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Lesen Magazin 01/2024

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Klassiker zum<br />

Wiederentdecken<br />

Oder fünf Bücher, die nie in Vergessenheit geraten,<br />

immer wieder neu entdeckt werden und in Sachen<br />

Grenzerfahrungen, starken Beziehungen und<br />

das Leben in unterschiedlichen Welten aufzeigen.<br />

Text von Urs Heinz Aerni<br />

Wir schreiben das Jahr 1922, eine Zeit, in der Frauen<br />

weder offen über ihre Gefühle reden noch sich<br />

literarisch äussern durften. In diesem Jahr, an einer<br />

Party, lernte Virginia Woolf die Aristokratin Vita<br />

Sackville-West kennen. Was seit dieser Begegnung<br />

entstanden ist, ist nicht nur eine Freundschaft, eine<br />

Verbundenheit, sondern auch eine Leidenschaft.<br />

Dieses Buch macht mit ausgewählten Briefen und<br />

Tagebuchnotizen eine intensive Beziehung sichtbar,<br />

zwischen zwei Frauen, die litten. Litten ob den gesellschaftlichen<br />

Zwängen und den emotionalen Wahrheiten<br />

in ihren Seelen und Herzen. Die Autorin und<br />

Gartengestalterin Sackville-West verstarb 1962 in<br />

Sissinghurst Castle, England. Woolf nahm sich 1941<br />

das Leben. Diese Beziehung wurde dann auch zum<br />

Stoff des Romans «Orlando» von Virginia Woolf.<br />

Viele vermissen ihn im «Literaturclub» auf<br />

SRF als Gastkritiker: Rüdiger Safranski<br />

mit seinen faszinierenden Analysen zu<br />

Büchern. Der 1945 geborene Philosoph,<br />

Germanist und Historiker schrieb wunderbare<br />

Bücher zu Themen wie Romantik,<br />

Zeit, Goethe, Nietzsche oder das Böse. Jetzt<br />

liegt sein Werk über Franz Kafka vor, über<br />

einen Schriftsteller, der 1883 in Prag geboren<br />

wurde und 1924 im österreichischen<br />

Kierling verstarb und ein Werk hinterliess,<br />

das erst nach seinem Tod das Interesse<br />

der Öffentlichkeit geweckt hat. Safranski<br />

leuchtet die Grenzerfahrungen, die Kafka<br />

umtrieben, neu aus und zeigt, wie Kafka<br />

immer wieder neu gelesen werden kann.<br />

Als würde er Kafka beim Schreiben beobachten.<br />

Als würden wir Augenblicke und<br />

Grenzerfahrungen mit Kafka miterleben,<br />

die dann zur Weltliteratur geworden sind.<br />

Kafka<br />

Rüdiger Safranski, Hanser, CHF 36.90<br />

Er ist alleinstehend, Bankbeamter und<br />

wird an seinem 30. Geburtstag verhaftet.<br />

Die Festnahme von Josef K. wird zu einem<br />

mysteriösen Fall. Im Schlafzimmer der<br />

Nachbarin verhören ihn geheimnisvolle<br />

«Wächter». Josef K. ist sich keines Fehlverhaltens<br />

bewusst. Und trotzdem steht er auf<br />

der Grundlage eines unbekannten Gesetzes<br />

vor einem anonymen Gericht. Wie reagieren?<br />

Zuerst greift er das Gericht an, er versucht,<br />

die Hintergründe herauszufinden,<br />

und holt sich einen Anwalt. Ein Geistlicher<br />

spricht von einer aussichtslosen Situation.<br />

Ein Prozess, der durch ein sinnloses Gesetz<br />

ausgelöst wird, vielleicht wie das Leben,<br />

das genauso sinnlos entstanden ist? Ob<br />

Josef K. seinen 31. Geburtstag erleben wird?<br />

Der Prozess<br />

Franz Kafka, Fischer Taschenbuch Verlag, CHF 24.90<br />

Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten<br />

verbrannt. Heute gehören die<br />

Werke von Franz Werfel zum Kulturerbe<br />

Europas und werden verdankenswerterweise<br />

wieder neu publiziert. Der 1890<br />

in Prag geborene und 1945 im Exil in Los<br />

Angeles verstorbene Schriftsteller widmet<br />

dem Komponisten Giuseppe Verdi einen<br />

Roman, der in einer Schaffenskrise steckte.<br />

Er lässt Verdi mit dem Superstar Richard<br />

Wagner begegnen, obwohl sich die beiden<br />

nie trafen, und setzt den Konkurrenzkonflikt<br />

kurz vor Wagners Tod an. Es ist<br />

Fiktion mit historischen Bezügen mit einer<br />

famosen Fabulierkunst. Werfel schrieb<br />

dazu, dass er die «Niederschrift immer<br />

wieder vertagt» habe, da «künstlerische<br />

Bedenken lähmend wirkten». Denn der<br />

Roman pendelt zwischen einer «erfabelten»<br />

und der wirklichen Welt.<br />

Verdi<br />

Franz Werfel, Hanser, CHF 39.90<br />

© Nico Bustos<br />

Die 1936 in Fiesole in der Toskana geborene Autorin<br />

engagierte sich literarisch gegen den Faschismus und<br />

Gewalt an Frauen, erfuhr, was Hunger ist, schrieb<br />

Drehbücher, gründete das Experimentelle Theater<br />

und wurde als die «Simone de Beauvoir Italiens» bezeichnet.<br />

Der Roman erschien zum ersten Mal 1961.<br />

Darin erzählt die damals 25 Jahre junge Autorin von<br />

den Sommerferien der 14-jährigen Anna 1943 in der<br />

Nähe von Rom. Während der Weltkrieg noch tobte,<br />

wollte es Anna mit dem Leben wissen. Dazu gehörten<br />

ihre sexuellen Erfahrungen, die Maraini für die<br />

damalige Zeit provokant beschrieb und damit für<br />

einen Skandal sorgte. Der Vater holt Anna und ihren<br />

jüngeren Bruder für den Urlaub in einem Badeort aus<br />

dem Nonneninternat ab. Es ist ein heisser Sommer,<br />

und Anna ist neugierig …<br />

Tage im August<br />

Dacia Maraini, Folio, CHF 37.90<br />

Love Letters<br />

Virginia Woolf, Vita Sackville-West,<br />

Unionsverlag, CHF 33.90<br />

Leidenschaftlicher<br />

Geschichtenerzähler,<br />

Ikone des zeitgenössischen Kinos,<br />

Magier des Schönen,<br />

Schrillen, Phantastischen<br />

14 <strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong> Klassiker<br />

Pedro Almodóvar betritt die Welt der Literatur.

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