Naturschutzgebiet Kaisergebirge
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NATUR<br />
SCHUTZ<br />
GEBIET<br />
seit<br />
1963<br />
KAISER<br />
GEBIRGE<br />
Natur erleben<br />
und respektieren.
Wo ist was?<br />
1<br />
11<br />
12<br />
5<br />
6<br />
13<br />
14<br />
15<br />
7<br />
16<br />
8<br />
Das <strong>Naturschutzgebiet</strong> ist ein<br />
Hotspot der Artenvielfalt und bietet<br />
die Lebensgrundlage für eine<br />
Vielzahl an Pflanzen und Tieren.<br />
Das einzigartige Landschaftsbild<br />
mit 1.000 m hohen Abstürzen,<br />
bizarren Felsspitzen und sanften<br />
Almlandschaften ist gekennzeichnet<br />
durch das Zusammenspiel von<br />
Natur- und extensiven Kulturlandschaften.<br />
10<br />
2<br />
Legende<br />
3<br />
4<br />
9<br />
Gewässer<br />
1 Inn<br />
2 Sparchenbach<br />
3 Hintersteiner See<br />
4 Weißache<br />
5 Walchsee<br />
6 Weißenbach<br />
7 Kaisertalbach<br />
8 Großache<br />
9 Kitzbüheler Ache<br />
Landmarks<br />
10 Tischoferhöhle<br />
11 Pyramidenspitze<br />
12 Kaisertal<br />
13 Stripsenjoch<br />
14 Ellmauer Halt<br />
15 Ellmauer Tor<br />
16 Kaiserbachtal
01 NATUR-<br />
SCHUTZ-<br />
GEBIET<br />
Das <strong>Naturschutzgebiet</strong> ...<br />
wurde 1963 beschlossen und<br />
hat eine Größe von 92,6 km 2 .<br />
umfasst sämtliche Gipfel des<br />
Wilden und Zahmen Kaisers<br />
und erstreckt sich von 480 m<br />
bis 2.344 m Seehöhe.<br />
ist umgeben von 8 Gemeinden:<br />
Ebbs, Ellmau, Going, Kirchdorf i. T.,<br />
Kufstein, Scheffau, St. Johann i. T.<br />
und Walchsee.<br />
weist mit mehr als 30 Almen eine<br />
hohe Dichte an Almfächen auf.<br />
hat nur eine einzige künstliche<br />
Aufstiegshilfe, den Kaiserlift<br />
Kufstein.<br />
zeugt in der Tischoferhöhle von<br />
Spuren menschlicher Besiedelung<br />
von vor mehr als 33.000 Jahren.<br />
erhielt 2013 für Teile seines<br />
Gebiets das internationale<br />
Ramsar-Prädikat, das den Schutz<br />
von wertvollen Feuchtgebieten<br />
verfolgt.
Wie das <strong>Kaisergebirge</strong><br />
zum <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
wurde<br />
„Seilbahnbetreiber gegen Naturschützer“,<br />
„Wirtschaftstreibende<br />
gegen Ruhesuchende“ – schon vor<br />
60 Jahren waren die Themen, die<br />
die Auseinandersetzung rund um<br />
die Entstehung des <strong>Naturschutzgebiet</strong>s<br />
dominierten, den heutigen<br />
Konfiktlagen im Alpenraum sehr<br />
ähnlich. Angestoßen vom Besitzer<br />
des Berggasthofs „Pfandl“<br />
im Kaisertal, Franz Schwaighofer,<br />
begann damals eine politische und<br />
gesellschaftliche Debatte darüber,<br />
das Kaisertal und in weiterer Folge<br />
das gesamte <strong>Kaisergebirge</strong> unter<br />
Naturschutz zu stellen.<br />
Diese Debatte sollte den Gemeinderat,<br />
Wissenschaftler.innen,<br />
Alpenverein oder Naturfreunde,<br />
den Verein für Heimatkunde und<br />
Heimatschutz in Kufstein und<br />
Ebbs, aber auch deutsche Naturschutzvereine<br />
sowie auch die<br />
politischen Verantwortlichen des<br />
Landes Tirols von 1959 bis 1963<br />
intensiv beschäftigen – bevor das<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong> nach einigen<br />
Wendungen am 29. April 1963<br />
beschlossene Sache war und bis<br />
heute geblieben ist.<br />
In einem <strong>Naturschutzgebiet</strong> steht klar der Schutz der Natur im<br />
Vordergrund. Dies gilt sowohl für Kultur- als auch Naturlandschafen.<br />
Das heißt, maßgebende Veränderungen wie etwa<br />
bauliche Maßnahmen sind einem strengen Bewilligungsverfahren<br />
zu unterziehen. Unsere Aufgabe ist es, über naturkundliche<br />
Besonderheiten zu informieren und Besuchende wie Einheimische<br />
für die Anliegen des Schutzgebiets zu sensibilisieren.<br />
Zudem versuchen wir, negativen Entwicklungen hinsichtlich der<br />
Artenvielfalt mit verschiedenen Projekten entgegenzuwirken.<br />
Philipp Larch, Schutzgebietsbetreuer <strong>Kaisergebirge</strong><br />
4 5
02 GEOGRAFIE<br />
UND GRENZEN,<br />
LAGE UND<br />
ERREICHBARKEIT<br />
Wo der Kaiser zu fnden ist<br />
Das <strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Kaisergebirge</strong><br />
liegt östlich von Kufstein<br />
– zwischen den sanften Rücken<br />
der Chiemgauer Berge im Norden<br />
und den Kitzbüheler Alpen im<br />
Süden. Es gliedert sich in den Gebirgszug<br />
des Wilden Kaisers sowie<br />
den nordseitig gelegenen Zahmen<br />
Kaiser. Die beiden Bergketten sind<br />
durch das 1.580 m hohe Stripsenjoch<br />
miteinander verbunden<br />
und werden im Osten durch das<br />
Kaiserbachtal und im Westen<br />
durch das Kaisertal getrennt.
