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RegionaSport - 25.04.2024

Das Sportmagazin im Norden

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Herr Funkel, unmittelbar<br />

nach dem Remis<br />

gegen Wehen<br />

Wiesbaden sprachen<br />

Sie davon, dass im<br />

Umfeld eine “Weltuntergangsstimmung“<br />

herrschen würde.<br />

Hat sich das Stimmungsbild<br />

auf dem Betzenberg mittlerweile<br />

etwas gedreht?<br />

Friedhelm Funkel: Wir haben<br />

am Sonntag trainiert und das<br />

Spiel sachlich analysiert. Bei<br />

vielen Traditionsvereinen ist<br />

die Stimmung aufgeheizt. Das<br />

Trainerteam und auch die<br />

Mannschaft wissen, dass wir<br />

den Klassenerhalt schaffen<br />

können und das zählt. Ich kenne<br />

mich mit solchen Situationen<br />

aus und weiß, worauf es<br />

ankommt.<br />

Nämlich?<br />

Friedhelm Funkel: Wir müssen<br />

die Ruhe bewahren und bei uns<br />

bleiben. Wir bereiten uns jetzt<br />

voll auf das Spiel in Kiel vor<br />

und versuchen dort erfolgreich<br />

zu sein.<br />

Die Fans blieben am letzten<br />

Samstag aber nicht ruhig.<br />

Zum Ende des Spiels herrschte<br />

auf den Rängen Unruhe und<br />

dadurch wirkte Ihr Team fahrig<br />

und nervös. Haben Sie das<br />

auch so wahrgenommen?<br />

Friedhelm Funkel: Es ist so,<br />

dass ich die Sorgen und Ängste<br />

der Fans nachvollziehen kann.<br />

Aber diese Ungeduld und Unruhe<br />

hilft der Mannschaft in<br />

dieser Phase nicht weiter. Wir<br />

alle wollen in der Liga bleiben.<br />

Gegen Osnabrück haben uns<br />

unsere Zuschauer nach vorne<br />

gepusht und das war ein Grund,<br />

warum wir das Spiel gedreht<br />

haben. Gegen Wiesbaden haben<br />

die Fans mehr Risiko gefordert,<br />

aber fünf Spieltage vor Schluss<br />

kann ich nicht “Alles oder<br />

Nichts“ spielen.<br />

Sportchef Thomas Hengen<br />

wählte nach dem Wiesbaden-<br />

Spiel drastische Worte. Er<br />

sprach von “fehlendem Willen“<br />

und “Mutlosigkeit“. Zudem<br />

wählte er den Begriff<br />

“Hosenscheißer-Fußball“. Teilen<br />

Sie diese Einschätzung?<br />

Friedhelm Funkel: Der Sport-<br />

Vorstand hat das Recht, seine<br />

Meinung zu sagen. Thomas ist<br />

sehr emotional und er lebt den<br />

Verein, wie kaum ein anderer.<br />

1. FC Kaiserslautern<br />

Der 1.FC Kaiserslautern steht extrem unter Druck –<br />

Cheftrainer Friedhelm Funkel (70) im Interview vor der Partie in Kiel<br />

„Der 1. FC Kaiserlautern wird definitiv in der Liga bleiben“<br />

Fester Glaube: Friedhelm Funkel<br />

ist fest überzeugt, dass der 1. FC<br />

Kaiserslautern den Klassenerhalt<br />

schafft.<br />

Foto: pin<br />

In der zweiten Hälfte hat uns<br />

nun mal der Mut gefehlt und<br />

das habe ich der Mannschaft<br />

auch deutlich gesagt.<br />

Mit Julian Niehues hat sich ein<br />

wichtiger Sechser schwer verletzt<br />

und fehlt langfristig. Warum<br />

ist Afeez Aremu, der im<br />

Fußball-Norden bestens bekannt<br />

ist, derzeit keine Option<br />

vor der Abwehr?<br />

Friedhelm Funkel: Afeez muss<br />

intensiver trainieren und sich<br />

mehr anbieten. Momentan fällt<br />

er im Training nicht so auf und<br />

das muss sich ändern. Natürlich<br />

ist er im Zweikampf oft<br />

noch sehr ungestüm. Gegen<br />

Wiesbaden habe ich mich im<br />

Zentrum neben dem gesetzten<br />

Filip Kaloc für Marlon Ritter<br />

entschieden, der uns spielerische<br />

Impulse gibt. Afeez wird in<br />

Kiel aber im Kader stehen, alles<br />

Weitere werden wir sehen.<br />

Stürmer Ragnar Ache ist zweifelsfrei<br />

ein Topstürmer, auf<br />

den es in den kommenden Wochen<br />

ankommt. Was muss passieren,<br />

damit er noch mehr in<br />

