.<br />

Bild: Vision-Tools<br />

Endmontage im BMW-Werk in Dingolfing:<br />

Im Minutentakt laufen Modelle<br />

des neuen 4er Cabrios über eine<br />

Montagelinie in die Prüfzelle ein. Mithilfe<br />

zweier Kameras analysiert die Station<br />

vollautomatisch, ob im Bereich der beiden<br />

Heckleuchten jeweils drei Gummistopfen<br />

vorhanden beziehungsweise korrekt gesteckt<br />

sind. Die Inspektionseinheit arbeitet<br />

zuverlässiger und präziser als das<br />

menschliche Auge. Fehler und Unregelmäßigkeiten<br />

jedweder Art registriert das<br />

Kamerasystem sofort, per Display erhält<br />

ein Mitarbeiter den Auftrag zur Nachbesserung.<br />

Optische Systeme zur automatisierten<br />

Qualitätskontrolle sind in vielen Branchen<br />

längst Standard. Dazu zählen einfache<br />

Farbsensoren und Code-Lesegeräte ebenso<br />

wie komplexe 3D-Mehrkamera-Messsysteme.<br />

In vielen Anwendungen kommen<br />

konventionelle Bildanalysemethoden zum<br />

Einsatz. In der Anwendung von KI-Algorithmen<br />

benötigen optische Qualitätsprüfsysteme<br />

in industriellen Montageund<br />

Fertigungsanlagen zum Training allerdings<br />

eine große Anzahl von Bildern.<br />

Prüffähige Bauteile oder Produkte stehen<br />

jedoch vor dem Serienstart in aller Regel<br />

nicht zur Verfügung – und somit auch<br />

noch keine Bilder. Das effektive Training<br />

kann daher erst mit dem Produktionsstart<br />

beginnen. Je nach Aufgabenstellung und<br />

Komplexität verschiebt sich das finale<br />

„Go“ für den Prüfprozess zeitlich weit<br />

Wolfgang Zosel<br />

PR-Kom<br />

im Auftrag von<br />

Vision-Tools<br />

www.vision-tools.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 29


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Über Vision-Tools<br />

Vision-Tools bietet neben einer breiten Produktpalette und<br />

Bildanalyse-Software kundenspezifische Komplettlösungen<br />

und Systeme für nahezu alle Bereiche der industriellen Produktion.<br />

Die Einsatzbandbreite umfasst insbesondere die optische<br />

Qualitätskontrolle, Identifikation und Roboterführung.<br />

Der Hersteller sieht sich als Vorreiter bei der virtuellen Inbetriebnahme<br />

KI-basierter Prüf- und Inspektionsprozesse in der<br />

Industrie. Im Forschungsverbund mit dem KIT – Karlsruher<br />

Institut für Technologie, der HKA – Hochschule Karlsruhe und<br />

weiteren Industriepartnern wurden seit 2009 in verschiedenen<br />

Projekten die Grundlagen dazu erarbeitet.<br />

Farbe, Position oder andere Materialeigenschaften<br />

werden per Zufall erzeugt: synthetisch erzeugte<br />

Kamerabilder mit simulierten Bauteil-Varianten<br />

für das robuste KI-Training.<br />

Bild: Vision-Tools<br />

nach hinten. Ist die zu prüfende Stückzahl<br />

klein, sind Aufwand und Kosten pro Prüfteil<br />

vergleichsweise hoch.<br />

„Bis vor kurzem konnten wir eine Prüfzelle<br />

erst dann in Betrieb nehmen, wenn<br />

ausreichend Referenzbilder von echten<br />

Fahrzeugen vorlagen. Je nach Prüf- und<br />

Merkmalsumfang kommt dies mitunter<br />

einer Herkulesaufgabe mit erheblichem<br />

Zeitaufwand gleich“, erläutert Christian<br />

S., der für die Montage zuständige Steuerungstechnikplaner<br />

und Bildverarbeitungsspezialist<br />

im BMW-Werk Dingolfing.<br />

Prozesse effizienter und nachhaltiger gestalten,<br />

mittels digitalisierter Daten mehr<br />

Flexibilität für veränderte Aufgabenstellungen<br />

schaffen und damit Zeit und Geld<br />

sparen sind Zielsetzungen nicht nur in der<br />

Automobilbranche. Gemeinsam mit den<br />

Bildverarbeitungsexperten von Vision-<br />

Tools Bildanalyse Systeme forcierte BMW<br />

eine Lösung, die verlässliche Bilddaten<br />

bereits vor dem Serienstart zur Verfügung<br />

stellt. Vision-Tools pflegt seit mehr als 30<br />

Jahren eine enge Projektpartnerschaft mit<br />

BMW. „Wir schätzen insbesondere die<br />

hohe Kompetenz, das ausgeprägte Knowhow,<br />

die Ergebnisorientierung und das<br />

Engagement der Mitarbeiter von Vision-<br />

Tools bei der Umsetzung neuer Aufgaben“,<br />

betont Christian S.<br />

BMW hat 70 Prüfzellen von<br />

Vision-Tools im Einsatz<br />

Im BMW-Montagewerk Dingolfing sind<br />

inzwischen rund 70 Prüfzellen der Bildverarbeitungsexperten<br />

aus Waghäusel im<br />

Einsatz. Die in dieser Form einzigartige<br />

Prüfzelle des Unternehmens zur Stopfenkontrolle<br />

am Heckleuchtentopf arbeitet<br />

nur auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche<br />

Prüfstation. Dahinter steckt<br />

ein Ansatz, der einem Paradigmenwechsel<br />

bei Prüf- und Inspektionsprozessen<br />

gleichkommt. Dazu wird im ersten Schritt<br />

auf Basis der vom Kunden zur Verfügung<br />

gestellten CAD-Daten zu Produkt und<br />

Produktionsumgebung ein Simulationsszenario<br />

aufgebaut. Da die Abmessungen<br />

der Prüfstation in aller Regel bekannt<br />

sind, werden bereits im virtuellen Raum<br />

Kameras und Beleuchtungen ergebnis -<br />

optimal platziert. Zudem wird, sofern<br />

verfügbar, die Simulationsumgebung mit<br />

einer Abbildung aus der Vorserie oder<br />

der Produktentwicklung abgeglichen und<br />

validiert.<br />

Prozessseitig stehen für die Simulation<br />

für jede Baugruppe eine Vielzahl von<br />

Randomisierungsparametern zur Verfügung:<br />

so zum Beispiel Positions- und<br />

Materialtoleranzen, Farb- und Beleuchtungsunterschiede,<br />

Fremdlichteinflüsse,<br />

Bildunschärfen, Bildverzeichnungen und<br />

viele mehr. In die Simulation fließen somit<br />

all jene Merkmale ein, die im realen<br />

In wenigen Schritten vom CAD-Modell zum virtuellen Trainingsbild: Synthetisch erzeugte Kamerabilder aus CAD-Daten für das KI-Training ermöglichen die<br />

Prüfung ab dem ersten Bauteil im realen Bildverarbeitungsprozess.<br />

Bild: Vision-Tools<br />

30 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Bild: Vision-Tools<br />

Die Montagekontrolle durch KI-unterstützte Fehlerauswertung<br />

der Prüfmerkmale am realen Bauteil<br />

war bei BMW bereits ab dem ersten Fahrzeug<br />

möglich.<br />

Prüflauf auftreten und Einfluss auf das<br />

Bildergebnis nehmen können. Diese werden<br />

per Zufallsgenerator innerhalb vorab<br />

eingestellter Grenzen kontinuierlich verändert<br />

und so die gewünschte Anzahl individueller,<br />

virtueller Bilder erzeugt. Anwender<br />

erhalten auf diese Weise vor dem<br />

Serienstart beliebig viele virtuelle, realitätsnahe<br />

Abbildungsvarianten des Prüffeldes.<br />

Die erstellten Bilder enthalten<br />

gleichzeitig die Label-Daten beziehungsweise<br />

Annotationen und können sofort<br />

und ohne weitere Bearbeitung zum Training<br />

eines KI-Algorithmus verwendet<br />

werden.<br />

System erzeugt virtuell<br />

Fehlerbilder in hoher Zahl<br />

Der Aufwand im Vorfeld rechnet sich in<br />

aller Regel: In vielen Fällen ist es kaum<br />

möglich oder schlicht zu teuer, sämtliche<br />

denkbaren Fehler als Werkstücke aufzubauen<br />

und diese als reale Bilder für Trainings-<br />

und Validierungszwecke zur Verfügung<br />

zu stellen. In der virtuellen Welt<br />

hingegen lassen sich Werkstückkombinationen<br />

und Fehlerbilder mit wesentlich<br />

größeren Toleranzen und in hoher Zahl<br />

praktisch per Knopfdruck erzeugen. Von<br />

Vorteil ist darüber hinaus, dass Aufbau<br />

und Datensatz als digitaler Zwilling unmittelbar<br />

in eine Station mit vergleichbaren<br />

Anforderungen übernommen werden<br />

können. Erfordert die Aufgabenstellung<br />

eine Erweiterung des Prüfumfangs, ist die<br />

digitale Bilddatengrundlage vergleichsweise<br />

einfach und mit überschaubarem<br />

Aufwand adaptierbar.<br />

Das Beispiel BMW zeigt, dass der Einsatz<br />

eines kostengünstigen, flexiblen und<br />

skalierbaren KI-basierten Bildverarbeitungssystems<br />

machbar und wirtschaftlich<br />

ist. Dank der synthetischen Bildgene -<br />

rierung standen beim Produktionsstart<br />

ausreichend realitätsnahe Gut- und<br />

Schlechtbeispiele in höchster Qualität zur<br />

Verfügung – ohne dass je ein reales Abbild<br />

des Prüffelds vorlag. Die Prüfzelle<br />

konnte somit mit dem ersten Fahrzeug ihren<br />

Betrieb aufnehmen.<br />

Erkennungsrate von Beginn<br />

an bei nahezu 100 %<br />

Dass die Erkennungsrate von Beginn an<br />

bei nahezu 100 % lag und damit die Erwartungen<br />

des Auftraggebers weit übertraf,<br />

ist auch auf die hohe Qualität der<br />

CAD-Daten zurückzuführen. Sind diese<br />

nicht detailgenau oder zeigen sie das Produkt<br />

lediglich idealisiert, sinkt die Erkennungsrate<br />

rapide. Nach dem Anlauf der<br />

Produktion lässt sich das Set virtuell erzeugter<br />

Bilder mit realen Bilddaten anreichern:<br />

Diese werden sukzessive eingelernt<br />

und sind in der Lage, die Erkennungsrate<br />

weiter zu optimieren. „KI-basierte Bildauswertungssysteme<br />

wie die von Vision-<br />

Tools werden bald auch in anderen Industriebranchen<br />

Standard sein“, ist Christian<br />

S. überzeugt. Mit der Trainingsumgebung<br />

Visioncockpit und der dezentralen Edge-<br />

Device VOE-Aibox wird Vision-Tools seine<br />

KI-basierten Vision-Lösungen in Zukunft<br />

weiter ausbauen und intuitiver bedienbar<br />

an den Wünschen der Kunden ausrichten.<br />

Webhinweis<br />

Wie die virtuelle Inbetriebnahme<br />

von KI-gestützten<br />

Bildverarbeitungssystemen<br />

funktioniert,<br />

zeigt Vision-Tools in<br />

diesem Video:<br />

https://hier.<br />

pro/1PBqH<br />

Multisensor<br />

Großbild-<br />

Messgerät<br />

Bildfeld:<br />

100 [mm]<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 31


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Bruker Alicona ergänzt sein Angebot an optischen Messgeräten<br />

Rauheit auf einen Klick<br />

Mit dem Focus X präsentiert Bruker Alicona ein neues optisches Messgerät,<br />

das laut Hersteller nicht nur besonders schnell und vielseitig ist. Die integrierte<br />

Software Metmax, die mit Künstlicher Intelligenz arbeitet, sorgt auch dafür,<br />

dass sich bestimmte Aufgaben automatisieren lassen und Rauheitsmessungen<br />

auch ohne Expertenwissen durchgeführt werden können.<br />

» Markus Strehlitz<br />

Bruker Alicona hat eine Lücke in seinem Portfolio<br />

geschlossen. Während der Vorstellung<br />

des neuen optischen Messgeräts Focus X in Graz<br />

erklärte Geschäftsführer Urban Muraus, dass dieses<br />

zwischen dem Einstiegsgerät Infinitefocus SL<br />

und dem höherklassigen G6 positioniert sei. Damit<br />

werde optische 3D-Präzisionsmesstechnik auch<br />

für Unternehmen zum Thema, die sich bislang nur<br />

mit der taktilen Technik beschäftigt haben. Und er<br />

sparte dabei nicht mit Superlativen. Das Focus X<br />

sei das schnellste Messgerät seiner Präzisionsklasse.<br />

Heißt konkret: Das neue Gerät liefert Millionen<br />

Messpunkte innerhalb von Sekunden.<br />

„Die Messtechnik muss sich der Produktion anpassen<br />

und nicht umgekehrt“, so Muraus. Hochauflösende<br />

Darstellungen der Geometrie dürften<br />

heutzutage auch in der optischen Messtechnik<br />

nicht stundenlang auf sich warten lassen. „Speed,<br />

Speed, Speed“, sei daher die Vorgabe bei der Entwicklung<br />

der Technologie gewesen.<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Advanced Focus Variation nun<br />

auch für ein breiteres Publikum<br />

Außerdem ist das Focus X laut Muraus auch das<br />

vielseitigste Messgerät seiner Klasse. Ausgestattet<br />

mit der Advanced-Focus-Variation-Technik lassen<br />

sich Maß, Lage, Form und Rauheit mit einem optischen<br />

Sensor messen. Advanced Focus Variation<br />

hat Bruker Alicona erstmals beim optischen Messgerät<br />

µCMM eingeführt. Die Technik ist laut Hersteller<br />

besonders gut für Messungen an extrem<br />

glatten Oberflächen geeignet und schneller als die<br />

Vorgänger-Technologie der Fokus-Variation. Focus<br />

X mache Advanced Focus Variation nun auch für<br />

ein breiteres Publikum zugänglich, so Muraus.<br />

Das Focus X liefert<br />

Millionen Messpunkte<br />

innerhalb<br />

von Sekunden.<br />

32 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Das Focus X eignet sich für Messungen an komplexen<br />

und schwierig zu erreichenden Oberflächen, wie<br />

sie zum Beispiel in der Mikropräzisionsfertigung vorkommen.<br />

Dabei komme das Gerät auch mit kleinen<br />

Radien und spitzen Winkeln zurecht, heißt es von<br />

Anbieterseite. Focus X sei „der perfekte Partner bei<br />

geringen Toleranzen“.<br />

„Wir wissen auch über die Wichtigkeit der 3D-Darstellung<br />

von Bauteilen Bescheid“, ergänzt Muraus.<br />

Mit der Real-3D-Technologie wird das Bauteil aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln gemessen. Die unterschiedlichen<br />

