Beschaffung aktuell 05.2024
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Ausgabe 05 | 2024<br />
www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />
Einkauf<br />
Materialwirtschaft<br />
Logistik<br />
Interview<br />
Zulieferung<br />
Der persönliche Kontakt als<br />
Erfolgsfaktor<br />
» Seite 42<br />
Stahlimport<br />
Über sichere Lieferketten und<br />
komplexe EU-Gesetze<br />
» Seite 22<br />
Datensicherheit<br />
Schutz in der Cloud: Die Rolle<br />
der Datenklassifizierung<br />
» Seite 30<br />
Werner Güntner, Geschäftsführer<br />
SoftconCIS, über KI im Einkaufscontrolling<br />
» Seite 28<br />
ZULIEFERUNG<br />
Bauteile mittels<br />
Plattformen<br />
beschaffen<br />
» Seite 36<br />
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2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
» EDITORIAL<br />
Hören Sie rein<br />
Regulatorien und Gesetze – sei es von der EU oder auf nationaler Ebene –<br />
halten immer mehr Einzug in das Geschäftsgebahren von Unternehmen.<br />
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist das wohl bislang prominen -<br />
teste und auch schon länger in Kraft. Mit dem Carbon Border Adjustment<br />
Mechanism, kurz CBAM, folgte im vergangenen Jahr eine weitere<br />
Direktive . Mit CBAM ist ein Grenzausgleichsmechanismus im Rahmen der<br />
Klimapolitik der Europäischen Union geschaffen worden. Dieser Ausgleich<br />
soll in bestimmten Wirtschaftssektoren, die Verlagerung von Treibhausgas -<br />
emissionen in Nicht-EU-Länder verhindern. Dies stellt unter anderem die<br />
Stahl industrie vor erhebliche Herausforderungen. Thomas Erb, Geschäftsführer<br />
des Schraubenhändlers Ferdinand Gross, erläutert im Gespräch mit<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> (Seite 22), wie sein Unternehmen mit den EU-Maßnahmen<br />
umgeht, welche Folgen sie für die Kunden haben und wo er<br />
Nachbesserungs bedarf sieht. Des Weiteren ordnen verschiedene Experten<br />
CBAM juristisch ein (Seite 26).<br />
Mit der Deforestation Regulation (Entwaldungsverordnung) geht die EU<br />
einen weiteren wichtigen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit. Lesen Sie ab<br />
Seite 32, was <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf jetzt beachten müssen.<br />
Neben der Nachhaltigkeit widmen wir uns in dieser Ausgabe natürlich<br />
auch dem Trendthema der künstlichen Intelligenz (KI). Auf Seite 28<br />
erfahren Sie, welche Potentiale es für die Analyse und Effizienzsteigerung<br />
von KI-Werkzeugen gibt.<br />
Zu guter Letzt möchte ich Ihnen in eigener Sache unseren neuen Podcast<br />
„Einkaufssache“ vorstellen. Mein Kollege Yannick Schwab und ich unterhalten<br />
uns darin regelmäßig mit Einkaufsexperten und CPOs über <strong>aktuell</strong>e<br />
Themen, die den Einkauf bewegen. Sie finden Einkaufssache auf allen gängigen<br />
Podcast-Plattformen und natürlich auch über unsere Website www.<br />
beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie reinhören,<br />
uns abonnieren und natürlich ist auch Kritik und Lob erwünscht. Schreiben<br />
Sie mir gerne und hören Sie rein.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 3
» INHALT 05 | 2024 70. JAHRGANG<br />
ZULIEFERUNG<br />
Bauteile über<br />
Plattformen<br />
beschaffen<br />
Titelbild: Facturee<br />
Das Modell der Online-Fertigung bzw. digitaler <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />
gewinnt für Einkäuferinnen und Einkäufer zunehmend an Bedeutung.<br />
» Seite 36<br />
MAGAZIN<br />
Importanalyse von Lithium, Silizium und Kobalt<br />
Wertschöpfung abhängig von<br />
China, Taiwan und Malaysia 6<br />
Wirtschaftsindices 8<br />
Europäisches CO 2<br />
-Grenzausgleichssystem<br />
Plattform soll durch den CBAM-Prozess begleiten 9<br />
Procurement Summit 2024 in Hamburg<br />
Die Zukunft der <strong>Beschaffung</strong> im Fokus 10<br />
Grünstrom für 42.000 Verbrauchsstellen<br />
Nachhaltiger Strombezug langfristig planbar 12<br />
Meistens wird für doppelte Sicherung gedruckt<br />
Büro ohne Papier: Unternehmen drucken weniger 13<br />
Indikatoren für die Stahlpreisbildung<br />
Nach volatilen Jahren: Stahlpreis entspannt sich 14<br />
MANAGEMENT<br />
Systemisches Denken bei Rehau<br />
Wie sich der Einkauf den Faktor<br />
Unsicherheit zur Stärke macht 16<br />
Europäische Unternehmen aus der externer Perspektive<br />
Die Herausforderung einer<br />
nachhaltigen und ethischen Lieferkette 20<br />
Thomas Erb, Ferdinand Gross GmbH<br />
Über sichere Lieferketten<br />
und komplexe EU-Gesetze 22<br />
Meldepflichten für bestimmte Produkte angelaufen<br />
CBAM – der „Zoll“ auf CO 2<br />
26<br />
Einkaufs- und Einkaufscontrolling mit WebCIS AI<br />
Potentiale zur Analyse und Effizienzsteigerung<br />
von KI-Werkzeugen 28<br />
Datenschutz und Datensicherheit in der Cloud<br />
Schutz essenzieller Daten:<br />
Die Rolle der Datenklassifizierung 30<br />
EU Deforestation Regulation<br />
Entwaldungsfreie Lieferkette:<br />
Was man beachten muss 32<br />
Praxisbeispiele für KI-Anwendungen<br />
Reif für KI? Auf die Daten kommt es an 34<br />
ZULIEFERUNG<br />
TITEL<br />
Plattformen für die Bauteilbeschaffung<br />
Online-Fertigung: Zukunft einkaufen 36<br />
Kommentar von Moritz König, Facturee<br />
„Unsere Bauteile sind auch im Weltraum unterwegs” 39<br />
<strong>Beschaffung</strong> von Europaletten<br />
Palettenpreise steigen – wann lohnt es sich,<br />
zu kaufen? 40<br />
Luigi Santaniello, Otto Roth GmbH<br />
„Unser Erfolgsfaktor ist der persönliche Kontakt“ 42<br />
Schrotthändler – Systempartner der Stahlindustrie<br />
Wie aus Stahlschrott „Green Steel“ wird 45<br />
BETRIEB<br />
Wettbewerbsfaktor Arbeitsplatz<br />
Mehr Sicherheit fürs Geld 46<br />
Mobile 3D-Handscanner mit Roboterhund<br />
3D-Vermessung auf vier „Pfoten“ 48<br />
Zusammenspiel von Mensch und Maschine<br />
Assistenzsystem führt<br />
Werker durch den Arbeitsprozess 50<br />
4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Bild: Ferdinand Gross<br />
Thomas Erb, Geschäftsführer von Ferdinand Gross, erklärt, wie sein<br />
Unternehmen mit dem CO 2 -Grenzausgleich umgeht.<br />
» Seite 22<br />
Dr. Elouise Epstein ist eine Expertin für digitale <strong>Beschaffung</strong>. Ihr neues<br />
Buch handelt von der kreativen Zerstörung veralteter Lieferketten.<br />
» Seite 62<br />
Bild: Kearney<br />
FUHRPARK<br />
Fuhrpark flexibilisieren und Kosten senken<br />
Leasen oder Mieten? 52<br />
Unternehmensmobilität sicherstellen<br />
Mietwagen für einen flexiblen<br />
und verlässlichen Fuhrpark 54<br />
Nachhaltige Mobilität für die Industrie<br />
Standortverbindung durch E-Bike-Flotten 56<br />
BME<br />
Awards/Förderpreise<br />
BME Science Awards „Dissertation“<br />
und „Master“ 2024 verliehen 60<br />
6. November 2024, Berlin<br />
Deutscher Lieferkettentag: BME zeigt erneut Flagge 60<br />
Werner Güntner, Gründer von SoftconCIS und Experte für Einkaufscontrolling,<br />
zeigt, wie KI bei Lieferantenpreisforderungen helfen kann.<br />
» Seite 28<br />
Bild: SoftconCIS<br />
KARRIERE<br />
Der bedenkenswerte Appell einer renommierten Beraterin<br />
Überholte Supply Chains kreativ zerstören 62<br />
New Work und die Motivation der Mitarbeiter<br />
Produktivitätsparadoxon in der neuen Arbeitswelt 64<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Partner des Einkaufs 58<br />
Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 61<br />
Meinung<br />
Ölpreis – Überraschungen einkalkulieren! 66<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 5
» MAGAZIN<br />
Wertschöpfung in hohem Maß abhängig von China, Taiwan und Malaysia<br />
Importanalyse von Lithium, Silizium und Kobalt<br />
Beim Import von wichtigen Industrierohstoffen<br />
und Vorprodukten bleiben viele Möglichkeiten zur<br />
Diversifizierung bisher ungenutzt.<br />
Bild: evgenii_v/stock.adobe.com<br />
Die Rohstoffe Lithium, Silizium und Kobalt<br />
sowie damit verbundene Vorprodukte<br />
(Lithium-Ionen-Akkumulatoren, Halbleiter,<br />
Kobaltmatten) sind eine essenzielle<br />
Voraussetzung für die industrielle Wertschöpfung<br />
hierzulande. Sie werden jedoch<br />
vollständig oder in sehr großem<br />
Umfang aus wenigen, teilweise risikobehafteten<br />
Ländern importiert. So deckt die<br />
deutsche Industrie trotz wachsender geopolitischer<br />
Risiken einen erheblichen Teil<br />
ihres Lithiumbedarfs durch Einfuhren aus<br />
China. Von einem Prozent im Jahr 2013<br />
ist der Import von chinesischem Lithium<br />
auf heute 24 Prozent gestiegen, wie eine<br />
<strong>aktuell</strong>e Analyse von Deloitte zeigt. Mit<br />
diesem rasanten Wachstum ist China im<br />
Begriff, Chile als wichtigsten Importeur<br />
der deutschen Industrieunternehmen den<br />
Rang abzulaufen. Noch ist das südamerikanische<br />
Land mit 47 Prozent zwar der<br />
wichtigste Lieferant. Doch der Anteil ist<br />
in den vergangenen Jahren deutlich gesunken:<br />
2013 lieferte Chile noch 76 Prozent<br />
des deutschen Bedarfs. Argentinien,<br />
der weltweit zweitgrößte Lithiumexporteur,<br />
spielt bei den deutschen Importen<br />
bislang praktisch keine Rolle.<br />
Noch größer ist die Abhängigkeit bei einem<br />
zentralen Vorprodukt. Nahezu jeder<br />
zweite Lithium-Ionen-Akku (41 %) kam<br />
im vergangenen Jahr aus China. „Es ist<br />
höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vor-<br />
zunehmen“, sagt Dr. Jürgen Sandau, Partner<br />
und Supply Chain Lead bei Deloitte.<br />
„Die Unternehmen sind gut beraten, ihre<br />
Lieferketten individuell zu betrachten und<br />
breiter aufzustellen, sonst drohen der<br />
deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall<br />
eines eskalierenden Taiwankonflikts erhebliche<br />
Abschreibungen und Verluste.“<br />
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Die Alternativen liegen auf der Hand:<br />
„Deutschland könnte zum Beispiel seine<br />
Lithiumimporte aus Argentinien deutlich<br />
steigern“, empfiehlt Sandau. Entsprechende<br />
Handelsabkommen, aber auch eine<br />
Prüfung des Lithiumabbaus in<br />
Deutschland und Importe aus Europa sind<br />
weitere Möglichkeiten.<br />
Silizium ist vor allem für die Herstellung<br />
von Dichtungsmaterialien, Lacken und<br />
Farben sowie in der Herstellung von Solarzellen<br />
und Halbleitern notwendig. Die<br />
Silizium-Importe der deutschen Industrie<br />
weisen zwar ebenfalls eine hohe Länderkonzentration<br />
auf, allerdings stammen sie<br />
aus Regionen mit einem eher geringen<br />
politischen Risiko. 58 Prozent der Silizium-Einfuhren<br />
kommen aus Norwegen;<br />
noch vor zehn Jahren lag der Anteil des<br />
norwegischen Siliziums an den deutschen<br />
Importen bei 22 Prozent. Weitere 15 Prozent<br />
stammten in 2023 aus Frankreich.<br />
„Bei diesem für die Halbleiterindustrie<br />
wichtigen Rohstoff sind die Lieferketten<br />
nach Deutschland kürzer und sicherer.<br />
Mit Blick auf den Aufbau der Halbleiterproduktion<br />
in Deutschland sind das <strong>aktuell</strong><br />
gute Voraussetzungen“, so Sandau.<br />
Derzeit importiert die deutsche Industrie<br />
jedoch einen Großteil der benötigten<br />
Halbleiter aus fünf asiatischen Ländern:<br />
62 Prozent stammen aus Taiwan, Malaysia,<br />
China, den Philippinen und Thailand.<br />
Taiwan liefert mit 23 Prozent der deutschen<br />
Importe den größten Anteil am Kuchen,<br />
Malaysia (13 %) und China (10 %)<br />
folgen auf den Plätzen zwei und drei der<br />
Top-Importländer.<br />
Bei Kobalt, das in der Akkutechnologie<br />
sowie in Legierungen und Beschichtungen<br />
der Metallindustrie gebraucht wird,<br />
ist die Risikoexposition der deutschen Industrie<br />
deutlich geringer. Denn mit 84<br />
Prozent kommt der Großteil der deutschen<br />
Einfuhren aus dem risikoarmen<br />
Finnland. Eine Diversifizierung durch Importe<br />
aus den USA ist möglich, findet jedoch<br />
bislang nicht statt. (ys)<br />
6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 7<br />
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» MAGAZIN<br />
Einkaufsmanagerindex EMI für März<br />
Industrie muss weiter Einbußen hinnehmen<br />
Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland<br />
ist auch zum Ende des ersten Quartals<br />
2024 geschrumpft. Das zeigen die<br />
von S&P Global im März erfassten Umfrageergebnisse<br />
zum HCOB-Einkaufsmanagerindex<br />
(EMI). Der EMI verlor zum zweiten<br />
Mal in Folge an Boden und sackte tiefer<br />
in die Schrumpfungszone ab. Mit 41,9<br />
Punkten nach 42,5 im Februar notierte er<br />
auf dem tiefsten Stand seit fünf Monaten.<br />
Deutliche Rückgänge bei Beschäftigung<br />
und Vormateriallagern drückten den<br />
Hauptindex, teilt S&P Global mit. Danach<br />
ging der stärkste Abwärtsdruck allerdings<br />
von der deutlichen Verkürzung der Lieferzeiten<br />
aus, da die implizierte Annahme<br />
niedriger Auslastungen den EMI negativ<br />
beeinflusst.<br />
Laut EMI-Befragten stören die Zwischenfälle<br />
im Roten Meer die Materialversorgung<br />
immer weniger, während gleichzeitig<br />
viele Zulieferer freie Kapazitäten melden.<br />
Das Absacken des EMI verschleierte<br />
indes, dass Auftragseingänge und Pro-<br />
duktion weniger stark zurückgingen.<br />
Nichtsdestotrotz fielen die jüngsten Einbußen<br />
angesichts der anhaltend schleppenden<br />
Nachfrage im In- und Ausland<br />
kräftig aus. Vor allem die Exportumsätze<br />
gingen erneut deutlich zurück, wenngleich<br />
sich die Rate auf den geringsten<br />
Wert seit elf Monaten abschwächte. „Der<br />
Bild: S&P Global/BME<br />
Negativtrend in der Industrie hält an.<br />
Auch die März-Daten des EMI deuten angesichts<br />
fortbestehender Risikofaktoren<br />
nicht darauf hin, dass sich die Nachfrageflaute<br />
spürbar belebt und die Produktion<br />
schnell wieder anspringt“, betont BME-<br />
Bundeshauptgeschäftsführerin Dr. Helena<br />
Melnikov. (ys)<br />
Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie für März<br />
Die volatile Nachfrage ist eine<br />
Herausforderung für Zulieferer<br />
Das Geschäftsklima der deutschen Zulieferer verbesserte sich im<br />
März zum ersten Mal seit vier Monaten, berichtet die Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie (ArGeZ). Durch den saisonbereinigten<br />
Zugewinn um 4,2 Punkte notierte der Ifo-Wert demnach bei<br />
-23,1 Punkten, dem höchsten Stand seit November. Zwar verbesserten<br />
sich sowohl die Beurteilung der <strong>aktuell</strong>en Geschäftslage<br />
als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate.<br />
Doch laut der ArGeZ sei dies noch kein Indiz für eine durchschlagende<br />
Erholung der konjunkturellen Lage.<br />
Da die <strong>aktuell</strong>e Geschäftslage im Saldo trotz der Steigerung um<br />
3,5 Punkte noch bei einem Saldo von -17,7 Punkten notierte,<br />
haben die Geschäftserwartungen in der Zuliefererindustrie noch<br />
einen weiten Weg aus der Negativzone vor sich, schreibt die Arbeitsgemeinschaft.<br />
Betrug der saisonbereinigte Saldo hier im<br />
Vormonat noch -33,2 Punkte, schloss der März bei einem<br />
Saldenwert von -28,3.<br />
Eine nachhaltige Kehrtwende ließe sich hieraus noch nicht ableiten.<br />
Dafür sei neben den strukturellen Herausforderungen<br />
rund um den Wirtschaftsstandort das Bestell- und Abrufverhalten<br />
der Kunden gegenwärtig zu volatil, so die ArGeZ. (ys)<br />
Ifo-Geschäftsklimaindex für März<br />
Unternehmen merklich zufriedener<br />
Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich verbessert. Der<br />
Ifo-Geschäftsklimaindex ist im März auf 87,8 Punkte gestiegen,<br />
nach 85,7 Punkten im Februar (saisonbereinigt korrigiert). Insbesondere<br />
die Erwartungen der Unternehmen fielen deutlich<br />
weniger pessimistisch aus. Auch die Einschätzungen zur <strong>aktuell</strong>en<br />
Lage haben sich verbesserten. Im verarbeitenden Gewerbe<br />
hat sich das Geschäftsklima markant verbessert. Die Unternehmen<br />
zeigten sich zufrieden mit den laufenden Geschäften. Zudem<br />
legte der Erwartungsindikator deutlich zu. Von Optimismus<br />
sind die Firmen jedoch noch ein Stück entfernt. Der Auftragsbestand<br />
war weiterhin rückläufig. Im Dienstleistungssektor ist der<br />
Geschäftsklimaindex spürbar gestiegen. Dies war insbesondere<br />
auf die weniger pessimistischen Erwartungen zurückzuführen.<br />
Die Dienstleister bewerteten auch ihre <strong>aktuell</strong>e Lage etwas besser.<br />
Vor allem in Transport und Logistik sowie im Gastgewerbe<br />
ging es bergauf. Auch im Handel konnte der Index deutlich zulegen.<br />
Die Händler zeigten sich mit den laufenden Geschäften zufriedener.<br />
Zudem waren die Erwartungen nicht mehr so pessimistisch.<br />
Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindikator<br />
ebenfalls gestiegen. Nach dem historischen Tief im Vormonat<br />
haben sich die Erwartungen leicht verbessert. (ys)<br />
8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Europäisches CO 2<br />
-Grenzausgleichssystem<br />
Plattform soll durch den CBAM-Prozess begleiten<br />
VERBINDUNGSELEMENTE & BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />
Bild: doidam10/stock.adobe.com<br />
CBAM betrifft Unternehmen, die CO 2 -intensive<br />
Waren aus dem EU-Ausland einführen.<br />
Bisher müssen Unternehmen<br />
quartalsweise über die Emissionen<br />
CBAM-relevanter Importe Bericht erstatten.<br />
Ab 2026 wird die Berichtspflicht um<br />
den Kauf von Zertifikaten zur Kompensation<br />
der Emissionen ergänzt. Damit will<br />
die EU vermeiden, dass Emissionen aus<br />
Kostengründen ins EU-Ausland verlagert<br />
werden. Zudem soll die Regelung die Abwanderung<br />
von lokalen Produktionsstätten<br />
verhindern. Die Regulierung umfasst<br />
Stahl und Eisen, Aluminium, Düngemittel,<br />
Strom, Wasserstoff und Zement.<br />
IntegrityNext hat nun ein System entwickelt,<br />
das Unternehmen durch den gesamten<br />
CBAM-Prozess begleiten soll –<br />
von der Datenerhebung bis hin zur Berichterstellung.<br />
Diese laden ihre Zolldaten<br />
auf der Plattform hoch, die dann automatisiert<br />
identifiziert, welche Produkte<br />
CBAM-relevant sind. Im nächsten Schritt<br />
werden die betroffenen Lieferanten automatisch<br />
dazu aufgefordert, die entsprechenden<br />
Produkt- und Emissionsdaten<br />
über ein CBAM-Assessment bereitzustellen.<br />
Auf dieser Basis kalkuliert die Plattform,<br />
wie viele Zertifikate in Zukunft benötigt<br />
werden, und erstellt einen XML-<br />
CBAM stellt viele Unternehmen vor Heraus -<br />
forderungen. Abhilfe soll die neue Plattform von<br />
IntegrityNext schaffen.<br />
Report, der wiederum konform ist mit den<br />
Anforderungen der EU-Behörden. Die Daten<br />
fließen in einem Dashboard zusammen,<br />
das individuell gefiltert werden<br />
kann, zum Beispiel nach Quartal, CN-<br />
Code, Einfuhrdatum oder Lieferant. Nutzer<br />
können eigene Filter einstellen und<br />
die Produktinformationen auf der Plattform<br />
anpassen bzw. konkretisieren. Die<br />
Plattform erlaubt es Unternehmen, ihre<br />
CBAM-Anforderungen zu überwachen<br />
und zu verwalten, heißt es vonseiten des<br />
Anbieters. Das Dashboard liefert einen<br />
Überblick über zeitliche Entwicklungen,<br />
den CBAM-Status der Produkte und das<br />
Budget, das für den Emissionsausgleich<br />
allokiert werden muss. Damit sollen Unternehmen<br />
ihre Kosten vorausschauend<br />
planen können, wenn ab 2026 CBAM-<br />
Zertifikate gekauft werden müssen.<br />
Der Anbieter hat die Lösung in engem<br />
Austausch mit Unternehmen wie Hilti<br />
entwickelt. „Wir legen großen Wert darauf,<br />
die Bedürfnisse unserer Kunden zu<br />
verstehen und ihre Expertise, Erfahrungen<br />
und Perspektiven in die Entwicklung unserer<br />
Lösungen einfließen zu lassen. Dank<br />
des offenen Austauschs konnten wir eine<br />
starke Plattform bauen, die gleichzeitig<br />
einfach in der Handhabung ist“, fasst Nick<br />
Heine, Co-Founder und CCO (Chief Customer<br />
Officer) von IntegrityNext, die Zusammenarbeit<br />
zusammen.<br />
Auf Kundenseite beschreibt Brian Sieben,<br />
Head of Sourcing Excellence bei der Hilti-<br />
Gruppe, die Bedeutung der neuen Plattform:<br />
„CBAM stellt auch unsere Branche<br />
vor regulatorische Herausforderungen.<br />
Bei Hilti benötigen wir effiziente, unternehmensübergreifende<br />
Lösungen, die uns<br />
dabei helfen, unsere umfassenden Nachhaltigkeitsziele<br />
zu erreichen. Wir freuen<br />
uns über die enge Zusammenarbeit mit<br />
IntegrityNext, die unseren internen Aufwand<br />
erheblich reduziert. Dadurch können<br />
wir CBAM nahtlos in unser Nachhaltigkeitsmanagement<br />
integrieren, profitieren<br />
von standardisierten Methoden und<br />
gewinnen darüber hinaus Expertise für<br />
die kontinuierliche Weiterbildung unserer<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 9
» MAGAZIN<br />
Procurement Summit 2024 in Hamburg<br />
Die Zukunft der <strong>Beschaffung</strong> im Fokus<br />
Podiumsdiskussionen sind gefragte Formen des Austauschs beim Procurement Summit. Im Bild (v.l.):<br />
Moderator Philipp Weber und Daniel Brugger, Lena John und Pavol Sikula bei einer Podiumsdiskussion<br />
Am 12. und 13. Juni 2024 findet in Hamburg<br />
der Procurement Summit statt, der<br />
in diesem Jahr unter dem Motto „The Future<br />
of Procurement“ steht. Ziel der Veranstaltung<br />
ist es, Einkaufsentscheider mit<br />
<strong>aktuell</strong>en Trends und Herausforderungen<br />
bekannt zu machen und einen Rahmen<br />
für den Austausch von Best Practices zu<br />
bieten.<br />
Die Agenda des Summits umfasst eine<br />
Reihe <strong>aktuell</strong>er Themen, die von der Entwicklung<br />
der CPO-Rolle bis hin zur nachhaltigen<br />
Gestaltung von Lieferketten reichen.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage,<br />
wie sich <strong>Beschaffung</strong>sfachleute auf<br />
die veränderten Anforderungen einer zunehmend<br />
digitalen und volatilen Geschäftswelt<br />
vorbereiten können.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt der Konferenz<br />
liegt auf der digitalen Transformation<br />
und deren Auswirkungen auf den Einkauf.<br />
Vorträge und Workshops befassen<br />
sich mit der Integration neuer Technologien<br />
und beleuchten, wie Prozessharmonisierung<br />
und innovative Tools zur Effizienzsteigerung<br />
beitragen können.<br />
Darüber hinaus wird die Rolle der Unternehmenskultur<br />
und der Personalentwicklung<br />
thematisiert. In einer Reihe von Fallstudien<br />
und Diskussionen wird der Frage<br />
nachgegangen, wie eine nachhaltige<br />
Lernkultur etabliert werden kann und<br />
Bild: Procurement Summit<br />
welche Kompetenzen für die Einkaufsabteilungen<br />
der Zukunft ernötigen.<br />
Auch Fragen der Gleichstellung und<br />
Diversität stehen auf der Tagesordnung.<br />
Ein Panel widmet sich der Vereinbarkeit<br />
von Führungsaufgaben und Teilzeitmodellen,<br />
ein Thema, das insbesondere für<br />
die Förderung von Frauen in Führungspositionen<br />
relevant ist.<br />
Neben Keynotes und Podiumsdiskussionen<br />
bietet die Konferenz auch interaktive<br />
Elemente, um den Austausch zwischen<br />
den Teilnehmenden zu fördern. Zu den<br />
bestätigten Referenten zählen Führungskräfte<br />
aus renommierten Unternehmen<br />
sowie Experten aus der Wissenschaft.<br />
Ihre Teilnahme auf dem Podium haben<br />
unter anderem folgende ExpertInnen zugesagt<br />
• Christine Berg, CPO, Beiersdorf<br />
• Alejandro Basterrechea, Director Indirect<br />
Procurement, Zalando<br />
• Martina Boxberger, Excecutive Director<br />
Corporate Strategic Sourcing, Merz<br />
Pharma<br />
• Marcus Gerlach, Chief Purchasing Officer,<br />
Rheinmetall<br />
• Prof. Dr. Elmar Holschbach, Fachhochschule<br />
Südwestfalen<br />
• Stefan Middelhauve, CPO, Meyer Werft<br />
• Claudia Scholz, Prokuristin und Konzerneinkaufsleitung,<br />
EWE<br />
• Henriette Schulze, Vice President für<br />
Einkaufsstrategie und Marktanalyse,<br />
Schaeffler<br />
• Miriam Tomforde, Leiterin Einkauf,<br />
Hamburger Sparkasse<br />
• Tanja Wüst-Pittack, Leiterin Zentraleinkauf<br />
Zentraleinkauf, MVV Energie<br />
Im Rahmen einer begleitenden Ausstellung<br />
stellen Anbieter ihre Lösungen und<br />
Produkte rund um das Thema <strong>Beschaffung</strong><br />
vor. (sas)<br />
Die Anmeldung zum Procurement Summit<br />
2024 ist ab sofort möglich unter<br />
www.procurementsummit.de.<br />
Diskussionspanel: „Einkauf 2025: Wie verändern sich die Jobprofile“ bei einer der vorhergehenden<br />
Veranstaltungen.<br />
Bild: Procurement Summit<br />
10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
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Fotos: GettyImages<br />
Alle Schulungen auf einen Blick – angebunden an Ihre HR – und Einkaufssysteme<br />
Ein digitaler <strong>Beschaffung</strong>sprozess macht es<br />
für alle im Unternehmen einfacher – von der<br />
Buchung bis zur Rechnungsstellung.<br />
Weiterbildung digital beschaffen<br />
Weiterbildung ist der Schlüssel zur zentralen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.<br />
Ein smarter Prozess rund um den Einkauf von Weiterbildung entlastet nicht nur den<br />
indirekten Einkauf, sondern auch Mitarbeitende, Führungskräfte und Personalentwicklung.<br />
Das gelingt mit einer zentralen Learning Procurement Plattform.<br />
Fachkräftemangel und immer kurzlebiger werdendes<br />
Fachwissen stellen Unternehmen vor eine<br />
neue Herausforderung: Der Schulungsbedarf steigt<br />
rasant und verursacht einen hohen administrativen<br />
Aufwand. Aber die Buchung einer Weiterbildung ist<br />
abstimmungsintensiv und bindet viele Stakeholder<br />
ein. Das lässt Prozesskosten in die Höhe schnellen.<br />
Dennoch steht der Einkauf von externen Weiter -<br />
bildungen oft nicht an erster Stelle. Dabei gibt es eine<br />
simple Lösung: Mit Schnittstellen zum Einkaufs -<br />
system bietet eine Learning Procurement Plattform<br />
als Punch-Out-Katalog viele Vorteile.<br />
Im Katalog sind alle buchbaren Angebote gebündelt<br />
und vergleichbar – inklusive aller Rahmenver -<br />
träge. Mitarbeitende können so mit einem Klick das<br />
passende Angebot wählen und Stakeholder behalten<br />
die Buchungen jederzeit im Blick. Und auch<br />
Compliance-Richtlinien und Nachweispflichten werden<br />
mühelos eingehalten. Statt von zahlreichen Lieferanten<br />
werden Rechnungen durch einen Kreditor<br />
gestellt. Es zeigt sich ein erhebliches Einsparpoten -<br />
zial: Durch den automatisierten Bestellprozess werden<br />
manuelle Aufwände auf ein Minimum reduziert<br />
und Prozesskosten gesenkt.<br />
Die komplexe Warengruppe Weiterbildung lässt<br />
sich mit einer Learning Procurement Plattform ge -<br />
nauso einfach beschaffen wie z. B. Büromaterial. Der<br />
Einkauf führt damit einen zukunftsfähigen <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
ein.<br />
KONTAKT<br />
Semigator GmbH – ein<br />
Unternehmen der Haufe Group<br />
Ansprechpartner: Mark Leine<br />
Telefon: +49 (0)27 61 9 41 75 35<br />
www.semigator.haufe.de/kontakt<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 11
» MAGAZIN<br />
Über 600.000 MWh Grünstrom für 42.000 Verbrauchsstellen<br />
Nachhaltiger Strombezug langfristig planbar<br />
2024, 2025 und 2026 wird der Energiedienstleister<br />
Getec Energie Vodafone mit<br />
mehr als 600.000 MWh PPA-Strom beliefern.<br />
Es ist der bisher umfangreichste<br />
PPA-Deal der beiden Unternehmen. Dieser<br />
Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen<br />
soll 42.000 Verbrauchsstellen<br />
in ganz Deutschland versorgen. Bereits<br />
seit 2017 versorgt der Anbieter für<br />
PPA-Strom das Telekommunikationsunternehmen<br />
mit Energie. PPA sind für gewerbliche<br />
Energieverbraucher eine attraktive<br />
<strong>Beschaffung</strong>smethode für nachhaltiger<br />
produzierten Strom geworden, da<br />
sich hier nachvollziehen lässt, welche<br />
Photovoltaik- oder Windkraftanlagen diesen<br />
erzeugen. Hinzu kommt, dass PPA-<br />
Strom oft aus nicht mehr geförderten Anlagen<br />
stammt. Die Abnahme von Strom<br />
aus diesen Anlagen unterstützt deren<br />
fortgesetzten Betrieb, was wiederum den<br />
Ressourcenverbrauch reduziert.<br />
„Schon heute betreiben wir unser Vodafone-Netz<br />
zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren<br />
Quellen. Fast die Hälfte davon<br />
beziehen wir aus Power Purchase Agreements,<br />
Tendenz steigend. Diese Energie-<br />
Vodafone und Getec Energie intensivieren ihre Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigeren<br />
Energieversorgung.<br />
abkommen sind ein Win-Win für Unternehmen<br />
und die Umwelt: Denn sie machen<br />
nachhaltigeren Strombezug für uns<br />
langfristig planbar. Und sie beschleunigen<br />
zugleich die dringende Energiewende in<br />
Deutschland“, sagt Michael Jungwirth,<br />
Director Public Policy & External Affairs<br />
bei Vodafone.<br />
„PPA sind für Unternehmen, die Nachhaltigkeit<br />
wirklich ernst nehmen, eine sehr<br />
gute Option, ihren Bedarf an Grünstrom<br />
zu decken. Die benötigten Verträge, die<br />
die individuellen Bedürfnisse der beteiligten<br />
Parteien regeln, sind allerdings komplex“,<br />
erläutert Cord Wiesner, Sprecher<br />
der Geschäftsführung der Getec Energie.<br />
„Vor allem Unternehmen mit sehr vielen<br />
Verbrauchsstellen profitieren davon, dass<br />
wir als Aggregator das Angebot diverser<br />
Anlagenbetreiber bündeln. Unsere Kunden<br />
müssten sonst einzelne PPA mit verschiedenen<br />
Anbietern abschließen. Das<br />
würde den Grünstrombezug stark verkomplizieren.“<br />
(ys)<br />
Bild: Negro Elkha/stock.adobe.com<br />
Starker Rückgang in der Automobilindustrie und bei Möbelherstellern<br />
Weniger deutsche Unternehmen von China abhängig<br />
Weniger Unternehmen in Deutschland<br />
geben an, abhängig von Vorprodukten aus<br />
China zu sein. Dies geht aus einer <strong>aktuell</strong>en<br />
Umfrage des Ifo-Instituts hervor.<br />
Demnach sind derzeit 37 Prozent aller Industrieunternehmen<br />
in Deutschland auf<br />
wichtige Vorprodukte aus China angewiesen.<br />
Im Februar 2022, unmittelbar vor Beginn<br />
des Krieges in der Ukraine, waren es<br />
noch 46 Prozent. „Gleichzeitig sehen wir,<br />
dass weniger Unternehmen ihre Importe<br />
aus China zukünftig verringern wollen“,<br />
sagt Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums<br />
für Außenwirtschaft. Vor zwei Jahren<br />
plante dies noch fast jedes zweite Industrieunternehmen.<br />
In der <strong>aktuell</strong>en des<br />
Insituts Umfrage sank dieser Anteil auf 38<br />
Prozent. Besonders häufig gaben Hersteller<br />
von Datenverarbeitungsgeräten<br />
(65 %), elektrischen Ausrüstungen (60 %)<br />
und Unternehmen der Autoindustrie<br />
(59 %) an, auf wichtige Vorprodukte aus<br />
China angewiesen zu sein. „Im Vergleich<br />
zur Umfrage von 2022 ist in fast allen Industriebranchen<br />
der Anteil der Unternehmen<br />
zurückgegangen, die wichtige Vorprodukte<br />
aus China beziehen“, sagt Andreas<br />
Baur, Koautor der Studie. Besonders<br />
stark fiel der Rückgang bei den Möbelherstellern<br />
(Rückgang um 29 %) und in der<br />
Automobilindustrie (Rückgang um 17 %)<br />
aus. Einzige Ausnahme bilde die Chemische<br />
Industrie. Hier gaben in der neuesten<br />
Umfrage 46 Prozent aller Unternehmen<br />
an, auf Vorleistungen aus China angewiesen<br />
zu sein. Im Vergleich zu 2022 war dies<br />
ein Anstieg um 5 Prozentpunkte. Der<br />
Rückgang lässt sich vor allem darauf zurückführen,<br />
dass weniger Unternehmen<br />
auf Vorleistungen von chinesischen Herstellern<br />
angewiesen sind. „Der Anteil der<br />
Firmen, die Vorprodukte von eigenen Produktionsstätten<br />
in China beziehen, hat<br />
sich dagegen praktisch nicht verändert“,<br />
sagt Baur. Deutsche Unternehmen, die<br />
selbst in China produzieren, planen zudem<br />
deutlich seltener, ihre Importe aus<br />
China (31 %) zu verringern im Vergleich<br />
