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aktuell - Ärztekammer Schleswig-Holstein

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zteblatt<br />

ärzteblatt<br />

7<br />

2007<br />

Bad Segeberg<br />

Juli 2007<br />

60. Jahrgang<br />

www.aeksh.de<br />

www.arztfindex.de<br />

www.aerzteblatt-sh.de<br />

Quintessenz Verlags-GmbH -<br />

Postfach 42 04 52 - 12064 Berlin<br />

PVSt. Dt. Post AG „Entg. bez.“ A 01697<br />

<strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong>isches<br />

Ärzteblatt<br />

Herausgegeben von der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

KAMMER<br />

INFO<br />

<strong>aktuell</strong><br />

Die Verantwortung des Staates<br />

und die Freiheit der Bürger<br />

Prof. Dr. phil. Wolfgang Kersting S. 54<br />

Neue Entwicklungen beim<br />

Mamma-Carcinom<br />

Medizinische Gesellschaft Lübeck S. 61<br />

Notfallmedizinische Forschung<br />

Arbeitskreis Notfallmedizin S. 63


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Quintessenz<br />

Allianz


Reif für den Urlaub<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

Sommerzeit - Reisezeit. In den Innenstädten überfüllte Straßencafés. Zufriedene, bewusst entspannt<br />

wirkende Gesichter in der heiß begehrten ersten Reihe und mittendrin und rundherum genervte<br />

Familien, für die selbst ein Tisch in der Nähe der schattigen Hauswand unterhalb der Gerüche<br />

einer Dunstabzugshaube auch für den Rest des Urlaubs unerreichbar scheint.<br />

Glücklich, wer als Einheimischer zu Hause eine eigene Terrasse hat, auf der man - zumindest gefühlt<br />

- immer in der ersten Reihe sitzt.<br />

Morgens auf dem Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit fast autofreie Straßen, keine Beinahe-Zusammenstöße<br />

mit wahren Kavalkaden von radelnden und rasenden Schülergruppen, die im Bewusstsein<br />

der Gruppenmacht dreist alle Verkehrsregeln zu ihren Gunsten auslegen und kein Warten an<br />

Kreuzungen, bis endlich eine in der Nähe installierte Ampel für einen kleinen Moment eine Lücke<br />

im Strom der unaufhörlich in die Innenstadt strebenden Autokolonne frei werden lässt.<br />

Leider täuscht die Ruhe gewaltig. In der Klinik - unter anderen Vorzeichen zwar als nachmittags in<br />

der Innenstadt - überfüllte Sitzbänke. Der Platz in der ersten Reihe ist hier - stehend - die Poleposition<br />

am Anmeldeschalter. Idiome, Dialekte und wirkliche Fremdsprachen, die alle Beteiligten zur<br />

äußersten Konzentration zwingen.<br />

Familienverbände, die morgens um 5:00 Uhr von ihrem Campingplatz in Nordjütland abgerückt<br />

sind, um sich bei der ersten Gelegenheit jenseits der Grenze medizinisch versorgen zu lassen (... ist<br />

der Gashahn im Wohnwagen auch wirklich abgedreht? ...)<br />

Unvollständige Anamnesen und hochkomplexe Krankheitsverläufe, die bereits die Mediziner am<br />

jeweiligen Wohnort vor scheinbar unlösbare Probleme gestellt haben. Bei telefonischen Rückfragen<br />

vor Ort, der einzig Zuständige, der eventuell hätte weiterhelfen können, natürlich nicht erreichbar -<br />

ist ja schließlich Urlaubszeit.<br />

Krankheitsberichte in allen europäischen Sprachen, von denen man bestenfalls einige immer noch<br />

international gebräuchliche lateinische Diagnosebegriffe versteht. Schwester Katherina, die Nothelferin<br />

für Verständigungsprobleme in Russisch - im Urlaub.<br />

Zwischendrin das ein oder andere Telefonat mit Falck - der Zentrale des dänischen Rettungsdienstes<br />

in Kopenhagen. Auch dort die über das ohnehin übliche und bekannte Maß hinausgehende<br />

Überlastung - ferietid - Urlaubszeit.<br />

Ja, und dann sind da natürlich auch noch die ganz normalen Patienten, die einen treu das ganze<br />

Jahr über begleiten und deren Krankheit einen Begriff leider nicht kennt - Urlaub.<br />

Sie ahnen sicher bereits, in welcher Stadt diese kleine Sommerepisode spielt. In Flensburg, der<br />

nördlichsten Stadt Deutschlands, meiner Heimatstadt. Und an manchem dieser Tage fehlt einem<br />

geradezu die Hektik und der Stress, mit denen in den übrigen Jahreszeiten berufspolitische Verpflichtungen<br />

und Aktivitäten in Bad Segeberg und Berlin den Gedanken an mögliche Belastungsgrenzen<br />

gar nicht erst aufkommen lassen. Entzugserscheinungen etwa? Nein - eher ein deutliches<br />

Signal in die ganz andere Richtung - reif für den Urlaub!<br />

In diesem Sinne wünschen wir allen, denen das vergönnt ist, einen erholsamen Urlaub und einen<br />

schönen Sommer!<br />

Mit freundlichen kollegialen Grüßen<br />

Ihre<br />

Dr. med. Franz-Joseph Bartmann Dr. med. Cordelia Andreßen<br />

Präsident Hauptgeschäftsführerin<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

seite 3<br />

3


inhaltsverzeichnis<br />

4<br />

(Foto: rat)<br />

19 70 Jahre und ein<br />

bisschen weise ...<br />

Eckhard Weisner ist 70 Jahre alt geworden.<br />

Er war viele Jahre schleswigholsteinischer<br />

KV-Vorsitzender, lange<br />

Zeit im KBV-Vorstand, zuletzt sogar<br />

als stellvertretender Vorsitzender und<br />

als Krönung seiner Ehrenämter Präsident<br />

der <strong>Ärztekammer</strong>. Heute ist er<br />

für die Ärzteschaft noch als Vorsitzender<br />

des Fördervereins Lehrstuhl Allgemeinmedizin<br />

und des Landesverbandes<br />

der Freien Berufe tätig. Sein<br />

jetzt hauptamtlich tätiger Nachnachfolger<br />

im Amt des KV-Vorsitzenden<br />

Ralf Büchner würdigt die Verdienste<br />

Weisners.<br />

25 Kinderarznei im<br />

Test - Interview mit<br />

Dehtleff Banthien<br />

(Foto: Privat)<br />

Eine neue EU-Verordnung soll bewirken,<br />

dass künftig in der EU neu zugelassene<br />

Arzneimittel vor ihrer Verwendung<br />

an Patienten auch bei Kindern<br />

und Jugendlichen getestet sein<br />

müssen. Auf ethische Bedenken - bei<br />

grundsätzlichem Einverständnis - verweist<br />

der Vorsitzende des Berufsverbandes<br />

der Kinder- und Jugendärzte<br />

Dehtleff Banthien.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong>isches<br />

Ärzteblatt<br />

Seite 3 3<br />

Nachrichten in Kürze 8<br />

8 Rudolf-Frey-Preis für Notfallmedizin, Kooperationsvertrag zwischen<br />

Lübeck und Bozen, Aus Konkurrenten werden Partner u. a.<br />

17 Leserbrief<br />

Fortbildung 18<br />

18 Veranstaltungskalender<br />

Personalia 19<br />

19 70 Jahre und ein bisschen weise ...<br />

20 Chefarzt Dr. Gerd Gritzke im Ruhestand<br />

21 Geburtstage und Verstorbene<br />

Bad Segeberg 22<br />

22 Situation im Notdienst erfreulich<br />

Manchmal gibt es auch Gutes zu berichten. Ralf Büchner und seinem<br />

Team ist offenbar die seit 1. Januar 2007 erfolgte Umstellung im kassenärztlichen<br />

Notfallbereitschaftsdienst gut gelungen.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> 24<br />

24 Ausstellung Schattensprache<br />

Ausstellung zur nonverbalen Kommunikation in Rendsburg.<br />

25 Kinderarznei im Test - Interview mit Dehtleff Banthien<br />

27 Im Jahr 150 000 Patienten<br />

Gesundheitszentrum Kiel-Mitte erfolgreich. Ärztliche Kommunikation funktioniert<br />

hervorragend.<br />

28 Prävention und Gesundheitsförderung bei Kindern<br />

Bericht über ein Pilotprojekt in der Grundschule Lütjenmoor in Norderstedt.<br />

30 Gegen Gesundheitskarte - für Fundamentalopposition<br />

Generalversammlung der Ärztegenossenschaft <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Erstmalig<br />

konnte ein sechsstelliger Gewinn vermeldet werden.<br />

32 Optimismus bei Privaten<br />

Die privaten Kliniken wollen ihre Chancen nutzen.<br />

33 Telemedizinische Überwachung von Herzkranken<br />

Erweiterung der Möglichkeit telemedizinischer Überwachung von Herzkranken<br />

für TK-Mitglieder, s. a. SHÄ 6/2001, S. 34-35; SHÄ 8/2003,<br />

S. 42-43; SHÄ 11/2003, S. 20; SHÄ 10/2005, S. 28-29.<br />

34 Defizite bei Versorgung von Kopfschmerzen und Migräne<br />

Über 100 000 Menschen nehmen täglich in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> Schmerzmittel<br />

gegen Kopfschmerzen ein. Kopfschmerzen und Migräne als stille<br />

Epidemie.<br />

35 Starke Verunsicherung der Patienten<br />

37 Vertrauen in Wirksamkeit gering<br />

Bericht von einer Podiumsdiskussion über das leidige Thema GKV-WSG.<br />

38 48. Westerland-Seminar erfolgreich<br />

Eine Woche Fortbildung für Ärzte(innen), gestaltet und organisiert durch<br />

die Norddeutsche Gesellschaft für ärztliche Fortbildung.<br />

40 Dietmar Katzer neuer Vorstandsvorsitzender<br />

Neue Gesichter im Vorstand der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung.<br />

Auch die <strong>Ärztekammer</strong> ist gut vertreten.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007


41 Unerfüllte Forderungen<br />

43 Erworbene Fortbildungszertifikate<br />

Kammer-Info <strong>aktuell</strong> 44<br />

44 Wo findet man <strong>aktuell</strong>e Informationen?<br />

45 Versorgungsvertrag diabetischer Fuß<br />

45 Verweigerte Hilfe beim Sterben<br />

48 Oder die Flucht nach vorn<br />

49 Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten auch im Krankenhaus<br />

möglich<br />

50 Sucht und Migration<br />

51 Schlichtungen in Arzthaftpflichtfragen<br />

Rezension: Tod in Afrika. Mein Leben gegen AIDS (S. 52)<br />

Gesundheits- und Sozialpolitik 53<br />

53 Rezepte - Rabatte - weisse Bescheid?<br />

54 Die Verantwortung des Staates und die Freiheit der Bürger<br />

Medizin und Wissenschaft 61<br />

61 Neue Entwicklungen beim Mammakarzinom<br />

Ein Bericht aus der Medizinischen Gesellschaft Lübeck.<br />

63 Notfallmedizinische Forschung<br />

3. wissenschaftliches Treffen des Arbeitskreises Notfallmedizin der DGAI in Kiel<br />

67 Kieler Herzchirurgen erfolgreich in der Herzklappen-Forschung<br />

Ein minimal-invasives Verfahren zum Ersatz einer Herzklappe am rechten<br />

Herzen bei Kindern mit komplexen, angeborenen Herzfehlern ist in Kiel<br />

erarbeitet worden.<br />

68 Neuartiger Hirnschrittmacher für die Behandlung der Parkinson-<br />

Krankheit<br />

Hirnschrittmacher bei Parkinson-Patienten werden genutzt, wenn die medikamentöse<br />

Therapie nicht mehr wirksam ist. Über Fortschritte dieser<br />

Therapie ein Bericht aus dem Campus Lübeck des UK S-H.<br />

Unsere Nachbarn 70<br />

70 Ist das möglich?<br />

Ist Selbstbestimmung bei Demenz möglich?<br />

71 Wenn Kinder sich selbst und andere gefährden<br />

Konflikt zwischen der Patientenautonomie und der Schadenvermeidung.<br />

Wie kann der die Ärztin/der Arzt damit umgehen.<br />

72 Nichts geht ohne Angehörige<br />

Ein Bericht von den 8. Alzheimertagen in Hamburg. Kann ärztliches Handeln<br />

die Einweisung in ein Pflegeheim verhindern?<br />

Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung 75<br />

75 Zur Vertragspraxis Zugelassene. Diese Beschlüsse sind noch<br />

nicht rechtskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt<br />

bzw. Klage erhoben werden kann<br />

77 Rechtskräftig zur Vertragspraxis Zugelassene<br />

79 Zur Überweisungspraxis Ermächtigte. Diese Beschlüsse sind<br />

noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch<br />

eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann<br />

82 Öff. Ausschreibung von Vertragspraxen<br />

Stellen- und Gelegenheitsanzeigen 84<br />

Telefonverzeichnis/Impressum 94<br />

Mitteilungen der Akademie 96<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

inhaltsverzeichnis<br />

35 Starke Verunsicherung<br />

Dr. Bernhard Bambas, Vorsitzender<br />

des schleswig-holsteinischen Berufsverbandes<br />

der Augenärzte<br />

Kritik ist schwer zu ertragen. Vor allem,<br />

wenn sie aus berufenen Munde<br />

kommt. Der Bericht des Patientenombudsmannes<br />

Jens-Hinrich Pörksen<br />

über Beschwerden gegen Augenärzte<br />

führte zu einer heftigen Reaktion des<br />

Berufsverbandes. Eine Einigung im<br />

Interesse der Patienten war bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht zu erkennen.<br />

54 Die Verantwortung<br />

des Staates und die<br />

Freiheit der Bürger<br />

Ein Referat<br />

des geschäftsführendenDirektors<br />

des<br />

PhilosophischenSeminars<br />

der<br />

Kieler Universität,<br />

Prof. Dr.<br />

phil. WolfgangKersting<br />

vor den Freien Berufen - s. a.<br />

SHÄ 6/2007, 24-26.<br />

Titelbild: Teilnehmer des Kurses „Rettungsdienst/Notfallmedizin“,<br />

angeboten<br />

von der Akademie der <strong>Ärztekammer</strong>.<br />

(Foto: di)<br />

(Foto: rat)<br />

(Foto: rat)<br />

5


nachrichten in kürze<br />

8<br />

Rudolf-Frey-Preis für Notfallmedizin<br />

an Kieler Arzt<br />

Dr. Patrick Meybohm, Assistenzarzt<br />

der Klinik für Anästhesiologie<br />

und Operative Intensivmedizin<br />

(Direktor: Prof. Dr.<br />

Jens Scholz) des Universitätsklinikums<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>,<br />

Campus Kiel, hat auf der 54.<br />

Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin im Mai<br />

2007 in Hamburg den mit<br />

2 500 Euro dotierten Rudolf-<br />

Frey-Preis für Notfallmedizin<br />

gewonnen. Dr. Meybohm hat<br />

den Preis „in Würdigung seines<br />

Einsatzes für die anästhesiologische<br />

Forschung“ erhalten, wo<br />

er sich mit den Veränderungen<br />

des Gehirn-Stoffwechsels im<br />

Rahmen eines unkontrollierten,<br />

so genannten hämorrhagischen<br />

Schocks nach Leberverletzung beschäftigt<br />

hat. So konnte in einer tierexperimentellen Arbeit<br />

erstmals demonstriert werden, dass die Kombination<br />

bestimmter Medikamente beim hämorrhagischen<br />

Schock im Vergleich zu üblichen Behandlungsmethoden<br />

vorteilhafter für Hirndurchblutung und Sauerstoffanreicherung<br />

ist. Die Ergebnisse der Studie<br />

wurden im angesehenen internationalen Journal<br />

Anaesthesia & Analgesia publiziert. Damit wurde<br />

die seit einigen Jahren am UK S-H, Campus Kiel,<br />

etablierte Arbeitsgruppe Experimentelle Notfallmedizin<br />

hochrangig ausgezeichnet. (Dr. Anja<br />

Aldenhoff-Zöllner)<br />

Einzigartige Bedingungen für die Erforschung<br />

von Erbkrankheiten<br />

Kooperationsvertrag zwischen Lübeck<br />

und Bozen<br />

Dr. Christine Klein<br />

Dr. Patrick Meybohm (Foto: UK S-H)<br />

Die Europäische Akademie Bozen<br />

(EURAC) und Universität<br />

zu Lübeck haben einen Kooperationsvertrag<br />

geschlossen. Darin<br />

ist die Förderung und Vertiefung<br />

der bestehenden wissenschaftlichenZusammenarbeit<br />

vereinbart.<br />

Die enge Kooperation in der<br />

genetischen Medizin besteht<br />

seit 1997. Die Lübecker Neu-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

rogenetikerin und Lichtenberg-Professorin Dr.<br />

Christine Klein und ihr Bozener Kollege PD Dr.<br />

Peter Paul Pramstaller erforschen die<br />

Mechanismen vererblicher Erkrankungen.<br />

Sie stützen sich dabei auf die Daten<br />

der Bevölkerung abgelegener Alpendörfer<br />

in Südtirol.<br />

Für die Untersuchung von Veränderungen<br />

der Erbsubstanz bieten die Populationen<br />

solcher so genannter Mikroisolate -<br />

anders als die übrige, im Laufe der Generationen<br />

genetisch vielfach durchmischte<br />

Bevölkerung - einzigartige Bedingungen.<br />

Prof. Dr. Christine Klein arbeitet an der<br />

Entwicklung von Biomarkern für die Parkinson-Krankheit.<br />

Dabei kombiniert sie<br />

eine Analyse des Transkriptoms (Genexpression)<br />

mit modernen bildgebenden<br />

Verfahren (strukturelle und funktionelle<br />

Magnetresonanztomographie MRT und<br />

Positronenemissionstomographie PET).<br />

Besonderes Augenmerk liegt auf den frühen<br />

oder sogar präklinischen Krankheitsstadien bei<br />

noch gesunden Mutationsträgern.<br />

Vertiefung der Zusammenarbeit beschlossen: Prof. Dr. Peter Dominiak<br />

(li.) und Dr. Werner Stuflesser (re.) (Fotos: René Kube)<br />

Dr. Pramstaller hat sich 2003 an der Universität Lübeck<br />

habilitiert und ist seitdem Mitglied der hiesigen<br />

Medizinischen Fakultät. Er hat an der Europäischen<br />

Akademie Bozen das Institut für Genetische Medizin<br />

aufgebaut.<br />

Lübecker und Bozener Wissenschaftler haben in<br />

den vergangenen Jahren wechselseitige Gastaufenthalte<br />

durchgeführt. Lübecker Studenten waren an<br />

Forschungsprojekten in Bozen beteiligt und haben<br />

in der dortigen Klinik für Neurologie famuliert.


Christine Klein und Peter Pramstaller feierten in<br />

diesem Jahr ihre 50. gemeinsame Publikation.<br />

An der Vertragsunterzeichnung haben aus Bozen<br />

der Präsident der EURAC, Dr. Werner Stuflesser,<br />

und der Ressortdirektor beim Landesrat für deutsche<br />

Schule, Berufsbildung und Universität der Autonomen<br />

Provinz Bozen - Südtirol, Dr. Günther Andergassen,<br />

für die Universität zu Lübeck der Rektor<br />

Prof. Dr. Peter Dominiak, sowie Prof. Dr. Christine<br />

Klein, Prof. Dr. Detlef Kömpf, PD Dr. Peter Paul<br />

Pramstaller und Prof. Dr. Heribert Schunkert teilgenommen.<br />

Das Land <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> war durch<br />

den Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Verkehr, Jost de Jager, vertreten.<br />

(Rüdiger Labahn)<br />

Friedrich-Ebert-Krankenhaus und Ärzte der<br />

Lehmann-Klinik kooperieren<br />

Aus Konkurrenten werden Partner<br />

Ab 1. Juni 2007 beginnen das Friedrich-Ebert-Krankenhaus<br />

(FEK) und die Ärzte der Lehmann-Klinik<br />

in Neumünster eine richtungsweisende Zusammenarbeit<br />

auf dem Gebiet der Chirurgie.<br />

Friedrich-Ebert-Krankenhaus (oben),<br />

Lehmann-Klinik (re.)<br />

(Fotos: FEK/Lehmann-Klinik)<br />

Das Friedrich-Ebert-Krankenhaus<br />

übernimmt die stationäre Versorgung<br />

der Lehmann-Klinik und sichert<br />

damit den Standort für die<br />

stationäre Versorgung in der Marienstraße.<br />

Die Ärzte der Gemeinschaftspraxis<br />

(Dr. Norbert Spilok, Dr. Frank<br />

Supke, Dr. Gerhard Schubert) gründen gemeinsam<br />

mit dem FEK ein Medizinisches Versorgungszentrum<br />

(MVZ) für die ambulante chirurgische Versorgung.<br />

Das FEK beteiligt sich in Nachfolge des aus-<br />

scheidenden Arztes Dr. Heiko Dau ab 1. August<br />

2007 am MVZ mit einem noch anzustellenden Chirurgen.<br />

Die Motivation der Ärzte der Lehmann-Klinik<br />

zur Kooperation liegt in der wirtschaftlichen Sicherung<br />

des Standortes Marienstraße, der traditionellen<br />

Verbundenheit zum Krankenhaus, der Stärkung<br />

der regionalen chirurgischen Versorgung und<br />

besonders in der Sicherung der 35 Arbeitsplätze am<br />

Standort in der Marienstraße. Das FEK ließ sich<br />

letztlich leiten durch die Verbesserung der Wettbewerbssituation<br />

in Neumünster auf chirurgischem<br />

Gebiet, der intensiveren Zusammenarbeit mit dem<br />

ambulanten Bereich und einer richtungsweisenden<br />

Verzahnung der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen<br />

in Neumünster.<br />

Für die Bevölkerung bringt diese Kooperation die<br />

Vorteile einer wohnortnahen kompletten chirurgischen<br />

Versorgung, die Abstimmung von ambulanten<br />

und stationären Behandlungskonzepten, die<br />

Einbindung von erfahrenen Fachärzten der Lehmann-Klinik<br />

in die stationäre Versorgung. Weiterhin<br />

wird in Kürze die ambulante chirurgische Notfallversorgung<br />

außerhalb der Praxissprechzeiten<br />

gemeinsam an einem Standort am Friedrich-<br />

Ebert-Krankenhaus konzentriert, sodass der Patient<br />

am Abend nur noch eine Anlaufstelle hat.<br />

Insgesamt wird diese Kooperation eine Stärkung<br />

des Standortes Neumünster in zunehmendem<br />

Wettbewerb für die Patientenversorgung mit sich<br />

bringen. (A. von Dollen/Dr. N. Spilok)<br />

Rating der apoBank heraufgestuft<br />

nachrichten in kürze<br />

Die Rating-Agentur Moody’s hat das Langfrist-<br />

Rating der Deutschen Apotheker-<br />

und Ärztebank (apoBank)<br />

von bisher „A2“ auf jetzt „A1“<br />

angehoben; der Ausblick wurde<br />

mit „stabil“ bestätigt. Das individuelle<br />

Finanzkraft-Rating bleibt<br />

mit „C+“ unverändert hoch auf<br />

der in dieser Klassifizierung <strong>aktuell</strong><br />

zweitbesten Rating-Note deutscher<br />

Banken.<br />

Die Beurteilung, die nach der Heraufstufung<br />

dem Rating von Standard<br />

& Poor’s und dem Verbund-<br />

Rating von Fitch entspricht, spiegelt<br />

neben den stabilen finanzwirtschaftlichen<br />

Fundamentaldaten das solide Risikoprofil<br />

und die gute Geschäftsposition der apoBank wider.<br />

(Deutsche Apotheker- und Ärztebank)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 9


nachrichten in kürze<br />

10<br />

Universität Lübeck<br />

Neuer Hemmstoff gegen das Aidsvirus<br />

entdeckt<br />

Chemiker der Universität<br />

zu Lübeck sind an der<br />

Entwicklung von Hemmstoffen<br />

gegen das Aidsvirus<br />

beteiligt. Die Entschlüsselung<br />

des Wirkprinzips<br />

bei dem körpereigenen<br />

HIV-Hemmer<br />

Virip, dessen Entdeckung<br />

jetzt in der Zeitschrift<br />

„Cell“ veröffentlicht<br />

wurde, geschah auf<br />

Prof. Dr. Thomas Peters<br />

Grundlage kernmagnetischer<br />

Resonanzanalysen (Nuclear Magnetic Resonance,<br />

NMR) aus Lübeck.<br />

Prof. Dr. Thomas Peters und Dr. Thorsten Biet aus<br />

dem Institut für Chemie der Universität Lübeck be-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

nutzten die gewonnenen NMR-Daten, um zusammen<br />

mit Prof. Dr. Bernd Meyer von der Universität<br />

Hamburg einen molekularen Strukturvorschlag zu<br />

entwickeln. Er betrifft die Wechselwirkung zwischen<br />

den Zellmembranen von Virus und Wirtszelle,<br />

die von Aidsforschern gegenwärtig mit besonderem<br />

Interesse untersucht wird.<br />

Leiter der Arbeitsgruppe, die den neuen HIV-Hemmer<br />

fand, ist Prof. Dr. Frank Kirchhoff von der Universität<br />

Ulm. Der Beitrag in „Cell“ trägt den Titel<br />

„Discovery and Optimization of a Natural HIV-1<br />

Entry Inhibitor Targeting the gp41 Fusion Peptide“<br />

(Cell 129, S. 263-275, 20. April 2007).<br />

Die Wissenschaftler entdeckten, dass ein bestimmtes<br />

Teilstück eines bekannten Blutproteins Aidsviren<br />

blockiert (Virus-inhibitorisches Peptid =<br />

Virip). Virip unterbindet beim Aidserreger HIV-1<br />

eine spezifische Funktion des Hüllproteins gp41. Die<br />

Viren benötigen das Protein, um in die menschlichen<br />

Zellen einzudringen. Laborversuche ergaben,<br />

dass Viren gegen Virip nicht resistent wurden.<br />

Einschulungstermine und Berufsschultage im Schuljahr 2007/2008<br />

der Medizinischen Fachangestellten bzw. Arzthelferinnen<br />

Berufsschule Unterstufe Mittelstufe Oberstufe<br />

Bad Oldesloe Einschulung: 27.08.07, 7:55 Uhr, Schultage: Mo+Di AH-M: Do AH-O: Mi<br />

Bad Segeberg Einschulung: 28.08.07, Schultage MFA07: Di+Do Mo Mi<br />

Flensburg Einschulung: 29.08.07, 8:00 Uhr, Blockwoche: 29.08.-04.09.07<br />

Schultage: MFA10a: Di+Mi, MFA10b: Fr+Mi<br />

MFA09a: Mo<br />

MFA09b: Do<br />

AH08a: Mo<br />

AH08b: Di<br />

Heide Einschulung: 27.08.07, 7:45 Uhr, Schultage AAr70: Mo+Fr AAr60: Do AAr50: Mi<br />

Itzehoe Einschulung: 29.08.07, 8:00 Uhr, Schultage 07MF: Mi+Do 06MF: Di 05MF: Fr<br />

Kiel Einschulung: MeFa07a+c: 29.08.07, MeFa07b: 30.08.07<br />

Schultage: MeFa07a: Mo+Mi<br />

MeFa07b: Di+Do<br />

MeFa07c: Mi+Fr<br />

Lübeck Einschulung: AU 1: 28.08.07, AU 2: 29.08.07<br />

Schultage: AU 1: Di+Mi, AU 2: Mi+Fr<br />

MeFa06a+b: Mo<br />

MeFa06c+d: Fr<br />

AM 1: Mo<br />

AM 2: Di<br />

AHO5a+d: Di<br />

AHO5b+c: Do<br />

AO 1: Fr<br />

AO 2: Do<br />

Mölln Einschulung: 28.08.07, 7:30 Uhr, Schultage MFA-07: Mo+Mi MFA-06: Do MFA-05: Di<br />

Neumünster Einschulung: 27.08.07, 8:00 Uhr, Schultage: Do+Fr<br />

Blockwoche: 27.8.-01.09.07<br />

Di Mi<br />

Neustadt Einschulung: 27.08.07, 7:45 Uhr, Schultage: Mo+Do Mi Di<br />

Niebüll Einschulung: 28.08.07, 7:55 Uhr, Schultage MFA U: Di+Mi MFA M: Do AH Oa+b: Mi<br />

Pinneberg Einschulung: 27.08.07, Schultage: Mo+Fr Di Mi<br />

Rendsburg Einschulung: 28.08.07, 8:00 Uhr<br />

Schultage: MFA07a: Mi+Fr, MFA07b: Mi+Do<br />

MFA 06a: Di<br />

MFA 06b: Do<br />

AH05a: Mo<br />

AH05b: Di


Dr. Thorsten Biet<br />

(Fotos: Universität Lübeck)<br />

Virip greift am selben<br />

Protein an wie das seit<br />

2003 zugelassene Aidsmedikament<br />

Fuzeon mit<br />

dem Wirkstoff Enfuvirtid,<br />

aber an einer anderen<br />

Stelle. Wenn die<br />

künstlichen Abkömmlinge<br />

von Virip in klinischen<br />

Studien erfolgreich<br />

sind, könnten diese<br />

Verbindungen Menschen<br />

helfen, deren Aidsviren<br />

gegen andere Medikamente resistent geworden sind.<br />

Die Lübecker Forschungen mit der kernmagnetischen<br />

Resonanzanalyse stehen im Rahmen eines gemeinsam<br />

mit der Universität Hamburg betriebenen<br />

NMR-Großgerätes der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />

Es hat sich hier in den vergangenen Jahren<br />

ein leistungsstarkes Zentrum für Wirkstoffforschung<br />

entwickelt, das an modernen Methoden der<br />

Medikamentenentwicklung arbeitet. (Rüdiger Labahn)<br />

Urologie Kiel des Universitätsklinikums<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Förderung mit über 200 000 Euro<br />

Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) fördert<br />

seit Juni 2007 die Klinik für Urologie und Kinderurologie<br />

des Universitätsklinikums <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>,<br />

Campus Kiel. Der Antragsteller, PD Dr.<br />

Christoph Seif, wird die Fördersumme von über 200 000<br />

Euro für die Erforschung und Therapie von Blasenentleerungsstörungen<br />

und Prostataleiden mit Botulinumtoxin<br />

einsetzen.<br />

Viele Patienten leiden unter einem sehr häufigen<br />

und unwillkürlich auftretenden Harndrang, der zu<br />

Inkontinenz führen kann und mit Tabletten oft<br />

nicht zu behandeln ist. Die Harnblase krampft sich<br />

bei den Betroffenen, ähnlich wie bei querschnittgelähmten<br />

Patienten, ohne Vorankündigung zusammen.<br />

Als Therapiemaßnahme kann jetzt unter örtlicher<br />

Betäubung ein Medikament (Botulinumtoxin A)<br />

in die Blase injiziert werden, das die genannten<br />

Symptome für acht bis zehn Monate reduziert oder<br />

gänzlich verschwinden lässt. Auch Patienten mit<br />

gutartigen Prostataproblemen, die sich nicht operieren<br />

lassen wollen, können mit diesem Medikament<br />

behandelt werden. Es bewirkt, dass die Prostata<br />

schrumpft und sich der Harnstrahl und die Blasenentleerung<br />

verbessern.<br />

Zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen zeigen, dass die Bo-<br />

tulinumtoxin-Therapie für Blase und Prostata sehr<br />

gut wirkt. In Deutschland ist sie bisher allerdings<br />

nicht zugelassen. An der Klinik für Urologie am<br />

Campus Kiel laufen daher Zulassungsstudien, um<br />

die Therapien zukünftig allen Patienten anbieten zu<br />

können. Mit den bewilligten finanziellen Mitteln<br />

der DFG werden zudem grundlagen-wissenschaftliche<br />

Daten und Informationen im Labor gesammelt,<br />

um die Behandlung weiter zu optimieren. (Dr. Anja<br />

Aldenhoff-Zöllner)<br />

Johanniter-Krankenhaus Geesthacht<br />

Neuer Geschäftsführer des Johanniter-Krankenhauses<br />

Geesthacht wird Carsten Schwaab ab 1. August<br />

2007. Er ist Nachfolger des langjährigen stellvertretenden<br />

und (seit 2005) Geschäftsführers Christian<br />

Madsen, der zum 1. Mai 2007 an das Krankenhaus<br />

in Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) gegangen<br />

war. Madsen hatte das Krankenhaus in einer<br />

schwierigen Phase übernommen und erfolgreich die<br />

wirtschaftliche Neuausrichtung eingeleitet, so der<br />

ärztliche Direktor Dr. Frank Templin und der Kuratoriumsvorsitzende<br />

Dr. Ralph Kramer.<br />

Intern bekannt<br />

wurde die Neubesetzung<br />

um<br />

den 23. Mai<br />

2007, als in der<br />

Eingangshalle<br />

des Krankenhauses<br />

eine interessanteFotoausstellung<br />

eröffnet wurde.<br />

Der Chefarzt<br />

der Inneren<br />

Dr. Ekkehard<br />

Schnieber und<br />

sein Oberarzt<br />

Dr. Volker<br />

Dr. Ekkehard Schnieber (Foto: hk)<br />

Penselin mit<br />

Ehefrau Dorothea zeigten zusammen mit einem<br />

Vortrag zum Klimawandel von Dr. Markus Quante,<br />

GKSS Forschungszentrum, nachdenklich machende<br />

Bilder von schmelzenden Gletschern in Chile und<br />

Wüstensand in der Sahara. (hk)<br />

Onkologie-Vereinbarung verlängert<br />

nachrichten in kürze<br />

Die vor zwei Jahren zwischen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (KVSH) und AOK<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> abgeschlossene „Vereinbarung<br />

zur Förderung der qualifizierten medizinischen Ver-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 11


nachrichten in kürze<br />

12<br />

sorgung auf dem Gebiet der Onkologie“ hat sich<br />

bewährt und ist daher verlängert worden. Dies teilten<br />

beide Vertragspartner am 25. Mai 2007 mit. Der<br />

Vertrag nach § 73 c SGB V (Versorgungsvertrag zur<br />

Förderung der Qualität in der vertragsärztlichen<br />

Versorgung) umfasst über 20 Seiten und ist - allerdings<br />

bei den Anlagen nicht vollständig - mit einem<br />

schnellen Rechner unter www.kvsh.de zu finden. Es<br />

sei gelungen, so die Vorsitzenden von KVSH und<br />

AOK-SH, die Qualitätsstandards in der ambulanten<br />

Krebsdiagnostik und -therapie weiter hoch zu halten,<br />

besonders auch bei der zytostatischen Therapie.<br />

Seit der Einführung wurden etwa 30 000 Patienten<br />

behandelt. Auf der ersten Versorgungsebene sorgen<br />

besonders qualifizierte Ärzte vor Ort für Betreuung<br />

und für die Koordination der Behandlungsabläufe<br />

und der psychotherapeutischen Betreuung. Auf der<br />

zweiten Versorgungsebene wird die Chemotherapie<br />

durch überwiegend onkologisch tätige Ärzte sichergestellt.<br />

Die Behandlungsqualität werde gesichert<br />

durch regelmäßige Fortbildungen und durch onkologische<br />

Kooperationsgemeinschaften mit weiteren<br />

Fachärzten bei Fach- und Fallkonferenzen.<br />

Interessierte erhalten, so heißt es in der Pressemitteilung,<br />

in den AOK-Geschäftsstellen „Auskunft<br />

über die insgesamt 135 teilnehmenden Vertragsärzte<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>“. Eine Übersicht wenigstens<br />

über die regionale Verteilung wurde dem Berichterstatter<br />

des <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischen Ärzteblattes<br />

von KVSH und Kasse nicht gewährt. (hk)<br />

Eröffnung der gefäßchirurgischen Praxis am<br />

Lubinus Clinicum, Kiel<br />

Vor zehn Jahren<br />

Am 1. Juni 1997 eröffnete die inzwischen verstorbene<br />

Dr. Eva Schweizer ihre gefäßchirurgische Praxis<br />

am Lubinus Clinicum Kiel.<br />

Am 1. Juni 2000 wurde die Praxis von Dr. Astrid<br />

Maquardt übernommen. Die Praxis ist mit dem Lubinus<br />

Clinicum Kiel durch die konsiliarärztliche und<br />

belegärztliche Tätigkeit eng verbunden. Im Jahre<br />

2006 wurden 82 Patienten gefäßchirurgisch stationär<br />

behandelt und rund 160 gefäßchirurgische<br />

ambulante Operationen im Lubinus Clinicum<br />

durchgeführt. (Christoph Merker)<br />

Philosophische Beratung<br />

Die vor den Heilberufen nicht haltmachende<br />

Burnout-Symptomatik lässt auch nach eher ungewöhnlichen<br />

Hilfen Ausschau halten. Wer abseits<br />

der Psycho-Schiene ein klärendes Gespräch auf<br />

Augenhöhe schätzt,<br />

kann zum Beispiel<br />

eine philosophische<br />

Beratung in Anspruch<br />

nehmen. In<br />

Reinbek ist seit zwei<br />

Jahren die philosophische<br />

Praxis<br />

„Denkräume“ von<br />

Dr. Ina Schmidt tätig.<br />

Die von der<br />

Universität Lüneburg<br />

kommende<br />

Kulturwissenschaftlerin<br />

und Philosophin<br />

(33) bietet Dr. Ina Schmidt (Foto: hk)<br />

Einzelgespräche, Seminare<br />

und Vorträge zu Lebensfragen an. Sie<br />

kommt von der Lebensphilosophie her, schätzt die<br />

Phänomenologie, die ja auch für Heilberufler im<br />

Blick auf den Patienten wertvoll sein kann. Bei Patienten,<br />

sagte sie im Gespräch mit dem <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong>ischen Ärzteblatt, könne philosophisch<br />

tiefer nach dem Befinden, nach den Wünschen<br />

(Gesundheit inwiefern?) und nach der Verbindung<br />

von Gedanken und Gefühlen gefragt werden. Für<br />

Ärzte, denen mitunter die Zeit fehle, ihre Persönlichkeit<br />

positiv in das Arzt-Patienten-Gespräch einzubringen,<br />

gebe es die Möglichkeit der assistierten<br />

Selbstreflexion, etwa im Sinne eines sokratischen<br />

Dialogs. Info im Internet unter www.denkraeume.net.<br />

(hk)<br />

Für Sie gelesen:<br />

Firmenlastige Studien<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

„Natürlich sind nicht nur viele Studien firmenlastig,<br />

sondern auch die dazugehörigen ,Editorials’ und die<br />

resultierenden Leitlinien. Wenn es um Arzneimittel<br />

geht, fehlen offenbar in vielen Fällen industrieunabhängige<br />

Experten, auch in den Fachgesellschaften.“<br />

Prof. em. Dr. Frank P. Meyer in AVP Arzneiverordnung<br />

in der Praxis, April 2007, S. 34 f., Hg. Arzneimittelkommission<br />

der Deutschen Ärzteschaft<br />

(AkdÄ), mit der Forderung, konkrete Halbwahrheiten,<br />

Versäumnisse oder Lügen „zu denunzieren“ -<br />

dies sei die originäre Aufgabe der AkdÄ, aller Ethikkommissionen<br />

und kritischer Medizinjournalisten. (hk)


Medizin und Naturwissenschaften<br />

„Chemie, Anatomie und Botanik galten als medizinische<br />

Hilfswissenschaften, die Naturwissenschaften<br />

waren in diesem frühneuzeitlichen Wissenschaftsverständnis<br />

auf das menschliche Wohlbefinden<br />

bezogen.“<br />

(Dr. phil. Jan Schlürmann, Historisches Seminar d.<br />

Univ. Kiel, über den Kieler Medizinprofessor und<br />

Gartengründer „Johann Daniel Major und der erste<br />

Botanische Garten der CAU zu Kiel“, in: Christiana<br />

Albertina, Forschungen und Berichte aus der CAU,<br />

Mai 2007, S. 37). (hk)<br />

Buchtipp: Arthrose-Info Fuß<br />

Das Arthrose-Info Heft 74 vom Juni 2007 gibt auf<br />

16 Seiten nützliche Tipps für Patienten mit Fuß-,<br />

zumal Sprunggelenksarthrose. Erhältlich bei der<br />

Deutschen Arthrosehilfe, Tel. 06831/946677. (hk)<br />

Deutsch-schweizerische Forschungskooperation<br />

erhält Auszeichnung<br />

Rudolf-Virchow-Preis für Kieler Pathologen<br />

des UK S-H<br />

Die Pathologen Dr. Martin Anlauf aus Kiel und<br />

Prof. Dr. Aurel Perren aus Zürich sind für gemeinsam<br />

durchgeführte Forschungsprojekte mit dem<br />

Rudolf-Virchow-Preis ausgezeichnet worden. Der<br />

mit 3 000 Euro dotierte Preis wurde auf der 91. Jahrestagung<br />

der Deutschen Gesellschaft für Pathologie<br />

in Magdeburg verliehen. Der Rudolf-Virchow-Preis<br />

ist die höchste Auszeichnung für Pathologen unter<br />

40 Jahren im deutschsprachigen Raum.<br />

Anlauf ist wissenschaftlicher Assistent am Institut<br />

für Pathologie des UK S-H am Campus Kiel (Direktor:<br />

Prof. Dr. Günter Klöppel). Perren lehrt an den<br />

Instituten für Pathologie in Zürich (Direktor: Prof.<br />

Dr. Holger Moch) und München. Ausgezeichnet<br />

wurden die Wissenschaftler für ihre Forschungsergebnisse<br />

zur Morphologie und Genetik duodenaler<br />

Gastrinome.<br />

Duodenale Gastrinome sind mikroskopisch kleine<br />

Tumore des Zwölffingerdarms, die das Hormon Gastrin<br />

bilden. Gefährlich für den Patienten sind meist<br />

nicht die Tumore als solche, sondern die Auswirkungen<br />

des produzierten Hormons, das die Schleimhaut<br />

schädigt und innere Blutungen verursacht.<br />

Aufgrund ihrer Größe sind Gastrinome schwer zu<br />

diagnostizieren und zu therapieren, auch nach einer<br />

Operation sind Patienten häufig nicht geheilt. Anlauf<br />

und Perren konnten mit molekularen Analysen<br />

erstmals nachweisen, dass bei einem Teil der Patien-<br />

ten nicht nur einzelne,<br />

sondern<br />

multiple Gastrinome<br />

in Verbindung<br />

mit mikroskopisch<br />

kleinen<br />

Gastrinzell-Vorläuferstadienauftreten,<br />

aus denen<br />

sich vermutlich<br />

weitere Gastrinome<br />

entwickeln<br />

können.<br />

Diese grundlegendenErkenntnisse<br />

liefern möglicherweise<br />

die<br />

nachrichten in kürze<br />

Prof. Dr. Aurel Perren (links) und Dr. Martin<br />

Anlauf bei der Preisverleihung<br />

(Foto: UK S-H)<br />

Basis für neue Therapieansätze und wurden in den<br />

internationalen Fachzeitschriften Gastroenterology<br />

und Gut publiziert. Die Arbeitsgruppen von Anlauf<br />

und Perren in Kiel und Zürich werden ihre gemeinsame<br />

Forschungsarbeit auch in Zukunft fortsetzen.<br />

Gefördert wurde das Kieler Forschungsprojekt von<br />

der Hensel-Stiftung der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel. (Dr. Anja Aldenhoff-Zöllner)<br />

Bundesforschungsministerium fördert klinische<br />

Studie<br />

Hautregeneration mit Erythropoietin<br />

bei Verbrennungen<br />

Das die Bildung roter Blutkörperchen verstärkende<br />

Erythropoietin (EPO) kann in der Verbrennungsmedizin<br />

für die Hautregeneration genutzt werden.<br />

Eine klinische Multicenterstudie dazu an sieben<br />

deutschen Verbrennungszentren wurde am Zentrum<br />

für Schwerbrandverletzte des Universitätsklinikums<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Campus Lübeck,<br />

konzipiert. Sie wird jetzt vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,1 Millionen<br />

Euro gefördert.<br />

Bei Patienten mit großflächigen Verbrennungs- oder<br />

Verbrühungsverletzungen kann eine wiederholte<br />

Spalthautentnahme von derselben Entnahmestelle<br />

notwendig sein, um zu transplantierende Areale decken<br />

zu können. Häufig regenerieren die Entnahmestellen<br />

jedoch nicht ausreichend schnell, so<br />

dass bei solchen Patienten ein Mangel an Spenderhaut<br />

zu weiteren und weitreichenden Komplikationen<br />

mit fatalem Ausgang führen kann.<br />

Seit etwa drei Jahren sind zahlreiche regenerative<br />

und zytoprotektive Effekte von niedrigdosiertem<br />

Erythropoietin bekannt. In der Multicenterstudie<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 13


nachrichten in kürze<br />

14<br />

sollen diese Effekte sowohl<br />

auf die Entnahmestellen<br />

von Spalthaut als auch auf<br />

die Verbrennungs- und<br />

Verbrühungsverletzungen<br />

selbst untersucht werden.<br />

Die Ergebnisse sollen zur<br />

Etablierung einer neuen<br />

Therapie mit einer deutlichen<br />

Verringerung der<br />

Morbidität und Mortalität<br />

schwerbrandverletzter Patienten<br />

führen.<br />

Leiter der Studie „Regenerative Effekte von niedrig<br />

dosiertem Erythropoietin bei Verbrennungs- und<br />

Verbrühungsverletzungen“ („A multicenter study<br />

on regenerative effects of low-dose erythropoietin,<br />

LDE, in burn and scald injuries“) ist Prof. Dr. Hans-<br />

Günther Machens aus der Sektion für Plastische<br />

und Handchirurgie und dem Zentrum für Schwerbrandverletzte<br />

des Universitätsklinikums in Lübeck.<br />

(Uni Lübeck)<br />

Qualitätssiegel der Krankenhausgesellschaft<br />

erneut erhalten<br />

Nach 2001 und 2004 hat das Team der Röpersbergklinik<br />

am 22. und 23. März 2007 zum dritten<br />

Mal die Prüfung für das Qualitätssiegel der Krankenhausgesellschaft<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (KGSH)<br />

bestanden. In den seit 2004 vollständig überarbeiteten<br />

21 Prüfkriterien werden u. a. die Ergebnisqualität,<br />

das Informations- und Qualitätsmanagement,<br />

der Umgang mit den Rehabilitanden und die Wirksamkeit<br />

der Behandlungsprozesse genau betrachtet.<br />

Die Vorbereitungen für die Prüfung fanden intensiv<br />

seit Oktober letzten Jahres statt. Bestehen kann eine<br />

Klinik das Verfahren allerdings nur, wenn sie nachweisen<br />

kann, dass man sich kontinuierlich um eine<br />

hohe Qualität und Verbesserungsprozesse kümmert.<br />

Dies ist den Mitarbeitern offensichtlich gut gelungen.<br />

Bereits am 23. März wurde das neue Prüfsiegel „Medizinische<br />

Rehabilitation in geprüfter Qualität“<br />

übergeben, das bis zur nächsten Prüfung 2010 geführt<br />

werden darf. (Rainer Simeit, Röpersbergklinik)<br />

MRT von EU-Bürokraten bedroht<br />

Prof. Machens<br />

(Foto: Uni Lübeck)<br />

Bis spätestens April 2008 ist noch Zeit, um eine zur<br />

Bürokratieposse geratene Arbeitsschutzrichtlinie<br />

der Europäischen Union zu entschärfen. Nach der<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Richtlinie 2004/40 EG soll Personal bei Arbeiten<br />

mit elektromagnetischen Feldern geschützt werden,<br />

z. B. Arbeiter an Hochspannungseinrichtungen.<br />

Nicht bedacht hatte man, dass danach medizinisches<br />

Personal bei einer Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) nicht mehr beim Gerät anwesend sein<br />

dürfte, auch wenn dies bei Notfallpatienten, Kindern<br />

oder anästhesierten Patienten notwendig wäre.<br />

Beim 88. Deutschen Röntgenkongress der Deutschen<br />

Röntgen-Gesellschaft (DRG) Mitte Mai im<br />

ICC Berlin sorgte die auch in Deutschland vorgesehene<br />

Umsetzung in nationales Recht für großes<br />

Kopfschütteln: „Wir müssten dann viel weniger mit<br />

MRT und wieder mehr mit Röntgen arbeiten, also<br />

ein extrem unwahrscheinliches, hypothetisches<br />

gegen ein bekanntes Risiko eintauschen“, sagte<br />

DRG-Präsident Prof. Reiser (München). Die Frage<br />

bleibt, was eigentlich für eine Qualitätsarbeit für viel<br />

Geld in Brüssel geleistet wird. Oder sind es Kompetenzdefizite,<br />

ist es Richtlinien-Wichtigtuerei? (hk)<br />

5,6 Millionen Euro für den SFB 415 in Kiel<br />

Der Sonderforschungsbereich 415 „Spezifität und<br />

Pathophysiologie von Signaltransduktionswegen“<br />

wird in einer abschließenden<br />

vierten Periode für weitere<br />

drei Jahre mit 5,6 Millionen<br />

Euro von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) gefördert. Der SFB<br />