Visualisierungen werden dann zu einem<br />

3D-Bild fusioniert. „Hochpräzise Dreh- und Kippachsen<br />

sorgen dafür, dass die verschiedenen Perspektiven<br />

bedient werden können“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

„Die generierten 3D-Daten ermöglichen dann<br />

eine Messung von Kontur und Form, aber auch von<br />

Abweichungen.“ Laut Muraus ist das Focus X auch<br />

eine Antwort auf die fortschreitende Miniaturisierung.<br />

Gerade bei sehr kleinen Teilen mit hohen Genauigkeitsanforderungen<br />

spiele das Gerät seine Stärken<br />

aus.<br />

Zu diesen Stärken zählt unter anderem die Rauheitsmessung.<br />

Denn diese lässt sich laut Hersteller<br />

besonders einfach umsetzen, da sie benutzerfreundlich<br />

gestaltet ist. Anwender benötigen kein Expertenwissen,<br />

um eine zuverlässige, akkurate und präzise<br />

Rauheitsmessung durchzuführen, die auch ISO-konform<br />

ist. „Das Messen der Rauheit ist nach wie vor<br />

ein Bereich mit vielen Restriktionen. Man muss zum<br />

Beispiel genau wissen, welche Parameter anzusetzen<br />

sind“, erklärt Muraus. Mit dem Focus X sei dies nun<br />

vorbei. Der Bruker-Alicona-Chef spricht dabei von<br />

der One-Click-Roughness, die das Gerät ermögliche.<br />

Wissen über 3D-Messung<br />

ist Teil der Software<br />

Verantwortlich dafür ist die Software. Mit dem Focus<br />

X bietet Bruker Alicona ein weiteres optisches Messgerät,<br />

bei dem die Bedienersoftware Metmax zum<br />

Einsatz kommt. Diese arbeitet mit Künstlicher Intelligenz<br />

und gibt Nutzern die Möglichkeit, bestimmte<br />

Aufgaben zu automatisieren. Das Wissen, wie<br />

3D-Daten erfasst und ausgewertet werden, sei Teil<br />

der Software, so der Hersteller.<br />

Sobald der CAD-Datensatz eines Bauteils geladen<br />

und ausgerichtet wurde, bestimmt der Anwender per<br />

Mausklick, welche GD&T- (Form- und Lage-Toleranz)<br />

beziehungsweise PMI-Merkmale (Product Manufacturing<br />

Information) gemessen werden sollen.<br />

Metmax wählt automatisch die passende Strategie<br />

zur 3D-Messung des Bauteils. Dabei berechnet sie<br />

automatisch Antastrichtungen, Kipp- und Rotationswinkel<br />

sowie Verfahrwege in XYZ. Bevor die Messung<br />

gestartet wird, sichert eine virtuelle Simulation den<br />

kollisionsfreien Messablauf. Die Messung wird vom<br />

Bediener per Mausklick gestartet und erfolgt dann<br />

völlig automatisch. Nachdem das Bauteil in 3D gemessen<br />

wurde, werden die 3D-Daten ebenfalls automatisch<br />

ausgewertet.<br />

Um Bauteile messen zu können, müssten sich Anwender<br />

keine Gedanken mehr zur Messstrategie machen,<br />

verspricht Bruker Alicona in der Beschreibung<br />

seiner Software. „Das nimmt ihnen die intelligente<br />

Algorithmik von Metmax ab.“<br />

Bild: Bruker Alicona/dieSonne<br />

Geeignete Anwendungen für Focus X inklusive seiner<br />

Bediensoftware sieht Muraus zum Beispiel in der<br />

Medizintechnik. In einer so sensiblen Industrie spiele<br />

die optische Messtechnik eine besonders wichtige<br />

Rolle. Eine Herausforderung stelle etwa die Beschaffenheit<br />

der Bauteile dar, berichtet Muraus. Implantate<br />

oder auch Prothesen zeichnen sich häufig durch<br />

steile Flanken, komplexe Formen und nicht zuletzt<br />

hochglänzende Oberflächen aus. Hinzu kommen Anforderungen<br />

an die Rauheit, da die Oberflächenbeschaffenheit<br />

ausschlaggebend dafür ist, wie ein Implantat<br />

im Körper angenommen wird. Mit Focus X<br />

lassen sich diese Herausforderungen laut dem Geschäftsführer<br />

bewältigen und Messungen automatisiert,<br />

rückführbar, wiederholgenau und berührungslos<br />

durchführen.<br />

Focus X kann seit dem 5. Februar bei Bruker Alicona<br />

bestellt werden. Anfang Mai sollen dann die Geräte<br />

ausgeliefert werden.<br />

In Graz stellte Bruker<br />

Alicona sein neues Gerät<br />

vor – mit der Möglichkeit,<br />

die Technik im<br />

Einsatz zu erleben.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 33


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Edge Learning verbessert optische Zeichenerkennung<br />

Code-Lesen: schnell, genau<br />

und schlau<br />

Edge Learning, eine nutzerfreundliche Form der Künstlichen Intelligenz, bietet<br />

große Vorteile, wenn für Verpackungs-Codes eingesetzte OCR-Anwendungen<br />

automatisiert werden sollen. Die Technologie ist genauer als regelbasierte OCR<br />

und lässt sich einfacher konfigurieren als Deep-Learning-Systeme.<br />

Das Lesen von Codes auf Haushaltsprodukten wie Waschmittel ist nur einer von vielen typischen OCR-Anwendungsfällen.<br />

Bild: Cognex<br />

Peter McLeod<br />

im Auftrag von<br />

Cognex<br />

www.cognex.com<br />

Viele Branchen sehen sich mit zunehmenden<br />

Compliance-Anforderungen, der Nachfrage der<br />

Verbraucher nach detaillierten Verpackungsinformationen<br />

auf Losebene und dem Wettbewerbsdruck in<br />

Bezug auf Geschwindigkeit und Effizienz der Lieferkette<br />

konfrontiert. Angesichts strenger<br />

Vorschriften zur Rückverfolgbarkeit und<br />

zum Schutz vor Fälschungen hat die<br />

Pharmaindustrie eine Vorreiterrolle bei<br />

der Nutzung der optischen Zeichenerkennung<br />

(OCR) zur Gewährleistung der<br />

Sicherheit über die gesamte Lieferkette<br />

hinweg übernommen. Die OCR-Technik<br />

wird dabei unter anderem eingesetzt, um zu überprüfen,<br />

ob Codes korrekt gedruckt wurden.<br />

Angesichts unterschiedlicher Schriftarten und Trägermaterialien<br />

sowie der komplexen visuellen Um -<br />

gebung von Fertigungs- und Logistiklinien ist die<br />

Automatisierung von OCR-Applikationen jedoch eine<br />

Herausforderung, die nur mit geschulten Automatisierungsingenieuren,<br />

hohem Zeiteinsatz und einem<br />

beträchtlichen finanziellen Engagement zu lösen ist.<br />

Selbst bei bester Leistung können herkömmliche<br />

OCR-Systeme in puncto Genauigkeit allerdings nie<br />

annähernd 100 % erreichen, was manuelle Eingriffe<br />

erfordert und den Durchsatz einschränkt.<br />

34 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Bild: Cognex<br />

Das Bildverarbeitungssystem<br />

In-Sight 3800<br />

von Cognex arbeitet<br />

mit KI-basierten Edge-<br />

Learning-Tools und<br />

traditionellen regelbasierten<br />

Algorithmen.<br />

OCR-Systeme erfordern zudem eine präzise Beleuchtung<br />

und müssen mit unterschiedlich reflektierenden<br />

Materialien, einer großen Designvarianz von<br />

Verpackungen sowie mit teilweise unsauberen Drucken<br />

zurechtkommen. Wird auch nur eine dieser Bedingungen<br />

nicht optimal erfüllt, so erhöht sich die<br />

Fehlerquote.<br />

Informationen werden direkt<br />

auf dem Gerät verarbeitet<br />

Edge Learning, eine benutzerfreundliche Form der<br />

Künstlichen Intelligenz (KI), bietet hingegen eine<br />

schnelle und zuverlässige Möglichkeit zur Automatisierung<br />

von Lieferketten mit OCR. Edge Learning ist<br />

ein Unterbereich von Deep Learning, der es ermöglicht,<br />

Informationen direkt auf dem Gerät zu verarbeiten.<br />

Mithilfe von Edge Learning können hoch entwickelte<br />

KI-Algorithmen auf die spezifischen Anforderungen<br />

von Hochgeschwindigkeits-Lieferketten ausgerichtet<br />

werden, sodass OCR schnell und präzise ist,<br />

einfach eingesetzt und schnell trainiert werden kann.<br />

Herkömmliche regelbasierte OCR kann unter idealen<br />

Bedingungen eine Genauigkeitsrate von bis zu<br />

98 % erreichen. Bei den Mengen, die in modernen<br />

Lieferketten gehandhabt werden, führt diese Rate<br />

immer noch zu vielen Ausschussteilen, was den Gesamtdurchsatz<br />

verringert.<br />

Vortrainierte Edge-Learning-Algorithmen übertreffen<br />

diese Genauigkeitsrate, denn sie sind auf die<br />

Herausforderungen beim Lesen von Text unter den<br />

Bedingungen von Fertigungs-, Prüf- und Logistik -<br />

linien zugeschnitten, die mit hoher Geschwindigkeit<br />

arbeiten. Da die Edge-Learning-Verarbeitung auf<br />

dem Gerät selbst – also direkt an der Fertigungs- beziehungsweise<br />

Logistiklinie – durchgeführt wird, ist<br />

keine Kommunikation mit einem anderen Prozessor<br />

erforderlich. Dies führt zu den Geschwindigkeitsvorteilen<br />

gegenüber herkömmlichen OCR-Systemen.<br />

Herkömmliche regelbasierte OCR-Bildverarbeitungssysteme<br />

verursachen einen hohen Programmieraufwand<br />

bei der Einrichtung. Sie erfordern Zeit,<br />

Fachwissen und eine Neuprogrammierung, wenn sich<br />

die Anforderungen ändern.<br />

Im Gegensatz dazu werden Deep-Learning-basierte<br />

Systeme trainiert, indem man ihnen spezifische,<br />

mit Tags versehene Bilder der entscheidenden Merkmale<br />

vorlegt. Deep Learning kann erstaunliche Fähigkeiten<br />

entwickeln, um feine Unterscheidungen zu<br />

treffen und Texte unter einer Vielzahl von schwierigen<br />

Bedingungen exakt zu lesen. Um diese Genauigkeit<br />

zu erreichen, können jedoch Hunderte oder sogar<br />

Tausende von markierten Bildern für das Training<br />

erforderlich sein.<br />

Für die vortrainierte Edge-Learning-OCR reicht dagegen<br />

bereits eine kleine Zahl an Bildern zum spezi-<br />

OCR im Einsatz<br />

OCR kommt bereits seit langer Zeit in verschiedenen<br />

Anwendungen zum Einsatz. Dabei haben sich<br />

vier wesentliche Einsatzfelder herauskristallisiert:<br />

• Das Auffinden und Verifizieren alphanumerischer<br />

Zeichen;<br />

• die Umwandlung von Codes in eine digitale Form,<br />

mit der sich jedes Teil oder Produkt in der Lieferkette<br />

verfolgen lässt;<br />

• die Bestätigung, dass der gedruckte Code mit dem<br />

Teil oder Produkt und dem Barcode übereinstimmt;<br />

• die Überprüfung, ob der entsprechende Code<br />

korrekt gedruckt wurde.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 35


IM FOKUS » Künstliche Intelligenz<br />

Der erste Teil des Anlernens<br />

bei Edge-Learning-Systemen<br />

erfolgt<br />

anhand eines für die<br />

industrielle Automatisierung<br />

optimierten<br />

Datensatzes; der Anwender<br />

ergänzt den<br />

zweiten Teil um Bilder<br />

seines spezifischen<br />

Anwendungsfalls.<br />

fischen Anwendungsfall aus, um die Fähigkeit zu<br />

entwickeln, die gewünschten Schriften zu lesen. Für<br />

dieses spezifische Training der OCR ist zudem kein<br />

spezielles Wissen über Bildverarbeitung oder KI-<br />

Algorithmen erforderlich, sondern lediglich die<br />

Kenntnis der erforderlichen OCR-Aufgabe.<br />

System lernt selbstständig<br />

durch eigene Fehler<br />

Auch in Bezug auf die Implementierung bieten Edge-<br />

Learning-basierte OCR-Systeme Vorteile im Vergleich<br />

zu regelbasierten oder Deep-Learning-Bildverarbeitungssystemen.<br />

So sind damit weder unterschiedliche<br />

Schriftenbibliotheken noch detaillierte Analysen der<br />

möglichen Fehllesung verschiedener Symbole nötig.<br />

Herkömmliche OCR-Programme verwenden eine<br />

Reihe spezifischer Techniken, um die Gefahr der<br />

Fehllesung eines Symbols zu verringern – etwa spezielle<br />

Schriftenbibliotheken oder eine Feldeinteilung,<br />

Bild: Cognex<br />

die eine sorgfältige Definition jeder möglichen Stelle<br />

in einem Code und die Festlegung des Typs erfordert.<br />

So kann zum Beispiel die Ziffer „8“ in einem definierten<br />

numerischen Feld nicht fälschlicherweise als ein<br />

„B“ gelesen werden.<br />

Wenn die Edge-Learning-OCR einen Fehler macht,<br />

lernt sie durch eine einfache Korrektur seitens des<br />

Bedieners, ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden.<br />

Sie lernt von selbst, welche Merkmale für Genauigkeit<br />

sorgen, ohne spezielle Programmierung, Feldeinteilung<br />

oder andere zeitaufwendige Verfahren.<br />

Die herausragende Geschwindigkeit und Genauigkeit<br />

von Edge-Learning-Tools werden dabei im Idealfall<br />

durch eine hoch entwickelte Hardware wie zum<br />

Beispiel dem Bildverarbeitungssystem In-Sight 3800<br />

von Cognex gewährleistet. Diese Smart-Kamera verfügt<br />

über einen leistungsstarken Sensor, eine integrierte<br />

Beleuchtung, ein Autofokus-Flüssiglinsen-<br />

Objektiv für eine schnelle Fokussierung und hohe Geschwindigkeiten<br />

sowie einen integrierten Prozessor.<br />

Ihre HDR+-Funktion ermöglicht verkürzte Belichtungszeiten,<br />

wodurch sich Anwendungen mit schnelleren<br />

Liniengeschwindigkeiten realisieren lassen. Das<br />

kleine Gehäuse des In-Sight 3800 ist unempfindlich<br />

gegen Vibrationen. In-Sight 3800 ist einfach zu platzieren,<br />

mit Strom zu versorgen und mit einer Fertigungs-<br />

beziehungsweise Logistiklinie zu verbinden,<br />

um Bilder zu erzeugen, die optimal für die Edge-<br />

Learning-OCR geeignet sind.<br />

Kombination von Edge Learning<br />

und regelbasierten Algorithmen<br />

Mit dem Bildverarbeitungssystem bietet Cognex Anwendern<br />

eine leistungsfähige Option für die Realisierung<br />

schneller, präziser Prüfanwendungen auf Basis<br />

von Künstlicher Intelligenz an. Das für Hochgeschwindigkeits-Produktionslinien<br />

konzipierte System<br />

stellt ein umfangreiches Vision-Toolset, leistungsstarke<br />

Bildverarbeitungsfunktionen und eine flexible<br />

Software zur Verfügung, um vollständig integrierte<br />

Lösungen zu liefern. Wesentliches Element des In-<br />

Sight 3800 ist der umfangreiche Satz an Bildverarbeitungswerkzeugen,<br />

die sowohl die auf KI-basierende<br />

Edge-Learning-Technologie als auch traditionelle<br />

regelbasierte Algorithmen umfassen.<br />

Mithilfe von In-Sight 3800 lassen sich somit zahlreiche<br />

Anwendungen zum Lesen von Klarschrift und<br />

zur Fehlererkennung an Codes in unterschiedlichsten<br />

Branchen wie unter anderem in den Bereichen Automotive,<br />

Lebensmittelproduktion, Logistik und vielen<br />

weiteren schnell und zuverlässig realisieren. Auf diese<br />

Weise steht Nutzern eine effiziente Möglichkeit zur<br />

Verfügung, die Rückverfolgbarkeit von Produkten<br />

entlang der Lieferketten mit OCR zu maximieren.<br />

36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


SPECIAL<br />

» Kunststoff<br />

Die Qualitätssicherung in der Kunststoffverarbeitung ist<br />

vielfältig. Dazu zählen Materialprüfungen ebenso wie<br />

Sensorik für den Spritzgießprozess.<br />

Materialprüfung<br />

T-Rex im Zugversuch:<br />

Qualitätssicherung bei<br />

Spielwaren<br />

» Seite 38<br />

Spritzgießen<br />

Berührungslose Werkzeuginnendruckmessungen<br />

sorgen für<br />

perfekte Bauteiloberflächen<br />

» Seite 40<br />

Bild: Fraunhofer LBF<br />

Zugprüfung an Materialproben: Im Projekt Cooperate ersetzen Forscher des Fraunhofer LBF<br />

erdölbasierten Kunststoff durch faserverstärkt biobasierte Alternativen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 37