zu Unternehmen ohne eigene Produktionsstandorte<br />
in China (41 %). Gründe,<br />
weniger aus China zu importieren, sind<br />
für die Unternehmen grundsätzlich Diversifizierungsbestrebungen<br />
und wachsende<br />
politische Unsicherheit. (ys)<br />
12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Meistens wird für doppelte Sicherung gedruckt<br />
Büro ohne Papier: Unternehmen drucken weniger<br />
E-Mail statt Brief für die Rechnung,<br />
Screensharing statt Ausdruck für das Geschäftsmeeting,<br />
QR-Code statt Papierticket<br />
für die anstehende Dienstreise – in<br />
deutschen Büros wird deutlich weniger<br />
gedruckt als noch vor fünf Jahren. Insgesamt<br />
82 Prozent der deutschen Unternehmen<br />
haben in den vergangenen Jahren<br />
ihren Papierverbrauch reduziert: Eher weniger<br />
als noch vor fünf Jahren drucken 40<br />
Prozent der Unternehmen, 42 Prozent sogar<br />
sehr viel weniger. 13 Prozent drucken<br />
genauso viel wie noch 2019, nur 2 Prozent<br />
der Unternehmen etwas mehr und<br />
niemand (0 %) deutlich mehr. Das sind<br />
die Ergebnisse einer <strong>aktuell</strong>en Studie im<br />
Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für<br />
die 604 Unternehmen in Deutschland ab<br />
20 Beschäftigen repräsentativ befragt<br />
wurden.<br />
Die meisten Unternehmen (48 %) drucken<br />
dabei, um Inhalte doppelt zu sichern und<br />
so neben der digitalen auch eine analoge<br />
Fassung auf Papier zu haben. 42 Prozent<br />
geben an, aus Gewohnheit zu drucken.<br />
„Dass zwingend ein Ausdruck notwendig<br />
ist, ist heutzutage die Ausnahme. Viele<br />
Prozesse lassen sich bereits rein digital<br />
abbilden. Dabei spart papierarmes Arbeiten<br />
nicht nur Ressourcen, gute digitale<br />
Prozesse sind auch effizienter, können<br />
durch Automatisierung Workflows optimieren<br />
und von Routineaufgaben entlasten“,<br />
sagt Daniil Heinze, Referent Digitale<br />
Geschäftsprozesse beim Bitkom.<br />
Ein Drittel (37 %) druckt, weil es bestimmte<br />
Arbeitsschritte erfordern, ein<br />
Fünftel (20 %), weil Mitarbeitende damit<br />
besser arbeiten können. Für Präsentationen<br />
und Meetings oder um Inhalte zu archivieren,<br />
drucken jeweils 14 Prozent. In<br />
10 Prozent der Unternehmen wird gedruckt,<br />
um rechtliche Vorgaben zum Beispiel<br />
für handschriftliche Unterschriften<br />
zu erfüllen. Heinze: „Um den Papierverbrauch<br />
und unnötigen bürokratischen<br />
Aufwand zu reduzieren, ist auch die Politik<br />
gefragt, die Schriftformerfordernisse<br />
zu reduzieren und anzupassen, wo möglich.“<br />
7 Prozent drucken, um Abhängigkeiten<br />
von digitalen Systemen zum Beispiel<br />
bei einem Stromausfall zu vermeiden.<br />
6 Prozent geben an, ihnen fehle das<br />
Know-how für eine Umstellung auf rein<br />
digitales Arbeiten. Keinen Zweifel gibt es<br />
aber daran, dass der Verzicht auf das Drucken<br />
wirtschaftlich sinnvoll wäre: Niemand<br />
gibt an zu drucken, weil der wirtschaftliche<br />
Nutzen bei einer Umstellung<br />
auf rein digitales Arbeiten unklar sei. (ys)<br />
InMarker: Kompakt - sicher - flexibel<br />
• Integrationslaser<br />
• Mit patentiertem<br />
Sicherheitskonzept<br />
• Sicherer Betrieb<br />
ohne Schutzumhausung<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 13
» MAGAZIN<br />
Indikatoren für die Stahlpreisbildung<br />
Nach volatilen Jahren: Stahlpreis<br />
entspannt sich<br />
Nach den teilweise extremen Preisschwankungen der Vorjahre scheint sich der Stahlmarkt<br />
laut unserem Kompetenzpartner Stahlkompakt derzeit etwas zu beruhigen. Es<br />
gibt noch Schwankungen, aber die Ausschläge sind wieder deutlich geringer geworden.<br />
Gleichzeitig setzt sich der Negativtrend in der deutschen Stahlproduktion fort.<br />
Die deutsche Rohstahlproduktion befindet sich weiter auf einem niedrigen Niveau.<br />
Nachfolgend gewährt unser Experte<br />
für die Stahlbeschaffung und<br />
-preisentwicklung einen Blick auf ausgewählte<br />
Indikatoren zur Preisbildung am<br />
Stahlmarkt zwecks Ursachenanalyse.<br />
Die Angebotsseite<br />
Eine schwache Nachfrage in Verbindung<br />
mit hohen und international nicht wettbewerbsfähigen<br />
Strompreisen hat die<br />
Stahlproduktion in Deutschland 2023 auf<br />
auf einen historischen Tiefstand sinken<br />
lassen. Damit setzt sich der nun seit Anfang<br />
2022 dauernde Negativtrend weiter<br />
fort. „Das Jahr 2023 war das produktionsschwächste<br />
seit der Finanzkrise und die<br />
Produktion befindet sich nach wie vor auf<br />
Bild: industrieblick/stock.adobe.com<br />
einem sehr niedrigen Niveau“, erklärt Dr.<br />
Martin Theuringer, Geschäftsführer und<br />
Chefvolkswirt der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl. „Seit 2017 hat der Markt 30 Prozent<br />
an Volumen verloren“, sagt Theuringer<br />
weiter. Darin spiegele sich eine breite<br />
Verunsicherung der Stahlverwender sowie<br />
der Einbruch der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen<br />
wider (Quelle WV Stahl).<br />
Nach <strong>aktuell</strong>en Daten wurden auch im<br />
Januar 2024 erneut nur rund 3,1 Mio.<br />
Tonnen Rohstahl produziert. Auf einem<br />
vergleichbaren Niveau dümpelt die Produktion<br />
in Deutschland nun schon seit<br />
Monaten vor sich hin.<br />
Auf europäischer Ebene ist die Entwicklung<br />
vergleichbar: In den Jahren vor Co-<br />
rona-Jahren produzierten die EU27-Länder<br />
ohne Deutschland laut worldsteel.org<br />
noch rund 10 Mio. Tonnen pro Monat, in<br />
den letzten Monaten wurden eher Mengen<br />
um die 7,5 Mio. Tonnen erreicht. Aus<br />
Sicht eines Stahlherstellers dürfte es derzeit<br />
keinen Anreiz geben, die Produktion<br />
zu erhöhen. Da man sich bereits seit geraumer<br />
Zeit auf diesem Niveau befindet,<br />
dürfte die niedrige Produktion bereits<br />
eingepreist sein. Insofern erwartet Stahlkompakt<br />
in naher Zukunft kaum Veränderungen<br />
und damit auch keinen Einfluss<br />
auf die Preise.<br />
Die Schwankungen im Außenhandel sind<br />
im Wesentlichen auf die Safeguard-Kontingente<br />
zurückzuführen. Aber auch hier<br />
ist die Entwicklung seit einigen Monaten<br />
relativ konstant. Nennenswerte Preiseinflüsse<br />
sind auch in nächster Zeit nicht zu<br />
erwarten. Es bleibt jedoch abzuwarten,<br />
wie sich die Safeguard-Regelungen entwickeln<br />
und ob die Kommission hier im<br />
Laufe des Jahres Anpassungen vornimmt.<br />
Die Nachfrageseite<br />
Die Automobilindustrie hat sich zwar<br />
von dem extrem schwachen Jahr 2021 etwas<br />
erholt, liegt aber immer noch deutlich<br />
unter den Zahlen von 2018/2019. In<br />
den letzten Monaten scheint sich die Industrie<br />
in einem Bereich einzupendeln,<br />
der etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau<br />
der Vorjahre liegt, aber immerhin<br />
wieder 15 bis 20 Prozent über dem Tiefpunkt<br />
von 2021. Auch die beiden Monatszahlen<br />
für Januar und Februar 2024 liegen<br />
wieder in diesem Bereich. Ausreißer<br />
oder signifikante Veränderungen gab es in<br />
14 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
den letzten Monaten nicht und sind auch<br />
nicht in Sicht.<br />
In der Bauwirtschaft bestätigen die vorliegenden<br />
Daten die in den Medien vielfach<br />
beschriebene Situation: Die Baugenehmigungen<br />
– insbesondere im Wohnungsbau<br />
– sind mit insgesamt knapp 10 Prozent<br />
deutlich rückläufig. Da die Baugenehmigungen<br />
zudem nicht vollständig in Aufträge<br />
umgesetzt werden, blickt der Stahlexperte<br />
weiterhin auch auf die Auftragslage.<br />
Laut Statistischem Bundesamt sind die<br />
realen (preisbereinigten) Auftragseingänge<br />
im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr gesunken.<br />
Der reale Jahresumsatz sank im Vergleich<br />
zum Vorjahr noch um 3,3 Prozent. Da hier<br />
der Abschwung bereits Ende 2022 begann,<br />
sind die <strong>aktuell</strong>en Werte nicht überraschend<br />
bzw. stellen keine kurzfristig neue<br />
Entwicklung dar. Unternehmen in dieser<br />
Branche dürften ihre Stahlnachfrage daher<br />
schon vor längerer Zeit angepasst haben.<br />
Auch hier sieht Stahlkompakt keine Quelle<br />
für kurzfristige Preisschwankungen am<br />
Stahlmarkt. Langfristig geht der Trend vermutlich<br />
eher leicht nach unten. Da der<br />
Umsatz geringer gesunken ist als Auftragseingang<br />
und Baugenehmigungen, scheint<br />
man noch von einem Auftragsbestand profitiert<br />
zu haben. Dieser Effekt dürft eaber<br />
irgendwann abnehmen, so dass sich – bei<br />
gleichbleibenden Rahmenbedingungen –<br />
Umsatz und Stahlbedarf tendenziell weiter<br />
nach unten entwickeln.<br />
Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />
sind die Bestellungen zu Jahresbeginn<br />
weiter gesunken. Im Januar blieben<br />
die Auftragseingänge um real 10 Prozent<br />
unter dem Vorjahresniveau. „Die weltwirtschaftliche<br />
Erholung lässt weiter auf<br />
sich warten, für Deutschland wurden<br />
Wachstumsprognosen sogar zurückgenommen.<br />
Hinzu kommen unverändert<br />
geopolitische Herausforderungen und<br />
Unsicherheiten. Es fehlt nach wie vor an<br />
positiven Impulsen für das Investitionsverhalten.<br />
Einzig für Teile des Auslandsgeschäfts<br />
bleibt die Hoffnung auf Bodenbildung<br />
intakt“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt<br />
Dr. Ralph Wiechers. Trotz deutlich<br />
rückläufiger Auftragseingänge, lebt<br />
die Branche bisher noch recht gut von einem<br />
historisch immer noch sehr hohen<br />
Auftragsbestand. Die Produktionswerte –<br />
und damit auch der Stahlbedarf – sind<br />
daher bisher kaum zurückgegangen.<br />
Stahlkompakt geht davon aus, dass dies<br />
auch noch ein paar Monate so bleiben<br />
kann. Mittelfristig wird aber auch aus<br />
diesem Bereich ein reduzierter Stahlbedarf<br />
resultieren, wenn sich die Rahmenbedingungen<br />
nicht ändern.<br />
Fazit<br />
Nennenswerte Einflüsse, die zu besonderen<br />
Preisschwankungen führen, waren auf<br />
dem Stahlmarkt in den letzten Monaten<br />
nicht zu erkennen und sind auch für die<br />
nächsten Wochen nicht in Sicht. Natürlich<br />
muss man als Einkäufer die Welt beobachten<br />
und die Experten von Stahlkompakt<br />
wissen nicht, was die Zukunft<br />
bringt. Gibt es eine neue Pandemie? Liegt<br />
wieder ein Schiff im Suezkanal schief?<br />
Was passiert, wenn Trump im November<br />
Unser Kompetenzpartner<br />
Hier finden Sie auch mehr zu den Themen Stahl<br />
und Stahlbeschaffung, insbesondere auch zu den<br />
<strong>aktuell</strong>en Stahlpreisentwicklungen.<br />
www.stahl-kompakt.de<br />
gewinnt? Wie entwickelt sich das Verhältnis<br />
zwischen China und Taiwan?<br />
Aktuell sieht der Kompetenzpartner <strong>Beschaffung</strong><br />
auf Basis der <strong>aktuell</strong>en Rahmenbedingungen<br />
eher wenig spürbare<br />
Preiseinflüsse. Kurzfristig geht er daher<br />
eher von stabilen Stahlpreisen aus. Mittelfristig<br />
zeichnet sich ein tendenziell<br />
weiter sinkender Bedarf ab, was zu sinkenden<br />
Preisen führen könnte. Auch der<br />
Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende<br />
Gewerbe bewegt sich weiterhin unterhalb<br />
der 50-Punkte-Marke, was auf eine<br />
negative Einschätzung der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung hindeutet. Interessant<br />
wird in diesem Zusammenhang auch die<br />
Reaktion der Hersteller hinsichtlich ihrer<br />
Produktionsmengen. Ist ein weiterer<br />
Rückgang möglich? Auch wenn die Lage<br />
ruhig erscheint, bleibt abzuwarten, was<br />
die nächsten Monate bringen.<br />
Bild: VDMA<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 15
» MANAGEMENT<br />
Systemisches Denken bei Rehau<br />
Wie sich der Einkauf den Faktor<br />
Unsicherheit zur Stärke macht<br />
Wenn der Einkauf bei der Rehau Industries SE & Co KG mit Sitz im<br />
oberfränkischen Landkreis Hof über die Zukunft spricht, geht es um<br />
komplexe Strukturen und Prozesse, vor allem aber um neue Denk -<br />
ansätze. Mit „konstruktiven Entscheidungen“ will man Komplexität<br />
und Unsicherheit in der <strong>Beschaffung</strong> reduzieren. Thesen: Es gibt<br />
keinen einfachen, direkten Zusammenhang zwischen Problem und<br />
Lösung. Gleicher Input führt nicht zu gleichem Output. Veränderung<br />
braucht Organisation. Wie passt das zusammen?<br />
Interview mit Ingo<br />
Krendelsberger, CPO,<br />
und Katrin Schwaiger,<br />
Director Local Procurement<br />
EMEA, bei Rehau.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Krendelsberger, was<br />
ist Ihre Grundannahme, um den Faktor Unsicherheit<br />
als Motor zu nutzen?<br />
Ingo Krendelsberger: Die Erkenntnis, dass eine<br />
Organisation nicht von außen steuerbar und veränderbar<br />
ist. Um zu bestmöglichen<br />
Entscheidungen zu<br />
kommen, gilt es Veränderung<br />
genau zu beobachten<br />
und entsprechend zu intervenieren.<br />
Wichtig: Wir treffen<br />
Entscheidungen dort,<br />
wo sie sinnvollerweise getroffen<br />
werden sollten und<br />
setzen dabei auf ein eng<br />
verzahntes Zusammenspiel<br />
zwischen Einkauf und Geschäftseinheiten<br />
sowie anderen Services wie Finance<br />
und IT.<br />
»Ein klares Verständnis<br />
von Rollen und Aufgaben<br />
kann maßgeblich dazu<br />
beitragen, Komplexität<br />
zu reduzieren.«<br />
Kathrin Schwaiger<br />
Wen und was beziehen Sie in Ihren systemischen<br />
Denkprozess ein?<br />
Krendelsberger: Für uns als Einkauf und Serviceeinheit<br />
sind die Wachstumsstrategien unserer Geschäftseinheiten<br />
zentral. Also: Wie müssen wir uns<br />
einkaufsintern aufstellen, um möglichst wirksam zu<br />
sein? Wir beziehen Mitarbeitende, Lieferanten und<br />
Kunden ein. Gerade auch beim Thema Nachhaltigkeit/ESG<br />
setzen wir auf Kooperation und Partnerschaft.<br />
Frau Schwaiger, wenn Unsicherheit die neue Realität<br />
ist, dann taugen einfache Ursache-Wirkung-<br />
Zusammenhänge nicht, um beispielsweise eine<br />
tiefgreifende Reduzierung von Komplexität zu erzielen,<br />
oder?<br />
Katrin Schwaiger: Nein. Wir versuchen Komplexität<br />
dort zu reduzieren, wo es Sinn macht. Dabei<br />
starten wir immer bei unseren eigenen Prozessen<br />
und Strukturen. Wir haben uns zum Beispiel sehr intensiv<br />
mit dem Thema Rollen auseinandergesetzt.<br />
Dabei ging es uns vor allem um organisationsinterne<br />
Kommunikations- und Kooperationsmodelle, stärkere<br />
Vernetzung unserer Mitarbeitenden auf globaler<br />
Ebene sowie um neue Kompetenzen und dazugehörige<br />
Lernlösungen. Dafür ist gemeinsames Verständnis<br />
Rehau Industries<br />
Die globale Rehau Group hat sich auf<br />
polymerbasierte Lösungen spezialisiert.<br />
Rehau Industries bildet als Teil der<br />
Gruppe das Dach für die Divisionen<br />
Building Solutions, Window Solutions, Interior<br />
Solutions und Industrial Solutions<br />
(die in ihren jeweiligen Märkten eigenständig<br />
agieren) sowie die divisionsübergreifend<br />
tätigen Einheiten Services<br />
& Solutions. Die Rehau-Gruppe hat rund<br />
20.000 Beschäftigte an über 170 Standorten<br />
und erwirtschaftete zuletzt einen<br />
Jahresumsatz von über 4,5 Mrd. Euro.<br />
www.rehau.com<br />
16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Kathrin Schwaiger<br />
Katrin Schwaiger stieg nach dem<br />
Betriebswirtschafts - und Slawistik-<br />
Studium in Graz bei Rehau in Wien<br />
(Guntramsdorf) ein und hatte mehrere<br />
Funktionen mit Fokus Systeme und<br />
Prozesse inne. Seit zwei Jahren agiert<br />
sie als Director Procurement – Leitung<br />
lokale Einkaufsunits an den EMEAweite<br />
n Produktionsstandorten. Nach<br />
ihre r Ausbildung zur systemischen<br />
Beratung absolviert Katrin Schwaiger<br />
derzeit parallel zum Job den Lehrgang<br />
„Systemisches Change Management“<br />
bei Trainconsulting in Wien.<br />
Bild: Miriam Mehlmann<br />
nötig: Wo liegt meine Zuständigkeit und wo beginnt<br />
die anderer Rolleninhaber? Das Ergebnis ist eine klar<br />
ausformulierte Rollenlandkarte. Aufgaben auf strategischer,<br />
taktischer und operativer Ebene und auch<br />
Verhaltenserwartungen an unsere Führungskräfte<br />
sind transparent definiert. Und das abgestimmt und<br />
eingebettet in unsere konzernweit übergreifende<br />
Job architektur. Ein klares Verständnis von Rollen und<br />
Aufgaben kann maßgeblich dazu beitragen, Komplexität<br />
zu reduzieren.<br />
Was bedeutet das konkret für den Einkauf? Und<br />
wo haben Sie Vorreiterfunktion?<br />
Krendelsberger: Wir sehen uns nicht nur für die<br />
klassischen Einkaufsthemen zuständig. Wir blicken<br />
über den Tellerrand hinaus, greifen Themen auf, die<br />
für das Unternehmen wichtig sind, und führen sie<br />
aus. Ein Beispiel ist die Entlastung bei Energiepreisen<br />
unter Führung des Einkaufs. Und auch beim Thema<br />
Standardisierung und Automatisierung hat der Einkauf<br />
eine Vorreiterfunktion im Unternehmen. Wir<br />
treiben nachhaltiges Handeln mit unseren Lieferanten<br />
voran und haben entsprechende Prozesse und<br />
Tools etabliert. Wir suchen immer nach kreativen<br />
Partnern, die Mut zur Veränderung beweisen und mit<br />
uns neue Wege gehen. Generell sind wir mit unserem<br />
Credo, erforderliche Veränderungen rasch im Sinne<br />
eines First Movers anzupacken, immer gut gefahren.<br />
Schwaiger: Wir gehen Themen proaktiv an und<br />
wollen uns nicht im Kleinklein verlieren. Das ist bei<br />
Veränderungsthemen essenziell. Wir bemühen uns<br />
immer um ein Big Picture und versuchen die Richtung,<br />
in die sich die Organisation als Ganzes bewegt,<br />
im Auge zu behalten. Dabei lohnt es sich immer mal<br />
wieder die Helikopterperspektive einzunehmen oder<br />
den Blick durch die systemische Brille zu richten. Alles<br />
was wir tun, hat einen Grund.<br />
Wie werden bei Ihnen die Teams gebildet und wie<br />
führen Sie Entscheidungen herbei?<br />
Schwaiger: Die soziale Komponente – also wer<br />
sollte wo und wofür involviert werden – ist am Anfang<br />
wesentlich für den Prozess. Es muss entsprechende<br />
Energie entstehen. Generell binden wir unsere<br />
Mitarbeitenden so früh wie möglich in Projekte<br />
ein. Bei der Einführung neuer Systemanwendungen<br />
sind vor allem End User gemeint. Das können Kolle-<br />
Kathrin Schwaiger<br />
absolviert derzeit<br />
paralle l zum Job den<br />
Lehrgang<br />
„Systemisches Change<br />
Management“ bei<br />
Trainconsulting in<br />
Wien.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 17
» MANAGEMENT<br />
Bild: Rehau<br />
Ingo Krendelsberger,<br />
CPO bei Rehau, ist immer<br />
dafür die Themen<br />
aktiv anzugehen und<br />
nichts auszusitzen.<br />
»Wir sind mit unserem<br />
Credo, erforderliche<br />
Veränderungen rasch<br />
im Sinne eines First<br />
Movers anzupacken,<br />
immer gut gefahren.«<br />
Ingo Krendelsberger<br />
ginnen und Kollegen aus diversen Funktionen innerhalb<br />
oder außerhalb der eigenen Organisation sein.<br />
Wenn Menschen mitgestalten können, wachsen Akzeptanz,<br />
Unterstützung und Motivation. Anders: ausgedrückt:<br />
Dann kommt Bewegung ins System.<br />
Krendelsberger: Entscheidungen<br />
sollen bei uns<br />
dort getroffen werden, wo<br />
das entsprechende Knowhow<br />
besteht. Bevor wir Entscheidungen<br />
treffen, haben<br />
wir mindestens zwei bis drei<br />
alternative Szenarien ausgearbeitet.<br />
Wir haben Ableitungen<br />
anhand zuvor aufgestellter<br />
Hypothesen gebildet und<br />
so Handlungsoptionen aufgedeckt, oft auch neue.<br />
Darin liegt bereits viel Lösungspotenzial. Wir bewerten<br />
im Dialog-Prozess anhand zuvor definierter<br />
Kriterien. Die Entscheidungsfindung ist transparent<br />
nachvollziehbar. Natürlich brauchen neue Denkund<br />
Handlungsmodelle zuerst einmal Unterstützung<br />
von Geschäftsleitung und Führungskräften.<br />
Transformation ist Managementaufgabe. Unser<br />
Procurement Leadership Team ist von Anfang an in<br />
Veränderungsprozesse eingebunden. Ziel und Zweck<br />
werden regelmäßig thematisiert, um so auch den<br />
notwendigen Konsens herzustellen und in die Organisation<br />
weiterzutragen.<br />
Wo steht der Rehau-Einkauf im beschriebenen<br />
Prozess derzeit?<br />
Schwaiger: Mit Hilfe eines umfangreichen Capability<br />
Assessments haben wir den Reifegrad unserer<br />
globalen Einkaufsorganisation bestimmt. Betrachtet<br />
wurden zentrale Themen wie Governance Model,<br />
Performance Management, Spend Transparency,<br />
Compliance und Risk Monitoring. Dabei haben wir<br />
uns an einem fortschrittlichen Industriezulieferer als<br />
Benchmark orientiert. Um Außenwahrnehmung, Erwartungen<br />
und Anforderungen an uns als Business<br />
18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Ingo Krendelsberger<br />
Der 56-Jährige ist seit 2004 bei Rehau in verantwortlichen<br />
Funktionen aktiv: seit 2019 bis heute<br />
als Head Group Procurement (CPO) in Rehau;<br />
zuvor in Guntramsdorf bei Wien u. a. als Country<br />
Head Austria. Vor seiner Rehau-Zeit agierte er bei<br />
Mondi (Wien; Vice President Group Procurement),<br />
bei Scandic Fibre Logistics (Stockholm; Member<br />
Board of Directors) und Novartis (Wien; u. a. Head<br />
Global Supply Chain Management Action Team).<br />
Der Rehau-CPO ist Vorstandsmitglied im BMÖ –<br />
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und<br />
Logistik in Österreich (Wien).<br />
Foto: tashatuvango/141555413/stock.adobe.com<br />
EINKAUF DIGITALISIEREN<br />
Partner zu klären, haben wir entsprechende Interviews<br />
mit unserem Management geführt. Wir haben<br />
nun ein klares Bild zur Weiterentwicklung der Einkaufsorganisation<br />
und den Einkaufssystemen mit<br />
breit aufgestelltem Einsatz von integrierten AI-Anwendungen.<br />
Erforderliche Veränderungen und Roadmaps<br />
sind festgelegt.<br />
Über welche Lerneffekte können Sie berichten?<br />
Und was raten sie anderen Unternehmen?<br />
Schwaiger: Essenziell für Transformationsvorhaben<br />
sind Bewusstsein und Verständnis für die Notwendigkeit<br />
zur Veränderung. Der „sense of urgency“,<br />
also die Dringlichkeit, muss erkannt werden, sonst<br />
geht es nicht. Man kann schon am Anfang viel falsch<br />
machen. Deshalb lohnt es sich besonders zu Beginn<br />
eines (Change-)Projektes in die notwendigen Ressourcen<br />
zu investieren. Wichtig bei komplexen Vorhaben<br />
bzw. Entwicklungs- und Veränderungsprojekten<br />
ist eine gute Analyse. Sie hilft, Schwachstellen zu<br />
identifizieren und ein Bewusstsein über vorhandene<br />
Stärken und Ressourcen zu entwickeln. Es gibt eine<br />
Vielzahl hilfreicher Methoden und Tools, die dabei<br />
unterstützen, auch zwischen den Zeilen zu lesen und<br />
Zusammenhänge sichtbar zu machen.<br />
Krendelsberger: Ich rate dazu, die Themen aktiv<br />
anzugehen und nichts auszusitzen, die Selbstorganisation<br />
zu stärken und sich neuen Aufgaben zu stellen,<br />
die über das originäre Verständnis des Einkaufs<br />
hinausgehen. Generell sollte klar sein: Die Führungsebene<br />
muss den Change mittragen.<br />
E-Procurement (P2P)<br />
E-Sourcing (RFX)<br />
Guided Buying<br />
Katalog-Staging<br />
Deutsche Cloud<br />
oder On-Premises<br />
flexible<br />
Standardsoftware<br />
für alle Branchen<br />
und Länder<br />
KMU, Konzerne<br />
und öffentliche Hand<br />
IHRE USE-CASES<br />
digital ausschreiben<br />
Verträge und<br />
Kataloge managen<br />
Bestellungen<br />
automatisieren<br />
Richtlinien einhalten<br />
Kosten reduzieren<br />
Das Gespräch führte Sabine Ursel,<br />
Journalistin , Wiesbaden.<br />
www.veenion.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 19
Unternehmen können sich einen<br />
Vorsprung verschaffen, indem sie<br />
den Umfang der Lieferketten -<br />
gesetze und die zu erfassenden<br />
Daten verstehen.<br />
Europäische <strong>Beschaffung</strong>sunternehmen aus der externen Perspektive<br />
Die Herausforderung einer nachhaltigen<br />
und ethischen Lieferkette<br />
Bild: Yellow Boat/stock.adobe.com<br />
Aktuelle Zahlen legen nahe, dass zum Teil über 90 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />
eines Unternehmens auf die Lieferkette entfallen. Deshalb ist es nur<br />
konsequent, dass die Dekarbonisierung der Lieferkette für jedes Unternehmen<br />
mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen Priorität hat.<br />
Allein in den letzten zwölf Monaten ist der Druck<br />
auf globale Lieferketten gestiegen, das Thema<br />
Nachhaltigkeit stärker in den Blick zu nehmen. Hinzu<br />
kommen weitere Herausforderungen, wie die Zunahme<br />
von Diebstählen in der Lebensmittelversorgungskette<br />
aufgrund von Preissteigerungen und Inflation.<br />
In Deutschland sind die Diebstähle von Lebensmitteln<br />
und Getränken auf 11 % gestiegen (gegenüber<br />
5 % im Jahr 2022 und 4 % im Jahr 2021), wie aus<br />
dem Supply Chain Risk Insights Report 2023 der BSI<br />
(British Standards Institution) hervorgeht.<br />
Unternehmen stehen <strong>aktuell</strong> einem Zusammenspiel<br />
von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher<br />
Unsicherheit, extremen Wetterereignissen und digitalen<br />
Disruptionen sowie zunehmenden regulatorischen<br />
Anforderungen wie der EU-Richtlinie zur<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung oder dem Lieferkettengesetz<br />
gegenüber. Diese vielfältigen Heraus -<br />
forderungen führen dazu, dass sich Unternehmen<br />
auf einen proaktiven, daten- und erkenntnisgestützten<br />
Risikoansatz konzentrieren und eine 360-Grad-<br />
Perspektive auf klimabezogene Ereignisse einnehmen<br />
müssen, um ihre Geschäftstätigkeit zukunftssicher<br />
zu machen.<br />
Chance von Nachhaltigkeit nutzen<br />
Als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist Deutschland<br />
ein wichtiger Akteur im globalen Handel. Für<br />
deutsche Unternehmen bietet sich die große Chance,<br />
durch Überprüfung der eigenen Lieferkette Fortschritte<br />
bei den Nachhaltigkeitszielen zu erreichen.<br />
Hierfür müssen Menschenrechte, Arbeitspraktiken<br />
und Umweltauswirkungen verstärkt in den Blick genommen<br />
werden.<br />
20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
MANAGEMENT «<br />
Wie können Unternehmen unabhängig von ihrer<br />
Branche oder Größe in naher Zukunft die Dekarbonisierung<br />
ihrer Lieferkette vorantreiben?<br />
1. Zunehmende Regulierung und<br />
Transparenz<br />
Zunächst sollten Unternehmen proaktiv ein klares<br />
Verständnis der nachhaltigkeitsbezogenen Vorschriften<br />
entwickeln, die je nach Standort, Geschäftstätigkeit<br />
und geografischen oder branchenspezifischen<br />
Risiken variieren können. Wie im BSI-Bericht 2024<br />
Supply Chain Risks and Opportunities Report dargelegt,<br />
ist in den nächsten Jahren mit einer Zunahme<br />
der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
zu rechnen – einschließlich der Berücksichtigung<br />
einer sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht.<br />
Das deutschlandweit gültige Lieferkettengesetz<br />
(LkSG) trat 2023 in Kraft. Das Gesetz verlangt seit<br />
diesem Jahr, dass Unternehmen mit Sitz in Deutschland<br />
und mehr als 1000 MitarbeiterInnen die Einhaltung<br />
von Sozial- und Umweltstandards in ihren Lieferketten<br />
sicherstellen. Gleiches gilt für ausländische<br />
Unternehmen mit in Deutschland registrierten Tochtergesellschaften.<br />
Nach langem Ringen unterstützt nun die EU eine europäische<br />
Lieferketten-Richtlinie. Die ständigen Vertreter<br />
der Mitgliedsländer nahmen die entsprechende<br />
Richtlinie mit qualifizierter Mehrheit am 14.3.2024<br />
an. Deshalb ist damit zu rechnen, dass die EU-Lieferketten-Richtlinie<br />
im April oder Mai 2024 veröffentlicht<br />
wird und 20 Tage nach der Veröffentlichung in<br />
Kraft treten wird. Anschließend sind die EU-Mitgliedstaaten<br />
verpflichtet, die CSDDD innerhalb eines<br />
Zeitraums von zwei Jahren in ihre jeweiligen nationalen<br />
Gesetzgebungen zu überführen. Es wird erwartet,<br />
dass dies in Deutschland wahrscheinlich durch<br />
eine Modifizierung des LkSG geschehen wird.<br />
Unternehmen können sich einen Vorsprung verschaffen,<br />
indem sie den Umfang dieser und ähnlicher Anforderungen<br />
und die zu erfassenden Daten verstehen.<br />
Darüber hinaus berichtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Deloitte, dass VerbraucherInnen immer<br />
umweltbewusster werden. Dies bedeutet, dass es für<br />
den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen von<br />
Bedeutung sein kann, die unternommenen Schritte<br />
zur Erreichung einer nachhaltigen und ethischen Lieferkette<br />
transparent zu machen.<br />
2. Daten<br />
Außerdem sollten Unternehmen ermitteln, in welchem<br />
Bereich Nachhaltigkeitsdaten vorhanden sind.<br />
Diese können anschließend genutzt werden, um die<br />
Entscheidungsfindung zu unterstützen, Risiken zu<br />
mindern und Fortschritte in Richtung einer nachhaltigeren<br />
Lieferkette zu erzielen. Die Kompetenz, Rohdaten<br />
in verwertbare Erkenntnisse umzuwandeln, hat<br />
das Potenzial, Unternehmen bei der Beantwortung<br />
der immer schwierigeren Fragen von heute zu helfen<br />
und im Gegenzug die Kosten- und Zeiteffizienz zu<br />
steigern.<br />
3. Engagement<br />
Durch die stärkere Fokussierung auf Regulierung<br />
oder Berichtsanforderungen werden die Erwartungen<br />
an die Transparenz und das Wissen über die gesamte<br />
Lieferkette immer höher. Unternehmen können sich<br />
einen Vorsprung verschaffen, indem sie ihre Lieferketten<br />
proaktiv unter die Lupe nehmen und mögliche<br />
Versäumnisse ausbessern. Hierdurch können Unternehmen<br />
sicherstellen, dass ihre Geschäftspartner die<br />
Erwartungen erfüllen.<br />
4. Zusammenarbeit<br />
Der Wandel kann nicht im Alleingang vollzogen werden.<br />
Zusammenarbeit ist sowohl intern im Unternehmen<br />
als auch extern in der Lieferkette erforderlich.<br />
Durch Kooperationen können Unternehmen die<br />
Chancen nutzen, die sich aus den heutigen Herausforderungen<br />
der Lieferkette ergeben. Der Schlüssel<br />
zu erfolgreichen Kooperationsbeziehungen ist gegenseitiges<br />
Vertrauen.<br />
5. Ethische Lieferketten<br />
Funktionierende Lieferketten hängen von Menschen<br />
ab. Deshalb ist wichtig, Kontrollen zum Schutz jener<br />
Menschen einzurichten, die im Mittelpunkt der Lieferketten<br />
stehen – einschließlich derjenigen, die<br />
nicht direkt angestellt sind (z. B. Leih- und ZeitarbeiterInnen<br />
oder Subunternehmer). Um dies sicherzustellen,<br />
sollten Unternehmen ihre Lieferanten regelmäßig<br />
kontrollieren und diese auf die wichtigsten<br />
Menschenrechtsanforderungen<br />
ansprechen. Die Kartierung der<br />
Bereiche mit den höchsten Menschenrechtsrisiken<br />
und die gezielte<br />
Ansprache von in diesem<br />
Umfeld tätigen Lieferanten, können<br />
helfen, auftretende Probleme<br />
zu lösen.<br />
Letztendlich kann eine nachhaltigere<br />
Ausrichtung der Lieferketten<br />
zu enormen Vorteilen für Mensch<br />
und Planet beitragen und dabei<br />
mitwirken, den Wandel hin zu einer<br />
gerechten Gesellschaft und<br />
nachhaltigen Welt zu beschleunigen.<br />
Dénelise L‘Ecluse<br />
Geschäftsführerin<br />
Assurance für Kontinentaleuropa,<br />
British<br />
Standards Institution<br />
Bild: BSI<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 21
» MANAGEMENT<br />
Thomas Erb, Geschäftsführer, Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
Über sichere Lieferketten und<br />
komplexe EU-Gesetze<br />
Der CO 2 -Grenzausgleich (CBAM) stellt die Stahlindustrie vor erhebliche Herausforderungen.<br />
Thomas Erb, Geschäftsführer des Schraubenhändlers Ferdinand Gross,<br />
erläutert in einem Gespräch mit <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, wie sein Unternehmen mit<br />
den EU-Maßnahmen umgeht, welche Folgen sie für die Kunden haben und wo er<br />
Nachbesserungs bedarf sieht.<br />
Thomas Erb<br />
