Oberbergische Impulse II / 2006 - Gründer
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Christian Peter Kotz: „Sprache ist wichtige Basis“ / Perspektiven für Unternehmen und Azubis hier bei Bergische Achsen und GIRA (rechts)<br />
Ausbildung:<br />
Perspektiven für<br />
die Profis von morgen<br />
Ausbildung ist Vorsorge. Vorsorge fürs Unternehmen - damit die guten Kräfte<br />
für die Zukunft gefunden werden. Aber auch Vorsorge für die Region. Denn<br />
nur ausgebildete Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen,<br />
können besser verdienen und stärken ein stabiles soziales Klima.<br />
Viele Bewerber - weniger Ausbildungsplätze.<br />
Das ist die Bilanz heute. Und<br />
trotz aller Anstrengungen bleiben jedes<br />
Jahr Jugendliche übrig, die keine Lehrstelle<br />
finden. Auf den ersten Blick für<br />
die Unternehmen eine positive Ausgangslage,<br />
können sie doch die Besten<br />
für ihren Ausbildungsplatz auswählen.<br />
Doch das wird sich schon bald<br />
ändern, rechnet Rainer Lessenich vor.<br />
Der Geschäftsführer der Industrie- und<br />
Handelskammer zu Köln, Zweigstelle<br />
Oberberg, weiß: „Bis 2012 - längstens<br />
bis 2015 - schieben wir diese Bugwelle<br />
vor uns her.“ Danach werden Auszubildende<br />
Mangelware.<br />
Damit ändert sich einiges. Heute noch<br />
gilt es, all die Bewerber möglichst gut<br />
zu versorgen, die keinen Ausbildungs-<br />
Malerfachbetrieb Bondke: Azubis als „Young<br />
Professionals“. Foto: CE<br />
4<br />
platz gefunden haben. Künftig aber wird<br />
es schwer für die Unternehmen, qualifizierte<br />
Auszubildende zu finden. An wesentlichen<br />
Grundqualifikationen mangelt<br />
es schon heute - und dies seit Jahren.<br />
Doch Besserung erleben die Ausbilder<br />
kaum. Christian Peter Kotz, IHK-Vizepräsident<br />
und vertretungsberechtigter<br />
Gesellschafter der BPW Bergische<br />
Achsen KG, bringt es auf den Punkt:<br />
„ Wer kein Deutsch kann, erhält heute<br />
kaum eine Lehrstelle.“ Die Radevormwalder<br />
GiRa Giersiepen GmbH +<br />
Co. KG hat im vergangenen Jahr seine<br />
Einstellungsverfahren um zwei Tests<br />
bereichert - ab jetzt müssen sich die BewerberInnen<br />
auch bei einem Deutschund<br />
Mathematiktest bewähren.<br />
Basis: Korrekte Umgangsformen<br />
Ohne die wesentlichen Kulturtechniken<br />
- Rechnen, Schreiben, Reden - geht es<br />
nicht. Da gibt es kaum noch Ausnahmen.<br />
Das bestätigt auch Holger Kleinjung,<br />
der die Engelskirchener Metzgerei<br />
Kleinjung als Familienbetrieb führt<br />
und derzeit einen Auszubildenden beschäftigt.<br />
Wichtig auch für ihn: „Der<br />
Auszubildende muss mit den Kunden<br />
kommunizieren und freundlich sein.“<br />
Denn auch im Handwerk gilt: Der Kontakt<br />
zum Kunden entscheidet, Kommunikationsmuffel<br />
können einen Betrieb<br />
wesentlich schädigen. Und für Metzger<br />
wie Holger Kleinjung ist es heute schon<br />
schwierig, gute Auszubildende zu fin-<br />
Von Peter Schmidt<br />
den. Arbeitswille, Zuverlässigkeit und<br />
eben Freundlichkeit fehlen oft. Für Kleinjung<br />
ist das „nicht zuviel verlangt“. Für<br />
seine Bewerber oft doch.<br />
Um schon heute die richtigen BewerberInnen<br />
zu finden, stecken größere<br />
Handwerksbetriebe immer mehr Energie<br />
in die Suche nach den richtigen<br />
Auszubildenden. Bei der Marienheider<br />
Bondke GmbH, einer der großen Malerfachfirmen<br />
im <strong>Oberbergische</strong>n Kreis,<br />
arbeiten immer zwischen 14 und 20<br />
Auszubildende. Das entspricht in etwa<br />
der Zahl der angestellten Gesellen. Für<br />
Maik Hensel, einem der geschäftsführenden<br />
Gesellschafter, ist so eine hohe<br />
Quote nicht nur aus gesellschaftlicher<br />
Verantwortung wichtig. „Während der<br />
Ausbildung lernen wir die Auszubildenden<br />
besonders gut kennen und können<br />
dann die Besten weiter beschäftigen.“<br />
Derzeit werden rund 70 Prozent übernommen.<br />
Für Hensel ist dies auch ein<br />
gutes Stück Vorsorge für den Betrieb.<br />
Dafür arbeitet die Bondke GmbH heute<br />
schon intensiv, bietet Praktika an,<br />
besucht Schulen und stellt dort das<br />
Unternehmen vor. Und während der<br />
Ausbildung erhalten die Auszubildenden<br />
echte Entwicklungschancen: Begabte<br />
und engagierte Auszubildende ziehen<br />
als „Young Professionals“ eigenständig<br />
Aufträge durch.<br />
Fachkräfte der Zukunft sichern<br />
Personalentwicklern ist schon klar:<br />
heute beginnt der Kampf um die Fachkräfte<br />
von morgen. Wer heute gute<br />
Auszubildende erhält und vor allen Din-<br />
OBERBERGISCHE<br />
impulse<br />
Fotos: BPW und GIRA