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Beschaffung aktuell 05.2024

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Ausgabe 05 | 2024<br />

www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />

Einkauf<br />

Materialwirtschaft<br />

Logistik<br />

Interview<br />

Zulieferung<br />

Der persönliche Kontakt als<br />

Erfolgsfaktor<br />

» Seite 42<br />

Stahlimport<br />

Über sichere Lieferketten und<br />

komplexe EU-Gesetze<br />

» Seite 22<br />

Datensicherheit<br />

Schutz in der Cloud: Die Rolle<br />

der Datenklassifizierung<br />

» Seite 30<br />

Werner Güntner, Geschäftsführer<br />

SoftconCIS, über KI im Einkaufscontrolling<br />

» Seite 28<br />

ZULIEFERUNG<br />

Bauteile mittels<br />

Plattformen<br />

beschaffen<br />

» Seite 36<br />

Professionell. Innovativ. Einkauf.


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der Lieferkette und sorgen für eine<br />

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2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


» EDITORIAL<br />

Hören Sie rein<br />

Regulatorien und Gesetze – sei es von der EU oder auf nationaler Ebene –<br />

halten immer mehr Einzug in das Geschäftsgebahren von Unternehmen.<br />

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist das wohl bislang prominen -<br />

teste und auch schon länger in Kraft. Mit dem Carbon Border Adjustment<br />

Mechanism, kurz CBAM, folgte im vergangenen Jahr eine weitere<br />

Direktive . Mit CBAM ist ein Grenzausgleichsmechanismus im Rahmen der<br />

Klimapolitik der Europäischen Union geschaffen worden. Dieser Ausgleich<br />

soll in bestimmten Wirtschaftssektoren, die Verlagerung von Treibhausgas -<br />

emissionen in Nicht-EU-Länder verhindern. Dies stellt unter anderem die<br />

Stahl industrie vor erhebliche Herausforderungen. Thomas Erb, Geschäftsführer<br />

des Schraubenhändlers Ferdinand Gross, erläutert im Gespräch mit<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> (Seite 22), wie sein Unternehmen mit den EU-Maßnahmen<br />

umgeht, welche Folgen sie für die Kunden haben und wo er<br />

Nachbesserungs bedarf sieht. Des Weiteren ordnen verschiedene Experten<br />

CBAM juristisch ein (Seite 26).<br />

Mit der Deforestation Regulation (Entwaldungsverordnung) geht die EU<br />

einen weiteren wichtigen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit. Lesen Sie ab<br />

Seite 32, was <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf jetzt beachten müssen.<br />

Neben der Nachhaltigkeit widmen wir uns in dieser Ausgabe natürlich<br />

auch dem Trendthema der künstlichen Intelligenz (KI). Auf Seite 28<br />

erfahren Sie, welche Potentiale es für die Analyse und Effizienzsteigerung<br />

von KI-Werkzeugen gibt.<br />

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen in eigener Sache unseren neuen Podcast<br />

„Einkaufssache“ vorstellen. Mein Kollege Yannick Schwab und ich unterhalten<br />

uns darin regelmäßig mit Einkaufsexperten und CPOs über <strong>aktuell</strong>e<br />

Themen, die den Einkauf bewegen. Sie finden Einkaufssache auf allen gängigen<br />

Podcast-Plattformen und natürlich auch über unsere Website www.<br />

beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie reinhören,<br />

uns abonnieren und natürlich ist auch Kritik und Lob erwünscht. Schreiben<br />

Sie mir gerne und hören Sie rein.<br />

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Chefredakteur<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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Richter Formteile GmbH<br />

Hertichstraße 80<br />

71229 Leonberg<br />

+49 7152 90171-0<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 3


» INHALT 05 | 2024 70. JAHRGANG<br />

ZULIEFERUNG<br />

Bauteile über<br />

Plattformen<br />

beschaffen<br />

Titelbild: Facturee<br />

Das Modell der Online-Fertigung bzw. digitaler <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

gewinnt für Einkäuferinnen und Einkäufer zunehmend an Bedeutung.<br />

» Seite 36<br />

MAGAZIN<br />

Importanalyse von Lithium, Silizium und Kobalt<br />

Wertschöpfung abhängig von<br />

China, Taiwan und Malaysia 6<br />

Wirtschaftsindices 8<br />

Europäisches CO 2<br />

-Grenzausgleichssystem<br />

Plattform soll durch den CBAM-Prozess begleiten 9<br />

Procurement Summit 2024 in Hamburg<br />

Die Zukunft der <strong>Beschaffung</strong> im Fokus 10<br />

Grünstrom für 42.000 Verbrauchsstellen<br />

Nachhaltiger Strombezug langfristig planbar 12<br />

Meistens wird für doppelte Sicherung gedruckt<br />

Büro ohne Papier: Unternehmen drucken weniger 13<br />

Indikatoren für die Stahlpreisbildung<br />

Nach volatilen Jahren: Stahlpreis entspannt sich 14<br />

MANAGEMENT<br />

Systemisches Denken bei Rehau<br />

Wie sich der Einkauf den Faktor<br />

Unsicherheit zur Stärke macht 16<br />

Europäische Unternehmen aus der externer Perspektive<br />

Die Herausforderung einer<br />

nachhaltigen und ethischen Lieferkette 20<br />

Thomas Erb, Ferdinand Gross GmbH<br />

Über sichere Lieferketten<br />

und komplexe EU-Gesetze 22<br />

Meldepflichten für bestimmte Produkte angelaufen<br />

CBAM – der „Zoll“ auf CO 2<br />

26<br />

Einkaufs- und Einkaufscontrolling mit WebCIS AI<br />

Potentiale zur Analyse und Effizienzsteigerung<br />

von KI-Werkzeugen 28<br />

Datenschutz und Datensicherheit in der Cloud<br />

Schutz essenzieller Daten:<br />

Die Rolle der Datenklassifizierung 30<br />

EU Deforestation Regulation<br />

Entwaldungsfreie Lieferkette:<br />

Was man beachten muss 32<br />

Praxisbeispiele für KI-Anwendungen<br />

Reif für KI? Auf die Daten kommt es an 34<br />

ZULIEFERUNG<br />

TITEL<br />

Plattformen für die Bauteilbeschaffung<br />

Online-Fertigung: Zukunft einkaufen 36<br />

Kommentar von Moritz König, Facturee<br />

„Unsere Bauteile sind auch im Weltraum unterwegs” 39<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Europaletten<br />

Palettenpreise steigen – wann lohnt es sich,<br />

zu kaufen? 40<br />

Luigi Santaniello, Otto Roth GmbH<br />

„Unser Erfolgsfaktor ist der persönliche Kontakt“ 42<br />

Schrotthändler – Systempartner der Stahlindustrie<br />

Wie aus Stahlschrott „Green Steel“ wird 45<br />

BETRIEB<br />

Wettbewerbsfaktor Arbeitsplatz<br />

Mehr Sicherheit fürs Geld 46<br />

Mobile 3D-Handscanner mit Roboterhund<br />

3D-Vermessung auf vier „Pfoten“ 48<br />

Zusammenspiel von Mensch und Maschine<br />

Assistenzsystem führt<br />

Werker durch den Arbeitsprozess 50<br />

4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Bild: Ferdinand Gross<br />

Thomas Erb, Geschäftsführer von Ferdinand Gross, erklärt, wie sein<br />

Unternehmen mit dem CO 2 -Grenzausgleich umgeht.<br />

» Seite 22<br />

Dr. Elouise Epstein ist eine Expertin für digitale <strong>Beschaffung</strong>. Ihr neues<br />

Buch handelt von der kreativen Zerstörung veralteter Lieferketten.<br />

» Seite 62<br />

Bild: Kearney<br />

FUHRPARK<br />

Fuhrpark flexibilisieren und Kosten senken<br />

Leasen oder Mieten? 52<br />

Unternehmensmobilität sicherstellen<br />

Mietwagen für einen flexiblen<br />

und verlässlichen Fuhrpark 54<br />

Nachhaltige Mobilität für die Industrie<br />

Standortverbindung durch E-Bike-Flotten 56<br />

BME<br />

Awards/Förderpreise<br />

BME Science Awards „Dissertation“<br />

und „Master“ 2024 verliehen 60<br />

6. November 2024, Berlin<br />

Deutscher Lieferkettentag: BME zeigt erneut Flagge 60<br />

Werner Güntner, Gründer von SoftconCIS und Experte für Einkaufscontrolling,<br />

zeigt, wie KI bei Lieferantenpreisforderungen helfen kann.<br />

» Seite 28<br />

Bild: SoftconCIS<br />

KARRIERE<br />

Der bedenkenswerte Appell einer renommierten Beraterin<br />

Überholte Supply Chains kreativ zerstören 62<br />

New Work und die Motivation der Mitarbeiter<br />

Produktivitätsparadoxon in der neuen Arbeitswelt 64<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Partner des Einkaufs 58<br />

Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 61<br />

Meinung<br />

Ölpreis – Überraschungen einkalkulieren! 66<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 5


» MAGAZIN<br />

Wertschöpfung in hohem Maß abhängig von China, Taiwan und Malaysia<br />

Importanalyse von Lithium, Silizium und Kobalt<br />

Beim Import von wichtigen Industrierohstoffen<br />

und Vorprodukten bleiben viele Möglichkeiten zur<br />

Diversifizierung bisher ungenutzt.<br />

Bild: evgenii_v/stock.adobe.com<br />

Die Rohstoffe Lithium, Silizium und Kobalt<br />

sowie damit verbundene Vorprodukte<br />

(Lithium-Ionen-Akkumulatoren, Halbleiter,<br />

Kobaltmatten) sind eine essenzielle<br />

Voraussetzung für die industrielle Wertschöpfung<br />

hierzulande. Sie werden jedoch<br />

vollständig oder in sehr großem<br />

Umfang aus wenigen, teilweise risikobehafteten<br />

Ländern importiert. So deckt die<br />

deutsche Industrie trotz wachsender geopolitischer<br />

Risiken einen erheblichen Teil<br />

ihres Lithiumbedarfs durch Einfuhren aus<br />

China. Von einem Prozent im Jahr 2013<br />

ist der Import von chinesischem Lithium<br />

auf heute 24 Prozent gestiegen, wie eine<br />

<strong>aktuell</strong>e Analyse von Deloitte zeigt. Mit<br />

diesem rasanten Wachstum ist China im<br />

Begriff, Chile als wichtigsten Importeur<br />

der deutschen Industrieunternehmen den<br />

Rang abzulaufen. Noch ist das südamerikanische<br />

Land mit 47 Prozent zwar der<br />

wichtigste Lieferant. Doch der Anteil ist<br />

in den vergangenen Jahren deutlich gesunken:<br />

2013 lieferte Chile noch 76 Prozent<br />

des deutschen Bedarfs. Argentinien,<br />

der weltweit zweitgrößte Lithiumexporteur,<br />

spielt bei den deutschen Importen<br />

bislang praktisch keine Rolle.<br />

Noch größer ist die Abhängigkeit bei einem<br />

zentralen Vorprodukt. Nahezu jeder<br />

zweite Lithium-Ionen-Akku (41 %) kam<br />

im vergangenen Jahr aus China. „Es ist<br />

höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vor-<br />

zunehmen“, sagt Dr. Jürgen Sandau, Partner<br />

und Supply Chain Lead bei Deloitte.<br />

„Die Unternehmen sind gut beraten, ihre<br />

Lieferketten individuell zu betrachten und<br />

breiter aufzustellen, sonst drohen der<br />

deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall<br />

eines eskalierenden Taiwankonflikts erhebliche<br />

Abschreibungen und Verluste.“<br />

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Die Alternativen liegen auf der Hand:<br />

„Deutschland könnte zum Beispiel seine<br />

Lithiumimporte aus Argentinien deutlich<br />

steigern“, empfiehlt Sandau. Entsprechende<br />

Handelsabkommen, aber auch eine<br />

Prüfung des Lithiumabbaus in<br />

Deutschland und Importe aus Europa sind<br />

weitere Möglichkeiten.<br />

Silizium ist vor allem für die Herstellung<br />

von Dichtungsmaterialien, Lacken und<br />

Farben sowie in der Herstellung von Solarzellen<br />

und Halbleitern notwendig. Die<br />

Silizium-Importe der deutschen Industrie<br />

weisen zwar ebenfalls eine hohe Länderkonzentration<br />

auf, allerdings stammen sie<br />

aus Regionen mit einem eher geringen<br />

politischen Risiko. 58 Prozent der Silizium-Einfuhren<br />

kommen aus Norwegen;<br />

noch vor zehn Jahren lag der Anteil des<br />

norwegischen Siliziums an den deutschen<br />

Importen bei 22 Prozent. Weitere 15 Prozent<br />

stammten in 2023 aus Frankreich.<br />

„Bei diesem für die Halbleiterindustrie<br />

wichtigen Rohstoff sind die Lieferketten<br />

nach Deutschland kürzer und sicherer.<br />

Mit Blick auf den Aufbau der Halbleiterproduktion<br />

in Deutschland sind das <strong>aktuell</strong><br />

gute Voraussetzungen“, so Sandau.<br />

Derzeit importiert die deutsche Industrie<br />

jedoch einen Großteil der benötigten<br />

Halbleiter aus fünf asiatischen Ländern:<br />

62 Prozent stammen aus Taiwan, Malaysia,<br />

China, den Philippinen und Thailand.<br />

Taiwan liefert mit 23 Prozent der deutschen<br />

Importe den größten Anteil am Kuchen,<br />

Malaysia (13 %) und China (10 %)<br />

folgen auf den Plätzen zwei und drei der<br />

Top-Importländer.<br />

Bei Kobalt, das in der Akkutechnologie<br />

sowie in Legierungen und Beschichtungen<br />

der Metallindustrie gebraucht wird,<br />

ist die Risikoexposition der deutschen Industrie<br />

deutlich geringer. Denn mit 84<br />

Prozent kommt der Großteil der deutschen<br />

Einfuhren aus dem risikoarmen<br />

Finnland. Eine Diversifizierung durch Importe<br />

aus den USA ist möglich, findet jedoch<br />

bislang nicht statt. (ys)<br />

6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 7<br />

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» MAGAZIN<br />

Einkaufsmanagerindex EMI für März<br />

Industrie muss weiter Einbußen hinnehmen<br />

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland<br />

ist auch zum Ende des ersten Quartals<br />

2024 geschrumpft. Das zeigen die<br />

von S&P Global im März erfassten Umfrageergebnisse<br />

zum HCOB-Einkaufsmanagerindex<br />

(EMI). Der EMI verlor zum zweiten<br />

Mal in Folge an Boden und sackte tiefer<br />

in die Schrumpfungszone ab. Mit 41,9<br />

Punkten nach 42,5 im Februar notierte er<br />

auf dem tiefsten Stand seit fünf Monaten.<br />

Deutliche Rückgänge bei Beschäftigung<br />

und Vormateriallagern drückten den<br />

Hauptindex, teilt S&P Global mit. Danach<br />

ging der stärkste Abwärtsdruck allerdings<br />

von der deutlichen Verkürzung der Lieferzeiten<br />

aus, da die implizierte Annahme<br />

niedriger Auslastungen den EMI negativ<br />

beeinflusst.<br />

Laut EMI-Befragten stören die Zwischenfälle<br />

im Roten Meer die Materialversorgung<br />

immer weniger, während gleichzeitig<br />

viele Zulieferer freie Kapazitäten melden.<br />

Das Absacken des EMI verschleierte<br />

indes, dass Auftragseingänge und Pro-<br />

duktion weniger stark zurückgingen.<br />

Nichtsdestotrotz fielen die jüngsten Einbußen<br />

angesichts der anhaltend schleppenden<br />

Nachfrage im In- und Ausland<br />

kräftig aus. Vor allem die Exportumsätze<br />

gingen erneut deutlich zurück, wenngleich<br />

sich die Rate auf den geringsten<br />

Wert seit elf Monaten abschwächte. „Der<br />

Bild: S&P Global/BME<br />

Negativtrend in der Industrie hält an.<br />

Auch die März-Daten des EMI deuten angesichts<br />

fortbestehender Risikofaktoren<br />

nicht darauf hin, dass sich die Nachfrageflaute<br />

spürbar belebt und die Produktion<br />

schnell wieder anspringt“, betont BME-<br />

Bundeshauptgeschäftsführerin Dr. Helena<br />

Melnikov. (ys)<br />

Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie für März<br />

Die volatile Nachfrage ist eine<br />

Herausforderung für Zulieferer<br />

Das Geschäftsklima der deutschen Zulieferer verbesserte sich im<br />

März zum ersten Mal seit vier Monaten, berichtet die Arbeitsgemeinschaft<br />

Zulieferindustrie (ArGeZ). Durch den saisonbereinigten<br />

Zugewinn um 4,2 Punkte notierte der Ifo-Wert demnach bei<br />

-23,1 Punkten, dem höchsten Stand seit November. Zwar verbesserten<br />

sich sowohl die Beurteilung der <strong>aktuell</strong>en Geschäftslage<br />

als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate.<br />

Doch laut der ArGeZ sei dies noch kein Indiz für eine durchschlagende<br />

Erholung der konjunkturellen Lage.<br />

Da die <strong>aktuell</strong>e Geschäftslage im Saldo trotz der Steigerung um<br />

3,5 Punkte noch bei einem Saldo von -17,7 Punkten notierte,<br />

haben die Geschäftserwartungen in der Zuliefererindustrie noch<br />

einen weiten Weg aus der Negativzone vor sich, schreibt die Arbeitsgemeinschaft.<br />

Betrug der saisonbereinigte Saldo hier im<br />

Vormonat noch -33,2 Punkte, schloss der März bei einem<br />

Saldenwert von -28,3.<br />

Eine nachhaltige Kehrtwende ließe sich hieraus noch nicht ableiten.<br />

Dafür sei neben den strukturellen Herausforderungen<br />

rund um den Wirtschaftsstandort das Bestell- und Abrufverhalten<br />

der Kunden gegenwärtig zu volatil, so die ArGeZ. (ys)<br />

Ifo-Geschäftsklimaindex für März<br />

Unternehmen merklich zufriedener<br />

Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich verbessert. Der<br />

Ifo-Geschäftsklimaindex ist im März auf 87,8 Punkte gestiegen,<br />

nach 85,7 Punkten im Februar (saisonbereinigt korrigiert). Insbesondere<br />

die Erwartungen der Unternehmen fielen deutlich<br />

weniger pessimistisch aus. Auch die Einschätzungen zur <strong>aktuell</strong>en<br />

Lage haben sich verbesserten. Im verarbeitenden Gewerbe<br />

hat sich das Geschäftsklima markant verbessert. Die Unternehmen<br />

zeigten sich zufrieden mit den laufenden Geschäften. Zudem<br />

legte der Erwartungsindikator deutlich zu. Von Optimismus<br />

sind die Firmen jedoch noch ein Stück entfernt. Der Auftragsbestand<br />

war weiterhin rückläufig. Im Dienstleistungssektor ist der<br />

Geschäftsklimaindex spürbar gestiegen. Dies war insbesondere<br />

auf die weniger pessimistischen Erwartungen zurückzuführen.<br />

Die Dienstleister bewerteten auch ihre <strong>aktuell</strong>e Lage etwas besser.<br />

Vor allem in Transport und Logistik sowie im Gastgewerbe<br />

ging es bergauf. Auch im Handel konnte der Index deutlich zulegen.<br />

Die Händler zeigten sich mit den laufenden Geschäften zufriedener.<br />

Zudem waren die Erwartungen nicht mehr so pessimistisch.<br />

Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindikator<br />

ebenfalls gestiegen. Nach dem historischen Tief im Vormonat<br />

haben sich die Erwartungen leicht verbessert. (ys)<br />

8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Europäisches CO 2<br />

-Grenzausgleichssystem<br />

Plattform soll durch den CBAM-Prozess begleiten<br />

VERBINDUNGSELEMENTE & BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />

Bild: doidam10/stock.adobe.com<br />

CBAM betrifft Unternehmen, die CO 2 -intensive<br />

Waren aus dem EU-Ausland einführen.<br />

Bisher müssen Unternehmen<br />

quartalsweise über die Emissionen<br />

CBAM-relevanter Importe Bericht erstatten.<br />

Ab 2026 wird die Berichtspflicht um<br />

den Kauf von Zertifikaten zur Kompensation<br />

der Emissionen ergänzt. Damit will<br />

die EU vermeiden, dass Emissionen aus<br />

Kostengründen ins EU-Ausland verlagert<br />

werden. Zudem soll die Regelung die Abwanderung<br />

von lokalen Produktionsstätten<br />

verhindern. Die Regulierung umfasst<br />

Stahl und Eisen, Aluminium, Düngemittel,<br />

Strom, Wasserstoff und Zement.<br />

IntegrityNext hat nun ein System entwickelt,<br />

das Unternehmen durch den gesamten<br />

CBAM-Prozess begleiten soll –<br />

von der Datenerhebung bis hin zur Berichterstellung.<br />

Diese laden ihre Zolldaten<br />

auf der Plattform hoch, die dann automatisiert<br />

identifiziert, welche Produkte<br />

CBAM-relevant sind. Im nächsten Schritt<br />

werden die betroffenen Lieferanten automatisch<br />

dazu aufgefordert, die entsprechenden<br />

Produkt- und Emissionsdaten<br />

über ein CBAM-Assessment bereitzustellen.<br />

Auf dieser Basis kalkuliert die Plattform,<br />

wie viele Zertifikate in Zukunft benötigt<br />

werden, und erstellt einen XML-<br />

CBAM stellt viele Unternehmen vor Heraus -<br />

forderungen. Abhilfe soll die neue Plattform von<br />

IntegrityNext schaffen.<br />

Report, der wiederum konform ist mit den<br />

Anforderungen der EU-Behörden. Die Daten<br />

fließen in einem Dashboard zusammen,<br />

das individuell gefiltert werden<br />

kann, zum Beispiel nach Quartal, CN-<br />

Code, Einfuhrdatum oder Lieferant. Nutzer<br />

können eigene Filter einstellen und<br />

die Produktinformationen auf der Plattform<br />

anpassen bzw. konkretisieren. Die<br />

Plattform erlaubt es Unternehmen, ihre<br />

CBAM-Anforderungen zu überwachen<br />

und zu verwalten, heißt es vonseiten des<br />

Anbieters. Das Dashboard liefert einen<br />

Überblick über zeitliche Entwicklungen,<br />

den CBAM-Status der Produkte und das<br />

Budget, das für den Emissionsausgleich<br />

allokiert werden muss. Damit sollen Unternehmen<br />

ihre Kosten vorausschauend<br />

planen können, wenn ab 2026 CBAM-<br />

Zertifikate gekauft werden müssen.<br />

Der Anbieter hat die Lösung in engem<br />

Austausch mit Unternehmen wie Hilti<br />

entwickelt. „Wir legen großen Wert darauf,<br />

die Bedürfnisse unserer Kunden zu<br />

verstehen und ihre Expertise, Erfahrungen<br />

und Perspektiven in die Entwicklung unserer<br />

Lösungen einfließen zu lassen. Dank<br />

des offenen Austauschs konnten wir eine<br />

starke Plattform bauen, die gleichzeitig<br />

einfach in der Handhabung ist“, fasst Nick<br />

Heine, Co-Founder und CCO (Chief Customer<br />

Officer) von IntegrityNext, die Zusammenarbeit<br />

zusammen.<br />

Auf Kundenseite beschreibt Brian Sieben,<br />

Head of Sourcing Excellence bei der Hilti-<br />

Gruppe, die Bedeutung der neuen Plattform:<br />

„CBAM stellt auch unsere Branche<br />

vor regulatorische Herausforderungen.<br />

Bei Hilti benötigen wir effiziente, unternehmensübergreifende<br />

Lösungen, die uns<br />

dabei helfen, unsere umfassenden Nachhaltigkeitsziele<br />

zu erreichen. Wir freuen<br />

uns über die enge Zusammenarbeit mit<br />

IntegrityNext, die unseren internen Aufwand<br />

erheblich reduziert. Dadurch können<br />

wir CBAM nahtlos in unser Nachhaltigkeitsmanagement<br />

integrieren, profitieren<br />

von standardisierten Methoden und<br />

gewinnen darüber hinaus Expertise für<br />

die kontinuierliche Weiterbildung unserer<br />

globalen Lieferkette.“ (ys)<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 9


» MAGAZIN<br />

Procurement Summit 2024 in Hamburg<br />

Die Zukunft der <strong>Beschaffung</strong> im Fokus<br />

Podiumsdiskussionen sind gefragte Formen des Austauschs beim Procurement Summit. Im Bild (v.l.):<br />

Moderator Philipp Weber und Daniel Brugger, Lena John und Pavol Sikula bei einer Podiumsdiskussion<br />

Am 12. und 13. Juni 2024 findet in Hamburg<br />

der Procurement Summit statt, der<br />

in diesem Jahr unter dem Motto „The Future<br />

of Procurement“ steht. Ziel der Veranstaltung<br />

ist es, Einkaufsentscheider mit<br />

<strong>aktuell</strong>en Trends und Herausforderungen<br />

bekannt zu machen und einen Rahmen<br />

für den Austausch von Best Practices zu<br />

bieten.<br />

Die Agenda des Summits umfasst eine<br />

Reihe <strong>aktuell</strong>er Themen, die von der Entwicklung<br />

der CPO-Rolle bis hin zur nachhaltigen<br />

Gestaltung von Lieferketten reichen.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die Frage,<br />

wie sich <strong>Beschaffung</strong>sfachleute auf<br />

die veränderten Anforderungen einer zunehmend<br />

digitalen und volatilen Geschäftswelt<br />

vorbereiten können.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt der Konferenz<br />

liegt auf der digitalen Transformation<br />

und deren Auswirkungen auf den Einkauf.<br />

Vorträge und Workshops befassen<br />

sich mit der Integration neuer Technologien<br />

und beleuchten, wie Prozessharmonisierung<br />

und innovative Tools zur Effizienzsteigerung<br />

beitragen können.<br />

Darüber hinaus wird die Rolle der Unternehmenskultur<br />

und der Personalentwicklung<br />

thematisiert. In einer Reihe von Fallstudien<br />

und Diskussionen wird der Frage<br />

nachgegangen, wie eine nachhaltige<br />

Lernkultur etabliert werden kann und<br />

Bild: Procurement Summit<br />

welche Kompetenzen für die Einkaufsabteilungen<br />

der Zukunft ernötigen.<br />

Auch Fragen der Gleichstellung und<br />

Diversität stehen auf der Tagesordnung.<br />

Ein Panel widmet sich der Vereinbarkeit<br />

von Führungsaufgaben und Teilzeitmodellen,<br />

ein Thema, das insbesondere für<br />

die Förderung von Frauen in Führungspositionen<br />

relevant ist.<br />

Neben Keynotes und Podiumsdiskussionen<br />

bietet die Konferenz auch interaktive<br />

Elemente, um den Austausch zwischen<br />

den Teilnehmenden zu fördern. Zu den<br />

bestätigten Referenten zählen Führungskräfte<br />

aus renommierten Unternehmen<br />

sowie Experten aus der Wissenschaft.<br />

Ihre Teilnahme auf dem Podium haben<br />

unter anderem folgende ExpertInnen zugesagt<br />

• Christine Berg, CPO, Beiersdorf<br />

• Alejandro Basterrechea, Director Indirect<br />

Procurement, Zalando<br />

• Martina Boxberger, Excecutive Director<br />

Corporate Strategic Sourcing, Merz<br />

Pharma<br />

• Marcus Gerlach, Chief Purchasing Officer,<br />

Rheinmetall<br />

• Prof. Dr. Elmar Holschbach, Fachhochschule<br />

Südwestfalen<br />

• Stefan Middelhauve, CPO, Meyer Werft<br />

• Claudia Scholz, Prokuristin und Konzerneinkaufsleitung,<br />

EWE<br />

• Henriette Schulze, Vice President für<br />

Einkaufsstrategie und Marktanalyse,<br />

Schaeffler<br />

• Miriam Tomforde, Leiterin Einkauf,<br />

Hamburger Sparkasse<br />

• Tanja Wüst-Pittack, Leiterin Zentraleinkauf<br />

Zentraleinkauf, MVV Energie<br />

Im Rahmen einer begleitenden Ausstellung<br />

stellen Anbieter ihre Lösungen und<br />

Produkte rund um das Thema <strong>Beschaffung</strong><br />

vor. (sas)<br />

Die Anmeldung zum Procurement Summit<br />

2024 ist ab sofort möglich unter<br />

www.procurementsummit.de.<br />

Diskussionspanel: „Einkauf 2025: Wie verändern sich die Jobprofile“ bei einer der vorhergehenden<br />

Veranstaltungen.<br />

Bild: Procurement Summit<br />

10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


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Fotos: GettyImages<br />

Alle Schulungen auf einen Blick – angebunden an Ihre HR – und Einkaufssysteme<br />

Ein digitaler <strong>Beschaffung</strong>sprozess macht es<br />

für alle im Unternehmen einfacher – von der<br />

Buchung bis zur Rechnungsstellung.<br />

Weiterbildung digital beschaffen<br />

Weiterbildung ist der Schlüssel zur zentralen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.<br />

Ein smarter Prozess rund um den Einkauf von Weiterbildung entlastet nicht nur den<br />

indirekten Einkauf, sondern auch Mitarbeitende, Führungskräfte und Personalentwicklung.<br />

Das gelingt mit einer zentralen Learning Procurement Plattform.<br />

Fachkräftemangel und immer kurzlebiger werdendes<br />

Fachwissen stellen Unternehmen vor eine<br />

neue Herausforderung: Der Schulungsbedarf steigt<br />

rasant und verursacht einen hohen administrativen<br />

Aufwand. Aber die Buchung einer Weiterbildung ist<br />

abstimmungsintensiv und bindet viele Stakeholder<br />

ein. Das lässt Prozesskosten in die Höhe schnellen.<br />

Dennoch steht der Einkauf von externen Weiter -<br />

bildungen oft nicht an erster Stelle. Dabei gibt es eine<br />

simple Lösung: Mit Schnittstellen zum Einkaufs -<br />

system bietet eine Learning Procurement Plattform<br />

als Punch-Out-Katalog viele Vorteile.<br />

Im Katalog sind alle buchbaren Angebote gebündelt<br />

und vergleichbar – inklusive aller Rahmenver -<br />

träge. Mitarbeitende können so mit einem Klick das<br />

passende Angebot wählen und Stakeholder behalten<br />

die Buchungen jederzeit im Blick. Und auch<br />

Compliance-Richtlinien und Nachweispflichten werden<br />

mühelos eingehalten. Statt von zahlreichen Lieferanten<br />

werden Rechnungen durch einen Kreditor<br />

gestellt. Es zeigt sich ein erhebliches Einsparpoten -<br />

zial: Durch den automatisierten Bestellprozess werden<br />

manuelle Aufwände auf ein Minimum reduziert<br />

und Prozesskosten gesenkt.<br />

Die komplexe Warengruppe Weiterbildung lässt<br />

sich mit einer Learning Procurement Plattform ge -<br />

nauso einfach beschaffen wie z. B. Büromaterial. Der<br />

Einkauf führt damit einen zukunftsfähigen <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

ein.<br />

KONTAKT<br />

Semigator GmbH – ein<br />

Unternehmen der Haufe Group<br />

Ansprechpartner: Mark Leine<br />

Telefon: +49 (0)27 61 9 41 75 35<br />

www.semigator.haufe.de/kontakt<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 11


» MAGAZIN<br />

Über 600.000 MWh Grünstrom für 42.000 Verbrauchsstellen<br />

Nachhaltiger Strombezug langfristig planbar<br />

2024, 2025 und 2026 wird der Energiedienstleister<br />

Getec Energie Vodafone mit<br />

mehr als 600.000 MWh PPA-Strom beliefern.<br />

Es ist der bisher umfangreichste<br />

PPA-Deal der beiden Unternehmen. Dieser<br />

Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen<br />

soll 42.000 Verbrauchsstellen<br />

in ganz Deutschland versorgen. Bereits<br />

seit 2017 versorgt der Anbieter für<br />

PPA-Strom das Telekommunikationsunternehmen<br />

mit Energie. PPA sind für gewerbliche<br />

Energieverbraucher eine attraktive<br />

<strong>Beschaffung</strong>smethode für nachhaltiger<br />

produzierten Strom geworden, da<br />

sich hier nachvollziehen lässt, welche<br />

Photovoltaik- oder Windkraftanlagen diesen<br />

erzeugen. Hinzu kommt, dass PPA-<br />

Strom oft aus nicht mehr geförderten Anlagen<br />

stammt. Die Abnahme von Strom<br />

aus diesen Anlagen unterstützt deren<br />

fortgesetzten Betrieb, was wiederum den<br />

Ressourcenverbrauch reduziert.<br />

„Schon heute betreiben wir unser Vodafone-Netz<br />

zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen. Fast die Hälfte davon<br />

beziehen wir aus Power Purchase Agreements,<br />

Tendenz steigend. Diese Energie-<br />

Vodafone und Getec Energie intensivieren ihre Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigeren<br />

Energieversorgung.<br />

abkommen sind ein Win-Win für Unternehmen<br />

und die Umwelt: Denn sie machen<br />

nachhaltigeren Strombezug für uns<br />

langfristig planbar. Und sie beschleunigen<br />

zugleich die dringende Energiewende in<br />

Deutschland“, sagt Michael Jungwirth,<br />

Director Public Policy & External Affairs<br />

bei Vodafone.<br />

„PPA sind für Unternehmen, die Nachhaltigkeit<br />

wirklich ernst nehmen, eine sehr<br />

gute Option, ihren Bedarf an Grünstrom<br />

zu decken. Die benötigten Verträge, die<br />

die individuellen Bedürfnisse der beteiligten<br />

Parteien regeln, sind allerdings komplex“,<br />

erläutert Cord Wiesner, Sprecher<br />

der Geschäftsführung der Getec Energie.<br />

„Vor allem Unternehmen mit sehr vielen<br />

Verbrauchsstellen profitieren davon, dass<br />

wir als Aggregator das Angebot diverser<br />

Anlagenbetreiber bündeln. Unsere Kunden<br />

müssten sonst einzelne PPA mit verschiedenen<br />

Anbietern abschließen. Das<br />

würde den Grünstrombezug stark verkomplizieren.“<br />

(ys)<br />

Bild: Negro Elkha/stock.adobe.com<br />

Starker Rückgang in der Automobilindustrie und bei Möbelherstellern<br />

Weniger deutsche Unternehmen von China abhängig<br />

Weniger Unternehmen in Deutschland<br />

geben an, abhängig von Vorprodukten aus<br />

China zu sein. Dies geht aus einer <strong>aktuell</strong>en<br />

Umfrage des Ifo-Instituts hervor.<br />

Demnach sind derzeit 37 Prozent aller Industrieunternehmen<br />

in Deutschland auf<br />

wichtige Vorprodukte aus China angewiesen.<br />

Im Februar 2022, unmittelbar vor Beginn<br />

des Krieges in der Ukraine, waren es<br />

noch 46 Prozent. „Gleichzeitig sehen wir,<br />

dass weniger Unternehmen ihre Importe<br />

aus China zukünftig verringern wollen“,<br />

sagt Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums<br />

für Außenwirtschaft. Vor zwei Jahren<br />

plante dies noch fast jedes zweite Industrieunternehmen.<br />

In der <strong>aktuell</strong>en des<br />

Insituts Umfrage sank dieser Anteil auf 38<br />

Prozent. Besonders häufig gaben Hersteller<br />

von Datenverarbeitungsgeräten<br />

(65 %), elektrischen Ausrüstungen (60 %)<br />

und Unternehmen der Autoindustrie<br />

(59 %) an, auf wichtige Vorprodukte aus<br />

China angewiesen zu sein. „Im Vergleich<br />

zur Umfrage von 2022 ist in fast allen Industriebranchen<br />

der Anteil der Unternehmen<br />

zurückgegangen, die wichtige Vorprodukte<br />

aus China beziehen“, sagt Andreas<br />

Baur, Koautor der Studie. Besonders<br />

stark fiel der Rückgang bei den Möbelherstellern<br />

(Rückgang um 29 %) und in der<br />

Automobilindustrie (Rückgang um 17 %)<br />

aus. Einzige Ausnahme bilde die Chemische<br />

Industrie. Hier gaben in der neuesten<br />

Umfrage 46 Prozent aller Unternehmen<br />

an, auf Vorleistungen aus China angewiesen<br />

zu sein. Im Vergleich zu 2022 war dies<br />

ein Anstieg um 5 Prozentpunkte. Der<br />

Rückgang lässt sich vor allem darauf zurückführen,<br />

dass weniger Unternehmen<br />

auf Vorleistungen von chinesischen Herstellern<br />

angewiesen sind. „Der Anteil der<br />

Firmen, die Vorprodukte von eigenen Produktionsstätten<br />

in China beziehen, hat<br />

sich dagegen praktisch nicht verändert“,<br />

sagt Baur. Deutsche Unternehmen, die<br />

selbst in China produzieren, planen zudem<br />

deutlich seltener, ihre Importe aus<br />

China (31 %) zu verringern im Vergleich<br />

zu Unternehmen ohne eigene Produktionsstandorte<br />

in China (41 %). Gründe,<br />

weniger aus China zu importieren, sind<br />

für die Unternehmen grundsätzlich Diversifizierungsbestrebungen<br />

und wachsende<br />

politische Unsicherheit. (ys)<br />

12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Meistens wird für doppelte Sicherung gedruckt<br />