ist seit 17 Jahren Geschäftsführer der Ferdinand<br />
Gross GmbH & Co. KG in Leinfelden-Echterdingen.<br />
Davor hatte er fast sechs Jahre lang die Leitung<br />
Vertrieb und Marketing in dem Unternehmen inne.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Der Bereich C-Teile-Management,<br />
insbesondere in der Verbindungstechnik,<br />
ist ein umkämpfter Markt. Wo liegen die<br />
Schwerpunkte Ihrer Kunden in diesem Bereich?<br />
Thomas Erb: Unsere Hauptzielgruppe besteht zu<br />
60 % aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Zusätzlich<br />
haben wir unser Engagement auf Schienenfahrzeuge<br />
ausgeweitet, was sich als äußerst dynamischer<br />
und stark wachsender Bereich erwiesen hat. Diese<br />
Entwicklung wird derzeit durch verstärkte gesetzliche<br />
Vorgaben im Bereich öffentlicher Verkehrsmittel<br />
begünstigt. Insbesondere die Forderung der Regierung<br />
nach einer Erhöhung der ICE-Taktung von<br />
stündlich auf halbstündlich trägt dazu bei. Ein interessantes<br />
Detail: Seit Anfang des letzten Jahres liefert<br />
Siemens monatlich einen neuen ICE an die Deutsche<br />
Bahn, was zu einer kontinuierlichen Erweiterung<br />
des Fuhrparks führt. Die gesteigerte Frequenz<br />
im Zugverkehr bedeutet auch, dass vermehrt Wartungsbedarf<br />
entsteht – ein Aspekt, der unserem Unternehmen<br />
in diesem Bereich zugutekommt und ihn<br />
für uns besonders attraktiv macht.<br />
Die verbleibenden 20 % unseres Geschäftsbereichs<br />
setzen sich aus einem kleinen Anteil im Automobilsektor<br />
und einem wachsenden Bereich in der Medizintechnik<br />
zusammen. Hierbei berücksichtigen wir<br />
sämtliche andere Branchen, die in unsere breite Palette<br />
von Dienstleistungen und Produkten passen.<br />
Durch diese vielfältige Aufstellung sind wir nicht nur<br />
flexibel, sondern können auch auf die individuellen<br />
Bedürfnisse unterschiedlicher Branchen eingehen.<br />
Sie sind bei der Bahn zwar in der Instandhaltung<br />
drin, liefern aber nicht beim Erstausrüster Siemens?<br />
Genau. Das ist eigentlich eine witzige Geschichte,<br />
denn wir haben das Sortiment im Lager. Wir liefern<br />
identische Schrauben und Bolzen. Im Betrieb eines<br />
ICE beliefern wir beispielsweise fünf, zehn oder sogar<br />
zwanzig Mal, aber im Bereich der Erstausrüstung liefern<br />
wir bei Siemens so gut wie nichts – nur einige<br />
kleine Einzelteile. Wir führen fortlaufend Gespräche,<br />
und es bleibt spannend, wie es sich in Zukunft gestalten<br />
wird. International beliefern wir auch Hersteller<br />
wie die Firma PESA in Polen, die Schienenfahrzeuge<br />
produziert, um nur einen zu nennen.<br />
Welche Services sind bei Ihren Kunden am meisten<br />
gefragt?<br />
Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Konzept des<br />
Gesamtpakets, das der Kunde nachfragt. Er erhält<br />
nicht nur ein Produkt von uns, sondern Produkt und<br />
Dienstleistung. Das bedeutet, wir liefern die Ware<br />
genau dorthin, wo sie benötigt wird – sei es in einen<br />
oder mehrere Bereiche der Produktion mit unterschiedlichen<br />
Konzepten und Modellen. Auf diese<br />
Weise schaffen wir den größtmöglichen Mehrwert<br />
und Nutzen für den Kunden. Letztendlich strebt der<br />
Kunde danach, dass sein Monteur stets auf einen<br />
vollen Behälter zugreifen kann, die Ware vor Ort ist<br />
und die Produktion reibungslos läuft. Alle weiteren<br />
Schritte, angefangen bei der <strong>Beschaffung</strong> über die<br />
Qualitätsprüfung bis hin zur Lagerhaltung und Anlieferung,<br />
übernehmen wir. Dies entspricht den Erwartungen<br />
des Kunden an das Gesamtpaket. Etwa 80 %<br />
unseres Umsatzes sind durch mehrjährige Verträge<br />
22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
abgesichert. Dies ist notwendig, da wir die Freigabe<br />
des Kunden benötigen, um disponieren zu können.<br />
Seit einigen Jahren bauen wir dieses Dienstleistungsprinzip<br />
sukzessive aus, insbesondere seit 2016, als<br />
wir unsere strategische Ausrichtung auf Sonder- und<br />
Zeichnungsteile verstärkt haben.<br />
Sie produzieren aber nicht selbst?<br />
Tatsächlich produzieren wir selbst keine Waren. Unser<br />
Liefernetzwerk erstreckt sich über Deutschland,<br />
die gesamte EU, die Türkei und Asien, wo wir auf verschiedene<br />
Lieferanten zurückgreifen. Wir analysieren<br />
sorgfältig, wo die besten Möglichkeiten für die Herstellung<br />
eines bestimmten Teils liegen und welcher<br />
Lieferant am besten positioniert ist. Dies ist der erste<br />
Schritt bei der Prüfung, je nach Stückzahl, Fertigungsverfahren<br />
und Qualitätsanspruch.<br />
Warum entscheiden sich Unternehmen dafür, Teile<br />
bei Ihnen zu bestellen, anstatt ihren eigenen Einkauf<br />
damit zu beauftragen, einen geeigneten Produzenten<br />
zu finden?<br />
Ein entscheidendes Argument für uns ist die Vielfalt<br />
unseres globalen Lieferantennetzwerks, das weltweit<br />
aktiv 900 Hersteller aus verschiedenen Bereichen<br />
umfasst. Im Gegensatz zu Unternehmen, die ihre Teile<br />
direkt beim Produzenten einkaufen, haben wir ein<br />
deutlich breiteres Portfolio an Lieferanten. Wir kennen<br />
alle unsere Lieferanten persönlich, verstehen ihre<br />
Fähigkeiten und können dieses Wissen gezielt nutzen.<br />
Gegebenenfalls unterstützen wir sie sogar finanziell,<br />
damit sie erforderliche Investitionen tätigen<br />
und ins Geschäft einsteigen können.<br />
Im Vergleich dazu besteht bei der <strong>Beschaffung</strong> über<br />
das Internet das Risiko, auf Hersteller zu stoßen, die<br />
möglicherweise nicht die erforderlichen Qualifikationen<br />
besitzen oder nicht zuverlässig liefern können.<br />
Wir hingegen können die Qualität sicherstellen. Unser<br />
Erfolg spiegelt das Vertrauen wider, das Kunden<br />
in unsere Kompetenz und Erfahrung setzen. Obwohl<br />
Kunden zuvor ihre Produkte direkt beim Hersteller<br />
gekauft haben, wählen sie jetzt uns als Zwischenhändler<br />
aufgrund der Sicherheit und des Vertrauens,<br />
das wir bieten können.<br />
Vorsorge gefragt: Da kommt unser Safe Supply Chain<br />
Management ins Spiel. Wir haben verschiedene Maßnahmen<br />
implementiert, um die Lieferkette zu sichern<br />
und die Risiken für die Kunden zu minimieren.<br />
Dazu gehören eine kontinuierliche Risikobewertung<br />
der Lieferkette, ein breites Netzwerk von Lieferanten,<br />
ausreichende Lagerbestände, Transparenz in der Lieferkette<br />
und Notfallpläne für den Fall von Lieferengpässen<br />
oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen.<br />
Wie gehen Sie beim Risikomanagement vor?<br />
Wir nutzen sowohl Tools als auch interne Prozesse,<br />
um unser Risikomanagement zu unterstützen. Diese<br />
Tools analysieren Informationen aus verschiedenen<br />
Quellen, wie beispielsweise Zeitungsberichte, um kritische<br />
Bereiche zu identifizieren. Darüber hinaus ha-<br />
Bild: Ferdinand Gross<br />
Thomas Erb meint, dass<br />
die CO 2 -Bepreisung<br />
globaler werden muss,<br />
um die CO 2 -Emissionen<br />
insgesamt zu senken,<br />
und hofft, dass immer<br />
mehr Länder sich daran<br />
beteiligen werden.<br />
Wie sind Sie mit den Lieferproblemen der vergangenen<br />
Jahre umgegangen?<br />
Um auch in Krisenzeiten die Just-in-time-Produktion<br />
unserer Kunden sicherzustellen, gewährleisten wir<br />
kontinuierlich ausreichende Lagerbestände. Das bereitet<br />
im Normalfall keine Probleme, vorausgesetzt,<br />
wir erhalten rechtzeitig Informationen über Produktionsauslastungen.<br />
Bei komplexen Teilen mit wenigen<br />
Herstellern sowie bei Zeichnungsteilen ist dazu aktive<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 23
» MANAGEMENT<br />
ben wir interne Verfahren etabliert, um sicherzustellen,<br />
dass unsere Einkäufer regelmäßig strategische<br />
Lieferanten zu bestimmten Themen befragen. Dies<br />
steht im Zusammenhang mit den Anforderungen des<br />
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.<br />
Obwohl wir formal nicht unter die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes<br />
fallen, setzen wir<br />
uns aktiv damit auseinander, um die Anforderungen<br />
bezüglich Transparenz und Berichterstattung unserer<br />
Kunden wie beispielsweise der Deutschen Bahn, BMW<br />
oder Thyssenkrupp vollumfänglich gerecht werden.<br />
Wir haben von Anfang an beschlossen, dieses Thema<br />
ernsthaft anzugehen und umfassend zu behandeln.<br />
Die europäische Lieferkettenrichtlinie ist ja nun<br />
beschlossen ...<br />
Die Idee hinter dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
halte ich für absolut richtig und notwendig. Es<br />
ist jedoch eine große Herausforderung für Unternehmen,<br />
diese Verantwortung zu übernehmen und sicherzustellen,<br />
dass keine Verletzungen entlang ihrer<br />
Lieferkette auftreten. Ich vertraue darauf, dass unsere<br />
Lieferanten alle CSR-Richtlinien erfüllen. Wir kennen<br />
sie persönlich und haben Vertrauen in ihre Integrität.<br />
Doch wie können wir Verstöße absolut ausschließen?<br />
Das ist ein grundlegendes Problem vieler Kritiker.<br />
Trotzdem ist es wichtig, das Thema anzugehen und<br />
anzusprechen.<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
Das Familienunternehmen mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen<br />
hat sich zu einem der größten Verbindungstechnik- und<br />
C-Teile-Anbieter in Deutschland entwickelt. Das Angebot<br />
umfasst: Verbindungstechnik, Zeichnungsteile, Technische<br />
Sortimente, Chemie-Produkte, bahnspezifische Produkte.<br />
Ferdinand Gross zeichnet sich durch innovative Lösungen<br />
im C-Teile-Management aus:<br />
• Kanban-Systeme: Falcon, ein Online-Tool zur Visualisierung<br />
und Steuerung von Lagerorten<br />
• C-Teile-Management: Analyse, Optimierung und <strong>Beschaffung</strong><br />
von C-Teilen<br />
• Belieferungssysteme: Verschiedene Systeme für die bedarfsgerechte<br />
Belieferung<br />
• Technische Beratung: Unterstützung bei der Auswahl von<br />
Produkten und Technologien<br />
Das Thema CBAM dürfte für Sie wichtig sein.<br />
Das Thema CO 2 -Grenzausgleich ist ein Riesenhammer.<br />
Das ist ein Monster, anders kann ich das nicht<br />
ausdrücken. Seit dem 1. Oktober 2023 sind wir verpflichtet,<br />
Berichte zu erstellen, wobei der erste Quartalsbericht<br />
bis zum 31. Januar eingereicht werden<br />
musste. Momentan erhalten wir die Grenzwerte noch<br />
von der EU, was uns die Meldung etwas erleichtert.<br />
Ursprünglich wurde über den CO 2 -Grenzausgleich im<br />
Jahr 2022 gesprochen, doch die Verabschiedung erfolgte<br />
erst im Mai 2023 mit Wirkung ab dem 1. Oktober.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand genau,<br />
welche Anforderungen gestellt würden. Die Verordnung<br />
wurde erst im August letzten Jahres veröffentlicht<br />
und das Meldeportal erst im Januar freigeschaltet.<br />
Das Ding ist mit heißer Nadel gestrickt.<br />
Mittlerweile haben wir einen Bericht vollständig abgegeben,<br />
der das 4. Quartal 2023 beinhaltet. Momentan<br />
sind wird dabei den Bericht für das 1. Quartal<br />
2024 einzureichen.<br />
Unsere Mitarbeiter kümmern sich derzeit manuell<br />
um die Datenpflege, da keine Zeit war, sich auf automatisierte<br />
Prozesse einzustellen. Unsere IT arbeitet<br />
daran, dass wir spätestens ab Sommer die Daten<br />
elektronisch hochladen können.<br />
Ab dem 1. Juli, also dem dritten Quartal dieses Jahres,<br />
müssen wir den CO 2 -Wert des Stahls melden. Für<br />
den Wert des Fußabdrucks der Produktion der Warengruppe<br />
haben wir bis zum 31. Dezember 2025<br />
Zeit. Wir sind seit einiger Zeit mit den Herstellern in<br />
Kontakt, die uns bereits konkrete Daten liefern.<br />
Wir planen, die Echtdaten für jeden Wareneingang<br />
zu erfassen, um sie quartalsweise elektronisch hochzuladen.<br />
Dadurch können wir den Kundenanfragen<br />
schnell und präzise begegnen und echte Daten liefern.<br />
Wir glauben, dass KI-basierte Lösungen uns<br />
helfen können, effizienter zu arbeiten und manuelle<br />
Prozesse zu vereinfachen.<br />
Wie aufwändig ist das für Ihr Unternehmen?<br />
Das Thema des CO 2 -Grenzausgleichs ist äußerst<br />
komplex. In unserem Bereich erwarten wir, dass der<br />
CO 2 -Ausstoß pro Tonne Schrauben zwischen 3 und<br />
3,5 Tonnen liegt. Dies variiert je nach Stahlwerk und<br />
anderen Faktoren. Dank unserer hundertprozentigen<br />
Chargenverfolgung sind wir in der Lage, diese Informationen<br />
genau zu ermitteln. Unser Ziel ist es, dem<br />
Kunden auf der Rechnung den CO 2 -Ausstoß der gelieferten<br />
Produkte transparent darzustellen.<br />
Wir möchten sicherstellen, dass diese Kosten transparent<br />
und separat ausgewiesen werden, um sie unseren<br />
Kunden zur Verfügung zu stellen. Wir werden<br />
diese Abgabe nicht in den Produktpreis einrechnen,<br />
sondern separat ausweisen. Denn wenn wir sie einrechnen,<br />
dann wird es undurchsichtig. Wenn ein<br />
Kunde möchte, zeigen wir ihm von jedem Wareneingang<br />
die Belege, die Informationen und die dazugehörigen<br />
CO 2 -Werte.<br />
24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Ziel ist, möglichst CO 2 -armen Stahl einzusetzen.<br />
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Zwischenhändler?<br />
Das Thema CO 2 ist global relevant, aber als europäischer<br />
Zwischenhändler ist unser Einfluss begrenzt.<br />
China setzt beispielsweise bereits große Maßnahmen<br />
um und setzt großdimensional auf Solar- und Windenergiegewinnung.<br />
Auch einige weltweite Stahlhersteller<br />
bemühen sich um CO 2 -Reduktion. Jedoch<br />
können wir nicht flächendeckend beeinflussen, woher<br />
unsere Lieferanten ihren Stahl beziehen. Einige<br />
Großhersteller orientieren sich bereits hin zu umweltfreundlicheren<br />
Produktionsmethoden, die jedoch<br />
möglicherweise zu höheren Basispreisen führen. Der<br />
Übergang zu grüneren Produktionsprozessen wird<br />
voraussichtlich zu Kostensteigerungen führen.<br />
Eine EU-weite Diskussion darüber, wie europäische<br />
Hersteller wettbewerbsfähig bleiben können, ist im<br />
Gange, aber es gibt noch keine konkreten Lösungen.<br />
Es ist wahrscheinlich, dass CO 2 -Bepreisungen globaler<br />
werden müssen, um die CO 2 -Emissionen insgesamt<br />
zu senken. Es gibt bereits Diskussionen darüber,<br />
ähnliche Systeme wie in Europa auch in anderen<br />
Ländern einzuführen, was letztendlich zur Reduzierung<br />
der globalen CO 2 -Emissionen beitragen könnte.<br />
Hoffentlich kommen immer mehr Länder dazu, dann<br />
wird das funktionieren. Ansonsten wird es schwierig.<br />
Welche Positionen vertreten Ihre Kunden hinsichtlich<br />
einer CO 2 -Steuer?<br />
Kunden sollten nicht erwarten, dass Lieferanten die<br />
Mehrkosten für CO 2 übernehmen können. Allerdings<br />
wissen die meisten Unternehmen wenig über CBAM,<br />
auch nicht im Maschinenbau. Ich glaube, viele deutsche<br />
Unternehmen kaufen betroffene Produkte im<br />
EU-Ausland, wissen aber nicht, dass sie eine Meldung<br />
zu CBAM abgeben müssten.<br />
Es gibt noch viele Themen, die nicht vollständig geklärt<br />
sind: Ein Beispiel betrifft Kugellager, die hauptsächlich<br />
aus Stahl bestehen. Wenn man Kugellager<br />
außerhalb der EU kauft, muss man dafür Zölle zahlen,<br />
oder nicht? Man könnte denken, ja, aber die<br />
Wahrheit ist nein. Wenn man jedoch nur die Kugel<br />
eines Kugellagers außerhalb der EU kauft, muss man<br />
dafür CBAM bezahlen. Und dieses Beispiel ist kein<br />
konstruiertes Szenario.<br />
Ein anderes Beispiel: Ein großer Hersteller von Druckmaschinen<br />
hatte massive Probleme, da die Kugellager<br />
nicht verfügbar waren. Er begann, Kugeln aus<br />
dem Ausland zu importieren und montierten die Lager<br />
hier in Deutschland. Sie zahlten also für die Kugel,<br />
aber nicht für das gesamte Lager, aufgrund der<br />
Zolltarifnummer und der Eingruppierung. Dies zeigt,<br />
dass Anpassungen in diesem Bereich erforderlich<br />
sind. Es ist unlogisch, dass bei Kugellagern die Zölle<br />
Bild: Ferdinand Gross<br />
nur für bestimmte Bestandteile gelten, während andere<br />
nicht davon betroffen sind.<br />
Wo erfassen Sie die Daten?<br />
Das ERP-System ist die einzige Möglichkeit, um wie<br />
bei Finanzkennzahlen, wie bei einer Rechnung, wirklich<br />
100% belastbar, nachvollziehbar die Daten zu<br />
melden. Als Geschäftsführer einer GmbH & Co. KG ist<br />
es unerlässlich, transparent zu sein, da es sich bei diesem<br />
Thema um eine Steuer handelt. Wir müssen sicherstellen,<br />
dass wir keine Steuerhinterziehung oder<br />
Insolvenzverschleppung begehen. Wir Schraubenhändler<br />
sind erst spät in das System integriert worden,<br />
da der Verband der Europäischen Schraubenhersteller<br />
die Ungerechtigkeit in Bezug auf die Kostenübernahme<br />
beim Stahl erkannte.<br />
Obwohl wir<br />
uns möglicherweise<br />
»Dank unserer 100%igen<br />
Chargenverfolgung sind wir<br />
in der Lage, den CO 2<br />
-Ausstoß<br />
genau zu ermitteln.«<br />
nicht nahtlos in das<br />
System einfügen,<br />
müssen wir uns den<br />
Herausforderungen<br />
stellen.<br />
Zudem stellt sich<br />
Thomas Erb<br />
die Frage, warum<br />
Produkte aus<br />
Kunststoff oder Dichtungen nicht Teil des Systems<br />
sind, obwohl sie ebenfalls erhebliche CO 2 -Emissionen<br />
verursachen. Die EU plant jedoch, die Anwendungsbereiche<br />
des Systems zu erweitern, was eine positive<br />
Entwicklung sein könnte. Letztendlich müssen wir<br />
akzeptieren, dass wir Teil dieses Systems sind und<br />
uns darauf einstellen.<br />
Für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> stellten die Fragen<br />
Yannick Schwab und Sabine Schulz-Rohde.<br />
Die Ferdinand Gross<br />
GmbH bietet einen<br />
umfassenden Zeichnungsteileservice<br />
und<br />
garantiert die präzise<br />
und termingerechte<br />
Lieferung hochwertiger<br />
Komponenten.<br />
Im Bild: Ausschnitt des<br />
Flyers „Zeichnungsund<br />
Sonderteilteile“<br />
der Ferdinand Gross<br />
GmbH.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 25
» MANAGEMENT<br />
Meldepflichten für bestimmte Produkte angelaufen<br />
CBAM – der „Zoll“ auf CO 2<br />
Das industrielle Management von Kohlendioxid-Emissionen wird immer herausfordernder.<br />
Für die Einfuhr bestimmter Produkte gelten CO 2 -bezogen gesetzliche Pflichten, die<br />
sich stufenweise verschärfen und auch die <strong>Beschaffung</strong>sseite betreffen.<br />
Dr. Thomas Hartinger vom Stuttgarter Software-<br />
Haus für Zoll und Außenhandel AEB.<br />
Bild: AEB<br />
RA Jan Gröschel, Experte für Außenwirtschaftsrecht<br />
bei CMS Hasche Sigle Hamburg<br />
Bild: CMS<br />
Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter Außenwirtschaft<br />
im Verband der Chemischen Industrie (VCI)<br />
Bild: VCI<br />
Fit for 55 – das ist kein Gesundheitsprogramm<br />
der Krankenkassen für<br />
Best Ager, sondern benennt das Ziel der<br />
Europäischen Union (EU), bis 2030 die<br />
Treibhausgasemissionen um 55 Prozent<br />
zu senken. In der<br />
jetzt vorgelegten<br />
„EU-Strategie für<br />
das industrielle<br />
CO 2 -Management“<br />
formuliert man darüber<br />
hinaus das<br />
weitere Ziel: Klimaneutralität<br />
bis<br />
2050. Doch während<br />
die neuen Verfahren CCS, CCU und<br />
CDR (siehe Kasten) noch Zukunftsmusik<br />
sind, ist der europäische Emissionshandel<br />
für industrielle Emissionen bereits in vollem<br />
Gange und bringt mit der CBAM-Verordnung<br />
eine weitere Facette mit Relevanz<br />
für viele Wirtschaftsunternehmen.<br />
Das System des<br />
CO 2 -Ausgleichs<br />
»Je nach Importvolumen<br />
werden die Zertifikate<br />
zu einem relevanten<br />
Kostenfaktor ...«<br />
Dr. Thomas Hartinger, AEB<br />
„Carbon Border Adjustment Mechanism“,<br />
kurz CBAM, steht für ein CO 2 -Grenzausgleichsystem,<br />
dessen 1. Stufe seit einigen<br />
Monaten in Kraft ist. Für bestimmte Waren<br />
gilt jetzt eine Meldepflicht: Zement,<br />
Strom, Düngemittel, Eisen und Stahl, Aluminium<br />
und Wasserstoff. Importieren Unternehmen<br />
diese<br />
Waren aus Nicht-<br />
EU-Ländern, müssen<br />
sie dies melden,<br />
und zwar vierteljährlich<br />
in einem<br />
komplexen CBAM-<br />
Bericht an die EU-<br />
Kommission. Später<br />
wird die Einfuhr<br />
auch „bepreist“. Die Idee dahinter: Wer in<br />
den Mitgliedstaaten klimaschädliches<br />
Kohlendioxid produziert, muss dafür die<br />
Rechte erwerben in Form von Zertifikaten<br />
an der Energiebörse. Da diese schrittweise<br />
knapper und teurer werden sowie freie<br />
Zuteilungen enden, importieren manche<br />
Unternehmen aus Kostengründen bestimmte<br />
Waren, anstatt sie innerhalb der<br />
EU herzustellen oder einzukaufen. Daraus<br />
entstehen Wettbewerbsnachteile für heimische,<br />
dem Emissionshandel unterliegende<br />
Unternehmen, die die CBAM-Verordnung<br />
ausgleichen soll.<br />
Aufgaben bei den<br />
Betroffenen<br />
„Ein Querschnittsthema für die gesamte<br />
Industrie“ nennt Dr. Matthias Blum, Abteilungsleiter<br />
Außenwirtschaft im Verband<br />
der Chemischen Industrie (VCI), das<br />
Ausgleichssystem. Die neuen Strukturen<br />
zur CBAM-Berichterstattung aufzubauen,<br />
sei für die Unternehmen „ein wahrer Hürdenlauf,<br />
da noch nicht alle technischen<br />
Voraussetzungen so funktionierten wie<br />
erhofft“. Aufgrund des holprigen Starts<br />
musste prompt die Abgabefrist für den<br />
ersten Bericht verlängert werden.<br />
Was in der Praxis ganz konkret Probleme<br />
bereitet, ist die <strong>Beschaffung</strong> der Informationen<br />
bei den Lieferanten. „Das kann damit<br />
beginnen, dass beispielsweise die<br />
Zolltarifnummern der eingeführten Waren<br />
nicht in den Systemen der Unternehmen<br />
hinterlegt sind, etwa wenn ein<br />
Dienstleister für die Zollanmeldung eingeschaltet<br />
wurde“, sagt Rechtsanwalt Jan<br />
Gröschel, Experte für Außenwirtschafts-<br />
26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Mit Blick auf die angestrebte<br />
Klimaneutralität im Jahr 2050<br />
setzt die EU unter anderem<br />
auf drei neue Technologien:<br />
• Kohlenstoffabscheidung<br />
und Speicherung (CCS)<br />
• Kohlenstoffabscheidung<br />
und Nutzung (CCU)<br />
• Kohlenstoffdioxidentnahmen<br />
direkt aus der Atmosphäre<br />
(CDR).<br />
CO 2<br />
-Management<br />
recht bei CMS Hasche Sigle Hamburg. „So<br />
können Unternehmen gar nicht prüfen, ob<br />
sie CBAM-Berichte abgeben müssen.“<br />
Für eine Übergangszeit dürfen Unternehmen<br />
momentan noch von der EU-Kommission<br />
veröffentlichte Standardwerte verwenden;<br />
später müssen sie aber die tatsächlichen<br />
Emissionen über die Lieferkette<br />
hinweg ermitteln. Ob dies unternehmensintern<br />
im Lieferantenmanagement bei Einkauf<br />
und <strong>Beschaffung</strong> angesiedelt sein<br />
wird, dürfte noch nicht überall abschließend<br />
geklärt sein.<br />
„Es wird herausfordernd werden, vom außerhalb<br />
der EU ansässigen Hersteller –<br />
den der Importeur<br />
unter Umständen<br />
nicht<br />
kennt, wenn er<br />
bei einem Zwischenhändler<br />
kauft – Angaben<br />
zum Herstellungsprozess<br />
und zu den nach<br />
den Regeln der<br />
CBAM-Verordnung ermittelten Treibhausgasemissionen<br />
zu bekommen“, bestätigt<br />
Dr. Thomas Hartinger vom Stuttgarter<br />
Software-Haus für Zoll und Außenhandel<br />
AEB. Vermutlich werde es in vielen Fällen<br />
erforderlich, dem Hersteller die Berechnungsvorschriften<br />
zu erläutern. „Sehen<br />
wir es mal als Chance, mit den Lieferanten<br />
enger in Kontakt zu kommen“, sagt der<br />
AEB-Produktentwickler augenzwinkernd.<br />
Branchenkenner Blum prognostiziert:<br />
Die weitere technische und<br />
rechtliche Klärung ist nun Sache<br />
der EU-Kommission. Dazu<br />
gehört auch ein Vorschlag,<br />
wie Abbau, Nutzung und<br />
Speicherung im Rahmen des<br />
Emissionshandelssystems angerechnet<br />
werden können.<br />
Die Kommission will einen<br />
klaren Rahmen für die Kohlenstoffbilanzierung<br />
schaffen.<br />
„Wenn die Lieferanten in Drittstaaten die<br />
entsprechenden Daten zu den Waren<br />
nicht liefern können oder wollen, wird ein<br />
Lieferantenwechsel unabdingbar.“ Auf<br />
das Lieferantenmanagement kommt damit<br />
eine zusätzliche Aufgabe zu, ebenso<br />
auf die Juristen, die die Bereitstellung der<br />
Daten durch die Lieferanten vertragsrechtlich<br />
sicherzustellen versuchen.<br />
Wer CBAM-Berichte falsch, verspätet oder<br />
gar nicht abgibt, kann mit einem Bußgeld<br />
belegt werden. „Die Bußgeldhöhe orientiert<br />
sich unter anderem an der falsch oder<br />
nicht deklarierten Menge von Treibhausgasemissionen<br />
und dem so eingesparten<br />
Preis“, erläutert<br />
Anwalt Gröschel.<br />
»... ein wahrer Hürdenlauf,<br />
da noch nicht alle tech -<br />
nischen Voraussetzungen<br />
so funktionierten wie<br />
erhofft .«<br />
Dr. Matthias Blum, VCI<br />
„Das sollte man<br />
nicht unterschätzen.“<br />
Die<br />
gute Nachricht:<br />
Es gibt eine Korrekturmöglichkeit,<br />
wenn in<br />
dem komplexen<br />
Bericht nachträglich<br />
Fehler festgestellt werden. Die zuständige<br />
Behörde habe mitgeteilt, zumindest<br />
in der Anfangsphase Bußgelder nicht<br />
ohne ein solches vorgeschaltetes Korrekturverfahren<br />
verhängen zu wollen, berichtet<br />
der Außenwirtschaftsrechtler.<br />
Ab Januar 2025 kann dann voraussichtlich<br />
der Status „Zugelassener CBAM-Anmelder“<br />
erworben werden. Ab Januar<br />
2026, wenn die CBAM-Verordnung endgültig<br />
in den Echtbetrieb übergeht, ist er<br />
zwingend für den Import der betroffenen<br />
Waren notwendig. „Der Status muss von<br />
in der EU ansässigen Einführern oder deren<br />
Zollvertretern beantragt werden und<br />
ist an Voraussetzungen wie Zuverlässigkeit<br />
und finanzielle sowie operative Leistungsfähigkeit<br />
gebunden“, erklärt AEB-<br />
Experte Hartinger das weitere Vorgehen.<br />
Der einschneidendste Schritt erfolgt jedoch<br />
dann, wenn ab 1.1.2026 für die importierten<br />
Waren ein CO 2 -Preis zu bezahlen<br />
sein wird. Die CBAM-Anmelder müssen<br />
dann Zertifikate für die mit der Herstellung<br />
der importierten Waren verbundenen<br />
Treibhausgasemissionen erwerben. Im<br />
Laufe der Zeit werden Anzahl und Preis der<br />
benötigten Zertifikate wohl immer weiter<br />
angehoben. „Je nach Importvolumen werden<br />
die Zertifikate zu einem relevanten<br />
Kostenfaktor und die Entscheidung, wann<br />
in welchem Umfang Zertifikate erworben<br />
werden sollen, zu einer interessanten Aufgabe“,<br />
so Hartingers Einschätzung.<br />
Zwar wird im Echtbetrieb ab 2026 aus<br />
dem quartalsweisen Bericht eine jährliche<br />
Erklärung, ansonsten werden die Herausforderungen<br />
aber nicht weniger. So soll<br />
etwa der von CBAM betroffene Warenkreis<br />
um Polymere, also Kunststoffe, erweitert<br />
werden.<br />
Ob der CO 2 -Grenzausgleich langfristig zu<br />
Strategiewechseln in den Unternehmen<br />
führen wird, ist ungewiss. Der vermehrte<br />
Import von verarbeiteten Waren, die nicht<br />
CBAM-relevant sind, oder das Verlagern<br />
der Produktion ins Nicht-EU-Ausland –<br />
beides sind Optionen. Beide dürften der<br />
Europäischen Union allerdings wenig gefallen,<br />
denn sie wollte eigentlich Anreize<br />
zur Dekarbonisierung auch außerhalb ihrer<br />
Grenzen schaffen.<br />
Anja Falkenstein,<br />
Rechtsanwältin,<br />
Karlsruhe<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 27
» MANAGEMENT<br />
Einkaufssteuerung und Einkaufscontrolling mit WebCIS AI<br />
Potentiale zur Analyse und Effizienzsteigerung<br />
von KI-Werkzeugen<br />
Jeder Bereich des privaten und öffentlichen Lebens wird derzeit auf seine KI-Tauglichkeit<br />
untersucht. Wen wundert es, dass „künstliche Intelligenz“ als umfassender<br />
Heilsbringer angepriesen wird. Befeuert durch die beeindruckenden Möglichkeiten<br />
von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, begegnen einem je nach Gesprächspartner<br />
eine Mischung aus diffuser Angst und absurder Erwartungshaltung.<br />
Werner Güntner, Geschäftsführer der SoftconCIS GmbH und Experte für Einkaufs -<br />
controlling, hat sich aus Sicht des Einkaufscontrollings mit dem Thema beschäftigt<br />
und gibt Antworten.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Erwartung<br />
zur Unterstützung der strategischen<br />
Einkaufssteuerung durch KI ist<br />
angebracht?<br />
Werner Güntner: Vieles von dem, was<br />
derzeit als KI bezeichnet wird, basiert tatsächlich<br />
auf regelbasierter Programmierung,<br />
bei der Daten durch Softwareregeln<br />
verarbeitet werden, um Ergebnisse zu erzielen.<br />
Künstliche Intelligenz hingegen<br />
kommt zum Einsatz, wenn bisher keine<br />
klaren Regeln bekannt sind. Trotz der<br />
Vielzahl an verfügbaren Daten bleibt oft<br />
unklar, wie der Dateninput mit<br />
dem Ergebnis zusammenhängt.<br />
Die Idee hinter KI-Modellen<br />
besteht darin, bekannte<br />
Ergebnisse so lange aus einem<br />
Dateninput zu simulieren, bis<br />
das trainierte Modell in der<br />
Lage ist, selbstständig Entscheidungen<br />
zu treffen. Zum<br />
Beispiel generiert ein Sprachmodell wie<br />
ein LLM seine Antworten basierend auf<br />
den eingespeisten Massedaten. Was sich<br />
zunächst unglaublich gut liest, beruht<br />
letztendlich auf statistischen Zusammenhängen,<br />
die mit Schlagwörtern verknüpft<br />
sind.<br />
Ergeben sich durch KI neue Potentiale<br />
zur Verbesserung der Einkaufssteuerung?<br />
In Fällen, in denen themenbezogene Massendaten<br />
verfügbar sind, die das Training<br />
eines Modells ermöglichen, kann der Einsatz<br />
von KI für das Einkaufscontrolling<br />
und die Einkaufssteuerung neue Ideen<br />
und eine erweiterte Sichtweise bringen,<br />
bei erheblicher Zeitersparnis.<br />
Welche Einkaufsthemen sind vorstellbar?<br />
Der Einsatz eines KI-Modells ist besonders<br />
geeignet für die maschinelle Überprüfung<br />
und Verbesserung der Warengruppenzuordnung,<br />
da die manuelle Kategorisierung<br />
meist unzureichend ist. Zunächst<br />
ist es jedoch notwendig, das KI-<br />
»KI-Modelle simulieren die<br />
Merkmale, die den Preis beeinflussen,<br />
bis mathematische Muster<br />
erkennbar werden.«<br />
Modell anhand eines Trainingsmodells<br />
mit möglichst genauen Warengruppenzuordnungen<br />
zu trainieren, das auf geeigneten<br />
Materialstammdaten basiert. Je präziser<br />
und somit aussagekräftiger dieses<br />
Lernmodell ist, desto erfolgreicher wird<br />
die KI bei der Überprüfung und bei künftigen<br />
automatischen Zuordnungsempfehlungen<br />
sein. Unsere Untersuchungen in<br />
den WebCIS-Modulen haben gezeigt,<br />
dass automatische Zuordnungen und Korrekturempfehlungen<br />
mit einem Qualitätsscore<br />
von über 75 Prozent möglich sind.<br />
Wie können KI-basierte Preisbenchmarks<br />
und Nachverhandlungsempfehlungen<br />
dazu beitragen, das Nachverhandlungspotenzial<br />
bei Warengruppen<br />
und Lieferanten zu identifizieren?<br />
Durch die Verbesserung der Qualität können<br />
homogenere Cluster gebildet werden,<br />
was zu präziseren Preisbenchmarks sowohl<br />
innerhalb der Warengruppen als<br />
auch im Vergleich zu externen Preisindizes<br />
führt. Die klassische Frage eines Einkaufsleiters<br />
„In welchen Warengruppen<br />
und bei welchen Lieferanten besteht<br />
Nachverhandlungspotential?“,<br />
kann nun maschinell überprüft<br />
werden.<br />
Wie unterstützen Ähnlichkeitsanalysen<br />
den Einkauf?<br />
Ähnlichkeitsanalysen helfen<br />
dabei, technisch vergleichbare<br />
Teile zu identifizieren. Das Ziel<br />
ist, überflüssige Vielfalt zu reduzieren und<br />
unbegründete Preisunterschiede aufzuzeigen.<br />
Mithilfe von KI werden sogenannte<br />
Similarityscores aus den technischen<br />
Merkmalen der Materialbeschreibungen<br />
erstellt. Diese Werte zeigen, wie ähnlich<br />
sich Materialien sind und liefern hilfreiche<br />
und aussagekräftige Handlungsideen<br />
