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Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

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II.<br />

Thematische Einführung<br />

1 Wovon hier die Rede ist<br />

Was ist das eigentlich, ein Gebet? Es ist zu früh, hier<br />

eine Definition zu geben. Aber umreißen möchte ich<br />

schon, was ich vorläufig unter dem Begriff verstehe. Ich<br />

unterscheide nämlich zwischen dem Akt und der Haltung<br />

des Betens (i) einerseits als einer menschlichen 18<br />

Lebensäußerung, die in vielen Religionen und Kulturen<br />

vorkommt, sodann dem Gebetstext oder der Gebetsform<br />

(ii), die als zeichen- oder textförmiges Ergebnis der Gebetshaltung<br />

oder des Gebetsaktes vorliegen kann, und<br />

schließlich den Gebeten selbst (iii), bei denen Menschen<br />

Gebetstexte oder Gebetsformen in einer ganz bestimmten<br />

Situation ihres Lebens verwenden und adressieren.<br />

Diese Situation kann eine private oder eine öffentliche,<br />

eine säkulare oder eine kultisch-liturgische sein.<br />

Die hier vorgeschlagene dreifache Unterscheidung<br />

ist nötig, auch wenn in der Alltagssprache diese Differenzierung<br />

nicht immer gelingt und zuweilen das Beten,<br />

der Gebetstext und das Gebet selbst synonym erscheinen.<br />

Wichtig ist zunächst: Beten ist eine menschliche<br />

Haltung oder eine menschliche Tätigkeit. Als Resultat<br />

des Betens können Gebetstexte oder Gebetsformen entstehen.<br />

Diese Formen oder Texte (als Kombinationen von<br />

sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen) können<br />

aber auch auf andere Weise entstehen: Schriftsteller können<br />

sie produzieren, oder eine künstliche Intelligenz wie<br />

ChatGPT kann sie entwerfen. Zu echten Gebeten werden<br />

18 Ob auch andere Wesen als Menschen beten (können), ist hier nicht zu<br />

beantworten. Ich kenne jedenfalls keine anderen Wesen, die dies tun.<br />

24

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