Büro ohne Papier: Unternehmen drucken weniger<br />

E-Mail statt Brief für die Rechnung,<br />

Screensharing statt Ausdruck für das Geschäftsmeeting,<br />

QR-Code statt Papierticket<br />

für die anstehende Dienstreise – in<br />

deutschen Büros wird deutlich weniger<br />

gedruckt als noch vor fünf Jahren. Insgesamt<br />

82 Prozent der deutschen Unternehmen<br />

haben in den vergangenen Jahren<br />

ihren Papierverbrauch reduziert: Eher weniger<br />

als noch vor fünf Jahren drucken 40<br />

Prozent der Unternehmen, 42 Prozent sogar<br />

sehr viel weniger. 13 Prozent drucken<br />

genauso viel wie noch 2019, nur 2 Prozent<br />

der Unternehmen etwas mehr und<br />

niemand (0 %) deutlich mehr. Das sind<br />

die Ergebnisse einer <strong>aktuell</strong>en Studie im<br />

Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für<br />

die 604 Unternehmen in Deutschland ab<br />

20 Beschäftigen repräsentativ befragt<br />

wurden.<br />

Die meisten Unternehmen (48 %) drucken<br />

dabei, um Inhalte doppelt zu sichern und<br />

so neben der digitalen auch eine analoge<br />

Fassung auf Papier zu haben. 42 Prozent<br />

geben an, aus Gewohnheit zu drucken.<br />

„Dass zwingend ein Ausdruck notwendig<br />

ist, ist heutzutage die Ausnahme. Viele<br />

Prozesse lassen sich bereits rein digital<br />

abbilden. Dabei spart papierarmes Arbeiten<br />

nicht nur Ressourcen, gute digitale<br />

Prozesse sind auch effizienter, können<br />

durch Automatisierung Workflows optimieren<br />

und von Routineaufgaben entlasten“,<br />

sagt Daniil Heinze, Referent Digitale<br />

Geschäftsprozesse beim Bitkom.<br />

Ein Drittel (37 %) druckt, weil es bestimmte<br />

Arbeitsschritte erfordern, ein<br />

Fünftel (20 %), weil Mitarbeitende damit<br />

besser arbeiten können. Für Präsentationen<br />

und Meetings oder um Inhalte zu archivieren,<br />

drucken jeweils 14 Prozent. In<br />

10 Prozent der Unternehmen wird gedruckt,<br />

um rechtliche Vorgaben zum Beispiel<br />

für handschriftliche Unterschriften<br />

zu erfüllen. Heinze: „Um den Papierverbrauch<br />

und unnötigen bürokratischen<br />

Aufwand zu reduzieren, ist auch die Politik<br />

gefragt, die Schriftformerfordernisse<br />

zu reduzieren und anzupassen, wo möglich.“<br />

7 Prozent drucken, um Abhängigkeiten<br />

von digitalen Systemen zum Beispiel<br />

bei einem Stromausfall zu vermeiden.<br />

6 Prozent geben an, ihnen fehle das<br />

Know-how für eine Umstellung auf rein<br />

digitales Arbeiten. Keinen Zweifel gibt es<br />

aber daran, dass der Verzicht auf das Drucken<br />

wirtschaftlich sinnvoll wäre: Niemand<br />

gibt an zu drucken, weil der wirtschaftliche<br />

Nutzen bei einer Umstellung<br />

auf rein digitales Arbeiten unklar sei. (ys)<br />

InMarker: Kompakt - sicher - flexibel<br />

• Integrationslaser<br />

• Mit patentiertem<br />

Sicherheitskonzept<br />

• Sicherer Betrieb<br />

ohne Schutzumhausung<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 13


» MAGAZIN<br />

Indikatoren für die Stahlpreisbildung<br />

Nach volatilen Jahren: Stahlpreis<br />

entspannt sich<br />

Nach den teilweise extremen Preisschwankungen der Vorjahre scheint sich der Stahlmarkt<br />

laut unserem Kompetenzpartner Stahlkompakt derzeit etwas zu beruhigen. Es<br />

gibt noch Schwankungen, aber die Ausschläge sind wieder deutlich geringer geworden.<br />

Gleichzeitig setzt sich der Negativtrend in der deutschen Stahlproduktion fort.<br />

Die deutsche Rohstahlproduktion befindet sich weiter auf einem niedrigen Niveau.<br />

Nachfolgend gewährt unser Experte<br />

für die Stahlbeschaffung und<br />

-preisentwicklung einen Blick auf ausgewählte<br />

Indikatoren zur Preisbildung am<br />

Stahlmarkt zwecks Ursachenanalyse.<br />

Die Angebotsseite<br />

Eine schwache Nachfrage in Verbindung<br />

mit hohen und international nicht wettbewerbsfähigen<br />

Strompreisen hat die<br />

Stahlproduktion in Deutschland 2023 auf<br />

auf einen historischen Tiefstand sinken<br />

lassen. Damit setzt sich der nun seit Anfang<br />

2022 dauernde Negativtrend weiter<br />

fort. „Das Jahr 2023 war das produktionsschwächste<br />

seit der Finanzkrise und die<br />

Produktion befindet sich nach wie vor auf<br />

Bild: industrieblick/stock.adobe.com<br />

einem sehr niedrigen Niveau“, erklärt Dr.<br />

Martin Theuringer, Geschäftsführer und<br />

Chefvolkswirt der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl. „Seit 2017 hat der Markt 30 Prozent<br />

an Volumen verloren“, sagt Theuringer<br />

weiter. Darin spiegele sich eine breite<br />

Verunsicherung der Stahlverwender sowie<br />

der Einbruch der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen<br />

wider (Quelle WV Stahl).<br />

Nach <strong>aktuell</strong>en Daten wurden auch im<br />

Januar 2024 erneut nur rund 3,1 Mio.<br />

Tonnen Rohstahl produziert. Auf einem<br />

vergleichbaren Niveau dümpelt die Produktion<br />

in Deutschland nun schon seit<br />

Monaten vor sich hin.<br />

Auf europäischer Ebene ist die Entwicklung<br />

vergleichbar: In den Jahren vor Co-<br />

rona-Jahren produzierten die EU27-Länder<br />

ohne Deutschland laut worldsteel.org<br />

noch rund 10 Mio. Tonnen pro Monat, in<br />

den letzten Monaten wurden eher Mengen<br />

um die 7,5 Mio. Tonnen erreicht. Aus<br />

Sicht eines Stahlherstellers dürfte es derzeit<br />

keinen Anreiz geben, die Produktion<br />

zu erhöhen. Da man sich bereits seit geraumer<br />

Zeit auf diesem Niveau befindet,<br />

dürfte die niedrige Produktion bereits<br />

eingepreist sein. Insofern erwartet Stahlkompakt<br />

in naher Zukunft kaum Veränderungen<br />

und damit auch keinen Einfluss<br />

auf die Preise.<br />

Die Schwankungen im Außenhandel sind<br />

im Wesentlichen auf die Safeguard-Kontingente<br />

zurückzuführen. Aber auch hier<br />

ist die Entwicklung seit einigen Monaten<br />

relativ konstant. Nennenswerte Preiseinflüsse<br />

sind auch in nächster Zeit nicht zu<br />

erwarten. Es bleibt jedoch abzuwarten,<br />

wie sich die Safeguard-Regelungen entwickeln<br />

und ob die Kommission hier im<br />

Laufe des Jahres Anpassungen vornimmt.<br />

Die Nachfrageseite<br />

Die Automobilindustrie hat sich zwar<br />

von dem extrem schwachen Jahr 2021 etwas<br />

erholt, liegt aber immer noch deutlich<br />

unter den Zahlen von 2018/2019. In<br />

den letzten Monaten scheint sich die Industrie<br />

in einem Bereich einzupendeln,<br />

der etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau<br />

der Vorjahre liegt, aber immerhin<br />

wieder 15 bis 20 Prozent über dem Tiefpunkt<br />

von 2021. Auch die beiden Monatszahlen<br />

für Januar und Februar 2024 liegen<br />

wieder in diesem Bereich. Ausreißer<br />

oder signifikante Veränderungen gab es in<br />

14 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


den letzten Monaten nicht und sind auch<br />

nicht in Sicht.<br />

In der Bauwirtschaft bestätigen die vorliegenden<br />

Daten die in den Medien vielfach<br />

beschriebene Situation: Die Baugenehmigungen<br />

– insbesondere im Wohnungsbau<br />

– sind mit insgesamt knapp 10 Prozent<br />

deutlich rückläufig. Da die Baugenehmigungen<br />

zudem nicht vollständig in Aufträge<br />

umgesetzt werden, blickt der Stahlexperte<br />

weiterhin auch auf die Auftragslage.<br />

Laut Statistischem Bundesamt sind die<br />

realen (preisbereinigten) Auftragseingänge<br />

im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr gesunken.<br />

Der reale Jahresumsatz sank im Vergleich<br />

zum Vorjahr noch um 3,3 Prozent. Da hier<br />

der Abschwung bereits Ende 2022 begann,<br />

sind die <strong>aktuell</strong>en Werte nicht überraschend<br />

bzw. stellen keine kurzfristig neue<br />

Entwicklung dar. Unternehmen in dieser<br />

Branche dürften ihre Stahlnachfrage daher<br />

schon vor längerer Zeit angepasst haben.<br />

Auch hier sieht Stahlkompakt keine Quelle<br />

für kurzfristige Preisschwankungen am<br />

Stahlmarkt. Langfristig geht der Trend vermutlich<br />

eher leicht nach unten. Da der<br />

Umsatz geringer gesunken ist als Auftragseingang<br />

und Baugenehmigungen, scheint<br />

man noch von einem Auftragsbestand profitiert<br />

zu haben. Dieser Effekt dürft eaber<br />

irgendwann abnehmen, so dass sich – bei<br />

gleichbleibenden Rahmenbedingungen –<br />

Umsatz und Stahlbedarf tendenziell weiter<br />

nach unten entwickeln.<br />

Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />

sind die Bestellungen zu Jahresbeginn<br />

weiter gesunken. Im Januar blieben<br />

die Auftragseingänge um real 10 Prozent<br />

unter dem Vorjahresniveau. „Die weltwirtschaftliche<br />

Erholung lässt weiter auf<br />

sich warten, für Deutschland wurden<br />

Wachstumsprognosen sogar zurückgenommen.<br />

Hinzu kommen unverändert<br />

geopolitische Herausforderungen und<br />

Unsicherheiten. Es fehlt nach wie vor an<br />

positiven Impulsen für das Investitionsverhalten.<br />

Einzig für Teile des Auslandsgeschäfts<br />

bleibt die Hoffnung auf Bodenbildung<br />

intakt“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt<br />

Dr. Ralph Wiechers. Trotz deutlich<br />

rückläufiger Auftragseingänge, lebt<br />

die Branche bisher noch recht gut von einem<br />

historisch immer noch sehr hohen<br />

Auftragsbestand. Die Produktionswerte –<br />

und damit auch der Stahlbedarf – sind<br />

daher bisher kaum zurückgegangen.<br />

Stahlkompakt geht davon aus, dass dies<br />

auch noch ein paar Monate so bleiben<br />

kann. Mittelfristig wird aber auch aus<br />

diesem Bereich ein reduzierter Stahlbedarf<br />

resultieren, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />

nicht ändern.<br />

Fazit<br />

Nennenswerte Einflüsse, die zu besonderen<br />

Preisschwankungen führen, waren auf<br />

dem Stahlmarkt in den letzten Monaten<br />

nicht zu erkennen und sind auch für die<br />

nächsten Wochen nicht in Sicht. Natürlich<br />

muss man als Einkäufer die Welt beobachten<br />

und die Experten von Stahlkompakt<br />

wissen nicht, was die Zukunft<br />

bringt. Gibt es eine neue Pandemie? Liegt<br />

wieder ein Schiff im Suezkanal schief?<br />

Was passiert, wenn Trump im November<br />

Unser Kompetenzpartner<br />

Hier finden Sie auch mehr zu den Themen Stahl<br />

und Stahlbeschaffung, insbesondere auch zu den<br />

<strong>aktuell</strong>en Stahlpreisentwicklungen.<br />

www.stahl-kompakt.de<br />

gewinnt? Wie entwickelt sich das Verhältnis<br />

zwischen China und Taiwan?<br />

Aktuell sieht der Kompetenzpartner <strong>Beschaffung</strong><br />

auf Basis der <strong>aktuell</strong>en Rahmenbedingungen<br />

eher wenig spürbare<br />

Preiseinflüsse. Kurzfristig geht er daher<br />

eher von stabilen Stahlpreisen aus. Mittelfristig<br />

zeichnet sich ein tendenziell<br />

weiter sinkender Bedarf ab, was zu sinkenden<br />

Preisen führen könnte. Auch der<br />

Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende<br />

Gewerbe bewegt sich weiterhin unterhalb<br />

der 50-Punkte-Marke, was auf eine<br />

negative Einschätzung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung hindeutet. Interessant<br />

wird in diesem Zusammenhang auch die<br />

Reaktion der Hersteller hinsichtlich ihrer<br />

Produktionsmengen. Ist ein weiterer<br />

Rückgang möglich? Auch wenn die Lage<br />

ruhig erscheint, bleibt abzuwarten, was<br />

die nächsten Monate bringen.<br />

Bild: VDMA<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 15


» MANAGEMENT<br />

Systemisches Denken bei Rehau<br />

Wie sich der Einkauf den Faktor<br />

Unsicherheit zur Stärke macht<br />

Wenn der Einkauf bei der Rehau Industries SE & Co KG mit Sitz im<br />

oberfränkischen Landkreis Hof über die Zukunft spricht, geht es um<br />

komplexe Strukturen und Prozesse, vor allem aber um neue Denk -<br />

ansätze. Mit „konstruktiven Entscheidungen“ will man Komplexität<br />

und Unsicherheit in der <strong>Beschaffung</strong> reduzieren. Thesen: Es gibt<br />

keinen einfachen, direkten Zusammenhang zwischen Problem und<br />

Lösung. Gleicher Input führt nicht zu gleichem Output. Veränderung<br />

braucht Organisation. Wie passt das zusammen?<br />

Interview mit Ingo<br />

Krendelsberger, CPO,<br />

und Katrin Schwaiger,<br />

Director Local Procurement<br />

EMEA, bei Rehau.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Krendelsberger, was<br />

ist Ihre Grundannahme, um den Faktor Unsicherheit<br />

als Motor zu nutzen?<br />

Ingo Krendelsberger: Die Erkenntnis, dass eine<br />

Organisation nicht von außen steuerbar und veränderbar<br />

ist. Um zu bestmöglichen<br />

Entscheidungen zu<br />

kommen, gilt es Veränderung<br />

genau zu beobachten<br />

und entsprechend zu intervenieren.<br />

Wichtig: Wir treffen<br />

Entscheidungen dort,<br />

wo sie sinnvollerweise getroffen<br />

werden sollten und<br />

setzen dabei auf ein eng<br />

verzahntes Zusammenspiel<br />

zwischen Einkauf und Geschäftseinheiten<br />

sowie anderen Services wie Finance<br />

und IT.<br />

»Ein klares Verständnis<br />

von Rollen und Aufgaben<br />

kann maßgeblich dazu<br />

beitragen, Komplexität<br />

zu reduzieren.«<br />

Kathrin Schwaiger<br />

Wen und was beziehen Sie in Ihren systemischen<br />

Denkprozess ein?<br />

Krendelsberger: Für uns als Einkauf und Serviceeinheit<br />

sind die Wachstumsstrategien unserer Geschäftseinheiten<br />

zentral. Also: Wie müssen wir uns<br />

einkaufsintern aufstellen, um möglichst wirksam zu<br />

sein? Wir beziehen Mitarbeitende, Lieferanten und<br />

Kunden ein. Gerade auch beim Thema Nachhaltigkeit/ESG<br />

setzen wir auf Kooperation und Partnerschaft.<br />

Frau Schwaiger, wenn Unsicherheit die neue Realität<br />

ist, dann taugen einfache Ursache-Wirkung-<br />

Zusammenhänge nicht, um beispielsweise eine<br />

tiefgreifende Reduzierung von Komplexität zu erzielen,<br />

oder?<br />

Katrin Schwaiger: Nein. Wir versuchen Komplexität<br />

dort zu reduzieren, wo es Sinn macht. Dabei<br />

starten wir immer bei unseren eigenen Prozessen<br />

und Strukturen. Wir haben uns zum Beispiel sehr intensiv<br />

mit dem Thema Rollen auseinandergesetzt.<br />

Dabei ging es uns vor allem um organisationsinterne<br />

Kommunikations- und Kooperationsmodelle, stärkere<br />

Vernetzung unserer Mitarbeitenden auf globaler<br />

Ebene sowie um neue Kompetenzen und dazugehörige<br />

Lernlösungen. Dafür ist gemeinsames Verständnis<br />

Rehau Industries<br />

Die globale Rehau Group hat sich auf<br />

polymerbasierte Lösungen spezialisiert.<br />

Rehau Industries bildet als Teil der<br />

Gruppe das Dach für die Divisionen<br />

Building Solutions, Window Solutions, Interior<br />

Solutions und Industrial Solutions<br />

(die in ihren jeweiligen Märkten eigenständig<br />

agieren) sowie die divisionsübergreifend<br />

tätigen Einheiten Services<br />

& Solutions. Die Rehau-Gruppe hat rund<br />

20.000 Beschäftigte an über 170 Standorten<br />

und erwirtschaftete zuletzt einen<br />

Jahresumsatz von über 4,5 Mrd. Euro.<br />

www.rehau.com<br />

16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Kathrin Schwaiger<br />

Katrin Schwaiger stieg nach dem<br />

Betriebswirtschafts - und Slawistik-<br />

Studium in Graz bei Rehau in Wien<br />

(Guntramsdorf) ein und hatte mehrere<br />

Funktionen mit Fokus Systeme und<br />

Prozesse inne. Seit zwei Jahren agiert<br />

sie als Director Procurement – Leitung<br />

lokale Einkaufsunits an den EMEAweite<br />

n Produktionsstandorten. Nach<br />

ihre r Ausbildung zur systemischen<br />

Beratung absolviert Katrin Schwaiger<br />

derzeit parallel zum Job den Lehrgang<br />

„Systemisches Change Management“<br />

bei Trainconsulting in Wien.<br />

Bild: Miriam Mehlmann<br />

nötig: Wo liegt meine Zuständigkeit und wo beginnt<br />

die anderer Rolleninhaber? Das Ergebnis ist eine klar<br />

ausformulierte Rollenlandkarte. Aufgaben auf strategischer,<br />

taktischer und operativer Ebene und auch<br />

Verhaltenserwartungen an unsere Führungskräfte<br />

sind transparent definiert. Und das abgestimmt und<br />

eingebettet in unsere konzernweit übergreifende<br />

Job architektur. Ein klares Verständnis von Rollen und<br />

Aufgaben kann maßgeblich dazu beitragen, Komplexität<br />

zu reduzieren.<br />

Was bedeutet das konkret für den Einkauf? Und<br />

wo haben Sie Vorreiterfunktion?<br />

Krendelsberger: Wir sehen uns nicht nur für die<br />

klassischen Einkaufsthemen zuständig. Wir blicken<br />

über den Tellerrand hinaus, greifen Themen auf, die<br />

für das Unternehmen wichtig sind, und führen sie<br />

aus. Ein Beispiel ist die Entlastung bei Energiepreisen<br />

unter Führung des Einkaufs. Und auch beim Thema<br />

Standardisierung und Automatisierung hat der Einkauf<br />

eine Vorreiterfunktion im Unternehmen. Wir<br />

treiben nachhaltiges Handeln mit unseren Lieferanten<br />

voran und haben entsprechende Prozesse und<br />

Tools etabliert. Wir suchen immer nach kreativen<br />

Partnern, die Mut zur Veränderung beweisen und mit<br />

uns neue Wege gehen. Generell sind wir mit unserem<br />

Credo, erforderliche Veränderungen rasch im Sinne<br />

eines First Movers anzupacken, immer gut gefahren.<br />

Schwaiger: Wir gehen Themen proaktiv an und<br />

wollen uns nicht im Kleinklein verlieren. Das ist bei<br />

Veränderungsthemen essenziell. Wir bemühen uns<br />

immer um ein Big Picture und versuchen die Richtung,<br />

in die sich die Organisation als Ganzes bewegt,<br />

im Auge zu behalten. Dabei lohnt es sich immer mal<br />

wieder die Helikopterperspektive einzunehmen oder<br />

den Blick durch die systemische Brille zu richten. Alles<br />

was wir tun, hat einen Grund.<br />

Wie werden bei Ihnen die Teams gebildet und wie<br />

führen Sie Entscheidungen herbei?<br />

Schwaiger: Die soziale Komponente – also wer<br />

sollte wo und wofür involviert werden – ist am Anfang<br />

wesentlich für den Prozess. Es muss entsprechende<br />

Energie entstehen. Generell binden wir unsere<br />

Mitarbeitenden so früh wie möglich in Projekte<br />

ein. Bei der Einführung neuer Systemanwendungen<br />

sind vor allem End User gemeint. Das können Kolle-<br />

Kathrin Schwaiger<br />

absolviert derzeit<br />

paralle l zum Job den<br />

Lehrgang<br />

„Systemisches Change<br />

Management“ bei<br />

Trainconsulting in<br />

Wien.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 17


» MANAGEMENT<br />

Bild: Rehau<br />

Ingo Krendelsberger,<br />

CPO bei Rehau, ist immer<br />

dafür die Themen<br />

aktiv anzugehen und<br />

nichts auszusitzen.<br />

»Wir sind mit unserem<br />

Credo, erforderliche<br />

Veränderungen rasch<br />

im Sinne eines First<br />

Movers anzupacken,<br />

immer gut gefahren.«<br />

Ingo Krendelsberger<br />

ginnen und Kollegen aus diversen Funktionen innerhalb<br />

oder außerhalb der eigenen Organisation sein.<br />

Wenn Menschen mitgestalten können, wachsen Akzeptanz,<br />

Unterstützung und Motivation. Anders: ausgedrückt:<br />

Dann kommt Bewegung ins System.<br />

Krendelsberger: Entscheidungen<br />

sollen bei uns<br />

dort getroffen werden, wo<br />

das entsprechende Knowhow<br />

besteht. Bevor wir Entscheidungen<br />

treffen, haben<br />

wir mindestens zwei bis drei<br />

alternative Szenarien ausgearbeitet.<br />

Wir haben Ableitungen<br />

anhand zuvor aufgestellter<br />

Hypothesen gebildet und<br />

so Handlungsoptionen aufgedeckt, oft auch neue.<br />

Darin liegt bereits viel Lösungspotenzial. Wir bewerten<br />

im Dialog-Prozess anhand zuvor definierter<br />

Kriterien. Die Entscheidungsfindung ist transparent<br />

nachvollziehbar. Natürlich brauchen neue Denkund<br />

Handlungsmodelle zuerst einmal Unterstützung<br />

von Geschäftsleitung und Führungskräften.<br />

Transformation ist Managementaufgabe. Unser<br />

Procurement Leadership Team ist von Anfang an in<br />

Veränderungsprozesse eingebunden. Ziel und Zweck<br />

werden regelmäßig thematisiert, um so auch den<br />

notwendigen Konsens herzustellen und in die Organisation<br />

weiterzutragen.<br />

Wo steht der Rehau-Einkauf im beschriebenen<br />

Prozess derzeit?<br />

Schwaiger: Mit Hilfe eines umfangreichen Capability<br />

Assessments haben wir den Reifegrad unserer<br />

globalen Einkaufsorganisation bestimmt. Betrachtet<br />

wurden zentrale Themen wie Governance Model,<br />

Performance Management, Spend Transparency,<br />

Compliance und Risk Monitoring. Dabei haben wir<br />

uns an einem fortschrittlichen Industriezulieferer als<br />

Benchmark orientiert. Um Außenwahrnehmung, Erwartungen<br />

und Anforderungen an uns als Business<br />

18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Ingo Krendelsberger<br />

Der 56-Jährige ist seit 2004 bei Rehau in verantwortlichen<br />

Funktionen aktiv: seit 2019 bis heute<br />

als Head Group Procurement (CPO) in Rehau;<br />

zuvor in Guntramsdorf bei Wien u. a. als Country<br />

Head Austria. Vor seiner Rehau-Zeit agierte er bei<br />

Mondi (Wien; Vice President Group Procurement),<br />

bei Scandic Fibre Logistics (Stockholm; Member<br />

Board of Directors) und Novartis (Wien; u. a. Head<br />

Global Supply Chain Management Action Team).<br />

Der Rehau-CPO ist Vorstandsmitglied im BMÖ –<br />

Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und<br />

Logistik in Österreich (Wien).<br />

Foto: tashatuvango/141555413/stock.adobe.com<br />

EINKAUF DIGITALISIEREN<br />

Partner zu klären, haben wir entsprechende Interviews<br />

mit unserem Management geführt. Wir haben<br />

nun ein klares Bild zur Weiterentwicklung der Einkaufsorganisation<br />

und den Einkaufssystemen mit<br />

breit aufgestelltem Einsatz von integrierten AI-Anwendungen.<br />

Erforderliche Veränderungen und Roadmaps<br />

sind festgelegt.<br />

Über welche Lerneffekte können Sie berichten?<br />

Und was raten sie anderen Unternehmen?<br />

Schwaiger: Essenziell für Transformationsvorhaben<br />

sind Bewusstsein und Verständnis für die Notwendigkeit<br />

zur Veränderung. Der „sense of urgency“,<br />

also die Dringlichkeit, muss erkannt werden, sonst<br />

geht es nicht. Man kann schon am Anfang viel falsch<br />

machen. Deshalb lohnt es sich besonders zu Beginn<br />

eines (Change-)Projektes in die notwendigen Ressourcen<br />

zu investieren. Wichtig bei komplexen Vorhaben<br />

bzw. Entwicklungs- und Veränderungsprojekten<br />

ist eine gute Analyse. Sie hilft, Schwachstellen zu<br />

identifizieren und ein Bewusstsein über vorhandene<br />

Stärken und Ressourcen zu entwickeln. Es gibt eine<br />

Vielzahl hilfreicher Methoden und Tools, die dabei<br />

unterstützen, auch zwischen den Zeilen zu lesen und<br />

Zusammenhänge sichtbar zu machen.<br />

Krendelsberger: Ich rate dazu, die Themen aktiv<br />

anzugehen und nichts auszusitzen, die Selbstorganisation<br />

zu stärken und sich neuen Aufgaben zu stellen,<br />

die über das originäre Verständnis des Einkaufs<br />

hinausgehen. Generell sollte klar sein: Die Führungsebene<br />

muss den Change mittragen.<br />

E-Procurement (P2P)<br />

E-Sourcing (RFX)<br />

Guided Buying<br />

Katalog-Staging<br />

Deutsche Cloud<br />

oder On-Premises<br />

flexible<br />

Standardsoftware<br />

für alle Branchen<br />

und Länder<br />

KMU, Konzerne<br />

und öffentliche Hand<br />

IHRE USE-CASES<br />

digital ausschreiben<br />

Verträge und<br />

Kataloge managen<br />

Bestellungen<br />

automatisieren<br />

Richtlinien einhalten<br />

Kosten reduzieren<br />

Das Gespräch führte Sabine Ursel,<br />

Journalistin , Wiesbaden.<br />

www.veenion.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 19


Unternehmen können sich einen<br />

Vorsprung verschaffen, indem sie<br />

den Umfang der Lieferketten -<br />

gesetze und die zu erfassenden<br />

Daten verstehen.<br />

Europäische <strong>Beschaffung</strong>sunternehmen aus der externen Perspektive<br />

Die Herausforderung einer nachhaltigen<br />

und ethischen Lieferkette<br />

Bild: Yellow Boat/stock.adobe.com<br />

Aktuelle Zahlen legen nahe, dass zum Teil über 90 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />

eines Unternehmens auf die Lieferkette entfallen. Deshalb ist es nur<br />

konsequent, dass die Dekarbonisierung der Lieferkette für jedes Unternehmen<br />

mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen Priorität hat.<br />

Allein in den letzten zwölf Monaten ist der Druck<br />

auf globale Lieferketten gestiegen, das Thema<br />

Nachhaltigkeit stärker in den Blick zu nehmen. Hinzu<br />

kommen weitere Herausforderungen, wie die Zunahme<br />

von Diebstählen in der Lebensmittelversorgungskette<br />

aufgrund von Preissteigerungen und Inflation.<br />

In Deutschland sind die Diebstähle von Lebensmitteln<br />

und Getränken auf 11 % gestiegen (gegenüber<br />

5 % im Jahr 2022 und 4 % im Jahr 2021), wie aus<br />

dem Supply Chain Risk Insights Report 2023 der BSI<br />

(British Standards Institution) hervorgeht.<br />

Unternehmen stehen <strong>aktuell</strong> einem Zusammenspiel<br />

von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher<br />

Unsicherheit, extremen Wetterereignissen und digitalen<br />

Disruptionen sowie zunehmenden regulatorischen<br />

Anforderungen wie der EU-Richtlinie zur<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung oder dem Lieferkettengesetz<br />

gegenüber. Diese vielfältigen Heraus -<br />

forderungen führen dazu, dass sich Unternehmen<br />

auf einen proaktiven, daten- und erkenntnisgestützten<br />

Risikoansatz konzentrieren und eine 360-Grad-<br />

Perspektive auf klimabezogene Ereignisse einnehmen<br />

müssen, um ihre Geschäftstätigkeit zukunftssicher<br />

zu machen.<br />

Chance von Nachhaltigkeit nutzen<br />

Als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist Deutschland<br />

ein wichtiger Akteur im globalen Handel. Für<br />

deutsche Unternehmen bietet sich die große Chance,<br />

durch Überprüfung der eigenen Lieferkette Fortschritte<br />

bei den Nachhaltigkeitszielen zu erreichen.<br />

Hierfür müssen Menschenrechte, Arbeitspraktiken<br />

und Umweltauswirkungen verstärkt in den Blick genommen<br />

werden.<br />

20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


MANAGEMENT «<br />

Wie können Unternehmen unabhängig von ihrer<br />

Branche oder Größe in naher Zukunft die Dekarbonisierung<br />

ihrer Lieferkette vorantreiben?<br />

1. Zunehmende Regulierung und<br />

Transparenz<br />

Zunächst sollten Unternehmen proaktiv ein klares<br />

Verständnis der nachhaltigkeitsbezogenen Vorschriften<br />

entwickeln, die je nach Standort, Geschäftstätigkeit<br />

und geografischen oder branchenspezifischen<br />

Risiken variieren können. Wie im BSI-Bericht 2024<br />

Supply Chain Risks and Opportunities Report dargelegt,<br />

ist in den nächsten Jahren mit einer Zunahme<br />

der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

zu rechnen – einschließlich der Berücksichtigung<br />

einer sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht.<br />

Das deutschlandweit gültige Lieferkettengesetz<br />

(LkSG) trat 2023 in Kraft. Das Gesetz verlangt seit<br />

diesem Jahr, dass Unternehmen mit Sitz in Deutschland<br />

und mehr als 1000 MitarbeiterInnen die Einhaltung<br />

von Sozial- und Umweltstandards in ihren Lieferketten<br />

sicherstellen. Gleiches gilt für ausländische<br />

Unternehmen mit in Deutschland registrierten Tochtergesellschaften.<br />

Nach langem Ringen unterstützt nun die EU eine europäische<br />

Lieferketten-Richtlinie. Die ständigen Vertreter<br />

der Mitgliedsländer nahmen die entsprechende<br />

Richtlinie mit qualifizierter Mehrheit am 14.3.2024<br />

an. Deshalb ist damit zu rechnen, dass die EU-Lieferketten-Richtlinie<br />

im April oder Mai 2024 veröffentlicht<br />

wird und 20 Tage nach der Veröffentlichung in<br />

Kraft treten wird. Anschließend sind die EU-Mitgliedstaaten<br />

verpflichtet, die CSDDD innerhalb eines<br />

Zeitraums von zwei Jahren in ihre jeweiligen nationalen<br />

Gesetzgebungen zu überführen. Es wird erwartet,<br />

dass dies in Deutschland wahrscheinlich durch<br />

eine Modifizierung des LkSG geschehen wird.<br />

Unternehmen können sich einen Vorsprung verschaffen,<br />

indem sie den Umfang dieser und ähnlicher Anforderungen<br />

und die zu erfassenden Daten verstehen.<br />

Darüber hinaus berichtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Deloitte, dass VerbraucherInnen immer<br />

umweltbewusster werden. Dies bedeutet, dass es für<br />

den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen von<br />

Bedeutung sein kann, die unternommenen Schritte<br />

zur Erreichung einer nachhaltigen und ethischen Lieferkette<br />

transparent zu machen.<br />

2. Daten<br />

Außerdem sollten Unternehmen ermitteln, in welchem<br />

Bereich Nachhaltigkeitsdaten vorhanden sind.<br />

Diese können anschließend genutzt werden, um die<br />

Entscheidungsfindung zu unterstützen, Risiken zu<br />

mindern und Fortschritte in Richtung einer nachhaltigeren<br />

Lieferkette zu erzielen. Die Kompetenz, Rohdaten<br />

in verwertbare Erkenntnisse umzuwandeln, hat<br />

das Potenzial, Unternehmen bei der Beantwortung<br />

der immer schwierigeren Fragen von heute zu helfen<br />

und im Gegenzug die Kosten- und Zeiteffizienz zu<br />

steigern.<br />

3. Engagement<br />

Durch die stärkere Fokussierung auf Regulierung<br />

oder Berichtsanforderungen werden die Erwartungen<br />

an die Transparenz und das Wissen über die gesamte<br />

Lieferkette immer höher. Unternehmen können sich<br />

einen Vorsprung verschaffen, indem sie ihre Lieferketten<br />

proaktiv unter die Lupe nehmen und mögliche<br />

Versäumnisse ausbessern. Hierdurch können Unternehmen<br />

sicherstellen, dass ihre Geschäftspartner die<br />

Erwartungen erfüllen.<br />

4. Zusammenarbeit<br />

Der Wandel kann nicht im Alleingang vollzogen werden.<br />

Zusammenarbeit ist sowohl intern im Unternehmen<br />

als auch extern in der Lieferkette erforderlich.<br />

Durch Kooperationen können Unternehmen die<br />

Chancen nutzen, die sich aus den heutigen Herausforderungen<br />

der Lieferkette ergeben. Der Schlüssel<br />

zu erfolgreichen Kooperationsbeziehungen ist gegenseitiges<br />

Vertrauen.<br />

5. Ethische Lieferketten<br />

Funktionierende Lieferketten hängen von Menschen<br />

ab. Deshalb ist wichtig, Kontrollen zum Schutz jener<br />

Menschen einzurichten, die im Mittelpunkt der Lieferketten<br />

stehen – einschließlich derjenigen, die<br />

nicht direkt angestellt sind (z. B. Leih- und ZeitarbeiterInnen<br />

oder Subunternehmer). Um dies sicherzustellen,<br />

sollten Unternehmen ihre Lieferanten regelmäßig<br />

kontrollieren und diese auf die wichtigsten<br />

Menschenrechtsanforderungen<br />

ansprechen. Die Kartierung der<br />

Bereiche mit den höchsten Menschenrechtsrisiken<br />

und die gezielte<br />

Ansprache von in diesem<br />

Umfeld tätigen Lieferanten, können<br />

helfen, auftretende Probleme<br />

zu lösen.<br />

Letztendlich kann eine nachhaltigere<br />

Ausrichtung der Lieferketten<br />

zu enormen Vorteilen für Mensch<br />

und Planet beitragen und dabei<br />

mitwirken, den Wandel hin zu einer<br />

gerechten Gesellschaft und<br />

nachhaltigen Welt zu beschleunigen.<br />

Dénelise L‘Ecluse<br />

Geschäftsführerin<br />

Assurance für Kontinentaleuropa,<br />

British<br />

Standards Institution<br />

Bild: BSI<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 21


» MANAGEMENT<br />

Thomas Erb, Geschäftsführer, Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />

Über sichere Lieferketten und<br />

komplexe EU-Gesetze<br />

Der CO 2 -Grenzausgleich (CBAM) stellt die Stahlindustrie vor erhebliche Herausforderungen.<br />