für Entscheidungen im Einkauf.<br />
Wie kann KI bei Preisforderungen von<br />
Lieferanten helfen?<br />
So alt wie der Einkauf selbst ist die Frage,<br />
28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Mit WebCIS 4.0 bietet das von Werner Güntner gegründete Unternehmen SoftconCIS eine umfassende und intelligente Informationsplattform für eine<br />
professionelle und effiziente Einkaufssteuerung.<br />
Bild: SoftconCIS<br />
inwieweit Preise und Preisveränderungsforderungen<br />
von Lieferanten marktgerecht<br />
sind. Cost-Break-Down gilt als gängige<br />
Vorgehensweise zur Preisbewertung.<br />
Er wird auch Kostenstrukturanalyse genannt<br />
und ist eine detaillierte Aufschlüsselung<br />
der Kostenbestandteile eines Produkts<br />
oder einer Dienstleistung. Doch<br />
könnten nicht auch KI-gestützte Musteranalysen<br />
hilfreich sein? Preisbestandteile<br />
sind Features eines Produktes, die mit unterschiedlicher<br />
Gewichtung einen Gesamtpreis<br />
ausmachen.<br />
Aber wie genau trägt jedes Feature zum<br />
Preis bei?<br />
KI-Modelle simulieren die Merkmale, die<br />
den Preis beeinflussen, bis mathematische<br />
Muster erkennbar werden. Diese<br />
multivariaten Regressionen basieren eher<br />
auf statistischen Zusammenhängen als<br />
auf technischen Wirkungsweisen und bieten<br />
den Vorteil, dass sie automatisch und<br />
schnell Erkenntnisse liefern. Allerdings<br />
sind sie, wie alle KI-Anwendungen, von<br />
der Qualität des zugrundeliegenden Lernmodells<br />
abhängig.<br />
Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten<br />
in der Lieferkette sehen Sie noch?<br />
Was bei Banken und Versicherungen längst<br />
zum Alltag gehört – nämlich die Kreditwürdigkeit<br />
und Risikoeinschätzung von Darlehensnehmern<br />
mit Hilfe von KI-Modellen<br />
einzuordnen –, sollte auch im Einkauf als<br />
zusätzliche Vorgehensweise in Betracht gezogen<br />
werden. Ein Einkauf verfügt über<br />
ausreichende Features – Kriterien der Lieferantenbewertung,<br />
externe Scores, Auditergebnisse,<br />
Länderscores, Warengruppenbenchmarks,<br />
Preisindices, Sourcing-Informationen<br />
usw. –, um ein Lernmodel zu versorgen,<br />
das Warnhinweise zur Lieferkette<br />
aufzeigt. Ergänzend zu einer analytischen<br />
Risikobewertung mit gewichteten Einflussgrößen,<br />
können so drohende Probleme in<br />
der Lieferkette frühzeitig erkannt werden.<br />
Was sagen Sie zum Einsatz von WebCIS/<br />
LLM bzw. Chatbot-Prompting für opti-<br />
male Argumentationsvorschläge?<br />
Ein so umfangreiches Informationssystem<br />
wie WebCIS AI bietet vielseitige Funktionen<br />
für Auswertungen, Berichte und<br />
Dashboards, die speziell auf die Bedürfnisse<br />
des Einkaufs zugeschnitten sind. Mit<br />
den strukturierten Dashboards, individuell<br />
anpassbaren Favoriten und spontan erstellbaren<br />
Berichten (On-the-fly-Reports)<br />
lassen sich nahezu alle Fragen im Einkaufsbereich<br />
beantworten. Die Königsfrage<br />
ist jedoch, welches Feature für eine<br />
spezifische Fragestellung am besten geeignet<br />
ist. Die Integration eines Large<br />
Language Models (LLM) in die WebCIS-<br />
Oberfläche ermöglicht es, durch gezieltes<br />
Prompting passende Vorschläge zu erhalten.<br />
Eine erweiterte Form der Analyse<br />
kann auch Filter an die entsprechenden<br />
Funktionen weitergeben. Der Vorteil für<br />
den User liegt in der höheren Informationsvielfalt<br />
und -tiefe bei gleichzeitiger<br />
Vereinfachung der Bedienung, da Fließtexte<br />
intelligent aufbereitet werden.<br />
Sabine Schulz-Rohde.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 29
» MANAGEMENT<br />
Datenschutz und Datensicherheit in der Cloud<br />
Schutz essenzieller Daten: Die<br />
Rolle der Datenklassifizierung<br />
Bei der digitalen Zusammenarbeit über die Cloud ist es auch für Einkaufsteams<br />
entscheidend, sensible Daten durch geeignete Maßnahmen vor unberechtigtem<br />
Zugriff zu schützen. Dieser Artikel beleuchtet, wie die Klassifizierung von Daten<br />
zum Schutz dieser Informationen beiträgt.<br />
Immer mehr Unternehmen leiden unter Datenlecks, Ransomware und anderen digitalen<br />
Angriffen. Diese Attacken können immense finanzielle, operative und reputative<br />
Schäden verursachen. Daher gewinnen sichere Cloud-Lösungen an Bedeutung.<br />
Die Digitalisierung hat es ermöglicht,<br />
Einkaufsdaten schneller als je zuvor<br />
zu erfassen und zu analysieren, was Unternehmen<br />
einen erheblichen Vorteil verschaffen<br />
kann. Allerdings wächst mit der Datenmenge<br />
auch die Herausforderung, diese effektiv<br />
zu verwalten und zu schützen.<br />
Während einige Informationen in der Einkaufsabteilung<br />
ohne Bedenken veröffentlicht<br />
werden können, wie allgemeine<br />
Marktanalysen oder Produktbeschreibungen,<br />
gibt es andere, deren Offenlegung<br />
oder Verlust gravierende Auswirkungen<br />
haben könnte. Dazu zählen etwa exklusi-<br />
Bild: dvoinik/stock.adobe.com<br />
ve Einkaufskonditionen oder unveröffentlichte<br />
Produktentwicklungen. Die Sensibilität<br />
dieser Informationen erfordert umfassende<br />
Sicherheitsmaßnahmen. Eine effektive<br />
Datenklassifizierung hilft Einkaufsteams,<br />
die Bedeutung von Informationen<br />
zu bewerten und entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Doch<br />
was bedeutet „Datenklassifizierung“?<br />
Die Datenklassifizierung ist ein fortlaufender<br />
Prozess, durch den Informationen<br />
nach ihrer Vertraulichkeit kategorisiert<br />
werden. Dies ist entscheidend, um festzulegen,<br />
welche Teammitglieder oder externen<br />
Partner Zugang zu spezifischen Daten<br />
erhalten und wie diese Informationen<br />
während der Bearbeitung, Speicherung<br />
und Übermittlung zu schützen sind. Außerdem<br />
lassen sich durch die Datenklassifizierung<br />
potenzielle Schwachstellen im<br />
Sicherheitssystem aufdecken, was die<br />
Identifikation und Abwehr möglicher Risiken<br />
erleichtert.<br />
Denn auf Basis dieser Einteilung lassen<br />
sich passende Zugriffsbeschränkungen<br />
und Überwachungsmethoden für jede Datenkategorie<br />
festlegen. Das vereinfacht<br />
nicht nur Handhabung von Informationen,<br />
sondern stärkt auch das Risikomanagement<br />
innerhalb der Einkaufsabteilung.<br />
Darüber hinaus ist die Datenklassifizierung<br />
essenziell, um die Transparenz zu<br />
wahren und die Compliance im <strong>Beschaffung</strong>swesen<br />
sicherzustellen.<br />
Die vier Sicherheitsstufen<br />
der Datenklassifizierung<br />
Die Klassifizierung von Daten folgt in der<br />
Regel vier Sicherheitsstufen:<br />
1. Frei zugängliche Daten: Diese sind<br />
allgemein zugänglich und beinhalten keine<br />
sensiblen Informationen. Beispiele<br />
hierfür sind Werbematerialien oder Produktkataloge.<br />
2. Eingeschränkt zugängliche Daten:<br />
Solche Informationen sind ausschließlich<br />
für das interne Team bestimmt und dürfen<br />
nicht öffentlich gemacht werden.<br />
Dazu gehören interne Kommunikation,<br />
Listen von Lieferanten oder Details zu<br />
<strong>Beschaffung</strong>sstrategien.<br />
3. Vertrauliche Daten: Diese Kategorie<br />
umfasst Daten, die nur einem ausgewählten<br />
Personenkreis zugänglich sein dürfen,<br />
30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Sichere Cloud-Speicherlösungen<br />
wie bestimmten Mitarbeitern oder autorisierten<br />
Partnern. Beispiele sind detaillierte<br />
Preislisten und Vertragskonditionen.<br />
4. Streng vertrauliche Daten: Zu dieser<br />
höchsten Stufe der Vertraulichkeit zählen<br />
Daten, deren Offenlegung das Unternehmen<br />
oder seine Geschäftsbeziehungen<br />
ernsthaft schädigen könnte. Hierzu zählen<br />
beispielsweise exklusive Verhandlungsdetails.<br />
Zugang zu diesen Informationen<br />
haben nur besonders autorisierte<br />
Personen.<br />
Dies macht deutlich, dass unsichere<br />
Cloud-Dienste oder E-Mails im Einkauf<br />
nicht immer das geeignete Kommunikationsmittel<br />
sind. Vielmehr kommt es auf<br />
den Informationsgehalt und das damit<br />
verbundene Risiko für das Unternehmen<br />
an, ob E-Mail & Co. angemessenen<br />
Schutz der Daten bieten oder weitere<br />
Vorkehrungen zu treffen sind.<br />
Vielschichtiger Schutz für<br />
sensible Daten<br />
Von der aktiven Verarbeitung sensibler Informationen<br />
bis hin zu ihrer Übertragung<br />
– jede Phase birgt besondere Risiken und<br />
Mit Fokus auf Datenschutz:<br />
Idgard: hochsichere Cloud-<br />
Dienste & virtuelle Datenräume<br />
vom TÜV Süd<br />
Tresorit: Schweizer Unternehmen,<br />
das Zero-Knowledge-Verschlüsselung<br />
und DSGVO-Konformität<br />
anbietet.<br />
ProtonDrive: Schweizer Unternehmen<br />
mit Fokus auf Sicherheit<br />
und Privatsphäre.<br />
Sync.com: Kanadisches Unternehmen<br />
mit Zero-Knowledge-<br />
Verschlüsselung und Open-<br />
Source-Code.<br />
SpiderOak: US-amerikanisches<br />
Unternehmen mit Zero-Know -<br />
ledge-Verschlüsselung und<br />
Open-Source-Code.<br />
Boxcryptor: Deutsches Unternehmen<br />
mit Zero-Knowledge-<br />
Verschlüsselung für<br />
verschiedene Cloud-Anbieter.<br />
Mit Fokus auf deutsche<br />
Compliance :<br />
IONOS Cloud: Deutsches Unternehmen<br />
mit deutschem Rechenzentrum<br />
und TÜV-Zertifizierung.<br />
PlusServer Cloud: Deutsches<br />
Unternehmen mit deutschem<br />
Rechenzentrum und DSGVO-<br />
Konformität.<br />
Open Telekom Cloud: Deutsche<br />
Telekom-Tochter mit deutschem<br />
Rechenzentrum und ISO/IEC<br />
27001-Zertifizierung.<br />
(Redaktionelle Auswahl erhebt<br />
keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)<br />
Herausforderungen, für die es ebenfalls<br />
unterschiedliche Schutzmechanismen<br />
gibt.<br />
1. Verschlüsselte Datenübertragung:<br />
Die Verschlüsselung der Daten während<br />
der Übertragung („Data in Transit“) verhindert,<br />
dass sensible <strong>Beschaffung</strong>sinformationen<br />
von Unbefugten eingesehen<br />
oder abgefangen werden können.<br />
2. Verschlüsselte Speicherung: Um Daten<br />
im Ruhezustand („Data at Rest“) zu<br />
schützen, ist ihre Verschlüsselung unerlässlich.<br />
Besonders sicher ist es, wenn jede<br />
Datei individuell verschlüsselt wird.<br />
Selbst bei Zugriff auf die Daten wäre es<br />
für Unbefugte äußerst aufwendig, jede<br />
Datei separat zu entschlüsseln.<br />
3. Versiegelte Verwaltung: Die versiegelte<br />
Verwaltung dient dem Schutz der<br />
Daten während der Verarbeitung („Data in<br />
Use“). Hier greifen mehrere Mechanismen<br />
ineinander:<br />
• Beim Systemstart wird die Hardware<br />
auf Integrität überprüft, um sicherzustellen,<br />
dass nur vertrauenswürdige<br />
Komponenten verwendet werden.<br />
• Es gibt keinen Key Ring oder Master<br />
Key, mit dem sämtliche Daten entschlüsselt<br />
werden können. Zugriffsrechte<br />
sind individuell geregelt.<br />
• Ein individuelles Tracking findet nicht<br />
statt.<br />
4. Versiegelte Verarbeitung: Die versiegelte<br />
Verarbeitung dient ebenfalls dem<br />
Schutz der Daten während der Verarbeitung.<br />
Dafür werden mehrere Vorkehrungen<br />
getroffen:<br />
• Sowohl Serviceanbieter als auch Administratoren<br />
sind von den Daten ausgeschlossen,<br />
was hard- und softwareseitig<br />
sichergestellt wird.<br />
• Bei Anzeichen eines Sicherheitsvorfalls<br />
fährt das System automatisch herunter.<br />
• Beim Abschalten des Systems werden<br />
alle Daten unwiderruflich von den<br />
flüchtigen Speichern gelöscht.<br />
• Die Sicherheit der verwendeten Software-Komponenten<br />
wird bereits beim<br />
Systemstart gewährleistet, um Manipulationen<br />
zu unterbinden.<br />
Eine gezielte Datenklassifizierung ist fundamental<br />
für die Absicherung kritischer<br />
Einkaufs- und <strong>Beschaffung</strong>sinformationen.<br />
Sie ermöglicht die gezielte Implementierung<br />
von Schutzmaßnahmen, um<br />
die Sicherheit unternehmenskritischer<br />
Daten zu gewährleisten. Eine Klassifizierung<br />
allein bietet zwar keinen Schutz vor<br />
Cyberangriffen und löst auch nicht jede<br />
rechtliche Herausforderung, sie ist jedoch<br />
eine gute Grundlage für eine robuste Datensicherheitsstrategie.<br />
Eine sorgfältige<br />
Kategorisierung von Informationen ist somit<br />
ein Muss für jede Organisation, die<br />
den Schutz ihrer geschäftskritischen Daten<br />
ernst nimmt.<br />
Bild: Uniscon<br />
Andreas Dirscherl<br />
Director Cloud<br />
Operations, TÜV-Süd-<br />
Tochter Uniscon GmbH<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 31
» MANAGEMENT<br />
EU Deforestation Regulation<br />
Entwaldungsfreie Lieferkette:<br />
Was man beachten muss<br />
Mit ihrer Entwaldungsverordnung geht die Europäische Union in Sachen Nach -<br />
haltigkeit einen weiteren wichtigen Schritt. Die EU Deforestation Regulation (EUDR)<br />
soll helfen, die Wälder weltweit besser zu schützen. <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf<br />
von Unternehmen müssen nun ermitteln, inwieweit ihre bezogenen Rohstoffe oder<br />
Produkte von der Verordnung betroffen sind und entsprechend handeln.<br />
Die FAO schätzt, dass<br />
zwischen 1990 und<br />
2020 weltweit eine<br />
Waldfläche von 420<br />
Millionen Hektar verloren<br />
gegangen ist,<br />
was größer ist als die<br />
gesamte Europäische<br />
Union. Im Bild: Abholzung<br />
der einheimischen<br />
Bäume des Atlantischen<br />
Regenwaldes<br />
für den Bau einer<br />
Straße in der Stadt Ilheus<br />
im Süden Bahias.<br />
Bild: Joa Souza/stock.adobe.com<br />
Die Wälder spielen eine wichtige Rolle<br />
für den Luft- und Wasserkreislauf<br />
und tragen zur Stabilisierung des Klimas<br />
bei. Doch nicht überall geht es ihnen gut,<br />
wie eine Bestandsaufnahme zeigt: Die Ernährungs-<br />
und Landwirtschaftsorganisation<br />
der Vereinten Nationen (FAO) schätzt,<br />
dass zwischen 1990 und 2020 weltweit<br />
420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen<br />
sind – eine Fläche größer als die<br />
Europäische Union. Zehn Millionen Hektar<br />
der globalen Waldfläche werden jedes<br />
weitere Jahr vernichtet, wovon allein 90<br />
Prozent auf die Ausweitung der Landwirtschaft<br />
zurückzuführen sind. Viele landwirtschaftliche<br />
Erzeugnisse, die mit der<br />
Entwaldung in Verbindung stehen, wurden<br />
in den letzten Jahren auch in die EU eingeführt<br />
und dort verbraucht. So landete<br />
zwischen 1990 und 2008 ein Drittel aller<br />
Agrarprodukte, die mit der Entwaldung in<br />
Verbindung stehen, in der EU. Dazu zählen<br />
neben Holz insbesondere Kaffee, Kakao<br />
oder Palmöl. Unter anderem aus diesem<br />
Grund hat die EU die European Deforestation<br />
Regulation (EUDR) auf den Weg gebracht.<br />
Die EU-Verordnung ist bereits im<br />
Juni 2023 in Kraft getreten und verpflichtet<br />
Unternehmen dazu, ihren Anteil an der<br />
globalen Entwaldung zu eliminieren.<br />
Demnach dürfen nur Rohstoffe und Produkte<br />
in die EU ein- und ausgeführt oder<br />
auf dem EU-Markt bereitgestellt werden,<br />
wenn diese weder mit Entwaldung noch<br />
Waldschädigung in Verbindung stehen.<br />
Die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien<br />
Lieferketten sieht verschiedene Sorgfaltspflichten<br />
für Unternehmen vor. Dazu gehören<br />
etwa die Einhaltung lokaler Gesetze,<br />
der Nachweis von Herkunftsflächen –<br />
Stichwort Geolokalisierung – oder die Sicherstellung<br />
der Entwaldungsfreiheit. Das<br />
Ziel: Die globale Entwaldung einzudämmen<br />
und die „grünen Lungen“ der Erde<br />
besser zu schützen.<br />
Ausschlaggebend für die EUDR-Konformität<br />
ist dabei der sogenannte „Bewaldungs-Status“<br />
von Erzeugungsflächen<br />
zum Stichtag 31. Dezember 2020. Das<br />
heißt: Unternehmen müssen entlang ihrer<br />
Lieferkette sicherstellen und nachweisen,<br />
32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Checkliste<br />
• Gibt es Produktgruppen<br />
oder Rohstoffe in der Wertschöpfungskette,<br />
die von<br />
der EUDR betroffen sind?<br />
• Lassen sich die beschafften<br />
Rohstoffe bis zum Erzeugungspunkt<br />
zurückverfolgen?<br />
• Ist klar, dass bei der Erzeugung<br />
alle lokalen Gesetze<br />
berücksichtigt wurden?<br />
• Kann der Einkauf bei bestimmten<br />
Rohstoffen oder<br />
Erzeugnissen stichhaltig<br />
nachvollziehen, dass deren<br />
Erzeugung nicht zu Entwaldung<br />
oder Waldschädigung<br />
beigetragen hat?<br />
dass die von ihnen bezogenen Produkte<br />
oder Rohstoffe nicht von Flächen stammen,<br />
die nach dem 31. Dezember 2020<br />
abgeholzt oder abgebaut worden sind.<br />
Ist der Kaffee am Morgen<br />
entwaldungsfrei?<br />
Um den geforderten Sorgfaltspflichten<br />
nachzukommen, ist Transparenz und<br />
Nachvollziehbarkeit entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette entscheidend.<br />
Für <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf gilt es, umfassende<br />
Informationen zu sammeln und<br />
Rohstoffe oder Produkte bis zu ihrem Ursprungsort<br />
zurückzuverfolgen. Durch die<br />
Analyse dieser Daten lassen sich Risiken<br />
identifizieren und bewerten. Dabei müssen<br />
neben illegaler Entwaldung und<br />
Waldschädigung auch Aspekte wie die<br />
Wahrung der Menschenrechte, sowie der<br />
Lebensgrundlage und Rechte von indigenen<br />
Völkern berücksichtigt werden. Zudem<br />
muss gewährleistet sein, dass es im<br />
eigenen Portfolio nicht zu einer Vermischung<br />
mit Erzeugnissen kommt, die<br />
nicht EUDR-konform sind. Auf Basis der<br />
ermittelten Ergebnisse und Risikobewertungen<br />
müssen Unternehmen – bevor sie<br />
Rohstoffe oder Produkte in den Verkehr<br />
bringen – eine Sorgfaltserklärung abgeben<br />
und Verantwortung für die EUDR-<br />
Konformität übernehmen.<br />
Die Zeit wird knapp:<br />
Umsetzung bis Ende 2024<br />
Für <strong>Beschaffung</strong> und Einkauf muss einerseits<br />
klar sein, inwieweit bezogene Rohstoffe<br />
oder Produkte von der EUDR betroffen<br />
sind. Andererseits müssen sie<br />
auch die Rolle ihres Unternehmens kennen<br />
und wissen, ob es als Inverkehrbringer<br />
oder Händler von relevanten Rohstoffen<br />
– darunter Kaffee, Kakao, Rinder,<br />
Palmöl, Soja, Kautschuk und Holz – und<br />
den daraus hergestellten Erzeugnissen in<br />
der Europäischen Union agiert. Zu letzteren<br />
zählen mehr als 800 Produktgruppen,<br />
die in der EU in Umlauf gebracht werden.<br />
Unter die Anforderungen fallen beispielsweise<br />
Folgeprodukte wie Lederwaren,<br />
Reifen, Dichtungen, Schokolade, Röstkaffee,<br />
Glycerin, Sojaöl, Sperrholz, Möbel<br />
und diverse Papier- und Printprodukte.<br />
Der Zeitrahmen für die Umsetzung des<br />
EUDR ist sportlich. Größere Unternehmen<br />
in der EU müssen die Verordnung ab dem<br />
30. Dezember 2024 anwenden. Nach dem<br />
30. Juni 2025 ist die Anwendung dann<br />
auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) verpflichtend. Hinzu kommt: Die<br />
betroffenen Unternehmen müssen ihre zur<br />
Erfüllung der Sorgfaltspflicht eingeführten<br />
Maßnahmen oder Verfahren mindestens<br />
jährlich überprüfen und öffentlich<br />
berichten. Außerdem plant die EU, künftig<br />
eine Folgenabschätzung sowie einen Erweiterungsvorschlag<br />
vorzulegen.<br />
Bild: PwC<br />
Florian Pütz<br />
Senior Manager, Experte für<br />
entwaldungsfreie Lieferketten<br />
im Bereich Nachhaltigkeits -<br />
beratung, PwC Deutschland<br />
Bis Ende des Jahres haben größere Unternehmen<br />
noch Zeit, die eigene Wertschöpfungskette<br />
zu überprüfen und die von der<br />
EUDR geforderten Pflichten umzusetzen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> und Einkauf sollten die<br />
nächsten Monate zur intensiven Vorbereitung<br />
nutzen, denn Verstöße gegen die<br />
EUDR können drastische Folgen nach sich<br />
ziehen. Neben Imageschäden drohen<br />
Bußgelder von über vier Prozent des Jahresumsatzes.<br />
Darüber hinaus dürfen Rohstoffe<br />
und Erzeugnisse, die gegen die Verordnung<br />
verstoßen, nicht in Verkehr gebracht<br />
werden, Handel oder Ausfuhr sind<br />
untersagt. Auch ein vorübergehender<br />
Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen<br />
und die Erstattung des finanziellen<br />
Aufwands der Behörden sind möglich.<br />
Entwaldungsverordnung<br />
als Chance nutzen<br />
Die gute Nachricht: Unternehmen, die das<br />
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
(LkSG) erfüllen oder sich bereits mit der<br />
geplanten Corporate Sustainability Due<br />
Diligence Directive (CSDDD) der EU beschäftigt<br />
haben, sind klar im Vorteil. Sie<br />
können das eigene <strong>Beschaffung</strong>s- und<br />
Produktportfolio jetzt weitergehend analysieren<br />
und etwaige Lücken in der Datenlage<br />
identifizieren. So erhöhen sie die<br />
Transparenz und Datenverfügbarkeit in<br />
ihrer Lieferkette und können die neuen<br />
Anforderungen der EUDR effizienter umsetzen.<br />
Dies macht es ihnen zugleich auch<br />
einfacher, Risiken und Chancen in der eigenen<br />
Wertschöpfungskette zu erkennen<br />
und diesen proaktiv zu begegnen.<br />
Bild: PwC<br />
Andreas Feiner<br />
Partner und Experte für entwaldungsfreie<br />
Lieferketten im<br />
Bereich Nachhaltigkeits -<br />
beratung, PwC Deutschland<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 33
Mit KI-Methoden kann das enorme Potenzial interner und externer Datenquellen genutzt werden. Der Grad der Datenreife ist dabei von<br />
entscheidender Bedeutung. Wenn keine geeignete Datenbasis vorhanden ist, dann gibt es auch keine erfolgreiche KI-Umsetzung.<br />
Bild: Darko/stock.adobe.com<br />
Praxisbeispiele für KI-Anwendungen in Unternehmen<br />
Reif für KI? Auf die Daten<br />
kommt es an<br />
Über den Erfolg von KI-Projekten entscheiden die Daten. Ein zentrales Gütekriterium<br />
ist dabei deren Reifegrad. Abhängig davon sind unterschiedliche KI-Methoden nutzbar,<br />
die Unternehmen verschiedene Möglichkeiten bieten: von einfachen Datenstrukturanalysen<br />
über die Erstellung von Prognosen bis hin zur vollständigen Automatisierung<br />
komplexer Prozesse. Eine Datenstrategie bildet die Basis für das Erreichen eines<br />
hohen Reifegrades und damit auch für den Erfolg von KI-Projekten.<br />
In der Vergangenheit haben KI-Systeme<br />
vor allem mit Algorithmen gearbeitet,<br />
Expertensysteme sind dafür ein Beispiel.<br />
Algorithmen sind deterministisch strukturiert,<br />
vergleichbar mit fest verdrahteten<br />
Lösungswegen. Inzwischen steht in der KI<br />
aber die datengetriebene Verarbeitung im<br />
Vordergrund. Auf Basis von Neuronalen<br />
Netzen, Deep Learning oder Reinforcement<br />
Learning können so algorithmische<br />
Herausforderungen und Limitierungen<br />
bewältigt werden.<br />
Datengetriebene Verarbeitungsprozesse<br />
setzen zunächst voraus, dass Daten in<br />
entsprechender Quantität und Qualität<br />
vorhanden sind. Je höher dabei der Reifegrad<br />
der Daten ist, desto größer ist auch<br />
der Mehrwert von KI-Systemen. Eine Erhöhung<br />
des Daten-Reifegrads erfolgt ty-<br />
pischerweise in den Stufen Datenauswahl,<br />
Datenbereinigung und -verbesserung,<br />
Daten-Labeling und Datenaufbereitung<br />
für die Entwicklung von Reinforcement-Learning-Modellen.<br />
Beim Labeling<br />
werden Daten Zielwerte zugeordnet, also<br />
etwa einem Bild eine bestimmte Kategorie<br />
oder einer Stimmsequenz ein Gefühl.<br />
Das Reinforcement-Learning zielt darauf<br />
ab, auf Basis eines Belohnungssystems intelligente<br />
Agenten zu trainieren und für<br />
komplexe Entscheidungssituationen einzusetzen.<br />
Dabei können über sogenannte<br />
Monte-Carlo-Simulationen neue Entscheidungssituationen<br />
maschinell erzeugt<br />
und für ein erweitertes Training der Agenten<br />
genutzt werden, damit sie besser und<br />
sicherer in der Lösung komplexer Aufgaben<br />
werden.<br />
Ein klassisches Beispiel für die Nutzung<br />
großer Datenmengen und moderner KI-<br />
Lernmethoden wie Reinforcement Learning<br />
ist die AlphaGO-Entwicklung von<br />
Google. Es war das erste System, das<br />
professionelle Spieler des chinesischen<br />
Brettspiels Go schlagen konnte. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass Go aufgrund<br />
der Brettgröße und der höheren Anzahl<br />
möglicher Spielzüge eine deutlich größere<br />
Komplexität als etwa Schach aufweist.<br />
Folglich musste Google auch extrem<br />
viel Zeit und Geld in die Entwicklung<br />
der Datenbasis stecken. Ausgehend<br />
von dieser Datenbasis lies Google für die<br />
Entwicklung der neuen Version AlphaGO<br />
Zero zwei Go-Agenten immer wieder<br />
gegeneinander spielen, um deren Fähigkeiten<br />
zu verbessern. Relativ schnell war<br />
34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
MANAGEMENT «<br />
der AlphaGO Zero Agent dem ursprünglichen<br />
AlphGO Agent bei Weitem überlegen.<br />
Für Unternehmen empfiehlt sich bei der<br />
Verbesserung der Datenreife unter Kostengesichtspunkten<br />
folgende Vorgehensweise:<br />
1. Systematische Erfassung der Daten.<br />
2. Einkauf von vortrainierten Modellen<br />
und/oder gelabelten Datensätzen.<br />
3. Aufbau eigener Ressourcen. Das Ergebnis<br />
dieses Prozesses sollten reife Daten<br />
sein, also Daten, mit denen man KI-Modelle<br />
trainieren kann – und zwar ohne<br />
weitere manuelle Tätigkeiten.<br />
KI-Verfahren im Überblick<br />
„Aus Daten lernen“ lautet somit die Aufgabe.<br />
Abhängig vom jeweiligen Grad der<br />
Datenreife kann ein Unternehmen unterschiedliche<br />
KI-Verfahren nutzen: vom Unsupervised<br />
Learning mit relativ unreifen<br />
Daten über das Supervised Learning mit<br />
gelabelten Daten bis hin zum Reinforcement<br />
Learning mit einem realistischen<br />
Bewertungssystem und einer Datenbasis,<br />
die durch Monte-Carlo-Simulationen zusätzlich<br />
angereichert werden.<br />
Im Hinblick auf die Unterschiede der einzelnen<br />
KI-Verfahren und den jeweiligen<br />
Reifegrad der Daten muss ein Unternehmen<br />
aber auch einen wesentlichen Aspekt<br />
berücksichtigen: Je höher der Reifegrad ist,<br />
desto höher sind die Kosten. Die Datenaufbereitung<br />
der Unsupervised-Learning-Verfahren<br />
wird in der Regel von Data Engineers<br />
und Data Scientists vollautomatisiert<br />
durchgeführt. Der Kostenaspekt spielt hierbei<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Kostenfrage Daten<br />
Abhängig davon, ob das Labeling der Supervised-Learning-Verfahren<br />
automatisch<br />
oder manuell ausgeführt werden muss,<br />
können die Kosten für die Datenaufbereitung<br />
hierfür signifikant steigen. Insbesondere<br />
auch dann, wenn für das Labeling<br />
Domain-Know-how erforderlich ist, wie<br />
zum Beispiel bei den Modellen zur<br />
Spracherkennung. Amazon und Co. mussten<br />
in den letzten Jahren für die Entwicklung<br />
ihrer Sprachassistenten sehr viele<br />
Sprachwissenschaftler einstellen. Die Datenaufbereitung<br />
für die Entwicklung eines<br />
Reinforcement-Agents ist in der Regel sehr<br />
aufwendig. Zum einen ist Domain-Knowhow<br />
erforderlich, um ein realistisches Bewertungssystem<br />
entwickeln zu können.<br />
Zum anderen können Handlungsalternativen<br />
oft nur manuell oder teilautomatisiert<br />
klassifiziert und bewertet werden. Beides<br />
sind Kostentreiber in der Datenaufbereitung.<br />
Ein Beispiel hierfür sind die Kosten<br />
eines Systems zum autonomen Fahren. Der<br />
eigentliche Kostentreiber ist nicht die Entwicklung<br />
des Systems selbst, sondern die<br />
Aufbereitung und Bereitstellung der dafür<br />
notwendigen Daten.<br />
KI-Nutzungsmöglichkeiten<br />
Doch wie korrespondiert der Reifegrad von<br />
Daten als Messgröße konkret mit realen<br />
KI-Anwendungsszenarien? Drei Beispiele<br />
aus der Fertigungs-, Versicherungs- und<br />
Finanzbranche zeigen die Unterschiede.<br />
1. Daten einer Produktionsstraße<br />
In der Produktionsstraße einer Fabrik fielen<br />
unterschiedliche Daten an. Dazu gehörten<br />
unter anderem Sensordaten der Maschinen,<br />
Daten aus der Wartung und Instandhaltung<br />
der Maschinen sowie Daten zur Auslastung,<br />
Kapazitätsplanung und zu Leerlaufphasen<br />
der Produktionsstraße. Zu Projektbeginn<br />
war der Reifegrad der Daten sehr gering, da<br />
zum Beispiel die Daten aus der Wartung<br />
und Instandhaltung nicht systematisch erfasst<br />
wurden und deswegen auch kein zeitlicher<br />
Zusammenhang zu den Sensordaten<br />
hergestellt werden konnte. Folglich konnten<br />
auch keine Predictive-Maintenance-<br />
Modelle entwickelt werden. CGI konzipierte<br />
für den Kunden eine langfristig angelegte<br />
Datenstrategie mit der Zielsetzung, einen<br />
möglichst hohen Reifegrad der Daten zu erzielen,<br />
um damit unter anderem auch Modelle<br />
für Predictive Maintenance entwickeln<br />
und implementieren und die Leerlaufzeiten<br />
optimieren zu können.<br />
2. Kundendaten einer Versicherung<br />
Zu den relevanten Kundendaten eines<br />
Versicherungsunternehmens gehörten demografische<br />
Daten, Vertragsdaten, die<br />
Kontakthistorie sowie Schadensmeldungen<br />
und -regulierungen. Bei einem geringen<br />
Reifegrad wurden lediglich operative<br />
Daten systematisch erfasst, nicht aber die<br />
Kontakthistorie oder das Kundenfeedback.<br />
Auch eine systematische Auswer-<br />
tung von Berichten, Bildern und Gutachten<br />
erfolgte nicht.<br />
Auch für diesen Kunden entwickelte CGI<br />
eine Datenstrategie mit der Zielsetzung,<br />
Daten aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />
systematisch erfassen<br />
und für KI-Anwendungen zusammenführen<br />
zu können. Darüber hinaus wurden<br />
Projekte für die Analyse und Bewertung<br />
der Schadensmeldungen sowie für die<br />
Auswertung der Berichte und Gutachten<br />
unter Nutzung von NLP-Methoden initiiert.<br />
Auf dieser Basis konnten effiziente<br />
Modelle zur Ermittlung von Betrugswahrscheinlichkeiten<br />
und zur Schätzung der<br />
Schadenshöhe entwickelt werden.<br />
3. Daten eines Anlageberaters<br />
Für den Anlageberater eines Finanzinstitutes<br />
waren neben den Kundendaten vor allem<br />
auch Daten zur gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung und Informationen zu den Angeboten<br />
im eigenen Portfolio von Relevanz.<br />
Bei Letzterem musste er die Geschäfts- und<br />
Kursentwicklung der Portfolio-Unternehmen<br />
sowie <strong>aktuell</strong>e Medienberichte kennen.<br />
Bei einem ursprünglich geringen Reifegrad<br />
war keine systematische Datenauswertung<br />
vorhanden, sodass der Berater bei<br />
seinen Aufgaben nicht optimal unterstützt<br />
wurde. Hier wurden im Rahmen eines NLP-<br />
Projektes Pressemitteilungen und -erwähnungen<br />
ausgewertet und in einen zeitlichen<br />
Zusammenhang mit der Kursentwicklung<br />
gebracht, sodass der Einfluss von Veröffentlichungen<br />
auf die Kursentwicklung<br />
modelliert werden konnte.<br />
Reifegrad entscheidet<br />
Insgesamt kann mit KI-Methoden das<br />
enorme Potenzial interner und externer<br />
Datenquellen genutzt werden. Der Grad<br />
der Datenreife ist dabei von entscheidender<br />
Bedeutung. Wenn keine geeignete Datenbasis<br />
vorhanden ist, dann gibt es auch<br />
keine erfolgreiche KI-Umsetzung. Welche<br />
Möglichkeiten ein KI-System dann letztlich<br />
konkret bietet, hängt immer vom Reifegrad<br />
der Daten ab – er ist und bleibt das<br />
ausschlaggebende Kriterium für die Antwort<br />
auf die Frage: Reif für KI?<br />
Dr. Uwe Müller, Executive Consultant<br />
Financial Services, Practice Manager<br />
for Big Data Analytics bei CGI.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 35
TITEL » Zulieferung<br />
Das Compact-Muon-Solenoid-<br />
Experiment (CMS) stellt einen<br />
Teilchen-Detektor am Large<br />
Hadron Collider (LHC) am CERN<br />
in der Schweiz dar.<br />
Bild: CERN<br />
Plattformen für die Bauteilbeschaffung<br />
Online-Fertigung:<br />
Zukunft einkaufen<br />
Der Einkauf muss dem Ruf nach einer agilen Fertigung durch die<br />