SPECIAL » Kunststoff<br />

Materialprüfung von Spielwaren<br />

T-Rex im Zugversuch<br />

Um die Qualität seiner detailreichen Figuren sicherzustellen, setzt das Spielwarenunternehmen<br />

Schleich auf die statische Universalprüfmaschine Proline Z005<br />

von Zwick Roell. Mit dieser Technologie sorgt das Unternehmen dafür, dass seine<br />

Produkte den strengen Normen wie der DIN EN 71 gerecht werden.<br />

Der Prüfstand im Qualitätslabor<br />

bei Schleich:<br />

Hier wird ermittelt, wie<br />

stabil der Kopf und der<br />

bewegliche Unterkiefer<br />

des T-Rex sind.<br />

Im Prüflabor von Spielwarenhersteller Schleich in<br />

Schwäbisch Gmünd bereitet Qualitätsmanager<br />

Alexander Fischer gemeinsam mit Andrea Wolf,<br />

Director <strong>Quality</strong>, eine Prüfung vor: Sie spannen den<br />

Dinosaurier Tyrannosaurus Rex – oder vielmehr die<br />

Spielwarenversion davon – in die statische Universalprüfmaschine<br />

Proline Z005 ein. Das Ziel: Die<br />

Prüfung soll ermitteln, wie stabil der Kopf und ihr<br />

beweglicher Unterkiefer sind. „Ich bin stolz darauf,<br />

wie wir unsere Produkte durch den Einsatz von Zwick<br />

Roell auf höchste Qualität hin prüfen und optimieren<br />

können. Das hilft uns, dauerhaft höchste Qualität<br />

bieten zu können“, sagt Andrea Wolf.<br />

Schleich hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Materialvorentwicklung<br />

anhand von normativen Prüfungen<br />

an Zugstäben und Figuren gemäß DIN EN 71 kontinuierlich<br />

zu verbessern. Die dafür vorgesehenen Prüfungen<br />

beziehen sich auf die Sicherheitsanforderungen,<br />

die Spielzeug erfüllen muss – wie etwa die<br />

Europäische Norm EN 71.<br />

Bild: Zwick Roell<br />

38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Konkret legt diese grundlegende Anforderungen<br />

und Prüfverfahren fest, um sicherzustellen, dass<br />

Spielzeug sicher von Kindern verwendet werden<br />

kann. So umfasst die Norm etwa verschiedene<br />

Sicherheitsaspekte wie mechanische und physische<br />

Eigenschaften, die durch die Prüfungen ermittelt wer -<br />

den müssen. Im Fall von Spielzeugfiguren beinhalten<br />

die normativen Prüfungen mitunter die Überprüfung<br />

auf verschluckbare Kleinteile, scharfe Kanten oder<br />

Spitzen, Schadstoffgehalt in Materialien, Zugfestigkeit<br />

von Teilen und andere relevante Sicherheitsaspekte.<br />

Prüfsystem lässt sich<br />

kundenspezifisch erweitern<br />

Früher wurden die Zugprüfungen manuell durchgeführt<br />

und waren aufgrund fehlender Digitalisierung<br />

schlecht reproduzierbar. Zudem fehlten digitale Datenwerte,<br />

um eine bessere Analyse und Dokumentation<br />

zu ermöglichen.<br />

Das Spielwarenunternehmen Schleich entschied<br />

sich für den Einsatz der Proline 5 kN Zugprüfmaschine<br />

von Zwick Roell, um die Materialprüfungen anhand<br />

genormter Probenkörper sowie die Prüfung an<br />

Figuren durchzuführen. Die Proline ist speziell auf<br />

standardisierte Prüfungen an Materialien und Bauteilen<br />

ausgerichtet. Durch die mechanische Modularität<br />

mit der großen Auswahl an Prüfwerkzeugen und<br />

Probenhaltern lässt sich das Prüfsystem mit kundenspezifischen<br />

Vorrichtungen erweitern. Vorteilhaft<br />

sind hierbei das zügig adaptierbare Steck- und<br />

Schiebersystem sowie die Vielzahl an Traversen-Aufnahmemöglichkeiten.<br />

Somit lassen sich jederzeit<br />

Probenhalter und Prüfwerkzeuge wechseln und unterschiedlichste<br />

Prüfungen mit derselben Maschine<br />

komfortabel durchführen.<br />

Zum Unternehmen<br />

Schleich ist ein international tätiger<br />

Hersteller von Spielwaren. Das Unternehmen<br />

wurde 1935 gegründet, Hauptsitz<br />

ist in Schwäbisch Gmünd. Neben<br />

dem T-Rex aus der Dinosaurier-Spielwelt<br />

bietet Schleich auch eine breite<br />

Palette von Spielfiguren und Spielsets<br />

an, die auf verschiedenen Themen basieren<br />

– wie etwa Wild Life, Farm World,<br />

Horse Club sowie Fantasy-Charakteren.<br />

Mit der Prüfmaschine führt Schleich nun die Materialprüfungen<br />

anhand genormter Probenkörper wie<br />

Zugstäbe durch, um Reißfestigkeit, Reißdehnung und<br />

Spannungswerte im Zugversuch gemäß den relevanten<br />

Normen zu bestimmen. Zusätzlich werden Figuren<br />

normativ geprüft, um die Konformität mit den<br />

Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Da viele<br />

Spielfiguren über bewegliche Komponenten verfügen<br />

– wie beispielsweise der Kiefer von Dinosaurier T-Rex<br />

– ermöglichen die Tests auch die Überprüfung der<br />

Haltekraft von Klebstoffen, um zu verhindern, dass<br />

Kleinteile verschluckt werden.<br />

Spürbare Verbesserung<br />

der Produktqualität<br />

Der Einsatz der Proline hat zu erheblichen Verbesserungen<br />

geführt: Durch die Zugprüfmaschine lassen<br />

sich inzwischen alle Arten von Daten und Werten<br />

benutzerfreundlich ermitteln, erfassen, individuell<br />

abrufen und darstellen. Und das trägt zusätzlich zu<br />

einer spürbaren Verbesserung der Produktqualität<br />

bei. Überdies erleichtert die Prüfmaschinen-Software<br />

Testxpert die schnelle und komfortable Durchführung<br />

der Prüfungen.<br />

Durch den Einsatz von Zwick-Roell-Prüfmaschinen<br />

konnte Schleich seine Materialvorentwicklung und<br />

normativen Prüfungen inzwischen deutlich verbessern.<br />

„Die gute Handhabung der Maschine ermöglicht<br />

es uns, effizient und präzise zu arbeiten, um sicherzustellen,<br />

dass unsere Produkte den strengen<br />

Anforderungen der Normen entsprechen“,<br />

sagt Andrea Wolf „So<br />

setzen wir uns dafür ein, dass jedes<br />

Spielzeug, das unsere Produktionsstätten<br />

verlässt, die Erwartungen<br />

unserer großen und kleinen Kunden<br />

in Bezug auf Sicherheit, Langlebigkeit<br />

und Spielwert auch stets erfüllt.“<br />

Alexander Fischer,<br />

Specialist Product<br />

<strong>Quality</strong> bei Schleich,<br />

vor der Universalprüfmaschine<br />

Proline Z005.<br />

Barbara Schleper<br />

im Auftrag von<br />

Zwick Roell<br />

www.zwickroell.com<br />

Bild: Zwick Roell<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 39


Bild: Kistler<br />

In Spritzgießwerkzeugen können Überwachungssensoren an drei Positionen installiert werden: in der Wand<br />

für direkten Kontakt mit dem Werkzeug, hinter der Wand oder hinter den Auswerferstiften.<br />

Spritzgießen in der Medizintechnik<br />

Berührungslos messen<br />

für perfekte Oberflächen<br />

Beim Spritzgießen ist das direkte Messverfahren der Goldstandard für eine<br />

präzise Messung des Werkzeuginnendrucks. Kistler hat indes eine Technologie<br />

für berührungslose Werkzeuginnendruckmessungen entwickelt, bei der die<br />

Sensoren nicht in Kontakt mit der Schmelze kommen.<br />

Durch den Einsatz moderner Werkzeuginnendrucksensoren<br />

und darauf abgestimmter Software<br />

können Spritzgießer den Werkzeuginnendruck<br />

während des gesamten Produktionsprozesses messen.<br />

Die bei der Herstellung eines idealen Produkts<br />

entstandene Messkurve nutzen sie als Qualitätsmaßstab<br />

für alle künftigen Bauteile. Zusätzlich können<br />

Produktionsprozesse auf Grundlage der Abweichung<br />

von der Zielmesskurve optimiert werden. Für eine<br />

sogenannte direkte Messung werden Sensoren und<br />

Kabel direkt in der Werkzeugwand installiert. Die<br />

Spitze des Sensors befindet sich auf der Höhe der<br />

Wand, sodass die eingespritzte Kunststoffschmelze<br />

direkt mit dem Sensor in Kontakt kommt. Der Sensor<br />

kann dann absolute Werkzeuginnendruckwerte messen<br />

und mit der Idealkurve vergleichen.<br />

40 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Kunststoff « SPECIAL<br />

Diese Technologie ist in ihrer Genauigkeit bisher<br />

unschlagbar, hat jedoch auch einige Nachteile:<br />

So hinterlässt der Sensor in jedem gefertigten<br />

Kunststoffteil einen kleinen Abdruck. Dieser ist<br />

zwar minimal, insbesondere bei der Verwendung<br />

von Miniatursensoren, kann aber bei hochpräzisen<br />

Produkten wie Linsen dennoch problematisch<br />

sein. Außerdem ist der Sensor durch den<br />

direkten Kontakt mit der Kunststoffschmelze<br />

anfällig für Verschmutzung. Deswegen muss<br />

der Zustand des Sensors insbesondere bei<br />

der Verwendung von speziellen Materialien<br />

präzise überwacht werden und fordert möglicherweise<br />

eine regelmäßige Wartung und<br />

einen Austausch des Messmittels.<br />

Neben der direkten Messung verwenden<br />

einige Unternehmen auch indirekte Sensoren<br />

zur Messung des Werkzeuginnendrucks. Im<br />

Gegensatz zu direkten Sensoren können sie<br />

nachträglich in das Werkzeug eingebaut werden,<br />

da sie hinter den Auswerferstiften<br />

positioniert sind. Das macht sie jedoch<br />

auch anfälliger für Fehler, zum Beispiel<br />

wenn die Montagebohrung nicht perfekt<br />

zum Auswerferstift passt und entweder zu<br />

klein oder zu groß ist. Außerdem können<br />

sie durch die von der Kunststoffschmelze abgegebenen<br />

Gase negativ beeinträchtigt werden. Schmelzen<br />

mit niedriger Viskosität, wie beispielsweise bei flüssigem<br />

Silikon, können sogar in die Montagebohrung<br />

des Auswerferstifts und bis zum Sensor fließen.<br />

Mit diesen Methoden im Hinterkopf begann Kistler,<br />

an einer Alternative zu arbeiten. Sie sollte präzise<br />

und reproduzierbare Messwerte liefern, aber Nachteile<br />

wie eine negative Beeinflussung der Sensoren<br />

vermeiden. Das Entwicklungsteam stieß auf ein Verfahren,<br />

das den Kontakt der Schmelze mit den Sensoren<br />

vollständig vermeidet. Es misst die Dehnung,<br />

die das Einschießen der Schmelze auf die Metallwände<br />

des Werkzeugs ausübt. Das Bemerkenswerte<br />

daran: Diese berührungslose Messmethode misst<br />

zwar keine absoluten Werkzeuginnendruckwerte,<br />

lässt aber genaue Rückschlüsse auf diese zu. Die<br />

Messung der Dehnung ergibt eine vergleichbare<br />

Messkurve zu anderen Messverfahren. Noch wichtiger:<br />

Die Messung der Dehnung führt zu reproduzierbaren<br />

Kurven und erfüllt damit eine wesentliche Anforderung<br />

der Qualitätssicherung und der regulatorischen<br />

Vorgaben.<br />

Der große Vorteil der berührungslosen Messung<br />

gegenüber der direkten Messtechnik liegt in der Sensorpositionierung:<br />

Da die Sensoren nicht in direktem<br />

Kontakt mit der Kunststoffschmelze kommen müssen,<br />

können sie 2 bis 4 mm hinter der Kavitätswand<br />

Bild: Kistler<br />

Der Miniatur-Längssensor<br />

9239B misst<br />

die Belastung von<br />

Kunststoffformen.<br />

platziert werden. So hinterlassen sie keine Abdrücke<br />

auf dem hergestellten Produkt, was das<br />

berührungslose Messen zur ersten Wahl für Hersteller<br />

von Oberflächen der Güteklasse A oder<br />

von hochpräzisen Produkten wie Linsen macht,<br />

bei denen selbst der kleinste Abdruck die Qualität<br />

des Produkts beeinträchtigen kann. Durch<br />

die Positionierung hinter der Wand sind die<br />

Sensoren zudem vor der Kunststoffschmelze<br />

und zusätzlichen Einflüssen wie Gasen oder<br />

sogar Schmutz von außen geschützt. Das<br />

wiederum reduziert den Wartungsaufwand<br />

auf ein Minimum.<br />

Für Servicezwecke lassen sich die Sensoren<br />

leicht ausbauen. Sie sind einfach zu installieren,<br />

da mehr Plätze im Werkzeug zur<br />

Verfügung stehen: Sie können unabhängig<br />

von der Auswurfrichtung positioniert werden<br />

und bedürfen keiner Positionierung in<br />

der unmittelbaren Nähe der Kavität. Sie benötigen<br />

lediglich eine Montagebohrung,<br />

in der der Sensor platziert und mit einer<br />

vordefinierten Vorspannung eingestellt<br />

wird.<br />

Zusätzlich unterstützt Kistler seine<br />

Kunden bei der Suche nach der optimalen<br />

Positionierung des Sensors mit einer Finite-Elemente-Analyse<br />

(FEA). Diese ermöglicht es dem Kunden,<br />

einen geeigneten Ort für seine Sensoren zu finden.<br />

Zudem kann er mithilfe der Analyse beurteilen, mit<br />

welchem maximalen Abstand zur Werkzeugwand der<br />

Sensor platziert werden kann, um genaue Messungen<br />

nahe der direkten Messung zu liefern.<br />

Für die FEA reichen Kunden ein 3D-CAD-Modell<br />

ein, das verdeutlicht, wo sie den Sensor platzieren<br />

Für direkte Messungen werden Sensoren und Kabel direkt in der Werkzeugwand<br />

installiert. Die Spitze des Sensors befindet sich auf der Höhe der Wand, sodass die<br />

eingespritzte Kunststoffschmelze direkt mit dem Sensor in Kontakt kommt.<br />

Bild: Kistler<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 41


SPECIAL » Kunststoff<br />

Indirekte Sensoren werden hinter den Auswerferstiften positioniert.<br />

Berührungslose Sensoren können – da sie nicht in direkten Kontakt mit der Kunststoffschmelze<br />

