SWA Jahresbericht 2023
Die Ausgabe des Geschäftsjahres 2023 ist dem Thema 'The AI Revolution' gewidmet. Verschiedene Gastautoren schreiben darin über die Künstliche Intelligenz in Marketing und Kommunikation. Der Schweizer Werbe-Auftraggeberverband SWA ist der einzige unabhängige Verband, der ausschliesslich die Interessen der Schweizer Werbeauftraggeber vertritt. Die rund 200 Mitglieder des SWA repräsentieren ca. 75% der Mediaausgaben im Schweizer Werbemarkt.
Die Ausgabe des Geschäftsjahres 2023 ist dem Thema 'The AI Revolution' gewidmet. Verschiedene Gastautoren schreiben darin über die Künstliche Intelligenz in Marketing und Kommunikation.
Der Schweizer Werbe-Auftraggeberverband SWA ist der einzige unabhängige Verband, der ausschliesslich die Interessen der Schweizer Werbeauftraggeber vertritt.
Die rund 200 Mitglieder des SWA repräsentieren ca. 75% der Mediaausgaben im Schweizer Werbemarkt.
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CHARAKTERISIERUNG DER MARKETINGTÄTIGKEIT
BEISPIELE BETROFFENER MARKETINGBEREICHE
1. Automation wird bereits eingesetzt Online-Marketing, Logistik, Call-Center, First-level Customer Support, Content Marketing
2. Geringer physischer/menschlicher Kontakt Branchen: Telekom & Finanzdienstleistungen
3. Einfache Übertragung von Information Innendienst, Marktforschung, Produktschulungen, Content Marketing
4. Einfache Ideenentwicklung Brainstorming, Produktentwicklung, Werbung, Content Marketing
5. Informationsanalyse Marktforschung, Marketing Analytics
6. Datenbezogene Fragen, quantitative
Analysen
Mediaplanung, Online-Werbung, Datamining, CRM, Marketingaccounting
7. Bildbearbeitung Content Marketing, Layout/Satz von (digitaler) Information, Messegestaltung
8. Simulationen, Virtual Reality Messen, Eventmanagement, Sponsoring
9. Hohe Konsistenzanforderungen Branchen: Sicherheit, Pharma, MedTech, Verkehr, Banken
10. Klar definierte Arbeitsregeln Standard-Aussendienst, Logistik
Abb. 1: Beispiele für Marketingtätigkeiten mit hohem Effizienzsteigerungspotenzial durch Automation
(Quelle: erweitert nach Reinecke 2020 und Davenport/Kirby 2016)
Kundengruppen zu erklären. Diese
Herausforderung hat sowohl ethische
(z.B. Gleichbehandlung) als auch rechtliche
Aspekte (Compliance). In vielen Fällen
müssen Entscheidungen transparent sein
und im Nachhinein erläutert werden können.
Weder ethisch noch rechtlich ist es
bei personenbezogenen Entscheidungen
zulässig, sich darauf zu berufen, dass der
Computer die Entscheidung getroffen
habe und dafür «verantwortlich» sei.
Es ist schwierig, die auf komplizierten
Algorithmen basierenden automatisierten
Entscheidungen verständlich zu
erläutern.
4. Wirkliches «Verstehen»
und Interpretieren:
Algorithmen können zwar lernen, das
menschliche Verhalten zu kopieren,
doch sind sie dabei naturgemäss immer
«rational» – selbst wenn sie manches
irrationales Verhalten und Entscheiden
des Menschen imitieren. Echte emotionale
Intelligenz, ein Mitfühlen und ein
wirkliches Nachvollziehen der Situation
des Kunden sind selbst von künstlicher
Intelligenz nicht zu erwarten. Es besteht
aber für den Kunden ein durchaus wahrnehmbarer
Unterschied darin, ob man
Interesse oder Freundlichkeit vortäuscht
oder ob sie tatsächlich vorhanden sind.
Daher wird der zwischenmenschliche
persönliche Verkauf auch in Zukunft eine
hervorgehobene Stellung einnehmen,
die nicht vollumfänglich automatisiert
werden kann. Hinzu kommt, dass selbst
wenn Menschen (Kunden oder Manager)
erkennen, dass ein Algorithmus
bessere Entscheidungen hervorbringt,
sie dennoch eher einem Menschen als
künstlicher Intelligenz vertrauen (Dietvorst/Simmons/Massey
2014, S. 124 f.).
5. Echtes Lernen:
Experimente wie A/B-Tests sind ein
wichtiges Instrument bei der Optimierung
automatisierter Marketingentscheidungen.
Allerdings führen solche Tests
in Abhängigkeit von der gewählten
Startkonfiguration (beispielsweise einer
Webseite) häufig zu Suboptima, nicht
zum Optimum. Um diese Gefahr zu
reduzieren, versucht man in der Realität,
möglichst viele Startkonfigurationen
(beispielsweise sehr unterschiedliche
Webseiten) einzubeziehen, um den
Suchraum möglichst breit abzudecken
und dem Optimum nahezukommen.
Eine wichtige Bedingung für echtes
Lernen auf Basis von Experimenten ist
jedoch, dass man eine Theorie hat, die
in der Lage ist, Ursache-Wirkung auch
zu erklären – und man andere Ursachen
ausschliessen kann. A/B-Tests und Regressionsrechnungen
allein sind somit
nicht ausreichend (siehe Abbildung 2).
6. Intentionen:
Ein Algorithmus kann keine Intention
entwickeln, das heisst insbesondere die
übergeordneten Zielvorgaben müssen vorgängig
durch das Management erfolgen.
Für das Marketing bedeutet dies, dass
Ziele und Zielprioritäten dem Algorithmus
vorgegeben werden müssen (z.B.
Wachstum, Profitabilität und Sicherheit).
7. Humor:
Marketing ist ein sozialer Prozess, der
auch mit Humor, Ironie und zum Teil