schnelle und zuverlässige <strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen folgen, hat aber<br />
mit Bremsklötzen zu kämpfen. Die konventionelle Lohnfertigung stößt<br />
hier mit ihren naturgemäß starren Strukturen an ihre Grenzen. Ein<br />
Strategiewechsel ist gefragt. In diesem Zuge rückt das Modell der<br />
Online- Fertigung immer stärker in den Fokus. Dies reduziert Abhängig -<br />
keiten und trägt zur Stärkung der Unternehmensresilienz bei.<br />
36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Die Herausforderungen im Procurement sind<br />
groß. Das gilt besonders für die <strong>Beschaffung</strong><br />
von Zeichnungsteilen, bei denen schnelle Verfügbarkeit<br />
bei gleichzeitig hoher Qualität von entscheidender<br />
Bedeutung ist. Die steigende Nachfrage nach<br />
maßgeschneiderten Produkten führt zusätzlich zu einem<br />
erhöhten Druck auf das <strong>Beschaffung</strong>swesen.<br />
Gerade in Krisenzeiten, wenn Lieferketten gestört<br />
sind, sind bei der konventionellen Lohnfertigung die<br />
Risiken von Lieferausfällen und -verzögerungen<br />
hoch. Diese Art der <strong>Beschaffung</strong> erweist sich für einige<br />
Herausforderungen der Zukunft als zu langsam<br />
und unflexibel. Das Modell der Online-Fertigung beziehungsweise<br />
digitaler <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />
gewinnt daher für Einkäuferinnen und Einkäufer zunehmend<br />
an Bedeutung.<br />
Immer handlungsfähig – auch in<br />
Krisenzeiten<br />
Der <strong>Beschaffung</strong>sprozess, wie ihn der Online-Fertiger<br />
Facturee ermöglicht, basiert auf Digitalisierung, Automatisierung<br />
und Vernetzung. Hierbei wird durch<br />
ein umfangreiches Netzwerk ein breites Spektrum an<br />
Fertigungstechniken und Oberflächenbehandlungen<br />
gebündelt. Das führt dazu, dass der Online-Fertiger<br />
eigenen Angaben zufolge immer lieferfähig ist und<br />
somit für den Einkauf stabile <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
im Sinne der Resilienz gegeben sind.<br />
Am Beispiel Facturee wird deutlich: Auf Grund<br />
quasi unbegrenzter Fertigungskapazitäten kann der<br />
Online-Fertiger weitaus flexibler auf <strong>aktuell</strong>e Entwicklungen<br />
reagieren als einzelne Fertigungsbetriebe.<br />
Aufträge können gemäß den jeweiligen Anforderungen<br />
und Kapazitäten entsprechend verteilt<br />
oder bei Bedarf umgeschichtet werden. Dafür hat<br />
der Plattformbetreiber Zugriff auf ein Fertigungsnetzwerk<br />
mit über 2.000 Partnern aus nahezu allen<br />
Bereichen der Fertigungstechnik - darunter die<br />
CNC-Bearbeitung, Blechbearbeitung und additive<br />
Fertigung. So lassen sich Klein- und Großserienfertigungen<br />
durchführen, aber auch Projekte im Prototyping.<br />
Für jede <strong>Beschaffung</strong>sanforderung identifiziert<br />
Facturee KI-gestützt den am besten geeigneten Fertiger<br />
im Hinblick auf Qualität, Preis und Lieferzeit.<br />
Das nimmt Einkäufern die sonst oftmals aufwändige<br />
Lieferantensuche und -qualifizierung ab und reduziert<br />
die Komplexität. Das Unternehmen ist über die<br />
gesamte Dauer der Projektabwicklung alleiniger Vertrags-<br />
und Ansprechpartner und übernimmt dabei<br />
die volle Verantwortung für die Liefertreue sowie die<br />
Qualität der Teile. Einkäufer erhalten somit die<br />
schnelle, unkomplizierte <strong>Beschaffung</strong> von Zeichnungsteilen<br />
jeglicher Art aus einer Hand, verbunden<br />
mit Planungssicherheit und Entlastung in den sonst<br />
recht aufwändigen Prozessen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> für die Innovationen<br />
von morgen<br />
Die Online-Fertigung fördert also zum einen die Resilienz.<br />
Zum anderen ermöglicht sie die Umsetzung<br />
von Innovationen. Ein Beispiel: Ein Ingenieur tüftelt<br />
an einem innovativen und visionären Produkt, das die<br />
Zukunft verändern könnte. Doch für sein Vorhaben<br />
benötigt er ein maßgeschneidertes Bauteil, das noch<br />
nicht existiert. Er braucht also einen Lieferanten, der<br />
ihm dieses Bauteil passgenau, in guter Qualität herstellen<br />
und möglichst schnell und einfach zur Verfügung<br />
stellen kann. Facturee übernimmt für ihn die<br />
Suche und stellt schnell eine Lösung bereit, sodass<br />
die Innovation in kurzer Zeit auf den Weg gebracht<br />
werden kann.<br />
Bild: Facturee<br />
Ein Fertigungsnetzwerk<br />
mit über<br />
2000 Lieferanten<br />
steht bereit für die<br />
Produktion von<br />
Bauteilen , zum Beispiel<br />
für die Raumfahrt, das<br />
CERN, E- Bikes oder die<br />
Medizintechnik.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 37
TITEL » Zulieferung<br />
Für das CERN realisierte<br />
Facturee Stahlrohre<br />
und -platten mit insgesamt<br />
ca. 5 Tonnen<br />
Gewicht, die in einem<br />
physikalischen Experiment<br />
als Komponenten<br />
für die Neutronenabschirmung<br />
zum Einsatz<br />
kamen.<br />
Schneller und einfacher<br />
Bestellprozess<br />
Der Anfrageprozess bei dem Online-Fertiger ist teilautomatisiert<br />
und soll sich demzufolge schnell und<br />
einfach gestalten. Ein Request-Tool nimmt Anfragen<br />
mit wenigen Klicks auf und erfasst dabei alle vorhan-<br />
Bild: CERN<br />
denen Informationen, die zum Beispiel in Form von<br />
CAD-Daten und technischen Zeichnungen per PDF<br />
eingereicht werden. Die schnelle Anfrage und das<br />
Auslesen und Klassifizieren von Zeichnungen seitens<br />
Facturee entlastet den Einkauf signifikant. Bei einigen<br />
Mitbewerbern im Umfeld der <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />
für Bauteile müssen dem Unternehmen zufolge<br />
aufwändig zahlreiche Positionen manuell eingegeben<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Flexibilität bei der Fertigung der Innovationen von<br />
morgen ist entscheidend dafür, dass Unternehmen<br />
schnell und effektiv auf die sich ständig wechselnden<br />
Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen reagieren<br />
können. Die <strong>Beschaffung</strong> spielt dabei eine entscheidende<br />
Rolle. Wenn sie aber von Bremsklötzen – bedingt<br />
durch Unsicherheiten und Krisen –aufgehalten<br />
wird, und dadurch nicht als Beschleuniger fungieren<br />
kann, dann ist die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen<br />
gefährdet. Online-Fertigung ermöglicht die<br />
schnelle, unkomplizierte und zuverlässige <strong>Beschaffung</strong><br />
und hat somit das Potenzial, das Einkaufsmodell<br />
der Zukunft zu werden und traditionelle, starre<br />
Strukturen abzulösen.<br />
Digitale <strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen zur Neutronenabschirmung<br />
CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung,<br />
ist eines der renommiertesten Zentren für<br />
physikalische Grundlagenforschung weltweit. Das<br />
vom CERN durchgeführte „CMS-Experiment“ gilt als<br />
eine der größten internationalen wissenschaftlichen<br />
Kollaborationen. Das Compact-Muon-Solenoid-Experiment<br />
(CMS) stellt einen Teilchendetektor am Large<br />
Hadron Collider (LHC) am CERN in der Schweiz dar.<br />
„Für dieses bedeutende Experiment benötigten wir<br />
ein spezielles Schutzschild, da unsere damaligen<br />
Schutzkonstruktionen radioaktiv kontaminiert waren.<br />
Bei der Suche nach einem Fertiger spielten die Faktoren<br />
<strong>Beschaffung</strong>szeit, Qualität und Handling eine zentrale<br />
Rolle“, erklärte Ali Karaki, Mechanical Engineer<br />
at CMS/CERN, CERN. „Mit Facturee hatten wir bereits<br />
gute Erfahrungen bei der <strong>Beschaffung</strong> von Präzisionsbauteilen,<br />
Probenhaltern, Adapterstücken etc. gemacht<br />
und uns daher auch bei diesem Projekt für<br />
den Online-Fertiger entschieden.“<br />
Beim Zuschlag für das Großprojekt war darüber hinaus<br />
die Kenntnis über die exakte chemische Zusammensetzung<br />
des verwendeten Stahls entscheidend.<br />
Lukas Schlicker, Head of Purchasing der cmwk<br />
GmbH, erklärt: „Um die strahlenschutztechnische<br />
Wirksamkeit der Schutzschilde zu berechnen, ist die<br />
Kenntnis der exakten chemischen Zusammensetzung<br />
der verwendeten Stahlcharge unabdingbar. Wir konnten<br />
dem CERN die chemische Analyse der zur Fertigung<br />
geplanten Batch schon in der Angebotsphase<br />
zur Verfügung stellen. Am CERN wurde dann die<br />
Wirksamkeit der Schutzschilde simuliert und bestätigt.<br />
Facturee fertigte Stahlrohre und Stahlplatten mit<br />
insgesamt ca. 5 Tonnen Gewicht, die als Komponenten<br />
für den Strahlenschutz eingesetzt werden. Der<br />
Auftrag umfasste zusätzlich spezielle Funktionen und<br />
Dienstleistungen. Dazu zählten die <strong>Beschaffung</strong> von<br />
Rohmaterial, Bearbeitung, Lackierung und Montage.<br />
Ali Karaki resümiert: „Das Angebot von Facturee erfolgte<br />
schnell und ebenso die Auslieferung der Bauteile.<br />
Die Eingangskontrolle war einwandfrei. Die Kosten<br />
für die Komponenten waren im Vergleich zu anderen<br />
Anbietern in Europa um 15 Prozent geringer.“<br />
38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Kommentar von Moritz König, Mitgründer und CEO von Facturee<br />
„Unsere Bauteile sind auch im<br />
Weltraum unterwegs”<br />
Wenn wir die Fertigungsbranche betrachten,<br />
dann sehen wir einen riesigen globalen<br />
Markt, der <strong>aktuell</strong> noch deutlich von der konventionellen<br />
Lohnfertigung dominiert wird, in den aber zunehmend<br />
Dynamik kommt. Das Konzept der Online-<br />
Fertigung beziehungsweise <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />
setzt sich immer stärker durch, denn insbesondere<br />
inmitten anhaltender globaler Krisen kommen die<br />
Vorzüge gegenüber traditionellen <strong>Beschaffung</strong>sformen<br />
zum Tragen, nämlich Unabhängigkeit und Verlässlichkeit.<br />
Wir verbinden ein hohes Kunden- und Fertigerverständnis<br />
miteinander. Mit dieser über viele Jahre<br />
aufgebauten Expertise und dem – im Vergleich zu<br />
Mitbewerbern – überdurchschnittlich großen Netzwerk<br />
finden wir für jede Anforderung die Lösung. Das<br />
klingt wie eine Floskel, aber wir beweisen das jeden<br />
Tag. Wir bedienen Serienfertigung, aber auch Prototyping.<br />
Und das sind teils ganz spezielle Anforderungen.<br />
Diese lösungsorientierte Vorgehensweise führt<br />
dazu, dass Einkäuferinnen und Einkäufer letztlich für<br />
die unterschiedlichsten Anforderungen nur uns als<br />
Ansprechpartner benötigen und sich somit zukunftsfähig<br />
aufstellen können. Denn „geht nicht, gibt’s bei<br />
uns nicht“.<br />
Das zeigt sich beispielsweise durch die Fertigung von<br />
Produkten für die Raumfahrt, das CERN, E-Bikes und<br />
die Medizintechnik. Sie alle haben komplett unterschiedliche<br />
Bedarfe. Wir haben zum Beispiel für Parker<br />
Hannifin spezielle Bauteile für Montagevorrichtungen<br />
im Bereich Engineering fertigen lassen. Diese<br />
wurden in aufwändiger Dreh- und Fräsbearbeitung<br />
hergestellt, bei äußerst eng gesetzten Toleranzen<br />
und teilweise zusätzlichen Passungen. Gleichzeitig<br />
lösen wir Herausforderungen in der internationalen<br />
Spitzenforschung: Für das europäische Kernforschungszentrum<br />
CERN realisierten wir Stahlrohre<br />
und Stahlplatten mit insgesamt circa fünf Tonnen<br />
Gewicht, die in einem physikalischen Experiment als<br />
Komponenten für die Neutronenabschirmung zum<br />
Einsatz kamen. Auch lieferten wir Teile für den Bau<br />
von Prototypen und so genannten Space Qualification<br />
Models für die Raumfahrt. Die CNC-Teile wurden<br />
mit hoher Präzision gefertigt, schnell bereitgestellt<br />
und sind nun im Weltraum unterwegs.<br />
Moritz König ist<br />
Gründer und CEO der<br />
cwmk GmbH und der<br />
Marke Facturee.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 39
Laut vorsichtigen Schätzungen von Pacurion sollen sich die Neupalettenpreise in den nächsten Monaten um einen einstelligen Prozentbereich erhöhen.<br />
Bild: PhotoSG/stock.adobe.com<br />
<strong>Beschaffung</strong> von Europaletten<br />
Palettenpreise steigen – wann<br />
lohnt es sich zu kaufen?<br />
Günstiger konnten Neupaletten nicht werden: 2023 lag der Verkaufspreis teil -<br />
weise unter dem Produktionspreis, was zu massiven wirtschaftlichen Problemen<br />
und einigen Insolvenzen geführt hat. Dazu kamen Anfang 2024 hohe Kosten -<br />
steigerungen in mehreren Bereichen, die zur Verteuerung von Neupaletten<br />
beigetragen haben – und die Preise auch im restlichen Jahr beeinflussen werden.<br />
So sind alle bekannten Holzindizes im Zeitraum<br />
der Monate Dezember 2023 bis Februar 2024 um<br />
über 13 Prozent gestiegen. Dieser Prozentsatz spiegelt<br />
sich in der Regel in den Durchschnittspreisen für<br />
Neupaletten wider. Auch die Kosten für die benötigten<br />
Komponenten wie Palettennägel, Pressspanklötze<br />
oder Klebstoffe haben sich zum Teil deutlich erhöht.<br />
Dazu kommen höhere Logistikkosten: Nach der bereits<br />
gestiegenen Lkw-Maut ist nun auch die<br />
CO 2 -Steuer auf Kraftstoff in Deutschland erhöht worden.<br />
Geopolitische Krisen wie die Huthi-Angriffe am<br />
Roten Meer bedeuten Umwege und damit nicht nur<br />
längere Lieferzeiten, sondern auch teurere Frachtpreise.<br />
Zu guter Letzt wirken sich auch die gestiegenen<br />
Personalkosten auf die Preise aus aus. Vor allem der<br />
seit Januar erhöhte Mindestlohn in Polen hat Preiskonsequenzen<br />
– eine signifikante und wachsende Anzahl<br />
der Neupaletten kommt von dort.<br />
Blick zurück …<br />
Was das für das erste Quartal bedeutete? Einige Hersteller<br />
hatten noch einen kleinen Altbestand an Paletten<br />
vorrätig und konnten die Preise im Januar noch<br />
ansatzweise stabil halten. Dazu kam die rückläufige<br />
Nachfrage z. B. aus der Bauindustrie. Zwar gab es<br />
auch Produktionskürzungen der holzverarbeitenden<br />
Betriebe, aber insgesamt sind die Preise im Durchschnitt<br />
nur um ein Prozent gestiegen. Im Februar hat<br />
sich die Konjunktur auf niedrigem Niveau stabilisiert,<br />
der Ifo-Geschäftsklimaindex ist um 0,3 Punkte gestiegen.<br />
Auf die Palettenpreise hatte das nur geringfügige<br />
Auswirkungen: Die Preissteigerung betrug etwas über<br />
zwei Prozent. Im März gab es eine leichte Belebung<br />
am Markt, der Altbestand an Paletten war aufgebraucht,<br />
sodass sich die Preissteigerung bereits im<br />
mittleren einstelligen Prozentbereich bewegte.<br />
… und nach vorne<br />
Der Palettenpreis hängt wie oben beschrieben von<br />
einer Vielzahl von Faktoren ab. Entsprechend ist eine<br />
Prognose immer wie ein Blick in die Glaskugel. Aber<br />
die vielen Gespräche zwischen der Handelsplattform<br />
Pacurion und deren Lieferanten – über 600 europaweit<br />
– sowie den Daten des Unternehmens sprechen<br />
eine eindeutige Sprache: Die Preise werden tendenziell<br />
weiter steigen. Zu viele Kostenfaktoren bewegen<br />
sich auf einem hohen Niveau, ohne dass sie absehbar<br />
sinken werden. Es kommt zwar dazu auch immer auf<br />
40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
ZULIEFERUNG «<br />
das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an – aber<br />
selbst hier spielen viele Faktoren hinein.<br />
Beispielsweise verwenden die Bauindustrie und auch<br />
Möbelhersteller hauptsächlich die innenliegende und<br />
teurere Hauptware eines Baumes. Für die Palettenherstellung<br />
wird üblicherweise die äußere Seitenware<br />
verwendet. Durch die gesunkene Nachfrage der Industrie<br />
nach Schnittholz verwenden Hersteller inzwischen<br />
beides für Paletten. Hier ist also die insgesamt<br />
gesunkene Nachfrage nach Holz ein Preistreiber für<br />
Paletten, unabhängig von der Nachfrage nach diesem<br />
Produkt.<br />
Auch von einer Sommerflaute bei den Preisen geht<br />
die Plattform nicht aus: Zwar gibt es immer Produzenten,<br />
die Überhänge in dieser wirtschaftlich<br />
schwachen Zeit loswerden wollen. Aber es wird seit<br />
einigen Jahren auch aktiv gegengesteuert: Viele Hersteller<br />
machen selber eine Sommerpause von bis zu<br />
vier Wochen. Insgesamt geht man bei Pacurion also<br />
von weiteren, moderaten Preiserhöhungen aus. Vorsichtigen<br />
Schätzungen zufolge werden sich die<br />
Preise von Neupaletten in den nächsten Monaten um<br />
einen einstelligen Prozentbereich erhöhen.<br />
Und die gebrauchten Paletten?<br />
Interessant ist dabei natürlich auch der Blick auf die<br />
weiteren Palettenklassen: Blieben gebrauchte Paletten<br />
aufgrund der schwachen Nachfrage bisher auf<br />
ihrem niedrigen Niveau, zeichnen sich jetzt Verschiebungen<br />
ab. Als nächstmögliches Substitut zur Neupalette<br />
ziehen die Preise für Paletten der Klasse A inzwischen<br />
an und haben einen deutlichen Preisanstieg<br />
verzeichnet. Paletten der Klassen B und C hängen<br />
sehr stark von der industriellen Nachfrage ab. Da<br />
diese – vor allem aus der Baubranche – so stark<br />
schwächelt, kam und kommt es hier zu sinkenden<br />
Preisen. Tritt nicht bald eine deutliche gesamtwirtschaftliche<br />
Erholung ein, wird sich an diesem Trend<br />
erstmal nichts ändern.<br />
Noch ein Blick auf die defekten Europaletten: Sie<br />
sind bei einem Wiederverkaufswert um 2 bis 2,50<br />
Euro seit Anfang des Jahres preisstabil. Aktuell gibt<br />
es noch einen sehr hohen Bestand an defekten Paletten.<br />
Bleibt die Nachfrage nach gebrauchten Paletten<br />
der Klasse C weiterhin so niedrig, werden sich die<br />
Preise für defekte Paletten verringern.<br />
Empfehlungen<br />
Was rät die Handelsplattform für Ladungsträger in der<br />
<strong>aktuell</strong>en Situation? Trotz der zu erwartenden weiteren<br />
Preissteigerungen lohnt es sich nicht, sich <strong>aktuell</strong><br />
übermäßig zu bevorraten – so massiv werden die Preise<br />
nicht steigen. Zudem wird es immer Hersteller oder<br />
Händler geben, die zwischendurch vergleichsweise<br />
günstige Sonderladungen an den Markt bringen. Um<br />
hier zu profitieren, müssen Käufer bei der <strong>Beschaffung</strong><br />
allerdings breit aufgestellt sein: Wenn nur wenige Lieferanten<br />
zum eigenen Netzwerk gehören, lassen sich<br />
selten derartige Preisvorteile erzielen. Daher kann es<br />
ratsam sein, sich einer <strong>Beschaffung</strong>splattform anzuschließen.<br />
Auf Plattformen mit mehreren Hundert<br />
Lieferanten ist die volle Markttransparenz gegeben,<br />
mit der sich gute und faire Preise erzielen lassen. Hier<br />
können sowohl die eigenen Lieferanten mit ihren Angeboten<br />
integriert als auch die Vorteile einzelner<br />
günstiger Sonderladungen von bisher<br />
nicht genutzten Herstellern miteinbezogen<br />
werden.<br />
Dazu sollte künftig mit noch etwas<br />
mehr Weitblick als in den vergangenen<br />
Jahren geplant werden. Denn<br />
natürlich bedeutet eine kürzere Frist<br />
immer höhere Preise. Daher rät Pacurion<br />
zu einer Vorlaufzahl von vier<br />
bis fünf Tagen; vor Feiertagen auch<br />
gerne ein paar mehr. Dann steht<br />
einer effizienten <strong>Beschaffung</strong> zu<br />
besten Preisen nichts mehr im Weg.<br />
Bild: Pacurion<br />
Dennis Maschmeyer<br />
ist Mitbegründer und<br />
Co-CEO von Pacurion<br />
Foto: Brewes<br />
Erfolgsgeschichte der Industrie: Individuelle Kennzeichnung Made in Germany<br />
Problemlöser seit über 30 Jahren<br />
„Geht nicht, gibt’s nicht“ ist bei<br />
Brewes gelebte Praxis. Das Unternehmen<br />
mit eigener Produktion ist<br />
Spezialist für individuelle Kennzeichnungslösungen<br />
und betriebliche<br />
Sicherheit. Wo die 35.000 Artikel aus<br />
dem Standard-Sortiment von Brewes<br />
nicht ausreichen, finden 10 spezialisierte<br />
Produktmanager mit Produk -<br />
tion und Kundenberater einen Weg.<br />
„Die perfekte Kombination aus Material,<br />
Technologie und Verarbeitung zu<br />
finden, ist, was den Job auch nach<br />
über 30 Jahren so spannend macht“,<br />
weiß Geschäftsführer Martin Breck.<br />
Und ein Ende ist nicht in Sicht:<br />
B rewes wächst in Umsatz, Mitarbeiterzahl<br />
und Sortiment. Von Schildern<br />
und Etiketten über Arbeitsschutzausrüstung<br />
bis zur Betriebsausstattung<br />
finden sich im Onlineshop mittlerweile<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 41
» ZULIEFERUNG<br />
Luigi Santaniello, Vertriebsleiter Zeichnungsteile, Otto Roth<br />
„Unser Erfolgsfaktor ist der<br />
persönliche Kontakt“<br />
Otto Roth gilt als zuverlässiger Lieferant für Verbindungselemente und Spezialist im<br />
C-Teile-Management. Darüber hinaus unterstützt das Stuttgarter Unternehmen bei der<br />
<strong>Beschaffung</strong> von kundenspezifischen Sonderteilen mit einem Fokus auf Komplett -<br />
lösungen für Zeichnungsteile. Welche Kompetenzen der Anbieter in diesem Bereich<br />
hat und wie die Zusammenarbeit mit Kunden sowie Herstellern abläuft, darüber haben<br />
wir mit Luigi Santaniello, Vertriebsleiter Zeichnungsteile bei Otto Roth, gesprochen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Santaniello, welche<br />
Art von Zeichnungsteilen können Kunden bei Otto<br />
Roth beziehen?<br />
Luigi Santaniello: Wir stellen unseren Kunden<br />
hochwertige Sonder- und Zeichnungsteile zur Verfügung.<br />
Das sind Dreh-, Fräs- und Kombinationsteile,<br />
Fließpressteile sowie Stanz-, Biege- und Laserteile –<br />
auch in anspruchsvollen Geometrien. Diese werden<br />
nach ihren individuellen Zeichnungen gefertigt, und<br />
zwar in unterschiedlichen Dimensionen, Werkstoffen,<br />
Güteklassen und in vielfältigen Oberflächenbeschaffenheiten.<br />
Dabei arbeiten wir mit zuverlässigen<br />
und qualifizierten Herstellern zusammen.<br />
Wie gewährleisten Sie hierbei die Qualität?<br />
Für uns ist es unerlässlich, das Qualitätsmanagement<br />
von Anfang an in den jeweiligen Prozessen zu integrieren.<br />
Noch bevor wir mit der Angebotsphase beginnen,<br />
führen wir zuerst eine gründliche Machbarkeitsprüfung<br />
durch, um sicherzustellen, dass wir die<br />
geforderte Qualität umsetzen können. Nur so verstehen<br />
wir die spezifischen Anforderungen unserer Kunden,<br />
insbesondere wenn sie zuvor Qualitäts- oder<br />
Anwendungsprobleme mit dem angefragten Teil hatten.<br />
Unser umfassendes Qualitätsmanagement ist<br />
nach ISO 9001:2015 zertifiziert. Zudem steht in<br />
Stuttgart ein QS-Labor mit moderner Prüf- und<br />
Luigi Santaniello ist<br />
Vertriebsleiter<br />
Zeichnungsteile bei<br />
Otto Roth.<br />
Bild: a1 Kommunikation/Otto Roth<br />
42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Luigi Santaniello<br />
… sammelte als gelernter Zerspanungsmechaniker<br />
einige Jahre<br />
Erfahrung in der Herstellung<br />
und Entwicklung von Prototypen.<br />
Nach seiner berufsbegleitenden<br />
Weiterbildung zum Technischen<br />
Fachwirt begann er 1998 bei Otto<br />
Roth als Berater im Vertrieb für<br />
Zeichnungsteile. Seit 2007 ist der<br />
51-Jährige Vertriebsleiter der<br />
Sparte Zeichnungsteile.<br />
Messtechnik zur Verfügung. Hier läuft jede Anlieferung<br />
durch die Qualitätsprüfung.<br />
Wie entscheidet sich, wer der richtige Lieferant für<br />
eine Anfrage ist?<br />
In der Sparte Zeichnungsteile arbeitet ein Team von<br />
Experten, die viel Markterfahrung haben und sich<br />
auch in den unterschiedlichen Fertigungstechnologien<br />
gut auskennen, da die meisten von ihnen früher<br />
selbst an der Maschine gestanden haben. Ihre Fachkompetenz,<br />
kombiniert mit 110 Jahren Branchenerfahrung<br />
von Otto Roth, ist unser Fundament. Hinzu<br />
kommt unsere umfangreiche Lieferanten- und Wissensdatenbank.<br />
Mit diesem Paket an Know-how und<br />
Erfahrung können wir beim Erhalt einer Zeichnung<br />
oder einer Kundenanfrage sofort erkennen, was die<br />
Anforderungen sind und worauf wir achten müssen.<br />
Das versetzt uns in die Lage, die richtigen Hersteller<br />
und die passende Fertigungstechnologie auszusuchen<br />
und in einer Herstelleranfrage gleich auf die<br />
besonderen Anforderungen hinzuweisen.<br />
Worauf achten Sie, wenn Sie neue Lieferanten ins<br />
Boot holen?<br />
Unsere langjährigen Partnerschaften sind ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer Lieferantenbeziehungen. Wir<br />
schätzen die Kontinuität und die Zuverlässigkeit, sind<br />
aber auch offen für neue Hersteller, die unseren Kunden<br />
einen Mehrwert bieten. Das setzt voraus, dass sie<br />
unsere Anforderungen erfüllen und entsprechende<br />
Zertifizierungen vorweisen. Sobald das Unternehmen<br />
die Anfangsphase erfolgreich durchlaufen hat, führen<br />
wir vor Ort Audits durch. Damit stellen wir sicher,<br />
dass die Zusammenarbeit unseren Erwartungen entspricht.<br />
Bei neuen Partnern haben wir zunächst eine<br />
Testphase mit Anfrage und einer Bewertung der Angebotsqualität,<br />
dann folgen kleinere Bestellungen<br />
bzw. Musterserien. Je nach Fertigungstechnologie<br />
bauen wir den Hersteller in eine Mehrlieferantenstrategie<br />
ein, um seine Lieferperformance zu testen.<br />
Wann kommt eine Mehrlieferantenstrategie zum<br />
Einsatz?<br />
Die jüngsten globalen Ereignisse haben uns deutlich<br />
gezeigt, wie schnell die Lieferketten zerbrechen und<br />
Engpässe entstehen. Wir sind sehr stolz darauf, dass<br />
wir auch in dieser schwierigen Zeit die Versorgungssicherheit<br />
unserer Kunden gewährleisten konnten.<br />
Das verdanken wir unserem effizienten Riskmanagement,<br />
das individuelle Mehrlieferantenstrategien beinhaltet.<br />
Dadurch garantieren wir nicht nur einen<br />
flexiblen und resilienten <strong>Beschaffung</strong>sprozess, sondern<br />
sichern zudem langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Wir setzen die Mehrlieferantenstrategie<br />
oft bei Fließpressteilen, also bei werkzeuggebundenen<br />
Teilen ein. Aber auch bei Massendrehteilen greifen<br />
wir auf einen Mix zurück, um eine sichere Lieferfähigkeit<br />
zu erzielen und Abhängigkeiten abzubauen.<br />
Ein weiterer Grund für diese Strategie ist, wie schon<br />
erwähnt, der Aufbau neuer Hersteller. So diversifizieren<br />
wir unsere Lieferantenbasis und können stets auf<br />
eine breite Palette von Partnern zurückgreifen.<br />
Welche Vorteile bietet die <strong>Beschaffung</strong> von Zeichnungsteilen<br />
bei Otto Roth?<br />
Unsere individuelle Fachberatung sowie die vorausschauende<br />
Denkweise und die intensive Zusammenarbeit<br />
mit unseren Herstellern sind hier sicherlich<br />
entscheidend. Wir bevorzugen den persönlichen Kontakt,<br />
und das wissen unsere Kunden zu schätzen. Wir<br />
legen großen Wert darauf, ihre Anforderungen ganzheitlich<br />
zu betrachten. Nur so können wir genau das<br />
liefern, was sie benötigen. Daher bezeichnen wir unser<br />
Angebot auch als „Komplettlösung für Zeichnungsteile“.<br />
Dabei geht es nicht nur um den reinen<br />
Vertrieb, sondern auch um das Engineering und die<br />
Produkt- und Wirtschaftlichkeitsberatung. Das wird<br />
auch anhand unserer generellen Vorgehensweise bei<br />
Projekten deutlich. Im ersten Schritt prüfen wir die<br />
vom Kunden eingereichten Zeichnungen auf die prozesssichere<br />
Fertigungsmöglichkeit sowie fehlende<br />
oder widersprüchliche Angaben. Danach beginnt die<br />
eigentliche Herausforderung – wir wählen die optimale<br />
Technologie und den passenden Lieferanten<br />
aus. In der Bemusterungsphase überwachen und koordinieren<br />
wir zudem den kompletten Fertigungsprozess<br />
und das gesamte Lieferanten- und Logistik-Management.<br />
Auch nach Aufnahme der Teile in die Serienproduktion<br />
unterstützen wir unsere Kunden weiter<br />
und übernehmen auf Wunsch das komplette Teile-<br />
Management. Wir liefern die Zeichnungsteile zudem<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 43
» ZULIEFERUNG<br />
Von der Anfrage bis<br />
zur Serie:<br />
Projektschritte der<br />
Komplettlösung für<br />
Zeichnungsteile.<br />
in Kanban – schonend und nachhaltig in einer sicheren<br />
Mehrwegverpackung. Wenn der Kunde das<br />
möchte, übernehmen wir sogar die Lagerverwaltung<br />
mit Disposition in seinem Warenwirtschaftssystem.<br />
Wie sehen die durchschnittlichen Lieferzeiten für<br />
Zeichnungsteile aus?<br />
Das können wir nicht pauschal beziffern, weil das oft<br />
vom konjunkturellen Zeitpunkt und der Auslastung<br />
der Hersteller abhängt. Beispielsweise beträgt die<br />
Lieferzeit bei einem klassischen Drehteil <strong>aktuell</strong> vier<br />
bis zehn Wochen. Ein komplexeres Fließpressteil<br />
könnten wir innerhalb von drei bis sechs Monaten<br />
liefern, sofern die Werkzeuge kurzfristig zu beschaffen<br />
sind. Wir bestätigen unserem Kunden die Zeit, die<br />
eine prozesssichere Herstellung und die Einhaltung<br />
der geforderten Qualität garantiert. Bei uns gilt:<br />
Preis und Schnelligkeit darf nicht zu Lasten von Qualität<br />
und Versorgungssicherheit gehen. Wenn das für<br />
einen Interessenten nicht passt, sehen wir uns leider<br />
gezwungen, auch mal ein Projekt abzulehnen.<br />
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Versorgung<br />
ihrer Kunden zu gewährleisten?<br />
Wie bereits erwähnt, ist unsere Mehrlieferantenund<br />
Mehrmaschinenstrategie hier entscheidend, insbesondere<br />
bei werkzeuggebundenen Teilen. Darüber<br />
hinaus nutzen wir unsere IT-Systeme, um Termine<br />
mit Kunden und Herstellern zu überwachen. Gleichzeitig<br />
berücksichtigen wir bei externen Bearbeitungen<br />
wie Vergütung, Verzinkung, Schleifen etc. entsprechende<br />
Pufferzeiten, da diese Prozesse bekanntlich<br />
nicht exakt planbar sind. Preiserhöhungen und<br />
Verknappungen beim Material versuchen wir entgegen<br />
zu wirken, indem wir bei ständig benötigten Teilen<br />
langfristige Rahmenaufträge empfehlen. In diesem<br />
Fall können wir in Vorleistung gehen und Lagerbestände<br />
aufbauen. Auch permanente Marktbeobachtungen,<br />
speziell zu Entwicklungen von Vormaterialpreisen<br />
und Legierungszuschlägen, gehören zu unseren<br />
Aufgaben, um Preis- und Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
Wo sehen Sie im Vergleich zu digitalen Plattformen<br />
den großen Vorteil für Ihre Komplettlösung?<br />
Das kann ich mit einem bekannten Spruch beantworten:<br />
„Ein Kunde, der einen Bohrer kaufen möchte,<br />
braucht keinen Bohrer, sondern Löcher.“ Wir erfahren,<br />
welche Bedürfnisse der Kunde tatsächlich hat,<br />
weil wir ihn persönlich beraten und individuell betreuen.<br />
Das kann meiner Meinung nach noch keine<br />
Plattform und auch keine künstliche Intelligenz leisten.<br />
Wir reagieren je nach Situation flexibel, gezielt<br />
und individuell. Manchmal werden wir mit Konstellationen<br />
konfrontiert, für die noch keine Erfahrungswerte<br />
vorliegen. Hier ist dann ein Dialog zwischen<br />
uns und dem Kunden, aber auch zwischen dem Hersteller<br />
und unseren Experten notwendig. Da hilft<br />
dann nur menschliche Intelligenz, um eine passende<br />
Lösung zu erarbeiten – das kann kein Algorithmus.<br />
Bei uns hat jeder Kunde ein festes Team, das ihn begleitet.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass unser sehr persönlicher<br />
Kontakt zu den Kunden und Lieferanten<br />
ausschlaggebend für ihre jahrzehntelange Treue ist.<br />
Das Interview führte Yannick Schwab,<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />
Bild: Otto Roth<br />
44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Schrotthändler – Systempartner der Stahlindustrie<br />
Wie aus Stahlschrott „Green<br />
Steel“ wird<br />
Schrott ist für die Swiss Steel Group der wichtigste Rohstoff. Die Stahlproduktion aus präzise<br />
vorsortiertem Schrott benötigt deutlich weniger Energie und erzeugt weniger CO 2 als die<br />
Stahlerzeugung aus Eisenerz und Legierungsmetallen. Je besser die Schrottqualität, desto<br />
besser und ökologischer ist der daraus gewonnene Stahl.<br />
Pro Jahr verarbeitet die Swiss Steel<br />
Group in ihren Werken über 2,2 Millionen<br />
Tonnen Schrott. Damit ist sie eigenen<br />