Szene gesetzt wird?<br />

Friedhelm Funkel: Natürlich<br />

ist Ragnar wichtig. Wir müssen<br />

die Trainingsleistungen einfach<br />

ins Spiel transferieren. Richmond<br />

Tachie hat eine unfassbar<br />

gute Trainingswoche absolviert,<br />

aber das dann nur ansatzweise<br />

gegen Wiesbaden abgerufen.<br />

Auf dem Flügel im<br />

Eins-gegen-Eins müssen<br />

wir einfach mehr Risiko<br />

gehen und die Duelle gewinnen,<br />

um somit auch<br />

Ragnar besser in Position<br />

zu bekommen.<br />

Am Samstag geht es zu<br />

Holstein Kiel, die zuletzt<br />

sechs Siege in<br />

Folge ohne Gegentor<br />

eingefahren haben.<br />

Was zeichnet<br />

Holstein in dieser Endphase<br />

der Saison aus?<br />

Friedhelm Funkel: Aus<br />

meiner Sicht sind es drei<br />

Dinge, nämlich die mannschaftliche<br />

Geschlossenheit,<br />

die Kompaktheit und<br />

das ausgeprägte Selbstvertrauen.<br />

Ich muss Trainer<br />

Marcel Rapp sowie Sportchef<br />

Uwe Stöver ein großes<br />

Kompliment machen.<br />

Beeindruckend finde ich,<br />

wie Kiel die Nachfolge von Uwe<br />

geregelt hat und mit Carsten<br />

Wehlmann der neue Sportchef<br />

parallel mit ihm arbeitet – das<br />

finde ich richtig stark. In Kiel<br />

wird vorgelebt, was mit einem<br />

ruhigen Umfeld alles geschafft<br />

werden kann. Viele Traditionsclubs<br />

haben diese Kontinuität<br />

nicht und geraten deshalb in<br />

Schieflage.<br />

Mit Lewis Holtby fehlt bei Holstein<br />

am Samstag ein ganz<br />

wichtiger Spieler. Was glauben<br />

Sie, wie Marcel Rapp den<br />

Routinier ersetzen wird?<br />

Friedhelm Funkel: Kiel hat einen<br />

breiten und qualitativ guten<br />

Kader, von daher werden sie<br />

es auffangen und ihn vermutlich<br />

eins zu eins ersetzen. Wer<br />

es dann genau ist, werden wir<br />

am Samstagmittag sehen –<br />

mein Kollege hat da sicher<br />

zwei, drei Optionen. Holtby<br />

spielt aber wirklich eine ganz<br />

starke Saison und ist einer der<br />

absoluten Leistungsträger im<br />

Team.<br />

Wie ist am Samstag die Herangehensweise<br />

für das Spiel – ist<br />

es zu früh um “all in“ zu gehen?<br />

Friedhelm Funkel: Um es klar<br />

zu sagen: Ich werde doch in<br />

Kiel nicht ins offene Messer laufen<br />

und alle nach vorne schicken.<br />

Ich bin 30 Jahre Trainer<br />

und weiß genau, wie wir die<br />

letzten vier Spiele angehen werden.<br />

Um die Frage zu beantworten,<br />

wir gehen in Kiel nicht “all<br />

in“ und wollen trotzdem punkten.<br />

Sie selber haben vor drei Jahren<br />

in Kiel mit dem 1.FC Köln<br />

die Relegation gewonnen und<br />

die Rheinländer so in der<br />

Bundesliga gehalten. Welche<br />

konkreten Erinnerungen<br />

haben Sie an die Duelle bei<br />

Holstein?<br />

Friedhelm Funkel: Ich habe<br />

gute Erinnerungen an Kiel.<br />

Auch mit der Fortuna war ich<br />

dort in der Aufstiegssaison erfolgreich.<br />

Ich bin auch gerne<br />

beim Handball in Kiel und finde<br />

die Stadt und die Nähe zum<br />

Wasser schön. Ich hoffe, meine<br />

Erinnerungen bleiben auch<br />

nach der Partie am Samstag so<br />

positiv (lacht).<br />

Abschließend: Sie haben<br />

schon viele Vereine vor dem<br />

Absturz gerettet. Hätten Sie<br />

sich aber die Mission beim<br />

1. FC Kaiserslautern so kompliziert<br />

vorgestellt?<br />

Friedhelm Funkel: Ich habe<br />

schon damit gerechnet, dass es<br />

schwierig wird und es bis zum<br />

letzten Spieltag gehen kann.<br />

Am Ende bin ich felsenfest davon<br />

überzeugt, dass der 1.FC<br />

Kaiserslautern definitiv in der<br />

Liga bleiben wird.<br />

(Frank Sorgatz)<br />

Regionalsport | 7

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