Da Koasa<br />
Wie der Kaiser zu<br />
seinem Namen kam<br />
Die direkten Zugänge<br />
ins <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
Es ist überliefert, dass seinerzeit Die Namen Karlspitze, Scharlin- Zwischen den beiden gut angeder<br />
vorbeireisende Kaiser Karl V. gerboden (Scharlinger - Karlinger), bundenen Knotenpunkten Kufstein<br />
beim Anblick des <strong>Kaisergebirge</strong>s Kaiserfelden und Edelfelden sind und St. Johann gelegen, eignet<br />
ausgerufen habe: unmittelbar auf seine jagdliche Be- sich das <strong>Kaisergebirge</strong> besonders<br />
tätigung daselbst zurückzuführen.<br />
für eine umweltfreundliche,<br />
„Lange, wenn ich es nicht mehr<br />
öffentliche Anreise.<br />
bin, wirst du noch Kaiser sein!“ Quelle: Sagen aus dem <strong>Kaisergebirge</strong>,<br />
Anton Karg, Kufstein 1926, S.1ff<br />
Nähere Informationen zur Anreise,<br />
Alles spricht dafür, dass das<br />
ob per Bahn, Bus oder Pkw, fndest<br />
heutige <strong>Kaisergebirge</strong> einstmals<br />
Du auf den Websites der jeweiligen<br />
kaiserliches Gut gewesen ist. Die<br />
Tourismusverbände:<br />
Volksüberlieferung beruht vielleicht<br />
auch in diesem Falle wie so<br />
www.kufstein.com<br />
oft auf Wahrheit, wenn sie an einen<br />
Zusammenhang mit Karl dem<br />
Großen glaubt.<br />
www.kitzalps.cc<br />
www.wilderkaiser.info<br />
8 Kaiseraufstieg bei Kufstein 9
Die Grenzen des Naturschutz- C Hintersteiner See: Der See Parkplatz Bushaltestelle<br />
gebiets <strong>Kaisergebirge</strong> reichen liegt auf 883 m Seehöhe und zählt A Kaiseraufstieg, Ebbs 1 Ebbs Kaisertal<br />
lediglich bei Kufstein bis zur Stadt. zu den saubersten Naturbadeseen B Kaiserlift, Kufstein 2 Scheffau, Seestüberl/Strandbad<br />
Im Bereich der anderen Gemein- Tirols. C Hintersteiner See, Scheffau 3 Ellmau, Wochenbrunner Alm<br />
den beginnt das Schutzgebiet erst D Wochenbrunner Alm, Ellmau 4 Griesenau<br />
in höheren Lagen. Somit ergeben D Wochenbrunn: Von Ellmau E Kaiserbachtal, Kirchdorf<br />
sich unterschiedliche Einstiegs- führen ein Wanderweg und eine Sessellif<br />
punkte in das <strong>Naturschutzgebiet</strong> Mautstraße zur Wochenbrunner Bahnhof Grenze Schutzgebiet<br />
<strong>Kaisergebirge</strong>, welche Ausgangs- Alm. Von hier schlängelt sich u. a.<br />
punkt für allerlei Aktivitäten im auch der Weg zum Ellmauer Tor,<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong> sind:<br />
das die tiefste Einsattelung im<br />
Hauptkamm des Wilden Kaisers<br />
München<br />
Walchsee<br />
A Kaiseraufstieg: Über 300 ist. Es ist der wichtigste und am<br />
Stufen und 200 Höhenmeter häufgsten benutzte Übergang am Niederndorf Schwendt<br />
windet sich der Kaiseraufstieg von Wilden Kaiser.<br />
Kufstein ausgehend ins Kaisertal.<br />
Kiefersfelden<br />
Entlang des Aufstiegs hat man E Kaiserbachtal: In das Kaiserimmer<br />
Ebbs<br />
wieder einen schönen Aus- bachtal führt ein Wanderweg,<br />
blick auf die Stadt Kufstein und der sich am Bach entlang ins Tal A 1<br />
F<br />
deren Hausberg, den Pendling. schlängelt. Von Griesenau führt B<br />
auch eine 5 km lange Mautstraße 4<br />
E<br />
B Kaiserlif: Dieser in Kufstein bis zur Griesner Alm. Kirchdorf<br />
liegende Einser-Sessellift ist die<br />
Kufstein<br />
einzige Aufstiegshilfe, die ins Na- F Habersau: Entlang des Weißenturschutzgebiet<br />
führt – und zwar bachs führt eine Forststraße über<br />
Schwoich C 2<br />
auf das Hochplateau vom über die Habersaualm ins Naturschutz-<br />
D 3<br />
1.200 m hohen Brentenjoch. gebiet. Salzburg<br />
Going<br />
10<br />
B 178<br />
A12<br />
Söll<br />
Wörgl<br />
B 172<br />
Scheau<br />
Ellmau<br />
B 172<br />
B 178<br />
Kitzbühel<br />
B 161<br />
B 176<br />
St. Johann<br />
Fieberbrunn<br />
B 164<br />
B 178
Entstehungsgeschichte<br />
Geologische Entstehung<br />
Das <strong>Kaisergebirge</strong> ist ein Kettengebirge,<br />
das zu den nördlichen<br />
Kalkalpen gehört. Es setzt sich in<br />
den oberen, wandbildenden Bereichen<br />
vorwiegend aus Wettersteinkalk<br />
zusammen.<br />
Diese Gesteine entstanden vor<br />
ca. 220–240 Millionen Jahren im<br />
Bereich von tropischen Riffen und<br />
Lagunen. Aufgrund der Gebirgsbildung<br />
wurden diese Gesteine<br />
über Millionen von Jahren in ihre<br />
heutige Position gebracht.<br />
Im Zuge der Eiszeit erhielt das<br />
<strong>Kaisergebirge</strong> schließlich seine<br />
jetzige Form.<br />
Tischoferhöhle – Zeitzeuge<br />
vergangener Artenvielfalt<br />
Lange vor dem Menschen bewohnten<br />
bereits faszinierende Tiere die<br />
Landschaft des <strong>Kaisergebirge</strong>s.<br />
So bezeugen unzählige Tierknochen<br />
aus der Tischoferhöhle, dass<br />
vor der letzten Eiszeit Höhlenbären,<br />
-hyänen, -löwen und Rentiere<br />
dort lebten. Hier wurden die<br />
Knochen von hunderten Höhlenbärindividuen<br />
gefunden.<br />
Die Höhle ist eine der ältesten<br />
nachgewiesenen Fundstellen<br />
menschlicher Besiedelung im<br />
Alpenraum. Viele Fundstücke sind<br />
im Kufsteiner Heimatmuseum auf<br />
der Festung ausgestellt.<br />
12<br />
Tischoferhöhle
03<br />
SCHUTZGÜTER<br />
Das <strong>Kaisergebirge</strong> –<br />
ein Lebensraum für viele<br />
Sonnentau<br />
Die enge Verzahnung von naturnahen,<br />
wilden Landschaften mit extensiven<br />
Kulturlandschaften macht das <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
<strong>Kaisergebirge</strong> zu einem<br />
Hotspot der Artenvielfalt. Hinzu kommt<br />
die geologische Vielfalt:<br />
Durch das Vorkommen von Kalk, Dolomit<br />
und abgelagertem Moränenmaterial<br />
in Kombination mit einer geringen<br />
Vergletscherung während der letzten<br />
Eiszeit weist das <strong>Kaisergebirge</strong> kleinräumig<br />
eine große Vielfalt an hoch<br />
spezialisierten Pfanzen und Tieren auf.