Angaben zufolge eines der größten<br />
Recyclingunternehmen Europas. Um hohe<br />
Qualitäten produzieren zu können,<br />
braucht man Neuschrott – sortenreines<br />
Verschnittmaterial – aus der Metallverarbeitung,<br />
dessen Legierungszusätze genau<br />
bekannt sind. Damit lässt sich die Zusammensetzung<br />
des daraus erschmolzenen<br />
neuen Stahls genau steuern.<br />
Stahl ist das wohl am häufigsten recycelte<br />
Material weltweit. Schrott ist deshalb<br />
schon längst kein Abfall mehr, sondern ein<br />
gesuchter Rohstoff. Das Recyclingmaterial<br />
durch ganz Europa zu transportieren, ist<br />
umweltbelastend und wenig effizient. Daher<br />
spielen Stahlwerke mit einer starken<br />
lokalen Präsenz eine entscheidende Rolle<br />
bei der Etablierung regionaler Kreislaufwirtschaften.<br />
In Deutschland, Frankreich<br />
und der Schweiz stammt der Schrott für<br />
die Stahlwerke der Swiss Steel Group zu<br />
einem Großteil aus einem Umkreis von 90<br />
bis 100 Kilometern, so das Unternehmen.<br />
Die Zusammenarbeit mit den Schrotthändlern<br />
ist dabei entscheidend. Früher<br />
feilschte man um den Preis pro Tonne.<br />
Heute sind Schrotthändler Systemdienstleister<br />
der Stahlindustrie, die für Qualität<br />
und Pünktlichkeit bezahlt werden. Ein<br />
Die Swiss Steel Group ist eigenen Angaben zufolge das größte Stahlunternehmen Europas, das<br />
ausschließlich auf der Lichtbogenofen-Route produziert.<br />
fünfstufiges Prozessreife gradmodell soll<br />
zu immer besserer Qualität des Schrotts<br />
führen. Das Schweizer Werk der Swiss<br />
Steel Group arbeitet zusammen mit<br />
Schrottlieferanten und mehreren Universitäten<br />
an einem System, das einen digitalen<br />
Zwilling des ankommenden Schrotts<br />
erstellt. Mit dem Big-Data-Projekt, das<br />
von der Schweizer Regierung gefördert<br />
wird, soll das Stahlwerk bereits im Voraus<br />
erkennen, welche Art von Schrott angeliefert<br />
wird. So lassen sich die Anlieferung<br />
und die Produktion des Stahls effizienter<br />
und effektiver gestalten. Der digitale<br />
„Schrott-Zwilling“ wird dem Konzern zufolge<br />
wegweisend sein – nicht nur für die<br />
Stahlindustrie. Das System kann demnach<br />
für viele andere Materialien angewandt<br />
werden. Frank Koch, CEO der Swiss Steel<br />
Group, zum digitalen Zwilling: „Dieses<br />
Programm ist für uns richtungsweisend.<br />
Wir folgen damit unserer Strategie, sich<br />
führend im Bereich der nachhaltigen<br />
Stahlproduktion zu positionieren.“ (ys)<br />
Bild: Dmitriy/stock.adobe.com<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 45
» BETRIEB<br />
Wettbewerbsfaktor Arbeitsplatz<br />
Mehr Sicherheit fürs Geld<br />
Persönliche Schutzausrüstung, Gesundheitsfürsorge und betriebliche Sicherheit werden<br />
oft getrennt voneinander betrachtet. Dabei verfolgen sie dasselbe Ziel: die Minimierung<br />
von Gefährdungen am Arbeitsplatz und die Gesunderhaltung der Mitarbeiter. Arbeiten<br />
alle Bereiche enger zusammen, lassen sich Budgets optimaler ausschöpfen, <strong>Beschaffung</strong>s -<br />
prozesse straffen und die Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation stärken.<br />
Die häufigsten Unfälle im beruflichen<br />
Umfeld sind auf Verletzungen durch<br />
Stürzen, Rutschen oder Stolpern (SRS)<br />
zurückzuführen. Über 49.300 meldepflichtige<br />
SRS-Unfälle im industriellen<br />
und gewerblichen Bereich zählte die<br />
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
(DGUV) im Jahr 2020. Arbeitgeber sind<br />
deshalb dazu angehalten, ihre Mitarbeiter<br />
vor derartigen Gefahren zu schützen –<br />
und nicht nur das. Denn laut DAK-Gesundheitsreport<br />
2021 sind Probleme des<br />
Muskel-Skelett-Systems die häufigsten<br />
Folgen von Arbeitsausfällen. Erst danach<br />
kommen psychische Probleme, Atemwegsprobleme<br />
und Verletzungen. Neben<br />
der gesetzlich vorgeschriebenen Bereitstellung<br />
von persönlicher Schutzausrüstung<br />
(PSA) rücken damit auch Fragen der<br />
Ergonomie in den Fokus.<br />
Betrachtet man das gesamte Aufgabenspektrum,<br />
bezüglich Sicherheit, wird die<br />
Komplexität der Herausforderungen<br />
schnell klar: Für das Vermeiden von SRS-<br />
Unfällen auf allgemeinen Verkehrsflächen<br />
ist meist das Facility Management zuständig;<br />
Fragen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung<br />
werden häufig von<br />
anderer Stelle geklärt; der Schutz vor unmittelbaren<br />
Gefahren wie Stäuben, Lärm,<br />
Hitze, Chemikalien oder mechanischen<br />
Einflüssen fällt in die Verantwortung des<br />
Sicherheitsingenieurs.<br />
Das gesamte Arbeitsumfeld<br />
im Blick<br />
Zur Umsetzung einer Zero Accident bzw.<br />
Null-Unfall-Strategie im weiteren Sinne<br />
(die auch eine Unternehmensvorgabe aus<br />
dem Management sein kann und auch<br />
den allgemeinen Krankenstand senken<br />
hilft), müssen all diese Bereiche hoch effizient<br />
arbeiten und an den Schnittstellen<br />
kooperieren. Dabei gilt es, sämtliche<br />
Bereiche zu beleuchten, an denen sich<br />
Menschen zumindest temporär aufhalten.<br />
In erster Linie sind das natürlich die Arbeitsplätze,<br />
an denen die meiste Zeit gearbeitet<br />
wird. Diese sollten möglichst ergonomisch<br />
gestaltet sein, damit die Mitarbeiter<br />
gesund bleiben und weder chronische<br />
Beschwerden noch Berufskrankheiten<br />
entwickeln. Ergonomische PSA,<br />
stoßdämpfende Bodenmatten, höhenverstellbare<br />
Arbeitsplätze, individuell einstellbare<br />
Greif- und Sichträume sowie gut<br />
strukturierte Ordnungssysteme tragen<br />
dazu bei und wirken zusätzlich produktivitätssteigernd.<br />
PSA und sichere Steigtechnik<br />
sind sowieso ein Muss, genauso<br />
wie der kontrollierte Umgang mit Chemikalien.<br />
Um jeglicher Art von Unfällen vorzubeugen<br />
kann es deshalb hilfreich sein,<br />
einen dedizierten Sicherheitsbeauftragten<br />
als übergreifenden Koordinator für<br />
das integrierte Betriebssicherheitsmanagement<br />
abzustellen.<br />
Bild: Hoffmann<br />
Ein PSA-Ausgabeautomat löst bei Erreichen des Meldebestands eine Bestellung aus. Das beschleunigt<br />
den <strong>Beschaffung</strong>sprozess und erhöht die Versorgungssicherheit, weil zeitig nachgeliefert wird.<br />
Konzertiertes Vorgehen,<br />
schlankere Prozesse<br />
Denkbar ist, dass ein Lieferant mit einem<br />
breiten Produktsortiment unterstützend<br />
zur Seite steht. Dieser sollte, sobald ein<br />
Bedarf festgestellt wurde, spezialisierte<br />
Fachberater hinzuziehen können. Bei<br />
Kunden der Hoffmann Group geben sich<br />
daher die Berater für PSA und jene für<br />
Betriebseinrichtungen immer wieder die<br />
Klinke in die Hand. Die Unternehmen profitieren<br />
davon durch ein Plus an Ergonomie,<br />
Sicherheit und Ordnung für ihre Mitarbeiter.<br />
Häufig werden im Zuge dieser<br />
46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Zusammenarbeit auch die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
gestrafft und die Versorgungssicherheit<br />
verbessert. Wie das geht? Indem<br />
zum Beispiel PSA-Ausgabeautomaten für<br />
andere Produkte mitgenutzt und auch die<br />
Nachbestellungen darüber organisiert<br />
werden. Ein Kunde der Hoffmann Group<br />
hat dazu neben seinem PSA-Ausgabe -<br />
automaten einen Schrank mit 40 nummerierten<br />
Fächern aufgebaut. Dort lagert er<br />
größere Verpackungseinheiten wie Nachfüllbeutel<br />
für Seifenspender. Die Schlüssel<br />
erhalten die Mitarbeiter über den PSA-<br />
Automaten. Bei Erreichen eines Mindestbestands<br />
schickt der Automat automatisch<br />
eine Bestellung an die Hoffmann<br />
Group und zieht den Betrag von der zuvor<br />
getätigten Rahmenbestellung ab. Ist der<br />
Verfügungsrahmen ausgeschöpft, erfolgt<br />
die nächste Rahmenbestellung mit der<br />
zugehörigen Wareneingangsbuchung. Die<br />
ankommende Ware geht somit direkt vom<br />
Wareneingang in den Automaten; Mengen-Abweichungen<br />
werden beim Befüllen<br />
festgestellt. Die Hoffmann Group liefert<br />
binnen 24 Stunden nach Auftragseingang<br />
– alles aus einer Hand. Der <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
wurde dadurch von fünf bis acht<br />
Tagen auf zwei Tage verkürzt und die<br />
ständige Versorgung mit den notwendigen<br />
Produkten verbessert.<br />
Die PSA-Berater der Hoffmann Group<br />
helfen darüber hinaus, den unternehmensspezifischen<br />
PSA-Katalog zu verschlanken<br />
und das Budget effizienter einzusetzen.<br />
Davon können auch die Mitarbeiter<br />
profitieren – beispielsweise durch<br />
mehr Überblick und höherwertige PSA.<br />
Werden solche Projekte unternehmensund<br />
standortübergreifend durchgeführt,<br />
lassen sich Bestellungen bündeln und<br />
häufig bessere Konditionen verhandeln.<br />
Das gelingt natürlich am besten, wenn die<br />
Vendorenliste auf wenige Lieferanten be-<br />
Bild: Hoffmann<br />
Nicht nur Sicherheitsschuhe, sondern auch Bodenbeläge<br />
erhöhen die Sicherheit am Arbeitsplatz.<br />
schränkt wird. Das Ergebnis ist ein integriertes<br />
Betriebssicherheitsmanagement,<br />
bei dem alle für Schutz, Sicherheit und<br />
Gesundheitsfürsorge zuständigen Stellen<br />
Hand in Hand arbeiten. Es eröffnet neue<br />
Möglichkeiten, Budgets übergreifend zu<br />
optimieren und Einsparpotenziale bei der<br />
<strong>Beschaffung</strong> zu erzielen.<br />
Drei Fragen an Christian Kreitmair<br />
Bild: Hoffmann<br />
Christian Kreitmair<br />
ist Vice President<br />
Industrial Work -<br />
place & Safety bei<br />
der Hoffmann<br />
Group.<br />
Betriebliche Sicherheit muss Ihrer<br />
Meinung nach neu gedacht werden.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Sicherheit, Ergonomie und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz sind für uns untrennbar<br />
miteinander verbunden. Dazu<br />
kommen immer mehr auch Umweltschutzauflagen.<br />
Die Anforderungen<br />
werden also immer komplexer. Um die<br />
bestehenden Budgets optimal auszuschöpfen,<br />
führt kein Weg an einem<br />
integrierten Arbeitsschutzmanagement<br />
vorbei. Dazu gehört auch eine<br />
konsequente Konsolidierung bei Produkten<br />
und Lieferanten. Die Konzentration<br />
auf wenige Lieferanten ermöglicht<br />
es, die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
zu straffen und bessere Konditionen<br />
auszuhandeln. Im Idealfall hat der<br />
Hauptlieferant einen umfassenden<br />
Überblick und kann als Koordinator<br />
für das Betriebssicherheitsmanagement<br />
auftreten, um das Optimierungspotenzial<br />
auszuschöpfen.<br />
Ihre Firma wird Ende Juni eine<br />
Hausmesse veranstalten. Wird betriebliche<br />
Sicherheit, Arbeitsschutz<br />
und Ergonomie dort ein Thema sein?<br />
So ist es. Auf der „World of Tools“<br />
zeigen wir unser komplettes Produkt -<br />
sortiment rund um Zerspanung, Werkzeuge,<br />
PSA, Betriebseinrichtung, Automatisierung<br />
und Digitalisierung. Betriebliche<br />
Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz sind auch ein Thema.<br />
Insgesamt präsentieren 115 Aussteller<br />
ihre Produkte und Dienstleistungen,<br />
darunter unter anderem die führenden<br />
Spezialanbieter für automatisierte<br />
PSA-Ausgabe, Gefahrstofflagerung und<br />
Sicherungs kenn zeich nung. Dazu<br />
kommen ergonomische Betriebseinrichtungen<br />
und Ordnungs systeme. Ein<br />
weiteres Fokusthema wird die Verschlankung<br />
und Beschleunigung der<br />
<strong>Beschaffung</strong>sprozesse sein.<br />
Veranstaltungsort wird ihr Logistikzentrum<br />
„LogisticCity“ in Nürnberg<br />
sein. Hat das einen tieferen Sinn?<br />
Unsere LogisticCity ist das Zentral -<br />
lager der Hoffmann Group und damit<br />
das Herzstück unseres Handelsgeschäfts.<br />
Mit diesem hochautomatisierten<br />
Logistikzentrum konnten wir<br />
unsere Kapazitäten verdreifachen und<br />
auf bis zu 40.000 Pakete pro Tag steigern.<br />
Damit betreiben wir die größte<br />
Werkzeuglogistik auf dem Globus. Um<br />
einen Eindruck von den Dimensionen<br />
unserer Logistik und unserer Handelsbeziehungen<br />
zu vermitteln, veranstalten<br />
wir die World of Tools dort.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 47
» BETRIEB<br />
Forschende kombinieren mobilen 3D-Handscanner mit Roboterhund<br />
3D-Vermessung auf vier „Pfoten“<br />
Mit ihrem Handscanner GoScout3D haben Forschende des Fraunhofer IOF einen<br />
mobilen Sensor entwickelt, der die hochauflösende 3D-Vermessung komplexer Objekte<br />
ermöglichen soll. Um diesen Prozess weiter zu automatisieren, wurde der Scanner<br />
nun mit dem Roboterhund Spot gekoppelt. Auf diese Weise sollen Messungen noch<br />
effizienter und Mitarbeitende entlastet werden.<br />
Kommandos wie „bei Fuß“, „Sitz“ oder „Platz“<br />
sind jedem Hundebesitzer vertraut. In Produk -<br />
tionshallen oder industriellen Fertigungsstätten hört<br />
man sie dagegen eher weniger. Doch wenn es nach<br />
Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Angewandte<br />
Optik und Feinmechanik IOF aus Jena geht,<br />
könnte man in Zukunft vielleicht auch hier auf einen<br />
vierbeinigen Kameraden treffen, der nach strikter<br />
menschlicher Anweisung arbeitet und damit seinen<br />
zweibeinigen Kolleginnen und Kollegen die alltäg -<br />
liche Arbeit erleichtert. Nur das der Hund in diesem<br />
Fall kein lebendiges Tier ist und die Kommandos sich<br />
vordergründig auf Maßnahmen zur hochpräzisen<br />
3D-Dokumentation beziehen.<br />
Automatisierte 3D-Digitalisierung<br />
mit Roboterhund<br />
Sei es zur Wartung komplexer Bauteile, wie etwa von<br />
Flugzeugtriebwerken, oder bei der Qualitätskontrolle<br />
in der Automobilindustrie: Virtuelle 3D-Modelle ermöglichen<br />
die präzise Dokumentation großer Maschinen<br />
und ihrer kleinen Details. Zu diesem Zweck haben<br />
die Forschenden des Fraunhofer IOF bereits im vergangenen<br />
Jahr den mobilen Handscanner GoScout3D<br />
entwickelt. Er soll die 2D- und 3D-Digitalisierung<br />
komplexer, im Volumen mehrere Kubikmeter umfassende<br />
Objekte mit einer hohen räumlichen Auflösung<br />
von weniger als 0,25 Millimetern ermöglichen.<br />
Bisher musste zur Erstellung der digitalen Zwillinge<br />
der Scanner von Menschenhand um das zu vermessende<br />
Objekt bewegt werden. Dabei wurde von den<br />
Mitarbeitenden große Präzision in der Ausführung<br />
der Messung, eine gleichbleibende Geschwindigkeit<br />
in der Führung des Sensorkopfes und die weitgehend<br />
konstante Einhaltung eines vorgegebenen Messabstandes<br />
verlangt. Potenzielle Ermüdungserscheinungen<br />
oder die Unvollständigkeit der Messdaten waren<br />
zum Teil die Folge.<br />
Mithilfe des Scanners<br />
vermisst der Roboterhund<br />
komplexe<br />
Bauteile, hier im Bild<br />
beispielhaft eine<br />
Turbine<br />
(bereitgestellt durch<br />
MTU Maintenance).<br />
Bild: Fraunhofer IOF<br />
48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Diesem Problem aus der Praxis haben sich die Forschenden<br />
der Abteilung Bildgebung und Sensorik am<br />
Fraunhofer IOF angenommen und einen Weg gesucht,<br />
um die Messungen für den Menschen künftig<br />
komfortabler und zugleich für den betrieblichen Prozess<br />
effizienter zu gestalten. Die Lösung: Sie kombinierten<br />
den 3D-Scanner mit einem Roboterhund der<br />
US-amerikanischen Firma Boston Dynamics, der unter<br />
dem Namen Spot bekannt ist.<br />
„Durch die Integration des zuvor in Jena entwickelten<br />
Sensorkopfes mit Spot soll der Messprozess des<br />
GoScout3D-Scanners künftig automatisiert und<br />
ohne den ständigen Bedarf nach menschlicher Beaufsichtigung<br />
möglich sein“, erklärt Dr. Andreas<br />
Breitbarth, Leiter der Gruppe Bildverarbeitung und<br />
Künstliche Intelligenz am Fraunhofer IOF. „Der Roboterhund<br />
kann GoScout3D autonom durch die Messszenerie<br />
manövrieren, bei gleichbleibender Messgeschwindigkeit<br />
und -abstand.“<br />
Roboter macht Messverfahren<br />
agiler und flexibler<br />
Im Vergleich zu herkömmlichen Messrobotern, die<br />
beispielsweise entlang von Fertigungsstraßen zum<br />
Einsatz kommen und dort in der Regel festmontiert<br />
sind, hat der autonome Laufroboter einen entscheidenden<br />
Vorteil: Dank seiner Möglichkeit, sich frei im<br />
Raum und auf verschiedenen Untergrundarten agil<br />
zu bewegen, kann das Messobjekt von allen Seiten<br />
sowie auf verschiedenen Ebenen – etwa unterhalb<br />
einer Führungsschiene – vollständig erfasst werden,<br />
so das Fraunhofer IOF.<br />
Gleichbleibende Scangeschwindigkeit und weniger<br />
Schwankungen in der Handhabung im Vergleich zu<br />
Führung durch Menschenhand gewährleisten darüber<br />
hinaus eine größere Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />
und verringern durch weniger Redundanzen<br />
die Messdauer. Das macht die integrierte Messeinheit<br />
interessant für die Anwendung in seriellen Fertigungsprozessen<br />
oder der Qualitätskontrolle.<br />
Autonome Messung ohne<br />
menschliche Interaktion<br />
Um diese Anwendungsziele zu erreichen, bedarf es<br />
einer verlässlichen Koordination zwischen dem<br />
Roboter und dem 3D-Sensor. Hierzu wird mit einer<br />
Hand-Auge-Kalibrierung der 3D-Sensor an das Koordinatensystem<br />
des Roboters angekoppelt. Sobald der<br />
Laufroboter auf diese Weise einmal mit dem Scanner<br />
kalibriert ist, kann er durch menschliche Expertinnen<br />
und Experten auf die Messung vordefinierter Objekte<br />
hin programmiert werden. „Vor dem eigentlichen<br />
Messvorgang werden Geschwindigkeit, genaue<br />
Messorte und andere wichtige Parameter von einem<br />
menschlichen Anwender an Spot übermittelt, sodass<br />
der Roboterhund die Scans anschließend genau wie<br />
ein Mensch durchführen kann, ohne dass dieser physisch<br />
anwesend sein muss“, sagt Breitbarth.<br />
Auf diese Weise könnte Spot künftig zum Beispiel<br />
Routinemessungen übernehmen. Die Mitarbeitenden<br />
können stattdessen ihren Fokus auf kritische Aspekte<br />
der Überprüfung sowie Analyse und Auswertung der<br />
erstellten 2D- sowie 3D-Daten legen. Weiterhin soll<br />
die Kopplung des Scanners mit einem agilen Roboter<br />
auch Methoden zur Fernsteuerung bzw. -überwachung<br />
ermöglichen.<br />
Den 3D-Handscanner hatten Forschende des Fraunhofer<br />
IOF 2023 in Zusammenarbeit mit der MTU<br />
Maintenance entwickelt. Zur Erstellung von komplexen<br />
3D-Modellen werden durch den gerade einmal<br />
1,3 Kilogramm schweren Sensorkopf zweidimensionale<br />
Farbbilder der gewählten Messszene mit einer<br />
20-Megapixel-Farbkamera aufgenommen. Aus diesen<br />
werden mittels Photogrammetrie die 3D-Daten<br />
der gesamten Szene berechnet. Die Einheit aus GoScout3D<br />
und dem Roboterhund Spot wurde erstmals<br />
Ende April auf der Messe Control in Stuttgart öffentlich<br />
vorgestellt. (ys)<br />
Forschende haben den<br />
mobilen 3D-Handscanner<br />
GoScout3D<br />
mit einem Roboterhund<br />
der Marke<br />
Boston Dynamics<br />
kombiniert.<br />
Bild: Fraunhofer IOF<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 49
» BETRIEB<br />
Zusammenspiel von Mensch und Maschine<br />
Assistenzsystem führt Werker<br />
durch den Arbeitsprozess<br />
Ein kognitives und kamerabasiertes Assistenzsystem zeigt, wie die Symbiose<br />
von Mensch und Maschine gelingen kann. „Der Schlaue Klaus“ unterstützt<br />
manuelle Arbeitsprozesse z. B. im Wareneingang, der Kommissionierung oder<br />
der Montage. In Kombination mit einem ergonomischen Arbeitsplatz werden<br />
so Produktivität, Effizienz und Flexibilität erhöht.<br />
Das Assistenzsystem<br />
„Der Schlaue Klaus“<br />
kann mit den ergonomischen<br />
Arbeitsplatzsystemen<br />
von Krieg,<br />
z. B. dem „Ergosmart“<br />
kombiniert werden.<br />
Bild: Optimum<br />
genommenen Bildern eine rückverfolgbare<br />
Dokumentation. All das soll das Werker -<br />
assistenzsystem namens „Der Schlaue<br />
Klaus“ leisten. Wolfgang Mahanty, Geschäftsführer<br />
beim Entwickler Optimum,<br />
betont: „Wir wollten ein richtig cleveres<br />
Assistenzsystem machen, das die Komplexität<br />
jedes Unternehmens abbildet.“<br />
Die industrielle Bilderkennung kann in der<br />
manuellen Produktion und insbesondere<br />
in diesem Konzept viele Vorteile mit sich<br />
bringen. Das beginnt beim reduzierten<br />
Einarbeitungsaufwand für neue Mitarbei-<br />
Wie wäre es, wenn Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter Schritt für Schritt<br />
durch den Prozess anhand einer digitalen<br />
Arbeitsanweisung geführt würden? Könnte<br />
durch eine fortlaufende Bilderkennung<br />
währenddessen geprüft werden, ob jeder<br />
Arbeitsschritt korrekt ausgeführt wurde?<br />
Könnte so wirksam verhindert werden,<br />
dass fehlerhafte Produkte den Arbeitsplatz<br />
verlassen? Und wie wäre es, wenn zusätzlich<br />
Kennzahlen, Betriebsdaten sowie<br />
Mess- und Prüfergebnisse erfasst würden?<br />
Dann ergäbe sich zusammen mit den aufter<br />
und Produkte. Auch das Umsetzen<br />
neuer oder geänderter Montageanleitungen<br />
wird erleichtert. Fertigungsstätten,<br />
die mit einer hohen Komplexität der Produkte<br />
oder immer kürzeren Lebenszyklen<br />
aufwarten, profitieren hiervon. Vor allem<br />
für die Menschen ist der Einsatz des Systems<br />
gewinnbringend, wenn zum Beispiel<br />
jemand nach längerer Abwesenheit oder<br />
der Elternzeit in den Betrieb zurückkehrt;<br />
Situationen auftreten, in denen eine hohe<br />
Fluktuation beim Personal herrscht oder<br />
wenn der Einsatz von Zeit- und Leiharbei-<br />
50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
tern oder Aushilfskräften notwendig ist.<br />
„Das System übernimmt die Anleitung<br />
und gibt echte Hilfestellung. Weder Kollegen<br />
müssen gefragt noch Schritte nach -<br />
trainiert werden. Wir nehmen den Menschen<br />
ein großes Stück an Stress und Verantwortung,<br />
das entlastet alle Beteiligten.<br />
Und jeder kann alles fertigen“, unterstreicht<br />
Mahanty. Das soll Schulungskosten<br />
und Personalaufwand senken.<br />
Menschen sind und bleiben in den Arbeitsprozessen<br />
unerlässlich. Gleichzeitig<br />
sind Aufmerksamkeits- oder Konzentra -<br />
tionsfehler menschlich. Werden Komponenten<br />
fehlerhaft installiert, Schrauben<br />
oder Halterungen vergessen oder schleichen<br />
sich anderweitig Fehler ein, kann<br />
das auf Dauer große Schäden verursachen.<br />
Reklamationen, Rückrufe und Schadensersatzansprüche<br />
sind die Folge. Mahanty:<br />
„Low Volume, High mix – das ist<br />
<strong>aktuell</strong> das Hauptproblem in vielen Betrieben.<br />
Bei einem Produktionszuwachs<br />
von 30 Prozent fragen sich die Betriebe,<br />
welche Leute sie einsetzen können. Auch<br />
bei ungelernten Arbeitern oder solchen<br />
mit Sprachbarrieren hilft der digitale Assistent,<br />
zu einem einwandfreien Ergebnis<br />
zu kommen.“ Das System trägt dem Hersteller<br />
zufolge wesentlich dazu bei, die<br />
Fehlerquoten innerhalb der Montageund<br />
Verpackungsprozesse zu reduzieren<br />
und ein gesundes Arbeiten zu fördern.<br />
Belegschaft entlasten und<br />
Fehlerquoten reduzieren<br />
Gerade in der schnellen Einarbeitung<br />
neuer Mitarbeiter und neuer Produkte<br />
sieht auch Florian Becker, Geschäftsführer<br />
bei Krieg Industriegeräte, einen großen<br />
Pluspunkt: „Das entlastet die Werker,<br />
weil diese nicht alle Versionen oder Varianten<br />
kennen müssen. Da nun jeder alles<br />
fertigen kann, macht das eine flexiblere<br />
Personalplanung möglich. Da die Mitarbeiter<br />
in Echtzeit vom System unterstützt<br />
werden, sinkt die Fehlerquote enorm. Unterm<br />
Strich sind motivierte Mitarbeiter<br />
und zufriedene Kunden das Resultat.“<br />
„Der Schlaue Klaus“ ist modular aufgebaut<br />
und kann für verschiedene Anwendungsfälle<br />
individuell konfiguriert werden.<br />
Die digitalen Arbeitsanweisungen<br />
sollen sich einfach und ohne Programmierkenntnisse<br />
erstellen lassen. Typische<br />
Anwendungsfälle sind beispielsweise die<br />
Wareneingangskontrolle (SK Receipt), die<br />
automatische optische Identifikation (SK<br />
Ident), die manuelle Montage (SK Assembly),<br />
die THT-Bestückung (SK THT) und die<br />
automatische optische Inspektion (SK Inspect).<br />
Assistent erkennt die<br />
Arbeitsschritte<br />
In der Praxis werden eine oder mehrere<br />
Kameras verwendet, um den Arbeitsbereich<br />
zu beobachten. Anleitungen erfolgen<br />
mittels Augmented Reality, die optische<br />
Kontrolle mit 2D-Kameras. Die eingezogenen<br />
Bilder werden von einer Bildverarbeitungs-Software<br />
analysiert und<br />
mit der eingestellten digitalen Arbeitsanweisung<br />
verglichen. Die Kamera prüft optische<br />
Merkmale gegen Referenzdaten. So<br />
können z. B. Farben, Formen, Muster, Texte<br />
und Bar-/QR-Codes gelesen und mit<br />
dem Sollwert abgeglichen werden. „Der<br />
Schlaue Klaus“ erkennt den Arbeitsfortschritt<br />
und reagiert situationsabhängig.<br />
Der Werker bekommt am Bildschirm die<br />
Schritt-für-Schritt-Anleitung, erst nach<br />
der optischen Überprüfung jedes einzelnen<br />
Montageschrittes wird automatisch<br />
weitergeschaltet und der nächste Schritt<br />
angezeigt. Wird etwas vergessen oder<br />
falsch durchgeführt, meldet das System<br />
sofort den Fehler. Mitarbeiter werden bei<br />
der Durchführung ihrer Aufgaben in Echtzeit<br />
unterstützt, das soll die Geschwindigkeit<br />
und Effizienz verbessern. Das System<br />
sorgt darüber hinaus für eine sichere<br />
Durchführung der Aufgaben, indem es<br />
Anweisungen und Warnhinweise bereitstellt.<br />
Die Erkennungsweite beträgt bis zu<br />
1 Millimeter. Physikalische Grenzen gibt<br />
es dem Hersteller zufolge lediglich beim<br />
Thema Sicht, daher ist die ideale Beleuchtung<br />
entscheidend. Derzeit baut Optimum<br />
an neuen Algorithmen, die das System<br />
lichtunempfindlicher machen sollen.<br />
Gelungene Kombination:<br />
Assistent und Arbeitsplatz<br />
„Der Schlaue Klaus“ kann optimal mit den<br />
ergonomischen Arbeitsplatzsystemen aus<br />
dem Hause Krieg verbunden werden, so<br />
die beiden Unternehmen. Insbesondere<br />
der Montagearbeitsplatz „Ergo smart“ bietet<br />
sich für das effiziente Arbeiten mit digitalen<br />
Arbeitsanweisungen an. Das Arbeitsplatzsystem<br />
ermöglicht eine Effizienzsteigerung<br />
durch Best-Point-Greifräume.<br />
Die Materialbereitstellung erfolgt<br />
durch Behälter auf Boxenträgerschienen,<br />
die ohne Störung des Arbeitsraumes für<br />
eine bessere Erreichbarkeit der Materialien<br />
sorgen. Auf Wunsch kann das kognitive<br />
und kamerabasierte Assistenzsystem<br />
mit einem Pick-by-Light-System kombiniert<br />
werden. Hat der Mitarbeiter in das<br />
richtige Fach gegriffen, die korrekte Anzahl<br />
an Schrauben entnommen und passend<br />
montiert? Gerade an Arbeitsplätzen,<br />
an denen sich viele Teile in Schütten, Boxen<br />
und Sichtlagerkästen ähneln, hilft die<br />
LED-Anzeige.<br />
Becker unterstreicht: „Der Mehrwert liegt<br />
auf der Hand: Neben der Automatisierung,<br />
Optimierung und Stabilität des Prozesses<br />
wird Qualität garantiert, Produktivität<br />
gesteigert und Kosten gesenkt. ‚Der<br />
Schlaue Klaus‘ ermöglicht es, die Komplexität<br />
durch steigende Kundenanforderungen<br />
und hohe Variantenvielfalt wirtschaftlich<br />
und in Spitzenqualität zu bewältigen.<br />
Er verschafft Unternehmen damit<br />
einen klaren Wettbewerbsvorteil.“<br />
Überprüfung und<br />
Qualitätsnachweis<br />
Ob das richtige Teil an der richtigen Stelle<br />
richtig verbaut wurde, wird auf den Millimeter<br />
genau kontrolliert. Auch Teilschritte<br />
werden nachvollzogen, was gerade bei<br />
vielen Bauteilen, die ineinander verbaut<br />
sind, relevant ist – ebenso wie eine Endfunktionsprüfung.<br />
Die permanente Qualitätskontrolle<br />
erfüllt ihre Funktion: „Immer<br />
mehr Auftraggeber wollen einen Qualitätsnachweis,<br />
das Thema Rückverfolgbarkeit<br />
hat Gewicht. Die Nachvollziehbarkeit<br />
und die Dokumentation hat schon so<br />
manchen unserer Kunden in Reklamationsverfahren<br />
gerettet“, berichtet Mahanty.<br />
Die Datenerfassung hilft dabei Fehlermuster<br />
zu identifizieren, um eine kontinuierliche<br />
Verbesserung zu erreichen. Im<br />
Falle einer Kundenreklamation kann diese<br />
durch automatisch dokumentierte Daten<br />
und Berichte, Bilder und Videos abgewendet<br />
werden. (ys)<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 51
Ob ein Leasing oder eine Miete von Dienstfahrzeugen sinnvoller ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.<br />
Bild: Artinun/stock.adobe.com<br />
Fuhrpark flexibilisieren und Kosten senken<br />
Leasen oder Mieten?<br />
Aufgrund schwerer Planbarkeit hat es sich bewährt, sich auch auf Schwankungen<br />
in der Firmenflotte durch eine durchdachte Kombination von Leasing und Mieten<br />
einzustellen. Um den richtigen Mix zu finden, ist es wichtig, die eigene Situation zu<br />
verstehen und Ausschreibungen professionell durchzuführen.<br />
In der Firmenflotte gilt es, Kosten und<br />
Risiken unter Kontrolle zu halten und<br />
gleichzeitig die notwendige Flexibilität im<br />
Fahrzeugbestand zu gewährleisten. Das<br />
bedeutet: ausreichend Fahrzeuge und optimale<br />
Auslastung. Und: Unnötige Kosten<br />
durch Leerstände oder vorzeitige Rückgaben<br />
zu vermeiden. Schließlich ist die Anschaffung<br />
der Fahrzeuge (Leasing, Finanzierung,<br />
Miete) neben Kraftstoff und Versicherung<br />
bzw. Schadenmanagement immer<br />
noch einer der größten Kostenblöcke<br />
im Fuhrpark. Und ja, manches lässt sich<br />
im Rahmenvertrag mit den Leasinggesellschaften<br />
regeln, allerdings handelt es sich<br />
dabei um geringe Mengen und eingeschränkte<br />
Fahrzeuge. Allein auf diese<br />
Möglichkeit sollte man sich also nicht<br />
verlassen.<br />
Beim Leasing handelt es sich meist um<br />
Verträge für Neufahrzeuge über zwei bis<br />
drei Jahre zu günstigen, aber auch sehr<br />
starren Konditionen. Der Leasingvertrag<br />
beinhaltet klassischerweise zunächst die<br />
reine Finanzierung, die dann um Servicekomponenten<br />
und Versicherungen ergänzt<br />
werden. Der Leasingnehmer wird<br />
dabei zum Fahrzeughalter einschließlich<br />
entsprechender Rechte, Pflichten und<br />
Risiken. Der klassische Mietwagen hingegen<br />
ist kurzfristig verfügbar und, was<br />
Bereitstellung und Service angeht, in<br />
der Regel ein Rundum-Sorglos-Paket:<br />
Lediglich der Kraftstoff kommt für Firmen<br />
bzw. für den Mietenden als variabler<br />
Kostenpunkt hinzu. Damit eignet<br />
sich diese Form sehr gut zur Bewältigung<br />
von schwankendem Bedarf in der<br />
Dienstwagenflotte.<br />
Leasing: Langfristige,<br />
planbare Mobilität<br />
Wer sich für einen Leasingvertrag entscheidet,<br />
kann die monatlichen Raten<br />
langfristig planen und schützt sich vor<br />
unerwarteten Kosten wie z. B. Wertver-<br />
lust und den Aufwand einer späteren Vermarktung<br />
bei Kauffahrzeugen. Wer zusätzliche<br />
Dienstleistungen für Wartungen,<br />
Reifen, etc. in den Leasingvertrag<br />
aufnimmt, stabilisiert die Gesamtkosten<br />
noch weiter.<br />
Vorteile des Leasings:<br />
• Individuelle Konfiguration des<br />
Fahrzeugs.<br />
• Auswahl von Laufzeit und Laufleistung.<br />
• Die Leasinggesellschaft ist zentraler<br />
Ansprechpartner für alle Belange rund<br />
ums Fahrzeug.<br />
Nachteile des Leasings:<br />
• Geringe Flexibilität während der<br />
Laufzeit.<br />
• Hohe Kosten, wenn Änderungen<br />
während des Leasingvertrags doch<br />
erforderlich werden.<br />
• Risiko hoher Nachzahlungen bei<br />
Rückgabe, insbesondere bei niedrigen<br />
Leasingraten.<br />
• Vorlauf durch z. T. lange Lieferzeiten.<br />
52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
FUHRPARK «<br />
Die Nachteile des Leasings kommen besonders<br />
bei Bedarfsschwankungen im<br />
Fuhrpark zum Tragen: Wer den Vertrag<br />
