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Debüts –<br />
Neuerscheinungen<br />
in den Buch regalen<br />
Wie gerne greift man zu den Büchern der eigenen<br />
Lieblingsautor*innen. Doch jedes Jahr erscheinen<br />
auch Erstlingswerke, die es zu entdecken lohnt.<br />
Wir stellen einige der aktuellen Debüts vor.<br />
Text von Andrea Machura<br />
Wer kennt sie nicht, die Vorfreude auf das neue Buch der Lieblingsautorin oder den neuesten Fall des Lieblingskommissars.<br />
Doch jedes Jahr gibt es auch viele Neuerscheinungen von Autor*innen, die zum ersten<br />
Mal ein Werk veröffentlichen – und die es zu entdecken lohnt. Denn in den letzten Jahren gab es unter<br />
ihnen wahre Senkrechtstarter*innen. Man denke nur an die beiden Bücher «Der Gesang der Flusskrebse»<br />
von Delia Owens und «Eine Frage der Chemie» von Bonnie Garmus. Beide Romane wurden zu Weltbestsellern<br />
(inklusive Verfilmung!). Auch der Roman «Blutbuch» von Kim de l’Horizon war ein Debüt und<br />
gewann vor zwei Jahren den Deutschen und den Schweizer Buchpreis. Und wussten Sie, dass es sogar das<br />
Europäische Festival des Debütromans gibt? Zeit also, einen Blick auf die Erstlingswerke unter den Neuerscheinungen<br />
zu werfen. Wir stellen eine Auswahl deutschsprachiger und internationaler Debüts vor.<br />
Ob Krimi, Thriller oder spannungsgeladener Roman, ob mörderisch, melancholisch oder mystisch: Neun<br />
verschiedene Bücher aus der Schweiz, aus Deutschland, Schweden, Kanada und Grossbritannien haben<br />
hier ihren ersten grossen Auftritt. Vorhang auf für die literarischen Debüts im Frühling <strong>2024</strong>!<br />
1 Ein ungeklärter Mord wird zum Familiendrama<br />
Zum Auftakt gleich ein Debüt, das es in sich hat. Mord kommt in den besten Familien vor. Das trifft auch<br />
auf die Familie der 37-jährigen Hannah zu. Ihre geliebte Mutter wurde als junge Frau im angrenzenden<br />
Wald hinter dem Haus brutal erstochen, der Mord blieb unaufgeklärt. Nun kehrt Hannah in ihr Elternhaus<br />
zurück, um ihren dementen Vater zu pflegen. Bei ihm verschwimmen die Zeitebenen immer mehr, und<br />
er macht Andeutungen über frühere Ereignisse, die Hannah irritieren. «Ich beuge mich zu meinem Vater<br />
vor und flüstere die Frage, die ich seit 23 Jahren nicht auszusprechen gewagt hatte: Dad, hast du Mum ermordet?»<br />
Ist der Vater wirklich schuldig, und welche Rolle spielt Hannahs Bruder Reece, der sich nach dem<br />
Mord von der Familie zurückgezogen hat? Und ist die liebenswürdige Nachbarsfamilie Roberts wirklich<br />
so nett, wie sie scheint? Nach und nach erfährt Hannah mehr über ihre Vergangenheit und ihre Mutter, die<br />
sie als 14-jährige verlor. Ein Puzzle setzt sich zusammen, und Hannah will unbedingt den Mörder finden.<br />
Dazu schlüpft sie immer mehr in die Rolle ihrer eigenen Mutter, der sie so ähnlich sieht. Kann sie mit dieser<br />
Illusion auch den Mörder in die Falle locken?<br />
«Einer der besten Thriller des Jahres», titelte die Times, als das Buch letztes Jahr in Grossbritannien erschien.<br />
Die in London lebende Liz Webb hatte schon viel gemacht, bevor sie ihr erstes Buch schrieb.<br />
Ihre Arbeit als Hörspielproduzentin u. a. für BBC Radio Drama und als Drehbuchautorin hat dem Buch<br />
ganz sicher den Drive gegeben, der es so unglaublich spannend macht. Liz Webb hat mit «Das Waldhaus»<br />
ein Thrillerdebüt geschrieben, das man nicht aus der Hand legen kann, bevor das Rätsel gelöst ist.<br />