Thomas Erb, Geschäftsführer des Schraubenhändlers Ferdinand Gross,<br />

erläutert in einem Gespräch mit <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, wie sein Unternehmen mit<br />

den EU-Maßnahmen umgeht, welche Folgen sie für die Kunden haben und wo er<br />

Nachbesserungs bedarf sieht.<br />

Thomas Erb<br />

ist seit 17 Jahren Geschäftsführer der Ferdinand<br />

Gross GmbH & Co. KG in Leinfelden-Echterdingen.<br />

Davor hatte er fast sechs Jahre lang die Leitung<br />

Vertrieb und Marketing in dem Unternehmen inne.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Der Bereich C-Teile-Management,<br />

insbesondere in der Verbindungstechnik,<br />

ist ein umkämpfter Markt. Wo liegen die<br />

Schwerpunkte Ihrer Kunden in diesem Bereich?<br />

Thomas Erb: Unsere Hauptzielgruppe besteht zu<br />

60 % aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Zusätzlich<br />

haben wir unser Engagement auf Schienenfahrzeuge<br />

ausgeweitet, was sich als äußerst dynamischer<br />

und stark wachsender Bereich erwiesen hat. Diese<br />

Entwicklung wird derzeit durch verstärkte gesetzliche<br />

Vorgaben im Bereich öffentlicher Verkehrsmittel<br />

begünstigt. Insbesondere die Forderung der Regierung<br />

nach einer Erhöhung der ICE-Taktung von<br />

stündlich auf halbstündlich trägt dazu bei. Ein interessantes<br />

Detail: Seit Anfang des letzten Jahres liefert<br />

Siemens monatlich einen neuen ICE an die Deutsche<br />

Bahn, was zu einer kontinuierlichen Erweiterung<br />

des Fuhrparks führt. Die gesteigerte Frequenz<br />

im Zugverkehr bedeutet auch, dass vermehrt Wartungsbedarf<br />

entsteht – ein Aspekt, der unserem Unternehmen<br />

in diesem Bereich zugutekommt und ihn<br />

für uns besonders attraktiv macht.<br />

Die verbleibenden 20 % unseres Geschäftsbereichs<br />

setzen sich aus einem kleinen Anteil im Automobilsektor<br />

und einem wachsenden Bereich in der Medizintechnik<br />

zusammen. Hierbei berücksichtigen wir<br />

sämtliche andere Branchen, die in unsere breite Palette<br />

von Dienstleistungen und Produkten passen.<br />

Durch diese vielfältige Aufstellung sind wir nicht nur<br />

flexibel, sondern können auch auf die individuellen<br />

Bedürfnisse unterschiedlicher Branchen eingehen.<br />

Sie sind bei der Bahn zwar in der Instandhaltung<br />

drin, liefern aber nicht beim Erstausrüster Siemens?<br />

Genau. Das ist eigentlich eine witzige Geschichte,<br />

denn wir haben das Sortiment im Lager. Wir liefern<br />

identische Schrauben und Bolzen. Im Betrieb eines<br />

ICE beliefern wir beispielsweise fünf, zehn oder sogar<br />

zwanzig Mal, aber im Bereich der Erstausrüstung liefern<br />

wir bei Siemens so gut wie nichts – nur einige<br />

kleine Einzelteile. Wir führen fortlaufend Gespräche,<br />

und es bleibt spannend, wie es sich in Zukunft gestalten<br />

wird. International beliefern wir auch Hersteller<br />

wie die Firma PESA in Polen, die Schienenfahrzeuge<br />

produziert, um nur einen zu nennen.<br />

Welche Services sind bei Ihren Kunden am meisten<br />

gefragt?<br />

Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Konzept des<br />

Gesamtpakets, das der Kunde nachfragt. Er erhält<br />

nicht nur ein Produkt von uns, sondern Produkt und<br />

Dienstleistung. Das bedeutet, wir liefern die Ware<br />

genau dorthin, wo sie benötigt wird – sei es in einen<br />

oder mehrere Bereiche der Produktion mit unterschiedlichen<br />

Konzepten und Modellen. Auf diese<br />

Weise schaffen wir den größtmöglichen Mehrwert<br />

und Nutzen für den Kunden. Letztendlich strebt der<br />

Kunde danach, dass sein Monteur stets auf einen<br />

vollen Behälter zugreifen kann, die Ware vor Ort ist<br />

und die Produktion reibungslos läuft. Alle weiteren<br />

Schritte, angefangen bei der <strong>Beschaffung</strong> über die<br />

Qualitätsprüfung bis hin zur Lagerhaltung und Anlieferung,<br />

übernehmen wir. Dies entspricht den Erwartungen<br />

des Kunden an das Gesamtpaket. Etwa 80 %<br />

unseres Umsatzes sind durch mehrjährige Verträge<br />

22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


abgesichert. Dies ist notwendig, da wir die Freigabe<br />

des Kunden benötigen, um disponieren zu können.<br />

Seit einigen Jahren bauen wir dieses Dienstleistungsprinzip<br />

sukzessive aus, insbesondere seit 2016, als<br />

wir unsere strategische Ausrichtung auf Sonder- und<br />

Zeichnungsteile verstärkt haben.<br />

Sie produzieren aber nicht selbst?<br />

Tatsächlich produzieren wir selbst keine Waren. Unser<br />

Liefernetzwerk erstreckt sich über Deutschland,<br />

die gesamte EU, die Türkei und Asien, wo wir auf verschiedene<br />

Lieferanten zurückgreifen. Wir analysieren<br />

sorgfältig, wo die besten Möglichkeiten für die Herstellung<br />

eines bestimmten Teils liegen und welcher<br />

Lieferant am besten positioniert ist. Dies ist der erste<br />

Schritt bei der Prüfung, je nach Stückzahl, Fertigungsverfahren<br />

und Qualitätsanspruch.<br />

Warum entscheiden sich Unternehmen dafür, Teile<br />

bei Ihnen zu bestellen, anstatt ihren eigenen Einkauf<br />

damit zu beauftragen, einen geeigneten Produzenten<br />

zu finden?<br />

Ein entscheidendes Argument für uns ist die Vielfalt<br />

unseres globalen Lieferantennetzwerks, das weltweit<br />

aktiv 900 Hersteller aus verschiedenen Bereichen<br />

umfasst. Im Gegensatz zu Unternehmen, die ihre Teile<br />

direkt beim Produzenten einkaufen, haben wir ein<br />

deutlich breiteres Portfolio an Lieferanten. Wir kennen<br />

alle unsere Lieferanten persönlich, verstehen ihre<br />

Fähigkeiten und können dieses Wissen gezielt nutzen.<br />

Gegebenenfalls unterstützen wir sie sogar finanziell,<br />

damit sie erforderliche Investitionen tätigen<br />

und ins Geschäft einsteigen können.<br />

Im Vergleich dazu besteht bei der <strong>Beschaffung</strong> über<br />

das Internet das Risiko, auf Hersteller zu stoßen, die<br />

möglicherweise nicht die erforderlichen Qualifikationen<br />

besitzen oder nicht zuverlässig liefern können.<br />

Wir hingegen können die Qualität sicherstellen. Unser<br />

Erfolg spiegelt das Vertrauen wider, das Kunden<br />

in unsere Kompetenz und Erfahrung setzen. Obwohl<br />

Kunden zuvor ihre Produkte direkt beim Hersteller<br />

gekauft haben, wählen sie jetzt uns als Zwischenhändler<br />

aufgrund der Sicherheit und des Vertrauens,<br />

das wir bieten können.<br />

Vorsorge gefragt: Da kommt unser Safe Supply Chain<br />

Management ins Spiel. Wir haben verschiedene Maßnahmen<br />

implementiert, um die Lieferkette zu sichern<br />

und die Risiken für die Kunden zu minimieren.<br />

Dazu gehören eine kontinuierliche Risikobewertung<br />

der Lieferkette, ein breites Netzwerk von Lieferanten,<br />

ausreichende Lagerbestände, Transparenz in der Lieferkette<br />

und Notfallpläne für den Fall von Lieferengpässen<br />

oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen.<br />

Wie gehen Sie beim Risikomanagement vor?<br />

Wir nutzen sowohl Tools als auch interne Prozesse,<br />

um unser Risikomanagement zu unterstützen. Diese<br />

Tools analysieren Informationen aus verschiedenen<br />

Quellen, wie beispielsweise Zeitungsberichte, um kritische<br />

Bereiche zu identifizieren. Darüber hinaus ha-<br />

Bild: Ferdinand Gross<br />

Thomas Erb meint, dass<br />

die CO 2 -Bepreisung<br />

globaler werden muss,<br />

um die CO 2 -Emissionen<br />

insgesamt zu senken,<br />

und hofft, dass immer<br />

mehr Länder sich daran<br />

beteiligen werden.<br />

Wie sind Sie mit den Lieferproblemen der vergangenen<br />

Jahre umgegangen?<br />

Um auch in Krisenzeiten die Just-in-time-Produktion<br />

unserer Kunden sicherzustellen, gewährleisten wir<br />

kontinuierlich ausreichende Lagerbestände. Das bereitet<br />

im Normalfall keine Probleme, vorausgesetzt,<br />

wir erhalten rechtzeitig Informationen über Produktionsauslastungen.<br />

Bei komplexen Teilen mit wenigen<br />

Herstellern sowie bei Zeichnungsteilen ist dazu aktive<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 23


» MANAGEMENT<br />

ben wir interne Verfahren etabliert, um sicherzustellen,<br />

dass unsere Einkäufer regelmäßig strategische<br />

Lieferanten zu bestimmten Themen befragen. Dies<br />

steht im Zusammenhang mit den Anforderungen des<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.<br />

Obwohl wir formal nicht unter die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes<br />

fallen, setzen wir<br />

uns aktiv damit auseinander, um die Anforderungen<br />

bezüglich Transparenz und Berichterstattung unserer<br />

Kunden wie beispielsweise der Deutschen Bahn, BMW<br />

oder Thyssenkrupp vollumfänglich gerecht werden.<br />

Wir haben von Anfang an beschlossen, dieses Thema<br />

ernsthaft anzugehen und umfassend zu behandeln.<br />

Die europäische Lieferkettenrichtlinie ist ja nun<br />

beschlossen ...<br />

Die Idee hinter dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

halte ich für absolut richtig und notwendig. Es<br />

ist jedoch eine große Herausforderung für Unternehmen,<br />

diese Verantwortung zu übernehmen und sicherzustellen,<br />

dass keine Verletzungen entlang ihrer<br />

Lieferkette auftreten. Ich vertraue darauf, dass unsere<br />

Lieferanten alle CSR-Richtlinien erfüllen. Wir kennen<br />

sie persönlich und haben Vertrauen in ihre Integrität.<br />

Doch wie können wir Verstöße absolut ausschließen?<br />

Das ist ein grundlegendes Problem vieler Kritiker.<br />

Trotzdem ist es wichtig, das Thema anzugehen und<br />

anzusprechen.<br />

Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />

Das Familienunternehmen mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen<br />

hat sich zu einem der größten Verbindungstechnik- und<br />

C-Teile-Anbieter in Deutschland entwickelt. Das Angebot<br />

umfasst: Verbindungstechnik, Zeichnungsteile, Technische<br />

Sortimente, Chemie-Produkte, bahnspezifische Produkte.<br />

Ferdinand Gross zeichnet sich durch innovative Lösungen<br />

im C-Teile-Management aus:<br />

• Kanban-Systeme: Falcon, ein Online-Tool zur Visualisierung<br />

und Steuerung von Lagerorten<br />

• C-Teile-Management: Analyse, Optimierung und <strong>Beschaffung</strong><br />

von C-Teilen<br />

• Belieferungssysteme: Verschiedene Systeme für die bedarfsgerechte<br />

Belieferung<br />

• Technische Beratung: Unterstützung bei der Auswahl von<br />

Produkten und Technologien<br />

Das Thema CBAM dürfte für Sie wichtig sein.<br />

Das Thema CO 2 -Grenzausgleich ist ein Riesenhammer.<br />

Das ist ein Monster, anders kann ich das nicht<br />

ausdrücken. Seit dem 1. Oktober 2023 sind wir verpflichtet,<br />

Berichte zu erstellen, wobei der erste Quartalsbericht<br />

bis zum 31. Januar eingereicht werden<br />

musste. Momentan erhalten wir die Grenzwerte noch<br />

von der EU, was uns die Meldung etwas erleichtert.<br />

Ursprünglich wurde über den CO 2 -Grenzausgleich im<br />

Jahr 2022 gesprochen, doch die Verabschiedung erfolgte<br />

erst im Mai 2023 mit Wirkung ab dem 1. Oktober.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand genau,<br />

welche Anforderungen gestellt würden. Die Verordnung<br />

wurde erst im August letzten Jahres veröffentlicht<br />

und das Meldeportal erst im Januar freigeschaltet.<br />

Das Ding ist mit heißer Nadel gestrickt.<br />

Mittlerweile haben wir einen Bericht vollständig abgegeben,<br />

der das 4. Quartal 2023 beinhaltet. Momentan<br />

sind wird dabei den Bericht für das 1. Quartal<br />

2024 einzureichen.<br />

Unsere Mitarbeiter kümmern sich derzeit manuell<br />

um die Datenpflege, da keine Zeit war, sich auf automatisierte<br />

Prozesse einzustellen. Unsere IT arbeitet<br />

daran, dass wir spätestens ab Sommer die Daten<br />

elektronisch hochladen können.<br />

Ab dem 1. Juli, also dem dritten Quartal dieses Jahres,<br />

müssen wir den CO 2 -Wert des Stahls melden. Für<br />

den Wert des Fußabdrucks der Produktion der Warengruppe<br />

haben wir bis zum 31. Dezember 2025<br />

Zeit. Wir sind seit einiger Zeit mit den Herstellern in<br />

Kontakt, die uns bereits konkrete Daten liefern.<br />

Wir planen, die Echtdaten für jeden Wareneingang<br />

zu erfassen, um sie quartalsweise elektronisch hochzuladen.<br />

Dadurch können wir den Kundenanfragen<br />

schnell und präzise begegnen und echte Daten liefern.<br />

Wir glauben, dass KI-basierte Lösungen uns<br />

helfen können, effizienter zu arbeiten und manuelle<br />

Prozesse zu vereinfachen.<br />

Wie aufwändig ist das für Ihr Unternehmen?<br />

Das Thema des CO 2 -Grenzausgleichs ist äußerst<br />

komplex. In unserem Bereich erwarten wir, dass der<br />

CO 2 -Ausstoß pro Tonne Schrauben zwischen 3 und<br />

3,5 Tonnen liegt. Dies variiert je nach Stahlwerk und<br />

anderen Faktoren. Dank unserer hundertprozentigen<br />

Chargenverfolgung sind wir in der Lage, diese Informationen<br />

genau zu ermitteln. Unser Ziel ist es, dem<br />

Kunden auf der Rechnung den CO 2 -Ausstoß der gelieferten<br />

Produkte transparent darzustellen.<br />

Wir möchten sicherstellen, dass diese Kosten transparent<br />

und separat ausgewiesen werden, um sie unseren<br />

Kunden zur Verfügung zu stellen. Wir werden<br />

diese Abgabe nicht in den Produktpreis einrechnen,<br />

sondern separat ausweisen. Denn wenn wir sie einrechnen,<br />

dann wird es undurchsichtig. Wenn ein<br />

Kunde möchte, zeigen wir ihm von jedem Wareneingang<br />

die Belege, die Informationen und die dazugehörigen<br />

CO 2 -Werte.<br />

24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Ziel ist, möglichst CO 2 -armen Stahl einzusetzen.<br />

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Zwischenhändler?<br />

Das Thema CO 2 ist global relevant, aber als europäischer<br />

Zwischenhändler ist unser Einfluss begrenzt.<br />

China setzt beispielsweise bereits große Maßnahmen<br />

um und setzt großdimensional auf Solar- und Windenergiegewinnung.<br />

Auch einige weltweite Stahlhersteller<br />

bemühen sich um CO 2 -Reduktion. Jedoch<br />

können wir nicht flächendeckend beeinflussen, woher<br />

unsere Lieferanten ihren Stahl beziehen. Einige<br />

Großhersteller orientieren sich bereits hin zu umweltfreundlicheren<br />

Produktionsmethoden, die jedoch<br />

möglicherweise zu höheren Basispreisen führen. Der<br />

Übergang zu grüneren Produktionsprozessen wird<br />

voraussichtlich zu Kostensteigerungen führen.<br />

Eine EU-weite Diskussion darüber, wie europäische<br />

Hersteller wettbewerbsfähig bleiben können, ist im<br />

Gange, aber es gibt noch keine konkreten Lösungen.<br />

Es ist wahrscheinlich, dass CO 2 -Bepreisungen globaler<br />

werden müssen, um die CO 2 -Emissionen insgesamt<br />

zu senken. Es gibt bereits Diskussionen darüber,<br />

ähnliche Systeme wie in Europa auch in anderen<br />

Ländern einzuführen, was letztendlich zur Reduzierung<br />

der globalen CO 2 -Emissionen beitragen könnte.<br />

Hoffentlich kommen immer mehr Länder dazu, dann<br />

wird das funktionieren. Ansonsten wird es schwierig.<br />

Welche Positionen vertreten Ihre Kunden hinsichtlich<br />

einer CO 2 -Steuer?<br />

Kunden sollten nicht erwarten, dass Lieferanten die<br />

Mehrkosten für CO 2 übernehmen können. Allerdings<br />

wissen die meisten Unternehmen wenig über CBAM,<br />

auch nicht im Maschinenbau. Ich glaube, viele deutsche<br />

Unternehmen kaufen betroffene Produkte im<br />

EU-Ausland, wissen aber nicht, dass sie eine Meldung<br />

zu CBAM abgeben müssten.<br />

Es gibt noch viele Themen, die nicht vollständig geklärt<br />

sind: Ein Beispiel betrifft Kugellager, die hauptsächlich<br />

aus Stahl bestehen. Wenn man Kugellager<br />

außerhalb der EU kauft, muss man dafür Zölle zahlen,<br />

oder nicht? Man könnte denken, ja, aber die<br />

Wahrheit ist nein. Wenn man jedoch nur die Kugel<br />

eines Kugellagers außerhalb der EU kauft, muss man<br />

dafür CBAM bezahlen. Und dieses Beispiel ist kein<br />

konstruiertes Szenario.<br />

Ein anderes Beispiel: Ein großer Hersteller von Druckmaschinen<br />

hatte massive Probleme, da die Kugellager<br />

nicht verfügbar waren. Er begann, Kugeln aus<br />

dem Ausland zu importieren und montierten die Lager<br />

hier in Deutschland. Sie zahlten also für die Kugel,<br />

aber nicht für das gesamte Lager, aufgrund der<br />

Zolltarifnummer und der Eingruppierung. Dies zeigt,<br />

dass Anpassungen in diesem Bereich erforderlich<br />

sind. Es ist unlogisch, dass bei Kugellagern die Zölle<br />

Bild: Ferdinand Gross<br />

nur für bestimmte Bestandteile gelten, während andere<br />

nicht davon betroffen sind.<br />

Wo erfassen Sie die Daten?<br />

Das ERP-System ist die einzige Möglichkeit, um wie<br />

bei Finanzkennzahlen, wie bei einer Rechnung, wirklich<br />

100% belastbar, nachvollziehbar die Daten zu<br />

melden. Als Geschäftsführer einer GmbH & Co. KG ist<br />

es unerlässlich, transparent zu sein, da es sich bei diesem<br />

Thema um eine Steuer handelt. Wir müssen sicherstellen,<br />

dass wir keine Steuerhinterziehung oder<br />

Insolvenzverschleppung begehen. Wir Schraubenhändler<br />

sind erst spät in das System integriert worden,<br />

da der Verband der Europäischen Schraubenhersteller<br />

die Ungerechtigkeit in Bezug auf die Kostenübernahme<br />

beim Stahl erkannte.<br />

Obwohl wir<br />

uns möglicherweise<br />

»Dank unserer 100%igen<br />

Chargenverfolgung sind wir<br />

in der Lage, den CO 2<br />

-Ausstoß<br />

genau zu ermitteln.«<br />

nicht nahtlos in das<br />

System einfügen,<br />

müssen wir uns den<br />

Herausforderungen<br />

stellen.<br />

Zudem stellt sich<br />

Thomas Erb<br />

die Frage, warum<br />

Produkte aus<br />

Kunststoff oder Dichtungen nicht Teil des Systems<br />

sind, obwohl sie ebenfalls erhebliche CO 2 -Emissionen<br />

verursachen. Die EU plant jedoch, die Anwendungsbereiche<br />

des Systems zu erweitern, was eine positive<br />

Entwicklung sein könnte. Letztendlich müssen wir<br />

akzeptieren, dass wir Teil dieses Systems sind und<br />

uns darauf einstellen.<br />

Für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> stellten die Fragen<br />

Yannick Schwab und Sabine Schulz-Rohde.<br />

Die Ferdinand Gross<br />

GmbH bietet einen<br />

umfassenden Zeichnungsteileservice<br />

und<br />

garantiert die präzise<br />

und termingerechte<br />

Lieferung hochwertiger<br />

Komponenten.<br />

Im Bild: Ausschnitt des<br />

Flyers „Zeichnungsund<br />

Sonderteilteile“<br />

der Ferdinand Gross<br />

GmbH.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 25


» MANAGEMENT<br />

Meldepflichten für bestimmte Produkte angelaufen<br />

CBAM – der „Zoll“ auf CO 2<br />

Das industrielle Management von Kohlendioxid-Emissionen wird immer herausfordernder.<br />

Für die Einfuhr bestimmter Produkte gelten CO 2 -bezogen gesetzliche Pflichten, die<br />

sich stufenweise verschärfen und auch die <strong>Beschaffung</strong>sseite betreffen.<br />

Dr. Thomas Hartinger vom Stuttgarter Software-<br />

Haus für Zoll und Außenhandel AEB.<br />

Bild: AEB<br />

RA Jan Gröschel, Experte für Außenwirtschaftsrecht<br />

bei CMS Hasche Sigle Hamburg<br />

Bild: CMS<br />

Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter Außenwirtschaft<br />

im Verband der Chemischen Industrie (VCI)<br />

Bild: VCI<br />

Fit for 55 – das ist kein Gesundheitsprogramm<br />

der Krankenkassen für<br />

Best Ager, sondern benennt das Ziel der<br />

Europäischen Union (EU), bis 2030 die<br />

Treibhausgasemissionen um 55 Prozent<br />

zu senken. In der<br />

jetzt vorgelegten<br />

„EU-Strategie für<br />

das industrielle<br />

CO 2 -Management“<br />

formuliert man darüber<br />

hinaus das<br />

weitere Ziel: Klimaneutralität<br />

bis<br />

2050. Doch während<br />

die neuen Verfahren CCS, CCU und<br />

CDR (siehe Kasten) noch Zukunftsmusik<br />

sind, ist der europäische Emissionshandel<br />

für industrielle Emissionen bereits in vollem<br />

Gange und bringt mit der CBAM-Verordnung<br />

eine weitere Facette mit Relevanz<br />

für viele Wirtschaftsunternehmen.<br />

Das System des<br />

CO 2 -Ausgleichs<br />

»Je nach Importvolumen<br />

werden die Zertifikate<br />

zu einem relevanten<br />

Kostenfaktor ...«<br />

Dr. Thomas Hartinger, AEB<br />

„Carbon Border Adjustment Mechanism“,<br />

kurz CBAM, steht für ein CO 2 -Grenzausgleichsystem,<br />

dessen 1. Stufe seit einigen<br />

Monaten in Kraft ist. Für bestimmte Waren<br />

gilt jetzt eine Meldepflicht: Zement,<br />

Strom, Düngemittel, Eisen und Stahl, Aluminium<br />

und Wasserstoff. Importieren Unternehmen<br />

diese<br />

Waren aus Nicht-<br />

EU-Ländern, müssen<br />

sie dies melden,<br />

und zwar vierteljährlich<br />

in einem<br />

komplexen CBAM-<br />

Bericht an die EU-<br />

Kommission. Später<br />

wird die Einfuhr<br />

auch „bepreist“. Die Idee dahinter: Wer in<br />

den Mitgliedstaaten klimaschädliches<br />

Kohlendioxid produziert, muss dafür die<br />

Rechte erwerben in Form von Zertifikaten<br />

an der Energiebörse. Da diese schrittweise<br />

knapper und teurer werden sowie freie<br />

Zuteilungen enden, importieren manche<br />

Unternehmen aus Kostengründen bestimmte<br />

Waren, anstatt sie innerhalb der<br />

EU herzustellen oder einzukaufen. Daraus<br />

entstehen Wettbewerbsnachteile für heimische,<br />

dem Emissionshandel unterliegende<br />

Unternehmen, die die CBAM-Verordnung<br />

ausgleichen soll.<br />

Aufgaben bei den<br />

Betroffenen<br />

„Ein Querschnittsthema für die gesamte<br />

Industrie“ nennt Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter<br />

Außenwirtschaft im Verband<br />

der Chemischen Industrie (VCI), das<br />

Ausgleichssystem. Die neuen Strukturen<br />

zur CBAM-Berichterstattung aufzubauen,<br />

sei für die Unternehmen „ein wahrer Hürdenlauf,<br />

da noch nicht alle technischen<br />

Voraussetzungen so funktionierten wie<br />

erhofft“. Aufgrund des holprigen Starts<br />

musste prompt die Abgabefrist für den<br />

ersten Bericht verlängert werden.<br />

Was in der Praxis ganz konkret Probleme<br />

bereitet, ist die <strong>Beschaffung</strong> der Informationen<br />

bei den Lieferanten. „Das kann damit<br />

beginnen, dass beispielsweise die<br />

Zolltarifnummern der eingeführten Waren<br />

nicht in den Systemen der Unternehmen<br />

hinterlegt sind, etwa wenn ein<br />

Dienstleister für die Zollanmeldung eingeschaltet<br />

wurde“, sagt Rechtsanwalt Jan<br />

Gröschel, Experte für Außenwirtschafts-<br />

26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Mit Blick auf die angestrebte<br />

Klimaneutralität im Jahr 2050<br />

setzt die EU unter anderem<br />

auf drei neue Technologien:<br />

• Kohlenstoffabscheidung<br />

und Speicherung (CCS)<br />

• Kohlenstoffabscheidung<br />

und Nutzung (CCU)<br />

• Kohlenstoffdioxidentnahmen<br />

direkt aus der Atmosphäre<br />

(CDR).<br />

CO 2<br />

-Management<br />

recht bei CMS Hasche Sigle Hamburg. „So<br />

können Unternehmen gar nicht prüfen, ob<br />

sie CBAM-Berichte abgeben müssen.“<br />

Für eine Übergangszeit dürfen Unternehmen<br />

momentan noch von der EU-Kommission<br />

veröffentlichte Standardwerte verwenden;<br />

später müssen sie aber die tatsächlichen<br />

Emissionen über die Lieferkette<br />

hinweg ermitteln. Ob dies unternehmensintern<br />

im Lieferantenmanagement bei Einkauf<br />

und <strong>Beschaffung</strong> angesiedelt sein<br />

wird, dürfte noch nicht überall abschließend<br />

geklärt sein.<br />

„Es wird herausfordernd werden, vom außerhalb<br />

der EU ansässigen Hersteller –<br />

den der Importeur<br />

unter Umständen<br />

nicht<br />

kennt, wenn er<br />

bei einem Zwischenhändler<br />

kauft – Angaben<br />

zum Herstellungsprozess<br />

und zu den nach<br />

den Regeln der<br />

CBAM-Verordnung ermittelten Treibhausgasemissionen<br />

zu bekommen“, bestätigt<br />

Dr. Thomas Hartinger vom Stuttgarter<br />

Software-Haus für Zoll und Außenhandel<br />

AEB. Vermutlich werde es in vielen Fällen<br />

erforderlich, dem Hersteller die Berechnungsvorschriften<br />

zu erläutern. „Sehen<br />

wir es mal als Chance, mit den Lieferanten<br />

enger in Kontakt zu kommen“, sagt der<br />

AEB-Produktentwickler augenzwinkernd.<br />

Branchenkenner Blum prognostiziert:<br />

Die weitere technische und<br />

rechtliche Klärung ist nun Sache<br />

der EU-Kommission. Dazu<br />

gehört auch ein Vorschlag,<br />

wie Abbau, Nutzung und<br />

Speicherung im Rahmen des<br />

Emissionshandelssystems angerechnet<br />

werden können.<br />

Die Kommission will einen<br />

klaren Rahmen für die Kohlenstoffbilanzierung<br />

schaffen.<br />

„Wenn die Lieferanten in Drittstaaten die<br />

entsprechenden Daten zu den Waren<br />

nicht liefern können oder wollen, wird ein<br />

Lieferantenwechsel unabdingbar.“ Auf<br />

das Lieferantenmanagement kommt damit<br />

eine zusätzliche Aufgabe zu, ebenso<br />

auf die Juristen, die die Bereitstellung der<br />

Daten durch die Lieferanten vertragsrechtlich<br />

sicherzustellen versuchen.<br />

Wer CBAM-Berichte falsch, verspätet oder<br />

gar nicht abgibt, kann mit einem Bußgeld<br />

belegt werden. „Die Bußgeldhöhe orientiert<br />

sich unter anderem an der falsch oder<br />

nicht deklarierten Menge von Treibhausgasemissionen<br />

und dem so eingesparten<br />

Preis“, erläutert<br />

Anwalt Gröschel.<br />

»... ein wahrer Hürdenlauf,<br />

da noch nicht alle tech -<br />

nischen Voraussetzungen<br />

so funktionierten wie<br />

erhofft .«<br />

Dr. Matthias Blum, VCI<br />

„Das sollte man<br />

nicht unterschätzen.“<br />

Die<br />

gute Nachricht:<br />

Es gibt eine Korrekturmöglichkeit,<br />

wenn in<br />

dem komplexen<br />

Bericht nachträglich<br />

Fehler festgestellt werden. Die zuständige<br />

Behörde habe mitgeteilt, zumindest<br />

in der Anfangsphase Bußgelder nicht<br />

ohne ein solches vorgeschaltetes Korrekturverfahren<br />

verhängen zu wollen, berichtet<br />

der Außenwirtschaftsrechtler.<br />

Ab Januar 2025 kann dann voraussichtlich<br />

der Status „Zugelassener CBAM-Anmelder“<br />

erworben werden. Ab Januar<br />

2026, wenn die CBAM-Verordnung endgültig<br />

in den Echtbetrieb übergeht, ist er<br />

zwingend für den Import der betroffenen<br />

Waren notwendig. „Der Status muss von<br />

in der EU ansässigen Einführern oder deren<br />

Zollvertretern beantragt werden und<br />

ist an Voraussetzungen wie Zuverlässigkeit<br />

und finanzielle sowie operative Leistungsfähigkeit<br />

gebunden“, erklärt AEB-<br />

Experte Hartinger das weitere Vorgehen.<br />

Der einschneidendste Schritt erfolgt jedoch<br />

dann, wenn ab 1.1.2026 für die importierten<br />

Waren ein CO 2 -Preis zu bezahlen<br />

sein wird. Die CBAM-Anmelder müssen<br />

dann Zertifikate für die mit der Herstellung<br />

der importierten Waren verbundenen<br />

Treibhausgasemissionen erwerben. Im<br />

Laufe der Zeit werden Anzahl und Preis der<br />

benötigten Zertifikate wohl immer weiter<br />

angehoben. „Je nach Importvolumen werden<br />

die Zertifikate zu einem relevanten<br />

Kostenfaktor und die Entscheidung, wann<br />

in welchem Umfang Zertifikate erworben<br />

werden sollen, zu einer interessanten Aufgabe“,<br />

so Hartingers Einschätzung.<br />

Zwar wird im Echtbetrieb ab 2026 aus<br />

dem quartalsweisen Bericht eine jährliche<br />

Erklärung, ansonsten werden die Herausforderungen<br />

aber nicht weniger. So soll<br />

etwa der von CBAM betroffene Warenkreis<br />

um Polymere, also Kunststoffe, erweitert<br />

werden.<br />

Ob der CO 2 -Grenzausgleich langfristig zu<br />

Strategiewechseln in den Unternehmen<br />

führen wird, ist ungewiss. Der vermehrte<br />

Import von verarbeiteten Waren, die nicht<br />

CBAM-relevant sind, oder das Verlagern<br />

der Produktion ins Nicht-EU-Ausland –<br />

beides sind Optionen. Beide dürften der<br />

Europäischen Union allerdings wenig gefallen,<br />

denn sie wollte eigentlich Anreize<br />

zur Dekarbonisierung auch außerhalb ihrer<br />

Grenzen schaffen.<br />

Anja Falkenstein,<br />

Rechtsanwältin,<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 27


» MANAGEMENT<br />

Einkaufssteuerung und Einkaufscontrolling mit WebCIS AI<br />

Potentiale zur Analyse und Effizienzsteigerung<br />

von KI-Werkzeugen<br />

Jeder Bereich des privaten und öffentlichen Lebens wird derzeit auf seine KI-Tauglichkeit<br />

untersucht. Wen wundert es, dass „künstliche Intelligenz“ als umfassender<br />

Heilsbringer angepriesen wird. Befeuert durch die beeindruckenden Möglichkeiten<br />

von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, begegnen einem je nach Gesprächspartner<br />

eine Mischung aus diffuser Angst und absurder Erwartungshaltung.<br />

Werner Güntner, Geschäftsführer der SoftconCIS GmbH und Experte für Einkaufs -<br />

controlling, hat sich aus Sicht des Einkaufscontrollings mit dem Thema beschäftigt<br />

und gibt Antworten.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Erwartung<br />

zur Unterstützung der strategischen<br />

Einkaufssteuerung durch KI ist<br />

angebracht?<br />

Werner Güntner: Vieles von dem, was<br />

derzeit als KI bezeichnet wird, basiert tatsächlich<br />

auf regelbasierter Programmierung,<br />

bei der Daten durch Softwareregeln<br />

verarbeitet werden, um Ergebnisse zu erzielen.<br />

Künstliche Intelligenz hingegen<br />

kommt zum Einsatz, wenn bisher keine<br />

klaren Regeln bekannt sind. Trotz der<br />

Vielzahl an verfügbaren Daten bleibt oft<br />

unklar, wie der Dateninput mit<br />

dem Ergebnis zusammenhängt.<br />

Die Idee hinter KI-Modellen<br />

besteht darin, bekannte<br />

Ergebnisse so lange aus einem<br />

Dateninput zu simulieren, bis<br />

das trainierte Modell in der<br />

Lage ist, selbstständig Entscheidungen<br />

zu treffen. Zum<br />

Beispiel generiert ein Sprachmodell wie<br />

ein LLM seine Antworten basierend auf<br />

den eingespeisten Massedaten. Was sich<br />

zunächst unglaublich gut liest, beruht<br />

letztendlich auf statistischen Zusammenhängen,<br />

die mit Schlagwörtern verknüpft<br />

sind.<br />

Ergeben sich durch KI neue Potentiale<br />

zur Verbesserung der Einkaufssteuerung?<br />

In Fällen, in denen themenbezogene Massendaten<br />

verfügbar sind, die das Training<br />

eines Modells ermöglichen, kann der Einsatz<br />

von KI für das Einkaufscontrolling<br />

und die Einkaufssteuerung neue Ideen<br />

und eine erweiterte Sichtweise bringen,<br />

bei erheblicher Zeitersparnis.<br />

Welche Einkaufsthemen sind vorstellbar?<br />

Der Einsatz eines KI-Modells ist besonders<br />

geeignet für die maschinelle Überprüfung<br />

und Verbesserung der Warengruppenzuordnung,<br />

da die manuelle Kategorisierung<br />

meist unzureichend ist. Zunächst<br />

ist es jedoch notwendig, das KI-<br />

»KI-Modelle simulieren die<br />

Merkmale, die den Preis beeinflussen,<br />

bis mathematische Muster<br />

erkennbar werden.«<br />

Modell anhand eines Trainingsmodells<br />

mit möglichst genauen Warengruppenzuordnungen<br />

zu trainieren, das auf geeigneten<br />

Materialstammdaten basiert. Je präziser<br />

und somit aussagekräftiger dieses<br />

Lernmodell ist, desto erfolgreicher wird<br />

die KI bei der Überprüfung und bei künftigen<br />

automatischen Zuordnungsempfehlungen<br />

sein. Unsere Untersuchungen in<br />

den WebCIS-Modulen haben gezeigt,<br />

dass automatische Zuordnungen und Korrekturempfehlungen<br />

mit einem Qualitätsscore<br />

von über 75 Prozent möglich sind.<br />

Wie können KI-basierte Preisbenchmarks<br />

und Nachverhandlungsempfehlungen<br />

dazu beitragen, das Nachverhandlungspotenzial<br />

bei Warengruppen<br />

und Lieferanten zu identifizieren?<br />

Durch die Verbesserung der Qualität können<br />

homogenere Cluster gebildet werden,<br />

was zu präziseren Preisbenchmarks sowohl<br />

innerhalb der Warengruppen als<br />

auch im Vergleich zu externen Preisindizes<br />

führt. Die klassische Frage eines Einkaufsleiters<br />

„In welchen Warengruppen<br />

und bei welchen Lieferanten besteht<br />

Nachverhandlungspotential?“,<br />

kann nun maschinell überprüft<br />

werden.<br />

Wie unterstützen Ähnlichkeitsanalysen<br />

den Einkauf?<br />

Ähnlichkeitsanalysen helfen<br />

dabei, technisch vergleichbare<br />

Teile zu identifizieren. Das Ziel<br />

ist, überflüssige Vielfalt zu reduzieren und<br />

unbegründete Preisunterschiede aufzuzeigen.<br />

Mithilfe von KI werden sogenannte<br />

Similarityscores aus den technischen<br />

Merkmalen der Materialbeschreibungen<br />

erstellt. Diese Werte zeigen, wie ähnlich<br />

sich Materialien sind und liefern hilfreiche<br />

und aussagekräftige Handlungsideen<br />

für Entscheidungen im Einkauf.<br />

Wie kann KI bei Preisforderungen von<br />

Lieferanten helfen?<br />

So alt wie der Einkauf selbst ist die Frage,<br />

28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Mit WebCIS 4.0 bietet das von Werner Güntner gegründete Unternehmen SoftconCIS eine umfassende und intelligente Informationsplattform für eine<br />

professionelle und effiziente Einkaufssteuerung.<br />

Bild: SoftconCIS<br />

inwieweit Preise und Preisveränderungsforderungen<br />

von Lieferanten marktgerecht<br />

sind. Cost-Break-Down gilt als gängige<br />

Vorgehensweise zur Preisbewertung.<br />

Er wird auch Kostenstrukturanalyse genannt<br />

und ist eine detaillierte Aufschlüsselung<br />

der Kostenbestandteile eines Produkts<br />

oder einer Dienstleistung. Doch<br />

könnten nicht auch KI-gestützte Musteranalysen<br />

hilfreich sein? Preisbestandteile<br />

sind Features eines Produktes, die mit unterschiedlicher<br />

Gewichtung einen Gesamtpreis<br />

ausmachen.<br />

Aber wie genau trägt jedes Feature zum<br />

Preis bei?<br />

KI-Modelle simulieren die Merkmale, die<br />

den Preis beeinflussen, bis mathematische<br />

Muster erkennbar werden. Diese<br />

multivariaten Regressionen basieren eher<br />

auf statistischen Zusammenhängen als<br />

auf technischen Wirkungsweisen und bieten<br />

den Vorteil, dass sie automatisch und<br />

schnell Erkenntnisse liefern. Allerdings<br />

sind sie, wie alle KI-Anwendungen, von<br />

der Qualität des zugrundeliegenden Lernmodells<br />

abhängig.<br />

Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten<br />

in der Lieferkette sehen Sie noch?<br />

Was bei Banken und Versicherungen längst<br />

zum Alltag gehört – nämlich die Kreditwürdigkeit<br />

und Risikoeinschätzung von Darlehensnehmern<br />

mit Hilfe von KI-Modellen<br />

einzuordnen –, sollte auch im Einkauf als<br />

zusätzliche Vorgehensweise in Betracht gezogen<br />

werden. Ein Einkauf verfügt über<br />

ausreichende Features – Kriterien der Lieferantenbewertung,<br />

externe Scores, Auditergebnisse,<br />

Länderscores, Warengruppenbenchmarks,<br />

Preisindices, Sourcing-Informationen<br />

usw. –, um ein Lernmodel zu versorgen,<br />

das Warnhinweise zur Lieferkette<br />

aufzeigt. Ergänzend zu einer analytischen<br />

Risikobewertung mit gewichteten Einflussgrößen,<br />

können so drohende Probleme in<br />

der Lieferkette frühzeitig erkannt werden.<br />

Was sagen Sie zum Einsatz von WebCIS/<br />

LLM bzw. Chatbot-Prompting für opti-<br />

male Argumentationsvorschläge?<br />

Ein so umfangreiches Informationssystem<br />

wie WebCIS AI bietet vielseitige Funktionen<br />

für Auswertungen, Berichte und<br />

Dashboards, die speziell auf die Bedürfnisse<br />

des Einkaufs zugeschnitten sind. Mit<br />

den strukturierten Dashboards, individuell<br />

anpassbaren Favoriten und spontan erstellbaren<br />

Berichten (On-the-fly-Reports)<br />

lassen sich nahezu alle Fragen im Einkaufsbereich<br />

beantworten. Die Königsfrage<br />

ist jedoch, welches Feature für eine<br />

spezifische Fragestellung am besten geeignet<br />

ist. Die Integration eines Large<br />

Language Models (LLM) in die WebCIS-<br />

Oberfläche ermöglicht es, durch gezieltes<br />

Prompting passende Vorschläge zu erhalten.<br />

Eine erweiterte Form der Analyse<br />

kann auch Filter an die entsprechenden<br />

Funktionen weitergeben. Der Vorteil für<br />

den User liegt in der höheren Informationsvielfalt<br />

und -tiefe bei gleichzeitiger<br />

Vereinfachung der Bedienung, da Fließtexte<br />

intelligent aufbereitet werden.<br />

Sabine Schulz-Rohde.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 29


» MANAGEMENT<br />

Datenschutz und Datensicherheit in der Cloud<br />

Schutz essenzieller Daten: Die<br />

Rolle der Datenklassifizierung<br />

Bei der digitalen Zusammenarbeit über die Cloud ist es auch für Einkaufsteams<br />

entscheidend, sensible Daten durch geeignete Maßnahmen vor unberechtigtem<br />

Zugriff zu schützen. Dieser Artikel beleuchtet, wie die Klassifizierung von Daten<br />

zum Schutz dieser Informationen beiträgt.<br />

Immer mehr Unternehmen leiden unter Datenlecks, Ransomware und anderen digitalen<br />