vorzeitig beenden möchte (z. B. beim Ausscheiden<br />
des Nutzenden aus dem Unternehmen)<br />
oder sich erwartete Laufleistungen<br />
verändern, sollte im besten Fall beim<br />
Leasinganbieter die Laufleistung vertraglich<br />
anpassen lassen. Eine vorzeitige<br />
Rückgabe führt meist zu einer vollständigen<br />
Neuberechnung des Leasingvertrags,<br />
was in der Regel zu teuer ist. Ganz anders<br />
verhält es sich mit Mietwagen.<br />
Mietwagen: Flexibel mobil<br />
Wer also absehen kann, dass Fahrzeuge<br />
nur für kurze Zeit – z. B. zur Überbrückung<br />
von saisonalen Bedarfsspitzen –<br />
benötigt werden oder sich spontaner Bedarf<br />
ergibt, greift zum Mietwagen. Diese<br />
sind kurzfristig verfügbar und mit Laufzeiten<br />
von wenigen Tagen bis zu mehreren<br />
Monaten eine perfekte Ergänzung<br />
zum Langläufer Leasing.<br />
Vorteile von Mietwagen:<br />
• Kurzfristig verfügbar ohne lange<br />
Vorlaufzeiten.<br />
• Keine langfristigen Verpflichtungen:<br />
Mietverträge sind einfach anzupassen<br />
oder zu beenden.<br />
• Breite Auswahl an unterschiedlichen<br />
Herstellern und Modellen, z. B. auch<br />
zum Testen für den eigenen Fuhrpark.<br />
Nachteile von Mietwagen:<br />
• Keine Fahrzeugwahl, nur Kategorien:<br />
Der Vermieter bestimmt das eigentliche<br />
Fahrzeug.<br />
• Auf Dauer höhere Kosten.<br />
• Tarifvielfalt mit Extras wie Mehr-Kilometer,<br />
zusätzliche Fahrer oder Selbstbehalt<br />
bei Versicherung.<br />
Gerade wenn es um die kurzzeitige<br />
Überbrückung von Bedarfsspitzen geht,<br />
sollte ein Unternehmen gut mit den genannten<br />
Nachteilen eines Mietwagens<br />
leben können. Obwohl die Kosten im<br />
gleichen Zeitraum für einen Mietwagen<br />
höher ausfallen, überwiegt immer noch<br />
der Vorteil der Flexibilität, was die Laufzeit<br />
des Mietvertrags und damit die Gesamtkosten<br />
angeht. Denn diese ermöglicht<br />
eine effiziente Nutzung der Ressourcen<br />
im Fuhrpark und vermindert<br />
Leerstands- bzw. Leerlaufzeiten.<br />
Bevor Sie sich jedoch als Fuhrparkbetreiber<br />
auf die Suche nach den passenden<br />
Dienstleistern und Partnern begeben,<br />
empfiehlt es sich einige Faktoren zu beachten.<br />
Vorgehen für optimale<br />
Angebote<br />
1. Definieren Sie klar Ihre Anforderungen:<br />
Je besser Sie Ihren Bedarf kennen<br />
und je klarer Sie Art und Umfang der benötigten<br />
Fahrzeuge und Dienstleistungen<br />
beschreiben, desto einfacher finden Sie<br />
geeignete Lieferanten und umso besser<br />
gestaltet sich die künftige Zusammenarbeit.<br />
Planen Sie im Rahmen Ihrer Ausschreibung<br />
ausreichend Zeit und Ressourcen<br />
ein. Dies erleichtert Ihnen nicht nur<br />
den späteren Prozess spürbar, sondern Sie<br />
erzielen damit auch die bestmöglichen<br />
Konditionen. Wer neben Kosten auch auf<br />
Nachhaltigkeit setzt, trägt mit umweltfreundlichen<br />
Fahrzeugen auch zum positiven<br />
Unternehmensimage bei.<br />
2. Marktuntersuchung: Führen Sie eine<br />
Marktuntersuchung durch und bestimmen<br />
maximal fünf bis sechs am besten<br />
geeignete Anbieter, die Sie zu einer Angebotsabgabe<br />
einladen möchten. Im besten<br />
Fall definieren Sie vorab Entscheidungskriterien,<br />
die die Anbieter grundsätzlich<br />
erfüllen müssen, sich aber dennoch in der<br />
eigentlichen Erfüllung voneinander unterscheiden.<br />
Wenn alle Anbieter die Kriterien<br />
gleichermaßen erfüllen, wird eine<br />
qualitative Bewertung später kaum möglich<br />
sein. Sollten Ihnen seitens der Anbieter<br />
wichtige Informationen, z. B. zur Bewertung<br />
der festgelegten Entscheidungskriterien<br />
fehlen, empfiehlt es sich, diese<br />
Aspekte im Vorfeld durch entsprechende<br />
Fragenkataloge im Rahmen der Ausschreibung<br />
abzufragen.<br />
3. Wichtige Vertragsbedingungen in die<br />
Ausschreibung aufnehmen: Alle für Ihr<br />
Unternehmen relevanten Vertragsbedingungen<br />
sollten bereits mit der Ausschreibung<br />
transparent kommuniziert werden.<br />
Dazu gehören Laufzeiten, Konditionen für<br />
Kilometerbegrenzungen, Versicherungsumfang<br />
und Wartungsdienstleistungen.<br />
Aber auch die Anforderungen an bestimmte<br />
Abläufe oder Unternehmensbesonderheiten.<br />
Klare Kommunikation mini-<br />
miert das Risiko von Missverständnissen<br />
und Unstimmigkeiten während der späteren<br />
Vertragsverhandlungen.<br />
4. Neben Kosten auch die Nachhaltigkeit<br />
berücksichtigen: Abgeleitet von Ihrer<br />
Unternehmensstrategie und den<br />
Nachhaltigkeitszielen sind entsprechende<br />
Optionen in Ausschreibungen von großer<br />
Bedeutung. Dies kann zunächst mit erhöhten<br />
Kosten einhergehen. Über einen<br />
längeren Zeitraum gesehen ist es jedoch<br />
wirtschaftlicher und kostensparender.<br />
Synergien auch mit<br />
Geschäftsreisen nutzen<br />
Erfolgreiches Fuhrparkmanagement geht<br />
nur mit kontinuierlicher Steuerung und<br />
Anpassung der Flotte und damit verbundenen<br />
Abläufen an die sich ändernden<br />
Rahmenbedingungen. Je professioneller<br />
Ausschreibungen vorbereitet und durchgeführt<br />
werden, umso leichter können<br />
Unternehmen, aber auch Dienstleister auf<br />
Änderungen reagieren. Und damit Ihre<br />
Mobilität auch in volatilen Zeiten bestmöglich<br />
und effizient gestalten.<br />
Gerade bei Mietwagen empfiehlt es sich,<br />
neben den üblichen Stakeholdern für den<br />
Fuhrpark auch das Travel Management<br />
einzubeziehen. Schließlich ist dies die<br />
einzige Mobilitäts-Warengruppe, in der<br />
aus Sicht des Einkaufs Synergien und<br />
Skaleneffekte zu erzielen sind. Diese sollte<br />
man nicht verschenken.<br />
Bild: Darr<br />
Timo Darr<br />
ist seit 10 Jahren im<br />
Consulting für Mobilitätsmanagement<br />
in mittleren<br />
und großen Unternehmen<br />
tätig. Zuvor hat er das globale<br />
Reise- und Mobilitätsmanagement<br />
in einem<br />
DAX-Konzern aufgebaut<br />
und geführt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 53
Um die Flotte den eigenen Ansprüchen bestmöglichen anzupassen, lohnt es sich, mit einem Mobilitätsdienstleister in Kontakt zu treten und<br />
maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.<br />
Bild: Wellnhofer Designs/stock.adobe.com<br />
Unternehmensmobilität sicherstellen<br />
Mietwagen für einen flexiblen<br />
und verlässlichen Fuhrpark<br />
Um sich für alle Eventualitäten zu wappnen, setzen viele Unternehmen auf einen<br />
umfangreichen Fuhrpark. Oftmals braucht es jedoch einen Großteil der Fahrzeuge<br />
nicht. Mietwagen helfen dabei, Mehrkosten zu vermeiden und die Firmenflotte an<br />
die individuellen Anforderungen anzupassen.<br />
Egal ob für einen spontanen Termin,<br />
eine wichtige Lieferung oder den<br />
Weg zur Arbeit – ein effektiver Fuhrpark<br />
ist für die Effizienz des Unternehmens<br />
von zentraler Bedeutung. Um einen reibungslosen<br />
Betriebsablauf zu gewährleisten,<br />
müssen Mitarbeiter stets die Möglichkeit<br />
haben, mobil zu bleiben. Ein verlässlicher<br />
und einsatzbereiter Fuhrpark ist<br />
jedoch nicht selten mit hohen Kosten und<br />
einem großen Verwaltungsaufwand verbunden.<br />
Vor allem, wenn eines der Fahrzeuge<br />
ausfällt oder sich die Anforderun-<br />
gen ändern, kommen starre Flottenlösungen<br />
an ihre Grenzen.<br />
Im dynamischen Arbeitsalltag verändern<br />
sich die Rahmenbedingungen stetig – insbesondere<br />
in puncto Mobilität. Mitarbeiter<br />
verlassen das Unternehmen, neue Kollegen<br />
habe andere Anforderungen an ihren<br />
Dienstwagen oder die Auftragssituation<br />
steigt. Für jede Eventualität die richtigen<br />
Fahrzeuge bereitzuhalten, scheint unrealistisch<br />
und unwirtschaftlich. Denn neben<br />
den <strong>Beschaffung</strong>s- und Leasingkosten entstehen<br />
beim Firmenfuhrpark weitere<br />
Kosten punkte aufgrund von Wartungen,<br />
Inspektionen, Reifenwechsel und Lagerung<br />
sowie zusätzlichen Anmietungen bei Ausfällen<br />
über einen Mobilitätsdienstleister.<br />
Dafür braucht es nicht nur geschultes Personal,<br />
sondern auch transparente Fuhrparksysteme.<br />
Zudem kommen bei Rückgaben im<br />
Leasingfall erhöhte Kosten auf Unternehmen<br />
zu, die den Gesamtaufwand erheblich<br />
erhöhen. Bei finanzierten Autos und Barkaufgeschäften<br />
entsteht immer ein Restwertrisiko.<br />
Durch Mietwagen lassen sich<br />
einige Verantwortlichkeiten an den Dienst-<br />
54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
FUHRPARK «<br />
leister übertragen, weshalb sich diese als<br />
attraktive Alternative etabliert haben.<br />
Welches Mietmodell sich für den Fuhrpark<br />
eignet, hängt jedoch von den Anforderungen<br />
ab.<br />
Flexibilität durch<br />
Kurzzeitmiete<br />
Mit der Kurzzeitmiete lässt sich die Unternehmensflotte<br />
kurzfristig erweitern.<br />
Das Überbrücken von saisonalen Peaks<br />
oder Anschlussmobilität vom Flughafen<br />
zum Kundentermin stellen klassische Anwendungsfälle<br />
für das flexible Vertragsmodell<br />
dar. Im Gegensatz zu anderen<br />
Konzepten wie dem Carsharing trumpft<br />
die Kurzzeitmiete mit einer großen Fahrzeugauswahl<br />
auf, die es ermöglicht, passende<br />
Fahrzeuge für jeden Anwendungszweck<br />
zu finden. Zudem gewährleisten<br />
Autovermieter einen umfassenden Service<br />
und halten bei Komplikationen ein<br />
passendes Ersatzfahrzeug bereit. Aufgrund<br />
der Flexibilität profitieren vor allem<br />
junge Unternehmen in Wachstumsphasen<br />
von dem Modell und können ihren Fuhrpark<br />
schnell an veränderte Bedingungen<br />
anpassen. Kommt es zu kurzfristigen Änderungen,<br />
lässt sich die weitere Planung<br />
unkompliziert anpassen, denn durch die<br />
geringe Laufzeit von bis zu einem Monat<br />
entstehen keine langfristigen vertraglichen<br />
Bindungen.<br />
Ganzheitliche Konzepte<br />
durch Langzeitmiete<br />
Nutzen-Effizienz steigert. Ein klassischer<br />
Anwendungsfall der Langzeitmiete ist die<br />
Probezeit eines neuen Mitarbeiters mit<br />
Dienstwagenanspruch. Um sich nicht direkt<br />
durch ein mehrjähriges Leasing an<br />
die Person zu binden, bietet es sich an,<br />
auf ein Mietfahrzeug zurückzugreifen.<br />
Individuelle Lösungen<br />
finden<br />
Bei der Wahl des passenden Mietmodells<br />
geht es nicht nur um den finanziellen Aspekt,<br />
sondern auch um verlässliche und<br />
komfortable Mobilität im Tagesgeschäft.<br />
Ein passendes Auto sollte sowohl den Ansprüchen<br />
der Buchhaltung als auch denen<br />
der Mitarbeiter entsprechen. Insbesondere<br />
Autos mit einer sogenannten Compact-<br />
Größe kommen daher für den tagtäglich<br />
genutzten Firmenwagen infrage. Sie bieten<br />
zwar ein höheres Maß an Komfort als<br />
ein Kleinwagen, eignen sich jedoch bestens<br />
für den Stadtverkehr. Neben dem<br />
richtigen Fahrzeugmodell lässt sich der<br />
Mietwagen durch weitere Faktoren den<br />
Ansprüchen des Unternehmens anpassen.<br />
• Ausstattung: In der Regel besteht bei<br />
jedem Fahrzeugmodell die Möglichkeit,<br />
zwischen einer hochwertigen Vollausstattung<br />
oder einer günstigeren Option<br />
zu wählen und somit den Preis maßgeblich<br />
zu beeinflussen. Für eine effiziente<br />
Gestaltung des Fuhrparks lassen<br />
sich beide Varianten kombinieren.<br />
Während Poolfahrzeuge lediglich über<br />
die grundlegenden Features wie ein<br />
Navigationsgerät oder Bluetooth verfügen,<br />
können Dienstwagen die hochwertige<br />
Vollausstattung erhalten.<br />
• Versicherungssumme: Eine angepasste<br />
Selbstbeteiligung an der Versicherung<br />
gewährt weiteren Spielraum bei der<br />
preislichen Gestaltung. In den meisten<br />
Fällen liegt die durchschnittliche<br />
Selbstbeteiligungssumme je nach Fahrzeugkategorie<br />
bei 600 bis 1500 Euro,<br />
lässt sich jedoch auch auf 0 Euro reduzieren.<br />
Durch individuelle Verträge bieten<br />
Autovermieter die Möglichkeit, den<br />
Fuhrpark flexibel zu gestalten.<br />
• Elektromobilität: Heute finden zunehmend<br />
mehr E-Autos Einzug in den Unternehmensfuhrpark.<br />
Wenn es jedoch<br />
an Ladeinfrastruktur fehlt, werden<br />
Mithilfe der Langzeitmiete lassen sich<br />
auch langfristige Mobilitätskonzepte entwickeln<br />
und umzusetzen. In der Regel beträgt<br />
die Laufzeit mindestens einen Monat<br />
und kann je nach Bedarf verlängert<br />
werden. Unternehmen nutzen das Modell<br />
oft über einen Zeitraum von sechs Monaten.<br />
Eine Kilometerpauschale von um die<br />
3000 Kilometer ist üblich, kann aber bei<br />
Bedarf erweitert werden. Genau wie bei<br />
der Kurzzeitmiete ermöglicht die langfristige<br />
Mietoptionen den Kunden, ihre Fahrzeuge<br />
aus dem gesamten Fuhrpark der<br />
Vermieter auszuwählen. Trotz der langen<br />
Laufzeit lässt sich das Mietmodell jederzeit<br />
kündigen und ermöglicht eine tagesgenaue<br />
Abrechnung, was ein hohes Maß<br />
an Flexibilität gewährt und die Kostenelektrisch<br />
betriebene Fahrzeuge zum<br />
Hindernis. Im Vorfeld gilt es daher immer<br />
zu klären, ob bereits die richtigen<br />
Rahmenbedingungen bestehen, bevor<br />
die Flotte neue Fahrzeuge erhält.<br />
Durch die Beratung durch einen versierten<br />
Mobilitätsprofi lässt sich eruieren,<br />
wie die optimale Gestaltung des<br />
Fuhrparks aussehen könnte. In der Regel<br />
ergibt es Sinn, im Fuhrpark auf eine<br />
Kombination aus Verbrennern und<br />
E-Autos zu setzen. Somit lassen sich<br />
sowohl kurze Strecken in der Stadt als<br />
auch lange Landrouten klimafreundlich<br />
und effektiv bestreiten.<br />
Für alle Fälle<br />
mobil bleiben<br />
Immer wieder benötigen Firmen Autos<br />
mit spezifischen Anforderungen. Insbesondere<br />
beim Transport von verderblichen<br />
Waren oder von empfindlichen Produkten<br />
reichen normale Transportfahrzeuge nicht<br />
aus. Sowohl bei der Lang- als auch bei der<br />
Kurzzeitmiete bieten Autovermietungen<br />
daher die Möglichkeit, Sonderfahrzeuge<br />
zu nutzen. Dazu gehören beispielsweise<br />
Transporter mit gesondertem Kühlabteil<br />
oder großer Ladefläche, sodass sich Sonderaufträge<br />
problemlos bewältigen lassen.<br />
Um die Flotte den Ansprüchen bestmöglichen<br />
anzupassen, lohnt es sich, mit<br />
einem Mobilitätsdienstleister in Kontakt<br />
zu treten und maßgeschneiderte Lösungen<br />
zu entwickeln.<br />
Bild: Starcar<br />
Nima Kalantari<br />
ist Geschäftsführer der<br />
Starcar Autovermietung<br />
und Vorstand<br />
Operation , Sales und<br />
Fleet der Starcar<br />
Europa Service Group.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 55
» FUHRPARK<br />
Nachhaltige Mobilität für die Industrie<br />
Standortverbindung durch<br />
E-Bike-Flotten<br />
Der österreichische Intralogistik-Spezialist TGW Logistics setzt mit Sharing-E-Bikes<br />
auf ein Mobilitätskonzept, das gleichzeitig Nachhaltigkeit und Flexibilität bietet, ohne<br />
dabei an Effektivität im Alltag einzubüßen. Die Pedelecs werden von Movelo<br />
bereitgestellt und stehen Mitarbei terinnen sowie Mitarbeitern für die Überbrückung<br />
von Standortdistanzen, aber auch für private Zwecke zur Verfügung.<br />
Im Pauschalpreis sind neben den E-Bikes auch die Kosten für<br />
Inspektionen, Versicherung, Service und Anlieferung enthalten.<br />
Bild: Movelo<br />
Die E-Bike-Flotte bei TGW Logistics wird hauptsächlich zur Standortverbindung genutzt.<br />
Die Mitarbeitenden können sie aber auch für private Zwecke nutzen.<br />
Bild: TGW Logistics<br />
Das Corporate E-Bike-Abo für<br />
Industriebetriebe<br />
ternehmens und seiner Arbeitskräfte sind.<br />
Insbesondere im produzierenden Gewerbe<br />
stehen dabei vor allem zeitliche und<br />
logistische Aspekte im Vordergrund.<br />
Fünf Kilometer sind die beiden österreichischen<br />
Standorte von TGW Logistics<br />
• Vertragsdauer: 36 Monate<br />
• Mindeststückzahl E-Bikes: 2<br />
• Miete inkludiert u. a.: Fullservice (Vollkaskoversicherung,<br />
Vor-Ort-Service, Support), Flottensoftware, Nutzungsapp,<br />
Lieferung und Montage<br />
Dienstwagen, Ride- und Car-Sharing,<br />
Pool-Lösungen oder das private<br />
Fahrzeug für den täglichen Arbeitsweg:<br />
Die möglichen Ansätze für die betriebliche<br />
Mobilität sind so vielfältig, wie es<br />
auch die Erfordernisse des jeweiligen Unvoneinander<br />
entfernt, der eine in Wels,<br />
der zweite im benachbarten Marchtrenk.<br />
Auch die Verbindungen zum öffentlichen<br />
Nahverkehr sind ähnlich situiert: 2,7 Kilometer<br />
ist die Unternehmenszentrale in<br />
Marchtrenk vom örtlichen Bahnhof entfernt,<br />
vom Hauptbahnhof Wels zum dortigen<br />
Standort sind es 2,9 Kilometer. Für<br />
Strecken dieser Größenordnung bietet<br />
sich das Zweirad ideal an, bewältigt es<br />
doch die Distanz eines 38-minütigen<br />
Fußweges in weniger als zehn Minuten,<br />
ohne Verkehrsstaus oder Parkplatzsuche.<br />
Können Fahrräder bei solchen Wegen ihre<br />
Vorzüge gegenüber Pkw vor allem bei den<br />
Faktoren Kosten, Zeit und Geschwindigkeit<br />
ausspielen, so kommt im Vergleich zu<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln noch der<br />
Vorteil der Fahrplanunabhängigkeit hinzu<br />
56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Movelo<br />
... ist Spezialist in Sachen Mobilitätsdienstleistungen<br />
für E-Bikes im Businessbereich. Das<br />
2005 gegründete Unternehmen liefert zum<br />
Aufbau umweltfreundlicher Fuhrparks hochwertige<br />
Elektrofahrräder und dazugehörige<br />
Komponenten – eine Smartphone-App, Software,<br />
Abstell- und Ladestationen sowie den<br />
dazugehörigen Rundumservice. Aktuell befinden<br />
sich in Deutschland, Österreich, Belgien,<br />
den Niederlanden, Tschechien, Frankreich und<br />
Italien rund 6500 Movelo-E-Bikes im Einsatz.<br />
Mit ihnen wurden bislang mehr als 9,6 Mio. Kilometer<br />
zurückgelegt und mehr als 10.000 Tonnen<br />
CO 2<br />
eingespart.<br />
TGW Logistics<br />
... ist ein internationaler Anbieter von Intra -<br />
logistik-Lösungen. Seit mehr als 50 Jahren<br />
realisiert der österreichische Spezialist weltweit<br />
hochautomatisierte Anlagen für Kunden.<br />
Als Systemintegrator übernimmt TGW Logistics<br />
dabei Planung, Produktion, Realisierung<br />
und Service der Logistikzentren – von Mechatronik<br />
über Robotik bis hin zu Steuerung und<br />
Software. Das Unternehmen hat Niederlassungen<br />
in Europa, China und den USA und beschäftigt<br />
weltweit rund 4400 Mitarbeitende.<br />
Im Wirtschaftsjahr 2022/23 erzielte das Unternehmen<br />
einen Gesamtumsatz von 955 Millionen<br />
Euro.<br />
– ein Faktor, der bei Unternehmen vor allem<br />
im Mehrschichtbetrieb relevant ist,<br />
durch den Mitarbeiter oft außerhalb der<br />
Betriebszeiten öffentlicher Verkehrsmittel<br />
mobil sein müssen. Bei den beiden österreichischen<br />
Standorten setzt das Unternehmen<br />
daher auf ein System von Sharing-E-Bikes<br />
samt Ladeinfrastruktur und<br />
App-Einbindung, welche die Reservierung<br />
und Entsperrung der E-Bikes durch individuelle<br />
Mitarbeiter ermöglicht. Als Dienstleister<br />
ist Movelo auf diese Art der betrieblichen<br />
Zweiradmobilität spezialisiert.<br />
Das Unternehmen stattet bereits über<br />
100 Unternehmen in sieben europäischen<br />
Ländern mit E-Bike-Fuhrparks aus.<br />
Multimodales Mobilitätskonzept<br />
Neben den elektrischen Fahrrädern ergänzen<br />
auch E-Pool-Fahrzeuge den TGW-<br />
Fuhrpark, der dem Unternehmen zufolge<br />
mit Augenmerk auf ökonomisch zukunftsfähige<br />
Nachhaltigkeit aufgebaut<br />
wurde – auch mit Rücksicht auf steigende<br />
Preise für fossile Brennstoffe und zunehmend<br />
strenger werdende CO 2 -Vorgaben<br />
für Unternehmensflotten. So nutzt der<br />
Intralogistikanbieter für die E-Ladeinfrastruktur<br />
an den Hauptstandorten bereits<br />
seit vier Jahren Photovoltaik zur Erzeugung<br />
eigenen Stroms. Während die<br />
betriebliche E-Auto-Flotte vor allem für<br />
geschäftliche Reisen mit mittlerer Distanz<br />
genutzt wird kommen die E-Bikes für örtliche<br />
Termine, die nahe Standortverbindung<br />
und für den privaten Gebrauch<br />
durch Mitarbeiter zum regelmäßigen Einsatz.<br />
Mit Verbrennungsmotor betriebene<br />
Fahrzeuge nutzt TGW weiterhin für Langstreckeneinsätze<br />
für Vertriebs- oder Servicezwecke<br />
– also vor allem jene Bereiche,<br />
in der die E-Mobilität aus Gründen<br />
der Reichweite noch nicht vollständig<br />
konkurrenzfähig ist.<br />
Aus Unternehmenssicht bietet sich ein<br />
solches multimodales Konzept vor allem<br />
an, um den größtmöglichen Praxisnutzen<br />
aus jeder Mobilitätsform eruieren zu können,<br />
wodurch auch die Akzeptanz von<br />
neuen Lösungen durch Mitarbeiter, Kunden<br />
und Gesellschaft gesteigert wird. Das<br />
parallele Anbieten mehrerer Mobilitätsformen<br />
wird zudem durch die Existenz<br />
von Sharing-Lösungen von spezialisierten<br />
Anbietern begünstigt. So bezieht TGW Logistics<br />
die Pedelecs zu einem Pauschalpreis.<br />
In diesem Paket sind auch jegliche<br />
Kosten für Inspektionen, Versicherung,<br />
Service und Anlieferung enthalten. Zusätzlich<br />
kann die Ladeinfrastruktur zu einem<br />
Pauschalpreis gemietet und eingerichtet<br />
werden. Dies ermöglicht im Vergleich zum<br />
Direktkauf oder Leasing finanzielle Planbarkeit.<br />
Bei sich änderndem Bedarf kann<br />
die Flotte fast beliebig vergrößert oder verkleinert<br />
werden.<br />
Private Nutzbarkeit von<br />
E-Bikes<br />
Für Mitarbeiter wiederum ist die Akzeptanz<br />
solcher nachhaltigen Mobilitätslö-<br />
sungen vor allem von den konkreten Vorteilen<br />
abhängig, die man als Arbeitgeber<br />
auch als attraktiver Teil eines Leistungspakets<br />
vermitteln kann – so wie es bei<br />
TGW Logistics der Fall ist. So wird die<br />
E-Bike-Flotte zwar hauptsächlich zur<br />
Standortverbindung und damit für berufliche<br />
Wege genutzt – Mitarbeiter verwenden<br />
sie dabei vorwiegend zur Überbrückung<br />
der eingangs erwähnten Betriebsstandorte<br />
– aber auch eine private<br />
Nutzung ist möglich. TGW Logistics stellt<br />
seinen Mitarbeitern die E-Bikes während<br />
der Wochenenden und Feiertage sowie<br />
außerhalb der Kernarbeitszeiten zur Verfügung<br />
– völlig kostenfrei. Nachhaltige<br />
Mobilität ist für das Technologieunternehmen<br />
einer der Wege, um der Unternehmensphilosophie<br />
„Mensch im Mittelpunkt<br />
– lernen und wachsen“ gerecht zu<br />
werden.<br />
Bild: Movelo<br />
Herbert Ottenschläger<br />
ist Head of Sales des<br />
deutschen Mobilitätsdienstleisters<br />
Movelo.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 57
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58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
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für Einkaufs- u. Auftragsprozesse sowie<br />
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in der Cloud, on-premises oder hybrid betrieben.<br />
Regelmäßige SAP-Zertifizierungen bestätigen den<br />
Qualitätsstandard und gelten für die verschiedenen<br />
SAP-Deployment-Modelle. 300.000 User verarbeiten<br />
mit xSuite pro Jahr mehr als 80 Mio. Dokumente.<br />
EINKAUFSCONTROLLING<br />
EINKAUFSSOFTWARE<br />
HEBEMITTEL<br />
SoftconCIS GmbH<br />
www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />
SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />
als 25 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />
Informationssystemen für Einkaufscontrolling und<br />
strategischen Einkauf.<br />
Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />
Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />
fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />
Hosting im eigenen zertifizieten, deutschen Rechenzentrum<br />
und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />
vereint:<br />
– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />
– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />
– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />
– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />
veenion GmbH<br />
www.veenion.de<br />
Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />
elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />
Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />
Softwarelösungen impact ordering und<br />
open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />
Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />
und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />
Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />
zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />
Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />
Mitari Hebetechnik GmbH<br />
http://www.anschlagmittel-shop.de/<br />
Anschlagmittel-Shop zählt zu den führenden Online-<br />
Anbietern von hochwertigen Hub- und Hebezeugen.<br />
Unser inhabergeführtes Unternehmen liefert alle Produkte,<br />
die für sicheres Heben erforderlich sind. Dabei<br />
bieten wir eine große Auswahl an Produkten an, die<br />
durch ihre Qualität und ihren Preis überzeugen. Unsere<br />
Kunden können auf umfassende Beratung und Lösungen<br />
nach Maß vertrauen, unser Motto lautet: „Was wir<br />
nicht haben, können wir machen!“ Sollten wir für<br />
besondere Hebeaufgaben keine vorgefertigte Lösung<br />
im Sortiment haben, entwickeln wir sie gemeinsam<br />
mit Ihnen.<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
SUPPLY CHAIN-SOFTWARE<br />
www.industrie.de<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
EURO-LOG AG<br />
www.eurolog.com<br />
Integration, Collaboration und Realtime Visibility kennzeichnen<br />
die DNA der plattformbasierten Software für<br />
Supply Chain Management von EUROLOG. Der IT-<br />
Dienstleister und Spezialist für Datenintegration<br />
vernetzt alle Partner einer Lieferkette auf seiner<br />
eigenen Logistik-Plattform. Auf Basis dieses gemeinsamen<br />
Datenpools optimieren und steuern die digitalen<br />
Lösungen von EUROLOG über verschiedenste<br />
Geschäftsbereiche, Regionen und Verkehrsträger hinweg<br />
die logistischen Prozesse weltweiter Lieferketten –<br />
End-to-End in Echtzeit!<br />
EUROLOG Software-Lösungen sind schnell und flexibel<br />
einsetzbar und mit allen ERP-Systemen kompatibel.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 59
» BME AKTUELL<br />
Awards/Förderpreise<br />
BME Science Awards „Dissertation“ und „Master“ 2024 verliehen<br />
Im Rahmen des 17. Wissenschaftlichen<br />
Symposium „Supply Management“ hat<br />
der BME die Sieger:innen der Förderpreise<br />
für den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
bekannt gegeben. Mit den BME Science<br />
Awards würdigt der Verband wissenschaftliche<br />
Leistungen in den Themenfeldern<br />
Einkauf, Logistik und Supply Chain.<br />
BME Science Award (Dissertation): Der<br />
Gewinner des Science Award 2024 in der<br />
Kategorie „Dissertation“ ist Dr. Davide<br />
Burkhart, Universität Mannheim. Die<br />
Dissertation „Risk and Disruption Management<br />
in Buyer-Supplier Relationships“<br />
thematisiert Risikomanagement in<br />
Käufer-Lieferanten-Beziehungen und untersucht<br />
insbesondere das Management<br />
von Transparenz, Implikationen höherer<br />
Gewalt und die Wechselbeziehung zwischen<br />
Performance und Supply Chain Disruptions.<br />
Die Jury würdigte außerdem Dr.<br />
Vincent Delke, University of Twente, und<br />
Dr. Chiara Freichel, Julius-Maximilians-<br />
Universität Würzburg, für das Erreichen<br />
des Vortragfinales im Wettbewerb.<br />
BME Science Award (Master): In der<br />
Kategorie Master Universität“ konnte sich<br />
Jasmin Matejat, Julius-Maximilians-Universität<br />
Würzburg, mit dem Thema „A<br />
concept for evaluating the criticality of<br />
raw materials in purchasing and supply<br />
chain management“ durchsetzen.<br />
Bild: BME e.V.<br />
Frischgebackene BME-<br />
Preisträger (v. l.):<br />
Jasmin Matejat,<br />
Julius-Maximilians-<br />
Universität Würzburg,<br />
und Dr. Davide<br />
Burkhart, Universität<br />
Mannheim.<br />
Beim 17. Wissenschaftlichen Symposium<br />
„Supply Management“ des BME trafen<br />
sich vom 4.-5. März an der Universität<br />
Mannheim Studierende, Absolventen,<br />
Wissenschaftler und Praktiker zum fachlichen<br />
Austausch. Die Vorträge der Veranstaltung<br />
werden in einem Tagungsband<br />
veröffentlicht (Erscheinungstermin: Sommer<br />
2024).<br />
6. November 2024, Berlin<br />
Deutscher Lieferkettentag: BME zeigt erneut Flagge<br />
Mit der Sicherung, Ausgestaltung und Diversifizierung<br />
der Lieferketten stehen erneut<br />
Topthemen der deutschen Wirtschaft<br />
auf dem Programm des Deutschen<br />
Lieferkettentages 2024. Das von den Verbänden<br />
bevh, BGA, BME und DER MITTEL-<br />
STANDSVERBUND gemeinsam organisierte<br />
Event findet unter dem Motto „Globalisierung<br />
unter Druck? Lieferketten sichern<br />
und diversifizieren“ am 6. November<br />
2024 von 10:30 bis 16:30 Uhr in Berlin<br />
statt. An der Fachtagung nehmen<br />
hochrangige Vertreter aus Politik, Verwaltung<br />
und Wissenschaft sowie Entscheider<br />
der deutschen Wirtschaft aus Industrie<br />
und Handel teil. Sie sprechen u. a. über<br />
Berichtspflichten, eine zunehmende Defragmentierung<br />
der globalisierten Welt<br />
sowie sicherheitspolitische Herausforderungen,<br />
die die Unternehmen zu einem<br />
permanenten Anpassungsprozess zwingen.<br />
In diesem Jahr stehen folgende Themen<br />
besonders im Blickpunkt:<br />
• Sicherung der Handelswege: Deutschlands<br />
Rolle in EU und Nato<br />
• Eine Wirkungsanalyse: Praktische Erfahrungen<br />
mit dem Lieferkettengesetz<br />
• US-Wahlergebnis: Eine Einordnung<br />
• Digitalisierung der Lieferkette<br />
Für BME-Mitglieder ist die Teilnahme<br />
kostenlos.<br />
Weitere Infos: mirjam.zeller@bme.de<br />
BME-Messekalender 2024<br />
Kostenfreier Zugang zu<br />
Messen mit<br />
BME-Fachvorträgen<br />
Der BME informiert 2024 auf Fachmessen<br />
unterschiedlicher Größen und Ausrichtungen<br />
über <strong>aktuell</strong>e Trends und Innovationen<br />
in der <strong>Beschaffung</strong>. Im Rahmen<br />
der Messen können Verbandsmitglieder<br />
an den BME-Einkäufertagen kostenlos<br />
teilnehmen.<br />
Freuen Sie sich auf hochinformative<br />
Fachvorträge und spannende Podiumsdiskussionen:<br />
• CastForge 04.-06.06.2024, Stuttgart<br />
(BME-Einkäufertag: 05.06.2024)<br />
• MedtecLIVE 18.-20.06.2024, Stuttgart<br />
Ausführliche Informationen: frithjof.kilp@bme.de<br />
Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />
Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax –399,<br />
E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />
60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
Brewes GmbH, Markersdorf 41<br />
Böllhoff GmbH, Bielefeld 67<br />
Euro-Log AG, Hallbergmoos 59<br />
SoftconCIS GmbH, Oberhaching 59<br />
Technische Akademie Wuppertal e.V., Wuppertal 65<br />
Trotec Laser Automation GmbH, Markdorf 13<br />
F. Reyher Nchfg. GmbH & Co., Hamburg 9, 59<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co KG,<br />
Leinfelden-Echterdingen 58<br />
Haufe Akademie GmbH & Co. KG, Freiburg 11<br />
Keller & Kalmbach GmbH, Unterschleißheim 2, 58<br />
Laserteile4you/H.P. Kaysser, Leutenbach 45<br />
Lederer GmbH, Ennepetal 6, 58<br />
Mitari Hebetechnik GmbH, Kleve 59<br />
Otto Roth GmbH & Co. KG, Stuttgart 59<br />
RCT Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.,<br />
Heidelberg 39, 59<br />
reichelt elektronik GmbH, Sande 7<br />
Richter Formteile GmbH, Leonberg 3<br />
VORSCHAU<br />
TITELSTORY<br />
Seit über 25 Jahren realisiert Würth<br />
Industrie Service eine effizientere<br />
<strong>Beschaffung</strong> für die produzierende<br />
veenion GmbH, Kaiserslautern 19, 59<br />
xSuite Group GmbH, Ahrensburg 59<br />
Industrie. Welche Innovationen Mehrwert schaffen, wie<br />
die Teileversorgung von Morgen gelingt und wie dabei<br />
Technologietrends die Zukunft bestimmen, erfahren wir<br />
im Interview mit Martin Jauss und Stefan Reuss.<br />
Konkrete Antworten auf<br />