kommen müssen – 2 bis 4 mm hinter der Kavitätswand platziert werden.<br />

Marko Marceta<br />

Product Manager<br />

Plastics<br />

Kistler<br />

wollen. Das Kistler Team berechnet anschließend<br />

mithilfe der FEA, wie empfindlich der Sensor an dieser<br />

Position tatsächlich sein wird, wobei sowohl die<br />

Belastung des Metalls als auch die Seitenkräfte berücksichtigt<br />

werden. Der Bericht zeigt dann, ob der<br />

Sensor an der gewählten Position den<br />

Werkzeuginnendruck genau messen<br />

kann, oder schlägt alternative Platzierungen<br />

vor, falls dies nicht der Fall ist.<br />

Bild: Kistler<br />

Bild: Kistler<br />

Bild: Kistler<br />

Miniatursensoren für die<br />

Medizintechnik<br />

Sensoren von Kistler kommen bereits<br />

in anderen Anwendungen zur Messung<br />

von Dehnung zum Einsatz, beispielsweise<br />

in der Zerspanung, in der Dehnungssensoren<br />

zur Messung dynamischer<br />

oder quasistatischer Kräfte an<br />

festen oder beweglichen Maschinenteilen<br />

verwendet werden. Bei der Entwicklung des<br />

ersten Dehnungssensors für das Spritzgießen, Typ<br />

9247A, konnte Kistler seine Erfahrungen mit diesen<br />

Anwendungen sowie sein umfassendes Wissen rund<br />

um die Messung des Werkzeuginnendrucks nutzen.<br />

Mit einem Umfang von 4,4 mm eignet sich der Sensor<br />

vom Typ 9247A für die Herstellung von größeren<br />

Kunststoffteilen und ist seit langem bei Kunststoffherstellern<br />

sowohl in der Kosmetik- als auch in der<br />

Automobilindustrie im Einsatz. Mit Blick auf medizinische<br />

Anwendungen hat Kistler einen noch kleineren<br />

Sensor entwickelt, der sich für die kompakten<br />

Formen von Produkten wie Linsen, Spritzen und Epipens<br />

eignet.<br />

So brachte Kistler 2018 die erste Version eines piezoelektrischen<br />

Miniaturlängsmessdübels auf den<br />

Markt. 2022 folgte eine aktualisierte Version, der Miniatur-Längsmessdübel<br />

9239B. Mit einem Umfang<br />

von nur 2,5 mm kann er in kleinen Werkzeugen oder<br />

solchen mit wenig verbliebenen Platz eingesetzt<br />

werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen den<br />

beiden Sensorversionen A und B ist der Kristall: Während<br />

in der Vorgängerversion des Sensors ein Quarzkristall<br />

verwendet wurde, kommt in der neuen Ver -<br />

sion nun ein speziell von Kistler gezüchteter Piezo-<br />

Star-Kristall zum Einsatz. Mit diesem Update erhöht<br />

sich die Empfindlichkeit des Sensors von 5,9 pC/N<br />

(Picocoulomb pro Newton) auf 28,5 pC/N. Damit<br />

kann der Sensor auch schwächere Signale zuverlässig<br />

und präzise messen.<br />

Der Weg zur berührungslosen<br />

Messung als Industriestandard<br />

Die berührungslose Messung mit längsgerichteten<br />

piezoelektrischen Sensoren bietet somit drei Hauptvorteile:<br />

keine Abdrücke in den Oberflächen der hergestellten<br />

Produkte, präzise Messung und geringer<br />

Wartungsaufwand. Das sind gute Neuigkeiten für die<br />

Medizintechnikindustrie. Hier benötigen produzierende<br />

Unternehmen hochzuverlässige Systeme zur<br />

Messung der Prozessparameter und zur Prozessüberwachung<br />

– nicht nur, um qualitativ hochwertige Produkte<br />

herzustellen, sondern auch, um regulatorische<br />

Anforderungen wie die GMP in den USA und die<br />

MDR-Standards in Europa zu erfüllen. In der komplexen<br />

Produktion von Medizinprodukten erfüllen die<br />

direkte sowie die berührungslose Messung unterschiedliche<br />

Anforderungen. So können Hersteller berührungslose<br />

Sensorik für hochpräzise Produkte und<br />

in Anwendungsfällen einsetzen, in denen eine perfekte<br />

Oberfläche erforderlich ist. In Fällen, in denen<br />

kleine Abdrücke auf dem Produkt keinen Einfluss auf<br />

dessen Qualität haben, können sie sich weiterhin auf<br />

die direkte Messtechnik verlassen.<br />

42 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Technische Sauberkeit bei Innio<br />

Mit Elektronenstrahlen<br />

Killerpartikeln auf der Spur<br />

Da die Großmotoren immer leistungsfähiger und die einzelnen Bauteile<br />

zunehmend höheren Belastungen ausgesetzt sind, verwendet Innio Standards<br />

zur technischen Sauberkeit. Zur Bestimmung der Herkunft kritischer Restschmutz-Partikel<br />