Angriffen. Diese Attacken können immense finanzielle, operative und reputative<br />

Schäden verursachen. Daher gewinnen sichere Cloud-Lösungen an Bedeutung.<br />

Die Digitalisierung hat es ermöglicht,<br />

Einkaufsdaten schneller als je zuvor<br />

zu erfassen und zu analysieren, was Unternehmen<br />

einen erheblichen Vorteil verschaffen<br />

kann. Allerdings wächst mit der Datenmenge<br />

auch die Herausforderung, diese effektiv<br />

zu verwalten und zu schützen.<br />

Während einige Informationen in der Einkaufsabteilung<br />

ohne Bedenken veröffentlicht<br />

werden können, wie allgemeine<br />

Marktanalysen oder Produktbeschreibungen,<br />

gibt es andere, deren Offenlegung<br />

oder Verlust gravierende Auswirkungen<br />

haben könnte. Dazu zählen etwa exklusi-<br />

Bild: dvoinik/stock.adobe.com<br />

ve Einkaufskonditionen oder unveröffentlichte<br />

Produktentwicklungen. Die Sensibilität<br />

dieser Informationen erfordert umfassende<br />

Sicherheitsmaßnahmen. Eine effektive<br />

Datenklassifizierung hilft Einkaufsteams,<br />

die Bedeutung von Informationen<br />

zu bewerten und entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Doch<br />

was bedeutet „Datenklassifizierung“?<br />

Die Datenklassifizierung ist ein fortlaufender<br />

Prozess, durch den Informationen<br />

nach ihrer Vertraulichkeit kategorisiert<br />

werden. Dies ist entscheidend, um festzulegen,<br />

welche Teammitglieder oder externen<br />

Partner Zugang zu spezifischen Daten<br />

erhalten und wie diese Informationen<br />

während der Bearbeitung, Speicherung<br />

und Übermittlung zu schützen sind. Außerdem<br />

lassen sich durch die Datenklassifizierung<br />

potenzielle Schwachstellen im<br />

Sicherheitssystem aufdecken, was die<br />

Identifikation und Abwehr möglicher Risiken<br />

erleichtert.<br />

Denn auf Basis dieser Einteilung lassen<br />

sich passende Zugriffsbeschränkungen<br />

und Überwachungsmethoden für jede Datenkategorie<br />

festlegen. Das vereinfacht<br />

nicht nur Handhabung von Informationen,<br />

sondern stärkt auch das Risikomanagement<br />

innerhalb der Einkaufsabteilung.<br />

Darüber hinaus ist die Datenklassifizierung<br />

essenziell, um die Transparenz zu<br />

wahren und die Compliance im <strong>Beschaffung</strong>swesen<br />

sicherzustellen.<br />

Die vier Sicherheitsstufen<br />

der Datenklassifizierung<br />

Die Klassifizierung von Daten folgt in der<br />

Regel vier Sicherheitsstufen:<br />

1. Frei zugängliche Daten: Diese sind<br />

allgemein zugänglich und beinhalten keine<br />

sensiblen Informationen. Beispiele<br />

hierfür sind Werbematerialien oder Produktkataloge.<br />

2. Eingeschränkt zugängliche Daten:<br />

Solche Informationen sind ausschließlich<br />

für das interne Team bestimmt und dürfen<br />

nicht öffentlich gemacht werden.<br />

Dazu gehören interne Kommunikation,<br />

Listen von Lieferanten oder Details zu<br />

<strong>Beschaffung</strong>sstrategien.<br />

3. Vertrauliche Daten: Diese Kategorie<br />

umfasst Daten, die nur einem ausgewählten<br />

Personenkreis zugänglich sein dürfen,<br />

30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Sichere Cloud-Speicherlösungen<br />

wie bestimmten Mitarbeitern oder autorisierten<br />

Partnern. Beispiele sind detaillierte<br />

Preislisten und Vertragskonditionen.<br />

4. Streng vertrauliche Daten: Zu dieser<br />

höchsten Stufe der Vertraulichkeit zählen<br />

Daten, deren Offenlegung das Unternehmen<br />

oder seine Geschäftsbeziehungen<br />

ernsthaft schädigen könnte. Hierzu zählen<br />

beispielsweise exklusive Verhandlungsdetails.<br />

Zugang zu diesen Informationen<br />

haben nur besonders autorisierte<br />

Personen.<br />

Dies macht deutlich, dass unsichere<br />

Cloud-Dienste oder E-Mails im Einkauf<br />

nicht immer das geeignete Kommunikationsmittel<br />

sind. Vielmehr kommt es auf<br />

den Informationsgehalt und das damit<br />

verbundene Risiko für das Unternehmen<br />

an, ob E-Mail & Co. angemessenen<br />

Schutz der Daten bieten oder weitere<br />

Vorkehrungen zu treffen sind.<br />

Vielschichtiger Schutz für<br />

sensible Daten<br />

Von der aktiven Verarbeitung sensibler Informationen<br />

bis hin zu ihrer Übertragung<br />

– jede Phase birgt besondere Risiken und<br />

Mit Fokus auf Datenschutz:<br />

Idgard: hochsichere Cloud-<br />

Dienste & virtuelle Datenräume<br />

vom TÜV Süd<br />

Tresorit: Schweizer Unternehmen,<br />

das Zero-Knowledge-Verschlüsselung<br />

und DSGVO-Konformität<br />

anbietet.<br />

ProtonDrive: Schweizer Unternehmen<br />

mit Fokus auf Sicherheit<br />

und Privatsphäre.<br />

Sync.com: Kanadisches Unternehmen<br />

mit Zero-Knowledge-<br />

Verschlüsselung und Open-<br />

Source-Code.<br />

SpiderOak: US-amerikanisches<br />

Unternehmen mit Zero-Know -<br />

ledge-Verschlüsselung und<br />

Open-Source-Code.<br />

Boxcryptor: Deutsches Unternehmen<br />

mit Zero-Knowledge-<br />

Verschlüsselung für<br />

verschiedene Cloud-Anbieter.<br />

Mit Fokus auf deutsche<br />

Compliance :<br />

IONOS Cloud: Deutsches Unternehmen<br />

mit deutschem Rechenzentrum<br />

und TÜV-Zertifizierung.<br />

PlusServer Cloud: Deutsches<br />

Unternehmen mit deutschem<br />

Rechenzentrum und DSGVO-<br />

Konformität.<br />

Open Telekom Cloud: Deutsche<br />

Telekom-Tochter mit deutschem<br />

Rechenzentrum und ISO/IEC<br />

27001-Zertifizierung.<br />

(Redaktionelle Auswahl erhebt<br />

keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)<br />

Herausforderungen, für die es ebenfalls<br />

unterschiedliche Schutzmechanismen<br />

gibt.<br />

1. Verschlüsselte Datenübertragung:<br />

Die Verschlüsselung der Daten während<br />

der Übertragung („Data in Transit“) verhindert,<br />

dass sensible <strong>Beschaffung</strong>sinformationen<br />

von Unbefugten eingesehen<br />

oder abgefangen werden können.<br />

2. Verschlüsselte Speicherung: Um Daten<br />

im Ruhezustand („Data at Rest“) zu<br />

schützen, ist ihre Verschlüsselung unerlässlich.<br />

Besonders sicher ist es, wenn jede<br />

Datei individuell verschlüsselt wird.<br />

Selbst bei Zugriff auf die Daten wäre es<br />

für Unbefugte äußerst aufwendig, jede<br />

Datei separat zu entschlüsseln.<br />

3. Versiegelte Verwaltung: Die versiegelte<br />

Verwaltung dient dem Schutz der<br />

Daten während der Verarbeitung („Data in<br />

Use“). Hier greifen mehrere Mechanismen<br />

ineinander:<br />

• Beim Systemstart wird die Hardware<br />

auf Integrität überprüft, um sicherzustellen,<br />

dass nur vertrauenswürdige<br />

Komponenten verwendet werden.<br />

• Es gibt keinen Key Ring oder Master<br />

Key, mit dem sämtliche Daten entschlüsselt<br />

werden können. Zugriffsrechte<br />

sind individuell geregelt.<br />

• Ein individuelles Tracking findet nicht<br />

statt.<br />

4. Versiegelte Verarbeitung: Die versiegelte<br />

Verarbeitung dient ebenfalls dem<br />

Schutz der Daten während der Verarbeitung.<br />

Dafür werden mehrere Vorkehrungen<br />

getroffen:<br />

• Sowohl Serviceanbieter als auch Administratoren<br />

sind von den Daten ausgeschlossen,<br />

was hard- und softwareseitig<br />

sichergestellt wird.<br />

• Bei Anzeichen eines Sicherheitsvorfalls<br />

fährt das System automatisch herunter.<br />

• Beim Abschalten des Systems werden<br />

alle Daten unwiderruflich von den<br />

flüchtigen Speichern gelöscht.<br />

• Die Sicherheit der verwendeten Software-Komponenten<br />

wird bereits beim<br />

Systemstart gewährleistet, um Manipulationen<br />

zu unterbinden.<br />

Eine gezielte Datenklassifizierung ist fundamental<br />

für die Absicherung kritischer<br />

Einkaufs- und <strong>Beschaffung</strong>sinformationen.<br />

Sie ermöglicht die gezielte Implementierung<br />

von Schutzmaßnahmen, um<br />

die Sicherheit unternehmenskritischer<br />

Daten zu gewährleisten. Eine Klassifizierung<br />

allein bietet zwar keinen Schutz vor<br />

Cyberangriffen und löst auch nicht jede<br />

rechtliche Herausforderung, sie ist jedoch<br />

eine gute Grundlage für eine robuste Datensicherheitsstrategie.<br />

Eine sorgfältige<br />

Kategorisierung von Informationen ist somit<br />

ein Muss für jede Organisation, die<br />

den Schutz ihrer geschäftskritischen Daten<br />

ernst nimmt.<br />

Bild: Uniscon<br />

Andreas Dirscherl<br />

Director Cloud<br />

Operations, TÜV-Süd-<br />

Tochter Uniscon GmbH<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 31


» MANAGEMENT<br />

EU Deforestation Regulation<br />

Entwaldungsfreie Lieferkette:<br />

Was man beachten muss<br />

Mit ihrer Entwaldungsverordnung geht die Europäische Union in Sachen Nach -<br />

haltigkeit einen weiteren wichtigen Schritt. Die EU Deforestation Regulation (EUDR)<br />

soll helfen, die Wälder weltweit besser zu schützen. <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf<br />

von Unternehmen müssen nun ermitteln, inwieweit ihre bezogenen Rohstoffe oder<br />

Produkte von der Verordnung betroffen sind und entsprechend handeln.<br />

Die FAO schätzt, dass<br />

zwischen 1990 und<br />

2020 weltweit eine<br />

Waldfläche von 420<br />

Millionen Hektar verloren<br />

gegangen ist,<br />

was größer ist als die<br />

gesamte Europäische<br />

Union. Im Bild: Abholzung<br />

der einheimischen<br />

Bäume des Atlantischen<br />

Regenwaldes<br />

für den Bau einer<br />

Straße in der Stadt Ilheus<br />

im Süden Bahias.<br />

Bild: Joa Souza/stock.adobe.com<br />

Die Wälder spielen eine wichtige Rolle<br />

für den Luft- und Wasserkreislauf<br />

und tragen zur Stabilisierung des Klimas<br />

bei. Doch nicht überall geht es ihnen gut,<br />

wie eine Bestandsaufnahme zeigt: Die Ernährungs-<br />

und Landwirtschaftsorganisation<br />

der Vereinten Nationen (FAO) schätzt,<br />

dass zwischen 1990 und 2020 weltweit<br />

420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen<br />

sind – eine Fläche größer als die<br />

Europäische Union. Zehn Millionen Hektar<br />

der globalen Waldfläche werden jedes<br />

weitere Jahr vernichtet, wovon allein 90<br />

Prozent auf die Ausweitung der Landwirtschaft<br />

zurückzuführen sind. Viele landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse, die mit der<br />

Entwaldung in Verbindung stehen, wurden<br />

in den letzten Jahren auch in die EU eingeführt<br />

und dort verbraucht. So landete<br />

zwischen 1990 und 2008 ein Drittel aller<br />

Agrarprodukte, die mit der Entwaldung in<br />

Verbindung stehen, in der EU. Dazu zählen<br />

neben Holz insbesondere Kaffee, Kakao<br />

oder Palmöl. Unter anderem aus diesem<br />

Grund hat die EU die European Deforestation<br />

Regulation (EUDR) auf den Weg gebracht.<br />

Die EU-Verordnung ist bereits im<br />

Juni 2023 in Kraft getreten und verpflichtet<br />

Unternehmen dazu, ihren Anteil an der<br />

globalen Entwaldung zu eliminieren.<br />

Demnach dürfen nur Rohstoffe und Produkte<br />

in die EU ein- und ausgeführt oder<br />

auf dem EU-Markt bereitgestellt werden,<br />

wenn diese weder mit Entwaldung noch<br />

Waldschädigung in Verbindung stehen.<br />

Die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien<br />

Lieferketten sieht verschiedene Sorgfaltspflichten<br />

für Unternehmen vor. Dazu gehören<br />

etwa die Einhaltung lokaler Gesetze,<br />

der Nachweis von Herkunftsflächen –<br />

Stichwort Geolokalisierung – oder die Sicherstellung<br />

der Entwaldungsfreiheit. Das<br />

Ziel: Die globale Entwaldung einzudämmen<br />

und die „grünen Lungen“ der Erde<br />

besser zu schützen.<br />

Ausschlaggebend für die EUDR-Konformität<br />

ist dabei der sogenannte „Bewaldungs-Status“<br />

von Erzeugungsflächen<br />

zum Stichtag 31. Dezember 2020. Das<br />

heißt: Unternehmen müssen entlang ihrer<br />

Lieferkette sicherstellen und nachweisen,<br />

32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Checkliste<br />

• Gibt es Produktgruppen<br />

oder Rohstoffe in der Wertschöpfungskette,<br />

die von<br />

der EUDR betroffen sind?<br />

• Lassen sich die beschafften<br />

Rohstoffe bis zum Erzeugungspunkt<br />

zurückverfolgen?<br />

• Ist klar, dass bei der Erzeugung<br />

alle lokalen Gesetze<br />

berücksichtigt wurden?<br />

• Kann der Einkauf bei bestimmten<br />

Rohstoffen oder<br />

Erzeugnissen stichhaltig<br />

nachvollziehen, dass deren<br />

Erzeugung nicht zu Entwaldung<br />

oder Waldschädigung<br />

beigetragen hat?<br />

dass die von ihnen bezogenen Produkte<br />

oder Rohstoffe nicht von Flächen stammen,<br />

die nach dem 31. Dezember 2020<br />

abgeholzt oder abgebaut worden sind.<br />

Ist der Kaffee am Morgen<br />

entwaldungsfrei?<br />

Um den geforderten Sorgfaltspflichten<br />

nachzukommen, ist Transparenz und<br />

Nachvollziehbarkeit entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette entscheidend.<br />

Für <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf gilt es, umfassende<br />

Informationen zu sammeln und<br />

Rohstoffe oder Produkte bis zu ihrem Ursprungsort<br />

zurückzuverfolgen. Durch die<br />

Analyse dieser Daten lassen sich Risiken<br />

identifizieren und bewerten. Dabei müssen<br />

neben illegaler Entwaldung und<br />

Waldschädigung auch Aspekte wie die<br />

Wahrung der Menschenrechte, sowie der<br />

Lebensgrundlage und Rechte von indigenen<br />

Völkern berücksichtigt werden. Zudem<br />

muss gewährleistet sein, dass es im<br />

eigenen Portfolio nicht zu einer Vermischung<br />

mit Erzeugnissen kommt, die<br />

nicht EUDR-konform sind. Auf Basis der<br />

ermittelten Ergebnisse und Risikobewertungen<br />

müssen Unternehmen – bevor sie<br />

Rohstoffe oder Produkte in den Verkehr<br />

bringen – eine Sorgfaltserklärung abgeben<br />

und Verantwortung für die EUDR-<br />

Konformität übernehmen.<br />

Die Zeit wird knapp:<br />

Umsetzung bis Ende 2024<br />

Für <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf muss einerseits<br />

klar sein, inwieweit bezogene Rohstoffe<br />

oder Produkte von der EUDR betroffen<br />

sind. Andererseits müssen sie<br />

auch die Rolle ihres Unternehmens kennen<br />

und wissen, ob es als Inverkehrbringer<br />

oder Händler von relevanten Rohstoffen<br />

– darunter Kaffee, Kakao, Rinder,<br />

Palmöl, Soja, Kautschuk und Holz – und<br />

den daraus hergestellten Erzeugnissen in<br />

der Europäischen Union agiert. Zu letzteren<br />

zählen mehr als 800 Produktgruppen,<br />

die in der EU in Umlauf gebracht werden.<br />

Unter die Anforderungen fallen beispielsweise<br />

Folgeprodukte wie Lederwaren,<br />

Reifen, Dichtungen, Schokolade, Röstkaffee,<br />

Glycerin, Sojaöl, Sperrholz, Möbel<br />

und diverse Papier- und Printprodukte.<br />

Der Zeitrahmen für die Umsetzung des<br />

EUDR ist sportlich. Größere Unternehmen<br />

in der EU müssen die Verordnung ab dem<br />

30. Dezember 2024 anwenden. Nach dem<br />

30. Juni 2025 ist die Anwendung dann<br />

auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) verpflichtend. Hinzu kommt: Die<br />

betroffenen Unternehmen müssen ihre zur<br />

Erfüllung der Sorgfaltspflicht eingeführten<br />

Maßnahmen oder Verfahren mindestens<br />

jährlich überprüfen und öffentlich<br />

berichten. Außerdem plant die EU, künftig<br />

eine Folgenabschätzung sowie einen Erweiterungsvorschlag<br />

vorzulegen.<br />

Bild: PwC<br />

Florian Pütz<br />

Senior Manager, Experte für<br />

entwaldungsfreie Lieferketten<br />

im Bereich Nachhaltigkeits -<br />

beratung, PwC Deutschland<br />

Bis Ende des Jahres haben größere Unternehmen<br />

noch Zeit, die eigene Wertschöpfungskette<br />

zu überprüfen und die von der<br />

EUDR geforderten Pflichten umzusetzen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> und Einkauf sollten die<br />

nächsten Monate zur intensiven Vorbereitung<br />

nutzen, denn Verstöße gegen die<br />

EUDR können drastische Folgen nach sich<br />

ziehen. Neben Imageschäden drohen<br />

Bußgelder von über vier Prozent des Jahresumsatzes.<br />

Darüber hinaus dürfen Rohstoffe<br />

und Erzeugnisse, die gegen die Verordnung<br />

verstoßen, nicht in Verkehr gebracht<br />

werden, Handel oder Ausfuhr sind<br />

untersagt. Auch ein vorübergehender<br />

Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen<br />

und die Erstattung des finanziellen<br />

Aufwands der Behörden sind möglich.<br />

Entwaldungsverordnung<br />

als Chance nutzen<br />

Die gute Nachricht: Unternehmen, die das<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LkSG) erfüllen oder sich bereits mit der<br />

geplanten Corporate Sustainability Due<br />

Diligence Directive (CSDDD) der EU beschäftigt<br />

haben, sind klar im Vorteil. Sie<br />

können das eigene <strong>Beschaffung</strong>s- und<br />

Produktportfolio jetzt weitergehend analysieren<br />

und etwaige Lücken in der Datenlage<br />

identifizieren. So erhöhen sie die<br />

Transparenz und Datenverfügbarkeit in<br />

ihrer Lieferkette und können die neuen<br />

Anforderungen der EUDR effizienter umsetzen.<br />

Dies macht es ihnen zugleich auch<br />

einfacher, Risiken und Chancen in der eigenen<br />

Wertschöpfungskette zu erkennen<br />

und diesen proaktiv zu begegnen.<br />

Bild: PwC<br />

Andreas Feiner<br />

Partner und Experte für entwaldungsfreie<br />

Lieferketten im<br />

Bereich Nachhaltigkeits -<br />

beratung, PwC Deutschland<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 33


Mit KI-Methoden kann das enorme Potenzial interner und externer Datenquellen genutzt werden. Der Grad der Datenreife ist dabei von<br />

entscheidender Bedeutung. Wenn keine geeignete Datenbasis vorhanden ist, dann gibt es auch keine erfolgreiche KI-Umsetzung.<br />

Bild: Darko/stock.adobe.com<br />

Praxisbeispiele für KI-Anwendungen in Unternehmen<br />

Reif für KI? Auf die Daten<br />

kommt es an<br />

Über den Erfolg von KI-Projekten entscheiden die Daten. Ein zentrales Gütekriterium<br />

ist dabei deren Reifegrad. Abhängig davon sind unterschiedliche KI-Methoden nutzbar,<br />

die Unternehmen verschiedene Möglichkeiten bieten: von einfachen Datenstrukturanalysen<br />

über die Erstellung von Prognosen bis hin zur vollständigen Automatisierung<br />

komplexer Prozesse. Eine Datenstrategie bildet die Basis für das Erreichen eines<br />

hohen Reifegrades und damit auch für den Erfolg von KI-Projekten.<br />

In der Vergangenheit haben KI-Systeme<br />

vor allem mit Algorithmen gearbeitet,<br />

Expertensysteme sind dafür ein Beispiel.<br />

Algorithmen sind deterministisch strukturiert,<br />

vergleichbar mit fest verdrahteten<br />

Lösungswegen. Inzwischen steht in der KI<br />

aber die datengetriebene Verarbeitung im<br />

Vordergrund. Auf Basis von Neuronalen<br />

Netzen, Deep Learning oder Reinforcement<br />

Learning können so algorithmische<br />

Herausforderungen und Limitierungen<br />

bewältigt werden.<br />

Datengetriebene Verarbeitungsprozesse<br />

setzen zunächst voraus, dass Daten in<br />

entsprechender Quantität und Qualität<br />

vorhanden sind. Je höher dabei der Reifegrad<br />

der Daten ist, desto größer ist auch<br />

der Mehrwert von KI-Systemen. Eine Erhöhung<br />

des Daten-Reifegrads erfolgt ty-<br />

pischerweise in den Stufen Datenauswahl,<br />

Datenbereinigung und -verbesserung,<br />

Daten-Labeling und Datenaufbereitung<br />

für die Entwicklung von Reinforcement-Learning-Modellen.<br />

Beim Labeling<br />

werden Daten Zielwerte zugeordnet, also<br />

etwa einem Bild eine bestimmte Kategorie<br />

oder einer Stimmsequenz ein Gefühl.<br />

Das Reinforcement-Learning zielt darauf<br />

ab, auf Basis eines Belohnungssystems intelligente<br />

Agenten zu trainieren und für<br />

komplexe Entscheidungssituationen einzusetzen.<br />

Dabei können über sogenannte<br />

Monte-Carlo-Simulationen neue Entscheidungssituationen<br />

maschinell erzeugt<br />

und für ein erweitertes Training der Agenten<br />

genutzt werden, damit sie besser und<br />

sicherer in der Lösung komplexer Aufgaben<br />

werden.<br />

Ein klassisches Beispiel für die Nutzung<br />

großer Datenmengen und moderner KI-<br />

Lernmethoden wie Reinforcement Learning<br />

ist die AlphaGO-Entwicklung von<br />

Google. Es war das erste System, das<br />

professionelle Spieler des chinesischen<br />

Brettspiels Go schlagen konnte. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass Go aufgrund<br />

der Brettgröße und der höheren Anzahl<br />

möglicher Spielzüge eine deutlich größere<br />

Komplexität als etwa Schach aufweist.<br />

Folglich musste Google auch extrem<br />

viel Zeit und Geld in die Entwicklung<br />

der Datenbasis stecken. Ausgehend<br />

von dieser Datenbasis lies Google für die<br />

Entwicklung der neuen Version AlphaGO<br />

Zero zwei Go-Agenten immer wieder<br />

gegeneinander spielen, um deren Fähigkeiten<br />

zu verbessern. Relativ schnell war<br />

34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


MANAGEMENT «<br />

der AlphaGO Zero Agent dem ursprünglichen<br />

AlphGO Agent bei Weitem überlegen.<br />

Für Unternehmen empfiehlt sich bei der<br />

Verbesserung der Datenreife unter Kostengesichtspunkten<br />

folgende Vorgehensweise:<br />

1. Systematische Erfassung der Daten.<br />

2. Einkauf von vortrainierten Modellen<br />

und/oder gelabelten Datensätzen.<br />

3. Aufbau eigener Ressourcen. Das Ergebnis<br />

dieses Prozesses sollten reife Daten<br />

sein, also Daten, mit denen man KI-Modelle<br />

trainieren kann – und zwar ohne<br />

weitere manuelle Tätigkeiten.<br />

KI-Verfahren im Überblick<br />

„Aus Daten lernen“ lautet somit die Aufgabe.<br />

Abhängig vom jeweiligen Grad der<br />

Datenreife kann ein Unternehmen unterschiedliche<br />

KI-Verfahren nutzen: vom Unsupervised<br />

Learning mit relativ unreifen<br />

Daten über das Supervised Learning mit<br />

gelabelten Daten bis hin zum Reinforcement<br />

Learning mit einem realistischen<br />

Bewertungssystem und einer Datenbasis,<br />

die durch Monte-Carlo-Simulationen zusätzlich<br />

angereichert werden.<br />

Im Hinblick auf die Unterschiede der einzelnen<br />

KI-Verfahren und den jeweiligen<br />

Reifegrad der Daten muss ein Unternehmen<br />

aber auch einen wesentlichen Aspekt<br />

berücksichtigen: Je höher der Reifegrad ist,<br />

desto höher sind die Kosten. Die Datenaufbereitung<br />

der Unsupervised-Learning-Verfahren<br />

wird in der Regel von Data Engineers<br />

und Data Scientists vollautomatisiert<br />

durchgeführt. Der Kostenaspekt spielt hierbei<br />

nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Kostenfrage Daten<br />

Abhängig davon, ob das Labeling der Supervised-Learning-Verfahren<br />

automatisch<br />

oder manuell ausgeführt werden muss,<br />

können die Kosten für die Datenaufbereitung<br />

hierfür signifikant steigen. Insbesondere<br />

auch dann, wenn für das Labeling<br />

Domain-Know-how erforderlich ist, wie<br />

zum Beispiel bei den Modellen zur<br />

Spracherkennung. Amazon und Co. mussten<br />

in den letzten Jahren für die Entwicklung<br />

ihrer Sprachassistenten sehr viele<br />

Sprachwissenschaftler einstellen. Die Datenaufbereitung<br />

für die Entwicklung eines<br />

Reinforcement-Agents ist in der Regel sehr<br />

aufwendig. Zum einen ist Domain-Knowhow<br />

erforderlich, um ein realistisches Bewertungssystem<br />

entwickeln zu können.<br />

Zum anderen können Handlungsalternativen<br />

oft nur manuell oder teilautomatisiert<br />

klassifiziert und bewertet werden. Beides<br />

sind Kostentreiber in der Datenaufbereitung.<br />

Ein Beispiel hierfür sind die Kosten<br />

eines Systems zum autonomen Fahren. Der<br />

eigentliche Kostentreiber ist nicht die Entwicklung<br />

des Systems selbst, sondern die<br />

Aufbereitung und Bereitstellung der dafür<br />

notwendigen Daten.<br />

KI-Nutzungsmöglichkeiten<br />

Doch wie korrespondiert der Reifegrad von<br />

Daten als Messgröße konkret mit realen<br />

KI-Anwendungsszenarien? Drei Beispiele<br />

aus der Fertigungs-, Versicherungs- und<br />

Finanzbranche zeigen die Unterschiede.<br />

1. Daten einer Produktionsstraße<br />

In der Produktionsstraße einer Fabrik fielen<br />

unterschiedliche Daten an. Dazu gehörten<br />

unter anderem Sensordaten der Maschinen,<br />

Daten aus der Wartung und Instandhaltung<br />

der Maschinen sowie Daten zur Auslastung,<br />

Kapazitätsplanung und zu Leerlaufphasen<br />

der Produktionsstraße. Zu Projektbeginn<br />

war der Reifegrad der Daten sehr gering, da<br />

zum Beispiel die Daten aus der Wartung<br />

und Instandhaltung nicht systematisch erfasst<br />

wurden und deswegen auch kein zeitlicher<br />

Zusammenhang zu den Sensordaten<br />

hergestellt werden konnte. Folglich konnten<br />

auch keine Predictive-Maintenance-<br />

Modelle entwickelt werden. CGI konzipierte<br />

für den Kunden eine langfristig angelegte<br />

Datenstrategie mit der Zielsetzung, einen<br />

möglichst hohen Reifegrad der Daten zu erzielen,<br />

um damit unter anderem auch Modelle<br />

für Predictive Maintenance entwickeln<br />

und implementieren und die Leerlaufzeiten<br />

optimieren zu können.<br />

2. Kundendaten einer Versicherung<br />

Zu den relevanten Kundendaten eines<br />

Versicherungsunternehmens gehörten demografische<br />

Daten, Vertragsdaten, die<br />

Kontakthistorie sowie Schadensmeldungen<br />

und -regulierungen. Bei einem geringen<br />

Reifegrad wurden lediglich operative<br />

Daten systematisch erfasst, nicht aber die<br />

Kontakthistorie oder das Kundenfeedback.<br />

Auch eine systematische Auswer-<br />

tung von Berichten, Bildern und Gutachten<br />

erfolgte nicht.<br />

Auch für diesen Kunden entwickelte CGI<br />

eine Datenstrategie mit der Zielsetzung,<br />

Daten aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />

systematisch erfassen<br />

und für KI-Anwendungen zusammenführen<br />

zu können. Darüber hinaus wurden<br />

Projekte für die Analyse und Bewertung<br />

der Schadensmeldungen sowie für die<br />

Auswertung der Berichte und Gutachten<br />

unter Nutzung von NLP-Methoden initiiert.<br />

Auf dieser Basis konnten effiziente<br />

Modelle zur Ermittlung von Betrugswahrscheinlichkeiten<br />

und zur Schätzung der<br />

Schadenshöhe entwickelt werden.<br />

3. Daten eines Anlageberaters<br />

Für den Anlageberater eines Finanzinstitutes<br />

waren neben den Kundendaten vor allem<br />

auch Daten zur gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung und Informationen zu den Angeboten<br />

im eigenen Portfolio von Relevanz.<br />

Bei Letzterem musste er die Geschäfts- und<br />

Kursentwicklung der Portfolio-Unternehmen<br />

sowie <strong>aktuell</strong>e Medienberichte kennen.<br />

Bei einem ursprünglich geringen Reifegrad<br />

war keine systematische Datenauswertung<br />

vorhanden, sodass der Berater bei<br />

seinen Aufgaben nicht optimal unterstützt<br />

wurde. Hier wurden im Rahmen eines NLP-<br />

Projektes Pressemitteilungen und -erwähnungen<br />

ausgewertet und in einen zeitlichen<br />

Zusammenhang mit der Kursentwicklung<br />

gebracht, sodass der Einfluss von Veröffentlichungen<br />

auf die Kursentwicklung<br />

modelliert werden konnte.<br />

Reifegrad entscheidet<br />

Insgesamt kann mit KI-Methoden das<br />

enorme Potenzial interner und externer<br />

Datenquellen genutzt werden. Der Grad<br />

der Datenreife ist dabei von entscheidender<br />

Bedeutung. Wenn keine geeignete Datenbasis<br />

vorhanden ist, dann gibt es auch<br />

keine erfolgreiche KI-Umsetzung. Welche<br />

Möglichkeiten ein KI-System dann letztlich<br />

konkret bietet, hängt immer vom Reifegrad<br />

der Daten ab – er ist und bleibt das<br />

ausschlaggebende Kriterium für die Antwort<br />

auf die Frage: Reif für KI?<br />

Dr. Uwe Müller, Executive Consultant<br />

Financial Services, Practice Manager<br />

for Big Data Analytics bei CGI.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 35