415 wurde 1998 an der Medizinischen<br />

Fakultät der<br />

Christian-Albrechts-Universität<br />

(CAU) zu Kiel eingerichtet<br />

und wird in der<br />

Prof. Kabelitz<br />

(Foto: Privat)<br />

am 1. Juli 2007 beginnenden<br />

neuen Förderperiode<br />

insgesamt 18 Teilprojekte umfassen.<br />

Im SFB 415 arbeiten Forscher aus Kliniken und<br />

Instituten der CAU sowie des Forschungszentrums<br />

Borstel zusammen, um auf molekularer Ebene intrazelluläre<br />

Signalwege aufzuklären, die an Entzündungsreaktionen<br />

und an der Kontrolle von Zellwachstum<br />

und Zelldifferenzierung beteiligt sind. Einen<br />

Schwerpunkt stellen dabei die Signalwege von<br />

Zytokinen dar, den löslichen Botenstoffen des Immunsystems.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die molekulare<br />

Kontrolle des programmierten Zelltods<br />

(Apoptose) von Tumorzellen. Wie der Sprecher des<br />

SFB 415, Prof. Dr. Dieter Kabelitz vom Institut für<br />

Immunologie der CAU, mitteilt, ist es das erklärte<br />

Ziel des SFB 415, die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />

möglichst schnell für die Entwicklung


neuer therapeutischer Ansatzpunkte zur Behandlung<br />

von entzündlichen Erkrankungen und<br />

Tumorerkrankungen zu nutzen. In der neuen<br />

Förderperiode kommen hierbei verstärkt innovative<br />

Tiermodelle zur Anwendung, es werden aber auch<br />

im SFB 415 entwickelte und patentierte innovative<br />

Methoden der Zellbiologie benutzt, um intrazelluläre<br />

Signalwege zu charakterisieren. Der SFB 415<br />

ist von zentraler Bedeutung für die Forschungsschwerpunkte<br />

Entzündung und Onkologie der<br />

Medizinischen Fakultät der CAU. Viele Wissenschaftler<br />

des SFB 415 sind gleichzeitig im standortübergreifenden<br />

Netzwerk Entzündungsforschung<br />

tätig. Der SFB 415 ist somit auch eine tragende Säule<br />

der Exzellenzcluster-Initiative Entzündungsforschung<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Weitere Informationen<br />

zum SFB 415 finden Sie im Internet unter<br />

www.sfb415.uni-kiel.de. (Prof. Dr. Dieter Kabelitz,<br />

UK S-H)<br />

Die Veranstaltung<br />

Neue Impfempfehlungen - Neue Impfstoffe<br />

findet statt am 12.09.2007 in Ratzeburg und am<br />

19.09.2007 in Pinneberg -<br />

jeweils von 15:00-18:00 Uhr.<br />

4 Fortbildungspunkte<br />

Referenten: Dr. Hans-Martin Bader, Prof. Dr. Peter<br />

Rautenberg, Prof. Dr. Jörg Steinmann, Dr. Wolfgang<br />

Barchasch u. a.<br />

Weitere Informationen, ausführliches Programm<br />

und Anmeldung: Landesvereinigung für Gesundheitsförderung<br />

e. V. in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Kiel,<br />

Tel. 0431/94294, Fax 0431/94871, E-Mail gesundheits@lvgfsh.de,<br />

Internet www.lv-gesundheitsh.de<br />

(Elfi Rudolph)<br />

Herzchirurgie in Lübeck operiert erfolgreich<br />

Die Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Campus Lübeck,<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Hinrich Sievers<br />

behauptet sich erneut in der Spitzengruppe der<br />

Ergebnisqualität herzchirurgischer Operationen. Im<br />

Jahr 2006 wurden in der Klinik für Herzchirurgie<br />

1 450 herzchirurgische Eingriffe vorgenommen. Die<br />

Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung, eine<br />

Institution der Bundesärztekammer, analysierte die<br />

Daten von 77 herzchirurgischen Kliniken in<br />

Deutschland.<br />

In der Klinik der überregionalen Maximalversorgung<br />

wird ein erheblicher Anteil an Hochrisikopatienten<br />

behandelt. Umso höher ist es zu bewerten,<br />

dass insbesondere die Sterblichkeitsraten signifikant<br />

unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Bei den Routineoperationen,<br />

wie dem isolierten Aortenklappenersatz,<br />

ist die Sterblichkeit im Vergleich zum Bundesschnitt<br />

in Lübeck am zweitniedrigsten. Bei der<br />

häufigsten herzchirurgischen Operation, der isolierten<br />

Bypassoperation, beträgt die Sterblichkeit nur<br />

2,2 Prozent im Vergleich zum Bundesdurchschnitt<br />

von 3,6 Prozent. Bei komplexen Eingriffen, die einen<br />

Schwerpunkt der Tätigkeit der Klinik für Maximalversorgung<br />

in Lübeck darstellen, wie die Kombination<br />

aus Aortenklappenersatz und Bypassoperation,<br />

liegt die Sterblichkeit in Lübeck bei 3,7<br />

Prozent im Vergleich zu 6,4 Prozent bundesweit.<br />

(Dr. Anja Aldenhoff-Zöllner)<br />

Kriegskinder im Alter<br />

nachrichten in kürze<br />

„Es ist an der Zeit, dass auch Ärzte, Psychologen<br />

und Seelsorger sich um ein umfassendes Verständnis<br />

der Traumatisierung von Kriegskindern bemühen“,<br />

sagte Dr. Anita Stork (Jg. 1940) zu ihrem Seminarprojekt<br />

„Kriegskinder im Alter“ in der Akademie<br />

Sandkrughof (bei Lauenburg). Die Chefärztin für<br />

geriatrische Rehabilitation (a. D.) in Bad Bevensen<br />

initiierte und begleitet das Projekt gemeinsam mit<br />

der Autorin, Biografin und Dozentin Kathleen<br />

Battke M. A.<br />

In der Öffentlichkeit noch wenig bemerkt, ist das<br />

„Tabuthema“ am ehesten bei Heilberuflern wie<br />

Hausärzten, Psychotherapeuten, Psychiatern bekannt<br />

(das Deutsche Ärzteblatt hatte vor etwa zwei<br />

Jahren berichtet). Sonst, so sagen die Seminarleiterinnen,<br />

habe sich die Gesellschaft bis vor wenigen<br />

Jahren stillschweigend darauf geeinigt, dass die<br />

Kinder des 2. Weltkriegs - anders als die Kinder der<br />

Nazi-Opfer und der Täter - gut davongekommen<br />

seien. „Kriegskinder sind überwiegend fleißige und<br />

sozial engagierte Erwachsene geworden; ihre Lebensstrategie<br />

hieß Schweigen, Durchhalten, Vergessen,<br />

Verdrängen, Bagatellisieren und Funktionieren.“<br />

Doch 60 Jahre später beim Eintritt in den Ruhestand<br />

brächen bei vielen die alten Wunden wieder<br />

auf. Die verdrängten Erlebnisse führten zu seelischen<br />

und körperlichen Beschwerden. Aber wer<br />

wolle zuhören, glauben, die Trauer und Ängste verstehen?<br />

Die Gesellschaft biete ihnen keinen Ort des<br />

Gedenkens, keinen Volkstrauertag, keine Erinnerungsstätten.<br />

Zu wünschen sei Hilfe bei der Annahme der eigenen<br />

Vergangenheit. „Trauern heißt, mit unserem<br />

Schicksal Frieden zu schließen“. Viele Kriegskinder<br />

wollten sich austauschen und ihre Erinnerungen<br />

aufschreiben. Dabei sollten die Seminare helfen.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 15


nachrichten in kürze<br />

16<br />

Diese Idee brachte schon am ersten Seminarwochenende<br />

im März große Resonanz, etwa derart:<br />

„Wir möchten uns nicht nur selbst von der Lähmung<br />

des Nichtverstandenwerdens befreien, wir<br />

wollen auch ein Beispiel geben, wie man sinnvoll alt<br />

werden kann.“<br />

Der Sandkrughof, ein schöner ehemaliger Landsitz<br />

am hohen Elbufer, eigne sich auch als damaliger Ort<br />

der Heilung für viele Verletzte nach den Bombenangriffen<br />

auf Hamburg besonders gut für das Projekt.<br />

Der nächste Termin ist 31.08.-02.09.2007 sowie<br />

eine Schreibwerkstatt im November<br />

(www.sandkrughof.de). (hk)<br />

Neuer Vorstand im Landespflegeausschuss<br />

Dietmar Katzer<br />

Andreas Fleck<br />

(Fotos: rat)<br />

Der Landespflegeausschuss <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> hat<br />

in seiner Sitzung am 12. Juni einen neuen Vorstand<br />

gewählt: Vorsitzender des Landespflegeausschusses<br />

bleibt weiterhin Andreas Fleck, Abteilungsleiter im<br />

Sozialministerium. In ihrem Amt als Stellvertreter<br />

bestätigt wurden ebenfalls Dietmar Katzer (VdAK/<br />

AEV Landesvertretung) und Reinhard Rehm<br />

(AOK) als Vertreter der Pflegekassenverbände sowie<br />

Anke Schimmer (Diakonisches Werk <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>)<br />

und Kurt Rohde (Städteverband<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>). Neu in den Vorstand gewählt<br />

wurde Adolf Popall (bpa), nachdem der bisherige<br />

Amtsinhaber, Dr. Reinhard Becker (bpa), nicht<br />

mehr für das Amt kandidiert hat.<br />

Der Landespflegeausschuss ist das zentrale Gremium<br />

im Land, in dem alle Verbände und Aufgabenträger<br />

zu Fragen der Finanzierung und des Betriebs von<br />

Pflegeeinrichtungen eng zusammenarbeiten. Er<br />

kann hierzu Empfehlungen abgeben. Das Gremium<br />

setzt sich zusammen aus Vertreter(innen) der<br />

Pflegeeinrichtungen (Wohlfahrtsverbände und private<br />

Einrichtungen) und Pflegekassen, des Medizinischen<br />

Dienstes der Krankenversicherung (MDK),<br />

des Verbandes der privaten Krankenversicherung,<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

der kommunalen Landesverbände und des Sozialministeriums.<br />

Der Landesseniorenrat gehört dem Ausschuss<br />

als beratendes Mitglied an. (Oliver Breuer)<br />

Sinkende Durchschnittswerte pro Verordnung<br />

Erstmals seien 2006 bei Verordnungen rezeptpflichtiger<br />

Arzneimittel nicht mehr steigende Preise<br />

(„Strukturkomponente“), sondern sinkende Durchschnittswerte<br />

zu beobachten, teilte der BAH (Bundesverband<br />

der Arzneimittelhersteller) mit. Neu<br />

implementierte Wettbewerbselemente und die Festbetragsregelungen<br />

hätten gewirkt. Dennoch sei insgesamt<br />

mit 29 Milliarden Euro etwas mehr Umsatzvolumen<br />

zu verzeichnen. Dagegen seien die Verordnungen<br />

rezeptfreier Arzneimittel im dritten Jahr<br />

rückläufig - auch nicht kompensiert durch zunehmende<br />

Selbstkäufe. Der BAH als Interessenverband<br />

kritisierte die „Stigmatisierung“ der Selbstmedikation<br />

durch den grundsätzlichen Erstattungsausschluss<br />

und meinte sogar, von einer Schwächung der gesundheitlichen<br />

Eigenverantwortung sprechen zu<br />

sollen - was sich doch eher auf einen gesunden Lebensstil<br />

bezieht? (hk)<br />

Wegfall Fachkunde Rettungsdienst - Wartezeiten<br />

für Prüfung Zusatzbezeichnung Notfallmedizin<br />

Zum 30.08.2007 wird die Fachkunde Rettungsdienst<br />

nicht mehr von der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> ausgestellt, sie bleibt aber weiterhin als<br />

Voraussetzung für die Teilnahme am Rettungsdienst<br />

im Landesrettungsdienstgesetz verankert. Es<br />

wird dann nur noch, zwar unter den gleichen Voraussetzungen,<br />

die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin<br />

erteilt. In diesem Zusammenhang machen wir<br />

darauf aufmerksam, dass die Prüfung zur Erlangung<br />

der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin mindestens<br />

drei Monate Wartezeit in Anspruch nimmt. Somit<br />

ist die Möglichkeit, kurzfristig eine Qualifikation<br />

für den Rettungsdienst zu erlangen, nicht mehr gegeben.<br />

Wer die Fachkunde Rettungsdienst noch<br />

erlangen möchte, muss den Antrag, auch unvollständig<br />

und mit Nachreichen der restlichen Unterlagen<br />

innerhalb einer kurzen Frist, bis zum<br />

30.08.2007 bei der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

vorgelegt haben. (I/Ho)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> auf Platz zehn<br />

Auf Rang zehn unter den Bundesländern liegt die<br />

Landesförderung der Krankenhausinvestitionen im<br />

vergangenen Jahr. 88,6 Millionen Euro bedeuteten<br />

bei 2,83 Millionen Einwohnern gut 31 Euro pro Einwohner.<br />

Pro gefördertem Bett von insgesamt 13 397


Betten waren es 6 612 Euro (Rang acht). An der<br />

Spitze lag Hamburg mit 63 Euro pro Einwohner und<br />

knapp 10 000 Euro pro Bett, am Ende Niedersachsen<br />

mit 15 Euro pro Einwohner. Das Hamburger<br />

Krankenhaus-Investitionsprogramm 2007 ist veröffentlicht<br />

unter www.krankenhaeuser.hamburg.de.<br />

Was bisher - soweit ersichtlich - fehlt, ist eine klare<br />

gesundheitsökonomische und versorgungspolitische<br />

Analyse der Bundesländer über die Zukunft der<br />

Krankenhausfinanzierung (duales System?) und<br />

über die (welche?) Notwendigkeit und Möglichkeit<br />

der Steuerung von Krankenhaus-Kapazitäten und<br />

über die sinnvolle Höhe von Fördermitteln.<br />

Ein Seitenblick auf ein anderes, soeben vom HWWI<br />

(Hamburgisches Weltwirtschafts-Institut) publiziertes<br />

Bundesländer-Ranking zur Zukunftsfähigkeit<br />

(ökonomische Wachstumsfaktoren) legt nahe, nicht<br />

zu sehr in blau-weiß-rote Euphorie auszubrechen:<br />

danach liegt <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> mit 6,8 Punkten<br />

auf dem drittletzten Platz (Bayern vorn 12,5 und am<br />

Ende Sachsen-Anhalt 4,9 Punkte). (hk)<br />

Neuer Mitarbeiter<br />

Die <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

hat neu im Mitarbeiterteam<br />

einen Assistenten<br />

des Vorstandes.<br />

Thomas Neldner, geboren<br />

in Halle/Westfalen,<br />

absolvierte nach<br />

seiner Ausbildung zum<br />

Bankkaufmann ein<br />

Studium in Betriebswissenschaften<br />

mit<br />

Thomas Neldner (Foto: Privat)<br />

Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften<br />

in<br />

Augsburg. Er übernimmt neben der neu geschaffenen<br />

Funktion des Vorstandsreferenten einen Teil<br />

der Aufgaben von Ursula Brocks, die Ende Juli ausscheiden<br />

wird. (SH)<br />

Sylvia Hajduk - 10 Jahre Mitarbeit in der<br />

<strong>Ärztekammer</strong><br />

Kaum zu glauben, aber wahr: Sylvia Hajduk hatte<br />

am 1. Juli ihr 10-jähriges Dienstjubiläum in der <strong>Ärztekammer</strong>.<br />

Ihre gestalterischen Fähigkeiten fielen schon während<br />

ihrer Ausbildung auf, schon damals ergänzte<br />

sie das Team des Ärzteblattes. Nach bestander Prüfung<br />

wurde sie nach kurzer Zeit als Nachfolgerin von<br />

Sylvia Hajduk (Foto: wi)<br />

�<br />

�<br />

nachrichten in kürze<br />

Annika Doose und Marion<br />

David technische Leiterin<br />

und trägt zusammen<br />

mit Tina Rohlf und Katja<br />

Willers die Verantwortung<br />

für die Herstellung des<br />

Ärzteblattes. Einfallsreichtum<br />

und Kreativität sind<br />

herausragende Merkmale<br />

ihrer Tätigkeit - dem Ärzteblatt<br />

sieht man es an.<br />

Wir sind gespannt, was ihr<br />

in Zukunft noch einfallen<br />

wird. (K.-W. Ratschko)<br />

Leserbrief<br />

Leserbrief von Dr. Axel Kloetzing zum<br />

Artikel „Diabetes-Zentrum mit angestelltem<br />

Arzt“, SHÄ 4/2007, S. 29 f.<br />

Der Artikel erweckt den Eindruck, die<br />

Versorgung der Diabetiker im Kreis Steinburg<br />

sei unzureichend. Dieses kann mit Sicherheit<br />

ausgeschlossen werden. Es gibt<br />

in unserer Region allein 45 Praxen mit der<br />

Qualifikation zur Durchführung von Schulungen,<br />

das sind ca. 50 Prozent aller<br />

Hausarztpraxen. Eine flächendeckende,<br />

Dr. Kloetzing<br />

qualifizierte Versorgung der immer grö- (Foto: Privat)<br />

ßer werdenden Zahl von Diabetikern kann<br />

nur durch gut ausgebildete Hausärzte, in Zusammenarbeit<br />

mit den Fachärzten der beteiligten Gebiete<br />

gewährleistet werden. Weitere diabetologische<br />

Schwerpunktpraxen sind dabei nicht erforderlich.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Abschaffung des<br />

Zertifikats Diabetologie zu bedauern, da es doch für<br />

viele, auch schon länger niedergelassene Kollegen, eine<br />

Motivation war, sich noch mal intensiv mit dem<br />

Gebiet auseinanderzusetzen. Gleiches gilt im Übrigen<br />

auch für die Gebiete Palliativmedizin und Geriatrie.<br />

Auch hier kann die Therapie nur durch Hausärzte gewährleistet<br />

werden, allein durch die anfallenden<br />

Hausbesuche. Leider ist nach Ablauf der Übergangsfristen<br />

die Zusatzausbildung nur noch nach Einsatz<br />

auf entsprechenden Stationen während der stationären<br />

Ausbildung zu erlangen. Die Angebote der Akademie<br />

sind zudem so gelegt, dass sie für niedergelassene<br />

Ärzte kaum zumutbar sind.<br />

Hier hätte ich gern die Stimme des Kammerausschusses<br />

für Allgemeinmedizin vernommen.<br />

Dr. Axel Kloetzing, Bahnhofstr. 8, 25358 Horst/<strong>Holstein</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 17


fortbildung<br />

18<br />

Bad Bramstedt<br />

24./25.08.2007, 10:00-19:00/8:30-12:15 Uhr<br />

5. Sommer Akademie Klinische Rheumatologie,<br />

Vaskulitis 2007: Rheuma trifft Niere<br />

Veranstalter: Rheumaklinik Bad Bramstedt GmbH<br />

& Poliklinik für Rheumatologie, UK S-H, Campus<br />

Lübeck<br />

Veranstaltungsort und Auskunft: Rheumaklinik<br />

Bad Bramstedt GmbH, Oskar-Alexander-Straße 26,<br />

24576 Bad Bramstedt, Dr. Barbara Glindemann,<br />

Tel. 04192/902582, Fax 04192/902389, E-Mail<br />

glindemann@r-on-klinik.de, Marie Theres Opitz,<br />

Tel. 04192/902191, E-Mail opitz@r-on-klinik.de<br />

Gebühr: 200 Euro (mit Laborkolloquium 225 Euro)<br />

Bad Malente<br />

25.08.2007, 14:45 Uhr 2 Punkte<br />

Körperbilder - Body Image<br />

Veranstaltungsort: Curtius-Klinik, Neue Kampstr. 2,<br />

23714 Bad Malente-Gremsmühlen<br />

Veranstalter, Kontakt: Nordd. Gesellschaft für angewandte<br />

Tiefenpsychologie (NGaT), Tel. 04381/<br />

409796 oder 04381/6533, Fax 04381/6501, E-Mail<br />

wadelssen@t-online.de, Internet www.ngat.de<br />

Berlin<br />

26.-28.10.2007<br />

Berliner Dopplerkurs DEGUM-, DGKN- und<br />

KBV-Richtlinien, interdisziplinärer Grundkurs<br />

Doppler- und Duplexsonographie der Gefäße<br />

(einschl. Farbcodierung)<br />

Veranstalter, Veranstaltungsort, Kontakt: Berliner<br />

Dopplerkurs, <strong>Holstein</strong>ische Str. 26, 10717 Berlin, Dr.<br />

Becker, Tel./Fax 030/86207565, E-Mail info@<br />

dopplerkurs.de, Internet www.dopplerkurs.de<br />

Hamburg<br />

10.09.2007, 17:00-19:00 Uhr 4 Punkte<br />

Arbeitsmedizinische Falldemonstration u. Fallbesprechung<br />

„Synkanzerogenese Asbest-PAH“<br />

(Baur, ZfAM)<br />

Veranstalter, Veranstaltungsort, Kontakt: Zentralinstitut<br />

für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin,<br />

Prof. Dr. X. Baur, Seewartenstr. 10, Tel. 040/428894-<br />

501, Fax -514, E-Mail xaver.baur@bsg.hamburg.de,<br />

Internet www.uke.uni-hamburg.de/institute/arbeitsmedizin<br />

14.-17.10.2010<br />

23. Internationaler Kongress der Deutschen Ophtalmochirurgen<br />

Veranstalter: DOC e. V. in Kooperation mit Ressort<br />

Ophtalmochirurgie BVA<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Veranstaltungsort: Congress Centrum Hamburg<br />

(CCH)<br />

Kontakt, Anmeldung: MCN Medizinische Congressorganisation<br />

Nürnberg AG, Neuwieder Str. 9, 90411<br />

Nürnberg, Tel. 0911/3931617, Fax 0911/3931620,<br />

E-Mail doc@mcnag.info,<br />

Internet www.doc-nuernberg.de<br />

Kiel<br />

17./18.08.2007, 15 Punkte<br />

16:00-20:00/9:00-18:00 Uhr<br />

Trauerarbeit in der Verhaltenstherapie<br />

25.08.2007, 10:00-17:00 Uhr<br />

Gruppentherapie bei psychosomatischen Erkrankungen<br />

Gebühr: 125 Euro<br />

Veranstalter, Veranstaltungsort, Kontakt: IFT-<br />

Nord, Düsternbrooker Weg 2, 24105 Kiel, Dr. M.<br />

Pieper-Räther, Tel. 0431/57029-40,<br />

E-Mail info@ift-nord.de, Internet www.ift-nord.de<br />

21./22.09.2007 (Teil I)<br />

28./29.09.2007 (Teil II)<br />

TEE in der Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Veranstalter, Veranstaltungsort, Kontakt: Klinik<br />

für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin,<br />

UK S-H, Campus Kiel, Sekretariat Prof. Dr. J. Scholz,<br />

Schwanenweg 21, 24105 Kiel,<br />

Tel. 0431/597-2965, Fax 0431/597-3002,<br />

E-Mail kontakt@anaesthesie.uni-kiel.de,<br />

Internet www.uni-kiel.de/anaesthesie<br />

Lehmrade<br />

29.08.2007, 16:30 Uhr<br />

Parenterale Ernährung<br />

Veranstaltungsort: Reha-Klinik Lehmrade<br />

Veranstalter, Kontakt: Reha-Klinik Lehmrade<br />

GmbH, Gudower Str. 10, 23883 Lehmrade,<br />

Tel. 04542/8060, Fax 04542/806-444,<br />

Internet www.damp.de<br />

Neumünster<br />

12.09.2007, 15:30-17:30 Uhr<br />

Rheumatoide Arthritis-Frühdiagnostik, Standardtherapie<br />

und neue Therapieoptionen<br />

26.09.2007, 15:30-17:30 Uhr<br />

Arthritis - Fallvorstellung<br />

Veranstaltungsort: FEK, Linker Konferenzraum<br />

Veranstalter, Kontakt: Friedrich-Ebert-Krankenhaus<br />

Neumünster GmbH, Medizinische Klinik, Friesenstraße<br />

11, 24534 Neumünster, Gabriela Schneider,<br />

Tel. 04321/405-7001, Fax 04321/405-7009,<br />

E-Mail gabriela.schneider@fek.de


Eckhard Weisner zum Geburtstag<br />

70 Jahre und ein bisschen<br />

weise ...<br />

Ralf Büchner<br />

Dr. Eckhard Weisner<br />

(Foto: rat)<br />

Am 16. Juni ist Eckhard Weisner<br />

70 Jahre alt geworden. Ein bisschen<br />

weise war er schon vorher.<br />

Aber auch noch unruhig und<br />

unzufrieden genug, um sich ein<br />

ums andre Mal zu Wort zu melden<br />

und laut über die Zukunft<br />

unseres Arzt-Seins, unserer ärztlichen<br />

Interessenvertretung und<br />

unserer Freiberuflichkeit nachzudenken.<br />

Die Strategie-Klausur der Abgeordnetenversammlung<br />

der Kas-<br />

senärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

im Februar eröffnete Eckhard Weisner mit einigen<br />

Gedanken und Betrachtungen, die von der<br />

Abschaffung der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

(KV), da sie der politisch inszenierten Zersplitterung<br />

ohnehin nicht mehr standhalten könne,<br />

bis zur ultimativen Stärkung, Verteidigung und<br />

gewerkschaftlichen Weiterentwicklung der KV<br />

reichten und im kämpferischen Aufruf gipfelten,<br />

die Reihen fest zu schließen, sich einig und vereint<br />

um die KVen zu scharen, weil nur so und<br />

nur da Freiberuflichkeit eine Überlebenschance<br />

und (neue) Heimat mit Zukunftsperspektive habe.<br />

Das ist Eckhard Weisner, wie er leibt und lebt,<br />

wie ich ihn in den letzten 15 Jahren kennengelernt<br />

habe: Immer die Optionen darstellend in<br />

seinen Ja-Aber-Statements, sie wägend, vermittelnd,<br />

fast als wenn er mit sich selbst im Gespräch,<br />

im inneren Dialog wäre, und schließlich<br />

doch zu einer (meistens ziemlich) klaren Aussage<br />

kommend.<br />

„Das ist ja alles schwierig!“ - wie oft habe ich,<br />

haben wir das von Dir, lieber Eckhard, gehört,<br />

nicht nur auf der Klausur im Februar, sondern<br />

in all den Jahren in der KV (1981 bis 1998) im<br />

Vorstand, in den Kreisstellen und auf der Abgeordnetenversammlung.<br />

Noch gut erinnere ich mich an mein Debüt in<br />

der Abgeordnetenversammlung. Es muss ir-<br />

personalia<br />

gendwann Anfang der 90er Jahre gewesen sein,<br />

als ich unseren damaligen Kreisstellenvorsitzenden<br />

Martin Böhm aus Husum als „geladener<br />

Gast mit Rederecht“ vertreten sollte.<br />

Du warst damals nicht nur Vorsitzender der<br />

KVSH, sondern auch im Vorstand der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung. Folglich fragte<br />

ich Dich, wie es denn sein könnte, dass jetzt die<br />

Langzeit-Blutdruck-Messung als neue Leistung -<br />

ohne neues Geld! - in den EBM gekommen sei?<br />

Du hattest im Bericht zur Lage von dem Geld<br />

gesprochen, das der Leistung folgt. Denn sonst<br />

wäre es zwar nett für mich gewesen, auch einmal<br />

nach Segeberg zu fahren und Kaffee und<br />

Kekse zu genießen, aber ohne Antwort auf diese<br />

Frage letztlich doch frustran ...<br />

Deine Antwort war - und wie könnte es anders<br />

gewesen sein -, dass das alles ja doch sehr<br />

schwierig sei und so weiter und so fort. Und -<br />

ehrlich gesagt - habe ich es bis heute nicht begriffen,<br />

und ich bin mir ziemlich sicher, Du auch<br />

nicht, so viel und was man auch sonst noch alles<br />

dazu sagen kann.<br />

Das ist wohl einerseits die Sache mit dem hypertrophen<br />

Demuts-Gen bei uns Ärzten(innen),<br />

andererseits aber auch die Sache mit dem hypertrophen<br />

Macht-Gen bei den Politikern.<br />

Schwierig. Alles wirklich schwierig.<br />

Inzwischen ertappe ich mich - und ich fürchte<br />

andere ertappen mich auch - dabei, dass ich diesen<br />

Satz sage.<br />

Aber nicht nur das habe ich von Dir gelernt.<br />

Im Vorstand gab es eine klare Sitzordnung (Reihenfolge<br />

der Stimmenzahl, mit der man gewählt<br />

worden war, d. h., ich saß nach bzw. links neben<br />

Hans Köhler) und recht unverrückliche Rituale.<br />

Dazu gehörten Deine Berichte aus Köln, die -<br />

um es sachte zu sagen - überaus umfassend waren.<br />

Zumindest kam uns das so vor. Für Dich<br />

waren sie wahrscheinlich nur der High-Density-<br />

Extrakt aus 14 Tagen KBV und unzähligen Sitzungen.<br />

Und den „advocatus diaboli“ spielte regelmäßig<br />

und mit Inbrunst Bodo Kosanke.<br />

Leider habe ich ihn nicht immer auf Anhieb<br />

verstanden und deshalb nachgefragt, selbst auf<br />

die Gefahr hin, dass er mich für das allerdümmste<br />

und vorwitzigste Greenhorn im Vorstand halten<br />

würde, was ich sicherlich war.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 19


personalia<br />

20<br />

Dennoch in diesen KV-Vorstandssitzungen, die<br />

alle zwei Wochen am Dienstagabend (ab 19:30<br />

Uhr) stattfanden und oftmals bis lang in den<br />

nächsten Morgen dauerten, wurde heftig, engagiert<br />

und manchmal auch wütend diskutiert.<br />

Aber immer sportlich. Also fair und mit Respekt<br />

und Achtung vor dem anderen bzw. der Meinung<br />

des anderen. Doch keineswegs mit Glacé-<br />

Handschuhen. Da habe ich - anfänglich doch<br />

recht mimosig (weniger beim Austeilen, aber<br />

beim Einstecken wohl schon) - viel von Dir und<br />

den anderen Vorstandskollegen gelernt. Dafür<br />

bin ich dankbar.<br />

Geblieben ist mir auch die Überzeugung, dass es<br />

bei ausreichender Diskussion (fast) immer möglich<br />

ist, eine vernünftige Lösung zu finden. Diese<br />

Überzeugung wird durch die gesundheitspolitischen<br />

Entwicklungen und die Vielzahl unserer<br />

<strong>aktuell</strong>en Baustellen und Probleme oftmals auf<br />

eine harte Probe gestellt - es ist eben alles noch<br />

schwieriger geworden, jedenfalls nicht leichter -,<br />

aber aufgegeben will und habe ich sie nicht.<br />

Denn anders kann ich mir eine konstruktive<br />

Arbeit nicht vorstellen.<br />

Baruch Spinoza hat gesagt: „Nicht verlachen,<br />

nicht jammern, nicht verachten, sondern verstehen.“<br />

Zu verstehen, was vor sich geht, ist die Voraussetzung<br />

für Gestaltung. Und - Du erinnerst Dich<br />

vielleicht noch daran - das war auch damals<br />

mein erstes Thesen-Papier - heute würde man<br />

„Paper“ sagen - für den KV-Vorstand:<br />

Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus<br />

Chefarzt Dr. Gerd Gritzke im<br />

Ruhestand<br />

Tibor Simonsen, Ilse Friedrich<br />

Geboren ist Dr. Gerd Gritzke am 6. Mai 1942 in<br />

Hamburg. Nach einer humanistisch-gymnasialen<br />

Schulausbildung studierte er von 1962 bis<br />

1967 an den Universitäten Tübingen und Hamburg.<br />

Der Bundeswehr folgten ab 1971 Tätigkeiten<br />

am Institut für Pharmakologie der Universität<br />

Hamburg, in den Psychiatrischen Abteilungen<br />

des Ev. Krankenhauses Alsterdorf. 1977<br />

wurde er Facharzt für<br />

Nervenheilkunde und<br />

übernahm 1978 zunächst<br />

oberärztliche, ab<br />

1980 dann chefärztliche<br />

Aufgaben in der Heilerziehungs-,<br />

Heil- und<br />

Pflegeanstalt der damals<br />

so bezeichneten Alsterdorfer<br />

Anstalten. Später<br />

weitete sich seine<br />

Chefarzt-Tätigkeit auch<br />

auf die Abteilung für<br />

Psychiatrie und Neurologie<br />

in Alsterdorf aus.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

„Gestalten statt Verwalten“.<br />

Verstehen, und dann auch zu handeln für eine<br />

einige, freie und freiberufliche Ärzteschaft, die<br />

sich innovativ, unternehmend und unternehmerisch,<br />

selbstbewusst und kämperisch den Herausforderungen<br />

der Zeit stellt, statt sich jammernd<br />

zurückzuziehen in eine gesellschaftliche<br />

Nische, die es schon lange nicht mehr gibt, das<br />

habe ich - wie viele andere auch - von und mit<br />

Dir gelernt.<br />

Du hast Dich um die Ärzteschaft in <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> und in der Republik - auch in Europa<br />

und in der Welt, wenn ich an die UEMA-Reisen<br />

denke - sowie um die Versorgung der kranken<br />

Menschen verdient gemacht. Und dafür<br />

sind wir Dir dankbar.<br />

(Die Paracelsus-Medaille müsste eigentlich von<br />

der Bundesärztekammer folgen, denn wir können<br />

sie Dir nicht verleihen.)<br />

Noch ein Letztes: Was ich leider bis jetzt noch<br />

nicht von Dir gelernt habe, das hat Klaus Bittmann<br />

vor zehn Jahren in einem Gedicht zu Deinem<br />

60. Geburtstag im Landhaus Hahn in<br />

Schellhorn im Refrain so zusammengefasst:<br />

„Leer sei der Schreibtisch des Vorsitzenden am<br />

Abend!“<br />

Aber - so Gott will - habe ich ja noch ein bisschen<br />

Zeit, auch das zu lernen, - wobei - Du weißt schon,<br />

Eckhard - das ist ja alles schwierig ...<br />

Ralf W. Büchner, Kassenärztliche Vereinigung, Bismarckallee<br />

1-6, 23795 Bad Segeberg<br />

Dr. Gerd Gritzke<br />

(Foto: Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus)


Daneben war er konsiliarisch am Krankenhaus<br />

Elim und Israelitischen Krankenhaus tätig. Im<br />

Jahre 2001 erwarb er die Weiterbildungsbezeichnung<br />

Geriatrie.<br />

Seit dem Jahre 2000 war Dr. Gritzke als Chefarzt<br />

der Abteilung für Gerontopsychiatrie tätig,<br />

nachdem er 1988 chefärztlich die damals II Abteilung<br />

für Allgemein-Psychiatrie des Heinrich-<br />

Sengelmann-Krankenhauses übernommen hatte.<br />

Als Lehrbeauftragter der Universität Hamburg<br />

lehrte er im Fach Psychiatrie von 1992 bis 1994.<br />

Geburtstage<br />

Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare,<br />

die mit der Publikation einverstanden sind.<br />

Dr. Ingund Krohn, geb. Marx, Neumünster,<br />

feiert am 02.08. ihren 70. Geburtstag.<br />

Dr. Gerhard Thoben, <strong>Schleswig</strong>,<br />

feiert am 03.08. seinen 75. Geburtstag.<br />

Prof. Dr. Wolfdietrich Husstedt, Groß Grönau,<br />

feiert am 04.08. seinen 70. Geburtstag.<br />

Dr. Marianne Adolf-Gödecke, Pinneberg,<br />

feiert am 08.08. ihren 70. Geburtstag.<br />

Dr. Rudolf Schneider, Lübeck,<br />

feiert am 08.08. seinen 70. Geburtstag.<br />

Dr. Christa Eckert, Bad Oldesloe,<br />

geboren am 13.12.1928,<br />

verstarb am 07.03.2007.<br />

Dr. Gerhard Sobotta, Glinde,<br />

geboren am 16.12.1924,<br />

verstarb am 17.04.2007.<br />

Dr. Hermann Bosch, Wedel,<br />

geboren am 09.12.1915,<br />

verstarb am 29.04.2007.<br />

Dr. Erich Blackstein, Scharbeutz,<br />

geboren am 07.01.1914,<br />

verstarb am 25.05.2007.<br />

Dr. Ingeborg Daub, Mölln,<br />

feiert am 10.08. ihren 80. Geburtstag.<br />

Dr. Eberhard Blömer, Kiel,<br />

feiert am 18.08. seinen 80. Geburtstag.<br />

Dr. Behcet Simsek, Ascheberg,<br />

feiert am 23.08. seinen 80. Geburtstag.<br />

Dr. Hans-Jürgen Strache, Schellhorn,<br />

feiert am 27.08. seinen 80. Geburtstag.<br />

Dr. Wolfgang Caliebe, Altenholz,<br />

feiert am 28.08. seinen 75. Geburtstag.<br />

Prof. Dr. Giselher Walpurger, Lübeck,<br />

feiert am 28.08. seinen 75. Geburtstag.<br />

Dr. Hans-Dieter Schmidt, Rendsburg,<br />

feiert am 29.08. seinen 80. Geburtstag.<br />

Wir gedenken der Verstorbenen<br />

personalia<br />

Die Mitarbeiter der Gerontopsychiatrie haben<br />

Dr. Gritzke als kompetent, fürsorglich, stringent<br />

und problemzentriert erlebt. Er erfasste das Erkrankungsbild<br />

der meist auch immer somatisch<br />

erkrankten psychiatrischen Patienten durch seinen<br />

umfangreichen Erfahrungsschatz und eine<br />

heute zunehmend moderner werdende biologisch-psychiatrisch<br />

fokussierte Betrachtungsund<br />

Behandlungsweise.<br />

Dr. Tibor Simonsen, Ilse Friedrich, Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus,<br />

Kayhuder Str. 65, 23863 Bargfeld-Stegen<br />

Dr. Lydia Weiß, Kronshagen,<br />

geboren am 11.06.1911,<br />

verstarb am 26.05.2007.<br />

Ursula Langhagel, Kiel,<br />

geboren am 05.10.1915,<br />

verstarb am 05.06.2007.<br />

Prof. Dr. Wilhelm Föllmer, Timmendorfer Strand,<br />

geboren am 21.10.1908,<br />

verstarb am 07.06.2007.<br />

Dr. Herbert Reid, Lübeck,<br />

geboren am 02.03.1920,<br />

verstarb am 08.06.2007.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 21


ad segeberg<br />

22<br />

Kassenärztliche Vereinigung<br />

Situation im Notdienst<br />

erfreulich<br />

Dirk Schnack<br />

Für niedergelassene Ärzte steht schon lange<br />

fest, dass die Gesamtvergütung nicht ausreicht,<br />

um ihre Leistungen angemessen zu vergüten. Eine<br />

Anpassung wird seit Jahren mit der Bindung<br />

an die Grundlohnsummensteigerungverweigert.<br />

Nun gibt es<br />

erstmals seit Jahren<br />

Hoffnung,<br />

dass der finanzielle<br />

Spielraum<br />

dennoch erweitert<br />

werden kann -<br />

Dr. Ralph Ennenbach<br />

aus<br />

dem Vorstand<br />

der Kassenärzt-<br />

lichenVereinigung <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> (KV<br />

SH) stellte das<br />

Konzept für eine<br />

mögliche Anpassung während der Abgeordnetenversammlung<br />

am 13. Juni in Bad Segeberg<br />

vor.<br />

Ennenbachs Argument für Gespräche mit den<br />

Krankenkassen und im Schiedsamt über eine<br />

Erhöhung der Gesamtvergütung ist eine Gefährdung<br />

der Versorgung, die er mit neuen Daten<br />

aus schleswig-holsteinischen Praxen belegen<br />

will. Die von ihm präsentierten Zahlen zeigen,<br />

dass ganze Arztgruppen in unterdurchschnittliche<br />

Honorargruppen abrutschen, weil die derzeitige<br />

Gesamtvergütung nicht mehr ausreicht.<br />

„Wir verlieren die umsatzstärksten Praxen, damit<br />

wird die Versorgung gefährdet“, sagte Ennenbach.<br />

Als unterdurchschnittlich wird eine Arztpraxis<br />

eingestuft, wenn sie weniger als 80 Prozent des<br />

Fachgruppendurchschnitts an Honorar erzielt.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Diese Gruppe wird stärker, während zugleich<br />

die Gruppe mit einem Honorar von über 120<br />

Prozent des jeweiligen Fachgruppendurchschnitts<br />

ausdünnt. Diese von Ennenbach als<br />

„Versorgerpraxen“ bezeichneten Praxen sind für<br />

die medizinische Versorgung wichtig, da sie<br />

überdurchschnittlich viele Leistungen erbringen.<br />

Deutlich wird dies etwa bei den Hausärzten:<br />

Nur noch 173 Hausarztpraxen im Land erzielten<br />

im vergangenen Jahr ein Honorar, das 120<br />

Prozent über<br />

dem Fachgruppendurchschnitt<br />

lag. Vier Jahre<br />

zuvor schafften<br />

dies noch 239<br />

Praxen. Mit weniger<br />

als 80 Prozent<br />

des Fachgruppendurchschnitts<br />

mussten<br />

sich in 2006<br />

schon 357 Praxen<br />

begnügen,<br />

2002 waren dies<br />

noch 296. Relativ<br />

konstant blieb<br />

nur die Gruppe<br />

der Praxen mit<br />

einem Honorar zwischen 80 und 120 Prozent<br />

der Fachgruppe (383 in 2006, 378 in 2002). In<br />

anderen Fachgruppen ist nach Angaben Ennenbachs<br />

eine vergleichbare Entwicklung zu beobachten.<br />

Nach ersten Zahlen haben sich die Hoffnungen der KVSH bestätigt:<br />

Strahlende Gesichter von Thomas Miklik aus Kiel, KV-Chef Ralf Büchner<br />

und Dr. Hans-Joachim Commentz (von links), hier bei der Vorstellung des<br />

neuen Notdienstkonzeptes zur Jahreswende in Kiel. (Foto: di)<br />

Den Grund für diese Entwicklung sieht Ennenbach<br />

im Regelleistungsvolumen. Die arztgruppenspezifischen<br />

Obergrenzen mit festen Punktwerten<br />

darunter und Abstaffelungen oberhalb<br />

bringen großen Praxen Verluste und schaffen<br />

Freiräume für kleine Praxen. Eine Änderung<br />

des Honorarverteilungsmaßstabes schafft nach<br />

seiner Darstellung keine Abhilfe, könnte das<br />

Problem sogar noch verschärfen. Deshalb sieht<br />

Ennenbach einen Ausweg nur durch neue Honorargespräche<br />

mit den Krankenkassen. Die<br />

Zahlen der KV weisen einen Mehrbedarf von<br />

mindestens sechs Millionen Euro im Quartal


aus. Zugleich erinnerte Ennenbach an die Folgen<br />

für niederlassungswillige Ärzte: Praxen in<br />

unterdurchschnittlichen Honorargruppen finden<br />

schwerer einen Nachfolger, womit sich die<br />

Versorgungssituation weiter zuspitzen könnte.<br />

Erfreulicher dagegen die Situation im Notdienst.<br />

Dr. Hans-Joachim Commentz berichtete<br />

von positiven finanziellen Auswirkungen der ab<br />

ersten Januar umgesetzten Neuregelungen. Diese<br />

waren wegen ausufernder Kosten notwendig<br />

geworden - von 2004 bis 2006 waren die Notdienstkosten<br />

durch falsche Anreize im EBM von<br />

rund 13 auf 19,5 Millionen Euro gestiegen, was<br />

im Gegenzug die verbleibende Gesamtvergütung<br />

verringerte. Ohne „Notbremse“ in Form<br />

der Neuregelung hätte es nach KV-Berechnungen<br />

in diesem Jahr Notdienstkosten von 24 Millionen<br />

Euro gegeben. Diese Summe wird nun<br />

voraussichtlich unterschritten. Die Bevölkerung<br />

nimmt nach Darstellung Commentz die neue<br />

Struktur mit Anlaufpraxen an den Kliniken gut<br />

an. Die Zahl der Patientenkontakte steigt an.<br />

Zugleich ist der Informationsbedarf hoch - die<br />

Leitstellen bewältigen rund 600 000 Anrufe im<br />

Jahr. Um die Leitstellen besser zu nutzen, kann<br />

sich Commentz hier weitere Änderungen vorstellen.<br />

Als Beispiele nannte der KV-Kreisstellenleiter<br />

aus <strong>Schleswig</strong>-Flensburg eine Anpassung<br />

der Technik und eine bessere Kooperation<br />

der Leitstellen untereinander. Auch weitere<br />

Aufgabengebiete könnten nach seiner Ansicht<br />

auf die Leitstellen verlagert werden, etwa die<br />

Vermittlung von Notdienstapotheken und -zahnärzten,<br />

von Pflegeheimplätzen und von Termi-<br />

Edmund-Christiani-Seminar<br />

Edmund-Christiani-Seminar<br />

Ärztek <strong>Ärztekammer</strong><br />

ammer <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

www.aeksh<br />

www.aeksh.de<br />

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Akademie Akademie für für medizinische medizinische Fort- Fort- und und Weiterbildung<br />

Weiterbildung<br />

bad segeberg<br />

nen im Rahmen der zentralen Mammografiestelle.<br />

Klar ist für Commentz, dass die Bevölkerung<br />

mit der Arbeit der Leitstellen zufrieden<br />

sein muss, da diese eine Art „Aushängeschild“<br />

für die Ärzte darstellen.<br />

Mit der überregionalen Gesundheitspolitik beschäftigte<br />

sich KV-Chef Ralf Büchner in seinem<br />

Bericht zur Lage. Erneut gab das Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />

Anlass zur Kritik. Grund: Es hat<br />

nach Ansicht Büchners die Intransparenz im<br />

deutschen Gesundheitswesen noch verstärkt.<br />

Als Beispiele nannte er die zahlreichen Rabattverträge<br />

zwischen Krankenkassen und Pharmafirmen,<br />

von denen nach seiner Einschätzung die<br />

große Mehrheit nicht funktioniert. „Oft werden<br />

dem Patienten dadurch gewohnte Medikamente<br />

vorenthalten und durch andere ersetzt. Offenbar<br />

bleibt es Wille und Ziel der Politik, dass<br />

Ärzte und Apotheker ihren Patienten politisch<br />

unpopuläre Maßnahmen erklären sollen.“ Diesen<br />

Wunsch, stellte Büchner klar, werden die<br />

Ärzte der Politik nicht erfüllen: „Für die Rolle<br />

als Erfüllungsgehilfen einer verfehlten Politik<br />

stehen wir nicht mehr zur Verfügung.“ Als weiteres<br />

Beispiel für Intransparenz nannte Büchner<br />

die Selektivverträge zwischen Kassen und verschiedenen<br />

ärztlichen Organisationen - für den<br />

KV-Chef nichts anderes als ein trojanisches<br />

Pferd der Politik mit dem Ziel, die gemeinsame<br />

ärztliche Interessenvertretung zu zerschlagen.<br />

Büchner forderte die ärztlichen Organisationen<br />

auf, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen.<br />

Dirk Schnack, Postfach 12 04, 24589 Nortorf<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt Ärzteblatt<br />

ArztF ArztFindex<br />

index<br />

Vertrauensstelle ertrauensstelle des des Krebsregisters Krebsregisters <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

