29.02.2024 Aufrufe

Eberhard Martin Pausch: Ferner Nachbar Gott (Leseprobe)

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

Aus liberaler Perspektive kann man Gebete als symbolisierende Handlungen verstehen, die zwischen den betenden Personen, der Welt und unserem »fernen Nachbarn« Gott vermitteln. Demnach wären sie dreistellige Relationen mit Gott selbst als einem transempirischen Relationsglied. Niemand weiß, ob (Fürbitten-) Gebete den Willen Gottes verändern können. Aber Gebete, verstanden als »religiöse Mitochondrien«, dienen in den Glaubenszellen von Christinnen und Christen als Kraftwerke und Energiespender. Auch können sie die Wirklichkeit verändern, indem sie Herzen berühren und so Menschen dazu bewegen, zumindest Teile der Welt zu verändern. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, die Zukunft im Geist der Liebe zu gestalten, wenn es Liebe ist, die das Wesen des »fernen Nachbarn« Gott ausmacht.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sionsverhältnisse und sich häufende Burnout-Vorkommnisse.<br />

Ein Beispiel, in dem all diese Phänomene zusammenkommen,<br />

waren die Auseinandersetzungen in der<br />

Corona-Pandemie, etwa im Hinblick auf die Frage der<br />

Masken- oder gar der Impfpflicht. Die derart konflikthaft<br />

geprägte Gesellschaft benötige eine »dynamische Stabilisierung«<br />

durch kreatives Handeln und gelingende Resonanzbeziehungen.<br />

Dazu könne Religion und könnten die Kirchen seines<br />

Erachtens beitragen, da sie »ein vertikales Resonanzversprechen«<br />

abgäben. »Resonanz« ist neben »Unverfügbarkeit«<br />

bekanntlich einer der Schlüsselbegriffe von Rosas<br />

Soziologiekonzept. »Am Grund meiner Existenz liegt nicht<br />

das schweigende, kalte, feindliche oder gleichgültige Universum,<br />

sondern eine Antwortbeziehung.« 37 Dies, so meint<br />

Rosa, sei der Kern vieler religiöser Erfahrungen, nicht nur<br />

in den monotheistischen Religionen. Resonanz beinhaltet<br />

also eine Antwortbeziehung, und hierfür sei das Beten<br />

oder Gebet geradezu paradigmatisch. Bis hinein in die<br />

»Gebetshaltung« der Betenden, also in einem physischen<br />

bzw. biologischen Sinn, sei die Resonanzerwartung spürbar.<br />

Ein <strong>Gott</strong>, der dem Menschen zusage: »Ich habe dich<br />

bei deinem Namen gerufen, du bist mein!« (Jesaja 43,1), gewähre<br />

Resonanz in der Gebetsrelation. Diese Art von Resonanzerfahrung<br />

sei für die demokratische Gesellschaft<br />

unverzichtbar. Denn »wenn die Gesellschaft das verliert,<br />

wenn sie diese Form der Beziehungsmöglichkeit vergisst,<br />

dann ist sie endgültig erledigt.« 38<br />

Von Hartmut Rosas soziologischer Betrachtung her<br />

braucht die Demokratie also notwendig Religion – und<br />

für diese wiederum ist das Resonanzversprechen kennzeichnend,<br />

das sich im Gebetsphänomen beispielhaft aus-<br />

37 Ebd., 71.<br />

38 Ebd., 74.<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!