Blumen, Moose & Co:<br />
vielfältige Flora<br />
Der smaragdgrüne<br />
Regenwurm<br />
Zuhause zahlreicher<br />
Greifvögel<br />
Im <strong>Kaisergebirge</strong> gibt es ca. 940<br />
Blütenpfanzen-, 38 Farn- und über<br />
400 Moosarten. Besonders interessant<br />
für Pfanzenliebhaber und<br />
Pfanzenliebhaberinnen ist das<br />
Vorkommen von zahlreichen Enzianarten<br />
wie dem Frühlings- und<br />
Clusiusenzian und geschützten<br />
Orchideen wie Waldhyazinthe,<br />
Gelbem Frauenschuh oder Knabenkraut.<br />
Die meisten dieser Pfanzen<br />
stehen unter Naturschutz.<br />
Gelber Frauenschuh<br />
Diese Rarität kommt vor allem in<br />
abgestorbenen Baumstümpfen in<br />
feuchten Mischwäldern vor und<br />
ernährt sich von Totholz. Ihre<br />
namensgebende Färbung entwickeln<br />
die Würmer erst mit der<br />
Geschlechtsreife. Lange Zeit galt<br />
das <strong>Kaisergebirge</strong> als westlichste<br />
Verbreitungsgrenze dieser lichtscheuen<br />
Waldbewohner, doch in<br />
den letzten Jahren wurde dieser<br />
auch in westlicheren Regionen<br />
nachgewiesen.<br />
Smaragdgrüner Regenwurm<br />
Im <strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Kaisergebirge</strong><br />
haben Uhu, Sperlingskauz,<br />
Raufußkauz, Waldkauz, Turmfalke,<br />
Sperber, Habicht und der König<br />
unter den Greifvögeln, der Steinadler,<br />
ihren Lebensraum.<br />
Ein <strong>Naturschutzgebiet</strong> –<br />
streng geschützt<br />
und gut betreut<br />
Um das Gebiet zu erhalten und<br />
weiterzuentwickeln sind viele<br />
Organisationen und Personen beteiligt.<br />
So leisten z. B. der Alpenverein,<br />
die Naturfreunde, die Bergwacht<br />
und die Bergrettung einen<br />
wertvollen Beitrag. Zudem wurde<br />
im Jahr 2004 in Tirol ein Netzwerk<br />
von Schutzgebiet-betreuenden<br />
Personen etabliert – so auch für<br />
das <strong>Kaisergebirge</strong>.<br />
In diesem <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
stehen die Bewahrung wertvoller<br />
Sperlingskauz<br />
Landschaften (Kultur- und Naturlandschaften)<br />
und Lebensräume<br />
(beispielsweise Moorstandorte)<br />
und der Schutz und Erhalt verschiedener<br />
Arten im Vordergrund.<br />
Die beiden Schutzgebietsbetreuer<br />
sind dafür im laufenden Austausch<br />
mit:<br />
der Wissenschaft,<br />
lokalen Akteurinnen und Akteuren,<br />
Besucherinnen und Besuchern.<br />
16<br />
17
04 LEBENSRAUM<br />
WALD<br />
Im <strong>Kaisergebirge</strong> fndet man aufgrund<br />
der unterschiedlichen Expositionen<br />
und Höhenlagen eine Vielzahl an<br />
Waldgesellschaften. Am weitesten<br />
verbreitet ist der nordalpine Fichten-<br />
Tannen-Buchenwald, der wie der<br />
Bergahorn-Eschenwald eine typische<br />
Waldgesellschaft der montanen Stufe<br />
(Zone unterhalb der Baumgrenze) ist.<br />
Auf der Südseite des <strong>Kaisergebirge</strong>s<br />
fnden sich in tieferen Lagen auch<br />
verschiedene Buchen-Mischwälder.