komplexe Fragestellungen<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>!<br />
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MANAGEMENT<br />
Strengere Regularien verlangen nun auch<br />
von operativen Bereichen einen Beitrag zur<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung und verantwortungsvollen<br />
Unternehmensführung.<br />
Das bringt neue Herausforderungen mit<br />
sich: Erwartungen klar kommunizieren,<br />
neue Prozesse implementieren und dies bei<br />
knapperen Zeit- und Ressourcenbudgets.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 06/2024<br />
erscheint am 29.<strong>05.2024</strong><br />
Bild: Würth<br />
Das Magazin für Einkauf, Material wirtschaft und Logistik<br />
ISSN 0341–4507<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sabine Schulz-Rohde (sas),<br />
Phone +49 711 7594–252;<br />
Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />
Korrespondent:<br />
M.A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879<br />
Freie Mitarbeit:<br />
Ass. Jur. Ulrike Dautzenberg, RA Anja Falkenstein,<br />
M.A. Annette Mühlberger, M.A. Sabine Ursel<br />
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Robert Fieten<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Jennifer Martins, Phone +49 711 7594–262<br />
Gesamtanzeigenleitung:<br />
(Verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Katja Mayr, Phone +49 711 7594–5843<br />
Leserservice: <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Postfach 810580 70522<br />
Stuttgart, Phone +49 711 7252-254, Fax –399,<br />
E-Mail: leserservice@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: 9 x jährlich<br />
Bezugspreis jährlich: Inland 178,20 € inkl. MwSt. und<br />
Versandkosten; Ausland 183,60 € inkl. Versandkosten;<br />
Einzelheft Inland: 19,90 € inkl. MwSt. und Versandkosten.<br />
Einzelheft Ausland: 20,55 € inkl. Versandkosten.<br />
Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />
Inland 89,10 € inkl. MwSt. und Versandkosten,<br />
Ausland 94,50 € inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel. Sofern das<br />
Abon nement nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />
zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach<br />
Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils<br />
vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />
aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />
Anspruch auf Ersatz.<br />
Die Mitglieder des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf<br />
und Logistik e.V. ( BME ) und des ÖPWZ erhalten die Zeitschrift<br />
„<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>“ im Rahmen einer Kooperation.<br />
Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith Partner -<br />
ship, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire, RG29 1TA,<br />
GB, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182, E-Mail:<br />
jsp@trademedia.info; USA, Kanada: D.A. Fox Advertising<br />
Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />
10001, Phone +1 212 89 63 881, Fax +1 212 62 93 988,<br />
E-Mail: detleffox@comcast.net<br />
Druck:<br />
Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />
© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 61
» KARRIERE<br />
Der bedenkenswerte Appell einer renommierten Beraterin<br />
Überholte Supply Chains<br />
kreativ zerstören<br />
„How to hack your supply chain. Breaking today, building tomorrow“ lautet der <strong>aktuell</strong>e<br />
Buchtitel der renommierten Expertin für digitale <strong>Beschaffung</strong> Dr. Elouise Epstein.<br />
Internationale Anerkennung gewann sie als Expertin für die zukunftsweisende Entwicklung<br />
innovativer <strong>Beschaffung</strong>s- und Lieferkettenstrategien.<br />
Bild: Kearney<br />
How to hack your supply chain. Braking<br />
today, building tomorrow. Elouise Eppstein,<br />
Kearney, Chicago 2023, 240 Seiten,<br />
39,99 US$ (14,99 US$ als eBook)<br />
ISBN 978–1–7369981–2–0<br />
Den Impuls, dieses Buch zu schreiben, erhielt die<br />
in San Francisco ansässige A.T.-Kearney-Partnerin<br />
Louise Eppstein bei ihrer Impfung gegen Covid.<br />
Beim Blick auf den Impfausweis begann sie zu sinnieren<br />
über die komplexe Supply Chain, die der Impfstoff<br />
durchlaufen hatte, bevor er in ihrem Arm ankam.<br />
Sie dachte an die vielen hierin eingebundenen<br />
Third Parties, die alle perfekt zusammenwirken mussten.<br />
Sie reflektierte als Beraterin über die äußerst<br />
komplexe Koordinierungsaufgabe, aber auch die gravierenden<br />
Fehler, die dabei insbesondere in der Kommunikation<br />
eintreten konnten. Kamen die Wirkstoffe<br />
aus zuverlässigen Quellen? Wurde der Impfstoff bei<br />
der richtigen Temperatur gelagert und transportiert?<br />
Es wurde ihr klar, dass in der Supply Chain ein gewaltiger<br />
qualifizierter Datenaustausch stattfinden und<br />
vor allem funktionieren muss. Ihr kamen Zweifel, dass<br />
die Hersteller der Impfstoffe alle involvierten Third<br />
Parties wirklich im Griff hatten.<br />
Nein, das vorliegende Buch ist –<br />
wie der provokante Titel suggerieren<br />
mag – keine Anleitung für<br />
Cyberangriffe auf das moderne<br />
Supply Chain Management. Die<br />
Autorin, die als Vordenkerin auf<br />
dem Gebiet des digitalen Supply<br />
Chain Management gilt, gibt<br />
stattdessen viele wertvolle Hinweise,<br />
wie man Supply Chains resilienter<br />
und effektiver machen<br />
kann. Dies ist dringend notwendig,<br />
denn es ist unverkennbar,<br />
dass die vielen Disruptionen, die<br />
es seit der Corona-Pandemie auf<br />
der <strong>Beschaffung</strong>sseite gab, die<br />
auf Effizienz getrimmten Supply<br />
Chains überfordert haben. Die<br />
derzeitigen Supply Chains, die in<br />
der Zeit zwischen den späten<br />
90er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
und 2010 konzipiert wurden, erweisen sich – so Eppstein<br />
– im <strong>aktuell</strong>en disruptiven wirtschaftlichen<br />
Umfeld als nicht genügend resilient. Zudem sind sie<br />
nicht genügend resistent gegen Cyberangriffe, die<br />
immer mehr zunehmen. Computerhacker werden<br />
nicht zuletzt durch KI immer raffinierter und gefährlicher.<br />
Sie fokussieren sich insbesondere auf das Entdecken<br />
von Schwachstellen in den Supply Chains<br />
(Anm. des Rezensenten). Eppstein weist darauf hin,<br />
dass die Mehrzahl der heutigen Lieferketten vor dem<br />
Hintergrund eines seinerzeit existierenden friedlichen,<br />
stabilen und kalkulierbaren Umfeldes, in dem<br />
der globale regelbasierte Handel florieren konnte,<br />
konzipiert wurden. Diese Zeiten sind nun vorbei.<br />
Risiko: Cyberattacken<br />
In der Praxis läuft im Supply Chain Management<br />
längst nicht mehr alles rund, trotz hoher Investitionen<br />
in die Konsolidierung der in Konzernen eingesetzten<br />
ERP-Systeme und auch in die als vermeintliche<br />
Wunderwaffen angesehenen Digitaltechnologien.<br />
Deshalb stellt Louise Eppstein die bestehenden<br />
Supply Chains grundsätzlich in Frage und erkennt,<br />
dass diese in viel zu vielen Fällen eine historisch gewachsene<br />
Ansammlung von tausenden Third Parties<br />
(z. B. Auftragsfertiger und deren Zulieferer, Logistiker<br />
aber auch Regierungsstellen, mit denen zusammengearbeitet<br />
werden muss) darstellen. Dies muss geändert<br />
werden, meint die Autorin.<br />
Zerlegen und neu zusammensetzen<br />
Sie schlägt dafür einen radikalen Ansatz vor: Sie postuliert,<br />
die Supply Chains aus der Perspektive eines<br />
Hackers zu betrachten. Dies bedeutet, die vielen verwundbaren<br />
Stellen vor allem bei den Third Parties zu<br />
identifizieren und die Supply Chains zumindest auf<br />
dem Papier zu zerlegen, um sie anschließend wieder<br />
anders und vor allem resistenter zusammenzusetzen.<br />
Nur so können nach Ansicht der Beraterin Resilienz<br />
und Effektivität erreicht werden und Supply Chains<br />
62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
Dr. Elouise Epstein, Partnerin bei Kearney in San Francisco, erklärt,<br />
wie man aus der Datenflut Intelligenz schöpft und Fachkräfte<br />
zukunftsfähig qualifiziert.<br />
der nächsten Generation für die Herausforderungen<br />
des 21. Jahrhunderts entstehen. Ein bemerkenswerter<br />
Ansatz!<br />
Es geht Louise Eppstein aber nicht nur um eine resiliente<br />
Architektur der Supply Chains sondern auch<br />
um ein neuartiges tatsächlich effektives Management<br />
der Third Parties, die nach ihrer Ansicht in den<br />
Fokus genommen werden müssen. Hier setzt sie auf<br />
den Game Changer digitale Transformation. Es gehe<br />
um drei Punkte: Einen umfassenden neuartigen<br />
Daten austausch – nicht über E-Mails und Excel-<br />
Sheets –, den gezielten Einsatz der modernen Digitaltools<br />
und vor allem eine massive Verbesserung der<br />
Digitalkompetenz bei allen Beteiligten nicht zuletzt<br />
bei den Third Parties. Es gehe um die Schaffung einer<br />
Digital-First-Kultur und nicht um Patchwork. So<br />
reicht es nach Eppstein absolut nicht, ein altes ERP-<br />
System durch ein neues zu ersetzen und Geschäftsprozesse<br />
zu automatisieren.<br />
Kritik an klassischen ERP-Systemen<br />
Die hohen Investitionen der Unternehmen in die<br />
Konsolidierung von ERP-Systemen zahlten sich kaum<br />
aus, hat sie recherchiert. ERP-Systeme dienten der<br />
Abbildung von Transaktionen. Für das Management<br />
der Supply Chains müssten indessen cloudbasierte<br />
Plattformen mit Best-of-Breed-Anwendungen genutzt<br />
werden, die sich u. a. der modernsten Tools der<br />
KI-gestützten Analytik bedienten.<br />
Eppstein sieht den Hype um <strong>aktuell</strong>e Digitaltechnologien<br />
und Digitaltools gleichwohl kritisch. Viel wichtiger<br />
sei es, den gegen Cyberangriffe bestmöglich abgesicherten<br />
Datenaustausch in der Supply Chain professionell<br />
zu organisieren. Aus der Perspektive des<br />
Hackers, der immer auf der Suche nach Einfallstoren<br />
Bild: Kearney<br />
sei, müsse massiv in den Schutz der multilateralen<br />
Datenströme von den Third Parties zum Unternehmen<br />
und zurück investiert werden. Außerdem ist es wichtig,<br />
die gesammelten Daten so aufzubereiten, dass sie<br />
von digitalen Tools insbesondere Analytics genutzt<br />
werden können, um nützliche Informationen (Intelligence<br />
im Fachjargon) für Entscheidungen zu generieren.<br />
Dies soll dazu beitragen, die Arbeit der Supply<br />
Chain Manager effektiver zu gestalten.<br />
Eppstein beschreibt in ihrer lesenswerten, aber anspruchsvollen<br />
Schrift die Schwächen unserer überkommenen<br />
Lieferketten und die Methoden, wie diese<br />
gemanagt werden. Es ist sehr zu begrüßen, dass sie<br />
ausführlich auf die mehr als virulenten Gefahren von<br />
Cyberattacken auf die Supply Chains und die darin<br />
handelnden Personen eingeht. Sie gibt Tipps für die<br />
Entwicklung eines effektiven digitalen Supply Chain<br />
Managements und betont dabei die Notwendigkeit,<br />
die Menschen in der Arbeits welt umfassend auf die<br />
digitale Ära vorzubereiten. Zudem wirft sie die richtigen<br />
Fragen für die Entwicklung eines zukunftsfähigen<br />
Supply Chain Managements im 21. Jahrhundert auf.<br />
Eigene Lieferketten überdenken<br />
Dies ist sicherlich anregend für Supply Chain Manager.<br />
Gleichwohl bleibt sie in ihren Ausführungen etwas<br />
zu allgemein. Man hätte sich von einer so renommierten<br />
Beraterin konkretere praxiserprobte<br />
Handlungsempfehlungen und auch anonymisierte<br />
Fallbeispiele (Best Cases, aber auch Bad Cases als abschreckende<br />
Beispiele) gewünscht. Ein Leitfaden oder<br />
Nachschlagewerk für Praktiker, die unter Handlungsdruck<br />
stehen, ist das Buch jedenfalls nicht. Im Detail<br />
verwundert es etwas, dass die Verfasserin bei ihrer<br />
berechtigten Kritik an den überkommenen ERP-Systemen<br />
nicht Ross und Reiter nennt und auch nicht<br />
auf die Fortschritte eingeht, die beispielsweise mit<br />
SAP S/4 Hana gemacht wurden.<br />
Gleichwohl: Das Buch regt den<br />
Leser dazu an, seine bestehenden<br />
Lieferketten kritisch zu überdenken<br />
und macht auf die ernsten<br />
Risiken aufmerksam, die entstehen<br />
können, wenn man im Supply<br />
Chain Management einfach weitermacht<br />
wie bisher. Es warnt<br />
aber auch davor, neuen Trends<br />
und Hype-Technologien unkritisch<br />
zu folgen. Das Buch ist zudem<br />
ein berechtigter Appell zur<br />
Forcierung der Digitalkompetenz<br />
als Voraussetzung einer digitalen<br />
Transformation, die diesen Namen<br />
verdient.<br />
Prof. Dr. Robert Fieten<br />
wissenschaftlicher<br />
Berater der<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>,<br />
Köln<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 63
» KARRIERE<br />
New Work und die Motivation der Mitarbeiter<br />
Produktivitätsparadoxon in<br />
der neuen Arbeitswelt<br />
Schon längst sind Hybrid- und Remote-Arbeitsformen in deutschen Unternehmen zur neuen<br />
Norm geworden. Doch die Erfahrungen in der Arbeitsproduktivität und das Mitarbeiter -<br />
engagement teilen Experten wie auch Arbeitnehmer in zwei Lager. Die Frage der Balance<br />
zwischen Flexibilität und Produktivität wird zunehmend diskutiert. Wie wirken sich die<br />
neuen Arbeitsmodelle auf die Unternehmensleistung aus? Geht die Produktivität durch<br />
flexible Arbeitszeiten zurück und lassen sie gleichzeitigen Arbeitskosten ansteigen?<br />
Bild: Tierney/stock.adobe.com<br />
„Wir stehen nicht nur<br />
vor der Aufgabe bessere<br />
Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die<br />
sowohl die Bindung<br />
der Mitarbeiter als<br />
auch die Produktivität<br />
fördern , sondern auch<br />
vor der Herausforderung<br />
uns an veränderte<br />
Kommunikations- und<br />
Arbeitsweisen<br />
anzupassen “, meint<br />
Sascha Hackstein,<br />
Geschäftsführer von<br />
Berndtson Interim.<br />
Die Arbeitswelt in deutschen Unternehmen<br />
erlebt eine signifikante<br />
Veränderung und steht vor der anspruchsvollen<br />
Aufgabe, flexible Arbeitsplatzmodelle<br />
zu überprüfen und strategische<br />
Maßnahmen zu implementieren, die<br />
sowohl die Produktivität des Unternehmens<br />
sichern als auch steigende Kosten<br />
durch umsichtige Planung reduzieren.<br />
Diese Modelle müssen nicht nur den <strong>aktuell</strong>en<br />
Bedürfnissen und Erwartungen<br />
der Belegschaft entsprechen, sondern<br />
auch die sich ständig ändernden Anforderungen<br />
der globalen und digitalen Wirtschaftslandschaft<br />
berücksichtigen.<br />
Strategien für nachhaltiges<br />
Mitarbeiterengagement<br />
Erkenntnisse führender Beratungen, wie<br />
McKinsey unterstreichen, dass Mitarbeiterengagement<br />
und Arbeitsproduktivität<br />
untrennbar miteinander verbunden sind.<br />
Ein niedriges Engagement kann für Unternehmen<br />
enorme Kosten verursachen.<br />
Das schließt sowohl direkte Kosten ein,<br />
wenn Mitarbeitern ersetzt werden müssen<br />
als auch indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste.<br />
Führende Unternehmen<br />
hingegen, die gezielt in das Mitarbeitererlebnis<br />
investieren, verzeichnen<br />
nicht nur eine höhere Bereitschaft ihrer<br />
Belegschaft, die Erwartungen zu übertreffen,<br />
sondern auch, dass die Arbeitsproduktivität<br />
deutlich gesteigert wird.<br />
Manager stehen vor der Herausforderung,<br />
die Produktivität in hybriden und Remote-Arbeitsmodellen<br />
zu bewerten und zu<br />
fördern. Hierbei ist es wichtig, geeignete<br />
Tools und Prozesse zu implementieren,<br />
64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
um effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen<br />
und Isolation zu vermeiden. Studien<br />
von McKinsey belegen, dass Unternehmen<br />
mit hohem Mitarbeiterengagement<br />
um 21 Prozent rentabler sind als ihre<br />
Wettbewerber mit niedrigem Engagement.<br />
Es ist daher nicht nur eine Frage<br />
des menschlichen Faktors, sondern auch<br />
ein wirtschaftliches Gebot, in präventive<br />
Maßnahmen zu investieren. Unternehmen<br />
müssen ein tiefgreifendes Verständnis für<br />
die Bedürfnisse und Herausforderungen<br />
ihrer Mitarbeiter entwickeln. Führung<br />
muss umgedacht, Mitarbeiter gebunden<br />
und ein Arbeitsumfeld geschaffen werden,<br />
das sowohl fair als auch motivierend ist.<br />
Mitarbeiterfeedback in die Gestaltung von<br />
Arbeitsprozessen einzubinden kann ein<br />
entscheidender Erfolgsfaktor sein. Wenn<br />
diese Herausforderungen erfolgreich bewältigt<br />
werden, werden sie dazu beitragen,<br />
die Produktivität zu steigern und den<br />
langfristigen Erfolg des Unternehmens zu<br />
sichern.<br />
Für diese Veränderung muss die Arbeitsplatzstruktur<br />
und -kultur komplett neu<br />
gestaltet werden. Wir stehen nicht nur<br />
vor der Aufgabe Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, die sowohl die Bindung der Mitarbeiter<br />
als auch die Produktivität fördern,<br />
sondern auch vor der Herausforderung<br />
uns an veränderte Kommunikationsund<br />
Arbeitsweisen anzupassen. All dies<br />
geschieht vor dem Hintergrund neuer gesetzlicher<br />
und regulatorischer Anforderungen<br />
sowie eines sich verschärfenden<br />
Wettbewerbs um qualifizierte Arbeitskräfte<br />
und der Notwendigkeit, eine inklusive<br />
und diverse Arbeitsumgebung zu<br />
schaffen beziehungsweise zu erhalten.<br />
Für Unternehmen ist es erforderlich,<br />
maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln,<br />
die auf die einzigartigen Bedürfnisse<br />
ihres Geschäfts und ihrer Belegschaft<br />
zugeschnitten sind. Ein zentraler Baustein<br />
dabei ist es präzise Kommunikationsprotokolle<br />
zu integrieren, die als Fundament<br />
für Transparenz und Effizienz dienen.<br />
Gleichsam ist es essenziell einer ausgewogenen<br />
Work-Life-Balance zu integrieren,<br />
die unmittelbar die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
und somit das Betriebsklima<br />
positiv beeinflusst.<br />
Führung: Individualität statt<br />
Konformität<br />
Für Unternehmen ist es wichtig, Flexibilität<br />
und Autonomie klar zu differenzieren.<br />
Während Flexibilität sich auf die Anpassungsfähigkeit<br />
bezüglich Arbeitszeit und<br />
-ort bezieht, geht Autonomie darüber hinaus<br />
und gewährt ein höheres Maß an<br />
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.<br />
Arbeitsbedingungen, die echte Autonomie<br />
fördern, sind daher erstrebenswert,<br />
da sie tiefergehende, substanzielle<br />
Flexibilität ermöglichen. Dabei erweist<br />
sich die Partizipation der Belegschaft in<br />
Entscheidungsprozessen als Schlüsselkomponente<br />
für unternehmerischen Erfolg.<br />
Diese Inklusion stärkt das Gemeinschaftsgefühl<br />
und die Motivation, da Mitarbeiter<br />
sich als echte Mitgestalter des<br />
Unternehmenserfolgs wahrnehmen.<br />
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />
Ordnung und Flexibilität in den Unternehmensstrukturen<br />
und -prozessen zu finden,<br />
stellt eine weitere Herausforderung dar.<br />
Zu starre Strukturen können die Innovation<br />
behindern, zu viel Flexibilität hingegen<br />
Unsicherheit und Stress fördern. Ziel ist es,<br />
einen Mittelweg zu etablieren, der Sicherheit<br />
durch klare Richtlinien bietet und<br />
gleichzeitig individuelle Freiräume für<br />
Kreativität und Eigeninitiative lässt.<br />
Ein experimentierfreudiger, iterativer Ansatz<br />
ist vonnöten: Statt starrer Regelwerke<br />
sind flexible, erprobende Arbeitsmodelle<br />
vorzuziehen, die auf die Rückmeldungen<br />
der Belegschaft eingehen und justierbar<br />
sind. Damit können Unternehmen sowohl<br />
den Mitarbeiterbedürfnissen als auch den<br />
Unternehmenszielen gerecht werden. Die<br />
Unternehmensstrukturen und -prozesse<br />
müssen kontinuierlicher reflektiert sowie<br />
angepasst werden. Teams und Führungskräfte<br />
müssen regelmäßig evaluieren, ob<br />
die etablierten Methoden noch zum <strong>aktuell</strong>en<br />
Arbeitsumfeld und den Unternehmenszielen<br />
passen. Bei Bedarf können<br />
Anpassungen vorgenommen werden, um<br />
sowohl die Wertschöpfung als auch die<br />
Mitarbeiterzufriedenheit zu optimieren.<br />
Sascha Hackstein<br />
Geschäftsführer,<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 65
» MEINUNG<br />
Ölpreis – Überraschungen<br />
einkalkulieren!<br />
Der viel beachtete Oil Market Report der Internationalen Energieagentur (IEA) vom März gab<br />
dem Öl-Preis in jüngster Zeit Auftrieb, und dies dürfte für die kommenden Monate so bleiben.<br />
Die IEA rechnet für das erste Quartal 2024 mit einem Wachstum der globalen Ölnachfrage<br />
in Höhe von 1,7 mb/d (million barrels per day). Dies ist mehr als erwartet. Zu erklären<br />
ist dies mit den besseren Wirtschaftsaussichten für die USA, deren am 1.<br />
April veröffentlichter ISM-Index erstmals seit 17 Monaten wieder über 50<br />
stieg. Die IEA verweist zudem auch auf die Zunahme der Bevorratung.<br />
Noch zum Jahresende 2023 hatten die schwachen Fundamentaldaten für<br />
Druck auf die Preise für die Rohölsorten Brent (Europas wichtigste Rohölsorte)<br />
sowie die US-Sorte WTI gesorgt. Im Dezember 2023 war der Preis für<br />
ein Barrel Brent auf weniger als 74 USD gefallen. Am 1. April wurde schon<br />
wieder die Marke von 88 USD überschritten.<br />
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die kurzen Laufzeiten der Kontrakte<br />
teurer sind als die längerfristigen. Wir befinden uns im Zustand der Backwardation.<br />
Daran lässt sich ablesen, dass es derzeit Knappheit am Ölmarkt<br />
gibt. Auch die IEA, die noch vor wenigen Wochen von einem Überangebot<br />
für 2024 ausging, prognostiziert mittlerweile ein Defizit. Dies liegt nicht<br />
zuletzt auch an den besser als erwarteten jüngsten Daten über die chinesische<br />
Industrieproduktion. Es ist auffällig, dass die Produktion der chinesischen<br />
Raffinerien in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 auf ein Prof. Dr. Robert Fieten,<br />
Allzeithoch gestiegen ist, was für eine robuste Nachfrage spricht.<br />
wissenschaftlicher Berater der<br />
Auf der Angebotsseite ist indessen eine weitere Verknappung zu erwarten. <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Köln<br />
So wollen die acht Mitgliedsstaaten des Ölkartells OPEC+ ihre Förderkürzung<br />
bis ins zweite Quartal hinein fortsetzen. Die freiwillige Reduzierung der Produktion im<br />
ersten Quartal bezog sich auf immerhin 2,2 Mio. Barrel pro Tag. Es wird spekuliert, dass die<br />
Förderkürzungen in der zweiten Jahreshälfte anhalten.<br />
Der <strong>aktuell</strong> zu beobachtende Ölpreisanstieg hängt auch mit den geopolitischen Spannungen<br />
zusammen (Eskalation des Ukraine-Krieges und des Nahost-Konfliktes). Zudem haben die<br />
Angriffe der Huthi-Miliz auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer dazu geführt, dass die<br />
tägliche Transportmenge von Rohöl durch das Rote Meer nach Europa von 1 Mio. Barrel auf<br />
nur noch 200.000 Barrel pro Tag eingebrochen ist. Stark beeinträchtigt ist die Versorgung<br />
Europas mit Diesel. Diesel kommt vor allem aus Indien und wird dort aus russischem Rohöl<br />
produziert. Indien beliefert nunmehr in erster Linie den asiatischen Markt. Die Folge ist eine<br />
erhebliche Angebotsverknappung im europäischen Dieselmarkt.<br />
In den kommenden Monaten dürften zwei Faktoren für einen steigenden Ölpreis sorgen:<br />
Einerseit s die weiterhin ungelösten geopolitischen Spannungen und andererseits das begrenzte<br />
Ölangebot, das auf eine robuste Nachfrage trifft. Die Meinungen der Experten zum<br />
Ölpreis sind gemixt: Einige erwarten eine Stabilisierung des Brent-Ölpreises oberhalb von<br />
80 USD. Andere sehen<br />
den fairen Wert bereits<br />
bei 90 USD und<br />
mehr. Letztere dürften<br />
richtig liegen, und darauf<br />
sollten sich die<br />
Einkäufer vorsorglich<br />
einstellen.<br />
Bild: Google Finanzen<br />
Preisentwicklung von Brent Crude Oil. Stand: 12. April 2024<br />
66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024 67
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Wie Bosch seine<br />
Nachhaltigkeitsziele einführt<br />
04<br />
Ausgabe 04 | 2023<br />
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Von mobilen Robotern über<br />
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Asmus Wolff, Geschäftsführer<br />
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Angst, Ohnmacht und Wut im<br />
Auch unter Schauern und Nebel<br />
Angesicht der Klimakrise DER können<br />
„SACHSENSPIEGEL“:<br />
beeindruckt die Wandergegend<br />
FRAUEN IN DER DDR:<br />
krank machen. Was hilft?<br />
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Seite 36<br />
4-23 natur 1<br />
Schwenkbiegen<br />
Cleveres Umformen bietet viele<br />
Ansätze für mehr Nachhaltigkeit<br />
55. Jahrgang 3-2023<br />
Positionserkennung<br />
System verhindert optische<br />
Verwechslungen von Bauteilen<br />
Seite 48<br />
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03<br />
Sichtbeton | Schwarzer Mont Blanc<br />
Gebäudeintegrierte Photovoltaik | Neue Dimensionen<br />
BAU 2023 | Messevorschau<br />
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36 DOSIERSYSTEME<br />
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Robotik-Cluster im Fokus<br />
Robo-Revolution: Wo steht<br />
Deutschland? Seite 26<br />
03_Juni 2022<br />
dei 04-2023 1<br />
Marktplätze im Vergleich<br />
Plattformökonomie für die<br />
Robotik Seite 68<br />
März/April 2023<br />
Innenausbau / Möbel / Bauelemente<br />
automationspraxis.de<br />
Wohnküchen gestern und heute<br />
Möbel, Geräte, Armaturen<br />
EXKLUSIV:<br />
Programm zum<br />
automatica Forum 2022<br />
auf Seite 92/93<br />
BRINGT PULVER IN DEN<br />
STETEN FLUSS<br />
05/23<br />
Ligna 2023 – ab Seite 16<br />
Lokschuppen, Marburg<br />
Vera Dieckmann im Gespräch<br />
Automatica im Überblick<br />
Alle Trends und Themen der<br />
Automatica 2022 Seite 90<br />
14 ETHERNET-APL<br />
SPRUNGBRETT FÜR DIE<br />
DIGITALISIERUNG<br />
16 MESSEVORSCHAU<br />
HANNOVER MESSE ZEIGT<br />
INTELLIGENTE TECHNIK<br />
20 CYBER SECURITY<br />
ANWENDUNG DER<br />
IEC 62443<br />
01-2023<br />
40 TITEL<br />
FÜLLSTANDMESSUNG<br />
BEI AJI BIO-PHARMA<br />
44 PHARMAVERPACKUNG<br />
MESSEVORSCHAU<br />
INTERPACK 2023<br />
50 VIREN INAKTIVIEREN<br />
NIEDERENERGETISCHE<br />
ELEKTRONENSTRAHLUNG<br />
54 DIGITALISIERUNG<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE<br />
PHARMAPRODUKTION<br />
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PROZESSTECHNIK FÜR DIE CHEMIEINDUSTRIE<br />
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Werkstoffe fürs Bad<br />
René Pier im Gespräch Vernetzte Werkstatt – ab Seite 40<br />
So produzieren Kollegen<br />
Neue BM-Serie – ab Seite 116<br />
Sind Sie ein guter Chef?<br />
Interzum 2023 – ab Seite 124<br />
Zuliefer-Treffpunkt Köln<br />
Holz beschichten<br />
Holzfenster restaurieren<br />
statt austauschen<br />
Porträt<br />
Reparaturzentrum<br />
der Superlative<br />
Weiterbildung<br />
Der Weg zum Unfallschadenmanager<br />
Nutzfahrzeuge Messe BAU<br />
Große Marktübersicht: Alles Wissenswerte zur<br />
Transporter<br />
Messe in München<br />
www.lackiererblatt.de<br />
04/2023 Malerblatt 1<br />
Handlungsoptionen für<br />
Konstrukteur*innen<br />
Special Nachhaltigkeit<br />
TITELSTORY<br />
Einfach verbinden<br />
und fixieren<br />
April 2023 1<br />
Papier adé – die Cloud<br />
bietet mehr Potential<br />
Schaltschrankbau<br />
Seite 65<br />
Ausgabe 05 | 2022<br />
www.kem.de<br />
Kollision mit Schlagseite - Ein dynamischer<br />
Einfang zweier massereicher<br />
schwarzer Löcher<br />
Welche Bäume braucht die<br />
Stadt? - Anforderungen im Zeichen<br />
des Klimawandels<br />
Die cuticuläre Hülle grüner Pflanzen<br />
(Teil 2) - Einflussfaktoren für<br />
den Stoffaustausch und die mögliche<br />
Rolle der Oberflächenwachse als Informationsträger<br />
für Regen<br />
Zoologen und „Rasse“ - Werner<br />
Kunz und Konrad Senglaub<br />
Organ der<br />
Gesellschaft Deutscher<br />
Naturforscher und Ärzte<br />
Rundschau<br />
In Israel wurde schon vor 780 000<br />
„Über Ressourcen<br />
Jahren Fisch gekocht • Messung loka-<br />
nachzudenken führt zu ler Potentiale an Membranoberflächen<br />
Konstruktionsprinzipien“ gelungen • Komplexe Zellen eines As-<br />
Dr. Stephan Middelkamp,<br />
Harting<br />
Technologiegruppe<br />
Seite 30<br />
gardarchaeons mit Cytoskelett • Biologisch<br />
abbaubare Elektronikbauteile •<br />
Hohe CO2-Konzentration führt zu verringerter<br />
Wasserleitfähigkeit • Multiple<br />
Zentrosomen bringen dentritische<br />
Zellen schneller ans Ziel • Trends bei<br />
Angebot und Nachfrage für Phosphatdünger<br />
• Therapeutische Krebszellen<br />
zur Bekämpfung von Tumoren • Frühlings-Seidenbiene<br />
– eine schwärmende<br />
Art auf kahlen Böden<br />
Buchbesprechungen<br />
Personalia<br />
Stichwort: Disruptive Wissenschaft<br />
Retrospektive:<br />
Latimeria – ein „lebendes Fossil“?<br />
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4| 2023<br />
Geothermie:<br />
Die Wärmequelle<br />
in der Tiefe<br />
Artenvielfalt:<br />
Welche Schätze in<br />
Museen schlummern<br />
Reerdigung:<br />
In 40 Tagen wird<br />
der Körper zu Erde<br />
der Nacht<br />
Was Fledermäuse so einzigartig macht –<br />
und wie bedrohten Arten zu helfen ist<br />
Urknall<br />
Vor dem<br />
Das Magazin für Natur, Umwelt und besseres Leben<br />
natur<br />
SPEZIAL<br />
10 Seiten<br />
zu nachhaltiger<br />
Geldanlage<br />
Neue Erklärungsversuche zur<br />
Entstehung unseres Universums<br />
Geschöpfe<br />
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Bergbau mit Gräsern<br />
P AULSKIRCHE 1848/ 4 9<br />
Paulskirche<br />
1848/49<br />
Warum scheiterte das erste<br />
Parlament der Deutschen?<br />
Psyche in der Krise<br />
Sauerländer Wetter<br />
Prägendes Rechtsbuch<br />
des Mittelalters<br />
Gleichberechtigung<br />
hinter der Mauer<br />
Der Bauer, dem das<br />
Zarenpaar vertraute<br />
IN KOOPERATION<br />
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HISTORISCHEN<br />
MUSEUM<br />
FRANKFURT<br />
04.2023<br />
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statt austauschen März 2023<br />
BODEN<br />
DAS MAGAZIN FÜR MÖBEL UND AUSBAU<br />
BUNTES TREIBEN<br />
Vier auf einen Streich: Branchenmessen starten durch!<br />
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76. Jahrgang<br />
Bedingungen am Bosporus<br />
» Seite 38<br />
RFID<br />
und weitere<br />
Lösungen auf<br />
der Logimat<br />
» Seite 42<br />
» Seite 28<br />
» Seite 46<br />
Professionell. Innovativ. Einkauf.<br />
Supply Chain bei Ritter Sport<br />
» Seite 14<br />
den Aufbau einer Serienfertigung<br />
» Seite 26<br />
Green Production<br />
haltige und effiziente Produktion<br />
» ab Seite 29<br />
» Seite 38<br />
» Seite 48<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion<br />
Rainer Kurek<br />
» Seite 30<br />
04-2023<br />
10 TITEL<br />
04-2023<br />
24 TITEL<br />
02-2023<br />
Nachhaltigkeit Maschinenbauer ermöglichen ökologische Produktion<br />
Seite 20<br />
Maschinen Fünfachsig bis zu 30 % Bearbeitungszeit einsparen<br />
Seite 32<br />
Werkzeuge Elektromotoren in einer Aufspannung bearbeiten<br />
Seite 44 Kugelsperrbolzen<br />
» ab Seite 13 » Seite 50<br />
Hochleistungskunststoffe<br />
bringen Nachhaltigkeit<br />
voran<br />
» Seite 26<br />
Special<br />
Qualitätssicherung<br />
Digitale und reale Dimensionen innovativer Produkte<br />
Seite 98<br />
» Seite 65 Naturwissenschaftliche<br />
» Seite 30<br />
Rundschau<br />
NR 897<br />
Roboter mit Gefühl<br />
Sensorik und KI machen den<br />
Pflegeroboter empathisch<br />
50 TREND<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
im Herzen Europas Seite 76<br />
Neue Produkte, Trends<br />
und Medtec Summit Seite 15<br />
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68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05 | 2024