23


schleswig-holstein<br />

24<br />

Nonverbale Kommunikation<br />

Ausstellung Schattensprache<br />

Schattensprache heißt eine Ausstellung zur nonverbalen<br />

Kommunikation, die seit Jahresbeginn<br />

in Rendsburg läuft. Besucher lernen hier, mit<br />

den Händen zu sprechen und mit den Augen zu<br />

hören.<br />

Auf einmal ist alles still. In schallisolierten Räumen<br />

haben die Besucher Kopfhörer auf. Kein<br />

Ton dringt mehr an ihr Ohr. Letzte Versuche,<br />

mit den Nachbarn zu sprechen, scheitern. Die<br />

Augen irren durch den Raum, bleiben an einem<br />

Mann hängen, der mit seinen Händen signalisiert,<br />

dass die anderen ihm folgen sollen.<br />

Besucher lernen, sich ohne Worte auszudrücken: Der gehörlose<br />

Guide Gerald Brunk vor einer Wand mit Handzeichen.<br />

Der Mann heißt Gerald, ist gehörlos und<br />

kann sich nur über seine Hände verständlich<br />

machen. Hier im Rendsburger Provianthaus<br />

lotst er Besucher durch eine Ausstellung, in<br />

der die Sprache sichtbar sein muss, um sie<br />

verstehen zu können. Mit diesem Konzept<br />

wollen die Initiatoren über 50 000 Besucher<br />

im Jahr ansprechen. Die Leiterinnen Maike<br />

Baumgärtel und Susanne Dürkop setzen vor<br />

allem auf die positiven Eindrücke, die die ersten<br />

Besucher mitnehmen. „Die meisten sind am<br />

Anfang reserviert, hinterher aber begeistert“,<br />

sagt die diplomierte Gebärdensprachdolmetscherin<br />

Dürkop.<br />

Um die Reserviertheit zu lockern, absolvieren<br />

die Besuchergruppen zunächst die Station Tanz<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

der Hände, die zugleich Lockerungsübungen für<br />

die Finger beinhaltet. Die Besucher lernen<br />

schnell: Für Applaus wird mit den ausgestreckten<br />

Händen gewunken. Es folgt die Galerie der<br />

Gesichter: Besucher sollen Wut, Überraschung,<br />

Ekel oder Erstaunen ausdrücken. Auf Bilder<br />

reagieren sie mit Mimik. An anderen Stationen<br />

wie etwa Forum der Figuren oder Spiel der Zeichen<br />

lernen sie Gebärden und Zeichen kennen,<br />

geben sich am Schluss sogar Namen: Eine Hand<br />

mit ausgestreckten Fingern am Ohr für das<br />

Mädchen mit den Ohrringen, die Hand in Wellenbewegungen<br />

am Kopf entlang für die Frau<br />

mit den langen Locken. Am Schluss geht es in<br />

die Spürbar. Hier muss in Gebärdensprache bestellt<br />

werden und viele Besucher schaffen es ohne<br />

Worte, ihr Getränk zu ordern. Sie haben<br />

es geschafft, die Hemmnisse, sich ohne Worte<br />

auszudrücken, abzubauen. Das muss auch<br />

eine ältere Dame lernen, die vor kurzem in<br />

der Ausstellung war. Sie hat von ihren Ärzten<br />

erfahren, dass ihr Gehör schon bald ertauben<br />

wird. Die Verzweiflung darüber<br />

kommt vor der Führung durch, sichtlich angespannt<br />

und unter Tränen schafft es die<br />

„Besucher sind erst reserviert, dann begeistert“, haben die Leiterinnen<br />

Susanne Dürkop (links) und Maike Baumgärtel beobachtet.<br />

(Fotos: di)<br />

Frau, dennoch hineinzugehen. Nach 60 Minuten<br />

in der Ausstellung ist sie deutlich entspannter.<br />

„Sie hat gemerkt, dass sie auch ohne zu hören<br />

kommunizieren kann“, sagt Baumgärtel.<br />

Hinter der Ausstellung stecken der Journalist<br />

und Dokumentar Andreas Heinecke und die


Kuratorin Orna Cohen, unterstützt werden sie<br />

vom Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen,<br />

Ulrich Hase. Bis Ende 2008 soll<br />

das einzige Projekt dieser Art in Rendsburg zu<br />

erfahren sein. Die Initiatoren setzen außerdem<br />

vergleichbare Ausstellungen in diesem Jahr in<br />

Israel, Finnland und in der Schweiz um. Heinecke<br />

hat schon die Hamburger Ausstellung<br />

„Dialog im Dunkeln“ realisiert, in der Sehende<br />

in die Welt der Blinden eintauchen. Ihr Ziel ist<br />

das Auflösen von Vorurteilen: Hörende erfahren<br />

die Welt der Gehörlosen. Die zahlreichen<br />

Kindermedikamente<br />

Kinderarznei im Test<br />

Werner Loosen<br />

Seit Januar dieses Jahres gibt es eine EU-Verordnung,<br />

mit der erreicht werden soll, dass<br />

künftig in allen EU-Ländern neu zugelassene<br />

Arzneimittel auch an Kindern und Jugendlichen<br />

getestet sein müssen. Hintergrund: Zwischen<br />

50 und 90 Prozent aller Medikamente,<br />

die Minderjährigen in Krankenhäusern verabreicht<br />

werden, seien für diese Altersgruppe<br />

nicht zugelassen. Das sagt in einem Beitrag in<br />

der Süddeutschen Zeitung (SZ) Prof. Dr.<br />

Hannsjörg Seyberth, ehemaliger Direktor der<br />

Universitätskinderklinik in Marburg. Er hat seit<br />

Jahren für eine verbesserte Versorgung gestritten.<br />

Auch in den 6 500 Kinderarztpraxen, so heißt<br />

es weiter in dem erwähnten Bericht, kenne man<br />

das Problem: Zehn bis zwanzig Prozent aller verschriebenen<br />

Mittel gegen alltägliche Krankheiten<br />

seien nur für Erwachsene zugelassen. Niemand<br />

habe an kranken Kindern erforscht, wie<br />

die Präparate wirken und welche Nebenwirkungen<br />

auftreten: „Mit der Dosierung wird der Arzt<br />

oft alleingelassen. Wenn er Kindern Mittel für<br />

Erwachsene verordnet und diese geringer oder<br />

höher dosiert, bewegt er sich mit diesem ‚off label<br />

use’ in der rechtlichen Grauzone.“ Dem Arzt<br />

bleibe oft keine andere Wahl, denn die Arzneimittelhersteller<br />

führen insbesondere für schwere<br />

Krankheiten kaum Kindertests durch. Nach<br />

schleswig-holstein<br />

Info www.schattensprache.de<br />

E-Mail Info@schattensprache.de<br />

Bookingline Tel. 0700/20302003<br />

Fax 04331/7700566<br />

Einträge im Gästebuch der Schattensprache geben<br />

Anlass zur Hoffnung, dass auch die Welt<br />

der Gehörlosen zum Publikumsmagneten wird.<br />

Ein Besucher schrieb: „Stille kann sehr geräuschvoll,<br />

kommunikativ und beredt sein. Eine<br />

sehr spannende Erfahrung.“ (di)<br />

Angaben von Cornelia Yzer vom Verband Forschender<br />

Arzneimittelhersteller (VZA) hat die<br />

Kinderapotheke erhebliche Lücken, etwa bei<br />

Rheuma, Krebs, verschiedenen Herzkreislaufund<br />

Stoffwechselerkrankungen. Mit der neuen<br />

Verordnung könnten viele dieser Lücken in den<br />

nächsten Jahren geschlossen werden.<br />

Fragt sich nur - und das tut auch die SZ - warum<br />

die Pharmahersteller es überhaupt zu diesen<br />

Lücken haben kommen lassen. Die Zeitung<br />

zitiert Prof. Dr. Dietrich Reinhardt, Direktor<br />

des Haunerschen Kinderspitals an der Universität<br />

München: „Studien mit Kindern sind aufwändig.“<br />

Für viele Unternehmen rentierten sich<br />

die Studien nicht. Das lasse sich auch volkswirtschaftlich<br />

ausdrücken: Der pädiatrische Markt<br />

sei zu klein und die Zielgruppe Kind finanziell<br />

unattraktiv. Weiter heißt es in der SZ: „Das<br />

Problem bei der Behandlung liegt nicht darin,<br />

dass sich Mittel für Erwachsene grundsätzlich<br />

nicht für Kinder eigneten. Meist fehlt aber das<br />

Wissen um die optimale Dosierung, weil sich<br />

der Stoffwechsel von Kindern verschiedenen<br />

Alters von dem der Erwachsenen unterscheidet.<br />

Neugeborene und Säuglinge nehmen Arzneien<br />

langsamer durch den Darm auf, da dieser noch<br />

nicht voll ausgebildet ist. Bis die Kinder zwei<br />

Jahre alt sind, bleiben viele Wirkstoffe länger im<br />

Körper, auch Niere und Leber arbeiten langsamer.<br />

Später ändert sich das: Kinder zwischen<br />

zwei und fünf Jahren verstoffwechseln Wirkstoffe<br />

schneller als Erwachsene. Die richtige Menge<br />

einer Arznei hängt vom Lebensalter ab - und für<br />

die Allerkleinsten fehlen die meisten Pillen.“<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 25


schleswig-holstein<br />

26<br />

Jetzt also die neue Verordnung. Die Pharmabranche<br />

erhält als Gegenleistung für den höheren<br />

Aufwand einen verlängerten Patentschutz<br />

für kindertauglich getestete Medikamente; billigere<br />

Nachahmerpräparate dürfen erst später auf<br />

den Markt kommen. Doch die neue Verordnung<br />

hat auch Grenzen. So müssen patentgeschützte<br />

Arzneimittel, die bereits auf dem Markt<br />

sind, nicht nachgetestet werden. Fachleute wie<br />

Dietrich Reinhardt sind ganz zufrieden und meinen,<br />

in zehn bis 15 Jahren werde es für Kleinund<br />

Schulkinder ausreichend aussagekräftige<br />

Arzneimittelstudien geben.<br />

Es gibt aber auch Einwände. Das <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong>ische Ärzteblatt hat darüber mit Dehtleff<br />

Banthien, Jahrgang 1957, gesprochen. Er ist<br />

seit 1992 niedergelassener Kinderarzt in Bad Oldesloe<br />

und Vorsitzender im Berufsverband der<br />

Kinder- und Jugendärzte <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />

SHÄ:<br />

Wie stehen Sie zu der genannten EU-Verordnung,<br />

Herr Banthien?<br />

DEHTLEFF EHTLEFF BANTHIEN: ANTHIEN:<br />

Prinzipiell ist sie sehr begrüßenswert. Das ist ja<br />

ein Problem, an dem die Kinderheilkunde leidet,<br />

dass nämlich kaum Medikamente an Kindern<br />

und Jugendlichen getestet werden. Das<br />

liegt unter anderem daran, dass die Prüfungszulassungen<br />

an verschiedene Altersgruppen geknüpft<br />

ist - da aber keine Daten bezüglich der<br />

Sicherheit und Wirksamkeit von Kinderarzneien<br />

vorliegen, gibt es häufig auch keine, die für<br />

Kinder und Jugendliche zugelassen sind.<br />

SHÄ:<br />

Haben Sie auch Einwände gegen die neue Verordnung?<br />

DEHTLEFF EHTLEFF BANTHIEN: ANTHIEN:<br />

Ich habe einen ethischen Einwand: Was die Risiken<br />

eines neuen Wirkstoffes angeht, so können<br />

Kinder, zumal ganz kleine Kinder, nicht<br />

nach ihrem Einverständnis gefragt werden. Das<br />

müssen die Eltern entscheiden. In der Regel<br />

sind sie besorgt um das Wohlergehen ihrer Kin-<br />

der, dennoch können wir<br />

bei solchen Tests auch<br />

pekuniäre Interessen<br />

nicht ausschließen.<br />

SHÄ:<br />

Sie verweisen auf zahlreiche<br />

Präparate, die Apotheker<br />

rezeptfrei für Kinder<br />

anbieten - wie ließe<br />

sich das unterbinden?<br />

DEHTLEFF EHTLEFF BANTHIEN: ANTHIEN:<br />

Solche Präparate sind keinesfalls ein Ersatz für<br />

die Medikamente, über die wir sprechen! Hier<br />

geht es nur darum, dass Eltern durch die vermeintliche<br />

Kompetenz des Apothekers suggeriert<br />

wird, sie könnten abseits eines Arztbesuchs<br />

Hilfe für ihr Kind erwarten - und das, obwohl es<br />

keinen Wirksamkeitsnachweis für solche Präparate<br />

gibt. Ich meine, wir brauchten ein Gesetz,<br />

das eindeutig verbietet, dass Kindern Medikamente<br />

angeboten werden, die nicht geprüft<br />

sind. Als Kinderärzte bemühen wir uns ja auch<br />

ständig um eine rationale Arzneimitteltherapie.<br />

SHÄ:<br />

Welche Medikamente für Kinder fehlen? Wird<br />

zu wenig geforscht?<br />

DEHTLEFF EHTLEFF BANTHIEN: ANTHIEN:<br />

Es sind vor allem Medikamente zur Behandlung<br />

spezieller Erkrankungen, und das vorwiegend im<br />

Klinikbereich, ich denke an gastroenterologische<br />

Medikamente - als niedergelassener Arzt<br />

muss ich so etwas unter Umständen off-label<br />

einsetzen. Es fehlen auch Medikamente in der<br />

Intensivmedizin, etwa im Bereich der Neugeborenen.<br />

Ganz wesentlich ist, dass bisher keine<br />

Prüfungen stattfinden, und demzufolge gibt es<br />

auch keine entsprechende Forschung.<br />

SHÄ:<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Dehtleff Banthien (Foto: Privat)<br />

In welchem Bereich der Kinderkrankheiten ärgert<br />

es Sie besonders, dass Ihnen nur Medikamente<br />

für Erwachsene zur Verfügung stehen?


DEHTLEFF EHTLEFF BANTHIEN: ANTHIEN:<br />

Bei Asthma und Allergien haben wir besonders<br />

viel zu tun, vor allem unter dem Schulalter, etwa<br />

bei der inhalativen Behandlung von Entzündungen<br />

oder bei bronchialerweiternder Therapie<br />

- da ist nichts speziell für Kinder zugelassen.<br />

Auch im Gastrobereich, wie gesagt, setzen wir<br />

manchmal Mittel ein, die wir für Kinder gar<br />

nicht einsetzen dürften. Mich ärgert aber noch<br />

etwas ganz anderes: Nehmen Sie als Gegenbei-<br />

Gesundheitszentrum Kiel-Mitte<br />

Im Jahr 150 000 Patienten<br />

Das Gesundheitszentrum Kiel-Mitte ist Standort<br />

für zahlreiche Arztpraxen mit insgesamt<br />

mehr als 25 niedergelassenen Ärzten. Während<br />

die Patienten von den kurzen Wegen und der<br />

schnellen ärztlichen Abstimmung profitieren,<br />

lässt sich eine wirtschaftliche Kooperation im<br />

Praxisalltag nur schwer realisieren.<br />

Gemeinsame Anmeldung,<br />

einheitlich gestaltete<br />

Praxisschilder, zentrale<br />

Terminvergabe, gemeinsamer<br />

Pool von<br />

Schreibkräften, gemeinsame<br />

Auftragsvergabe<br />

von Dienstleistungen an<br />

Fremdfirmen oder abge-<br />

stimmtePraxisöffnungen: In einem Ärzte- Wolfgang Hinz (Fotos: di)<br />

zentrum finden sich viele Ansätze für eine Zusammenarbeit.<br />

Im Gesundheitszentrum Kiel-<br />

Mitte, wo jährlich rund 150 000 Patienten ambulant<br />

behandelt werden, verzichten die niedergelassenen<br />

Ärzte auf solche Verflechtungen.<br />

„Gemeinsamer Personalpool - das hört sich zwar<br />

spannend an, ist aber im Alltag schwer umzusetzen“,<br />

sagt etwa Bernhard Schmidt. Der einzige<br />

Allgemeinmediziner im Gesundheitszentrum<br />

gibt zu bedenken, dass die Anforderungen der<br />

vielen Fachgruppen im Hause unterschiedlich<br />

sind. Finanzielle Vorteile wie etwa günstigere<br />

Preise durch einen gemeinsamen Einkauf würde<br />

nach seiner Einschätzung zwar jeder Arzt im<br />

spiel Impfungen - da gibt es Zulassungsstudien<br />

für alle Altersgruppen und überhaupt keine<br />

Schwierigkeiten: Daran können Sie sehen, dass<br />

hier ganz bestimmte Marktmechanismen greifen!<br />

SHÄ:<br />

Besten Dank für diese Erläuterungen, Herr<br />

Banthien.<br />

Werner Loosen, Faassweg 8, 20249 Hamburg<br />

schleswig-holstein<br />

Hause begrüßen, nur: „Jemand müsste sich darum<br />

kümmern. Und in den Praxen hat niemand<br />

dafür personelle Ressourcen.“<br />

Das 2003 eingeweihte Gesundheitszentrum ist<br />

Standort für verschiedene Fachrichtungen und<br />

Praxen unterschiedlicher Struktur: Einzelpraxis,<br />

große Gemeinschaftspraxen und ein radiologisches<br />

Medizinisches Versorgungszentrum finden<br />

sich hier. Neben den Ärzten sind auch Pflegekräfte,<br />

Zahnärzte, Physiotherapeuten und Hebammen<br />

im Haus. Insgesamt arbeiten rund 150<br />

Menschen im Zentrum. Das durch einen geschlossenen<br />

Fonds finanzierte Haus wird derzeit<br />

erweitert, neue Fachgruppen und eine Apotheke<br />

sollen in das Zentrum einziehen.<br />

Schmidt ist trotz fehlender wirtschaftlicher Kooperation<br />

froh, seine Praxis in die Prüne verlegt<br />

zu haben. „Die Patienten<br />

werden hier schneller<br />

versorgt“, sagt<br />

Schmidt. Bei einem<br />

Tumorverdacht etwa<br />

genüge ein Anruf beim<br />

Facharzt im Hause, um<br />

noch am gleichen Tag<br />

eine Zweitmeinung zu<br />

Dr. Johannes Hezel<br />

erhalten. Diese schnelle<br />

Versorgung hält er für<br />

wichtiger als wirtschaftliche Kooperation. Um<br />

die ärztliche Zusammenarbeit weiter zu optimieren,<br />

will er einen hausinternen Begleitbrief für<br />

die innerhalb des Zentrums überwiesenen Patienten<br />

entwickeln. Auch Radiologe Dr. Johannes<br />

Hezel und der MVZ-Verwaltungsleiter Wolfgang<br />

Hinz sehen die Patienten als Nutznießer<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 27


schleswig-holstein<br />

28<br />

der Praxen unter einem Dach. „Sie haben kurze<br />

Wege und die Ärzte können sich bei Bedarf<br />

schnell abstimmen.“ Als der Neubau in der Kieler<br />

Innenstadt vor vier Jahren eingeweiht wurde,<br />

waren die Praxen schnell belegt - von bereits<br />

vorher niedergelassenen Ärzten. Sie werden<br />

nach Ansicht Hezels später von der Entscheidung<br />

für diesen Standort profitieren, und zwar<br />

durch den Wiederverkaufswert. „Für eine Praxis<br />

in einem solchen Zentrum findet man leichter<br />

einen Nachfolger, als wenn man eine Einzelpraxis<br />

in der Peripherie hat“, sagt Hezel. Dass die<br />

wirtschaftliche Kooperation nicht so ausgeprägt<br />

ist wie von ihm zunächst angedacht, ist kein<br />

Zeichen von Streit: „Die ärztliche Kooperation<br />

funktioniert hervorragend.“ Ärzte seien eben<br />

Gemeinsame Aufgabe für Ärzte,<br />

Lehrer und Eltern<br />

Prävention und Gesundheitsförderung<br />

bei Kindern<br />

Michael Lohmann<br />

Nicht erst seit PISA sind Bewegungsarmut, Haltungsschäden,<br />

Übergewicht und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

bis hin zu psychosomatischenBeschwerden<br />

bei etlichen<br />

Schulkindern<br />

zu beklagen. Die<br />

Entstehung und<br />

der Verlauf dieser<br />

Bei seinem Vortrag: Dr.<br />

Svante Gehring<br />

Norderstedt: Die Halle der<br />

Grundschule Lütjenmoor (re.)<br />

(Fotos: Lohmann)<br />

Gesundheitszentrum Kiel-Mitte<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Individualisten, die sich ungern in ihre Praxen<br />

„hineinregieren“ lassen. (di)<br />

Erkrankungen sind jedoch durch geeignete Präventionsmaßnahmen<br />

zu vermeiden oder aber<br />

positiv beeinflussbar.<br />

Hier setzt ein Pilotprojekt an, das kürzlich in der<br />

Grundschule Lütjenmoor in Norderstedt stattgefunden<br />

hat. Initiator Dr. Svante Gehring ist<br />

hausärztlich tätiger Internist und selbst vierfacher<br />

Vater. „Zu mir kommen Kinder und Erwachsene<br />

erst, wenn die Folgeschäden eines ungesunden<br />

Lebensstils bereits zugeschlagen haben.<br />

Ich kann dann allenfalls das Schlimmste<br />

verhindern, aber leider nur noch selten falsch<br />

erlernte Verhaltensmuster meiner Patienten<br />

beeinflussen“, beklagt Dr. Gehring und wandte<br />

sich unter dem Eindruck wachsender Adipositas<br />

bei Kindern und der Bereitschaft, Gesundheitsförderung<br />

in der Schule zu unterstützen, an die<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.


Einen Mitstreiter fand er dort beim Koordinator<br />

für das schleswig-holsteinische Gesundheitsziel<br />

zur Verringerung der koronaren<br />

Herzkrankheit, Dr. oec. troph. Michael<br />

Lohmann. „Besonders Ärztinnen und Ärzte<br />

können Eltern und Lehrer bei der Gesundheitserziehung<br />

ihrer Kinder durch kontinuierliche<br />

Information und Beratung wirkungsvoll<br />

unterstützen“, führt Lohmann an. Für<br />

besonders wichtig hält er in diesem Zusammenhang<br />

die „aufsuchende Beratung“, also<br />

die Unterstützung vor Ort im „setting“<br />

Schule.<br />

„Aus diesem Grund war der Weg zur Planung<br />

einer Projektwoche in der Grundschule Lütjenmoor<br />

die logische Konsequenz“, erläutert Dr.<br />

Gehring. Im ersten Schritt erarbeiteten die beiden<br />

Initiatoren Vorschläge für Themen, die als<br />

Einstieg geeignet erschienen. Dr. Gehring nahm<br />

Kontakt mit der Schulleitung auf, um diese für<br />

die Idee zu gewinnen.<br />

Unterstützung holten sich die beiden Initiatoren<br />

unter anderem bei Sabine Schindler-Marlow<br />

von der <strong>Ärztekammer</strong> Nordrhein, die seit Jahren<br />

das Projekt „Gesund macht Schule“ in Kooperation<br />

mit der AOK Rheinland betreut.<br />

Dort bestehen seit mehreren Jahren Kooperationen<br />

zwischen Ärzten und Lehrern. Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei „Patenschaften“ zwischen<br />

Ärzten und Schulen, die von beiden Seiten als<br />

sinnvoll und motivierend erlebt werden.<br />

Derart gerüstet konnte das Projekt anschließend<br />

einer Lehrerkonferenz in der Grundschule<br />

Lütjenmoor vorgestellt werden. Als Ergebnis<br />

wurde beschlossen, aus dem anwesenden Lehrerkollegium<br />

eine Arbeitsgruppe zu bilden und<br />

schleswig-holstein<br />

Ständig im Einsatz: der „Krankentransport“ (oben)<br />

Begeistert: In der Turnhalle wurden die vielfältigen Angebote<br />

wahrgenommen<br />

eine Kontaktlehrerin zu benennen, um kurze<br />

Kommunikationswege zu ermöglichen. Die betreffende<br />

Lehrerin fungiert seitdem auch schulintern<br />

als Ansprechpartnerin für die geplanten<br />

Aktivitäten der Projektwoche. Zusätzlich wurde<br />

von Dr. Gehring eine Infoveranstaltung zum<br />

Thema gesunde Ernährung und Bewegung für<br />

interessierte Eltern angeboten.<br />

Ende Mai 2007 fand dann die Projektwoche in<br />

der Grundschule Lütjenmoor statt. Während<br />

der Projektwoche wurden die Kinder motiviert,<br />

sich mit ihren Sinnes- und Körpererfahrungen<br />

auseinanderzusetzen. Insgesamt wurden 16 Projekte<br />

angeboten. Neben den Themen „Besuch<br />

beim Arzt“ und „gesunde Ernährung“ ging es<br />

dabei um Bereiche der Körperwahrnehmung<br />

(z. B. das Herstellen von Fühlkisten) und um<br />

vielfältige Bewegungsangebote (Klettern, Balancieren,<br />

Fitnessübungen). Entspannungsübungen<br />

wie „ein gesunder Start in den Tag“ oder „Traumreisen“<br />

gehörten genauso dazu wie Hand- und<br />

Fußmassagetechniken.<br />

Mit den genannten Handlungsfeldern wurden<br />

verschiedene Absichten verfolgt:<br />

�� Die Kinder lernen, ihre Bedürfnisse und Empfindungen<br />

zu erkennen und zu beschreiben.<br />

�� Die Kinder werden ermutigt, vorurteilsfrei<br />

über ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten,<br />

ihren Fernseh- und Computerspielekonsum<br />

und ihr Übergewicht zu sprechen und ihr Verhalten<br />

zu analysieren.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 29


schleswig-holstein<br />

30<br />

�� Die Kinder begreifen, dass Angst- und Stressabbau,<br />

gesunde Ernährung und Bewegung<br />

Spaß bringen und so als Grundbausteine des<br />

Lebens der Gesundheit dienen können.<br />

�� Die Kinder erkennen, dass Eigenverantwortlichkeit<br />

und Interessenwahrnehmung für einen<br />

gesundheitsbewussten Lebensstil wichtig<br />

sind.<br />

�� Die Kinder stärken ihre gesundheitliche<br />

Kompetenz und ihr Selbstbewusstsein, indem<br />

sie Techniken und Möglichkeiten kennen lernen,<br />

um die Anforderungen des (Schul-)Alltages<br />

erfolgreich zu meistern.<br />

�� Die Kinder bauen möglicherweise vorhandene<br />

Ängste und Unsicherheiten vor Arzt, Praxis<br />

und Klinik ab und lernen ihre Patientenrolle<br />

individuell zu definieren.<br />

Ziel dieses Pilotprojektes ist es, durch die Kooperation<br />

von Schule, Ärzteschaft und Eltern<br />

eine gesundheitsförderliche Umwelt zu gestalten,<br />

die möglichst nachhaltig wirkt. Das bedeutet:<br />

Der Dialog zwischen den beteiligten Partnern<br />

soll dazu führen, dass möglichst viele Kinder<br />

gesundheitsförderlich aufwachsen können.<br />

Das Rüstzeug dazu liefert die Schule als Ver-<br />

Generalversammlung<br />

Ärztegenossenschaft <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong><br />

Gegen Gesundheitskarte -<br />

für Fundamentalopposition<br />

Die Ärztegenossenschaft <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

konnte auf ihrer Generalversammlung<br />

in Rendsburg erstmals einen sechsstelligen<br />

Gewinn vermelden. Kontroverse<br />

Diskussionen gab es um die elektronische<br />

Gesundheitskarte.<br />

In einem mit großer Mehrheit verabschiedeten<br />

Aufruf wurden alle ärztlichen<br />

Körperschaften und die Modellregionen<br />

aufgefordert, die Mitarbeit an der Erprobung<br />

der elektronischen Gesundheits-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

mittler. Schulpatenschaften von Ärzten und gemeinsam<br />

organisierte Veranstaltungen und Projektwochen<br />

sind ein Teil auf diesem Weg. Andere<br />

Instrumente und Bausteine könnten z. B.<br />

in einer regionalen Pressearbeit liegen, um das<br />

Bewusstsein zu fördern. Krankenkassen, Kliniken,<br />

Apotheker, Physiotherapeuten, Vereine<br />

und auch regionale Unternehmer könnten als<br />

ideelle und finanzielle Sponsoren gewonnen<br />

werden. Fortbildungsveranstaltungen für die beteiligten<br />

Parteien und die Bereitstellung geeigneter<br />

Materialien könnten über die <strong>Ärztekammer</strong><br />

organisiert werden.<br />

Die Grundschule Lütjenmoor in Norderstedt<br />

kann als Beispiel dienen, das in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

„Schule machen“ sollte. Es werden daher<br />

interessierte Grundschulen und (Haus-)Ärzte(innen)<br />

gesucht, die zur Zusammenarbeit bereit<br />

sind. Interessierte können sich an Dr. Lohmann<br />

bei der <strong>Ärztekammer</strong> wenden (E-Mail<br />

lohmann@aeksh.org), sodass bei ausreichendem<br />

Interesse eine Informationsveranstaltung<br />

organisiert werden kann.<br />

Dr. oec. troph. Michael Lohmann, <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad<br />

Segeberg<br />

Vorstand der Ärztegenossenschaft: Dr. Klaus Bittmann<br />

(Fotos: di)<br />

karte zu stoppen.<br />

Die Betreibergesellschaft<br />

Gematik<br />

und die Politik<br />

sollten nach Ansicht<br />

der GenossenKosten-Nutzenrelationen<br />

und<br />

alternative<br />

Lösungen<br />

prüfen.<br />

Gegen<br />

den Aufruf<br />

hatte<br />

sich zum<br />

Beispiel<br />

Dr. Inge-<br />

borg<br />

Kreuz


aus dem Vorstand<br />

der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

(KVSH)<br />

ausgesprochen. Kreuz,<br />

selbst Hausärztin aus<br />

der Modellregion<br />

Flensburg, verwies auf<br />

die Erkenntnisse, die<br />

Ärzte bei der Erprobung<br />

in den Modellregionen<br />

sammeln und<br />

in ihre Forderungen bei<br />

Aus dem Vorstand der<br />

KVSH: Dr. Ingeborg Kreuz<br />

der Einführung der E-Card einfließen lassen:<br />

„Das liefert uns Argumente für die politische<br />

Diskussion.“ Außerdem hält sie die Beschlüsse<br />

des Deutschen Ärztetages in Münster zu diesem<br />

Thema für ausreichend, um die Bedenken der<br />

Ärzte zu berücksichtigen.<br />

Dr. Svante Gehring von den UnderDocs sprach<br />

sich für den Ausstieg aus den Modellregionen<br />

aus: „Wenn wir das nicht stoppen, wird es heißen,<br />

Ihr habt doch daran mitgearbeitet.“ Hausarzt<br />

Andreas Stanisak kritisierte die noch immer<br />

ungelöste Kostenfrage. Flensburgs Netzvorsitzender<br />

Dr. Eckehard Meissner mahnte zur Differenzierung.<br />

Er kritisierte insbesondere den hohen<br />

Aufwand für die verordnenden Ärzte beim<br />

elektronischen Rezept, stellte aber auch klar:<br />

„Die elektronische Vernetzung und den Heilberufeausweis<br />

können wir gebrauchen.“ Insgesamt<br />

gab es bei rund 65 anwesenden Mitgliedern sieben<br />

Gegenstimmen und zwei Enthaltungen zu<br />

dem Aufruf.<br />

Kritisch setzte sich Genossenschaftschef Dr.<br />

Klaus Bittmann mit der Rolle der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KBV) bei der Durchsetzung<br />

der finanziellen Ansprüche der Vertragsärzte<br />

auseinander. Um die Unterfinanzierung<br />

im ambulanten Bereich zu beenden, sollte<br />

die KBV nach Ansicht Bittmanns notfalls eine<br />

Ersatzvornahme durch das Bundesgesundheitsministerium<br />

riskieren. „Die Verantwortung für<br />

die Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung<br />

liegt dann bei der Politik“, sagte Bittmann.<br />

Um die bisherige Unterfinanzierung zu beenden,<br />

sind nach Angaben Bittmanns neun Milliarden<br />

Euro auf haus- und fachärztlicher Seite notwendig.<br />

„Diese Forderungen müssen erfüllt werden,<br />

sonst bleibt es trotz Berechnung auf Euro und<br />

Cent bei einer inflationären Muschelwährung“,<br />

sagte Bittmann. Sollte die Unterfinanzierung<br />

nicht behoben werden, hätten KVen und freie<br />

Verbände die Pflicht, die Ärzteproteste fortzusetzen.<br />

„Die Verbände werden faule<br />

Kompromisse nicht<br />

mittragen“, kündigte<br />

Bittmann an.<br />

„Die KBV hat sich von<br />

geplanter Fundamentalopposition<br />

entfernt,<br />

zeigt bekannte Politikfähigkeit<br />

und setzt um, mit<br />

unbegreiflichem Optimismus<br />

wird ein neuer<br />

EBM vorbereitet. Dies ist<br />

ein für die Ärzteschaft<br />

schwer nachvollziehbarer Gesinnungswandel“,<br />

sagte Bittmann.<br />

1. Vorsitzender der Under-<br />

Docs: Dr. Svante Gehring<br />

schleswig-holstein<br />

Geschäftsführer Thomas Rampoldt konnte in<br />

Rendsburg das vierte Jahr in Folge schwarze<br />

Zahlen präsentieren. Ein Gewinn nach Steuern<br />

in Höhe von 108 153 Euro ist das bislang beste<br />

Ergebnis für die Genossen. Wichtigster Anteil<br />

an den Erlösen in Höhe von 786 117 Euro sind<br />

die Erträge aus Beteiligungen, wohinter sich<br />

hauptsächlich die hundertprozentige Tochter<br />

Q-Pharm verbirgt. In 2006 überwies die Generikavertriebsfirma<br />

351 857 Euro an die Genossenschaft.<br />

Weitere Erlöse erzielt die Organisation<br />

etwa aus Provisionserlösen oder aus der<br />

Betreuung von Arztgruppen. Die Q-Pharm<br />

selbst erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz<br />

von 9,8 Millionen Euro und liegt weiter auf<br />

Wachstumskurs. Für das laufende Jahr rechnet<br />

das Unternehmen mit Erlösen von 12,5 Millionen<br />

Euro. Wachstumspotenzial sieht Rampoldt<br />

für die Genossenschaft auch in anderen Geschäftsfeldern.<br />

„Deutliche Steigerungen“ seien<br />

etwa noch bei der Betreuung von Arztgruppen<br />

möglich. Scheinbar ausgereizt ist dagegen das<br />

Mitgliederwachstum. Mit 2 145 Ärzten zum<br />

Jahresende 2006 blieb die Zahl im Laufe des<br />

Jahres nahezu konstant (2 141 ein Jahr zuvor).<br />

Nach Angaben Rampoldts können zwar jedes<br />

Jahr rund 50 neue Mitglieder gewonnen werden,<br />

ebenso viele scheiden aber wegen Praxisaufgabe<br />

auch aus. (di)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 31


schleswig-holstein<br />

32<br />

Verband der Privatkliniken<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Optimismus bei Privaten<br />

Die Probleme der Krankenhäuser sind bekannt:<br />

Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen<br />

- insbesondere der niedrige Landesbasisfallwert<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> - geben Anlass zur<br />

Sorge. Doch es gibt auch Chancen - und die<br />

wollen die privaten Kliniken nutzen. Auf einer<br />

Veranstaltung des Verbandes der Privatkliniken<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (VPKSH) am 6. Juni in Kiel<br />

überwogen die optimistischen Ausblicke. Integrierte<br />

Patientenversorgung und die Organisation<br />

regionaler Leistungsverbünde sehen die Privatkliniken<br />

als Chancen für ihre Häuser an.<br />

Der VPKSH-Vorsitzende Dr. Philipp Lubinus<br />

machte den Anfang. Er berichtete von einer<br />

Umfrage, die eine optimistischere Stimmung in<br />

den privaten Kliniken <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s im<br />

Vergleich zum Bundesdurchschnitt beschreibt.<br />

Optimismus bei den Vertretern der privaten Kliniken: Dr. Christian<br />

Rotering (links) und Horst A. Jeschke<br />

Auch Regionaldirektor Otto Melchert von<br />

den Sana Kliniken sieht Zukunfts- und<br />

Wachstumschancen etwa durch Zusatzentgelte<br />

für Spezialleistungen in Hochleistungszentren.<br />

Moderator Prof. Heinz Lohmann,<br />

früher Chef des Landesbetriebs<br />

Krankenhäuser (LBK) in Hamburg, geht<br />

davon aus, dass trotz einer Marktbereinigung<br />

- die Klinikzahl in Deutschland von<br />

derzeit rund 2 200 wird sich nach seiner<br />

Einschätzung in wenigen Jahren deutlich<br />

verringern - einzelne<br />

Träger expandieren<br />

werden.<br />

Manhagens Geschäftsführer<br />

Dr. sc. pol.<br />

Christian Rotering begründete<br />

den Optimismus<br />

anhand konkre-<br />

ter Zahlen. Seit 2001<br />

setzt sein Haus auf<br />

integrierte Versorgungsverträge.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Dr. Philipp Lubinus<br />

In diesem Zeitraum konnte die Patientenzahl<br />

von jährlich 6 079 auf 13 422 gesteigert werden.<br />

Dieser Zuwachs wäre nach Angaben Roterings<br />

ohne IV-Verträge nicht möglich gewesen. In<br />

den Jahren davor hatte die Patientenzahl fast<br />

stagniert. Manhagen hat durch konsequente<br />

Spezialisierung neue Versorgungsangebote geschaffen<br />

und sich als Vertragspartner für die<br />

Krankenkassen attraktiver gemacht. Heute<br />

nimmt die Klinik nach Fallzahlen bei vielen<br />

Eingriffen vordere Plätze in Deutschland ein.<br />

Bundesweit führend ist das Haus etwa mit<br />

jährlich 5 177 Katarakt-Operationen,<br />

3 313 Knie-Arthroskopien, 1 099 Schulter-Arthroskopien<br />

und 785 Kreuzband-<br />

Operationen. Bei einigen bundesweit publizierten<br />

Qualitätsvergleichen in der Publikumspresse<br />

landete die zur Gesellschaft für<br />

Systemberatung im Gesundheitswesen<br />

(GSbG) zählende Park-Klinik im vorderen<br />

Bereich - auch dies hat nach Angaben Roterings<br />

positive Effekte auf die Nachfrage.<br />

Gut kommt bei den Krankenkassen auch<br />

die Gewährleistung der Ergebnisqualität<br />

Otto Melchert (links) und Dr. Ernst Bruckenberger (Fotos: di)


durch Garantie-Übernahme bei allen Operationen<br />

an. Was sich inzwischen bei immer mehr<br />

IV-Verträgen durchsetzt, hat Manhagen schon<br />

vor 16 Jahren für ärztliche, pflegerische und<br />

sonstige therapeutische Behandlungsfehler und<br />

für Materialschäden eingeführt. Seitdem wurden<br />

dort 104 000 Patienten operiert. Zu Gewährleistungen<br />

kam es dabei in 416 Fällen, also<br />

in 0,4 Prozent. Der durchschnittliche finanzielle<br />

Aufwand für einen zweiten Eingriff beträgt 2 839<br />

Euro, die Summe über alle Gewährleistungen in<br />

16 Jahren betrug 1,181286 Euro.<br />

Es gab aber auch warnende Stimmen in Kiel.<br />

Projekt IKK mit 4-K-Verbund und UK S-H<br />

Telemedizinische Überwachung<br />

von Herzkranken<br />

Herzkranke Versicherte der Innungskrankenkassen<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> können sich jetzt<br />

telemedizinisch überwachen<br />

lassen. An<br />

dem Projekt zur integrierten<br />

Versorgung<br />

beteiligen sich neben<br />

der Kasse und dem<br />

Düsseldorfer Telemedizin-Dienstleister<br />

PHTS fünf Kliniken<br />

im Land sowie niedergelasseneHausärzte<br />

und Kardiolo- Dirk Russ (Fotos: di)<br />

gen.<br />

„Ich bin überzeugt, dass noch mehr Krankenkassen<br />

und mehr Krankheitsbilder einbezogen<br />

werden“, sagte Harald Stender bei der Vorstellung<br />

des Projektes. Der Verwaltungschef des<br />

Westküstenklinikums Heide und seine Kollegen<br />

aus dem 4-K-Verbund (Itzehoe, Neumünster,<br />

Heide/Brunsbüttel sowie Bad Bramstedt) und<br />

des Universitätsklinikums <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

machen sich wegen des Projektes keine Sorgen<br />

um den Zulauf der Patienten - auch wenn dies<br />

dem Ziel dient, dem Gesundheitssystem Kosten<br />

durch weniger Klinikeinweisungen zu sparen.<br />

schleswig-holstein<br />

Horst A. Jeschke aus dem Vorstand der Damp-<br />

Gruppe etwa machte auf die Grenzen des<br />

Wachstums für die privaten Betreiber aufmerksam.<br />

„Mittelfristig wird es keine deutliche Erhöhung<br />

der privat zu zahlenden Leistungen durch<br />

GKV-Patienten im Krankenhaus geben“, warnte<br />

Jeschke vor übertriebenen Erwartungen.<br />

Weiteres Problem: Auch private Betreiber bringen<br />

Kliniken in dünn besiedelten Gebieten nur<br />

mühsam in die Gewinnzone. Melchert nannte<br />

als Beispiel Häuser, von denen in Touristenregionen<br />

eine Rundum-Versorgung verlangt wird,<br />

diese aber nur saisonal ausgelastet sind. (di)<br />

Der Patientenandrang in den beteiligten Häusern<br />

ist nach Angaben Stenders groß genug.<br />

Außerdem sehen die Partner in dem kürzlich in<br />

Neumünster vorgestellten Projekt nur den Start<br />

für eine Ausdehnung der Telemedizin in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>.<br />

Dies könnte - so hofft Stender -<br />

dann irgendwann auch dazu führen, dass PHTS<br />

das für das Projekt notwendige Call-Center<br />

nach <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> verlegt. Arzt Dirk Russ<br />

vom Dienstleister kann sich eine solche Lösung<br />

als Außenstelle an einem der beteiligten Krankenhäuser<br />

zumindest vorstellen.<br />

Zunächst wollen die Partner aber Patienten von<br />

ihrem Modell überzeugen. Die herzkranken Patienten<br />

werden mit einem 12-Kanal-EKG, einem<br />

Blutdruckmessgerät und einer Waage ausgestattet.<br />

Die ermittelten<br />

Vitalwerte<br />

werden täglich an<br />

das telemedizinische<br />

Zentrum von PHTS<br />

in Düsseldorf übermittelt.<br />

Dort sind<br />

Ärzte und Krankenschwestern<br />

rund um<br />

die Uhr erreichbar.<br />

Sie betreuen bislang<br />

Nicolay Breyer<br />

rund 16 000 deutsche<br />

Patienten aus<br />

weiteren Telemedizinprojekten. Die Ärzte benötigen<br />

eine Einverständniserklärung der Patienten,<br />

die vorher von PHTS-Mitarbeitern bei<br />

der Bedienung der Geräte geschult werden.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 33


schleswig-holstein<br />

34<br />

„Die Anrufe sind kostenfrei für die Patienten<br />

und es gibt keine Wartezeiten. Die Datenübertragung<br />

dauert keine 20 Sekunden“, sagte Russ<br />

in Neumünster. Die im Call-Center gesammelten<br />

Daten werden in einer elektronischen Patientenakte<br />

erfasst und stehen den behandelnden<br />

Ärzten für eine leitliniengerechte Therapie online<br />

oder per Fax zur Verfügung. Bei akuten<br />

Herzbeschwerden wird ein Notarzt eingeschaltet<br />

und sofort mit den Patientendaten versorgt.<br />

Patienten, die sich nicht regelmäßig melden,<br />

werden vom Zentrum erinnert. Sie werden aufgefordert,<br />

auch ohne Beschwerden regelmäßig<br />

in die Arztpraxis zu gehen.<br />

Allein 500 bis 600 Hausärzte erhoffen sich<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s Hausarztchef Nicolay Breyer<br />

und Dr. Klaus Bittmann von der Ärztegenossenschaft.<br />

Sie rechnen mit einer hohen Reso-<br />

Deutsche-Angestellten-Krankenkasse<br />

Defizite bei Versorgung von<br />

Kopfschmerzen und Migräne<br />

Der Krankenstand in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist so<br />

niedrig wie zuletzt 1997. Neben dieser erfreulichen<br />

Nachricht verwies die DAK bei der Vorstellung<br />

ihres <strong>aktuell</strong>en Gesundheitsreports aber<br />

auch auf Defizite bei der Versorgung von Patienten<br />

mit Kopfschmerzen und Migräne. Deshalb<br />

soll nun verstärkt über Therapiemöglichkeiten<br />

aufgeklärt werden.<br />

„Kopfschmerzen und Migräne sind eine stille<br />

Epidemie, die wir erst jetzt realisieren“, sagte<br />

Prof. Dr. Hartmut Göbel beim Pressegespräch in<br />

der Kieler DAK-Zentrale. Der Direktor der Kieler<br />

Schmerzklinik zählt zu einer Gruppe von 13<br />

Experten aus der ambulanten und stationären<br />

Versorgung sowie der Forschung, die das mit<br />

der Erstellung des Gesundheitsreports beauftragte<br />

Institut für Gesundheits- und Sozialforschung<br />

(IGES) zuvor befragt hatte. Als Datengrundlage<br />

für die Analyse diente dem IGES eine<br />

repräsentative Bevölkerungsumfrage von rund<br />

3 000 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

nanz unter den niedergelassenen Ärzten, weil<br />

die Teilnahme nicht an eine Mitgliedschaft in<br />

Genossenschaft oder Hausarztverband gekoppelt<br />

ist und die extrabudgetäre Quartalspauschale<br />

für jeden eingeschriebenen Patienten 35<br />

Euro beträgt. Auch unter den Patienten erwartet<br />

Dr. Frank Reibe von der IKK eine hohe Aufgeschlossenheit.<br />

Der steigende Altersdurchschnitt<br />

der Bevölkerung und die damit zunehmende<br />

Zahl von Herzerkrankungen machen es<br />

nach seiner Ansicht notwendig, die Betreuung<br />

der Patienten stärker zu strukturieren. Wann<br />

auch andere Versicherte an dem Telemedizinprojekt<br />

teilnehmen können, stand in Neumünster<br />

noch nicht fest. Bittmann, dessen Organisation<br />

mit der Abwicklung und Abrechnung der<br />

Vereinbarung beauftragt ist, kündigte aber Gespräche<br />

mit „weiteren Versorgerkassen“ an. (di)<br />

Als Fazit aus den Daten<br />

und den Expertengesprächen<br />

fasste<br />

Dr. Katrin Krämer<br />

vom IGES zusammen:„Kopfschmerzen<br />

sind als Erkrankung<br />

sowohl in der<br />

Bevölkerung als auch<br />

auf ärztlicher Seite<br />

nicht immer aner-<br />

Dr. Katrin Krämer (Foto: di)<br />

kannt“. Sie sieht<br />

noch immer ein „Akzeptanzproblem für Kopfschmerzen.“<br />

Nach Angaben Göbels nehmen über 100 000<br />

Menschen in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> täglich Schmerzmittel<br />

gegen Kopfschmerzen ein. Damit steige<br />

das Risiko eines Medikamenten induzierten<br />

Dauerkopfschmerzes - was in der Bevölkerung<br />

bislang aber kaum bekannt sei. Eine Ursache<br />

dafür: Viele Menschen mit Kopfschmerzen stützen<br />

sich nicht auf ärztlichen Rat, sondern versorgen<br />

sich selbst. „Das müsste nicht sein“, sagte<br />

Göbel mit Blick auf Fortschritte in der Forschung.<br />

Obwohl die Erkrankung häufig nur zu<br />

kürzeren Arbeitsunfähigkeitszeiten führt, sind<br />

die Folgekosten für die Volkswirtschaft hoch.


