Presseheft von WHISKY MIT WODKA - Einsnull
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gen Zweifeln auf seinem dicken Hintern sitzt<br />
und sich nicht bewegt. Andere müssen einen<br />
bewegen.<br />
Und wie haben Sie sich der Figur dann<br />
angenähert?<br />
Wie gesagt: Das Letztere ist mir sehr nahe. Und<br />
den einen oder anderen Trinkerfreund habe<br />
ich ja in meiner Nähe. Ich hatte nur Angst,<br />
die Besoffenheit zu groß zu spielen, zu übertreiben.<br />
Darum habe ich mir zum Beispiel den Film<br />
„Der Trinker“ mit Harald Juhnke angeguckt.<br />
Dann habe ich aber gemerkt: Ich muss bei mir<br />
bleiben – und mich daran erinnern, wie meine<br />
Trinkerfreunde sich verhalten.<br />
Hatten Sie beim Dreh die Möglichkeit zu<br />
improvisieren?<br />
Nein. Anfangs dachte ich noch, man könnte<br />
hier und da probieren, eine Szene vielleicht zu<br />
bereichern oder intensiver zu machen. Aber<br />
dann merkte ich sehr schnell: Die Dialoge sind<br />
so genau geschrieben, das ist ein so klares und<br />
stringentes und durchdachtes Drehbuch, dass<br />
es schwächer würde durch jedes zusätzliche<br />
Wort und jeden zusätzlichen Schlenker. Ich<br />
habe noch nie so viele Regieanweisungen<br />
in einem Drehbuch so bewusst befolgt wie hier.<br />
So eine Arbeitsweise würde man natürlich bei<br />
einem Andreas-Dresen-Film erst mal nicht<br />
erwarten. Aber das zeichnet ihn als Regisseur<br />
ja auch aus: dass er eben nicht jedes Thema<br />
nach 08/15-Muster runterrattert, sondern für<br />
jede Geschichte eine eigene Vision hat. Darum<br />
macht er dann auch so unterschied liche Filme<br />
wie WOLKE 9 und <strong>WHISKY</strong> <strong>MIT</strong> <strong>WODKA</strong>.<br />
Wie haben Sie ihn bei den Dreharbeiten<br />
erlebt?<br />
Als einen liebevollen, lustigen Mann, der ernsthaft<br />
und mit großer Leidenschaft an einem<br />
Stoff arbeitet. Er beschäftigt sich intensiv mit<br />
der Geschichte und dem Drehbuch und ist<br />
extrem gut vorbereitet. Wir haben immer versucht,<br />
den Szenen auf den Grund zu kommen.<br />
Was uns natürlich nicht immer gelungen ist,<br />
aber wir haben es versucht. Gleichzeitig ist er<br />
aber beim Drehen überhaupt nicht verkrampft,<br />
sondern läuft mit einer gewissen Selbstironie<br />
durch die Gegend. Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit<br />
und Lockerheit hat mir sehr gefallen.<br />
Und wie war die Zusammenarbeit mit<br />
Corinna Harfouch?<br />
Ich habe mit ihr schon mehrmals gedreht und<br />
Theater gespielt – und wir sind privat befreundet,<br />
weil wir längere Zeit in Berlin fast Tür an<br />
Tür gewohnt haben. Diese private Nähe hilft<br />
natürlich, wenn man am Set in den Rollen eine<br />
Vertrautheit herstellen muss. Mir macht es auch<br />
Spaß, mit Corinna Vertrautheit herzustellen.<br />
In seiner Generalabrechnung beim Bergfest<br />
sagt Otto über die Arbeit des Filmschauspielers:<br />
„Man sitzt rum und wartet, und dann<br />
hält man auf Zuruf sein nacktes Gesicht hin.“<br />
Deckt sich das mit Ihren eigenen Erfahrungen?<br />
Ja. Wir Schauspieler sind ja Ausführende und<br />
Instrument zugleich. Das macht uns besonders<br />
verletzlich. Wir arbeiten mit Emotionen – da<br />
ist man immer mit seiner ganzen Person und<br />
seinem ganzen Körper angreifbar. Wenn ein<br />
Film schlecht ist, können sich alle Beteiligten<br />
wegducken, weil sie nicht zu sehen sind –<br />
nur der Schauspieler nicht. Dabei bin ich als<br />
Darsteller kein Entscheidungsträger. Ich entscheide<br />
weder über die Besetzung noch über die<br />
Dialoge oder über den Schnitt. Ich bin letztlich<br />
nicht einmal für meine Rolle verantwortlich,<br />
denn ich kann sie nicht allein bewältigen –<br />
ich brauche das Team. Ich nehme also teil an<br />
Projekten, die ich gar nicht selbst bestimme.<br />
Insofern bin ich nur der unmündige Frontmann.<br />
Im Falle eines Erfolges aber habe ich den Film<br />
natürlich alleine gemacht, und alles hing <strong>von</strong><br />
mir ab!<br />
Was ist für Sie das Besondere an <strong>WHISKY</strong><br />
<strong>MIT</strong> <strong>WODKA</strong>?<br />
Die verschiedenen Ebenen: zum einen die historische<br />
Film-im-Film-Geschichte mit einem<br />
Mann zwischen zwei Frauen, zum anderen die<br />
heutige Geschichte über Mann-Frau-Beziehungen<br />
und Einsamkeit und verpasstes Leben. Sie<br />
zeigt, wie schwer wir es uns machen, zueinander<br />
zu finden; wie wir nicht aufeinander eingehen,<br />
sondern aus Angst Wände aufbauen. Es gibt ein<br />
schönes Bild dafür im Film, eine Nachtszene:<br />
die Wohnwagensiedlung der Filmleute, wo alle<br />
in so kleinen erleuchteten Kästen leben, jeder<br />
für sich. Manchmal klopft jemand an eine Tür,<br />
es wird aufgemacht oder nicht. Man möchte im<br />
Kino lachen, weinen, träumen und schlucken.<br />
Und all das kann man hier!<br />
OTTO<br />
Es ist eigentlich immer alles gut<br />
gegangen mit mir. Nur die einfachen<br />
Sachen habe ich nicht hingekriegt,<br />
das war nicht meine Stärke. Die so<br />
genannten zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen. Ich war gut in<br />
Eröffnungen, mehr nicht.<br />
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