Wald ist nicht<br />
gleich Wald<br />
Vielseitige Funktion<br />
des Waldes<br />
Der Wald erfüllt viele Funktionen,<br />
von denen wir Menschen in vielerlei<br />
Hinsicht proftieren. Er bietet<br />
Lebensraum für viele Pfanzenund<br />
Tierarten und je nach Standort<br />
übernehmen Wälder beispielsweise<br />
eine wichtige Schutzfunktion<br />
– wie etwa vor Lawinen.<br />
Zudem ist Holz ein vielseitiger und<br />
CO 2<br />
-neutraler Rohstoff, der bei<br />
nachhaltiger Nutzung dauerhaft<br />
zur Verfügung steht (Nutzfunktion).<br />
Auch bietet er Ruhe, Entspannung<br />
und ein gesundes Erholungsklima<br />
(Erholungsfunktion).<br />
20<br />
Wo sich Uhu und Auerhahn<br />
gute Nacht sagen<br />
So vielfältig wie die Waldgesellschaften<br />
sind auch deren Bewohner:<br />
Die Wälder im <strong>Kaisergebirge</strong><br />
sind Lebensraum und Rückzugsort<br />
zahlreicher Säugetiere wie etwa<br />
Rötelmaus, Siebenschläfer,<br />
Hermelin, Reh und Hirsch.<br />
Auch der Weißrückenspecht, der<br />
Uhu als größte europäische Eulenart<br />
und der faustgroße Sperlingskauz<br />
als weltweit kleinste Eulenart<br />
kommen im <strong>Kaisergebirge</strong> vor.<br />
Auf lichten Waldfächen kann man<br />
mit etwas Glück die Balzrufe von<br />
Birk- und Auerhähnen hören.<br />
Eine Besonderheit ist auch das<br />
Vorkommen des Alpenbockkäfers:<br />
Der kräftig hellblau gefärbte Käfer<br />
lebt in naturnahen Buchenwäldern<br />
mit Altbäumen und Totholz.<br />
Zukunfswald als<br />
Klimaschützer<br />
Bei der Photosynthese speichern<br />
Bäume CO 2<br />
und beeinfussen<br />
unser Klima damit positiv. Deshalb<br />
gelten Bäume und Wälder als<br />
Klimaschützer. Alte Bäume können<br />
mehr CO 2<br />
binden und somit auch<br />
mehr Sauerstoff produzieren: So<br />
produziert eine etwa 150 Jahre<br />
alte Buche bei der Fotosynthese<br />
täglich 11.000 Liter Sauerstoff.<br />
Diese Sauerstoffmenge veratmet<br />
ein Erwachsener in 13 Jahren.<br />
Der Klimawandel sowie der zunehmende<br />
Nutzungsdruck durch<br />
den Menschen stellen neue und<br />
vielfältige Herausforderungen dar.<br />
Manche Wildtiere wie z. B. Gämsen<br />
ziehen sich durch die steigenden<br />
Temperaturen und teilweise durch<br />
menschliche Störungen immer öfter<br />
in den Wald zurück. Dies kann<br />
dort unter anderem zu vermehrten<br />
Verbissschäden führen. In diesem<br />
Zusammenhang ist eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Jägerschaft<br />
notwendig, damit die wichtige<br />
Schutzfunktion des Waldes nicht<br />
beeinträchtigt wird. Dies geschieht<br />
unter anderem durch eine Schwerpunktbejagung<br />
in temporären<br />
wildschadensanfälligen Flächen<br />
und eine artgerechte Fütterung in<br />
Notzeiten.
Naturdenkmäler im<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
Im <strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Kaisergebirge</strong><br />
gibt es drei Naturdenkmäler:<br />
zwei eindrückliche, alleinstehende<br />
Tannen, die über 300 Jahre alt sind<br />
und eine 18 Meter hohe Schirmfchte<br />
mit Doppelwipfel auf der<br />
Ritzaualm.<br />
WUSSTEST DU, DASS …<br />
die Jägerschaf dafür sorgt,<br />
dass Wildtiere möglichst<br />
wenig Schaden im Wald<br />
anrichten?<br />
Alpenbockkäfer<br />
Urtanne am Steinberg<br />
Der Wald erfüllt Funktionen für unser tägliches Leben:<br />
Er schützt vor Muren, Lawinen und Steinschlägen, er reinigt<br />
Luf und Wasser und er ist nachhaltiger, lokaler Rohstof.<br />
Derzeit befnden wir uns in einer Phase eines klimatischen<br />
Wandels, es ist die Aufgabe der Forstwirtschaf, den Wald<br />
daran anzupassen: Es braucht mehr Mischbaumarten, mehr<br />
Totholz und die Bäume sollen weniger dicht stehen als bisher.<br />
Die Stadtgemeinde Kufstein will hier eine Vorreiterrolle einnehmen<br />
und bewirtschafet ihre Wälder mit eigenen Maschinen<br />
und Facharbeitern nach diesen Prämissen.<br />
Philipp Weninger, Förster Stadtgemeinde Kufstein<br />
22 23
05 LEBENSRAUM<br />
ALM<br />
Seit vielen Jahrhunderten werden<br />
im <strong>Kaisergebirge</strong> große Almfächen<br />
von Bauern und Bäuerinnen bewirtschaftet.<br />
Noch heute werden über 30<br />
Almen im Gebiet genutzt. Die dadurch<br />
entstandene enge Verzahnung von<br />
extensiven Kulturlandschaften und<br />
naturnahen Landschaften ist eine<br />
Besonderheit des <strong>Kaisergebirge</strong>s und<br />
hat zur Entwicklung einer Vielzahl an<br />
verschiedenen Weide- und Grasgesellschaften<br />
geführt: nährstoffreiche<br />
Mähwiesen, Weiden, Trittrasen, Trocken-,<br />
Halbtrocken- und Magerrasen<br />
kommen nebeneinander vor.
