VORSTAND Der Vorstand im Interview Dr. Martin Polle Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> 4
MITGLIEDER-<strong>DEPESCHE</strong> <strong>2024</strong> VORSTAND Sehr geehrter Herr Dr. Polle, traditionell nehmen Sie und Ihr Kollege Herr Trost sich Zeit für das Jahresinterview für unsere <strong>Mitglie<strong>der</strong></strong>zeitung. Zu Beginn steht meist die Frage nach einem kurzen Rückblick auf das Jahr. Wie bewerten Sie das Jahr 2023 und welche beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen konnte die <strong>VR</strong>- <strong>Bank</strong> <strong>Uckermark</strong>-<strong>Randow</strong> erfolgreich meistern? Dr. Martin Polle: Das Jahr 2023 war, wie auch schon 2022, geprägt vom Russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem verübte die Hamas im Oktober einen Terrorangriff auf Israel, woraufhin es zu einer Bodenoffensive Israels im Gazastreifen kam. Mit Sorge sehen wir, dass die politischen Unsicherheiten in <strong>der</strong> Welt zunehmen! Wir sind gerade noch dabei, den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 zu erstellen. Eines können wir aber jetzt schon verraten: Das Jahr 2023 war für unsere <strong>Bank</strong> wirtschaftlich sehr erfolgreich! Wir konnten unsere Marktrelevanz weiter ausbauen. Sowohl im Kundenkredit- als auch im Kundeneinlagengeschäft sind wir deutlich gewachsen. Für unsere Sparerinnen und Sparer gilt wie<strong>der</strong>, dass Geld einen Preis hat! Wie an<strong>der</strong>e Unternehmen müssen auch wir mit den inflationsbedingt drastisch gestiegenen Kosten zurechtkommen. Dennoch hat sich unsere Ertragslage durch das höhere Zinsniveau stark verbessert. Dies versetzt uns in die Lage, unser wirtschaftliches Eigenkapital weiter zu stärken! Wir sind damit sehr gut auf die perspektivisch weiter steigenden Eigenmittelanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Bank</strong>enaufsicht vorbereitet. Unsere Risikotragfähigkeit ist uneingeschränkt gegeben. Das bedeutet, dass wir auch in Zukunft als starker Partner für Investitionsvorhaben unseren Kunden zur Seite stehen werden. Auch im Jahr 2023 hat uns die Frage beschäftigt, wie wir in unserer dünn besiedelten Region Finanzdienstleistungen für unsere Kunden in <strong>der</strong> nötigen Qualität erbringen können. Einen Teil <strong>der</strong> Antwort gibt unser neues <strong>VR</strong>-ServiceMobil. Wir kommen zu unseren Kunden und ermöglichen somit auch den wenig mobilen Menschen einen Zugang zu unseren Dienstleistungen. Hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten, Inflation, Zinsen, Politik – die Liste <strong>der</strong> Themen, mit denen sich die Finanzwirtschaft aktuell auseinan<strong>der</strong>setzen muss, ist lang. Mit Blick auf die regionale Ebene <strong>der</strong> <strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong>: wie ordnen Sie die aktuellen Entwicklungen ein und wo sehen Sie die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen für das Jahr <strong>2024</strong>? Dr. Martin Polle: In <strong>der</strong> Tat bleibt es auch <strong>2024</strong> weiter spannend. Die geldpolitische Straffung <strong>der</strong> EZB hat zunächst einmal dazu geführt, dass die Inflation deutlich zurückgegangen ist. Nun deutet sich aber schon an, dass das stark gestiegene Zinsniveau die konjunkturelle Entwicklung bremst. Wir rechnen deshalb damit, dass die Zinsen im Laufe des Jahres <strong>2024</strong> mindestens am kurzen Ende <strong>der</strong> Zinsstrukturkurve wie<strong>der</strong> leicht sinken. Für unsere Region vermuten wir daher im Jahr <strong>2024</strong> speziell in <strong>der</strong> Bauwirtschaft und im Handwerk eine schwächere Entwicklung. Dies auch deshalb, weil die Nachfrage am Immobilienmarkt <strong>der</strong>zeit deutlich zurückhalten<strong>der</strong> ist. Allgemein gehen wir davon aus, dass die Risiken im Kreditgeschäft leicht zunehmen werden. Auf eine solche Situation sind wir vorbereitet und werden -wie auch in <strong>der</strong> Vergangenheit- unseren Kunden zur Seite stehen. Von <strong>der</strong> Politik erwarten wir, dass sie stabile Rahmenbedingungen setzt und vor allem die überbordende Bürokratie in allen Lebensbereichen abbaut! Zudem muss das Leistungsprinzip in unserem Land wie<strong>der</strong> in den Fokus genommen werden. Wir können nicht länger von den Erfolgen <strong>der</strong> Vergangenheit leben. Laut Umfrage <strong>der</strong> Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat mittlerweile je<strong>der</strong> zweite Betrieb Probleme, offene Stellen zu besetzen. Im <strong>Bank</strong>enwesen führen diese Personalengpässe vielerorts zu verkürzten Öffnungs- und Servicezeiten o<strong>der</strong> sogar zur Schließung ganzer Filialen. Prognosen zufolge wird sich die Personalsituation in den nächsten Jahren eher verschärfen als entspannen. Wie sehen Sie diese Entwicklungen und wie sehr ist die <strong>VR</strong>-<strong>Bank</strong> <strong>Uckermark</strong>-<strong>Randow</strong> davon betroffen? Dr. Martin Polle: Wir haben aktuell nicht nur einen Fachkräfteson<strong>der</strong>n bereits einen Arbeitskräftemangel. Das spüren wir als <strong>Bank</strong> ganz beson<strong>der</strong>s, weil viele Anfor<strong>der</strong>ungsprofile sehr spezifisch und in unserer Region kaum vorhanden sind. Auch wir haben <strong>der</strong>zeit einige offene Stellen. Das Personalmanagement ist für mich sowohl operativ als auch strategisch inzwischen <strong>der</strong> wichtigste Teil meiner Aufgaben. In einigen Bereichen öffnen wir uns schon seit einigen Jahren für Quereinsteiger. Ganz allgemein setzen wir auf die Ausbildung unseres eigenen Nachwuchses und eröffnen vielfältige Entwicklungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitern ein sehr umfangreiches Paket an verschiedenen Vorteilen. Das reicht vom Kin<strong>der</strong>gartenzuschuss, zusätzlichen Urlaubstagen für langjährige Mitarbeiter bis hin zu Gleitzeit und Homeoffice. Jenseits dieser Vorteile ist für mich aber auch wichtig, dass wir eine offene und transparente Unternehmenskultur bieten. Zum Schluss wie immer eine persönliche Frage an Sie: worauf freuen Sie sich <strong>2024</strong> am meisten? Dr. Martin Polle: Ich wan<strong>der</strong>e sehr gern im Hochgebirge. Nach einem langen und anstrengenden Aufstieg genieße ich den schönen Ausblick. In diesem Jahr habe ich mir vorgenommen, auf einen Dreitausen<strong>der</strong> zu steigen. Ich hoffe, dass das klappt und freue mich auf die Herausfor<strong>der</strong>ung. 5