pwc: Titel wird Recaro über die Innovationsprojekte seiner strategischen Partner informiert, um daraus schließlich gemeinsam mehr ma- chen zu können. In solchen engen und langfristig orientierten, aber dennoch formbaren Partnerschaften fühlen sich Unternehmen jeder Größenord- nung heute am wohlsten, erklärt Professor Thomas Rautenstrauch von der Hochschule Luzern, der sich schon lange mit Unterneh- mensnetzwerken beschäftigt. Egal ob es kleine Bauunternehmen sind, die sich zu Ar- beitsgemeinschaften zusammenschließen, um größere Projekte stemmen zu können, oder Dax-Konzerne, die in Einkaufs- oder Entwicklungskooperationen ihre Wettbe- werbsfähigkeit verbessern: „Wilde Ehen“ erweisen sich im Wettbewerb als wider- standsfähiger gegenüber verschachtelten Konglomeraten aus Mutter-Tochter-Bezie- hungen. Moderne Partnerschaften sind mit klaren Regeln fixiert, aber jederzeit flexibel. Sie können je nach Erfolg und Belieben be- endet, verlängert, intensiviert oder redu- ziert werden. Gegenseitige Abhängigkeiten schweißen die Partner aneinander, aber von einer gesellschaftsrechtlichen Bindung für die Ewigkeit halten sie wenig. Der Trend zur Partnerschaft ist jetzt auch mit Macht auf der Ebene der großen Konzerne angekommen, wo noch vor Kurzem der Fokus klar auf dem M&A-Ge- schäft lag, also der festen, unternehmens- rechtlichen Bindung. Das belegt der Anfang 2009 veröffentlichte „CEO Survey“ von PricewaterhouseCoopers (<strong>PwC</strong>), eine Be- fragung von mehr als 1.000 CEOs aus aller Welt. In allen Weltregionen schätzten die Topmanager die Bedeutung von Partner- schaften höher ein als die von Fusionen und Übernahmen – ein Jahr zuvor waren die Partnerschaften nur in Asien höher bewer- tet worden. Diese Einschätzung korrespondiert mit dem dramatischen Einbruch im M&A-Markt im Lebenslange Treue Als alles begann, waren die beiden bereits zusammen. 1971 eröffnete McDonald’s sein erstes Restaurant in Deutschland. Schon damals kamen die Gurken auf dem Ham- burger sowie der Ketchup zu den Pommes von der Firma Develey aus Unterhaching. Bis heute sind sich die Deutschlandtochter des US-Gastrogiganten und das 18 gegründete bayerische Traditionsunternehmen treu geblieben. Kein Zufall, denn es ist die Strategie von McDonald’s, überall auf der Welt langfristig mit regionalen Partnern zusammen zu arbeiten. So könnten Produkt- und Prozessqualität am besten optimiert, vorangetrieben und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. „Wir brauchen schließlich große Mengen“, heißt es in der Deutschlandzentrale in München. Und das kommt auch Develey zugute. Mittlerweile werden rund 2 0 Produkte für McDonald’s produziert: Soßen, Gurken und Senfe, Ketchups, Mayos und Salatdressings. In rund 0 Länder werden die Develey- McDonald’s-Produkte exportiert. Und dass McDonald’s ein bedeutender Partner ist, beweisen die Zahlen für das Lizenzprodukt McDonald’s Tomato Ketchup: Über fünf Millionen Flaschen werden jährlich im Einzelhandel verkauft. Als Lebensmittellieferant ist Develey auch in die Entwicklung von Produkten und Promotionaktionen bei McDonald’s eng eingebunden. Und auch bei der Entwicklung neuer Spezialitäten ist der Rat der Unterhachinger Lebensmittelexperten gefragt. Die Gurken aus Unterhaching wurden bei McDonald’s zur weltweiten Benchmark gekürt. Auch bei der Zubereitung der Burger in Schanghai, Kapstadt oder Rio de Janeiro müssen sich die lokalen Küchenchefs an der bayerischen Qualität orientieren. Beim Ketchup allerdings muss Develey einem fremden Vorbild folgen – hier gilt der japanische Lieferant als Maß aller Dinge. vergangenen Jahr: So lag nach einer Studie der Universität St. Gallen das Gesamt- volumen aller angekündigten Unterneh- menstransaktionen mit 3,3 Billionen Dol- lar satte 28 Prozent unter dem Ergebnis des Jahres 2007. Den einzigen Rekordwert schaffte das Krisenjahr 2008 bei der Zahl der abgesagten Transaktionen: Insgesamt 1.362 angekündigte M&A-Vorhaben wurden abgebrochen. Der tatsächliche Rückgang des klassischen M&A-Geschäfts fiel sogar noch stärker aus, als es die Transaktionsstatistiken anzeigen. Denn bei vielen dieser „Deals“ des vergan- genen Jahres hat nicht ein Unternehmen das andere gekauft, sondern der Staat sich bei einem Unternehmen eingekauft, um es vor der Pleite zu retten. Besonders heftig traf es da natürlich die Banken: Gleich bei zwölf der 20 größten Transaktionen in der europäischen Finanzdienstleistungsbranche, so eine <strong>PwC</strong>-Studie, traten im Jahr 2008 Staaten oder Zentralbanken als Käufer auf. Die „wilden Ehen“ in der Wirtschaft sind ein vergleichsweise junges Phänomen. Zwar wechselten sich in der Wirtschaftsgeschich- te schon mehrfach Epochen, in denen es auf Größenwachstum ankam (wie Ende des 19. Jahrhunderts), mit solchen ab, in denen Konzentration und Flexibilität belohnt wur- den (wie in der „Corporate Raider“-Zeit vor 2 Jahren). Aber jetzt, so Professor Rauten- strauch, geht es nicht so sehr um Groß oder Klein, sondern um die Fähigkeit, in Netz- werken zu denken und zu arbeiten. Und für diesen Trend stehen vor allem zwei Begriffe: Globalisierung und Internet. Laut Rautenstrauch wurde das Umden- ken im Zuge der Globalisierung und dem sich daraus verschärfenden Wettbewerb erzwungen. Im harten globalen Wettbe- werb mussten bei der Herstellung von Wa- ren und Dienstleistungen auf jeder einzel- nen Wertschöpfungsstufe Höchstleistungen vollbracht werden. Statt viele Produkte auf wenigen Märken zu verkaufen, galt es nun, mit wenigen Pro- dukten auf vielen Märkten erfolgreich zu sein. Ohne lokale Partner war dieses Ziel schlicht nicht zu erreichen. Die Kommu- nikationsrevolution der vergangenen zwei Jahrzehnte schuf die Werkzeuge, um glo- bale Netzwerke auch tatsächlich installie- ren und nutzen zu können. Und das auch nicht nur in einer festen Konstellation, wie etwa in den internationalen Netzwerken der großen Werbeagenturen oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, sondern in ständig wechselnden Formen. 6 pwc: | juli 2009 Treue: Seit Jahrtausenden gehen Hund und Mensch gemeinsam durchs Leben – in Jagd- oder Transportgemeinschaft oder ganz schlicht in gegenseitiger Sympathie. pwc: | juli 2009 7