„Jeder dritte Migräne-Betroffene ist mäßig bis<br />

schwer in seiner Leistungsfähigkeit in Beruf,<br />

Haushalt und Freizeit eingeschränkt“, sagte<br />

Krämer. Trotz Schmerzen gingen viele Migränepatienten<br />

zur Arbeit, seien dort aber weniger<br />

produktiv.<br />

Krämer hat aus den Expertengesprächen auch<br />

abgeleitet, dass die Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

auf ärztlicher Seite zum Thema verstärkt<br />

werden sollte. Defizite sieht sie auch bei der<br />

Umsetzung leitliniengerechter und interdisziplinärer<br />

Therapien und bei der Zusammenarbeit<br />

im ambulanten Versorgungsbereich. DAK-Landesgeschäftsführer<br />

Uwe Escher kündigte als<br />

Konsequenz der Expertenbefragung eine stärkere<br />

Information der Versicherten über Therapiemöglichkeiten<br />

an. „Je mehr der Patient selbst<br />

über die Erkrankung weiß, umso mehr ist er in<br />

der Lage, mit seinem behandelnden Arzt über<br />

sein Problem zu sprechen“, sagte Escher. Außerdem<br />

arbeitet die DAK an einem Konzept zur integrierten<br />

Versorgung, für das ein Netzwerk mit<br />

Patienten-Ombudsverein<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Starke Verunsicherung der<br />

Patienten<br />

Der Verein Patienten-Ombudsmann/-frau<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> beobachtet eine steigende<br />

Verunsicherung der Patienten im Gesundheitswesen.<br />

Im vergangenen Jahr wandten sich 1 256<br />

Patienten an die Ombudsleute - so viel wie nie<br />

seit der Gründung des Vereins vor zehn Jahren.<br />

Eine zunehmende Akzeptanz seiner Arbeit in<br />

der Bevölkerung, eine steigende Patientenmündigkeit,<br />

aber auch eine starke Verunsicherung<br />

der Patienten durch neue gesetzliche Regelungen<br />

nennt der Verein in seinem jetzt vorgestellten<br />

Jahresbericht 2006 als Gründe für die Zunahme<br />

der Fälle. Einen Rückschluss auf eine<br />

vermeintlich schlechtere Qualität ärztlicher<br />

Leistungen lässt der Verein nicht gelten.<br />

„Eher ist zu vermuten, dass mehr Patienten sich<br />

zu Wort melden, die sonst nichts gesagt hät-<br />

schleswig-holstein<br />

abgestuften Therapiemöglichkeiten aufgebaut<br />

wird. Göbel gab zu bedenken, dass zeitaufwändige<br />

Sprechstunden mit Migränepatienten besser<br />

honoriert werden müssen als Kurzkontakte.<br />

Der Gesundheitsreport weist auch aus, dass der<br />

Krankenstand in den vergangenen 15 Jahren<br />

um rund ein Drittel gesunken ist, obwohl das<br />

Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt.<br />

Escher sieht bei dieser Entwicklung aber Grenzen.<br />

Es sei deshalb wichtig, die Gesundheit und<br />

Motivation der Beschäftigten in den Mittelpunkt<br />

der Personalpolitik zu stellen, sagte<br />

Escher an die Adresse der Unternehmen. Den<br />

höchsten Krankenstand wies auch in der <strong>aktuell</strong>en<br />

Statistik wieder die Branche Gesundheitswesen<br />

mit deutlichem Abstand vor der öffentlichen<br />

Verwaltung auf. Den niedrigsten Krankenstand<br />

hat die Branche Rechtsberatung. Krämer<br />

führt den hohen Krankenstand im Gesund-<br />

heitswesen auf die schwere Arbeit etwa für Pflegekräfte<br />

zurück. (di)<br />

ten“, sagte Ombudsmann Andreas Eilers. Der<br />

Seelsorger hat zusammen mit seinen Kollegen<br />

Jens-Hinrich Pörksen und Siegrid Petersen (löste<br />

zur Jahresmitte Hedi Gebhardt ab) im vergangenen<br />

Jahr 480 Fälle aus Praxen von niedergelassenen<br />

Ärzten bearbeitet. Hinzu kommen<br />

252 Fälle, in denen es um Fragen zu Krankenkassen<br />

und Medizinischer Dienst ging sowie 251<br />

Fälle aus Krankenhäusern. Größtes Problemfeld<br />

war der Bereich Verordnungen (289 Fälle), gefolgt<br />

von den Tätigkeitsfeldern Kommunikation<br />

(264), Verdacht auf Behandlungsfehler (194),<br />

Rechtsanfragen<br />

(152) und Abrechnungen<br />

(144). Die<br />

stark gestiegenen<br />

Anfragen zu Verordnungen<br />

von Medikamenten<br />

und Heiloder<br />

Hilfsmitteln<br />

führt der Verein auf<br />

geänderte Zuzahlungspflichtenzu-<br />

Prof. Günther Jansen (Fotos: di)<br />

rück. Bei vielen Pati-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 35


schleswig-holstein<br />

36<br />

enten beobachteten<br />

die Ombudsleute<br />

„Unsicherheiten und<br />

Ängste“ wegen veränderterVerordnungen.<br />

Nur geringe<br />

Schwankungen gibt<br />

es seit Jahren beim<br />

Verdacht auf Behandlungsfehler.<br />

Kritik gibt es von den Dr. Bernhard Bambas<br />

Ombudsleuten an<br />

niedergelassenen Augenärzten - und umgekehrt.<br />

Grund ist ein Bericht des Omdudsmannes<br />

Jens-Hinrich Pörksen, der eine zunehmende<br />

Zahl von Beschwerden über abweisendes Verhalten<br />

von Augenarztpraxen gegenüber gesetzlich<br />

Versicherten kritisiert. „Manche Augenärzte<br />

verhalten sich offenbar nur gegenüber Privatpatienten<br />

freundlich und entgegen kommend,<br />

erwecken jedoch bei gesetzlich versicherten<br />

Patienten den Eindruck, dass sie auf ihre<br />

Behandlung eigentlich keinen Wert legen“,<br />

stellte Pörksen fest. Er forderte die Kassenärztliche<br />

Vereinigung auf, entweder mehr Augenärzte<br />

zuzulassen oder die bestehenden Praxen<br />

„konsequent zu verpflichten, ihren Versorgungsauftrag<br />

gegenüber gesetzlich Versicherten<br />

zu erfüllen“. Welche Folgen lange Wartezeiten<br />

für Patienten haben können, schildert er an einem<br />

Einzelfall: Eine Patientin hatte trotz des<br />

Hinweises auf zunehmende Beschwerden und<br />

rapide schwindende Sehkraft einen Termin in<br />

einer Augenarztpraxis erst zehn Wochen später<br />

erhalten. Weitere zwei Wochen später erfolgte<br />

in der Praxis eine Angiographie, bevor die Patientin<br />

schließlich an die Uniklinik verwiesen<br />

wurde. Dort stellte man fest, dass das Auge wegen<br />

einer Makula-Degeneration nicht mehr zu<br />

retten war und fragte die Patientin nach dem<br />

Grund für ihr spätes Erscheinen. „Die nach<br />

zehn Tagen durchgeführte Operation ergab,<br />

dass nichts mehr zu retten war“, berichtete<br />

Pörksen. Der Berufsverband der Augenärzte<br />

hatte den Ombudsmann daraufhin zu einem<br />

Gespräch getroffen, weil man in dem Bericht die<br />

ganze Fachgruppe diffamiert sieht. <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong>s Berufsverbandsvorsitzender Dr. Bern-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

hard Bambas konnte aber auch nach dem Treffen<br />

beim Patientenombudsmann „keinerlei Bereitschaft<br />

zur Akzeptanz der Tatsachen“ erkennen.<br />

Bambas zeigte sich erstaunt, dass „jemand,<br />

der in Teilbereichen seines Aufgabengebietes<br />

völlig desinformiert ist und sich auch nicht lernwillig<br />

zeigt, zu Konfliktthemen der GKV Stellung<br />

bezieht und als Ombudsmann tätig sein<br />

kann.“ In einem Brief an den Patientenombudsverein<br />

fordert Bambas, „solche Unwahrheiten in<br />

Berichten und Äußerungen der Ombudsleute in<br />

Zukunft zu unterlassen“. Als „Schlag ins Gesicht<br />

der betroffenen Ärzte“ wertet Bambas,<br />

dass die Kritik aus einem zum Teil von der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> und damit indirekt<br />

von den Ärzten mitfinanzierten Organisation<br />

kommt. Der Vereinsvorsitzende Prof. Günther<br />

Jansen zeigte sich von der massiven Kritik<br />

erstaunt. Er will das Gespräch zu Bambas suchen,<br />

sich aber nicht inhaltlich zu den von den<br />

Ombudsleuten geschilderten Einzelfällen äußern:<br />

„Die Ombudsleute müssen unabhängig<br />

bleiben.“ Wenig Verständnis hat er für den<br />

Hinweis der Augenärzte auf die Mitfinanzierung<br />

des Vereins durch die <strong>Ärztekammer</strong>. Gerade die<br />

breite Trägerstruktur garantiere die Unabhängigkeit.<br />

Der gemeinnützige Patientenombudsverein<br />

wurde vor zehn Jahren von der AOK und<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> gegründet<br />

und hat heute Einrichtungen, Organisationen<br />

und Einzelpersonen aus allen Bereichen des<br />

Gesundheitswesens als Mitglieder. Ziel des Vereins<br />

ist nach Angaben Jansens, „Differenzen zu<br />

klären, unterschiedliche Auffassungen über eine<br />

fundierte Moderation zu schlichten, zum Beispiel<br />

um Gerichtsverfahren nach Möglichkeit zu<br />

vermeiden.“ Zum Verein gehört auch ein Pflegeombudsteam,<br />

das im vergangenen Jahr 121<br />

Fälle bearbeitete. In anderen Bundesländern<br />

gibt es nur vereinzelt ähnliche Einrichtungen<br />

wie den Patientenombudsverein. Flächendeckend<br />

wird dagegen derzeit die „Unabhängige<br />

Patientenberatung Deutschland“ (UPD) an 22<br />

Standorten eingerichtet. Träger der UPD sind<br />

der Sozialverband VdK Deutschland, der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband und der Verbund<br />

unabhängiger Patientenberatung. Die Arbeit<br />

der UPD wird von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

bezahlt. (di)


GKV-WSG<br />

Vertrauen in Wirksamkeit<br />

gering<br />

Gesundheitsreform 2007 - eine Antwort auf den<br />

demografischen Wandel in Deutschland? Mit<br />

dieser Frage hatte Prof. Dr. Fritz Beske seine<br />

diesjährige gesundheitspolitische Veranstaltung<br />

zur Kieler Woche überschrieben. Die Antworten<br />

zeigten, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit<br />

der Reform gering ist.<br />

Hans-Jürgen Ahrens (li.) und Dr. Klaus Bittmann<br />

Über demografischen Wandel und medizinischen<br />

Fortschritt wird derzeit viel diskutiert und<br />

geschrieben. Beske zeigte an nüchternen Zahlen,<br />

was die Veränderungen bewirken können.<br />

Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird von<br />

heute 82,3 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 68,7<br />

Millionen sinken. Die Lebenserwartung der<br />

Menschen erhöht sich in diesem Zeitraum alle<br />

vier Jahre um ein Jahr. Im Jahr 2050 wird ein<br />

Drittel der Bevölkerung mindestens 65 Jahre, 15<br />

Prozent gar über 80 Jahre alt sein. Auf 100 Erwerbstätige<br />

kommen dann 64 Menschen, die 65<br />

Jahre oder älter sind. Zum Vergleich: Heute<br />

kommen 33 Rentner auf 100 Erwerbstätige. Für<br />

die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist<br />

diese Alterung ein finanzielles Problem, da ihre<br />

Pro-Kopf-Ausgaben für einen 90-jährigen Versicherten<br />

rund vier Mal so hoch sind wie für die<br />

eines 40-Jährigen. Weil im Jahr 2050 mehr 90-<br />

Jährige, aber weniger 40-Jährige als heute leben,<br />

steigt der GKV-Finanzbedarf stark an - demografiebedingt<br />

müssten die Pro-Kopf-Ausgaben<br />

über alle Versicherten von heute monatlich 150<br />

Euro auf 184 Euro im Jahr 2050 steigen. Hinzu<br />

schleswig-holstein<br />

kommt der Finanzbedarf, den der medizinische<br />

Fortschritt auslöst. Besonders die großen Volkskrankheiten<br />

werden für Kostensprünge sorgen.<br />

PD Dr. Alexander Katalinic, Direktor der Registerstelle<br />

des Krebsregisters<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> an<br />

der Universität Lübeck, sagte<br />

für die kommenden Jahre<br />

eine Vervielfachung der<br />

Zahl der Demenzkranken,<br />

der Herzkranken, der<br />

Krebskranken und der Dia-<br />

Prof. Dr. Fritz Beske betiker voraus.<br />

Annette Widmann-Mauz, Ralf Büchner, PD Dr. Alexander<br />

Katalinic (v. l.) (Fotos: di)<br />

Angesichts dieser Prognosen hält der Vorsitzende<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> (KVSH), Ralf Büchner, die Einführung<br />

von Grund- und Wahlleistungen und eine<br />

neue Interpretation des mit der Gesundheitsreform<br />

eingeführten Wettbewerbs für notwendig.<br />

„Wir brauchen einen Wettbewerb außerhalb<br />

des GKV-Systems, nicht in der Grundversorgung“,<br />

sagte Büchner in Kiel. Außerdem<br />

sprach sich der KV-Vorsitzende für einen<br />

schrittweisen Einstieg in die Kapitaldeckung, für<br />

mehr Eigenbeteiligung der Patienten und für<br />

mehr ehrenamtliches Engagement des Einzelnen<br />

aus. Politikern riet Büchner zu mehr Mut<br />

bei der Umsetzung unpopulärer Maßnahmen,<br />

weil die Bevölkerung nach seiner Einschätzung<br />

bei der Beurteilung der notwendigen Einschnitte<br />

viel weiter ist, als die meisten Politiker glaubten:<br />

„Die Menschen vertragen die Wahrheit.“<br />

Auch Dr. Klaus Bittmann, Vorsitzender der<br />

Ärztegenossenschaft <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, sieht<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 37


schleswig-holstein<br />

38<br />

einen möglichen Ausweg in der Umsetzung einer<br />

bekannten Beske-Forderung, nämlich in der<br />

Überarbeitung des GKV-Leistungskataloges.<br />

„Wir müssen uns ernsthaft die Frage stellen, ob<br />

der Leistungskatalog so noch zu halten ist“, sagte<br />

Bittmann. Die jahrelangen Bemühungen der<br />

Politik, das Gesundheitssystem nur durch Kostendämpfung<br />

zu reformieren, betrachtet er als<br />

gescheitert: „Das reicht nicht, wir müssen uns<br />

in ein anderes System bewegen.“ Unterschiedliche<br />

Auffassungen gab es zwischen Büchner und<br />

Bittmann nur in der Frage der Selektivverträge.<br />

Während Büchner diese als Gefahr für Ärzte<br />

und Patienten ansieht, hält Bittmann Selektivverträge<br />

für ein Instrument im Wettbewerb, das<br />

ärztliche Organisationen zum Vorteil der Ärzte<br />

nutzen sollten. AOK-Chef Hans-Jürgen Ahrens<br />

Nordwestdeutsche Gesellschaft für<br />

ärztliche Fortbildung<br />

48. Westerland-Seminar<br />

erfolgreich<br />

Horst Kreussler<br />

Nach zwei Jahren im Ausweich-Tagungsort<br />

Rathaus freuten sich über 190 (!) Teilnehmer<br />

auf den gewohnten Saal im Kurzentrum an der<br />

Friedrichstraße, der inzwischen aufwändig renoviert<br />

und mit moderner Technik ausgestattet<br />

war. So ließ sich bei der anfangs ungewöhnlichen<br />

Hitze draußen dennoch ungestört arbeiten.<br />

Es ging wieder um ein umfangreiches Programm<br />

von vielen Themen aus der Inneren Medizin<br />

und ihren Randgebieten.<br />

Den Einführungsvortrag mit traditionell übergreifendem<br />

Thema bestritt diesmal Dr. Karl-<br />

Werner Ratschko (Bad Segeberg), eingeladen<br />

insbesondere als Vertreter der Akademie der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> und langjähriger, den Westerland-Seminaren<br />

verbundener Hauptgeschäftsführer<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, so<br />

der scheidende Vorsitzende der veranstaltenden<br />

Nordwestdeutschen Gesellschaft für ärztliche<br />

Fortbildung, Prof. Dr. F. R. Matthias (Gießen).<br />

Das zunächst abstrakt klingende, dann aber im-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

sieht im Gegensatz zu den Ärzten durchaus<br />

Chancen, die von Beske skizzierten Herausforderungen<br />

ohne große Systemeinschnitte zu bewältigen.<br />

Er riet dazu, die Leistungsfähigkeit der<br />

kommenden Generationen zu steigern, die<br />

<strong>aktuell</strong>en Versorgungsformen zu überdenken<br />

und die Einnahmeseite der gesetzlichen Krankenkassen<br />

zu stärken. Annette Widmann-<br />

Mauz, gesundheitspolitische Sprecherin der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hielt Ärzten<br />

vor, selbst nicht konsequent genug Forderungen<br />

nach Einschnitten zu unterstützen. Bei Bemühungen<br />

um eine Ausdünnung des Leistungskataloges<br />

etwa hätten auch Ärzte mit Einwänden<br />

dafür gesorgt, dass die Bemühungen stets mit<br />

dem gleichen Ergebnis eingestellt werden: „Am<br />

Ende bleibt nichts übrig.“ (di)<br />

mer mehr packende Thema:<br />

das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz:<br />

Wohin geht der Weg des<br />

deutschen Gesundheitswesens?<br />

Der Referent bemühte<br />

sich zunächst pflichtschuldigst<br />

(aber natürlich<br />

mit einem Augenzwin- Dr. Karl-Werner Ratschko<br />

kern), die Vorgeschichte<br />

(Foto: Br)<br />

sowie die edlen Absichten der zahlreichen Gesundheitsreform-Gesetze(„Jahrhundertgesetze“)<br />

in den letzten Jahren so wertfrei wie möglich<br />

wiederzugeben: bessere Gesundheitsversorgung,<br />

mehr Transparenz, weniger Bürokratie<br />

usw. Schon bei der anschließenden Schilderung<br />

der inhaltlichen Elemente wurde immer deutlicher,<br />

dass die schönen Ziele auf diesem Weg<br />

nicht zu erreichen sind. Gewiss, mehr Wahltarife<br />

der GKV, eine bessere Verzahnung der Sektoren,<br />

ein Ausbau der Integrierten Versorgung,<br />

größere Vertragsfreiheiten der Kassen, Apotheken<br />

und Ärzte oder ein verbessertes Vergütungssystem<br />

für den ambulanten Bereich klingen<br />

zunächst einmal positiv.<br />

Eine kritische Analyse zeige jedoch, dass das<br />

GKV-System immer mehr kompliziert werde<br />

und dass der Überblick verloren gehe: „Sechs


Reformgesetze allein für Arzneimittel in fünf<br />

Jahren sind zuviel.“ Wie die Apotheker und<br />

auch die Ärzte damit umgegangen seien, sei eigentlich<br />

zu bewundern. „Wir wünschen uns<br />

aber Ärzte, die bei der Verordnung zuerst an die<br />

Patienten denken, nicht zuerst an Bürokratie<br />

und wie sie damit fertig werden.“ Zur Resignation<br />

bei den Patienten komme eine schleichende,<br />

sich beschleunigende Demotivation bei den<br />

Ärzten, mit sichtbaren Folgen: „Zum ersten Mal<br />

in der Geschichte der Ärzteschaft sind die Ärztinnen<br />

und Ärzte in großer Zahl auf die Straße<br />

gegangen und haben demonstriert. Nicht zum<br />

ersten Mal, aber noch nie so stark, gab es Sympathie<br />

in der Bevölkerung und in den Medien.“<br />

Auch andere Punkte des GKV-WSG seien<br />

kritikwürdig, so das Austrocknen des PKV-<br />

Systems (Zustrom neuer Versicherter erschwert,<br />

Kontrahierungszwang zum Basistarif),<br />

der Gesundheitsfonds („Gespannt,<br />

wann eine Kasse Überschüsse an Versicherte<br />

zurückzahlt!“), die Uneinheitlichkeit<br />

der Kassenstrategien auf Bundesund<br />

Landesebene, das Gewirr an Hausarztverträgen,<br />

die fehlenden Evaluationen<br />

bisheriger Reformschritte (Beske)<br />

usw.<br />

Ratschkos Fazit war ein Appell an die<br />

Zuhörer, an die Ärzte: Üben Sie Einfluss<br />

auf die Politik aus, auch im Blick auf die<br />

Bundestagswahl 2009, um wenigstens ein „leidlich<br />

funktionierendes Gesundheitssystem“ zu erhalten.<br />

Ja - richtig wählen, aber wie? Die Frage<br />

blieb erst einmal offen.<br />

Anschließend ging es in medias res, in die Medizin.<br />

Prof. Dr. H. Rasche (Bremen) beeindruckte<br />

mit einer umfassenden Übersicht über Thrombose<br />

und Blutungsneigung. Vor etwa 30 Jahren<br />

sei die perioperative Thromboseprophylaxe üblich<br />

geworden, ohne dass anfangs die erhöhte<br />

Blutungsgefahr durch die Op entsprechend wichtig<br />

genommen wurde. Nur sehr wenige Studien<br />

gebe es zur Frage, ob es wirklich und wie viel<br />

stärker blute (iatrogene hämorrhagische Diathese).<br />

Seine resümierende Erkenntnis: Thrombozytenfunktionshemmer<br />

wie ASS als Sekundärprophylaxe<br />

vaskulärer Komplikationen sollten<br />

grundsätzlich nicht abgesetzt werden, wenn<br />

schleswig-holstein<br />

nach Art der Op (Zahn-, Haut-, Augenchirurgie)<br />

kein starker Blutverlust zu befürchten sei<br />

oder lokal vorgegangen werden könne z. B.<br />

durch Mundspülung mit Antifibrinolytika.<br />

Auch orale Antikoagulantien wie Vitamin-K-<br />

Antagonisten könnten abgesetzt, müssten aber<br />

einige Tage vor und nach der Op durch „bridging“<br />

etwa mit Heparin ersetzt werden.<br />

Umfassende Patientenaufklärung<br />

und Dokumentation<br />

seien erforderlich.<br />

Weitere „Highlights“ waren beispielsweise<br />

Beiträge zur optimalen Ernährung<br />

(Prof. U. Rabast, Hattingen: Studien uneinheitlich,<br />

grundsätzlich keine Nahrungsergänzungsmittel,<br />

am besten<br />

Mittelmeerkost), zur Pharmakotherapie<br />

im Alter<br />

(Prof. H. Breithaupt, Gießen:<br />

cave Nebenwirkungen, auf<br />

kurze Halbwertzeit achten, halbe Dosis bei<br />

Rheumamitteln). Ein besonderer Schwerpunkt<br />

war die Vorstellung des „neuen“ Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienstes am Beispiel von Kiel. Die<br />

Leiterin Dipl. Soz. A. Hofmann und ihre ärztlichen<br />

Mitarbeiterinnen Dr. Friederike Besch,<br />

Leiterin des Hafenärztlichen Dienstes, und Dr.<br />

A. Wencke erläuterten die zusätzlichen „Managementaufgaben“<br />

nach dem Gesundheitsdienstgesetz<br />

des Landes von 2002. Heute hat<br />

der ÖGD stärker bevölkerungsmedizinisch orientierte<br />

Aufgaben der Gesundheitsförderung,<br />

speziell auch der Kinder- und Jugendgesundheit.<br />

Er hilft vor allem bedürftigen und gefährdeten<br />

Bevölkerungsgruppen durch Beratung<br />

und Betreuung, baut umweltbezogen Gesundheitsschutz<br />

auf und leistet die Gesundheitsberichterstattung<br />

(GBE). Außerdem geht es wie<br />

gewohnt um Schutz vor Infektionskrankheiten,<br />

um die Überwachung von Gemeinschafts- und<br />

medizinischen Einrichtungen, um die Trinkwassersicherheit<br />

und um die Erstellung von Gutachten.<br />

Organisatorisch, so war herauszuhören,<br />

habe die Umstellung des ÖGD von einer Landesaufgabe<br />

auf die kommunale Selbstverwaltung<br />

der Kreise und kreisfreien Städte auch Probleme<br />

bei der Koordinierung gebracht.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 39


schleswig-holstein<br />

40<br />

Am Sonntagnachmittag lautete das Oberthema<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen. An den folgenden<br />

Tagen Gastroenterologie/Hepatologie<br />

und bronchopulmonale Erkrankungen (traditionell<br />

mit Prof. Dr. Hinrich Hamm,<br />

Nordseeklinik Westerland) sowie EKG bei<br />

kardialen Erkrankungen und Pharmakotherapie<br />

im Alter.<br />

Beim Themenblock Psychosomatik<br />

sprang PD Dr. G. Langs (Bad Arolsen)<br />

erfolgreich für den leider verstorbenen<br />

Dr. Saupe (Stade) siehe SHÄ 7/2005,<br />

Seite 31, ein. In seinem zweiten Referat<br />

zur Behandlung des Burn-Out-Syndroms schilderte<br />

er den mehrstufigen, oft mehrmals durchlaufenen<br />

Prozess des nicht nur auf Helfer-Berufe<br />

beschränkten Syndroms: Freundlichkeit/Idealismus,<br />

beginnende Überforderung (nicht wahrgenommen),<br />

abnehmende Freundlichkeit,<br />

Schuldgefühle, vermehrte Anstrengungen, Erfolglosigkeit,<br />

Hilflosigkeit, Erschöpfung/Abneigung/Apathie/Wut<br />

... Auf die Ärzte selbst bezogen:<br />

„Viele Ärzte haben Burn-Out-Probleme -<br />

wollen es aber nicht wahrhaben.“<br />

Landesvereinigung für Gesundheitsförderung<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Dietmar Katzer neuer<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Elfi Rudolph, Hilke Lind<br />

Die Mitglieder der Landesvereinigung<br />

für Gesundheitsförderung<br />

e. V.<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> haben<br />

Dietmar Katzer, Leiter<br />

der Ersatzkassenverbände<br />

VdAK/AEV, in ihrerMitgliederversammlung<br />

am 30. Mai 2007<br />

Dietmar Katzer (Foto: di)<br />

zum neuen Vorsitzenden<br />

des Vorstandes gewählt. Der 54-jährige Gesundheitsexperte<br />

löst Dr. Karl-Werner Ratschko ab,<br />

der von diesem Ehrenamt zurückgetreten war.<br />

„Das Motto in Zeiten, in denen Sozial- und da-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Neues aus der Notfallmedizin, aus Neurologie,<br />

Nephrologie und Diabetologie (Dr.<br />

H. Kleinwaechter, Kiel) rundete die Tagung<br />

ab.<br />

Am Ende stand wie üblich der<br />

Blick nach vorn auf die nächste<br />

Tagung, die 49. vom 08.-13.06.2008.<br />

Auch im nächsten Jahr könnte es wieder eine<br />

begleitende Kunstausstellung geben wie in diesem<br />

Jahr von Brigitte Koriath aus Warder bei<br />

Kiel, die mit ihren abstrakt-expressionistischen<br />

Bildern unter dem Motto „Kunst als Analogie<br />

zum Leben“ für angeregte Gespräche sorgte.<br />

Aber auch ein Besuch im nahen, räumlich geschickt<br />

erweiterten Nolde-Museum Seebüll - 50<br />

Jahre alt geworden - ist jedem kunstinteressierten<br />

Mediziner sehr zu empfehlen.<br />

Informationen unter www.westerland-seminar.de<br />

oder bei der langjährigen, in Westerland<br />

für 25 Jahre Tätigkeit geehrten verdienstvollen<br />

Tagungssekretärin Verena Nevermann, Steinburg,<br />

Tel. 04534/8202.<br />

Dr. jur. Horst Kreussler, An der Karlshöhe 1, 21465<br />

Wentorf<br />

mit Gesundheitsabbau Programm ist, kann nur<br />

lauten: Gegensteuern“, sagte Katzer.<br />

Stellvertretender Vorsitzender wird Dr. Thomas<br />

Ruff, Hauptgeschäftsführer der Zahnärztekammer<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Zum Schatzmeister ist<br />

Bernd Heinemann von der Landesstelle für<br />

Suchtfragen <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> e. V. gewählt<br />

worden, als seine Stellvertreterin Sylvia Lassen-<br />

Mialkas von der Dräger & Hanse BKK. Schriftführerin<br />

wird Angelika Forster von der AOK<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Stellvertretende Schriftführerin<br />

wird Helga Pecnik von der Akademie für<br />

medizinische Fort- und Weiterbildung<br />

in Bad Segeberg.<br />

Beisitzer werden Dr. Dr.<br />

jur. Hans-Michael Steen,<br />

Dr. Uta Kunze und Prof.<br />

Dr. Dr. Lioba Baving. Damit<br />

sind auch die <strong>Ärztekammer</strong><strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

und das Universitätsklinikum<br />

<strong>Schleswig</strong>-Hol- Dr. Uta Kunze (Foto: IB)


Helga Pecnik (Fotos: rat)<br />

stein im Vorstand der Landesvereinigung<br />

vertreten. Delegierte<br />

vom Ministerium für Soziales,<br />

Gesundheit, Familie, Jugend und<br />

Senioren des Landes <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> bleibt Dr. Marion Scupin.<br />

Die Geschäftsführerin der<br />

Landesvereinigung ist seit 2001<br />

Dr. phil. Elfi Rudolph.<br />

Die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung<br />

e. V. in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist seit 1966 für<br />

mehr Gesundheit in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> aktiv<br />

und bietet Informationen und Angebote zur<br />

Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung<br />

in verschiedenen Lebensbereichen.<br />

Träger des Vereins sind 170 Mitglieder, darunter<br />

namhafte Institutionen und Organisationen<br />

aus dem schleswig-holsteinischen Gesundheitswesen.<br />

Das Haushaltsvolumen umfasste<br />

im Jahr 2006 rund 531 400 Euro,<br />

davon trug das Gesundheitsministerium<br />

gut die Hälfte der Mittel.<br />

Aufgaben der Landesvereinigung für<br />

Gesundheitsförderung sind in erster<br />

Linie Information und Fortbildung zu<br />

Themen der Gesundheit. Aktuelle<br />

Projekte und Arbeitsschwerpunkte<br />

Deutsche Gesellschaft für Senologie<br />

Unerfüllte Forderungen<br />

Dr. phil. Elfi Rudolph<br />

Erfolgsmeldungen, aber auch unerfüllte Forderungen:<br />

Auf der 27. Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Senologie gab es unter den Teilnehmern<br />

je nach Standpunkt Grund zu Optimismus<br />

oder Unzufriedenheit. Vom 21. bis 23.<br />

Juni standen in der Lübecker Musik- und Kongresshalle<br />

Probleme und Lösungen zu Erkrankungen<br />

der weiblichen Brust im Mittelpunkt.<br />

Tagungspräsident Prof. Jürgen Dunst, Direktor<br />

der Klinik für Strahlentherapie am Campus Lübeck<br />

des Universitätsklinikums, konnte rund<br />

2 000 Besucher aus ganz Deutschland begrüßen.<br />

Zertifizierte Brustzentren sind eine „gigantische<br />

Erfolgsgeschichte“, DMP Brustkrebs ist „alles<br />

sind beispielsweise „Brustlife“, die Koordinierungsstelle<br />

der Landesinitiative zur Früherkennung<br />

von Brustkrebs, das Projekt „Leibeslust -<br />

Lebenslust“ vom Servicebüro Kindergarten, die<br />

Koordinierungsstelle der landesweiten Impfkampagne<br />

„Gut behütet durch<br />

impfen“ und der Qualitätsprüfungsservice<br />

für Angebote zur Primärprävention.<br />

Umfangreich ist auch das Fortbildungsprogramm<br />

für Multiplikatoren(innen)<br />

im Gesundheitsbereich.<br />

Zudem ist die Landesvereinigung<br />

Partnerin des Gesundheitsministeriums<br />

beispielsweise<br />

bei der Umsetzung des Kinder-<br />

schleswig-holstein<br />

Dr. Dr. jur. Hans-Michael<br />

Steen<br />

und Jugendaktionsplanes. Insgesamt konnte die<br />

Landesvereinigung im Jahr 2006 an rund 50<br />

Fortbildungen und Fachtagungen<br />

über 1 450 Teilnehmer(innen) verzeichnen.<br />

Darüber hinaus sind rund<br />

125 000 Flyer und Broschüren zu <strong>aktuell</strong>en<br />

Gesundheitsthemen an die<br />

Bevölkerung verteilt worden.<br />

Dr. Elfi Rudolph, Hilke Lind, Landesvereinigung<br />

für Gesundheitsförderung e. V. in<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Flämische Str. 6-10,<br />

24103 Kiel, Info www.lv-gesundheit-sh.de<br />

27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie<br />

andere als eine Erfolgsstory“ und das Mammographie-Screening<br />

ein sinnvolles, aber durchaus<br />

noch zu verbesserndes Konzept - nur drei Themen<br />

aus einem riesigen Angebot, aus dem die<br />

Teilnehmer aus ganz Deutschland in Lübeck<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 41


schleswig-holstein<br />

42<br />

auswählen konnten. Die „gigantische Erfolgsgeschichte“<br />

schreiben nach Ansicht von Prof.<br />

Diethelm Wallwiener gerade die zertifizierten<br />

Brustkrebszentren in Deutschland. Der erste<br />

Vorsitzende der Gesellschaft für Senologie sieht<br />

Deutschland mit inzwischen rund 200 zertifizierten<br />

Zentren auf dem Weg zu einer flächendeckenden<br />

Versorgung. Was 2003 mit einem<br />

Pilotprojekt in Tübingen begann, hat sich nach<br />

seiner Beobachtung bundesweit durchgesetzt.<br />

Von den jährlich rund 55 000 neu erkrankten<br />

Frauen lassen sich heute<br />

rund 30 000 in solchen<br />

Zentren behandeln.<br />

Immer mehr Patientinnen<br />

fragten bei<br />

ihren Ärzten selbst<br />

nach einer Behandlung<br />

in einer zertifizierten<br />

Einrichtung: „Die meisten<br />

Patientinnen sind<br />

sehr gut informiert.<br />

Prof. Dr. Diethelm Wallwiener<br />

Unser Ziel ist es, dass<br />

alle in einem zertifizierten Brustkrebszentrum<br />

behandelt werden können“, sagte Wallwiener.<br />

Die Gesellschaft strebt rund 250 dieser Zentren<br />

in Deutschland an. Inzwischen haben sie bereits<br />

Vorbildcharakter - ähnliche Konzepte werden<br />

nach Angaben Wallwieners derzeit in Österreich<br />

und in der Schweiz, aber auch für andere<br />

onkologische Erkrankungen wie etwa Darmkrebs<br />

oder Prostatakarzinom geprüft. Als Vorteile<br />

der Zentren wurden in Lübeck etwa die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit und die Kommunikation<br />

genannt. Besonders wichtig sind die<br />

Zentren nach Ansicht von Dunst für die komplizierteren<br />

Fälle, die nach seinen Angaben fünf<br />

bis zehn Prozent aller Erkrankungen ausmachen.<br />

Unzufrieden ist man aber noch mit der Finanzierung.<br />

Prof. Rolf Kreienberg aus der Universitätsfrauenklinik<br />

Ulm stellte klar, dass die Zentren<br />

für ihren erhöhten Aufwand auch eine bessere<br />

Honorierung als andere Krankenhäuser benötigen.<br />

„Obwohl wir nachweislich bessere<br />

Leistungen erbringen, werden wir nicht besser<br />

bezahlt. Die Politik lässt uns mit diesem Problem<br />

allein“, kritisierte Kreienberg. Er rechnete<br />

vor: In Deutschland gibt es noch rund 500 Kliniken,<br />

die weniger als 20 Frauen mit Brustkrebs<br />

im Jahr behandeln (zertifizierte Zentren mindes-<br />

Prof. Dr. Ingrid Schreer<br />

(Fotos: di)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

tens 150). Diese<br />

10 000 Patientinnen<br />

sollten nach seiner Ansicht<br />

an die Zentren<br />

verwiesen werden. Bei<br />

einer Fallpauschalenhöhe<br />

von 3 500 Euro<br />

würde dies Mehreinnahmen<br />

von 35 Millionen<br />

Euro für die Zentren<br />

bedeuten. Wenn<br />

dies politisch nicht<br />

durchsetzbar ist, plädiert Kreienberg für einen<br />

Zuschlag auf die Fallpauschale für die Behandlung<br />

in Brustkrebszentren in Höhe von 1 000 bis<br />

1 500 Euro. „Alles andere als eine Erfolgsstory“<br />

sind nach Ansicht von PD Dr. Ute-Susann Albert<br />

vom Uniklinikum Gießen und Marburg dagegen<br />

die Disease-Management-Programme<br />

(DMP) Brustkrebs. Nach ihren Angaben gibt es<br />

bei jährlich 55 000 Neuerkrankungen bislang<br />

nur 11 000 Einschreibungen. Nach ihrer Ansicht<br />

sollten DMP die Nachsorge stärker berücksichtigen,<br />

den betroffenen Frauen die Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen und beruflichen Leben<br />

erleichtern und stärker auf die Versorgungsaspekte<br />

bei erneut auftretenden Erkrankungen<br />

ausgerichtet werden. Zur Früherkennung:<br />

Prof. Ingrid Schreer vom Kieler Mamma-<br />

Zentrum, die auch stellvertretende Vorsitzende<br />

der Deutschen Gesellschaft für Senologie ist,<br />

plädierte für eine Ausdehnung des Mammographie-Screenings<br />

auf auf jüngere Frauen (bislang<br />

nur für 50-69 Jährige). Schreer kann sich eine<br />

bessere Wirkung des Screenings vorstellen,<br />

wenn die Teilnehmerinnen intensiver als bislang<br />

über die Nutzen, Risiken und Grenzen der<br />

Mammographie informiert werden. Hilfreich<br />

wäre es aus ihrer Sicht auch, wenn andere Bundesländer<br />

die „privilegierte Situation“ in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

kopierten. Schreer nannte das<br />

Qualitätssicherungsprogramm QuaMaDi und<br />

die vollständige Erfassung aller Brustkrebserkrankungen<br />

im Krebsregister als Vorteile. Weitere<br />

Anstrengungen zur Vernetzung, etwa vom<br />

ambulant geleisteten Mammographie-Screening<br />

zu den Kliniken, hält sie für notwendig. Die Einordnung<br />

des Screenings in den ambulanten Bereich<br />

ist nach ihrer Ansicht für die Ausbildung<br />

in den Kliniken ein Nachteil. (di)


Das Fortbildungszertifikat haben u. a. erhalten:<br />

Bodo Bachmann, Klein Wesenberg,<br />

Facharzt für Anästhesiologie<br />

Dr. Ute Backheuer, Rendsburg,<br />

Fachärztin für Augenheilkunde<br />

Dr. Heike Berlinghof, Rheinbach, Ärztin<br />

PD Dr. Ralf Bialek, Großhansdorf,<br />

Facharzt für Mikrobiologie und<br />

Infektionsepidemiologie<br />

Christian Brinckmann, Itzehoe, Arzt<br />

Prof. Dr. Joachim Brossmann, Gettorf,<br />

Facharzt für Diagnostische Radiologie<br />

Dr. Anke Dammann, Gnissau,<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

Dr. Corinna Doll, Lübeck,<br />

Fachärztin für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe<br />

Dr. Michael Ebsen, Heikendorf, Arzt<br />

Dr. Michael Eisner, Lindaunis/Schlei,<br />

Facharzt für Nervenheilkunde<br />

Kristine Ewert, Bad Malente-Gremsmühlen,<br />

Ärztin<br />

Dr. Kathrin Gärtner-Petersen, Niebüll,<br />

Fachärztin für Haut- u. Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. Jörg Grammerstorf, Stockelsdorf,<br />

Facharzt für Innere Medizin<br />

Jörg Günther, Oldenburg i. H.,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Dr. Ruth Jürs, Bad Oldesloe, Praktische Ärztin<br />

Daiga Kaulena, Bad Schwartau,<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

Dr. Jan Keßeböhmer-Freise, Lübeck,<br />

Facharzt für Radiologische Diagnostik<br />

Dr. Ingo Kleitke, Kiel,<br />

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Cornelia-Alexandra Krebs, Itzehoe,<br />

Fachärztin für Physikalische u. Rehabilitative<br />

Medizin<br />

Dr. Cristina Lerin Lozano, Neumünster,<br />

Fachärztin für Innere Medizin<br />

schleswig-holstein<br />

Dr. (Med. Univ. Budapest) Axel Meier, Lübeck,<br />

Praktischer Arzt<br />

Dr. Thies Nentwig, Lübeck,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Kirsten Pietz, Lübeck,<br />

Fachärztin für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe<br />

Dr. Klaus Poddig, Eutin,<br />

Facharzt für Anästhesiologie<br />

Thomas Posth, Bargteheide,<br />

Facharzt für Nervenheilkunde<br />

Dr. Wolfgang Quehl, Rellingen,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Dr. Gertrud Reingruber, Großhansdorf,<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Dr. Manuela Rogga, List/Sylt,<br />

Fachärztin für Chirurgie<br />

Eberhard C. Schaal, Rellingen,<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Dr. Petra Schönrock-Nabulsi, Ratzeburg,<br />

Fachärztin für Innere Medizin<br />

Dr. Frank Schröder, Lübeck,<br />

Facharzt für Anästhesiologie<br />

Dr. Dr. Hans-Michael Steen, Eckernförde,<br />

Facharzt für Innere Medizin<br />

Dr. Annette Sturm-Steen, Eckernförde,<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

Markus Trappe, Rendsburg,<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Susanna Uhlmann, Ahrensburg,<br />

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Johanna Vagedes, Mölln, Ärztin<br />

Dr. Verena Wagner, Lübeck,<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Dr. Rüdiger Zech, Wedel,<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Fortsetzung folgt ...<br />

Fragen zu Ihrem Fortbildungszertifikat<br />

beantworten Ihnen gern Dr. Elisabeth Breindl, Tel. 04551/803-143,<br />

oder Juliane Hohenberg, Tel. 04551/803-218<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 43


kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

44<br />

Praxisbegehungen<br />

Wo findet man <strong>aktuell</strong>e<br />

Informationen?<br />

Im Internet unter www.kbv.de Rubriken Fachbesucher<br />

- Publikationen - Sonderpublikationen -<br />

findet man die Broschüre „Überwachungen und<br />

Begehungen von Arztpraxen durch Behörden“<br />

zum Download. Die Broschüre gibt Beispiele zu<br />

Gesetz/Verordnungen<br />

Aufstellung der Zuständigkeiten (Stand Mai 2007)<br />

Fundstelle Zuständigkeit Schl.-H.<br />

Infektionsschutzgesetz (IfSG) § 16 Allgemeine Maßnahmen der zuständigen Gesundheitsämter der<br />

Behörden<br />

Kreise und kreisfreien<br />

§ 36 Einhaltung der Infektionshygiene Städte<br />

Medizinproduktegesetz (MPG) § 26 Durchführung der Überwachung LGASH1 Medizinprodukte-Betreiberverordnung<br />

(MPBetreibV)<br />

§ 6 Verlängerung der Frist für sicherheitstechnische<br />

Kontrollen<br />

LGASH1 Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />

(MPSVI)<br />

Gefahrstoffverordnung<br />

(GefStoffV)<br />

§ 3 Meldung von Vorkommnissen LGASH 1<br />

§ 20 Behördliche Ausnahmen, Anordnungen<br />

und Befugnisse<br />

Erläuterungen zur Tabelle:<br />

1: Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Adolf-Westphal-Str. 4, 24143 Kiel,<br />

E-Mail poststelle@lgash-ki.landsh.de;<br />

2: Aufsichtsbezirk: Kreisfreie Städte Kiel, Neumünster, Flensburg, Kreise Nordfriesland, Plön, Rendsburg-Eckernförde,<br />

<strong>Schleswig</strong>-Flensburg, Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Adolf-Westphal-Str.<br />

4, 24143 Kiel, E-Mail poststelle@lgash-ki.landsh.de;<br />

Aufsichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Lübeck, Kreise Ostholstein, Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Landesamt<br />

für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Außenstelle Lübeck, Schwartauer Landstraße 11,<br />

23554 Lübeck, E-Mail poststelle@lgash-hl.landsh.de;<br />

Aufsichtsbezirk: Kreise Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg, Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit des Landes<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Außenstelle Itzehoe, Oelixdorfer Straße 2, 25524 Itzehoe, E-Mail poststelle@lgash-iz.landsh.de;<br />

3: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Adolf-Westphal-<br />

Str. 4, 24143 Kiel, E-Mail poststelle@SozMi.landsh.de.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

LGASH 2<br />

Biostoffverordnung (BioStoffV) § 16 Unterrichtung der Behörde LGASH 2<br />

Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) § 21 Zuständige Behörden; Zusammenwirken<br />

mit den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

Jugendarbeitsschutzgesetz<br />

(JArbSchG)<br />

§ 51 Aufsichtsbehörde; Besichtigungsrecht<br />

und Berichtspflichten<br />

LGASH 2<br />

LGASH 2<br />

Mutterschutzgesetz (MuSchG) § 20 Aufsichtsbehörde LGASH 2<br />

Röntgenverordnung (RöV) § 17 a Qualitätssicherung durch ärztliche und<br />

zahnärztliche Stellen<br />

Strahlenschutzverordnung<br />

(StrlSchV)<br />

entsprechenden Checklisten und deren Links.<br />

Weiterhin findet man darin auch wichtige Ausschnitte<br />

aus hygienerechtlichen Vorschriften.<br />

Außerdem hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />

unter Punkt 5 ihrer Broschüre zusammengetragen,<br />

wer für die verschiedenen Gesetze<br />

und Verordnungen in Nordrhein-Westfalen und<br />

Berlin zuständig ist. Im Anschluss dieses Artikels<br />

finden Sie eine Aufstellung, wer in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

entsprechend zuständig ist. (Ho)<br />

§ 83 Qualitätssicherung bei der medizinischen<br />

Strahlenanwendung<br />

MSGF 3<br />

MSGF 3<br />

Gesundheitsdienstgesetz (GDG) § 15 Überwachungsbefugnisse Gesundheitsämter der<br />

Kreise und kreisfreien<br />

Städte


Praxisnetz Herzogtum Lauenburg<br />

Versorgungsvertrag<br />

diabetischer Fuß<br />

Monika Schliffke<br />

„Entwicklung und Durchführung eines integrierten<br />

Versorgungsvertrages diabetischer Fuß<br />

unter ländlichen Strukturbedingungen“ unter<br />

diesem Titel hat das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg<br />

seinen IV-Vertrag mit der AOK <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

auf dem 42. Jahreskongress der<br />

Deutschen Diabetologischen Gesellschaft vom<br />

16.-19. Mai 2007 im CCH Hamburg präsentieren<br />

können.<br />

Rainer Stengel (Wentorf), Dr. Karin Richter (Ratzeburg), Dr. Manfred Blauth<br />

(Mölln), Dr. Monika Schliffke (Ratzeburg), Dr. Jörg Simon (Fulda), Dr. Torsten<br />