2 Vier Freund*innen auf gefährlicher Bergwanderung<br />
Auch das nächste Debüt – diesmal aus Schweden – ist unglaublich spannend. Wie jedes Jahr freuen sich<br />
Anna, ihr Verlobter Henrik und deren beste Freundin Melina auf ihre Wanderwoche in der wilden Natur<br />
Nordschwedens. Doch dieses Mal schliesst sich kurzfristig der neue Freund von Melina der eingespielten<br />
Truppe an. Und damit kommt alles anders als geplant,<br />
denn Jakob ändert kurzerhand die Route. Ein<br />
Wettlauf gegen die Zeit und die Naturgewalten beginnt.<br />
Aus Freund*innen werden Feind*innen. Doch<br />
was ist passiert? Anna, die angeblich als Einzige den<br />
Ausflug überlebt hat, erzählt dem Kommissar ihre<br />
Version der Ereignisse. Doch es gibt Zweifel. Warum<br />
hat sich die Dynamik zwischen den Freund*innen<br />
verändert? Und welche Rolle spielte Jakob dabei?<br />
Lange verdrängte Vorwürfe und Geheimnisse kamen<br />
ans Licht, die Nerven lagen blank und dies alles vor<br />
der beeindruckenden Kulisse der letzten unberührten<br />
Wildnis Europas, die wie eine weitere Protagonistin<br />
das Geschehen auf das unvermeidliche Drama<br />
zusteuern liess. Aber war es wirklich unabwendbar?<br />
Der Krimi «Der Ausflug» des 1968 geborenen Ulf<br />
Kvensler schaffte es in Schweden auf Anhieb an die<br />
Spitze der Bestsellerliste. Seine langjährige Tätigkeit<br />
als Drehbuchautor zahlreicher Erfolgsserien und<br />
als Regisseur hat dem Schriftsteller wohl geholfen,<br />
in seinem Buchdebüt eine packende, realistische<br />
Atmosphäre zu schaffen, die einen von der ersten<br />
bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.<br />
Ein Erstlingswerk<br />
auf der Bestsellerliste<br />
ist eine Sensation.<br />
3 Über die Vergänglichkeit der Dinge<br />
Die Natur spielt auch im nächsten Erstlingswerk eine<br />
wichtige Rolle, denn sie bildet die Kulisse für einen<br />
wahrhaft mystischen Ort. Da gibt es eine kleine<br />
Stadt, die sich auf unheimliche Weise immer wieder<br />
in einer Berglandschaft wiederfindet. Dieselbe Stadt<br />
erscheint in einer Reihe von Tälern, die genau 20<br />
Jahre auseinander liegen. Im Osten die Zukunft,<br />
im Westen die Vergangenheit. Nur in Trauerfällen<br />
dürfen die Grenzen überschritten werden. Als die<br />
16-jährige Odile Besucher*innen aus der Zukunft<br />
erkennt, weiss sie, dass ihr Freund Edme bald sterben<br />
wird. Kann und wird sie das Schicksal beeinflussen?<br />
Später begegnen wir der 36-jährigen Odile, die als<br />
Grenzwächterin arbeitet und Besucher*innen, wie sie<br />
sie einst gesehen hat, auf ihrem Weg zwischen den<br />
Tälern begleitet.<br />
Der Roman «Das andere Tal» handelt von der Vergänglichkeit<br />
der Dinge. Darüber hat der kanadische<br />
Autor und promovierte Philosoph Scott Alexander<br />
Howard bereits seine Doktorarbeit geschrieben.<br />
In seinem Romandebüt lässt er Raum und Landschaft<br />
bewusst aus der Zeit fallen, um viel Interpretationsspielraum<br />
zu lassen. «Das andere Tal» kann als<br />
Coming-of-Age-Geschichte, Science-Fiction-Roman<br />
oder philosophisches Gedankenspiel gelesen werden.<br />
Oder einfach als ein Buch, das existenzielle Fragen<br />
stellt, eingebettet in eine Geschichte über die Vergan-<br />
16 <strong>Lesen</strong> <strong>Magazin</strong> Fokusthema<br />
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