kommt ein Rasterelektronenmikroskop von Zeiss zum Einsatz.<br />

Johannes Bachmann,<br />

Experte für Materialanalysen<br />

bei Innio, sieht<br />

am Bildschirm, aus<br />

welchen chemischen<br />

Elementen die mit dem<br />

Rasterelektronenmikroskop<br />

untersuchten<br />

Partikel bestehen.<br />

Bild: Zeiss<br />

Gasmotoren und Blockheizkraftwerke<br />

in Containerbauweise für die Energieversorgung<br />

sind das Kerngeschäft von<br />

Innio. „Selbst ein winzig kleiner metallischer<br />

Schmutzpartikel kann in unseren<br />

leistungsstarken Motoren erhebliche<br />

Schäden verursachen“, betont Christian<br />

Troger, Operation <strong>Quality</strong> Leader beim Tiroler<br />

Maschinenbauer. Würden sich beispielsweise<br />

Metallpartikel von der Größe<br />

eines Sandkorns im Pleuellager befinden,<br />

wäre dadurch die Gefahr gegeben, dass<br />

der Ölfilm im Lager abreißt. Ohne ausreichende<br />

Schmierung erhöht sich die Reibung<br />

zwischen Kurbelwelle und Pleuellager,<br />

was zu schwerwiegenden Schäden<br />

führen kann.<br />

Eine Schadensbehebung wäre bei einem<br />

Motor, der wie der Jenbacher J920<br />

circa 91 t wiegt und bei dem die Kurbelwelle<br />

fast 7 m lang und 8,5 t schwer ist,<br />

entsprechend aufwändig und kostspielig.<br />

Nicht zu vergessen, dass sich die Auslieferung<br />

des Motors an den Kunden deutlich<br />

verzögern würde. Je höher dabei die<br />

Leistungsdichte der Motoren, desto wichtiger<br />

wird die Technische Sauberkeit.<br />

Mit den Jenbacher Motoren bietet Innio<br />

Generatoren-Sets sowie Kraft-Wärme-<br />

und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlagen<br />

im Leistungsbereich von 250 KW<br />

bis 10,4 MW. Diese können mit einer Vielzahl<br />

an Energieträgern wie Deponiegas,<br />

Klärgas, Biomethan oder Wasserstoff be-<br />

trieben werden und ebnen Kunden damit<br />

den Weg für ihren Übergang zu Net Zero.<br />

Mehr als 24.000 Jenbacher Motoren wurden<br />

bislang in rund 100 Länder geliefert.<br />

Und die Entwicklung geht weiter – mit<br />

deutlichen Auswirkungen auf die Bauteile<br />

der Motoren. Die Steigerung der mechani-<br />

Syra Thiel<br />

Storymaker<br />

im Auftrag von<br />

Zeiss<br />

www.zeiss.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 43


Bild: Zeiss<br />

Um die Herkunft der<br />

Partikel bestimmen<br />

zu können, werden<br />

die Partikel im Tecsa-<br />

Labor in speziellen<br />

Waschanlagen vom<br />

Bauteil abgelöst.<br />

schen Wirkungsgrade auf deutlich über 50<br />

% sowie die Treibstoffflexibilität in Bezug<br />

auf Methanzahl, Wasserstoffanteil und<br />

Biogase sorgt für steigende Spitzendrücke<br />

und Lagerlasten sowie eine höhere thermische<br />

Belastung der Motoren. Dies macht<br />

unter anderem den Einsatz härterer Lager<br />

und deutlich engerer Toleranzen notwendig<br />

– eine Entwicklung, die das Risiko für<br />

einen Ölfilmabriß durch ein kritisches Partikel<br />

erhöht. Für Troger steht damit außer<br />

Frage: „Mit der stetigen Weiterentwicklung<br />

unserer Motoren steigt auch die Bedeutung<br />

der technischen Sauberkeit.“<br />

Diese Erkenntnis gewann Innio deutlich<br />

früher als viele andere Firmen. Doch die<br />

Branche scheint aufgewacht zu sein:<br />

„Seit einigen Jahren kommen immer mehr<br />

Qualitätsverantwortliche und Techniker<br />

zu den Fachtagungen technischen Sauberkeit“,<br />

beobachtet Troger.<br />

Neue Standards für<br />

die Fertigung<br />

Mit der Entscheidung, 2012/2013 Standards<br />

für die technische Sauberkeit einzuführen,<br />

begann beim österreichischen<br />

Maschinenbauer ein umfassender Change-<br />

Prozess: Inspiriert von den Erfahrungen<br />

der Automobilbranche und in Anlehnung<br />

an den Leitfaden VDA 19 wurden zunächst<br />

der gesamte Prozess modelliert,<br />

Reinheitsspezifikationen für sensible Bau -<br />

teile bestimmt und besonders kritische<br />

Bereiche in der Fertigung definiert. Gut<br />

800 Projektbausteine kamen laut Troger<br />

so zusammen. Anstatt jedoch irgendwelche<br />

Maximalziele zu verfolgen, setzte<br />

Innio konsequent auf die Umsetzung des<br />

Notwendigen. Und was das ist, das bestimmte<br />

nicht allein die Qualitätssicherung.<br />

„Wir haben versucht, alle mitzunehmen;<br />

auch das Management“, erinnert<br />

sich der Qualitätssicherungsexperte. Denn<br />

bei der technischen Sauberkeit geht es<br />

immer um eine Kosten-Nutzen- beziehungsweise<br />

Risikoeinschätzung.<br />

Ungefähr 3 Millionen Euro investierte<br />

Innio bisher in Maßnahmen beziehungsweise<br />

Lösungen für die technische Sauberkeit.<br />

Es wurden Schleusen eingebaut,<br />

Arbeitsplätze umgestaltet, bestimmte Bereiche<br />

eingehaust und auch die Reinigungsvorgaben<br />

geändert. Der Betonboden<br />

in der Montage wird heute beispielsweise<br />

täglich nass gereinigt. Und um den<br />

Restschmutz auf den Bauteilen überhaupt<br />

analysieren zu können, wurde ein<br />

Labor mit speziell entwickelten Anlagen<br />

für das Spülen der tonnenschweren Bauteile<br />

eingerichtet. Zudem wurde ein Sauger<br />

mit speziell designten Zyklonenfilter<br />

zur Analyse und Reinigung von kritischen<br />

Motorbereichen entwickelt sowie in Mikroskope<br />

zur Untersuchung der Analyse-<br />

Filter mit den aufgefangenen Restschmutzpartikeln<br />

investiert. Und weil sich<br />

im Laufe der Zeit herausstellte, dass Holzpaletten<br />

nicht abreinigbar sind und so die<br />

gereinigten Bauteile mit metallischen und<br />

nicht metallischen Partikeln und Fasern<br />

kontaminierten, wurde komplett auf<br />

Kunststoffpaletten umgestellt. Darüber<br />

hinaus wurde für jeden Arbeitsplatz ein<br />

Sauberkeitsplan entwickelt. Das heißt, es<br />

wurde genau definiert, welche Bereiche<br />

am Arbeitsplatz in welchem Rhythmus<br />

gereinigt werden müssen. Und auch die<br />

Lieferanten mussten entsprechend geschult<br />

werden. Zwei bis drei Jahre dauerte<br />

es laut Troger, „bis wir einen guten Standard<br />

hatten“. Um diesen zu halten, wird<br />

der gesamte Prozess von der Warenanlieferung<br />

über die Fertigung bis hin zum<br />

Versand mit Partikelfallen überwacht.<br />

Diese Partikelfallen zeigen die Belastung<br />

und mögliche Grenzwertüberschreitungen<br />

kritischer Bereiche an. Eine Schlüsselrolle<br />

für die Entdeckung und Beseitigung<br />

möglicher Kontaminierungsquellen<br />

spielt dabei das Rasterelektronenmikroskop<br />

Evo MA 25 von Zeiss<br />

Eigenes Labor für die<br />

technische Sauberkeit<br />

Um die Materialzusammensetzung und<br />

damit die Herkunft der Partikel mit dem<br />

Evo MA 25 überhaupt bestimmen zu können,<br />

müssen die Partikel zunächst vom<br />

Bauteil abgelöst werden. Dieser Prozess<br />

erfolgt bei Innio im sogenannten Tecsa-<br />

Labor. Die von den Bauteilen in den speziellen<br />

Waschanlagen abgespülten Restschmutzpartikel<br />

werden mit einem Filter<br />

aufgefangen. Dieser wird vor Ort mit<br />

einem Lichtmikroskop untersucht. „Durch<br />

die Bestimmung von Anzahl und Größe<br />

der Partikel wissen wir bereits, ob Grenz-<br />

44 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


TECHNIK «<br />

Christian Troger,<br />

Operation <strong>Quality</strong><br />

Leader bei Innio:<br />

„Ein winzig kleiner<br />

metallischer Schmutzpartikel<br />

kann in unseren<br />

leistungsstarken<br />

Motoren erhebliche<br />

Schäden verursachen.“<br />

Bild: Zeiss<br />

werte überschritten werden und wie gut<br />

unsere Prozesse sind“, so Troger. Denn da<br />

die Bauteile in Risikogruppen und damit<br />

in entsprechende Sauberkeitskategorien<br />

eingeteilt sind, ist auch genau definiert,<br />

welche Partikelgröße und -häufung kritisch<br />

ist. Wird zum Beispiel bei einer Kurbelwelle<br />

eine Grenzwertüberschreitung<br />

festgestellt, wird der Analysefilter mit den<br />

Partikeln genauer untersucht. Und zwar<br />

mit einem Rasterelektronenmikroskop.<br />

Insourcing der Analysen<br />

zur technischen Sauberkeit<br />

Anfangs erfolgte diese Analyse durch externe<br />

Dienstleister. Aber das dauerte drei<br />

Wochen und länger – zu lang für die Qualitätssicherung<br />

von Innio. Zudem erschwerte<br />

die Einbeziehung Externer die<br />

Kommunikation und damit die schnelle<br />

Detektion von möglichen Kontaminierungsquellen.<br />

2015 entschied die Firma<br />

deshalb, in ein eigenes Rasterelektronenmikroskop<br />

zu investieren.<br />

Das Evo MA 25 arbeitet mit der Zeiss-<br />

Software „Smart Particle Investigator“ für<br />

die Partikelanalyse und -klassifizierung,<br />

die die aktuellen ISO- und VDA-Normen<br />

für die technische Sauberkeit erfüllt. Die<br />

Software umfasst alle Aspekte der Rasterelektronenmikroskop-Steuerung,<br />

Bildverarbeitung<br />

und Elementaranalyse in einer<br />

einzigen Anwendung. Und weil das<br />

System Partikelanalysen automatisch<br />

ausführt, kann es durchgehend und unbeaufsichtigt<br />

arbeiten. Dies erleichtert auch<br />

Johannes Bachmann, bei Innio der Experte<br />

für Materialanalysen, die Arbeit. Bekommt<br />

er einen Filter zur Untersuchung,<br />

braucht er diesen nur in das Gerät einlegen<br />

und kann sich bereits nach ein oder<br />

zwei Stunden die Ergebnisse ausgeben<br />

lassen. Neben der Struktur und Morphologie<br />

kann Bachmann am angeschlossenen<br />

Bildschirm des Mikroskops dann sehen,<br />

aus welchen chemischen Elementen<br />

die Partikel bestehen.<br />

Um diese Information gewinnen zu<br />

können, werden im Mikroskop Primärelektronenstrahlen<br />

auf die Probe gelenkt.<br />

Dies führt dazu, dass die Elektronen in der<br />

Atomhülle Röntgenstrahlung aussenden.<br />

Und weil das Spektrum der Strahlung für<br />

jedes Element charakteristisch ist, lässt<br />

sich mit der sogenannten EDX-Analyse<br />

(energiedispersive Röntgenspektroskopie)<br />

die Zusammensetzung der Partikel exakt<br />

bestimmen. Bachmann, der genau weiß,<br />

mit welchen Werkstoffen am Standort<br />

gearbeitet wird, erkennt dank dieser Informationen,<br />

woher die Partikel stammen.<br />

Nur noch wenige Filter<br />

pro Woche notwendig<br />

Vor zehn Jahren, als Innio Standards für<br />

die Technische Sauberkeit einführte und<br />

die Prozesse neu definierte, analysierte<br />

Bachmann mindestens 20 Filter pro Woche.<br />

Heute müssen routinemäßig nur<br />

noch wenige Filter pro Woche betrachtet<br />

werden. Doch auch wenn die Prozesse im<br />

Unternehmen sehr stabil laufen: verzich-<br />

ten kann und will dort keiner auf das Rasterelektronenmikroskop.<br />

Bachmann und<br />

Troger sind sich einig: „Mit dem Evo MA<br />

25 finden wir die Nadel im Heuhaufen“.<br />

Denn zeigt die Analyse beispielsweise,<br />

dass ein potenziell gefährliches Partikel<br />

aus Silizium besteht, dann ist laut Troger<br />

die Wahrscheinlichkeit hoch, dass möglicherweise<br />

Schleusentore geöffnet waren<br />

und Sandpartikel das Bauteil kontaminiert<br />

haben. Ohne die chemische Analyse<br />

des Partikels mit dem Rasterelektronenmikroskop<br />

„würden wir nur wissen, dass<br />

wir ein Problem haben, aber wir wüssten<br />

nicht, wo wir Verbesserungen ansetzen<br />

sollten“, betont Troger.<br />

Relativ genau zu wissen, woher ein Partikel<br />

kommt, hilft Troger und seinem Team<br />

jedoch, die Kollegen erneut für das Problem<br />

technische Sauberkeit zu sensibilisieren<br />

beziehungsweise Maßnahmen wie<br />

Umbauten einzuleiten. Auf Akzeptanzprobleme<br />

trifft er dabei kaum. „Bei Innio<br />

wird die Abteilung Qualitätssicherung<br />

nicht als Polizei oder unliebsamer Überwacher<br />

gesehen, sondern als eine Instanz,<br />

die vor Ort dabei unterstützt, Fehler zu<br />

vermeiden, bevor sie auftreten und Verbesserungen<br />

umzusetzen.“ Und das hat<br />

seiner Meinung auch viel „mit der Einführung<br />

von Standards für die technische<br />

Sauberkeit zu tun“.<br />

Webhinweis<br />

Welche Vorteile die Rasterelektronenmikroskope<br />

EVO haben, zeigt Zeiss in<br />

diesem Video:<br />

https://hier.pro/<br />

oRl81<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 45


» TECHNIK<br />

Automatisierte Prüfung von Turboladern<br />

Komplexe Bauteile im Fokus<br />

der Kameras<br />

Ein Bildverarbeitungssystem garantiert bei einem Hersteller von Turbolader-<br />

Baugruppen die vollautomatische 100-%-Prüfung. Die Anlage stellt außerdem<br />

die Dokumentation der Ergebnisse sicher und bietet genügend Flexibilität, um<br />

bei Produktänderungen individuelle Anpassungen durchführen zu können.<br />

D<br />

en Turbo zuschalten – nicht viele<br />

Kfz-Bauteile haben es geschafft,<br />

sich mit einer Redewendung im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch zu etablieren. Turbolader<br />

stehen als Synonym für mehr Leistung,<br />

und das ist auch in ihrem ursprünglichen<br />

Einsatzgebiet ihre Hauptaufgabe.<br />

Durch die Verdichtung von Verbrennungsluft,<br />

die dem Motor zugeführt wird, lassen<br />

sich im Vergleich zu Saugmotoren<br />

höhere Motorleistungen bei gleichzeitig<br />

niedrigerem Verbrauch und besseren<br />

Emissionswerten erzielen. Dass die Qualität<br />

dieser Produkte einwandfrei sein<br />

muss, versteht sich von selbst.<br />

Im Entwicklungszentrum und im Fertigungswerk<br />

eines Herstellers von Pkw- und<br />

Nutzfahrzeug-Abgasturboladern sorgt seit<br />

kurzem ein neues Bildverar beitungssystem<br />

namens Resident 1200 Visual Inspection<br />

von Vision On Line für eine vollautoma -<br />

tische 100-%-Prüfung kompletter Turbolader-Baugruppen<br />

und stellt so kurz vor<br />

dem Versand zum OEM eine zuverlässige<br />

Endkontrolle sicher.<br />

Vor der Installation des Systems waren<br />

für diese Aufgabe nach dem Vier-Augen-<br />

Prinzip zwei Mitarbeiter im Einsatz, um<br />

die gefertigten Turbolader zu prüfen.<br />

Diese manuellen Kontrollen waren nicht<br />

wirtschaftlich und zudem fehleranfälliger<br />

als eine automatisierte Qualitätsinspek -<br />

tion. Da Kundenreklamationen bei nicht<br />

Bild: Vision On Line<br />

Das Bildverarbeitungssystem<br />

stellt kurz vor<br />

dem Versand zum OEM<br />

eine zuverlässige<br />

Endkontrolle sicher.<br />

46 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


erkannten Fehlern schnell sehr hohe Administrationskosten<br />

nach sich ziehen<br />

können, wollte der Hersteller diesen Prozessschritt<br />

im vergangenen Jahr unbedingt<br />

optimieren.<br />

Bildverarbeitung fest im<br />

Unternehmen verankert<br />

Dass der Turbolader-Hersteller sich bei<br />

diesem Projekt auf die Unterstützung von<br />

Vision On Line verlassen hat, ist kein Zufall:<br />

Vision On Line arbeitet bereits seit<br />

mehreren Jahren mit diesem Unternehmen<br />

zusammen und ist inzwischen als<br />

Bildverarbeitungslieferant für viele von<br />

dessen Standorten freigegeben.<br />

„In enger Zusammenarbeit mit den<br />

technischen Experten unseres Kunden haben<br />

wir unter anderem die Integration<br />

von Bildverarbeitungsbibliotheken in sein<br />

PC-basiertes Automatisierungssystem<br />

realisiert“, erläutert Vision-On-Line-Geschäftsführer<br />

Andreas Schaarschmidt.<br />

„Auf diese Weise ist die Bildverarbeitung<br />

ohne zusätzliche Schnittstelle inzwischen<br />

tief im System des Turbolader-Herstellers<br />

verankert und deckt dabei von konventionellen<br />

Tools bis hin zu KI-Anwendungen<br />

die gesamte Bandbreite der benötigten<br />

Funktionen ab.“<br />

Im Fall der Turbolader-Prüfung mussten<br />

die Automatisierungsexperten ein umfangreiches<br />

Paket schnüren, um alle erforderlichen<br />

Merkmale zu untersuchen.<br />

„Turbolader sind hochkomplexe Bauteile<br />

mit zahlreichen Details, die im Zuge der<br />

von uns gewünschten kompletten Qualitätsprüfung<br />

unter die Lupe genommen<br />

werden müssen“, hebt Schaarschmidt<br />

hervor. „Unter anderem zählen dazu die<br />

Inspektion der eingesetzten Komponenten<br />

wie der Turbine, der Ladedruckregelklappe,<br />

konstruktiver Merkmale wie dem<br />

Spaltmaß zwischen Gehäuse und Turbinenrad,<br />

geometrischer Vorgaben und vieler<br />

weiterer Details.“<br />

Neben der vollständigen Automatisierung<br />

der Prüfzelle und der gewünschten<br />

100-%-Prüfung bestand eine weitere<br />

Herausforderung für Vision On Line darin,<br />

die Dokumentation sowohl der Ergebnisse<br />

als auch der aufgenommenen Bilder<br />

sicherzustellen. Darüber hinaus war es<br />

erforderlich, genügend Flexibilität der<br />

Zum Einsatz kommen acht Industriekameras von SVS-Vistek<br />

mit Auflösungen von 5 beziehungsweise 20 Megapixeln.<br />

Anlage zu gewährleisten, um bei Produkt -<br />

änderungen individuelle Anpassungen<br />

vornehmen zu können.<br />

Auf Basis dieser Vorgaben erstellte<br />

Vision On Line für seinen Kunden zunächst<br />

ein Konzept und übernahm anschließend<br />

die Konstruktion, den Sondermaschinenbau,<br />

die Integration aller Kameras<br />

und Beleuchtungen inklusive der<br />

erforderlichen Halterungen und unterstützte<br />

ihn bei der Programmierung. Die<br />

finale Programmierung von Steuerungstechnik<br />

und Bildverarbeitungsprüfung erfolgte<br />

dann durch den Anwender selbst.<br />

Beleuchtung direkt aus<br />

den Kameras heraus<br />

In der im Herbst 2022 ausgelieferten Anlage<br />

ist ein ausgefeiltes Bildverarbeitungssystem<br />

integriert. So kommen darin<br />

insgesamt acht Industriekameras von<br />

SVS-Vistek vom Typ Exo 264 und Exo 183<br />

zum Einsatz. „Diese GigE-Kameras weisen<br />

eine Reihe von technischen Eigenschaften<br />

auf, die sie für diese Anwendung besonders<br />

prädestinieren“, erläutert Oliver<br />

Herrmann, ebenfalls Geschäftsführer von<br />

Vision On Line und zuständig für die CAD-<br />

Konstruktion der Anlagen. „Eine echte Besonderheit<br />

ist dabei die Möglichkeit, die<br />

in der Anlage integrierten Beleuchtungen<br />

direkt aus den Kameras heraus betreiben<br />

zu können. Dadurch konnten wir den<br />

Bildverarbeitungs-Part ohne die üblicherweise<br />

erforderlichen Blitz-Controller realisieren<br />

und auf diese Weise Kosten und<br />

Aufwand für den Anwender reduzieren.“<br />

Als weitere Pluspunkte der eingesetzten<br />

Kameras von SVS-Vistek nennen die<br />

Peter Stiefenhöfer<br />

im Auftrag von<br />

Vision On Line und<br />

SVS-Vistek<br />

www.vision-online.eu<br />

www.svs-vistek.com<br />

Bild: SVS-Vistek<br />

Vision-On-Line-Geschäftsführer die hohen<br />

Auflösungen von 5 beziehungsweise<br />

bis zu 31 Megapixeln, die zuverlässig eine<br />

hohe Bildqualität und damit die Grund -<br />

lage für die nachfolgende Auswertung<br />

der Bilder lieferten. Sie erfolgt durch die<br />

Bildverarbeitungs-Software Halcon von<br />

MVTec auf Industrie-PCs von Siemens.<br />

„Dieses Setup erlaubt auf Basis der internationalen<br />

Standards in der Bildverarbeitungsbibliothek<br />

alle Freiheiten bezüglich<br />

der Bildaufnahme in 2D, 2,5D und auch<br />

3D sowie die optionale Einbindung verschiedener<br />

Standardtechnologien wie<br />

Pattern-Projektion, Shape from Shading<br />

oder Methoden der Künstlichen Intelligenz.<br />

Damit war es möglich, alle vorgegebenen<br />

Anforderungen des Anwenders an<br />

eine schnelle Verarbeitung zu erfüllen<br />

und somit die Grundlage für kurze Zykluszeiten<br />

zu schaffen“, so Herrmann. „Wir<br />

konnten mit dieser Anlage und der Auswahl<br />

der integrierten Komponenten ein<br />

optimales Kosten-Nutzenverhältnis erzielen<br />

und ein Gesamtsystem realisieren, das<br />

auch für zukünftige Anforderungen technologieoffen<br />

und flexibel ist.“<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 47


» TECHNIK<br />

Dichtheitstechnik bei der Massenfertigung von Lithium-Ionen-Zellen<br />

Geprüft wird im Takt<br />

der Batterieproduktion<br />

Bei Batteriezellen für die Elektromobilität ist es zwingend notwendig, dass die<br />

Zellengehäuse dicht sind. Daher geht in Zukunft bei der Massenfertigung kein<br />

Weg daran vorbei, die Dichtheitsprüfungen konsequent zu automatisieren –<br />

an den relevanten Schritten im Fertigungsprozess.<br />

Die Produktion von Lithium-Ionen-<br />

Batteriezellen nimmt in Deutschland<br />

Fahrt auf. Die Automobilindustrie<br />

will die historische Dominanz von Batterieherstellern<br />

aus Südostasien reduzieren<br />

– schon weil in der Elektromobilität ein<br />

Großteil der Wertschöpfung mit den Batterien<br />

und besonders mit deren kleinsten<br />

Einheiten, den Batteriezellen, zu tun hat.<br />

Für eine Massenfertigung von Batteriezellen<br />

ist eine konsequente Qualitätssicherung<br />

entscheidend: Die Zellengehäuse<br />

müssen unbedingt dicht sein. Denn ein<br />

Eindringen von Luftfeuchtigkeit oder ein<br />

Austreten von Elektrolyt führen dazu,<br />

dass die Zellen ihre Kapazität verlieren. Es<br />

wird in Zukunft darauf ankommen, die<br />

Dichtheitsprüfungen konsequent zu automatisieren,<br />

an den relevanten Schritten<br />

im Fertigungsprozess. Nötig sind Prüfungen<br />

im Takt der Produktion – für jede einzelne<br />

Zelle.<br />

Bild: Inficon<br />

Für eine Vorprüfung von Batteriezellgehäusen von Hardcase-Zellen – hier gibt es prismatische oder<br />

Rundzellen – empfiehlt sich die Helium-Vakuummethode. Dafür wird zunächst das assemblierte<br />