Diederich (Wentorf) (v. l. n. r.) (Foto: Nolte)<br />

Der Vertrag läuft seit dem 1. September 2006<br />

und sieht interdisziplinäre leitliniengestützte<br />

Diagnostik und Therapie, zentrale EDV-Erfas-<br />

Verweigerte Hilfe beim<br />

Sterben<br />

Wally und Horst Hagen<br />

Dr. Monika Beckmann meint in ihrem Leserbrief<br />

im <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischen Ärzteblatt<br />

(SHÄ) 4/2007, Seite 14, manch einer unserer<br />

Gedanken im SHÄ 3/07 Seite 45 ff. könne<br />

„nicht unwidersprochen stehen bleiben“. Sie<br />

kritisiert, dass wir es für barmherzig halten, einem<br />

„Sterbenden auf seinen Wunsch hin bei<br />

der aktiven Beendigung seines Lebens zu hel-<br />

kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

sung von Behandlungsdaten und Fotodokumentationen,<br />

deren diabetologische Sichtung und<br />

Überwachung sowie eine transparente Regelung<br />

der Zusammenarbeit zwischen Hausärzten,<br />

Fachärzten, diabetologischen Schwerpunktpraxen<br />

und Kliniken vor. Kooperiert wird zudem<br />

mit Orthopädieschuhtechnikern, Pflegediensten<br />

und Podologen.<br />

Die Umsetzung in einem Flächenkreis ist eine<br />

besondere Qualitäts- und Strukturherausforderung.<br />

Ca. 40 Ärzte verfolgen gemeinsam die Ziele<br />

von Frühdiagnostik in jeder haus- und fachärztlichen<br />

Praxis, Schluss jedes Ulcus möglichst<br />

innerhalb sechs Monaten sowie Sekundärprophylaxe<br />

durch konsequente Überwachung und<br />

Hilfsmittelversorgung. Die in<br />

Deutschland hohe Amputationsrate<br />

des diabetischen Fußes<br />

soll deutlich gesenkt werden.<br />

Eine dreifache Winsituation<br />

gilt es zu erreichen: Der Patient<br />

wird optimal und zeitnah versorgt,<br />

die ärztlichen Behandler<br />

aufwandsentsprechend honoriert,<br />

die Krankenkasse gewinnt<br />

durch Behandlungsverkürzung,<br />

Reduktion von Folgekosten,<br />

Rabatte durch zentrale Wundmaterialwirtschaft.<br />

Dr. Dipl. oec. med. Monika Schliffke, Dechower Weg 4,<br />

23909 Ratzeburg<br />

fen.“ Dr. Beckmann begründet ihre Wertung an<br />

dieser Aussage nicht mit ärztlichen oder ethischen<br />

Argumenten, sondern gleich im nächsten<br />

Satz mit der Gefahr des „nur allzu berechtigten<br />

Missbrauchs“. Wir sehen keine Möglichkeit zu<br />

ärztlicher Exekutive bei Missbrauch von Gesetzen<br />

und finden, dass unser Text doch „unwidersprochen<br />

stehen bleiben“ kann. Auf den von<br />

uns zur Reflexion angebotenen Sinn des getadelten<br />

Satzes, nämlich einem Kranken bei der<br />

Beendigung seines Lebens auf seinen Wunsch<br />

hin zu helfen, geht sie überhaupt nicht ein. Der<br />

Wunsch des Kranken, der in die Bitte einmün-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 45


kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

46<br />

det, ihm auch beim letzten Schritt des Sterbens<br />

ärztlich zu helfen, wird von unseren Moral-Kritikern<br />

Dr. Beckmann und Ingemar Nordlund<br />

(SHÄ 5/2007, Seite 44 f.) nicht kommentiert,<br />

es geht beiden um eine Zurückweisung unserer<br />

ethischen Gesinnung und ein wenig auch um<br />

ihre Selbstgefälligkeit als beispielgebende Gutmenschen.<br />

Mit ihrer Missbilligung, dass wir unter den Gegnern<br />

der aktiven Sterbehilfe viele Menschen als<br />

Moralisten abwerten, mag Dr. Beckmann freilich<br />

aus ihrer Erfahrung Recht haben. Wir vermuten<br />

allerdings unter den Gegnern der Hilfe<br />

beim gewünschten Sterben<br />

viele Menschen, die sich<br />

mit den realen Modalitäten<br />

eines Sterbevorgangs<br />

noch nie pragmatisch auseinandergesetzt<br />

haben. Sie<br />

urteilen nur auf der theoretischen<br />

Ebene von Moral<br />

und vielleicht auch Ethik.<br />

Einfache Menschen auf<br />

der Straße, die sich für die<br />

Verweigerung der Hilfe<br />

beim Sterben aussprechen,<br />

haben - allein aus statistischen Gründen - wahrscheinlich<br />

nur wenige Sterbende begleitet, denen<br />

sie unter ärztlichen Aspekten den Wunsch<br />

zum Sterben hätten erfüllen können. Gleichwohl<br />

hat die Verbreitung ihrer Ansichten über<br />

vermeintlich moralische Defizite bei Ärzten die<br />

öffentliche Meinung beeinflusst. Das wiederum<br />

ging ein in die Intentionen der Gesetzgeber, die<br />

jene Gesetze erließen, in denen wir persönlich<br />

eben Moralismus sehen. Deren Realitätsferne<br />

drückt sich schon aus in der Wortwahl. Es heißt<br />

da „Tötung auf Verlangen“. Verlangen eines<br />

Menschen, getötet zu werden, ist ja semantisch<br />

etwas völlig anderes als der Wunsch eines Kranken,<br />

ihm beim Sterben zu helfen. Bei der Gesetzgebung<br />

über diesen Komplex haben sicher<br />

auch Nichtmoralisten mitgewirkt, aber mit der<br />

emotionalen Konnotation des komplexen Sterbevorgangs<br />

langzeitbetreuter Patienten waren<br />

nur wenige dieser Gesetzgeber erfahren.<br />

Und was ist mit dem Wunsch eines Kranken,<br />

nicht mehr leben zu wollen? Sei er nun gedacht<br />

Dres. Wally und Horst Hagen (Foto: hps)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

oder ausgesprochen, ist er unmoralisch? Nimmt<br />

ein Mensch, der seinen Arzt ausdrücklich anfleht,<br />

ihm zum Sterben zu verhelfen, billigend in<br />

Kauf, den Arzt zu einer unmoralischen Handlung<br />

zu animieren? Oder ist die Bitte eines<br />

Kranken an seinen Arzt, ihm auch beim Sterben<br />

Hilfe zu leisten, nicht Ausdruck eines großen<br />

Vertrauens, das sich der Arzt durch bisherige<br />

Empathie erworben hat.<br />

Ärztliches Ethos impliziert strikte Abstinenz<br />

von Ideologien jeglicher Art. Das bezieht sich<br />

auf die Konfession des Arztes sowie auch auf die<br />

seiner Patienten. Ärzte können sich nicht einengen<br />

lassen von der Vorstellung,<br />

nur Christen oder<br />

Muslime könnten moralisch<br />

unantastbare Ärzte<br />

sein. Auch (aus der Sicht<br />

des jeweilig anderen) ungläubig<br />

genannte Mitmenschen<br />

können ethisch<br />

hochstehende Ärzte sein.<br />

Wir müssen unser ärztliches<br />

Selbstverständnis demütig<br />

befreien von der<br />

Vorstellung, Ungläubige<br />

voreilig zu kategorisieren oder nur an der eigenen<br />

Skala zu messen.<br />

Uns die Frage zu stellen, ob Hippokrates ein<br />

Moralist sei, ist reine Provokation. Die Behauptung,<br />

er sei es nicht, kann Dr. Beckmann nicht<br />

auf eine epistemologische Grundlage stellen.<br />

Wissenschaftlich Gebildete dürfen diese Frage<br />

nicht mit Anspruch auf Gültigkeit beantworten,<br />

solange sie nicht bewiesen ist. Ganz sicher hat<br />

Hippokrates in seiner vorchristlichen Zeit nicht<br />

wissen oder gar lehren können, wie „das Geschöpf<br />

Mensch in seiner Stellung zu Gott einzuordnen<br />

sei“. Im hippokratischen Eid ist von<br />

Göttern (im Plural) die Rede. Wäre es ihm<br />

möglich und wäre es in seinem Sinne gewesen,<br />

seine vielen Götter gegen einen monotheistischen<br />

Gott einfach auszutauschen, wie er heute<br />

im christlich abendländischen Weltbild residiert?<br />

Dr. Beckmann hat Hippokrates Götter zu<br />

unserem Christengott umformuliert. Wie auch<br />

immer, wir haben seinen Eid geschworen und<br />

dessen zugrunde liegenden ärztlichen Gebote


absolut undogmatisch im Bezug auf den genauen<br />

Wortlaut zur Maxime unseres ärztlichen Gewissen<br />

gemacht.<br />

Im Gegensatz zum Kollegen Nordlund sind wir<br />

über vierzig Jahre lang sehr oft tief in verschiedene<br />

tropische Urwälder eingedrungen. Den<br />

Einsatz von Macheten konnten wir meist durch<br />

umsichtig geplantes Vorgehen vermeiden, Mut<br />

brauchten wir durch besonnenes Handeln selten.<br />

An Stelle von Wut und Verzweiflung haben<br />

wir in allen Lebenssituationen nach Zuversicht<br />

und Ausgeglichenheit gestrebt. Lektüre<br />

schwieriger Texte wäre für uns im Übrigen nie<br />

Anlass zum Einsatz von verbissenen oder von<br />

Verzagtheit getragenen Hilfsmitteln gewesen.<br />

Gleichwohl entnehmen wir der Urwald-Metapher,<br />

dass unsere Ausdrucksweise miserabel sein<br />

muss. Die mehrfach versuchte bloße Lektüre bis<br />

zur Kenntnisnahme des Inhaltes unseres einfachen<br />

Artikels forderte seine Wut heraus und<br />

brachte ihn zur Verzweiflung. Offensichtlich<br />

scheiterten die Versuche trotz dieser Anstrengungen.<br />

Dabei haben wir vierzig Bücher und<br />

über hundert Artikel geschrieben, deren Leser<br />

oder Rezensenten unsere Sprache nie als schwer<br />

verstehbar beanstandeten. Inhaltlich freilich<br />

war manches in unseren Publikationen schwer<br />

zu begreifen, weil wir manchmal „viele Fässer<br />

auf einmal geöffnet“ haben, um Bedeutungszusammenhänge<br />

darzulegen. Egal! Wir bedauern,<br />

dass Kollege Nordlung unsere Denkanstöße nur<br />

mit so vielen Mühen „zur<br />

Kenntnis zu nehmen“ vermochte.<br />

Und dass er sie zusätzlich<br />

wegen unserer unzulänglichen<br />

Ausdrucksweise auch<br />

noch falsch interpretierte. Dr.<br />

Beckmann hatte zum Glück<br />

keine Schwierigkeiten, wenigstens<br />

unsere Schreibweise<br />

zu verstehen. Sie hat ihre Kritik<br />

mehr am Moralisch-Inhaltlichen<br />

festgemacht.<br />

Wir haben unsererseits nun<br />

Verständnisschwierigkeiten,<br />

welche sechs Fragen Ingemar<br />

Nordlund umformulieren<br />

musste. Uns erscheint sein<br />

Wortlaut nicht als Umfor-<br />

kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

mulierung, sondern als Neukonzeption mit ganz<br />

anderen Inhalten. Wir haben ohne vergleichbare<br />

Durchnummerierung unsere Fragen an<br />

Moralisten gerichtet. Sie bezogen sich auf das<br />

Leid der Kranken. Ingemar Nordlund stellt nun<br />

Fragen an uns Ärzte, etwa wie „wir“ uns beim<br />

Umgang mit Sterbenden „schützen, um nicht<br />

verhärtet zu werden“ oder wie „wir“ gut weiterarbeiten<br />

können oder wie „wir“ mit den nachhängenden<br />

seelischen Eindrücken „konstruktiv<br />

umgehen.“ Was „wir“ brauchen, wenn wir Sterbehilfe<br />

leisten, ist nicht unsere Frage, sondern<br />

was Moralisten brauchen, um am grünen Tisch<br />

die Grenzen der Barmherzigkeit festzulegen. Wir<br />

selbst brauchen uns vor der Ernsthaftigkeit unseres<br />

Berufes nicht zu schützen, wir verhärten<br />

auch nicht und wissen auch, wie wir weiterarbeiten<br />

können.<br />

Durch die von Kollege Nordlund neu formulierten<br />

Fragen zieht sich ja ein ganz anderer Ductus<br />

als in den von ihm „umformulierten“ Originalen.<br />

Uns geht es ganz vordergründig um die<br />

Kranken! Seine neuen Fragen liegen jenseits<br />

unseres persönlichen Anliegens. Wir haben nie<br />

danach gefragt, wie „wir“ mit den Aufgaben fertig<br />

werden können, die Wünsche unserer Kranken<br />

zu erfüllen. Bevor wir an die Konsequenzen<br />

für uns selbst denken, steuert unser Mitgefühl<br />

mit den Kranken und unser Sich-in-sie-Hineinversetzen<br />

unser Denken und Handeln. Herausforderungen<br />

an uns Ärzte, die dem New England<br />

Journal of Medicine entnommen sind, gehören<br />

überhaupt nicht<br />

in den Kontext unserer<br />

Absichten. Wir wollten<br />

in unserem Artikel zum<br />

Nachdenken anregen,<br />

sterbewilligen Leidenden<br />

auf deren Wunsch bestimmte<br />

Hilfen zu geben.<br />

Wir wollten auch versuchen,<br />

zur gesetzlichen<br />

und moralischen Entkriminalisierung<br />

der Hilfeleistenden<br />

beizutragen.<br />

(Foto: BilderBox)<br />

Dres. Wally und Horst Hagen,<br />

Nordmeerstr. 13, 23570<br />

Travemünde<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 47


kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

48<br />

Der Irrtum<br />

Oder die Flucht nach vorn<br />

Heinz-Peter Sonntag<br />

Laut „Deutschem Ärzteblatt“ hat die Gesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt anlässlich einer<br />

Pressekonferenz in Berlin festgestellt: „Innerhalb<br />

der Selbstverwaltung wird inzwischen offen<br />

über ärztliche Behandlungsfehler geredet.“<br />

Ich erinnere mich an folgenden Fall: Er ist über<br />

35 Jahre her und damit in jeder Richtung verjährt.<br />

In einem reinen Belegkrankenhaus ist der Donnerstag<br />

immer ein sehr beliebter Operationstag,<br />

da die Entlassung der Vorpatienten am Mittwoch<br />

einen einigermaßen freien Nachmittag<br />

beschert. So auch an diesem Donnerstag. Ich<br />

war mit meinen vier Tonsillektomien vor Sonnenaufgang<br />

dran. „Sven“ war die vierte und<br />

letzte Operation - entsprechend der Anamnese,<br />

dass die Mandelausschälung dringend erforderlich<br />

erschien. Der junge Patient wurde in den<br />

Op geschoben und antwortete auf mein „Hallo<br />

Sven!“ - kein Protest wegen des - wie sich später<br />

herausstellte - falschen Namens.<br />

Nach Intubation und Legen des Mundsperrers<br />

erschienen mir die Tonsillen sehr unauffällig<br />

und ich ließ<br />

auf der Stationnachfragen<br />

- „Ja, es<br />

sei Sven!“<br />

(Foto: BilderBox)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Sven war am Vorabend eingeliefert worden zusammen<br />

mit einem gleich Großen und gleich<br />

Altrigen (Geburtstag in der gleichen Woche,<br />

im gleichen Jahr) und ebenfalls hellblond, doch<br />

der „Kollege“ sollte an der Phimose operiert<br />

werden.<br />

So passierte der Irrtum schon bei der Einlieferung<br />

und Namensfixierung am Bett, auf dem<br />

natürlich auch die falsche Krankenakte lag.<br />

Nach der Bestätigung durch die Station hatte<br />

ich dann die Mandeln entfernt und bin - so<br />

früh am Morgen - nach Hause auf eine Tasse<br />

Kaffee. Vor meiner Tür stand meine Frau - wir<br />

hatten weder Handy noch (wie später) Funk -<br />

und schickte mich eilens zurück - ohne Rücksicht<br />

auf Verkehrsregeln. Nun stellte sich heraus,<br />

dass der richtige Sven keine Phimose hatte<br />

und eine Putzhilfe als Nachbarin des einen<br />

Knaben den Irrtum richtigstellte.<br />

Nachdem ich dann „meinem“ Patienten die<br />

Mandeln entfernt hatte, erfuhr ich, dass der<br />

Vater Journalist bei einer großen bebilderten<br />

Boulevardzeitung war, nicht sehr arztfreundlich<br />

und auf jeden Fall gegen Mandelausschälungen.<br />

Ich habe mich dann auf den Weg zu den Eltern<br />

gemacht. Wir hatten ein relativ sachliches Gespräch<br />

und ich nahm alle Verantwortung auf<br />

mich.<br />

In der kommenden Woche wurde der „falsche<br />

Patient“ wie ein rohes Ei behandelt. Nach Entlassung<br />

musste er sich noch einmal in der Praxis<br />

vorstellen. Unter dieser war ein Spielwarenladen<br />

und gegen den Willen der Mutter war ein<br />

Speisewagen für die elektrische Eisenbahn fällig.<br />

Ich habe ihn dann nie mehr gesehen und<br />

von dem Zwischenfall nie wieder etwas gehört.<br />

Die Pointe: Mit der Flucht nach vorn und Ehrlichkeit<br />

fährt man am besten.<br />

Dies erinnert mich an meinen alten Chef und<br />

Lehrer, der bei Fehlern, die in einer großen Klinik<br />

unweigerlich vorkommen, nach sachlicher<br />

Diskussion immer fragte: „Steht es in der Krankengeschichte?“<br />

Dr. Heinz-Peter Sonntag, Niobestr. 9,<br />

23570 Lübeck


Ausbildung von<br />

Medizinischen Fachangestellten<br />

auch im Krankenhaus möglich<br />

Patienten(innen) sollen in den Krankenhäusern<br />

bestmöglich versorgt werden! Das wünschen<br />

sich alle, die in den Krankenhäusern arbeiten<br />

und vor allem auch diejenigen, die dort versorgt<br />

werden müssen, also die Patienten(innen). Leider<br />

sind oft genug gerade auch Ärzte(innen)<br />

durch Aufgaben, die nicht primär ärztliche Aufgaben<br />

sind, belastet.<br />

Durch die Einstellung von geeignetem Assistenzpersonal<br />

kann den auf Station arbeitenden<br />

Ärzte(innen) wieder stärker reine ärztliche Tätigkeit<br />

ermöglicht werden. Die Einhaltung des<br />

Arbeitszeitgesetzes ist dann eher möglich und<br />

die Ableistung von Überstunden kann vermindert<br />

werden.<br />

Ärzte(innen) können wieder mehr als bisher<br />

den Patienten(innen) zur Verfügung stehen.<br />

Das ist nicht zuletzt auch ein Gewinn für das<br />

Ansehen des Krankenhauses bei Patienten.<br />

Seit einigen Jahren besteht daher die Möglichkeit<br />

der Ausbildung von Arzthelferinnen (jetzt<br />

Medizinische Fachangestellte) auch im Krankenhaus.<br />

Die Berufsausbildung erfolgt im dualen<br />

Ausbildungssystem, d. h. die praktische<br />

Ausbildung in Einrichtungen der stationären<br />

kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

medizinischen Versorgung. Darüber hinaus erfolgt<br />

die theoretische Ausbildung in der Berufsschule<br />

mit ein- bzw. zweitägigem Berufsschulunterricht.<br />

Dieses wird ergänzt durch überbetriebliche<br />

Ausbildungsmaßnahmen im Edmund-<br />

Christiani-Seminar, der Berufsbildungsstätte der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>. Ein zusätzliches<br />

Praktikum in einer Arztpraxis rundet den<br />

praktischen Teil der Ausbildung ab. Die Abschlussprüfung<br />

erfolgt bei der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, der zuständigen Stelle nach<br />

dem Berufsbildungsgesetz.<br />

Um noch geeignete Schulabgänger(innen) für<br />

den Ausbildungsstart im August 2007 vertraglich<br />

zu binden, sollten jetzt so schnell wie möglich<br />

entsprechende Anzeigen geschaltet und/<br />

oder die zuständige Arbeitsverwaltung über freie<br />

Ausbildungsstellen informiert werden.<br />

Informationsmaterial und die erforderlichen<br />

Ausbildungsverträge verschickt die <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Tel. 04551/803-0.<br />

Weitere Informationen sind bei der <strong>Ärztekammer</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Christine Gardner, unter<br />

Tel. 04551/803-135, zu erhalten. (Br)<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

Quintessenz<br />

Schloss Akademie<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 49<br />

(Foto: BilderBox)


kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

50<br />

(Fotos: wl)<br />

Sucht und Migration<br />

Geht es um das Thema Sucht und Migration,<br />

lässt sich feststellen, dass die Versorgung der abhängigen<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

unzureichend ist. Das stellte Prof. Dr. Christian<br />

Haasen, Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre<br />

Suchtforschung an der Universität Hamburg,<br />

während einer Pressekonferenz bei den 12.<br />

Suchttherapietagen fest. Weitere Schwerpunkte<br />

des Kongresses: die Prävention des Rauchens<br />

und das Rauschtrinken in einem Teil der Jugendkultur.<br />

Christian Bölckow (re.)<br />

Prof. Dr. Christian Haasen (li.)<br />

Nach den Worten von<br />

Ramazal Salmann, Soziologe am Ethno-Medizinischen<br />

Zentrum in Hannover, sind dort vor<br />

neun Jahren spezielle Angebote zum Schwerpunkt<br />

Migranten und Gesundheitswesen entwickelt<br />

worden: „In Deutschland leben 15 Millionen<br />

Menschen mit Migrationshintergrund, in<br />

Frankfurt sind es 38, in Stuttgart knapp 40 Prozent<br />

der Bevölkerung. Die Sucht ist inzwischen<br />

bei den Migranten angekommen.“ Die Suchthilfe<br />

aber erreiche nur zwischen 10 und 15 Prozent<br />

dieser Menschen. Nötig seien ein Professionalisierungsschub,<br />

mehr Fortbildung, mehr Forschung.<br />

„Wir brauchen zudem mehr Prävention - schwierig<br />

bei dieser Klientel, bei der der Suchtbereich<br />

tabuisiert ist.“ Es komme darauf an, die Familien<br />

mehr anzusprechen. Von Hannover aus sind<br />

Präventionsmodelle geschaffen worden, die inzwischen<br />

- von Kiel bis München - 24 Städte erreichen,<br />

unterstützt von den Krankenkassen<br />

und den Kommunen: „Wir haben eine Tür aufgemacht<br />

für Menschen aus rund 50 Nationen“,<br />

erklärt Ramazal Salmann, der Sucht als einen<br />

gestörten Integrationsprozess bezeichnet. Zum<br />

Modell gehören Kurse für Menschen (ebenfalls<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

mit Migrationshintergrund), die in ihre Kreise<br />

gehen und das Thema Sucht ansprechen - es<br />

gibt Veranstaltungen, an denen beinahe überall<br />

in Deutschland auch Ärzte teilnehmen. „Sie bereiten<br />

sich auf ihre künftige Aufgabe bei diesen<br />

Patienten vor, sie sehen sich bereits als Ansprechpartner“.<br />

Hier ist ein guter Weg beschritten<br />

worden, der Weg direkt in die Bevölkerung.<br />

Zum Thema Rauchen und Raucherschutz stellte<br />

Hermann Schlömer vom Suchtpräventionszentrum<br />

(SPZ) fest, derzeit rauchten fast 20<br />

Prozent der 11- bis 17-Jährigen. Er verwies auf<br />

Argumentationshilfen vom Krebsforschungszentrum<br />

Heidelberg, etwa das erhöhte Risiko für<br />

Menschen, die sich in berauchten Innenräumen<br />

aufhalten, an Herz-Kreislaufstörungen zu erkranken.<br />

Die jetzt vorbereiteten Gesetze seien<br />

Schritte in die Zukunft, sie stärkten den Nichtraucherschutz.<br />

Christian Haasen erinnerte daran,<br />

dass Rauchen zwar als Krankheit anerkannt<br />

sei, dass aber zugleich notwendige Therapiemaßnahmen<br />

(etwa auch medikamentöser Art)<br />

nicht von der Kassen bezahlt würden: „Der Arzt<br />

muss da Umwege machen, denn eigentlich sind<br />

die erforderlichen Maßnahmen eindeutig kurativ,<br />

bezahlt aber wird nur die Prävention.“<br />

Zum Rauschtrinken bei Jugendlichen sagte<br />

Christian Bölckow von der Hamburgischen<br />

Landesstelle für Suchtfragen, derzeit würden alle<br />

Kinder und Jugendlichen direkt angesprochen,<br />

wenn sie mit einer Alkoholvergiftung ins<br />

Krankenhaus eingeliefert würden. „Wir fordern<br />

zudem Warnhinweise auf den Flaschen, die diese<br />

Altersgruppe ansprechen. Wir fordern, dass<br />

das Ladenpersonal akustisch aufgefordert wird,<br />

mehr auf diese Altersgruppe zu achten, und wir<br />

wünschen uns verstärkt Testkäufe. Die Eltern<br />

sollten sich verstärkt melden, wenn sie bemerken,<br />

dass ihren Kindern Alkohol verkauft worden<br />

ist.“<br />

Wenn Sucht ein Zeichen von gescheiterter Integration<br />

ist, so Christian Haasen, „dann erinnere<br />

ich an die Heroinstudie - selbst konservative<br />

Politiker haben sich von den Erfolgen<br />

dieser Studie überzeugen lassen, als ihnen klar<br />

wurde, dass die so behandelten Menschen zum<br />

großen Teil wieder in die Gesellschaft integriert<br />

worden sind“. (wl)


Schlichtungen in Arzthaftpflichtfragen<br />

kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

Die Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen <strong>Ärztekammer</strong>n, Hans-Böckler-Allee 3,<br />

30173 Hannover, Tel. 0511/3802416, ist eine Einrichtung der <strong>Ärztekammer</strong>n zur außergerichtlichen Beilegung<br />

von Streitigkeiten zwischen Ärzten und Patienten wegen behaupteter Behandlungsfehler unter Beteiligung<br />

des Haftpflichtversicherers des betroffenen Arztes. Die Schlichtungsstelle hat bei folgenden Anträgen<br />

aus <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> einen Behandlungsfehler bejaht:<br />

Gebiet<br />

Anlass der ärztlichen<br />

Tätigkeit<br />

Gefäßchirurgie Hüft-TEP-Lockerung<br />

HNO Heilkunde Allergische Rhinopathie<br />

Innere Medizin Aortenklappenendokarditis<br />

Ärztliche Maßnahme Vermeidbarer<br />

ärztlicher Fehler<br />

Hüft-TEP-Wechsel,<br />

Osteotomie des Femur,<br />

postoperative Diagnostik<br />

(gefäßchirurgisches<br />

Konsil, Dopplersonographie)<br />

Antiallergische Behandlung,<br />

technische<br />

Durchführung der Injektionen<br />

Innere Medizin Appendizititis Klinische Diagnostik,<br />

radiologische Diagnostik<br />

(Sonographie), Labordiagnostik,diagnostische<br />

Laparotomie<br />

Innere Medizin Zustand nach Herzinfarkt,<br />

Pneumonie,<br />

Dekubitus<br />

Orthopädische<br />

Chirurgie<br />

Orthopädische<br />

Chirurgie<br />

Therapieresistente<br />

Schmerzen in der<br />

Schulter<br />

Mukoidzyste am<br />

Endgelenk des<br />

Ringfingers, veraltete<br />

Schnittverletzung<br />

über dem Mittelgelenk<br />

des Zeigefingers<br />

mit Strecksehnenbeteiligung<br />

Pathologie Gastrointestinaler<br />

Stromatumor<br />

(GIST)<br />

Unfallchirurgische<br />

Orthopädie<br />

Karpaltunnelsyndrom<br />

Auf Durchblutungsstörungen<br />

(Nekrosen, typischer<br />

Schmerz in Fuß und Wade)<br />

nicht mit Diagnostik<br />

des arteriellen Systems reagiert<br />

Fehlerhafte Volon A-Injektion<br />

(bezüglich Injektionsort<br />

und Injektionstiefe)<br />

Diffenzialdiagnostik Keine Diagnostik bei rezidivierendem<br />

Fieber, kein<br />

fächärztliches Konsil<br />

Therapie des Dekubitus,<br />

Frage der häuslichen<br />

Entlassung, Kommunikation<br />

Arzt und<br />

Angehörige<br />

Infiltrationstherapie,<br />

Kontrolle<br />

Operative Entfernung<br />

der Mukoidzyste,<br />

Wundbehandlung der<br />

Schnittwunde<br />

Histologische Beurteilung<br />

der Präparate<br />

Operative Dekompression<br />

des Medianusnerven<br />

am Handgelenk<br />

Verzögerte Indikationsstellung<br />

zur diagnostischen<br />

Laparotomie<br />

Fehlerhafte Lokalbehandlung,<br />

Entlassung in kritischem<br />

Zustand (Dekubitus,<br />

kardiale Verschlechterung)<br />

Predni-H dreimal innerhalb<br />

einer Woche gegeben,<br />

keine Aufklärung über Risiko<br />

der Infektion<br />

Intraoperative Schädigung<br />

des Strecksehnenansatzes<br />

am Ringfingerendglied,<br />

Übersehen einer Streckerkappenverletzung<br />

über<br />

dem Mittelgelenk des Zeigefingers<br />

Keinen Referenzpathologen<br />

eingeschaltet, keine<br />

Überprüfung des Tumors<br />

mit dem Antikörper CD<br />

117<br />

Eröffnung der Guy’schen<br />

Loge statt des Karpaltunnels<br />

wegen falscher Schnittführung<br />

Schaden<br />

Unterschenkelamputation,<br />

mehrere Wochen Schmerzen,<br />

Nekrosen am Fuß,<br />

Abtragung<br />

Kosmetisch störende Gewebsatrophien<br />

Lungenödem, lange intensivmedizinische<br />

Betreuung<br />

Verzögerung einer Appendektomie<br />

um vier Tage,<br />

unnötig ertragene Schmerzen<br />

Verschlechterung und Vergrößerung<br />

des Dekubitus,<br />

dadurch vermehrte Beschwerden<br />

und Beeinträchtigung<br />

des Allgemeinbefindens<br />

über eine Woche bis<br />

zum Tod<br />

Infektion im Schultergelenk<br />

Streckbehinderung des<br />

Ringfingerendgliedes,<br />

Greifbehinderung durch<br />

Ausbildung einer Knopflochdeformität<br />

des Zeigefingers<br />

Unnötige Zweitoperation,<br />

vermehrte psychische Belastung<br />

durch Kenntnis der<br />

Diagnoseverzögerung<br />

Funktionsausfall des tiefen<br />

Profundusastes des Nervus<br />

ulnaris mit Greifschwäche<br />

und Streckbehinderung der<br />

ulnaren Finger<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 51


kammer-info <strong>aktuell</strong><br />

52<br />

Da wir in Heft 5 des <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischen Ärzteblattes einen Absatz dieses Beitrages „unterschlagen“<br />

hatten, hier die Rezension noch einmal:<br />

Tod in Afrika. Mein Leben gegen AIDS<br />

Mit einem Vorwort von Nelson Mandela<br />

Bibliographische Angaben: Edwin Cameron, Verlag CH. Beck, München 2007,<br />

256 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-406-54982-3<br />

Nelson Mandela hat den Kampf gegen AIDS als nächste große Herausforderung<br />

Südafrikas und nach dem Ende der Apartheid bezeichnet. Dass dies nicht übertrieben<br />

ist, zeigt Edwin Camerons Buch, das in Südafrika sofort zum Bestseller wurde.<br />

Edwin Cameron, geboren 1953 in Südafrika, begann seine Karriere als Anwalt für<br />

Menschenrechte im Kampf gegen die Apartheid. In Nelson Mandelas Südafrika<br />

stieg er schnell in hohe Richterämter auf und wirkte beim Aufbau der neuen Institutionen<br />

mit. Heute ist er Richter am obersten Berufungsgericht Südafrikas und<br />

zugleich einer der führenden AIDS-Aktivisten Afrikas.<br />

Edwin Cameron hat AIDS. Für einen Südafrikaner ist das eigentlich ein Todesurteil.<br />

Denn dort erhält nur ein Bruchteil der etwa vier bis fünf Millionen Menschen<br />

mit HIV oder AIDS eine angemessene medizinische Versorgung. Ohne eine<br />

antiretrovirale Therapie beträgt die Lebenserwartung nach Beginn der AIDS-<br />

Erkrankung selten mehr als einige Jahre. Doch Edwin Cameron lebt, obwohl<br />

AIDS bei ihm bereits 1997 diagnostiziert wurde. Denn er ist privilegiert. Er ist weiß, hat eine gut dotierte<br />

Tätigkeit und seine Krankenversicherung zahlt die lebensrettenden Medikamente, mit denen die HI-Viren in<br />

Schach gehalten werden können.<br />

Aber Edwin Cameron möchte nicht privilegiert sein. Er möchte, dass alle Menschen mit AIDS, in Südafrika<br />

und anderswo, ob reich oder arm, medizinisch adäquat versorgt werden, damit das massenhafte vorzeitige<br />

Sterben ein Ende hat. Dafür setzt sich Edwin Cameron seit vielen Jahren in Vorträgen, bei Konferenzen und<br />

auf Rundreisen in Südafrika und anderen Ländern ein.<br />

2005 hat er das Buch geschrieben, das nun endlich auf Deutsch erschienen ist. Darin klagt er diejenigen an,<br />

die die Verantwortung für das Massensterben tragen. Allen voran sind dies die westlichen Pharmakonzerne,<br />

die sich weigern, die Preise für die antiretroviralen Medikamente ausreichend zu senken und mit Unterstützung<br />

ihrer Regierungen die Einhaltung von Patentschutzregelungen durchzusetzen versuchen, die enorme<br />

Profitraten sicherstellen. Aber auch die südafrikanische Regierung um Präsident Mbeki trägt Schuld, da sie<br />

sich jahrelang die Position der so genannten AIDS-Dissidenten zu eigen gemacht hatte, wonach AIDS nicht<br />

durch das HI-Virus hervorgerufen werde, sondern eine Armuts- und Umweltkrankheit sei oder das Ergebnis<br />

des „Lebensstils“ vieler Schwuler (zu viel Sex, zu viele Partys, zu viele Drogen). Auch die antiretroviralen<br />

Medikamente wie AZT werden als AIDS-Verursacher in Betracht gezogen.<br />

Nicht nur aufgrund seiner persönlichen Erfahrung setzt sich Edwin Cameron mit den Positionen der AIDS-<br />

Dissidenten und der ANC-Regierung in dieser Frage offensiv und mit Herzblut auseinander. Seinen Argumentationen<br />

ist auch anzumerken, dass er sich intensiv mit den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen<br />

auseinandergesetzt hat, aus denen abzuleiten ist, dass AIDS die Folge einer Zerstörung des Immunsystems<br />

durch das HI-Virus ist und aufgehalten werden kann durch eine antiretrovirale Kombinations-Therapie.<br />

Es gibt noch ein weiteres Übel, gegen das Cameron anschreibt, nämlich die Stigmatisierung derjenigen, die<br />

an AIDS erkranken. Die soziale Ächtung führt zu Diskriminierung und Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt.<br />

Das Stigma hat so eine enorme Kraft, weil AIDS eine sexuell übertragbare Erkrankung ist. Edwin Cameron<br />

hat selbst viele Jahre gebraucht, bevor er seine Erkrankung öffentlich machte.<br />

Nelson Mandela schreibt am Schluss seines Vorwortes: „Mit dem öffentlichen Bekenntnis zu seiner HIV-Infektion<br />

hat Edwin Cameron großen Mut bewiesen. Er gibt uns allen ein Beispiel dafür, dass man mit dieser<br />

Infektion leben und weiterhin Großes zur Verbesserung des Lebens aller leisten kann.“ Und die Nobelpreisträgerin<br />

Nadine Gordimer schreibt zu diesem Buch: „Wenn Wahrheit Schönheit ist, dann ist dieses brillante<br />

und unnachgiebig hoffnungsvolle Buch schön. Es ist ein Text, nach dem wir leben können, wenn wir nach<br />

der Möglichkeit eines besseren Lebens für alle streben.“ Diesem Lob kann ich mich nur anschließen.<br />

Rezensent: Prof. Dr. Klaus-Dieter Kolenda, Villenweg 21, 24119 Kronshagen<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007


In den guten alten<br />

Zeiten<br />

mühten wir<br />

Hausärzte uns<br />

mit Preisvergleichen<br />

per PC ab,<br />

um billige Generika<br />

zu verordnen.<br />

Heute<br />

können wir<br />

dank der tollen<br />

Ideen aus der Gesundheitsministerialbürokratie<br />

ganz neue Wege beschreiten,<br />

und Rezeptpapier kann<br />

der Hausarzt gleich mehrfach bearbeiten:<br />

Die Apothekerin ruft mich<br />

an, denn das rezeptierte und günstige,<br />

dem Patienten vertraute Präparat<br />

darf sie nicht rausgeben. Die<br />

Kasse A hat einen Rabattvertrag<br />

mit der Firma B geschlossen, wonach deren<br />

Präparate an die Kassenmitglieder verbilligt<br />

abgegeben werden. Nun kann leider die Firma<br />

bei dem Ansturm gar nicht liefern. Wer da wohl<br />

dumm aus der Wäsche guckt? Weisse Bescheid?<br />

Der Patient kommt wieder und benötigt ein<br />

Aut-idem Kreuz für das nicht Aut-idem-Präparat.<br />

Heute bedeutet ja „aut idem“ genau das Gegenteil,<br />

nämlich nicht das wirkstoffgleiche, sondern<br />

genau das benannte Präparat soll ausgeben<br />

werden. Weisse Bescheid?<br />

Das ist dem Patienten jetzt zu doll, er muss noch<br />

in die Stadt und löst dort sein Rezept ein. Da<br />

aber ist das „aut idem“ angekreuzte Präparat<br />

nicht vorrätig. Der Patient kommt entnervt<br />

wieder und möchte sein altes Präparat aufs Rezept.<br />

Weisse Bescheid, wer jetzt Erklärungen abliefert?<br />

Es soll Patienten geben, die mehr als drei Präparate<br />

brauchen. Das ergibt ungeheure Möglichkeiten<br />

der Kombination von nicht erfüllbaren<br />

Präparatwünschen des Hausarztes (inzwischen<br />

sind über 100 Kassen mit 12 000 Präparaten<br />

vertreten).<br />

Betäubungsmittelrezepte mit zwei Durchschlägen<br />

könnten die neuen Renner beim Papierverbrauch<br />

werden. Allerdings ist Vorsicht geboten:<br />

Verordnungen von Fentanylpflaster z. B. könn-<br />

Rezepte - Rabatte -<br />

weisse Bescheid?<br />

Anndreas Krueger<br />

gesundheits- und sozialpolitik<br />

ten ab Stärke 75 ym/h aufgrund der Höchstverordnungsmenge<br />

von mehr als 17 mg/Pflaster<br />

sogar strafrechtlich relevant werden.<br />

Sollte ich da nicht<br />

besser gleich jedes Mal<br />

in der Apotheke nachfragen,<br />

welches Präparat<br />

abgabefähig ist,<br />

bevor ich mir irgend-<br />

eine Arbeit mache?<br />

Vereinfachen könnten<br />

wir Niedergelassene den<br />

Vorgang auch, indem<br />

wir uns in den Apotheken-Computereinloggen,<br />

um uns nach deren<br />

Warenbestand zu richten.<br />

Weisse Bescheid?<br />

Gott sei Dank wollen die<br />

meisten Kassen sparen<br />

und deshalb flattern uns<br />

dauernd Briefe von verschiedenen Kassen und<br />

dann noch von jeder Pharmaklitsche ins Haus,<br />

um uns zu informieren - oder besser zu desinformieren,<br />

denn die versteckte Werbung verdeckt<br />

die Misere der nicht bekannten Rabatthöhen.<br />

Und sollten Wirtschaftlichkeitsprüfungen erfolgen,<br />

würden die Bruttopreise der rabattierten<br />

Präparate bei der Erstdurchsicht zugrundegelegt?<br />

Weisse Bescheid?<br />

So kann der Doktor im Dunklen rumstochern,<br />

denn ob Preis rauf oder runter, mal mehr Rezepte<br />

für ein Präparat gedruckt oder noch mehr Telekommunikation<br />

mit der Apotheke - Geld<br />

spielt ja nur insofern eine Rolle, dass der Doktor<br />

fürs Budget haftet.<br />

Knallhart nachgefragt: Bekanntlich ist Absurdistan<br />

schon lange Teil unserer Republik, wann<br />

kommt endlich die Gesundheitskarte und das<br />

E-Rezept, damit der Verbund der Gesundheitsalleswisser<br />

dem Hausarzt den Rest geben kann?<br />

Wer von den „Machern“ glaubt denn, dass von<br />

Hausärzten noch elektronisch Daten gepflegt<br />

werden können oder auch nur die <strong>aktuell</strong> korrekten<br />

Medikamentennamen auf den Chip gelangen?<br />

Und - wer lässt sich das wie lange noch gefallen?<br />

Dr. Andreas Krueger, Gartenstr. 2, 25379 Herzhorn<br />

(Foto:BilderBox)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 53


gesundheits- und sozialpolitik<br />

54<br />

Die Verantwortung des Staates<br />

und die Freiheit der Bürger<br />

Wolfgang Kersting<br />

Anfangs, so heißt es in der kantischen Erzählung<br />

vom mutmaßlichen Anfang der Menschengeschichte,<br />

anfangs leitete der natürliche Instinkt,<br />

„diese Stimme Gottes”, den Menschen,<br />

und alles war gut. Dann „fing aber die Vernunft<br />

bald an sich zu regen“ und der Mensch „entdeckte<br />

in sich ein Vermögen, sich selbst eine<br />

Lebensweise auszuwählen und nicht gleich anderen<br />

Thieren an eine einzige gebunden zu<br />

sein”. Diese neugewonneneFreiheit<br />

ist aber mehr<br />

Last als Lust; die<br />

Maßlosigkeit birgt<br />

in sich die Gefahr<br />

der Selbstzerstörung.<br />

Um diese<br />

abzuwenden, muss die emanzipierte Vernunft<br />

das Erhaltungspensum, die bislang durch die<br />

Natur erbracht worden ist, selbst auf sich nehmen.<br />

Die emanzipierte Vernunft muss zu einer<br />

kompensatorischen Vernunft werden. Sie muss<br />

Ersatz schaffen für das mit der Geburt der Freiheit<br />

weggefallene Naturregiment. Sie muss die<br />

in Unordnung geratene Begehrlichkeit durch eine<br />

Ordnung des Begehrens besänftigen, der<br />

Freiheit ohne natürliches Maß durch eine Verfassung<br />

des Handelns Gestalt geben.<br />

Wäre die Erdoberfläche ein unendlicher Raum,<br />

dann könnten sich die Menschen verlaufen, ohne<br />

einander ins Gehege zu kommen, ohne einander<br />

bei der Befriedigung ihrer Wünsche zu<br />

stören. Doch wir leben unter Knappheitsbedingungen,<br />

daher sind Interessenkollisionen und<br />

Verteilungskonflikte unvermeidlich. Daher bedarf<br />

es wirksamer Regeln, die gewaltfreie Koexistenz<br />

sichern, die Handlungen koordinieren<br />

und über die Berechtigung von Ansprüchen im<br />

Konfliktfall entscheiden und dadurch die gewaltfreie<br />

Koexistenz der Menschen sichern.<br />

„Das erste, was der Mensch tun muss, ist dass er<br />

Freiheit unter Gesetze der Einheit bringt; denn<br />

ohne dies ist sein Tun und Lassen lauter Verwirrung“.<br />

Man kann Kants menschheitsgeschichtlichen<br />

Anfang als liberale Urszene deuten. Sie entwickelt<br />

in äußerster Prägnanz die Grammatik liberalen<br />

Ordnungsdenkens unter den Gegebenheiten<br />

von Freiheit und Knappheit. Drei fundamentale<br />

Grundsätze lassen sich ausmachen: 1.<br />

Ordnung ist eine anthropologische Unerlässlichkeit.<br />

2. Diese Ordnung muss als Ordnung<br />

der Freiheit verstanden und entwickelt werden,<br />

als Regelwerk der Handlungskoordination, als<br />

Rahmenwerk der Konkurrenz, die ein spannungsvolles<br />

Zugleich von Wettbewerb und Kooperation<br />

ermöglicht. 3. Eine Ordnung ist nur<br />

dann eine Ordnung der Freiheit, wenn sie nicht<br />

nur Freiheit ordnet, sondern auch selbst Aus-<br />

Prof. Dr. phil. Wolfgang Kersting hielt dieses Referat am 10.05.2007 anlässlich<br />

des Jahresempfanges des Landesverbandes der Freien Berufe in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

im Kieler Schloss. Prof. Kersting ist geschäftsführender Direktor<br />

des Philosophischen Seminars der Kieler Universität. Sein Forschungsschwerpunkt<br />

ist die politische Philosophie, dabei beschäftigt er sich vor allem mit<br />

den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung. (Foto: rat)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

druck der Freiheit ist, wenn sie sich der Selbstgesetzgebung<br />

der ihr unterworfenen Individuen<br />

verdankt.<br />

Erst der Staat lässt uns leben, gibt uns Zukunft.<br />

Politik ist die dauerhafte Beendigung von Ausnahmezustand<br />

und Grenzsituation. Daher kann<br />

der Wechsel vom Naturzustand zum Staat auch<br />

als Übergang von der Notwendigkeit der Überlebenssicherung<br />

zur Möglichkeit der Lebensführung<br />

charakterisiert werden. Die politische Ordnung<br />

setzt die Herrschaft der Normalität durch;<br />

und Normalität herrscht dann, wenn durch die<br />

staatlichen Sicherheitsleistungen und die Festigkeit<br />

der Institutionen die basalen Voraussetzungen<br />

für menschliches Glück und Handlungserfolg,<br />

für existenzielle Selbstentwicklung und<br />

ethische Selbstverwirklichung zur unauffälligen<br />

Selbstverständlichkeit geworden sind, wenn Gewalt<br />

aus dem zwischenmenschlichen Raum verbannt<br />

ist, Zukunftsvertrauen besteht, Erwartun-


gen handlungsleitende Stabilität gewinnen und<br />

wechselseitige Verlässlichkeit herrscht. Aber<br />

nur dann findet diese staatliche Ordnung allseitige<br />

Zustimmung, wenn sie nicht der Durchsetzung<br />

besonderer moralischer, ethischer oder religiöser<br />

Vorstellungen dient, sondern ausschließlich<br />

eine Ordnung der Handlungsfreiheit ist, die<br />

jedem einen gleich großen Freiheitsraum zuteilt,<br />

in dem er in völliger ethischer und religiöser<br />

Unabhängigkeit sein Leben gestalten kann. Und<br />

dann ist diese Gesetzesordnung eine Ordnung<br />

der Freiheit, wenn die Gesetze ihre Legitimität<br />

von der Zustimmung der Bürger abhängig machen,<br />

wenn sie demokratischer Natur ist.<br />

Für Wilhelm von Humboldt, Kant und den<br />

klassischen Liberalismus war mit der Errichtung<br />

einer rechtsstaatlich organisierten und demokratisch<br />

regierten Marktgesellschaft das Ziel der<br />

Politik erreicht. Allen Forderungen der Gerechtigkeit<br />

war in einer solchen Ordnung Genüge<br />

getan. Diejenigen, die mehr Gerechtigkeit wollten,<br />

als Rechtsstaat und Marktgesellschaft lieferten,<br />

als die Gleichheit vor dem Preis und die<br />

Gleichheit vor dem Recht garantieren konnte,<br />

durften sich nicht mehr an die Politik wenden;<br />

sie mussten zur Religion ihre Zuflucht nehmen<br />

und auf die Kompensationsleistungen postmortaler<br />

Sanktions- und Gratifikationssysteme - also<br />

auf himmlische Belohnung und höllische Bestrafung<br />

- hoffen.<br />

Jedoch bei dieser Arbeitsteilung zwischen irdischer<br />

Freiheitsordnung und jenseitiger Heilserfüllung<br />

ist es nicht geblieben. Der Anspruch an<br />

die institutionellen Rahmenbedingungen individueller<br />

Lebensplanung ist in der individualistischen<br />

Moderne unaufhörlich gestiegen. Der Bereich<br />

der politischen Verantwortlichkeit weitete<br />

sich stetig. Der Rechts- und Verfassungsstaat<br />

wandelte sich zum Sozialstaat, der tief in die<br />

wirtschaftlichen Abläufe und gesellschaftlichen<br />

Beziehungen der Menschen eingriff. Die Verantwortlichkeiten<br />

der Bürger wurden ausgedünnt,<br />

die Zuständigkeiten des Staates hingegen<br />

wuchsen weiterhin. Kämpfte er ursprünglich<br />

an den Grenzen der Normalität gegen den<br />

eindringenden Naturzustand, so wurde er im<br />

Gewand des Sozialstaats, unter den Bedingungen<br />

demokratischer Herrschaft, die eine hemmungslose<br />

Selbstklientelisierung der Bürger be-<br />

gesundheits- und sozialpolitik<br />

günstigte, allgegenwärtig, aufdringlich. Eine stetig<br />

wachsende Bürokratie der Betreuung und<br />

Beobachtung entstand. Anfänglich ging es nur<br />

um die Domestikation des Leviathans, um den<br />

Schutz der Bürger vor dem Golem, den sie selbst<br />

geschaffen hatten, um sich voreinander zu<br />

schützen. Durch institutionelle Fesseln unterschiedlichster<br />

Art wurde seine Bewegungsfreiheit<br />

eingeschränkt. Seine wilde Natur wurde<br />

durch die Moral der Menschenrechte besänftigt;<br />

und sein entschlossen zupackendes, entscheidungsschnelles<br />

Wesen durch die mühselige<br />

Konsensfindungsmaschinerie der demokratischen<br />

Organisationen gelähmt. Doch mit der<br />

Einrichtung und dem unvermeidlichen Ausbau<br />

des Sozialstaats endete dieser Prozess der Selbstermächtigung<br />

der Bürger. Es kam zu einer Erneuerung<br />

des leviathanischen Tauschgeschäfts.<br />

Jetzt jedoch wurde nicht Lebensschutz gegen<br />

Gehorsam getauscht, sondern Loyalität mit der<br />

Sicherung dynamisierter Lebensqualität vergolten.<br />

So wurde es zur bürgerlichen Gewohnheit,<br />

den Staat für alle Lebensumstände verantwortlich<br />

zu machen, ihn, wie früher die Götter, als<br />

Schutz gegen alle Widrigkeiten des Schicksals<br />

anzurufen.<br />

Die von den Politikern der demokratischen Parteien<br />

gern aufgegriffene und selbstsüchtig bekräftigte<br />

Totalverantwortlichkeitsunterstellung<br />

ist der Reflex eines begrifflich diffusen und normativ<br />

vagen Legitimationskonzepts, das Maßlosigkeit<br />

begünstigt und allen Begehrlichkeiten<br />

moralische Rückendeckung verspricht. Sozialstaatliche<br />

Staatszweckbestimmung schwankt<br />

zwischen den Zielen der Daseinsfürsorge und<br />

der Verteilungsgerechtigkeit, zwischen kompensatorischer<br />

Ungleichheitsminderung und Chancengleichheit,<br />

zwischen bedürfnisorientierter<br />

Grundversorgung und exklusionsverhindernder<br />

bürgerlicher Solidarität. Und so unübersichtlich<br />

der Begriff, so unübersichtlich auch die bürokratische<br />

Wirklichkeit. Die Ordnungen der Sicherheit<br />

und Freiheit drohen unter dem Druck<br />

überbordender Verantwortlichkeit und Zuständigkeit<br />

zu zerbrechen. Im Gestrüpp der wuchernden<br />

Bürokratie wächst staatliche Misswirtschaft,<br />

greifen Zerfall und Korruption um<br />

sich. An der Komplexität der Institutionen der<br />

sozialstaatlichen Eingriffsverwaltung verschleißt<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 55