TITEL » Zulieferung<br />

Das Compact-Muon-Solenoid-<br />

Experiment (CMS) stellt einen<br />

Teilchen-Detektor am Large<br />

Hadron Collider (LHC) am CERN<br />

in der Schweiz dar.<br />

Bild: CERN<br />

Plattformen für die Bauteilbeschaffung<br />

Online-Fertigung:<br />

Zukunft einkaufen<br />

Der Einkauf muss dem Ruf nach einer agilen Fertigung durch die<br />

schnelle und zuverlässige <strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen folgen, hat aber<br />

mit Bremsklötzen zu kämpfen. Die konventionelle Lohnfertigung stößt<br />

hier mit ihren naturgemäß starren Strukturen an ihre Grenzen. Ein<br />

Strategiewechsel ist gefragt. In diesem Zuge rückt das Modell der<br />

Online- Fertigung immer stärker in den Fokus. Dies reduziert Abhängig -<br />

keiten und trägt zur Stärkung der Unternehmensresilienz bei.<br />

36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Die Herausforderungen im Procurement sind<br />

groß. Das gilt besonders für die <strong>Beschaffung</strong><br />

von Zeichnungsteilen, bei denen schnelle Verfügbarkeit<br />

bei gleichzeitig hoher Qualität von entscheidender<br />

Bedeutung ist. Die steigende Nachfrage nach<br />

maßgeschneiderten Produkten führt zusätzlich zu einem<br />

erhöhten Druck auf das <strong>Beschaffung</strong>swesen.<br />

Gerade in Krisenzeiten, wenn Lieferketten gestört<br />

sind, sind bei der konventionellen Lohnfertigung die<br />

Risiken von Lieferausfällen und -verzögerungen<br />

hoch. Diese Art der <strong>Beschaffung</strong> erweist sich für einige<br />

Herausforderungen der Zukunft als zu langsam<br />

und unflexibel. Das Modell der Online-Fertigung beziehungsweise<br />

digitaler <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

gewinnt daher für Einkäuferinnen und Einkäufer zunehmend<br />

an Bedeutung.<br />

Immer handlungsfähig – auch in<br />

Krisenzeiten<br />

Der <strong>Beschaffung</strong>sprozess, wie ihn der Online-Fertiger<br />

Facturee ermöglicht, basiert auf Digitalisierung, Automatisierung<br />

und Vernetzung. Hierbei wird durch<br />

ein umfangreiches Netzwerk ein breites Spektrum an<br />

Fertigungstechniken und Oberflächenbehandlungen<br />

gebündelt. Das führt dazu, dass der Online-Fertiger<br />

eigenen Angaben zufolge immer lieferfähig ist und<br />

somit für den Einkauf stabile <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

im Sinne der Resilienz gegeben sind.<br />

Am Beispiel Facturee wird deutlich: Auf Grund<br />

quasi unbegrenzter Fertigungskapazitäten kann der<br />

Online-Fertiger weitaus flexibler auf <strong>aktuell</strong>e Entwicklungen<br />

reagieren als einzelne Fertigungsbetriebe.<br />

Aufträge können gemäß den jeweiligen Anforderungen<br />

und Kapazitäten entsprechend verteilt<br />

oder bei Bedarf umgeschichtet werden. Dafür hat<br />

der Plattformbetreiber Zugriff auf ein Fertigungsnetzwerk<br />

mit über 2.000 Partnern aus nahezu allen<br />

Bereichen der Fertigungstechnik - darunter die<br />

CNC-Bearbeitung, Blechbearbeitung und additive<br />

Fertigung. So lassen sich Klein- und Großserienfertigungen<br />

durchführen, aber auch Projekte im Prototyping.<br />

Für jede <strong>Beschaffung</strong>sanforderung identifiziert<br />

Facturee KI-gestützt den am besten geeigneten Fertiger<br />

im Hinblick auf Qualität, Preis und Lieferzeit.<br />

Das nimmt Einkäufern die sonst oftmals aufwändige<br />

Lieferantensuche und -qualifizierung ab und reduziert<br />

die Komplexität. Das Unternehmen ist über die<br />

gesamte Dauer der Projektabwicklung alleiniger Vertrags-<br />

und Ansprechpartner und übernimmt dabei<br />

die volle Verantwortung für die Liefertreue sowie die<br />

Qualität der Teile. Einkäufer erhalten somit die<br />

schnelle, unkomplizierte <strong>Beschaffung</strong> von Zeichnungsteilen<br />

jeglicher Art aus einer Hand, verbunden<br />

mit Planungssicherheit und Entlastung in den sonst<br />

recht aufwändigen Prozessen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> für die Innovationen<br />

von morgen<br />

Die Online-Fertigung fördert also zum einen die Resilienz.<br />

Zum anderen ermöglicht sie die Umsetzung<br />

von Innovationen. Ein Beispiel: Ein Ingenieur tüftelt<br />

an einem innovativen und visionären Produkt, das die<br />

Zukunft verändern könnte. Doch für sein Vorhaben<br />

benötigt er ein maßgeschneidertes Bauteil, das noch<br />

nicht existiert. Er braucht also einen Lieferanten, der<br />

ihm dieses Bauteil passgenau, in guter Qualität herstellen<br />

und möglichst schnell und einfach zur Verfügung<br />

stellen kann. Facturee übernimmt für ihn die<br />

Suche und stellt schnell eine Lösung bereit, sodass<br />

die Innovation in kurzer Zeit auf den Weg gebracht<br />

werden kann.<br />

Bild: Facturee<br />

Ein Fertigungsnetzwerk<br />

mit über<br />

2000 Lieferanten<br />

steht bereit für die<br />

Produktion von<br />

Bauteilen , zum Beispiel<br />

für die Raumfahrt, das<br />

CERN, E- Bikes oder die<br />

Medizintechnik.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 37


TITEL » Zulieferung<br />

Für das CERN realisierte<br />

Facturee Stahlrohre<br />

und -platten mit insgesamt<br />

ca. 5 Tonnen<br />

Gewicht, die in einem<br />

physikalischen Experiment<br />

als Komponenten<br />

für die Neutronenabschirmung<br />

zum Einsatz<br />

kamen.<br />

Schneller und einfacher<br />

Bestellprozess<br />

Der Anfrageprozess bei dem Online-Fertiger ist teilautomatisiert<br />

und soll sich demzufolge schnell und<br />

einfach gestalten. Ein Request-Tool nimmt Anfragen<br />

mit wenigen Klicks auf und erfasst dabei alle vorhan-<br />

Bild: CERN<br />

denen Informationen, die zum Beispiel in Form von<br />

CAD-Daten und technischen Zeichnungen per PDF<br />

eingereicht werden. Die schnelle Anfrage und das<br />

Auslesen und Klassifizieren von Zeichnungen seitens<br />

Facturee entlastet den Einkauf signifikant. Bei einigen<br />

Mitbewerbern im Umfeld der <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

für Bauteile müssen dem Unternehmen zufolge<br />

aufwändig zahlreiche Positionen manuell eingegeben<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Flexibilität bei der Fertigung der Innovationen von<br />

morgen ist entscheidend dafür, dass Unternehmen<br />

schnell und effektiv auf die sich ständig wechselnden<br />

Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen reagieren<br />

können. Die <strong>Beschaffung</strong> spielt dabei eine entscheidende<br />

Rolle. Wenn sie aber von Bremsklötzen – bedingt<br />

durch Unsicherheiten und Krisen –aufgehalten<br />

wird, und dadurch nicht als Beschleuniger fungieren<br />

kann, dann ist die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen<br />

gefährdet. Online-Fertigung ermöglicht die<br />

schnelle, unkomplizierte und zuverlässige <strong>Beschaffung</strong><br />

und hat somit das Potenzial, das Einkaufsmodell<br />

der Zukunft zu werden und traditionelle, starre<br />

Strukturen abzulösen.<br />

Digitale <strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen zur Neutronenabschirmung<br />

CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung,<br />

ist eines der renommiertesten Zentren für<br />

physikalische Grundlagenforschung weltweit. Das<br />

vom CERN durchgeführte „CMS-Experiment“ gilt als<br />

eine der größten internationalen wissenschaftlichen<br />

Kollaborationen. Das Compact-Muon-Solenoid-Experiment<br />

(CMS) stellt einen Teilchendetektor am Large<br />

Hadron Collider (LHC) am CERN in der Schweiz dar.<br />

„Für dieses bedeutende Experiment benötigten wir<br />

ein spezielles Schutzschild, da unsere damaligen<br />

Schutzkonstruktionen radioaktiv kontaminiert waren.<br />

Bei der Suche nach einem Fertiger spielten die Faktoren<br />

<strong>Beschaffung</strong>szeit, Qualität und Handling eine zentrale<br />

Rolle“, erklärte Ali Karaki, Mechanical Engineer<br />

at CMS/CERN, CERN. „Mit Facturee hatten wir bereits<br />

gute Erfahrungen bei der <strong>Beschaffung</strong> von Präzisionsbauteilen,<br />

Probenhaltern, Adapterstücken etc. gemacht<br />

und uns daher auch bei diesem Projekt für<br />

den Online-Fertiger entschieden.“<br />

Beim Zuschlag für das Großprojekt war darüber hinaus<br />

die Kenntnis über die exakte chemische Zusammensetzung<br />

des verwendeten Stahls entscheidend.<br />

Lukas Schlicker, Head of Purchasing der cmwk<br />

GmbH, erklärt: „Um die strahlenschutztechnische<br />

Wirksamkeit der Schutzschilde zu berechnen, ist die<br />

Kenntnis der exakten chemischen Zusammensetzung<br />

der verwendeten Stahlcharge unabdingbar. Wir konnten<br />

dem CERN die chemische Analyse der zur Fertigung<br />

geplanten Batch schon in der Angebotsphase<br />

zur Verfügung stellen. Am CERN wurde dann die<br />

Wirksamkeit der Schutzschilde simuliert und bestätigt.<br />

Facturee fertigte Stahlrohre und Stahlplatten mit<br />

insgesamt ca. 5 Tonnen Gewicht, die als Komponenten<br />

für den Strahlenschutz eingesetzt werden. Der<br />

Auftrag umfasste zusätzlich spezielle Funktionen und<br />

Dienstleistungen. Dazu zählten die <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Rohmaterial, Bearbeitung, Lackierung und Montage.<br />

Ali Karaki resümiert: „Das Angebot von Facturee erfolgte<br />

schnell und ebenso die Auslieferung der Bauteile.<br />

Die Eingangskontrolle war einwandfrei. Die Kosten<br />

für die Komponenten waren im Vergleich zu anderen<br />

Anbietern in Europa um 15 Prozent geringer.“<br />

38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Kommentar von Moritz König, Mitgründer und CEO von Facturee<br />

„Unsere Bauteile sind auch im<br />

Weltraum unterwegs”<br />

Wenn wir die Fertigungsbranche betrachten,<br />

dann sehen wir einen riesigen globalen<br />

Markt, der <strong>aktuell</strong> noch deutlich von der konventionellen<br />

Lohnfertigung dominiert wird, in den aber zunehmend<br />

Dynamik kommt. Das Konzept der Online-<br />

Fertigung beziehungsweise <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

setzt sich immer stärker durch, denn insbesondere<br />

inmitten anhaltender globaler Krisen kommen die<br />

Vorzüge gegenüber traditionellen <strong>Beschaffung</strong>sformen<br />

zum Tragen, nämlich Unabhängigkeit und Verlässlichkeit.<br />

Wir verbinden ein hohes Kunden- und Fertigerverständnis<br />

miteinander. Mit dieser über viele Jahre<br />

aufgebauten Expertise und dem – im Vergleich zu<br />

Mitbewerbern – überdurchschnittlich großen Netzwerk<br />

finden wir für jede Anforderung die Lösung. Das<br />

klingt wie eine Floskel, aber wir beweisen das jeden<br />

Tag. Wir bedienen Serienfertigung, aber auch Prototyping.<br />

Und das sind teils ganz spezielle Anforderungen.<br />

Diese lösungsorientierte Vorgehensweise führt<br />

dazu, dass Einkäuferinnen und Einkäufer letztlich für<br />

die unterschiedlichsten Anforderungen nur uns als<br />

Ansprechpartner benötigen und sich somit zukunftsfähig<br />

aufstellen können. Denn „geht nicht, gibt’s bei<br />

uns nicht“.<br />

Das zeigt sich beispielsweise durch die Fertigung von<br />

Produkten für die Raumfahrt, das CERN, E-Bikes und<br />

die Medizintechnik. Sie alle haben komplett unterschiedliche<br />

Bedarfe. Wir haben zum Beispiel für Parker<br />

Hannifin spezielle Bauteile für Montagevorrichtungen<br />

im Bereich Engineering fertigen lassen. Diese<br />

wurden in aufwändiger Dreh- und Fräsbearbeitung<br />

hergestellt, bei äußerst eng gesetzten Toleranzen<br />

und teilweise zusätzlichen Passungen. Gleichzeitig<br />

lösen wir Herausforderungen in der internationalen<br />

Spitzenforschung: Für das europäische Kernforschungszentrum<br />

CERN realisierten wir Stahlrohre<br />

und Stahlplatten mit insgesamt circa fünf Tonnen<br />

Gewicht, die in einem physikalischen Experiment als<br />

Komponenten für die Neutronenabschirmung zum<br />

Einsatz kamen. Auch lieferten wir Teile für den Bau<br />

von Prototypen und so genannten Space Qualification<br />

Models für die Raumfahrt. Die CNC-Teile wurden<br />

mit hoher Präzision gefertigt, schnell bereitgestellt<br />

und sind nun im Weltraum unterwegs.<br />

Moritz König ist<br />

Gründer und CEO der<br />

cwmk GmbH und der<br />

Marke Facturee.<br />

Bild: Facturee<br />

Mikro-Schlauchverbinder für<br />

die Analytik und Labortechnik<br />

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Mikro-Schlauchverbinder<br />

und Verschraubungen<br />

• Viele Ausführungen und Verbindungsmöglichkeiten<br />

Luer-Lock-Adapter, Schlauchtüllen, Schlauchverschraubungen,<br />

Tri-Clamp-Verbinder, Kapillar-Verbinder, Steckverbinder<br />

• Gefertigt aus hochwertigen Werkstoffen<br />

Fluorkunststoffe, Edelstähle, Polyolefine, Polyamide u.v.m.<br />

• Chemikalienresistent, temperaturbeständig und sterilisierbar<br />

Mit Zulassungen nach FDA und USP Class VI<br />

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Chemietechnik<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 39


Laut vorsichtigen Schätzungen von Pacurion sollen sich die Neupalettenpreise in den nächsten Monaten um einen einstelligen Prozentbereich erhöhen.<br />

Bild: PhotoSG/stock.adobe.com<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Europaletten<br />

Palettenpreise steigen – wann<br />

lohnt es sich zu kaufen?<br />

Günstiger konnten Neupaletten nicht werden: 2023 lag der Verkaufspreis teil -<br />

weise unter dem Produktionspreis, was zu massiven wirtschaftlichen Problemen<br />

und einigen Insolvenzen geführt hat. Dazu kamen Anfang 2024 hohe Kosten -<br />

steigerungen in mehreren Bereichen, die zur Verteuerung von Neupaletten<br />

beigetragen haben – und die Preise auch im restlichen Jahr beeinflussen werden.<br />

So sind alle bekannten Holzindizes im Zeitraum<br />

der Monate Dezember 2023 bis Februar 2024 um<br />

über 13 Prozent gestiegen. Dieser Prozentsatz spiegelt<br />

sich in der Regel in den Durchschnittspreisen für<br />

Neupaletten wider. Auch die Kosten für die benötigten<br />

Komponenten wie Palettennägel, Pressspanklötze<br />

oder Klebstoffe haben sich zum Teil deutlich erhöht.<br />

Dazu kommen höhere Logistikkosten: Nach der bereits<br />

gestiegenen Lkw-Maut ist nun auch die<br />

CO 2 -Steuer auf Kraftstoff in Deutschland erhöht worden.<br />

Geopolitische Krisen wie die Huthi-Angriffe am<br />

Roten Meer bedeuten Umwege und damit nicht nur<br />

längere Lieferzeiten, sondern auch teurere Frachtpreise.<br />

Zu guter Letzt wirken sich auch die gestiegenen<br />

Personalkosten auf die Preise aus aus. Vor allem der<br />

seit Januar erhöhte Mindestlohn in Polen hat Preiskonsequenzen<br />

– eine signifikante und wachsende Anzahl<br />

der Neupaletten kommt von dort.<br />

Blick zurück …<br />

Was das für das erste Quartal bedeutete? Einige Hersteller<br />

hatten noch einen kleinen Altbestand an Paletten<br />

vorrätig und konnten die Preise im Januar noch<br />

ansatzweise stabil halten. Dazu kam die rückläufige<br />

Nachfrage z. B. aus der Bauindustrie. Zwar gab es<br />

auch Produktionskürzungen der holzverarbeitenden<br />

Betriebe, aber insgesamt sind die Preise im Durchschnitt<br />

nur um ein Prozent gestiegen. Im Februar hat<br />

sich die Konjunktur auf niedrigem Niveau stabilisiert,<br />

der Ifo-Geschäftsklimaindex ist um 0,3 Punkte gestiegen.<br />

Auf die Palettenpreise hatte das nur geringfügige<br />

Auswirkungen: Die Preissteigerung betrug etwas über<br />

zwei Prozent. Im März gab es eine leichte Belebung<br />

am Markt, der Altbestand an Paletten war aufgebraucht,<br />

sodass sich die Preissteigerung bereits im<br />

mittleren einstelligen Prozentbereich bewegte.<br />

… und nach vorne<br />

Der Palettenpreis hängt wie oben beschrieben von<br />

einer Vielzahl von Faktoren ab. Entsprechend ist eine<br />

Prognose immer wie ein Blick in die Glaskugel. Aber<br />

die vielen Gespräche zwischen der Handelsplattform<br />

Pacurion und deren Lieferanten – über 600 europaweit<br />

– sowie den Daten des Unternehmens sprechen<br />

eine eindeutige Sprache: Die Preise werden tendenziell<br />

weiter steigen. Zu viele Kostenfaktoren bewegen<br />

sich auf einem hohen Niveau, ohne dass sie absehbar<br />

sinken werden. Es kommt zwar dazu auch immer auf<br />

40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


ZULIEFERUNG «<br />

das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an – aber<br />

selbst hier spielen viele Faktoren hinein.<br />

Beispielsweise verwenden die Bauindustrie und auch<br />

Möbelhersteller hauptsächlich die innenliegende und<br />

teurere Hauptware eines Baumes. Für die Palettenherstellung<br />

wird üblicherweise die äußere Seitenware<br />

verwendet. Durch die gesunkene Nachfrage der Industrie<br />

nach Schnittholz verwenden Hersteller inzwischen<br />

beides für Paletten. Hier ist also die insgesamt<br />

gesunkene Nachfrage nach Holz ein Preistreiber für<br />

Paletten, unabhängig von der Nachfrage nach diesem<br />

Produkt.<br />

Auch von einer Sommerflaute bei den Preisen geht<br />

die Plattform nicht aus: Zwar gibt es immer Produzenten,<br />

die Überhänge in dieser wirtschaftlich<br />

schwachen Zeit loswerden wollen. Aber es wird seit<br />

einigen Jahren auch aktiv gegengesteuert: Viele Hersteller<br />

machen selber eine Sommerpause von bis zu<br />

vier Wochen. Insgesamt geht man bei Pacurion also<br />

von weiteren, moderaten Preiserhöhungen aus. Vorsichtigen<br />

Schätzungen zufolge werden sich die<br />

Preise von Neupaletten in den nächsten Monaten um<br />

einen einstelligen Prozentbereich erhöhen.<br />

Und die gebrauchten Paletten?<br />

Interessant ist dabei natürlich auch der Blick auf die<br />

weiteren Palettenklassen: Blieben gebrauchte Paletten<br />

aufgrund der schwachen Nachfrage bisher auf<br />

ihrem niedrigen Niveau, zeichnen sich jetzt Verschiebungen<br />

ab. Als nächstmögliches Substitut zur Neupalette<br />

ziehen die Preise für Paletten der Klasse A inzwischen<br />

an und haben einen deutlichen Preisanstieg<br />

verzeichnet. Paletten der Klassen B und C hängen<br />

sehr stark von der industriellen Nachfrage ab. Da<br />

diese – vor allem aus der Baubranche – so stark<br />

schwächelt, kam und kommt es hier zu sinkenden<br />

Preisen. Tritt nicht bald eine deutliche gesamtwirtschaftliche<br />

Erholung ein, wird sich an diesem Trend<br />

erstmal nichts ändern.<br />

Noch ein Blick auf die defekten Europaletten: Sie<br />

sind bei einem Wiederverkaufswert um 2 bis 2,50<br />

Euro seit Anfang des Jahres preisstabil. Aktuell gibt<br />

es noch einen sehr hohen Bestand an defekten Paletten.<br />

Bleibt die Nachfrage nach gebrauchten Paletten<br />

der Klasse C weiterhin so niedrig, werden sich die<br />

Preise für defekte Paletten verringern.<br />

Empfehlungen<br />

Was rät die Handelsplattform für Ladungsträger in der<br />

<strong>aktuell</strong>en Situation? Trotz der zu erwartenden weiteren<br />

Preissteigerungen lohnt es sich nicht, sich <strong>aktuell</strong><br />

übermäßig zu bevorraten – so massiv werden die Preise<br />

nicht steigen. Zudem wird es immer Hersteller oder<br />

Händler geben, die zwischendurch vergleichsweise<br />

günstige Sonderladungen an den Markt bringen. Um<br />

hier zu profitieren, müssen Käufer bei der <strong>Beschaffung</strong><br />

allerdings breit aufgestellt sein: Wenn nur wenige Lieferanten<br />

zum eigenen Netzwerk gehören, lassen sich<br />

selten derartige Preisvorteile erzielen. Daher kann es<br />

ratsam sein, sich einer <strong>Beschaffung</strong>splattform anzuschließen.<br />

Auf Plattformen mit mehreren Hundert<br />

Lieferanten ist die volle Markttransparenz gegeben,<br />

mit der sich gute und faire Preise erzielen lassen. Hier<br />

können sowohl die eigenen Lieferanten mit ihren Angeboten<br />

integriert als auch die Vorteile einzelner<br />

günstiger Sonderladungen von bisher<br />

nicht genutzten Herstellern miteinbezogen<br />

werden.<br />

Dazu sollte künftig mit noch etwas<br />

mehr Weitblick als in den vergangenen<br />

Jahren geplant werden. Denn<br />

natürlich bedeutet eine kürzere Frist<br />

immer höhere Preise. Daher rät Pacurion<br />

zu einer Vorlaufzahl von vier<br />

bis fünf Tagen; vor Feiertagen auch<br />

gerne ein paar mehr. Dann steht<br />

einer effizienten <strong>Beschaffung</strong> zu<br />

besten Preisen nichts mehr im Weg.<br />

Bild: Pacurion<br />

Dennis Maschmeyer<br />

ist Mitbegründer und<br />

Co-CEO von Pacurion<br />

Foto: Brewes<br />

Erfolgsgeschichte der Industrie: Individuelle Kennzeichnung Made in Germany<br />

Problemlöser seit über 30 Jahren<br />

„Geht nicht, gibt’s nicht“ ist bei<br />

Brewes gelebte Praxis. Das Unternehmen<br />

mit eigener Produktion ist<br />

Spezialist für individuelle Kennzeichnungslösungen<br />

und betriebliche<br />

Sicherheit. Wo die 35.000 Artikel aus<br />

dem Standard-Sortiment von Brewes<br />

nicht ausreichen, finden 10 spezialisierte<br />

Produktmanager mit Produk -<br />

tion und Kundenberater einen Weg.<br />

„Die perfekte Kombination aus Material,<br />

Technologie und Verarbeitung zu<br />

finden, ist, was den Job auch nach<br />

über 30 Jahren so spannend macht“,<br />

weiß Geschäftsführer Martin Breck.<br />

Und ein Ende ist nicht in Sicht:<br />

B rewes wächst in Umsatz, Mitarbeiterzahl<br />

und Sortiment. Von Schildern<br />

und Etiketten über Arbeitsschutzausrüstung<br />

bis zur Betriebsausstattung<br />

finden sich im Onlineshop mittlerweile<br />

46 Kategorien.<br />

KONTAKT<br />

Brewes GmbH<br />

Lindenallee 1-2<br />

02829 Markersdorf<br />

Telefon: +49 (0) 35829/628 11<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 41


» ZULIEFERUNG<br />

Luigi Santaniello, Vertriebsleiter Zeichnungsteile, Otto Roth<br />

„Unser Erfolgsfaktor ist der<br />

persönliche Kontakt“<br />

Otto Roth gilt als zuverlässiger Lieferant für Verbindungselemente und Spezialist im<br />

C-Teile-Management. Darüber hinaus unterstützt das Stuttgarter Unternehmen bei der<br />

<strong>Beschaffung</strong> von kundenspezifischen Sonderteilen mit einem Fokus auf Komplett -<br />

lösungen für Zeichnungsteile. Welche Kompetenzen der Anbieter in diesem Bereich<br />

hat und wie die Zusammenarbeit mit Kunden sowie Herstellern abläuft, darüber haben<br />

wir mit Luigi Santaniello, Vertriebsleiter Zeichnungsteile bei Otto Roth, gesprochen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Santaniello, welche<br />

Art von Zeichnungsteilen können Kunden bei Otto<br />

Roth beziehen?<br />

Luigi Santaniello: Wir stellen unseren Kunden<br />

hochwertige Sonder- und Zeichnungsteile zur Verfügung.<br />

Das sind Dreh-, Fräs- und Kombinationsteile,<br />

Fließpressteile sowie Stanz-, Biege- und Laserteile –<br />

auch in anspruchsvollen Geometrien. Diese werden<br />

nach ihren individuellen Zeichnungen gefertigt, und<br />

zwar in unterschiedlichen Dimensionen, Werkstoffen,<br />

Güteklassen und in vielfältigen Oberflächenbeschaffenheiten.<br />

Dabei arbeiten wir mit zuverlässigen<br />

und qualifizierten Herstellern zusammen.<br />

Wie gewährleisten Sie hierbei die Qualität?<br />

Für uns ist es unerlässlich, das Qualitätsmanagement<br />

von Anfang an in den jeweiligen Prozessen zu integrieren.<br />

Noch bevor wir mit der Angebotsphase beginnen,<br />

führen wir zuerst eine gründliche Machbarkeitsprüfung<br />

durch, um sicherzustellen, dass wir die<br />

geforderte Qualität umsetzen können. Nur so verstehen<br />

wir die spezifischen Anforderungen unserer Kunden,<br />

insbesondere wenn sie zuvor Qualitäts- oder<br />

Anwendungsprobleme mit dem angefragten Teil hatten.<br />

Unser umfassendes Qualitätsmanagement ist<br />

nach ISO 9001:2015 zertifiziert. Zudem steht in<br />

Stuttgart ein QS-Labor mit moderner Prüf- und<br />

Luigi Santaniello ist<br />

Vertriebsleiter<br />

Zeichnungsteile bei<br />

Otto Roth.<br />

Bild: a1 Kommunikation/Otto Roth<br />

42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Luigi Santaniello<br />

… sammelte als gelernter Zerspanungsmechaniker<br />

einige Jahre<br />

Erfahrung in der Herstellung<br />

und Entwicklung von Prototypen.<br />

Nach seiner berufsbegleitenden<br />

Weiterbildung zum Technischen<br />

Fachwirt begann er 1998 bei Otto<br />

Roth als Berater im Vertrieb für<br />

Zeichnungsteile. Seit 2007 ist der<br />

51-Jährige Vertriebsleiter der<br />

Sparte Zeichnungsteile.<br />

Messtechnik zur Verfügung. Hier läuft jede Anlieferung<br />

durch die Qualitätsprüfung.<br />

Wie entscheidet sich, wer der richtige Lieferant für<br />

eine Anfrage ist?<br />

In der Sparte Zeichnungsteile arbeitet ein Team von<br />

Experten, die viel Markterfahrung haben und sich<br />

auch in den unterschiedlichen Fertigungstechnologien<br />

gut auskennen, da die meisten von ihnen früher<br />

selbst an der Maschine gestanden haben. Ihre Fachkompetenz,<br />

kombiniert mit 110 Jahren Branchenerfahrung<br />

von Otto Roth, ist unser Fundament. Hinzu<br />

kommt unsere umfangreiche Lieferanten- und Wissensdatenbank.<br />

Mit diesem Paket an Know-how und<br />

Erfahrung können wir beim Erhalt einer Zeichnung<br />

oder einer Kundenanfrage sofort erkennen, was die<br />

Anforderungen sind und worauf wir achten müssen.<br />

Das versetzt uns in die Lage, die richtigen Hersteller<br />

und die passende Fertigungstechnologie auszusuchen<br />

und in einer Herstelleranfrage gleich auf die<br />

besonderen Anforderungen hinzuweisen.<br />

Worauf achten Sie, wenn Sie neue Lieferanten ins<br />

Boot holen?<br />

Unsere langjährigen Partnerschaften sind ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer Lieferantenbeziehungen. Wir<br />

schätzen die Kontinuität und die Zuverlässigkeit, sind<br />

aber auch offen für neue Hersteller, die unseren Kunden<br />

einen Mehrwert bieten. Das setzt voraus, dass sie<br />

unsere Anforderungen erfüllen und entsprechende<br />

Zertifizierungen vorweisen. Sobald das Unternehmen<br />

die Anfangsphase erfolgreich durchlaufen hat, führen<br />

wir vor Ort Audits durch. Damit stellen wir sicher,<br />

dass die Zusammenarbeit unseren Erwartungen entspricht.<br />

Bei neuen Partnern haben wir zunächst eine<br />

Testphase mit Anfrage und einer Bewertung der Angebotsqualität,<br />

dann folgen kleinere Bestellungen<br />

bzw. Musterserien. Je nach Fertigungstechnologie<br />

bauen wir den Hersteller in eine Mehrlieferantenstrategie<br />

ein, um seine Lieferperformance zu testen.<br />

Wann kommt eine Mehrlieferantenstrategie zum<br />

Einsatz?<br />

Die jüngsten globalen Ereignisse haben uns deutlich<br />

gezeigt, wie schnell die Lieferketten zerbrechen und<br />

Engpässe entstehen. Wir sind sehr stolz darauf, dass<br />

wir auch in dieser schwierigen Zeit die Versorgungssicherheit<br />

unserer Kunden gewährleisten konnten.<br />

Das verdanken wir unserem effizienten Riskmanagement,<br />

das individuelle Mehrlieferantenstrategien beinhaltet.<br />

Dadurch garantieren wir nicht nur einen<br />

flexiblen und resilienten <strong>Beschaffung</strong>sprozess, sondern<br />

sichern zudem langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Wir setzen die Mehrlieferantenstrategie<br />

oft bei Fließpressteilen, also bei werkzeuggebundenen<br />

Teilen ein. Aber auch bei Massendrehteilen greifen<br />

wir auf einen Mix zurück, um eine sichere Lieferfähigkeit<br />

zu erzielen und Abhängigkeiten abzubauen.<br />

Ein weiterer Grund für diese Strategie ist, wie schon<br />

erwähnt, der Aufbau neuer Hersteller. So diversifizieren<br />

wir unsere Lieferantenbasis und können stets auf<br />

eine breite Palette von Partnern zurückgreifen.<br />

Welche Vorteile bietet die <strong>Beschaffung</strong> von Zeichnungsteilen<br />

bei Otto Roth?<br />

Unsere individuelle Fachberatung sowie die vorausschauende<br />

Denkweise und die intensive Zusammenarbeit<br />

mit unseren Herstellern sind hier sicherlich<br />

entscheidend. Wir bevorzugen den persönlichen Kontakt,<br />

und das wissen unsere Kunden zu schätzen. Wir<br />

legen großen Wert darauf, ihre Anforderungen ganzheitlich<br />

zu betrachten. Nur so können wir genau das<br />

liefern, was sie benötigen. Daher bezeichnen wir unser<br />

Angebot auch als „Komplettlösung für Zeichnungsteile“.<br />

Dabei geht es nicht nur um den reinen<br />

Vertrieb, sondern auch um das Engineering und die<br />

Produkt- und Wirtschaftlichkeitsberatung. Das wird<br />

auch anhand unserer generellen Vorgehensweise bei<br />

Projekten deutlich. Im ersten Schritt prüfen wir die<br />

vom Kunden eingereichten Zeichnungen auf die prozesssichere<br />

Fertigungsmöglichkeit sowie fehlende<br />

oder widersprüchliche Angaben. Danach beginnt die<br />

eigentliche Herausforderung – wir wählen die optimale<br />

Technologie und den passenden Lieferanten<br />

aus. In der Bemusterungsphase überwachen und koordinieren<br />

wir zudem den kompletten Fertigungsprozess<br />

und das gesamte Lieferanten- und Logistik-Management.<br />

Auch nach Aufnahme der Teile in die Serienproduktion<br />

unterstützen wir unsere Kunden weiter<br />

und übernehmen auf Wunsch das komplette Teile-<br />

Management. Wir liefern die Zeichnungsteile zudem<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 43


» ZULIEFERUNG<br />

Von der Anfrage bis<br />

zur Serie:<br />

Projektschritte der<br />

Komplettlösung für<br />

Zeichnungsteile.<br />

in Kanban – schonend und nachhaltig in einer sicheren<br />

Mehrwegverpackung. Wenn der Kunde das<br />

möchte, übernehmen wir sogar die Lagerverwaltung<br />

mit Disposition in seinem Warenwirtschaftssystem.<br />

Wie sehen die durchschnittlichen Lieferzeiten für<br />

Zeichnungsteile aus?<br />

Das können wir nicht pauschal beziffern, weil das oft<br />

vom konjunkturellen Zeitpunkt und der Auslastung<br />

der Hersteller abhängt. Beispielsweise beträgt die<br />

Lieferzeit bei einem klassischen Drehteil <strong>aktuell</strong> vier<br />

bis zehn Wochen. Ein komplexeres Fließpressteil<br />

könnten wir innerhalb von drei bis sechs Monaten<br />

liefern, sofern die Werkzeuge kurzfristig zu beschaffen<br />

sind. Wir bestätigen unserem Kunden die Zeit, die<br />

eine prozesssichere Herstellung und die Einhaltung<br />

der geforderten Qualität garantiert. Bei uns gilt:<br />

Preis und Schnelligkeit darf nicht zu Lasten von Qualität<br />

und Versorgungssicherheit gehen. Wenn das für<br />

einen Interessenten nicht passt, sehen wir uns leider<br />

gezwungen, auch mal ein Projekt abzulehnen.<br />

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Versorgung<br />

ihrer Kunden zu gewährleisten?<br />

Wie bereits erwähnt, ist unsere Mehrlieferantenund<br />

Mehrmaschinenstrategie hier entscheidend, insbesondere<br />

bei werkzeuggebundenen Teilen. Darüber<br />

hinaus nutzen wir unsere IT-Systeme, um Termine<br />

mit Kunden und Herstellern zu überwachen. Gleichzeitig<br />

berücksichtigen wir bei externen Bearbeitungen<br />

wie Vergütung, Verzinkung, Schleifen etc. entsprechende<br />

Pufferzeiten, da diese Prozesse bekanntlich<br />

nicht exakt planbar sind. Preiserhöhungen und<br />

Verknappungen beim Material versuchen wir entgegen<br />

zu wirken, indem wir bei ständig benötigten Teilen<br />

langfristige Rahmenaufträge empfehlen. In diesem<br />

Fall können wir in Vorleistung gehen und Lagerbestände<br />

aufbauen. Auch permanente Marktbeobachtungen,<br />

speziell zu Entwicklungen von Vormaterialpreisen<br />

und Legierungszuschlägen, gehören zu unseren<br />

Aufgaben, um Preis- und Versorgungssicherheit<br />

zu gewährleisten.<br />

Wo sehen Sie im Vergleich zu digitalen Plattformen<br />

den großen Vorteil für Ihre Komplettlösung?<br />

Das kann ich mit einem bekannten Spruch beantworten:<br />

„Ein Kunde, der einen Bohrer kaufen möchte,<br />

braucht keinen Bohrer, sondern Löcher.“ Wir erfahren,<br />

welche Bedürfnisse der Kunde tatsächlich hat,<br />

weil wir ihn persönlich beraten und individuell betreuen.<br />

Das kann meiner Meinung nach noch keine<br />

Plattform und auch keine künstliche Intelligenz leisten.<br />

Wir reagieren je nach Situation flexibel, gezielt<br />

und individuell. Manchmal werden wir mit Konstellationen<br />

konfrontiert, für die noch keine Erfahrungswerte<br />

vorliegen. Hier ist dann ein Dialog zwischen<br />

uns und dem Kunden, aber auch zwischen dem Hersteller<br />

und unseren Experten notwendig. Da hilft<br />

dann nur menschliche Intelligenz, um eine passende<br />

Lösung zu erarbeiten – das kann kein Algorithmus.<br />

Bei uns hat jeder Kunde ein festes Team, das ihn begleitet.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass unser sehr persönlicher<br />

Kontakt zu den Kunden und Lieferanten<br />

ausschlaggebend für ihre jahrzehntelange Treue ist.<br />

Das Interview führte Yannick Schwab,<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

Bild: Otto Roth<br />

44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Schrotthändler – Systempartner der Stahlindustrie<br />

Wie aus Stahlschrott „Green<br />

Steel“ wird<br />

Schrott ist für die Swiss Steel Group der wichtigste Rohstoff. Die Stahlproduktion aus präzise<br />

vorsortiertem Schrott benötigt deutlich weniger Energie und erzeugt weniger CO 2 als die<br />