Batteriezellengehäuse evakuiert und dann mit Helium als Prüfgas befüllt.<br />

Bild: Inficon<br />

Sandra Seitz<br />

Market Manager<br />

Automotive Leak<br />

Detection Tools<br />

Inficon<br />

48 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Dies betrifft zum Beispiel die Vorprüfung<br />

der Dichtheit von Hardcase-Zellen.<br />

Feste Zellengehäuse auf ihre Dichtheit zu<br />

prüfen, bevor man sie mit Elektrolyt befüllt<br />

– sei dies bei der Fertigung klassischer<br />

Lithium-Ionen- oder moderner Natrium-Ionen-Zellen<br />

–, vermeidet es, bereits<br />

befüllte Batteriezellen verschrotten<br />

zu müssen. Auch wird kein Elektrolyt<br />

mehr daran verschwendet, undichte Zellen<br />

zu befüllen. Für solch eine Vorprüfung<br />

der Gehäuse von Hardcase-Zellen (hier<br />

gibt es prismatische oder Rundzellen)<br />

empfiehlt sich die Helium-Vakuummethode.<br />

Zunächst wird<br />

dafür das assemblierte<br />

Batteriezellengehäuse<br />

evakuiert und mit Helium<br />

als Prüfgas befüllt.<br />

Nun lässt sich die<br />

Dichtheit des Zellgehäuses<br />

in einer Vakuumkammer<br />

prüfen, die<br />

ebenfalls evakuiert<br />

wird. Durch Lecks in<br />

fehlerhaften Gehäusen<br />

wird nun Helium in das<br />

Vakuum der Kammer austreten, wo es<br />

durch industrielle Dichtheitsprüfgeräte<br />

detektierbar ist.<br />

Nur auslaufsichere Zellen<br />

gelangen zur Formierung<br />

Zudem empfiehlt es sich, bereits befüllte<br />

Zellen noch vor der Formierung zu testen,<br />

um keine Fertigungskapazitäten zu verschwenden<br />

und die Sicherheit zu steigern.<br />

Wenn Batteriezellen auch nach dem<br />

Befüllen und damit vor dem Formierungsschritt<br />

einer Dichtheitsprüfung unterzogen<br />

werden, ist sichergestellt, dass nur<br />

auslaufsichere Zellen zur Formierung gelangen.<br />

Diese Prüfung reduziert zum einen<br />

das grundsätzliche Sicherheitsrisiko,<br />

das besonders bei Lithium-Ionen-Zellen<br />

mit der Formierung verbunden ist, und<br />

verhindert zum anderen, dass Formierungskapazitäten<br />

und -aufwände verschwendet<br />

werden. Sogar ein erneuter<br />

Test der bereits vorgeprüften Hardcase-<br />

Batteriezellen kann hier sinnvoll sein.<br />

Allerdings ist für die Prüfung befüllter<br />

Zellen die beschriebene Methode mit Helium-Prüfgas<br />

ungeeignet. Stattdessen<br />

empfiehlt sich ein neues, von Inficon entwickeltes<br />

Verfahren, das austretendes<br />

Elektrolytlösungsmittel direkt nachweist.<br />

Für diese direkte Elektrolyt-Dichtheitsprüfmethode<br />

werden die gefüllten und<br />

versiegelten Batteriezellen in eine Vakuum-Prüfkammer<br />

gelegt. Wird diese Kammer<br />

nun evakuiert, entweicht Elektrolyt<br />

durch etwaige Lecks. Das Elektrolytlösungsmittel<br />

verdampft dann im Vakuum<br />

und wird von einem hochempfindlichen<br />

Sensor erkannt. Mit dieser direkten Elektrolyt-Nachweismethode<br />

lassen sich<br />

Lecks im Mikrometerbereich erkennen.<br />

»Mit der direkten<br />

Elektrolyt-Dichtheitsprüfmethode von<br />

Inficon lassen sich Lecks im<br />

Mikrometerbereich erkennen.<br />

Das Elektrolytlösungsmittel verdampft<br />

im Vakuum und wird von einem<br />

hochempfindlichen Sensor erkannt.«<br />

Ein weiterer Tipp betrifft eine erneute<br />

Dichtheitsprüfung nach der Formierung.<br />

Diese ist vorteilhaft, wenn der Hersteller<br />

sicherstellen möchte, dass nur wirklich<br />

dichte Zellen in den Weitertransport gelangen.<br />

Bei den weichen Pouch-Zellen ist<br />

die Prüfung nach der Formierung sogar<br />

unverzichtbar. Denn bei ihnen gestaltet<br />

sich der Fertigungsablauf etwas anders<br />

als bei Hardcase-Zellen. Nach der Befüllung<br />

mit Elektrolyt werden Pouch-Zellen<br />

in einem Vakuum versiegelt. Diese Versiegelung<br />

ist aber noch nicht endgültig.<br />

Denn während der Formierung entsteht<br />

im Innern der Pouch-Zellen Gas, das sich<br />

in einer Gastasche sammelt, die noch mit<br />

der Zelle verbunden ist. Erst im Anschluss<br />

an die Formierung wird die Gastasche mit<br />

dem überschüssigen Gas entfernt, und<br />

erst dann erhält die Pouch-Zelle ihre endgültige<br />

Versiegelung.<br />

Die Qualitätssicherung verlangt also eine<br />

Dichtheitsprüfung nach diesem Prozessschritt.<br />

Und die einzige Option dafür<br />

ist die direkte Elektrolyt-Dichtheitsprüfung.<br />

Nur so lassen sich auch Lecks identifizieren,<br />

die durch das Handling der<br />

empfindlichen Pouch-Zellen entstanden<br />

sein könnten. Zudem ist nur so dafür gesorgt,<br />

dass keine undichten Zellen weitertransportiert<br />

werden – ein Aspekt, der<br />

nicht nur bei Pouch-Zellen, sondern auch<br />

bei allen Hardcase-Zellen zum Tragen<br />

kommt.<br />

Qualitätssicherung mit<br />

reduzierten Zykluszeiten<br />

Die Qualitätssicherung bei der Massenfertigung<br />

von Batteriezellen verlangt es,<br />

tatsächlich jede einzelne Zelle auf ihre<br />

Dichtheit zu prüfen. Dies ist nur möglich,<br />

wenn die Dichtheitsprüfstationen<br />

automatisiert<br />

sind und im Takt<br />

der Produktion arbeiten.<br />

Dafür lassen sich<br />

die Zykluszeiten der<br />

direkten Elektrolyt-<br />

Dichtheitsprüfung so<br />

weit wie möglich reduzieren.<br />

Es gibt eine<br />

ganze Reihe von Maßnahmen,<br />

die die Prüfung<br />

beschleunigen<br />

können. Ein Faktor, der sich auf die Zykluszeit<br />

der Prüfung auswirkt, ist die Größe<br />

der Vakuumkammer – genauer gesagt:<br />

die Größe des um den Prüfling herum verbleibenden<br />

Totvolumens. Im Idealfall ist<br />

dieses Totvolumen so klein wie möglich,<br />

damit sich die erforderliche Evakuierungszeit<br />

reduziert.<br />

An den Prüfstationen besonders leistungsstarke<br />

externe Vakuumpumpen einzusetzen,<br />

kann ebenfalls dazu dienen, die<br />

Webhinweis<br />

In diesem Video erklärt<br />

Inficon am Beispiel einer<br />

zylindrischen Zelle, wie<br />

Lithium-Ionen-Batterien<br />

auf Lecks geprüft werden:<br />

https://hier.<br />

pro/E2PZ0<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 49


» TECHNIK<br />

Die direkte Elektrolyt-<br />

Dichtheitsprüfmethode<br />

von Inficon zum Test<br />

befüllter Batterie -<br />

zellen. Das rote Licht<br />

zeigt an, dass ein Leck<br />

entdeckt wurde.<br />

Bild: Inficon<br />

Evakuierung stark zu beschleunigen. Die<br />

Zellen bereits vor dem eigentlichen Test<br />

von Elektrolytresten zu reinigen, die nach<br />

dem Befüllen gegebenenfalls auf den Gehäusen<br />

verblieben sind, verlegt den erforderlichen<br />

Reinigungsschritt – etwa in Gestalt<br />

einer Laserreinigung – vor den eigentlichen<br />

Prüfablauf. Last but not least:<br />

Auch eine Multi-Kammer-Prüfstation<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

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kann die Zykluszeit noch einmal deutlich<br />

reduzieren. Denn das Elektrolyt-Dichtheitsprüfgerät<br />

arbeitet dann in einer<br />

Prüfstation nicht nur mit einer, sondern<br />

mit mehreren Vakuumprüfkammern. Das<br />

Prüfgerät muss nicht mehr abwarten, bis<br />

eine Kammer beschickt oder evakuiert ist,<br />

sondern befindet sich stattdessen nahezu<br />

kontinuierlich im Messbetrieb.<br />

Die Zykluszeit der Prüfung zu verkürzen,<br />

ist der eine relevante Aspekt bei einer<br />

Massenprüfungsstrategie; der andere ist<br />

es, den Durchsatz an den Prüfstationen zu<br />

erhöhen. Hier ist ein Batch-Testing-Ansatz<br />

empfehlenswert. Beim Batch-Testing<br />

wird bei jedem Prüfvorgang eine größere<br />

Zahl von Batteriezellen gleichzeitig geprüft.<br />

Dadurch reduziert sich die effektive<br />

Prüfzeit für die einzelne Zelle – der<br />

Durchsatz steigt sehr deutlich. Wird in einem<br />

spezifischen Batch ein Leck detektiert,<br />

fallen allerdings weitere Testrunden<br />

in einer nachgelagerten Prüfstation an.<br />

Dabei wird die Chargengröße so lange<br />

halbiert, bis die undichte Zelle in einem<br />

Batch der Größe eins identifiziert ist.<br />

Deswegen ist es bei einer Batch-Testing-<br />

Strategie erforderlich, die optimale<br />

Batchgröße zu berechnen, damit die initiale<br />

Verbesserung beim Durchsatz nicht<br />

durch den Nachprüfungsbedarf wieder<br />

zunichtegemacht wird. Der zentrale Faktor<br />

dafür ist die typische Fehlerrate in der<br />

Produktion.<br />

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50 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Digitalisierung von Sensoren<br />

Die Intelligenz sitzt<br />

im Anschlussstecker<br />

Will man Messwerte in IT-Systeme integrieren, muss man diese digitalisieren.<br />

Die Umwandlung analoger, physikalischer, chemischer oder elektrischer Werte<br />

in digitale Formate beginnt am besten im Anschlussstecker. Damit behält die<br />

gesamte Messkette die größte Flexibilität.<br />

Im intelligenten Anschlussstecker Almemo D7 können auch individuelle Sensorparameter wie Linearisierungen, Skalierung, Dämpfung, Mittelwertbildung,<br />

Messrate oder längere Kommentare unter anderem für eine übersichtliche Zuordnung der Sensoren zu den Messplätzen gespeichert werden.<br />

Bild: Ahlborn<br />

In vielen Bereichen der Automatisierung,<br />

der Prozessindustrie oder bei Forschungs-<br />

und Entwicklungsaufgaben<br />

steht die Messtechnik heute vor einer Zunahme<br />

an vielfältigen und komplexen<br />

Messaufgaben. Die dabei wachsenden<br />

Datenmengen zu interpretieren und zu<br />

bewerten wird immer schwieriger. Zudem<br />

nehmen in fast allen Bereichen die Qualitätsstandards<br />

und der Bedarf an Zertifizierungen<br />

und Kalibrierungen zu. Daneben<br />

stehen Faktoren wie Kosten und Zeit.<br />

Die analoge Sensortechnologie stößt hier<br />

an ihre Grenzen. Für die Integration erforderlicher<br />

Messwerte in Datenverarbeitungssysteme<br />

ist eine Digitalisierung der<br />

Messwerte unerlässlich.<br />

Bereits in den frühen 1990er Jahren hat<br />

Ahlborn Mess- und Regelungstechnik den<br />

Wert flexibler Anschlussmöglichkeiten<br />

durch die Trennung von Elektronik zwischen<br />

Messgerät und Sensor erkannt. Mit<br />

der Einbindung eines Speicherbausteins<br />

(Eeprom) in den Anschlussstecker und einer<br />

programmierten Fühlererkennung<br />

entstand das patentierte Steckersystem<br />

Almemo. Die Möglichkeiten für Lösungen<br />

messtechnischer Aufgaben stiegen damit<br />

um ein Vielfaches. Almemo-Messtechnik<br />

bedeutet bis heute: Ein einziges Messgerät<br />

oder ein Datenlogger passt für die<br />

Messung fast aller physikalischen, elektrischen<br />

oder chemischen Größen, nur der<br />

Sensor muss getauscht werden.<br />

Der Sensor wird über vorkonfigurierte<br />

oder frei programmierbare Stecker automatisch<br />

nach Anstecken vom Messgerät<br />

erkannt. Nach dem Wechsel der Sensoren<br />

ist am Gerät keine Einstellung notwendig<br />

und der Messwert wird sofort angezeigt.<br />

Die Technik ist für einfache Messaufgaben<br />

bis hin zur autarken Messdatenerfassung<br />

mit individuellem Messaufbau möglich.<br />

Neben messtechnischen Standardaufgaben<br />

können auch komplexe, kundenspezifische<br />

Sonderlösungen realisiert werden.<br />

Die Weiterentwicklung des intelligenten<br />

Anschlusssteckers führte letztlich zu<br />

digitalen Lösungen im Bereich der Sensortechnik.<br />

Durch leistungsfähigere Mikroprozessoren<br />

konnte Ahlborn völlig autarke<br />

digitale Fühler schaffen, die selbst<br />

wie ein Messgerät funktionieren. Die<br />

Intelligenz der digitalen Sensoren sitzt<br />

dabei im Anschlussstecker. Neben der zusätzlich<br />

gewonnenen Flexibilität eines<br />

Dieter Ahlborn<br />

Geschäftsführer<br />

Ahlborn Mess- und<br />

Regelungstechnik<br />

www.ahlborn.com<br />

Bild: Ahlborn<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 51


» TECHNIK<br />

Bei Almemo passt ein einziges Messgerät oder ein Datenlogger für die Messung fast aller physikalischer,<br />