gesundheits- und sozialpolitik<br />

56<br />

sich die Gestaltungskraft der politischen Intelligenz.<br />

Jede Problemlösung erzeugt aufgrund der<br />

Unübersichtlichkeit der Verhältnisse und der<br />

kognitiv undurchdringlichen Regulationsdichte<br />

der rechtlichen Regelungen nicht vorhersehbare<br />

neue Probleme. Die sozialstaatliche Politik<br />

wird unordentlich, das Gemeinwesen wird unregierbar.<br />

Und nach wie vor wird diese horizontlose<br />

Flickschusterei begleitet von einem vollmundigen<br />

Moralismus, der sich um die liberale<br />

Grenzziehung zwischen Recht und Ethik immer<br />

weniger kümmert und das Recht als Ethisierungshebel<br />

und volkspädagogisches Instrument<br />

benutzt. Dem Ziel der „Vergerechtlichung“ aller<br />

Lebensverhältnisse verschrieben ist der Staat<br />

immer weniger imstande, seiner fundamentalen<br />

Verantwortlichkeit, nämlich der „Ordnungsvorsorge“,<br />

gerecht zu werden, stabile Rahmenbedingungen<br />

des gesellschaftlichen Lebens zu garantieren,<br />

in denen die Bürger ein Leben mit Eigenbeteiligung<br />

führen und ein selbstverantwortliches<br />

Risikomanagement entwickeln können.<br />

Besitzstandswahrung ist das manifeste Prinzip<br />

gegenwärtigen sozialstaatlichen Handelns: Besitzstandswahrung<br />

dominiert das Interesse der<br />

Machtinhaber, die den Sozialstaat als Kriegskasse<br />

zur Finanzierung ihrer Wiederwahlkampagnen<br />

benutzen und sich um alles in der Welt den<br />

Souverän gewogen erhalten wollen; Besitzstandswahrung<br />

wollen aber auch die Bürger, die<br />

das erreichte sozialstaatliche Bequemlichkeitsniveau<br />

energisch verteidigen. So arbeiten Politik<br />

und Bürger gleichermaßen an der Vertiefung<br />

des Widerspruchs zwischen Eigeninteresse und<br />

den Erhaltungsbedingungen der politischen Gesamtordnung,<br />

folgen gleichgesinnt Handlungsstrategien,<br />

die die Stabilität der systematischen<br />

Fundamente gefährden und die Funktionsgesetze<br />

der Wirtschaft und Demokratie verletzen.<br />

Von einer stetig wachsenden Schuldenlast niedergedrückt<br />

schleppt sich der Staat mühsam<br />

von Haushaltsjahr zu Haushaltsjahr. Die Politik<br />

vermag immer weniger ihrer gestalterischen<br />

Verantwortung nachzukommen. Sie hat kaum<br />

noch finanzpolitischen Handlungsspielraum,<br />

denn nicht nur schwinden die Einnahmen,<br />

wenn das Kapital auf der Suche nach den besseren<br />

Verwertungsbedingungen in der Weite der<br />

Weltwirtschaft verschwindet und zuhause drü-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

ckende Massenarbeitslosigkeit herrscht, auch ist<br />

der weitaus größte Teil des Haushaltsbudgets<br />

bereits durch sozialpolitische Verpflichtungen<br />

gebunden und ausgabenpolitisch unverfügbar.<br />

So kommt der Politik die Zukunft abhanden.<br />

Sie kommt stets zu spät und erschöpft sich in<br />

nachträglicher und kurzatmiger Korrektur. Sie<br />

vermag sich keinen Planungshorizont zu schaffen,<br />

ist nicht in der Lage, berechenbares, konzeptgeleitetes<br />

und strukturadressiertes Handeln<br />

zu entwickeln. Sie ist nur handlungsimitierende<br />

Bewegtheit, Antipolitik, ein Schattenbild dessen,<br />

was politisches Handeln zu sein hat. Sicherlich<br />

gibt es nationalpolitische und weltpolitische<br />

Begebenheiten, die bei der Herbeiführung dieser<br />

widrigen Verhältnisse mitgewirkt haben. Aber<br />

vor allem ist diese Handlungsohnmacht, diese<br />

konzeptuelle Horizontlosigkeit, dieses Verschwimmen<br />

begrenzter und wohldefinierter<br />

Verantwortlichkeitszonen zu einer konturenlosen<br />

Gesamtverantwortlichkeit das Resultat einer<br />

staatlichen Selbstfesselung, die die Bedingungen<br />

politischer Verantwortlichkeit den<br />

machtpolitischen Verheißungen einer wohlwollenden<br />

massendemokratischen Wählerbewirtschaftung<br />

geopfert hat und sich als zu schwach<br />

erwies, die nötigen strukturellen Systemrevisionen<br />

vorzunehmen, als sich abzeichnete, dass die<br />

vielfältigen ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen,<br />

kulturellen und demographischen<br />

Voraussetzungen sozialstaatlicher Solidität rasant<br />

schwanden und der Generationenvertrag,<br />

die Rationalitäts- und Legitimationsbedingung<br />

des umlagefinanzierten Sozialstaats, sich immer<br />

mehr als Illusion erwies.<br />

Natürlich wird auch eine von dieser Allzuständigkeitsanmaßung<br />

befreite Sicherheits- und<br />

Freiheitsordnung sozialstaatliche Aufgaben<br />

wahrzunehmen haben. Diese dienen jedoch<br />

nicht einer chimärischen Verteilungsgerechtigkeit,<br />

sondern der Bereitstellung einer Grundversorgung<br />

für Selbstversorgungsunfähige und der<br />

Errichtung eines institutionellen Rahmenwerks<br />

zur Gewährleistung gleicher Lebenschancen.<br />

Was aber heißt Chancengleichheit? Es ist hilfreich,<br />

hier zwei Lesarten von Chancengleichheit<br />

zu unterschieden. Da ist einmal die Gerechtigkeit<br />

der flachen Chancengleichheit und da ist<br />

zum anderen die Gerechtigkeit der tiefen Chan-


cengleichheit. Während die flache Chancengerechtigkeit<br />

auf die Etablierung eines rechtsstaatlichen<br />

Rahmens individueller Lebensführung<br />

zielt, um einen diskriminierungsfreien Wettbewerb<br />

um Positionen, Ämter und Arbeitsstellen<br />

zu gewährleisten, geht es der tiefen Chancengleichheit<br />

um umfassende Gleichheit der Startbedingungen.<br />

Flache Chancengleichheit erhebt<br />

keinen Einspruch, wenn die vorgefundene, in<br />

jeder Hinsicht zufällige, durch keinerlei individuelle<br />

Leistung verdiente genetisch-soziale Prägung<br />

den Bewerbungserfolg der Individuen bestimmt,<br />

wenn sich die Ungleichheit der genetisch-sozialen<br />

Ausgangslage in soziale und ökonomische<br />

Ungleichheit verwandelt. Flache<br />

Chancengleichheit erhebt erst dann einen Einspruch,<br />

wenn die selektiven Effekte diskriminierender<br />

Regeln, Praktiken, Sichtweisen einen offenen<br />

Wettbewerb der Individuen um Ämter,<br />

Positionen und Arbeitsstellen verhindern. Diese<br />

Ungleichheitstoleranz hingegen vermag der Anhänger<br />

der tiefen Chancengleichheit nicht aufzubringen.<br />

Denn natürlich ist die Qualität der<br />

Lebenskarrieren der Individuen abhängig von<br />

ihren natürlichen und erworbenen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeit. Die Talentierteren und durch<br />

günstige Sozialisationsbedingungen Geförderten<br />

können mit einer weit besseren Ressourcenausstattung<br />

ins Leben gehen als ihre genetisch weniger<br />

gut bedachten und sozial weniger begünstigten<br />

Mitbewerber. Und das ist in den Augen<br />

des Egalitaristen ein gerechtigkeitsethischer<br />

Skandal. Und ohne Frage verschafft er mit diesem<br />

Argument einem weitverbreiteten vag-moralischen<br />

Gefühl begriffliche Rückendeckung.<br />

Aber dieses Argument ist nicht gültig. Denn zu<br />

seiner Begründung muss es einen menschenrechtlichen<br />

Anspruch auf materiale Gleichheit<br />

vorweisen. Ein Menschenrecht auf materiale<br />

Gleichheit würde aber die ingeniöse Menschenrechtsidee<br />

einer durch allgemeine formale Gesetze<br />

strukturierten Freiheitsordnung völlig zerstören.<br />

Wie weit mag der Egalitarismus der Lebenserfolgsressource,<br />

die wir selbst sind, gehen?<br />

Schönheit, zumal in einer so äußerlichkeitskultischen<br />

Gesellschaft wie der unsrigen, ist eine<br />

soziale Macht. Muss nicht angesichts der überaus<br />

kläglichen Ergebnisse der natürlichen Äs-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

gesundheits- und sozialpolitik<br />

thetiklotterie einerseits und der unleugbaren<br />

Startvorteile der Schönen andererseits der Egalitarist<br />

revoltieren? Eine Schönheitssteuer einführen<br />

oder freie Kosmetik oder freies Hanteltraining<br />

für alle einschlägig Bedürftigen? 1960<br />

hat L. P. Hartley in London ein Buch mit dem<br />

schönen Titel Facial Justice veröffentlicht. Es<br />

berichtet von dem Gerechtigkeitsskandal der<br />

Schönheit, von dem unverdienten guten Aussehen,<br />

dem Wettbewerbsvorteil der angenehm geschnittenen<br />

Zügen, von der benachteiligenden<br />

Hässlichkeit und der marginalisierenden Unansehnlichkeit.<br />

Und es berichtet von der „Antlitz-<br />

Gleichmachungs-Behörde“ und ihrem Egalisierungsprogramm,<br />

das durch die Entwicklung einer<br />

risikolosen und unaufwändigen Gesichtschirurgie<br />

ermöglicht wurde und erlaubte, die blinde<br />

natürliche Verteilung ästhetischer Eigenschaften<br />

durch Gesichtsplastiken der ausgleichenden<br />

Gerechtigkeit zu überformen, sodass nur noch<br />

ästhetische Durchschnittlichkeitsvarianten<br />

existierten und die körperliche Individualität<br />

sich auf eine karrierepolitisch neutrale Mediokritätsvariation<br />

beschränkte. Damit hätte die<br />

„Antlitz-Gleichmachungs-Behörde“ dann die<br />

Ungerechtigkeit der Natur überwunden und die<br />

soziale Macht der Schönheit gebrochen. Der<br />

Egalitarist, seit je Anwalt neidischer Vergleichssucht,<br />

kann zufrieden sein: Die Schönen sind<br />

verschwunden und die ästhetischen Habenichtse<br />

müssen sich nicht mehr in Neid zerfressen.<br />

Es ist ersichtlich, dass der Sozialstaat durch die<br />

Ausdehnung des Prinzips der Chancengleichheit<br />

auf den Bereich der natürlichen und sozialen<br />

Prägung, also durch eine Politik der tiefen<br />

Chancengleichheit, sich in eine totalitäre Bürokratie<br />

verwandeln muss. Die legitime Zuständigkeit<br />

staatlichen Eingriffshandelns endet an der<br />

Haut der Menschen. Daher ist die genetische<br />

und soziale Konditionierung menschlichen Lebens<br />

kein legitimer Gegenstand einer umverteilenden<br />

Gerechtigkeit. Wir sind Personen, die<br />

ein selbstverantwortliches Leben zu führen das<br />

Recht haben; und der Staat ist als Institution<br />

der Institutionen mit der Aufgabe betraut, ein<br />

System der institutionellen Sicherung einer -<br />

notwendig flachen - Chancengleichheit zu etablieren.<br />

Wir sind jedoch keine Lebenserfolgsressourcen,<br />

die durch Sozialstaatshandeln egalisiert<br />

57


gesundheits- und sozialpolitik<br />

58<br />

werden müssen, um Chancenvorteile und<br />

Chancennachteile auszugleichen. Entsprechend<br />

ist auch die Ungleichheit als gerechtigkeitsethisch<br />

unbedenklich zu akzeptieren, die im<br />

Rahmen eines Systems der flachen Chancengleichheit<br />

durch die unterschiedlichen genetischen<br />

und sozialen Prägungen produziert wird.<br />

Wenn sich staatliches Handeln als individuensensibler<br />

Schicksalsausgleich versteht, wird die<br />

Dimension des Politischen zerstört. Politik ist<br />

nicht mehr Sorge um den Bürger, nicht mehr<br />

Diskriminierungsbekämpfung und Sorge um<br />

Bürgerlichkeit ermöglichende Umstände. Der<br />

Bürger ist in diesem egalitären Gerechtigkeitsstaat<br />

längst ausgestorben. In der Welt des Egalitarismus<br />

gibt es nur Bevorzugte und Benachteiligte,<br />

Schicksalsbegünstigte und Schicksalsbeladene,<br />

sozial Privilegierte und sozial Deprivilegierte.<br />

Und jeder Benachteiligte hat die Defini-<br />

tionshoheit über seine Benachteiligung und das<br />

kompensationspflichtige Ausgleichsausmaß, ist<br />

zur eigenständigen Handhabung des Lebenskarriereabstandsmessers<br />

befugt. Damit ruft diese<br />

egalisierungsverpflichtete Gesellschaft zur Selbstorganisation<br />

des Neides auf. Eine paradoxe Tiefenstruktur<br />

des Egalisierungsetatismus wird<br />

sichtbar: der Egalitarismus produziert nicht nur<br />

Gleichheit, sondern notwendig immer auch ihr<br />

Gegenteil; als Inegalitätskompensation schüttet<br />

er fortwährend Prämien für Inegalität aus und<br />

erklärt damit die Autoviktimisierung zur Erfolgsstrategie.<br />

Es versteht sich, dass der Gerechtigkeitsbegriff<br />

der flachen Chancengerechtigkeit eine entschieden<br />

liberale Neuorientierung des Sozialstaats<br />

verlangt. Der Sozialstaat muss als freiheitsfunktionale<br />

Veranstaltung verstanden werden,<br />

der Selbstständigkeit ermutigt und individuelle<br />

Autonomie fördert. Er muss auf die<br />

machtpolitischen Gewinne der Versorgungsund<br />

Betreuungsstrategien verzichten, das Linsengericht-Agreement,<br />

in dem Freiheit gegen<br />

Versorgung eingetauscht wurde, rückgängig machen<br />

und den Bürgern ihr freiheitsrechtliches<br />

Erstgeburtsrecht zurückgeben. Er muss bestrebt<br />

sein, möglichst viele Menschen in den Wettbewerb<br />

zurückzuführen und die charakterschulenden<br />

Eigenschaften des Wettbewerbs für die Herausbildung<br />

von Selbstständigkeit und Autono-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

mie und damit auch von größerer bürgerpolitischer<br />

Kompetenz zu nutzen.<br />

Aber es ist zu befürchten, dass die Bürger diese<br />

Befreiung gar nicht wünschen. Der Wohlfahrtsstaat<br />

hat die zurückliegenden Dekaden gut genutzt<br />

und sein eigenes kulturelles Binnenklima<br />

erzeugt. Er ist den Bürgern unter die Haut gegangen,<br />

hat ihr Denken, Handeln und Fühlen<br />

geprägt. Er ist ein Seelenbildner, der sich den<br />

Menschen nach seinem Bilde erschaffen hat.<br />

Die Welt der Sozialklientel wurde zu einer Art<br />

beheiztem Glashaus der reinen Wertkonsumtion<br />

innerhalb der gesamtgesellschaftlichen Lebens-<br />

und Arbeitswelt. Eine Kultur der Abhängigkeit<br />

entstand. Das führte zu einer ethischen<br />

Marginalisierung der Persönlichkeit, die, so das<br />

Ideal des Liberalismus, der Aufklärung und des<br />

freiheitlichen Menschenrechts, sich wesentlich<br />

als autonom, handlungsfähig und selbstverantwortlich<br />

erfahren möchte. Das führte auch zu<br />

einer wachsenden Unfähigkeit, Verantwortung<br />

für sein Leben zu übernehmen und Kontingenzen<br />

zu ertragen. Die Menschen wurden schicksalsunfähig;<br />

sie wurden aus eigener Kraft nicht<br />

mehr mit Pech, Unglück und anderen negativen<br />

Widerfahrnissen fertig; vor widrigen Umständen<br />

weichen sie zurück und suchen die Trutzburg<br />

des Staates auf, wo der bürokratische „Generalagent<br />

für Lebenszufriedenheit“ (Klages) sie<br />

in einem dicht gestrickten Sozialversicherungsnetz<br />

auffängt. Vor dem Hintergrund der liberalen<br />

Freiheitsethik ist dem expansiven Wohlfahrtsstaat<br />

der Gegenwart entschieden der Vorwurf<br />

der moralischen Kontraproduktivität zu<br />

machen: er betreibt zügig die Abschaffung der<br />

Selbstständigkeit, er verhindert Bürgerlichkeit.<br />

Während der Markt ein System der wechselseitigen<br />

Verstärkung ökonomischer und selbstverantwortungsethischer<br />

Anreizstrukturen bietet,<br />

eigenverantwortliche Lebensführung und ökonomische<br />

Erfolgssuche strukturell harmonisiert,<br />

treten verantwortungsethisches und ökonomisches<br />

Anreizsystem im Wohlfahrtsstaat in ein<br />

polemisches Verhältnis. In demselben Maße, in<br />

dem im solidaritätsbegründeten Wohlfahrtsstaat<br />

die Berechtigten zu Klienten werden und ökonomisch<br />

orientiertes Verhalten an den Tag legen,<br />

möglichst große private Ausnutzungsmargen<br />

suchen und sich politisch organisieren, um


ihre gruppenbezogene Gesamtzuteilung zu erhöhen,<br />

verkümmern die verantwortungsethischen<br />

Anreize, die Selbstbeanspruchungsbereitschaft<br />

und das pure, nach Unabhängigkeit von fremden<br />

Erhaltungsleistungen trachtende Selbstständigkeitsbedürfnis.<br />

Wollen wir einen Moralvergleich zwischen Sozialstaat<br />

und Markt vornehmen, geht dieser eindeutig<br />

zugunsten des Marktes aus. Denn der<br />

Markt ist kein metaphysischer Dom, in dem die<br />

Freiheit als Götze angebetet wird, sondern ein<br />

flexibles, dezentrales Verteilungssystem, das<br />

notwendig ist, wenn Menschen ein Leben führen<br />

wollen, in dem sie für ihre eigenen Entscheidungen<br />

verantwortlich sind, wenn sie Lebensprojekte<br />

selbstbestimmt angehen und durchführen<br />

wollen, wenn ihnen gleiche Chancen auf individuelle<br />

und moralische Entfaltung eingeräumt<br />

werden sollen. Der Markt ist die hohe<br />

Schule der Selbstverantwortlichkeit. Aber nicht<br />

nur die moralische, ihre Lebensautorschaft<br />

ernstnehmende Subjektivität verlangt nach<br />

dem Markt. Auch das Prinzip der Individualität<br />

favorisiert den Markt, denn kein Verteilungssystem<br />

ist differenzfreundlicher, könnte der Individualität<br />

bessere Entfaltungsbedingungen bieten<br />

und der Unterschiedlichkeit der menschlichen<br />

Lebensentwürfe gerechter werden. Freilich, die<br />

Neoliberalismuskritiker sehen das anders: In<br />

ihrem einfältigen Weltbild kommt dem Markt<br />

die Rolle des Bösen und dem Sozialstaat die<br />

Rolle des Guten zu. Aber die irren sich beträchtlich,<br />

die im Sozialstaat eine Höhle erblicken,<br />

in der die Moral in der kalten Jahreszeit<br />

des Kapitalismus überwintert. Der Sozialstaat ist<br />

kein Ort ethischer Exzellenz, er erzieht nicht zur<br />

Moral. Seine Anreizsysteme begünstigen den<br />

Egoismus nicht minder als der Markt. Die Menschen<br />

betreiben ihre Versorgungskarrieren im<br />

Sozialstaat mit der gleichen egozentrischen<br />

Konzentration wie ihre Erfolgskarrieren auf dem<br />

Markt, nur müssen sie nicht das disziplinierende<br />

Selbstverantwortlichkeitspensum ableisten, dass<br />

der Markt jedem abverlangt.<br />

Diese Entmündigungskritik ist offensichtlich eine<br />

zeitgenössische Variation der alten, gegen<br />

den Polizei- und Wohlfahrtsstaat des 18. Jahr-<br />

1 Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, München 1976, S. 814.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

gesundheits- und sozialpolitik<br />

hunderts gerichteten Paternalismuskritik Wilhelm<br />

von Humboldts und Immanuel Kants. Als<br />

Relaisstation zwischen der alten und der neuen<br />

Bevormundungsklage kann ein Zitat aus dem<br />

Jahre 1835 gelten. Es stammt aus Tocquevilles<br />

„Über die Demokratie in Amerika“. „Eine gewaltige,<br />

bevormundende Macht“ erhebt sich<br />

über eine Menge vereinzelter und entfremdeter<br />

Individuen; „sie wäre der väterlichen Gewalt<br />

gleich, wenn sie wie diese das Ziel verfolgte, die<br />

Menschen auf das reife Alter vorzubereiten;<br />

statt dessen aber sucht sie bloß, sie unwiderruflich<br />

im Zustand der Kindheit festzuhalten; es ist<br />

ihr recht, dass die Bürger sich vergnügen, vorausgesetzt,<br />

dass sie nichts anderes im Sinn haben,<br />

als sich zu belustigen. Sie arbeitet gerne für<br />

deren Wohl; sie will aber dessen alleiniger Betreuer<br />

und einziger Richter sein; sie sorgt für ihre<br />

Sicherheit, vermisst und sichert ihren Bedarf,<br />

erleichtert ihre Vergnügungen, führt ihre wichtigsten<br />

Geschäfte, lenkt ihre Industrie, ordnet<br />

ihre Erbschaften, teilt ihren Nachlass; könnte<br />

sie ihnen nicht auch die Sorge des Nachdenkens<br />

und die Mühe des Lebens ganz abnehmen“? 1<br />

Eine weniger emphatische Version dieses sozialstaatskritischen<br />

Arguments rückt von dem personentheoretischen<br />

Ideal der selbstständigen<br />

Lebensführung ab und stellt die strukturelle Unterminierung<br />

des Leistungsprinzips, das, was Soziologen<br />

die sozialstaatliche „Entmeritokratisierung<br />

des Bewusstseins“ genannt haben, in den<br />

Mittelpunkt. Die normativen, charakterprägenden,<br />

verhaltensbildenden Orientierungen der<br />

Welt der sozialstaatlichen Institutionen haben<br />

insgesamt den Effekt, die Dispositionen zu diskreditieren,<br />

die für ein erfolgreiches Leben in<br />

der Arbeitswelt erforderlich sind, und damit das<br />

Ethos des Marktes auszuhöhlen, insbesondere<br />

die ethische Balance von Leistung und Verdienst<br />

auszuhebeln und den Bezug gegenleistungsfreier<br />

Transferzahlungen zur beanstandungsfreie<br />

moralische Selbstverständlichkeit zu<br />

erklären. Wenn gegenleistungsfreie Versorgung<br />

ein solches Niveau erreicht, dass sich die Arbeitsaufnahme<br />

oder Arbeitsfortsetzung für die<br />

Individuen als nicht mehr lohnend erweist, wird<br />

das Gesamtsystem aus Markt und Sozialstaat in<br />

59


gesundheits- und sozialpolitik<br />

60<br />

Frage gestellt, das Leistungsethos des Marktes<br />

verhöhnt und die organisierte Solidarität lächerlich<br />

gemacht.<br />

Wollen wir die Freiheit aus ihrer wohlfahrtsstaatlichen<br />

Gefangenschaft befreien, müssen<br />

sich Staat und Bürger gleichermaßen ändern.<br />

Die sozialstaatlichen Entlastungen werden zurückgeschraubt<br />

werden müssen. Die Individuen<br />

werden in weit höherem Maße als bisher sich<br />

über den Markt mit risikominimierenden Versicherungen<br />

versehen müssen. Mehr als ein residualer<br />

Sozialstaat wird der Sozialstaat der Zukunft<br />

nicht sein können, mehr als eine gerade<br />

einmal die Not wendende Grundversorgung<br />

wird er nicht mehr finanzieren können. Immer<br />

noch wird er sich verpflichtet sehen, das Elend<br />

zu bekämpfen, aber vor den großen Zielen des<br />

sozialdemokratischen Zeitalters der Armutsausrottung<br />

und der Ungleichheitsabschaffung wird<br />

er kapitulieren. Notwendig ist ein Abbau der<br />

staatlichen Zuständigkeiten, eine Korrektur der<br />

Verantwortungsverteilung. Die dem Staat aufgehalsten<br />

und nur zu gern von der zustimmungssüchtigen<br />

Parteipolitik übernommenen<br />

Verantwortlichkeiten müssen von den Bürgern<br />

zurückgenommen werden. Der liberale Prozess<br />

der Selbstermächtigung der Bürger, der mit der<br />

Einrichtung des Sozialstaats zum Erliegen kam,<br />

muss wieder aufgenommen und weiter geführt<br />

werden. So wie die Bürger aus Sorge um ihre<br />

Freiheit den Leviathan des Absolutismus zivilisiert<br />

haben, ihn aus einer furchterregenden<br />

Schutzveranstaltung in eine politische Selbstorganisation<br />

der Bürgerschaft verwandelt haben,<br />

so müssen sie sich jetzt daran machen, wiederum<br />

aus Sorge um ihre Freiheit, aber vor allem<br />

auch aus Sorge um die dem Leviathan des Lebensschutzes<br />

abgerungene Ordnung der Freiheit,<br />

den Sozialstaat zu zivilisieren, ihn auf ein<br />

System bedürfnisorientierter Grundversorgung<br />

zu reduzieren. Sie müssen lernen, wieder ein Leben<br />

mit wachsender Eigenbeteiligung zu führen.<br />

Das aber ist mühsam, denn die liberale Ordnung<br />

ist zumutungsreich und unbequem. War<br />

die Vorzugswürdigkeit der individuellen Freiheit<br />

im Schatten des eisernen Vorhangs geradezu<br />

selbstevident, vergisst man in der Weite des<br />

Weltmarktes, warum sie ein schützenswertes<br />

Gut sein könnte. Menschen scheuen vor offe-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

nen Räumen zurück, sie leiden an einer existenziellen<br />

Agoraphobie, haben einen großen Bedarf<br />

an Grenzen, an Übersichtlichkeit und Nähe, an<br />

Weisung, Orientierung und Sinn, an sozialer<br />

und metaphysischer Sicherheit. Wird dieser Bedarf<br />

nicht mehr gedeckt, wird die kulturelle<br />

Umwelt für sie unbekömmlich. Und das Gespann<br />

von Liberalismus und Kapitalismus vermag<br />

diesen Bedarf bei Weitem nicht zu decken.<br />

Denn beide sind die zentralen kulturellen Produktivkräfte<br />

der zerstörerischen Moderne. Ihrer<br />

emanzipatorischen Dynamik konnte nichts<br />

standhalten. Sie haben Ordnungen aufgelöst,<br />

Bindungen gelockert, Autoritäten gestürzt, Gewissheiten<br />

abgeschafft. Sie haben individualisiert<br />

und pluralisiert. Die Ressourcen kollektiver<br />

Sinnstiftung sind versiegt, denn kollektive Sinnstiftung<br />

gelingt nur in den geschlossenen Systemen<br />

der Religion und der Geschichte. Die Religion<br />

wird im Liberalismus zu einer privaten Angelegenheit,<br />

und die Geschichte verliert ihre<br />

Richtung, ist nur noch richtungslose Linearität.<br />

Das moderne Individuum steht unter offenem,<br />

leerem Himmel. Kapitalismus und Liberalismus<br />

haben es sich selbst zurückgeworfen und mit<br />

den Zumutungen der Selbstermächtigung, des<br />

eigenverantwortlichen Lebensmanagements allein<br />

gelassen.<br />

Diesen Zumutungen sind wir aber offensichtlich<br />

kaum gewachsen. Wir sperren uns gegen das<br />

uns vom Liberalismus abverlangte Modernitätspensum<br />

und pflegen unsere obrigkeitsethische<br />

Anhänglichkeit. Die Entwicklung unseres Seelen-<br />

und Gefühlshaushalts, unserer lebensethischen<br />

Kapazitäten hat mit der Entwicklung unserer<br />

Konsumgewohnheiten nicht Schritt gehalten.<br />

Wir haben es bis zum Konsumindividualismus<br />

gebracht, zum Verantwortungsindividu-<br />

alismus sind wir aber noch nicht fähig. Wir wollen<br />

Gewißheit und Steuerung, sehnen uns nach<br />

Sicherheit und Geschlossenheit, betrachten den<br />

Sozialstaat als eine Gemeinschaft des Guten<br />

und dichten dem Staat die Weisheit an, die<br />

Kinder bei Erwachsenen vermuten.<br />

Prof. Dr. phil. Wolfgang Kersting, Philosophisches Seminar<br />

der Christian-Albrechts-Universität, Leibnizstr.<br />

6, 24118 Kiel, E-Mail kersting@philsem.uni-kiel.de


Bericht aus der Medizinischen<br />

Gesellschaft Lübeck<br />

Neue Entwicklungen beim<br />

Mammakarzinom<br />

Jürgen Dunst, Dorothea Fischer,<br />

Alexander Katalinic, Wolfgang Kühnel<br />

Die wissenschaftliche Sitzung der Medizinischen<br />

Gesellschaft Lübeck am 10.05.07 beschäftigte<br />

sich mit <strong>aktuell</strong>en Entwicklungen in der<br />

Diagnostik und Therapie von Brustkrebs. Alexander<br />

Katalinic stellte die neuesten Daten des<br />

schleswig-holsteinischen Krebsregisters vor.<br />

Nach einer Jahrzehnte andauernden Phase des<br />

Ansteigens der Brustkrebserkrankungen zeichnet<br />

sich <strong>aktuell</strong> in verschiedenen Regionen der<br />

Welt ein Rückgang ab. Auch in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

nahm seit dem Jahr 2002 die Brustkrebsinzidenz<br />

um etwa sieben Prozent pro Jahr ab. Der<br />

deutlichste Rückgang ist in der Altersgruppe<br />

50-69 Jahre zu beobachten (Abb. 1 a). Dabei<br />

wird ein Zusammenhang des Inzidenzrückgangs<br />

mit dem ebenfalls zu beobachtenden Rückgang<br />

der Nutzung der Hormonersatztherapie (HRT)<br />

diskutiert. Der Einsatz einer Hormonersatztherapie<br />

nahm in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> zwischen<br />

2001 und 2005 (Daten aus dem Modellprojekt<br />

„qualitätsgesicherte Mammadiagnostik“, Qua-<br />

MaDi) ebenfalls ab, nämlich von 46 Prozent auf<br />

30 Prozent (Abb. 1 b). Der Rückgang der Brustkrebsinzidenz<br />

ist dabei hoch korreliert mit dem<br />

Rückgang der HRT.<br />

Abb. 1 a: Brustkrebsinzidenz in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, altersspezifische<br />

Raten pro 100 000 Frauen<br />

medizin und wissenschaft<br />

Der Rückgang der Brustkrebsinzidenz ist außer<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> auch im Saarland zu beobachten.<br />

Dort ging die Brustkrebsinzidenz von<br />

2003 bis 2004 um etwa neun Prozent zurück, in<br />

der Altersgruppe 50-69 Jahre um ca. 13 Prozent.<br />

Vor der Diskussion eines möglichen Zusammenhangs<br />

der Abnahme von HRT- und Brustkrebsinzidenz<br />

sind weitere Faktoren, die zu einem<br />

Rückgang der Inzidenz führen könnten, zu berücksichtigen.<br />

Ganz allgemein kann ein (ggf.<br />

temporärer) Rückgang einer Erkrankungshäufigkeit<br />

verschiedenste Ursachen haben. Eine erfolgreiche<br />

Primärprävention (Ausschaltung/<br />

Verringerung einer schädlichen Noxe) beispielsweise<br />

sollte zu einem Absinken der Inzidenz<br />

führen. Bei der Einführung von Früherkennungsprogrammen<br />

(Sekundärprävention) wäre<br />

nach einer Phase des Inzidenzanstiegs ein deutliches,<br />

aber temporär befristetes Absinken der<br />

Inzidenz unter das Ausgangsniveau zu beobachten.<br />

Der beobachtete Zusammenhang von HRT<br />

und Brustkrebsrisiko kann auf Basis dieser Daten<br />

alleine nicht eindeutig als kausal angesehen<br />

werden, scheint jedoch unter Hinzuziehung<br />

weiterer Evidenz (WHI-Studie, One-Million-<br />

Women-Study) wahrscheinlich. Der sich insgesamt<br />

erhärtende Zusammenhang von HRT und<br />

Brustkrebsrisiko hat weit reichende Public<br />

Health-Konsequenzen. Eine Reduktion der<br />

Brustkrebsinzidenz um zehn Prozent würde für<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> etwa 230 weniger Brustkrebsfälle<br />

pro Jahr bedeuten. Weniger Brustkrebsfälle<br />

dürften auch zu weniger Todesfällen<br />

Abb. 1 b: Nutzung der Hormonersatztherapie (in Prozent)<br />

in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (QuaMaDi)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 61


medizin und wissenschaft<br />

62<br />

Klinische Konstellation<br />

Adjuvante Therapiemaßnahme<br />

nach OP<br />

an Brustkrebs führen. Die Indikation für die HRT<br />

sollte daher kritisch geprüft und auf die klinisch<br />

indizierten Behandlungsfälle reduziert werden.<br />

Möglicherweise lässt sich bei weiter rückläufigem<br />

Verschreibungsverhalten sogar ein weiterer<br />

Rückgang der Brustkrebsinzidenz erreichen.<br />

Dorothea Fischer berichtete über die St. Gallen-<br />

Konferenz 2007. Dieses internationale Expertentreffen<br />

findet seit mehr als 20 Jahren im<br />

Rhythmus von zwei Jahren statt und gibt Empfehlungen<br />

zur adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms.<br />

Für die Frage, welche Systemtherapie<br />

(Chemotherapie, endokrine Therapie und<br />

Antikörpertherapie) in Frage kommt, sind die<br />

Einteilung in Risikogruppen und die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

einer endokrinen Therapie<br />

besonders wichtig. Bei prämenopausalen Patientinnen<br />

stehen verschiedene Verfahren zur Ausschaltung<br />

der ovariellen Funktion zur Verfügung,<br />

die als äquieffektiv angesehen werden<br />

(Ovarektomie, Ovarbestrahlung, medikamentöse<br />

Therapie); in der Praxis wird die medikamentöse<br />

Behandlung (zwei Jahre Gn-RH-Analoga<br />

und fünf Jahre Tamoxifen) bevorzugt. Bei<br />

postmenopausalen Patientinnen ist Tamoxifen<br />

ein Standard-Medikament, aber bei Kontraindikationen<br />

(Thromboemboliegefahr) oder Hochrisikosituation<br />

werden Aromatasehemmer empfohlen.<br />

Für die Chemotherapie gelten anthrazyklinhaltige<br />

Regime (z. B. sechsmal FEC) als<br />

Standard. Bei nodalpositiven Patientinnen werden<br />

zunehmend auch Taxane eingesetzt. Die<br />

Antikörpertherapie mit Trastuzumab (Herceptin<br />

® ) kann bei Patientinnen mit Her-2-neu-po-<br />

Verbesserung der 10-<br />

Jahres-Rezidivfreiheit<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Verbesserung des brustkrebsspezifischen<br />

Überlebens nach 10 Jahren<br />

< 50 Jahre Polychemotherapie + 12,4 % + 7,9 %<br />

50-69 Jahre Polychemotherapie + 2,9 % + 2,9 %<br />

Hormonrezeptorpositiver<br />

Tumor<br />

Tamoxifen + 13,6 % + 7,6 %<br />

Brusterhaltende OP,<br />

pN0<br />

Brusterhaltende OP,<br />

pN+<br />

Brustbestrahlung + 19,2 %* + 2,9 %<br />

(nach 15 Jahren: + 5,1 %)<br />

Brustbestrahlung + 33,4 %* + 8,7 %<br />

Tab. 1: Einfluss adjuvanter Therapiemaßnahmen auf die Rezidivrate (* bei Bestrahlung sind die Raten intramammärer<br />

Rezidive angegeben) und auf das Gesamtüberleben nach zehn Jahren<br />

sitiven Tumoren (etwa 20 Prozent aller Brustkrebsfälle)<br />

das Rückfallrisiko weiter senken; diese<br />

Therapie wird ggf. nach Abschluss einer Chemotherapie<br />

für ein Jahr angeschlossen.<br />

Jürgen Dunst referierte über die zunehmende<br />

Bedeutung der Strahlentherapie zur Optimierung<br />

der lokalen Tumorkontrolle. Das Mammakarzinom<br />

wurde seit etwa 25 Jahren als eine<br />

„Systemerkrankung“ aufgefasst. Diese vor allem<br />

von Bernhard Fisher (dem langjährigen Leiter<br />

der NSABP-Studiengruppe) propagierte Theorie<br />

hat maßgebliche Verbesserungen in der Behandlung<br />

bewirkt, nämlich die Einführung der<br />

brusterhaltenden Therapie (Rücknahme der<br />

Radikalität der Lokaltherapie als logische Konsequenz<br />

der fehlenden Korrelation von lokaler<br />

Kontrolle und Überleben) und die Einführung<br />

der adjuvanten, prophylaktischen Chemotherapie.<br />

Die Strahlentherapie wurde als lokale Maßnahme<br />

zur Verbesserung der Brusterhaltungsrate<br />

angesehen; einen Einfluss auf das Überleben<br />

durch die Nachbestrahlung erwartete man<br />

nicht. Die in den letzten Jahren regelmäßig aktualisierten<br />

Meta-Analysen großer Studien zeigen<br />

dagegen seit etwa fünf Jahren eine zunehmende<br />

und hochsignifikante Verbesserung der<br />

Überlebensraten durch die postoperative Radiotherapie.<br />

Dies war aufgrund der Hypothese der<br />

„Systemerkrankung“ nicht erwartet worden. Die<br />

Nachbestrahlung der Brust hat für viele Patientinnen<br />

hinsichtlich der Verbesserung der Überlebenszeit<br />

einen ebenso hohen Stellenwert wie<br />

die Hormon- oder Chemotherapie (Tab. 1). Die<br />

Optimierung der lokalen Tumorkontrolle hat


also eine wesentlich größere Bedeutung als bisher<br />

angenommen. Daraus ergeben sich für die<br />

klinische Praxis wichtige Fragen und Änderungen.<br />

Diese betreffen insbesondere die Frage der<br />

Intensivierung der Lokaltherapie bei jungen Patientinnen<br />

mit hohem Lokalrezidivrisiko, die<br />

Optimierung der Interaktion von Strahlentherapie<br />

und Systemtherapie und die Behandlung<br />

von lokoregionalen Rezidiven. Möglicherweise<br />

spielen lokale Therapieverfahren auch bei limi-<br />

3. wissenschaftliches Treffen des<br />

Arbeitskreises Notfallmedizin der DGAI<br />

Notfallmedizinische Forschung<br />

Jan-TThorsten Gräsner, Jan Bahr, Bernd<br />

W. Böttiger, Erol Cavus, Volker Dörges,<br />

André Gries, Tanja Rosolski-Jantzen,<br />

Volker Wenzel, Jens Scholz<br />

Auch 2007 lud der 1. Sprecher des Arbeitskreises<br />

Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft<br />

für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI),<br />

Prof. Jens. Scholz, zum dritten Treffen der wissenschaftlichen<br />

Arbeitsgruppen „Notfallmedizin“<br />

nach Kiel ein. Die ca. 60 Teilnehmer konnten<br />

sich einen Überblick zu <strong>aktuell</strong>en Einzelprojekten<br />

und vernetzten Studien verschaffen.<br />

Der nachfolgende Bericht fasst die vorgestellten<br />

Projekte zusammen und bietet somit die Möglichkeit,<br />

sich ein Bild über die <strong>aktuell</strong>e Forschungs-<br />

und Studiensituation im Bereich Notfallmedizin<br />

zu machen. Die Klinik für Anästhesiologie<br />

und Operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (UK S-H),<br />

Campus Kiel (Direktor: Prof. Dr. Jens Scholz),<br />

organisiert seit mehreren Jahren diese weit über<br />

die Grenzen von <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> bekannte<br />

Veranstaltung.<br />

Ausbildung und Lehre<br />

Die notfallmedizinische Ausbildung an Universitäten<br />

wurde von Brokmann, Aachen, mit einer<br />

Umfrage erfasst. „Klassische Lehrmethoden“<br />

überwiegen gegenüber Konzepten wie problemorientiertes<br />

Lernen oder E-Learning; Mul-<br />

medizin und wissenschaft<br />

tierter Metastasierung (als Ergänzung zur Systemtherapie)<br />

eine wichtige Rolle; dies ist zurzeit<br />

Gegenstand von klinischen Studien.<br />

Prof. Dr. med. habil. Jürgen Dunst (für die Autoren),<br />

Universität zu Lübeck, Klinik für Strahlentherapie,<br />

Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck, Dr. Dorothea<br />

Fischer, Klinik für Frauenheilkunde, PD Dr. med. habil.<br />

Alexander Katalinic, Institut für Krebsepidemiologie<br />

e. V., Prof. Dr. Wolfgang Kühnel, Medizinische<br />

Gesellschaft Lübeck<br />

tiple-Choice-Klausuren gegenüber praktischen<br />

Prüfungen und strukturierten Examen.<br />

Breckwoldt, Berlin, widmete sich in seinem Beitrag<br />

den Langzeit-Effekten eines speziellen EH-<br />

Kurses, der von Studierenden für Studierende<br />

gegeben wird und auf praktischen Übungsteilen<br />

mit realitätsnahen Szenarien aufbaut. Im Vergleich<br />

zum konventionellen Kurs wird dieser als<br />

sehr gut bewertet. Eine standardisierte Überprüfung<br />

der Kenntnisse nach 20 Monaten zeigte jedoch<br />

keine Unterschiede.<br />

Um eine Vereinfachung der Basismaßnahmen<br />

der HLW ging es Skorning, Aachen. Der in den<br />

Guidelines 2000 vorgesehene siebenstufige Basis-Check<br />

(1) wurde auf drei Schritte reduziert<br />

(2), in einem weiteren Schritt wurde die Beatmung<br />

weggelassen (3). In der Gruppe 1 wurden<br />

die Maßnahmen nach sechs Monaten nur noch<br />

von 12,5 Prozent korrekt durchgeführt. In<br />

Gruppen 2 und 3 wurde früher mit den Thoraxkompressionen<br />

begonnen, in Gruppe 3 war die<br />

Anzahl durchgeführter Kompressionen am<br />

höchsten.<br />

Die Vorteile der Software „ReaDok“ zur Dokumentation<br />

und Analyse des Erfolges beim Reanimationstraining<br />

gegenüber Video-Analysen,<br />

Aufzeichnungen von MegaCode-Simulatoren<br />

oder Papier-Protokollen stellte Kunigk, Würzburg,<br />

vor.<br />

Rücker, Rostock, untersuchte, ob Studierende in<br />

der Lage sind, auf Videos mit realen Situationen<br />

Schnappatmung, Apnoe bzw. normale Atmung<br />

zu erkennen. Eine Schnappatmung wurde häufig<br />

als normale Atmung verkannt, wobei Studie-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 63


medizin und wissenschaft<br />

64<br />

rende im 6./7. Semester noch schlechter abschnitten<br />

als Erstsemester.<br />

Über einen neuen Ansatz in der grenzüberschreitenden<br />

Luftrettung und der Zusammenarbeit<br />

zwischen Dänemark und Deutschland berichtete<br />

Dörges, Kiel. Im Rahmen eines EU-<br />

Projektes wurden systematisch Ausbildungsstände<br />

und Arbeitsmethoden analysiert und das<br />

gesamte Personal nach einer gemeinsam erarbeiteten<br />

Richtlinie ausgebildet.<br />

Die endotracheale Intubation (ITN) wurde von<br />

Timmermann, Göttingen, mit der Intubationslarynxmaske<br />

(ILMA) verglichen. Als Probanden<br />

der randomisierten Studie dienten Studierende<br />

der Medizin. Keine signifikanten Unterschiede<br />

bezüglich der Ventilation, jedoch signifikant<br />

mehr Zeit für die ITN wurden herausgearbeitet.<br />

Grundlagenforschung<br />

Aktuelle Resultate aus der experimentellen<br />

Trauma-Forschung stellte Wenzel, Innsbruck,<br />

vor. Der passagere Einsatz von Vasopressin bei<br />

komplexen Beckenfrakturen und Mesenterialverletzungen<br />

bis zur chirurgischen Versorgung<br />

könnte sich günstig auf das Überleben auswirken.<br />

Schneider, Heidelberg, erzielte an Ratten durch<br />

kontinuierliche Infusion von Neurotensin, einem<br />

an zentralen, spezifischen Rezeptoren wirkenden<br />

Peptid, eine dosisabhängige Hypothermie<br />

- ein neuer Therapieansatz zur Neuroprotektion.<br />

Meybohm, Kiel, konnte bei der alternierenden<br />

Applikation von Adrenalin und Vasopressin<br />

gegenüber alleiniger Gabe von Adrenalin bei<br />

der Reanimation am Schweinemodell eine Verbesserung<br />

von koronarem und zerebralem Perfusionsdruck<br />

sowie der Hirndurchblutung zeigen.<br />

Die Reanimations-Empfehlungen 2005 mit einem<br />

Kompressions-/Ventilationsverhältnis<br />

(K/V) von 30:2 wurden dem bisherigen K/V<br />

von 15:2 und einer alleinigen Kompressionsgruppe<br />

ohne Ventilation von Cavus, Kiel, gegenübergestellt.<br />

Bei einem K/V von 15:2 waren<br />

arterielle Oxygenierung höher und Azidose geringer<br />

ausgeprägt.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Qualitätsmanagement<br />

Schlechtriemen, Saarbrücken, referierte über<br />

das Traumanetzwerk. Bei allen vom Saarländischen<br />

Rettungsdienst präklinisch versorgter<br />

Traumapatienten wurden Verletzungsschwere,<br />

Zeitdauer der präklinischen Versorgung und des<br />

Transportes, Umfang der präklinischen Versorgung<br />

und Versorgungsstufe der Zielklinik für die<br />

Jahre 2005-2006 analysiert.<br />

Die Einrichtung von First-Responder (FR)-<br />

Gruppen zur Unterstützung des Rettungsdienstes<br />

in einem ländlichen Bereich untersuchte<br />

Naths, Mölln. In die Analyse gingen 200 FR-<br />

Einsätze ein. Den durchschnittlichen Zeitvorteil<br />

der FR von 7,2 (+/- 3,2) min konnte für primär<br />

einfache Diagnostik sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />

genutzt werden.<br />

Hinkelbein, Mannheim, ermittelt auf der<br />

Grundlage von jährlich 2 000 000 bodengebundenen<br />

und 80 000 Luftrettungseinsätzen die<br />

Unfallrisiken für das eingesetzte Personal. In einer<br />

retrospektiven Analyse der Jahre 1996-2005<br />

konnte kein Unterschied für die Unfallhäufigkeit<br />

jedoch für das Todesfallrisiko zu Ungunsten<br />

der Luftrettung festgestellt werden.<br />

Eine Arbeitsgruppe um Hauke, Ulm, untersuchte<br />

die papiergestützte digitale Einsatzdokumentation.<br />

Durch Kombination von Papierprotokoll<br />

und digitalem Stift konnte ein klassisches Protokoll<br />

an die Weiterbehandelnden übergeben und<br />

die Daten für eine elektronische Bearbeitung<br />

zugängig gemacht werden. Die Vorteile im Hinblick<br />

auf Akzeptanz, Vermeidung von Doppeleingaben<br />

sowie der Verifizierung am PC wurden<br />

bestätigt.<br />

Schmidtbauer, Berlin, beschrieb die Entwicklung<br />

eines Einsatzplanes für die Bewältigung<br />

von ABC-Lagen im Krankenhaus. Aus der Erfahrung<br />

der Giftgasanschläge in Tokio hat die<br />

Bundeswehr für Berlin Vorbereitungen im Hinblick<br />

auf Materialvorhaltung, Personalressourcen<br />

sowie Umsetzbarkeit in den Zielkliniken getroffen.<br />

Klinische Studien<br />

Sellmann, Duisburg, Roessler, Göttingen, und<br />

Kill, Marburg, berichteten über Studien zur Im-


Vorsitzende der Veranstaltung: Professoren Volker Dörges, Volker Wenzel, Jens Scholz,<br />

