Quality Engineering 01.2024
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» MANAGEMENT<br />
Interne Audits moderner umsetzen<br />
Mehr Risiko und<br />
Kommunikation wagen<br />
Interne Audits sehen häufig so aus: Die Auditoren gehen freudlos ihrer Pflicht<br />
nach. Geschäftsführer und externer Auditor nehmen die Ergebnisse nur am<br />
Rande zur Kenntnis. Dabei bieten Regelwerke wie die ISO 19011die Möglichkeit<br />
für innovative Vorgehensweisen. Dafür ist nur etwas Mut gefragt.<br />
Interne Audits werden von allen Managementsystem-Normen<br />
gefordert.<br />
Diese müssen systematisch, dokumentiert<br />
und unabhängig durchgeführt werden.<br />
Nun beschreiben diese Anforderungen<br />
zwar, welche internen Audits gemacht<br />
werden müssen – aber nicht wie. Beste<br />
Voraussetzungen also, interne Audits zu<br />
modernisieren.<br />
Interne Audits sind ein wirkungsvolles<br />
Kommunikationsinstrument. Das beginnt<br />
mit dem Auditor, der (über fachliche Kompetenzen<br />
hinaus) mit seiner Einstellung<br />
und seinem Verhalten die Themen und<br />
Fragen gut balanciert, um in einem gemeinsamen<br />
Dialog zu klaren Feststellungen<br />
zu gelangen: freundlich und wertschätzend<br />
im Gespräch, verbindlich in der<br />
Sache, fokussiert auf Prozesse. Und ja, Humor<br />
und Lächeln sind im Audit tatsächlich<br />
KI für Remote Audits<br />
auch erlaubt – wenn es denn passend ist.<br />
Interne Audits können auch Spaß machen,<br />
wenn man gemeinsam überlegt, Abläufe<br />
noch besser zu gestalten.<br />
So entwickelt sich der interne Auditor<br />
im Laufe der Zeit vom „Konformitätsfeststeller“<br />
zum internen Berater, Coach,<br />
Ideengeber und „Verbindungsschaffer“ zu<br />
anderen Prozessbeteiligten. Und deshalb<br />
lohnt es sich vor einem Audit auch, sich in<br />
die Lage der interessierten Parteien zu<br />
versetzen. Welche Anforderungen haben<br />
Geschäftsleitung und Auditierte an interne<br />
Audits? Keine? Dann wird es Zeit, dies<br />
zu ändern. Denn Unternehmensstrategie,<br />
Ziele und Veränderungen wollen ja erfolgreich<br />
gemanagt werden.<br />
Audits können dabei unterstützen.<br />
Auch in der Managementbewertung kann<br />
ja nicht nur ein simpler Rückblick auf<br />
Eine in der ISO 19011 genannte Auditmethode ist das Remote<br />
Audit. Diese Form des Audits via Videokonferenz oder auch<br />
hybrid in Kombination mit Audits vor Ort ist seit der Pandemie<br />
auf dem Vormarsch. Dabei gilt: Nur bei Audits vor Ort können<br />
alle Beteiligten wirklich alle Sinne für das Audit nutzen. Führt<br />
man den Gedanken „Remote Audit“ aber kreativ fort, so bestehen<br />
in Zukunft gute Chancen, dass die künstliche Intelligenz<br />
dem Auditor für reine Konformitätsbewertungen im Hintergrund<br />
Arbeit abnehmen kann – mit dem Vorteil, dass sich<br />
dieser so noch besser auf die Menschen und den interaktivemotionalen<br />
Part von Audits konzentrieren kann.<br />
Audits erfolgen, sondern auch auf (künftige)<br />
Auditziele und -schwerpunkte sowie<br />
neue Prozesse und Systeme, die zur strategischen<br />
Entwicklung des Unternehmens<br />
beitragen. Der Auditor sollte den Prozessverantwortlichen<br />
vorab fragen, welche<br />
Schwerpunkte dieser sich wünscht. Mag<br />
sein, dass diese Frage überrascht – aber<br />
sie erklärt sich von selbst und zeigt Wirkung,<br />
wenn nach dem Audit impulsstarke<br />
Feststellungen zurückgemeldet werden.<br />
Ein Hebel für eine ebenso effiziente wie<br />
effektive Auditdurchführung liegt in der<br />
risikobasierten Auditplanung. Der Fokus<br />
sowie die Tiefe des Audits sollten auf Prozesse,<br />
Bereiche und Produkte beziehungsweise<br />
Dienstleistungen gerichtet werden,<br />
bei denen aktuelle Risiken und Chancen<br />
bestehen oder abzusehen sind. Dabei gilt<br />
es, nicht alle Prozesse penibel nach dem<br />
anstehenden Auditzyklus zu auditieren,<br />
sondern vielmehr nach deren Relevanz.<br />
Dies hat dann auch Einfluss auf die Auswahl<br />
der Auditteams. Nicht jeder muss<br />
über alle erforderlichen Kompetenzen<br />
verfügen – das Auditteam in der Summe<br />
hingegen sehr wohl. Mit diesem Ansatz<br />
können Audits ganzheitlich und unter einem<br />
risikobasierten Einbezug der gesamten<br />
Organisation durchgeführt werden<br />
und dabei natürlich auch mehrere Regelwerke<br />
abdecken.<br />
Diese Form des integrierten Auditierens<br />
gelingt in der Praxis oft noch zu wenig.<br />
Dabei können sich Auditoren viel Handwerkszeug<br />
aus der ISO 19011:2018 aneignen<br />
– dem Leitfaden für das Auditieren<br />
von Managementsystemen. Dieser ist für<br />
interne Audits und Lieferantenaudits gut<br />
22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 01 | 2024