elektrischer oder chemischer Größen. Nur der Sensor muss getauscht werden.<br />

digitalen Sensors können im intelligenten<br />

Anschlussstecker von Typ Almemo D7 und<br />

D6 auch individuelle Sensorparameter<br />

wie Linearisierungen, Skalierung, Dämpfung,<br />

Mittelwertbildung, Messrate oder<br />

längere Kommentare, unter anderem für<br />

eine übersichtliche Zuordnung der Sensoren,<br />

zu den Messplätzen gespeichert werden.<br />

Besonders interessant ist die Möglichkeit,<br />

Sensoren völlig unterschiedlicher<br />

Hersteller über den intelligenten Stecker<br />

zu digitalisieren und an Almemo-Messsysteme<br />

anzubinden.<br />

Die Kalibrierung erfolgt<br />

kostengünstig und schnell<br />

Die Digitalisierung von Sensoren ermöglicht<br />

es, Messgerät und Sensor bei einer<br />

rückführbaren Erst- oder Rekalibrierung<br />

getrennt zu betrachten. Bei der Kalibrierung<br />

muss das Gerät selbst nicht mehr<br />

berücksichtigt werden. Jeder digitale<br />

Sensor mit Almemo-Stecker D7 oder D6<br />

bildet eine abgeschlossene, kalibrierfähige<br />

Messkette. Das bedeutet, die Fühler<br />

können zeit- und geldsparend unabhängig<br />

vom Messsystem kalibriert werden,<br />

wobei das Messgerät keinen Unsicherheitsfaktor<br />

mehr darstellt. Um eventuelle<br />

Prozessstillstände oder hohen Installa -<br />

tionsaufwand zu vermeiden, ist lediglich<br />

ein weiterer Sensor als Ersatz notwendig.<br />

Zudem können mehrere Kalibrierungen an<br />

verschiedenen Fühlern eines Systems<br />

gleichzeitig durchgeführt werden, was zu<br />

einer erheblichen Reduzierung der Gesamtkalibrierzeit<br />

führt.<br />

Im hauseigenen, akkreditierten Kalibrierlabor<br />

von Ahlborn wird während der<br />

Kalibrierung von Temperatur und Drucksensoren<br />

in jedem Kalibrierpunkt die Fühlerabweichung<br />

ermittelt und auf Wunsch<br />

des Kunden für jeden Kalibrierpunkt als<br />

Korrekturwert im intelligenten Anschlussstecker<br />

gespeichert. Im Kalibrierzertifikat<br />

sind dann die Messwerte für den somit<br />

mehrpunktjustierten Fühler eingetragen.<br />

Die ausgewiesenen Fühlerabweichungen<br />

gehen gegen Null. Messungen innerhalb<br />

des kalibrierten Intervalls können dann in<br />

kleineren Unsicherheiten durchgeführt<br />

werden.<br />

Vom Einzelgerät zum<br />

umfassenden Messsystem<br />

Bild: Ahlborn<br />

Die Digitaltechnologie Almemo bietet<br />

die Möglichkeit, Geräte unterschiedlicher<br />

Hersteller wie Waagen, Zentrifugen, Partikelzähler<br />

oder eben zahlreiche Sensoren<br />

mit analoger oder digitaler Schnittstelle<br />

und auch andere Kommunikationsprotokolle<br />

an die Almemo-Datenlogger anzubinden.<br />

Nach erfolgter Anpassung werden<br />

allein durch das Anstecken des Steckers<br />

in das Messgerät alle Daten und Sensorparameter<br />

automatisch erkannt, sofort<br />

visualisiert und zentral oder dezentral erfasst.<br />

Aus bisher schwer zu implementierenden<br />

Messgeräten werden hochflexible<br />

messtechnische Alltagshelfer – ohne Programmieraufwand,<br />

Parameterumstellung<br />

oder Softwareabgleich.<br />

Durch die digitale Signalübertragung<br />

sind am digitalen Sensor beliebige Kabellängen<br />

möglich. Elektromagnetische Störungen<br />

bleiben ausgeschlossen und<br />

Messsignale können störsicher über weite<br />

Strecken übertragen werden. Der Austausch<br />

digitaler Sensoren geschieht ohne<br />

Verlust von Kalibrierdaten. Eine hohe<br />

Messgeschwindigkeit, hohe Präzision und<br />

Auflösung sowie stabile Messwerte sind<br />

Kennzeichen digitaler Sensoren.<br />

Die Trennung einer elektronischen<br />

Wandlung analoger in digitale Signale<br />

vom Sensor und die Unterbringung der<br />

Digitaltechnologie im Anschlussstecker<br />

eröffnet eine Vielzahl weiterer, messtechnischer<br />

Vorteile. So bietet ein D7- oder<br />

D6-Stecker Platz für zehn Mess- und Rechenkanäle.<br />

Die Darstellungsbereiche im<br />

Messgerät können bei Verwendung dieser<br />

neuartigen Stecker auf 200.000 Digits erweitert<br />

werden. Die geräteunabhängige<br />

Darstellung der Sensorparameter und<br />

auch die Konfiguration des Sensors erfolgt<br />

über das Sensormenü. Durch die nun<br />

mögliche Anbindung von Fremdsensoren<br />

aller Hersteller kann die bestehende<br />

Messtechnik immer wieder beliebig erweitert<br />

werden.<br />

Webhinweis<br />

Wie Fremdsensoren<br />

für den Anschluss programmiert<br />

werden, zeigt<br />

Ahlborn in diesem Video:<br />

https://hier.<br />

pro/J3JT7<br />

52 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


NEWS & PRODUKTE «<br />

Bildverarbeitung<br />

Neuer Mann an der Spitze von IDS<br />

Der Bildverarbeitungs-Spezialist IDS hat Dr. Michael Berger (rechts) zum<br />

neuen Geschäftsführer berufen. Berger übernimmt den Stab von Gründer<br />

und Eigentümer Jürgen Hartmann (links), der nach 27 Jahren an der<br />

Spitze des Unternehmens aus der Geschäftsführung ausscheidet. Der<br />

42-jährige Berger war zuletzt als General Manager Li-Ion Cells für Varta<br />

tätig. Bei IDS verantwortet er künftig die Geschäftsbereiche Vertrieb,<br />

Marketing, Produktmanagement und Systemberatung. Jan Hartmann<br />

führt die Bereiche Finanzen, HR, IT sowie Business Innovation & Ökosystem.<br />

Alexander Lewinsky übernimmt neben seinem bisherigen Verantwortungsbereich<br />

Operations zusätzlich die Entwicklung. Hartmann<br />

übergibt die Leitung des operativen Geschäfts und steht im Familienunternehmen<br />

künftig als Chief Innovation Manager beratend in den Bereichen<br />

Technologien und Innovationen zur Seite.<br />

Bild: IDS<br />

Laserscanner<br />

Für große Messbereiche<br />

Bild: Micro-Epsilon<br />

Die Laserscanner der Scancontrol-LLT30xx-Serie von Micro-Epsilon<br />

decken nun auch größere Messbereiche bis 600 mm ab. Die beiden<br />

neuen Modelle sind mit den Messbereichen 430 x 390 mm und 600 x<br />

600 mm erhältlich. Sie sind in unterschiedlichen Ausführungen mit<br />

rotem Laser verfügbar. Die Baureihe deckt insgesamt nun die Messbereiche<br />

von 10 bis 600 mm ab. Somit lassen sich damit kleinste Details<br />

präzise erfassen, aber auch große Objekte bei gleichzeitig großem<br />

Grundabstand zuverlässig vermessen. Alle Laserscanner können einfach<br />

in individuelle Softwareumgebungen integriert werden, entweder<br />

durch Nutzung der zur Verfügung stehenden SDKs oder über den<br />

GigE-Vision-Standard, dem alle Scancontrol-Sensoren entsprechen.<br />

Die Sensoren verfügen über integrierte Controller, in denen Messwerte<br />

ohne externen PC direkt im Sensor bewertet und ausgegeben werden.<br />

Rauheitsmessungen<br />

Erstes Labor nach DIN EN ISO 21920 Dakks-zertifiziert<br />

Das Kalibrierlabor von Hommel Etamic ist<br />

als erstes für die neue Normenreihe der<br />

Rauheitsmesstechnik DIN EN ISO 21920<br />

Dakks-zertifiziert worden. Mit der Zertifizierung<br />

reagiert der Hersteller auf die<br />

Nachfrage am Markt, Normale zur Messung<br />

der Oberflächenbeschaffenheit nach<br />

der neuen Normenreihe DIN EN ISO<br />

21920 gemäß ausgewiesener Qualitätsstandards<br />

zu kalibrieren. Zugleich hat<br />

Hommel Etamic die Mess-Algorithmen<br />

seiner Software Evovis überarbeitet und<br />

seine Kalibriergenauigkeit damit deutlich<br />

gesteigert: Die von Hommel Etamic kalibrierten<br />

Normale der Rauheitstechnik<br />

sind jetzt bis zu viermal genauer als zuvor.<br />

Die Jenoptik-Marke weist damit nach<br />

eigenen Angaben die weltweit höchste<br />

Messgenauigkeit für Kenngrößen der<br />

Oberflächenbeschaffenheit innerhalb des<br />

Deutschen Kalibrierdienstes (DKD) auf.<br />

Die Normenreihe DIN EN ISO 21920 gilt<br />

seit dem Jahr 2022. Sie definiert die<br />

Kenngrößen der Rauheitsmesstechnik<br />

übersichtlicher und reduziert Messunsicherheiten.<br />

Bild: Hommel Etamic<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 53


» NEWS & PRODUKTE<br />

Klimaprüfschränke<br />

Für voluminöse Güter<br />

Weiss Technik hat die zweite Generation<br />

seiner Climeevent-Klimaprüfschränke um<br />

drei Formate erweitert. Zusätzlich zu den<br />

bereits verfügbaren Modellen mit 180,<br />

340 und 600 l bieten die größeren Varianten<br />

ein Raumvolumen von 1000, 1500<br />

und 2000 l, erreicht durch eine erweiterte<br />

Tiefe. Damit können Kunden auch größere<br />

oder mehrere Bauteile gleichzeitig testen,<br />

bis hin zu kompletten Systemen.<br />

Alle drei Schrankgrößen sind mit Temperaturänderungsraten<br />

von 3 und 5 K/min<br />

erhältlich. Fester Bestandteil sind die ab-<br />

solute Feuchteregelung<br />

und ein vergrößertes<br />

Wasserbad.<br />

Hinzu kommen<br />

LED-Leuchten im<br />

Innenraum sowie<br />

eine LED-Statusleiste außen an der Tür<br />

der Prüfschränke. Als Option gibt es eine<br />

verdunkelbare Frontscheibe – geeignet<br />

für Prüfzentren, die Geheimhaltungsvereinbarungen<br />

einzuhalten haben.<br />

Interessant sind die neuen Schrankformate<br />

von Weiss Technik vor allem für Produktionsbereiche<br />

mit hohen Testanfor -<br />

derungen und zunehmend größerem<br />

Prüfgut – wie etwa die Automobilindustrie,<br />

inklusive Elektromobilität, oder die<br />

Elektronikbranche. Auch die Aerospaceund<br />

Pharmaindustrie nutzen die Testschränke.<br />

Bild: Weiss Technik<br />

Kalibrierlabor<br />

Ophir in Deutschland nach ISO/IEC akkreditiert<br />

Bild: MKS<br />

MKS Instruments hat die ISO/IEC-Akkreditierung für sein europäisches<br />

Ophir-Kalibrierlabor in Darmstadt erhalten. Die Akkreditierung<br />

gilt für Photodioden-, pyroelektrische und thermische<br />

Laserleistungs- und -energiesensoren, sowie Leistungs- und<br />

Energieanzeigegeräte und virtuelle Messgeräte von Ophir. Europäische<br />

Kunden, die eine Re-Kalibrierung ihrer Ophir-Produkte<br />

durch ein ISO/IEC-akkreditiertes Labor benötigen, profitieren somit<br />

von deutlich kürzeren Durchlaufzeiten, da die Messtechnik<br />

nicht mehr an unsere internationalen Labore versendet werden<br />

muss.<br />

Kalibrierzertifikate für Sensoren und Anzeigegeräte, die im Europäischen<br />

Labor ausgestellt werden, tragen jetzt automatisch die<br />

ISO/IEC 17025 Akkreditierung.<br />

Koordinatenmesstechnik<br />

Einfacheres Umrüsten zwischen optisch und taktil<br />

Nikon Metrology und Duwe-3D haben im<br />

Rahmen eines gemeinsamen Projektes<br />

aufgezeigt, wie Anwender der Messsoftware<br />

Polyworks den Renishaw PHS-<br />

2-Kopf zusammen mit den Laserscannern<br />

von Nikon nutzen können. Dies vereinfacht<br />

die Umrüstung eines traditionellen<br />

Koordinatenmessgeräts von taktiler Messung<br />

auf Laserscanner. Viele Polyworks-<br />

Kunden nutzen den Renishaw- PHS-2-<br />

Kopf bereits, um taktil zu tasten. Da jedoch<br />

die optische Erfassung und Darstellung<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnt,<br />