Bunte Vielfalt durch<br />
jahrhundertelange<br />
Bewirtschafung<br />
WUSSTEST DU,<br />
DASS …<br />
in einer einzigen Magerweide<br />
über 10 Heuschrecken-, 30<br />
Zikaden- und 50 Wanzen arten<br />
leben können?<br />
Neben der Vielfalt an Lebensräumen<br />
und Pfanzenarten trägt vor<br />
allem auch die große Menge an<br />
Insekten (Hummeln, Apollofalter,<br />
Schachbrettfalter und mehr) dazu<br />
bei, dass extensiv bewirtschaftete<br />
Almen zu den wichtigsten Landschaften<br />
für die heimische Biodiversität<br />
zählen. Die Insekten sind<br />
ein wichtiger Teil der Nahrungskette<br />
und bilden die Nahrungsgrundlage<br />
für zahlreiche andere Tierarten<br />
(beispielsweise Bergmolch, Alpensalamander,<br />
Alpenspitzmaus).<br />
26 27
Gut gepfegte Almweiden sind deutlich<br />
weniger anfällig für Muren- und<br />
Lawinenabgänge. Sie haben eine<br />
dichte Grasnarbe, die sich positiv<br />
auf das Wasserspeichervermögen<br />
auswirkt und vor Naturkatastrophen<br />
schützt.<br />
Als oberstes Stockwerk in mühsamer<br />
Arbeit über Jahrhunderte<br />
erhalten, bilden Almen bis heute<br />
das unverzichtbare Rückgrat der<br />
Berglandwirtschaft und damit der<br />
regionalen Lebensmittelproduktion.<br />
Einige Almen im Schutzgebiet<br />
heißen müde und hungrige Gäste<br />
willkommen und warten mit vor<br />
Ort produzierten Produkten auf.<br />
Knabenkraut<br />
28<br />
Laboruntersuchungen weisen<br />
diese als ernährungsphysiologisch<br />
besonders hochwertig aus.<br />
Die mosaikartige, abwechslungsreiche<br />
Almlandschaft und ihr<br />
naturnah gepfegter Charakter<br />
wirken nachweislich beruhigend<br />
auf die menschliche Psyche. Erholungssuchende<br />
fnden in Almen<br />
zu allen Jahreszeiten ein attraktives<br />
Ziel, Gipfelstürmern weisen sie<br />
ihren Weg nach oben. Die Erschließung<br />
des <strong>Kaisergebirge</strong>s erfolgte<br />
historisch gesehen von den Almen<br />
und Almhütten aus. Das Hüttenwesen<br />
und Wegenetz der alpinen<br />
Vereine wäre ohne die Vorarbeiten<br />
und die Ortskenntnis der Almbewirtschafter<br />
undenkbar gewesen.<br />
Einheimische<br />
Orchideenpracht<br />
Im <strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Kaisergebirge</strong><br />
gibt es mehr als 20 heimische<br />
Orchideenarten. Eine Besonderheit<br />
auf mageren Wiesenstandorten<br />
ist das reichliche Vorkommen von<br />
Knabenkräutern, die zu den Orchideen<br />
zählen.<br />
Die Almwirtschaf prägt seit Jahrhunderten das <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
<strong>Kaisergebirge</strong>. Worauf unser Auge mit Wohlgefallen<br />
ruht, wo unsere Seele aufatmet, Landschafen von einzigartiger<br />
Vielfalt und Schönheit: Wir verdanken sie maßgeblich harter<br />
bäuerlicher Arbeit, verdanken sie buchstäblich den feißigen<br />
Mägen von Kuh, Schaf und Co. Wo diese nicht länger weiden,<br />
wird unser Freizeitparadies schnell unattraktiv. Es wächst zu, verbuscht,<br />
verwaldet, verkarstet, wodurch zahlreiche seltene Tiere<br />
und Pfanzen ihre Lebensräume verlieren. Seien wir uns dessen<br />
bewusst, genießen wir in der wunderbaren Almluf unsere Freiheit,<br />
aber nehmen als willkommene Gäste Rücksicht auf jene,<br />
denen wir das alles hier im Wortsinn verdanken: den Almhirten<br />
und -hirtinnen und ihren Tieren. Machen wir ihnen ihre wertvolle<br />
Arbeit durch achtsames Verhalten so leicht wie möglich!<br />
Peter Fuchs, Agrarmarketing Tirol - www.unsere-almen.at<br />
29
06 LEBENSRAUM<br />
WASSER<br />
UND<br />
MOOR<br />
Viele Wasseradern entspringen<br />
im „Koasa“: Der Sparchenbach<br />
(oder Kaiserbach) entwässert<br />
das Kaisertal nach Westen hin,<br />
im Osten prägt der Kaisertalbach<br />
die Landschaft. Weitere kleinere<br />
Bäche sind der Gaisbach, der Goinger<br />
Bach, der Kohlalmbach, der<br />
Weißenbach und der Jennbach.<br />
Im Osten bildet die Großache die<br />
Grenze des <strong>Naturschutzgebiet</strong>s.<br />
Neben den Bächen gibt es auch ein<br />
markantes stehendes Gewässer im<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong>. Im südlichen<br />
Teil bei Scheffau fndet sich der<br />
Hintersteiner See.<br />
Dieser kristallklare Bergsee ist<br />
56 ha groß und bis zu 36 m tief.
Prägendes Wasser und<br />
einmalige Eiszeit-Relikte<br />
Zudem ist das <strong>Kaisergebirge</strong><br />
Heimat hochsensibler Feuchtlebensräume<br />
wie beispielsweise des<br />
Hüttlmooses, Moorkomplexes Biedringer<br />
Platte, Windwehenmooses<br />
und des Steinbichlwaldmoores.<br />
Moore sind nährstoffarme Standorte,<br />
die zwar nicht sehr artenreich<br />
sind, aber seltenen und hochspezialisierten<br />
Tieren und Pfanzen<br />
einen Rückzugsort bieten.<br />
Zu nennen sind hier beispielsweise<br />
neben diversen Torfmoosen und<br />
verschiedenen Wollgrasarten die<br />
Gewöhnliche Simsenlilie, der Sonnentau<br />
oder der Sumpfbärlapp.<br />
WUSSTEST DU,<br />
DASS …<br />
im <strong>Kaisergebirge</strong> eines der<br />
bedeutsamsten Wasservor-<br />
kommen Tirols zu fnden ist?<br />
Die Hofnger Quelle versorgt<br />
z. B. die Stadt Kufstein seit<br />
1893 mit Trinkwasser.<br />
Mit etwas Glück kann man auch<br />
Gelbbauchunken und Bergmolche<br />
beobachten. Beide Amphibienarten<br />
leiden unter der Beeinträchtigung<br />
bzw. Zerstörung ihrer Lebensräume<br />
und sind streng geschützt.<br />
Typisch für Moorlandschaften sind<br />
auch die pfeilschnellen Libellen,<br />
von denen mehr als 40 Arten im<br />
Schutzgebiet und in der Umgebung<br />
von Kufstein bestimmt<br />
werden konnten. Beispiele hierfür<br />
sind die Sibirische Winterlibelle<br />
und die Quelljungfer.<br />
Hintersteiner See<br />
32 33
WUSSTEST DU,<br />
DASS …<br />
Moore wichtige Wasser- und<br />
Kohlenstofspeicher sind?<br />
Sie besitzen eine wichtige<br />
