07.03.2024 Aufrufe

Gebirgsfreund Nr. 1/2024

Eine unabhängige Vereinszeitschrift für Bergfreunde und Naturgenießer. Wir informieren mit einzigartigen Berichten und Aufnahmen und machen Lust auf Natur und das Erlebnis Berg. Vordergründig dabei sind immer die Themen Sicherheit und Naturbewusstsein.

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Umwelt & Naturschutz | <strong>Gebirgsfreund</strong><br />

| Am Hochschwab<br />

© Rotraud Wieser<br />

zur Bildung neuen Bodens in felsigem<br />

Gelände dar, wie es z.B. unter schmelzenden<br />

Gletschern zum Vorschein<br />

kommt. Abgestorbene Flechten tragen<br />

zusätzlich organisches Material zur<br />

Bildung einer neuen Humusschicht<br />

bei und ermöglichen in der Folge die<br />

Ansiedelung von Moosen und höheren<br />

Pflanzen. Die alpine Flora ist wiederum<br />

auch die Lebensgrundlage für die<br />

alpine Tierwelt.<br />

Langsam entstanden,<br />

schnell zerstört<br />

Alpine Pflanzen und Flechten haben<br />

sich über Jahrmillionen an ihre harschen<br />

Lebensbedingungen – unter<br />

anderem Kälte, Wind, hohe UV-Strahlung,<br />

eine kurze Vegetationsperiode<br />

und eine sehr dünne Humusschicht<br />

– angepasst. Der Bergschuh, auf dem<br />

ein Gewicht von zig Kilogramm lastet,<br />

begegnet ihnen jedoch erst seit wenigen<br />

hundert Jahren. Wissenschaftliche<br />

Studien in verschiedenen Gebirgsregionen<br />

der Welt haben gezeigt, dass<br />

schon der Betritt durch eine relativ<br />

geringe Anzahl von Personen, und zwar<br />

unabhängig von deren Gewicht und der<br />

Beschaffenheit ihrer Schuhe(!),<br />

zu Verletzungen der Pflanzen führt,<br />

von denen sie sich nur langsam oder<br />

gar nicht erholen. So robust alpine<br />

Organismen gegenüber ihren naturgegebenen<br />

Lebensbedingungen sind, so<br />

sensibel sind sie gegenüber Einflüssen,<br />

an die sie sich in ihrer Evolution nicht<br />

anpassen mussten.<br />

Der Betritt führt nicht nur zur Beschädigung<br />

von Pflanzen und Flechten,<br />

sondern auch zu einer Veränderung der<br />

Populationen dieser Organismen. Vielfach<br />

sind dabei eingeschleppte Arten<br />

im Vorteil gegenüber einheimischen,<br />

und jedenfalls führen diese Veränderungen<br />

zu einer Reduktion der Artenvielfalt<br />

in einem hochspezialisierten<br />

und daher sehr sensiblen Ökosystem.<br />

Der Weg ist das Ziel<br />

Widder-Kohlröschen<br />

© Reini Böhm-Raffay<br />

Es ist unvermeidbar, dass Wanderwege<br />

in den Bergen in dieses Ökosystem<br />

eingreifen und es lokal stören. Tatsächlich<br />

wachsen Blumen mitten am Weg<br />

in der Regel nur an Stellen, die, z. B.<br />

aufgrund der kleinräumigen Neigung,<br />

nicht betreten werden. Ansonsten ist<br />

auf viel begangenen Wegen (natürlich<br />

auch abhängig von der Höhe) durch die<br />

mechanische Einwirkung die Humusschicht<br />

abgetragen worden und eine<br />

Neubildung nicht möglich.<br />

Leider bleibt es vielfach nicht bei der<br />

kleinräumigen Störung durch den<br />

angelegten Weg. Viele Bergwandernde<br />

betrachten es als Teil ihres Naturerleb-<br />

<strong>Nr</strong>. 1 / <strong>2024</strong> | <strong>Gebirgsfreund</strong> | 9

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