Stahlerzeugung aus Eisenerz und Legierungsmetallen. Je besser die Schrottqualität, desto<br />

besser und ökologischer ist der daraus gewonnene Stahl.<br />

Pro Jahr verarbeitet die Swiss Steel<br />

Group in ihren Werken über 2,2 Millionen<br />

Tonnen Schrott. Damit ist sie eigenen<br />

Angaben zufolge eines der größten<br />

Recyclingunternehmen Europas. Um hohe<br />

Qualitäten produzieren zu können,<br />

braucht man Neuschrott – sortenreines<br />

Verschnittmaterial – aus der Metallverarbeitung,<br />

dessen Legierungszusätze genau<br />

bekannt sind. Damit lässt sich die Zusammensetzung<br />

des daraus erschmolzenen<br />

neuen Stahls genau steuern.<br />

Stahl ist das wohl am häufigsten recycelte<br />

Material weltweit. Schrott ist deshalb<br />

schon längst kein Abfall mehr, sondern ein<br />

gesuchter Rohstoff. Das Recyclingmaterial<br />

durch ganz Europa zu transportieren, ist<br />

umweltbelastend und wenig effizient. Daher<br />

spielen Stahlwerke mit einer starken<br />

lokalen Präsenz eine entscheidende Rolle<br />

bei der Etablierung regionaler Kreislaufwirtschaften.<br />

In Deutschland, Frankreich<br />

und der Schweiz stammt der Schrott für<br />

die Stahlwerke der Swiss Steel Group zu<br />

einem Großteil aus einem Umkreis von 90<br />

bis 100 Kilometern, so das Unternehmen.<br />

Die Zusammenarbeit mit den Schrotthändlern<br />

ist dabei entscheidend. Früher<br />

feilschte man um den Preis pro Tonne.<br />

Heute sind Schrotthändler Systemdienstleister<br />

der Stahlindustrie, die für Qualität<br />

und Pünktlichkeit bezahlt werden. Ein<br />

Die Swiss Steel Group ist eigenen Angaben zufolge das größte Stahlunternehmen Europas, das<br />

ausschließlich auf der Lichtbogenofen-Route produziert.<br />

fünfstufiges Prozessreife gradmodell soll<br />

zu immer besserer Qualität des Schrotts<br />

führen. Das Schweizer Werk der Swiss<br />

Steel Group arbeitet zusammen mit<br />

Schrottlieferanten und mehreren Universitäten<br />

an einem System, das einen digitalen<br />

Zwilling des ankommenden Schrotts<br />

erstellt. Mit dem Big-Data-Projekt, das<br />

von der Schweizer Regierung gefördert<br />

wird, soll das Stahlwerk bereits im Voraus<br />

erkennen, welche Art von Schrott angeliefert<br />

wird. So lassen sich die Anlieferung<br />

und die Produktion des Stahls effizienter<br />

und effektiver gestalten. Der digitale<br />

„Schrott-Zwilling“ wird dem Konzern zufolge<br />

wegweisend sein – nicht nur für die<br />

Stahlindustrie. Das System kann demnach<br />

für viele andere Materialien angewandt<br />

werden. Frank Koch, CEO der Swiss Steel<br />

Group, zum digitalen Zwilling: „Dieses<br />

Programm ist für uns richtungsweisend.<br />

Wir folgen damit unserer Strategie, sich<br />

führend im Bereich der nachhaltigen<br />

Stahlproduktion zu positionieren.“ (ys)<br />

Bild: Dmitriy/stock.adobe.com<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 45


» BETRIEB<br />

Wettbewerbsfaktor Arbeitsplatz<br />

Mehr Sicherheit fürs Geld<br />

Persönliche Schutzausrüstung, Gesundheitsfürsorge und betriebliche Sicherheit werden<br />

oft getrennt voneinander betrachtet. Dabei verfolgen sie dasselbe Ziel: die Minimierung<br />

von Gefährdungen am Arbeitsplatz und die Gesunderhaltung der Mitarbeiter. Arbeiten<br />

alle Bereiche enger zusammen, lassen sich Budgets optimaler ausschöpfen, <strong>Beschaffung</strong>s -<br />

prozesse straffen und die Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation stärken.<br />

Die häufigsten Unfälle im beruflichen<br />

Umfeld sind auf Verletzungen durch<br />

Stürzen, Rutschen oder Stolpern (SRS)<br />

zurückzuführen. Über 49.300 meldepflichtige<br />

SRS-Unfälle im industriellen<br />

und gewerblichen Bereich zählte die<br />

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

(DGUV) im Jahr 2020. Arbeitgeber sind<br />

deshalb dazu angehalten, ihre Mitarbeiter<br />

vor derartigen Gefahren zu schützen –<br />

und nicht nur das. Denn laut DAK-Gesundheitsreport<br />

2021 sind Probleme des<br />

Muskel-Skelett-Systems die häufigsten<br />

Folgen von Arbeitsausfällen. Erst danach<br />

kommen psychische Probleme, Atemwegsprobleme<br />

und Verletzungen. Neben<br />

der gesetzlich vorgeschriebenen Bereitstellung<br />

von persönlicher Schutzausrüstung<br />

(PSA) rücken damit auch Fragen der<br />

Ergonomie in den Fokus.<br />

Betrachtet man das gesamte Aufgabenspektrum,<br />

bezüglich Sicherheit, wird die<br />

Komplexität der Herausforderungen<br />

schnell klar: Für das Vermeiden von SRS-<br />

Unfällen auf allgemeinen Verkehrsflächen<br />

ist meist das Facility Management zuständig;<br />

Fragen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung<br />

werden häufig von<br />

anderer Stelle geklärt; der Schutz vor unmittelbaren<br />

Gefahren wie Stäuben, Lärm,<br />

Hitze, Chemikalien oder mechanischen<br />

Einflüssen fällt in die Verantwortung des<br />

Sicherheitsingenieurs.<br />

Das gesamte Arbeitsumfeld<br />

im Blick<br />

Zur Umsetzung einer Zero Accident bzw.<br />

Null-Unfall-Strategie im weiteren Sinne<br />

(die auch eine Unternehmensvorgabe aus<br />

dem Management sein kann und auch<br />

den allgemeinen Krankenstand senken<br />

hilft), müssen all diese Bereiche hoch effizient<br />

arbeiten und an den Schnittstellen<br />

kooperieren. Dabei gilt es, sämtliche<br />

Bereiche zu beleuchten, an denen sich<br />

Menschen zumindest temporär aufhalten.<br />

In erster Linie sind das natürlich die Arbeitsplätze,<br />

an denen die meiste Zeit gearbeitet<br />

wird. Diese sollten möglichst ergonomisch<br />

gestaltet sein, damit die Mitarbeiter<br />

gesund bleiben und weder chronische<br />

Beschwerden noch Berufskrankheiten<br />

entwickeln. Ergonomische PSA,<br />

stoßdämpfende Bodenmatten, höhenverstellbare<br />

Arbeitsplätze, individuell einstellbare<br />

Greif- und Sichträume sowie gut<br />

strukturierte Ordnungssysteme tragen<br />

dazu bei und wirken zusätzlich produktivitätssteigernd.<br />

PSA und sichere Steigtechnik<br />

sind sowieso ein Muss, genauso<br />

wie der kontrollierte Umgang mit Chemikalien.<br />

Um jeglicher Art von Unfällen vorzubeugen<br />

kann es deshalb hilfreich sein,<br />

einen dedizierten Sicherheitsbeauftragten<br />

als übergreifenden Koordinator für<br />

das integrierte Betriebssicherheitsmanagement<br />

abzustellen.<br />

Bild: Hoffmann<br />

Ein PSA-Ausgabeautomat löst bei Erreichen des Meldebestands eine Bestellung aus. Das beschleunigt<br />

den <strong>Beschaffung</strong>sprozess und erhöht die Versorgungssicherheit, weil zeitig nachgeliefert wird.<br />

Konzertiertes Vorgehen,<br />

schlankere Prozesse<br />

Denkbar ist, dass ein Lieferant mit einem<br />

breiten Produktsortiment unterstützend<br />

zur Seite steht. Dieser sollte, sobald ein<br />

Bedarf festgestellt wurde, spezialisierte<br />

Fachberater hinzuziehen können. Bei<br />

Kunden der Hoffmann Group geben sich<br />

daher die Berater für PSA und jene für<br />

Betriebseinrichtungen immer wieder die<br />

Klinke in die Hand. Die Unternehmen profitieren<br />

davon durch ein Plus an Ergonomie,<br />

Sicherheit und Ordnung für ihre Mitarbeiter.<br />

Häufig werden im Zuge dieser<br />

46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Zusammenarbeit auch die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

gestrafft und die Versorgungssicherheit<br />

verbessert. Wie das geht? Indem<br />

zum Beispiel PSA-Ausgabeautomaten für<br />

andere Produkte mitgenutzt und auch die<br />

Nachbestellungen darüber organisiert<br />

werden. Ein Kunde der Hoffmann Group<br />

hat dazu neben seinem PSA-Ausgabe -<br />

automaten einen Schrank mit 40 nummerierten<br />

Fächern aufgebaut. Dort lagert er<br />

größere Verpackungseinheiten wie Nachfüllbeutel<br />

für Seifenspender. Die Schlüssel<br />

erhalten die Mitarbeiter über den PSA-<br />

Automaten. Bei Erreichen eines Mindestbestands<br />

schickt der Automat automatisch<br />

eine Bestellung an die Hoffmann<br />

Group und zieht den Betrag von der zuvor<br />

getätigten Rahmenbestellung ab. Ist der<br />

Verfügungsrahmen ausgeschöpft, erfolgt<br />

die nächste Rahmenbestellung mit der<br />

zugehörigen Wareneingangsbuchung. Die<br />

ankommende Ware geht somit direkt vom<br />

Wareneingang in den Automaten; Mengen-Abweichungen<br />

werden beim Befüllen<br />

festgestellt. Die Hoffmann Group liefert<br />

binnen 24 Stunden nach Auftragseingang<br />

– alles aus einer Hand. Der <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

wurde dadurch von fünf bis acht<br />

Tagen auf zwei Tage verkürzt und die<br />

ständige Versorgung mit den notwendigen<br />

Produkten verbessert.<br />

Die PSA-Berater der Hoffmann Group<br />

helfen darüber hinaus, den unternehmensspezifischen<br />

PSA-Katalog zu verschlanken<br />

und das Budget effizienter einzusetzen.<br />

Davon können auch die Mitarbeiter<br />

profitieren – beispielsweise durch<br />

mehr Überblick und höherwertige PSA.<br />

Werden solche Projekte unternehmensund<br />

standortübergreifend durchgeführt,<br />

lassen sich Bestellungen bündeln und<br />

häufig bessere Konditionen verhandeln.<br />

Das gelingt natürlich am besten, wenn die<br />

Vendorenliste auf wenige Lieferanten be-<br />

Bild: Hoffmann<br />

Nicht nur Sicherheitsschuhe, sondern auch Bodenbeläge<br />

erhöhen die Sicherheit am Arbeitsplatz.<br />

schränkt wird. Das Ergebnis ist ein integriertes<br />

Betriebssicherheitsmanagement,<br />

bei dem alle für Schutz, Sicherheit und<br />

Gesundheitsfürsorge zuständigen Stellen<br />

Hand in Hand arbeiten. Es eröffnet neue<br />

Möglichkeiten, Budgets übergreifend zu<br />

optimieren und Einsparpotenziale bei der<br />

<strong>Beschaffung</strong> zu erzielen.<br />

Drei Fragen an Christian Kreitmair<br />

Bild: Hoffmann<br />

Christian Kreitmair<br />

ist Vice President<br />

Industrial Work -<br />

place & Safety bei<br />

der Hoffmann<br />

Group.<br />

Betriebliche Sicherheit muss Ihrer<br />

Meinung nach neu gedacht werden.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Sicherheit, Ergonomie und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz sind für uns untrennbar<br />

miteinander verbunden. Dazu<br />

kommen immer mehr auch Umweltschutzauflagen.<br />

Die Anforderungen<br />

werden also immer komplexer. Um die<br />

bestehenden Budgets optimal auszuschöpfen,<br />

führt kein Weg an einem<br />

integrierten Arbeitsschutzmanagement<br />

vorbei. Dazu gehört auch eine<br />

konsequente Konsolidierung bei Produkten<br />

und Lieferanten. Die Konzentration<br />

auf wenige Lieferanten ermöglicht<br />

es, die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

zu straffen und bessere Konditionen<br />

auszuhandeln. Im Idealfall hat der<br />

Hauptlieferant einen umfassenden<br />

Überblick und kann als Koordinator<br />

für das Betriebssicherheitsmanagement<br />

auftreten, um das Optimierungspotenzial<br />

auszuschöpfen.<br />

Ihre Firma wird Ende Juni eine<br />

Hausmesse veranstalten. Wird betriebliche<br />

Sicherheit, Arbeitsschutz<br />

und Ergonomie dort ein Thema sein?<br />

So ist es. Auf der „World of Tools“<br />

zeigen wir unser komplettes Produkt -<br />

sortiment rund um Zerspanung, Werkzeuge,<br />

PSA, Betriebseinrichtung, Automatisierung<br />

und Digitalisierung. Betriebliche<br />

Sicherheit und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz sind auch ein Thema.<br />

Insgesamt präsentieren 115 Aussteller<br />

ihre Produkte und Dienstleistungen,<br />

darunter unter anderem die führenden<br />

Spezialanbieter für automatisierte<br />

PSA-Ausgabe, Gefahrstofflagerung und<br />

Sicherungs kenn zeich nung. Dazu<br />

kommen ergonomische Betriebseinrichtungen<br />

und Ordnungs systeme. Ein<br />

weiteres Fokusthema wird die Verschlankung<br />

und Beschleunigung der<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse sein.<br />

Veranstaltungsort wird ihr Logistikzentrum<br />

„LogisticCity“ in Nürnberg<br />

sein. Hat das einen tieferen Sinn?<br />

Unsere LogisticCity ist das Zentral -<br />

lager der Hoffmann Group und damit<br />

das Herzstück unseres Handelsgeschäfts.<br />

Mit diesem hochautomatisierten<br />

Logistikzentrum konnten wir<br />

unsere Kapazitäten verdreifachen und<br />

auf bis zu 40.000 Pakete pro Tag steigern.<br />

Damit betreiben wir die größte<br />

Werkzeuglogistik auf dem Globus. Um<br />

einen Eindruck von den Dimensionen<br />

unserer Logistik und unserer Handelsbeziehungen<br />

zu vermitteln, veranstalten<br />

wir die World of Tools dort.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 47


» BETRIEB<br />

Forschende kombinieren mobilen 3D-Handscanner mit Roboterhund<br />

3D-Vermessung auf vier „Pfoten“<br />

Mit ihrem Handscanner GoScout3D haben Forschende des Fraunhofer IOF einen<br />

mobilen Sensor entwickelt, der die hochauflösende 3D-Vermessung komplexer Objekte<br />

ermöglichen soll. Um diesen Prozess weiter zu automatisieren, wurde der Scanner<br />

nun mit dem Roboterhund Spot gekoppelt. Auf diese Weise sollen Messungen noch<br />

effizienter und Mitarbeitende entlastet werden.<br />

Kommandos wie „bei Fuß“, „Sitz“ oder „Platz“<br />

sind jedem Hundebesitzer vertraut. In Produk -<br />

tionshallen oder industriellen Fertigungsstätten hört<br />

man sie dagegen eher weniger. Doch wenn es nach<br />

Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Angewandte<br />

Optik und Feinmechanik IOF aus Jena geht,<br />

könnte man in Zukunft vielleicht auch hier auf einen<br />

vierbeinigen Kameraden treffen, der nach strikter<br />

menschlicher Anweisung arbeitet und damit seinen<br />

zweibeinigen Kolleginnen und Kollegen die alltäg -<br />

liche Arbeit erleichtert. Nur das der Hund in diesem<br />

Fall kein lebendiges Tier ist und die Kommandos sich<br />

vordergründig auf Maßnahmen zur hochpräzisen<br />

3D-Dokumentation beziehen.<br />

Automatisierte 3D-Digitalisierung<br />

mit Roboterhund<br />

Sei es zur Wartung komplexer Bauteile, wie etwa von<br />

Flugzeugtriebwerken, oder bei der Qualitätskontrolle<br />

in der Automobilindustrie: Virtuelle 3D-Modelle ermöglichen<br />

die präzise Dokumentation großer Maschinen<br />

und ihrer kleinen Details. Zu diesem Zweck haben<br />

die Forschenden des Fraunhofer IOF bereits im vergangenen<br />

Jahr den mobilen Handscanner GoScout3D<br />

entwickelt. Er soll die 2D- und 3D-Digitalisierung<br />

komplexer, im Volumen mehrere Kubikmeter umfassende<br />

Objekte mit einer hohen räumlichen Auflösung<br />

von weniger als 0,25 Millimetern ermöglichen.<br />

Bisher musste zur Erstellung der digitalen Zwillinge<br />

der Scanner von Menschenhand um das zu vermessende<br />

Objekt bewegt werden. Dabei wurde von den<br />

Mitarbeitenden große Präzision in der Ausführung<br />

der Messung, eine gleichbleibende Geschwindigkeit<br />

in der Führung des Sensorkopfes und die weitgehend<br />

konstante Einhaltung eines vorgegebenen Messabstandes<br />

verlangt. Potenzielle Ermüdungserscheinungen<br />

oder die Unvollständigkeit der Messdaten waren<br />

zum Teil die Folge.<br />

Mithilfe des Scanners<br />

vermisst der Roboterhund<br />

komplexe<br />

Bauteile, hier im Bild<br />

beispielhaft eine<br />

Turbine<br />

(bereitgestellt durch<br />

MTU Maintenance).<br />

Bild: Fraunhofer IOF<br />

48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Diesem Problem aus der Praxis haben sich die Forschenden<br />

der Abteilung Bildgebung und Sensorik am<br />

Fraunhofer IOF angenommen und einen Weg gesucht,<br />

um die Messungen für den Menschen künftig<br />

komfortabler und zugleich für den betrieblichen Prozess<br />

effizienter zu gestalten. Die Lösung: Sie kombinierten<br />

den 3D-Scanner mit einem Roboterhund der<br />

US-amerikanischen Firma Boston Dynamics, der unter<br />

dem Namen Spot bekannt ist.<br />

„Durch die Integration des zuvor in Jena entwickelten<br />

Sensorkopfes mit Spot soll der Messprozess des<br />

GoScout3D-Scanners künftig automatisiert und<br />

ohne den ständigen Bedarf nach menschlicher Beaufsichtigung<br />

möglich sein“, erklärt Dr. Andreas<br />

Breitbarth, Leiter der Gruppe Bildverarbeitung und<br />

Künstliche Intelligenz am Fraunhofer IOF. „Der Roboterhund<br />

kann GoScout3D autonom durch die Messszenerie<br />

manövrieren, bei gleichbleibender Messgeschwindigkeit<br />

und -abstand.“<br />

Roboter macht Messverfahren<br />

agiler und flexibler<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen Messrobotern, die<br />

beispielsweise entlang von Fertigungsstraßen zum<br />

Einsatz kommen und dort in der Regel festmontiert<br />

sind, hat der autonome Laufroboter einen entscheidenden<br />

Vorteil: Dank seiner Möglichkeit, sich frei im<br />

Raum und auf verschiedenen Untergrundarten agil<br />

zu bewegen, kann das Messobjekt von allen Seiten<br />

sowie auf verschiedenen Ebenen – etwa unterhalb<br />

einer Führungsschiene – vollständig erfasst werden,<br />

so das Fraunhofer IOF.<br />

Gleichbleibende Scangeschwindigkeit und weniger<br />

Schwankungen in der Handhabung im Vergleich zu<br />

Führung durch Menschenhand gewährleisten darüber<br />

hinaus eine größere Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />

und verringern durch weniger Redundanzen<br />

die Messdauer. Das macht die integrierte Messeinheit<br />

interessant für die Anwendung in seriellen Fertigungsprozessen<br />

oder der Qualitätskontrolle.<br />

Autonome Messung ohne<br />

menschliche Interaktion<br />

Um diese Anwendungsziele zu erreichen, bedarf es<br />

einer verlässlichen Koordination zwischen dem<br />

Roboter und dem 3D-Sensor. Hierzu wird mit einer<br />

Hand-Auge-Kalibrierung der 3D-Sensor an das Koordinatensystem<br />

des Roboters angekoppelt. Sobald der<br />

Laufroboter auf diese Weise einmal mit dem Scanner<br />

kalibriert ist, kann er durch menschliche Expertinnen<br />

und Experten auf die Messung vordefinierter Objekte<br />

hin programmiert werden. „Vor dem eigentlichen<br />

Messvorgang werden Geschwindigkeit, genaue<br />

Messorte und andere wichtige Parameter von einem<br />

menschlichen Anwender an Spot übermittelt, sodass<br />

der Roboterhund die Scans anschließend genau wie<br />

ein Mensch durchführen kann, ohne dass dieser physisch<br />

anwesend sein muss“, sagt Breitbarth.<br />

Auf diese Weise könnte Spot künftig zum Beispiel<br />

Routinemessungen übernehmen. Die Mitarbeitenden<br />

können stattdessen ihren Fokus auf kritische Aspekte<br />

der Überprüfung sowie Analyse und Auswertung der<br />

erstellten 2D- sowie 3D-Daten legen. Weiterhin soll<br />

die Kopplung des Scanners mit einem agilen Roboter<br />

auch Methoden zur Fernsteuerung bzw. -überwachung<br />

ermöglichen.<br />

Den 3D-Handscanner hatten Forschende des Fraunhofer<br />

IOF 2023 in Zusammenarbeit mit der MTU<br />

Maintenance entwickelt. Zur Erstellung von komplexen<br />

3D-Modellen werden durch den gerade einmal<br />

1,3 Kilogramm schweren Sensorkopf zweidimensionale<br />

Farbbilder der gewählten Messszene mit einer<br />

20-Megapixel-Farbkamera aufgenommen. Aus diesen<br />

werden mittels Photogrammetrie die 3D-Daten<br />

der gesamten Szene berechnet. Die Einheit aus GoScout3D<br />

und dem Roboterhund Spot wurde erstmals<br />

Ende April auf der Messe Control in Stuttgart öffentlich<br />

vorgestellt. (ys)<br />

Forschende haben den<br />

mobilen 3D-Handscanner<br />

GoScout3D<br />

mit einem Roboterhund<br />

der Marke<br />

Boston Dynamics<br />

kombiniert.<br />

Bild: Fraunhofer IOF<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 49


» BETRIEB<br />

Zusammenspiel von Mensch und Maschine<br />

Assistenzsystem führt Werker<br />

durch den Arbeitsprozess<br />

Ein kognitives und kamerabasiertes Assistenzsystem zeigt, wie die Symbiose<br />

von Mensch und Maschine gelingen kann. „Der Schlaue Klaus“ unterstützt<br />

manuelle Arbeitsprozesse z. B. im Wareneingang, der Kommissionierung oder<br />

der Montage. In Kombination mit einem ergonomischen Arbeitsplatz werden<br />

so Produktivität, Effizienz und Flexibilität erhöht.<br />

Das Assistenzsystem<br />

„Der Schlaue Klaus“<br />

kann mit den ergonomischen<br />

Arbeitsplatzsystemen<br />

von Krieg,<br />

z. B. dem „Ergosmart“<br />

kombiniert werden.<br />

Bild: Optimum<br />

genommenen Bildern eine rückverfolgbare<br />

Dokumentation. All das soll das Werker -<br />

assistenzsystem namens „Der Schlaue<br />

Klaus“ leisten. Wolfgang Mahanty, Geschäftsführer<br />

beim Entwickler Optimum,<br />

betont: „Wir wollten ein richtig cleveres<br />

Assistenzsystem machen, das die Komplexität<br />

jedes Unternehmens abbildet.“<br />

Die industrielle Bilderkennung kann in der<br />

manuellen Produktion und insbesondere<br />

in diesem Konzept viele Vorteile mit sich<br />

bringen. Das beginnt beim reduzierten<br />

Einarbeitungsaufwand für neue Mitarbei-<br />

Wie wäre es, wenn Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter Schritt für Schritt<br />

durch den Prozess anhand einer digitalen<br />

Arbeitsanweisung geführt würden? Könnte<br />

durch eine fortlaufende Bilderkennung<br />

währenddessen geprüft werden, ob jeder<br />

Arbeitsschritt korrekt ausgeführt wurde?<br />

Könnte so wirksam verhindert werden,<br />

dass fehlerhafte Produkte den Arbeitsplatz<br />

verlassen? Und wie wäre es, wenn zusätzlich<br />

Kennzahlen, Betriebsdaten sowie<br />

Mess- und Prüfergebnisse erfasst würden?<br />

Dann ergäbe sich zusammen mit den aufter<br />

und Produkte. Auch das Umsetzen<br />

neuer oder geänderter Montageanleitungen<br />

wird erleichtert. Fertigungsstätten,<br />

die mit einer hohen Komplexität der Produkte<br />

oder immer kürzeren Lebenszyklen<br />

aufwarten, profitieren hiervon. Vor allem<br />

für die Menschen ist der Einsatz des Systems<br />

gewinnbringend, wenn zum Beispiel<br />

jemand nach längerer Abwesenheit oder<br />

der Elternzeit in den Betrieb zurückkehrt;<br />

Situationen auftreten, in denen eine hohe<br />

Fluktuation beim Personal herrscht oder<br />

wenn der Einsatz von Zeit- und Leiharbei-<br />

50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


tern oder Aushilfskräften notwendig ist.<br />

„Das System übernimmt die Anleitung<br />

und gibt echte Hilfestellung. Weder Kollegen<br />

müssen gefragt noch Schritte nach -<br />

trainiert werden. Wir nehmen den Menschen<br />

ein großes Stück an Stress und Verantwortung,<br />

das entlastet alle Beteiligten.<br />

Und jeder kann alles fertigen“, unterstreicht<br />

Mahanty. Das soll Schulungskosten<br />

und Personalaufwand senken.<br />

Menschen sind und bleiben in den Arbeitsprozessen<br />

unerlässlich. Gleichzeitig<br />

sind Aufmerksamkeits- oder Konzentra -<br />

tionsfehler menschlich. Werden Komponenten<br />

fehlerhaft installiert, Schrauben<br />

oder Halterungen vergessen oder schleichen<br />

sich anderweitig Fehler ein, kann<br />

das auf Dauer große Schäden verursachen.<br />

Reklamationen, Rückrufe und Schadensersatzansprüche<br />

sind die Folge. Mahanty:<br />

„Low Volume, High mix – das ist<br />

<strong>aktuell</strong> das Hauptproblem in vielen Betrieben.<br />

Bei einem Produktionszuwachs<br />

von 30 Prozent fragen sich die Betriebe,<br />

welche Leute sie einsetzen können. Auch<br />

bei ungelernten Arbeitern oder solchen<br />

mit Sprachbarrieren hilft der digitale Assistent,<br />

zu einem einwandfreien Ergebnis<br />

zu kommen.“ Das System trägt dem Hersteller<br />

zufolge wesentlich dazu bei, die<br />

Fehlerquoten innerhalb der Montageund<br />

Verpackungsprozesse zu reduzieren<br />

und ein gesundes Arbeiten zu fördern.<br />

Belegschaft entlasten und<br />

Fehlerquoten reduzieren<br />

Gerade in der schnellen Einarbeitung<br />

neuer Mitarbeiter und neuer Produkte<br />

sieht auch Florian Becker, Geschäftsführer<br />

bei Krieg Industriegeräte, einen großen<br />

Pluspunkt: „Das entlastet die Werker,<br />

weil diese nicht alle Versionen oder Varianten<br />

kennen müssen. Da nun jeder alles<br />

fertigen kann, macht das eine flexiblere<br />

Personalplanung möglich. Da die Mitarbeiter<br />

in Echtzeit vom System unterstützt<br />

werden, sinkt die Fehlerquote enorm. Unterm<br />

Strich sind motivierte Mitarbeiter<br />

und zufriedene Kunden das Resultat.“<br />

„Der Schlaue Klaus“ ist modular aufgebaut<br />

und kann für verschiedene Anwendungsfälle<br />

individuell konfiguriert werden.<br />

Die digitalen Arbeitsanweisungen<br />

sollen sich einfach und ohne Programmierkenntnisse<br />

erstellen lassen. Typische<br />

Anwendungsfälle sind beispielsweise die<br />

Wareneingangskontrolle (SK Receipt), die<br />

automatische optische Identifikation (SK<br />

Ident), die manuelle Montage (SK Assembly),<br />

die THT-Bestückung (SK THT) und die<br />

automatische optische Inspektion (SK Inspect).<br />

Assistent erkennt die<br />

Arbeitsschritte<br />

In der Praxis werden eine oder mehrere<br />

Kameras verwendet, um den Arbeitsbereich<br />

zu beobachten. Anleitungen erfolgen<br />

mittels Augmented Reality, die optische<br />

Kontrolle mit 2D-Kameras. Die eingezogenen<br />

Bilder werden von einer Bildverarbeitungs-Software<br />

analysiert und<br />

mit der eingestellten digitalen Arbeitsanweisung<br />

verglichen. Die Kamera prüft optische<br />

Merkmale gegen Referenzdaten. So<br />

können z. B. Farben, Formen, Muster, Texte<br />

und Bar-/QR-Codes gelesen und mit<br />

dem Sollwert abgeglichen werden. „Der<br />

Schlaue Klaus“ erkennt den Arbeitsfortschritt<br />

und reagiert situationsabhängig.<br />

Der Werker bekommt am Bildschirm die<br />

Schritt-für-Schritt-Anleitung, erst nach<br />

der optischen Überprüfung jedes einzelnen<br />

Montageschrittes wird automatisch<br />

weitergeschaltet und der nächste Schritt<br />

angezeigt. Wird etwas vergessen oder<br />

falsch durchgeführt, meldet das System<br />

sofort den Fehler. Mitarbeiter werden bei<br />

der Durchführung ihrer Aufgaben in Echtzeit<br />

unterstützt, das soll die Geschwindigkeit<br />

und Effizienz verbessern. Das System<br />

sorgt darüber hinaus für eine sichere<br />

Durchführung der Aufgaben, indem es<br />

Anweisungen und Warnhinweise bereitstellt.<br />

Die Erkennungsweite beträgt bis zu<br />

1 Millimeter. Physikalische Grenzen gibt<br />

es dem Hersteller zufolge lediglich beim<br />

Thema Sicht, daher ist die ideale Beleuchtung<br />

entscheidend. Derzeit baut Optimum<br />

an neuen Algorithmen, die das System<br />

lichtunempfindlicher machen sollen.<br />

Gelungene Kombination:<br />

Assistent und Arbeitsplatz<br />

„Der Schlaue Klaus“ kann optimal mit den<br />

ergonomischen Arbeitsplatzsystemen aus<br />

dem Hause Krieg verbunden werden, so<br />

die beiden Unternehmen. Insbesondere<br />

der Montagearbeitsplatz „Ergo smart“ bietet<br />

sich für das effiziente Arbeiten mit digitalen<br />

Arbeitsanweisungen an. Das Arbeitsplatzsystem<br />

ermöglicht eine Effizienzsteigerung<br />

durch Best-Point-Greifräume.<br />

Die Materialbereitstellung erfolgt<br />

durch Behälter auf Boxenträgerschienen,<br />

die ohne Störung des Arbeitsraumes für<br />

eine bessere Erreichbarkeit der Materialien<br />

sorgen. Auf Wunsch kann das kognitive<br />

und kamerabasierte Assistenzsystem<br />

mit einem Pick-by-Light-System kombiniert<br />

werden. Hat der Mitarbeiter in das<br />

richtige Fach gegriffen, die korrekte Anzahl<br />

an Schrauben entnommen und passend<br />

montiert? Gerade an Arbeitsplätzen,<br />

an denen sich viele Teile in Schütten, Boxen<br />

und Sichtlagerkästen ähneln, hilft die<br />

LED-Anzeige.<br />

Becker unterstreicht: „Der Mehrwert liegt<br />

auf der Hand: Neben der Automatisierung,<br />

Optimierung und Stabilität des Prozesses<br />

wird Qualität garantiert, Produktivität<br />

gesteigert und Kosten gesenkt. ‚Der<br />

Schlaue Klaus‘ ermöglicht es, die Komplexität<br />

durch steigende Kundenanforderungen<br />

und hohe Variantenvielfalt wirtschaftlich<br />

und in Spitzenqualität zu bewältigen.<br />

Er verschafft Unternehmen damit<br />

einen klaren Wettbewerbsvorteil.“<br />

Überprüfung und<br />

Qualitätsnachweis<br />

Ob das richtige Teil an der richtigen Stelle<br />

richtig verbaut wurde, wird auf den Millimeter<br />

genau kontrolliert. Auch Teilschritte<br />

werden nachvollzogen, was gerade bei<br />

vielen Bauteilen, die ineinander verbaut<br />

sind, relevant ist – ebenso wie eine Endfunktionsprüfung.<br />

Die permanente Qualitätskontrolle<br />

erfüllt ihre Funktion: „Immer<br />

mehr Auftraggeber wollen einen Qualitätsnachweis,<br />

das Thema Rückverfolgbarkeit<br />

hat Gewicht. Die Nachvollziehbarkeit<br />

und die Dokumentation hat schon so<br />

manchen unserer Kunden in Reklamationsverfahren<br />

gerettet“, berichtet Mahanty.<br />

Die Datenerfassung hilft dabei Fehlermuster<br />

zu identifizieren, um eine kontinuierliche<br />

Verbesserung zu erreichen. Im<br />

Falle einer Kundenreklamation kann diese<br />

durch automatisch dokumentierte Daten<br />

und Berichte, Bilder und Videos abgewendet<br />

werden. (ys)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 51


Ob ein Leasing oder eine Miete von Dienstfahrzeugen sinnvoller ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.<br />