Bernd W. Böttiger (v. l. n. r.)<br />

rechts: Kongressteilnehmer<br />

(Fotos: UK S-H)<br />

plementierung einer prähospitalen<br />

nicht-invasiven Beatmung<br />

(NIV). Alle drei Referenten<br />

unterstrichen die Vorteile<br />

für die Patienten und<br />

fanden keine patientengefährdenden Komplikationen.<br />

Der Aufbau einer nationalen Datenbank<br />

zur NIV im Rettungsdienst wird vorbereitet.<br />

Roessler, Göttingen, stellte ein prospektives<br />

Projekt der Jahre 2004-2006 zur Verwendung<br />

des Larynxtubuses als initiale Beatmungshilfe<br />

bei Reanimationen vor. Er zeigte, dass in allen<br />

Fällen die Einlage des Larynxtubus auf Anhieb<br />

möglich ist. Im Falle einer insuffizienten Ventilation<br />

über den Larynxtubus lag entweder eine<br />

vorbestehende Aspiration oder ein Cuffdefekt<br />

vor.<br />

Dörges, Kiel, stellte eine prospektive klinische<br />

Studie mit zwei kürzlich entwickelten Einmal-<br />

Beatmungshilfen (Larynxtubus/LTS-D ® vs. Intubationslarynxmaske/FastrachTM-D<br />

® ) vor.<br />

Geprüft wurden Handhabung, Systemdichtigkeit,<br />

Patientenkomfort, ausreichende Ventilation<br />

und adäquate Oxygenierung in der klinischen<br />

Routine. LTS-D ® und FastrachTM-D ®<br />

konnten zeitgerecht platziert werden. Beide<br />

Verfahren ermöglichten eine suffiziente Oxygenierung<br />

und Ventilation. Die LTS-D ® zeigte eine<br />

höhere Systemdichtigkeit und ermöglichte<br />

höhere Atemwegsspitzendrücke.<br />

medizin und wissenschaft<br />

Bassi, Basel, stellte<br />

eine Untersuchung<br />

der REGA-Basis<br />

Basel vor. Es werden<br />

die initialen<br />

Cuffdruckwerte und<br />

der weitere Cuffdruckverlauf<br />

bei 59<br />

Primär- und 53 Sekundäreinsätzen<br />

der<br />

Luftrettung erfasst.<br />

Es zeigte sich, dass<br />

die initial gemessenen<br />

Cuffdrücke bei Primär-<br />

82 Prozent und bei<br />

Sekundäreinsätzen 64<br />

Prozent zu hoch(> 25<br />

cm H 2 O) waren.<br />

Breitkreutz, Frankfurt,<br />

berichtete über 15 endotracheale<br />

Intubationen<br />

erwachsener Notfallpatienten mit dem starren<br />

Intubationsfiberskop nach Bonfils (BIF). Bei allen<br />

Patienten (Patienten mit einfachem Atemweg,<br />

polytraumatisierte Patienten unter HWS-<br />

Immobilisation mittels Stifneck, Patienten mit<br />

unerwartet schwierigem Atemweg) war eine<br />

zeitnahe (< 40 sec.) Platzierung des Endotrachealtubus<br />

möglich.<br />

Schmidbauer, Berlin, stellte eine Untersuchung<br />

an anatomischen Leichenpräparaten vor. Nach<br />

simuliertem Erbrechen wird der Schutz vor Aspiration<br />

bei Anwendung von supraglottischen<br />

Beatmungshilfen beurteilt. Combitube, Easytube<br />

und Intubationslarynxmaske konnten dem<br />

Maximaldruck von 130 cm H2O standhalten.<br />

Larynxmaske, Larynxmaske Pro Seal, Larynxtubus<br />

und Larynxtubus S II ließen bei geringeren<br />

ösophagealen Drücken eine Leckage zu.<br />

Brenner, Heidelberg, stellte die Heidelberger Intraossäre<br />

Punktions-(HIOPS)-Studie vor. Am<br />

erwachsenen Leichenpräparat wurde ein halbautomatisches<br />

intraossäres Punktionssystem<br />

(EZ-IO) und ein manuelles intraossäres Punktionssystem<br />

(16-G-IO-Nadel) evaluiert. Bei vergleichbaren<br />

Insertionszeiten der als erfolgreich<br />

gewerteten Punktionsversuche konnten unter<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 65


medizin und wissenschaft<br />

66<br />

Verwendung des EZ-IO mehr erfolgreiche<br />

Punktionen im ersten Versuch registriert werden.<br />

Bei der EZ-IO-Punktion traten weniger<br />

technische Komplikationen auf.<br />

Bernhard, Heidelberg, konnte in einer prospektiven<br />

Studie über zwei Jahre mit insgesamt 273<br />

Patienten zeigen, dass durch die Einführung eines<br />

Schockraumalgorithmus für schwerverletzte<br />

Patienten (ISS > 16) langfristig eine Verkürzung<br />

der Zeitintervalle bis zum Abschluss der bildgebenden<br />

Diagnostik bzw. bis zum Beginn der Notoperation<br />

erreicht werden kann.<br />

Wyl, Basel, lässt durch zwei unabhängige Ärzte<br />

20 Original-Schockraum-Szenarien beobachten.<br />

Verantwortlichkeit, Behandlungsabfolge, Kommunikation<br />

und Behandlungsqualität ergaben<br />

bei anschließender Dokumentation in strukturierte<br />

Fragebögen eine hohe Beobachterübereinstimmung.<br />

Schikora, Demmin, analysiert mittels Fragebogen<br />

das Management innerklinischer Notfallsituationen<br />

in den Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die Auswertung deckt<br />

Schwachstellen des innerklinischen Notfallmanagements<br />

auf (mangelnde Ausrüstung, Ausbildung,<br />

Dokumentation und Auswertung).<br />

Vogelsang, Bochum, stellt eine drei Jahres Analyse<br />

innerklinischer Notfallsituationen vor. Bei<br />

229 Notfallmeldungen wurde in 63 Fällen ein<br />

Kreislaufstillstand beobachtet. In 52 Fällen wurde<br />

ein AED (automatischer externer Defibrillator)<br />

angelegt, der in 40 Fällen einen Schock<br />

empfahl. Bei 32 Patienten konnte die Spontanzirkulation<br />

wieder hergestellt werden. 20 Patienten<br />

konnten nach Hause entlassen werden.<br />

Krieter, Saarbrücken, vergleicht vier Methoden<br />

der pCO2-Messung (mobile BGA, transcutane<br />

Messung, endtidale Messung, stationäre BGA)<br />

bei 33 beatmeten Patienten während des Intensivtransportes.<br />

Trotz signifikanter Unterschiede<br />

zwischen den Messverfahren gab es nur bei der<br />

Kapnometrie klinisch relevante (- 5,3 ± 6,1<br />

mmHg) Messwertabweichungen.<br />

Breitkreuz, Frankfurt, geht der Frage nach, ob<br />

Ärzte ohne Vorkenntnisse, kurze etwa fünf Sekunden<br />

dauernde Echokardiographiebefunde<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

nach je vier Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten)<br />

Theorie und Praxis erkennen können. Die<br />

Antwort lautet ja: Am Kursende konnten alle<br />

Teilnehmer einen Perikarderguss, eine hochgradig<br />

reduzierte LVEF und eine PEA erkennen.<br />

Mit einer retrospektiven Auswertung von 2 255<br />

Notarzteinsätzen will Genzwürker, Mannheim,<br />

die Frage beantworten, ob das Fachgebiet des<br />

Notarztes die Intubationshäufigkeit (IH) und<br />

die Intubationsinzidenz (II) im Notarztdienst<br />

beeinflussen. Nach seinen Ergebnissen hängt<br />

die IH vorwiegend von der Einsatzhäufigkeit des<br />

Notarztes ab, während die II bei Assistenzärzten<br />

gehäuft ist. Das Fachgebiet des Notarztes spielt<br />

in der untersuchten Stichprobe keine Rolle.<br />

Wenzel, Insbruck, macht auf eine geplante randomisierte<br />

internationale multizentrische Studie<br />

aufmerksam, in der untersucht werden soll, ob<br />

die Injektion von Vasopressin (zehn IE bis zu<br />

dreimal) beim therapierefraktären traumatischhämorrhagischen<br />

Schock zur Verbesserung der<br />

Überlebensrate von Unfallopfern beitragen<br />

kann.<br />

Spöhr, Heidelberg, stellte Ergebnisse der<br />

Thrombolysis in Cardiac Arrest (TROICA)<br />

Studie vor. Nach Einschluss von 1 050 Patienten<br />

zeigte sich, dass die zusätzliche Therapie mit<br />

TNK ohne Heparin weder die 30-Tage-Mortalität<br />

noch die Rate der in die Klinik aufgenommenen<br />

Patienten positiv beeinflussen konnte.<br />

Prof. Dr. Jens Scholz, Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Dr.<br />

Erol Cavus, Prof. Dr. Volker Dörges, UK S-H, Campus<br />

Kiel, Klinik für Anästhesiologie und Operative<br />

Intensivmedizin, Dr. Jan Bahr, Zentrum Anästhesiologie,<br />

Rettungs- und Intensivmedizin, Georg-August-Universität<br />

Göttingen, Prof. Dr. Bernd W.<br />

Böttiger, Prof. Dr. André Gries, Klinik für Anästhesiologie,<br />

Sektion Notfallmedizin, Ruprecht-Karls-<br />

Universität Heidelberg, Prof. Dr. Tanja Rosolski-<br />

Jantzen, Klinik für Anästhesiologie, Hanse-Klinikum<br />

Wismar, Prof. Dr. Volker Wenzel, Universitätsklinik<br />

für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin, Medizinische<br />

Universität Innsbruck<br />

Korrespondenzanschrift: Dr. Jan-Thorsten Gräsner,<br />

UK S-H, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie<br />

und Operative Intensivmedizin, Schwanenweg 5,<br />

24105 Kiel, E-Mail graesner@anaesthesie.uni-kiel.de


Kieler Herzchirurgen erfolgreich<br />

in der Herzklappen-Forschung<br />

Anja Aldenhoff-Zöllner<br />

Kinder mit komplexen, angeborenen Herzfehlern<br />

benötigen bis zum Erwachsenenalter häufig<br />

mehrere Operationen - speziell, wenn dabei eine<br />

Herzklappe betroffen ist. Für die Patienten<br />

und deren Eltern bedeutet dies<br />

häufige Krankenhausaufenthalte.<br />

Ein so genanntes minimal-invasives<br />

Verfahren zum Ersatz einer Herzklappe<br />

könnte den betroffenen kleinen<br />

und größeren Patienten große komplexe<br />

Operationen ersparen. Eine<br />

Herzklappe, die mittels eines Katheters<br />

über die Leiste implantiert werden<br />

könnte, stellt daher so etwas wie<br />

eine Revolution der bisherigen Therapie<br />

von angeborenen und erworbenen<br />

Herzklappenerkrankungen dar.<br />

Seit mehr als fünf Jahren arbeiten<br />

Kieler Herzchirurgen aus dem Team<br />

von Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor<br />

der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie,<br />

Universitätsklinikum <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Campus<br />

Kiel, an einer Möglichkeit, die herkömmliche<br />

Operationstechnik beim Ersatz der so genannten<br />

Pulmonalklappe (Klappe an der Lungenschlagader)<br />

im Sinne der kleinen Patienten<br />

zu vereinfachen.<br />

Jetzt hat der Kieler Herzchirurg Tim Attmann<br />

den Wissenschaftspreis 2007 der Ulrich-Karsten-Stiftung,<br />

vergeben von der deutschen Gesellschaft<br />

für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie<br />

für seine Forschung auf dem Gebiet der katheterimplantierten<br />

Herzklappen am rechten<br />

Herzen erhalten. Mitbeteiligt in der Forschergruppe<br />

sind die Mitarbeiter der Klinik für Diagnostische<br />

Radiologie unter der Leitung von<br />

Prof. Martin Heller, die die genaueste Platzierung<br />

der Herzklappen mittels neuester radiologischer<br />

Technik ermöglichen und die Mitarbeiter<br />

der Klinik für Anästhesiologie von Prof. Jens<br />

Scholz, die mit einer ausgewogenen Narkose dafür<br />

sorgen, dass es bei der Herzklappen-Implantation<br />

zu keiner Kreislaufeinschränkung kommt.<br />

medizin und wissenschaft<br />

Zeitgleich hat die Arbeitsgruppe um PD Dr.<br />

Georg Lutter mit ihrem Kooperationspartner<br />

PD Dr. Ulrich Stock aus Tübingen mehr als<br />

600 000 Euro bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

eingeworben, um Herzklappen aus<br />

körpereigenem Gewebe herzustellen. Dieses<br />

Verfahren, bei dem dem späteren Empfänger<br />

der Herzklappe zunächst Zellen entnommen<br />

Kieler Arbeitsgruppe für mikrochirurgisch-implantierbare Herzklappen:<br />

Prof. Dr. Jochen Cremer, PD Dr. Georg Lutter, Dr. René Quaden, mit dem<br />

weltweit neuesten Bioreaktor zur Aufzucht von Herzklappenzellen und Dr.<br />

Tim Attmann, der Preisträger (v. l. n. r.) (Fotos: UK S-H)<br />

werden, wird als Tissue Engineering bezeichnet.<br />

Körpereigene Zellen werden außerhalb des Körpers<br />

vermehrt und für den Aufbau einer Herzklappe<br />

benutzt. Diese kann dann gefaltet und<br />

über einen Katheter in das rechte Herz implantiert<br />

werden. Die körpereigene Herzklappe soll<br />

in Zukunft auch mit dem Körper, beispielsweise<br />

bei Kindern, mitwachsen.<br />

Die Arbeitsgruppe Lutter und Cremer hat damit<br />

in diesem Jahr mit ihren Kooperationspartnern<br />

bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und<br />

beim Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

über 1,7 Millionen Euro eingeworben.<br />

Wichtige Partner bei der Durchführung sind das<br />

Laserzentrum in Lübeck und das Institut für Mikrotechnik<br />

der TU Braunschweig. Die Fördermittel<br />

werden in den nächsten drei Jahren in die<br />

Weiterentwicklung von Techniken eingesetzt,<br />

um verkalkte, patienteneigene Herzklappen<br />

über einen Leistenkatheter herauszuschneiden,<br />

um anschließend eine neue körpereigene Herzklappe<br />

zu implantieren.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 67


medizin und wissenschaft<br />

68<br />

Dieses kombinierte<br />

Verfahren<br />

ist heute für den<br />

Patienten noch<br />

nicht verfügbar,<br />

wird in der modernenHerzklappen-Chirurgie<br />

jedoch eine<br />

große Rolle spielen.<br />

Für den Körper<br />

und Organsysteme<br />

des Patienten bedeutet es, dass<br />

die gesamte Operation schonend durchgeführt<br />

werden kann und die Operationswunde<br />

im Bereich des Brustbeins<br />

nicht mehr notwendig ist. Die Patienten<br />

können früher nach Hause entlassen<br />

werden und benötigen keine lange Rehabilitation<br />

mehr.<br />

Weltweit arbeiten fünf Arbeitsgruppen<br />

intensiv und erfolgreich auf diesem Gebiet. An<br />

sehr wenigen Zentren werden Verfahren des<br />

Herzklappenersatzes über die Leiste bereits am<br />

Menschen angewendet, jedoch ausnahmslos ohne<br />

Beseitigung der verkalkten, patienteneigenen<br />

UK S-H Campus Lübeck<br />

Neuartiger Hirnschrittmacher<br />

für die Behandlung der<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Das Bundesforschungsministerium fördert ein<br />

Lübecker Projekt in der Nanobiotechnologie.<br />

Hirnschrittmacher, wie sie beispielsweise für die<br />

Behandlung der Parkinson-Krankheit angewendet<br />

werden, können deutlich verkleinert und<br />

besser verträglich werden. Daran arbeiten Informatiker<br />

und Neurologen der Universität zu Lübeck.<br />

Ihr Forschungsprojekt BiCIRTS („Nanofunktionalisierte<br />

Biosonden für chronische Implantation<br />

und rückgekoppelte Tiefenhirn-Stimulation“)<br />

wird jetzt vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen<br />

oben: Eine Herzklappe<br />

aus körpereigenen Zellen<br />

zur katheterunterstützten<br />

Implantation<br />

rechts: Ein Klappenstent,<br />

der mithilfe körpereigener<br />

Zellen durch tissue-engineering<br />

hergestellt wurde.<br />

Er wird gefaltet über einen<br />

Katheter in das rechte<br />

Herz implantiert.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Klappe. Dadurch sind die Ergebnisse<br />

bisher sehr ernüchternd.<br />

Die Arbeitsgruppe sieht daher die<br />

Notwendigkeit zur nachhaltigen<br />

experimentellen Forschung. Erst<br />

wenn die Methode ausgereift ist,<br />

sollte eine klinische Anwendung am Patienten<br />

erfolgen.<br />

Dr. Anja Aldenhoff-Zöllner, Pressesprecherin UK S-H,<br />

Universitätsklinikum <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Campus<br />

Kiel, Brunswiker Straße 10, 24105 Kiel, Campus Lübeck,<br />

Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck<br />

des Förderprogramms „Nanobiotechnologie“<br />

mit zwei Millionen Euro gefördert.<br />

Hirnschrittmacher werden bei Parkinson-Patienten<br />

genutzt, wenn eine medikamentöse Behandlung<br />

nicht mehr wirksam ist. Dabei werden<br />

elektrische Impulse über dünne Drähte in bestimmte<br />

Regionen des Gehirns gesendet, um die<br />

für die Krankheit charakteristischen Fehlimpulse<br />

zu unterdrücken. Anders als bei bisherigen<br />

Geräten, die eine Dauerstimulation erzeugen,<br />

sollen die in BiCIRTS entwickelten Biosonden<br />

eine bedarfsabhängige Stimulation ermöglichen.<br />

Dies geschieht durch die Rückkoppelung des<br />

miniaturisierten Stimulators mit einer breitbandigen<br />

Aufnahme neuronaler Signale in Echtzeit.<br />

Leiter des Projektes sind PD Dr. Ulrich Hofmann<br />

vom Institut für Signalverarbeitung und<br />

Prozessrechentechnik der Universität Lübeck<br />

und Prof. Dr. Andreas Moser aus der Lübecker


Universitätsklinik für<br />

Neurologie. Beteiligt<br />

sind Wissenschaftler<br />

der Universität Marburg<br />

und die Firmen<br />

Inomed und IMM.<br />

In dem geförderten<br />

Projekt werden flexible<br />

Mikrosonden<br />

entwickelt, die mechanisch<br />

mit der<br />

Elastizität des Gehirngewebesübereinstimmen.<br />

Der besondere<br />

Vorteil dieser<br />

neuen Sonden ist ihre<br />

Oberfläche mit<br />

zwei Arten von Edelmetall-Mikroelektroden<br />

in hoher Zahl, die zu<br />

einer Minimierung der gehirneigenen Abwehrreaktion<br />

führt. Die Sonden sollen für Neuronen<br />

attraktiv wirken, was die langfristige Ankoppelung<br />

der Elektroden an die Gehirnumgebung<br />

fördert und der Biopassivierung entgegenwirkt.<br />

Experimente in Lübeck werden es durch eine<br />

ko-lokalisierte Platzierungstechnik von Biosonden<br />

und Mikrodialyse-Sonden ermöglichen, die<br />

neurochemischen Effekte der Stimulation wie<br />

auch der Biosonden selbst zu verfolgen. Die bedarfsgerechte<br />

Aktivierung des Stimulators er-<br />

medizin und wissenschaft<br />

Rückgekoppelte Hirnstimulation (Abb: Universität zu Lübeck)<br />

folgt mithilfe eines neuartigen Datenaufnahmesystems,<br />

das durch miniaturisierte Signalkonditionierung<br />

eine vielkanalige, breitbandige neuronale<br />

Signalaufnahme erlaubt.<br />

Arbeitshypothese hinter der bedarfsabhängigen<br />

Stimulation auf kleiner Skala ist die Beobachtung,<br />

dass ein Netzwerkeffekt Krankheitssymptome<br />

wie zum Beispiel die des Morbus Parkinson<br />

moduliert, mithin also keine aufwändige<br />

Dauerstimulation zur Symptomunterdrückung<br />

erforderlich sein muss.<br />

Rüdiger Labahn, Pressestelle UK S-H, Ratzeburger<br />

Allee 160, 23538 Lübeck<br />

www.arztfindex.de<br />

Tel. 04551/803-306<br />

- Die Arzt-Suchmaschine für <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> -<br />

Im Arztfindex der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

sind die patientenzugänglichen Ärzte <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>s<br />

mit einem Grund- bzw. ausführlichen Eintrag<br />

verzeichnet.<br />

Hier haben Ratsuchende die Möglichkeit nach einem bestimmten Arzt, z. B. nach Ort, Fachrichtung<br />

und besonderen Behandlungsverfahren zu suchen. Alle Personen, die nicht über einen<br />

Internetanschluss verfügen, können die Mitarbeiterinnen des Arztfindex<br />

unter Tel. 04551/803-306 erreichen.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 69


unsere nachbarn<br />

70<br />

Selbstbestimmung bei Demenz<br />

Ist das möglich?<br />

Die diesmal im interdisziplinären Ethikseminar<br />

am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf<br />

(UKE) gestellte Frage wartet immer dringlicher<br />

auf Antwort: Patientenverfügungen gehören<br />

mit zu den am häufigsten diskutierten Themen.<br />

Und: Brauchen wir eine gesetzliche Regelung?<br />

In den gegenwärtigen Orientierungsdebatten<br />

wird das Thema immer wieder neu hochgespült.<br />

Zum einen ist eine entsprechende Gesetzesinitiative<br />

geplant, zum anderen wächst in der Bevölkerung<br />

offenbar der Wunsch nach selbst bestimmtem<br />

Sterben ebenso wie die Angst vor der<br />

so genannten Apparatemedizin. Hinzu kommt<br />

der demographische Wandel - wir werden immer<br />

älter, und damit steigt die Zahl der Dementen.<br />

Der Sozial- und Bioethiker Prof. Dr. Peter Dabrock<br />

vom Fachbereich Evangelische Theologie<br />

an der Universität Marburg, Mitglied der Zentralen<br />

Ethikkommission der Bundesärztekammer,<br />

nannte eine Patientenverfügung eine Willensäußerung,<br />

mit der jemand feststellt, in welcher<br />

Weise er medizinisch behandelt oder nicht<br />

behandelt werden möchte, falls er aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht selbst zustimmungsfähig<br />

sein sollte. „Nun gibt es strittige Fragen -<br />

überhaupt ist die Diskussion mehr von immer<br />

neuen Fragen als von gültigen Antworten geprägt<br />

- dazu gehört die, ob das Wohl des Menschen<br />

gegen dessen Willen eingesetzt werden<br />

soll. Muss die Verfügung schriftlich abgefasst<br />

sein? Wie soll die Form aussehen, wie die Beratung,<br />

wird die Verfügung befristet sein, wie soll<br />

verfahren werden mit den Begriffen Alter, Behinderung<br />

und Krankheit?“ Wie wird das Verhältnis<br />

zwischen dem <strong>aktuell</strong>en Willen und dem<br />

voraussichtlichen Willen desjenigen bewertet<br />

werden, der eine Patientenverfügung unterzeichnet?<br />

Gilt die Verfügung nur in der Sterbephase<br />

oder im Falle einer schweren Erkrankung,<br />

etwa einer Demenz? Eine weitere in unserem<br />

Zusammenhang wichtige Frage: „Dürfen Patientenverfügungen<br />

Anzeichen von Lebenswillen<br />

bei Demenzkranken übertrumpfen?“ Peter Da-<br />

brock erinnerte daran,<br />

dass die Bundesärztekammer<br />

keinen<br />

gesetzlichen Handlungsbedarf<br />

sieht und<br />

nannte drei Begriffe,<br />

die beachtet werden<br />

müssen: Menschenwürde<br />

- „sie muss<br />

sich am Schutz echterSelbstbestimmung<br />

bewähren“,<br />

Lebensschutz (ein<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Prof. Dr. Peter Dabrock<br />

(Foto: wl)<br />

konditionales, nicht aber das höchste Gut) sowie<br />

Fürsorge. Beachtet werden müsse dies, da<br />

„bezweifelt werden kann, ob jemand seine Situation<br />

in der Demenz voraussagen kann“.<br />

Nicht abhängig von Leistungen und<br />

Eigenschaften<br />

In der evangelischen Theologie ist der Mensch<br />

nicht abhängig von Leistungen und Eigenschaften,<br />

er ist vielmehr als Gottes Ebenbild geschaffen<br />

- Peter Dabrock umschrieb dies mit den<br />

Worten „du darfst sein“, und dies mache nicht<br />

halt bei Dementen oder Menschen mit anderen<br />

Gebrechen oder Erkrankungen: „So gesehen, ist<br />

Selbstbestimmung stets mehr als Autonomie, sie<br />

ist eingebunden in Lebensverhältnisse, kommunikative<br />

Verflechtungen und kulturelle Abhängigkeiten.“<br />

Die geriatrische Forschung habe belegt,<br />

dass auch Demente in der Lage sind, sich<br />

mitzuteilen, zwar nicht kognitiv, aber affektivleiblich.<br />

„Das heißt: Zur biographischen Persönlichkeit<br />

zählt auch die Demenz, daher rate ich<br />

zur Vorsicht bei der heute vermehrt geforderten<br />

absoluten Autonomie!“ Dies bedeute, dass der<br />

Arzt einem Demenzkranken - trotz Patientenverfügung<br />

- bei einer hinzu kommenden schweren<br />

Erkrankung die notwendigen Medikamente<br />

geben sollen darf, „und zwar dann, wenn so etwas<br />

wie ein Lebenswille zu beobachten ist“. Anders<br />

stelle sich die Situation dar, wenn der Erkrankte<br />

beispielsweise die Nahrung verweigere.<br />

„Das bedeutet für meine Bewertung: Im Zweifelsfall<br />

hat der Lebensschutz Vorrang, nämlich<br />

dann, wenn ich nicht weiß, wie die Selbstbestimmung<br />

aussieht.“ (wl)


Selbstgefährdung<br />

Wenn Kinder sich selbst und<br />

andere gefährden<br />

Es gibt kein Rezeptbuch für den Umgang mit<br />

Kindern und Jugendlichen, die wegen einer Erkrankung<br />

behandelt werden müssen. Das stellte<br />

Dr. Anneke Aden von der Klinik und Poliklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindesund<br />

Jugendalters am Hamburger Universitätskrankenhaus<br />

Eppendorf (UKE) - Direktor der<br />

Klinik: Prof. Dr. Peter Riedesser - in einem<br />

Ethikseminar im UKE fest. Sicher greifen auch<br />

hier die moralisch-ethischen Grundzüge ärztlichen<br />

Handelns: Respekt für die Autonomie des<br />

Menschen, Gebot der Schadensvermeidung,<br />

Verpflichtung zur Hilfe, das Prinzip der Gerechtigkeit.<br />

„Schwierig aber wird es bei Kindern und<br />

Jugendlichen, zumal wenn sie psychisch erkrankt<br />

sind - wie wollen Sie da zum so genannten<br />

informed consent kommen?“<br />

Das heißt, diese Klientel ist oft nicht in der Lage,<br />

zu verstehen, warum eine Behandlung nötig<br />

ist, geschweige denn, dieser Notwendigkeit zuzustimmen.<br />

Die Eltern, der Vormund, vielleicht<br />

der Lehrer entscheiden und bestimmen. „Und<br />

das bedeutet“, so Anneke Aden, „dass häufig<br />

ein Konflikt auftritt zwischen den gleichrangigen<br />

Prinzipien Patientenautonomie und Schadensvermeidung.<br />

Wir als Ärzte und Therapeuten<br />

übernehmen die Verantwortung - wo bleibt<br />

die Freiwilligkeit der Behandlung?“ Es gebe<br />

schwer fassbare Forderungen für Entscheidungshilfen<br />

im konkreten Einzelfall. Das heißt: Im<br />

Einzelfall sind eventuell abweichende Vorgehensweisen<br />

oder Heilversuche erforderlich -<br />

„und das muss verantwortlich begründet werden“.<br />

Unter Umständen muss das Selbstbestimmungsrecht<br />

vernachlässigt, muss eine forcierte<br />

Behandlung vereint werden mit dem Prinzip der<br />

Fürsorge und dem informed consent. Der Behandler<br />

muss im Kopf behalten, dass der Patient<br />

die Behandlung verweigern kann, ohne dass der<br />

Betroffene die langfristigen Folgen der Verweigerung<br />

abschätzen kann, und: „Wir wissen, dass<br />

die therapeutischen Maßnahmen nicht immer<br />

positiv sind, vielleicht auch wegen der mangelnden<br />

Kooperation des Patienten.“<br />

unsere nachbarn<br />

Nötig: altersgerechte Aufklärung, Situation und<br />

Ängste bezüglich Aufnahme und Therapie müssen<br />

angesprochen werden, Partizipation des<br />

Kindes oder Jugendlichen an der Aufnahmeentscheidung,<br />

optimalerweise Schaffung einer<br />

ethisch begründbaren Basis. Auch müssen Ärzte<br />

und Therapeuten lernen - seit einiger Zeit im<br />

UKE mithilfe der in den Niederlanden entwickelten<br />

CFB-Methode (Kontrolle und körperliche<br />

Beherrschung), bei eventuell auftretenden<br />

Dilemmata den richtigen Umgang zu haben.<br />

Dazu gehören: Güterabwägung Selbst- versus<br />

Fremdbestimmung, Nutzen-Risiko-Abwägung<br />

für restriktives Vorgehen, individuelle Betrachtung<br />

des konkreten Einzelfalls. Hilfreich wären<br />

Ethik-Konsile - gibt es leider nicht am UKE -<br />

und die intensive Nutzung von Kasuistiken.<br />

Nach den Worten<br />

von Oberarzt Dr.<br />

Andreas Richterich<br />

„sind wir tagtäglich<br />

konfrontiert mit Patienten,<br />

die sich oder<br />

andere gefährden.<br />

Ich komme gerade<br />

von einem Jugendlichen,<br />

er ist 13 Jahre<br />

alt und hat die 5.<br />

Nierenoperation<br />

Dr. Anneke Aden (Foto: wl)<br />

hinter sich - er will<br />

nicht mehr, er leistet verstärkt Widerstand gegen<br />

jegliche Behandlung - darf ich diesen jungen<br />

Mann fixieren (lassen)? In solchen Akutsituationen<br />

stecken wir ständig.“ Um das für Patienten<br />

und Mitarbeiter erträglicher zu machen,<br />

gibt es spezielle Trainingsmethoden wie CFB.<br />

Damit kann der Mitarbeiter erkennen, wo der<br />

Patient gerade steht. Ziel: So wenig Gewalt für<br />

Patient und Personal, etwa auch weniger Fixierungen<br />

- „das ist“, so Andreas Richterich, „ein<br />

ganz schlimmer Eingriff!“ In den Niederlanden<br />

besteht die Möglichkeit, den Patienten so lange<br />

zu isolieren, bis er sich beruhigt hat. Es geht also<br />

darum, die Kontrolle über die jeweilige Situation<br />

zu erreichen. In einigen Kliniken in Deutschland<br />

gibt es CFB inzwischen modellhaft. Es soll<br />

europaweit etabliert werden. Erste Hinweise zeigen,<br />

dass gewalttätige Situationen dadurch abnehmen.<br />

(wl)<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 71


unsere nachbarn<br />

72<br />

Alzheimertage<br />

Nichts geht ohne Angehörige<br />

Zum achten Mal gab es in Hamburg die Alzheimer-Tage,<br />

gemeinsam veranstaltet von Hamburgische<br />

Brücke - Beratungsstelle für ältere<br />

Menschen und der Alzheimer Gesellschaft Hamburg.<br />

Kann ärztliche Kunst die Einweisung in<br />

ein Pflegeheim verhindern? Können Medikamente<br />

das Fortschreiten der Erkrankung verzögern?<br />

Wie steht es mit dem Unterhaltsrecht? -<br />

Fragen, die während der Alzheimer-Tage beantwortet<br />

worden sind.<br />

Bei Demenz und Alzheimer-Krankheit,<br />

so<br />

Dr. Ann-Kathrin<br />

Meyer, Chefärztin<br />

der Abteilung Geriatrie<br />

der Asklepios<br />

Klinik Wandsbek,<br />

sind die pflegenden<br />

Angehörigen häufig<br />

abgeschnitten von<br />

Fakten, wie sie nur<br />

die Fachöffentlichkeit<br />

zur Verfügung<br />

Dr. Ann-Kathrin Meyer<br />

(Fotos: wl)<br />

stellen kann. Die Alzheimersche Krankheit -<br />

vor genau einhundert Jahren exakt beschrieben<br />

vom Frankfurter Nervenarzt Alois Alzheimer<br />

und in dessen Beschreibung bis heute gültig - ist<br />

die wichtigste Form der Demenz: Rund 80 Prozent<br />

aller Demenzkranken haben die Alzheimer-Krankheit,<br />

etwa zehn Prozent gehen auf eine<br />

vaskuläre Ursache zurück, alles andere ist<br />

eher selten. „Besonders wichtig ist die intensive<br />

Grundlagenforschung“, erklärt Ann-Kathrin<br />

Meyer. „Nur damit kann es gelingen, dass wir irgendwann<br />

in hoffentlich naher Zukunft über<br />

wirksame Medikamente verfügen.“<br />

Fehlende Selbstbestimmung<br />

Die erfahrene Ärztin stellt fest: Demenz verhindert<br />

die Selbstbestimmung des Menschen, von<br />

einer Krankheit spricht die Fachwelt, wenn die<br />

Erkrankung mindestens sechs Monate vorliegt.<br />

Betroffen sind vor allem Menschen jenseits des<br />

80. Lebensjahres, die Krankheit kann aber bereits<br />

vorher beginnen: Fünf Prozent der mehr<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

als 65-Jährigen leiden unter einer deutlichen<br />

Demenz. Beim normalen Altern verlangsamt<br />

sich das Denken, gefolgt von kognitiven Beeinträchtigungen,<br />

und bei vielen Menschen bleibt<br />

es dabei. 15 Prozent aber entwickeln eine Demenz.<br />

Derzeit leben etwa 1,5 Millionen Demenzkranke<br />

unter uns, 2010 werden es 1,8 Millionen<br />

sein, die Einwohnerzahl Hamburgs: „An<br />

dieser Tatsache dürfen wir nicht vorbeisehen!“,<br />

mahnt Ann-Kathrin Meyer. Den genannte<br />

Symptomen folgen deutliche Verhaltensauffälligkeiten<br />

und, in der letzten Phase, die Pflegebedürftigkeit.<br />

Durchschnittlich dauert die Demenz<br />

vom Alzheimer-Typ zehn Jahre, gelegentlich<br />

führt sie schneller zum Tod. Der Erkrankte<br />

verliert jegliches Zeitgefühl, er kann die gewohnte<br />

Umgebung und selbst die Familienmitglieder<br />

nicht mehr erkennen. Weitere Hinweise:<br />

aufbrausendes Verhalten, Inkontinenz, Tag-/<br />

Nachtrhythmusstörungen. Zu den Verhaltensauffälligkeiten<br />

zählen: Wiederholen von Sätzen,<br />

Rastlosigkeit, unkooperatives Verhalten, Wandern,<br />

emotionale Ausbrüche, Kratzen, Beißen,<br />

Selbst- und Fremdbeschädigung. Der Erkrankte<br />

entwickelt heftiges Misstrauen, er leidet unter<br />

Angstzuständen, der Schlaf-Wach-Rhythmus ist<br />

gestört, hinzukommen Wahn und Halluzinationen.<br />

Zusammengefasst: Gedächtnis-, Orientierungs-,<br />

Aufmerksamkeits- und Sprachstörungen.<br />

Ursache für all dies sind, wie von Alzheimer<br />

beschrieben, Eiweißablagerungen im Gehirn;<br />

in der Folge schrumpfen die Nervenzellen:<br />

„Und dies schreitet fort, es gibt bislang keine<br />

Chance auf Besserung“, erklärt Ann-Kathrin<br />

Meyer. „Wir stellen es bei 90 Prozent aller Demenzkranken<br />

fest, das beeinträchtigt die Lebensqualität<br />

der Patienten und der Angehörigen<br />

- und wir haben damit die häufigsten Gründe<br />

für eine Heimeinweisung“, erklärt Ann-Kathrin<br />

Meyer. Mit Medikamenten werde versucht,<br />

das Fortschreiten der Krankheiten zu<br />

verlangsamen. Hilfreich wäre eine möglichst<br />

frühe Behandlung - daran aber mangele es. Der<br />

typische Alzheimer-Patient kommt nicht von<br />

allein zum Arzt, er ist angewiesen auf Angehörige.<br />

Nur die Hälfte aller Demenzen wird diagnostiziert,<br />

lediglich 17 Prozent der Erkrankten werden<br />

medikamentös behandelt - vielfach sprechen<br />

die Budgets dagegen.


Hilfreiche Medikamente<br />

Zur medikamentösen Therapie gehören Antidementiva,<br />

um die Hirnleistung zu verbessern,<br />

Neuroleptika, sie verringern Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Antidepressiva, Tranquilizer. Zudem<br />

empfiehlt es sich, Acetylcholin zu geben, damit<br />

weniger Hirnzellen zerstört werden: „Dies alles<br />

bringt eine Menge, umso mehr, wenn früh damit<br />

begonnen wird“. Wenig hilfreich seien<br />

Durchblutungsmittel und Gingko-Präparate.<br />

Ein weiterer Kernsatz der Ärztin: „Eine ausbleibende<br />

Verschlechterung gegenüber dem Ausgangsbefund<br />

ist bereits ein Beweis für die Wirksamkeit!“<br />

Der Patient sollte weder über-, noch unterfordert<br />

werden („Lernen muss der Angehörige,<br />

nicht der Erkrankte!“), alles andere führt zu<br />

Frustration. Hilfreich: Musiktherapie, Biographiearbeit,<br />

Angehörigengruppen. Unterstützend<br />

wirkt ein strukturierter Tagesablauf, weiter: die<br />

Erinnerungen am Leben erhalten, positive Emotionen<br />

ansprechen, alte Fotos zeigen, Hobbys<br />

pflegen, Augenkontakt halten beim Sprechen.<br />

Die Angehörigen müssen entlastet und das Wissen<br />

um die Krankheit erweitert werden. Es empfiehlt<br />

sich ein Erfahrungsaustausch, etwa in einer<br />

Selbsthilfegruppe (Auskunft gibt die Alzheimer<br />

Gesellschaft). „Bedenken Sie: Schon jetzt<br />

haben wir in Deutschland drei Millionen Mitbürger(innen),<br />

die älter sind als 80 Jahre. Diese<br />

Menschen haben noch sieben bis acht Jahre zu<br />

leben. Die Hälfte dieser Zeit ist gekennzeichnet<br />

durch Gebrechlichkeit, unter anderem aufgrund<br />

der Demenz. Unsere Verpflichtung“, so Ann-<br />

Kathrin Meyer, „sehe ich darin, diesen Jahren<br />

Leben zu geben. Demenztherapie heißt nichts<br />

anderes als ein Altern in Würde!“<br />

Aus psychologischer Sicht<br />

„Gehen Sie auf Demenzkranke stets mit offenen<br />

Armen zu - damit sind Sie immer willkommen“,<br />

das ist die Erfahrung von Rita Erlemann, Diplom<br />

Psychologin, tätig in der Beratungsstelle<br />

Demenz und Pflege der Arbeiterwohlfahrt in<br />

Kiel. Für den verbalen und nonverbalen Umgang<br />

mit Demenzkranken ein Hinweis: „Sind<br />

wir nicht alle und zu aller Zeit bemüht, keine<br />

Fehler zu machen? Was aber ist so schlimm,<br />

unsere nachbarn<br />

wenn etwas nicht so<br />

gut gelaufen ist? Ich<br />

erinnere an einen<br />

Satz, der bei mir haften<br />

geblieben ist:<br />

When too perfect,<br />

lieber Gott böse.“<br />

Wer perfekt sein wolle,<br />

gehe oft steif<br />

durchs Leben. Besser<br />

sei: Mal etwas durchgehen<br />

lassen in dem Rita Erlemann<br />

Wissen: Ich tue mein<br />

Bestes: „Trauen Sie sich, am Gefühl orientiert<br />

mit Demenzkranken zu kommunizieren.“ Also:<br />

weg vom Verstand, statt dessen wissen: cummunicare<br />

bedeutet mitteilen, sich vereinen. Es gehe<br />

um Gemeinschaft, darum, Bedürfnisse und<br />

Gefühle zu entdecken, sie vielleicht in den Augen<br />

des Kranken zu lesen und so Meinungen<br />

auszutauschen. Der Erkrankte sei in seinen Mitteilungsmöglichkeiten<br />

eingeschränkt, etwas,<br />

was die Angehörigen schmerzlich empfinden<br />

mit der Tendenz, einsam zu werden. Es komme<br />

daher darauf an, sich im Umgang mit einem Demenzkranken<br />

auch immer der eigenen Gefühle<br />

klar zu sein: „Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie anders<br />

kommunizieren wollen oder müssen. Ich<br />

möchte Sie dazu ermutigen, auch wenn Sie jetzt<br />

verzweifelt sind. Der Weg über das Gefühl ist<br />

vernünftig, und es ist im Umgang mit diesen<br />

Kranken der einzige gangbare Weg. Der Demenzkranke<br />

kann seinen Kurs nicht mehr ändern“,<br />

erklärt Rita Erlemann. Denn: Beim Demenzkranken<br />

zerfällt der Zusammenhang zwischen<br />

Wörtern und Bildern, oder es werden die<br />

Worte nicht mehr gefunden. Es fehlt im Gehirn<br />

der Befehl zur Artikulation. Der Kranke ist<br />

demnach in mehrfacher Hinsicht gestört, wer<br />

mit ihm umgeht, muss vielleicht Sehen und Hören<br />

ebenfalls kompensieren, da beides auch gestört<br />

sein kann.<br />

Augenkontakt, Mimik, Gestik - „zeigen Sie offene<br />

Hände, seien Sie freundschaftlich, lächeln<br />

Sie“. Nach Erfahrung von Rita Erlemann muss<br />

so etwas bewusst eingesetzt werden, um den Dementen<br />

zu etwas zu bewegen, „ihn oder sie nicht<br />

einfach nur betatschen oder aus der Ferne winken,<br />

statt dessen Zu-Wendung, Mut zur Begeg-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 73


unsere nachbarn<br />

74<br />

Rechtliche Faktoren<br />

Gute Pflege kostet viel Geld. Pflegende Angehörige haben Pflichten,<br />

aber auch Rechte. Dennoch - die Kosten für Pflege und Betreuung steigen<br />

wegen der Bevölkerungsentwicklung stetig, und die geht unter anderem<br />

auf die Fortschritte in der Medizin zurück. Auf rechtliche Aspekte<br />

ging Rechtsanwalt Stephan Wittkuhn ein, Spezialist in Sachen<br />

Sozialrecht. Beispielsweise: Sobald die Pflege nicht aus dem eigenen<br />

Einkommen sowie vorrangigen Leistungsgesetzen wie der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung finanziert wird, kommt die Sozialhilfe ins Spiel, geregelt<br />

seit 2005 für nicht Erwerbsfähige und Personen über 65 Jahre im<br />

SGB XII. Für Streitigkeiten sind somit die Sozialgerichte zuständig.<br />

Voraussetzungen für die Inanspruchnahme: Sozialhilfebedürftigkeit der<br />

Stephan Wittkuhn zu pflegenden/betreuenden Person, Vorliegen einer bestehenden Unterhaltspflicht<br />

der vom Sozialhilfeträger in Anspruch genommenen Person,<br />

Leistungsfähigkeit der unterhaltsverpflichteten Personen. Angesichts der bestehenden<br />

Schwierigkeiten, so Stephan Wittkuhn, sind auch die Sozialämter nicht fehlerlos.<br />

Voraussetzungen des Rückgriffs: Sozialhilfebedürftigkeit der unterhaltsberechtigten Person - zunächst<br />

muss die unterhaltsberechtigte Person ihren Bedarf (Pflege, Betreuung) nicht aus eigenem<br />

Einkommen und Vermögen decken können. Das Sozialamt prüft, ob vielleicht der Sohn zahlen<br />

muss. Hat er kein Einkommen, wohl aber dessen Frau, so muss sie eventuell für die Pflege aufkommen.<br />

Eine Inanspruchnahme entfällt, wenn sie grob unbillig wäre, etwa bei einem vollständigen<br />

Bruch zwischen Eltern und Mindern (Misshandlungen, sexuelle Übergriffe). Ein Rückgriff auf die<br />

Enkel bei Bedürftigkeit der Großeltern findet nicht statt, Verwandtschaft 2. und entfernteren Grades.<br />

Ein Rückgriff findet auch dann nicht statt, wenn Unterhaltsanspruch und Sozialhilfeanspruch<br />

zeitlich nicht deckungsgleich sind. Einen Rückgriff gibt es nur dann, wenn die unterhaltsverpflichtete<br />

Person selbstleistungsfähig ist. Alle diese und andere Faktoren sind nicht abschließend, es ist,<br />

so Stephan Wittkuhn, immer der Einzelfall zu betrachten: „Egal, ob Sie Schulden geltend machen<br />

oder allgemeine Lebenskosten - das Sozialamt wird versuchen, an Ihr Geld zu kommen.“ Es empfiehlt<br />

sich also, einen Fachmann zu Rate zu ziehen.<br />

nung. Das braucht nicht mal mehr Zeit!“ Weitere<br />

Hinweise: keine langen Sätze, nicht etwas<br />

mit anderen Worten noch einmal erklären wollen,<br />

besser ist es, das Gesagte zu wiederholen:<br />

„Es geht hier nicht um Technik, es geht darum,<br />

dass sich eine Person zur Verfügung stellt!“<br />

Aber: Nicht jeder Angehörige kann der Therapeut<br />

des Kranken sein. Dann empfiehlt es sich,<br />

den kranken Partner abzugeben (Tagespflege,<br />

Betreuungsgruppe). Rita Erlemann erklärt: „Der<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Demenzkranke ist der Hinterbliebene des Menschen,<br />

der er einmal war. Was bedeutet dann<br />

Trost? Gefühle des Kummers, der Angst, des<br />

Zorns, der Verzweiflung aushalten zu können,<br />

ohne sie verändern zu wollen.“ Und: „Sorgen<br />

Sie als Angehöriger gut für sich, dann können<br />

Sie Wohlbefinden ausstrahlen. Geben Sie klare<br />

Informationen, auf weniges reduziert, unterstützt<br />

von liebevollen Gesten - werden Sie vernünftigerweise<br />

gefühlsbetont!“ (wl)<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Bitte denken Sie daran, dass Sie Ihre Einsendungen auf Chiffre-Anzeigen<br />

direkt an an die die Quintessenz Quintessenz Verlags-GmbH, Verlags-GmbH, Ifenpfad Ifenpfad 2-4, 2-4, 12107 12107 Berlin, Berlin, senden.<br />

Vielen Dank!<br />

Die Redaktion des <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>ischen Ärzteblattes