haben zahlreiche Anwender schon auf einen<br />

adaptierbaren Laserscanner gewartet.<br />

Im Zuge ihrer Zusammenarbeit haben<br />

Nikon und Polyworks ihre Erfahrung mit<br />

Scandaten, umfassenden Auswertemöglichkeiten<br />

sowie modernen Darstellungsund<br />

Analysemöglichkeiten in Polyworks<br />

Dataloop zusammengeführt. Beim gemeinsamen<br />

Projekt wurde zunächst ein<br />

Wenzel RA Horizontal Arm Koordinatenmessgerät<br />

mit dem PHS-2-Kopf und den<br />

Nikon-Laserscannern L100 und XC65Dx<br />

ausgerüstet. Erste Scan-Tests sind damit<br />

erfolgreich abgeschlossen worden. Auch<br />

Vergleichstests, wie Umschlagtests der<br />

Scanner auf Kugeln und Ebenheitsnormal,<br />

waren reproduzierbar.<br />

Bild: Nikon<br />

54 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


Leckagesuchgerät<br />

Mit Minimikrofonen Lecks auf der Spur<br />

Bild: Econ Solutions<br />

Das Leckagesuchgerät Ultracam LD<br />

500/510 von Econ Solutions berechnet<br />

und visualisiert mit 30 MEMS-Mikrofonen<br />

Ultraschallbilder in Druckluftnetzen.<br />

Hauptvorteil gegenüber klassischen Leckagesuchgeräten<br />

ist die optische Darstellung<br />

der Leckage in Echtzeit-Bildern<br />

selbst in lauten Umgebungen. Umgebungsgeräusche<br />

werden ausgeblendet.<br />

Die Ultracam ermöglicht dies in kürzester<br />

Zeit. Sie zeigt auf dem integrierten Display<br />

sofort die Leckagerate in l/min oder<br />

cfm (cubic feet per minute) mit dem zu-<br />

gehörigen Einsparpotenzial in<br />

Euro/Jahr an. Diese Daten lassen<br />

sich zusammen mit dem<br />

Foto abspeichern und via USB<br />

in das Maßnahmentool der Energiemanagement-Software<br />

Econ 4 importieren.<br />

Hier wird für jede Leckage eine Maßnahme<br />

angelegt, die sich einer verantwortlichen<br />

Person zuordnen lässt. Diese<br />

weiß damit automatisch ganz exakt, wo<br />

sich das Leck befindet und welches Element<br />

undicht ist. Aufgrund der Leckagerate<br />

und dem geschätzten Einsparpotenzial<br />

können Maßnahmen<br />

priorisiert werden. Die Ultracam<br />

LD 500/510 detektiert<br />

auch kleinste Leckagen von<br />

0,1 l/min selbst über große Entfernungen<br />

hinweg und macht den für das<br />

menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren<br />

Ultraschall hörbar. Sie lässt sich bis zu<br />

neun Stunden im Dauerbetrieb nutzen.<br />

Dank geringem Gewicht und ergono -<br />

mischer Form eignet sie sich gut für die<br />

Einhandbedienung.<br />

Messsysteme<br />

Standards für den digitalen Kalibrierschein<br />

Es gibt nun Standards für den digitalen<br />

Kalibrierschein; entstanden sind sie im<br />

Projekt Gemimeg-II unter der Leitung der<br />

PTB. Unter dem Titel „Sichere und robuste<br />

kalibrierte Messsysteme für die digitale<br />

Transformation“ spielte innerhalb des<br />

Projekts die Einführung des in der PTB<br />

entwickelten Digitalen Kalibrierscheins<br />

(DCC) eine zentrale Rolle. Der DCC enthält<br />

Kalibrierinformation in einer für Computer<br />

verständlichen und fälschungssicheren<br />

Struktur. Dank dieser Eigenschaften<br />

kann der DCC auch als Grundlage für die<br />

Bild: PTB<br />

Entwicklung weiterer Zertifikate dienen,<br />

die zentrale Bausteine eines digitalen<br />

Produktpasses sein können. Die globale<br />

Einsetzbarkeit des DCC ist mit einer international<br />

agierenden Nutzungsgemeinschaft<br />

in den bisher drei DCC-Konferenzen<br />

mit zuletzt mehr als 1.100 Teil -<br />

nehmern aus 93 Ländern abgestimmt<br />

worden.<br />

Neben dem DCC bildete die Simulation<br />

ganzer Prozesse durch digitale Zwillinge<br />

einen Schwerpunkt innerhalb von Gemimeg-II.<br />

Diese digitalen Zwillinge können<br />

zuverlässige Vorhersagen der zeitlichen<br />

Entwicklung verschiedener Prozessparameter<br />

in einem Bruchteil der realen Zeit<br />

liefern.<br />

Bildverarbeitung<br />

Blaue Dombeleuchtung für die Oberflächenprüfung<br />

Der Thüringer Bildverarbeitungsspezialist<br />

Vision & Control setzt energiereiche blaue<br />

Power-LEDs jetzt auch in seinen Vicolux-<br />

Dombeleuchtungen ein. Durch die Kombination<br />

von blauer Beleuchtungstechnik<br />

mit darauf abgestimmten Objektiven können<br />

Oberflächen in hoher Auflösung und<br />

Schärfentiefe untersucht werden. Selbst<br />

der blinde Fleck der Kameraöffnung kann<br />

ausgeleuchtet werden.<br />

Mit der Vicotar-Blue-Vision-Reihe widmet<br />

sich Vision & Control schon seit geraumer<br />

Zeit der Inspektion von Oberflä-<br />

chen mit blauem Licht, weil im<br />

sichtbaren Spektralbereich um 450<br />

nm der Beugungsfehler am geringsten<br />

ist.<br />

Dank ihrer kurzen Wellenlänge erzeugen<br />

die Power-LEDs ein energiereiches<br />

Licht, das auch feinste<br />

Details und Oberflächenstrukturen<br />

präzise ausleuchtet. Durch die schattenfreie<br />

und sehr diffuse Lichtverteilung<br />

können selbst kleinste Defekte, Risse oder<br />

Kratzer sicher erkannt werden – sogar auf<br />

stark spiegelnden Oberflächen. Ein Einsatzbereich<br />

ist etwa die pharmazeutische<br />

Verpackungsindustrie, wenn es um die<br />

Kontrolle von Tabletten in Blistern oder<br />

die Prüfung von Produkten unter transparenter<br />

Folie geht.<br />

Bild: Vision & Control<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 55


» NEWS & PRODUKTE<br />

Multisensor-Koordinatenmessgerät<br />

Noch genauer messen<br />

Werth hat das Konzept seines Multisensor-Koordinatenmessgeräts<br />

Videocheck<br />

UA für hochgenaue Sensoren wie den Fiber<br />

Probe überarbeitet. Dies ermöglicht<br />

genauere Multisensor-Messungen mit<br />

den optischen, taktilen und taktil-optischen<br />

Sensoren des Herstellers.<br />

Bei der neuen, genauigkeitsoptimierten<br />

Bauweise wurde die Längenmessabweichung<br />

(MPE) für Euni auf (0,15 + L/2000)<br />

µm reduziert (Option). Die neuen Videocheck-UA-Geräte<br />

verfügen über eine verbesserte<br />

Entkopplung von Umgebungsschwingungen,<br />

eine verbesserte<br />

Langzeit-Temperaturstabilität<br />

und damit sehr geringen<br />

Einfluss auf den Sensorversatz<br />

für eine verbesserte<br />

Messunsicherheit bei Multisensor-Messungen.<br />

So wurde<br />

insbesondere bei zeitaufwendigen<br />

Vielpunktmessungen<br />

mit mehreren Sensoren im selben Bezugssystem<br />

die Genauigkeit nochmals gesteigert.<br />

Das überarbeitete Gerätekonzept<br />

zeichnet sich durch temperaturstabile<br />

Bild: Werth<br />

Komponenten,<br />

eine optimierte<br />

Wärmezirkulation,<br />

die aktive<br />

Kühlung<br />

von Komponenten<br />

sowie<br />

eine erweiterte Software-<br />

Temperaturkompensation aus. Um die<br />

geringe Maß- und Formabweichung am<br />

Videocheck UA nachzuweisen, wurde für<br />

den Fiber Probe 3D eine spezielle Ultrapräzisionskugel<br />

geschaffen.<br />

CAQ-Software<br />

Böhme & Weihs unter neuer Leitung<br />

Bild: Böhme & Weihs<br />

Der Qualitätsmanagement-Spezialist Böhme & Weihs hat Jörg von Ploetz (Bild)<br />

zum neuen CEO ernannt. Er übernimmt die Position von seinem Vorgänger und<br />

Mitgründer Rüdiger Weihs, der sein Amt zum 31. März offiziell niederlegt. Von<br />

Ploetz war zuletzt Chief Operating Officer (COO) beim Wuppertaler Software-<br />

Anbieter. Auch nach dem Positionswechsel wollen von Ploetz und Weihs die<br />

Entwicklung des Unternehmens in enger Abstimmung vorantreiben. „Ich freue<br />

mich sehr auf meine neue Aufgabe, insbesondere mit einem starken Team<br />

weiter an der Entwicklung innovativer Technologien zu arbeiten und Böhme &<br />

Weihs noch stärker als erfahrenen, verlässlichen und hochprofessionellen Experten<br />

für Qualitätsmanagement am Markt zu positionieren“, sagt von Ploetz.<br />

„Als Teil der Proalpha-Unternehmensgruppe profitieren wir dabei von der Innovationskraft<br />

einer starken Organisation und den dadurch resultierenden<br />

Synergieeffekten.“<br />

Optische Messtechnik<br />

Laser für digitale Holographie sollen günstiger werden<br />

Im Projekt Multilambdachip entwickelt<br />

das Fraunhofer IPM mit Partnern hochintegrierte,<br />

kostengünstige Laserlichtquellen<br />

für den Einsatz der digitalen Holographie<br />

für die Qualitätssicherung direkt in<br />

der Linie. Das Projektteam – dazu gehören<br />

auch Hübner Photonics, Carl Zeiss, Cybertechnologies<br />

und die Professur für Optische<br />

Systeme der Universität Freiburg –<br />

will dafür einen neuartigen photonischen<br />

Schaltkreis auf Lithiumniobat-Basis entwickeln.<br />

Dieser soll das 1550-nm-Licht<br />

einer preisgünstigen Laserdiode aus dem<br />

Telekombereich derart manipulieren und<br />

konvertieren, dass damit hochgenau im<br />

sichtbaren Spektralbereich gemessen<br />

werden kann. Die Lichtquelle soll dafür<br />

sorgen, dass anspruchsvollen Messaufgaben<br />

in der Fertigung zunehmend wirtschaftlich<br />

lösbar werden. Im Projekt wird<br />

daher die Einsatzfähigkeit der neuen<br />

Laserlichtquelle in Kombination mit holographischen<br />

Messsystemen an zwei konkreten<br />

Industrieapplikationen nachgewiesen:<br />

So soll ein flächig messendes holographisches<br />

Sensorsystem in ein Mehrachs-Handlingsystem<br />

integriert werden,<br />

um die Maßhaltigkeit keramischer Komponenten<br />

zu 100 % kontrollieren zu können.<br />

Bild: Fraunhofer IPM<br />

56 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


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Die Software für Qualität. Die QM-Software BabtecQ<br />

bietet zahlreiche Module vom APQP Projektmanagement<br />

bis zur Warenausgangsprüfung, mit denen alle<br />

Anforderungen aus DIN EN ISO 9001, IATF 16949 sowie<br />

Richtlinien nach AIAG und VDA erfüllt werden.<br />

Das Netzwerk für Qualität. Mit der cloudbasierten<br />

Plattform BabtecQube erfolgt die Auflösung von<br />

Unternehmensgrenzen zugunsten einer kooperativen<br />

Qualitätsarbeit entlang der gesamten Lieferkette – mit<br />

dem Ziel einer <strong>Quality</strong> Supply Chain.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 57


» QUALITY WORLD<br />

Messtechnik für Ewigkeitschemikalien<br />

Forscher bringen PFAS<br />

zum Leuchten<br />

Ewigkeitschemikalien (PFAS) im Wasser zu messen ist heute sehr aufwändig.<br />

Deutsche und britische Forscher haben nun aber eine neue Methode entwickelt,<br />

um mithilfe eines lumineszierenden Sensors zu erkennen. Dieser beobachtet<br />

Änderungen des Signals in der Lumineszenz-Lebensdauer des Metalls.<br />

PFAS oder Ewigkeitschemikalien sind<br />

industriell hergestellte Verbindungen<br />

aus Fluor, die in verschiedenen Bereichen<br />

eingesetzt werden – von Lebensmittelverpackungen<br />

über die Halbleiterproduktion<br />

bis hin zu Autoreifen. Sie sind nicht abbaubar<br />

und reichern sich in der Umwelt<br />

an. Die Besorgnis über die von ihnen verursachte<br />

toxische Verschmutzung, insbesondere<br />

von Wasser, hat in den letzten<br />

Jahren zugenommen.<br />

„Die Möglichkeit, Ewigkeitschemikalien<br />

im Trinkwasser oder in der Umwelt aufgrund<br />

von Industrieunfällen zu identifizieren,<br />

ist für unsere eigene Gesundheit<br />

und die unseres Planeten von entscheidender<br />

Bedeutung. Die aktuellen Methoden<br />

zur Messung dieser Schadstoffe sind<br />

kompliziert, zeitaufwändig und teuer“, erklärt<br />

Stuart Harrad, Professor für Umweltchemie<br />

an der Universität Birmingham,<br />

der zusammen mit seiner Kollegin<br />

Zoe Pikramenou, Professorin für anorganische<br />

Chemie und Photophysik, an der<br />

Entwicklung des neuen Sensors beteiligt<br />

war. „Es besteht ein dringender Bedarf an<br />

einer einfachen, schnellen und kostengünstigen<br />

Methode, um PFAS in Wasserproben<br />

vor Ort zu messen und so Eindämmungs-<br />

und Sanierungsmaßnahmen zu<br />

unterstützen, vor allem bei (sehr) geringen<br />

Konzentrationen. Aber bisher war es<br />

unglaublich schwierig, dies zu tun.“<br />

Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der<br />

Fachzeitschrift Analytical Chemistry veröffentlicht<br />

haben, haben einen Prototyp<br />

entwickelt, mit dem die Ewigkeitschemikalie<br />

Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen<br />

werden kann. Der Ansatz verwendet<br />

lumineszierende Metallkomplexe, die<br />

Bild: kudoh/stock.adobe.com<br />

Ein Forscherteam der BAM und der Universität<br />

Birmingham hat einen Sensor entwickelt, um PFAS<br />

im Wasser schnell und einfach nachzuweisen.<br />

auf einer Sensoroberfläche angebracht<br />

sind. Wenn der Sensor in kontaminiertes<br />

Wasser getaucht wird, erkennt er PFOA<br />

anhand von Veränderungen des Lumineszenz-Signals,<br />

das von den Metallen abgegeben<br />

wird.<br />

Iridium wird mit UV-Licht<br />

angeregt<br />

„Der Sensor funktioniert mit einem kleinen<br />

Gold-Chip, auf den Iridium-Metallkomplexe<br />

aufgebracht sind. Das Iridium<br />

wird dann mit UV-Licht angeregt und gibt<br />

rotes Licht ab“, so Pikramenou. „Wenn der<br />

Gold-Chip in eine Probe getaucht wird,<br />

die mit der Ewigkeitschemikalie verunreinigt<br />

ist, wird eine Änderung des Signals in<br />

der Lumineszenz-Lebensdauer des Metalls<br />

beobachtet, sodass das Vorhandensein<br />

der Chemikalie in verschiedenen<br />

Konzentrationen nachgewiesen werden<br />

kann.“ Bislang konnte der Sensor laut Pikramenou<br />

220 µg PFAS pro Liter Wasser<br />

nachweisen, was für Industrieabwässer<br />

ausreiche. Doch für Trinkwasser müsste<br />

man den Ansatz viel empfindlicher machen<br />

und in der Lage sein, PFAS im Nanogrammbereich<br />

nachzuweisen.<br />

Mit Experten der BAM für<br />

Oberflächenanalytik<br />

Das Team hat bei der Entwicklung des<br />

Tests und der nanoskaligen Charakterisierung<br />

des Chips mit Oberflächen- und<br />

Sensor-Wissenschaftler der Bundesanstalt<br />

für Materialforschung und -prüfung<br />

(BAM) in Berlin zusammengearbeitet.<br />

„Fortschrittliche bildgebende Oberflächenanalysen<br />

sind für die Entwicklung<br />

spezieller chemischer Nanostrukturen auf<br />

maßgeschneiderten Sensorchips unerlässlich,<br />

um eine optimale Leistung zu gewährleisten“,<br />

betont Dan Hodoroaba, Leiter<br />

des Fachbereichs Oberflächenanalytik<br />

und Grenzflächenchemie der BAM. Knut<br />

Rurack, der den Fachbereich Chemische<br />

und optische Sensorik an der BAM leitet,<br />

ergänzt: „Jetzt, da wir einen Prototyp eines<br />

Sensorchips haben, wollen wir ihn<br />

weiterentwickeln, um ihn tragbarer und<br />

empfindlicher zu machen, damit er bei<br />

Unfällen eingesetzt werden kann, um diese<br />

Chemikalien im Trinkwasser zu detektieren.“<br />

Pikramenou resümiert: „Dieser<br />

Prototyp ist ein großer Schritt nach vorn<br />

auf dem Weg zu einer wirksamen, schnellen<br />

und präzisen Methode zur Feststellung<br />

dieser Verschmutzung, die dazu<br />

beiträgt, unsere Natur zu schützen und<br />

unser Trinkwasser sauber zu halten.“<br />

58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024


IMPRESSUM<br />

FIRMENINDEX (Redaktion/Anzeige)<br />

Ahlborn ....................................................................... 51<br />

Aptean.........................................................................21<br />

OGP Messtechnik............................................24, 31<br />

Osapiens ..................................................................... 12<br />

ISSN 1436-2457<br />

Herausgeberin:<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

B.A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redakteure:<br />

Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />

E-Mail: qe.redaktion@konradin.de<br />

Dr. Frank-Michael Kieß<br />

E-Mail: frank-michael.kiess@konradin.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

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E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout:<br />

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Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594-565<br />

E-Mail: joachim.linckh@konradin.de<br />

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Leserservice <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>:<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 7252-254<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint 5 x jährlich. Bezugs preise:<br />

Inland 68,75 € inkl. Versand kosten und MwSt.; Ausland:<br />

68,75 € inkl. Versandkosten. Einzelverkaufspreis: 13,80 € inkl.<br />

MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@com cast.net<br />

Druck:<br />

Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Kooperationspartner:<br />

AFQ Akademie für<br />

Qualitätsmanagement<br />

Babtec .........................................................................57<br />

BME .............................................................................. 10<br />

Böhme & Weihs ....................................................... 56<br />

Bruker Alicona .................................................. 24, 32<br />

Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung ........................................................... 58<br />

Cognex ........................................................................ 34<br />

Consense .................................................................... 16<br />

DQS ............................................................................... 23<br />

Duwe-3D .................................................................... 54<br />

Econ Solutions.........................................................55<br />

Fabasoft .....................................................................57<br />

Fraunhofer IPM........................................................56<br />

Hexagon......................................................................21<br />

Hommel Etamic ....................................................... 53<br />

IDS ................................................................................. 53<br />

Inficon.........................................................................40<br />

Integritynext ............................................................. 10<br />

Kistler...........................................................................40<br />

Micro-Epsilon ......................................................3, 53<br />

MKS Instruments....................................................54<br />

Nikon Metrology ..................................................... 54<br />

Wo Qualität drauf steht,<br />

ist auch Qualität drin.<br />

Vier Ausgaben im Jahr sorgen für maximalen Lesenutzen<br />

und Leselust. QUALITY ENGINEERING widmet sich seit<br />

2013 ausschließlich und umfangreich der Story hinter der<br />

Firma, dem Produkt oder der Lösung, aber auch den Strategien<br />

und Problemen rund um die Qualität.<br />

www.qe-online.de<br />

Physikalisch-Technische<br />

Bundesanstalt...................................................24, 55<br />

Reinhardt ..................................................................27<br />

Renishaw .................................................................... 54<br />

reuschlaw .............................................................. 9, 21<br />

SVS-Vistek .................................................................. 47<br />

Vision & Control ...................................................... 55<br />

Vision On Line .......................................................... 47<br />

Visiontools ................................................................. 29<br />

Visometry....................................................................21<br />

Weiss Technik ........................................................... 54<br />

Werth Messtechnik ................................. 21, 24, 56<br />

Witte Barskamp.........................................................6<br />

wirth + partner ........................................................ 15<br />

Zeiss ............................................................................. 43<br />

Zwick Roell ........................................................27, 39<br />

Einer Teilauflage dieser Ausgabe liegt ein<br />

Prospekt folgender Firma bei:<br />

SAQ-QUALICON AG, CH-Olten<br />

Wir bitten unsere Leser um<br />

freundliche Beachtung.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024 59


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Anwenderforum<br />

Additive<br />

Produktionstechnologie<br />

16.-17. April 2024<br />

ARENA2036<br />

Pfaffenwaldring 19<br />

70569 Stuttgart<br />

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additive.industrie.de<br />

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Bild: Fraunhofer IPA/Janhsen<br />

Eine gemeinsame Veranstaltung mit:<br />

Platin-<br />

Partner:<br />

60 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024<br />

Die Plattform für additive Fertigung

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