Bild: Artinun/stock.adobe.com<br />

Fuhrpark flexibilisieren und Kosten senken<br />

Leasen oder Mieten?<br />

Aufgrund schwerer Planbarkeit hat es sich bewährt, sich auch auf Schwankungen<br />

in der Firmenflotte durch eine durchdachte Kombination von Leasing und Mieten<br />

einzustellen. Um den richtigen Mix zu finden, ist es wichtig, die eigene Situation zu<br />

verstehen und Ausschreibungen professionell durchzuführen.<br />

In der Firmenflotte gilt es, Kosten und<br />

Risiken unter Kontrolle zu halten und<br />

gleichzeitig die notwendige Flexibilität im<br />

Fahrzeugbestand zu gewährleisten. Das<br />

bedeutet: ausreichend Fahrzeuge und optimale<br />

Auslastung. Und: Unnötige Kosten<br />

durch Leerstände oder vorzeitige Rückgaben<br />

zu vermeiden. Schließlich ist die Anschaffung<br />

der Fahrzeuge (Leasing, Finanzierung,<br />

Miete) neben Kraftstoff und Versicherung<br />

bzw. Schadenmanagement immer<br />

noch einer der größten Kostenblöcke<br />

im Fuhrpark. Und ja, manches lässt sich<br />

im Rahmenvertrag mit den Leasinggesellschaften<br />

regeln, allerdings handelt es sich<br />

dabei um geringe Mengen und eingeschränkte<br />

Fahrzeuge. Allein auf diese<br />

Möglichkeit sollte man sich also nicht<br />

verlassen.<br />

Beim Leasing handelt es sich meist um<br />

Verträge für Neufahrzeuge über zwei bis<br />

drei Jahre zu günstigen, aber auch sehr<br />

starren Konditionen. Der Leasingvertrag<br />

beinhaltet klassischerweise zunächst die<br />

reine Finanzierung, die dann um Servicekomponenten<br />

und Versicherungen ergänzt<br />

werden. Der Leasingnehmer wird<br />

dabei zum Fahrzeughalter einschließlich<br />

entsprechender Rechte, Pflichten und<br />

Risiken. Der klassische Mietwagen hingegen<br />

ist kurzfristig verfügbar und, was<br />

Bereitstellung und Service angeht, in<br />

der Regel ein Rundum-Sorglos-Paket:<br />

Lediglich der Kraftstoff kommt für Firmen<br />

bzw. für den Mietenden als variabler<br />

Kostenpunkt hinzu. Damit eignet<br />

sich diese Form sehr gut zur Bewältigung<br />

von schwankendem Bedarf in der<br />

Dienstwagenflotte.<br />

Leasing: Langfristige,<br />

planbare Mobilität<br />

Wer sich für einen Leasingvertrag entscheidet,<br />

kann die monatlichen Raten<br />

langfristig planen und schützt sich vor<br />

unerwarteten Kosten wie z. B. Wertver-<br />

lust und den Aufwand einer späteren Vermarktung<br />

bei Kauffahrzeugen. Wer zusätzliche<br />

Dienstleistungen für Wartungen,<br />

Reifen, etc. in den Leasingvertrag<br />

aufnimmt, stabilisiert die Gesamtkosten<br />

noch weiter.<br />

Vorteile des Leasings:<br />

• Individuelle Konfiguration des<br />

Fahrzeugs.<br />

• Auswahl von Laufzeit und Laufleistung.<br />

• Die Leasinggesellschaft ist zentraler<br />

Ansprechpartner für alle Belange rund<br />

ums Fahrzeug.<br />

Nachteile des Leasings:<br />

• Geringe Flexibilität während der<br />

Laufzeit.<br />

• Hohe Kosten, wenn Änderungen<br />

während des Leasingvertrags doch<br />

erforderlich werden.<br />

• Risiko hoher Nachzahlungen bei<br />

Rückgabe, insbesondere bei niedrigen<br />

Leasingraten.<br />

• Vorlauf durch z. T. lange Lieferzeiten.<br />

52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


FUHRPARK «<br />

Die Nachteile des Leasings kommen besonders<br />

bei Bedarfsschwankungen im<br />

Fuhrpark zum Tragen: Wer den Vertrag<br />

vorzeitig beenden möchte (z. B. beim Ausscheiden<br />

des Nutzenden aus dem Unternehmen)<br />

oder sich erwartete Laufleistungen<br />

verändern, sollte im besten Fall beim<br />

Leasinganbieter die Laufleistung vertraglich<br />

anpassen lassen. Eine vorzeitige<br />

Rückgabe führt meist zu einer vollständigen<br />

Neuberechnung des Leasingvertrags,<br />

was in der Regel zu teuer ist. Ganz anders<br />

verhält es sich mit Mietwagen.<br />

Mietwagen: Flexibel mobil<br />

Wer also absehen kann, dass Fahrzeuge<br />

nur für kurze Zeit – z. B. zur Überbrückung<br />

von saisonalen Bedarfsspitzen –<br />

benötigt werden oder sich spontaner Bedarf<br />

ergibt, greift zum Mietwagen. Diese<br />

sind kurzfristig verfügbar und mit Laufzeiten<br />

von wenigen Tagen bis zu mehreren<br />

Monaten eine perfekte Ergänzung<br />

zum Langläufer Leasing.<br />

Vorteile von Mietwagen:<br />

• Kurzfristig verfügbar ohne lange<br />

Vorlaufzeiten.<br />

• Keine langfristigen Verpflichtungen:<br />

Mietverträge sind einfach anzupassen<br />

oder zu beenden.<br />

• Breite Auswahl an unterschiedlichen<br />

Herstellern und Modellen, z. B. auch<br />

zum Testen für den eigenen Fuhrpark.<br />

Nachteile von Mietwagen:<br />

• Keine Fahrzeugwahl, nur Kategorien:<br />

Der Vermieter bestimmt das eigentliche<br />

Fahrzeug.<br />

• Auf Dauer höhere Kosten.<br />

• Tarifvielfalt mit Extras wie Mehr-Kilometer,<br />

zusätzliche Fahrer oder Selbstbehalt<br />

bei Versicherung.<br />

Gerade wenn es um die kurzzeitige<br />

Überbrückung von Bedarfsspitzen geht,<br />

sollte ein Unternehmen gut mit den genannten<br />

Nachteilen eines Mietwagens<br />

leben können. Obwohl die Kosten im<br />

gleichen Zeitraum für einen Mietwagen<br />

höher ausfallen, überwiegt immer noch<br />

der Vorteil der Flexibilität, was die Laufzeit<br />

des Mietvertrags und damit die Gesamtkosten<br />

angeht. Denn diese ermöglicht<br />

eine effiziente Nutzung der Ressourcen<br />

im Fuhrpark und vermindert<br />

Leerstands- bzw. Leerlaufzeiten.<br />

Bevor Sie sich jedoch als Fuhrparkbetreiber<br />

auf die Suche nach den passenden<br />

Dienstleistern und Partnern begeben,<br />

empfiehlt es sich einige Faktoren zu beachten.<br />

Vorgehen für optimale<br />

Angebote<br />

1. Definieren Sie klar Ihre Anforderungen:<br />

Je besser Sie Ihren Bedarf kennen<br />

und je klarer Sie Art und Umfang der benötigten<br />

Fahrzeuge und Dienstleistungen<br />

beschreiben, desto einfacher finden Sie<br />

geeignete Lieferanten und umso besser<br />

gestaltet sich die künftige Zusammenarbeit.<br />

Planen Sie im Rahmen Ihrer Ausschreibung<br />

ausreichend Zeit und Ressourcen<br />

ein. Dies erleichtert Ihnen nicht nur<br />

den späteren Prozess spürbar, sondern Sie<br />

erzielen damit auch die bestmöglichen<br />

Konditionen. Wer neben Kosten auch auf<br />

Nachhaltigkeit setzt, trägt mit umweltfreundlichen<br />

Fahrzeugen auch zum positiven<br />

Unternehmensimage bei.<br />

2. Marktuntersuchung: Führen Sie eine<br />

Marktuntersuchung durch und bestimmen<br />

maximal fünf bis sechs am besten<br />

geeignete Anbieter, die Sie zu einer Angebotsabgabe<br />

einladen möchten. Im besten<br />

Fall definieren Sie vorab Entscheidungskriterien,<br />

die die Anbieter grundsätzlich<br />

erfüllen müssen, sich aber dennoch in der<br />

eigentlichen Erfüllung voneinander unterscheiden.<br />

Wenn alle Anbieter die Kriterien<br />

gleichermaßen erfüllen, wird eine<br />

qualitative Bewertung später kaum möglich<br />

sein. Sollten Ihnen seitens der Anbieter<br />

wichtige Informationen, z. B. zur Bewertung<br />

der festgelegten Entscheidungskriterien<br />

fehlen, empfiehlt es sich, diese<br />

Aspekte im Vorfeld durch entsprechende<br />

Fragenkataloge im Rahmen der Ausschreibung<br />

abzufragen.<br />

3. Wichtige Vertragsbedingungen in die<br />

Ausschreibung aufnehmen: Alle für Ihr<br />

Unternehmen relevanten Vertragsbedingungen<br />

sollten bereits mit der Ausschreibung<br />

transparent kommuniziert werden.<br />

Dazu gehören Laufzeiten, Konditionen für<br />

Kilometerbegrenzungen, Versicherungsumfang<br />

und Wartungsdienstleistungen.<br />

Aber auch die Anforderungen an bestimmte<br />

Abläufe oder Unternehmensbesonderheiten.<br />

Klare Kommunikation mini-<br />

miert das Risiko von Missverständnissen<br />

und Unstimmigkeiten während der späteren<br />

Vertragsverhandlungen.<br />

4. Neben Kosten auch die Nachhaltigkeit<br />

berücksichtigen: Abgeleitet von Ihrer<br />

Unternehmensstrategie und den<br />

Nachhaltigkeitszielen sind entsprechende<br />

Optionen in Ausschreibungen von großer<br />

Bedeutung. Dies kann zunächst mit erhöhten<br />

Kosten einhergehen. Über einen<br />

längeren Zeitraum gesehen ist es jedoch<br />

wirtschaftlicher und kostensparender.<br />

Synergien auch mit<br />

Geschäftsreisen nutzen<br />

Erfolgreiches Fuhrparkmanagement geht<br />

nur mit kontinuierlicher Steuerung und<br />

Anpassung der Flotte und damit verbundenen<br />

Abläufen an die sich ändernden<br />

Rahmenbedingungen. Je professioneller<br />

Ausschreibungen vorbereitet und durchgeführt<br />

werden, umso leichter können<br />

Unternehmen, aber auch Dienstleister auf<br />

Änderungen reagieren. Und damit Ihre<br />

Mobilität auch in volatilen Zeiten bestmöglich<br />

und effizient gestalten.<br />

Gerade bei Mietwagen empfiehlt es sich,<br />

neben den üblichen Stakeholdern für den<br />

Fuhrpark auch das Travel Management<br />

einzubeziehen. Schließlich ist dies die<br />

einzige Mobilitäts-Warengruppe, in der<br />

aus Sicht des Einkaufs Synergien und<br />

Skaleneffekte zu erzielen sind. Diese sollte<br />

man nicht verschenken.<br />

Bild: Darr<br />

Timo Darr<br />

ist seit 10 Jahren im<br />

Consulting für Mobilitätsmanagement<br />

in mittleren<br />

und großen Unternehmen<br />

tätig. Zuvor hat er das globale<br />

Reise- und Mobilitätsmanagement<br />

in einem<br />

DAX-Konzern aufgebaut<br />

und geführt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 53


Um die Flotte den eigenen Ansprüchen bestmöglichen anzupassen, lohnt es sich, mit einem Mobilitätsdienstleister in Kontakt zu treten und<br />

maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.<br />

Bild: Wellnhofer Designs/stock.adobe.com<br />

Unternehmensmobilität sicherstellen<br />

Mietwagen für einen flexiblen<br />

und verlässlichen Fuhrpark<br />

Um sich für alle Eventualitäten zu wappnen, setzen viele Unternehmen auf einen<br />

umfangreichen Fuhrpark. Oftmals braucht es jedoch einen Großteil der Fahrzeuge<br />

nicht. Mietwagen helfen dabei, Mehrkosten zu vermeiden und die Firmenflotte an<br />

die individuellen Anforderungen anzupassen.<br />

Egal ob für einen spontanen Termin,<br />

eine wichtige Lieferung oder den<br />

Weg zur Arbeit – ein effektiver Fuhrpark<br />

ist für die Effizienz des Unternehmens<br />

von zentraler Bedeutung. Um einen reibungslosen<br />

Betriebsablauf zu gewährleisten,<br />

müssen Mitarbeiter stets die Möglichkeit<br />

haben, mobil zu bleiben. Ein verlässlicher<br />

und einsatzbereiter Fuhrpark ist<br />

jedoch nicht selten mit hohen Kosten und<br />

einem großen Verwaltungsaufwand verbunden.<br />

Vor allem, wenn eines der Fahrzeuge<br />

ausfällt oder sich die Anforderun-<br />

gen ändern, kommen starre Flottenlösungen<br />

an ihre Grenzen.<br />

Im dynamischen Arbeitsalltag verändern<br />

sich die Rahmenbedingungen stetig – insbesondere<br />

in puncto Mobilität. Mitarbeiter<br />

verlassen das Unternehmen, neue Kollegen<br />

habe andere Anforderungen an ihren<br />

Dienstwagen oder die Auftragssituation<br />

steigt. Für jede Eventualität die richtigen<br />

Fahrzeuge bereitzuhalten, scheint unrealistisch<br />

und unwirtschaftlich. Denn neben<br />

den <strong>Beschaffung</strong>s- und Leasingkosten entstehen<br />

beim Firmenfuhrpark weitere<br />

Kosten punkte aufgrund von Wartungen,<br />

Inspektionen, Reifenwechsel und Lagerung<br />

sowie zusätzlichen Anmietungen bei Ausfällen<br />

über einen Mobilitätsdienstleister.<br />

Dafür braucht es nicht nur geschultes Personal,<br />

sondern auch transparente Fuhrparksysteme.<br />

Zudem kommen bei Rückgaben im<br />

Leasingfall erhöhte Kosten auf Unternehmen<br />

zu, die den Gesamtaufwand erheblich<br />

erhöhen. Bei finanzierten Autos und Barkaufgeschäften<br />

entsteht immer ein Restwertrisiko.<br />

Durch Mietwagen lassen sich<br />

einige Verantwortlichkeiten an den Dienst-<br />

54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


FUHRPARK «<br />

leister übertragen, weshalb sich diese als<br />

attraktive Alternative etabliert haben.<br />

Welches Mietmodell sich für den Fuhrpark<br />

eignet, hängt jedoch von den Anforderungen<br />

ab.<br />

Flexibilität durch<br />

Kurzzeitmiete<br />

Mit der Kurzzeitmiete lässt sich die Unternehmensflotte<br />

kurzfristig erweitern.<br />

Das Überbrücken von saisonalen Peaks<br />

oder Anschlussmobilität vom Flughafen<br />

zum Kundentermin stellen klassische Anwendungsfälle<br />

für das flexible Vertragsmodell<br />

dar. Im Gegensatz zu anderen<br />

Konzepten wie dem Carsharing trumpft<br />

die Kurzzeitmiete mit einer großen Fahrzeugauswahl<br />

auf, die es ermöglicht, passende<br />

Fahrzeuge für jeden Anwendungszweck<br />

zu finden. Zudem gewährleisten<br />

Autovermieter einen umfassenden Service<br />

und halten bei Komplikationen ein<br />

passendes Ersatzfahrzeug bereit. Aufgrund<br />

der Flexibilität profitieren vor allem<br />

junge Unternehmen in Wachstumsphasen<br />

von dem Modell und können ihren Fuhrpark<br />

schnell an veränderte Bedingungen<br />

anpassen. Kommt es zu kurzfristigen Änderungen,<br />

lässt sich die weitere Planung<br />

unkompliziert anpassen, denn durch die<br />

geringe Laufzeit von bis zu einem Monat<br />

entstehen keine langfristigen vertraglichen<br />

Bindungen.<br />

Ganzheitliche Konzepte<br />

durch Langzeitmiete<br />

Nutzen-Effizienz steigert. Ein klassischer<br />

Anwendungsfall der Langzeitmiete ist die<br />

Probezeit eines neuen Mitarbeiters mit<br />

Dienstwagenanspruch. Um sich nicht direkt<br />

durch ein mehrjähriges Leasing an<br />

die Person zu binden, bietet es sich an,<br />

auf ein Mietfahrzeug zurückzugreifen.<br />

Individuelle Lösungen<br />

finden<br />

Bei der Wahl des passenden Mietmodells<br />

geht es nicht nur um den finanziellen Aspekt,<br />

sondern auch um verlässliche und<br />

komfortable Mobilität im Tagesgeschäft.<br />

Ein passendes Auto sollte sowohl den Ansprüchen<br />

der Buchhaltung als auch denen<br />

der Mitarbeiter entsprechen. Insbesondere<br />

Autos mit einer sogenannten Compact-<br />

Größe kommen daher für den tagtäglich<br />

genutzten Firmenwagen infrage. Sie bieten<br />

zwar ein höheres Maß an Komfort als<br />

ein Kleinwagen, eignen sich jedoch bestens<br />

für den Stadtverkehr. Neben dem<br />

richtigen Fahrzeugmodell lässt sich der<br />

Mietwagen durch weitere Faktoren den<br />

Ansprüchen des Unternehmens anpassen.<br />

• Ausstattung: In der Regel besteht bei<br />

jedem Fahrzeugmodell die Möglichkeit,<br />

zwischen einer hochwertigen Vollausstattung<br />

oder einer günstigeren Option<br />

zu wählen und somit den Preis maßgeblich<br />

zu beeinflussen. Für eine effiziente<br />

Gestaltung des Fuhrparks lassen<br />

sich beide Varianten kombinieren.<br />

Während Poolfahrzeuge lediglich über<br />

die grundlegenden Features wie ein<br />

Navigationsgerät oder Bluetooth verfügen,<br />

können Dienstwagen die hochwertige<br />

Vollausstattung erhalten.<br />

• Versicherungssumme: Eine angepasste<br />

Selbstbeteiligung an der Versicherung<br />

gewährt weiteren Spielraum bei der<br />

preislichen Gestaltung. In den meisten<br />

Fällen liegt die durchschnittliche<br />

Selbstbeteiligungssumme je nach Fahrzeugkategorie<br />

bei 600 bis 1500 Euro,<br />

lässt sich jedoch auch auf 0 Euro reduzieren.<br />

Durch individuelle Verträge bieten<br />

Autovermieter die Möglichkeit, den<br />

Fuhrpark flexibel zu gestalten.<br />

• Elektromobilität: Heute finden zunehmend<br />

mehr E-Autos Einzug in den Unternehmensfuhrpark.<br />

Wenn es jedoch<br />

an Ladeinfrastruktur fehlt, werden<br />

Mithilfe der Langzeitmiete lassen sich<br />

auch langfristige Mobilitätskonzepte entwickeln<br />

und umzusetzen. In der Regel beträgt<br />

die Laufzeit mindestens einen Monat<br />

und kann je nach Bedarf verlängert<br />

werden. Unternehmen nutzen das Modell<br />

oft über einen Zeitraum von sechs Monaten.<br />

Eine Kilometerpauschale von um die<br />

3000 Kilometer ist üblich, kann aber bei<br />

Bedarf erweitert werden. Genau wie bei<br />

der Kurzzeitmiete ermöglicht die langfristige<br />

Mietoptionen den Kunden, ihre Fahrzeuge<br />

aus dem gesamten Fuhrpark der<br />

Vermieter auszuwählen. Trotz der langen<br />

Laufzeit lässt sich das Mietmodell jederzeit<br />

kündigen und ermöglicht eine tagesgenaue<br />

Abrechnung, was ein hohes Maß<br />

an Flexibilität gewährt und die Kostenelektrisch<br />

betriebene Fahrzeuge zum<br />

Hindernis. Im Vorfeld gilt es daher immer<br />

zu klären, ob bereits die richtigen<br />

Rahmenbedingungen bestehen, bevor<br />

die Flotte neue Fahrzeuge erhält.<br />

Durch die Beratung durch einen versierten<br />

Mobilitätsprofi lässt sich eruieren,<br />

wie die optimale Gestaltung des<br />

Fuhrparks aussehen könnte. In der Regel<br />

ergibt es Sinn, im Fuhrpark auf eine<br />

Kombination aus Verbrennern und<br />

E-Autos zu setzen. Somit lassen sich<br />

sowohl kurze Strecken in der Stadt als<br />

auch lange Landrouten klimafreundlich<br />

und effektiv bestreiten.<br />

Für alle Fälle<br />

mobil bleiben<br />

Immer wieder benötigen Firmen Autos<br />

mit spezifischen Anforderungen. Insbesondere<br />

beim Transport von verderblichen<br />

Waren oder von empfindlichen Produkten<br />

reichen normale Transportfahrzeuge nicht<br />

aus. Sowohl bei der Lang- als auch bei der<br />

Kurzzeitmiete bieten Autovermietungen<br />

daher die Möglichkeit, Sonderfahrzeuge<br />

zu nutzen. Dazu gehören beispielsweise<br />

Transporter mit gesondertem Kühlabteil<br />

oder großer Ladefläche, sodass sich Sonderaufträge<br />

problemlos bewältigen lassen.<br />

Um die Flotte den Ansprüchen bestmöglichen<br />

anzupassen, lohnt es sich, mit<br />

einem Mobilitätsdienstleister in Kontakt<br />

zu treten und maßgeschneiderte Lösungen<br />

zu entwickeln.<br />

Bild: Starcar<br />

Nima Kalantari<br />

ist Geschäftsführer der<br />

Starcar Autovermietung<br />

und Vorstand<br />

Operation , Sales und<br />

Fleet der Starcar<br />

Europa Service Group.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 55


» FUHRPARK<br />

Nachhaltige Mobilität für die Industrie<br />

Standortverbindung durch<br />

E-Bike-Flotten<br />

Der österreichische Intralogistik-Spezialist TGW Logistics setzt mit Sharing-E-Bikes<br />

auf ein Mobilitätskonzept, das gleichzeitig Nachhaltigkeit und Flexibilität bietet, ohne<br />

dabei an Effektivität im Alltag einzubüßen. Die Pedelecs werden von Movelo<br />

bereitgestellt und stehen Mitarbei terinnen sowie Mitarbeitern für die Überbrückung<br />

von Standortdistanzen, aber auch für private Zwecke zur Verfügung.<br />

Im Pauschalpreis sind neben den E-Bikes auch die Kosten für<br />

Inspektionen, Versicherung, Service und Anlieferung enthalten.<br />

Bild: Movelo<br />

Die E-Bike-Flotte bei TGW Logistics wird hauptsächlich zur Standortverbindung genutzt.<br />

Die Mitarbeitenden können sie aber auch für private Zwecke nutzen.<br />

Bild: TGW Logistics<br />

Das Corporate E-Bike-Abo für<br />

Industriebetriebe<br />

ternehmens und seiner Arbeitskräfte sind.<br />

Insbesondere im produzierenden Gewerbe<br />

stehen dabei vor allem zeitliche und<br />

logistische Aspekte im Vordergrund.<br />

Fünf Kilometer sind die beiden österreichischen<br />

Standorte von TGW Logistics<br />

• Vertragsdauer: 36 Monate<br />

• Mindeststückzahl E-Bikes: 2<br />

• Miete inkludiert u. a.: Fullservice (Vollkaskoversicherung,<br />

Vor-Ort-Service, Support), Flottensoftware, Nutzungsapp,<br />

Lieferung und Montage<br />

Dienstwagen, Ride- und Car-Sharing,<br />

Pool-Lösungen oder das private<br />

Fahrzeug für den täglichen Arbeitsweg:<br />

Die möglichen Ansätze für die betriebliche<br />

Mobilität sind so vielfältig, wie es<br />

auch die Erfordernisse des jeweiligen Unvoneinander<br />

entfernt, der eine in Wels,<br />

der zweite im benachbarten Marchtrenk.<br />

Auch die Verbindungen zum öffentlichen<br />

Nahverkehr sind ähnlich situiert: 2,7 Kilometer<br />

ist die Unternehmenszentrale in<br />

Marchtrenk vom örtlichen Bahnhof entfernt,<br />

vom Hauptbahnhof Wels zum dortigen<br />

Standort sind es 2,9 Kilometer. Für<br />

Strecken dieser Größenordnung bietet<br />

sich das Zweirad ideal an, bewältigt es<br />

doch die Distanz eines 38-minütigen<br />

Fußweges in weniger als zehn Minuten,<br />

ohne Verkehrsstaus oder Parkplatzsuche.<br />

Können Fahrräder bei solchen Wegen ihre<br />

Vorzüge gegenüber Pkw vor allem bei den<br />

Faktoren Kosten, Zeit und Geschwindigkeit<br />

ausspielen, so kommt im Vergleich zu<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln noch der<br />

Vorteil der Fahrplanunabhängigkeit hinzu<br />

56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Movelo<br />

... ist Spezialist in Sachen Mobilitätsdienstleistungen<br />

für E-Bikes im Businessbereich. Das<br />

2005 gegründete Unternehmen liefert zum<br />

Aufbau umweltfreundlicher Fuhrparks hochwertige<br />

Elektrofahrräder und dazugehörige<br />

Komponenten – eine Smartphone-App, Software,<br />

Abstell- und Ladestationen sowie den<br />

dazugehörigen Rundumservice. Aktuell befinden<br />

sich in Deutschland, Österreich, Belgien,<br />

den Niederlanden, Tschechien, Frankreich und<br />

Italien rund 6500 Movelo-E-Bikes im Einsatz.<br />

Mit ihnen wurden bislang mehr als 9,6 Mio. Kilometer<br />

zurückgelegt und mehr als 10.000 Tonnen<br />

CO 2<br />

eingespart.<br />

TGW Logistics<br />

... ist ein internationaler Anbieter von Intra -<br />

logistik-Lösungen. Seit mehr als 50 Jahren<br />

realisiert der österreichische Spezialist weltweit<br />

hochautomatisierte Anlagen für Kunden.<br />

Als Systemintegrator übernimmt TGW Logistics<br />

dabei Planung, Produktion, Realisierung<br />

und Service der Logistikzentren – von Mechatronik<br />

über Robotik bis hin zu Steuerung und<br />

Software. Das Unternehmen hat Niederlassungen<br />

in Europa, China und den USA und beschäftigt<br />

weltweit rund 4400 Mitarbeitende.<br />

Im Wirtschaftsjahr 2022/23 erzielte das Unternehmen<br />

einen Gesamtumsatz von 955 Millionen<br />

Euro.<br />

– ein Faktor, der bei Unternehmen vor allem<br />

im Mehrschichtbetrieb relevant ist,<br />

durch den Mitarbeiter oft außerhalb der<br />

Betriebszeiten öffentlicher Verkehrsmittel<br />

mobil sein müssen. Bei den beiden österreichischen<br />

Standorten setzt das Unternehmen<br />

daher auf ein System von Sharing-E-Bikes<br />

samt Ladeinfrastruktur und<br />

App-Einbindung, welche die Reservierung<br />

und Entsperrung der E-Bikes durch individuelle<br />

Mitarbeiter ermöglicht. Als Dienstleister<br />

ist Movelo auf diese Art der betrieblichen<br />

Zweiradmobilität spezialisiert.<br />

Das Unternehmen stattet bereits über<br />

100 Unternehmen in sieben europäischen<br />

Ländern mit E-Bike-Fuhrparks aus.<br />

Multimodales Mobilitätskonzept<br />

Neben den elektrischen Fahrrädern ergänzen<br />

auch E-Pool-Fahrzeuge den TGW-<br />

Fuhrpark, der dem Unternehmen zufolge<br />

mit Augenmerk auf ökonomisch zukunftsfähige<br />

Nachhaltigkeit aufgebaut<br />

wurde – auch mit Rücksicht auf steigende<br />

Preise für fossile Brennstoffe und zunehmend<br />

strenger werdende CO 2 -Vorgaben<br />

für Unternehmensflotten. So nutzt der<br />

Intralogistikanbieter für die E-Ladeinfrastruktur<br />

an den Hauptstandorten bereits<br />

seit vier Jahren Photovoltaik zur Erzeugung<br />

eigenen Stroms. Während die<br />

betriebliche E-Auto-Flotte vor allem für<br />

geschäftliche Reisen mit mittlerer Distanz<br />

genutzt wird kommen die E-Bikes für örtliche<br />

Termine, die nahe Standortverbindung<br />

und für den privaten Gebrauch<br />

durch Mitarbeiter zum regelmäßigen Einsatz.<br />

Mit Verbrennungsmotor betriebene<br />

Fahrzeuge nutzt TGW weiterhin für Langstreckeneinsätze<br />

für Vertriebs- oder Servicezwecke<br />

– also vor allem jene Bereiche,<br />

in der die E-Mobilität aus Gründen<br />

der Reichweite noch nicht vollständig<br />

konkurrenzfähig ist.<br />

Aus Unternehmenssicht bietet sich ein<br />

solches multimodales Konzept vor allem<br />

an, um den größtmöglichen Praxisnutzen<br />

aus jeder Mobilitätsform eruieren zu können,<br />

wodurch auch die Akzeptanz von<br />

neuen Lösungen durch Mitarbeiter, Kunden<br />

und Gesellschaft gesteigert wird. Das<br />

parallele Anbieten mehrerer Mobilitätsformen<br />

wird zudem durch die Existenz<br />

von Sharing-Lösungen von spezialisierten<br />

Anbietern begünstigt. So bezieht TGW Logistics<br />

die Pedelecs zu einem Pauschalpreis.<br />

In diesem Paket sind auch jegliche<br />

Kosten für Inspektionen, Versicherung,<br />

Service und Anlieferung enthalten. Zusätzlich<br />

kann die Ladeinfrastruktur zu einem<br />

Pauschalpreis gemietet und eingerichtet<br />

werden. Dies ermöglicht im Vergleich zum<br />

Direktkauf oder Leasing finanzielle Planbarkeit.<br />

Bei sich änderndem Bedarf kann<br />

die Flotte fast beliebig vergrößert oder verkleinert<br />

werden.<br />

Private Nutzbarkeit von<br />

E-Bikes<br />

Für Mitarbeiter wiederum ist die Akzeptanz<br />

solcher nachhaltigen Mobilitätslö-<br />

sungen vor allem von den konkreten Vorteilen<br />

abhängig, die man als Arbeitgeber<br />

auch als attraktiver Teil eines Leistungspakets<br />

vermitteln kann – so wie es bei<br />

TGW Logistics der Fall ist. So wird die<br />

E-Bike-Flotte zwar hauptsächlich zur<br />

Standortverbindung und damit für berufliche<br />

Wege genutzt – Mitarbeiter verwenden<br />

sie dabei vorwiegend zur Überbrückung<br />

der eingangs erwähnten Betriebsstandorte<br />

– aber auch eine private<br />

Nutzung ist möglich. TGW Logistics stellt<br />

seinen Mitarbeitern die E-Bikes während<br />

der Wochenenden und Feiertage sowie<br />

außerhalb der Kernarbeitszeiten zur Verfügung<br />

– völlig kostenfrei. Nachhaltige<br />

Mobilität ist für das Technologieunternehmen<br />

einer der Wege, um der Unternehmensphilosophie<br />

„Mensch im Mittelpunkt<br />

– lernen und wachsen“ gerecht zu<br />

werden.<br />

Bild: Movelo<br />

Herbert Ottenschläger<br />

ist Head of Sales des<br />

deutschen Mobilitätsdienstleisters<br />

Movelo.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 57


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58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


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Konzerne u. öffentliche Auftraggeber. Anwendungen<br />

für Einkaufs- u. Auftragsprozesse sowie<br />

Archivierung ergänzen das Portfolio. Die Software wird<br />

in der Cloud, on-premises oder hybrid betrieben.<br />

Regelmäßige SAP-Zertifizierungen bestätigen den<br />

Qualitätsstandard und gelten für die verschiedenen<br />

SAP-Deployment-Modelle. 300.000 User verarbeiten<br />

mit xSuite pro Jahr mehr als 80 Mio. Dokumente.<br />

EINKAUFSCONTROLLING<br />

EINKAUFSSOFTWARE<br />

HEBEMITTEL<br />

SoftconCIS GmbH<br />

www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />

SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />

als 25 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />

Informationssystemen für Einkaufscontrolling und<br />

strategischen Einkauf.<br />

Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />

Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />

fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />

Hosting im eigenen zertifizieten, deutschen Rechenzentrum<br />

und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />

vereint:<br />

– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />

– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />

– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />

– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />

veenion GmbH<br />

www.veenion.de<br />

Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />

elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />

Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />

Softwarelösungen impact ordering und<br />

open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />

Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />

und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />

Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />

zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />

Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />

Mitari Hebetechnik GmbH<br />

http://www.anschlagmittel-shop.de/<br />

Anschlagmittel-Shop zählt zu den führenden Online-<br />

Anbietern von hochwertigen Hub- und Hebezeugen.<br />

Unser inhabergeführtes Unternehmen liefert alle Produkte,<br />

die für sicheres Heben erforderlich sind. Dabei<br />

bieten wir eine große Auswahl an Produkten an, die<br />

durch ihre Qualität und ihren Preis überzeugen. Unsere<br />

Kunden können auf umfassende Beratung und Lösungen<br />

nach Maß vertrauen, unser Motto lautet: „Was wir<br />

nicht haben, können wir machen!“ Sollten wir für<br />

besondere Hebeaufgaben keine vorgefertigte Lösung<br />

im Sortiment haben, entwickeln wir sie gemeinsam<br />

mit Ihnen.<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

SUPPLY CHAIN-SOFTWARE<br />

www.industrie.de<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

EURO-LOG AG<br />

www.eurolog.com<br />

Integration, Collaboration und Realtime Visibility kennzeichnen<br />

die DNA der plattformbasierten Software für<br />

Supply Chain Management von EUROLOG. Der IT-<br />

Dienstleister und Spezialist für Datenintegration<br />

vernetzt alle Partner einer Lieferkette auf seiner<br />

eigenen Logistik-Plattform. Auf Basis dieses gemeinsamen<br />

Datenpools optimieren und steuern die digitalen<br />

Lösungen von EUROLOG über verschiedenste<br />

Geschäftsbereiche, Regionen und Verkehrsträger hinweg<br />

die logistischen Prozesse weltweiter Lieferketten –<br />

End-to-End in Echtzeit!<br />

EUROLOG Software-Lösungen sind schnell und flexibel<br />

einsetzbar und mit allen ERP-Systemen kompatibel.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 59


» BME AKTUELL<br />

Awards/Förderpreise<br />

BME Science Awards „Dissertation“ und „Master“ 2024 verliehen<br />

Im Rahmen des 17. Wissenschaftlichen<br />

Symposium „Supply Management“ hat<br />

der BME die Sieger:innen der Förderpreise<br />

für den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

bekannt gegeben. Mit den BME Science<br />

Awards würdigt der Verband wissenschaftliche<br />

Leistungen in den Themenfeldern<br />

Einkauf, Logistik und Supply Chain.<br />

BME Science Award (Dissertation): Der<br />

Gewinner des Science Award 2024 in der<br />

Kategorie „Dissertation“ ist Dr. Davide<br />

Burkhart, Universität Mannheim. Die<br />

Dissertation „Risk and Disruption Management<br />

in Buyer-Supplier Relationships“<br />

thematisiert Risikomanagement in<br />

Käufer-Lieferanten-Beziehungen und untersucht<br />

insbesondere das Management<br />

von Transparenz, Implikationen höherer<br />

Gewalt und die Wechselbeziehung zwischen<br />

Performance und Supply Chain Disruptions.<br />

Die Jury würdigte außerdem Dr.<br />

Vincent Delke, University of Twente, und<br />

Dr. Chiara Freichel, Julius-Maximilians-<br />

Universität Würzburg, für das Erreichen<br />

des Vortragfinales im Wettbewerb.<br />

BME Science Award (Master): In der<br />

Kategorie Master Universität“ konnte sich<br />

Jasmin Matejat, Julius-Maximilians-Universität<br />

Würzburg, mit dem Thema „A<br />

concept for evaluating the criticality of<br />

raw materials in purchasing and supply<br />

chain management“ durchsetzen.<br />

Bild: BME e.V.<br />

Frischgebackene BME-<br />

Preisträger (v. l.):<br />

Jasmin Matejat,<br />

Julius-Maximilians-<br />

Universität Würzburg,<br />

und Dr. Davide<br />

Burkhart, Universität<br />

Mannheim.<br />

Beim 17. Wissenschaftlichen Symposium<br />

„Supply Management“ des BME trafen<br />

sich vom 4.-5. März an der Universität<br />

Mannheim Studierende, Absolventen,<br />

Wissenschaftler und Praktiker zum fachlichen<br />

Austausch. Die Vorträge der Veranstaltung<br />

werden in einem Tagungsband<br />

veröffentlicht (Erscheinungstermin: Sommer<br />

2024).<br />

6. November 2024, Berlin<br />

Deutscher Lieferkettentag: BME zeigt erneut Flagge<br />

Mit der Sicherung, Ausgestaltung und Diversifizierung<br />

der Lieferketten stehen erneut<br />

Topthemen der deutschen Wirtschaft<br />

auf dem Programm des Deutschen<br />

Lieferkettentages 2024. Das von den Verbänden<br />

bevh, BGA, BME und DER MITTEL-<br />

STANDSVERBUND gemeinsam organisierte<br />

Event findet unter dem Motto „Globalisierung<br />

unter Druck? Lieferketten sichern<br />

und diversifizieren“ am 6. November<br />

2024 von 10:30 bis 16:30 Uhr in Berlin<br />

statt. An der Fachtagung nehmen<br />

hochrangige Vertreter aus Politik, Verwaltung<br />

und Wissenschaft sowie Entscheider<br />

der deutschen Wirtschaft aus Industrie<br />

und Handel teil. Sie sprechen u. a. über<br />

Berichtspflichten, eine zunehmende Defragmentierung<br />

der globalisierten Welt<br />

sowie sicherheitspolitische Herausforderungen,<br />

die die Unternehmen zu einem<br />

permanenten Anpassungsprozess zwingen.<br />

In diesem Jahr stehen folgende Themen<br />

besonders im Blickpunkt:<br />

• Sicherung der Handelswege: Deutschlands<br />

Rolle in EU und Nato<br />

• Eine Wirkungsanalyse: Praktische Erfahrungen<br />

mit dem Lieferkettengesetz<br />

• US-Wahlergebnis: Eine Einordnung<br />

• Digitalisierung der Lieferkette<br />

Für BME-Mitglieder ist die Teilnahme<br />

kostenlos.<br />

Weitere Infos: mirjam.zeller@bme.de<br />

BME-Messekalender 2024<br />

Kostenfreier Zugang zu<br />

Messen mit<br />

BME-Fachvorträgen<br />

Der BME informiert 2024 auf Fachmessen<br />

unterschiedlicher Größen und Ausrichtungen<br />

über <strong>aktuell</strong>e Trends und Innovationen<br />

in der <strong>Beschaffung</strong>. Im Rahmen<br />

der Messen können Verbandsmitglieder<br />

an den BME-Einkäufertagen kostenlos<br />

teilnehmen.<br />

Freuen Sie sich auf hochinformative<br />

Fachvorträge und spannende Podiumsdiskussionen:<br />

• CastForge 04.-06.06.2024, Stuttgart<br />

(BME-Einkäufertag: 05.06.2024)<br />

• MedtecLIVE 18.-20.06.2024, Stuttgart<br />

Ausführliche Informationen: frithjof.kilp@bme.de<br />

Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />

Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax –399,<br />

E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />

60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Brewes GmbH, Markersdorf 41<br />

Böllhoff GmbH, Bielefeld 67<br />

Euro-Log AG, Hallbergmoos 59<br />

SoftconCIS GmbH, Oberhaching 59<br />

Technische Akademie Wuppertal e.V., Wuppertal 65<br />

Trotec Laser Automation GmbH, Markdorf 13<br />

F. Reyher Nchfg. GmbH & Co., Hamburg 9, 59<br />

Ferdinand Gross GmbH & Co KG,<br />

Leinfelden-Echterdingen 58<br />

Haufe Akademie GmbH & Co. KG, Freiburg 11<br />

Keller & Kalmbach GmbH, Unterschleißheim 2, 58<br />

Laserteile4you/H.P. Kaysser, Leutenbach 45<br />

Lederer GmbH, Ennepetal 6, 58<br />

Mitari Hebetechnik GmbH, Kleve 59<br />

Otto Roth GmbH & Co. KG, Stuttgart 59<br />

RCT Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.,<br />

Heidelberg 39, 59<br />

reichelt elektronik GmbH, Sande 7<br />

Richter Formteile GmbH, Leonberg 3<br />

VORSCHAU<br />

TITELSTORY<br />

Seit über 25 Jahren realisiert Würth<br />

Industrie Service eine effizientere<br />

<strong>Beschaffung</strong> für die produzierende<br />

veenion GmbH, Kaiserslautern 19, 59<br />

xSuite Group GmbH, Ahrensburg 59<br />

Industrie. Welche Innovationen Mehrwert schaffen, wie<br />

die Teileversorgung von Morgen gelingt und wie dabei<br />

Technologietrends die Zukunft bestimmen, erfahren wir<br />

im Interview mit Martin Jauss und Stefan Reuss.<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

Whitepapern der<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>!<br />

Kompaktes Fachwissen ganz<br />

einfach downloaden!<br />

https://beschaffung<strong>aktuell</strong>.industrie.de/whitepaper/<br />

MANAGEMENT<br />

Strengere Regularien verlangen nun auch<br />

von operativen Bereichen einen Beitrag zur<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung und verantwortungsvollen<br />

Unternehmensführung.<br />

Das bringt neue Herausforderungen mit<br />

sich: Erwartungen klar kommunizieren,<br />

neue Prozesse implementieren und dies bei<br />

knapperen Zeit- und Ressourcenbudgets.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 06/2024<br />

erscheint am 29.<strong>05.2024</strong><br />

Bild: Würth<br />

Das Magazin für Einkauf, Material wirtschaft und Logistik<br />

ISSN 0341–4507<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sabine Schulz-Rohde (sas),<br />