Folgende Ärzte wurden zur Vertragspraxis<br />

zugelassen. Diese Beschlüsse sind<br />

noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen<br />

noch Widerspruch eingelegt bzw.<br />

Klage erhoben werden kann:<br />

Stadt Flensburg<br />

Herr Dr. med. Sylvio Löhndorf, Facharzt für Urologie,<br />

hat ab 01.07.2007 die Genehmigung zur Verlegung<br />

seiner Vertragspraxis von 24937 Flensburg, Nikolaistraße<br />

1, nach 24937 Flensburg, Südermarkt 1,<br />

erhalten.<br />

Herr Dr. med. Sylvio Löhndorf und Herr Heinrich<br />

Rodewald, Fachärzte für Urologie, haben ab<br />

01.07.2007 die Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Form einer Gemeinschaftspraxis<br />

in Flensburg erhalten.<br />

Stadt Kiel<br />

Frau Dr. med. Elisabeth Fenner, ausschließlich psychotherapeutisch<br />

tätige Fachärztin für Innere Medizin<br />

in 24103 Kiel, Alter Markt 1-2, hat ab 01.07.2007<br />

die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis<br />

nach 24105 Kiel, Holtenauer Straße 93, erhalten.<br />

Die ortsübergreifende Berufsausübungsgemeinschaft<br />

„Abts und Partner“ hat ab 24.05.2007 die<br />

Genehmigung zur Anstellung von Frau Sarah Dunkel<br />

als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

in einer Ganztagstätigkeit in Kiel erhalten.<br />

Herr OmedR Dr. med. Gero Rabenhorst, Facharzt<br />

für Pathologie, hat ab 01.07.2007 die Genehmigung<br />

zur Anstellung von Herrn Dr. med. Dirk Janssen als<br />

Facharzt für Pathologie in einer Ganztagstätigkeit in<br />

Kiel erhalten.<br />

Herr OmedR Dr. med. Gero Rabenhorst, Facharzt<br />

für Pathologie, hat ab 01.07.2007 die Genehmigung<br />

zur Anstellung von Frau Rosario Bargallo-Dominguez<br />

als Fachärztin für Pathologie in einer Ganztagstätigkeit<br />

in Kiel erhalten.<br />

Stadt Lübeck<br />

Herr Dr. med. Andreas Mohr, hausärztlich tätiger<br />

Facharzt für Innere Medizin, und Herr Dr. med.<br />

Bernhard Greiling, hausärztlich tätiger Facharzt für<br />

Innere Medizin und Facharzt für Psychosomatische<br />

Medizin und Psychotherapie, Travemünde, haben ab<br />

01.07.2007 gemäß § 32 b Ärzte-ZV in Verbindung<br />

mit den §§ 23 i bis m Bedarfsplanungs-Richtlinie die<br />

Genehmigung zur Beschäftigung von Herrn Kai Stru-<br />

mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

ve als angestellten hausärztlich tätigen Facharzt für<br />

Innere Medizin in einer Dreivierteltagstätigkeit in<br />

Travemünde erhalten.<br />

Frau Elke Meyer, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin,<br />

hat ab 01.07.2007 die Genehmigung zur<br />

Verlegung ihrer Vertragspraxis von 23552 Lübeck,<br />

Hundestraße 101, nach 23560 Lübeck, Niendorfer<br />

Straße 65, erhalten.<br />

Der Zulassungsausschuss stellt fest, dass sich ab<br />

01.07.2007 die bisherige ortsübergreifende Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Form einer Gemeinschaftspraxis<br />

zwischen Frau Elke Meyer und Herrn Dr. med.<br />

Martin Bethge in eine ortskonforme Berufsausübungsgemeinschaft<br />

umgewandelt hat.<br />

Frau Dr. med. Gudrun Schmielau, Fachärztin für<br />

Allgemeinmedizin, hat ab 01.07.2007 die Genehmigung<br />

zur Verlegung ihrer Vertragspraxis von 23560<br />

Lübeck, Kronsforder Allee 31, nach 23568 Lübeck,<br />

Mecklenburger Straße 98, erhalten.<br />

Kreis Nordfriesland<br />

Herr Dr. med. Karl-Heinz Brückner, hausärztlich<br />

tätiger Facharzt für Innere Medizin in Westerland/<br />

Sylt, hat mit Wirkung ab 26.04.2007, befristet bis<br />

zum 30.06.2009, die Genehmigung zur partiellen<br />

Teilnahme an der fachärztlichen Versorgung zur<br />

Durchführung von Leistungen gemäß den Nummern<br />

01741, 13400, 13402, 13421, 34230, 34240, 34241,<br />

34242 und 34243 EBM erhalten.<br />

Die Zulassung von Frau Dr. med. Bärbel Mahler als<br />

Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin für<br />

25821 Breklum, Carolinenweg 1, wurde in eine solche<br />

als Fachärztin für Psychosomatische Medizin und<br />

Psychotherapie umgewandelt.<br />

Frau Dr. med. Sybille Langenstein, hausärztlich tätige<br />

Fachärztin für Innere Medizin in Niebüll, hat ab<br />

24.05.2007, befristet bis zum 30.06.2009, eine Genehmigung<br />

zur partiellen Teilnahme an der fachärztlichen<br />

Versorgung zur Durchführung der in der Nummer<br />

13400 EBM enthaltenen Leistungen erhalten.<br />

Kreis Pinneberg<br />

Frau Regina Gruszka, Fachärztin für Psychosomatische<br />

Medizin und Psychotherapie in 22869 Schenefeld,<br />

Kurzer Kamp 14, hat die Genehmigung zur Verlegung<br />

ihrer Vertragspraxis nach 22869 Schenefeld,<br />

Holstenplatz 8, erhalten.<br />

Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />

Herr Dr. med. Dr. jur. Michael Steen, fachärztlich<br />

tätiger Facharzt für Innere Medizin, Frau Dr. med.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 75


mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

76<br />

Annette Sturm-Steen, Frau Dörte Paulsen und Herr<br />

Arnd Kummerfeldt, Fachärzte für Allgemeinmedizin<br />

in 24340 Eckernförde, Langebrückstraße 10, und<br />

Herr Dr. med. Hans Heinicke, Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

in 24340 Eckernförde, Kieler Straße 72,<br />

haben ab 01.07.2007 die Genehmigung zur Führung<br />

einer versorgungsbereichsübergreifenden und überörtlichen<br />

Berufsausübungsgemeinschaft in Form einer<br />

Gemeinschaftspraxis erhalten.<br />

Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />

Herr Dr. med. Hans-Henning Buske, Herr Dr. med.<br />

Wolfgang Mehne und Frau Dr. med. Gyde Rodewald,<br />

Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

in <strong>Schleswig</strong>, haben ab 01.07.2007 gemäß § 32 b<br />

Ärzte-ZV in Verbindung mit den §§ 23 i bis m Bedarfsplanungs-Richtlinie<br />

die Genehmigung zur Beschäftigung<br />

von Herrn Jochen Bühl als angestellten<br />

Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in einer<br />

Ganztagstätigkeit in <strong>Schleswig</strong> erhalten.<br />

Kreis Segeberg<br />

Herr Dr. med. Klaus Fleischhack, Frau Marina Kardorf-Metsis,<br />

Fachärzte für Allgemeinmedizin, und<br />

Herr Dr. med. Michael Pfeifer, hausärztlich tätiger<br />

Facharzt für Innere Medizin, haben ab 01.07.2007 die<br />

Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Form einer Gemeinschaftspraxis in<br />

Leezen erhalten.<br />

Herr Dr. med. Klaus Fleischhack, Frau Marina Kardorf-Metsis,<br />

Fachärzte für Allgemeinmedizin, und<br />

Herr Dr. med. Michael Pfeifer, hausärztlich tätiger<br />

Facharzt für Innere Medizin, haben ab 01.07.2007 die<br />

Genehmigung zur Anstellung von Herrn Dr. med.<br />

Michael Borgner als Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

in einer Ganztagstätigkeit in Leezen erhalten.<br />

Dem „Kardiologischen Versorgungszentrum Segeberger<br />

Kliniken GmbH“, Norderstedt, wurde ab<br />

01.07.2007 die Anstellung von Frau Dr. med. Marina<br />

Gebhard, als Fachärztin für Innere Medizin und<br />

Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie,<br />

in einer Ganztagstätigkeit genehmigt.<br />

Dem „Kardiologischen Versorgungszentrum Segeberger<br />

Kliniken GmbH“, Norderstedt, wurde ab<br />

01.07.2007 die Anstellung von Herrn Michael Dolff<br />

als prakt. Arzt als Nachfolger für Frau Dr. Gebhard in<br />

einer Ganztagstätigkeit genehmigt.<br />

Das „Kardiologische Versorgungszentrum Segeberger<br />

Kliniken GmbH“, Norderstedt, erhält gemäß §<br />

103 Abs. 4 a Satz 1 SGB V die Genehmigung zur Anstellung<br />

von Herrn Willy Tegen in einer Ganztagstätigkeit<br />

ab 01.07.2007 als Facharzt für Innere Medizin<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

und Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie,<br />

in Norderstedt.<br />

Kreis Steinburg<br />

Die Zulassung von Frau Dipl.-Med. Petra Dörr,<br />

prakt. Ärztin in Itzehoe, wurde in eine solche als<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin umgewandelt.<br />

Herr Stephan Schreiber, prakt. Arzt, hat ab 01.07.2007<br />

gemäß § 95 Abs. 9 SGB V die Genehmigung zur Anstellung<br />

von Herrn Dr. med. Matthias Johansons als<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin in einer Ganztagstätigkeit<br />

in 25524 Itzehoe, Sandberg 38, erhalten.<br />

Kreis Stormarn<br />

Herr Marek Rossmann, Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

hat ab 01.07.2007 die Genehmigung zur Verlegung<br />

seiner Vertragspraxis von 22926 Ahrensburg,<br />

Hamburger Straße 10, nach 22926 Ahrensburg, Große<br />

Straße 28-30, erhalten.<br />

Herr Dr. med. Jan Philip Wegner, hausärztlich tätiger<br />

Facharzt für Innere Medizin, hat ab 01.07.2007<br />

die Genehmigung zur Verlegung seiner Vertragspraxis<br />

von 22926 Ahrensburg, Hamburger Straße 10,<br />

nach 22926 Ahrensburg, Große Straße 28-30, erhalten.<br />

Herr Peter Kralisch, prakt. Arzt, hat ab 01.07.2007<br />

die Genehmigung zur Verlegung seiner Vertragspraxis<br />

von 22926 Ahrensburg, Hamburger Straße 10,<br />

nach 22926 Ahrensburg, Große Straße 28-30, erhalten.<br />

Frau Dr. med. Gertrud Reingruber, Fachärztin für<br />

Kinder- und Jugendmedizin, hat ab 01.10.2007 die<br />

Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis von<br />

22927 Großhansdorf, Ahrensfelder Weg 1, nach<br />

22927 Großhansdorf, Sieker Landstraße 122-124, erhalten.<br />

Frau Bärbel Petermann, Fachärztin für Kinder- und<br />

Jugendmedizin, hat ab 01.10.2007 die Genehmigung<br />

zur Verlegung ihrer Vertragspraxis von 22926 Ahrensburg,<br />

Große Straße 2, nach 22927 Großhansdorf,<br />

Sieker Landstraße 122-124, erhalten.<br />

Das „Medizinische Versorgungszentrum Bad Oldesloe“<br />

wurde mit Wirkung ab 01.07.2007 für 23843<br />

Bad Oldesloe, Schützenstraße 55, zugelassen.<br />

Das „Medizinische Versorgungszentrum Bad Oldesloe“<br />

hat gemäß § 103 Abs. 4 a Satz 1 SGB V die<br />

Genehmigung zur Anstellung von Herrn Dr. med.<br />

Dietrich Schulz in einer Ganztagstätigkeit ab<br />

01.07.2007 als Facharzt für Diagnostische Radiologie<br />

in Bad Oldesloe erhalten.


Das „Medizinische Versorgungszentrum Bad Oldesloe“<br />

hat gemäß § 103 Abs. 4 a Satz 1 SGB V die<br />

Genehmigung zur Anstellung von Frau Dr. med. Heike<br />

Fink in einer Ganztagstätigkeit ab 01.07.2007 als<br />

hausärztlich tätige Fachärztin für Innere Medizin in<br />

Bad Oldesloe erhalten.<br />

Folgende Ärzte wurden rechtskräftig zur<br />

Vertragspraxis zugelassen:<br />

Stadt Flensburg<br />

Frau Dr. med. Kerstin Först-Hädicke ab 08.03.2007<br />

gemäß § 101 Abs. 1 Nr. 4 sowie Abs. 3 Satz 1 SGB V<br />

(Job-Sharing) in Verbindung mit den Nummern 23 a<br />

bis g Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte als Fachärztin<br />

für Frauenheilkunde und Geburtshilfe für 24937<br />

Flensburg, Holm 45.<br />

Die Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,<br />

Herr Viktor Moldaschl und Frau Dr. med. Kerstin<br />

Först-Hädicke, haben ab 08.03.2007 die Genehmigung<br />

zur Führung einer Gemeinschaftspraxis in<br />

Flensburg erhalten.<br />

Stadt Kiel<br />

Herr Dr. med. Stephan Lischner 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten für<br />

24103 Kiel, Schlossgarten 13.<br />

Herr Dr. med. Stephan Lischner und Frau Martina<br />

Podszuweit haben mit Wirkung ab 01.04.2007 die<br />

Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

als Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

in Kiel erhalten.<br />

Herr Henning Mansfeld ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Nervenheilkunde für 24105 Kiel, Holtenauer<br />

Straße 114 a.<br />

Herr Dr. med. Dirk Janssen ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Pathologie für 24106 Kiel, Am Tannenberg<br />

85 a.<br />

Frau Anke Prczygodda-Willeitner ab 01.04.2007 als<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin für 24149 Kiel, Poggendörper<br />

Weg 3-9.<br />

Stadt Lübeck<br />

Herr Jörn Burfeind ab 01.04.2007 als Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

für 23568 Lübeck, Luisenstraße 9-11.<br />

Herr Dr. med. Sven Gutsche ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Kinder- und Jugendmedizin für 23564 Lübeck,<br />

Stresemannstraße 4.<br />

Herr Dr. med. Bernhard Jahrbeck ab 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Innere<br />

mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

Medizin, Schwerpunkt Nephrologie, für 23562 Lübeck,<br />

Ratzeburger Allee 160.<br />

Herr Dr. med. Bernhard Jahrbeck, Herr Prof. Dr.<br />

med. habil. Lutz Fricke und Herr Dr. med. Rolf Winterhoff<br />

haben ab 01.04.2007 die Genehmigung zur<br />

Führung einer Gemeinschaftspraxis als Fachärzte für<br />

Innere Medizin und Fachärzte für Innere Medizin,<br />

Schwerpunkt Nephrologie, in Lübeck erhalten.<br />

Herr Dr. med. Björn Mayer ab dem 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Innere<br />

Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, für 23560 Lübeck,<br />

Kronsforder Allee 3 b.<br />

Herr Dr. med. Bernhard Greiling, Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

in Lübeck, ab 01.07.2007 zusätzlich als<br />

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie<br />

für 23570 Lübeck, Am Dreilingsberg 7.<br />

Herr Dr. med. Volker Deseniß ab 01.07.2007 als<br />

Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Innere<br />

Medizin, Schwerpunkt Angiologie, sowie als Facharzt<br />

für Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin,<br />

Schwerpunkt Kardiologie, für 23564 Lübeck, Ratzeburger<br />

Allee 14 b.<br />

Stadt Neumünster<br />

Herr Dr. med. René Schwall ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Orthopädie und Unfallchirurgie für 24539<br />

Neumünster, Wittorfer Straße 89.<br />

Herr Dr. med. Carl-Christian Büll, Facharzt für Orthopädie<br />

in Kronshagen, Herr Dr. med. René Schwall,<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Neumünster,<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. Ludger Josef<br />

Gerdesmeyer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

in Kronshagen, und Herr Dr. med. Wolfgang<br />

Kohlsche, Facharzt für Orthopädie in Bornhöved,<br />

haben die Genehmigung zur Führung einer ortsübergreifenden<br />

Berufsausübungsgemeinschaft in<br />

Form einer Gemeinschaftspraxis erhalten.<br />

Kreis Nordfriesland<br />

Frau Elke Behling ab 08.03.2007 als prakt. Ärztin für<br />

25980 Westerland/Sylt, Friedrichstraße 9.<br />

Kreis Pinneberg<br />

Frau Anja Seiler ab 01.03.2007 gemäß § 101 Abs. 1<br />

Nr. 4 sowie Abs. 3 Satz 1 SGB V (Job-Sharing) in<br />

Verbindung mit den Nrn. 23 a bis g Bedarfsplanungs-<br />

Richtlinien-Ärzte als Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

für 25421 Pinneberg, Dingstätte 27.<br />

Frau Anja Seiler, Frau Dipl.-Med. Petra Theuerkorn<br />

und Herr Dr. med. Dirk Hillebrand, Fachärzte für<br />

Kinder- und Jugendmedizin, haben mit Wirkung ab<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 77


mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

78<br />

01.03.2007 die Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Pinneberg erhalten.<br />

Frau Dr. med. Britt Günther ab 08.02.2007 gemäß §<br />

101 Abs. 1 Nr. 4 sowie Abs. 3 Satz 1 SGB V (Job-<br />

Sharing) in Verbindung mit den Nrn. 23 a bis g Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte<br />

als hausärztlich tätige<br />

Fachärztin für Innere Medizin für 25436 Tornesch,<br />

Wilhelmstraße 2.<br />

Frau Dr. med. Britt Günther, Herr Dr. med. Meinhard<br />

Sziegoleit, hausärztlich tätige Fachärzte für Innere<br />

Medizin, und Herr Dr. med. Matthias Bohnsack,<br />

Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Innere<br />

Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, haben mit Wirkung<br />

ab 01.04.2007 die Genehmigung zur Führung<br />

einer versorgungsbereichsübergreifenden Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Tornesch erhalten.<br />

Kreis Plön<br />

Herr Jens Kohn ab 01.04.2007 als Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

für 24217 Schönberg, Bahnhofstraße 20.<br />

Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />

Frau Dr. med. Corinna Walter ab 01.07.2007 als<br />

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe für<br />

24214 Gettorf, Bergstraße 20.<br />

Herr Dr. med. Florian Bosse ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde für 24220 Flintbek,<br />

Rosenberg 22.<br />

Frau Dr. med. Marina Zachariah ab 01.04.2007 als<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

-psychotherapie für 24340 Eckernförde, Hindenburgstraße<br />

4.<br />

Frau Dr. med. Amrey Stübinger ab 01.04.2007 gemäß<br />

§ 101 Abs. 1 Nr. 4 sowie Abs. 3 Satz 1 SGB V<br />

(Job-Sharing) in Verbindung mit den Nummern 23 a<br />

bis g Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte als Fachärztin<br />

für Kinder- und Jugendmedizin für 24119 Kronshagen,<br />

Kopperpahler Allee 121.<br />

Die Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin, Herr<br />

Manfred Lübke und Frau Dr. med. Amrey Stübinger,<br />

haben ab 01.04.2007 die Genehmigung zur Führung<br />

einer Gemeinschaftspraxis in Kronshagen erhalten.<br />

Herr Jens-Uwe Schneider ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Allgemeinmedizin für 24800 Elsdorf-Westermühlen,<br />

Dorfstraße 27 a.<br />

Die Fachärzte für Allgemeinmedizin, Frau Dr. med.<br />

Margret Hinrichs, Herr Jens-Uwe Schneider und<br />

Herr Rolf Killmer, prakt. Arzt, haben ab 01.04.2007<br />

die Genehmigung zur Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />

in Elsdorf-Westermühlen erhalten.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Herr Dr. med. Florian Bosse, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,<br />

Rosenberg 22, 24220 Flintbek,<br />

hat ab 01.04.2007 die Genehmigung zur Verlegung<br />

seiner Vertragspraxis nach 24768 Rendsburg, Moltkestraße<br />

1, erhalten.<br />

Herr Herbert Klenk und Herr Dr. med. Florian Bosse,<br />

Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, haben<br />

mit Wirkung ab 01.04.2007 die Genehmigung zur<br />

Führung einer Berufsausübungsgemeinschaft in<br />

Rendsburg, erhalten.<br />

Herr Dr. med. Carl-Christian Büll, Facharzt für Orthopädie<br />

in Kronshagen, Herr Dr. med. René Schwall,<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Neumünster,<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. Ludger Josef<br />

Gerdesmeyer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

in Kronshagen, und Herr Dr. med. Wolfgang<br />

Kohlsche, Facharzt für Orthopädie in Bornhöved,<br />

haben die Genehmigung zur Führung einer ortsübergreifenden<br />

Berufsausübungsgemeinschaft in<br />

Form einer Gemeinschaftspraxis erhalten.<br />

Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />

Frau Ulrike Prehn ab 01.04.2007 als Fachärztin für<br />

Augenheilkunde für 24955 Harrislee, Zur Höhe 12.<br />

Herr Dr. med. Jasper Malkus ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde für 24837<br />

<strong>Schleswig</strong>, Plessenstraße 13.<br />

Kreis Segeberg<br />

Herr Dr. med. Alexander Weise ab 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin für 24568<br />

Kaltenkirchen, Am Markt 6.<br />

Herr Dr. med. Alexander Weise und Frau Sylke<br />

Neumann haben ab 01.04.2007 die Genehmigung<br />

zur Führung einer Gemeinschaftspraxis als Fachärzte<br />

für Kinder- und Jugendmedizin in Kaltenkirchen erhalten.<br />

Herr Dr. med. Thomas Flamm ab 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin für 22851 Norderstedt,<br />

Tangstedter Landstraße 532.<br />

Herr Dr. med. Carl-Christian Büll, Facharzt für Orthopädie<br />

in Kronshagen, Herr Dr. med. René Schwall,<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Neumünster,<br />

Herr Priv.-Doz. Dr. med. habil. Ludger Josef<br />

Gerdesmeyer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

in Kronshagen, und Herr Dr. med. Wolfgang<br />

Kohlsche, Facharzt für Orthopädie in Bornhöved,<br />

haben die Genehmigung zur Führung einer ortsübergreifenden<br />

Berufsausübungsgemeinschaft in<br />

Form einer Gemeinschaftspraxis erhalten.


Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Andreas Steimann, Oberarzt des Psychiatrischen<br />

Zentrums Rickling, wurde bis zum 30.06.2009<br />

verlängert und mit Wirkung ab 26.04.2007 von Amts<br />

wegen um die Durchführung von Leistungen gemäß<br />

der Nummern 32137 und 32140 bis 32148 EBM erweitert.<br />

Kreis Steinburg<br />

Frau Vidmanta Sarach ab 01.06.2007 als Fachärztin<br />

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde für 25524 Itzehoe,<br />

Hanseatenplatz 1.<br />

Herrn Dr. med. Jörg Promies ab 01.04.2007 als Facharzt<br />

für Allgemeinmedizin für 25566 Lägerdorf, Dorfstraße<br />

28.<br />

Frau Julia Benteler ab 08.02.2007 als Fachärztin für<br />

Innere Medizin und Fachärztin für Innere Medizin,<br />

Schwerpunkt Pneumologie, im Rahmen einer Sonderbedarfsfeststellung<br />

gemäß dem 5. Abschnitt Nr.<br />

24 b Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte für 25524 Itzehoe,<br />

Kirchenstraße 18. Die Zulassung erfolgt mit<br />

der Maßgabe, dass nur die ärztlichen Leistungen abrechnungsfähig<br />

sind, die die Schwerpunktbezeichnung<br />

Pneumologie umfassen. Diese Leistungsbeschränkung<br />

endet, wenn der Landesausschuss für den<br />

Kreis Steinburg feststellt, dass eine Überversorgung<br />

gemäß § 103 Abs. 1 und 3 SGB V in der bedarfsplanerischen<br />

Gruppe der an der fachärztlichen Versorgung<br />

teilnehmenden Internisten nicht mehr besteht.<br />

Kreis Stormarn<br />

Herr Dr. med. Ulrich Fritz, bisher als hausärztlich<br />

tätiger Facharzt für Innere Medizin in der Sophienstraße<br />

7, 21465 Reinbek, zur Vertragspraxis zugelassen<br />

und niedergelassen, wurde im Rahmen einer Sonderbedarfsfeststellung<br />

als Facharzt für Innere Medizin<br />

und Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie<br />

und Internistische Onkologie, nach Nr. 24<br />

b Bedarfsplanungs-Richtlinien-Ärzte mit Wirkung ab<br />

01.04.2007 für Reinbek zugelassen. Die Zulassung erfolgt<br />

mit der Maßgabe, dass nur die ärztlichen Leistungen<br />

abrechnungsfähig sind, die die Schwerpunktbezeichnung<br />

Hämatologie und Internistische Onkologie,<br />

umfassen. Diese Leistungsbeschränkung endet,<br />

wenn der Landesausschuss für den Kreis Stormarn<br />

feststellt, dass eine Überversorgung gemäß § 103 Abs.<br />

1 und 3 SGB V in der bedarfsplanerischen Gruppe<br />

der an der fachärztlichen Versorgung teilnehmenden<br />

Internisten nicht mehr besteht.<br />

Herr Dr. med. Friedrich Bernhardt ab 01.04.2007 als<br />

Facharzt für Urologie für 21465 Reinbek, Schmiedesberg<br />

3.<br />

mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

Folgende Ärzte bzw. Krankenhäuser<br />

wurden zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />

Überweisungspraxis ermächtigt.<br />

Diese Beschlüsse sind noch nicht<br />

rechtskräftig, sodass hiergegen noch<br />

Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben<br />

werden kann:<br />

Kreis Herzogtum Lauenburg<br />

Die bis zum 30.09.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Dr. med. Volker Penselin, Oberarzt der Inneren<br />

Abteilung des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht,<br />

wurde bis zum 30.09.2009 verlängert.<br />

Stadt Lübeck<br />

Herr Prof. Dr. med. Thomas Hütteroth, Ärztlicher<br />

Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik der<br />

Sana Kliniken Lübeck GmbH, Krankenhaus Süd,<br />

wurde mit Wirkung ab 01.07.2007, befristet bis zum<br />

30.06.2009, längstens jedoch bis zum Ende seiner<br />

ärztlichen Tätigkeit an vorgenannter Klinik, ermächtigt<br />

zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Überweisungspraxis<br />

zur Durchführung der nachstehend aufgeführten<br />

Leistungen:<br />

1. Endoskopische Ultraschalluntersuchungen (EUS)<br />

von Ösophagus, Magen, Pankreas und Gallenwegen<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 13400,<br />

33042 und 33090 EBM.<br />

2. Rektaler Ultraschall von Erkrankungen des Rektums,<br />

d. h. insbesondere Tumorstaging und Nachsorge<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 13400,<br />

33042 und 33090 EBM.<br />

3. Duplexsonographie der Pfortader, Lebervenen, des<br />

Tr.coeliacus, der a. mes. sup. und der Nierenarterien<br />

sowie der Nierenvenen im Zusammenhang mit<br />

gefäßchirurgischen Maßnahmen und Endosonograhie<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 33073<br />

und 33075 EBM.<br />

4. Wechsel von Gallenwegsprothesen, und Pankreasprothesen,<br />

ggf. mit sonographischer Kontrolle gemäß<br />

den Leistungen der Nummer 13431 EBM.<br />

5. Laserung von Tumorstenosen in Ösophagus, Magen<br />

und Rektum gemäß den Leistungen der Nummern<br />

13400, 13410 und 13424 EBM.<br />

6. Konsiliarische Beratung bei Patienten mit speziellen<br />

hepatologischen Problemen auf Überweisung<br />

durch Ärzte für Innere Medizin. In diesem Zusam-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 79


mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

80<br />

menhang sind lediglich die Gebührenpositionen<br />

01310, 01311, 01312, 01601, 01602 und 13220<br />

EBM abrechnungsfähig.<br />

7. Dilatations- und Bougierungsbehandlungen von<br />

Stenosen im Ösophagus und Rektum gemäß den<br />

Leistungen der Nummern 13257, 13400 und<br />

13410 EBM.<br />

8. Durchführung der Argon-Plasma-Koagulation<br />

(Nummer 13424 EBM im Zusammenhang mit<br />

Nummer 13257 oder 13400 EBM) für<br />

a) Blutstillungstherapie bei<br />

- diffusen Tumorblutungen im Ösophagus, Magen<br />

und Rektum,<br />

- Angiodysplasien und „Wassermelonenmagen“,<br />

- Ulcus ventriculi et duodeni,<br />

b) flankierende Therapie zur Eröffnung von narbigen<br />

Stenosen im Ösophagus, Magen und Rektum<br />

und zur Dilatations- und Bougierungsbehandlung.<br />

Herr Dr. med. Eike Burmester, Oberarzt an der Medizinischen<br />

Klinik der Sana Kliniken Lübeck GmbH,<br />

Krankenhaus Süd, wurde mit Wirkung ab 01.07.2007,<br />

befristet bis zum 30.06.2009, längstens jedoch bis zum<br />

Ende seiner ärztlichen Tätigkeit an vorgenannter Klinik,<br />

ermächtigt zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />

Überweisungspraxis zur Durchführung der<br />

nachstehend aufgeführten Leistungen:<br />

1. Endoskopische Ultraschalluntersuchungen (EUS)<br />

von Ösophagus, Magen, Pankreas und Gallenwegen<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 13400,<br />

33042 und 33090 EBM.<br />

2. Rektaler Ultraschall von Erkrankungen des Rektums,<br />

d. h. insbesondere Tumorstaging und Nachsorge<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 13400,<br />

33042 und 33090 EBM.<br />

3. Duplexsonographie der Pfortader, Lebervenen, des<br />

Tr.coeliacus, der a. mes. sup. und der Nierenarterien<br />

sowie der Nierenvenen im Zusammenhang mit<br />

gefäßchirurgischen Maßnahmen und Endosonograhie<br />

gemäß den Leistungen der Nummern 33073<br />

und 33075 EBM.<br />

4. Wechsel von Gallenwegsprothesen, und Pankreasprothesen,<br />

ggf. mit sonographischer Kontrolle gemäß<br />

den Leistungen der Nummer 13431 EBM.<br />

5. Laserung von Tumorstenosen in Ösophagus, Magen<br />

und Rektum gemäß den Leistungen der Nummern<br />

13400, 13410 und 13424 EBM.<br />

6. Konsiliarische Beratung bei Patienten mit speziellen<br />

hepatologischen Problemen auf Überweisung<br />

durch Ärzte für Innere Medizin. In diesem Zusam-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

menhang sind lediglich die Gebührenpositionen<br />

01310, 01311, 01312, 01601, 01602 und 13220<br />

EBM abrechnungsfähig.<br />

7. Dilatations- und Bougierungsbehandlungen von<br />

Stenosen im Ösophagus und Rektum gemäß den<br />

Leistungen der Nummern 13257, 13400 und<br />

13410 EBM.<br />

8. Durchführung der Argon-Plasma-Koagulation<br />

(Nummer 13424 EBM im Zusammenhang mit den<br />

Nummern 13257 oder 13400 EBM) für<br />

a) Blutstillungstherapie bei<br />

- diffusen Tumorblutungen im Ösophagus, Magen<br />

und Rektum,<br />

- Angiodysplasien und „Wassermelonenmagen“,<br />

- Ulcus ventriculi et duodeni,<br />

b) flankierende Therapie zur Eröffnung von narbigen<br />

Stenosen im Ösophagus, Magen und Rektum<br />

und zur Dilatations- und Bougierungsbehandlung,<br />

9. Durchführung der Manometrie/LZ-pH-Metrie des<br />

Ösophagus auf Überweisung durch gastroenterologisch<br />

tätige Ärzte gemäß den Leistungen der Nummer<br />

13401 EBM.<br />

Die bis zum 30.09.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Dr. med. Wolfram Höche, Chefarzt der Abteilung<br />

für Radiologie und Nuklearmedizin der Sana<br />

Kliniken Lübeck GmbH, Krankenhaus Süd, wurde<br />

bis zum 30.09.2009 verlängert.<br />

Stadt Neumünster<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristeten Ermächtigungen<br />

von Herrn Werner Wortmann und Herrn Dr. med.<br />

Klaus Wittmaack, Ltd. Oberärzte an der Klinik für<br />

Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des<br />

Friedrich-Ebert-Krankenhauses Neumünster GmbH,<br />

wurden bis zum 30.06.2009 verlängert.<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Frau Dr. med. Frauke Strahlendorf-Elsner, Ltd.<br />

Oberärztin des Zentrallaboratoriums am Friedrich-<br />

Ebert-Krankenhaus Neumünster GmbH, wurde bis<br />

zum 30.06.2009 verlängert.<br />

Kreis Nordfriesland<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Dr. med. Rolf Schneider, Chefarzt der Abteilung<br />

Chirurgie/Phlebologie am Klinikum Nordfriesland<br />

gGmbH, Klinik Tönning, wurde bis zum<br />

30.06.2009 verlängert.<br />

Herr Dr. med. Johannes Matthias, Funktionsoberarzt<br />

an der Fachklinik Satteldüne, Nebel/Amrum, wurde


mit Wirkung ab 24.05.2007, befristet bis zum<br />

30.09.2008, längstens jedoch bis zum Ende seiner<br />

ärztlichen Tätigkeit an vorgenannter Klinik, ermächtigt<br />

zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung<br />

zur Durchführung der nachstehend aufgeführten<br />

Leistungen auf Überweisung durch den ermächtigten<br />

Arzt Herrn Dr. med. Gerd Hüls:<br />

- Sonographie des Abdomens und Retroperitoneum,<br />

einschließlich Nieren bei Kindern, B-Mode,<br />

- Sonographie der Uro-Genitalorgane, ohne weibliche<br />

Genitale, B-Mode,<br />

- Sonographie der Säuglingshüfte.<br />

Im Rahmen dieser Ermächtigung sind die Nummern<br />

01722, 33042, 33043 und 33051 EBM abrechenbar.<br />

Kreis Plön<br />

Die Ermächtigung der Psychiatrischen Tagesklinik<br />

„Die Brücke“, Preetz, gemäß § 118 SGB V als psychiatrische<br />

Institutsambulanz wurde mit Wirkung ab<br />

24.05.2007 hinsichtlich des Überweisungsvorbehaltes<br />

wie folgt abgeändert:<br />

Die Psychiatrische Tagesklinik „Die Brücke“ ist ermächtigt<br />

als psychiatrische Institutsambulanz gemäß<br />

§ 118 SGB V zur ambulanten psychiatrischen und<br />

psychotherapeutischen Behandlung und zwar beschränkt<br />

auf folgende Diagnosebereiche:<br />

- Psychosen,<br />

- schwere Verläufe bei Suchterkrankungen,<br />

- psychisch Kranke mit schweren Nachfolgekrankheiten.<br />

Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />

Herr Dr. med. Dirk Johnsen, Oberarzt der Klinik für<br />

Kinder- und Jugendmedizin am Kreiskrankenhaus<br />

Rendsburg-Eckernförde, Rendsburg, wurde mit Wirkung<br />

ab 01.07.2007, befristet bis zum 30.06.2009,<br />

längstens jedoch bis zum Ende seiner ärztlichen Tätigkeit<br />

an vorgenannter Klinik, ermächtigt zur Teilnahme<br />

an der vertragsärztlichen Versorgung zur<br />

- Durchführung von Sonographien zwecks differenzialdiagnostischer<br />

Abklärung auf Überweisung solcher<br />

Vertragsärzte, die sonographische Untersuchungen<br />

durchführen. In diesem Zusammenhang<br />

sind die Nummern 01722, 33042, 33043, 33051,<br />

33052, 33081, 33090 und 33092 EBM abrechenbar.<br />

- Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes<br />

mellitus. Insoweit sind folgende EBM-Ziffern<br />

abrechenbar: 01310, 01311, 04120, 01601, 01602,<br />

32030, 32031, 32057 und 32094,<br />

- Mitbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit<br />

einer hämatologischen und onkologischen Grunderkrankung<br />

auf Überweisung durch Vertragsärzte<br />

mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

(Nummern 01310, 01311, 04311, 01601, 01602,<br />

02100 EBM),<br />

- Durchführung von konsiliarischen Beratungen und<br />

Untersuchungen in ausgewählt schwierigen Fällen<br />

zur Abklärung des weiteren diagnostischen und therapeutischen<br />

Vorgehens auf Überweisung durch<br />

Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin. Insoweit<br />

sind lediglich die EBM-Nummern 01310, 01311 sowie<br />

01601 und 01602 abrechenbar sowie im Einzelfall<br />

sonographische Leistungen.<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Dr. med. Hans-Carsten Joachim, Oberarzt der<br />

Medizinischen Klinik am Kreiskrankenhaus Rendsburg-Eckernförde,<br />

Eckernförde, wurde bis zum<br />

30.06.2009 verlängert.<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Frau Dr. med. Karin Oltmann, Oberärztin der Abteilung<br />

Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und<br />

Schmerztherapie am Kreiskrankenhaus Rendsburg-<br />

Eckernförde, Rendsburg, wurde bis zum 30.06.2009<br />

verlängert.<br />

Die bis zum 30.09.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Prof. Dr. med. Oliver Behrens, Chefarzt der<br />

Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus<br />

Rendsburg-Eckernförde, Rendsburg,<br />

wurde bis zum 30.09.2009 verlängert.<br />

Die Ermächtigung von Herrn Prof. Dr. med. Joachim<br />

Brossmann, Chefarzt der Abteilung Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie des Kreiskrankenhauses<br />

Rendsburg-Eckernförde, Rendsburg, zur Teilnahme<br />

an der vertragsärztlichen Versorgung als Programmverantwortlicher<br />

Arzt (PVA) im Rahmen der<br />

Früherkennung von Brustkrebs durch Mammographie-Screening<br />

gemäß Anlage 9.2 BMV-Ä/EKV wurde<br />

dahingehend berichtigt, dass sie bis zum<br />

30.06.2017 befristet ist.<br />

Kreis Steinburg<br />

Die bis zum 30.06.2007 befristete Ermächtigung von<br />

Herrn Dr. med. Wolfram Kluge, Funktionsoberarzt<br />

der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin<br />

der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin/Schmerztherapie<br />

am Klinikum Itzehoe, wurde<br />

bis zum 30.06.2009 verlängert.<br />

Herr Dr. med. Hartmut Wegener, Oberarzt der Klinik<br />

für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum<br />

Itzehoe, wurde mit Wirkung ab 01.07.2007, befristet<br />

bis zum 30.06.2009, längstens jedoch bis zum<br />

Ende seiner ärztlichen Tätigkeit an vorgenannter Klinik,<br />

ermächtigt zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />

Versorgung zur Durchführung von konsiliari-<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 81


mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

82<br />

schen Beratungen und Untersuchungen zur Abklärung<br />

des weiteren diagnostischen und therapeutischen<br />

Vorgehens auf Überweisung durch Fachärzte<br />

für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die Leistungen<br />

nach der Nummer 01773 EBM erbringen. Im<br />

Rahmen dieser Ermächtigung sind die Nummern<br />

01310, 01311, 01312, 01600, 01601, 01602, 01775,<br />

01780, 08215 und 33044 EBM abrechenbar. Die Ermächtigung<br />

erstreckt sich nicht auf solche Leistungen,<br />

die gemäß § 115 a SGB V erbracht werden.<br />

Kreis Stormarn<br />

Herr Geert Geusendam, Kommissarischer Leiter des<br />

DRK-Blutspendedienstes Nord gGmbH, Lütjensee,<br />

wurde mit Wirkung ab 01.07.2007, befristet bis zum<br />

30.06.2009, längstens jedoch bis zum Ende seiner<br />

ärztlichen Tätigkeit an der vorgenannten Institution,<br />

ermächtigt zur Durchführung der nachstehend aufgeführten<br />

Leistungen:<br />

1. ambulante Transfusionen auf Überweisung durch<br />

Vertragsärzte,<br />

2. Durchführung von Leistungen nach den Gebührennummern<br />

32103, 32530, 32540, 32541, 32542,<br />

32543, 32545, 32546, 32550, 32551, 32552, 32554,<br />

32556 EBM auf Überweisung durch Fachärzte für<br />

Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatolgie<br />

bzw. Hämatologie und Internistische Onkologie,<br />

transfundierende Vertragsärzte und in speziellen<br />

Einzelfällen auf Überweisung durch Fachärzte für<br />

Laboratoriumsmedizin und im Zusammenhang mit<br />

Ziffer 1 der Ermächtigung auf Überweisung durch<br />

Vertragsärzte.<br />

Öffentliche Ausschreibung von Vertragspraxen<br />

gemäß § 103 Abs. 4 SGB V<br />

Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten<br />

deren Vertragsarztsitze zur Übernahme durch Nachfolger<br />

aus, da es sich um für weitere Zulassungen gesperrte<br />

Gebiete handelt:<br />

Kreis Dithmarschen<br />

7619/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Augenheilkunde<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

7621/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Augenheilkunde<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007<br />

Stadt Kiel<br />

8069/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Bewerbungsfrist: 31.07.2007<br />

8732/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Innere Medizin<br />

Bewerbungsfrist: 31.07.2007<br />

Stadt Lübeck<br />

8331/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8332/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Orthopädie<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8529/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8117/2007<br />

Praxis eines Psychologischen Psychotherapeuten/einer<br />

Psychologischen Psychotherapeutin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreisregion Stadt Neumünster/<br />

Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />

8573/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8671/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8674/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Augenheilkunde<br />

Bewerbungsfrist: 31.07.2007<br />

Kreis Nordfriesland<br />

8644/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8698/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreis Ostholstein<br />

7965/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Orthopädie<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreis Pinneberg<br />

8319/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007


8327/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Innere Medizin, Schwerpunkt Rheumatologie<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreis Plön<br />

7629/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8250/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

8336/2007<br />

Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreis Segeberg<br />

7987/2007<br />

Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Kreis Steinburg<br />

8251/2007<br />

Praxis eines Facharztes/Fachärztin für Augenheilkunde<br />

Bewerbungsfrist: 31.08.2007<br />

Der/Die abgabewillige Arzt/Ärztin bzw. Psychotherapeut/Psychotherapeutin<br />

möchte zunächst noch anonym<br />

bleiben. Interessenten können Näheres bei der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> erfahren<br />

(Tel. 04551/883327, 883259, 883346, 883378,<br />

883291, 883303).<br />

Bewerbungen um diese Vertragspraxen sind innerhalb<br />

der jeweils angegebenen Bewerbungsfrist an die<br />

Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>, Bismarckallee<br />

1-3, 23795 Bad Segeberg, zu richten. Der<br />

Bewerbung sind die für die Zulassung zur Vertragspraxis<br />

erforderlichen Unterlagen beizufügen:<br />

� Auszug aus dem Arztregister,<br />

� ein unterschriebener Lebenslauf.<br />

mitteilungen der kassenärztlichen vereinigung<br />

Außerdem sollte bereits vorab durch den Bewerber<br />

ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“,<br />

ein so genanntes Behördenführungszeugnis, bei der<br />

zuständigen Meldebehörde beantragt werden, das der<br />

KV <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> dann unmittelbar vom Bundeszentralregister<br />

übersandt wird.<br />

Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung<br />

eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung<br />

sich die Bewerbung bezieht, für welchen Niederlassungsort<br />

(Straße, Hausnummer, PLZ, Ort) die<br />

Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug<br />

beigefügt wurde. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist<br />

keine Bewerbung eingehen, so akzeptiert der Zulassungsausschuss<br />

Bewerbungen, die bis zu dem Tag eingehen,<br />

an dem die Ladung zu der Sitzung des Zulassungsausschusses<br />

verschickt wird, in der über die ausgeschriebene<br />

Praxis verhandelt wird.<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Ärzte/<br />

Psychotherapeuten, die für diesen Planungsbereich<br />

und diese Fachrichtung eine Eintragung in die Warteliste<br />

beantragt haben, nicht automatisch als Bewerber<br />

für diese Praxis gelten. Es ist in jedem Fall eine<br />

schriftliche Bewerbung für diesen Vertragsarztsitz erforderlich,<br />

die Eintragung in die Warteliste befreit<br />

hiervon nicht.<br />

Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragsarztsitzen<br />

von Hausärzten (Fachärzte für Allgemeinmedizin,<br />

prakt. Ärzte und hausärztlich tätige Internisten)<br />

können sich sowohl Fachärzte für Allgemeinmedizin<br />

als auch hausärztlich tätige Internisten bewerben.<br />

Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragspsychotherapeutenpraxen<br />

können sich Psychologische<br />

Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten,<br />

Ärzte für Psychotherapeutische<br />

Medizin sowie Ärzte, die beabsichtigen, ausschließlich<br />

psychotherapeutisch tätig zu werden, bewerben.<br />

Kassenärztliche<br />

Vereinigung Arznei- und Heilmittelverordnung 2007<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Ab sofort finden Sie die von der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> und ihren Vertragspartnern unterschriebene Arznei- und Heilmittelvereinbarung<br />

2007 im Internet unter www.kvsh.de - Verträge - Arznei- und Heilmittel zum Download. Auf Wunsch kann<br />

die Vereinbarung auch in Papierform bei der Formularausgabe der KVSH bestellt werden.<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong>isches Ärzteblatt 7/2007 83


Neues aus der Akademie ...<br />

Fördergesellschaft lädt ein<br />

Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung<br />

der westlichen Welt leidet an Obstipation.<br />

Diagnostik und Therapie sind schwierig und<br />

kostenträchtig. Zur Behandlung dieser komplexen<br />

Symptomatik ist die Zusammenarbeit, insbesondere<br />

zwischen Internisten, Chirurgen und<br />

Psychologen, erforderlich.<br />

Die Fördergesellschaft der Akademie hat sich<br />

dieser Herausforderung für die ambulante wie<br />

die klinische Medizin gestellt. In einer interdisziplinären<br />

Veranstaltung sollen Ursachen, Wege<br />

der Diagnostik und Möglichkeiten der medikamentösen<br />

und chirurgischen Therapie <strong>aktuell</strong><br />

dargestellt und diskutiert werden.<br />

Termin: Samstag, 01.09.2007, 9:30-13:00 Uhr<br />

Die Veranstaltung ist gebührenfrei!<br />

Wir bilden aus<br />

Ich bin Jasmin Tüxen und<br />

zurzeit als Auszubildende in<br />

der Akademie-Geschäftsstelle<br />

tätig.<br />

Zu meiner 3-jährigen Ausbildung<br />

zur Kauffrau für Bürokommunikation<br />

bei der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> gehört auch eine<br />

4-monatige Arbeitsphase in<br />

der Akademie.<br />

Jasmin Tüxen (Foto: Pecnik)<br />

Durch die gute Einarbeitung<br />

der Mitarbeiter der Akademie<br />

kann ich unterstützend tätig sein und gewinne<br />

einen großen Einblick in die Akademiearbeit.<br />

Ich lerne die Kursorganisation kennen<br />

und komme so auch mit Teilnehmern und Referenten<br />

in Kontakt, was mir sehr viel Spaß bereitet<br />

und ein Gegensatz zur Arbeit in der <strong>Ärztekammer</strong><br />

ist. Durch die verschiedenen Bereiche der<br />

<strong>Ärztekammer</strong> und der Akademie fühle ich mich<br />

gut vorbereitet für mein weiteres Berufsleben.<br />

Auf eine freiwerdende Stelle würde ich mich<br />

nach bestandener Prüfung sehr gern bewerben ...<br />

Veranstaltungen im August<br />

27.-31. August 2007,<br />

5 in sich abgeschlossene Tageskurse<br />

Intensivmedizin<br />

Training schwieriger Situationen am Simulator<br />

28. August bis 1. September 2007, Beginn 9:00 Uhr<br />

Fachkunde Strahlenschutz<br />

Einführung, Grundkurs, Spezialkurse<br />

29. August bis 2. September 2007, Beginn 9:00 Uhr<br />

Homöopathie Kurs B für die Zusatz-Weiterbildung<br />

Vorschau<br />

8.-15. September 2007, Beginn 9:00 Uhr<br />

Fachkunde Rettungsdienst<br />

Zusatzbezeichnung Notfallmedizin<br />

17.-26. September 2007, Beginn 8:30 Uhr<br />

Innere Medizin<br />

Auffrischungskurs für das Gesamtgebiet<br />

5.-7. Oktober 2007, 6 weitere Termine<br />

Naturheilverfahren 160-Stunden Kurs für die<br />

Zusatz-Weiterbildung<br />

6.-7. Oktober 2007, Beginn 9:00 Uhr<br />

Der ärztliche Bereitschaftsdienst<br />

Fallbeispiele aus verschiedenen Fachgruppen<br />

5.-9. November 2007, Beginn 9:30 Uhr<br />

Sonographie-Grundkurs für Abdomen und<br />

Schilddrüse<br />

5.-9. November 2007, Beginn 8:30 Uhr<br />

Intensivmedizin<br />

Theoretische und praktische Grundlagen<br />

16.-18. November und 7.-9. Dezember 2007<br />

Diabetologie<br />

Strukturierte curriculäre Fortbildung<br />

24.-25. November 2007, 3 weitere Termine<br />

Ernährungsmedizin - 100-Stunden-Kurs<br />

Strukturierte curriculäre Fortbildung<br />

Akademie für med. Fort- und Weiterbildung<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

Esmarchstr. 4-6, 23795 Bad Segeberg<br />

Tel. 04551/803-166, Fax 803-194<br />

Internet www.aeksh.de/akademie<br />

E-Mail akademie@aeksh.org

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