Rolle im Landschafswasserhaushalt,<br />
weil sie sehr viel<br />
Wasser zurückhalten können<br />
und somit zur Hochwasserprävention<br />
beitragen.<br />
Obwohl Torfmoore nur 3 %<br />
der Erdoberfäche ausmachen,<br />
binden sie ein Drittel<br />
des weltweit in den Böden<br />
gebundenen Kohlendioxids.<br />
Ihre Erhaltung ist daher von<br />
entscheidender Bedeutung<br />
im Kampf gegen den Klimawandel.<br />
Moorgebiet Wilder Kaiser<br />
Ramsar-Gebiet:<br />
ein besonderes Prädikat<br />
für das <strong>Kaisergebirge</strong><br />
Teile des <strong>Naturschutzgebiet</strong>s <strong>Kaisergebirge</strong><br />
und südlich davon gelegene<br />
Moorkomplexe (ca. 38 km 2 )<br />
erhielten 2013 das Ramsar-Prädikat,<br />
das weltweit den Schutz und<br />
die wohlausgewogene Nutzung<br />
von Feuchtgebieten in den Mittelpunkt<br />
stellt. Die Ramsar-Konvention<br />
ist hierfür das bislang einzige<br />
internationale Abkommen. Seit der<br />
Gründung 1971 in der iranischen<br />
Stadt Ramsar wurde die Konvention<br />
von 172 Staaten unterzeichnet.<br />
In Österreich gibt es mit dem<br />
<strong>Kaisergebirge</strong> 23 Ramsar-Gebiete.<br />
Flächenmäßig ist das <strong>Kaisergebirge</strong><br />
das fünftgrößte in Österreich.<br />
Wir setzen uns für den Erhalt und die Förderung ökologisch<br />
wertvoller Lebensräume und regionaler Biodiversität ein. Als<br />
größter Grundeigentümer haben wir mit Unterstützung des<br />
Landes Tirol mehrere hochsensible Feuchtlebensräume im<br />
<strong>Kaisergebirge</strong> wie z. B. das Hüttlmoos renaturiert.<br />
Diese wurden in den 1950er-Jahren entwässert, bieten aber<br />
nun dank unserer Maßnahmen wieder zahlreichen Tierarten<br />
sowie seltenen Pfanzenarten eine Heimat – darunter<br />
beispielsweise dem Torfmoos.<br />
Vera Baumgartner, Regionales Naturraummanagement,<br />
Österreichische Bundesforste (ÖBf)<br />
35
07 LEBENSRAUM<br />
FELS – KARST<br />
Das <strong>Kaisergebirge</strong> gehört geologisch zu den Nördlichen Kalkalpen und<br />
ist seit langem berühmt für seine einzigartigen und spektakulären Kletterrouten.<br />
Die bis zu 1.000 m hohen Abstürze und bizarren Felsspitzen<br />
verleihen dem <strong>Kaisergebirge</strong> eine wilde Einzigartigkeit, die viele (Kletter-)<br />
Herzen höherschlagen lässt. Doch diese karge Felslandschaft ist auch<br />
Lebensraum für eine Vielzahl an spezialisierten Pfanzen und Tieren.<br />
So haben hier etwa Alpensalamander und Schneehühner ihr Zuhause<br />
und auch Gämsen lassen sich immer wieder beobachten. Turmfalken,<br />
Mauerläufer, Kolkraben und Steinadler fnden hier geschützte Nistplätze.<br />
Botanisch interessant ist das Vorkommen der seltenen Zwerg-Alpenrose,<br />
die in kalkreichen sonnigen Lagen wie beispielsweise Fels- und Schuttfuren<br />
gedeiht. Zudem kann man hier Pfanzen wie die Schwarze Schafgarbe,<br />
den Mannsschild-Steinbrech und die Alpen-Gemskresse fnden.
Im Fels zu Hause<br />
Eine Kletterkünstlerin in<br />
lufigen Höhen: die Gämse<br />
Wenige Tiere sind so gut an das<br />
Leben im Hochgebirge angepasst<br />
wie die Gämse. Dank ihrer<br />
speziellen hartgummiartigen<br />
Sohlen und ihrer spreizbaren Hufe<br />
(auch Schalen genannt) kann sie<br />
im felsigen Gelände bis zu sechs<br />
Meter weite und zwei Meter hohe<br />
Sprünge machen. Im abschüssigen WUSSTEST DU,<br />
Gelände erreicht sie im Sprint eine DASS …<br />
Geschwindigkeit von bis zu<br />
50 km/h. Im Sommer besiedelt die der Steinadler Tiere er-<br />
Gämse felsige Hochlagen, Geröll- beuten kann, die deutlich<br />
und Latschenfelder und ernährt schwerer sind als er selbst?<br />
sich hauptsächlich von Gräsern, Die Hälfe seiner Beute<br />
Kräutern und Flechten.<br />
machen Murmeltiere aus.<br />
Im Winter zieht sie sich bei hoher Erleichtert wird ihm das<br />
Schneelage in die Bergwälder Jagen u. a. mithilfe seiner<br />
zurück, wo sie leichter Nahrung scharfen Augen: So kann er<br />
(beispielsweise Knospen und seine Beute noch aus meh-<br />
Triebe von Sträuchern, Laub- und reren Kilometern Entfernung<br />
Nadelbäumen) fnden kann. sehen.<br />
38 39
Geschützte Arten:<br />
Feuer- und<br />
Alpensalamander<br />
Im <strong>Kaisergebirge</strong> kommen zwei<br />
Amphibienarten vor, die sonst<br />
selten so kleinräumig nebeneinander<br />
zu fnden sind: der Feuersalamander<br />
und der Alpensalamander.<br />
Während der Feuersalamander<br />
durch ein einzigartiges gelbes,<br />
teilweise auch orange bis rotes<br />
Zeichnungsmuster aus Punkten<br />
und/oder Linien auf dem Rücken<br />
charakterisiert ist, sind Alpensalamander<br />
einheitlich lackschwarz<br />
gefärbt. Beide Arten scheiden zur<br />
Verteidigung ein giftiges Hautsekret<br />
aus.<br />
Alpensalamander<br />
Felsen sind Lebensräume mit extremen Umweltbedingungen.<br />
Pfanzen und Tiere, die sich hier ansiedeln können, sind besonders<br />
angepasste Spezialisten, die gelernt haben, mit diesen<br />
Bedingungen umzugehen. Sie sind besonders störanfällig und<br />
reagieren sensibel. Daher sollten wir auf sie Rücksicht nehmen<br />
und Verhaltensregeln – wie Dämmerungszeiten meiden, auf<br />
den Wegen bleiben und uns ruhig verhalten – beachten.<br />
Otto Leiner, Abt. Umwelt, Land Tirol<br />
41
08 AKTIVITÄTEN<br />
UND VERHALTEN<br />
Das <strong>Kaisergebirge</strong> bildet nicht nur<br />
einen idealen Lebensraum für zahlreiche<br />
Tiere und Pfanzen, es bietet<br />
auch unzählige Möglichkeiten zur<br />
Naturbeobachtung, für Erholung und<br />
Freizeitaktivitäten. Beim Besuch des<br />
„Koasa“ bewegen wir uns in einem<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong>, das es mit allen<br />
dort lebenden Tieren und wachsenden<br />
Pfanzen zu bewahren und zu<br />
schützen gilt. Denn nur so können<br />
alle dauerhaft die einmalige Natur<br />
im <strong>Kaisergebirge</strong> genießen.