Phone +49 711 7594–252;<br />

Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />

Korrespondent:<br />

M.A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879<br />

Freie Mitarbeit:<br />

Ass. Jur. Ulrike Dautzenberg, RA Anja Falkenstein,<br />

M.A. Annette Mühlberger, M.A. Sabine Ursel<br />

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Robert Fieten<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Jennifer Martins, Phone +49 711 7594–262<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

(Verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Katja Mayr, Phone +49 711 7594–5843<br />

Leserservice: <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Postfach 810580 70522<br />

Stuttgart, Phone +49 711 7252-254, Fax –399,<br />

E-Mail: leserservice@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: 9 x jährlich<br />

Bezugspreis jährlich: Inland 178,20 € inkl. MwSt. und<br />

Versandkosten; Ausland 183,60 € inkl. Versandkosten;<br />

Einzelheft Inland: 19,90 € inkl. MwSt. und Versandkosten.<br />

Einzelheft Ausland: 20,55 € inkl. Versandkosten.<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 89,10 € inkl. MwSt. und Versandkosten,<br />

Ausland 94,50 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel. Sofern das<br />

Abon nement nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach<br />

Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils<br />

vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Die Mitglieder des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf<br />

und Logistik e.V. ( BME ) und des ÖPWZ erhalten die Zeitschrift<br />

„<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>“ im Rahmen einer Kooperation.<br />

Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith Partner -<br />

ship, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire, RG29 1TA,<br />

GB, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182, E-Mail:<br />

jsp@trademedia.info; USA, Kanada: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 89 63 881, Fax +1 212 62 93 988,<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Druck:<br />

Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 61


» KARRIERE<br />

Der bedenkenswerte Appell einer renommierten Beraterin<br />

Überholte Supply Chains<br />

kreativ zerstören<br />

„How to hack your supply chain. Breaking today, building tomorrow“ lautet der <strong>aktuell</strong>e<br />

Buchtitel der renommierten Expertin für digitale <strong>Beschaffung</strong> Dr. Elouise Epstein.<br />

Internationale Anerkennung gewann sie als Expertin für die zukunftsweisende Entwicklung<br />

innovativer <strong>Beschaffung</strong>s- und Lieferkettenstrategien.<br />

Bild: Kearney<br />

How to hack your supply chain. Braking<br />

today, building tomorrow. Elouise Eppstein,<br />

Kearney, Chicago 2023, 240 Seiten,<br />

39,99 US$ (14,99 US$ als eBook)<br />

ISBN 978–1–7369981–2–0<br />

Den Impuls, dieses Buch zu schreiben, erhielt die<br />

in San Francisco ansässige A.T.-Kearney-Partnerin<br />

Louise Eppstein bei ihrer Impfung gegen Covid.<br />

Beim Blick auf den Impfausweis begann sie zu sinnieren<br />

über die komplexe Supply Chain, die der Impfstoff<br />

durchlaufen hatte, bevor er in ihrem Arm ankam.<br />

Sie dachte an die vielen hierin eingebundenen<br />

Third Parties, die alle perfekt zusammenwirken mussten.<br />

Sie reflektierte als Beraterin über die äußerst<br />

komplexe Koordinierungsaufgabe, aber auch die gravierenden<br />

Fehler, die dabei insbesondere in der Kommunikation<br />

eintreten konnten. Kamen die Wirkstoffe<br />

aus zuverlässigen Quellen? Wurde der Impfstoff bei<br />

der richtigen Temperatur gelagert und transportiert?<br />

Es wurde ihr klar, dass in der Supply Chain ein gewaltiger<br />

qualifizierter Datenaustausch stattfinden und<br />

vor allem funktionieren muss. Ihr kamen Zweifel, dass<br />

die Hersteller der Impfstoffe alle involvierten Third<br />

Parties wirklich im Griff hatten.<br />

Nein, das vorliegende Buch ist –<br />

wie der provokante Titel suggerieren<br />

mag – keine Anleitung für<br />

Cyberangriffe auf das moderne<br />

Supply Chain Management. Die<br />

Autorin, die als Vordenkerin auf<br />

dem Gebiet des digitalen Supply<br />

Chain Management gilt, gibt<br />

stattdessen viele wertvolle Hinweise,<br />

wie man Supply Chains resilienter<br />

und effektiver machen<br />

kann. Dies ist dringend notwendig,<br />

denn es ist unverkennbar,<br />

dass die vielen Disruptionen, die<br />

es seit der Corona-Pandemie auf<br />

der <strong>Beschaffung</strong>sseite gab, die<br />

auf Effizienz getrimmten Supply<br />

Chains überfordert haben. Die<br />

derzeitigen Supply Chains, die in<br />

der Zeit zwischen den späten<br />

90er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

und 2010 konzipiert wurden, erweisen sich – so Eppstein<br />

– im <strong>aktuell</strong>en disruptiven wirtschaftlichen<br />

Umfeld als nicht genügend resilient. Zudem sind sie<br />

nicht genügend resistent gegen Cyberangriffe, die<br />

immer mehr zunehmen. Computerhacker werden<br />

nicht zuletzt durch KI immer raffinierter und gefährlicher.<br />

Sie fokussieren sich insbesondere auf das Entdecken<br />

von Schwachstellen in den Supply Chains<br />

(Anm. des Rezensenten). Eppstein weist darauf hin,<br />

dass die Mehrzahl der heutigen Lieferketten vor dem<br />

Hintergrund eines seinerzeit existierenden friedlichen,<br />

stabilen und kalkulierbaren Umfeldes, in dem<br />

der globale regelbasierte Handel florieren konnte,<br />

konzipiert wurden. Diese Zeiten sind nun vorbei.<br />

Risiko: Cyberattacken<br />

In der Praxis läuft im Supply Chain Management<br />

längst nicht mehr alles rund, trotz hoher Investitionen<br />

in die Konsolidierung der in Konzernen eingesetzten<br />

ERP-Systeme und auch in die als vermeintliche<br />

Wunderwaffen angesehenen Digitaltechnologien.<br />

Deshalb stellt Louise Eppstein die bestehenden<br />

Supply Chains grundsätzlich in Frage und erkennt,<br />

dass diese in viel zu vielen Fällen eine historisch gewachsene<br />

Ansammlung von tausenden Third Parties<br />

(z. B. Auftragsfertiger und deren Zulieferer, Logistiker<br />

aber auch Regierungsstellen, mit denen zusammengearbeitet<br />

werden muss) darstellen. Dies muss geändert<br />

werden, meint die Autorin.<br />

Zerlegen und neu zusammensetzen<br />

Sie schlägt dafür einen radikalen Ansatz vor: Sie postuliert,<br />

die Supply Chains aus der Perspektive eines<br />

Hackers zu betrachten. Dies bedeutet, die vielen verwundbaren<br />

Stellen vor allem bei den Third Parties zu<br />

identifizieren und die Supply Chains zumindest auf<br />

dem Papier zu zerlegen, um sie anschließend wieder<br />

anders und vor allem resistenter zusammenzusetzen.<br />

Nur so können nach Ansicht der Beraterin Resilienz<br />

und Effektivität erreicht werden und Supply Chains<br />

62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


Dr. Elouise Epstein, Partnerin bei Kearney in San Francisco, erklärt,<br />

wie man aus der Datenflut Intelligenz schöpft und Fachkräfte<br />

zukunftsfähig qualifiziert.<br />

der nächsten Generation für die Herausforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts entstehen. Ein bemerkenswerter<br />

Ansatz!<br />

Es geht Louise Eppstein aber nicht nur um eine resiliente<br />

Architektur der Supply Chains sondern auch<br />

um ein neuartiges tatsächlich effektives Management<br />

der Third Parties, die nach ihrer Ansicht in den<br />

Fokus genommen werden müssen. Hier setzt sie auf<br />

den Game Changer digitale Transformation. Es gehe<br />

um drei Punkte: Einen umfassenden neuartigen<br />

Daten austausch – nicht über E-Mails und Excel-<br />

Sheets –, den gezielten Einsatz der modernen Digitaltools<br />

und vor allem eine massive Verbesserung der<br />

Digitalkompetenz bei allen Beteiligten nicht zuletzt<br />

bei den Third Parties. Es gehe um die Schaffung einer<br />

Digital-First-Kultur und nicht um Patchwork. So<br />

reicht es nach Eppstein absolut nicht, ein altes ERP-<br />

System durch ein neues zu ersetzen und Geschäftsprozesse<br />

zu automatisieren.<br />

Kritik an klassischen ERP-Systemen<br />

Die hohen Investitionen der Unternehmen in die<br />

Konsolidierung von ERP-Systemen zahlten sich kaum<br />

aus, hat sie recherchiert. ERP-Systeme dienten der<br />

Abbildung von Transaktionen. Für das Management<br />

der Supply Chains müssten indessen cloudbasierte<br />

Plattformen mit Best-of-Breed-Anwendungen genutzt<br />

werden, die sich u. a. der modernsten Tools der<br />

KI-gestützten Analytik bedienten.<br />

Eppstein sieht den Hype um <strong>aktuell</strong>e Digitaltechnologien<br />

und Digitaltools gleichwohl kritisch. Viel wichtiger<br />

sei es, den gegen Cyberangriffe bestmöglich abgesicherten<br />

Datenaustausch in der Supply Chain professionell<br />

zu organisieren. Aus der Perspektive des<br />

Hackers, der immer auf der Suche nach Einfallstoren<br />

Bild: Kearney<br />

sei, müsse massiv in den Schutz der multilateralen<br />

Datenströme von den Third Parties zum Unternehmen<br />

und zurück investiert werden. Außerdem ist es wichtig,<br />

die gesammelten Daten so aufzubereiten, dass sie<br />

von digitalen Tools insbesondere Analytics genutzt<br />

werden können, um nützliche Informationen (Intelligence<br />

im Fachjargon) für Entscheidungen zu generieren.<br />

Dies soll dazu beitragen, die Arbeit der Supply<br />

Chain Manager effektiver zu gestalten.<br />

Eppstein beschreibt in ihrer lesenswerten, aber anspruchsvollen<br />

Schrift die Schwächen unserer überkommenen<br />

Lieferketten und die Methoden, wie diese<br />

gemanagt werden. Es ist sehr zu begrüßen, dass sie<br />

ausführlich auf die mehr als virulenten Gefahren von<br />

Cyberattacken auf die Supply Chains und die darin<br />

handelnden Personen eingeht. Sie gibt Tipps für die<br />

Entwicklung eines effektiven digitalen Supply Chain<br />

Managements und betont dabei die Notwendigkeit,<br />

die Menschen in der Arbeits welt umfassend auf die<br />

digitale Ära vorzubereiten. Zudem wirft sie die richtigen<br />

Fragen für die Entwicklung eines zukunftsfähigen<br />

Supply Chain Managements im 21. Jahrhundert auf.<br />

Eigene Lieferketten überdenken<br />

Dies ist sicherlich anregend für Supply Chain Manager.<br />

Gleichwohl bleibt sie in ihren Ausführungen etwas<br />

zu allgemein. Man hätte sich von einer so renommierten<br />

Beraterin konkretere praxiserprobte<br />

Handlungsempfehlungen und auch anonymisierte<br />

Fallbeispiele (Best Cases, aber auch Bad Cases als abschreckende<br />

Beispiele) gewünscht. Ein Leitfaden oder<br />

Nachschlagewerk für Praktiker, die unter Handlungsdruck<br />

stehen, ist das Buch jedenfalls nicht. Im Detail<br />

verwundert es etwas, dass die Verfasserin bei ihrer<br />

berechtigten Kritik an den überkommenen ERP-Systemen<br />

nicht Ross und Reiter nennt und auch nicht<br />

auf die Fortschritte eingeht, die beispielsweise mit<br />

SAP S/4 Hana gemacht wurden.<br />

Gleichwohl: Das Buch regt den<br />

Leser dazu an, seine bestehenden<br />

Lieferketten kritisch zu überdenken<br />

und macht auf die ernsten<br />

Risiken aufmerksam, die entstehen<br />

können, wenn man im Supply<br />

Chain Management einfach weitermacht<br />

wie bisher. Es warnt<br />

aber auch davor, neuen Trends<br />

und Hype-Technologien unkritisch<br />

zu folgen. Das Buch ist zudem<br />

ein berechtigter Appell zur<br />

Forcierung der Digitalkompetenz<br />

als Voraussetzung einer digitalen<br />

Transformation, die diesen Namen<br />

verdient.<br />

Prof. Dr. Robert Fieten<br />

wissenschaftlicher<br />

Berater der<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>,<br />

Köln<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 63


» KARRIERE<br />

New Work und die Motivation der Mitarbeiter<br />

Produktivitätsparadoxon in<br />

der neuen Arbeitswelt<br />

Schon längst sind Hybrid- und Remote-Arbeitsformen in deutschen Unternehmen zur neuen<br />

Norm geworden. Doch die Erfahrungen in der Arbeitsproduktivität und das Mitarbeiter -<br />

engagement teilen Experten wie auch Arbeitnehmer in zwei Lager. Die Frage der Balance<br />

zwischen Flexibilität und Produktivität wird zunehmend diskutiert. Wie wirken sich die<br />

neuen Arbeitsmodelle auf die Unternehmensleistung aus? Geht die Produktivität durch<br />

flexible Arbeitszeiten zurück und lassen sie gleichzeitigen Arbeitskosten ansteigen?<br />

Bild: Tierney/stock.adobe.com<br />

„Wir stehen nicht nur<br />

vor der Aufgabe bessere<br />

Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, die<br />

sowohl die Bindung<br />

der Mitarbeiter als<br />

auch die Produktivität<br />

fördern , sondern auch<br />

vor der Herausforderung<br />

uns an veränderte<br />

Kommunikations- und<br />

Arbeitsweisen<br />

anzupassen “, meint<br />

Sascha Hackstein,<br />

Geschäftsführer von<br />

Berndtson Interim.<br />

Die Arbeitswelt in deutschen Unternehmen<br />

erlebt eine signifikante<br />

Veränderung und steht vor der anspruchsvollen<br />

Aufgabe, flexible Arbeitsplatzmodelle<br />

zu überprüfen und strategische<br />

Maßnahmen zu implementieren, die<br />

sowohl die Produktivität des Unternehmens<br />

sichern als auch steigende Kosten<br />

durch umsichtige Planung reduzieren.<br />

Diese Modelle müssen nicht nur den <strong>aktuell</strong>en<br />

Bedürfnissen und Erwartungen<br />

der Belegschaft entsprechen, sondern<br />

auch die sich ständig ändernden Anforderungen<br />

der globalen und digitalen Wirtschaftslandschaft<br />

berücksichtigen.<br />

Strategien für nachhaltiges<br />

Mitarbeiterengagement<br />

Erkenntnisse führender Beratungen, wie<br />

McKinsey unterstreichen, dass Mitarbeiterengagement<br />

und Arbeitsproduktivität<br />

untrennbar miteinander verbunden sind.<br />

Ein niedriges Engagement kann für Unternehmen<br />

enorme Kosten verursachen.<br />

Das schließt sowohl direkte Kosten ein,<br />

wenn Mitarbeitern ersetzt werden müssen<br />

als auch indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste.<br />

Führende Unternehmen<br />

hingegen, die gezielt in das Mitarbeitererlebnis<br />

investieren, verzeichnen<br />

nicht nur eine höhere Bereitschaft ihrer<br />

Belegschaft, die Erwartungen zu übertreffen,<br />

sondern auch, dass die Arbeitsproduktivität<br />

deutlich gesteigert wird.<br />

Manager stehen vor der Herausforderung,<br />

die Produktivität in hybriden und Remote-Arbeitsmodellen<br />

zu bewerten und zu<br />

fördern. Hierbei ist es wichtig, geeignete<br />

Tools und Prozesse zu implementieren,<br />

64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


um effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen<br />

und Isolation zu vermeiden. Studien<br />

von McKinsey belegen, dass Unternehmen<br />

mit hohem Mitarbeiterengagement<br />

um 21 Prozent rentabler sind als ihre<br />

Wettbewerber mit niedrigem Engagement.<br />

Es ist daher nicht nur eine Frage<br />

des menschlichen Faktors, sondern auch<br />

ein wirtschaftliches Gebot, in präventive<br />

Maßnahmen zu investieren. Unternehmen<br />

müssen ein tiefgreifendes Verständnis für<br />

die Bedürfnisse und Herausforderungen<br />

ihrer Mitarbeiter entwickeln. Führung<br />

muss umgedacht, Mitarbeiter gebunden<br />

und ein Arbeitsumfeld geschaffen werden,<br />

das sowohl fair als auch motivierend ist.<br />

Mitarbeiterfeedback in die Gestaltung von<br />

Arbeitsprozessen einzubinden kann ein<br />

entscheidender Erfolgsfaktor sein. Wenn<br />

diese Herausforderungen erfolgreich bewältigt<br />

werden, werden sie dazu beitragen,<br />

die Produktivität zu steigern und den<br />

langfristigen Erfolg des Unternehmens zu<br />

sichern.<br />

Für diese Veränderung muss die Arbeitsplatzstruktur<br />

und -kultur komplett neu<br />

gestaltet werden. Wir stehen nicht nur<br />

vor der Aufgabe Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, die sowohl die Bindung der Mitarbeiter<br />

als auch die Produktivität fördern,<br />

sondern auch vor der Herausforderung<br />

uns an veränderte Kommunikationsund<br />

Arbeitsweisen anzupassen. All dies<br />

geschieht vor dem Hintergrund neuer gesetzlicher<br />

und regulatorischer Anforderungen<br />

sowie eines sich verschärfenden<br />

Wettbewerbs um qualifizierte Arbeitskräfte<br />

und der Notwendigkeit, eine inklusive<br />

und diverse Arbeitsumgebung zu<br />

schaffen beziehungsweise zu erhalten.<br />

Für Unternehmen ist es erforderlich,<br />

maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln,<br />

die auf die einzigartigen Bedürfnisse<br />

ihres Geschäfts und ihrer Belegschaft<br />

zugeschnitten sind. Ein zentraler Baustein<br />

dabei ist es präzise Kommunikationsprotokolle<br />

zu integrieren, die als Fundament<br />

für Transparenz und Effizienz dienen.<br />

Gleichsam ist es essenziell einer ausgewogenen<br />

Work-Life-Balance zu integrieren,<br />

die unmittelbar die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und somit das Betriebsklima<br />

positiv beeinflusst.<br />

Führung: Individualität statt<br />

Konformität<br />

Für Unternehmen ist es wichtig, Flexibilität<br />

und Autonomie klar zu differenzieren.<br />

Während Flexibilität sich auf die Anpassungsfähigkeit<br />

bezüglich Arbeitszeit und<br />

-ort bezieht, geht Autonomie darüber hinaus<br />

und gewährt ein höheres Maß an<br />

Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.<br />

Arbeitsbedingungen, die echte Autonomie<br />

fördern, sind daher erstrebenswert,<br />

da sie tiefergehende, substanzielle<br />

Flexibilität ermöglichen. Dabei erweist<br />

sich die Partizipation der Belegschaft in<br />

Entscheidungsprozessen als Schlüsselkomponente<br />

für unternehmerischen Erfolg.<br />

Diese Inklusion stärkt das Gemeinschaftsgefühl<br />

und die Motivation, da Mitarbeiter<br />

sich als echte Mitgestalter des<br />

Unternehmenserfolgs wahrnehmen.<br />

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />

Ordnung und Flexibilität in den Unternehmensstrukturen<br />

und -prozessen zu finden,<br />

stellt eine weitere Herausforderung dar.<br />

Zu starre Strukturen können die Innovation<br />

behindern, zu viel Flexibilität hingegen<br />

Unsicherheit und Stress fördern. Ziel ist es,<br />

einen Mittelweg zu etablieren, der Sicherheit<br />

durch klare Richtlinien bietet und<br />

gleichzeitig individuelle Freiräume für<br />

Kreativität und Eigeninitiative lässt.<br />

Ein experimentierfreudiger, iterativer Ansatz<br />

ist vonnöten: Statt starrer Regelwerke<br />

sind flexible, erprobende Arbeitsmodelle<br />

vorzuziehen, die auf die Rückmeldungen<br />

der Belegschaft eingehen und justierbar<br />

sind. Damit können Unternehmen sowohl<br />

den Mitarbeiterbedürfnissen als auch den<br />

Unternehmenszielen gerecht werden. Die<br />

Unternehmensstrukturen und -prozesse<br />

müssen kontinuierlicher reflektiert sowie<br />

angepasst werden. Teams und Führungskräfte<br />

müssen regelmäßig evaluieren, ob<br />

die etablierten Methoden noch zum <strong>aktuell</strong>en<br />

Arbeitsumfeld und den Unternehmenszielen<br />

passen. Bei Bedarf können<br />

Anpassungen vorgenommen werden, um<br />

sowohl die Wertschöpfung als auch die<br />

Mitarbeiterzufriedenheit zu optimieren.<br />

Sascha Hackstein<br />

Geschäftsführer,<br />

Berndtson Interim<br />

Bild: Berndtson<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 65


» MEINUNG<br />

Ölpreis – Überraschungen<br />

einkalkulieren!<br />

Der viel beachtete Oil Market Report der Internationalen Energieagentur (IEA) vom März gab<br />

dem Öl-Preis in jüngster Zeit Auftrieb, und dies dürfte für die kommenden Monate so bleiben.<br />

Die IEA rechnet für das erste Quartal 2024 mit einem Wachstum der globalen Ölnachfrage<br />

in Höhe von 1,7 mb/d (million barrels per day). Dies ist mehr als erwartet. Zu erklären<br />

ist dies mit den besseren Wirtschaftsaussichten für die USA, deren am 1.<br />

April veröffentlichter ISM-Index erstmals seit 17 Monaten wieder über 50<br />

stieg. Die IEA verweist zudem auch auf die Zunahme der Bevorratung.<br />

Noch zum Jahresende 2023 hatten die schwachen Fundamentaldaten für<br />

Druck auf die Preise für die Rohölsorten Brent (Europas wichtigste Rohölsorte)<br />

sowie die US-Sorte WTI gesorgt. Im Dezember 2023 war der Preis für<br />

ein Barrel Brent auf weniger als 74 USD gefallen. Am 1. April wurde schon<br />

wieder die Marke von 88 USD überschritten.<br />

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die kurzen Laufzeiten der Kontrakte<br />

teurer sind als die längerfristigen. Wir befinden uns im Zustand der Backwardation.<br />

Daran lässt sich ablesen, dass es derzeit Knappheit am Ölmarkt<br />

gibt. Auch die IEA, die noch vor wenigen Wochen von einem Überangebot<br />

für 2024 ausging, prognostiziert mittlerweile ein Defizit. Dies liegt nicht<br />

zuletzt auch an den besser als erwarteten jüngsten Daten über die chinesische<br />

Industrieproduktion. Es ist auffällig, dass die Produktion der chinesischen<br />

Raffinerien in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 auf ein Prof. Dr. Robert Fieten,<br />

Allzeithoch gestiegen ist, was für eine robuste Nachfrage spricht.<br />

wissenschaftlicher Berater der<br />

Auf der Angebotsseite ist indessen eine weitere Verknappung zu erwarten. <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Köln<br />

So wollen die acht Mitgliedsstaaten des Ölkartells OPEC+ ihre Förderkürzung<br />

bis ins zweite Quartal hinein fortsetzen. Die freiwillige Reduzierung der Produktion im<br />

ersten Quartal bezog sich auf immerhin 2,2 Mio. Barrel pro Tag. Es wird spekuliert, dass die<br />

Förderkürzungen in der zweiten Jahreshälfte anhalten.<br />

Der <strong>aktuell</strong> zu beobachtende Ölpreisanstieg hängt auch mit den geopolitischen Spannungen<br />

zusammen (Eskalation des Ukraine-Krieges und des Nahost-Konfliktes). Zudem haben die<br />

Angriffe der Huthi-Miliz auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer dazu geführt, dass die<br />

tägliche Transportmenge von Rohöl durch das Rote Meer nach Europa von 1 Mio. Barrel auf<br />

nur noch 200.000 Barrel pro Tag eingebrochen ist. Stark beeinträchtigt ist die Versorgung<br />

Europas mit Diesel. Diesel kommt vor allem aus Indien und wird dort aus russischem Rohöl<br />

produziert. Indien beliefert nunmehr in erster Linie den asiatischen Markt. Die Folge ist eine<br />

erhebliche Angebotsverknappung im europäischen Dieselmarkt.<br />

In den kommenden Monaten dürften zwei Faktoren für einen steigenden Ölpreis sorgen:<br />

Einerseit s die weiterhin ungelösten geopolitischen Spannungen und andererseits das begrenzte<br />

Ölangebot, das auf eine robuste Nachfrage trifft. Die Meinungen der Experten zum<br />

Ölpreis sind gemixt: Einige erwarten eine Stabilisierung des Brent-Ölpreises oberhalb von<br />

80 USD. Andere sehen<br />

den fairen Wert bereits<br />

bei 90 USD und<br />

mehr. Letztere dürften<br />

richtig liegen, und darauf<br />

sollten sich die<br />

Einkäufer vorsorglich<br />

einstellen.<br />

Bild: Google Finanzen<br />

Preisentwicklung von Brent Crude Oil. Stand: 12. April 2024<br />

66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024


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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 67


International<br />

Logistikstandort Türkei – gute<br />

Intern<br />

Wie Bosch seine<br />

Nachhaltigkeitsziele einführt<br />

04<br />

Ausgabe 04 | 2023<br />

Intralogistik<br />

Von mobilen Robotern über<br />

Wearables bis hin zu Drohnen<br />

Seite 46<br />

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Wie Pflanzen, die Metalle aus<br />

dem Boden ziehen, Flächen<br />

reinigen und Rohstoffe bergen<br />

30 Jahre EU-Binnenmarkt<br />

2 2023 bild der wissenschaft | 1<br />

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Interview<br />

Asmus Wolff, Geschäftsführer<br />

D 6,30 €, AT/LUX/IT 7,30 €, CH 11,60 SFR B 7114<br />

Angst, Ohnmacht und Wut im<br />

Auch unter Schauern und Nebel<br />

Angesicht der Klimakrise DER können<br />

„SACHSENSPIEGEL“:<br />

beeindruckt die Wandergegend<br />

FRAUEN IN DER DDR:<br />

krank machen. Was hilft?<br />

mit wunderschöner Natur<br />

SPECIAL<br />

Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />

verändern die Verpackung Seite 61<br />

Serienfertigung<br />

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Medtec Live with T4M<br />

TITELTHEMA<br />

Seite 36<br />

4-23 natur 1<br />

Schwenkbiegen<br />

Cleveres Umformen bietet viele<br />

Ansätze für mehr Nachhaltigkeit<br />

55. Jahrgang 3-2023<br />

Positionserkennung<br />

System verhindert optische<br />

Verwechslungen von Bauteilen<br />

Seite 48<br />

deutsche<br />

bauzeitung<br />

Zeitschrift für Architekten<br />

und Bauingenieure<br />

{ 157. Jahrgang.<br />

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Ausland EURO 20,30. 25,40 CHF<br />

1569<br />

ISSN 0721–1902.<br />

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03.05.2022 Ausgabe 06 | 2022 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Wie Leichtbau mess- und<br />

bezahlbar nachhaltiger werden<br />

kann, erklärt<br />

Technologieberater<br />

03<br />

Sichtbeton | Schwarzer Mont Blanc<br />

Gebäudeintegrierte Photovoltaik | Neue Dimensionen<br />

BAU 2023 | Messevorschau<br />

KREISLAUF FÜR<br />

KUNSTSTOFFFOLIEN<br />

8 FOKUS<br />

VERPACKEN, LAGERN,<br />

KENNZEICHNEN<br />

36 DOSIERSYSTEME<br />

VOM TOPPING BIS ZUM<br />

SONDERFORMAT<br />

54 DICHTUNGEN<br />

UNIVERSELL EINSETZBARE<br />

WERKSTOFFE AUS EPDM<br />

SUSTAINABLE<br />

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Architekten, Planer<br />

und Bauingenieure<br />

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Robotik-Cluster im Fokus<br />

Robo-Revolution: Wo steht<br />

Deutschland? Seite 26<br />

03_Juni 2022<br />

dei 04-2023 1<br />

Marktplätze im Vergleich<br />

Plattformökonomie für die<br />

Robotik Seite 68<br />

März/April 2023<br />

Innenausbau / Möbel / Bauelemente<br />

automationspraxis.de<br />

Wohnküchen gestern und heute<br />

Möbel, Geräte, Armaturen<br />

EXKLUSIV:<br />

Programm zum<br />

automatica Forum 2022<br />

auf Seite 92/93<br />

BRINGT PULVER IN DEN<br />

STETEN FLUSS<br />

05/23<br />

Ligna 2023 – ab Seite 16<br />

Lokschuppen, Marburg<br />

Vera Dieckmann im Gespräch<br />

Automatica im Überblick<br />

Alle Trends und Themen der<br />

Automatica 2022 Seite 90<br />

14 ETHERNET-APL<br />

SPRUNGBRETT FÜR DIE<br />

DIGITALISIERUNG<br />

16 MESSEVORSCHAU<br />

HANNOVER MESSE ZEIGT<br />

INTELLIGENTE TECHNIK<br />

20 CYBER SECURITY<br />

ANWENDUNG DER<br />

IEC 62443<br />

01-2023<br />

40 TITEL<br />

FÜLLSTANDMESSUNG<br />

BEI AJI BIO-PHARMA<br />

44 PHARMAVERPACKUNG<br />

MESSEVORSCHAU<br />

INTERPACK 2023<br />

50 VIREN INAKTIVIEREN<br />

NIEDERENERGETISCHE<br />

ELEKTRONENSTRAHLUNG<br />

54 DIGITALISIERUNG<br />

LÖSUNGEN FÜR DIE<br />

PHARMAPRODUKTION<br />

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SPECIAL PHPRO<br />

PROZESSTECHNIK FÜR DIE CHEMIEINDUSTRIE<br />

WWW.PROZESSTECHNIK-ONLINE.DE/CHEMIE<br />

Werkstoffe fürs Bad<br />

René Pier im Gespräch Vernetzte Werkstatt – ab Seite 40<br />

So produzieren Kollegen<br />

Neue BM-Serie – ab Seite 116<br />

Sind Sie ein guter Chef?<br />

Interzum 2023 – ab Seite 124<br />

Zuliefer-Treffpunkt Köln<br />

Holz beschichten<br />

Holzfenster restaurieren<br />

statt austauschen<br />

Porträt<br />

Reparaturzentrum<br />

der Superlative<br />

Weiterbildung<br />

Der Weg zum Unfallschadenmanager<br />

Nutzfahrzeuge Messe BAU<br />

Große Marktübersicht: Alles Wissenswerte zur<br />

Transporter<br />

Messe in München<br />

www.lackiererblatt.de<br />

04/2023 Malerblatt 1<br />

Handlungsoptionen für<br />

Konstrukteur*innen<br />

Special Nachhaltigkeit<br />

TITELSTORY<br />

Einfach verbinden<br />

und fixieren<br />

April 2023 1<br />

Papier adé – die Cloud<br />

bietet mehr Potential<br />

Schaltschrankbau<br />

Seite 65<br />

Ausgabe 05 | 2022<br />

www.kem.de<br />

Kollision mit Schlagseite - Ein dynamischer<br />

Einfang zweier massereicher<br />

schwarzer Löcher<br />

Welche Bäume braucht die<br />

Stadt? - Anforderungen im Zeichen<br />

des Klimawandels<br />

Die cuticuläre Hülle grüner Pflanzen<br />

(Teil 2) - Einflussfaktoren für<br />

den Stoffaustausch und die mögliche<br />

Rolle der Oberflächenwachse als Informationsträger<br />

für Regen<br />

Zoologen und „Rasse“ - Werner<br />

Kunz und Konrad Senglaub<br />

Organ der<br />

Gesellschaft Deutscher<br />

Naturforscher und Ärzte<br />

Rundschau<br />

In Israel wurde schon vor 780 000<br />

„Über Ressourcen<br />

Jahren Fisch gekocht • Messung loka-<br />

nachzudenken führt zu ler Potentiale an Membranoberflächen<br />

Konstruktionsprinzipien“ gelungen • Komplexe Zellen eines As-<br />

Dr. Stephan Middelkamp,<br />

Harting<br />

Technologiegruppe<br />

Seite 30<br />

gardarchaeons mit Cytoskelett • Biologisch<br />

abbaubare Elektronikbauteile •<br />

Hohe CO2-Konzentration führt zu verringerter<br />

Wasserleitfähigkeit • Multiple<br />

Zentrosomen bringen dentritische<br />

Zellen schneller ans Ziel • Trends bei<br />

Angebot und Nachfrage für Phosphatdünger<br />

• Therapeutische Krebszellen<br />

zur Bekämpfung von Tumoren • Frühlings-Seidenbiene<br />

– eine schwärmende<br />

Art auf kahlen Böden<br />

Buchbesprechungen<br />

Personalia<br />

Stichwort: Disruptive Wissenschaft<br />

Retrospektive:<br />

Latimeria – ein „lebendes Fossil“?<br />

1<br />

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E 9981<br />

4/23<br />

Februar 2023<br />

3-4 2023<br />

E 6154 E<br />

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4| 2023<br />

Geothermie:<br />

Die Wärmequelle<br />

in der Tiefe<br />

Artenvielfalt:<br />

Welche Schätze in<br />

Museen schlummern<br />

Reerdigung:<br />

In 40 Tagen wird<br />

der Körper zu Erde<br />

der Nacht<br />

Was Fledermäuse so einzigartig macht –<br />

und wie bedrohten Arten zu helfen ist<br />

Urknall<br />

Vor dem<br />

Das Magazin für Natur, Umwelt und besseres Leben<br />

natur<br />

SPEZIAL<br />

10 Seiten<br />

zu nachhaltiger<br />

Geldanlage<br />

Neue Erklärungsversuche zur<br />

Entstehung unseres Universums<br />

Geschöpfe<br />

4 194889 306301<br />

Bergbau mit Gräsern<br />

P AULSKIRCHE 1848/ 4 9<br />

Paulskirche<br />

1848/49<br />

Warum scheiterte das erste<br />

Parlament der Deutschen?<br />

Psyche in der Krise<br />

Sauerländer Wetter<br />

Prägendes Rechtsbuch<br />

des Mittelalters<br />

Gleichberechtigung<br />

hinter der Mauer<br />

Der Bauer, dem das<br />

Zarenpaar vertraute<br />

IN KOOPERATION<br />

MIT DEM<br />

HISTORISCHEN<br />

MUSEUM<br />

FRANKFURT<br />

04.2023<br />

INGENIEUR-<br />

BAUKUNST<br />

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4 190110 807302<br />

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haptik erleben<br />

.Küche<br />

.restAurAnt<br />

Erfolgsfaktor<br />

.sAnitär Digitalisierung<br />

/<br />

/<br />

/<br />

meinungsstark | fundiert | multimedial<br />

04 | April 2023<br />

SCHWER-<br />

PUNKT<br />

Caravan<br />

als Standbein<br />

statt austauschen März 2023<br />

BODEN<br />

DAS MAGAZIN FÜR MÖBEL UND AUSBAU<br />

BUNTES TREIBEN<br />

Vier auf einen Streich: Branchenmessen starten durch!<br />

OHNE ABSTAND<br />

Nach der Euroshop<br />

ist vor der Bau: Großer<br />

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Einkauf<br />

Materialwirtschaft<br />

Logistik<br />

02.2023<br />

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Das<br />

Engineering<br />

Magazin<br />

3März 2023<br />

76. Jahrgang<br />

Bedingungen am Bosporus<br />

» Seite 38<br />

RFID<br />

und weitere<br />

Lösungen auf<br />

der Logimat<br />

» Seite 42<br />

» Seite 28<br />

» Seite 46<br />

Professionell. Innovativ. Einkauf.<br />

Supply Chain bei Ritter Sport<br />

» Seite 14<br />

den Aufbau einer Serienfertigung<br />

» Seite 26<br />

Green Production<br />

haltige und effiziente Produktion<br />

» ab Seite 29<br />

» Seite 38<br />

» Seite 48<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Rainer Kurek<br />

» Seite 30<br />

04-2023<br />

10 TITEL<br />

04-2023<br />

24 TITEL<br />

02-2023<br />

Nachhaltigkeit Maschinenbauer ermöglichen ökologische Produktion<br />

Seite 20<br />

Maschinen Fünfachsig bis zu 30 % Bearbeitungszeit einsparen<br />

Seite 32<br />

Werkzeuge Elektromotoren in einer Aufspannung bearbeiten<br />

Seite 44 Kugelsperrbolzen<br />

» ab Seite 13 » Seite 50<br />

Hochleistungskunststoffe<br />

bringen Nachhaltigkeit<br />

voran<br />

» Seite 26<br />

Special<br />

Qualitätssicherung<br />

Digitale und reale Dimensionen innovativer Produkte<br />

Seite 98<br />

» Seite 65 Naturwissenschaftliche<br />

» Seite 30<br />

Rundschau<br />

NR 897<br />

Roboter mit Gefühl<br />

Sensorik und KI machen den<br />

Pflegeroboter empathisch<br />

50 TREND<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

im Herzen Europas Seite 76<br />

Neue Produkte, Trends<br />

und Medtec Summit Seite 15<br />

Einfache Cobots mit<br />

Industrie-Knowhow<br />

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68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024

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