Im <strong>Kaisergebirge</strong> gibt<br />
es vieles zu entdecken<br />
und zu erleben<br />
Wandern und Bergsteigen<br />
Durch Bergwälder, Almwiesen und<br />
latschendurchsetzte Geröllfelder<br />
bis zum Fuße steiler Felswände<br />
und auf imposante Gipfel:<br />
Die vielfältige und einzigartige<br />
Landschaft des <strong>Kaisergebirge</strong>s<br />
kann auf abwechslungsreichen<br />
Wanderwegen entdeckt werden.<br />
Doch denk daran, achtsames Wandern<br />
und Bergsteigen heißt,<br />
!<br />
auf markierten Wegen zu bleiben<br />
und keine Abkürzungen im Gelän<br />
de zu gehen. Dadurch werden<br />
Wild tiere weniger gestört und<br />
Erosionen vermieden.<br />
Abstand zu Wildtieren zu halten,<br />
um Stress für die Tiere zu<br />
vermeiden.<br />
Weidevieh nie zu füttern<br />
– für die Gesundheit der Tiere.<br />
Abstand zu Weidevieh zu halten<br />
sowie Almfächen ruhig und zügig<br />
zu durchqueren, um Unfälle mit<br />
Weidevieh zu vermeiden.<br />
Gatter und Zäune immer<br />
hinter sich zu schließen.<br />
Die Bäuerinnen und Bauern<br />
werden es Dir danken.<br />
Den Hund immer an der Leine<br />
zu führen und seine Hinterlassenschaften<br />
zu entsorgen – aus<br />
Rücksicht auf Mensch, Tier und<br />
Umwelt.<br />
Pfanzen vor Ort zu bestaunen und<br />
sie nicht zu pfücken. So bewahrst<br />
Du die einmalige Pfanzenwelt.<br />
44 45
Radfahren bzw.<br />
Mountainbiken<br />
Das <strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Kaisergebirge</strong><br />
kann man an drei Plätzen<br />
mit dem Fahrrad erkunden: auf<br />
der Straße ins Kaiserbachtal, auf<br />
ausgewiesenen Forstwegen beim<br />
Brentenjoch und auf der Walleralm.<br />
Doch denk daran,<br />
achtsames Radfahren heißt, !<br />
auf den offziell freigegebenen<br />
Rad strecken zu bleiben und Hinweisschilder<br />
und gesperrte Wege<br />
zu beachten. Damit vermeidest<br />
Du nicht nur Nutzungskonfikte<br />
mit anderen Nutzergruppen (z. B.<br />
Forst- und Landwirtschaft), auch<br />
Wildtiere werden weniger gestört.<br />
bei geteilten Wegen Rücksicht auf<br />
andere Nutzerinnen und Nutzer zu<br />
nehmen und die Fahrtgeschwindigkeit<br />
der Umgebung anzupassen<br />
– für Deine eigene Sicherheit und<br />
die Deiner Mitmenschen.<br />
Klettern<br />
Die schroffen Kalksteingipfel des<br />
Wilden Kaisers lassen viele Kletterherzen<br />
höherschlagen.<br />
Neben mehreren Klettergärten mit<br />
einer Vielzahl an Sportkletterrouten<br />
fndet man dort auch unzählige<br />
alpine Mehrseillängentouren und<br />
diverse Klettersteige.<br />
Doch denk daran,<br />
achtsames Klettern heißt, !<br />
nur offzielle und freigegebene<br />
Routen zu klettern und eventuelle<br />
Sperrungen aus Artenschutzgründen<br />
(etwa in Vogelbrutgebieten)<br />
zu respektieren. Dadurch werden<br />
Wildtierstörungen vermieden.<br />
!<br />
46 47
Skitouren, Schneeschuhund<br />
Winterwandern<br />
Unberührte, tiefverschneite<br />
Winterlandschaften – so präsentiert<br />
sich das <strong>Kaisergebirge</strong> im<br />
Winter. Es gibt einige Routen für<br />
Ski- bzw. Schneeschuhtouren und<br />
Winterwanderungen im Gebiet.<br />
Doch denk daran,<br />
!<br />
achtsamer Wintersport heißt,<br />
keine Abfahrten durch Jungwald<br />
mit Bäumen unter drei Metern<br />
zu machen, um Waldschäden zu<br />
vermeiden.<br />
Rückzugsgebiete von Wildtieren zu<br />
respektieren und Fütterungsplätze<br />
vor allem zu Tagesrandzeiten zu<br />
meiden. Sie sind besonders zu<br />
den Dämmerungszeiten aktiv, bitte<br />
nimm Rücksicht und stör sie nicht<br />
während dieser sensiblen Zeit.<br />
bei der Begegnung mit Tieren<br />
Abstand zu halten und sich über<br />
das besondere Naturerlebnis aus<br />
respektvoller Distanz zu freuen.<br />
Der Winter ist für Wildtiere eine harte Zeit, jedoch sind sie sehr<br />
gut an Schnee, Kälte und niedrige Temperaturen angepasst.<br />
Viele schalten in einen „Energiesparmodus“: Sie bewegen<br />
sich weniger, senken ihre Körpertemperatur ab und zehren<br />
von ihren Fettreserven. Umso wichtiger ist es, dass sie in ihren<br />
Rückzugsgebieten ungestört bleiben.<br />
Darum appellieren wir an Wintersportlerinnen und Wintersportler:<br />
Bitte bleibt auf den markierten Wegen und vermeidet<br />
Lärm, um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken.<br />
Hannes Embacher, Revierleiter Forstrevier Kössen,<br />
Österreichische Bundesforste (ÖBf)<br />
48 49
Wichtiges Verhalten<br />
im <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
Danke, dass Du …<br />
... auf Natur und Mitmenschen<br />
Acht gibst und Lärm vermeidest<br />
– für ein gutes Miteinander.<br />
… keine Spuren hinterlässt und<br />
Deinen Müll wieder mit nach Hau -<br />
se nimmst. Vermeide Müll wenn<br />
möglich durch wiederverwendbare<br />
Flaschen und Jausenboxen. Bitte<br />
nutz auch die Toilettenmöglichkei -<br />
ten, die es bei den Parkplätzen und<br />
Einkehrmöglichkeiten gibt.<br />
… auf markierten Wegen bleibst,<br />
Hinweisschilder respektierst und<br />
50 keine Abkürzungen nimmst.<br />
… Deinen Hund an der Leine führst<br />
und Abstand zu Weidevieh und<br />
Wildtieren hältst. Bitte nimm auch<br />
Rücksicht auf andere und entsorge<br />
die Hinterlassenschaften Deines<br />
Hundes fachgerecht im Tal.<br />
... Rücksicht auf Wildtiere nimmst<br />
– diese nur aus großer Distanz<br />
beobachtest, sie auf keinen Fall<br />
verfolgst, Dich ruhig und leise ver -<br />
hältst und vor allem Dämmerungs -<br />
zeiten und Nachtstunden meidest.<br />
Auch das Wildcampen ist verboten.<br />
Warum ...<br />
... Rücksicht nehmen?<br />
Der Mensch nutzt die Ressourcen<br />
des Gebiets und es dient als<br />
Erholungs- und Freizeitraum.<br />
Für Tiere und Pfanzen hingegen<br />
ist das <strong>Kaisergebirge</strong> ihr Lebensraum.<br />
Damit dieser erhalten bleibt,<br />
bedarf es unser aller Respekt und<br />
Achtsamkeit.<br />
... Müll vermeiden?<br />
Bereits ein einzelner Zigarettenstummel<br />
kann 40 bis 60 Liter<br />
Wasser verunreinigen, da bis zu<br />
7.000 Schadstoffe wie Arsen, Blei<br />
und Nikotin enthalten sind.<br />
Müll kann von Tieren als Futter<br />
betrachtet werden, den Magen<br />
verstopfen sowie das Verletzungsrisiko<br />
allgemein erhöhen und zu<br />
Vergiftungen führen.<br />
... auf markierten<br />
Wegen bleiben?<br />
Das Verlassen markierter Wege<br />
führt zur Zerstörung von Pfanzen,<br />
Wiesen- und Waldböden. Infolge<br />
kommt es bei Starkregen zu<br />
sicherheitsgefährdenden Erosionsschäden.<br />
Auch Wildtiere werden<br />
durch Abkürzungen vermehrt<br />
gestört.<br />
... Hunde anleinen?<br />
Der Hund stellt für Wild- und<br />
Weidetiere (v. a. Mutterkühe) eine<br />
potenzielle Bedrohung und Stress<br />
dar. Auch die Hinterlassenschaften<br />
der Hunde können gefährliche<br />
Krankheitserreger enthalten und<br />
das Grundwasser verunreinigen.<br />
... Abstand wahren?<br />
Viele Wildtiere ändern infolge zunehmender<br />
Störungen ihr Verhalten.<br />
Sie verlegen ihre Nahrungssuche<br />
in die Dämmerungs- oder<br />
Nachtzeiten und füchten in ruhige<br />
Einstände oder den geschützten<br />
Wald. Werden sie auch hier gestört,<br />
erhöht das ihr Stresslevel,<br />
schränkt ihren Lebensraum sowie<br />
die Nahrungsaufnahme ein und<br />
hat Auswirkungen auf die Paarungs-<br />
und Setzzeit, ihren Energiehaushalt<br />
und ihre Gesundheit.
Verrottungszeiten<br />
Impressum<br />
Aludose<br />
500 Jahre<br />
Hundekotbeutel<br />
500 Jahre<br />
Für den Inhalt verantwortlich<br />
Tourismusverband Kufsteinerland<br />
Unterer Stadtplatz 11-13, 6330 Kufstein<br />
www.kufstein.com<br />
Plastikfasche<br />
100 - 5.000 Jahre<br />
Windel<br />
500 Jahre<br />
Zigarettenstummel<br />
7 Jahre<br />
Bananenschale<br />
2 Jahre<br />
Tourismusverband Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol<br />
Poststraße 2, 6380 St. Johann in Tirol<br />
www.kitzalps.cc<br />
Tourismusverband Wilder Kaiser<br />
Dorf 35, 6352 Ellmau<br />
www.wilderkaiser.info<br />
In Zusammenarbeit mit LechtAlps<br />
Bilder<br />
Dominik Kobler, Manuel Bialucha, Mathäus Gartner, vanmey photography,<br />
Kristin Adlberger, Stefan Leitner, Philipp Larch, Sportalpen Marketing,<br />
Bianca Schenk, defrancesco photography, Theresa Brandstätter<br />
WUSSTEST DU,<br />
DASS …<br />
Illustrationen und Layout<br />
Die Mühle - Visual Studio Gerhard Buchegger<br />
Taschentücher viel<br />
schlechter verrotten als<br />
gewöhnliches Klopapier?<br />
Taschentücher benötigen<br />
ein bis fünf Jahre zur Verrottung,<br />
Klopapier hingegen<br />
nur bis zu sechs Monate.<br />
Papiertaschentuch<br />
1-5 Jahre<br />
Klopapier<br />
4-6 Monate<br />
- gedruckt nach der Richtlinie “Druckerzeugnisse“<br />
des Österreichischen Umweltzeichens,<br />
Samson Druck GmbH, UW-Nr. 837<br />
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